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Journal 51| 2013 universität konstanz Die Intelligenz der Tenside

Die Intelligenz der Tenside · Tenside mit Pfiff Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Sebastian Polarz leistet Pionierarbeit auf dem Gebiet der anorganischen Tenside. Der Chemiker vergleicht

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Journal 51|2013

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Die Intelligenzder Tenside

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Herr Professor Denk,weshalb haben Sie sichüber den LUKS-Preis gefreut?

Ich habe mich nicht nur für mich persön -lich gefreut, sondern gleichzeitig auch fürden gesamten Fachbereich Mathematikund Statistik und auch für das Fach Mathe -matik, in dem ich lehre und forsche. Dadie Lehre für mich eine große Rolle spielt,bereite ich meine Vorlesungen tatsächlich akribisch vor.Ich stelle meine Vorlesungsskripte immer wieder aktuali-siert ins Internet und lasse meine Anfängervorlesungenfilmen und ebenfalls ins Internet stellen. Trotzdem blei-ben die Studierenden nicht zu Hause, sondern kommen,um in meinen Lehrveranstaltungen live mitzumachen. Meineigenes Engage ment ist freilich eingebunden in den Fach-bereich Mathematik und Statistik, der die Lehre gleich-setzt mit der Forschung. Das fängt damit an, dass einMathematik-Studierender in Konstanz vom ersten Semesterbis zum Master-Abschluss, von Verzweigungen im Lehr-plan einmal abgesehen, vom selben Dozenten begleitetwird. So lässt sich die Kursabfolge sehr fein aufeinanderabstimmen. Wir – und offensichtlich auch die Studieren-den – sind sehr zufrieden mit diesem System. Schließlichherrscht auch bei uns im Fachbereich eine Kultur der of-fenen Tür. Bei mir zum Beispiel kann jeder ohne Anmel-dung vorbeikommen. Diese offene Gesprächskultur ent-spricht nicht zuletzt dem Wesen der Mathematik, die vonder Diskussion lebt, in der es keine Autorität gibt außerder Wahrheit. Meine Botschaft, die vielleicht auch einGrund für den Preis an mich war, lautet: Mathematik istsehr spannend und kreativ. Und wir brauchen eine krea-tive und originelle Mathematik.

❱ Prof. Dr. Robert Denk

(Prof. Dr. Robert Denk ist Professor für Analysis und Numerik ander Universität Konstanz. Siehe Artikel, S. 29)

Prof. Dr. Robert Denk

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KopfzeileEditorial

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❱ Tenside mit PfiffDie Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Sebastian Polarz leistet Pionierarbeitauf dem Gebiet der anorganischen Tenside. Der Chemiker vergleichtdas relativ neue Arbeitsgebiet mit einem neuen Kontinent, von demes noch keine Landkarte gibt.4

❱ Forschen im emotionalen KrisengebietMelanie Brand, Promotionsstudentin im neuen Doktorandenkolleg»Europa in der globalisierten Welt«, erzählt von ihrem Forschungs -alltag, der sich auch in Frauenhäusern und BeratungsinstitutionenSüdafrikas abspielt. 12

❱ Fit für den MarktEin Team um Prof. Dr. Andreas Marx bereitet mithilfe eines EXIST-Gründerstipendiums ein Startup vor. Ein Jahr lang haben die vierNaturwissenschaftler Zeit, ihr Produkt marktfähig zu machen.18

❱ Ein Markt der ReligionenDie Historikerin Prof. Dr. Dorothea Weltecke spricht im Interviewüber die Tagung »Religiöse Minderheiten« und über die neueingerichtete Forschungsstelle »Aramäische Studien«. 21

❱ Für das LebenswerkDer Konstanzer Philosoph Prof. Dr. Jürgen Mittelstraß wurde für seinLebenswerk mit dem Nicholas Rescher-Preis für Systematische Philo -sophie ausgezeichnet. Geehrt wurde er für seine Vermittlung zwischenPhilosophie und Einzelwissenschaften.32

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❱ Editorial 1

❱ Titel 4

❱ Forschung 8

❱ Start up 18

❱ Interview 21

❱ Tagung 24

❱ Lehre 26

❱ International 28

❱ Preise 29

❱ Kultur 34

❱ Interview 36

❱ Personalia – Allgemeines 38

❱ Personalia – Neue Professoren 42

❱ Personalia – Nachrufe 44

❱ Campus 46

❱ Kurz berichtet 48

❱ Weiterbildung 51

❱ Impressum 41

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KopfzeileInhalt

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Titel

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»Es ist, als ob wir auf einem neuen Kontinent gelandetwären und noch keine Landkarte hätten.« Prof. Dr. SebastianPolarz bemüht diesen schönen Vergleich, wenn er die un-zähligen Möglichkeiten beschreiben möchte, die das neuesteder drei Forschungsgebiete seines Arbeitskreises birgt. DerProfessor für Funktionelle Anorganische Materialien an derUniversität Konstanz leistet mit seinem Team seit dreiJahren Pionierarbeit bei der Exploration anorganischerTenside. Damals zu Anfang war die Konstanzer Arbeits-gruppe die erste weltweit, heute gibt es zirka zehn Ar-beitsgruppen, die in diesem Bereich forschen. »Ein Riesen -gebiet liegt vor uns. Egal, was wir bislang hier ausprobierthaben, es ist immer etwas Neues und Unerwartetes dabeiherausgekommen«, schwärmt Polarz.In Seifen und Waschmitteln gehören Tenside zu den all-

täglichen Massengebrauchsmitteln. Konventionell handeltes sich um organische Verbindungen – Moleküle, die zweisich widerstrebende Teile in sich vereinen: In der Kopf-gruppe des Moleküls befindet sich ein so genannter wasser -liebender Teil, in dessen Seitenkette ein wasserabweisen-der, so genannter hydrophober oder ölliebender Teil. Esist diese Vereinigung der Gegensätze, die den Tensidenihre besonderen und einzigartigen Eigenschaften verleiht.Diese zeigen sich unter anderem,wenn das Tensid mit Wasser inKontakt kommt. Das Systemversucht dann, alle ölliebendenTeile des Moleküls vom Wasserfernzuhalten und alle wasserlie -benden dem Wasser zu präsen -tieren. Es bilden sich Strukturenaus, die aus einer Vielzahl vonTensid-Molekülen bestehen. Manspricht in diesem Zusammenhang auch von der Fähigkeitzur Selbstorganisation. Die genannten Vorgänge spielenfür Emulsionen, Waschmittel und Seifen eine große Rolle,da sich die Tenside zu so genannten Mizellen anordnen,kugelförmigen Aggregaten, und dann den wasserunlöslichenSchmutz im hydrophoben Inneren der Mizellen aufnehmen.

Der große neue Forschungsbereich der Arbeitsgruppe vonSebastian Polarz – zum Team gehören auch beiden Mitar-beiter Dr. Steve Landsmann und Alexander Klaiber – sindjedoch die anorganischen Tenside.»Wir versuchen Tensideherzustellen, die sichnach wie vor wieTensi de verhal-ten, die aberzusätzlicheE i g e n -schaf tenhaben, diein der Regelnur von an -or ga nischenVerbindungenbekannt sind«,erklärt der Gruppen-leiter. Dabei wird die orga-nische Kopfgruppe des Tensids durch eine anorganischeBaueinheit ausgetauscht. Zum Beispiel durch eine, diemagnetische Eigenschaften besitzt. Dieser nun magneti-

sche Teil des Moleküls ist inder Lage, innerhalb einer Mi-zelle unter den Kopfgruppenzusätzliche Wechselwirkungenzu erzeugen, die bei kon -ventio nellen Tensiden nichtvorkommen. Es resultieren neueEigen schaften, indem sich bei-spielsweise vollkommen neue,selbstorganisierte Strukturen

ausbilden, die zudem durch ein von außen angelegtesMagnetfeld beeinflusst werden können. Genauso wie in die Mizellen Schmutz eingelagert wer-

den kann, kann sich Sebastian Polarz die Einlagerung vonpharmazeutisch wirksamen Substanzen vorstellen. Damitkönnte die Aufgabe gelöst werden, dass der Wirkstoff

Tenside mit PfiffDie Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Sebastian Polarz leistet Pionierarbeit auf dem Gebiet der anorganischen Tenside

»Egal, was wir bislang hier aus -probiert haben, es ist immeretwas Neues und Unerwartetesdabei herausgekommen.«

Prof. Dr. Sebastian Polarz

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eines Medikaments tatsächlich nur dahin gelangt, wo erim Körper benötigt wird. Durch einen von außen angeleg-ten Magneten könnte das Tensid mit dem Wirkstoff genauan die Stelle geleitet werden, wo sich zum Beispiel einTumor befindet. Zudem könnte der Magnetismus bewirken,dass das Tensid seine Struktur verändert, so dass die Mi-zellen die Fähigkeit verlieren, den Wirkstoff einzukapseln.Das Medikament wird freigesetzt, undzwar genau an der benötig-ten Stelle. Auch in an -deren Bereichen derAn wen dung sindmag neti scheTenside äu-

ßerst viel-versprechend.Denkbar wärenFlüssigkristalle inLCD-Displays, die nichtüber ein elektrisches Feldgeschaltet werden, sondern überMagnetismus.»Wir erhalten jetzt Tenside, die ein vollkommen neues

Spektrum an Eigenschaften eröffnen«, erklärt der Chemi-ker. Die Bildung von Mizellen stellt allerdings lediglichden ersten Schritt innerhalb der Tensid-typischen Selbst-organisation dar. Der zweite Schritt besteht in der Bildungvon Flüssigkristallen. In einer typischen flüssigkristallinenPhase bilden sich zum Beispiel Zylinder aus, auf deren Au-ßenseite sich wieder die wasserliebenden Teile, im Innernwieder die ölliebenden Teile sammeln. Der Flüssigkristallentsteht dann durch die Zusammenlagerung mehrerer die-ser Zylinder. Gegenüber einem organischen Tensid hatdiese anorganische Variante den Vorteil, dass sie besserKontrast erzeugt und somit die Tensid-Strukturen einfa-cher und genauer untersucht werden können. Anorgani-

sche Tenside werden so zu wichtigen Modellsystemen fürdas gesamte Gebiet, wie die Arbeitsgruppe in verschiede-nen Publikationen zeigen konnte. Auch katalytische Eigenschaften anorganischer Verbin-

dungen – die Fähigkeit, eine Substanz in eine andere zuverwandeln – versuchen die Forscher in den Kopfteil ihrerTenside einzubringen. Damit soll eine der bedeutendstenWertschöpfungsketten in der Chemie für Tenside nutzbar

gemacht werden. »Durch die Selbstorganisationund durch das spezielle Design der Katalysa-

toren resultiert wieder ein vollkommenneues System, das zuvor unbekanntwar«, so Polarz. Anwendungsberei-che sind so genannte Polymerisa-tionskatalysatoren, die dabeihelfen, einzelne Moleküle zulangen Molekülen umzubauen. Das Forschungsteam arbeitetdarüber hinaus an der Fähig-keit von Tensiden zur »Redox-Aktivität«. Die Idee dahinter:Mit der Redox-Aktivität kanndie Ladung der Kopfgruppe, diesich in der Tensid-Chemie als

sehr bedeutsam herausgestellt hat,beliebig hin und her geschaltet wer-

den. Damit ist das Selbstorganisations-verhalten des Tensids von außen manipu-

lierbar. Systeme, deren Eigenschaften reversibeldurch einen äußeren Reiz eingestellt werden können,

werden »stimuli responsive materials« oder »smart/intelli -gent materials« genannt. Beispielsweise die seit langembekannten sich selbst verdunkelnden Brillen bestehen aussolch »intelligenten« Materialien. »Die Herstellung dieser speziellen, anorganischen Ten-

side ist recht anspruchsvoll«, betont Polarz am Ende. DasProblem besteht in der Neigung der chemischen Synthese,die Symmetrie zu wahren. Ein anorganisches Tensid mussjedoch polaren Charakter besitzen und ist somit per seanisotrop. Die Überwindung dieser Schwierig keit stelltauch einen Vorteil dar, da sich so für den Konstanzer Ar-beitskreis ein gewisses Alleinstellungsmerkmal im inter -nationalen Wettbewerb ergibt. »Es gibt relativ wenigeArbeitsgruppen im Gebiet der anorganischen Materialche-mie, die derart komplexe Synthesen durchführen. Es ist

Titel

551|2013❱ http://cms.uni-konstanz.de/polarz/

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Titel

Prof. Dr. Sebastian Polarz (links) istseit 2007 Professor für FunktionelleAnorganische Materialien an der Uni-versität Konstanz. Sein Forschungs -gebiet umfasst neben porösenorganisch-anorganischen Hybridma -terialien, Metalloxide und Halbleiter,Kolloide, Flüssigkristalle und Festkör -peranalytik. Er ist außerdem zur ZeitStudiendekan des Fachbereichs Chemieund der Mathematisch-Naturwissen-schaftlichen Sektion.

Steve Landsmann (Mitte) hat Chemiean der Universität Jena studiert, bevorer im Jahr 2009 an die UniversitätKonstanz gewechselt ist. Er konntevor Kurzem seine Promotion erfolgreichabschließen.

Alexander Klaiber (rechts) hat Chemiean der Universität Konstanz studiertund verfasst zurzeit seine Masterarbeitauf dem Gebiet ›Anorganische Tenside‹.

ein Spezifikum unserer Arbeitsgruppe, dass wir diesesklassische Feld der Chemie, raffinierte Synthesen, auf ma-terialwissenschaftliche Fragestellungen übertragen kön-nen.« Mit »Kipp-Schütt«-Materialchemie aus Bestandtei-len, die im Katalog zu bestellen sind, sei hier nichts zumachen. Sebastian Polarz plant in der Zukunft auch per-sonell ein größeres Gewicht auf das Gebiet der anorgani-schen Tenside zu verlagern, um den neuen Kontinent zügigund weiträumig erforschen zu können.

❱ msp.

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Forschung

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Seit November 2010 istGilda Giebel Doktorandin imFach bereich Psychologie in derArbeitsgruppe Klinische Psycho-logie und Klinische Neuropsy-chologie bei Prof. Dr. ThomasElbert und WissenschaftlicheMitarbeiterin in dem DFG- gestützten Reinhart Koselleck-Projekt zum Thema »Psycho -biologie menschlicher Gewalt-und Tötungsbereitschaft«. DerTitel ihrer Doktorarbeit lautet»Partnerpräferenzen vonFrauen. Die Rolle männlicherDominanz«. Ihre Promotionschließt sie in diesen Tagen ab.

Der Kampfum LiebeLaut einer KonstanzerStudie bevorzugen Frauenaggressive Männer für eineAffäre, jedoch nicht für dieFamilien gründung

Menschen reagieren unterschiedlich auf Kriegserlebnisse.Die einen leiden unter Posttraumtischen Störungen, dieanderen zeigen keinerlei belastende Symptome. WelcheAuswirkungen haben diese unterschiedlichen Reaktions-weisen auf Kriegserfahrungen hinsichtlich der Suche dieserMänner nach einer Liebesbeziehung? Die DoktorandinGilda Giebel sowie die Psychologen Dr. Roland Weierstall,Dr. Maggie Schauer und Prof. Dr. Thomas Elbert von derUniversität Konstanz konfrontierten mehr als tausendFrauen mit Beschreibungen von männlichen Kriegsheim-kehrern und fragten sie, welche der Männer sie als lang-fristigen oder kurzfristigen Partner bevorzugen würden. DieStudie ist im Journal »Evolutionary Psychology« erschienen.Die langfristigen psychischen Auswirkungen bei Kriegs-

teilnehmern sind bekannt. Viele Soldaten, die nach Hause

zurückkehren, stellen fest, dass sie immer noch von denSchrecken des Krieges als Posttraumatische Belastungs-störung beherrscht werden. Andere ehemalige Kriegsteil-nehmer neigen eher dazu, ihre Erfahrungen nach außenhin zu verherrlichen und ihren Kriegseinsatz als Ehre zuinterpretieren. Gemeinsam ist ihnen häufig der Wunschnach Rückkehr in ein normales Leben, einschließlich Grün-dung einer Familie. Sie suchen sich einen neuen Job undeine Freundin oder Frau, falls sie nicht bereits eine haben. Den Testteilnehmerinnen wurden Beschreibungen von

vier Männertypen präsentiert: Ein Mann zeigte nach derKriegsheimkehr Symptome einer Posttraumatischen Belas-tungsstörung und wies gleichzeitig hohe Werte in appe -titiver Aggression auf. Appetitive Aggression bezeichnetdie intrinsische Motivation, gewalt tätig aufzutreten, und

❱ www.psychologie.uni-konstanz.de

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zwar nicht in Form von Vertei-digung, sondern eines bewuss-ten aggressiven Aktes, der alsangenehmer Rausch empfun-den werden kann. Ein andererSoldat machte ebenfalls trau-matische Erfahrungen, war abernur wenig appetitiv aggressiv.Ein dritter Ex-Soldat litt unterkeinerlei Traumasymptomen undhatte gleichzeitig hohe Wertein appetitiver Aggression. Schließlich war ein vierterKriegsheimkehrer symptomfrei und wenig appetitiv ag-gressiv.Die Studie zeigt: Frauen haben nicht weniger Interesse

an Männern, die mit Symptomen einer PosttraumatischenBelastungsstörung beschrieben wurden. Dies gilt sowohlin der Rolle als langfristiger Partner als auch als kurzeAffäre. Männer, die zudem nur wenig appe titiv aggressiveKriegserfahrungen gemacht haben, werden von Frauen füreine verbindliche Langzeitbeziehung bevorzugt. Die Studieergab jedoch auch, dass Männer mit einem offensicht -lichen Hang zur Aggression im Kriegskontext bessereChancen auf einen One-Night-Stand hatten. Frauen, diesich in der fruchtbaren Phase ihres Menstruationszyklusbefanden und bei denen die Möglichkeit bestand, währendeiner solchen Affäre schwanger zu werden, zeigten die

stärksten Präferenzen für dieseMänner. Die Autoren vermuten,dass offene appetitive Aggres-sion bei Männern als Zeichenfür eine höhere genetischeFitness aufgefasst wird. Diessteht im Einklang mit früherenErgebnissen, wonach Frauenwährend der Phasen hoherFruchtbarkeit Männer mit mas-kulinen Gesichtszügen und Kör -

performen bevorzugen.Als langfristige Lebenspartner sind Frauen jedoch die

em pfind sameren Männer lieber. Die se Ergebnisse legennahe, dass Kriegs heimkehrer ihr Trauma nicht verbergenmüssen, wenn sie eine Frau für sich gewinnen wollen.»Auf der anderen Seite könnte es für Männer mit Hang zurAggression ratsam sein, dieser Eigenschaft weniger Aus -druck zu verleihen, wenn sie in naher Zukunft eine ernst-hafte Beziehung eingehen wollen«, so Gilda Giebel.

❱ msp.

Originalveröffentlichung:»Female attraction to appetitive-aggressive men is modulated bywomen’s menstrual cycle and men’s vulnerability to traumaticstress,«, Evolutionary Psychology, 2013. 11(1): 248-262

»Auf der anderen Seite könntees für Männer mit Hang zurAggression ratsam sein, dieserEigenschaft weniger Ausdruckzu verleihen, wenn sie in naherZukunft eine ernsthafte Beziehungeingehen wollen.«

Gilda Giebel

KMDD-Workshop-Seminar

® Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion

13. - 17. 10. 2013

Anmeldung bis 15. Sept. 2013.

Die KMDD ermöglicht die effektive Förderung der Fähigkeit,

Konflikte durch Denken und Diskussion zu lösen, statt durch

Gewalt, Betrug und Macht. In dem Kurs wird gezeigt, wie

man mit geringem Aufwand diese Fähigkeit effektiv trainiert.

Aber eine fundierte Ausbildung ist notwendig.

Information & Anmeldung:

http://www.uni-konstanz.de/ag-moral/

Das Workshop-Seminar richtet sich an Professoren, Lehrer

und Studierenden aller Fachrichtungen. Anerkennung als

Hochschuldidaktik-Kurs, Schlüsselqualifikation und Lehrer-

fortbildung. Schnuppern am ersten Tag möglich.

Durchführung: Prof. Dr. Georg Lind, i.R.

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Forschung

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Im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit sindKonstanzer Biologinnen bei der Erforschung des hoch kon-servierten Proteinkomplexes Nascent Polypeptide-associa-ted Complex (NAC) einen großen Schritt weitergekommen.Prof. Dr. Elke Deuerling, ihre Doktorandin Annika Scior unddie an der Northwestern University in den USA forschendenKollegen Prof. Dr. Rick Morimoto und Dr. Janine Kirstein-Miles konnten nachweisen, dass NAC gleich mehrere wich-tige Aufgaben in der Zelle wahrnimmt. NAC reguliert die Aktivität der Ribosomen als Protein-

produzenten und überwacht die korrekte Proteinherstel-lung. Das Forschungsteam hat nun noch eine weitereFunktion von NAC entdeckt: Der Proteinkomplex spielt imZusammenhang mit der Verklumpung von Proteinen eineentscheidende Rolle. So konnten sie experimentell zeigen,dass NAC mit Proteinen wechselwirkt, die neurodegenera-tive Krankheiten wie Alzheimer und Chorea Huntingtonauslösen. Ihre Ergebnisse sind in der Ausgabe März 2013der Wissenschaftszeitschrift »EMBO Journal« der EuropeanMolecular Biology Organization veröffentlicht. Der Artikel ist die erste Publikation der Konstanzer Ar-

beitsgruppe im Rahmen ihres Projektes im Sonderfor-schungsbereich (SFB) 969 »Chemical and Biological Prin-ciples of Cellular Proteostasis«.Gleichzeitig ist es die ersteVeröffentlichung des Labors vonElke Deuerling, der Sprecherindes SFB 969, zum Modellorga-nismus C. elegans. Dabei han-delt es sich um einen maximaleinen Millimeter langen, durch -sichtigen Fadenwurm. Verklum-pungen von Proteinen lassensich mit Hilfe von grün-fluoreszierenden so genannten Re-porterproteinen im Wurm unter dem Mikroskop sichtbarmachen. Die genetischen und mikroskopischen Arbeitenwurden in den USA von Janine Kirstein-Miles übernom-men. Die biochemische Analyse der Rolle von NAC bei derProteinherstellung und Verklumpungen lag weitgehend an

der Universität Konstanz in den Händen der DoktorandinAnnika Scior. Sie konnte mit ihrer Methode biochemischdie Chaperon-Funktion von NAC, das heißt, die Kontroll-funktion der »Anstandsdame« über die korrekte Faltungder Proteine, experimentell nachweisen. »Ist die Zelle fit, macht NAC seine normalen Hausauf-

gaben, stehen ihre Proteine unter Stress, verändert derKomplex seine Lokalisation«, stellt Elke Deuerling fest. ImLabor wurden die Würmer einem Hitzeschock ausgesetzt.Auf die Stressreaktion in der Zelle, die Verklumpung vonProteinen, reagiert NAC mit einem Ortswechsel. NAC löstsich vom Ribosom ab. Auf diese Weise wird die Protein-synthese verringert. Die Biologinnen vermuten, dass diereduzierte Proteinproduktion der Zelle zum Vorteil ge-reicht. »Die Zelle verhindert dadurch, dass durch nachrü-ckende Proteine noch mehr Stress entsteht. Die Problemein der Zelle können behoben werden, und NAC kann wiederzurück zum Ribosom«, so Annika Scior. Wird der Hitzestress wieder zurückgefahren, lösen sich

die Proteinverklumpungen auf und die Zellen können wie-der regenerieren. NAC hat jedoch bereits in dieser Phase,vor seiner Rückkehr zum Ribosom, Einfluss auf das Gesche-hen: Ist der Komplex NAC nicht vorhanden, funktioniert

die Auflösung der Verklumpun-gen wesentlich schlechter. Erscheint somit nicht nur für dieSynthese sowie die richtige Fal-tung der Proteine zuständig zusein, sondern auch die Auflösungder Verklumpungen zu beein-flussen. In Würmern, in de nendie NAC-Konzentration reduziertwurde, verklumpten außerdem

die Proteine schneller. Je mehr NAC im Gegenzug vorhan-den war, desto langsamer und später fanden die Verklum-pungen statt. »NAC ist sowohl für den gesunden Zustanddes Wurms wichtig als auch unter Stressbedingungen«,fasst Elke Deuerling zusammen.

❱ msp.

Anstandsdame als StressmanagerDer Chaperonkomplex NAC spielt eine entscheidende Rolle bei stressbe-dingter Proteinverklumpung

»Ist die Zelle fit, macht NAC seinenormalen Hausaufgaben, stehenihre Proteine unter Stress, verändertder Komplex seine Lokalisation.«

Prof. Dr. Elke Deuerling

❱ www.uni-konstanz.de/FuF/Bio/fachbereich

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Prof. Dr. Elke Deuerling (links)leitet seit 2007 die Arbeitsgruppefür Molekulare Mikrobiologie ander Universität Konstanz. Sie istSprecherin des Sonderforschungs -bereichs »Chemical and BiologicalPrinciples of Cellular Proteostasis«.

Annika Scior (rechts) schreibt ihreDoktorarbeit zum Thema »ProteinQuality Control during Protein Bio-synthesis« bei der Arbeitsgruppenlei-terin. Sie war bis 2012 Stipendiatinder Konstanzer Graduiertenschule»Chemische Biologie«.

Forschung

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Forschung

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Wer berät südafrikanische Frauen, die Opfer häuslicher Ge-walt werden – und wie? Greifen hierbei europäische Institu-tionen korrektiv in die soziale Wirklichkeit Südafrikas ein?Und: Wie schafft man es, als junge Ethnografin in Beratungs-einrichtungen zu forschen, in welchen Gewalterfahrungenvon Frauen zum Tagesgeschäft zählen? Melanie Brand, Pro-motionsstudentin im Doktorandenkolleg »Europa in der glo-balisierten Welt«, erzählt aus ihrem Forschungsalltag.»Hast du dich sicher gefühlt?«, ist eine der häufigsten

Fragen, die Melanie Brand nach ihrem ersten Forschungs-aufenthalt in Südafrika gestellt bekommt. Dabei ist dieFrage sowohl auf Südafrika bezogen, als auch ihrem For-schungsthema und den speziellen Umgebungen geschuldet,in die sich die Promotionsstudentin für ihre ethno grafischeForschung vorwagt. In Frauenhäusern und Beratungsin-stitutionen, die größtenteils in sozial schwachen Bezirkenliegen, beobachtet und forscht Brand für ihr Promotions-projekt »Die Wahrheit der Gewalt. Häusliche Gewalt ge-genüber Frauen und Identitätspolitik im Kontext transkul-tureller Beratungspraktiken«. Betreut wird das Projekt vonProf. Dr. Thomas Kirsch. Melanie Brand ist eine von insgesamt sieben Promovie-

renden, die im Rahmen des im März 2013 neu gestartetenDoktorandenkollegs »Europa in der globalisierten Welt«ihre Promotion an der Universität Konstanz begonnenhaben. Ihr Forschungsprojektbewegt sich an der Schnitt-stelle zwischen Soziologie undEthnologie. »Das mit der Sicher -heit ist schon nicht immer soeinfach«, sagt die Soziologinund lächelt nachdenklich, »aberzum einen finde ich das Themasehr relevant und hoffe, dassmeine Forschung vorher nichtda gewesene Einsichten in dieses komplexe Gebiet liefert,so dass ich die Umstände gern akzeptiere. Zum anderenschwappte mir sowohl in Konstanz als auch vor Ort in Pre-toria eine regelrechte Welle von Hilfestellungen und Tipps

entgegen. Das ist sehr beruhigend, und so macht auch dieForschung viel Spaß.«Während der Kolonialzeit übten europäische Mächte

aktiv Einfluss auf die Sozialstruktur Südafrikas aus. ImZentrum des Interesses stand hierbei meist die »Erzie-hung« der Frau – welche Rolle hat sie in der Gesellschaftund in der Paarbeziehung einzuhalten, wie sollte sie sichals »gute Christin« verhalten? Angelehnt an diese Er-kenntnisse betrachten postkoloniale Forschungsprojektenun aktuelle Phänomene der Entwicklungszusammenar-beit. Brands Projekt steht in dieser Tradition und unter-sucht, inwiefern die »Umerziehung« von Frauen auchheute noch im Zentrum der Beratungen steht. Die Gewalt-rate ist in Südafrika im Vergleich zu anderen Ländern enormhoch. Gewalt, erzählt Brand, werde laut einer Umfrage dersüdafrikanischen Regierung aus dem Jahr 2007 vor allemvon jungen Männern als legi times Mittel betrachtet, sichRespekt zu verschaffen – auch in der Paarbeziehung. »Einer der zentralen Texte für mich jetzt am Anfang des

Projektes ist das so genannte ›Joint Country StrategyPaper‹, das die Entwicklungszusammenarbeit zwischen derEuropäischen Union und Südafrika regeln soll. ›Gender‹ isthier als wichtiges Querschnittsthema genannt, wobei beinäherer Betrachtung ›Gender‹ immer als ›Women Empo-werment‹ auftaucht, was sich in der Beratungspraxis durch

sozialisierende Maßnahmen wiezum Beispiel ›Life Skills Trai-nings‹ widerspiegelt«, erzähltdie junge Forscherin und er-gänzt: »Spannend sind für michdie in Beratungssituationen auf -kommen den Diskurse zwischenBeraterinnen und ihren Klien-tinnen. Welche Wertvorstellun-gen werden vermittelt, welches

Bild von Weiblichkeit und Maskulinität wird zugrunde ge-legt und wie werden gegebenenfalls europäische Denk-muster als Maßstab verwendet und weitergegeben?« DieDoktorandin vergleicht durch teilnehmende Beobachtung,

Forschen im emotionalen KrisengebietMelanie Brand ist Promotionsstudentin im Doktorandenkolleg »Europa inder globalisierten Welt«

»Spannend sind für mich die inBeratungssituationen aufkommen-den Diskurse zwischen Beraterin-nen und ihren Klientinnen.«

Melanie Brand

❱ http://www.exzellenz.uni-konstanz.de/

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Forschung

semi-strukturierte Interviews und eine Analyse von Mate-rialien, wie national zirkulierende Diskurse wie beispiels-weise über Menschenrechte in den verschiedenen Institu-tionen verwendet werden und wie europäische Akteure ge-gebenenfalls auf Geschlechterverhältnisse einwirken. Zwei jeweils sechsmonatige Aufenthalte in Pretoria sind

für die Feldforschung eingeplant. Von März bis April 2013reiste Melanie Brand für einen ersten kurzen Forschungs-aufenthalt erstmals in die südafrikanische Hauptstadt, umsich vor Ort einen Eindruck über die existierenden Struk-turen zu verschaffen, und kehrte mit vielen Eindrückenund neuen Ideen zurück. »In den Beratungsangeboten, dieich vor Ort kennen gelernt habe, wurde viel Wert daraufgelegt, Frauen durch Beratung und gezieltes ›Empower-ment‹ wieder ›ganz‹ zu machen. Spannend war auch, dassder Fokus stets auf jeweils dem Mann als Täter, der resozia -lisiert werden soll, oder der Frau als Opfer beziehungsweise›Überlebenden‹, die gestärkt werden muss, liegt. Interes-sant wäre nun herauszufinden, inwieweit die Beziehung alssolche Gegenstand der Beratung wird und ob auch gesamt-gesellschaftliche Strukturen thema tisiert und in Verbindungmit häuslicher Gewalt betrachtet werden«, sagt Brand.

Die Doktorandin kann während ihrer Promotion auf einbreites Kompetenznetzwerk zurückgreifen, das im Zugedes Studienganges »Kulturelle Grundlagen Europas«, anden sich das neue Doktorandenkolleg programmatisch an-lehnt, ausgebaut wurde. Sowohl der Studiengang als auchdas neue Doktorandenkolleg sind Teil des Exzellenzclusters»Kulturelle Grundlagen von Integration« der UniversitätKonstanz. »Die Einbindung in das Doktorandenkolleg undunser wöchentliches Kolloquium sind auch arbeitsintensiv,aber dadurch, dass wir alle fachlich aus verschiedenenRichtungen kommen, sind die Dis-kussionen sehr vielseitig, und wirhinterfragen und diskutieren-Dinge, die im eigenen Kon-text nicht hinterfragtwürden. So bekommeich neue Perspektivenund nehme viel mit– an Erfahrungs-austausch, Tippsund auch Inspi-ration.«

❱ pba.

Melanie Brand ist Doktorandin im Doktorandenkolleg »Europain der globalisierten Welt«. Vor ihrer Promotion hat sie einBachelor- und Master-Studium in Soziologie an der UniversitätKonstanz absolviert und unter anderem als wissenschaftlicheHilfskraft am Exzellenzcluster »Kulturelle Grundlagen von In -tegration« sowie am So zialwissen schaftlichen Archiv der Uni-versität Konstanz gearbeitet.

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Das Doktorandenkolleg ›Europa in der globali-sierten Welt‹ startete im Sommersemester 2013mit neun Forschungsprojekten, wovon siebenPromotions- und zwei Postdoc-Projekte sind.Mit Blick auf die globalen Umbrüche im 21.Jahrhundert hinterfragen die Projekte dieBeziehungen Europas zu seinem Außen undGegenüber. Aus historischer, kultur- und sozial-wissenschaftlicher Perspektive werden Fragenvon Kontrolle und Herrschaft, Konflikt und Zu-sammenleben sowie Ausgrenzungen und Identi-fikationen bearbeitet. Die Projekte des Kollegsgehen an die geographischen AußengrenzenEuropas und darüber hinaus, um neue Perspek-tiven auf den ›alten Kontinent‹ zu entwickeln.Derzeit promovieren sieben Doktorierende ausden Fachbereichen Sozial-, Literatur-, Ge-schichts- und Rechtswissenschaft an dem inter-disziplinär angelegten Doktorandenkolleg.

❱ http://www.exc16.de/cms/europa- globalisierte-welt.html

Doktorandenkolleg »Europain der globalisierten Welt«

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Forschung

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Prof. Dr. Alexander Bürkle (Mitte) ist seit 2002 Professor für Molekulare Toxikologie an derUniversität Konstanz. Sein Forschungsgebiet umfasst das Thema DNA-Reparaturmechanismen.Dr. Rita Martello (links) promovierte am Lehrstuhl Molekulare Toxikologie von Prof. AlexanderBürkle innerhalb der Graduiertenschule »Chemische Biologie« und ist nun als Postdoc amNovo Nordisk Foundation Center for Protein Research in Kopenhagen, Dänemark, tätig.Dr. Aswin Mangerich (rechts) arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Habilitandam Lehrstuhl Molekulare Toxikologie. Er ist weiterhin Gastwissenschaftler am MassachusettsInstitute of Technology in Cambridge, USA, wo er von 2010 bis 2011 als Postdoc tätig war.

Wird die Erbsubstanz (DNA) einer Zelle durch zelleigeneStoffwechselprodukte oder durch von außen kommendetoxische Substanzen geschädigt, so löst dies augenblick-lich die Aktivierung von Enzymen der Familie der Poly(ADP-Ribose)-Polymerasen aus. Der Vorgang schützt dieZelle vor potenziell krebsauslösenden Mutationen. Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler des ArbeitsbereichesMolekulare Toxikologie unter Leitung von Prof. Dr. AlexanderBürkle haben an der Universität Konstanz in enger Zusam-menarbeit mit dem Massachusetts Institute of Technology

Konstanzer Biologen tragen zur Ent -wicklung neuer Chemothera peutika bei

Neues zurzellulären Stress -bewältigung

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Forschung

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(MIT) in Boston, USA, eine neue massenspektrometrischeMethode entwickelt, um Poly(ADP-Ribose) in Zellen zuquantifizieren. Dies kann zur Entwicklung neuer Chemo-therapeutika beitragen. Die Ergebnisse der Studie werdenin einer der kommenden Ausgaben der Zeitschrift »ChemicalBiology« der American Chemical Society (ACS) veröffent-licht und sind bereits vorab in der Online-Version der Zeit-schrift unter dem Link (http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/cb400170b) verfügbar. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist es

gelungen, eine neue bioanalytische Methode zu entwi-ckeln, mit der das Nukleinsäure-ähnliche Biopolymer Poly(ADP-Ribose) in Zellen und Geweben mit bisher unerreich-ter Sensitivität und Spezifitätnachgewiesen und exakt quan-tifiziert werden kann. Wird dieDNA einer Zelle von innen etwadurch freie Radikale oder vonaußen, beispielsweise durchdie Inhaltsstoffe des Zigaret-tenrauches oder auch – bei derTumortherapie – durch Krebs-medikamente, geschädigt, führtdies bereits innerhalb von Se-kunden nach Auftreten des DNA-Schadens zur chemischenAnkopplung von Poly(ADP-Ribose) an eine Vielzahl zellu-lärer Proteine. Es wird angenommen, dass hierdurch etlichezelleigene »DNA-Reparaturwerkzeuge« gezielt an dieSchaden stelle herangeführt werden und somit verschie-dene Reparaturmechanismen in der Zelle unterstützt undkoordiniert werden. Derzeit befinden sich etliche pharmakologische Hemm-

stoffe dieser Poly(ADP-Ribosyl)ierungs-Reaktion als Tumor -therapeutika in der klinischen Entwicklung, da sie dieDNA-schädigende Wirkung etablierter Tumortherapien ver-stärken. Die dabei durch bestimmte Krebsmedikamenteabsichtlich herbeigeführten DNA-Schäden sollen die Tu -mor zellen in den Zelltod treiben. Wenn die Tumorzellendiese Schäden jedoch schnell reparieren können, habensie eine verbesserte Chance zu überleben, was im Sinneder Therapie unerwünscht ist. Bei einigen Tumoren mitspezieller genetischer Konstellation, wie zum BeispielBrustkrebs, der auf eine Erbanlage zurückgeht, könnenHemmstoffe dieser Poly(ADP-Ribosyl)ierung sogar direkttumorhemmend wirken.

Die Forscher konnten zeigen, dass mit der neuen Methodeselbst eine extrem geringe Poly(ADP-Ribose)-Menge pro-blemlos messbar ist, die unter stressfreien Bedingungenin der Zelle vorliegt. Ebenso konnten sie bestätigen, dassdiese Menge nach DNA-Schädigung sehr rasch um mehrals das Hundertfache ansteigt. Außerdem zeigt die Studie,dass die zelluläre Stressantwort in Blutzellen verschiede-ner Individuen ausgesprochen unterschiedlich ausfallenkann, was sowohl in der Krebsentstehung als auch in derKrebsbehandlung von Bedeutung sein kann. »Wir glauben, dass unsere Methode ein völlig neues

Fenster zur Erforschung der zellulären Poly(ADP-Ribosyl) -ierungs-Reaktion eröffnet und dass dies gerade auch bei

der MedikamentenentwicklungAnwendung finden kann«, soDr. Aswin Mangerich, Habili-tand im Arbeitsbereich Mole-kulare Toxikologie und gleich-zeitig Gastwissenschaftler amMIT. Er und Dr. Rita Martello,die im Rahmen ihrer kürzlichabgeschlossenen Doktorarbeitinnerhalb der Graduiertenschule»Chemische Biologie« an der

Entwicklung dieser Methode gearbeitet hat, sind zusam-men mit Alexander Bürkle die federführenden Autoren derPublikation. Weitere Autoren sind Dr. Sabine Sass, eineehemalige Diplomandin am Arbeitsbereich MolekulareToxikologie, und Prof. Dr. Peter Dedon vom MIT, ein welt-weit führender Wissenschaftler auf dem Gebiet der Quanti -tativen Massenspektrometrie von Nukleinsäuren. Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsge-

meinschaft (DFG) über die Konstanzer Graduiertenschule»Chemische Biologie« und den Sonderforschungsbereich(SFB) »Chemical and Biological Principles of Cellular Pro-teostasis« gefördert.

❱ msp.

Originalveröffentlichung:R. Martello, A. Mangerich, S. Sass, P. C. Dedon and A. Bürkle(2013). Quantification of cellular poly(ADP-ribosyl)ation by stableisotope dilution mass spectrometry reveals tissue- and drug-de-pendent stress response dynamics.« ACS Chemical Biololgy.

»Wir glauben, dass unsereMethode ein völlig neues Fenstereröffnet und dass dies geradeauch bei der Medikamenten -entwicklung Anwendung findenkann.«

Dr. Aswin Mangerich

❱ www.uni-konstanz.de/FuF/Bio/fachbereich

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Forschung

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Der Mensch erinnert sichleichter und effektiver, wenndie Begleitumstände beimErinnern mit den Kontextendes erinnerten Ereignisses

übereinstimmen: Diebeiden KonstanzerPsy cho logen Dr. TobiasStaudigl und Dr. SimonHanslmayr, Fellow desZukunftskollegs derUniversität Konstanz,wiesen in einer Stu-die die hohe Bedeu-tung von überlappen -den Kontexten für denErinnerungsprozessnach. Mittels einermagnetoenzephalo-

graphischen Untersuchung (MEG) konnten sie die Gehirn-wellen bestimmen, die für das episodische Gedächtnismaßgeblich sind. Die Forschungsergebnisse wurden jüngstin der Wissenschaftszeitschrift »Current Biology« veröf-fentlicht. Wie sehr das menschliche Gehirn seine Lerninhalte mit

begleitenden situativen Kontexten verknüpft, konntenTobias Staudigl und Simon Hanslmayr anhand ihrer aktu-ellen Studie aufzeigen. In der Studie wurden Teilnehmerdazu aufgefordert, sich eine größere Zahl an Wörtern ein-zuprägen. Zu jedem dieser Wörter wurde beim Einprägeneine kurze Videosequenz mit willkürlichen Bildszenen,ohne Ton, im Hintergrund abgespielt. Nach einer Pause mussten die Teilnehmer die gelernten

Begriffe wiedererkennen – nun allerdings mit zum Teil an-deren Zuordnungen von eingespielter Videosequenz undBegriff. Die Auswertung der Studie zeigte auf, dass sichdie Teilnehmer deutlich sicherer an die Begriffe erinnerten,wenn die begleitend eingespielten Videos beim Lernenund beim Erinnern jeweils identisch waren. »Es hat sich

ein deutlicher Kontexteffekt gezeigt«, schildert TobiasStaudigl: »Unsere Teilnehmer erinnerten sich um bis zuzehn Prozent besser, wenn die Begleitumstände beim Lernenund Wiedererkennen der Wörtern identisch waren«, führtStaudigl aus. Mittels einer Messung der magnetischen Aktivität des

Gehirns (MEG) konnten die Konstanzer Forscher die zere-bralen Mechanismen hinter dem kontextabhängigen Erin-nern aufdecken. Ein Zusammenspiel aus langsam oszillie-renden Theta-Gehirnwellen und schnellen Gamma-Wellenist demnach besonders zuträglich für das episodischeGedächtnis – sofern die Begleitumstände beim Lernen undWiedergeben übereinstimmen. Weichen die Kontexte jedochvoneinander ab, so führt das charakteristische Muster ausTheta- und Gamma-Wellen sogar zu schlechteren Erinne-rungsleistungen. Offensichtlich richtet sich ein in dieseFrequenzen »eingestimmtes« Gehirn darauf ein, Erinne-rungen entlang von Kontexten aufzurufen, und wird daherdurch unpassende Kontexte eher irritiert.

❱ gra.

Kontext und ErinnerungKonstanzer Psychologen ergründen Funktionsweisedes kontextgeprägten Gedächtnisses

Dr. Simon Hanslmayr erforscht amZukunftskolleg das ThemenfeldGedächtnis und Aufmerksamkeit.Hanslmayr wurde 2005 an derParis-Lodron-Universität Salzburgpromoviert, seit 2010 forscht erim Rahmen einer Emmy-Noether- Nachwuchsgruppe an der Univer -sität Konstanz.

❱ http://www.exzellenz.uni-konstanz.de/

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Forschung

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Dr. Tobias Staudigl ist seit 2011 Postdoc im»Cognition and Oscillations Lab« der Emmy- Noether-Gruppe von Dr. Simon Hanslmayr.Der Fokus seiner Forschung liegt auf denGehirnoszillationen von kognitiven Prozessen,insbesondere Gedächtnis prozessen, die mit EEG,MEG, und intrakraniellem EEG gemessen werden.

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Startup

Wenn Prof. Dr. Andreas Marx einen Vortrag vor Fachkollegenzur künstlichen Protein-Evolution in seinem Labor hält,stößt er regelmäßig auf Begeisterung. Die Weiterentwick-lung von Enzymen mittels der dort entwickelten Methodefür Diagnostikzwecke genießt in der Fachwelt hohes Ansehen.Neben dem wissenschaftlichen Wert steckt in den weiter-entwickelten Enzymen auch ein wirtschaftliches Potential.Die Anwendungsmöglichkeiten in der aktuellen Forschung,klinischen Diagnostik und personalisierten Medizin sindenorm, weshalb Andreas Marx zusammen mit drei ehemali genKonstanzer Nachwuchswissenschaftlern beschlossen hat,das Startup Prolago Biotec zu gründen, um vielverspre-chende Enzyme für die molekularbiologische Diagnostik zuvermarkten. Ein Jahr lang, von November 2012 bis Oktober2013, haben die vier Naturwissenschaftler Zeit, ihr Produktfit für den Markt zu machen. So lange dauert das EXIST-Förder -programm, mit dem das Gründer team vom Bundesministeri -um für Wirtschaft und Technologie (BMWi) unterstützt wird.

Alle Begeisterung der Fachkollegen nützt jedoch nichts,wenn es darum geht, die Gutachter des BMWi davon zuüberzeugen, dass aus der Geschäftsidee ein Unternehmenwerden soll, das eine öffentliche Förderung verdient. DassWissenschaft und Firmengründung zwei paar Stiefel sind,merkten der Chemie-Professor und seine Mitgründer spä-testens, als die erste Version des EXIST-Förderantrages ab-gelehnt worden war. Dass es nicht nur auf die Wissen-schaft ankommt, sondern auch auf Dinge wie Marketingoder Business Development, das mussten die vier Exis-tenzgründer erst »schmerzhaft« lernen. Der zweite Versuchwar erfolgreich. Dr. Jutta Mayer, Dr. Ramon Kranaster undDr. Markus Wieland sowie Andreas Marx erhielten die Zu-sage für das einjährige Stipendium in Höhe von 120.000Euro. Am Ende der zwölf Monate soll, so der Plan, dieGründung des Unternehmens Prolago Biotec stehen. Mit dem Stipendium werden die Gehälter der drei Nach-

wuchswissenschaftler sowie die Sachmittel bestritten.

Fit für den MarktEin Team um Prof. Dr. Andreas Marx bereitet mithilfe eines EXIST-Gründer -stipendiums ein Startup vor

Dr. Markus Wieland hatnach seinem Life Science-Studium an der UniversitätKonstanz als Mitglied derGraduiertenschule ChemischeBiologie bei Prof. Dr. JörgHartig über die Entwicklungvon künstlichen genetischenSchaltern in Bakterien pro-moviert. Danach hat er sichals Postdoc an der ETHZürich, Department of Bio -sciences and Systems Engi-neering, mit SynthetischerBiologie und deren therapeu-tischer Anwendung ausei-nandergesetzt sowie ersteKontakte und Einblicke indie Gründerszene bekommen.

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Dr. Ramon Kranaster hatan der Universität KonstanzChemie studiert. In seinerPromotion bei Prof. Dr.Andreas Marx hat er sichmit künstlicher Evolutionvon DNA-Polymerasen fürdiagnostische Anwendungenbeschäftigt. Als Postdocforschte er an der CambridgeUniversity an Protein- Nukleinsäure-Interaktionenund war danach als SeniorResearch Scientist beiTouchlight Genetics inEngland an der Entwicklungvon DNA-Impfstoffenbeteiligt.

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Startup

Ohne die Förderung wäre es sehrschwer geworden, darin sindsich alle vier einig – trotz Glau -ben in die Durchschlagkraft derProdukte auf dem Markt. »DerTechnologietransfer und die damit verbundene Laborarbeitmacht die Sache so teuer, dass sie nicht mehr aus der ei-genen Schatulle bezahlbar ist«, so Andreas Marx. »Lokale Diagnostik-Labore haben die Aussichten auf

ein etwaiges Produkt sehr positiv aufgenommen und so-fort den Bedarf entdeckt«, beschreibt Markus Wieland dieersten Reaktionen auf der potentiellen Kundenseite. Her-gestellt hat die Kontakte Bio LAGO, das Life Science Netz-werk mit Sitz in Konstanz, für dessen Unterstützung diezukünftigen Existenzgründer voll des Lobes sind. Nicht zuvergessen die hauseigene Beratung durch Ute Engels, dieneuerdings an beiden Konstanzer Hochschulen Existenz-gründungen begleitet und Gründungsvorhaben beurteilt.»Ihr Rat ist Gold wert«, sagt Markus Wieland.Für das Startup haben die drei künftigen Jungunter-

nehmer ihre Jobs aufgegeben und sind zurückgekehrt anihre alte Wirkungsstätte. Zur Förderung gehört, dass dieUniversität die Labore zur Verfügung stellt. Es scheint zu-weilen, die wissenschaftliche Seite sei fast die unkompli-

ziertere, weil die vertrautere.»Normalerweise werden für denNachweis von Erregern zwei En -zyme benutzt. Wir brauchen nurein Enzym, das beide Funktionen

erfüllen kann. Unser Verfahren ist einfacher und schneller«,beschreibt Ramon Kranaster, der zuvor bei einem Startupin London Erfahrungen gesammelt hat, das Neue an ihremProdukt. Hinzu kommt, dass dieses Basisenzym, das nunim Labor für verschiedene Anwendungen optimiert unddann maßgeschneidert differenziert wird, »extrem robust«ist, wie Andreas Marx es charakterisiert. Normalerweisewerden solche Enzyme tiefgekühlt transportiert. Die Kon-stanzer Varianten können bei Raumtemperatur verschicktwerden. Apropos Transport – auch ein Faktor, an den vorher nie-

mand gedacht hat. Wo etwas transportiert wird, muss zuvoretwas verpackt werden. Das heißt, es muss ein Raum vor-handen sein, wo das Verpackungsmaterial vorrätig gelagertwird. »Eine Sache, auf die man gar nicht kommt«, gibtMarx zu. Dafür gab und gibt es Beratung, die freilich nichtbei der Transportfrage aufhört. In der Förderung sind auchMittel für Coaching durch verschiedene Fachleute enthal-ten. Für das Business Development und Fragen auf dem

»Lokale Diagnostik-Labore habensofort den Bedarf entdeckt.«

Dr. Markus Wieland

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Dr. Jutta Mayer hat an derUniversität Konstanz LifeScience studiert. Anschlie-ßend hat sie als Mitglied derGraduiertenschule Chemi-sche Biologie bei Prof. Dr.Alasdair M. Cook über mikro-bielle Abbauwege von sulfo-nierten Verbindungen pro-moviert. Als technische Au-torin bei der Bachem AG,Schweiz, hat sie Erfahrungin der pharmazeutischen In-dustrie gesammelt undbringt hilfreiches Know-howzur Entwicklung vonProduktions prozessen undqualitätssichernden Maß-nahmen mit.

Prof. Dr. Andreas Marxist seit 2004 Professor fürOrganische/Zelluläre Chemieund seit 2010 Prorektor fürForschung und wissenschaft-lichen Nachwuchs an derUniversität Konstanz. Seit 2007 ist er darüberhinaus Koordinator der Kon-stanzer GraduiertenschuleChemische Biologie.

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Startup

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Gebiet der Invitro-Diagnostik ermöglicht BioPro, der Dach-verband von Bio Lago in Baden-Württemberg, ein hervor-ragendes Gründer-Coaching. Erste Prototypen wurden bereits an Testkunden ver-

sandt, die nun dabei sind, das Produkt für sich zu evalu-ieren. Ramon Kranaster rechnet damit, dass das ersteGrundlagenprodukt in ein paar Monaten an Kunden gelie-fert werden kann. Bei dem Basisenzym soll es jedoch nichtbleiben. »Wir wollen auch Enzyme für spezielle Indikatio-nen entwickeln. Wenn zum Beispiel eine Influenza-Wellelosbricht, wollen sich die Labore nicht selbst etwas zu-sammenmischen, sondern sie wollen das fertige Produkthaben«, erklärt es Marx. Darüber hinaus denken die zu-

künftigen Unternehmer auch an maßgeschneiderte Eigen-schaften ihrer Enzyme für ganz spezielle Anwendungen. Prolago Biotec wird auf die in der Arbeitsgruppe von

Andreas Marx entwickelte Methodik der »gerichteten Poly-merasen-Evolution« und auf bereits vorhandene Enzym -varianten zurückgreifen können. Geregelt ist das genaueVorgehen durch das Arbeitnehmerfindungsgesetz. Die Uni-versität Konstanz ist im Besitz des entsprechenden Pa-tents, auf das Prolago Biotec die exklusive Lizenz nachmarktüblichen Konditionen erwerben wird. Nach der Aus-gründung müssen die Labore dann, falls Interesse besteht,von der Universität angemietet werden. Dass es überhauptso weit gekommen ist, das verdankt das Gründerteam weit-gehend der EXIST-Förderung. »Sie war extrem wichtig fürdie Entscheidung«, bestätigt Andreas Marx.

❱ msp.

❱ http://www.campus-startup.org/

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uni’kon: Frau Prof. Weltecke, warum haben Sie das Ange-bot, die Forschungsstelle für Aramäische Studien in IhremArbeitsbereich anzusiedeln, angenommen?Prof. Dr. Dorothea Weltecke: Seit über 500 Jahren werdenan deutschen theologischen Fakultäten und in philologi-schen Spezialfächern die Geschichte der Kirchen der syri-schen Tradition und die aramäische Sprache erforscht. Inletzter Zeit sind diese Forschungen aber wissenschaftsorga-nisatorisch unter dem Spardruck sehr gefährdet. Außerdemhat der aus naheliegenden Gründen politisch gewollte Aus-bau islamwissenschaftlicher Studien in den orientalistischenFächern zusätzlich eine Konkurrenzsituation mit der christ-lichen Orientalistik verursacht. Die säkulare Geschichtswis-senschaft hat sich dem Thema der aramäischen Christen imBesonderen und der östlichen Christen im Allgemeinen oh-nehin bisher nie geöffnet. Es ist in Deutschland einzigartig,dass Aramäische Studien, wie nun in Konstanz, innerhalbvon Geschichte und Soziologie verortet sind.

Welchen Vorteil hat es, wenn die Aramäischen Studien inder Geschichtswissenschaft angesiedelt sind?Dass die aramäische Geschichte nie Teil säkularer histori-scher Studien war hatte zur Folge, dass die Geschichts-wissenschaft heute völlig blind ist für den christlichenOrient. Sie unterteilt zwischen dem christlichen Abend-land und dem muslimischen Orient. Die Teilhabe der Chris-ten an der arabischen Welt fällt dabei unter den Tisch. Esist mir sehr wichtig, dass wir diese Teilhabe jetzt in dieGeschichtswissenschaft und Soziologie integrieren und soviel besser dafür sorgen können, dass sie Aufmerksamkeitfindet. Deshalb bin ich froh, dass sich die Stiftung für Ara-mäische Studien für mich entschieden hat.

Sie meinen also, dass unser derzeitiges historisches Weltbildetwas sehr einfach ist?Ich glaube, dass unsere Aufteilung in christliches Abend-land und muslimischen Orient für unser Geschichtsver-

ständnis fatal ist. Diese Perspektive ist wissenschaftlichnicht zu halten. Umgekehrt gab und gibt es ja auch andereReligionsangehörige im so genannten christlichen Abend-land. Es wird Zeit, dass die Geschichtswissenschaft undSoziologie zur Kenntnis nehmen, was seit mehreren Jahr-hunderten in der Theologiegeschichte und der Philologieprofessionell erforscht wird. So werden auch neue For-schungsgebiete zu Fragen eröffnet, die jetzt gerade auchfür uns sehr aktuell sind: Wie funktioniert beispielsweisedas Zusammenleben unterschiedlicher Religionen und Völ-ker als Minderheit oder Mehrheit unter einer religiös an-ders ausgerichteten Regierung?

Womit wir bei der vom Exzellenzcluster »Kulturelle Grund-lagen von Integration« zusammen mit dem Konstanzer Wis-senschaftsforum veranstalteten Tagung in Meersburg zumThema »Religiösen Minderheiten« wären: Wenn man sichdie Konflikte im Nahen Osten ansieht oder auch öffentlicheDiskussionen hierzulande um »Kopftuch, Beschneidung,Kreuz«, wie der Titel einer Podiumsdiskussion in Meersburglautete: Ist das Nebeneinander der Religionen heute beson-ders schwierig? Oder machen wir einen großen Bohai umetwas, das es schon immer gegeben hat?Das hat es tatsächlich schon immer gegeben. In der Neuzeitgab es allerdings das verstärkte Bemühen, Regionen zuschaffen, in denen es nur eine Religion gab. So kam es etwazu katholischen und protestantischen Ländern. Das jeweilsandere hatte dort einen schweren Stand. Zuvor wurden ab1450 die Juden aus den Städten des Römischen Reichesaufs Land vertrieben. In manchen Regionen Europas wurdedie jüdische Kultur schon im späten Mittelalter vollständigzerstört. Religiöse Vielfalt in der Vergangenheit bedeuteteaber nicht unbedingt ein friedliches Miteinander.

Wann gab es solch ein friedliches Miteinander?Als Mediävistin kann ich sagen, dass es in den mittelal-terlichen Kulturen in vielen Regionen große religiöse Viel-

Ein Markt der ReligionenDie Historikerin Prof. Dr. Dorothea Weltecke zur Meersburger Tagung »Religiöse Minderheiten« und zur neu eingerichteten Forschungsstelle für Aramäische Studien

Interview

❱ http://www.geschichte.uni-konstanz.de

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Interview

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falt gab. In Europa gehörten insbesondere Spanien, Süd-italien und Ungarn dazu, aber auch andere Regionen, indenen es nennenswerte jüdische Minderheiten oder un-terschiedliche christliche Strömungen gab. Mit der Aus-nahme von so genannten Häretikern wurden in vielen mit-telalterlichen Kulturen in Europa und im Vorderen Orientreligiöse Minderheiten geduldet, aber sie hatten nichtdenselben Zugang zu Ressourcen wie die herrschende Re-ligion. Meistens wurden sie sozial segregiert, Mischehenwaren verboten. Es kam auch zur Ausschreitungen undMassakern. Aber Minderheiten hatten die Möglichkeit, ihreReligion auszuüben. In bestimmten Städten des VorderenOrients hatten sogar mehrere christliche und jüdischeKonfessionen sowie muslimische Gruppen alle ihre Syna-gogen, Kirchen und Moscheen. Dadurch entstand geradezuein Markt der Religionen. Heute ist die Situation insofernanders, als wir das Ideal haben, dass alle Menschen glei-chermaßen an den Ressourcen und Rechten partizipierenkönnen. Das ist neu, nicht jedoch die Tatsache der Vielfaltselbst. Es war ein Anliegen dieser Tagung, darauf hinzu-weisen, dass das Zusammenleben unterschiedlicher Reli-gionen etwas Normales ist.

In Meersburg wurde auch diskutiert, dass sich die westlicheWelt immer mehr säkularisiert. Hat es das Phänomen in derGeschichte auch schon mal gegeben?Es gab keine mittelalterliche säkulare Gesellschaft. DiesesPhänomen ist tatsächlich neu. Ich vermute aber, dass esimmer Menschen gab, die sich nicht sonderlich für Reli-gion interessierten. Die Auseinandersetzung mit der Sä-kularisierung ist ebenfalls neu, und es ist etwas spezifischMitteleuropäisches. Spanier oder Amerikaner beurteilendie Entwicklung hin zur Säkularisierung ganz anders, alswir das tun. Unsere Form der Säkularisierung gibt es inden USA gar nicht.

Hat es eine religiöse Minderheit in einer säkularenGesellschaft einfacher?Nein, das glaube ich nicht. Ein säkularer Staatist ja nicht nur eine politische Institution, son-

dern verwirklicht auch eine Ideologie. Im Rahmen dieserIdeologie tut man sich mitunter sogar schwerer mit derReligionsfreiheit. Man geht von dem Ideal aus, dass Reli-gion eine Privatangelegenheit sei. Das passt aber auf vieleReligionen der Welt nicht. In den USA können die Men-schen sehr viel radikaler und offener ihre Religion ausle-ben und dafür auch Sonderrechte einfordern. Sichtbare Re-ligion wird dagegen in Deutschland recht misstrauisch be-äugt, das Reden über Religion ist von großer Angst ge-prägt, insbesondere den Muslimen und auch immer nochden Juden gegenüber. An der Beschneidungskontroverseließ sich das gut verfolgen.

Lässt sich ein Fazit der Meersburger Tagung ziehen?Es gibt sehr unterschiedliche Arten von religiösen Minder-heiten, und es bedarf des politischen Wollens, deren Exis-

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Interview

tenz auch zu schützen. Das sieht man bereits im Mittelal-ter: Wo der politische Wille fehlt, die religiösen Minder-heiten zu schützen, kommt es zu Gewalt.

Lässt sich das auf die aktuelle Konfliktsituation im NahenOsten übertragen?Ich glaube schon. Derzeit fehlt vielfach der politische Wille.Und in manchen Regionen fehlen sicher auch die politi-schen Mittel. Seit Wochen sind die beiden Bischöfe vonAleppo von Rebellen verschleppt. Darunter auch der sy-risch-orthodoxe Metropolit Mor Gregorios Yuhanna Ibrahim,der zuvor viel für interreligiöse Kontakte und Friedenpolitikgetan hat. Es gibt hier anscheinend – weder von Seiten derarabischen »Freunde Syriens« noch von Seiten der westli-chen Welt – erkennbare Bestrebungen, etwas gegen die le-bensbedrohliche Situation von Christen in Syrien zu tun.

Der Eindruck kann entstehen, dass sich hier zwei Weltenscheiden: Einerseits dort im Nahen Osten Konflikte, indenen der Glaube eine bedeutende Rolle spielt, die ande-rerseits hier im Westen, insbesondere in Deutschland, aufgroßes Unverständnis treffen. Vielleicht sollte man es gar nicht so sehr mit Deutschlandvergleichen, sondern mit den USA. Da sieht man dann, dasswestlich sein und religiös sein sich nicht ausschließen.Amerika gelingt es im Wesentlichen, in der Vielfalt der Re-ligionen den Frieden zu wahren. So entkommt man der Falleder Vorstellung, Muslime seien religiös und deshalb rück-ständig, und wir, der Westen, seien säkular und deshalb mo-dern. Die USA sind zweifellos modern und religiös.

Wie stellte sich die Meersburger Tagung zur gegenwärtigenöffentlichen Diskussion?Es ging uns darum, die Diskussion zu entschleunigen, we-niger aufgeregt zu machen. In der öffentlichen Debatteerscheinen die aktuellen Konflikte unlösbar und die Fron-ten völlig unvereinbar. Aber solche Fronten können sichauch wieder auflösen. So kann das Verhältnis von Katho-liken und Protestanten, das vor 50 Jahren wahnsinnig ak-tuell und schwierig erschien, heute ganz entspannt be-handelt werden. Ich glaube, dass es möglich ist, in allerRuhe miteinander umzugehen und an politischen Zielenwie Freiheit und Demokratie festzuhalten.

�❱ Das Gespräch führte Maria Schorpp.

Seit dem Sommersemester 2013 gibt es an derUniversität Konstanz eine Forschungsstelle für Ara-mäische Studien. Sie ist im Fachbereich Geschichteund Soziologie an der Professur für Geschichte derReligionen von Prof. Dr. Dorothea Weltecke ange-siedelt. Aramäisch oder Syrisch, das nicht die Lan-dessprache Syriens bezeichnet, sondern die Spra-che der christlich-syrischen Minderheit im NahenOsten, gilt als eine der ältesten Sprachen über-haupt – die Sprache auch von Jesus Christus. In Deutschland besteht eine über 500-jährige For-schungstradition zur Sprache und Theologie dieserchristlichen Gemeinschaft. Neu ist an der Konstan-zer Forschungsstelle, dass sie in der säkularen Ge-schichtswissenschaft und der Soziologie angesie-delt ist und sich aus dieser Perspektive mit der Ge-schichte und Kultur dieser Gemeinschaften be-schäftigt. In dieser Hinsicht ist die Forschungs-stelle in Deutschland ein einmaliges Pilotprojekt. Die Forschungsstelle hat neben der Grundlagenfor-schung zum Ziel, die Geschichtswissenschaft fürdie Welt des christlichen Orients zu öffnen unddamit die Aufteilung des historischen Weltbildes inchristliches Abendland und muslimischen Orient zukorrigieren. Das europäische Christentum ist tat-sächlich nur ein Teil einer transkulturellen christli-chen Tradition. Die Forschungsstelle für Aramäische Studien an derUniversität Konstanz geht auf eine studentischeInitiative an der Universität Heidelberg zurück undwird von der Stiftung für Aramäische Studien ge-tragen. Sie hat zwei halbe Doktorandenstellen undAnschubfinanzierungen für zwei Doktorarbeitenausgeschrieben. Ihr Wissenschaftlicher Koordinatorist Zeki Bilgic.

Aramäische Studien

2351|2013❱ http://www.uni-konstanz.de/wissenschaftsforum/

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Tagung

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Coaching, Führungskräfteentwicklung, Karriereplanung: Aufder Fachtagung »Perspektiven der Akademischen Personal-entwicklung – Chancen der Karriereförderung in der Wissen -schaft« diskutierten im Umweltforum Berlin Praktiker fürPersonalentwicklung aus Universitäten und außeruniversi-tären Forschungseinrichtungen Möglichkeiten der Förde-rung von Wissenschaftlerinnen und Wissen schaftlern. DieFachtagung wurde vom Academic Staff Development derUniversität Konstanz und dem Stifterverband für die Deut-sche Wissenschaft organisiert.Akademische Personalentwicklung ist ein wichtiges

Zu kunftsthema an deutschen Hochschulen und außeruni-versitären Forschungseinrichtungen. Immer komplexerwerdende Aufgabenspektren und unsichere Karrierewegein der Wissenschaft verlangen nach einer professionellenPersonalentwicklung. So sind in den vergangenen Jahrenverstärkt Angebote Akademischer Personalentwicklungentstanden, die sich im Spannungsfeld zwischen Service-leistung, Nachwuchsförderung und Organisationsentwick-lung bewegen.Gefördert durch das Bundes-

ministerium für Bildung undForschung (BMBF) griffen derStifterverband, das HIS-Institutfür Hochschulforschung und dieUniversität Konstanz diese Dis-kussion im Rahmen der Fachta-gung auf. Gemeinsam mit Ver-antwortlichen für AkademischePersonalentwicklung aus Wis-senschaft und Politik wurdenBeispiele guter Praxis an Univer-sitäten und außeruniversitärenForschungseinrichtungen vorge-stellt, der Stellenwert, der Be-darf und die Perspektive derKarriereförderung in der Wissen-

schaft diskutiert und Praktikerinnen und Praktiker derAkademischen Personalentwicklung vernetzt.Diskutiert wurde unter anderem, wie Personalentwick-

lung dauerhaft in den Strukturen von Forschungseinrich-tungen verankert werden kann. »Der Bedarf an Förderan-geboten für den wissenschaftlichen Nachwuchs ist groß,allerdings haben noch nicht alle Universitäten ein entspre-chendes Angebot entwickelt. Zudem wissen die Zielgruppenoft nicht ausreichend Bescheid über die existierenden An-gebote«, stellte Kolja Briedis von HIS fest. Briedis stelltegemeinsam mit Dr. Julia Schneider vom Stifterverband dieErgebnisse der Studie »Personalentwicklung für den wis-senschaftlichen Nachwuchs. Bedarf, Angebote und Perspek-tiven – eine empirische Bestandsaufnahme« vor, die imAuftrag des BMBF durchgeführt wurde. Neben der Karriere-förderung für die Wissenschaft wurde auch das Thema Be-rufsorientierung jenseits der Wissenschaft stark gemacht.Die Universität Konstanz bietet bereits seit 2008 mit

dem Academic Staff Development – ergänzend zur Karriere -

Gezielte Förderungfür die WissenschaftskarriereFachtagung zur Akademischen Personalentwicklung in Berlin

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Tagung

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förderung an den Professuren – eine umfassende Qualifi-zierung des akademischen Nachwuchses mit den Instru-menten der Personalentwicklung an. Besonders erfolgreichist in Konstanz das Coaching durch interne Wissenschafts-coaches: Etwa 20 Prozent aller Nachwuchswissenschaftle-rinnen und -wissenschaftler nutzen dieses Angebot, umindividuell an ihren Kompetenzen oder an Karriereent-scheidungen zu arbeiten. Auf der Tagung wurde unteranderem das Instru ment Coaching von Mirjam Müller, Mit-organisatorin der Konferenz und Referentin für AcademicStaff Development an der Universität Konstanz, vorgestellt.

uni’kon: Frau Müller, Sie haben nicht nur den Anstoß ge-geben, die Tagung zu veranstalten, Sie waren auch von An-fang maßgeblich an der Konzeption und Referentenauswahlbeteiligt. Was war das Besondere an dieser Tagung?Mirjam Müller: Wie stark Akademische Personalentwick-lung nachgefragt wird, erleben wir täglich bei unserer Ar-beit im Academic Staff Development. Gleichzeitig ist esein relativ neues Feld. Die Tagung war für uns ein Forumum zu zeigen, welche wirkungsvollen Programme bereitsaufgesetzt wurden, und deutschlandweit erstmals gezieltPersonalentwicklerinnen und -entwickler zu vernetzen.Dies ist ein wichtiger Schritt, um Standards zu schaffenund die professionalisierte Personalentwicklung als Instru-ment zu etablieren, das an deutschen Universitäten festverankert ist. Davon profitieren sowohl die Universitätenals Organisationen als auch die Wissenschaftlerinnen undWissenschaftler. Wie aktuell dieses Anliegen war, zeigtendie große Resonanz der 160 Teilnehmenden und die en-gagierten Diskussionen bei den Vernetzungsangebotenrund um die Tagung.

Welche Themen standen für Sie im Mittelpunkt?Mir persönlich lagen die Praxis-Impulse aus ganz Deutsch-land sehr am Herzen. Hier wurde vorgestellt, wie Coach-ing, Mitarbeitergespräche, Mentoring, Personalauswahl,kollegiale Beratung und Führungskräfteentwicklung beider Karriereförderung in der Wissenschaft sinnvoll einge-setzt werden können – auch um Professorinnen und Pro-fessoren bei ihren Aufgaben in der Nachwuchsförderungzu unterstützen. Wichtig war auch, dass am NachmittagStrategien zur Etablierung von Akademischer Personalent-wicklung vorgestellt und zu Finanzierung und Nachhaltig-keit diskutiert wurde.

Wie ist der Stand der Förderung von Nachwuchswissen-schaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern an der Uni-versität Konstanz?Wir konnten seit 2008 ein Spektrum an Informationsan-geboten, Workshops und Beratungen aufbauen, mit demwir Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlervon der Promotionsentscheidung bis zur ersten Professurgenau da unterstützen können, wo sie es brauchen. Indieser Breite ist das deutschlandweit einmalig. Dadurch,dass Hochschuldidaktik Teil des Academic Staff Develop-ment ist, können wir Kompetenzen in Forschung undLehre aus einer Hand fördern. Durch die positive Resonanzder jungen Forschenden wächst das Interesse bei erfahre-nen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, selbstPersonalentwicklung in Anspruch zu nehmen. Hier sehenwir Entwicklungspotenzial, vor allem bei den Themen Füh-rung, Personalauswahl und Berufungsverfahren. Zudem wirdkünftig das Thema alternative Karrierewege einer unsererSchwerpunkte sein.

❱ Das Gespräch führte Patrizia Barbera.

Mirjam Müller ist seit 2010 Referentin für Postdocs und dasZukunfts kolleg im Academic Staff Development der UniversitätKonstanz. Als Personalentwicklerin und zertifizierte Coach unter-stützt sie Nachwuchs wissenschaftler insbesondere bei der Karriere -planung und bei der Bewerbung auf Professuren.

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Lehre

Forum LehreDer Prorektor für Lehre und ein Studierendenvertreter äußern sich sehrpositiv über den Workshop der Universität Konstanz in Meersburg

Im Juni fand das Forum Lehre der Universität Konstanzim Neuen Schloss Meersburg statt. An der aus Mitteln desQualitätspaktes Lehre unterstützten Veranstaltung nah-men Professorinnen und Professoren, Vertreterinnen undVertreter der wissenschaftlichen und nichtwissenschaftli-chen Mitarbeiterschaft sowie Studierende teil. Anlass wardie Entscheidung der Universität Konstanz, in die System-akkreditierung einzusteigen. Nach einer Momentaufnahmezu den Fragen »Wo stehen wir bezüglich Studium undLehre? Wo wollen wir hin?« nutzten die Teilnehmendendie Möglichkeit, mehr als 20 eigene Themen in die OpenSpace-Veranstaltung einzubringen. So wurde zum Beispiel über Freiräume in Studium und

Lehre (trotz Bologna), Kompetenzen und Qualifikations-ziele, die Attraktivität der Masterstudiengänge oder dieethisch-philosophische Reflexion in Lehrveranstaltungendiskutiert. Das Fazit lautet: Die Ergebnisse sind eine guteGrundlage zur weiteren Bearbeitung und Umsetzung. AmEnde stand der Wunsch nach einer regelmäßigen Durch-führung des Forums Lehre. ❱ msp.

Wie hat Ihnen die Veranstaltung gefallen? Welche Erwar-tungen hatten Sie an die Veranstaltung und wurden dieseerfüllt? Prof. Dr. Matthias Armgardt: Die Veranstaltung hat mirsehr gut gefallen. Besonders die Diskussionfreudigkeit unddas inhaltlich hohe Niveau der Beiträge der Studierendenhaben mich beeindruckt. Bezüglich des »offenen Formats«war ich anfangs etwas skeptisch. Die Skepsis war aber völ-lig unbegründet: Es wurden viel mehr interessante Themenvon den Teilnehmenden eingebracht, als ich erwartethatte, und es war für mich etwas schwierig, unter den in-teressanten Themen zwei auszuwählen, mit denen ichmich näher befassen sollte.Patrick Stoll: Ich habe es als sehr positiv empfunden,dass alle Gruppen der Universität gemeinsam auf Augen-höhe diskutiert haben. Es wurde reflektiert, welche Be-deutung die Lehre hat und wie die Lehre weiterentwickeltwerden kann. Dies ist gerade deshalb sehr wichtig, weildie finanzielle Mittelvergabe zwischen den Hochschulenimmer mehr an der Forschung hängt und die Lehre somitins Hintertreffen geraten könnte.

Wie schätzen Sie die Möglichkeit ein, sich als Studierendermit Ihren Interessen einzubringen und langfristig etwas zuverändern? Stoll: Es gibt viele institutionelle Möglichkeiten, sich alsStudierender einzusetzen bzw. von der anderen Seite dieStudierenden einzubinden, und diese werden zum großenTeil gut genutzt. Es gibt aber natürlich noch Verbesse-rungsmöglichkeiten. Da alle Entscheidungen letztlich aufdie Studierenden Auswirkungen haben, ist es auch wich-tig, dass wir in alle Entscheidungen mit einbezogen wer-den. Wichtig ist, wie die Ideen und Anregungen der Stu-dierenden in den Gremien angenommen werden, der Um-gangston miteinander. Ich schätze es sehr, dass sich vieleVerantwortliche auf Universitätsseite sehr darum bemü-hen. Es ist weiterhin sehr wichtig, dass die Studierendengemeinsam ihre Interessen vertreten. Wirklich langfristigeVeränderungen anzuregen ist für uns Studierende relativ

Prof. Dr. Matthias Armgardt,Prorektor für Forschung an derUniversität Konstanz (ersteReihe rechts, daneben RektorProf. Dr. Ulrich Rüdiger) undPatrick Stoll (dahinter imroten T-Shirt), der Studieren-denvertreter beim MeersburgerWorkshop.26 51|2013

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schwierig, weil wir durch die relativ kurze Zeit, in der wirjeweils in den Gremien sitzen, deutlich weniger Möglich-keiten haben, Projekte langfristig zu begleiten.

Was nehmen Sie aus der Veranstaltung als Prorektor fürLehre mit? Armgardt: Mich hat das große Interesse der Studierendenan Fragen, die über das eigentliche Fachstudium hinaus-gehen, sehr gefreut und beeindruckt. Ich habe an einervon studentischer Seite angebotenen Veranstaltung zuethischen Fragen in der Lehre teilgenommen. Die Diskus-sion wurde auf sehr hohem Niveau geführt. Mir ist deut-lich geworden, dass die Studierenden eine hohe Erwartungan die ethische Haltung der Professoren und Dozentenhaben. Davon bin ich sehr angetan – darin liegt aber aucheine besondere Anforderung an die Lehrenden. Sie habeneine Vorbildfunktion. Ein Problem besteht darin, dass manethische Kompetenz und die Vermittlung ethischer Ge-sichtspunkte nicht »von oben« anordnen kann. Hier istdie Persönlichkeit des Lehrenden gefragt. Es ist mir aberein Bedürfnis, die Einbeziehung ethischer Aspekte in dieLehre anzuregen.

Und was nehmen Sie aus der Veranstaltung als Studie-render mit?Stoll: Ich habe eine großartige Motivation der Mitwirken-den erlebt, die Lust hatten, die Lehre an der Universitätweiterzuentwickeln und dazu neue Projekte zu starten. Vorallem habe ich das Gefühl, dass ein großer Konsens unterden Anwesenden bestanden hat, dass wir versuchen soll-ten, die Verschulung und die strikte Reglementierung, diedurch Bologna entstanden ist, wieder etwas zurückzu-schrauben.

Welche Fragen/Themen sollten aus Ihrer Sicht am drin-gendsten angepackt werden? Armgardt: Ich sehe drei Herausforderungen als besondersbedeutend an: Erstens die explosionsartige Vermehrungdes Wissens in einer bislang nie dagewesenen Form. Zweitensdie kurze »Halbwertszeit« von Wissen, das in vielen Fächernbereits nach etwa fünf Jahren überholt ist. Drittens diezunehmende Ausdifferenzierung von Wissensgebieten, diesich in immer mehr Studiengängen niederschlägt. Wie kannman auf diese Herausforderung reagieren? Ich möchte fol-gende Anregungen geben: Zum ersten Punkt möchte ich

sagen, dass uns die vielen Inhalte heute durch Datenban-ken in einer Form vergegenwärtigbar sind, die früherenGenerationen völlig unbekannt war. Deshalb sollte mannicht mehr versuchen, alles zu lernen. Es gilt, vermehrtexemplarisch zu lehren und zu lernen. Zum zweiten Punktmeine ich, dass er dafür spricht, weniger Inhalte zu lehrenals vielmehr Methoden, die das Generieren neuer Inhalteerlauben. An einem soliden Basiswissen kommt man al-lerdings nicht vorbei. Zum dritten Punkt möchte ich vor-schlagen, Interdisziplinarität ernst zu nehmen und vorzu-leben, damit die nächste Generation von Wissenschaftlernmit dem fachübergreifenden Denken gleichsam aufwächst. Stoll: Es ist wichtig, dass die Universität nicht als Ort derEinheitsausbildung endet, sondern den Studierenden Frei-heit und Anreize gegeben werden, sich eigenverantwort-lich zu entwickeln. Hierzu ist es wichtig, dass die starreStruktur vieler Studienordnungen überwunden und mehrWahlmöglichkeiten und Flexibilitäten geschaffen werden.

❱ Fragen von Anja Weng.

Lehre

Prof. Dr. Matthias Armgardt,Prorektor für Lehre.

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International

28 51|2013

Die Universität Konstanz ging aus dem internationalenHochschulranking »THE 100 Under 50« erneut als bestejunge Universität in Deutschland hervor und platziertesich im weltweiten Vergleich auf Platz 20 der bestenHochschulen unter 50 Jahren. Die 1966 gegründete Uni-versität, die bereits 2012 als beste junge deutsche Uni-versität gelistet wurde, bestätigt damit ihre Rankinger-gebnisse aus dem Vorjahr und bekräftigt ihre bundesweiteSpitzenposition Die Hochschulrankings von Times Higher Education

(THE) zählen zu den international einflussreichsten Hoch-schulbewertungen. Das Ranking »THE 100 Under 50« fo-kussiert auf die jungen Hochschulen unter 50 Jahren undschafft dadurch eine bessere Vergleichbarkeit dieser Uni-versitäten. »Das Ranking bietet einen Blick in die Zukunft,indem es gerade nicht die Universitäten mit Jahrhunder-ten an Geschichte präsentiert«, erläutern die Ausrichterdas Anliegen ihres Rankings. »Dieerneute Spitzenplatzierung auf bun-desweiter Ebene und die herausra-gende Positionierung im internatio-nalen Vergleich bestätigen nicht nurdie konstant hohe Leistungsfähigkeit

unserer Universität, sondern auch die Arbeit an unseremerfolgreichen Profilbildungsprozess. Ich freue mich außer-ordentlich, wie sehr sich in diesem Ergebnis erneut derErfolg unseres Konzeptes der ›Kultur der Kreativität‹zeigt«, so Prof. Dr. Ulrich Rüdiger, Rektor der UniversitätKonstanz. Das Bewertungssystem umfasst 13 Kriterien von For-

schung und Lehre über Zitationen und Innovationsstärkebis hin zur internationalen Ausrichtung. Die Methodik desRankings reflektiert dabei das charakteristische Profil jun-ger Universitäten, indem es weniger Gewicht auf die be-stehende akademische Reputation der Hochschule legtund stattdessen Kriterien der Leistung stärker gewichtet. Bereits im vergleichbaren Ranking »QS Top 50 Under 50«

des Unternehmens Quacquarelli Symonds erzielte die Uni-versität Konstanz jüngst Platz 28 im internationalen Ver-gleich und ging als zweitbeste deutsche Universität hervor.

❱ gra.

Als beste junge deutscheUniversität bestätigtUniversität Konstanz platziert sich im Hochschulranking »THE 100 Under 50« bundesweit auf Platz 1, weltweit auf Platz 20

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Ein Mann sitzt in sich versunken am Schreibtisch und grü-belt über einem Problem. – So stellen sich viele Menschendie Arbeit eines Mathematikers vor. »So ist Mathematiküberhaupt nicht. Mathematik lebt von Zusammenarbeitund Diskussion.« Der das sagt, ist Prof. Dr. Robert Denk,Mathematiker und LUKS-Preisträger. Er kann zwar einigesanführen, wenn er sagen soll, weshalb er wohl von denStudierenden für seine Lehre ausgezeichnet wurde. Wasaber möglicherweise den Ausschlag für das studentischeVotum gab, demonstriert er durch seine Person: RobertDenks Leidenschaft ist die Mathematik. Diese Leidenschaftan seine Studierenden weiterzugeben ist sein Anliegen. Da sind natürlich bestimmte Angebote für die Studie-

renden, die das Studium erheblich erleichtern. So stelltRobert Denk Semester für Semester seine Vorlesungs-skripte, die er immer wieder aktualisiert, ins Internet.Dann hat er als einer der ersten seine Vorlesungen abfil-men lassen, um sie ebenfalls im Netz zur Verfügung zustellen. »Das hat den Studierenden sehr gut gefallen«,konnte der Mathematik-Professor feststellen. Nicht weilsie ab sofort zuhause blieben und auf der Couch die Vor-lesungen hätten verfolgen können, sondern weil sie so beiProblemen während der Nachbereitung oder bei Über-schneidungen von Lehrveranstaltungen den Film oder dasSkript zu Rate ziehen können. Dass die Studierenden dasrichtig verstanden haben, ist durch die auch zahlenmäßiggleichbleibende Beliebtheit der Denkschen Lehrveranstal-tungen belegt.Gerade das gemeinsame Problemlösen ist für den Dozen-

ten das A und O in der Mathematik. Das gilt für das Stu-dium wie für die Wissenschaft. So gelingt es ihm sogar inVorlesungen mit über 250 Anfängern, dass die Erstsemestersich trauen, Fragen zu stellen. Er animiert seine Studieren-den, in Gruppen zu arbeiten und immer wieder zu fragen,auch außerhalb der Lehrveranstaltung. »Bei uns stehen dieTüren jederzeit offen«, sagt er. Ohnehin ist Robert Denk,wenn es um die Lehre geht, schnell beim ganzen Fachbe-reich Mathematik und Statistik. Neben der Politik der offe-nen Türen wird dort auf das Prinzip gesetzt, dass ein Do-

zent einen Studienjahrgang durchgehend vom ersten biszum letzten Semester betreut. »Wir sind sehr zufrieden mitdiesem System. Ich kenne die Studierenden, die kennenmich, ich weiß, was sie wissen und kann mein Kursangebotsehr fein darauf abstimmen«, beschreibt er das.Diese Feinabstimmung auf seine Zuhörerschaft ist auch

in seinem Lehrstil zu erkennen. Der Mathematik-Professornennt ihn »altmodisch«, weil sein wichtigstes Medium ausTafel und Kreide besteht. »Gerade der Tafelaufschrieb er-laubt es den Studierenden mitzudenken.« Aber ob Tafeloder Laptop: »Letztlich kommt es darauf an, den Stoffselbst zu durchdenken und mit anderen zu diskutieren.«»Wir brauchen eine kreative und originelle Mathema-

tik«, so seine Forderung, in der auch Kritik an der sche-matischen Mathematik im Schulunterricht steckt. So ver-sucht der Fachbereich bereits seit Jahren, das oft negativeBild von Mathematik zu korrigieren – etwa in der Vortrags-reihe »prof@school« an Gymnasien oder im Vorkurs fürdie Erstsemester. Wie spannend jemand Mathematik fin-det, sei nicht abprüfbar, aber entscheidend, so der Dozent.Er ermutigt seine Studierenden, auch ihn zu korrigieren –mit dem schönen Satz: »Es gibt in der Mathematik keineAutorität außer der Wahrheit.« ❱ msp.

Preise – LUKS-Preis

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Mit Tafel und KreideLUKS-Preisträger Prof. Dr. Robert Denk will seine Mathematik-Studierenden zum Diskutieren animieren

Prof. Dr. Robert Denk ist Professor für Analysis undNumerik an der Universität Konstanz. Seine aktuellenForschungsgebiete umfassen Differential gleichungenund mathematische Fragen der Signaltheorie.

❱ www.math.uni-konstanz.de

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Preise

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Für seine Arbeiten an Alter nativmethoden zu Tierver -suchen wurde der Kon stan zer Toxikologe Prof. Dr. MarcelLeist mit dem auf 15.000 Euro dotierten Felix Wankel Tier-schutz-Forschungs preis ausgezeichnet. Marcel Leist setztsich in seiner Forschung und seinem gesell schaft lichenEngagement seit Jahren für tierversuchsfreie Methodenzur Sicherheitstestung von Che mi kalien ein. Leist leitet unter anderem das 2010 gegründete Zen-

trum für Alternativen zum Tierversuch in Europa (CAAT-Europe), das sich weltweit für die Beschleunigung der Ent-wicklung tierfreier Methoden einsetzt. Der Felix WankelTierschutz-Forschungspreis wird alle zwei Jahre durch dieLudwigs-Maximilians-Universität München (LMU) für her-vorragende, experimentelle und innovative wissenschaft-liche Arbeiten verliehen, die Tierversuche einschränken,die Gesundheit und Unterbringung von Tieren verbessernund den Tierschutz generell fördern. »Ich finde es sehr schön, dass der Felix Wankel-Tier-

schutzpreis mit der Auszeichnung meiner Forschung Auf-merksamkeit auf das Thema der Ersatzmethoden für Tier-versuche lenkt und damit die Wissenschaft in diesem

Bereich vorantreibt. Ich sehe den Preis auch als Belohnungfür die Universität Konstanz und die Doerenkamp-Zbinden-Stiftung, die vor zehn Jahren den mutigen Schritt gewagthaben, mit der Professur für In-Vitro-Toxikologie und Bio-medizin an der Universität Konstanz ein damals noch sehrunkonventionelles Forschungsthema einzurichten und dieEntwicklung von Ersatzmethoden für Tierversuche voranzu-treiben«, bedankt sich Marcel Leist für seine Auszeichnung.Marcel Leist arbeitet schwerpunktmäßig im Bereich der

Reproduktionstoxizität, also der Frage, inwiefern Chemi-kalien Schädigungen über eine Generation hinaus verur-sachen. Ein Beispiel für Reproduktionstoxizität sind Miss-bildungen durch das inzwischen verbotene ArzneimittelContergan. Marcel Leist entwickelt tierversuchsfreie Test-verfahren, um Chemikalien auf ihre Schädlichkeit am Ner-vensystem zu untersuchen. Sein Ziel ist, über kombinierteTestsysteme ganze tierfreie »Testbatterien« für chemischeSubstanzen aufzubauen, die über Einzeltests hinaus eineumfassendere Charakterisierung von Chemikalien erlauben,und diese tierfreien Methoden in der Wissenschaft und An-wendung durchzusetzen. »Rund 80 Prozent der heute re-levanten Chemikalien sind nicht ausreichend klassifiziert.Um eine einzige Substanz zu untersuchen, braucht manüber 1.000 Tiere«, kritisiert Leist Untersuchungsmethodenüber Tierversuche. Allein im Bereich der Reproduktionstoxizität wären

durch die europaweiten Bestimmungen zur Registration,Evaluation, Autorisierung und Restriktion chemischer Sub-stanzen (REACH) rund 21,7 Millionen Tierversuche zu er-warten. Marcel Leist hofft, mit der Etablierung von hoch-präzisen, tierversuchsfreien und zugleich menschenspezi-fischeren Untersuchungsmethoden die Zahl der Tierversu-che zu reduzieren und gleichzeitig bessere Testergebnissezu liefern: »Damit irgendwann einmal der Tierversuch zurAusnahme wird«, prognostiziert Leist.

❱ gra.

Damit der Tierversuch zur Ausnahme wirdFelix Wankel Tierschutz-Forschungspreis für den Konstanzer Toxikologen Prof. Dr. Marcel Leist

Prof. Dr. Marcel Leist ist Inhaber der Doerenkamp-Zbinden- Stiftungsprofessur für In-Vitro-Toxikologie und Biomedizin ander Universität Konstanz. Gemeinsam mit Prof. Dr. ThomasHartung (Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health,USA) gründete er das Zentrum für Alternativen zum Tierversuch(CAAT).

❱ www.uni-konstanz.de/FuF/Bio/fachbereich

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Preise

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Der Akademiepreis der Berlin-Brandenburgischen Akademieder Wissenschaften für herausragende wissenschaftlicheLeistungen geht in diesem Jahr an den Konstanzer Che-miker Prof. Dr. Helmut Cölfen. Die Akademie ehrt HelmutCölfen für seine bahnbrechenden Forschungsergebnisse imBereich der Kristallisation, die bestehende Theorien über-holt und Grundlagen für neue internationale Forschungs-gebiete geschaffen haben. Der Preis wurde ihm im Juni 2013auf der Festveranstaltung der Akademie zum »Leibniztag«verliehen. Der seit 1996 bestehende Akademiepreis ist2013 erstmals mit einem Preisgeld dotiert. Es beträgt50.000 Euro. Helmut Cölfen habe einige der signifikantesten Bei-

träge zur modernen interdisziplinären Wissenschaft ge-leistet, er sei ein Ausnahmechemiker, zitierte Prof. Dr.Jochen Brüning, Professor am Institut für Mathematik derHumboldt-Universität zu Berlin und Vorsitzender der Preis-trägerfindungskommission, in seiner Laudatio aus Gutach-ten zur wissenschaftlichen Leistung des Konstanzer Che-mikers. Cölfen gilt weltweit als führender Forscher im Be-reich der Kristallisation. Bereits als junger Forscher konnteer international anerkannte Durchbrüche erzielen. Seinefächerübergreifende Grundlagenforschung deckt neben derChemie auch Bereiche der Physik und Biologie ab. Er istein herausragender Wissenschaftler in den Bereichen Kris-tallisation, Biomineralisation, selbstorganisierte Minera-lien, Hybridmaterialien und hochaufgelöste Analyse vonNanopartikeln und Makromolekülen. Seine Ergebnisse veränderten die moderne Sichtweise

der Kristallisation und fanden vielfältige Anwendungen inder theoretischen und der angewandten Forschung. DerLaudator erwähnte auch das Lehrbuch »Mesocrystals andNonclassical Crystallization, das Cölfen zusammen mitProf. Dr. Markus Antonietti, dem Leiter der Abteilung »Kol-loidchemie« am Max-Planck-Institut für Kolloid- undGrenzflächenforschung, verfasst hat und ohne das die Ar-beit mit Biomineralien heute nicht mehr möglich sei. Helmut Cölfen wurde unter anderem 1993 mit dem Stu-

dienabschlusspreis des Fonds der Chemischen Industrie

und im Jahr 2000 mit dem Hermann-Schnell-Preis der Ge-sellschaft Deutscher Chemiker (GDCH) für den bestenNachwuchswissenschaftler in der Polymerforschung aus-gezeichnet. Er hielt 2006 die Steinhofer Vorlesung in Frei-burg und wurde 2011 in die Liste der Top-100-Chemikerweltweit in den Jahren 2000 bis 2010 aufgenommen, dieauf der Anzahl an Zitationen in chemischen Zeitschriften-veröffentlichungen in diesem Zeitraum basiert.

❱ msp.

Ein Ausnahme-ChemikerAkademiepreis 2013 der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissen-schaften für Prof. Dr. Helmut Cölfen

Prof. Dr. Helmut Cölfenbei der Verleihung desAkademiepreises 2013 derBerlin-BrandenburgischenAkademie der Wissenschaftenin Berlin.

❱ http://www.chemie.uni-konstanz.de/

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Preise

Prof. Dr. Jürgen Mittelstraß wurde von der University ofPittsburgh mit dem Nicholas Rescher-Preis für Systemati-sche Philosophie ausgezeichnet. Die amerikanische Uni-versität ehrte den Konstanzer Philosophen für seinen Bei-trag zu einer Philosophie, die sich in Auseinandersetzungmit den Fachwissenschaften den Grundlagen der Erkennt-nis und den großen Fragen der menschlichen Existenz wid-met. Mit dem alle zwei Jahre verliehenen Preis, benanntnach einem der bedeutendsten Philosophen der Gegen-wart, werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerfür ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Der Preis umfasst eineGoldmedaille und eine Preissumme von 25.000 US-Dollar.Anlässlich der Preisverleihung an der Universität vonPittsburgh hielt Jürgen Mittelstraß eine öffentliche Vor-lesung zum Thema »Justice in an aging society«. JürgenMittelstraß war von 1970 bis 2005 Professor für Philosophieund Wissenschaftstheorie an der Universität Konstanz.

Der Konstanzer Philosoph habe mehr als jeder andere zeit-genössische Gelehrte der Wissenschaft die Notwendigkeitwieder nahegebracht, ihre Forschungsarbeit mit philoso-phischen Fragestellungen in Verbindung zu bringen, so dieBegründung für die Auszeichnung. Er habe über Jahr-zehnte zwischen der Philosophie und den Einzelwissen-schaften vermittelt, immer darum bemüht, beiden Seitendie Bedeutung der jeweils anderen Kultur bewusst zu ma-chen. Nicholas Rescher wurde 1996 die Ehrendoktorwürdeder Universität Konstanz verliehen.Die Liste der Verdienste, die die amerikanische Univer-

sität anlässlich der Ehrung von Jürgen Mittelstraß auf-führt, ist lang. Der Autor zahlreicher Bücher und Mono-grafien sowie Herausgeber der mehrbändigen »Enzyklopä-die Philosophie und Wissenschaftstheorie« ist Mitbegrün-der und Direktor des Konstanzer Wissenschaftsforums unddes Zentrums Philosophie und Wissenschaftstheorie an derUniversität Konstanz. Er war von 1997 bis 1999 Präsidentder Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutsch-land, von 2002 bis 2008 Präsident der Academia Euro-paea, der europäischen Akademie der Wissenschaften mitSitz in London. Er ist Mitglied zahlreicher weiterer Aka-demien, darunter der Deutschen Akademie der Naturfor-scher Leopoldina in Halle, der Berlin-BrandenburgischenAkademie der Wissenschaften in Berlin und der Päpstli-chen Akademie der Wissenschaften in Rom. 1989 erhieltJürgen Mittelstraß den renommierten Leibniz-Preis derDeutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), 1998 die Lo-renz-Oken-Medaille der Gesellschaft Deutscher Naturfor-scher und Ärzte. Jürgen Mittelstraß wurde mit sechs na-tionalen und internationalen Ehrendoktortiteln sowiemehreren Verdienstorden ausgezeichnet. Er ist seit 2005Präsident des Österreichischen Wissenschaftsrates.

� ❱ msp.

Für das LebenswerkProf. Dr. Jürgen Mittelstraß erhielt den NicholasRescher-Preis

Prof. Dr. Jürgen Mittelstraß

❱ http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/Philosophie/philosophie/

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Preise – LBS-Preis

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Für seine Forschungsarbeit zum Umweltrisiko-Ver-halten der deutschen chemischen Industrie wurdeder Konstanzer Historiker und Wirtschaftspäda-goge Dr. Thilo Jungkind mit dem mit 10.000 Eurodotierten Umweltpreis der Stiftung »Umwelt undWohnen an der Universität Konstanz« der LBS Lan -des bausparkasse Baden-Württemberg ausgezeichnet.Am Beispiel zweier Chemieunternehmen der frühenBundesrepublik dokumentiert Jungkind in seinerDissertation Risikoverhalten und Handlungsmo-delle chemischer Betriebe im Horizont des gesell-schaftlichen Wertewandels. Der mit 10.000 Eurodotierte Umweltpreis wurde im Dienstleistungs-zentrum der LBS Baden-Württemberg in Stuttgartfeierlich verliehen. Anlässlich der Preisverleihunghielt der Architektur- und Wohnsoziologe Prof. Dr.Tilman Harlander einen Festvortrag zum Thema»Immobilienboom in Deutschland – Herausforde-rung für soziale Wohnungspolitik«. »Thilo Jungkinds Arbeit zeichnet sich durch ihre um-

sichtige Perspektive aus, die unternehmerisches Handelnstets im Wechselverhältnis zu gesellschaftlichen Erwar-tungen und Entwicklungen aufzeigt. Mit weitem Blick ge-lingt es ihm, die Wirtschafts- und Sozialgeschichte derBundesrepublik mit ihrer Umweltgeschichte zu verbin-den«, lobte Prof. Dr. Ulrich Rüdiger, Rektor der UniversitätKonstanz und stellvertretender Vorsitzender der Stiftung»Umwelt und Wohnen an der Universität Konstanz«, dieArbeit. Jungkind untersucht in seiner Dissertation die Un-ternehmensstrategien der chemischen Industrie vom Zeit-raum des deutschen »Wirtschaftswunders« und seiner Ma-xime der Produktionssteigerung in den 1950er-Jahren überden gesellschaftlichen Wahrnehmungswandel des Berei-ches Ökologie ab 1970 bis zur Hinwendung der Chemie-unternehmen zu ökologisch-gesellschaftlich geprägtenStrategien in den 1980er- und 1990er-Jahren.

»Aus seiner unternehmensgeschichtlichen Analyse herauszeigt Thilo Jungkind Lösungsansätze auf, wie ein gesell-schaftliches Miteinander im Zusammenspiel von Ökologie,Lebenswelt und ökonomischen Bedürfnissen funktionierenkann – diese Intention seiner Arbeit entspricht beispiel-haft der Zielsetzung unserer Stiftung und unseres Umwelt-preises«, begründet Tilmann Hesselbarth, Vorstandsvor-sitzender der LBS Baden-Württemberg und Vorsitzenderder Stiftung »Umwelt und Wohnen an der Universität Kon-stanz«, die Auszeichnung.

❱ gra.

Umweltrisiko und UnternehmensverantwortungUmweltpreis der Stiftung »Umwelt und Wohnen an der UniversitätKonstanz« für Dr. Thilo Jungkind

Der Konstanzer Historiker Dr. Thilo Jungkind (zweiter von links)empfängt Urkunde und Scheck. Neben Tilmann Hesselbarth(links), Vorstandsvorsitzender der LBS Baden-Württemberg, Prof. Dr. Clemens Wischermann und Prof. Dr. Ulrich Rüdiger, Rektor der Universität Konstanz.

❱ http://www.profil.uni-konstanz.de/stiften-und-foerdern/umweltpreis/

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Samuel Beckett und Thomas Bernhard – Tessa Theodora-kopoulos hat sich mit zwei Stars des Theaters als Leiterindes Universitätstheaters verabschiedet. In Becketts »Glück -liche Tage« gab sie selbst die Winnie. Genauer gesagt: Einevon drei Winnies – ihre französische Ausgabe. Komplet tiertwurde sie durch zwei weitere Winnies: der englischsprachi -gen der Irin Kate Amann und der deutschen von GabrieleSchwab, allesamt Weggefährtinnen von Tessa Theodora-kopoulos auf der Studiobühne des Universitätstheaters.Zu sehen war eine Theaterkomposition aus englisch-

französisch-deutschen Textabschnitten, die sich zwischen-zeitlich anhörten wie ein Terzett dreier Temperamente.Alle drei, eingebuddelt in einen Theatersandhaufen, denBühnenbildnerin Janice Jaeckle entworfen und Schreiner-meister Georg Ritzi von den Wissenschaftlichen Werkstättenaufgetürmt hatte, gaben insgesamt eine sehr würdigeWinnie ab. Eingekleidet von Elisabeth Stiegeler, die einwunderbares Kleid geschneidert hatte, das bei jeder derdrei Frauen leicht variierte, plauderte das Trio nach Artder jeweiligen national gefärbten Mentalität daher, mitdem die Regisseurin Becketts Figur international und zurUmgebung passend konturierte. Sie selbst war eine sehrcharmante Kokette, die auf gut Französisch verträumt lächelndmit dem Publikum flirtete, Kate Amann mitreißend in ihrem

herzhaft pathetischen Deklamieren auf Englischund Gabriele Schwab mit ihrer mädchenhaft-ernsthaften deutschen Winnie-Ausgabe.

Simon Löblein vom studentischen Ensemble des Universitäts-theaters gab den wortkargen Gatten Willie, der am Fuß desBerges im Liegestuhl fläzend seine kurzen mürrischen Einlas-sungen abgab. Ein bisschen sah er aus wie Beckett selbst.Tessa Theodorakopoulos‘ Inszenierung gab dem verzweifeltenAnplaudern ihrer Winnies gegen die Angst und die Einsamkeitbreiten Raum, so dass sich spürbar die Leere öffnete, in dendie vielen Worte purzelten. Das alles unterlegt mit der feinenIronie Becketts, der um die Schein welt des Theaters wusste.Heute geht der Regenschirm in Flammen auf, morgen stehter wieder als Requisit bereit, um erneut zu brennen. Ein ganzbesonderer Theaterabend zum Genießen.Auch in ihrer dann wirklich letzten Inszenierung als

Leiterin des Universitätstheaters griff Tessa Theodorako-poulos zum Trick, einer Figur drei Schauspielerinnen zu-zuweisen. Die Millionärin in Thomas Bernhards »ImmanuelKant«, besetzt mit Catharina Conrad, Andreja Huber undAnika Koller, ist eine ähnliche Plaudertasche wie Winnie,nur ohne deren ergreifende, abgründige Melancholie. Neben -bei hört sich auch Kant persönlich in diesem Stück aufhoher See gern reden. Mathias Urra stolzierte in Frack undBadelatschen über das Bühnen-Schiffsdeck (von GeorgRitzi und Ensemble), als bringe er der Welt höchstpersön-lich die Erleuchtung. Einer dieser exzentrisch hippenSchaumschläger, wie sie heute medial vermarktet werden.Dass Bernhard diesem Hagestolz eine Ehefrau mitgegebenhat, zeugt von seinem Sinn fürs Groteske.

Die Kokette undder PhilosophTessa Theodorakopoulos verabschiedetsich mit zwei Inszenierungen alsLeiterin des Universitätstheaters

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Winnie mal drei: (von links) Gabriele Schwab,Tessa Theodorakopoulos und Kate Amann.

Kultur

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Wunderbar getroffen waren diese Figuren auf der Studio-bühne, Constanze Weeth als bemühte Gelehrtengattin, dieihm den Rücken freihält, Andreas Talheimer als Stewart,der zumindest unter der Hand auch die Rolle von ErnstLudwig einnimmt, den der große Philosoph nicht müdewird, mit seinen selbstherrlichen Launen zu triezen. Dabeiwar nicht der Königsberger der Star des Abends, sondernein Wesen namens Friedrich. Ein Papagei, den der Meisterzum Echo seiner Weisheiten abgerichtet hat. Gegen denVogel-Charme von Julia Straub war kein Kraut gewachsen.

Wie sie, im Käfig sitzend, diese ruckartigen Kopfbewegun-gen des Federviehs nachahmte und mit Begeisterungwahllos Worte nachkrähte, war einfach hinreißend. Ein Abschied, wie er zur Uni-Theaterleiterin passte: Mit

tollen studentischen Schauspielerinnen und Schauspie-lern, einem so tiefblickenden wie leichtfüßigen Meister-stück an Ironie und einer Inszenierung, die belegt, dass»Tessas« Liebe zum Theater über die vielen Jahre nichtdie Ideen ausgegangen sind.

� ❱ msp.

Mathias Urra als Kantund Julia Straub alsPapagei Friedrich.

❱ http://www.uni-konstanz.de/theater/

Kultur

Universitätstheater Konstanz

Andreas Bauer übernimmt die Leitung des Uni-versitätstheaters Konstanz. Er löst damit abWintersemester 2013/2014 Tessa Theodorako-poulos ab, die das 1970 gegründete Theaterseit 1975 leitet. Die Auswahlkommission an derUniversität Konstanz entschied sich unter insge-samt sechs Bewerbungen für den gebürtigenMünchner. Andreas Bauer ist an der UniversitätKonstanz kein Unbekannter. In den Theater-spielzeiten 2009/2010 und 2010/2011 insze-nierte er im Audimax der Universität das Stück»Z« von Nino Haratischwili über zwei Studie-rende, die über Nacht in der Bibliothek einge-schlossen sind. Nach einer ersten Ausbildungals Speditionskaufmann schloss Andreas Bauer2007 sein Studium der Politologie an der Ludwig- Maximilians-Universität München mit demMagisterexamen ab. Erste Theatererfahrungenmachte er 2001 als Regieassistent an der Hoch-schule für Schauspielkunst und Regie »ErnstBusch« in Berlin. Eigene Regiearbeiten folgtenim Schauspielhaus Graz, im Stadttheater Gießenund im Theater Plauen-Zwickau. In der Spielzeit2009/2010 und 2010/2011 arbeitete AndreasBauer als Regieassistent am Stadttheater Kon-stanz an zahlreichen Produktionen mit. Danebenführte er auch selbst Regie. Im vergangenen Jahrabsolvierte er als Stipendiat eine Weiterbildungim Bereich Theater- und Musikmanagement ander Ludwig Maximilians-Universität München.

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Interview

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Er fotografierte den Zirkus sein Leben lang: Immerschwarz-weiß, immer von einem festen Kamerastandpunktaus, immer analog. In seinen Fotografien sucht er nachdem besonderen Moment, wenn ein Bild über sein Motivhinausweist und für den Betrachter magisch wird, wennSchwarz-Weiß mehr über den Zirkus besagt als der bunteFarbenwirbel.

In der Ausstellung »Kunstmenschen – Menschenkunst«zeigen Studierende des Studiengangs »Literatur – Kunst –Medien« (LKM) unter Leitung von Dr. Albrecht Kümmel-Schnur 80 Bilder des Zirkusfotografen und Clowns DieterPreiß. Für die Ausstellung führten die Studierenden Inter-views mit dem Fotografen; uni‘kon zeigt Momentaufnah-men daraus. ❱ gra.

Farbenwirbel in Schwarz-WeißMomentaufnahmen aus Interviews mit dem Zirkusfotografen Dieter Preiß – Ausstellung im Sommer 2013

»Früher konnte man das F

otopapier

so trocknen, dass es nicht

glänzt,

sondern halbmatt ist. Kein

er kennt

das noch. Ist ja nur noch

alles

digital, ja?«»Im Zirkus, da hält nie jemand lange

still. Und da ist man dann ganz ruhig indem Moment, wo der da in sich gekehrtist und eben nich‘ auf der Bühne steht –zeigt ihn einfach mal von einer ganzanderen Seite.«

»Ich bin nicht so einer, der beimFotografieren so viel plant. Ich lass mich da lieber verführenund entführen.«

»In schwarz-weiß ist es präziser. Das legt sich mehr fest als Farbe.«

»Ja, ich glaub', die meisten Fotos eignensich beim Zirkus nicht

für Farbfotos.«

»Die kennen nur Zirkus un

d

sehen einfach nicht ein, da

ss

die Zeiten da vorbei sind f

ür

so einen Zirkus.«

»Ich hab‘ für Fotos eigentlichkeine Titel. Das ist zu sehr Realität, ich mach da keine

Titel.«

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Interview

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»Ich kann doch zu demBild nichts sagen. Was ich sagen will, dasist auf dem Bild.«

»Es löst sich so schnellalles auf beim Zirkusund dann muss manlieber ganz schnell zuschlagen, bevor es

weg is‘, ne?«

»Die hier hatten als Besonderheitnoch eine Kuh mit sechs Beinen.Aber vom Hocker reißt einen das auch nicht.«

»Für mich ist Fotografie:Sehen, empfinden und künstlerische Gestaltung.«

Die Ausstellung »Kunstmenschen – Menschenkunst« zeigtvom 9. August bis 15. September 2013 im BildungsTURMKonstanz 80 Fotografien des Künstlers Dieter Preiß und er-zählt von Zirkus, Varieté und dem geglückten Moment einerFotografie. Die Ausstellung ist ein Projekt von Studierendendes Studienganges »Literatur – Kunst – Medien« der Univer-sität Konstanz in Kooperation mit dem Amt für Schulen, Bil-dung und Wissenschaft unter Leitung von Dr. Albert Kümmel-Schnur. Weitere Informationen unter:

❱ http://menschenkunst.wordpress.com/

Ausstellung»Kunstmenschen – Menschenkunst«

»Also diese Zirkusclowns,

die

ändern ihre Nummern praktisc

h nie.

Es gibt da auch ein Buch, w

o die

alle drinstehen. Das wird r

ichtig

aufgeschrieben – da steht

auch,

was du sagen musst.«

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Personalia – Allgemeines

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Der Senat der Universität Konstanz hat Prof. Dr. WinfriedPohlmeier zum neuen Prorektor für Forschung und wissen-schaftlichen Nachwuchs gewählt. Der Wirtschaftswissen-schaftler wurde für eine zweijährige Amtszeit ins Rektoratder Universität Konstanz berufen. Er wird seine Amtszeitzum 1. Oktober 2013 antreten. Prof. Dr. Winfried Pohlmeier, Inhaber der Professur für

Volkswirtschaftslehre und Ökonometrie am FachbereichWirtschaftswissenschaften, wurde am 5. Juni 2013 vonden 24 anwesenden Senatsmitgliedern mit 21 Ja-Stimmenund drei Enthaltungen zum Nachfolger von Prof. Dr. An-dreas Marx gewählt. Andreas Marx, dessen Amtszeit zum30. September 2013 endet, ist seit dem 1. September

2010 Prorektor für Forschung und wissenschaftlichenNachwuchs. »Sowohl die Forschung als auch die Förderung des wis-

senschaftlichen Nachwuchses liegen mir persönlich sehram Herzen. Ich freue mich darauf, die Universität Kon-stanz und ihre herausragende Forschung als Prorektor nachaußen und innen zu vertreten«, sagt Winfried Pohlmeiermit Blick auf sein neues Amt. Winfried Pohlmeier, geboren1957, studierte Wirtschafts- und Politikwissenschaften ander Universität Konstanz und der Princeton University(USA). Mit einer Arbeit zum Thema »Simultaneous Probitand Tobit Models« wurde er an der Universität Mannheimpromoviert. Nach einem einjährigen Forschungsaufenthaltan der Harvard University (USA) wurde Pohlmeier im Jahr1994 die Lehrberechtigung für Wirtschaftswissenschaftenund Ökonometrie am Fachbereich Wirtschaftswissenschaf-ten der Universität Konstanz verliehen. Im selben Jahrtrat Pohlmeier seine Professur für Wirtschaftswissenschaf-ten und Ökonometrie an der Universität Konstanz an. »Mit Professor Pohlmeier haben wir einen Prorektor ge-

funden, der besonders durch sein Engagement in der For-schung und ihrer Vermittlung beeindruckt«, urteilt RektorUlrich Rüdiger über die Wahl. Seine Forschungstätigkeitenmacht Pohlmeier regelmäßig der Öffentlichkeit zugänglich.Seit 1996 arbeitet der neu gewählte Prorektor als Redak-teur und Mitherausgeber der renommierten Wissenschafts-zeitschrift Empirical Economics. Zudem ist er Vorsitzenderdes Ausschusses für Empirische Wirtschaftsforschung undAngewandte Ökonometrie der Deutschen Statistischen Ge-sellschaft und Forschungsprofessor am Center of EuropeanEconomic Research (ZEW) in Mannheim. Pohlmeier ist Mit-glied des Center for Quantitative Methods and Survey Re-search und des Center for Psychoeconomics an der Uni-versität Konstanz sowie leitender wissenschaftlicher An-gestellter am Rimini Centre for Economic Analysis (RCEA)in Italien. Pohlmeier ist darüber hinaus langjähriges Mit-glied des Senates sowie des Ausschusses für Forschungs-fragen (AFF) der Universität Konstanz.

❱ pba.

Forschung und FörderungProf. Dr. Winfried Pohlmeier neuer Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Konstanz

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Personalia – Allgemeines

3951|2013

Erstmalig vergibt die Universität Konstanz ihr Universi-tätslogo aus Gold: Für seine außerordentlichen Verdiensteum Wissenschaft und Gesellschaft ehrte sie den Wirt-schaftswissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Franke an-lässlich seiner Emeritierung mit dem seltenen Ehrenabzei-chen. »Unter den Wissenschaftlern hat Günter Franke dasAnsehen eines Elder Statesman, eines verdienten Staats-mannes. Über seine bemerkenswerten Verdienste in For-schung und Lehre hinaus leistete er eine wahrhaftig struk-turbildende Arbeit am Aufbau des Konstanzer FachbereichsWirtschaftswissenschaften und am Bild der UniversitätKonstanz. Günter Franke zeichnet eine Wirkung aus, dieaus der Wissenschaft hinaus in Politik und Gesellschafthineinstrahlt«, rühmte Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Rüdiger,Rektor der Universität Konstanz, den verdienstreichenÖkonomen. Günter Franke war von 1983 bis zum Sommersemester

2013 Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondereInternationales Finanzmanagement, an der UniversitätKonstanz. Das Handelsblatt listete Günter Franke jüngst inseinem Ranking der forschungsstärksten und verdienst-reichsten Betriebswirte im Bereich Bankbetriebslehre undFinanzierung auf Platz 3. Franke ist langjährig in der Poli-tikberatung für die Parlamente in Berlin und Brüssel tätig,er ist Forschungsprofessor am Zentrum für EuropäischeWirtschaftsforschung und Mitglied der Berlin-Brandenbur-gischen Akademie der Wissenschaften. Über zehn Jahrelang koordinierte Günter Franke die Finanzaktivitäten des»European Institute for Advanced Studies and Manage-ment« in Brüssel. Er lehrte mehrfach an der Jiao Tong Uni-versity in Shanghai, China, und legte damit einen Grund-stein für die heutige enge Partnerschaft zwischen der chi-nesischen Spitzenuniversität und der Universität Konstanz. An der Universität Konstanz war Günter Franke feder-

führend am Aufbau des Studiengangs Mathematische Fi-

nanzökonomie betei-ligt. Dank seines per-sönlichen Einsatzeskonnte am Fachbe-reich Wirtschaftswis-senschaften die Pro-fessur für Betriebs-wirtschaftslehre, ins-besondere innovative Finanzdienstleistung, geschaffenwerden. Franke setzte das Schwerpunktprogramm derDeutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) »Effiziente Ge-staltung von Märkten« an der Universität Konstanz erfolg-reich um und koordinierte bis 2010 die Konstanzer DFG-Forschergruppe »Preis-, Liquiditäts- und Kreditrisiken«. Einem breiteren Publikum ist Franke durch sein Enga-

gement bekannt, Fachkompetenzen zu Finanzfragen in dieGesellschaft zu tragen: Seit Jahren nutzt er seine weitrei-chenden Kontakte, um Expertinnen und Experten für öf-fentliche Vorträge zu aktuellen Themen – beispielsweisezur Finanzkrise – zu gewinnen, unter anderem die regel-mäßigen Konstanzer Vorträge des »Wirtschaftsweisen«Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz. Günter Frankes ge-sellschaftliches Engagement drückt sich zudem in seineraktiven Mitarbeit in der Stiftung »Umwelt und Wohnen ander Universität Konstanz« aus, deren Vorstandsmitglied erist. 2006 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der UniversitätMannheim verliehen. Das Universitätslogo aus Gold ist eine Auszeichnung

der Universität Konstanz, die nur in Fällen von außeror-dentlichem Engagement für die Universität Konstanz vomRektor der Universität Konstanz und dem Vorsitzenden derUniversitätsgesellschaft Konstanz (UGK), Dr. Stefan Keh,verliehen wird. Die Vergabe des Universitätslogos aus Goldwird durch die großzügige Finanzierung der Universitäts-gesellschaft Konstanz ermöglicht. ❱ gra.

Ein Staatsmann unterden WissenschaftlernUniversitätslogo aus Gold für den verdienstreichen Konstanzer Ökonomen Prof. Dr. Günter Franke

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Personalia – Promotionen

40 51|2013

Dr. rer. nat. Stefanie Daniel, Enrichment between the Workand Nonwork Domain: A Look at the Bright Side of Life.Dr. rer. nat. Elena Carolin Daschmann, Boredom in Schoolfrom the Perspectives of Students, Teachers, and Parents.Dr. rer. nat. Marion Drießen, Chemisches Gasphasenätzenund laterals epitaktisches Überwachsen für kristallineSilicium-Dünnschichtsolarzellen.Dr. rer. nat. Nathalie Feiner, Characterization of crypticcomponents oft the ancestral vertebrate genome.Dr. rer. nat. Nils Henker, Antecedents of EmployeeCreativity.Dr. rer. nat. Uwe Heß, Investigations of RGS siliconsolar cells.Dr. rer. nat. Hans-Christian Jetter, Design and Imple-mentation of Post-WIMP Interactive Spaces with theZOIL Paradigm.Dr. rer. nat. Andreas Klaiber, On the Spectral Stability ofInternal Solitary Waves in Fluids with Density Stratification.Dr. rer. nat. Seyedeh Rana Kruse, Die Verarbeitung hierar -chischer Reize: Auf der Suche nach dem Mechanismusdes Bindens im Global/Lokal-Paradigma.Dr. rer. nat. Steve Landsmann, Tenside mit metallhaltigenKopfgruppen.Dr. rer. nat. Sabine Lehmann, Sulfite dehydrogenases

in organotrophic bacteria: enzymes, genes and regulation.Dr. rer. nat. Tereza Manousaki, An Odyssey on exploringthe genomic evolution of vertebrates.Dr. rer. nat. Philipp Mücke, Elektronendelokalisation inein- und zweidimensionalen Mehrkernkomplexen desRutheniums mit Ferrocenyl- und Cyclophanliganden.Dr. rer. nat. Oliver Okle, Mechanisms underlying beta-N-methylamino-L-alanine neurotoxicity in differentmodels systems.Dr. rer. nat. Dana Pagliarini, Insights into NEDD8function and the regulation of its conjugation system.Dr. rer. nat. Andreas Picker, Influence of Polymers onNucleation and Assembly of Calcium Silicate Hydrates.Dr. rer. nat. Christian Risinger, Entwicklung eines Test-systems zum Screening von Glycosylierungskatalysatoren.Dr. rer. nat. Marc Rüdiger, Analysis and Simulation ofCrystalline Silicon Solar Cells.Dr. rer. nat. Vanessa Siegmund, DNA and RNA Polyme-rases with Expanded Substrate Scope: Synthesis of Modi -fied Nucleic Acids Using Engineered Polymerases Gene-rated by Directed Evolution.Dr. rer. nat. Jan Lukas Thürmer, Goal Striving in Groupswith Implementations Intentions: Collective PlanningImproves Performance.

Doktor der Naturwissenschaften

Doktor der Philosophie

Dr. rer. soc. Christian Adam, Supranational AdministrativeActs and Judicial Review in the EU’s State Aid Regime.Dr. rer. soc. Nadine Meidert, Selektion oder Einfluss?Dynamische Analyse der Wirkungsmechanismen von poli -tischen Einstellungen und Partizipation in studentischenFreundschaftsnetzwerken.

Dr. rer. soc. Kai Schulze, Do parties and interest groupsmatter for international commitments? A comparativestudy of environmental and labor standards.Dr. rer. soc. Eva Maria Vögtle-Köckeritz, Causes andConditions of Cross-national Policy Convergence. The im-pact of the Bologna Process on national higher educa-tion policy change.

Doktor der Sozialwissenschaften

Dr. rer. pol. Zlatina Balabanova, Three Essays on AppliedTime Series Econometrics.

Dr. rer. pol. Lidan Großmaß, Three Essays on UsingHigh Frequency Data in Estimating Financial Risks.

Doktor der Wirtschaftswissenschaften

Dr. phil. Fernando Galindo, Lob und Tadel bei Aristoteles.Dr. phil. Svenja Renate Sigrid Menkhaus, The Meta-

physics of Migration. On the Meaning of Border-Crossingin Salman Rushdie’s Novels.

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Personalia – Jubiläum – Lehrbefugnis – Berufung

4151|2013

Ursula Locher, Abteilung Personal und Recht (1.6.2013)Prof. Dr. Jürgen Osterhammel, FB Geschichte und So-ziologie (9.5.2013)

Florian Rauschenbach, Rechenzentrum (1.7.2013)Thomas Senn, Abteilung Facility Management (20.6.2013)

25-jähriges Dienstjubiläum

Dr. phil. Anne-Berenike Rothstein hat die Lehrbefugnisfür die Fächer Romanistische Literaturwissenschaft und

Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschafterhalten.

Lehrbefugnis

Prof. Dr. Elke Scheer, Fachbereich Physik, auf eine W3-Professur für Experimentalphysik, insbesondere Festkör-

perphysik, an die Ruhr-Universität Bochum.

Einen Ruf an eine andere Universität hat abgelehnt

Dr. Karl-Heinz Jung, Fachbereich Chemie (1.7.2013)

40-jähriges Dienstjubiläum

HerausgeberProf. Dr. Dr. h.c. Ulrich Rüdiger,Rektor der Universität Konstanz

VerantwortlichJulia Wandt,Leitung Kommunikation und Marketing

RedaktionDr. Maria Schorpp (msp., Leitung),Helena Dietz (hd.), Jürgen Graf (gra.),Patrizia Barbera (pba.),Stabsstelle Kommunikation und Marketing

GestaltungRothe Grafik, Georgsmarienhütte

Druckwerk zwei, Print+Medien Konstanz GmbH, Konstanz

AnzeigenverwaltungPublic Verlagsgesellschaft und Anzeigenagentur mbH, Bingen

BildmaterialKatrin Binner, Jespah Holthof, Inka Reiter, Peter Schmidt,Pressestelle, fotolia.com

CD: pr-Promotions.com (Titel)

Dr. jur. Julia Margarethe Herzog-Schmidt, Die Blue-Card-Richtlinie 2009/50/EG und ihre Umsetzung inDeutschland.Dr. jur. Jerom Konradi, Zur Systematik der Regressmög-

lichkeiten der Gesetzlichen Unfallversicherer.Dr. jur. Nicolas Maximilian Traut, Von der »Vermögens-übergabe gegen Versorgungsleistungen« zur »Unternehmens -übergabe gegen Versorgungsleistungen« – und zurück.

Doktor der Rechtswissenschaft

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Personalia – Neue Professoren

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Prof. Dr. Stephan Schumann – Fachbereich Wirtschaftswissenschaften

Das am meisten exportierte Gut derSchweiz ist Kaffee. Nicht etwa, wie manannehmen könnte, Käse oder Uhren. Werdies nachvollziehen kann, verfügt überein Grundverständnis volkswirtschaftli-cher Zusammenhänge, besitzt »ökonomi-sche Kompetenz«. Wie ökonomischeKompetenz von Lernenden im berufsbil-denden und allgemeinen System theore-tisch und empirisch erfasst werden kann– das ist eines der Leitthemen von Prof.Dr. Stephan Schumann. Seit April 2013hat er die Professur für Wirtschaftspäda-

gogik an der Universität Konstanz inne. Schumann wendet seinen Blick vor allem auf die Frage,welche Rolle ökonomische Kompetenzen bei der Bewälti-gung zukünftiger Anforderungen in Ausbildung, Beschäf-tigung und im Privatleben spielen. »Mich interessiert aberzugleich, wie man ökonomische Kompetenz im Unterrichtso fördern kann, dass diese im wirklichen Leben angewen-det werden kann. Hierfür entwickele und prüfe ich ent-

sprechende Unterrichtskonzepte«, sagt Schumann. Nebender Erfassung und Förderung ökonomischer Kompetenzwidmet sich Schumann der Analyse individueller Bildungs-verläufe zwischen Schule, Ausbildung und Arbeit. »Span-nend ist für mich aktuell besonders das Thema Lehrver-tragsauflösungen, denn in einzelnen Ausbildungsberufenwerden bis zu 50 Prozent der Lehrverträge vorzeitig auf-gelöst. Vor allem über die Hintergründe und Bedingungenim Ausbildungsbetrieb existiert bisher so gut wie keineForschung«, erklärt Schumann. Stephan Schumann hat Wirtschaftspädagogik an der

Humboldt-Universität zu Berlin studiert, wo er anschlie-ßend als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. ImJahr 2005 wurde er ebenfalls an der Humboldt-Univer-sität zu Berlin promoviert. Es folgte eine Anstellung alsWissenschaftlicher Mitarbeiter und eine anschließendeTätigkeit als Oberassistent an der Universität Zürich. Vorder Berufung zur Professur für Wirtschaftspädagogik ander Universität Konstanz arbeitete Schumann als asso-ziierter Professor für Berufsbildung an der UniversitätFribourg in der Schweiz. ❱ pba.

Prof. Dr. Christine Peter – Fachbereich Chemie

Die Chemikerin Prof. Dr. Christine Peterleitet seit Sommersemester 2013 die Ar-beitsgruppe für Theoretische Chemie ander Universität Konstanz. Zuvor stand sieim Rahmen des Emmy Noether-Pro-gramms am Max-Planck-Institut (MPI)für Polymerforschung in Mainz einerNachwuchsgruppe zum Thema »Entwick-lung vergröberter Simulationsmodellezum Studium von Strukturbildung undSelbstaggregation in Peptidsystemen«vor. Die Molekulardynamiksimulation vonbiologischen und biomimetischen Syste-

men wird auch das Hauptforschungsgebiet von ChristinePeter in Konstanz bilden. »Es passt sehr gut in den Fach-bereich Chemie und zu den Kooperationen mit anderen na-

turwissenschaftlichen Fachbereichen – zum einen in Rich-tung Chemical Biology, zum anderen in Richtung Materi-alwissenschaften«, fügt die gebürtige Bonnerin an. DieComputersimulation gilt neben Experiment und Theoriemittlerweile in vielen naturwissenschaftlichen Disziplinenals drittes verbindendes Stand bein.Studiert hat Christine Peter, die verheiratet ist und

einen Sohn hat, Chemie und Mathematik an der Universi-tät Freiburg. Während ihrer Promotionszeit an der ETH Zü-rich, Schweiz, beschäftigte sie sich mit der Molekulardy-namiksimulation von biologischen Systemen, etwa derPeptidfaltung. Nach einem Postdoc an den National Insti-tutes of Health in Bethesda, USA, kam sie ans MPI, wo sieihre Forschung mit und zur Computersimulation auf deratomistischen Ebene um die Entwicklung von sogenannten»vergröberten« Modellen erweiterte. Hintergrund ist, dass

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Personalia – Neue Professoren

4351|2013

die atomar aufgelöste Simulation wegen des hohen Re-chenaufwands in der Praxis begrenzt ist auf Systeme mitwenigen Millionen Atomen und auf eine Zeitskala vonNano- bis Mykrosekunden. Mit solch kleinen Skalen kön-nen aber viele experimentell wichtige Aspekte realer Sys-teme nicht erfasst werden. Eine Lösung dieser Schwierigkeit besteht in der Zusam-

menfassung von Atomen zu Gruppen als Grundeinheiten,so dass je nach Fragestellung Modelle mit unterschiedli-

cher Genauigkeit zur Verfügung stehen. Christine PetersForschung geht hier noch einen Schritt weiter, indem siein einem Multiskalensimulationsansatz Simulationsebenenmit unterschiedlicher Auflösung miteinander verbindet.»Hier versucht man komplexe Systeme zu erfassen, beidenen es sowohl auf das Verständnis mikroskopischer Eigenschaften als auch makroskopischer Prozesse an-kommt«, erklärt die Chemie-Professorin.

❱ msp.

Prof. Dr. Claudia Diehl – Fachbereich Geschichte und Soziologie

Reagieren Vermieter einer Ferienwohnung in Konstanz aufeine Anfrage, die mit »Öztürk« unterschrieben ist, andersals auf eine Anfrage von Herr oder Frau »Wagner«? DieserFrage geht Prof. Dr. Claudia Diehl gemeinsam mit ihrenStudierenden des Seminars »Fremdenfeindlichkeit und Dis-kriminierung« aktuell nach. »Solche Lehrforschungspro-jekte liegen mir sehr am Herzen. Auf diese Weise könnenStudierende die im Seminar besprochenen Theorien miteiner – in diesem Fall von ihnen selbst gewählten – wis-senschaftlichen Fragestellung verknüpfen und lernen, wieein angemessenes Forschungsdesign entwickelt wird. Ichbin sehr froh, dass diese Art der Lehre in Konstanz beson-ders gefördert wird«, sagt Diehl. Seit April hat ClaudiaDiehl die Professur für Mikrosoziologie an der UniversitätKonstanz inne. Neben den Themen Fremdenfeindlichkeit und Diskrimi-

nierung fokussiert sie ihre Forschung zum einen auf Wan-derungsbewegungen von Migrantinnen und Migranten undzum anderen auf den Themenkomplex Integration. »Aktu-ell arbeite ich an einem Großprojekt zu soziokulturellenIntegrationsprojekten von Neuzuwanderern. Wir haben invier europäischen Ländern insgesamt 8.000 Einwanderer,die maximal ein Jahr im Zielland verbracht haben, nachihrer Migrationsbiographie, ihren frühen Integrationsver-läufe etwa im Bereich des Spracherwerbs, der Eingliede-rung in den Arbeitsmarkt und der sozialen Kontakte be-fragt«, erklärt Diehl. Die Ergebnisse des Projektes werdenEnde des Jahres in einem durch den Exzellenzcluster »Kul-

turelle Grundlagen von Integration« ge-förderten Workshop in Konstanz disku-tiert. Das derzeitige Forschungsinteressevon Claudia Diehl gilt der Frage, wie sichdas Zuzugs- und Remigrationsverhaltenvon Einwanderern aus Süd- und Osteuro paverändert hat. Auch mit der Frage, wel-che Rolle Religiosität im Integrations-prozess spielt, beschäftigt sich Diehlausführlich. Claudia Diehl hat Soziologie und Psy-

chologie an der Universität Mannheimund an der Indiana University at Bloo-mington in den USA studiert. Im Jahr 2001 wurde sie miteiner Arbeit zum Thema »Partizipation von Migranten inDeutschland. Rückzug oder Mobilisierung?« an der Uni-versität Mannheim promoviert. Es folgte eine Anstellungals Wissenschaftliche Angestellte am Mannheimer Zentrumfür Europäische Sozialforschung und an der Fakultät fürSozialwissenschaften der Universität Mannheim sowie alsWissenschaftliche Rätin am Bundesinstitut für Bevölke-rungsforschung. Von 2006 bis 2009 arbeitete Diehl als Ju-niorprofessorin für Migration und Ethnizität an der Georg-August-Universität Göttingen am Institut für Soziologie.Vor der Berufung an die Professur für Mikrosoziologie ander Universität Konstanz war Diehl als Universitätsprofes-sorin für Soziologie, Schwerpunkt Migration und Ethnizitätebendort tätig. ❱ pba.

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Personalia – Nachruf

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Carsten Thomas Ebenroth 10.12.1943 13.4.2013

Der verstorbene Kollege und Freund CarstenThomas Ebenroth wurde 1976 mit 33 Jah -ren an die junge, 1974 gegründete Rechts -wissenschaftliche Fakultät der Universi-tät Konstanz auf einen zivilrechtlichen,

breit gefächerten Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Wirt-schaftsrecht, Steuerrecht, Internationales Privatrecht undRechtsvergleichung berufen. Am Aufbau und Erfolg dereinstufigen Juristenausbildung nach dem Konstanzer Modellwar er maßgeblich beteiligt. C. T. Ebenroth war ein Kriegskind, geboren in Pleschen

bei Posen, in einem von seinem Vater geleiteten Kriegsla-zarett. Von Beginn an haben C. T. Ebenroth die vielfältigenVerknüpfungen von Ökonomie und Jurisprudenz gefesselt.Das führte zunächst zu einem Doppelstudium Betriebswirt-schaft/Jura und zur Promotion in beiden Disziplinen. 1969lernte ich ihn an der Freien Universität Berlin als Assisten-ten des Kollegen Manfred Nitschke kennen, der bald schwererkrankte. Über mehrere Semester hin übernahm C. T. Ebenrothals Assistent dessen volles Vorlesungsprogramm.Sein Einsatz in Forschung und Lehre der Universität

Konstanz war beträchtlich. Davon zeugen seine zahlreichen,über mehrere Disziplinen hinausweisenden Veröffentli-chungen. Der Katalog der deutschen Nationalbibliothekweist unter seinem Namen 41 Bücher aus, vor allem solchezum Bürgerlichen Recht, zum Handels- und Gesellschafts-recht, Wettbewerbs- und Markenschutz, zum internationalenWirtschaftsrecht, zum Europarecht, zur Verschuldungs-krise, zum ›Code of conduct‹, aber auch zu den Entwick-lungstendenzen der juristischen Ausbildung und zur Uni-versität in der weltwirtschaftlichen Entwicklung. Seine Lehre und Forschung waren begünstigt durch

seine Mehrsprachigkeit und seine internationale Vernet-zung. Die literarischen Erfolge stützten sich auf ein großesTalent als Autor, Wissenschaftsmanager und Kommunikatorzwischen Wissenschaft, Politik, Unternehmenswirtschaftsowie nationalen und internationalen Institutionen. Er ge-hörte zu den Gründern des von der Deutschen Forschungs-gemeinschaft geförderten, interdisziplinären Sonderfor-schungsbereichs »Internationalisierung der Wirtschaft«.

1989 initiierte er mit Unterstützung der Landesregierungdie Gründung des »Zentrums für internationale Wirt-schaft«, das er bis zu seinem Ausscheiden leitete. Besondere Anziehungskraft übte er auf begabte junge

Nachwuchskräfte aus anderen Ländern und Kontinentenaus, die bei ihm promovierten und später hohe Funktionenin ihren Heimatländern und in internationalen Institutio-nen übernahmen.Auch für die Belange der Gesamtuniversität hat er sich

weit über sein Fach hinaus eingesetzt. Maßgeblich betei-ligt war er ferner an zwei Ehrenpromotionen, welche dieJuristische Fakultät 1980 für den Präsidenten des Bundes-kartellamtes Dr. Wolfgang Kartte und 1995 für den 1933vertriebenen jüdischen Rechtsanwalt Dr. Ernst Stiefel an-geregt hat. Stiefel sagte bei der Verleihung, in dieser Er-fahrung habe er seine Heimat wiedergefunden. C. T. Ebenroth war nicht nur ein namhafter Wissen-

schaftler. Er liebte das Leben, feierte gern und fröhlich.Gelegentlich kochte er selbst für seine Gäste. Er schätztedie heitere Gesellschaft, lud freigiebig ein, war ein lie-benswürdiger, ungemein großzügiger Gastgeber. Danebengab es eine andere Eigenschaft, die er nicht nach außenkehrte. Er war ungemein hilfsbereit und zuverlässig, wenner in seinem Umfeld konkrete Sorge oder Not erkannte. Für die Umwelt urplötzlich wurde er 1996 durch eine

schwere Erkrankung aus dem aktiven Leben gerissen. Diefrühen Zeichen der Gefahr hat er ebenso übergangen wieden ärztlichen Rat, seinen Lebensstil vorsorglich daraufeinzustellen. Er lebte mit seiner Krankheit zunehmend inseiner eigenen Welt. Siebzehn Jahre hat er den gesund-heitlichen Zusammenbruch unter der hingebenden Pflegeseiner Mutter und seiner Frau überlebt. Viele Freunde, Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihn noch lange re-gelmäßig besucht. Wie er selbst diese Jahre erlebt hat,bleibt sein Geheimnis. Alle, die ihn gekannt haben, wer-den Carsten Thomas Ebenroth nicht vergessen.

❱ Bernd Rüthers

(Prof. Dr. iur. Dres h.c. Bernd Rüthers war von 1971 bis 1996 Pro-fessor für Zivilrecht und Rechtstheorie an der Universität Konstanzund von 1991 bis 1996 Rektor der Universität Konstanz).

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Personalia – Nachruf

4551|2013

Am 29. März 2013 starb Prof. Dr. John J. Gumperz, einerder Väter der Soziolinguistik, in Santa Barbara. In Hattin-gen an der Ruhr geboren flüchtete Hans Joseph Gumperzmit einem »J« auf dem Pass 1939 in die USA, er wurde1954 an der University of Michigan mit einer Dissertationüber »The Swabian Dialect in the Washtenau County Michi -gan« promoviert und war von 1965 bis zu seiner Emeri-tierung Professor für Anthropologie an der University ofCalifornia in Berkeley.Gumperz hat ab den 1970er Jahren die Soziolinguistik

in Deutschland grundlegend beeinflusst. Besonders diedamalige Philosophische Fakultät der Universität Konstanzund vor allem die damalige Fachgruppe Sprachwissen-schaft fühlen sich ihm stark verbunden. Im Rahmen meh-rerer Gastprofessuren in den 1980er Jahren hat er dieForschung über Bilinguismus von Immigrantenkindern,Sprach alternation und Sprachvariation, Kontextualisierungdurch Rhythmus und Intonation, Diskursanalyse und Inter -kulturelle Kommunikation mitgestaltet und wurde 1992 mitder Verleihung der Ehren doktorwürde der PhilosophischenFakultät der Universität Konstanz geehrt.Gumperz eröffnete eine neue Sicht auf die Sprache,

indem er diese als soziale, kommunikative Praxis ansah.Es gelang ihm zu zeigen, wie sich sprachliche Praktikenmit dem Kontext der Situation und dem kulturellen Hinter -grund der Sprecher verbinden. Auf Feldforschungen in In-dien, USA und Europa bestätigte sich seine Annahme vonder sozialen Konstruktion und Funktion von Sprachdiffe-renzierung und Sprachvariation. Die sprachlichen Praktikenwaren mit Mitteln der damaligen Linguistik und Soziologienicht erschließbar. Gumperz entwickelte deshalb in den1960er Jahren eine neue Konzeption im Rahmen der vonihm und Dell Hymes gegründeten Ethnographie der Kom-munikation, in der nun die »Sprechereignisse« ins Zentrum

der linguistischen Analyse rückten. Sowies er nach, dass kommunikative Stra-tegien in typisierten Sprechaktivitätendie Wahl der Sprachvarietät und die Artder Sprachvariation regeln. Die dann von ihm begründete Internationale Soziolingu -

istik wurde wegweisend für die Gesprächsanalyse und fürdie linguistische interkulturelle Kommunikationsanalyse.Auf der Basis seiner Theorie des »diskursiven Inferierens«und der zusammen mit Jenny Cook-Gumperz entwickeltenTheorie der »Kontextualisierung« zeigte Gumperz, wie»Kontextualisierungshinweise«, wie zum Beispiel Sprach -alternation und Sprachvariation – Rhythmus, Lautstärke,Betonung, Gestik – zur Erschließung einer Bedeutung dienen,die über die grammatikalische und lexikalische hinaus-geht. So konnte er bei der Analyse interkultureller Kom-munikation in institutionellen Situationen wie zum Bei-spiel in Schule, Sozialamt oder vor Gericht zeigen, wie ab-weichende Kontextualisierungsverfahren der Interaktantenzum Scheitern der Kommunikation und zu sozialen Vorur-teilen führten.Wir erinnern uns in Dankbarkeit an seine freundliche

Hilfsbereitschaft, seinen Sinn für soziale Gerechtigkeitund seine Art, unsere soziale Umwelt schärfer und sensiblerzu beobachten. Als Vermächtnis bleibt für uns seine Über-zeugung, dass die wachsende Verschiedenheit unserer so-zialen Welt kein Problem darstellen muss und sprachlicheVerschiedenheit als kommunikative Ressource dienenkann, die unsere soziokulturelle Welt bereichert.

❱ Aldo di Luzio

(Prof. Dr. Aldo di Luzio war von 1979 bis 1998 Professor am Fach-bereich Sprachwissenschaft der Universität Konstanz).

John J. Gumperz 1922 29.3.2013

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Campus

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Mit Stift und Papier haben uns Uni-Angehörige gezeigt,an welchen Stellen sich ihre täglichen Routen überschnei-den. Manche mussten ordentlich grübeln, bevor sie denStift ansetzten, um ihr eigenes Universitätsuniversum aufsBlatt zu bringen. Aus anderen sprudelten Anekdoten, ge-heime Ecken und Erlebnisse nur so heraus. Eine Studentinfasst zusammen: »Würde ich meinen Uni-Alltag im Detailbeschreiben, bräuchte ich zwanzig Blätter.« Bei allen ist eines ganz klar: Ein Tag ohne Kaffee ist

unvorstellbar, schließlich braucht man bei all dem Arbei-ten, Denken und Lernen einen klaren Kopf. Auch das Essenin der Mensa ist Pflichtprogramm und gehört zum Uni-All-tag wie die Menschenmassen in die Buslinie 9. »Als erstesbringe ich meine kleinen Kinder ins Kinderhaus, danntrinke ich einen Kaffee, und erst dann bin ich arbeitsfä-hig«, sagt Agnieszka Vojta. Sie steuert wie viele Eltern vorder Arbeit erst mal das Kinderhaus im Grünen an und ver-schafft sich somit schon vor dem Mittagessen einen klei-nen ersten Tagesspaziergang.

»Wenn ich aus der Mensa komme, bin ich satt und habeeinen ganz, ganz dicken Bauch«, sagt Seezeit-Mitarbeiterund Student Nabil Marbouk mit einem Augenzwinkern.Und um das »Mittagsbäuchlein« wieder abzutrainieren,halten einige nach dem Mittagessen erst mal ein Pläusch-chen. Bei der Mini-Umfrage ging es darum herauszufinden,

welche Orte die Menschen an der Universität zusammen-führen, was ihnen täglich auffällt und was sie bewegt.Manche entspannen nach dem fleißigen Lernen, es gibtaber auch Studierende, die ihre Zeit anderweitig nutzen.

Mein UNIversumCampus-Café, Mittags-Plausch im Innen hof,Gebäude XYZ: Jeder hat seine eigene kleineUni-Welt, und dennoch ähneln sich dieWege durch den Campus. Hier ein kleinerEinblick von Kira Reiter, die im Frühjahrin der Stabsstelle Kommunikation undMarketing ein Praktikum absolvierte, indie vielen verschiedenen UNIversen.

»Nach dem Kaffee rede ich dannmit Leuten; blablablablabla…«, sagtFabian Shuy, Literatur-Kunst-Medien-Student im fünften Semester undMitarbeiter im International Office, kichernd während des Zeichnens.

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Campus

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Ein Student sagt mit Blick auf das M-Gebäude: »Nach demLernen geht’s ab in den Uni-Zoo, die Tiere bewundern!«Das zeigt, wie viele verschiedene Ecken der Uni den Alltagprägen können. Ein weiterer interessanter Aspekt ist das Soziale, das

hinter den Zeichnungen steckt. Fast alle Befragten zeich-neten Freunde und Gespräche in ihren Uni-Plan. »In mei-nen Vorlesungen sitzen nicht so viele Studierende, abergenug, dass ich nach sechs Semestern immer noch nichtalle Namen kenne«, gesteht eine Studentin, die geradeaus dem Audimax kommt. Die täglichen Wege über den

Campus verbinden jedoch alle miteinander, so dass dieChance besteht, jedem Bekannten ein zweites Mal zu be-gegnen. Das große UNIversum ist also doch überschaubar. Ob Biologie- oder Jura-Studentin, Köchin oder Sekretär,

Professorin oder Chemie-Assistent – für jeden ist die Unieine Art zweites Zuhause. Findet auch Ihr UNIversum Platz auf einer DIN A4-Seite?

Einsendungen und Bilder bitte an: [email protected] senden.

❱ Text und Bilder von Kira Reiter.

»Als erstes bringe ich meine kleinenKinder ins Kinderhaus, dann trinkeich einen Kaffee und erst dann binich arbeitsfähig«, sagt Verwaltungs-angestellte Agnieszka Voijta.

»Das Strichmännchen da bin ich: Im Bus, am Lernen, beim Essen …«erklärt Nabil Mabrouk belustigt.Er ist HTWG-Student im siebtenSemester und Seezeitmitarbeiterauf dem Campus der Uni.

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Kurz berichtet

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Förderung für INCIDE

Das Konstanzer Forschungszentrum INCIDE zur Visualisie-rung, Modellierung und Analyse von biologischen Datenwird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)über drei Jahre hinweg mit einem Betrag von insgesamtrund einer halben Million Euro gefördert. Die Förderungermöglicht es dem Forschungszentrum, sein Konzept aus-zubauen und seinen Wirkungskreis über Konstanzer Wis-senschaftsprojekte hinaus auszuweiten. Insbesondere eineÖffnung seiner Dienstleistungen für externe Projekte undeine intensivierte Vernetzung mit komplementären For-schungszentren sind geplant. Die InfrastrukturplattformINCIDE wurde 2009 als Baustein des Zukunftskonzeptes»Modell Konstanz – für eine Kultur der Kreativität« imRahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Ländergeschaffen. INCIDE verbindet die Forschungsbereiche der Konstanzer

Informatik und Informationswissenschaften mit der Gra-duiertenschule Chemische Biologie, dem Fachbereich Ma-thematik und Statistik sowie dem Graduiertenkolleg »Ex-plorative Analysis and Visualization of Large InformationSpaces«. »Das Kooperationsmodell läuft sehr gut: Das Auf-einanderzugehen von Life Science und Informatik erwiessich als sehr lohnenswert, weil an der interdisziplinärenGrenze neue Projekte entstehen«, blickt Prof. Dr. DoritMerhof, Koordinatorin von INCIDE, auf die Erfolgsbilanzdes Forschungszentrums zurück. Seit 2009 hat INCIDE 30Projekte erfolgreich umgesetzt, woraus zwölf Publikatio-nen hervorgingen. Für die anstehende Entwicklungsphase 2013 bis 2016

sind für INCIDE drei Schwerpunktbereiche vorgesehen: Ers-tens soll der Servicebereich nicht nur weitergeführt, son-dern in seiner Reichweite auch über Konstanzer Projekte

hinaus geöffnet werden. Zweitens will INCIDE ein Netzwerkmit komplementären externen Forschungszentren errichtenund für die Forschungsgemeinschaft im Bereich der Daten -visualisierung leicht transferierbare Open Source-Softwarebereitstellen. Drittens soll zur Langzeitfinanzierung vonINCIDE und für eine nachhaltige Nutzbarkeit der entwi-ckelten Softwaremethoden das Konzept einer Nutzerfinan-zierung etabliert werden. ❱ gra.

Ausgezeichnete PhilologienInternational ausgerichtet und drittmittelstark – dieSprach- und Literaturwissenschaften der Universität Kon-stanz konnten sich im aktuellen Hochschulranking desCentrums für Hochschulentwicklung (CHE) im Schwer-punktbereich Forschung bundesweit in der Spitzengruppeplatzieren. In sämtlichen neu gewerteten Fächern zeich-nete sich die Universität Konstanz durch Spitzenbewer-tungen ihrer Drittmittelstärke aus. Der Konstanzer Fach-bereich Geschichte konnte insbesondere die Studierendenüberzeugen; sie beurteilen sein Lehrangebot und seinenArbeitsmarktbezug als herausragend. Im aktuellen Durch-gang des CHE-Hochschulrankings wurden die Ingenierwissen -schaften, Sprach- und Literaturwissenschaften, Ge schich -te, Erziehungswissenschaft sowie Psychologie gewertet.Die Ergebnisse sind im ZEIT-Studienführer 2013/2014sowie auf der Website www.ranking.zeit.de veröffentlicht.

❱ gra.

Erfreuliche Ergebnissebei Studierendenbefragungen

Was gute Studienqualität ist und wo Verbesserungen inder Lehre deutscher Hochschulen möglich sind, entschei-det sich in erster Linie in den Augen der Studierenden. Inder in Konstanz durchgeführten Studierendenbefragungbeschreiben die Studierenden die Universität Konstanz alseine Hochschule mit sehr hoher fachlicher Qualität undgut organisierter Lehre, hohem Forschungsbezug, dichterStofffülle und hervorragenden Serviceleistungen. Für dieWahl der Universität Konstanz als Studienort ist, wie Stu-dienanfängerinnen und Studienanfänger in der ergänzenddurchgeführten Konstanzer Erstsemesterbefragung imWintersemester 2012/2013 bekanntgaben, der gute Ruf

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Kurz berichtet

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der Universität entscheidend; für 91 Prozent der KonstanzerStudienanfänger ist die Universität Konstanz ihre Wunsch-universität. Die bundesweit angelegte Studierendenbefragung des

HIS Hochschul-Informations-Systems ermittelt in Zusam-menarbeit mit der AG Hochschulforschung der UniversitätKonstanz Studienbedingungen und Lehrqualität an deut-schen Hochschulen. Die Universität Konstanz beteiligtesich aktuell zum sechsten Mal an der Studierendenbefra-gung, über die Jahre hinweg ist darin eine kontinuierlicheVerbesserung ihrer Lehrqualität zu beobachten. Sie schnei -det insbesondere im Bereich der fachlichen Qualität ihrerLehre überdurchschnittlich gut ab. Die Konstanzer Lehrewird durchgehend als sehr gut organisiert beurteilt. Dis-kussionsmöglichkeiten und das Potential, sich in Lehrver-anstaltungen einzubringen, werden in Konstanz höher be-wertet als bundesweit. In der sehr hohen Erreichbarkeitder Lehrenden, die von 82 Prozent der Befragten heraus-gestellt wird, bestätigt sich das Konstanzer Prinzip derkurzen Wege und offenen Türen. Sechs von zehn Konstanzer Studierenden ist der For-

schungsbezug der Lehre hochgradig wichtig. Im Bereichder Vermittlung von Kompetenzen und Schlüsselqualifika-tionen fühlen sich die Studierenden stark gefördert. Siestellen eine hohe Stoffdichte an der Universität Konstanzfest, aber auch ein exzellentes Serviceumfeld, das bei derBewältigung des Studiums unterstützt. Bemerkenswert istzudem, dass die Zufriedenheit mit dem Bibliotheksbereichtrotz der Teilschließung der Konstanzer Bibliothek auf-grund von Sanierungsarbeiten mit 95 Prozent einen ex-trem hohen Grad erreicht. ❱ gra.

Familienbewusstsein garantiertFür ihre strategisch angelegte familienbewusste Personal-politik ist die Universität Konstanz mit dem Zertifikat zumaudit familiengerechte hochschule ausgezeichnet worden.In einer Festveranstaltung in Berlin erhielten insgesamt304 Arbeitgeber das von der berufundfamilie gGmbH –eine Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung – seit15 Jahren erteilte Zertifikat. Darunter waren 161 Unter-nehmen, 106 Institutionen und 37 Hochschulen. Die Uni-versität Konstanz zählt zu den 35 Hochschulen, die dasaudit familiengerechte hochschule bereits zum dritten Malerfolgreich durchlaufen haben.

Das audit unterstützt Arbeitgeber darin, Unternehmenszieleund Mitarbeiterinteressen in eine tragfähige, wirtschaft-lich attraktive Balance zu bringen. Es steht unter derSchirmherrschaft von Bundesfamilienministerin Dr. KristinaSchröder und Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Röslerund wird von den führenden deutschen Wirtschaftsver-bänden empfohlen. Zu Beginn des Auditierungsverfahrenswird der Status quo der bereits angebotenen familienbe-wussten Maßnahmen erfasst. Anschließend wird das in-dividuelle Potenzial der Organisation systematisch ent-wickelt und maßgeschneiderte Lösungen werden konzi-piert und implementiert. Mit verbindlichen Zielvereinba-rungen sorgt das audit dafür, dass Familienbewusstseinin der Organisationsskultur verankert wird. Beschäftigte und Studierende können von den familien -

bewussten Maßnahmen profitieren. Das Angebot umfasstaktuell ein breites Angebot flexibler und regulärer Kinder -betreuungsangebote, Beratung zum Thema VereinbarkeitStudium/Beruf und Wissenschaft mit Kind sowie Flexibili -sierung des Studiums. Mit dem audit hat die UniversitätKonstanz sich einem systematischen Prozess der familien-bewussten Personalpolitik verschrieben, der in drei Jahreneine weitere Re-Auditierung vorsieht. Bis dahin plant dieUniversität Konstanz die attraktiven Rahmenbedingungenfür Familien am Wissenschaftsstandort Konstanz nachhal-tig in einem Family Center zu sichern und die Einführungweiterer Maßnahmen, wie beispielsweise die Erstellungeines umfassenden Führungskonzepts mit Schwerpunktauf familienbewusste Führung sowie die Ausarbeitungeiner Policy zur familienfreundlichen Personalentwicklungumzusetzen.

❱ red.

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Achte Eurokonstantia 2013

Über das verlängerte Pfingstwochenende trafen sich alteund neue Freunde zum internationalen Hochschulsport-turnier Eurokonstantia zum sportlichen Wettkampf und ge-meinsamen Feiern in Konstanz. An die tausend Studieren-den in über hundert Teams von mehr als sechzig nationa-len und internationalen Universitäten und Hochschulenkonnten bei der Eurokonstantia an der Universität Kon-stanz willkommen geheißen werden.

»Die bisher beste Eurokonstantia!« – waren die lobendenWorte, die das studentische Projektteam während desgrößten internationalen Sportevent Deutschlands häufigzu hören bekam. Die über die Jahre etablierten Disziplinenwie Basketball, Beachvolleyball, Fußball, Handball, Rugby,Volleyball und die im letzten Jahr eingeführte DisziplinLacrosse, die sich erneut als erfolgreich erwiesen hat,waren die Wettkampfsportarten der 8. Eurokonstantia. DieVeranstaltung endete mit einem Cheerleading-Auftritt derAmerican University of Science and Technology aus demLibanon. Es war ein Wettkampf, der bis zum letzten Spiel span-

nend und fair ablief. Auch das sonnige Wetter spielte indiesem Jahr besser mit als das vom Regen begleitete Tur-nier des letzten Jahres. Neben dem Sport war natürlichauch Kulturelles und Unterhaltung geboten, wie die Rock-Night mit ›Acombo‹ aus Villingen-Schwenningen und demabsoluten Highlight-Auftritt der international bekannten›The Busters‹. Nicht zu vergessen die legendäre Pfingst-Clubbing Night in der Blechnerei.Was vor einigen Jahren mit knapp 300 Teilnehmern an-

fing, hat immense Ausmaße angenommen. Die Eurokon-stantia genießt inzwischen ein hohes internationales An-sehen und ist ein beliebtes Sportfestival für Studierendeaus aller Welt. Im Fußball waren dabei die größten Teilneh -merfelder zu verzeichnen. Zwölf Damen- und 16 Herren -teams kämpften hier um die Pokale. Die weiteste Anreisehatten die Delegationen aus Beirut, Libanon von der Ame-rican University of Science and Technology und die Uni-versité Saint-Joseph. Mit von der Partie waren auch wiederviele gutbekannte inländische Teams, wie die RWTH Aachen,die Internationale Hochschule Bad-Honnef/Bonn, aberauch die »treue« Hochschule aus Zwickau, die bisher keineEurokonstantia verpasst hat.

❱ Uras Ikiz und Julia Ihls

Kurz berichtet

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Weiterbildung

Lebenslanges LernenDie Akademie für Wissenschaftliche Weiterbildung an der Universität Konstanz (AWW) bietet maßgeschneiderte Weiter -bildungsangebote der Universität Konstanz. Sie wendet sich mit ihrem Programm an Personen, die ihre Kompetenzen wissen-schaftlich fundiert und praxisorientiert fortentwickeln möchten. uni'kon stellt an dieser Stelle regelmäßig das aktuelleAn ge bot der Akademie für Wissenschaftliche Weiterbildung vor.

Kontaktstudium Internationale RechnungslegungStart Frühjahr 2013www.kontaktstudium-ifrs.de

Kontaktstudium Wirtschafts- und Steuerrecht – ein innova-tives Weiterbildungsangebot im Verbund mit der Universi-tät Bayreuth mit Fokus auf grenzüberschreitende Aktivitä-ten in Deutschland, Schweiz, Österreich und Liechtenstein www.kontaktstudium-wirtschaft-und-steuern.de

Weiterbildung für den UnterrichtBildungswissenschaft aktuell – Tag der Bildungswissenschaft8. November 2013http://bildungswissenschaft-aktuell.afww.uni-konstanz.de

Konzil-Geschichte

aktuell

20. November 2013

http://konzil-geschichte-

aktuell.afww.uni-konstanz.de

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Kontaktstudium

Vertrags-, Vergaberecht und

Unternehmensstrafrecht

www.kontaktstudium-

unternehmensstrafrecht-auftragsvergabe.de

Kontaktstudium

Kartellrecht – e

ine unternehme

ns-

bezogene Weite

rbildung

www.kontaktstudium-kartellrecht.de

Sport Science Academy – KontaktstudienAuf der Basis trainingswissenschaftlicher Forschung und medizini-

scher Krankheitsbilder werden Methoden- und Umsetzungskompe-

tenzen vermittelt, um Konzepte eines ganzheitlichen Fitnesstrai-

nings zu realisieren.Fitness Coach B-Lizenz – Start 15. November 2013

Balance Fitness Coach – Start 2. Mai 2014Personal Fitness Coach – Start 9. Mai 2014

Fitness Coach for Seniors – Start 13. Juni 2014

www.sport-science-academy.de

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Kontaktstudium u

niventure

Auf der Basis theoretischer Ansätze zur

Stärkung der Handlungskompetenz und der Persönlichkeits-

entwicklung vermittelt univenture erlebnispädagogische

Methoden und Umsetzungskonzepte.

Start 18. Oktober 2013

www.kontaktstudium-univenture.de

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