4
610 Die Hirschhorner 1895er Nindenverfteigerung. rinbe weniger als voriges Jahr aus bem Markt erschienen. I m großen Ganzen erscheint aber der Rückgang noch bedeutender, wenn man be- achtet, baß 1884 21000 Str., in ben Jahren 1882 unb 1883 je 19000 Ctr., 1885 18000 (Str., 1891 gegen 17 000 Ctr. Glanzrinde verkauft wurden, heuer aber nur 6420 Ctr. zum Ausbot gekommensind.Was den Verlauf des heurigen Markts betrifft, so wurden van ben ausgebotenen 52 Losen 37 verkauft; bei 12 Losen würbe von den Walbbesitzern wegen ungenügenben Erlöses bie Genehmigung nicht erteilt; auf 3 Lose wurde ein Angebot überhaupt nicht gemacht. Wo übrigens Nachfrage vorhanden war, da wurde etwas lebhafter gesteigert, wie im vorigen Jahr. Der Durchschnittserlös beträgt 4 Jt 80 9f gegen 4 M 65 9$ im vorigen Jahre. Den höchsten Preis erlangte ein nicht mehr als 50 Ctr. betragendes Quantum der Gemeinde Laussen-Dorf mit 5 Ji 50 3p. Dann folgen mit 5 Ji 20 9f Heilbronn, Diefenbach ic. Hält man dagegen die Erfolge der übrigen Rinbmmärkte des hew rigen Jahres, so findet man, daß die Heilbrunner Preise auffallend nieder sind und auch der heurige Auffchlag im Preis nicht im Verhältnis steht mit den dort erzielten Erlösen. Nach uns vorliegenden Nachrichten wur- den in Hirschhorn 50000 Ctr. ausgeboten und betrug der Erlös 6 Jt 15 Sf bis 6 M 30 <P. Eberbach hatte für feine 9000 Ctr. die gleichen Preife und in beiden Fällen betrug der Aufschlag heuer gegen 1894 20—30 3$ pro Centner und mehr. Weitere Ausführungen an diefe trüben Bilder anzuhängen, hätte wohl keine Wirkung, beshalb mag dies unterbleiben; auch große Hoff- nungen für bie Zukunft werben sich daran nicht knüpfen lassen. (©eroerteMatt ans Württemberg 1895, Nl. 15.) Die Hirschhörner ^895 er Rindenveisteigerung fand am 11. März statt und fcheint unter dem Zeichen Quebracho-Zolles gestanden zu haben, auf dessen Konto wohl die den vorjährigen Preifen gegenüber etwas höheren diesjährigen zu fetzen fein würden. — Obgleich nämlich die Agrarier schon in den zwei vorderen Jahren mit ihren Be- stiebungen auf Belegung exotischer Rinden mit einem beträchtlichen Zoll vollständig Fiasko gemacht hatten, wie dies ja auch in unserem vorjäh- rigen Bericht erwähnt, so bah nicht einmal ein desfallsiger Antrag an den Reichstag gelangen konnte, ist ein folcher, Dank der unausgesetzten Machinationen jener Herren, welche alle Probuktionszweige sich tribntpstich- tig zu machen unablässig bemüht sinb, zu stände gebracht worden und

Die Hirschhorner 1895 er Rindenversteigerung

  • Upload
    n

  • View
    219

  • Download
    1

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Hirschhorner 1895 er Rindenversteigerung

610 Die Hirschhorner 1895er Nindenverfteigerung.

rinbe weniger als voriges Jahr aus bem Markt erschienen. Im großen Ganzen erscheint aber der Rückgang noch bedeutender, wenn man be-achtet, baß 1884 21000 Str., in ben Jahren 1882 unb 1883 je 19000 Ctr., 1885 18000 (Str., 1891 gegen 17 000 Ctr. Glanzrinde verkauft wurden, heuer aber nur 6420 Ctr. zum Ausbot gekommen sind. —

Was den Verlauf des heurigen Markts betrifft, so wurden van ben ausgebotenen 52 Losen 37 verkauft; bei 12 Losen würbe von den Walbbesitzern wegen ungenügenben Erlöses bie Genehmigung nicht erteilt; auf 3 Lose wurde ein Angebot überhaupt nicht gemacht. Wo übrigens Nachfrage vorhanden war, da wurde etwas lebhafter gesteigert, wie im vorigen Jahr.

Der Durchschnittserlös beträgt 4 Jt 80 9f gegen 4 M 65 9$ im vorigen Jahre. Den höchsten Preis erlangte ein nicht mehr als 50 Ctr. betragendes Quantum der Gemeinde Laussen-Dorf mit 5 Ji 50 3p. Dann folgen mit 5 Ji 20 9f Heilbronn, Diefenbach ic.

Hält man dagegen die Erfolge der übrigen Rinbmmärkte des hew rigen Jahres, so findet man, daß die Heilbrunner Preise auffallend nieder sind und auch der heurige Auffchlag im Preis nicht im Verhältnis steht mit den dort erzielten Erlösen. Nach uns vorliegenden Nachrichten wur-den in Hirschhorn 50000 Ctr. ausgeboten und betrug der Erlös 6 Jt 15 Sf bis 6 M 30 <P. Eberbach hatte für feine 9000 Ctr. die gleichen Preife und in beiden Fällen betrug der Aufschlag heuer gegen 1894 20—30 3$ pro Centner und mehr.

Weitere Ausführungen an diefe trüben Bilder anzuhängen, hätte wohl keine Wirkung, beshalb mag dies unterbleiben; auch große Hoff-nungen für bie Zukunft werben sich daran nicht knüpfen lassen.

(©eroerteMatt ans Württemberg 1895, Nl. 15.)

Die Hirschhörner ^895 er Rindenveisteigerung fand am 11. März statt und fcheint unter dem Zeichen Quebracho-Zolles gestanden zu haben, auf dessen Konto wohl die den vorjährigen Preifen gegenüber etwas höheren diesjährigen zu fetzen fein würden. — Obgleich nämlich die Agrarier schon in den zwei vorderen Jahren mit ihren Be-stiebungen auf Belegung exotischer Rinden mit einem beträchtlichen Zoll vollständig Fiasko gemacht hatten, wie dies ja auch in unserem vorjäh­rigen Bericht erwähnt, so bah nicht einmal ein desfallsiger Antrag an den Reichstag gelangen konnte, ist ein folcher, Dank der unausgesetzten Machinationen jener Herren, welche alle Probuktionszweige sich tribntpstich-tig zu machen unablässig bemüht sinb, zu stände gebracht worden und

Page 2: Die Hirschhorner 1895 er Rindenversteigerung

Die Hirfchhorner 1895 er Rmdenverfteigerung, 611

zwar in möglichst unverfrorener Art, ba man fo weit ging, sogar eine Künbigung des zuerst vor Kurzem abgefchloffenen Handelsvertrages mit Argentinien zu verlangen, wodurch doch die Vertragstreue des deutfchen Reiches anberen Staaten gegenüber in das übelste Licht gestellt werden müßte. Aber bei biefen Herren kommt so was nicht in Betracht, wenn nur ihr spezieller Vorteil etwas daran profitiert, unb fo machten sie, den Kinderspruch beim Spiel: „dreimal drei ist Bubenrecht" entsprechenb den dritten Versuch, welcher an das bekannte Studentenlied mit dem Refrain: „noch im 'nausfliegen ruft er: geniert nix und macht nix, liegt glei wieder nix dran!" lebhaft erinnert. Freilich wird es ihnen auch biesmal nicht helfen, denn daß der Reichstag die Zumutung, das deutfche Reich zu blamieren, ablehnen und der Antrag „'nausstiegen" wird, steht jetzt fchon fest, wenn man ihm auch ein etwas anständigeres Begräbnis in der Kommission zu bereiten, anstatt ihn a limine abzuweifen, schwach genug solcher Anmaßung gegenüber war. — Daß bie am 2. Februar in Verlin abgehaltene Versammlung, zu welcher 800 In-teressenten ber Leber-, Haut- und Gerbstoff-Branche aus allen Teilen Deutschlands erfchienen waren, einen wohl begründeten Protest einlegten und erklärten, der geforderte Zoll bedeute nichts anderes als eine Prämie auf den veralteten, irrationellen Betrieb ber Eichenlohe-Gerberei zum Schaben der weitaus überwiegenden modernen Betriebe, welche mit Hilfe exotischer Gerbstoffe arbeiten, unb werde hauptfächlich Österieich-llngarn zu gut kommen, welcher Staat seine billiger aufbereiteten Rinden nach Deutschland werfen werde, ist ja wohl aus den Tages- und Handels-blättern allgemein bekannt geworden. — Als ein sehr treffenbes argu­mentum ad hominem, dem Ginwand, mit Quebracho gegerbtes Leder fei nicht fo gut, als mit Eichenlohe gegerbtes, gegenüber muh das förmliche Erbieten der Lederfabrikanten bezeichnet werben, auf eigene Kosten eine ganze Kompagnie mit Schuhwerk ihres Fabrikates zu verfehen. — Aber nicht nur bie Gerber, fondern auch die Färberei- und Druckereibesitzer haben in einer zu Düsseldorf am 2. März abgehaltenen großen Versammlung gegen „den für die inländischen Betriebe ruinösen Zoll auf ausländische Gerbstoffe" protestiert. Damit auch der Humor bei diefer Machenschaft der Agrar-Innker mit nationalliberaler und antisemitischer Gefolgfchaft nicht gefehlt, hat die eigene Firma des Herrn von Heyl zu Heresheim als Lederfabrikant, welcher im Verein mit bem König Stumm unb ben Agrariern den famosen Antrag eingebracht, sich in einer zu Worms, der Hochburg des Hevl'fchen Einflusses, abgehaltenen großen Versammlung ganz entschieden gegen den Zoll erklärt. Und wenn nun Herr von Heul gleichwohl jenen Antrag gegen das Interesse feines eigenen Ge-

Page 3: Die Hirschhorner 1895 er Rindenversteigerung

612 Die Hirschhörner 1895 er Rmbenberftetgenrag.

schäftes zu stellen keinen Anstand nahm, fo liegt der Grund hierfür offenbar darin, daß er zugleich Groß-Grundbesitzer, auch neuerzeit wieder ein großes Gut zur Mehrung jenes Besitzes angekauft hat, was doch — und hierin liegt der zweite „Humor von die Gefchäft" — ganz deutlich erkennen läßt, daß die „Notleidenden" sicher den Betrieb der Landwirt-fchaft für kein fo schlechtes Geschäft halten können, als sie es glauben machen wollen. — Doch zurück zum Hirschhörner Rindenmarkt!

Ausgeboten waren im ganzen 47480 Ctr., somit 7380 Ctr. mehr als in 1894, und entfallen hiervon:

851/2 pCt. aus Normalrinde, 8 „' „ älterem Stockausschlag, 5̂ /2 „ „ jungem Kernwuchs, 1 „ „ älterem „

während das geringste Sortiment, Ast- und Oberholz-Rinde, gar nicht vertreten war. —

Ferner ist zu bemerken, daß 4640 nicht zur Versteigerung gelangten, weil 3740 Ctr. vor der Versteigerung ans der Hand verkauft worden waren, für 900 Ctr. aber sich keine Abnehmer fanden, nicht einmal ein Gebot eingelegt ward. — Die erzielten Durchfchnittspreife kalkulieren sich folgendermaßen: für Normallinde 6,33 Jt gegen 6,07 <M 1894, 6,23 Jl 1893. „ älteren Stockausfchlag 4,79 „ „ 5,29 „ „ 5,06 „ „ „ jungen Kernwuchs 5,40 „ „ 5,10 „ „ 5,40 „ „ „ älteren „ 2,83 „ „ 3,66 „ „ vakat.

insgemein ohne Unter-schieb der Sortimente 6,24 „ „ 5,93 „ „ 6,09 „ „

wonach ber Aufschlag für sämtliche Rinden gegen 1894 nur 5pCt., gegen 1893 aber sogar nur L'/Z pCt. betragt, ein an sich so unbedeutender Unter-schied, baß er zu keinerlei Hoffnung für den so sehnfüchtig erwarteten Aufschwung des Eichenfchalwalb-Betnebes berechtigt, vielmehr lediglich als natürliche Folge schwankender Konkurrenz und verschiedener Qualität der Schläge zu betrachten. Läßt man dabei nicht ganz unberücksichtigt, daß die Werbekosten resp. der Schalerlohn bis zu 2,45 Jl betragen, wo­zu noch gar nicht ganz unbedeutende weitere Neben-Ausgabm für Be-wachen der Rinden ic. kommen, dann wird unsere Anschauung, daß für alle nicht ganz gute Schläge fchon jetzt die Jahre des Schälwaldes ge-zählt sind, weil gar nicht daran zu denken, daß bei den feit den 70 er Jahren um 40pCt. gesunkenen Preisen und den teilweise um ebensoviel gestiegenen Werbekosten ein wirkliches, effektives, dauerndes, nicht bloß ephemeres Steigen der Schälwaldrente bis zu einem der Rente aus

Page 4: Die Hirschhorner 1895 er Rindenversteigerung

Die Bingen« 1895er Rindenverfteigerung. 613

gutem Hochwald gleichkommenden Betrag in absehbarer Zeit sich einstellen werde.

Was das Decken der Rinden zum Schutz vor Beschädigung durch Regen betrifft, so kann es nicht auffallen, daß diesmal, nachdem im vorigen Jahr sich nur ein einziger Steigerer eines kleinen Quantums sich zu Zahlung des ganz unzulänglichen Betrages von 25 Pf. pro Centner als Vergütung für Stellung der Tücher und den erhöhten Arbeitslohn bewegen lieh, sich überhaupt kein Liebhaber dazu fand, — denn die Aus­lassung zweier Steigerer, sie wollten fpäter mit den betr. Oberförstereien verhandeln, wirb nur als Ablehnung in milderer Form zu betrachten fein, und dies auch kaum in Zweifel gezogen werden können. — Daß das für die wasserdichten Tücher in beneficiurn eoriarorum aufgewendete Kapital verloren ist, haben wir in unseren früheren Berichten, namentlich in dem vorjährigen auseinandergesetzt, und mag hierbei wiederholt dar-auf hingewiefen werden, daß das Forstamt die Änfchaffung auf fiskalifche Rechnung wiederholt und entschieden widerraten hatte. Da nämlich die bereits seit 5 Jahren im Gebrauch befindlichen Decken wahrscheinlich im nächsten Jahre frisch zu imprägnieren fein würden, wenn sie überhaupt noch wirklichen Schutz geben sollen, so kann der vorerwähnte Umstand als Warung gegen weitere Aufwendungen für fiskalifche Rechnung dienen, falls ein folcher Verfuch trotz des konstant ablehnenden Verhaltens der Gerber, welche früher so laut nach Schutz der Rinden vor Beschädigung durch Regen geschrieen, gleichwohl vielleicht beabsichtigt sein sollte, weil die Decken sonst überhaupt ihren Zweck nicht mehr zu erfüllen geeignet, die Veräußerung derselben aber, solange sie noch in irgend welch anberer Art, etwa zu Grastüchern je. verwenbbar, noch nicht ins Auge gefaßt worden zu fein scheint, obgleich dies eigentlich im Interesse der fiskalischen Kasse geboten erscheinen könnte. Und wenn dadurch auch nur ein kleiner Teil des Kapitals gerettet werden und man in diesem Fall allerdings auch nicht sagen könnte, „die Hälfte (oder ein Vierteil) sei mehr als das Ganze", fo ist doch so viel sicher, daß Etwas immer noch besser als gar Nichts. I?.

Die Vmgener ^8Z5er Rindenversteigerung wurde am 16. März abgehalten und erzielte ein wesentlich besseres Re-snltat als die vorjährige, welche durch das ausnehmend schlechte, der di-rekt vorhergegangenen Kreuznacher, in Mitleidenschaft gezogen worden war. — Und auch diesmal scheint der günstigere Erfolg in Kreuznach nicht ohne Einfluß geblieben zu sein. Im ganzen waren 21130 Ctr.