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FORUM 5 DR. JAROSLAV HRABÁNEK (Mainz) Die Geschichte des Bergbaus im böhmischen Erzgebirge Böhmen wurde in seiner Gestalt eines auf die Spitze gestellten Vierecks, das von Randgebir- gen umrahmt wird, häufig als Becken, Kessel oder gar als Festung bezeichnet, nicht zuletzt um seine Jahrhundertlange historische Einheit und Geschlossenheit zu betonen. Das Erzge- birge im Nordwesten, das Elbesandsteingebirge, die aneinadergereihten Bergländer der Sude- ten – vom Riesengebirge bis zum Adlergebirge – in Nordosten, der Böhmerwald im Südwe- sten und der niedere Oberpfälzerwald im Westen bilden in der Tat seit dem Mittelalter die böhmischen Grenzräume nach außen, jedoch keine geschlossene Barriere. Das südböhmische Hügelland verbindet das Land mit dem österreichischen Mühl- und Waldviertel, ebenso wie der Böhmerwald von alten Handelspfaden durchzogen (Salzpfad, Goldener Steig). Durch die Hügel des Oberpfälzerwaldes gehen Handel und Verkehr schon immer nach Westen, und die Gebirgsdurchbrüche der Elbe im Norden und des Glatzer Beckens sowie der Mährischen Pforte mit der Oder im Osten bilden seit ältester Zeit Zuzugstore. Vollends bietet die Böh- misch-Mährische Höhe im Südosten einen sanften, breiten Übergang aus dem Nachbarland Mähren. Gegliedert ist Böhmen durch das Flußsystem der von Osten kommende Elbe, durch die Mol- dau aus dem Süden und ihre rechten (Lužnitz, Sazau) und linken (Ottau, Beraun) Nebenflüsse sowie von der aus dem Fichtelgebirge fließenden Eger. Das Innere Böhmens bildet keines- wegs ein Becken, sondern im Allgemeinen ein vielfältiges Hügelland mit 850 bis 950 m Hö- he; zwischen Sazau und Lužnitz beginnt die Böhmisch-Mährische Höhe, zwischen Moldau und Beraun breitet sich der Brdywald aus, im Westen südlich der Eger das Tepler Bergland, das Duppauer Gebirge und der Kaiserwald, im Norden östlich und westlich der Elbe das Böhmische Mittelgebirge. Wirkliche Beckenlandschaften, die für die frühe Besiedlung be- deutsam waren, finden sich lediglich um die Elbe und untere Moldau und Eger östlich und nördlich von Prag, im Westen um Pilsen und im Süden um Budweis und Wittingau (Třeboň). Der Kamm des Erzgebirges fällt nach Norden in den sächsischen und nach Süden in einen böhmischen Teil. Diese seit Jahrhunderten politisch getrennte Landschaft hatte aber einen ständigen schöpferischen Kontakt. Beide erzgebirgischen Bergbau-Zentren – das sächsische und das böhmische – wurden zum Geburtsort der Montanwissenschaften. Die Erzlagerstätten, welche die Grundlage des erzgebirgischen Bergbaus bilden, verteilen sich nach Art der Erze und dem Reichtum ihrer Vorkommen relativ ungleichmäßig über das Erzgebirge. Wenn auch fast überall Erzvorkommen von nutzbaren mineralen zu finden waren, wurden die wichtigeren Erzlagerstätten und damit auch die bedeutendsten Bergreviere jeweils begrenzte Gebiete des Erzgebirges. Die Blei-, Zink-, Kupfer, Silber-, Kobalt-, Nickel-, Wismut- und Uranerze des Erzgebirges kommen vorwiegend in Gängen vor. Das sind Spalten, die durch gebirgsbildende Vorgänge in der Erdkruste entstanden und durch Erze oder metallfreie mineralen ausgefüllt worden sind. Gemäß Länge, Tiefe und Mächtigkeit sowie Richtung, Neigung (Streichen, Fallen) und Häu- figkeit der Spalten, haben die Erzgänge verschiedene Richtungen, Neigungen und Abstände, vor allem aber verschiedene Horizontal- und Vertikalstreckungen und Mächtigkeiten. Wenn

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DR. JAROSLAV HRABÁNEK (Mainz)

Die Geschichte des Bergbaus im böhmischen Erzgebirge Böhmen wurde in seiner Gestalt eines auf die Spitze gestellten Vierecks, das von Randgebir-gen umrahmt wird, häufig als Becken, Kessel oder gar als Festung bezeichnet, nicht zuletzt um seine Jahrhundertlange historische Einheit und Geschlossenheit zu betonen. Das Erzge-birge im Nordwesten, das Elbesandsteingebirge, die aneinadergereihten Bergländer der Sude-ten – vom Riesengebirge bis zum Adlergebirge – in Nordosten, der Böhmerwald im Südwe-sten und der niedere Oberpfälzerwald im Westen bilden in der Tat seit dem Mittelalter die böhmischen Grenzräume nach außen, jedoch keine geschlossene Barriere. Das südböhmische Hügelland verbindet das Land mit dem österreichischen Mühl- und Waldviertel, ebenso wie der Böhmerwald von alten Handelspfaden durchzogen (Salzpfad, Goldener Steig). Durch die Hügel des Oberpfälzerwaldes gehen Handel und Verkehr schon immer nach Westen, und die Gebirgsdurchbrüche der Elbe im Norden und des Glatzer Beckens sowie der Mährischen Pforte mit der Oder im Osten bilden seit ältester Zeit Zuzugstore. Vollends bietet die Böh-misch-Mährische Höhe im Südosten einen sanften, breiten Übergang aus dem Nachbarland Mähren.

Gegliedert ist Böhmen durch das Flußsystem der von Osten kommende Elbe, durch die Mol-dau aus dem Süden und ihre rechten (Lužnitz, Sazau) und linken (Ottau, Beraun) Nebenflüsse sowie von der aus dem Fichtelgebirge fließenden Eger. Das Innere Böhmens bildet keines-wegs ein Becken, sondern im Allgemeinen ein vielfältiges Hügelland mit 850 bis 950 m Hö-he; zwischen Sazau und Lužnitz beginnt die Böhmisch-Mährische Höhe, zwischen Moldau und Beraun breitet sich der Brdywald aus, im Westen südlich der Eger das Tepler Bergland, das Duppauer Gebirge und der Kaiserwald, im Norden östlich und westlich der Elbe das Böhmische Mittelgebirge. Wirkliche Beckenlandschaften, die für die frühe Besiedlung be-deutsam waren, finden sich lediglich um die Elbe und untere Moldau und Eger östlich und nördlich von Prag, im Westen um Pilsen und im Süden um Budweis und Wittingau (Třeboň).

Der Kamm des Erzgebirges fällt nach Norden in den sächsischen und nach Süden in einen böhmischen Teil. Diese seit Jahrhunderten politisch getrennte Landschaft hatte aber einen ständigen schöpferischen Kontakt. Beide erzgebirgischen Bergbau-Zentren – das sächsische und das böhmische – wurden zum Geburtsort der Montanwissenschaften. Die Erzlagerstätten, welche die Grundlage des erzgebirgischen Bergbaus bilden, verteilen sich nach Art der Erze und dem Reichtum ihrer Vorkommen relativ ungleichmäßig über das Erzgebirge. Wenn auch fast überall Erzvorkommen von nutzbaren mineralen zu finden waren, wurden die wichtigeren Erzlagerstätten und damit auch die bedeutendsten Bergreviere jeweils begrenzte Gebiete des Erzgebirges.

Die Blei-, Zink-, Kupfer, Silber-, Kobalt-, Nickel-, Wismut- und Uranerze des Erzgebirges kommen vorwiegend in Gängen vor. Das sind Spalten, die durch gebirgsbildende Vorgänge in der Erdkruste entstanden und durch Erze oder metallfreie mineralen ausgefüllt worden sind. Gemäß Länge, Tiefe und Mächtigkeit sowie Richtung, Neigung (Streichen, Fallen) und Häu-figkeit der Spalten, haben die Erzgänge verschiedene Richtungen, Neigungen und Abstände, vor allem aber verschiedene Horizontal- und Vertikalstreckungen und Mächtigkeiten. Wenn

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man bedenkt, daß neben den unterschiedlichen Mächtigkeiten eines Ganges auch sein Mine-ralinhalt in der Erzführung, also im Verhältnis von Erzmineralen zu tauben Mineralen, in wei-ten Grenzen variieren kann, dann versteht man das wechselnde Aufblühen und Verarmen vie-ler Gruben im Laufe ihrer Geschichte. Das böhmische Erzgebirge erhielt durch den Bergbau nicht nur seinen Namen, sonder auch viele eigenständige kulturelle Traditionen. Ohne Berg-bau wären zahlreiche Städte, wie Graupen (Krupka), St. Joachimsthal (Jáchymov), Bäringen (Pernink), Gottesgab (Boží Dar), Platten (Horní Blatná), nie entstanden, hätte man nicht gera-de dort Erze gefunden und verarbeitet. Die über Jahrhunderte nachweisbare, produktive und kulturelle Tätigkeit des Berg- und Hüttenmannes prägte maßgeblich die Landschaft des böh-mischen Erzgebirges. Mit ihr verknüpft sich vieles, was wir mit Recht als Schätze der Welt-kultur bezeichnen.

Ziehen wir nur die historische Zeit der Geschichte der auf diesem Gebiet zu Beginn unserer Zeitrechnung siedelnden Völker in Betracht, so können wir annehmen, daß die erste Nutzung der hier vorkommenden Erzen wahrscheinlich in die Wende des 10. und 11. Jahrhunderts fällt, während die rationelle Entwicklung der Erzförderung nachweislich erst im 13. und 14. Jahrhundert beginnt. In den an Erzvorkommen reichen Orten entstanden Bergmannssiedlun-gen, die im Falle von reichen und ständigen Erzadern rasch wuchsen und sich in größere Sied-lungen verwandelten. Diese wurden dann von den Besitzern der betreffenden Herrschaft, eventuell auch vom Herrscher des Landes, zur Stadt und später zu Bergstädten erhoben, denen gleichzeitig auch verschiedene Privilegien zur Anregung weiterer Bauvorhaben gewährt wur-den.

Den Herrschern ging es vor allem um eine intensive Förderung der Erze, denn diese ermög-lichte ihnen die notwendige Unabhängigkeit, nicht nur in den für die wirtschaftliche Entwick-lung des Landes erforderlichen allgemeinen Erzrohstoffen, sondern auch in den zur Prägung eigener Münzen unerläßlichen Edelmetallen zu gewinnen. Deswegen kamen auch die böhmi-schen und deutschen Könige den Wünschen der Besitzer einer Herrschaft, auf der mineralen gefördert wurden, bereitwillig entgegen, ihre Siedlungen zu Städten und Bergstätten zu erhe-ben. Die Herrscher bestätigen nicht nur den Bergleuten und den Bewohnern der Bergstädte Privilegien und Rechte, die ihnen ursprünglich von den Herrschaftsbesitzern gewährt wurden, sonder sie verliehen und verbesserten auch den Bergstädten ihre Siegel und Stadtwappen. Es kam auch häufig vor, daß der Herrscher auf Grund seines Rechtes den Besitzern der Herr-schaft ein reiches Edelmetallvorkommen abnahm und dieses ausschließlich in seiner Verwal-tung beließ; in einem solchen Falle erhob er die bei dieser Herrschaft entstandenen Bergstädte auf die damals höchste Stufe – zu königlichen Bergstädten.

Die Bergarbeitersiedlungen und die später daraus entstandenen Bergstädte im böhmischen Erzgebirge hatten für die Entwicklung historische Komplexe und auch für den Staat selbst eine wirtschaftliche, politische und kulturelle Bedeutung. Der Reichtum an Bodenschätzen erklärt z. T. die historische Bedeutung beider Länder, die Position ihrer Herrscher und später des Adels, aber auch die relativ frühe Ausbildung von Gewerbelandschaften und Industrie. Gold- und Silberförderung vom Mittelalter bis zum 16. Jahrhundert begründeten den Reich-tum der Herrscher; dazu kamen Eisen, Blei, Zinn, Mangan, Magnesit und Uran.

Für die Industrialisierung sind die Braunkohlebergbaue in einer breiten Zone südlich des Erz-gebirges und der Steinkohlebergbau um Ostrau bedeutsam geworden. Schließlich bilden Kao-lin und Quarz die Grundlage für die traditionsreiche Keramik- und Glasherstellung. Insgesamt

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stehen Industrie und Landwirtschaft in einem relativ ausgewogenen Verhältnis zueinander. Historische Fernhandelstrasßen führten durch die Mährische Pforte, andere kreuzten sich – von Nürnberg über Eger oder Pilsen, von Linz über Taus, von Breslau über Glatz, von Süd-Mähren über Iglau bis nach Prag. Im 18. Jahrhundert wurden von Kaiser Karl VI. und Kaise-rin Maria Teresia zu Handels-, Post- und Militärzwecken die Straßen ausgebaut und die Grundlage für ein dichteres, modernes Straßennetz geschaffen. 1839 begann man mit dem Bau von Eisenbahnstrecken, deren System 1919 weitgehend abgeschlossen war. Bis dahin war der Verkehr auf die Kommunikation mit Wien ausgerichtet, seither jedoch orientiert er sich auf die Hauptstadt Prag.

Mit der hier vorliegenden Arbeit möchte ich einen Überblick über die Bergbaugeschichte im böhmischen Erzgebirge, aufgrund einer Forschung in zahlreichen Archiven, Bibliotheken, Museen und langjähriger Kenntnis des Terrains bringen. Geographisch ist die Arbeit in drei Bergbaubezirke aufgeteilt: 1. Bergbaubezirk Erzgebirge Ost, 2. Bergbaubezirk Erzgebirge Mitte und 3. Bergbaubezirk Erzgebirge West.

Abb. Mittelalterliche Bergstädte des böhmischen und sächsischen Erzgebirges (16. Jh.)

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I Bergbaubezirk Erzgebirge Ost Zinnseifen (Flußseifen) wurden im frühen Mittelalter und wahrscheinlich bereits in vorge-schichtlicher Zeit im sächsischen und böhmischen Ost-Erzgebirge gefördert. Die physikali-schen und chemischen Eigenschaften machen Zinnstein (Mineral: Kassiterit, chem. SnO2) zu einem typischen Seifenmaterial zur Gewinnung von Zinn. In der Umgebung der meisten pri-mären Zinnlagerstätten finden sich Seifen. Begleitminerale sind häufig auch andere wider-standsfähige Schwer mineralen. Nach Erschöpfung der Zinnseifen wurde Zinn in primären Lagerstätten bergmännisch abgebaut.

Im böhmischen Erzgebirge liegen die Zinnlagerstätten Graupen und andere im Bereich der Süd-Nord-gestreckten Zonen des Teplitzer Quarzporphyrs (Graupen) und der Granite von Zinnwald; sie sind mit deren Entstehung ursächlich verbunden. Die wesentlichen Erzminerale sind z. B. Zinnstein, Bleiglanz (oft silberhaltig), Pyrit, Kupferkies, Arsenkies, Molybdänit, Wolframit. Neben den Erzmineralen wurde auf der Lagerstätte Moldau (Moldava) das Mine-ral Fluorit, chem. CaF2, aus Gangfüllungen bergmännisch abgebaut. In Moldau herrscht in den oberen Teilen der Lagerstätten gleichfalls Baryt, chem. Ba[SO4], gegenüber Fluorit vor. In den tieferen Teilen der Lagerstätte besteht die Gangfüllung aus Fluorit und Quarz, und der Fluoritanteil nimmt zu. Moldau (Moldava) ist die größte Fluorit-Lagestätte der Tschechischen Republik.

Bergbaubezirk Graupen (Zinn, Wolfram, Molybdän) Im östlichen Teil des böhmischen Erzgebirges liegt der Bergbaubezirk Graupen mit seinen Erzvorkommen von Zinn, Wolframit und Molybdänit. Erste Berichte über die Gewinnung von Zinnerzen durch Waschen in den Sekundären-Ablagerungen (Seifen) unterhalb des Ortes Graupen und oberhalb des Nordrands von Mariaschein (Bohosudov) gehen zurück in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts. Der Beginn der Zinngewinnung ist aber wahrscheinlich schon sehr viel früher anzunehmen. In der Vergangenheit gehörte der Bergbaubezirk Graupen zu den ganz alten Zinnbezirken, wo man weiß, daß der Abbau von Zinnseifen bereits in der Bronzenzeit durchgeführt wurde. Durch historische Überlieferungen ist der Abbau von Pri-märerzen seit dem 13. Jahrhundert auf ein Gebiet zwischen Graupen (Krupka), Mückenberg (Komáří Vížka) und Mariaschein (Bohosudov) konzentriert. Bei den ältesten Gruben handelte es sich um flache Tagebaue. Überreste der Zinnabbaue finden sich in Form großer Pingen, z. B. am Hügel Mückenberg, am Preiselberg, in Knöttel, mit Zwickenpinge und Mahler-Gangzug, wobei diese Abbauform bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts beibehalten wurde. Die ersten Fortschritte der Bergbautechnik gab es in der Grube Müntzer (am Hügel von Mük-kenberg), die vom Herrn Hans Müntzer, genannt „Der Reiche“, aus Graupen 1444 in Betrieb genommen wurde. Die Herrschaft über Graupen samt allen Gruben hielt bis 1487 die Familie Koldic; später wechselte der Besitz sehr häufig.

Die Konkurrenz anderer Zinnbezirke und die höheren Kosten des Abbaus in der Tiefe führten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einer gewissen Stagnation. Aus diesem Grunde begann man 1487 mit dem Bau des neuen Wasserlösestollns Dürholz („im dürren Holze“)

unterhalb des Lucaszechner Ganges (Gang Lukáš) im Revier Mückenberg. Die Wende zum Besseren kam, als dieser Stolln Ende des 15. Jahrhunderts vollendet war. In dieser Zeit wurde etwa in 150 Gruben im Bergbaubezirk Graupen gearbeitet.

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Wie in vielen anderen Revieren verursachte der 30jährige Krieg einen starken Rückgang der Bergbauaktivitäten. Die Stadt Graupen (Krupka) wurde viele Male niedergebrannt und ge-plündert. Nach dem 30jährigen Krieg erreichte der Abbau nie mehr seine führenden Ausmaße und seine Bedeutung. Die dortigen kleinen Gruben waren nicht mehr in der Lage, mit den reicheren Lagerstättenbezirken im westlichen Teil des böhmischen Erzgebirges und Sachsens zu konkurrieren. Erste Fortschritte gab es erst wieder im 18. Jahrhundert, als einige mächtige Gänge und stehengelassenen Pfeiler im „Alten Mann“ abgebaut wurden. Auch die alten Sei-fen wurden wieder durchgearbeitet. Außer dem Zinnmineral Kassiterit wurden bis 1811 auch Kupferkies und Kupfervitriol gewonnen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Gruben rationell abgebaut. Die Erz-Gänge „Quarzflacher“ und „Kreuzgänger Flacher“ unter der Siedlung Ober-Graupen (Horní Krupka) wurden untersucht, und man gewann hier Zinn und geringe Mengen von Kupfer und Wismut. Die Untersuchungen der Lagerstätten scheiterten an der Konkurrenz des billigen Zinns aus Übersee gegen Ende des letzten Jahrhunderts.

Während des Ersten Weltkriegs wurde der Luxer Gang wegen seines Wolfram-Gehalts abge-baut, die Arbeiten wurden aber im Jahre 1922 bereits wieder beendet. Mit der Untersuchung der molybdänitführenden Quarzgänge bei Rosenthal (über die Stolln „5. Mai“ in Preiselberger Revier) wurden die Prospektionsarbeiten im Bergbaubezirk Graupen abgeschlossen. Im Zu-sammenhang mit dem politischen und wirtschaftlichen Umbruch in der Tschechischen Repu-blik im Jahre 1990 wurden schließlich alle Bergbauaktivitäten im Bezirk Graupen eingestellt.

Rosenthal (Vrchoslav) (Zinn, Wolfram, Molybdän, Fluorit) Die Untersuchungen der Fluoritlagerstätte Vrchoslav begann 1951, Abbau und Aufbereitung dann 1952. Die Lagerstätte wurde durch mehrere Stolln erschlossen (insgesamt sind zehn Gänge nachgewiesen worden). Ein Blindschacht wurde im Haupt-Stolln „5. Mai“ abgeteuft; die Lagerstätte ist bis 200 m unterhalb dieser Sohle erschlossen worden. Nach Gewinnung von etwa 320.000 Tonnen Fluorit wurde der Abbau im Jahre 1969 eingestellt.

Mückenberg (Komáří Vížka) (Zinn, Kupfer) Auf der Hügelkuppe Mückenberg wurden Zinn und Kupfererze in einem „Tagebau“ und im „Göppel-Schacht“ abgebaut. In den sechzigen Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Greisengesteine am Mückenberg intensiv erforscht. Der Tagebau auf dem 140 x 45 m mes-senden Greisenkörper ist heute teilweise aufgeforstet und der „Göppel-Schacht“ wurde ver-füllt. Das Gebiet Hosenwetter mit Zwickenberg gehörte ebenfalls zum Sektor Mückenberg. Von Hosenwetter und Zwickenberg wurden 15 Gruben und drei Stolln beschrieben.

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Preiselberg und Steinknochen (Zinn, Wolfram, Molybdän)

Im westlichen Teil des Lagerstättenbezirks Graupen waren am bedeutendsten die Sektoren Preiselberg und Steinknochen mit den Gruben „14 Nordhelfer“, „König David“, „Leonhard“ und anderen sechs Stolln. In den sechzigen Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Erz-Mineralisationen im Preiselberger Revier (Luxer Gang bzw. Preiselberger Pinge) intensiv erforscht. Nach der Entdeckung der unterirdischen Flankenaufwölbung des Preiselberger Gra-nit-Stocks wurden intensiv die „Stolln Nr. 1, 2 und 3“, „Neu Martin Stolln“ und der „5. Mai Stolln“ (sog. Galery 5. Mai) vorgetrieben. Weil man weitere Granitstöcke erwartete, konzen-trierte sich die Prospektion hierauf. Eine ganze Zahl von Tiefbohrungen (500-800 m) erlaubte es, den Kontakt und Lage des Albit-/Zinnwaldit-Granites zu kartieren. Die Mineralisation erwies sich jedoch als wirtschaftlich unbedeutend. Am Preiselberg wurden aus Greisen Zinn, Wolfram und Molybdän und aus dem Sektor Steinknochen aus flachen Gängen Zinn und Wolfram abgebaut.

Knöttel (Knödel) (Zinn, Molybdän, Kalifeldspat) Auch hier wurden die ältesten Gruben im flachen Tagebau betrieben. Überreste der Zinn-Abbaue finden sich in Form großer Pingen („Zwickenpinge“ und „Mahler-Gangzug“), wobei diese Abbauform bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts beibehalten wurde. Weitere Gruben, wie z. B. „Patzelt“, „Fischer“, „Dreikönig“, „Dreieinigkeit“ und vier Stolln werden aus dem Bezirk Knöttel erwähnt. So z. B. der „Barbara Stolln“, der heute nicht mehr zugänglich ist. Die Erzgänge im Bereich des „Barbara Stollns“ gehören zu den reichsten Mineralvorkommen in Bergbaubezirk Graupen. Der „Wenzel Stolln“ am Hang des Sessellifts ist heute zugänglich; der „Neue Abendstern Stolln“ ist mittlerweile unzugänglich. Während des Zweiten Weltkrie-ges begann man auf dem Prokop-Quarzstock im Knöttel-Revier Molybdän abzubauen und gewann auf dem „Luxer Gang“ Zinn- und Wolframerze. Die Reste dieser Erze wurden bis 1956 abgebaut. Revier Knöttel ist in sammlerischer Hinsicht eines der besten Vorkommen im Lagerstättenbezirk Graupen.

Graupen Stadt (Krupka město) Die mit der Zinnförderung im Zusammenhang stehenden Anfänge der Besiedlung von Grau-pen reichen in die Zeit um 1240 zurück. Eine Urkunde des Königs Wenzel II. von 1305 spricht von Ort „Crupa“, wo nach Zinn gegraben wurde. Im Jahre 1305 wurde Zinn aus Seifen gewonnen. Die erste Erwähnung der unterhalb der Burg liegenden Siedlung stammt von 1330. Diese alte Bergstadt ist wahrscheinlich die älteste Bergstadt des böhmischen Erzgebirges. Bei Graupen und auf der meißnischen Seite des Gebirges wurden 1402 Zinnseifen und Zinngru-ben verliehen.

Die Entfaltung des Bergbaus zeigen die Bergordnungen von 1464 und 1487. Sie belegen, daß sich das in Graupen geltende Bergrecht am Iglau-Kuttenberger Bergrecht orientierte, auch wenn sich zusätzlich Einflüsse aus Sachsen niederschlugen. Die Bürger von Graupen partizi-pierten auch an der Zinnförderung auf der Nordseite des Erzgebirges, namentlich in Altenberg und Geysing. 1478 wurde Graupen von König Vladislav II. zur Bergstadt erhoben. Ihre größte

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Blütezeit in der Zinnförderung erreichte Graupen in der zweiten Hälfte des 15. Jh. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Am 3.5.1547 wurde Graupen zur Königlichen Freien Bergstadt ernannt. Weitere Privilegien wurden 1542 von König Ferdinand I., 1567 von König Maxmilian II., 1578 von König Rudolf II., 1617 von König Mathias, 1631 von König Ferdi-nand II., 1691 von König Leopold I. und 1715 von König Karl VI. bestätigt und erweitert.

Bis 1615 wahrte Graupen den Status einer Freien Stadt, die nachfolgend bis 1710 den Herren von Sternberg gehörte. Der Zinnabbau ruhte im 30jährigen Krieg, wofür u. a. die Abwande-rung der Protestanten ins lutherische Sachsen verantwortlich war. Ab 1710 erwarb Graf Franz Clary-Aldringen die Herrschaft und der Zinnbergbau blühte vorübergehend wieder auf; nach 1794 setzte jedoch ein erneuter Verfall ein. Im Jahre 1871 erhielten Graupen einen Eisen-bahnanschluß. Seit 1879 nahm die Förderung von Wolfram und Molybdän zu. Bei Graupen wurden im zweiten Weltkrieg kleine Mengen von Molybdänerzen abgebaut. Die bei der Er-kundung nachgewiesenen Vorräte hatten einen Gehalt von 0,33 % Molybdän.

Böhmisch Zinnwald (Cínovec) (Silber, Zinn, Wolfram, Molybdän) Der seit 1378 bekannte Zinnbergbau auf dem Kamm des Erzgebirges zwischen Altenberg (Sachsen) und Graupen (Böhmen) im „Zinn-Wald“ ließ 1562/1563 die Orte Böhmisch Zinn-wald (Cínovec) und ab 1570 Sächsisch Zinnwald entstehen. Trotz der teilweise an Zinnstein reichen Zwitterflötze hat der Zinnwalder Bergbau auf Grund der geringeren Erzmengen ins-gesamt ökonomisch nie die Bedeutung und technisch nie das Niveau des Altenberger und Graupener Bergbaus erlangt. Der Zinnwalder Bergbau unterstand auch nicht den Lehns-oberherren, sondern den jeweiligen Grundherren – auf böhmischer Seite beispielsweise u. a. den Herren von Lobkowitz, auf sächsischer Seite den Herren von Bünau und ab 1818 den Grafen von Hohenthal.

Die Gemeinde Böhmisch Zinnwald wurde 1378 das erste Mal als Pfafdorf erwähnt, zugleich ist dies der erste Hinweis auf Bergbau in diesem Gebiet. Die Ortschaft wurde von der böhmi-schen Bergstadt Graupen besiedelt. Jahrhunderte lang lebte der Ort von umfangreichen Zinn-vorkommen, die sich zu etwa ⅔ auf böhmischem Gebiet befanden. Während der sächsische Teil Grundbesitz der Familie von Bünau auf Schloss Lauenstein war, unterscheidet man auf böhmischer Seite den Biliner Teil, der zur Herrschaft des Fürsten von Lobkowitz gehörte, und den Graupener Teil, im Besitz der vielfach wechselnden Grundherren der Bergstadt Graupen. Der Graupener Teil Zinnwalds fiel 1710 an die Familie des Fürsten Clary-Aldringen in Te-plitz.

Um 1500 wurde der erste Schacht „ Zu den wunderlichen drei Köpfen“ geteuft. Erst 1537 wurde bei Zinnwald der eindeutige Grenzverlauf zwischen Sachsen und Böhmen festgelegt. Eine Blüte erlebte der Bergbau nach 1547, als man im Stolln „ Ungläubiger Thomas“ Silber fand. Zinnwald lag an einer wichtigen Verbindungsstraße nach Sachsen, was sich im 30jährigen Krieg als nachteilig herausstellte. Die Silberförderung erlebte erst nach den Wirren des Krieges einen Aufschwung.

Im Jahre1564 wurde in Böhmisch Zinnwald 13 Häuser auf Kosten des Königs von Böhmen gebaut. In diesem Jahr erteilte Kaiser Maximilian II. Böhmisch Zinnwald die Privilegien. Im Jahre 1570 sind erste Aussiedler auf sächsischer Seite angekommen.

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1628 siedeln sich in Sächsisch Zinnwald böhmische Exilanten an. Im Jahre 1664 wurde Böh-misch Zinnwald erstmal als Städtchen bezeichnet. Das Bedürfnis nach qualifizierten Bergleu-ten bewirkte, daß Zinnwald auch fortan eine der wenigen Gemeinden und Böhmen blieb, in denen Protestenten dominierten.

Um 1750 blühte der Bergbau in Zinnwald, wobei der Silberbergbau gegenüber dem Abbau von Zinnerzen vorherrschte. Mit der Kontinentalsperre 1806/1807 wurde englisches Zinn auf dem europäischen Markt ausgeschaltet. 1879 entdeckte man das Mineral Wolframit, das dann auch von den alten Halden gefördert wurde. Seit dem Ersten Weltkrieg gewann man Erze, die in Příbram und in Sachsen weiterverarbeitet wurden. Auch die Gewinnung von Zinnerz wurde wieder aufgenommen (der jährliche Ertrag lag bis 1933 bei mehr als 10.000 Tonnen Erz). Im Juli 1924 wurde der Bergbau in Sächsischen Zinnwald stillgelegt. Am 4. April 1934 wurde der Betrieb wieder aufgenommen und im Jahre 1938 definitiv beendet.

Nach der Annexion des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich wurden in den Jahren 1940 bis 1942 die Betriebsanlagen durch die Modernisierung des Militärschachtes und den Neubau der Erzaufbereitung erweitert. Neben der Beschäftigung in Bergbau sicherten sich die An-wohner ihre Existenz durch spärliche Landwirtschaft und Kleinhandwerk. Nach Kriegsende 1945 wurden die sudetendeutsche Bevölkerung nach Deutschland vertrieben und fast 200 Häuser abgerissen. Im Jahre 1950 erhielt der Ort seinen tschechischen Namen Cínovec (Zinn-berg) und gehört seit 1980 zur Ortschaft Eichwald (Dubí). Zwischen 1952 und 1958 wurden die alten Bergbauobjekte intensiv untersucht. Danach wurden nur zinnreiche Quarz-Kassiterit-Gänge weiter abgebaut. Im Jähre 1960 erweiterte man dank neuer Fördermethoden den Abbau in großem Umfang und erreichte mit neu erschlossenen Schächten eine größere Tiefe. Der Bergbau in Böhmisch Zinnwald wurde erst im November 1990 eingestellt.

Der Ort ist heute ein Touristen- und Erholungszentrum für Wintersport, zugleich ein stark frequentierter, 1958 wiedereröffneter Grenzübergang zum Freistaat Sachsen. Jenseits der Staatsgrenze liegen die sächsische Gemeinde Zinnwald und das damit verbundene Georgen-thal. Auf deutscher Seite wurde der Bergbau wegen Erschöpfung der Vorräte im Jahre 1938 eingestellt. „Alter Schacht“ und „Neuer Schacht“ verblieben als bekannte Bergbauobjekte.

Moldau (Moldava) (Silber, Kupfer, Blei, Fluorit) Nachdem Fluorit und Baryt über lange Zeit nur als Gangart angesehen wurden, erlangten sie im 20. Jahrhundert aufgrund neuer industrieller Verwertungsmöglichkeiten auch im Erzgebir-ge als Rohstoffe Bedeutung.

Moldau liegt an der Quelle des Flüßchens Moldava, nordwestlich der Stadt Teplitz, und den historischen Bergbaurevier Niklasberg (Mikulov). Urkundlich ist die Existenz der Ortschaft Moldau schon aus dem Jahre 1346 belegt (im Jahre 836 spricht man von Milda, im Jahre 956 von Muldawa und 981 von Multha, Mulda). In der Umgebung von Moldau befinden sich Re-ste von 20 Stolln, in denen wurden früher wahrscheinlich Silber-, Blei- und Kupfererze berg-männisch abgebaut. Im 19. Jahrhundert bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden oh-ne Erfolg geologische Prospektionen auf Blei- und Zinnerze durchgeführt. Im Jahre 1953 be-gann man in der Umgebung von Moldau mit geologischer Prospektion. In diesem Jahr wur-den am Nordhang des Flüßchens Moldava Fluorit (chem. CaF2) und Baryt (chem. Ba[SO4]) im Gang „Josef“ entdeckt. Im oberen Teil der Lagerstätte herrscht gleichfalls Baryt gegenüber

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Fluorit vor, im mittleren Teil tritt Fluorit mit einer untergeordneten Beimengung von Baryt auf, und im tieferen Niveau besteht die Gangfüllung aus Fluorit und Quarz. Der Fluoritanteil nimmt mit der Gang-Mächtigkeit zu. Die Lagerstätte wurden von 1954 bis 1956 durch Schurfgräben, „Josef Stolln“ und „Schacht H-1“ untersucht, und im Jahre 1957 begann man sie bergmännisch abzubauen. Später wurde der „Fluorit Papagei Gang “ neu entdeckt und mit dem „Schacht H-2“ bis in 400 m Tiefe verfolgt und abgebaut. Geförderter Fluorit wurde durch Flotation zu Konzentrat für die Chemie und Verhüttungs-Industrie verarbeitet. Bis auf wenige oder zeitweise Ausnahmen lieferte die Lagerstätte Moldau nur Material mit kompli-zierten Verwachsungsverhältnissen von Fluorit und Baryt mit Quarz, Buntmetallsulfiden und Eisenoxyden, die die Verwertbarkeit einschränkten. Insgesamt wurden von 1957 bis 1993 pro Jahr 18.624 Tonnen Fluorit gefördert. Aus ökonomischen Gründen wurde die Fluoritförde-rung im Jahre 1993 beendet. Moldau ist die größte Fluorit-Lagerstätte der Tschechischen Re-publik. Zu ähnlichen Fluorit- und Baryt-Mineralisationen gehören auch die Reviere Rosenthal (Vrchoslav), Radis (Hradiště) und die Schmiedeberg-Magistrale (Magistrála Kovářská).

Klostergrab (Hrob) (Silber) Klostergrab (Hrob) war bereits im 12. Jahrhundert als Bauerndorf bekannt. Der böhmische König Vladislav II. erteilte am 24. Oktober 1477 der Bergarbeitersiedlung das Städtchenrecht. Im Jahre 1594 wurde Klostergrab von König Rudolf II. zur Bergstadt erhoben.

Niklasberg (Mikulov) (Silber, Zinn) Niklasberg befindet sich im östlichen Erzgebirge. Die im Jahre 1551 bei Silber- und Zinn-Erzgruben entstandene Bergortschaft erhielt bereits drei Jahre später vom damaligen Besitzer des Herrschaftsgutes Lidvin von Lobkowitz die Vorrechte eines Bergstädtchens. In beschei-denem Umfangs wurde zwischen 1554 und 1563 in Niklasberg silberhaltiges Bleierz berg-männisch abgebaut. Im Jahre 1597 hat Kaiser Rudolf II. Niklasberg zur Königlichen Berg-stadt erhoben. Die bekannten Bergbauobjekte in dem Bergbaurevier Klostergrab – Niklasberg sind z. B. die Stolln „Renner“, „Gabriel“, „Löhnschaftler“, „Dreiköng“, „Aller Heiligen“, „Kreuz“ und „Anton“.

Katharinaberg (Hora sv. Kateřiny) (Silber, Blei, Kupfer, Zinn) Das 18 km nordwestlich von Brüx gelegene Katharinaberg taucht erstmals 1473 unter dem Namen „Cattenberg“ auf. Die Entstehung des Ortes hing mit der sich ausdehnenden Silber-förderung zusammen. Im Jahre 1517 wurden hier Bleiglanz und Kupfer bergmännisch abge-baut. Der Montanunternehmer Sebastian von Weitmühl wandelte die Bergsiedlung in ein Städtchen um und erwarb vom König Ferdinand I. ein Privileg zur Durchführung eines jährli-chen Marktes sowie zur Verwendung eines Stadtwappens. Am 2.1.1597 erhebt Kaiser Rudolf II. die Stadt zur königlichen Bergstadt und erteilt ihr weitere Privilegien.

Die Erzförderung erlebte bis 1633 eine Konjunktur, dann fiel die Stadt einer Feuersbrunst zum Opfer. In den Jahren 1714 bis 1760 erlebte Katharinaberg eine zweite Konjunktur, als das hier gewonnene Kupfer besonders ins benachbarte Sachsen ausgeführt wurde. In kleinem Umfang fand in Katharinaberg auch Bergbau auf Bleierz statt. Im Jahre 1786 wurde die Erz-

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förderung eingestellt, und die Bewohner orientierten sich auf die Fertigung von Holzspiel-zeug. Bekannte Bergbauobjekte sind z. B. die Stolln „Kreuz“, „Andreas Einigkeit“, „Nikolai“, „Hans Offener“ und „Elias“. Auf dem „Nikolaus Gang“ wurden 25 cm mächtige komplexe Erzgänge von Kupfer-, Blei- und Zink bergmännisch abgebaut.

II Bergbaubezirk Erzgebirge Mitte Die Vererzung in diesem Bergbaubezirk zeigt sich meist in einfachen, scharf begrenzten Spal-tengängen. Der Mineralinhalt dieser Gänge ist relativ artenreich. Die wesentlichen Minerale sind z. B. gediegen Silber und verschiedene komplexe Silberminerale (Dyskrasit, gediegen Arsen, selten gediegen Antimon), Kobalt- und Nickelminerale, gediegen Wismut usw. Berg-wirtschaftlich lagen im 15. Jahrhundert reiche Silbergruben mit ungewöhnlichen Einzelfun-den vor. Die reinen Silbererzgänge spielen heute wirtschaftlich überhaupt keine Rolle mehr.

Im 17. und 18. Jahrhundert war dieser Bergbaubezirk durch die Gewinnung des Kobalts (zu Herstellung der Farbe Kobaltblaue) berühmt geworden. Auch die Wismuterze wurden vom 18. Jahrhundert an mitgewonnen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die uranführenden Gangteile nach der Tiefe hin aufgeschlossen und unter großem Einsatz abgebaut. Die Umkri-stallisations-Produkte von mergeligen Karbonatgesteinen, in der Regel grobkörnig, mit Mine-ralen Hedenbergit, eisenreicher Hornblende, andraditreichem Granat, Epidot, dazu seltene Silikate, verwachsen mit sulfidischen, oxidischen und anderen Erzmineralen, werden nach einem alten schwedischen Bergmannausdruck als Skarn bezeichnet. Man spricht deshalb auch allgemein von Skarnlagerstätten. Aus Skarnlagerstätten wurden die Eisenerze Magnetit und Hämatit bergmännisch abgebaut (Kupferberg, Orpus usw.)

Sebastiansberg (Hora sv. Šebestiána) (Kupfer, Silber, Zinn) Das auf dem Erzgebirgskamm an der böhmisch-sächsischen Grenze liegende Sebastiansberg wurde in der Nähe der Silbererzgruben um die Jahre 1513 bis 1515 von dem als Organisator und Förderer des Bergbaus im Komotauer Gebiet bekannten Sebastian von Weitmühle ge-gründet. Ab 1540 begannen Bergbau und Gründung der Stadt Sebastiansberg. Silber und et-was Kupfer wurde hier aus Oxidations- und Zementationszonen bergmännisch abgebaut.

Im Jahre 1536 erhielt Sebastiansberg die Zollprivilegien, 1558 wurde die Stadt vom Kaiser Ferdinand I. zum Städtchen erhoben, am 1.4.1563 zur Stadt. Seit dem Jahr 1558 verfügte sie über ein selbstständiges Bergamt. Im Jahre 1561 bekam sie eine Bergordnung. Die 1571 „Ba-stianperk“ genannte, durch Silber-, Zinn- und Kupferabbau rasch wachsende Bergstadt fiel an Herzog Ferdinand von Tirol, später an die Herren Hassenstein von Lobkowitz und 1605 an die königliche Kammer. Am 2.1.1597 erhob der Kaiser Rudolf II. Sebastianberg zur königli-chen Bergstadt.

Hatte sich das frühzeitig protestantische Sebastiansberg noch 1617 von Zinnsverpflichtungen loskaufen können, so verursachten der Rückgang des Bergbaus, der 30jährige Krieg, die nach 1630 einsetzende Gegenreformation, der Stadtbrand von 1636 sowie wiederholte Durchmär-sche österreichischer und preußischer Truppen im 18. Jahrhundert empfindliche Rückschläge. Im Jahre 1665 wurden frühere Bergrechte und Privilegien von Kaiser Leopold I., 1782 von Kaiser Joseph II. und 1795 von Kaiser Franz II. bestätigt. Die Stadt wurde1852 und 1854 er-

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neut von Feuersbrünsten heimgesucht und größtenteils niedergebrannt. Die Spielwarenerzeu-gung, Strickerei, Spitzenklöppelei und Borstenviehhandel prägten die Stadt. Bekannt wurden auch die Lehrwerkstätten für Korbflechterei sowie die Moorversuchs-Anstalt (Moormuseum) in der bis 1945 deutschen Stadt. Im Ort Ulmbach (Jilmová) nordwestlich von Sebastiansberg wurde im Laufe des 18. Jh. im Schacht „Schwarzer Hengst“ Eisenerz abgebaut. Dieses Erz war nicht qualitätsvoll, und der Schacht war oft außer Betrieb. Bekannte Bergbauobjekte sind z. B. die Stolln „Matthäus“, „Himmelfürst“, „Segen Gottes“, „Leopold“, „Kaiserzug“ und „Leonardi“. In kleinenmUmfang fand in Sebastiansberg auch Bergbau auf Bleierz statt.

Platz (Místo) (Eisenerze, Silber?) Im mittleren Teil des Erzgebirges wurden offensichtlich im 16. Jahrhundert Bergorte bei den Silbererzgruben gegründet. So sollte 1449 bei Platz ein Hammer existieren. Im Jahre 1606 wurde Platz zum ersten Mal als Stadt erwähnt. Die zahlreichen Bergbaureste (z. B. „Stolln Röhrl“) in Umgebung von Platz deuten nicht auf Silberabbau, sondern eher auf Eisenerzabbau hin. Für das Jahr 1794 ist die Existenz einer Drahtfabrik von Franz Heeg nachweisbar.

Schimberg (Podhůří) (Eisenerz) Die Ansiedlung hieß ehemals Schönberg, manchmal auch Schönburg. Aus dem Jahre 1542 stammt die erste bekannte Nachricht über ein „Schimberg“. Intensiverer Bergbau entwickelte sich hier erst im 19. Jahrhundert. In den 40er Jahren waren die „Karls Zeche“ und „Nathalien Stolln“ im Betrieb. Im Jahre 1836 wurde hier ein Gebäude errichtet, in dem Pumpen für die Wasserhaltung auf den nahen Schächten installiert waren. Ende der 50er Jahre wurde der Be-trieb des „Karls Schachtes“ wegen eines Wassereinbruches stark beeinträchtigt und mußte schließlich eingestellt werden. Im Jahre 1979 wurden die Einwohner des Dorfes umgesiedelt und das Dorf amtlich zum 1. 9.1990 gelöscht.

Haadorf (Hadov) (Eisenerz, Kupfer?) Die ursprüngliche deutsche Bezeichnung des Ortes Haadorf war Hohendorf. Es lag etwa 4 km nordwestlich von Klösterle a. d. Eger (Klášterec/Ohří). Aus der Bezeichnung Hohendorf ent-stand durch Verstümmelung die Bezeichnung Haadorf/Hadov. Von 1709 bis 1850 wurden hier intensiv Eisenerz aus den „Oberen Schacht“ und dem „Prokop Schacht“ gefördert. Kup-fer wurde wahrscheinlich aus den Gruben „Barbara Schacht“, „Ondrej Schacht“ und „Maria Theresia Schacht“ gefördert. Die Ortschaft ist im Jahre 1963 untergegangen.

Sonnenberg (Výsluní) (Silber, Blei, Kupfer, Hämatit) Diese Bergarbeitersiedlung entstand wahrscheinlich um die Wende des 14. Jahrhunderts auf dem Herrschaftsgut von Přísečná, im Jahre 1550 wurde sie als Bergmanns-Siedlung mit Sil-ber- und wenig Kupferbergbau bekannt. Im Jahre 1562 wurde sie von ihrem Besitzer Buhua-lav Felix Lobkowitz zum Städtchen erhoben. Ab 1565 erlebt Sonnenberg die städtische Ent-wicklung. Seit dem 2. Juli 1597 trug Sonnenberg den Titel „Königliche Bergstadt“. Zwischen Sonnenberg und Zobiettitz (Sobětice) erstreckte sich die „Wenzel Zeche“, wo – neben ande-

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ren Schächten – Hämatit abgebaut wurde. Dieses Bergwerk wurde unterbrochen betrieben, die letzte Nachricht davon stammt aus dem Jahre 1849. Im kleinen Umfang fand in Sonnenberg auch Bergbau auf Bleierz (Galenit, chem. PbS) statt.

Preßnitz (Přísečnice) (Silber, Eisenerz, Uran) Wahrscheinlich schon Anfangs des 14. Jahrhunderts entstand am sog. Kremsiger oder Brem-siger bei Silberlagerstätten im Tal des Pressnitz-Baches eine Bergmanns-Siedlung, die sich schnell ausbreitete. Im Jahre 1335 war sie schon ein Städtchen. Gegen 1341, während der Regierung des Königs Johann von Luxemburg, wurde Preßnitz als Bergmanns-Siedlung mit Silberbergbau bekannt. Außer dem Silber wurden hier auch etwa Eisenerze aus Skarnlager-stätten gefördert. Die Silbergruben gaben von Anfang an so große Mengen Silber, daß 1341 – wahrscheinlich durch königlichen Erlaß – eine „Münzstätte am Kremsiger (Bremsiger)“ er-richtet und hier wahrscheinlich Prager Groschen geprägt wurden. Auch Kaiser Karl IV. er-wähnt in seiner Lebensbeschreibung Minerarum Wresnicesium großen Reichtum an Silber in der Umgebung von Preßnitz. Im Jahre 1418 wurden dem Grubenbesitzer Heinrich von Plauen durch König Wenzel IV. alle Rechte aberkannt und die Stadt in die Hand von Nikolaus von Lobkowitz übergeben. Im Jahre 1420 wurde Preßnitz zum Städtchen erhoben.

Im Jahre 1428 wurde die Stadt Preßnitz am Kremsiger von Hussiten und sächsischen Soldaten vernichtet und erst Anfang des 15. Jahrhunderts, ca. 4 km Süd-Ost vom alten „Kremsiger“, wieder neu aufgebaut. Heinrich Cramer von Clauss besaß in Preßnitz von 1515 bis 1599 die gesamten Silberbergwerke. Im Jahre 1545 übernahm Kaiser Ferdinand I. den Besitz der Preß-nitzer Herrschaft mit allen Gruben und erhob am 25. 5. 1546 Preßnitz zur Königlichen Berg-stadt, mit allen Rechten und Privilegien. Weitere Privilegien wurden von König Maxmilian II. 1570 und König Rudolf II. 1580 erteilt. Schon im Jahre 1583 hat der Wert der hier geförder-ten Eisenerze den Wert der Silberförderung überstiegen, so daß diese in Preßnitz und Umge-bung eingestellt werden mußte. Zu dieser Zeit waren im Preßnitzer Gebiet in „Sorgental“, Pleil (Černý Potok) und Christofhammer (Krišt. Hamry) noch Schmelzhütten in Betrieb.

Ausgedehnte Eisenhütten befanden sich auch außerhalb der Herrschaft Preßnitz an der Säch-sischen Grenze. Der 30jährige Krieg hat die Preßnitzer Gruben fast ruiniert. Trotzdem wurde aus den Gruben während der ganzen zweiten Hälfte des 17. Jhd. und in der ersten Hälfte des 18. Jhd. Eisen abgebaut. In den Jahren des Siebenjährigen Krieges hat sich diese bergbauliche Entwicklung nicht fortsetzen können. Im Jahre 1770 brach im ganzen Erzgebirge die Hun-gersnot aus, und die Arbeiten in den Berggruben kamen praktisch zum Stillstand. Daß die Eisenförderung im Mittleren Erzgebirge nicht nur im Mittelalter, sondern bis zur Hälfte des 19. Jahrhunderts außergewöhnliche Bedeutung hatte, beweisen die Belege über die hoch ent-wickelte Metallurgie in diesem Gebiet. Noch im 19. Jahrhundert wurde in Preßnitz und Um-gebung Bergbau sporadisch betrieben. Im Jahre 1954 richtete sich die Erzerkundung des Mitt-leren Erzgebirges gezielt auf Fluorit und Baryt.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde von 1954 bis 1956 nördlich und nordwestlich von Preß-nitz durch die Joachimsthaler-Bergwerke (Jáchymovské doly n.p, weiter in Text als JD) geo-physikalische Prospektion durchgeführt. Dabei wurden Urananomalien festgestellt, und man begann in mehreren Schurfschächten (von 10 bis 44 m Tiefe) nach Uran zu suchen. Die Uran-prospektion wurde von 1959 bis 1963 fortgesetzt. Nördlich und nordöstlich der Ortschaft

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Reischdorf (Rusová) wurden wieder Schurfschächte von 10 bzw. 18 m Tiefe ausgeschachtet. Auf Grund der positiven Uranprospektion wurden auch Bohrungsarbeiten durchgeführt. In der Strukturbohrung Nr. 257 in Preßnitz wurde z. B. das erste Mal im Erzgebirge in einer Tiefe von 915 m der Kontakt zwischen Paragneisen und Granit von mittel-grober Körnung doku-mentiert. Am Ende aller Prospektionsarbeiten stand ein Projekt zur Erweiterung des Schach-tes Nr. 62 bis in 250 m Teufe. Durch Bergbauarbeiten wurden aber nur mineralogisch interes-sante Mengen von Uran festgestellt, die weiteren Arbeiten deshalb am 1.April 1963 beendet.

Im Herbst 1955 wurden durch die Firma Erzprospektion Teplitz (Rudný průzkum Teplice n. p.) systematische magnetometrische Vermessungen des Geländes um Kupferberg – Schmie-deberg – Preßnitz durchgeführt. Die Vermessungen dauerten mit Unterbrechungen bis 1966. Insgesamt wurden 257 geomagnetische Anomalien festgestellt, von denen einige als verbor-gene Magnetit-Lagerstätten interpretiert wurden. Diese Anomalien wurden schrittweise durch oberirdische Bohrungen bestätigt. Dabei konnten neue, noch unbekannte Magnetit-Lagerstätten nachgewiesen werden, z. B. „Václav“, Preßnitz, Orpus, Kupferberg, Oberhals und Schmiedeberg. Die Lagerstätte „Václav“ hat man in den Jahren 1962 bis 1964 versuchs-weise abgebaut und das geförderte Eisenerz nach Žulová in Schlesien transportiert, wo der Rohstoff für die Nutzung in der Schwereflüssigkeitsscheidung von Steinkohle in Ostrau auf-bereitet wurde. Wegen Unrentabilität des Abbaus wurde das Bergwerk zum 31. Mai 1965 geflutet. Die bekannten Bergbauobjekte sind z. B. die Stolln „Wismut“, „Neu Wismut“, „Baumgartner“ und „Haus Österreich“. Das endgültige Bergbauende kam dann im 20. Jahr-hundert. Heute ist die Stadt Preßnitz vom Trinkwasser-Stausee überflutet.

Reischdorf (Rusová) (Eisen) Ortschaft Reischdorf lag ehemals am Gebirgskamm des Erzgebirges – 11,8 km nordwestlich von Kaaden (Kadaň) und 0,5 km südlich von Preßnitz. Wann genau Reischdorf entstand, ist nicht bekannt. Am häufigsten wird jedoch angeführt, daß Reuzendorf, das spätere Reischdorf, zum erste Mal im Jahr 1367 erwähnt wurde. Reischdorf gehörte ursprünglich zur Herrschaft Hassenstein und seit 1533 zur Herrschaft Preßnitz. In Reischdorf wurden Eisenerze aus der „Zeche Martin“ abgebaut. Nach dem Rückgang des Bergbaus, den der Dreißigjährige Krieg endgültig machte, versuchte man, den Bergbau zu erneuern. Im Jahre 1712 wurde sogar die „Zeche Martin“ wieder eröffnet. Die Förderung war zwar nicht von langer Dauer, so daß sich die Bewohner gezwungen sahen, andere Unterhaltsquellen zu suchen. So hat sich bald die Spitzenklöppelei verbreitet. Bei der geophysikalischen Prospektion 1959 bis 1963 in der Um-gebung von Preßnitz wurden nördlich und nordöstlich von Reischdorf positive Urananomali-en festgestellt. Mit Schurfschächten von 10 und 18 m Tiefe wurde nach Uran gesucht. Es konnte aber keine abbaubare Menge nachgewiesen werden, so daß man die die Arbeiten be-endete. Schließlich machte es sich notwendig, die Gemeinde Preßnitz für den Bau des Was-serwerkes vollständig abzureißen. Der Abbruch begann im Frühjahr 1973.

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Orpus (Mezilesí) (Eisenerz, Silber) Orpus war eine kleine Ansiedlung bei Dörnsdorf, ungefähr 3 km südwestlich vom ehemaligen Preßnitz. Früher befanden sich hier die bedeutendsten Eisenerzbergwerke des mittleren Teiles des Erzgebirges. Die Anfänge des Bergbaus sind leider nicht urkundlich belegt, aber es wird angenommen, daß mit Abbau schon in der Hälfte des 14. Jhd. begonnen wurde, denn bereits im Jahre 1352 lassen sich in der Umgebung Hämmer nachweisen. Die hiesige „Dorothea Ze-che“ wird erst durch eine aus dem Jahre 1577 stammende Urkunde belegt. Zu dieser Zeit gab es hier noch keine Ortschaft, sondern nur ein Bergwerk und ein Berghaus. Bei der Untersu-chung der Eisenlagerstätten wurde auch ein reichhaltiger Silbergang entdeckt, der aber wegen der nicht zu bewältigenden Grubenwässer nicht abgebaut werden konnte. Im Jahre 1660 wur-de ein Kalksteinbruch in Betrieb genommen , vier Jahre danach eine Kalkbrennerei erbaut.

Von größter Bedeutung war jedoch lediglich der Eisenerzbergbau. In der „Dorothea Zeche“ wurde, im Vergleich zu anderen Zechen in Komotauer Bezirk, Eisenerz höchster Qualität gefördert. Weitere hiesige Zechen waren die „Fräulein Zeche“, „Maria Hilfe Zeche“, „Sieben Brüderchen Zeche“ und die „Hilfe Gottes Zeche“. Im 18. Jh. wurde nördlich von Orpus auch noch die „Fischer Eisen Zeche“ gegründet. Anfangs des 20. Jahrhunderts wurde sie erneut in Betrieb genommen, und man versuchte schließlich auch, die „Dorothea Zeche“ zu entwäs-sern. Aber nur auf der „Wenzel Zeche“ (důl Václav) wurde in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts die Förderung versuchshalber wieder aufgenommen. Sie erwies sch jedoch als unrentabel, so daß die Förderung zum 31. Mai 1965 eingestellt und das Bergwerk geflutet werden mußte. Bis zum 1850 war Orpus zur Herrschaft Preßnitz, dann der Ortschaft Dörns-dorf zugehörig; seit 1960 gehörte es zur Ortschaft Preßnitz. Nach der Auflösung wurde es im Jahre 1974 der gemeinde Christoph Hammer angegliedert.

Dörnsdorf (Dolina) (Silber) Dörnsdorf war ein 1,2 km langes, eng am Erzgebirgskamm gelegenes Dorf, 1 km südlich von Preßnitz entfernt. Die erste Erwähnung über seine Existenz findet sich im Vertrag aus dem Jahre 1431, mit dem sich die Vetter Aleš und Wilhelm von Schönburg die Pürsteiner Herr-schaften teilten. Die damalige Benennung lautete Thiersdorff. Im Jahre 1553 stand in Dörns-dorf eine Kupferhütte und in der Nähe des Dorfes, in Richtung nach Orpus (Mezilesí), gab es eine Reihe von Silberzechen.

Das ziemlich hohe Niveau des hiesigen Bergbaus hat der Dreißigjährige Krieg unterbrochen, als die Zechen geflutet wurden. Es dauerte lange, bis die Förderung wieder aufgenommen werden konnte. Das Interesse für Silberzechen wurde erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder belebt. Zu dieser Zeit ermöglichte die wirtschaftliche Lage schon kostspieligere Un-ternehmen und auch die Entwässerung der überschwemmten Gruben. Bei Dörnsdorf ging es z. B. um die sehr ergiebige „Mariä Kirchenbau Zeche“, deren Betrieb jedoch zu Ende des 18. Jahrhundert eingestellt wurde. Jahrhundertlang gehörte Dörnsdorf zum Gut Preßnitz. Amtlich wurde Dörnsdorf zum 1. Januar 1979 gelöscht.

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Kupferberg (Měděnec) (Kupfer, Eisenerze) Kupferberg wurde um 1520 im mittleren Teil des Erzgebirges bei den Kupfergruben am Fuß des Kupferhübels als Berguntertanenstädtchen von Hans von Vitzthum gegründet. Die erste schriftliche Erwähnung der Kupferförderung ist vom 14. Jahrhundert datiert. Zu bergmänni-scher Tätigkeit mit Abbau von kupferhaltigen Gängen, die die Skarnlager durchschlagen, kam es auf dem Kupferhübel im Jahre 1446. Damals wurde wahrscheinlich auch am Fuße des Kupferhübels eine bergmännische Siedlung errichtet. Die Gemeinde gewann schnell an Be-deutung und bekam von Hans von Vitzthum Stadt-Privilegien verliehen. Die seit 1544 unter den Vitzthums und den Schlicks geteilte Herrschaft Kupferberg wurde zwar nach 1628 unter Heinrich Schlick wieder vereint, zugleich jedoch dessen Herrschaft Hauenstein inkorporiert.

Auf das Ersuchen des Kaspars von Vitzthum wurde von König Rudolf II. am 3. August 1588 Kupferberg zur Freien Bergstadt erhoben, verlor aber damit die bisherige Funktion als Adels-sitz und verfiel noch im 17. Jahrhundert. Nach dem Bergbau, der während des 30jährigen Krieges verfiel, wurde die Spitzenklöppelei ein wichtiger Erwerbszweig der mehrheitlich lu-therische Bevölkerung. Die protestantischen Bergleute jedoch wurden verfolgt und flüchteten nach Sachsen. Im Jahre 1640 wurde Kupferberg bei einem großen Stadtbrand eingeäschert, übrig blieb nur noch ein kleines Dorf. Anfang des 19. Jahrhundert stieg im Mittleren Erzge-birge die Eisenproduktion.

In der Umgebung von Kupferberg und Preßnitz befinden sich zahlreiche Eisenerzlager mit Magnetit und Hämatit im Skarn. Zu den wichtigsten Eisenvorkommen gehörten die Bergwer-ke von Orpus mit den Bergwerken „Fischer Zeche“ (bis 1927 in Betrieb) und „Dorothea“. Südlich von Orpus in der Umgebung Oberhals liegen umfangreiche Altbergbaureste von Ma-gnetit und Hämatit. Zu den größten Bergwerken, die Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb waren, gehörten die Bergwerke auf dem sog. „Taubenberg“, auf dem „Graukopf“, auf dem „Roten Suttel“ und weitere. Zwei weitere Bergwerke waren bei der Ortschaft Unterhals in Betrieb. Unweit von Ortschaft Rödling (Mýtinka) wurde Magnetit aus einer ausgedehnten Skarnlinse abgebaut. Die Bergwerke auf dem sog. Hohenstein haben denselben Charakter, wie die Bergwerke in der Umgebung von Oberhals. Der Eisenerzabbau auf allen genannten Bergwerken wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. infolge des Niedergangs der metallurgi-schen Industrie im Gebiet Preßnitz/Kupferberg eingestellt. Von 1839 bis 1945 war die Fami-lie Buquoy in Besitz der Stadt Kupferberg. Im Jahre 1954 begann in Umgebung Kupfer-berg/Preßnitz die Erkundung auf Fluorit und Baryt.

Im Herbst 1955 wurden weitere magnetometrische Vermessungen durchgeführt, von denen einige als höffige Magnetitlagerstätten interpretiert wurden. Diese Erzanomalien wurden durch oberirdische Bohrungen bestätigt. Auf der Lokalität Kupferberg wurde ein Zentral-Förderschacht errichtet, um gegebenenfalls den Abbau der Lagerstätten Preßnitz, Orpus und Schmiedeberg vorzunehmen. Während der Errichtung des Werkes Kupferberg wurde mit Re-gierungbeschluß vom 14. 8. 1963 das volkseigene Werk angewiesen, die Gewinnung von Magnetit für die Schwereflüssigkeitsaufbereitung in Kohlbergwerken sicher zu stellen. Das Werk Kupferberg hat während seiner 24jährigen Bergbautätigkeit (vom 17. Mai 1968 bis 31. Juli 1992) 2.672.000 Tonnen Fördergut (Magnetit) gefördert, das entspricht 937.000 t Reinei-sen. Insgesamt wurden 975.000 Tonnen Eisenkonzentrat mit einem durchschnittlichen Ge-samteisengehalt von 66,70 % erzeugt. Aus dem Eisenkonzentrat wurden 323 t Kupfer

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(18,78 % Cu) und 752 kg Silber gewonnen. Bekannte alten Bergbauobjekte sind z. B. die Ze-chen „Christoph“, „Maria Hilf“ und „Fronleichnam Stolln“, „Dorothea“ und „Sebastian“.

Unterhals (Dolní Halže) (Eisenerz) Der Ort liegt 0,5 km südlich vom Ort Oberhals (Horní Halže). Im 15. Jahrhundert bildeten beide Orte eine einzige Siedlung. Im Jahre 1628 existierten schon die Orte Unterhals und Oberhals. In der ersten Hälfte des14. Jahrhundert stand an der Stelle des späteren Unterhals einer den Schönburgs gehörigen Eisenhammer. Später stand an seiner Stelle eine Hammer-mühle. Der erste schriftliche Bericht über die Existenz von Unterhals ist wahrscheinlich aus dem Jahre 1431, womit die Vetter Aleš und Willhelm von Schönburg die Pürsteiner Herr-schaft teilten. Im Jahre 1628 kaufte der Schlick die Kupferberger Herrschaft über Unterhals und Oberhals. Zu Bergbauzeiten herrschte hier fast Wohlstand, den aber der 30jährige Krieg beendet hat. Zu Hause wurden dann Posamenten gefertigt und Spitzen geklöppelt. Um das Jahr 1800 ist in der Umgebung erneut Eisenerz gefördert worden, aber nur noch an zwei Stel-len – südwestlich vom Ort unweit von Rödling (Mýtinka) und Wisset (Vysoká). Bis 1834 hat man hier ca. 200 Tonnen Erz jährlich gefördert. Von 1835 bis 1858 war noch der Schacht „Josef“ in Betrieb. Seit 1950 gehört der Ort Unterhals zur Gemeinde Kupferberg.

Schmiedeberg (Kovářská) (Silber, Blei, Eisenerze) Der Marktflecken mit dem Charakter einer lang gestreckten Berggemeinde liegt im Schwarz-wassertal im Erzgebirge. Die Bergmanns-Siedlung wurde in der ersten Hälfte des 16. Jh. ge-gründet, als die Fundorte in der Umgebung Silber („Schacht Michael“), Blei und später Ei-senerze boten. Der Hochofen in Schmiedeberg, der in den Jahren 1597 bis 1598 erbaut wurde, ist der zweitälteste in Böhmen. Die meisten Eisenhütten waren aber von keinem lange Be-stand oder man wandelte sie in Schmieden um, um das gelieferte Eisen zu verarbeiteten, z. B. im Pürstein (Perštejn), Klösterle a. d. E. (Klášterec/Ohří) u. a. Eine ganze Reihe von Erz-hämmern verfiel im 30jährigen Krieg. Die größten Eisenhütten im Mittleren Erzgebirge wa-ren bis 1846 Schmiedeberg und bis 1864 Pürstein.

Im 19. Jahrhundert wurden hier in begrenzter Menge auch Kobalterze („Schacht Maria“) und Fluorit gefördert. Die erste Hälfte des 19. Jhd. ist auch die Zeit der größten Prosperität des hiesigen Eisen-Hüttenwesens; hier war auch ein Hochofen in Betrieb sowie vier Hammerwer-ke in der Umgebung. Schmiedeberg wurde im Jahre 1883 zur Stadt erhoben. Noch nicht ab-geschlossen ist die Erkundung der im Jahre 1954 gefundenen Magnetitlagerstätten bei Schmiedeberg, die mit 12-15 Millionen Tonnen Eisenerzvorräten die größte bis dato bekannte Magnetit-Skarn-Lagerstätte nicht nur im Preßnitz-Kupferberg-Revier, sondern auch in der damaligen Tschechoslowakei ist.

Ab Ende des Jahres 1989 wurde die geologische Erkundung der Lagerstätte Schmiedeberg eingestellt. Schrittweise wurden markant die Preisdotierungen für die laufende Eisen-Konzentrat-Herstellung gekürzt, und es wurde ein Projekt zur Liquidierung des Schmiede-berger Betriebs ausgearbeitet. Der Abbau der Grube Schmiedeberg wurde zum 3. Februar 1966 in einer Teufe von 544 m eingestellt. Bei Schmiedeberg wurden auch unregelmäßige

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Wolframit-Linsen mit Gehalten von 0,28 - 0,35 % Wolfram (chem. (Fe, Mn)WO4) nachge-wiesen.

Weipert (Vejprty) (Silber, Zinn, Kupfer) Um einen für 1413 belegten und 1506 von Bohuslav Hassenstein von Lobkowitz an Hans Schneider verkauften Eisenhammer entwickelte sich, weit auseinandergezogen am rechten Ufer des Pöhlbaches, der Erzgebirgsort „Weybert“, der wie die gesamte umliegende Region dank des ertragreichen Abbau von Silber, Zinn und Kupfer im 16. Jahrhundert einen raschen Aufstieg nahm. Der Bergbau wirkte siedlungsfördernd, der Zuzug kam vor allem aus Sachsen. Die Bergmannsgemeinde wurde im Jahre 1532 zum Städtchen. Ab 1519 bis 1526 war Wei-pert Sitz des Erbgerichts. Im Jahre 1550 wurde erneut Silber bei Neugeschrei entdeckt und bergmännisch abgebaut. Im Jahre 1602 wurde hier etwas Kupfer gefördert und Weipert von Kaiser Rudolf II. zur Bergstadt erhoben. Im Jahre 1617 erteilte Kaiser Mathias I. der Stadt den Titel einer Freien Bergstadt. Der neue Anreiz zu stärkerem Bergbau konnte die Stadt nicht mehr halten. Zerstörung durch die schwedischen Truppen während des 30jährigen Krie-ges und besonders die zeitgleich einsetzende Gegenreformation verstärkten die Abwanderung der Bewohner nach Sachsen. Trotz dieser Rückschläge vermochte sich Weipert bis Ende des 19. Jhd. mit Büchsenmacherei, Spitzenklöppelei, Erzeugung von Posamenten, Strick- und Wirkwaren sowie mit Maschinen-, Textil- und Musikinstrumenten Industrie neue ertragreiche Erwerbszweige zu erschließen und eine führende Stellung innerhalb der Erzgebirgsregion zu erlangen. Vom Münchener Abkommen bis zum Kriegsende gehörte Weipert zum Deutsche Reich. Weipert ist auch der Geburtsort des späteren Erzbischofs von Wien, Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955). Im Zuge der Anlage einer Trinkwassertalsperre, durch die das nahe gelegene Stadt Preßnitz soweit andere umliegende Orte überflutet wurden, zogen zahlreiche Familien nach Weipert. Bekannte alte Bergbauobjekte in Weipert sind z. B. die Stolln „Drei Könige“, „St. Johann in der Wüste“, „ Milde Hand Gottes“ und „Clement“.

Wohlau (Volyně) (Eisenerz Magnetit) Wohlau liegt 6,2, km östlich der ehemaligen Stadt Preßnitz. Die ersten Eintragungen über die Existenz der Gemeinde stammen aus dem 14. Jahrhundert. Die Ortschaft ist als Wolaw, Wo-low und 1431 als Wolynye bezeichnet und gehörte dem Geschlecht der Schönburger, später dem Geschlecht der Lobkowitzer. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Wohlau völlig verwüstet. In der Nähe der Gemeinde wurde auf der „Peter und Paul Zeche“ Magnetit geför-dert. Der Betrieb dauerte aber nicht lange. Bis zum Jahre 1848 war auch ein Kalksteinbruch in Betrieb. Im Jahre 1950 wurde sie Sonnenberg eingegliedert, und zum 1. Januar 1975 wurde Wohlau wegen der Aussiedlung vollkommen aufgelöst. Die Gemeinde wurde zum 1. Januar 1999 wieder erneuert, weil sie außer zahlreichen Erholungsgästen auch neue ständige Ein-wohner gewann.

Böhmisch Wiesenthal (Loučná) (Silber, Eisenerz) Dicht an der Grenze zu Sachsen wurde um 1530 eine Bergsiedlung mit der ursprünglichen Benennung Böhmisch Wiesenthal angelegt. Dank der gedeihlichen Silbererzförderung erfuhr

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das Städtchen einen schnellen Aufschwung. Im Jahre 1536 wurde Böhmische Wiesenthal von Kaiser Ferdinand I. zur Bergstadt und im Jahre 1612 zur Königlichen Bergstadt erhoben., im 30jährigen Krieg jedoch fast komplett vernichtet, so daß der Bergbau eingestellt werden muß-te. Im 18. Jahrhundert wurde – leider erfolglos – versucht, den Bergbau wieder aufzunehmen. Schließlich wurden alle Arbeiten abgebrochen.

III Bergbaurevier Erzgebirge West Im westlichen Teil des böhmischen Erzgebirges existieren bedeutende Zinnlagerstätten, die an den SE-NW streichenden Eibenstocker Granit gebunden sind, und zu dem sogar das histo-risch wichtige Zinnrevier von Schlaggenwald (Horní Slavkov) südlich des Erzgebirges ange-hört. Größte Bedeutung hatten die Zinnseifen. Auf der böhmischen Seite waren dies die Zinn-seifen von Rohlau über Neudeck, Frühbuß und Platten und jenseits der Staatsgrenze Johann-georgenstadt, Gottesberg, Eibenstock und Zschorlau.

Strukturell treten im westlichen Erzgebirge Ag-Co-Ni-Bi-U-Paragenesen (sog. 5-Elemente-Formation) nur in Klüften und Gängen auf, die Mächtigkeit kann wenige Zentimeter bis eini-ge Meter betragen. Im 14. und 16. Jahrhundert waren diese Lagerstätten die wichtigsten Münzsilberlieferanten. Charakteristisch für diese Lagerstätten sind neben den Hauptelementen Bismut, Silber, Kobalt, Nickel und Eisen noch wechselnde Gehalte an Uran, Kupfer, Zink, Blei und Zinn (z.B. in St. Joachimsthal, Abertham, Breitenbach, Schneeberg, Johanngeorgen-stadt, Annaberg, Marienberg, Wolkenstein, Preßnitz usw.). In dieser Mineralgruppe traten edle Silbererzminerale zusammen mit Nickel- und Kobalt-Mineralen in abbauwürdigen Kon-zentrationen auf. Uranerze wurden zunächst als nicht nutzbar auf die Halden abgelagert, seit 1825 jedoch nutzte man sie zur Farbenherstellung; seit Ende des 2. Weltkrieges hat durch die Ausnützung der Kernspaltung des Uranisotops U 235 die Förderung dieses Uranerzes schließ-lich einen enormen Aufschwung erfahren (St. Joachimsthal, Breitenbach, Johanngeorgenstadt usw.).

Gottesgab (Boží Dar) (Silber, Zinn) Gottesgab (Boží Dar), mit einer Höhe von 1028 m über NN höchstgelegene Stadt Mitteleuro-pas, liegt auf einer Hochfläche des Erzgebirges. Es ist ein Wintersportplatz am Fuße der bei-den höchsten Gipfel des Erzgebirges, des Keil- und Fichtelberges. Auf Grund reicher Zinn- uns Silbervorkommen im Jahr 1517 gegründet, hieß es zunächst Wintersgrün. Mit der Erhe-bung zur Bergstadt im Jahre 1546 durch den sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich I. er-hielt es seinen späteren Namen Gottesgab (Gotsgab, Gotsgaben). Ursprünglich gehörte Got-tesgab (und die Bergstadt Platten) zur kurfürstlich-sächsischen Herrschaft Schwarzenberg. Als Folge des Schmalkaldischen Krieges file das Bergrevier Gottesgab zusammen mit dem Bergrevier Platten im Jahre 1546 an die Krone Böhmens. Beide Bergreviere gehörten fortan zum königlichen Montan- und Walddominium St. Joachimsthal.

Mitte des 16. Jh. entstanden in nordwestlicher Richtung von Gottesgab zwei neue Zinnberg-werke: Bei Goldenhöhe (Zlatý Kopec) entstand ein Zinnbergwerk namens Kaff (die einstige Dorfstelle ist heute bewaldet), bei Halbmeil (Rozhraní) entwickelte sich das Zinnbergwerk Mückenberg, das aber rasch verfiel (an der Stelle des einstigen Bergwerks stehen heute Wald

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und Wiesen). Schon im Jahre 1572 existierten in Hengstererben und in Zwittermühl im Got-tesgaber Bergrevier auch Blaufarbenwerke.

Noch im 16. Jahrhundert sankt die Bedeutung des Bergbaus der durch den 30jährigen Krieg und die Abwanderung der protestantischen Bergleute nach Sachsen. Gottesgab wurde zu einer armen Erzgebirgssiedlung, deren Bewohner mit Spitzenklöppelei und Hausindustrie oder als Musikanten ihr Leben fristeten.

1580 wurde Gottesgab von König Rudolf II. zur königlichen Bergstadt erhoben. 1808 ver-nichtete ein Stadtbrand viele Häuser. Bis zum Jahre 1834 waren das Gottesgaber und das Plat-tener k.k. Bergrevier vereinigt, bevor beide Ämter ganz aufgelassen wurden. In den Jahren 1645 bis 1848 gehörte Gottesgab zum damaligen Kreis Elbogen (Loket); 1848/49 zum neu gegründeten Kreis Eger (Cheb). Breits 1855 wurde der Egerer Kreis in den Egerer und Saazer Kreis (Žatec) aufgeteilt, Gottesgab gehörte nun zum neuen Egerer Kreis. 1862 wurden die Kreise abgeschafft und die politischen Bezirke errichtet. Seit 1862 bis um Kriegsende 1945 gehörte Gottesgab nun zum politischen Bezirk St. Joachimsthal. Der bekannteste Gottesgaber war der Volksdichter und Erzgebirgssänger Anton Günther (1876-1937).

Im 20. Jahrhundert wurden bei Gottesgab nicht abbauwürdige Greisenkörper mit einem Ge-halt von 0,15 % Woframit und Anfang der sechziger Jahre bei Goldenhöhe (Zlatý Kopec) variszisch gebildete Magnetitskarne nachgewiesen. Neben dem Zinnmineral Kassiterit enthal-ten die Skarne in größerer Menge das Zinkmineral Sphalerit (chem. ZnS). Der Skarn von Gol-denhöhe enthält 0,50 % Zink und einen ziemlich hohen Zinngehalt von 0,95 %. Auf Magne-titskarnen im Raum Goldenhöhe ging Anfang der sechziger Jahre nur unbedeutender Bergbau um, weil die Skarne generell schwer aufzubereiten sind. In der Umgebung von Gottesgab tre-ten auch Zinnseifen auf. Zinn und Silber wurde hier z. B. aus den Stolln „Gott“, „Rudolf“ und „Joachimsthal“ abgebaut.

Mit Aufhebung der Uransperrzone um 1995 wurde das Gebiet nun zur Erholung genutzt, auch ist seit einigen Jahren die Grenze zu Sachsen wieder passierbar.

Seifen (Sejfy, heute Rýžovna) (Zinn, Silber, Wismut, Uran)

Der Bergbauort Seifen zwischen Gottesgab und Platten, dessen Name schon auf den Zinn-bergbau hinweist, ist um 1530 entstanden. Ursprünglich hieß der Ort „Am großen Hengst“. Es wurde hier nicht nur Zinn, sondern auch Silber, Wismut und Uran abgebaut. Von 1530 bis 1560 ist die Hauptblütezeit des Zinnbergbaus im Seifen. Als der Bergbau nachließ, verdienten sich die Seifner ihren Lebensunterhalt, wie überall im oberen Erzgebirge, mit Heimarbeit (Spitzenklöppelei). In der Ortschaft Seifen bildeten sich auch Musikkapellen, die in alle Welt herauszogen. Bekannte Musikkapellmeister waren z. B. Josef Kraus, Hans Gregor, Albert Hahn. Heute ist Seifen ein verlassener Ort, der seit 1955 zur Gemeinde Gottesgab gehört.

Sankt Joachimsthal (Jáchymov) (Silber, Kobalt, Wismut, Nickel, Uran) Das bewaldete Tal des Wildbachs Weseritz nördlich der historischen Stadt Schlackenwerth (Ostrov) war im Spätmittelalter nicht unbekannt. Nach Silberfunden bei der verlassenen Ort-schaft Conradsgrün erschloß Graf Stefan Schlick dort seit 1516 mit Hilfe erfahrener sächsi-scher Bergleute ein überaus ertragreiches Bergbaurevier. Die ersten Abbauversuche wurden

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wahrscheinlich am Fuße des Schottenberges (Zámecký vrch) durchgeführt, dort hatte der Bach einen Erzgang freigelegt. Nach Conradsgrün, wo „das Silber aus dem Schurf vor den Augen wächst“, strömten nicht nur Bergleute, sondern auch Handwerker und Händler aus ganz Europa. „Ins Thal, ins Thal, mit Mutter, mit all!“, galt für Tausende von Menschen dem einzigen Ziel: schnell reich zu werden.

Noch im Jahr 1516 entstanden im engen Erzgebirgstal die ersten 400 Behausungen. Die neue Siedlung wurde 1517 zu Ehren des Patrons St. Joachim, dem Gatten der heiligen Anna und Vater der Jungfrau Maria, St. Joachimsthal genannt (Sancti Joachimi Vallis). Im Jahre 1516 erhielt St. Joachimsthal die erste Bergordnung nach Annaberger Vorbild, 1520 wurde sie zur Freien Berg-Stadt erhoben, mit Wochenmarkt und zwei Jahrmärkten. Reiche Leute aus Nürn-berg, Augsburg und Leipzig (u. a. die Welser, später die Fugger) legten ihr Kapital in St. Joa-chimsthal an. Ein ungeheuerer Menschenzustrom, nicht nur aus Sachsen, hatte eingesetzt. Im Jahre 1517 erfolgte der erste Aufstand der Bergleute. 1519 hatte Graf Stefan Schlick durch einen Landtagsbeschluß, ohne Beachtung königlicher Ansprüche, das Münzrecht erhalten. Die ersten Münzen wurden im Jahre 1519 in den Kellerräumen des Freudensteins geheim geprägt. Seine ersten Münzmeister (besonders Heinrich von Könneritz) begannen mit der Prägung der Taler-Groschen oder Joachimsthaler im Gewicht von 29,33 g Silber. Ihr Name, der später auch für andere Münzen verwendet wurde, lebt noch heute im amerikanischen Dol-lar weiter. Das St. Joachimi Bergrecht, zum großen Teil aus Meißen übernommen, wurde zur Grundlage der späten böhmischen Berggesetzgebung.

In der bunt zusammengewürfelten Gesellschaft kam es bald zu sozialen Spannungen, die 1521/1523 zu Streiks und Aufständen der schlecht bezahlten Bergknappen führten. In den Ausschreitungen von 1525, die mit dem deutschen Bauernkrieg zusammenhingen, wurden das Rathaus und die Burg Freudenstein zerstört, welche die Grafen Schlick zum Schutz der Berg-stadt errichtet hatten. Unruhen brachte auch die Reformation, sich von hier aus weit nach Böhmen verbreitete. 1531 wurde ein neues Rathaus errichtet. Nebenan wurde von 1534 bis 1536 die königliche Münzstätte und von 1534 bis 1540 die protestantische St. Joachim- Kir-che errichtet. Für einige Jahrzehnte entwickelte sich die Stadt nun zum Zentrum eines reichen kulturellen und geistigen humanistischen Lebens. Im Mittelpunkt stand der Rektor der Latein-schule, der spätere Pfarrer Johannes Mathesius (1504-1565), erster Luther-Biograph, Chronist und Begründer der bedeutenden Lateinschulbibliothek. Neben anderen Dichtern, Musikern und Wissenschaftlern sind besonders der Liederdichter, Kantor und Schulmeister Nikolaus Herman (um 1480-1561) sowie Georgius Agricola (1494-1555), der von 1527-1530 als Stadt-arzt arbeitete und sich hier die montanistischen Kenntnisse für sein bahnbrechendes Werk über das Berg- und Hüttenwesen „De re metallica libri XII“ aneignete, zu nennen.

Im Jahre 1533 wurde St. Joachimsthal nach Prag zahlenmäßig zur zweitgrößten Stadt Böh-mens (18.000 Einwohner). Dem entsprach der reiche Silberertrag von 14.000 kg Silber. Da-mals arbeiteten in St. Joachimsthal rund 8.000 Bergleute, 300 Schichtmeister und 800 Steiger. Insgesamt waren 134 Stolln in Betrieb.

1528 nahm König Ferdinand I. den Grafen Schlick das Münzrecht wieder ab, 1545 mußten sie auch die Bergwerke abtreten. Die intensive Bergbautätigkeit breitete sich auch außerhalb Stadt St. Joachimsthal aus. Im Jahre 1545 reichte das Revier von Gottesgab im Osten nach Abertham und Hengstererben (Hřebečná) im Westen.1545 wurde die Stadt von König Ferdi-nand I. zur Königlichen Bergstadt erhoben. Seither blieben die böhmischen Könige in unge-

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störtem Besitz von St. Joachimsthal. Allerdings ließ die Ergiebigkeit der Silbergruben schon Mitte des 16. Jahrhundert deutlich nach.

Von der sog. europäischen Preisrevolution wurde auch St. Joachimsthal erfaßt. Deshalb kam es an der Wende zum 17. Jahrhundert zur Verteuerung der Lebensmittel und zur Preissteige-rung der Wirtschaftsgüter. St. Joachimsthal widerfuhr das gleiche Schicksal wie den sächsi-schen Bergstädten Schneeberg, Annaberg und Buchholz, wo zu dieser Zeit der Bergbau fast zum Erliegen kam. Die Silbergruben wurden verlassen und die Bergleute siedelten in das neu-e Zinnrevier von Gottesgab und Platten um. In den Jahren 1516 bis 1600 wurden in diesem Revier 330.350 Tonnen Silber gewonnen. Mit einem durchschnittlichen jährlichen Ertrag von 6,9 Tonnen Silber stellte St. Joachimsthal 1516 bis 1545 so berühmte Lagerstätten wie Kut-tenberg (Kutná Hora) und Freiberg in den Schatten.

Im 17. Jahrhundert erlebt man Niedergang des Bergbaus, so daß die Spitzenklöppelei zum wichtigsten Erwerbeszweig wurde. Der 30jährige Krieg mit Plünderungen und gewaltsamer Einführungen der Gegenreformationen trafen die Stadt schwer. Gegen Mitte des 17. Jahrhun-derts befand sich der Joachimsthaler Bergbau in einem kläglichen Zustand. 1665 waren nur 10 Gruben mit 20 Knappen und 3 Aufsehern in Betrieb. Mit dem Rückgang des Silberberg-baus ging auch die Prägung der Joachimsthaler Groschen zurück; 1670 wurde sie gänzlich eingestellt. Trotz dieses Niederganges wurde 1716 durch ein Dekret Kaisers Karls VI. die erste Berg-Schule, die erste ihrer Art in der Welt, gegründet; sie erreichte ein ausgezeichnetes Renommee. Sie existierte in St. Joachimsthal bis ins Jahr 1733, dann wurde sie nach Schem-nitz (Banská Štiavnica, Slowakei) verlegt.

Im 18. Jahrhundert nahm der Bergbau mit dem Abbau „niederer“ Metalle, wie z. B. Kobalt, Nickel, Wismut und Arsen, wieder verstärkt zu, und es kam zu einer bescheidenen Erholung. Diese Erze wurden nach Sachsen verkauft und brachten ein willkommenes Einkommen. Ein weiterer Aufschwung des Bergbaus in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde durch die neue Staatspolitik angeregt; der Staat setzte auf Bergbau in eigener Regie, erneuerte die alten und investierte in neue Gruben. Hohe Silbererträge brachten der „Sächsische Edelleute Stolln“, die „Zeche Einigkeit“ und die „Eliaszeche“ im Westen des Revier, wo 1792 der neue „Schacht Rudolf “ (später „Werner“ und „Schacht Rovnost I.“) errichtet wurde.

1785 besuchte J. W. von Goethe die Joachimsthaler Gruben; die Bergstadt wird auch in „Wal-lensteins Tod“ von Schiller erwähnt. 1867 wurde die Produktion von „niederen“ Metallen gleichzeitig mit der Silberverhüttung eingestellt. Infolge der Konjunktur der Uranfarbenpro-duktion kam es in den 1840er Jahren zur enormen Preiserhöhung der Uranerze. Die auf den tiefen Sohlen der Mitternachtsgänge besonders häufige Pechblende wurde plötzlich zum wichtigsten Erz in St. Joachimsthal, so daß am Ende des 19. Jahrhunderts die Jahresprodukti-on des Bergbausreviers etwa 30 t Uranerz erreichte. Bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bestand in St. Joachimsthal das oberste böhmisches Bergamt. Die verheerenden Stadtbrände 1872 und 1883 ließen von der alten Stadt nur die königliche Münze aus dem 16. Jahrhundert, die Friedhofskapelle (um 1516) sowie drei weitere Barockkapellen unversehrt. 1896 wurde die Lokalbahn nach Schlackenwerth eröffnet.

Am Ende des Jahrhunderts sank der Absatz von Uranfarben deutlich. Sämtliche aus der Uran-farben-Produktion verbleibenden Rückstände wurden auf Halden geschüttet und dies in der Absicht, sie später zur Silbergewinnung nach Příbram zu überführen. Diese naive Idee brachte einen unerwarteten Erfolg. Denn im Jahre 1898 entdeckten die Eheleute Marie und Pierre

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Curie in Paris das Element Radium. 1902 hatten sie die ersten Milligramm des neuen Ele-ments Radiums isoliert. Im Jahre 1908 wurde mit der Radium-Fabrikation begonnen, und die alten Silbergruben wurden zu den ersten Uranbergwerken der Welt. Bald setzte die Herstel-lung von Uranfarben ein; bis etwa 1920 lieferte St. Joachimsthal ein Drittel der Weltprodukti-on von Radium.

Von 1945 bis 1960 wurde bei St. Joachimsthal in großem Ausmaß Uran für die sowjetische Atombomben-Produktion gewonnen. Für die Jahre 1947 bis 1960 ist die intensivste Bergbau-aktivität im ganzen Erzrevier zu verzeichnen. Es wurden insgesamt 25 Hauptschächte auf 162 Gruben-Sohlen in verschiedenen Niveaus abgeteuft, 213 km Querschläge und 472 km Abbau-Stolln vorgetrieben. Die dazugehörige Bergmannssiedlung wurde jedoch in Schlackenwerth errichtet. Im Jahre 1964 endete der Erzbergbau in St. Joachimsthal; alle späteren Arbeiten in den Gruben dienten nur zur Verbesserung der Versorgung des Bades mit Heilwasser. Bekann-te Bergbauobjekte des Bergbaureviers St. Joachimsthal waren z. B. die Schächte „Barbora“, „Eva“, „Eduard“, „Rovnost“, „Klement“ und „Svornost“.

Noch Heute findet man in St. Joachimsthal zahlreiche Spuren des Jahrhunderte dauernden Bergbaus. Neben den rekonstruierten Fördertürmen der Gruben „Svornost“ und „Josef“ sind dies insbesondere verschüttete Mundlöcher der mittelalterlichen Stolln und bewaldete Halden. An die bewegte Geschichte St. Joachimsthals erinnern auch das Stadtmuseum in der ehemali-gen Münzstätte sowie eine Reihe von Gedenktafeln.

Abertham (Abertamy) (Silber, Zinn, Uran) Abertham ist einer jener westerzgebirgischen Bergorte, die im Zusammenhang mit Entste-hung St. Joachimsthals von sächsischen Bergleuten zwischen 1525 und 1529 nach den rei-chen Silber- und Zinnerzfunden gegründet worden ist. 1530 bis 1560 ist die Hauptblütezeit des Zinnbergbaus in Abertham. Im Jahre 1531 erhielt es die Bergbaufreiheitsrechte, und um 1579 wurden das knapp 900 m hoch gelegene, auf planmäßigem Grundriß erbaute Abertham von König Rudolf II. zum Bergstädtchen erhoben. Der anfangs hohe Silberertrag aus dem sog. Schlickschen Stolln nahm jedoch rasch ab. Ab 1600 wütete die Pest, danach brach der 30jährige Krieg aus. Die Gegen-Reformation um 1676 zwang viele Einwohner zur Auswan-derung nach Sachsen. Mit bescheidenem Hausgewerbe, vor allem der Spitzenklöppelei, such-ten die Bewohner ihr Leben zu retten. Erst im Jahre 1792 wurde Abertham das Marktrecht verliehe, 1876 wurde es zur Stadt erhoben. Seit 1850 entwickelte sich hier die Handschuhin-dustrie. Nach 1947 wurde die Stadt ein Zentrum des Uranbergbaus. Heute dient es als Erho-lungszentrum für den Wintersport. Zum Dorf Abertham gehört das Dorf Hengstererben (Hřebečná), wo seit 1544 Zinn abgebaut wurde. Im Hengstererben bestand im Jahre 1572 ein Blaufarbenwerk. Auch in zweitem Weltkrieg wurden hier Zinnerz und Wolframit abgebaut. Zwischen 1952-1958 wurden alte Bergbauobjekte in Hengstererben intensiv untersucht, die nachgewiesenen Erze wurden jedoch nicht abgebaut.

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Bärringen (Pernink) ( Silber, Zinn, Eisenerz)

Bärringen war eine bedeutende königliche Bergstadt, deren Ruhm hauptsächlich im Silber bestand. Die Bergarbeiter-Siedlung im westlichen Teil des Erzgebirges wurde nahe der Sil-ber- und Zinnerzgruben im 16. Jahrhundert von Graf Heinrich Schlick errichtet. Von 1530 bis 1560 erlebte Bärringen die Hauptblütezeit des Zinnbergbaus. Im Jahre 1532 wurde sie zum Städtchen erhoben, König Ferdinand I. ernannte sie im Jahre 1559 schließlich zur Bergstadt.

Westlich der Stadt Bärringen am Plattenberg (Blatenský vrch) befand sich, an ein Granitmas-siv gebunden, ein wichtiges Zinn- und Eisenerzrevier. Bereits in der Mitte des 16. Jahrhun-derts unter Schlick´schen Herrschaft wurden hier Erze abgebaut (z. B. „Maria Himmelfahrt Zeche“, „Tiefer Stolln“, „Zwitter Zeche“, „Schwarzer Gang“). Ein kleineres Zinnrevier be-fand sich südlich der Stadt am Wölfling (Velflík). Im Jahre 1547 beschlagnahmte der Kaiser Ferdinand I. die Bergwerke und führte in der Bergstadt Bärringen eine eigene Zinnbergord-nung ein. Bärringen wurde 1581 schließlich Sitz eines Bergamtes und Sitz der herrschaftli-chen Zinnschmelzhütte. Nach einer Krise wurde der Zinnbergbau unter der Herrschaft Grafen von Sachsen-Lauenburg (1625) wieder in Schwung gebracht. Die „Maria Himmel Fahrt Ze-che“ am Plattenberg wurde sogar noch 1817 betrieben.

Schließlich wurden im 19. Jahrhundert aus einem mächtigen Quarzgang Eisen- und Manga-nerz abgebaut. Der Kontakt zwischen Granit und Schiefer bei Bärringen ist durch einen mäch-tigen Quarzgang mit Eisenerz markiert. Dies wurde besonders im 19. Jahrhundert in der „Grube Protasi“ (zwischen Bärringen und Platten), in der „Johannes Zeche“ unter dem Ram-melsberg (Zaječí hora) und in der „Grube Eiserne Krone“ unter den Schuppenberg (Liščí ho-ra) abgebaut.

Platten (Horní Blatná) (Silber, Zinn, Kobalt) 1532 entdeckten sächsische Bergleute „auf der Platt“ am Erzgebirgskamm ein Zinnerz-vorkommen. Der Bergmarktflecken erhielt vom sächsischen Kurfürst Johann Friedrich die ersten Privilegien und eine Bergordnung. Das Wasserproblem auf der Hochfläche (900 m ü. NN) wurde mit der langen, teilweise noch erhaltenen Schwarzwasserzuleitung gelöst. 1530 bis 1560 ist die Hauptblütezeit des Zinnbergbaus in Platten. 1537 wurde Platten selbständiges, von Schwarzenberg unabhängiges sächsisches Bergamtsrevier. Am 1. Januar 1548 wurde es von König Ferdinand I. zur Königlichen Bergstadt erhoben. Im Zusammenhang mit dem Schmalkaldischen Krieg kam Platten 1556 an die Krone Böhmens und wurde als königlicher Besitz bergbaulich St. Joachimsthal zugeordnet. Die Ausbeute von Zinn, Silber und Kobalt für die Blaufarben ließ Ende des 16. Jahrhunderts nach, der 30jährige Krieg führte zu weite-rem Verfall des Bergwesens. Die meisten protestantischen Einwohner flohen 1651 nach Sach-sen und gründeten dort Johanngeorgenstadt. Wie überall im Westerzgebirge wurde Spitzen-klöppelei in Heimatarbeit betrieben. Nach endgültigem Erliegen des Bergbaus im 19. Jahr-hundert verarmte der abseits der Verkehrswege gelegene Ort. Die im Jahre 1899 erbaute Ei-senbahnlinie Karlsbad-Johanngeorgenstadt bewahrte Platten vor völliger wirtschaftlicher Iso-lierung und verstärkte die Sogwirkung nach Karlsbad.

Bekannte Bergbauobjekte des Bergbausreviers Platten sind es z. B. die Stolln „Heiliger Geist“, „Wille Gottes“, „Hahn“, „Glücksburg“, „Prinz Eugen“, „Gotthold“, „Hilfe Gottes“,

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„Glück und Freunde“, „Concordia“, „Rappel“, „Geiser“ „Wildbahn“, „Fischzug“ und die „Protasi Pinge“.

Die folgenden Seifen- und Erzlagerstätten befanden sich in dem Gebiet zwischen Lichtenstadt (Hroznětín) – Neudeck (Nejdek) – Graslitz (Kraslice) – Breitenbach (Potůčky):

Lichtenstadt (Hroznětín) (Silber, Zinn, Eisenerz) Der 1219 in der Staufer-Zeit an der Erfurter Handelsstraße entstandene Marktort „Lyhtenstat“ wurde von Graf Hroznata dem Kloster in Tepl vermacht. Im Jahre 1333 bestätigte der mähri-sche Markgraf die Stadtgründung; 1350 erteilte er dem Kloster die Genehmigung, in der Nähe Hammerwerke und Mühlen zu errichten. Im Jahre 1386 wurde Lichtenstadt zur Stadt erhoben. Seit dem 15. Jahrhundert wurden außer Zinn- auch Silber- und Eisenerze gewonnen. Als die Grafen Schlick 1437 Lichtenstadt erwarben, wurden die alten Zinnseifen am Wistritzbach und die Bergwerke nördlich von der Stadt belebt und mit der Herrschaft in Schlackenwerth verei-nigt. Kaiser Ferdinand I. führte 1548 eine neue Zinnberg-Ordnung ein. Außer Zinn wurde auch Silber- und Eisenerz gewonnen. Durch den 30jährigen Krieg verfielen aber alle Schächte bei Lichtenstadt.

Neudeck (Nejdek) (Zinn, Silber, Blei, Eisenerz, Uran) Diese Bergmannssiedlung wurde wahrscheinlich im ausgehenden 12. Jahrhundert bei den Zinn-Gruben von dem Landadligen Hroznata, Begründer des Prämonstraten-Klosters in Tepl, angelegt. Neudeck mit seinen Zinnbergwerken wurde 1341 erstmal urkundlich erwähnt. Vor dem Jahr 1341 wurde hier Zinn aus Seifen gewaschen. Im Jahre 1341 bestätigte König Johann von Luxemburg dem Grundherrn Peter Plick von Plickenstein den Lehensbesitz das „Castrum Neidek“ an der Rohlau. Die Familie besaß Burg und Siedlung bis zum Ende des 14. Jahrhun-derts. Im Jahre 1446 ging Neudeck in den Besitz der Familie des Grafen Schlick über und verblieb bis Anfang des 17. Jahrhunderts in deren Hand. Zu deren Zeit blühte der Zinn-, Sil-ber-, Blei- und Eisenbergbau auf. Im Jahre 1545 wurde ein Bergamt gegründet, das dann bis 1851 den Bergbau regelte. Das Neudecker Bergbuch wurde von 1556 bis 1651 geführt und dient als Hauptquelle über die Blüteperiode des Bergbaus. Das Neudecker Waldzinnrecht, bereits 1494 bekannt, regelte die bisher chaotischen Verhältnisse beim Zinnseifen an der Roh-lau (Rolava), Limnitzbach (Limnický potok), Rodisbach (Nejdecký potok), Schmelz- oder Hohenstollner Bach. Die herrschaftliche Zinnschmelzhütte in Neudeck war von 1454 bis 1874 in Betrieb.

Im Jahre 1602 wurde dem Städtchen ein Freiheitsprivileg verliehen, und Neudeck wurde zur Bergstadt erhoben. Im 30jährigen Krieg erlitt Neudeck schwere Schäden, und der Bergbau verlor an Bedeutung. 1633 wurde die Herrschaft an die Czernin verkauft. Zum sog. „Neudek-ker Bergbau“ wurden auch Seifen, Gruben und Stolln nach Sauerack, Hirschenstand, Trink-saifen, Hohen-Stolln usw. gerechnet. Die Bergstadt Neudeck selbst hatte nur wenig Bergbau, dafür galt sie als Verwaltungs-, Geschäfts- und Industrie-Zentrum der gesamten Region. Die Bodenschätze, die Hütten- und Hammerwerke der älteren Zeit führten im 18./19. Jhd. zu Ent-stehung großer Betriebe der Metall- und Eisenindustrie.

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Zu den finsteren Kapiteln der neueren Geschichte gehört die Uran-Aufbereitung im Rohlautal unterhalb Hochofens. Hier wurden 1953 bis 1964 die Uranerze aus der Gegend von St. Joa-chimsthal, Schlaggenwald und Hinterkotten (Zadní Chodov) bei Marienbad transportiert und mit Säuren ausgelaugt. Politische Häftlinge mußten die Arbeit leisten. Die Archivdokumente berichten über schwere Umweltschäden. Heute sind noch riesige bewaldete Halden (Klärtei-che) am linken Rohlauufer sichtbar.

Ahornswald (Javořina) (Zinn) In der Zinnlagerzone, die sich von Trinksaifen nach Ahornswald erstreckte, gab es seit 1556 fünf Zinngruben – z. B. in Lerchenbachthal in dem „Langen Looch“. Später wurde ohne Er-folg nach Eisenerz geschürft.

Bernau (Bernov) (Zinn) Schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden in Bernau Zinnseifen und Zinngruben ange-legt. Die Zinnwäschen folgten dem Lauf des Wölfenbachls und des Rodisbachs (Nejdecký potok) in Richtung Neudeck. Von den Zinngruben im 16. Jahrhundert wurde nur wenig be-richtet. Der Betrieb der „Laurenzi Zeche“ endete um 1825. Im 19. Jahrhundert folgte Eisen-erzförderung in bergbaulich erschlossenen „Petri und Pauli Zeche“.

Eibenberg (Tisová) (Kupfer, Zinn, Eisenerz) Über diese kleine Gemeinde wurde 1654 erstmals berichtet. In der Umgebung sind vier alte Zinnbergwerke und Seifen an der Rohlau seit 1556 bekannt. Wichtiger waren aber auch die Eisenerzvorkommen westlich des Ortes, die von ältesten Zeiten bis 1870 aus bergbaulich er-schlossenen „Gnade Gottes Zeche“, resp. 1918 bergbaulich erschlossenen „Drei König Ze-che“ für Neudecker Eisenwerke Eisenerze lieferten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden hier kleine Mengen Kupfererz abgebaut.

Frühbuß (Přebuz) (Zinn, Wolfram, Eisenerz, Kobalt, Arsen, Manganerz, Uran) Die Landschaft von Frühbuß und umliegende Dörfer wurden durch Erzprospektoren aus dem Harz, Thüringen, Sachsen, Franken, Bayern und anderen Ländern kolonisiert. Die ersten Zinnseifen sollten laut der Frühbußer Chronik seit 1347 betrieben worden sein. Die Gründung verdankt das Städtchen, das als eine zusammenhängende Längssiedlung angelegt wurde, dem reichen Vorkommen an Bodenschätzen – Zinn, Wolframit, Kobalt, Arsen, Wismut und Uran. 1434 schenkte der Kaiser seinem Kanzler Kaspar Schlick den gesamten Elbogener Kreis, u. a. in den Herrschaften Heinrichsgrün (Jindřichovice), Neudeck (Nejdek) und Lichtenstadt (Hroznětín).Von 1530 bis 1560 ist es die Hauptblütezeit des Zinnbergbaus in Frühbuß. Über die Ortschaft Frühbuß wird erstmal 1542 urkundlich berichtet. Laut Gerichtsbuch aus dem Jahre 1543 erlebte das Dorf einen regen bergbaulichen Antrieb. Mit der Ära der Grundherren von Schlick, besonders in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, ist die höchste Blüte des Berg-baues verbunden. 1553 erhielt Frühbuß von Viktorin Schlick Stadt- und Bergmanns-Freihei-ten. 1556 errichteten die Grundherren im Städtlein ein Bergamt.

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Aus den zahlreichen damaligen bergbaulichen Einrichtungen blieb bis heute der Erb-Graben, ein 5,5 km langer künstlicher Wassergraben, einigermaßen erhalten. Unter dem Ursprung des Rohlaubaches (Rolava) wurde der Wasserstrom geteilt; eine Hälfte davon wurde im Erbgra-ben nach Frühbuß geführt, wo er zahlreiche Zinnseifen, Pochwerke und Zinnwäschen antrieb.

Von 1581 bis etwa 1620 währte eine Krise, die durch Erschöpfung der Zinnerzvorkommen in den leichter erreichbaren Seifen und seichten Gruben ausgelöst wurde. Die Herrschaft Hein-richsgrün und Frühbuß wurde an Niklas von Globen verkauft.

Während des 30jährigen Krieg blieb Frühbuß relativ geschützt. Die Gegenreformation, die durch die neuen Grundherren von Nostitz (1627) befördert wurde, vertrieb manche Bergleute nach Sachsen. Johann Hartwig von Nostitz und seine Nachfolger stimulierten in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder einen intensiven Zinnbergbau. Frühbuß bekam 1638, 1670, 1683 und 1698 neue Privilegien, 1672 ein Wappen. Wann Frühbuß zur Stadt erhoben wurde, ist nicht bekannt. Eigene Gerichtsbarkeit bestand seit 1677. Sämtliches Zinn mußte in der herr-schaftlichen Schmelzhütte geschmolzen und ins herrschaftliche Zinnhaus in Rothau verkauft werden. Die meisten Gruben im 17.-18. Jh. befanden sich südwestlich von Frühbuß am Har-telsberg (Čertova hora). Durch mangelhafte Instandhaltung des Erb-Stollns und Raubbau ka-men die Gruben allmählich zum Verfall, bis sie 1815 endgültig verlassen wurden. Die ver-armte Bevölkerung unternahm zahlreiche Schurfarbeiten, wobei man nach Zinn-, Silber- Mangan- und Eisenerzen ohne größeren Erfolg gesucht hat. Nach drastischer Teuerung des Brennholzes (1812) wurde in großem Maße auch Torf gestochen.

Beim großen Brand im Jahre 1869 brannte auch das Rathaus nieder, so daß viele Dokumente aus der Anfangszeit des Städtchens verloren gingen. In der Gemeindekanzlei befand sich ein Deckengemälde mit dem Gemeindewappen aus dem Gründungsjahr 1347. Im Jahre 1933 wurde die Zinngewerkschaft „Dreikönigs Zeche“ errichtet, am Fuße von Hartelsberg wurde der neue Zinnschacht „Otto“ und am Schmidtenberg der „Karlschacht“ (Ritterschacht) eröff-net. Während des 2. Weltkriegs gelangte das Unternehmen an die Gewerkschaft Zinnwalder Bergbau in Altenberg. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde zwischen 1946 und 1948 Uranerz von tschechischen Unternehmen gefördert. Die Zinnhalde wurde um 1983 zu Zinnkonzentrat in Schlaggenwald (Horní Slavkov) verarbeitet. Zwischen 1952 und 1958 wurden die alten Bergbauobjekte in Frühbuß intensiv untersucht. Bekannte Bergbauobjekte im Bergbaurevier Frühbuß waren z. B. der „Ritter Schacht“, „Schacht Nr. 1“ und „Schacht Nr. 2“, der „Otto Schacht“ und der „Erb-Stolln“.

Hirschenstand (Jelení) (Zinn, Manganerz) Schon lange vor Gründung der Siedlung Hirschenstand kamen stromaufwärts Saisonseifner, um Zinn aus dem Seifenbach (Bukový potok) und dem Schwarzwasserbach (Černý oder Slaný potok) auszuwaschen. Unter der Herrschaft von Plicken (1300-1410) wurden vermut-lich die sekundären Zinnlager durch Seifner entdeckt. Unter der Herrschaft der Schlicks (1446-1602) wurden auch Zinngruben geteuft. Im Neudecker Bergbuch sind Gruben bei Hir-schenstand eingetragen. Während des 30jährigen Krieges und der Gegenreformation emigrier-ten viele lutherische Bergleute nach Sachsen. Bei Hirschenstand gibt es drei historische La-gerstätten von Zinn:

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1. Das Zinnlager am Kranisberg (heute Sauersack-Ost): Hier wurden schon um 1500 Zinnschächte angelegt. Die Förderung in der Zinngrube „Bescherten Glück Fundgru-be“ (16. Jh.), „Kohlgrube“ (17.-19. Jhd.) oder „Segen Gottes Zeche“ (20. Jhd.) wurde durch den „St. Georg-Erb-Stolln“ im Schwarzwasserthal ermöglicht. Während des 2. Weltkriegs wurden an der „Segen Gottes Zeche“ eine moderne Zinnbergbau- und eine riesige Aufbereitungsanlage aufgebaut

2. Zinnrevier am Hirchenkopf: Dort wurde seit 1556 in den Gruben „Hirschkopf Ze-che“ und „Groß Hirsch Zeche“ gearbeitet. Im Jahre 1870 endete hier der Bergbau we-gen allgemeiner Absatzkrise. Am Hirschkopf wurden in der 2. Hälfte des 19. Jahr-hunderts auch Manganerze gefördert („Franziska Zeche“).

3. Zinnrevier Bora (Bohra, Buhre): Es lag zwischen Hirschenstand und Neuhammer am rechten Ufer des Schwarzwasserbaches und weiter zum Boraberg (Čihadlo). Dort soll es seit 1620 ein Bleibergwerk gegeben haben. Von 1556 bis 1820 förderte man in der „St. Katharina Zeche“ und in der „Gnade Gottes Zinnzeche“ Zinnerz. Seit 1842 wurden auch Manganerze in der „Bora Zeche“ gewonnen und sogar ein Stolln „im Zänkel“ getrieben.

Hochofen (Vysoká Pec) (Zinn, Eisenerz) Die Eisengruben wurden hier bereits 1557 südlich des Ortes erwähnt. Das Eisenerz (Magnetit, Hämatit) ist an Skarnkörper gebunden. Diese waren Rohstoffgrundlage der Neudecker Eisen-Industrie. Im Norden am Pritzenberg und Rabenberg (Havraní hora) wurde im 16. Jh. über Zinnseifen und Bergwerke berichtet. Noch im 19. Jahrhundert wurde Eisenerz abgebaut. Ne-ben der „Hieronymus Zeche“ stand im Tal des Trinksaifener Baches ein Hochofen, der dem Ort seinen Namen gab.

Hohen Stolln (Vysoká Štola)

Gibacht (Pozorka)

Voigtsgrün (Fojtov)

Kammersgrün (Lužec) (Zinn, Eisenerz) Hohen Stolln war im Jahre 1590 ein kleines, aber sehr wichtiges Dorf, unter den Schlicks ein Zentrum eines Zinnreviers der Neudecker Herrschaft. Außer Zinnseifen kommt Zinnerz in einer primären Lagerstätte von Ullersloh über Helleberg (z. B. St. Anna Zeche, Drei Jungen Zeche usw.). Zinngruben und Zinnseifen zogen sich auch östlich zum Traussnitzberg (Trous-nická skála), südlich nach Kammersgrün (Lužec) und sogar bis Voigtsgrün (Fojtov) am Fuße des Erzgebirges. Bei Voigtsgrün befindet sich eine kleine Uranlagerstätte.

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Neuhammer (Nové Hamry) (Zinn, Eisenerze, Manganerze) Neuhammer entwickelte sich im 16. Jahrhundert aus zwei Siedlungen – dem Dorf Glashütten am Hofberg (Dvorský vrch) und im Rohlauthal um einen Hammer, dem seit 1602 bekannten Neuen Hammer. Bereits früher gab es im Rohlauthal Zinnseifen und seit 1556-1820 Zinn-bergwerke am Peindlberg (Tisovský Vrch). Nach dem 30jährigen Krieg wurde der Zinnberg-bau wieder aufgenommen und hielt in der „Pauls Bärenzeche“ bis 1820 an.

Eisenerzförderung war schon vor 1556 bekannt und wurde Basis für Draht- und Löffelfabri-ken in Neuhammer. Manganerze wurden in der Hälfte des 19. Jahrhundert in der Buhre (Bo-ra) vom Ort durch Schacht und Stolln gefördert. Für die alte Glashütte am Hofberg war ein Quarzabbau eine Voraussetzung. Dort verwendete man wahrscheinlich zum ersten Mal in der Region Kobaltblau für die Glasfärbung.

Neuhaus (Chaloupky) (Zinn) Das Gebiet um Neuhaus bietet keine primären Lagerstätten von Zinnerzen. Dafür gab es hier einen außerordentlichen Reichtum an Zinnstein in sekundären Zinnlagern (Zinnseifen). Schon 1560 unter der Schlick´schen Herrschaft wurden die hiesigen Zinnwäschen als „der große Seuffen“ erwähnt. Ihre Überreste bedecken heute rund 30.000 m2 des Tanelbaches (Jelení potok). Heute ist der Ort aufgelassen.

Sauersack (Rolava) (Zinn, Manganerze) Die Zinnseifen wurden „im Sawersack“ in der Mitte des 14. Jahrhunderts vermutet und 1494 erstmals urkundlich bestätigt. Der Ort selbst entstand erst zwischen 1602 und 1654. Die Zinn-lagerstätte Sauersack (Rolava) führt vom Frühbußer Kronesberg (Smrčina) in Richtung Nord-Ost der Ortschaft. Die höchste Blüte des Bergbaus erlebte Sauerack während der Schlick´schen Herrschaft in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es wurden zahlreiche Seifen und Gruben angelegt z. B. die Zechen „Rappen“, „Kassel“, „Trink“, „Benedikt“ und „Erb-fluß“. Die wichtigsten Erb-Stolln waren die „Rappen Zeche“ (bis 1793) und der „St. Antonie Stolln“ (bis 1860 in Betrieb). Im Jahre 1860 ging Zinnbergbau infolge billiger asiatischer Im-porte zu Ende. Zu dieser Zeit wurden erfolgreiche Manganerzgruben am Hütten-Brand (Milíře), z.B. die „Ludwigs Zeche“, betrieben. Bekannte alte Bergbauobjekte in Bergbaure-vier Sauersack sind z. B. die Stolln „Rappen", „Erbfluß“, „Georg“ „Hirsch“ und „St. Anto-nie“. Zwischen 1952-1958 wurden die alten Bergbauobjekte in Sauersack intensiv untersucht. Gefundene Erze konnten aber nicht abgebaut werden.

Schieferhütten (Břidlová)

Mühlhäuser (Mlýnské Chalupy)

Güntherhäuser (Güntherovy Domky) (Zinn) Diese kleinen Ortschaften südlich von Frühbuß wurden Teil der Gemeinde Hochgart (Obora). In Schieferhütten stand bis 1671 eine Glashütte. Im Tal des Rothaubaches (Rotwasser) und Seifenbachl in Mülhäuser wurden Zinnseifen betrieben. Die sog. „Raithalden“ reichten bis in

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die Nähe von Rothau (Rotava). Westlich bei Güntherhäuser am Kammersberg (Stolice) wur-den im 16. Jh. reiche Eisenerzgänge abgebaut. Noch im 19. Jahrhundert bis 1908 wurde bei Güntherhäuser und Schiefehütten nach Eisen- und Manganerzen geschürft.

Silberbach, Nancy (Stříbrná, Rájec) (Zinn, Silber?) Zinnseifen und Pochwerke gab es im 16. Jahrhundert entlang des Zinnerbaches. Am umlie-genden Gebirgskamm zur sächsischen Grenze wurden Eisenerze bergmännisch gewonnen. Am Plattenberg wurden vermutlich alte Silber-Stolln getrieben. Das tief eingeschnittene Tal war von 1631 bis 1946 bewohnt.

Trinksaifen (Rudné) (Zinn) Während der Neudecker Herrschaft von Lorenz Schlick (1556-1581) wurde Zinn aus primä-ren Zinnlager bergmännisch abgebaut. Nach einer Unterbrechung des Bergbaues wurden im 17.-18. Jahrhundert bei Trinksaifen neue Stolln und Gruben geteuft, z.B. die „Maria Hilf Zinn-Zeche“. Im Jahre 1813 ging mit der Schließung der „Josefi Zeche“ beim Eliasberg (Díže) die bergbauliche Tradition in Trinksaifen zu Ende. Im Jahre 1999 wurde oberhalb Neuhaus ein künstlicher etwa 11,5 km langer „Trinksaifener Wassergraben“ entdeckt. Er führte den Wasserstrom aus der Rohlau über die Hänge des Neuhauser Berges (Chalupecký vrch) und Hochberges (Vysoký vrch) nach Trinksaifen. Dort übergab er seine Kraft den Zinnwäschen und Pochwerken am Pritzenberg (Bedřichův vrch), Rabesberg (Havraní vrch) und in Trinksaifen (Bochowitz).

Ullersloh (Oldřichov) (Zinn, Eisenerz, Manganerz) Das kleine Bergmannsdorf etwa 3 km nordöstlich von Neudeck wurde 1590 erstmal erwähnt. Bereits in der 2. Hälfte des 16. Jh. berichtet das Neudecker Bergbuch über intensiven Zinn-Bergbau. Die Zinnseifen befanden ich stromaufwärts des Limnitzbaches (Limnice) bis zum Seifenhäusel, ferner im Tal des Ullersloher Baches – z.B. am Höllberg (Světlina) die Gruben und Stolln der „St. Michaeli Zeche“ und „Zum bescherten Glück Zeche“. Auch Eisenerze wurden am Höllberg in selbständigen Gruben bis 1868 gewonnen. wurden Die bergbaulichen Untersuchungen auf Mangan- und Eisenvorkommen während des 2. Weltkrieges blieben je-doch ohne Erfolg.

Vogelsdorf (Ptačí) (Quarz) Die kleine Gemeinde Vogeldorf wurde im 17. Jahrhundert gegründet und ist nach der Aus-weisung der Deutschen um 1946 untergegangen. Aus einer Quarzader, die über Vogeldorf nach Schieferhütten verläuft, wurde Quarz für zwei Glashütten gewonnen. Die Glaserzeugung endete vor 1671 infolge der Zwangsemigration der lutherischen Glashüttenmeister. Bekannte Bergwerke sind z. B. die „Glück Zeche“ und die „Freunden Zeche“.

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Graslitz (Kraslice) (Kupfer) Als erste Besiedlung auf dem Gebiet der späteren Stadt Graslitz wurde diese 1185 als Dorf Bernhausen und 1273 als Friedrichsgrün urkundlich erwähnt. Kaiser Karl IV. erhob 1370 Graslitz zur Stadt. Seit 1541 Freie Bergstadt, nahm Graslitz vor allem durch den Kupferberg-bau seit Ende des 16. Jahrhunderts einen raschen Aufschwung. Im Jahre 1601 konnte die Stadt einen Aufschwung des Kupferbergbaus verzeichnen, im selben Jahr wurde hier ein Bergamt eingerichtet. Den 30jährigen Krieg überstand Graslitz unbeschadet. 1666 kam Gras-litz in den Besitz des Grafen Johann Hartwig von Nostitz, der die überwiegend protestanti-schen Einwohner zwang, katholisch zu werden oder auszuwandern. Um 1677 gründeten Gra-fen von Nostitz hier das erste böhmische Messingwerk. Die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts brachte den Niedergang des Bergbaus und die Einführung der Baumwollweberei, welche zu neuem Aufschwung verhalf. 1808 wurde die erste mechanische Baumwollweberei eröffnet. Die Textilindustrie und die seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts expandierende Musik-instrumenten-Produktion ließen die Stadt aufblühen. Allerdings brachte der Erste Weltkrieg brachte das Ende des Wirtschaftswachstums. Im Zweiten Weltkrieg blieb sie von unmittelba-ren Kriegsereignissen verschont. Durch Fusion aller enteigneten deutschen Musikinstrumen-ten-Fabriken entstand 1945 mit der Firma „Amati“ mit Sitz in Graslitz die größte Musikin-strumentenfabrik Böhmens.

Breitenbach (Potůčky) (Silber, Kobalt, Wismut, Uran) 11 km Nördlich von Neudeck, direkt an der Staatsgrenze zu Sachsen, liegt das Bergbaurevier Breitenbach (Potůčky). Das Breitenbacher Bergbaurevier ist ein kleinerer Teil des großen Bergbaureviers bei Johanngeorgenstadt in Sachsen. Im Jahre 1654 ließen sich böhmische Exilanten, durch die Gegenreformation vertriebene evangelische Einwohner der Bergstadt Platten, am Fastenberg, also auf kursächsischem Gebiet, unmittelbar an der böhmischen Grenze nieder und gründeten Johanngeorgenstadt. Südlich von heutigem Breitenbach war es der alte Bergsektor Farbleiten („5. Mai Stolln“), wo später von den Joachimsthal-Werken (weiter als JD) der „Frieden Schacht (Jáma mír)“ und später der „Schacht Nr. 47 (Jáma č. 47), am Hamersberg der „Vavřinec Stolln“ (Vavřincova štola) und der „Ziegen Schacht“ – heute „Ziegenseifen“ (Kozí sejfy) – erschlossen wurden. 1 km östlich von der Ortschaft Breitenbach befindet sich die kleine Uran-Lagerstätte „Prinz Eugen“ (ložisko princ Evžen). Seit dem 16. Jahrhundert bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden hier wenige Dezimeter mächti-ge Erzgänge der Ag-Co-Ni-Bi-U-Paragenese, die neben Quarz und Kalkspat vor allem Kobal-terze (Speiskobalt, Erdkobalt, Kobaltblüte), gediegen Wismut und Wismutocker sowie Silbe-rerze (gediegen Silber, Silberglanz, Rotgültigerz) führten, bergmännisch abgebaut. Die Kobal-terze dienten zur Herstellung von Kobaltfarben. Der Erzabbau wurde auf der böhmischen Sei-te im Jahre 1894 beendet.

Die alten Gruben wurden hauptsächlich von sächsischer Seite aus erst zwischen 1946 und 1958 abgebaut. Auf der tschechischen Seite wurden 1946 von JD geologische Untersuchun-gen durchgeführt und zwischen 1946 und 1951 alle alte Gruben erneuert (die alten Gruben wurden hauptsächlich von sächsischer Seite erst zwischen 1946-1958 abgebaut). Im südlichen Teil der Lagerstätte wurden der „Neuverborgen Glück Schacht“ (Jáma č. 1) und auf dem „An-dreas Gang“ (Andrejova žíla) der „Tages Schacht“ (Jáma č. 3) erneuert. Die hauptsächlichsten Arbeiten wurde auf dem alte „Magdalena Schach“ (Jáma Magdaléna) durchgeführt.

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Geologische Prospektion wurde in den Jahren 1946 bis 1951 in der Umgebung von Breiten-bach von JD durchgeführt, wobei Uranerze nachgewiesen werden konnten. Auch wurden alte Bergbauobjekte wieder erschlossen und mit dem Uran-Abbau begonnen. Weiter wurden der „Neueverborgen Glück Schacht“ (JD-Schacht Nr.1) und „Tages Schacht“ (JD-Schacht Nr. 3) auf dem Gang Andreas erschlossen. Wichtigste Arbeit wurde die Aufwältigung des alten „Magdalena Schacht“. Die hier gefundenen Uranerze wurde durch zwei „E1 und E2 Schacht“ abgebaut. Die JD haben zwischen 1948 und 1953 alle Uranerze an der böhmischen Seite ab-gebaut; 1953 wurde das Bergbaurevier Breitenbach an die „Sowjetisch-Deutsche Aktienge-sellschaft (SDAG) Wismut“ übergeben. Die Gesellschaft hatte zwischen 1954 und1958 alle Uranerze in größerer Teufe von deutscher Seite aus abgebaut.

Heinrichsgrün (Jindřichovice) (Silber, Zinn) Heinrichsgrün ist seit etwa 1200 als Waldhufendorf bekannt. Die Bergortschaft bei den Sil-ber-Erzgruben im westlichen Teil des Erzgebirges entstand wahrscheinlich am Anfang des 13. Jahrhunderts. Die ersten Besitzer der Herrschaft waren im 13. Jahrhundert vermutlich die Herren von Hartenberg. Unter König Wenzel IV. (1346-1378) wurde der Ort Heinrichsgrün erstmal urkundlich erwähnt. Seit 1434 waren die Grafen Schlick Pfandinhaber des Ortes. Im Jahre 1520 wurden Zinn wie auch Silber aus Zinnseifen ausgewaschen. Ab 1516 wurde hier Silber- und ab 1523 Zinn bergmännisch abgebaut. Im Jahre 1520 wurde Heinrichsgrün zur Freien Bergstadt erhoben. Im Teilungsvertrag von 1525 wurde der Ort als Markt bezeichnet. Zwischen 1530 und 1560 war die Hauptblütezeit des Zinnbergbaus in Heinrichsgrün. Am 28.9.1537 erhielt Heinrichsgrün von König Ferdinand I. das volle Elbogener Stadtrecht und das Stadtwappen verliehen. Die Einwohner waren damals schon größtenteils protestantisch. In den Jahren 1627 bis 1628 konnte Otto Freiherr von Nostitz sämtliche Teile der Herrschaft Heinrichsgrün von protestantischen Schlickchen Besitzern erwerben und zusammenführen. Im Jahre 1750 bestätige Graf Franz Wenzel von Nostitz Heinrichsgrün die Stadtrechte. Auf-grund des Fehlens von Industrie und Bahnanschluss konnte sich Heinrichsgrün nur schwach entwickeln.

Gossengrün (Krajková) (Blei) Die Bergmanns-Siedlung mit dem ursprünglichen Namen Gossengrün entstand bei den Blei-erzgruben im westlichen Teil des Erzgebirges wahrscheinlich um die Wende des 12.und 13. Jahrhunderts. Mit der Zeit breitete sich die Siedlung aus und wurde zum Marktflecken. Im Jahre 1485 erhob König Vladislav II. nach Befürwortung durch den Grafen Wenzel Schlick den Herrschaftsbesitz von Hartenberg zur Stadt.

Bleistadt (Oloví) (Blei, Silber) Bleistadt gehört zu den ältesten Bergstädten Böhmens, bereits 1314 ist Bergbau auf Blei und Silber urkundlich nachweisbar. Das im waldreichen Zwodautal gelegene Bleistadt wurde im Jahre 1523 vom Graf Stefan Schlick in seiner Herrschaft Hartenberg als Bergort gegründet. Die ersten Stadtprivilegien erhielt sie im Jahre 1524 vom Grafen Schlick, und am 16. Januar 1558 erhob König Ferdinand I. Bleistadt zur königlichen freien Bergstadt. Mit seinem Blei-

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vorkommen war Bleistadt für St. Joachimsthal von allerhöchster Bedeutung; denn ohne Blei ließ sich das Silber in St. Joachimsthal nicht ausschmelzen. Daher mußte zunächst Blei aus Polen, England, dem Harz und aus Westfalen importiert werden. 1547 nahm König Ferdinand auch Bleistadt in Beschlag, wie er 1545 bereits St. Joachimsthal konfisziert hatte; unter der Regalherrschaft der Krone verfiel der Bergbau rasch, wie Dokumente aus den Jahren um 1561 zeigen.

Der im Vergleich zu Edelmetallen nicht sehr lohnende Bleibergbau und häufige Auseinander-setzungen mit den Besitzern von Hartenberg wegen Holzlieferungen und Weidegründen wa-ren Gründe, daß sich die Stadt nur langsam entwickeln konnte. Im Jahre 1595 zählte der Ort erst 70 Feuerstätten. Nach dem 30jährigen Krieg verblieben der Gemeinde lediglich 60 Häu-ser. Die Schlesischen Kriege brachten weitere Belastungen, so daß im Jahre 1865 der Blei-bergbau eingestellt werden mußte. Die ungünstige Verkehrslage der Stadt verbesserte sich 1876 jedoch durch den Bau der Eisenbahn von Falkenau/Eger nach Graslitz. Und Strickwa-renerzeugung und Tafelglasindustrie wurden zu einer neuen Existenzgrundlage. Bekannte Bergbauobjekte des Bergbaureviers Bleistadt sind es z. B. die Gruben bzw. Stolln „Blei-grund“, „Anton“, „Peter“, „Maria Hilf“, „Grüne Tanne“, „Andreas“ und „Schäfer“.

Rothau (Rotava) (Eisenerz, Gold, Wolfram, Zinn) Rothau wurde 1543 bei den Eisengruben und dem Eisenhammer der Familie Schlick gegrün-det. Seit dem 16.-20. Jahrhundert wurden in Rothau Gold (?), Wolfram, Zinn und Eisenerze bergmännisch und aus Seifen gefördert. Im 17. Jahrhundert war Rothau das wichtigste Zen-trum der Stahl- und Zinkblech Industrie in Böhmen und Mitteleuropa. Zwischen 1952 und 1958 wurden die alten Bergbauobjekte in Rothau intensiv untersucht. Die nachgewiesenen Erzvorkommen konnten jedoch nicht abgebaut werden. Nach den Zweiten Weltkrieg wurden die Stahlfabriken von den Škodawerken Pilsen übernommen. 1965 wurde Rothau zur Stadt erhoben. Zur Stadt Rothau gehören die Erholungsorte Pechbach (Smolná) und Annenthal (Anenské údolí). Die Stadt Rothau hat heute ca. 3400 Einwohner.

Sächsische Bergstädte

Altenberg - ab 1440 als Bergmannssiedlung bekannt - seit 1436 Zinnbergbau - 1451 Stadtrechtverleihung und als Stadt „auf dem Geising-

berg“„ bekannt - ab 1489 Stadt „auf dem Altenberg“

Annaberg - ab 1492 Silberbergbau - seit 1496 als Bergstadt bekannt - 1497 Stadtrechtsverleihung und als „ Neue Stadt am Schrek-

kenberg“ bekannt - ab 1501 „ St. Annaberg“

Aue - in den Jahren 1150 – 1200 als Bauerndorf

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- ab 1626 als Stadt bekannt - ab 1661 Zinnbergbau - ab 1666 als „ Bergstädtlein“

Bärenstein (Osterzgebirge)

- um 1200 Bauerndorf mit Burg - im 14. Jahrhundert Eisenbergbau - um 1400 Zinnauswaschen aus Seifen - 1501 Stadtrechtsverleihung - ab 1551 als „Neustadt Bärenstein“ bekannt

Berggießhübel - im 13. Jahrhundert Eisenbergbau - um 1440/1450 Bergmannssiedlung - 1548 Stadtrechtsverleihung - ab 1764 als „Bergstädtlein“ bekannt

Brand - ab 1500 starker Silberbergbau - um 1550 als Bergmannssiedlung bekannt - 1555 als „Flecklein“ genannt - 1590 als „Städtlein“ genannt - 1834 Stadtrechtsverleihung - seit 1912 als Brand-Erbisdorf

Buchholz - ab 1496 Silberbergbau, - nach 1497 als Bergmannssiedlung - 1501 Stadt und „freie Bergstadt“ - 1520 Marktrecht

Dippoldiswalde - um 1210 als Marktstadt mit Burg bekannt - ab 1266 „Oppidium“ mit Silberbergbau - etwa um 1500 verstärkter Silberbergbau

Ehrenfriedersdorf - um 1200 Bauernhof - ab 1250 – 1300 Zinnbergbau - gegen 1300 Wandlung zur Bergmannssiedlung - ab 1377 Silberbergbau - 1477 Stadt mit Marktrecht

Eibenstock - um 1200 Bauernhof - um 1300 Erweiterung des Hofes durch Halbbauern und

Zinnwaschen aus Seifen - ab 1500 Zinnbergbau - 1532 Stadtrechtsverleihung - 1555 als „Städtlein“ bekannt

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- 1632 Markt-Rechte

Elterlein - um 1150 – 1200 als Bauernhof - um 1400 (?) Stadt - ab 1406 Eisenbergbau und „offene Stadt“ - um 1480 Silberbergbau - 1489 Stadtrechte

Frauenstein - um 1200 Vorburgsiedlung - 1234 als Stadt und „Oppidium“ - 1335 – 1379 Silberbergbau - 1426 Neuanlage an anderer Stelle gebaut

Freiberg/Sa - ab 1168 Silberbergbau, als Bergmannssiedlung bekannt - um 1185 städtische Siedlung - 1215 Stadtrechte

Geising - ab 1436/1440 Zinnbergbau - um 1440 Bergmannssiedlung - 1515 Stadtrecht und „Städtlein“ genannt

Geyer - um 1390 Bergmannssiedlung mit Zinn und Silberbergbau - 1456 Stadtrechte und Marktrechte - ab 1458 Silberabbau - im Jahre 1506 Bergstadt und Bau der Glashütte

Hohenstein - um 1400 – 1450 Gold-, wahrscheinlich auch Silberbergbau - um 1513-1517 Bergmannssiedlung - 1521 Stadtrechte - ab 1898 als Hohenstein-Ernstthal“ bekannt

Jöhstadt - um 1513 als Bergmannssiedlung, Silberbergbau - um 1518 Bergfreiheit - 1555 „Bergstädtchen“ - im Jahre 1591 auch als „Flecken“ bezeichnet - ab 1550 verstärkter Silberbergbau - vor 1791 Stadtrechte

Johanngeorgenstadt - im Jahre 1654 als Bergstadt von böhmischen Exilanten ge-gründet

- ab 1658 Silber- und Kobaltbergbau - 1656 Stadtrecht

Kirchberg - um 1300 als Marktsiedlung - ab 1316 Silberbergbau am Hohen Forst

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- 1318 als „Fürstenberg“ genannt - 1320 als „Kirchberg“ genannt - um 1350 als „Oppidium“ genannt - 1491 Gründung des Stadtrates

Klingenthal - um 1590 – 1600 als Eisenhammerstadt bekannt - ab 1631 Bergbau- und Exilantensiedlung - 1919 Stadtrechte

Lauenstein - um 1300 Vorburgsiedlung - 1340 erstmals genannt - ab 1374 Marktrechte - 1489 Ratsverfassung - ab 1497 Zinn bergmännisch abgebaut

Lengefeld - um 1200 Bauerndorf - um 1398 „Städtlein“ - nach dem Jahr 1500 Wandlung zur Marktsiedlung - um 1522 Ratsverfassung

Lößnitz - um 1284 „civitas“ und Marktsiedlung - ab 1286 Silberbergbau und eigene Münzstätte - 1372 Ratsverfassung

Marienberg - ab 1519 Silberbergbau - 1523 Stadtrechte

Neustädtel - um 1180 – 1200 Bauernhofdorf - ab 1378 Zinnabbau - um Jahr 1400 Wandlung zur Bergmannssiedlung - 1445 Wandlung zur Stadt - 1939 zu Schneeberg umbenannt, heute als Schneeberg II

Oberwiesenthal - ab 1526 Silberbergbau - seit 1527 Bergstadt und „Neustadt am Wiesenthal“ genannt - 1527 Stadtrechte

Scheibenberg - ab 1515/1516 Silberbergbau - ab 1522 Privilegien als Bergstadt - 1530 Stadtrechte

Schlettau - um 1200 Burg mit Bauerndorf - um 1300 Herausbildung der Marktsiedlung - um 1367 „Oppidium“ - um 1370 (?) Stadtrechte

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- ab Jahr 1477 Silberbergbau - ab 1548 als „Städtlein“

Schneeberg - ab 1446/1453 Silberbergbau - ab 1460 verstärkt - nach 1470 Bergmannssiedlung - ab 1479 Stadtrechte und Sitz des Stadt- und Berggerichts - 1481 Freie Bergstadt

Schwarzenberg - um 1170 Burg mit Vorburgsiedlung - 1280 Stadt - 1282 „Civitas“ - im 13. Jahrhundert Eisen-, Zinn- und Silberabbau - um 1590 „Städtlein“

Siebenlehn - ab 1346 erstmal Silberbergbau - um 1370 Bergstadt - ab 1388 offenes „Städtlein“

Thum - um 1150/1200 Bauerndorf - um 1250 (?) Zinnbergbau - im 14. Jahrhundert Wandlung zur Bergmannssiedlung - ab 1377/1407 Silberbergbau und Stadtrechte - seit 1445 als „altes freies Bergstädtlein“ bekannt

Wolkenstein - 13. Jhd. Vorburg- und Marktsiedlung mit Silberbergbau - gegen 1300 Wandlung zur Bergstadt - 1320 Stadtrechte - 1323 als „Oppidium“

Zwönitz - 1150 /1200 Waldhufendorf - um 1450 Marktsiedlung - 1475 Stadtrechte - um 1580 Silberbergbau - 1603 Freie Bergstadt

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LITERATUR

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Bernard, J. H.; Pouba, Z. a kol. (1986): Rudní ložiska a metalogenese Československé části Českého masivu. ÚÚG Praha 1986.

Bílek, J.; Jangl, L.; Urban, J. (1976): Dějiny hornictví na Chomutovsku. Vlastivědné muse-um v Chomutově 1976.

Bitnerová, Z. (2000): »Zaniklé obce a města chomutovského regionu. K&B s.r.o. Most 2000.

Hrabánek, J. (2002): »Mögliche Silberquellen für die Prägung von Prager Groschen in Mit-telalter«. Jb. Nass. Ver. Naturkunde 123, S. 105-124. Matthes, S. (1990): Mineralogie. Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1990.

Rojík, P. (2000): Historie cínového hornictví v západním Krušnohoří. Okresní museum a kni-hovna Sokolov 2000.

Rösler, H. J. (1988): Lehrbuch der Mineralogie. VEB Deutsche Verlag für Grundstoffindu-strie Leipzig 1988.

Wagenbreth, O. et al. (1990): Bergbau im Erzgebirge. Deutscher Verlag für Grundstoffindu-strie Leipzig 1990.

Vita

Herr Dr. JAROSLAV HRABÁNEk wurde 1937 in Prag geboren, besuchte dort von 1953 die 1954 Fachhochschule, um Geologie, Mineralogie, Bergbau usw. zu studieren. Von 1962 bis 1967 studierte er an der Karlsuniversität Prag die Fächer Mineralogie und Geologie. Daran an-schließend nahm er verschiedene Geologentätigkeiten auf: Von 1957 bis 1962 im Uranberg-bau Přibram, von 1962 bis 1970 im Erzbergbau des böhmischen Erzgebirges (Region Kup-ferberg-Preßnitz-Weipert), von 1970 bis Februar 1973 bei der Projektion der U-Bahn in Prag. Anfang März 1973 folgte er seiner deutschen Frau nach Deutschland, wo er von 1979 bis 2002 an der Universität in Mainz tätig war. Seit 1. Januar 2003 ist er im Ruhestand.