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Die Folgen des Wiener Kongress auf Europa: All die neuen Ordnungen (eigentlich die Rückbesinnung der Zustände vor der franz. Revolution von 1789) des Wiener Kongresses blieben langfristig so nicht haltbar. Die Ideen von nationaler Eigenständigkeit im Bürgertum und von bürgerlichen Rechten sind durch die franz. Revolution und Napoleons Code Civil (Grundform des Bürgerlichen Gesetzbuches in Frankreich) auch nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon in den Köpfen der Bürger festgesetzt. In den auf den Kongress folgenden Jahren kam es immer wieder zu Demonstrationen und Aufständen, sogar zu Revolutionen und Kriegen, die sich gegen innenpolitische und zwischenstaatliche Regelungen des Wiener Kongresses richteten. So kam es beispielsweise in Frankreich bei der liberalen Julirevolution 1830 zum Sturz des (1824 eingesetzten) Bourbonenkönigs Karl X., dessen Platz der Bürgerkönig Louis Philippe einnahm. Das polnische Volk fand sich nie mit der Aufteilung ihres Landes ab und so kam es in regelmäßigen Abständen zu regelrechten nationalpolnischen Aufständen gegen die jeweilige Fremdherrschaft. Trotz großer Repressionen (pol. Unterdrückung) und Zensurmaßnahmen hatte es in den Staaten des Deutschen Bundes eine liberale und nationale Bewegung geschafft, das metternische System (in der Märzrevolution von 1948/49) zu überwinden. Trotz späterer Niederschlagung der Märzrevolution, hatte sich die Idee eines gesamtdeutschen Staates in den Köpfen der Bürger eingebrannt. Dieses Ziel erreichte man schließlich nach einigen Jahren 1871 mit dem Ausruf des Deutschen Kaiserreiches unter preußischer Führung als kleindeutsche Lösung (d.h. ohne das bis dahin mitregierende Österreich). Auch in italienischen Staaten und Provinzen kam es zwischen 1815 bis 1870 immer wieder zu zahlreichen Aufständen, deren Ziel die Einigung Italiens war. Dieses Ziel wurde in den Jahren 1861 bis 1870 in Kriegen gegen Österreich hart umkämpft, aber letztlich doch verwirklicht. Der Wiener Kongress (18. September 1814 - 9. Juni 1815) Der Wiener Kongress war eine Konferenz zur Wiederherstellung des europäischen Staatensystems nach der Niederlage des napoleonischen Frankreichs, an der sich alle politischen Mächte Europas, mit Ausnahme der Türkei, beteiligten. Rund 200 Staaten, Herrschaften, Städte und Körperschaften waren

Die Folgen Des Wiener Kongress Auf Europa

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Die Folgen des Wiener Kongress auf Europa:

All die neuen Ordnungen (eigentlich die Rückbesinnung der Zustände vor der franz. Revolution von 1789) des Wiener Kongresses blieben langfristig so nicht haltbar. Die Ideen von nationaler Eigenständigkeit im Bürgertum und von bürgerlichen Rechten sind durch die franz. Revolution und Napoleons Code Civil (Grundform des Bürgerlichen Gesetzbuches in Frankreich) auch nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon in den Köpfen der Bürger festgesetzt. In den auf den Kongress folgenden Jahren kam es immer wieder zu Demonstrationen und Aufständen, sogar zu Revolutionen und Kriegen, die sich gegen innenpolitische und zwischenstaatliche Regelungen des Wiener Kongresses richteten. So kam es beispielsweise in Frankreich bei der liberalen Julirevolution 1830 zum Sturz des (1824 eingesetzten) Bourbonenkönigs Karl X., dessen Platz der Bürgerkönig Louis Philippe einnahm. Das polnische Volk fand sich nie mit der Aufteilung ihres Landes ab und so kam es in regelmäßigen Abständen zu regelrechten nationalpolnischen Aufständen gegen die jeweilige Fremdherrschaft. Trotz großer Repressionen (pol. Unterdrückung) und Zensurmaßnahmen hatte es in den Staaten des Deutschen Bundes eine liberale und nationale Bewegung geschafft, das metternische System (in der Märzrevolution von 1948/49) zu überwinden. Trotz späterer Niederschlagung der Märzrevolution, hatte sich die Idee eines gesamtdeutschen Staates in den Köpfen der Bürger eingebrannt. Dieses Ziel erreichte man schließlich nach einigen Jahren 1871 mit dem Ausruf des Deutschen Kaiserreiches unter preußischer Führung als kleindeutsche Lösung (d.h. ohne das bis dahin mitregierende Österreich). Auch in italienischen Staaten und Provinzen kam es zwischen 1815 bis 1870 immer wieder zu zahlreichen Aufständen, deren Ziel die Einigung Italiens war. Dieses Ziel wurde in den Jahren 1861 bis 1870 in Kriegen gegen Österreich hart umkämpft, aber letztlich doch verwirklicht.

Der Wiener Kongress (18. September 1814 - 9. Juni 1815)

Der Wiener Kongress war eine Konferenz zur Wiederherstellung des europäischen Staatensystems nach der Niederlage des napoleonischen Frankreichs, an der sich alle politischen Mächte Europas, mit Ausnahme der Türkei, beteiligten.Rund 200 Staaten, Herrschaften, Städte und Körperschaften waren vertreten. Als Ganzes ist der am 1. November 1814 formell eröffnete Wiener Kongress jedoch nie zusammengetreten.

Maßgebend war das Komitee der vier - später fünf - Großmächte:

Russland (Zar Alexander I. und Nesselrode)

Großbritannien (Viscount Castlereagh; später Wellington)

Österreich (Metternich)

Preußen (Fürst von Hardenberg und W. von Humboldt)

später: Frankreich (Talleyrand)

Österreich, Preußen und Russland schlossen sich zur so genannten Heiligen Allianzzusammen.

Neben dem Ziel, die Verhältnisse im Nachkriegseuropa zu ordnen, hatte der Kongress die Aufgabe, eine deutsche Verfassung auszuarbeiten, die das deutsche Komitee mit Österreich, Preußen,

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Hannover, Bayern und Württemberg übernahm.

Die wichtigsten Ergebnisse des Kongresses

Die Zahl der Einzelstaaten in Deutschland wurde erheblich verkleinert, ein Prozess, der bereits unter Napoleon I. mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 eingeleitet wurde.

Der lockere Deutsche Bund souveräner Staaten unter der Führung Österreichs entstand.

Preußen verzichtete auf Polen, bekam jedoch Posen und Thorn zurück. Von Sachsen wurde ihm fast die Hälfte zugesprochen, dazu kamen die Rheinprovinz, Westfalen und Schwedisch-Pommern.

Frankreich gab seine 1795 - 1810 annektierten Gebiete zurück, bleibt aber Großmacht in den Grenzen von 1792.

Österreich erhielt viele verschiedene Gebiete (Tirol mit Vorarlberg, die Illyr. Provinzen (Triest, Istrien, Dalmatien usw.), Salzburg...) zurück, wuchs so als Vielvölkerstaat aus Deutschland heraus und dominierte in Italien sowie auf dem westlichen Balkan.

Das Vereinigte Königreich der Niederlande entstand.

Großbritannien ging als Sieger des Wiener Kongresses hervor, da es seine koloniale Stellung festigen und ausbauen konnte.

Auch Russland, das zur führenden Kontinentalmacht aufstieg kann als Sieger betrachtet werden. Russland vergrößerte sein Territorium auf Kosten Polens: 1815 wurde "Kongresspoeln", der größte Teil des Herzogtums Warschau, Russland zugesprochen.

Dänemark gab aufgrund seiner Unterstützung für Napoleon Norwegen an Schweden ab.

Der Schweiz wurde eine immerwährende Neutralität und die Unverletzlichkeit ihrer Grenzen zugesprochen. Diese internationale Anerkennung bildet bis heute die Grundlage für die schweizerische Außenpolitik.

Die Folgen des Wiener Kongresses

Die "Neu"ordnung Europas durch den Wiener Kongress, die im Grunde eine Wiederherstellung der Zustände vor Napoleon sowie vor der Französischen Revolution von 1789 war, blieb auf Dauer nicht bestehen. Trotz der Unterdrückung nationaler, liberaler und demokratischer Bestrebungen und der Restauration, hatten sich die Ideen von bürgerlichen Rechten und nationaler Eigenständigkeit im Bürgertum auch nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon festgesetzt. In den Jahren nach dem Kongress kam es immer wieder zu Demonstrationen, Aufständen, Revolutionen und Kriegen, die sich gegen die jeweils innenpolitischen als auch zwischenstaatlichen Beschlüsse des Wiener Kongresses wandten.

In den Staaten des Deutschen Bundes wuchs trotz massiver Repression und Zensurmaßnahmen eine liberale und nationale Bewegung heran, die schließlich in der Märzrevolution von 1848/49 das Ende des metternichschen Systems bewirkte. Letztendlich wurde die Märzrevolution niedergeschlagen. Trotzdem setzte sich die Idee eines gesamtdeutschen Staates danach auch in konservativen Kreisen durch. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1866 und dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 wurde schließlich 1871 das Deutsche Kaiserreich unter preußischer Führung als kleindeutsche

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Lösung (d.h. ohne Österreich) ausgerufen.

In Frankreich kam es 1830 zur liberalen Julirevolution, in deren Folge der seit 1815 regierende Bourbonenkönig Karl X. gestürzt wurde und der Bürgerkönig Ludwig Philipp an die Macht kam. Dieser wurde wiederum 18 Jahre später durch die Februarrevolution 1848 gestürzt, da er sich immer stärker an der Politik der Heiligen Allianz orientierte. Schließlich wurde 1848 in Frankreich die Zweite Republik ausgerufen.

Polen wurde zwischen Russland, Österreich und Preußen aufgeteilt. Selbstverständlich war dies nicht im Sinne der polnischen Bevölkerung, wodurch es in fast regelmäßigen Abständen immer wieder zu Aufständen gegen die jeweilige Fremdherrschaft kam.

Hauptresultate1.) Frankreich gibt seine 1795 - 1810 annektierten Gebiete zurück bleibt aber Großmacht in den

Grenzen von 1792.2.) Russland vergrößert sein Territorium auf Kosten von Polen. (große Teile des von Napoleon

I. beherrschten polnischen Gebietes hatte der Zar dem Herzogtum von Warschau als "Königreich von Polen" Kongresspolen ") einverleibt)

3.) Preußen verzichtet auf Polen erhält jedoch das Gebiet um Posen und verschiebt seinen Bereich nach Westen (es gewinnt Westfalen und das nördliche Rheinland).

4.) Deutschland wird in eine erheblich verringerte Zahl von Einzelstaaten gegliedert ein Prozess den bereits Napoleon mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 begonnen hatte. Der lockere Deutsche Bund souveräner Staaten entsteht. Diese Entscheidung wird vor allem von patriotisch gesinnten Studenten als Verrat am erhofften deutschen Reich angesehen. Die Burschenschaften entstehen.

5.) Auch Österreich erwirbt Gebiete hinzu vornehmlich die ehemalige Republik Venedig erobert durch Frankreich 1797. Es wird aber durch die Vergrößerung der imperialen Nachbarn eher geschwächt.

6.) Die früher österreichisch beherrschten südlichen Niederlande (in etwa das heutige Belgien) werden den Nordniederlanden einverleibt und bilden damit das vereinigte Königreich der Niederlande.

7.) Die deutschen Staaten Bayern und Hannover werden vergrößert während Sachsen gleichsam als Strafe für sein einstiges Bündnis mit Frankreich nördliche Gebiete an Preußen verliert.

8.) Dänemark gibt aufgrund seiner Unterstützung für Napoleon Norwegen an Schweden ab. Siehe hierzu: Frieden von Kiel