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Die K-Frage
Ein Ansatz zur Ontologie der KausalrelationMit einer Rekonstruktion der Empirischen Methode
(Experimente/Studien)
Die K-Frage. Hannes Michalek, Onto-Med, 2009/03
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Aufgabenstellung
Ausgangspunkt: GFO (General Formal Ontology), Begriffeund Relationen grundlegender Art (Top-Level)
Ziel: Einfuhren einer Kausalrelation cause() in GFO
• Begriffsanalyse
• Ontologisches Modell
• Formale Beschreibung
• Anwendungs(-test-)fall(hier: Ontologische Fundierung der Empirischen Methode)
Die K-Frage. Hannes Michalek, Onto-Med, 2009/03
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Einschrankung auf physische Kausalitat
Nicht:
• Mentaler Bereich, Psycho-physische Interaktionen
• Sozialer Bereich
• Begriffliche / logische Folgerungen(Nicht jede Erklarung ist Kausalerklarung)
Nebenbemerkung: Mentale/soziale/... Kausalitatsbegriffesollten dieselben Grundbedingungen erfullen. Die konkreteAusgestaltung wird jedoch anders sein.
Die K-Frage. Hannes Michalek, Onto-Med, 2009/03
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Weitere Voraussetzungen
• Kausalitat nicht “basic”, sondern analysierbare Relation
• “Kausalverbindung” hier immer: Ursache→Wirkung(nicht, z.B., zwischen zwei Effekten derselben Ursache)
• Eine Ursache, nicht die Ursache
• Dieselbe Ursache (und derselbe Effekt) kann gleichzeitig inmehreren Kausalverbindungen stehen
• Effekte konnen sich uberlagern
Die K-Frage. Hannes Michalek, Onto-Med, 2009/03
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Fall 1: Diebstahlalarm
Ausgangssituation:
• Person A verlasst ein Kaufhaus, es ertont ein Alarmsignalvon den Sensoren am Ausgang. A wird von Person B (“Se-curity”) angesprochen.
Unter Aufsicht von Person B geht A erneut durch den Aus-gang, es ertont kein Signal. A kann gehen.
Zugrundeliegende Schlussfolgerung (von B):
• Nicht reproduzierbar, dann keine Kausalverbindung
Die K-Frage. Hannes Michalek, Onto-Med, 2009/03
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Regelmaßigkeit I: Bemerkungen
• Empirist HUME (1748): Kausalitat nicht wahrnehm-bar/messbar. Was wir sehen ist immer nur Regelmaßigkeit.
• (Alltags-) Falsifikation: “Dieser Knopf schaltet den Beameraus” – “Ich habe ihn aber schon gedruckt, und der Beamerist noch an”
• Kausalitat naturlich nicht identisch mit Regelmaßigkeit(Gemeinsame Ursache, Probabilistische Zusammenhange)
• Wissen um Regelmaßigkeit ist dennoch relevant!
Die K-Frage. Hannes Michalek, Onto-Med, 2009/03
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Regelmaßigkeit II: Analyse
• Wiederholbarkeit setzt “Familien” gleichartiger Ereignissevoraus
• “Kausalitat” → “100%-Regelmaßigkeit”: scheitert bei pro-babilistischen Zusammenhangen.Losung: “Kausalitat” → “Effekt bei vorhandener Usachewahrscheinlicher”
• Regelmaßigkeit→ Kausalitat’ gilt z.B. nicht bei aufeinander-folgenden Effekten derselben Ursache.Losung: Weitere Bedingung: Kontrafaktische Ahangigkeit
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Fall 2: Ware, hatte ...
Ausgangssituation:
• Barometer fallt, Sturm zieht auf. Regelmaßigkeit: Barome-ter verursacht Sturm.Aber: “Hatte man die Barometernadel festgehalten, wareder Sturm dennoch aufgezogen”. Also: Barometer verur-sacht das Wetter nicht.
Zugrundeliegende Schlussfolgerung:
• Keine Kausalverbindung, wenn der Effekt auch ohne dievermeintliche Ursache eingetreten ware.
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Kontrafaktische Konditionale I: Bemerkungen
• “Kontrafaktisch”: Vergleichssituation, in der die Ursachefehlt (“Mogliche Welt”, nicht die faktische Situation)
• Ursache fehlt, dennoch Effekt: Keine KausalverbindungEffekt fallt mit Ursache weg: Kausalverbindung
• “Distanz”: Kleine vs. große Unterschiede zur aktuellen Si-tuation. Nahere Welt “zahlt mehr”.
• Wenn Kausalverbindung: Eine Welt, in der Ursache und Ef-fekt zusammen wegfallen ist naher als alle in denen der Ef-fekt dennoch stattfindet. (LEWIS 1973)
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Kontrafaktische Konditionale II: Probabilistisch
Vorher einzelne Welten, Effekt ja/nein:
• Aktuelle Welt (Ursache+Wirkung), Alternativen (ohne U.);ohne Wirkung bestatigend; mit Wirkung unterminierend
Jetzt: Effekt mit bestimmter Wahrscheinlichkeit
• Aktuelle Welt: Cluster ahnlicher Sit. mit U., Pref(e)Alternativen: Cluster ohne Ursache. Paltern(e)
• Bestatigend, wenn Paltern(e) < Pref
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Kontrafaktische Konditionale II: Probabilistisch
Cluster C von Situationen mit/ohne po-
tentielle Ursache p (zusatzlich evtl. auch
r anwesend).
P : Wahrscheinlichkeit des Effekts inner-
halb des Clusters
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Relata: Gedankenexperiment
Die K-Frage. Hannes Michalek, Onto-Med, 2009/03
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Relata: Prasentiale
Zustand am Ende des ersten Prozesses enthalt “kausaleRelevanz/Kraft” bzgl. des zweiten Prozesses.Umgekehrt wird nur der Anfangszustand “direkt” verursacht.
• Grundlegende Kausalverbindung besteht zwischen Prasen-tialen (Entitaten an Prozessgrenzen, “Snapshots”)
• Dazu zahlen (in GFO): physische Objekte und deren Eigen-schaften (Steine, Autos, Massen, Impulse, ...)
• Prasentiale an koinzidierenden Zeitgrenzen:Koinzidenzpaare
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Erweiterung I: Zwei Grenzen
Heterogen
Sequenz
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Erweiterung II: Multiple Grenzen, kontinuierlich
Kohasion
Innere Struktur:
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Erweiterung II: Multiple Grenzen, kontinuierlich
Adhasion
Innere Struktur
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Erweiterung II: Multiple Grenzen, kontinuierlich
Adhasives Uberlappen (Billardkugeln)
Periodische Stimulation (Kind auf Schaukel anschubsen)
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Erweiterung II: Multiple Grenzen, kontinuierlich
Interaktion (Aktion, Reaktion)
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Epistemischer “Kniff”
Mogliche Welten? Unspektakularer: Wir vergleichen mitanderen tatsachlichen Erfahrungen der aktuellen Welt
Alternative Situationen werden als Situationen der aktuellenWelt (in Ihrer Geschichte und Zukunft) verstanden.
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Die Empirische Methode (Rekonstruktion)
Ansatz/These:
• Experimente haben das Ziel, alternative Situationen zuerzeugen, mithilfe derer dann Regelmaßigkeit und kon-trafaktische Abhangigkeit bestimmt werden konnen.
Wieso ist das fur unsere Kausaltheorie relevant?
• Empirische Forschung ist aktuell beste Methode, Kausal-verbindungen aufzuspuren (bzw. zu widerlegen).Gute Theorie der Kausalitat erklart, wieso die EmpirischeMethode so gut funktioniert. Und wo ihre Grenzen sind.
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Wdh. Kontrafaktische Abhangigkeit
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Experimente
Experiment: Charakteristika Ontolog. InterpretationMehrfache Wiederholung Erzeugen von Clustern alter-
nativer SituationenExplizite Versuchsanordnung (1) Ahnlichkeit o.g. Cluster,
(2) Legt fest, ob Ursache an-oder abwesend
Messung, Interpretation des“Ergebnisses”
“Effekt” oder “kein Effekt”(bzw. Verteilung d. Effekts),ist Situation “bestatigend”oder “widerlegend”?
Die K-Frage. Hannes Michalek, Onto-Med, 2009/03
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Klinische Studie (prosp., rand.)
Studie: Charakteristika Ontolog. InterpretationGruppen, nicht Einzelfalle Cluster, nicht einzelte Sit.Einschluss-/Ausschlusskri-terien
“Ahnlichkeit” der Situationeneines Clusters
Behandlungsarme/Kontroll-gruppen
(1) Cluster(2) “Distanz”(3) An- bzw. Abwesenheit derUrsache
Vorschriften des Studienpro-tokolls
“Saubere” Cluster. An- bzw.Abwesenheit der potentiellen“Ursache”.
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Klinische Studie II
Studie(prosp/rand): Charakteristika Ontolog. Interpretation“Einzel-”Ergebnisse festellen “Effekt” oder nicht, bestati-
gend/unterminierend, Statisti-sche Verteilungen
Auswertung/Analyse/Resultat Vergleich der Ergebnisse inden Clustern (Regelmaßigkeit,Kontrafaktische Abhangigkeit)
• Alles hier ohne die statistischen Methoden fur Auswertungund z.B. Qualitatssicherung (Signifikanztests, etc.)
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Die Empirische Methode aus Sicht unsererKausaltheorie
Experimente/Studien haben das Ziel, (maßgeschneiderte)Cluster von alternativen Situationen mit kontrolliert an-/abwesenden Ursachen und definiert an-/abwesenden Ef-fekten zu erzeugen, mithilfe derer dann Regelmaßigkeit undkontrafaktische Abhangigkeit bestimmt werden konnen.
• Wir verstehen das als Beleg fur nicht nur konzeptuelle/be-griffliche, sondern auch fur “epistemische Adaquatheit” un-serer Kausaltheorie.
Die K-Frage. Hannes Michalek, Onto-Med, 2009/03
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Danke!
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cd.c
om/5
52/
Ende.
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