3
30. SEPTEMBER I9~ 4 KLINISCHE WOCHENSCH erst, wenn sie weit vorgeschritten sind und einen Tel1 der Nierensubstanz zerst6rt haben. Es bleibt also noch immer eine Reihe wichtiger Fragen offen, die durch die bisher er- 6rterten Untersuchungsmethoden noch nicht gekl~rt sind. Hier bedeutet nun die Verfeinerung der RSntgendiagnostik in Form der von VO~LCI<ER und von v. LICItTENBERG geschaf- fenen Pyelographie einen hochbedeutsamen Fortschritt ftir die /)iagnostik. Auch das _Pneumoperitoneum sowie die von P. ROSENSTEIN und CAn~LLI in die /)iagnostik eingeftihrte Pneumoradiographie des Nierenlagers und der Blase dtirIen bei strenger Indikation gelegentlich zur Anwendung kommen. /)le Pyelographie, d. h. die r6ntgenographische /)ar- stellung des Nierenbeckens nach Anffifillung mit schatten- gebender Snbstanz, ist, nachdem das nicht unsch~dliche t™ verlassen und die Kontrastftillung mit Brom- natrium 25 proz. (BRAASCHund W~LD), Jodkalil6sung (RUBRI- OEIUS) Jodlithium (JosEpE) vorgenommen wird, bei richtiger Anwendung und genauer /3eobachtung der Technik eine ungefXhrliche Methode von gr613ter diagnostischer Wichtig- keit geworden. Ich bevorzuge Uit die Ftillung das Brom- natrium. /)le Pyelographie bat uns mit gr6t3ter /)eutlichkeit die Form- und Kelchverteilung am normalen Nierenbecken kennen gelehrt, sie bat uns die Senkung und /)rehung der Nieren, die Verschlechterung ihres Abflusses, die Stanung im Nierenbecken und in den t~elchen, die beginnende Hydro- nephrose mit Sicherheit ~estzustellen erlaubt, sie hat uns fiber die Ausdehnung pyonephrotischer Prozesse, ftir die Lage von Steinen ira Harnleiter und ira Nierenbecken, ftir die Verschiebung der Nieren durch einen wachsenden Tumor und durch die eigentfimliche Verbiegung des Ureters, in welchen man einen schattengebenden Wismutkatheter ein- ffihrt, Aufschlfifisse gegeben,.wie sie durch keine andere Unter- suchungsmethode m6glich ist. Auch der Harnleiter ist in bezug auf seine L~ngenausdoe oder Verktirzung, seinen ~/erlauf, seine pathologischeVerdickung und Einschntirung, seine ]3estimmung zn Steinen und deren Abgrenzung `con Beckenflecken deutlich darstellbar. Ebenso hat die @stoqraphie die Feststellung der/)iver- tikelausdehnung und der Btasensteine erleichtert und die Darstellung der Prostatahypertrophie wesentlich gef6rdert. Nicht unerw/~hnt sollen die r6ntgenologischen /)arstellun- gen der Blase und des Nierenbeckens in mehreren Pro]ektions- RIFT. 3. JAHRGANG. Nr. 4~ I823 richtungen nach SGALITZER. sein, die ebenfalls wertvolle Auf- schlfisse geben. Endlich sei die pneumoperitoneale R6ntgendiagnostik (G6TzE) erw5~hnt, die eine/)urchleuchtung und systematische Absuchung der gesamten Bauchh6hle gestattet and fiber die Beziehungen der Nieren zu den Nachbarorganen in dia- gnostisch komplizierten FXllen befriedigenden Anfschlul3 geben kann. /)ie von I~OSI~NSTEIN und CARELLI angegebene Method› d• Pneumoradiographie diJrfte namentlich in Verbindung mit der SauerstofItillung des Nierenbeckens mit dem Pneumo- peritoneum in Wettbewerb treten; jedenfalls sind die dia- gnostischen Ergebnisse dieser etwas komplizierteren und nur bei strenger Indikation anwendbaren Untersuchungsmethoden sehr wichtig fiir die /)ifferentialdiagnose intra- and retro- peritonealer Tumoren und deren ]3eziehung zut Niere. Wie weit in der /)arstellung der Blase durch Ffillung des pr~vesicalen 1Raumes mit 4oo--8o0 ccm Sauerstoff und gleichzeitiger Kontrastftillung des Blaseninnern mit Sauer- stoff oder t3romnatrium ein diagnostischer Fortschritt er- reicht werden wird, ist noch nicht abzusehen. Jedenfalls gelingt es mit dieser Methode, eine gute /)arstellung `con Blasentumoren, Sitz, Gr613e, Ausdehnung und das l~ber- greifen derselben anf die Umgebung festzustellen. Anch die wichtigen Ergebnisse der Cystoradiographie und Pyeloradio- skopie, die besonders von der Wiener Schule (BLVM, ]~ISLER, ~-IRYNTSCHAN, HITZENIKERG~R, ]3ACttRACtt) ausgearbeitet wurden, ftir die Physiologie und PathoIogie der Blase und des Nierenbeckens, mfissen hier erw/~hnt werden. So sehen wir die urologische /)iagnostik zu einem ~esten Geb/~ude ausgebant. Betonen m6chte ich aber nochmals, dal3 gerade ftir den praktischen Arzt die einfachsten Unter- suchungsmethoden in vielen F~llen zu einer sicheren Dia- gnose ffihren k6nnen, daB aber manche Symptomenbilder und `cor Mien/)ingen die Pynrie und die H~maturie; frfihzeitig den komplizierten diagnostischen Apparat des Facharztes n6tig machen; insbesondere soli immer wieder der Praktiker daran erinnert werden, dag ein eitriger, aseptischer Harn den Verdacht auf Tuberkulose hinlenken muB nnd dag jede I-IXmaturie eine exakte diagnostische Feststellung erfordert, woher die Blutung stammt nnd welche Bedeutung sie hat. OFFENTLICHES GESUNDHEITSWESEN. DIE KRISIS DES DEUTSCHEN ~RZTESTANDES. nunft und Ung› die ans der Not,zerordnung sprachen. Dr. med. ]~RNST MAYER, Berlin-Sfidende. Als die Notverordnung vom 30. Oktober I923 die deutsche Arzteschaft fiberraschte, hatte ein jeder das Geftihl, `con etwas Unerh6rtem betroffen worden zu sein. /)le Lage war damais zwar ohnedies eine bedrfickende. /)ie Arzte erhielten von s/~mtlichen Kassenkategorien entwertete ]3etr/ige, die Kon- sultationsentsch/~digung belief sich zum Teil auf weniger als einen Goldpfennig. /)ie Jkrzteschaft war aber der Ansicht, dag es sich hier um ein allgemeines Schicksal handele, das, wenn es sie selbst auch am h~rtesten traf und Nrzte in groBer Zahl znm ersten MMe in unserer Gesellschaftsordnung in wirkliche Not gerieten, doch bald vortibergehen wfirde. /)amalige Ver- handlungen mit den I™ wurden nnter t™ miBbereitschaft der verhandelnden Arzte geffihrt. Man `cer- gegenw~trtigte sich die ebenfalls als voriibergehend angesehene Notlage der I™ und h~tte gewil3 auch fur eine von verantwortlichem Geiste getragene Notverordnung Ver- st~ndnis gehabt. Aber was die J~rzteschaft erschrecken mul3te, war die Erkenntnis, daB der schon frtiher und bereits vor dem Kriege ungewiB empfundene Argwohn, der Staat lasse ein Verst~ndnis seiner Pflichten gegenfiber dem /~rztlichen ]3erule vermissen, nunmehr durch unverschleierbare Tatsachen sich als Wahrheit erwies. Das Gewissen des deutschen A rztes emp6rte.sich gegen die entrechtende Gesinnung, die Unver- Aber zngleich ersch er fiber die Isoliertheit soe Erlebens, das allein um die Allgemeinheit des Zieles wuBte, fur die nun- mehr die Arzteschaft in den I™ trat; denn dem Volke kam die weittragende Bedeutung dieses Kampfes kaum zum Be- wuBtsein. Mit Besch~mung muBte man ieststellen, daB sogar nicht unerhebliche, regional begrenzte Teile der _~rzteschaft dem t™ fernblieben.. /)er nunmehr verlorene !Kampf, der vielversprechend begann, wurde schlieBlich abge- brochen, weil die Jkrzteschaft die Orientierung verlor und die Leitung den Widerstand einzelner kleinmiitiger aber einfiuB- reicher Organisationsleiter nicht wirksam zu bekXmpfen ver, mochte. Es darI als bekannt vorausgesetzt werden, daB die sich anschlieBenden Verhandlungen in einem ReichsausschuB in Entt~uschung ausmfindeten. /)ie HoIfnung, daB der Arzte- kampf, der fiir das Votk -con einschneidender Bedeutung war; fiir immer eine ertrggliche Regelung der in Frage kommenden Verh/~ltnisse hervorbringen rousse, hatte getrogen. Die als Schiedsrichter amtierende Regierung stimmte denjenigen Vorschl~gen der Krankenkassen zu, die auch fur die Zukun t™ ~hnlicher Art als M6glichkeit, j a als Wahrseheinlich- keit festlegen. Wie aber ein verlorener ‡ zum Bfirgerkrieg, so kann der gescheiterte Versnch eines Berufsstandes, den Weg ins Freie zu finden, zut Selbstzerfleischung itihren. Denn seine Gegner haben es nUnmehr in der Hand, die t™ ans- zunutzen nnd Arzt gegen Arzt auszuspielen. Welehe I-Ioffnung l~Bt eine solche Lage noch zu?,

Die Krisis des Deutschen Ärztestandes

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Krisis des Deutschen Ärztestandes

30. SEPTEMBER I9~ 4 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

erst, wenn sie weit vorgeschrit ten sind und einen Tel1 der Nierensubstanz zerst6rt haben. Es bleibt also noch immer eine Reihe wichtiger Fragen offen, die durch die bisher er- 6rterten Untersuchungsmethoden noch nicht gekl~rt sind.

Hier bedeutet nun die Verfeinerung der RSntgendiagnostik in Form der von VO~LCI<ER und von v. LICItTENBERG geschaf- fenen Pyelographie einen hochbedeutsamen For tschr i t t ftir die /)iagnostik. Auch das _Pneumoperitoneum sowie die von P. ROSENSTEIN und CAn~LLI in die / ) iagnost ik eingeftihrte Pneumoradiographie des Nierenlagers und der Blase dtirIen bei strenger Indikat ion gelegentlich zur Anwendung kommen.

/)le Pyelographie, d. h. die r6ntgenographische /)ar- stellung des Nierenbeckens nach Anffifillung mit schatten- gebender Snbstanz, ist, nachdem das nicht unsch~dliche t™ verlassen und die Kontrastf t i l lung mit Brom- natr ium 25 proz. (BRAASCH und W~LD), Jodkal i l6sung (RUBRI- OEIUS) Jodl i thium (JosEpE) vorgenommen wird, bei richtiger Anwendung und genauer /3eobachtung der Technik eine ungefXhrliche Methode von gr613ter diagnostischer Wichtig- keit geworden. Ich bevorzuge Uit die Ftillung das Brom- natrium. /)le Pyelographie ba t uns mit gr6t3ter / )eut l ichkei t die Form- und Kelchvertei lung am normalen Nierenbecken kennen gelehrt, sie ba t uns die Senkung und /)rehung der Nieren, die Verschlechterung ihres Abflusses, die Stanung im Nierenbecken und in den t~elchen, die beginnende Hydro- nephrose mit Sicherheit ~estzustellen erlaubt, sie hat uns fiber die Ausdehnung pyonephrotischer Prozesse, ftir die Lage von Steinen ira Harnlei ter und ira Nierenbecken, ftir die Verschiebung der Nieren durch einen wachsenden Tumor und durch die eigentfimliche Verbiegung des Ureters, in welchen man einen schattengebenden Wismutka the te r ein- ffihrt, Aufschlfifisse gegeben,.wie sie durch keine andere Unter- suchungsmethode m6glich ist.

Auch der Harnleiter ist in bezug auf seine L~ngenausdœ oder Verktirzung, seinen ~/erlauf, seine pathologischeVerdickung und Einschntirung, seine ]3estimmung zn Steinen und deren Abgrenzung `con Beckenflecken deutlich darstellbar.

Ebenso ha t die @stoqraphie die Feststel lung d e r / ) i v e r - t ikelausdehnung und der Btasensteine erleichtert und die Darstel lung der Pros ta tahyper t rophie wesentlich gef6rdert.

N ich t unerw/~hnt sollen die r6ntgenologischen /)arstellun- gen der Blase und des Nierenbeckens in mehreren Pro]ektions-

R I F T . 3. J A H R G A N G . Nr. 4 ~ I823

richtungen nach SGALITZER. sein, die ebenfalls wertvolle Auf- schlfisse geben.

Endlich sei die pneumoperitoneale R6ntgendiagnostik (G6TzE) erw5~hnt, die e ine / )urchleuchtung und systematische Absuchung der gesamten Bauchh6hle ges ta t te t and fiber die Beziehungen der Nieren zu den Nachbarorganen in dia- gnostisch komplizierten FXllen befriedigenden Anfschlul3 geben kann.

/)ie von I~OSI~NSTEIN und CARELLI angegebene Method› d• Pneumoradiographie diJrfte namentl ich in Verbindung mit der SauerstofItillung des Nierenbeckens mit dem Pneumo- peri toneum in Wet tbewerb t reten; jedenfalls sind die dia- gnostischen Ergebnisse dieser etwas komplizierteren und nur bei strenger Indikat ion anwendbaren Untersuchungsmethoden sehr wichtig fiir die /)ifferentialdiagnose intra- and retro- peritonealer Tumoren und deren ]3eziehung zut Niere.

Wie weit in der /)arstellung der Blase durch Ffillung des pr~vesicalen 1Raumes mit 4oo--8o0 ccm Sauerstoff und gleichzeitiger Kontrastft i l lung des Blaseninnern mit Sauer- stoff oder t3romnatrium ein diagnostischer For t schr i t t er- reicht werden wird, ist noch nicht abzusehen. Jedenfalls gelingt es mit dieser Methode, eine gute /)arstel lung `con Blasentumoren, Sitz, Gr613e, Ausdehnung und das l~ber- greifen derselben anf die Umgebung festzustellen. Anch die wichtigen Ergebnisse der Cystoradiographie und Pyeloradio- skopie, die besonders von der Wiener Schule (BLVM, ]~ISLER, ~-IRYNTS CHAN, HITZENIKERG~R, ]3ACttRACtt) ausgearbeitet wurden, ftir die Physiologie und PathoIogie der Blase und des Nierenbeckens, mfissen hier erw/~hnt werden.

So sehen wir die urologische /) iagnostik zu einem ~esten Geb/~ude ausgebant. Betonen m6chte ich aber nochmals, dal3 gerade ftir den praktischen Arzt die einfachsten Unter- suchungsmethoden in vielen F~llen zu einer sicheren Dia- gnose ffihren k6nnen, daB aber manche Symptomenbilder und `cor Mien/) ingen die Pynrie und die H~maturie; frfihzeitig den komplizierten diagnostischen Appara t d e s Facharztes n6tig machen ; insbesondere soli immer wieder der Prakt iker daran erinnert werden, dag ein eitriger, aseptischer Harn den Verdacht auf Tuberkulose hinlenken muB nnd dag jede I-IXmaturie eine exakte diagnostische Feststellung erfordert, woher die Blutung s tammt nnd welche Bedeutung sie hat.

OFFENTLICHES GESUNDHEITSWESEN. D I E K R I S I S DES D E U T S C H E N ~ R Z T E S T A N D E S . nunft und Ung› die ans der Not,zerordnung sprachen.

Dr. med. ]~RNST MAYER, Berl in-Sfidende.

Als die Notverordnung vom 30. Oktober I923 die deutsche Arzteschaft fiberraschte, ha t te ein jeder das Geftihl, `con etwas Unerh6rtem betroffen worden zu sein. /)le Lage war damais zwar ohnedies eine bedrfickende. /)ie Arzte erhielten von s/~mtlichen Kassenkategorien entwertete ]3etr/ige, die Kon- sultationsentsch/~digung belief sich zum Teil auf weniger als einen Goldpfennig. /)ie Jkrzteschaft war aber der Ansicht, dag es sich hier um ein allgemeines Schicksal handele, das, wenn es sie selbst auch am h~rtesten t raf und Nrzte in groBer Zahl znm ersten MMe in unserer Gesellschaftsordnung in wirkliche Not gerieten, doch bald vortibergehen wfirde. / )amalige Ver- handlungen mi t den I™ wurden nnter t™ miBbereitschaft der verhandelnden Arzte geffihrt. Man `cer- gegenw~trtigte sich die ebenfalls als voriibergehend angesehene Notlage der I™ und h~tte gewil3 auch fur eine von verantwort l ichem Geiste getragene Notverordnung Ver- st~ndnis gehabt. Aber was die J~rzteschaft erschrecken mul3te, war die Erkenntnis, daB der schon frtiher u n d bereits vor dem Kriege ungewiB empfundene Argwohn, der S taa t lasse ein Verst~ndnis seiner Pflichten gegenfiber d e m /~rztlichen ]3erule vermissen, nunmehr durch unverschleierbare Tatsachen sich als Wahrhe i t erwies. Das Gewissen des deutschen A rztes emp6rte .s ich gegen die entrechtende Gesinnung, die Unver-

Aber zngleich ersch�9 er fiber die Isoliertheit sœ Erlebens, das allein um die Allgemeinheit des Zieles wuBte, fur die nun- mehr die Arzteschaft in den I™ t ra t ; denn dem Volke kam die weit t ragende Bedeutung dieses Kampfes kaum zum Be- wuBtsein. Mit Besch~mung muBte man ieststellen, daB sogar nicht unerhebliche, regional begrenzte Teile der _~rzteschaft dem t™ fernblieben.. / )er nunmehr verlorene !Kampf, der vielversprechend begann, wurde schlieBlich abge- brochen, weil die Jkrzteschaft die Orientierung verlor und die Leitung den Widers tand einzelner kleinmiitiger aber einfiuB- reicher Organisationsleiter nicht wirksam zu bekXmpfen ver, mochte. Es darI als bekannt vorausgesetzt werden, daB die sich anschlieBenden Verhandlungen in einem ReichsausschuB in Entt~uschung ausmfindeten. /)ie HoIfnung, daB der Arzte- kampf, der fiir das Votk -con einschneidender Bedeutung war; fiir immer eine ertrggliche Regelung der in Frage kommenden Verh/~ltnisse hervorbringen rousse, ha t te getrogen. Die als Schiedsrichter amtierende Regierung s t immte denjenigen Vorschl~gen der Krankenkassen zu, die auch fur die Zukun�8 t™ ~hnlicher Ar t a l s M6glichkeit, j a als Wahrseheinlich- kei t festlegen.

Wie aber ein verlorener ‡ zum Bfirgerkrieg, so kann der gescheiterte Versnch eines Berufsstandes, den Weg ins Freie zu finden, zut Selbstzerfleischung itihren. D e n n seine Gegner haben es nUnmehr in der Hand, die t™ ans- zunutzen nnd Arzt gegen A r z t auszuspielen. Welehe I-Ioffnung l~Bt eine solche Lage noch zu?,

Page 2: Die Krisis des Deutschen Ärztestandes

1824 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . Nr. 4 ~ 30. SEPTEMBER I924

Nachdem der w 3 der Notverordnung Iortbesteht, muB sich ein unheilvoller Antagonismus zwischen ~lteren und jungen Arzten auftun. W~hrend die ~lteren &rzte um ihre,,Pfrfinden" bangen, drohen die jungen Arzte Kassenbeamte zu werden. Sie werIen es den alten Arzten vor, nicht ftir die Jugend ge- k~mpft zu haben, und empfinden den Abbruch des Kampfes als Verrat ali der Jugend. Es ist daher fast zut Wahrscheinlich- keit geworden, daB in der Gesamtorganisation sich Zerfalls- erscheinungen zeigen werden, die in lokalen Grol3organisatio- rien bereits manifest geworden sind. Es ist notwendig, um die Organisationen vor v611igem ZerfaI1 zu bewahren, dal3 der erste Weg der sein muB, manche Einrichtungen in ihnen, die sich nicht bew~hrt haben, durch solche, die lebensf~higer sind, zu ersetzen. ,,Organisation" darf nicht zum geheiligten Selbst- zweck werden. Eine Organisation ohne Leben, ohne das Be- wuBtsein des einzelnen: sie ist racine Sache, verdient keine OpIer, wenn sic durch Kompromisse, die dem Arzt nicht durch den LauI der Dirige gefordert erscheinen, wirMich heilige Ziele in dem Moloch der Krankenkassen ver- brennen l~Bt.

W~hrend wir so ira unmittelbaren Kampfe zu scharfen Wertungen gezwungen sind, roui3 die deutsche Arzteschaft zugleich sich bewugt werden, daB sic bisher auf die, wie es schien, einzige Waf�9 des wirtschaftlichen Kampfes starrend, es verabs~umt bat, den Kampf mit wirklich geistigen Mitteln zu fiihren. Sie muB sich ferner Mur werden, dag Mie Unbilden, die der Stand jetzt erf~hrt, Teilerscheinungen der allgemeinen soziologischen Krisis sind.

Es ist unbezweifelbar, dag selbst dann, wenn das Kranken- kassenproblem nicht auf dem Arzt lastete, Sorgen ftir den Beruf besttinden, die eine Besinnung erIordern. Die Ideen einer neuen Zeit haben lange vor dem Kriege eine Umsehmel-

�9 zung der ~rztlichen VerhMtnisse bedingt. W~hrend sich die sozialen Ideen in der Sozialversicherung auswirkten, hutte der Impuls zut Mechanisierung eine allgemeine Gleichmacherei, der Drang zur Differenzie�98 eine Vielgestaltigkeit der ge- samten Kulturerscheinungen zur Folge. Den AnstoB zu jenen Tendenzen gab vor allem die gewaltige Menschenmasse, die in Europa in der zweiten H~lfte des vorigen Jahrhunderts geboren wurde und weitgehend die Tradition auf allen Gebieten verschiittete. Diese Masse duldete nicht dus breite Leben des Individuums und bewirkte doch zugleich im Zusammenhang mit dem DiIferenzierungsprozeB auf allen Gebieten, voran in der Industrie, auch eine Differenzierung aller Verh~ltnisse des einzelnen Menschen und seines Seelenlebens. Zugleich aber t ra t mit dem Schwinden des religi6sen Lebenshinter- grundes eine Erk~ltung der Beziehungen der einzelnen Men- schen und der Inst i tut ionen des Lebens zutage.

In diesen allgemeinen Prozel3 wurde auch der Arzt ver- strickt. Die einzelne ~rztliche Pers6nlichkeit galt weniger als frtiher, der , ,Hausarzt" verschwand, der Spezialist drtickte die Bedeutung des praktischen Arztes herunter, untergrub sein Ansehen in der Bev61kerung. Auf den Universit~ten bildeten sich die medizinischen Inst i tute zu Betrieben aus, die An- stellung von Professoren wurde weitgehend von der 6kono- mischen Stellung, die der Anw~rter von Hause aus einnahm, abh~ngig. Der lebendige Kontakt zwischen Universit~ts- lehrer und Schfiler, der sich einstmals durch dus Leben fort- setzte, h6rte auf. Eine nivellierende Tendenz breitete sich geistig und moralisch tiberall aus.

Es ist klar, daB die bekannten Sch~den der Sozialversiche- rung uni diesem N~hrboden eine unheilvolle Saut aufschieBen lieBen. Die Gesetzgebung hutte die Krankenkassen zu Unter- nehmern werden lassen, die ]6xzte zu Arbeitnehmern, wenn auch in etwas abschattierten Formen. Wieviel leichter konnte ein solches Verh~ltnis Eingang �9 wenn der einzelne weniger als friiher galt, wenn er unter dem BewuBtsein stand, die Zeit ~ndere sich eben, und er k6nne ihr nicht Einhal t tun t

Und dennoch muB es nunmehr in das BewuBtsein dringen, dag es nicht das Wort ,,ailes verstehen heiBe ailes vergeben" ist, dus heute Wahlspruch des deutschen Arztes sein kann. Jeg- licher Mensch, der sich selbst Iiir seinen Teil verantwortlfch weiB, hat dus Recht, zu seiner Zeit, in der er doch leben will, und zu der er darum ja sagt, auch ne in zu sagen. Wie soilte

ohne Verneinung dessen, was wir nicht zu achten verm6gen, irgendwo dus Wahre ans Licht dringen? Verstehen ist ein Medium, um Klarheit zu gewinnen, niemals will es den letzten Kampf, den der Geist um unbedingte Werte ftihren muB, auf- heben. Der Geist aber erkennt bestehendes nicht als entgiiltig an, er ist �9 in seiner Esse schmilzt ailes, was ge- worden ist, zu neuem Werden ein.

Der ~rztliche Beruf kann sich nicht auf die Dauer in sein Schicksal ergeben, er wird k~mpfen miissen, sich aufb~umen gegen die I™ in die ihn verst~ndnislose Gegenwart verstricken will, aus tiefster Verletztheit stellt er seine Foi- derungen an den Staat.

Was aber legitimiert ihn zu fordern ? Mul3 er nicht f~rch- ten, verlacht zu werden; wird man ihm nicht immer wieder entgegenhalten: ,,Du k~mpfst ums Geld!?" Das Recht zu fordern, erwgchst dem Arzt aus seiner Idee. Inmi t ten des Wirrwarrs der Xrzflichen VerhAltnisse besinnt er sich auf einen zeitlosen Hintergrund. Von ihm wiil er seine entwiirdigende Lage sich abheben sehen. Eine Idee, als solche zeitlos, wird uns doch nur an den besonderen Konkretisierungen der Zeit lebendig. Es will scheinen, daB sich ein Zeitalter religi6ser EntIeerung und Verzweiflung mehr als zuvor an den Arzt wendet und von seiner Uberlegenheit Stiitze und Heilung erwartet. Es scheint, als ob nicht mehr in gleicher AusschlieB- lichkeit kau™ 2dethoden und Beurteilungen den Arzt leiten. Dus l™239 psychischen Geschehens als ausschlag- gebende Komponente auch in k6rperlichen Zust~nden rtickt den Arzt der Gegenwart mehr als vielleicht jemals in den Vor- dergrund des kultureUen Lebens, zwingt ihn, aus eigener Kraft zu weltanschaulichem Klarsein zu gelangen. Was kann den Arzt der heutigen Zeit mehr im Glauben an seine Berufung, vom Schicksal als Milderer menschlichen Leids ausersehen zu sein, bestArken, als daB die heutigen IV[enschen gerade dann, wenn es ihnen an innerem Huit gebricht, noch an die geistige Kraft ~rztlichen Menschsš zu glauben verm6gen, ~rztliche Gegenwart um ihrer l~Iberlegenheit willen in S�9 ertragen, die keinen Fremden dulden ? Wie wir eine Idee des Arztes erffillen, dus wechselt im Laufe der Zeiten; aber nie gab es ein Zeitalter hoher Kultur, dus sich nicht einer solchen bewul3t war.

Es will scheinen, als ob zum Verlust des Kamp�9 auch beigetragen hat, dag er nur von einer groBen wirtschaftlichen Organisation geItihrt wurde. Zwar ist es nicht zweiIelhaft, dag eine geeinte deutsche Arzteschaft gesiege h~tte, es ist ferner unzweifelhaft, dag ihr Organisationsleiter um eines allgemeinen Zieles willen in den KampI zog, aloer der ganze Zuschnitt der Organisation entbehrte doeh bisher des eigent- lichen geistigen Bandes. Vor allem ohne Unterst i i tzung der Universit~ten konnte dieser Kampf dem Volke nur als ein wirtschaftlicher erscheinen. Heute nach verlorenem Kampfe vermag die Organisation aIlein erst recht nicht dem deutschen Arzte zu seinem Recht zu verhelfen. Die Universit~ten mtissen unter Ffihrung der medizinischen Fakult~ten in del�9 nur ~uBer- lich abgebrochenen Freiheitskampf eingreifen. Endlich m~issen sie aus ihrer Lethargie erwachen. Die enfleerten Kollege der ersten Semester fiihren ihnen zut Gentige vor Augen, daB an sie der Ruf ergeht, mit dem deutschen Arzt die deutsche Wissen- schaIt und grztliche Kul tur zu retten. Dazu mtissen sie sich des ganzen Fragenkomplexes bem~chtigen, nicht nur einzelnes heraussuchen. Bel der Reichsversicherungsordnung ist der Anfang zu machen. Ihr Impuls war, den kranken Proletarier dem Unternehmer gegentiber zu schiitzen. Aber sie enthitlt keinen Schutz des ~rztlichen Standes, und dieses Schutzes ent- behrt er noch heure. Die Luge der Gesetzgebung verweist den Arzt, der sich 6konomisch und m�99 in st~ndiger Bedrohung Iiihlen mul3, aux Selbsthilfe durch Machtk~mpfe auf einem Gebiet, dessert eigentlicher Bestimmung nichts fremder sein kann. Die Authebung der Notverordnung von Par lament und Regierung zu fordern, ist nur eine Selbst- verst~ndliehkeit. Der Schutz ~rztlicher A_rbeit in WissenschaIt und Praxis ist in jedem Anbetracht eine Pflicht der Nation. Sie einzul6sen, kann nicht Aufgabe des Arbeitsministeriums sein, dus den meisten ~rzten durch sein Versagen gegentiber dem integrierenden Bestand des deutschen Arztes .kompro-

Page 3: Die Krisis des Deutschen Ärztestandes

30. SEPTEMBER :924 K L I N I S C H E W 0 C H E N S C H R I F T . 3. J A H R G A N G . Nr . 4o " ig25

m i t t i e r t e rsche in t . Diese b e d e n t s a m e n F r a g e n gehen vo r a l lem die K u l t u s m i n i s t e r i e n u n d das R e i c h s a m t des I n n e r n an. Es wgre d i t F o r t s e t z u n g b i sher ige r Fehler , wol l te m a n die L 6 s u n g d e r / i r z t l i c h e n F r a g e in de r R e g e l u n g eines Arbe i t sve rhg l tn i s s e s erb l icken. Die 24rzteschat t mu/3 kf inI t ig v o r ih re r e igenen Wfirde, d i t das In t e re s se de r t ™ e inbez ieh t , ein d i r ek tes V e r t r a g s v e r h g l t n i s m i t den K r a n k e n k a s s e n als k o r r u m p i e r e n d ab lehnen . I )e r engl ische Gese tzgeber h a t diese N o t w e n d i g k e i t l~ingst e r k a n n t . E i n e ~irztliche K o r p o r a t i o n 6 t fen t l i chen Charak te r s , de r die b e s t e n des A r z t e s t a n d e s a n g e h 6 � 8 wfirden, mi iBte eine™ Zwischen ins t anz , die die A n g e l e g e n h e i t e n de r Arz t e z u regeln h~ t t e , be igegebš w e r den ; ih re Sachverst~indig- keit , d i t d u r c h ke ine Sche insachvers t~ ind igke i t zu e rse tzen ist, mfiBte s t a a t l i c h a n e r k a n n t sein. E i n e V e r b e a m t u n g des Arz tes w~ire j edoch abzu lehnen .

Solche A u f g a b e n bedf i r fen de r M i t w i r k u n g der Unive r s i - f i i ten. N o c h s ind ste d e m Volke die e igen t l i chen R e p r g s e n t a n t e n seines geis t igen Bes i t z s t andes . S ind ste wirk l ich berei t , diese v o n der a l lgeme inen t ™ n i c h t zu t r e n n e n d e F r a g e zu de r ih r igen zu machen , d a n n wird es schwer sein, se lbs t i r a h e u t i g e n D e u t s c h l a n d e iner so lchen B e w e g u n g n i c h t R e c h n u n g zu t ragen .

I ra Bewul3tsein der B e d e u t s a m k e i t seines Berufes k a n n de r A r z t n i c h t dabe i s t e h e n ble iben, m i t V e r a c h t n n g auI solche ver-

a n t w o r t l i c h e n Pe r s6n l i chke i t en zu zeigen, die heure d i t 6ko- nomische Mach t los igke i t eines d u r c h r u h m v o l l e T r a d i t i o n anse geze ichne ten d e u t s c h e n B e r u f s s t a n d e s mi l3brauchen, u m i h n gegeni iber den O r g a n e n der I™ die ihre A u f g a b e mil3vers tehen, als vogelf re i zu erkl/ iren. De r Arzt , de r s ich de r i hn t r e i b e n d e n I d e e b e w u B t ist, s t r e b t t r o t z a l l em n e u e n Ufe rn zu. Se lbs t i ra Bewul3tsein des gegenw~irt igen T i e f p u n k t e s de r d e u t s c h e n ~trztlichen Verh/ i l tnisse, ho f I t er, dal3 das Ze i t a i t e r de r M e c h a n i s i e r u n g s ich be re i t s f iber leb t ha t .

Der obige Aufsatz fal3t kurz die Gedanken zusammen, di t {tir den Verfasser den Ausgangspunkt gebildet hat ten, die augenblick- liche Lage des deutschen _�9 und die n~iheren und ferneren Grtinde fflr seinen Niedergang darzustellen. In dieser Untersuchung beschr~inkte er sieh nicht auf die Unferlagen rein ~rztlich-wirt- schaftlicher F~rbung, sondern zog vorwiegend allgemeine sozio- logische G› und Methoden heran und en tnahm auf ihnen seine Folgerungen ffir die Wege, die betreten werden mfissen, um einem weiteren Verfall des Arztestandes Einhal t zu tun, und die nicht Sonderwege sein dtirfen, sondern in der Richtung der Gesamtentwicldung von WirtschaIt und t™ !iegen ratissera Die ausftihrliehe Abhandlnng wird demnSchst als selbstgndiges HeIt unter der Bezeichnung: ,,Die Krisis des deutschen Arzte- s tandes" im Verlag v o n Julius Springer e�9

Anmerkung der SchriItleitung.

REFERATENTEIL. "EINZELREFERATE UND

ALLGEMEINES. O Gregor Johann Mendel. Leben, Werk und Wirkung. u H. IL- TIS. 59 Textabb. u. 12 Tafi VI l , 426 S. ]3erlin: Julius Springer 1924. :5 Goldmark, geb. :6,8o Goldmark/3,6o Dollar; geb. 4 Dollar.

Di t groBe, aui langj~hr igen, m�9 Materialstudien fuBende Mendelbiographie br ingt auch dem, der bereits einiges tiber MENDELS Leben wuBte, manche ~berraschung. u allem die, dag auch eine derar t breite, ins Einzelnste gehende Darstel lung von MENDELS guBerem Leben nicht genflgt, um von dem Mer~chen MENDEL ein klares Bild zu geben. Das widerspruchsvoI1 Roman- tische, das wohl jeder empfunden hat , der hOrte, daB dieser exakte Naturforscher im Gewande eines Geistlichen .einherging, daB er zuletzt Abt seines Klosters war u n d sich ira erbi t ter ten Kampfe gegen eine i(lostersteuer_anfgerieben hat, bleibt bestehen, auch nach der Lektfire dieses Bnches, Dieser romantische Zug, das R~itselhafte in diesem Leben, macht di t Biographie spannend wie einen Roman, obwohl die Ereignisse di› Lebe¡ schlicht genug sind. SG schticht, daB ste manchmal kaum zu dem grogen Manne passen wolten, als den wir MENDEL sehen Ein genialer Kopf, der ein groBartiges Schaltwerk im Innersten des Naturmechanismus aufgedeckt hat, -- und dieser selbe Kopf ist nicM fghig, einIache Examensfragen zu beantworten, l )ber das, was dieser Kopf sonst gedacht hat , anBer dem, was wir ans MENDELS spgrlichen PnMi- kationen und Briefen wissen, erfahren wir fast nichts, -- nichts. ans dem hervorglnge, ob MgNDEL sich seiner eigenen Bedeutung bewul3t gewesen ist, oder warum er SG wenig Iflr die Anerkennung seiner Entdeckungen gek~impIt hat, dal3 ste vollstgndig vergessen werden konnten. ILTIS versucht die Annahme wahrscheinlich au machen, daB MENDEL noch viel mehr gewuBt und gedacht hat, als wir ahnen, daB unter dem dnrch den geistlichen Stand bedingten Schweigen eine noch r ie l universellere Bedeutung des Denkers sich verbirgt. Tatsgchlich weist manches in diese Richtung: M~NDE~S M~iusezuchten, seine Bienenkreuzungen, seine intensive Beschgffigung mit DARWlNS Werken. iJber seine vielseitigœ Be- schMtignng mit anderen naturwissenschaftl ichen Gebieten (Meteo- rologie) nnd seine praktisch-ziichterischen Bemtihungen erfahren wir interessante Einzelheiten. -- Das beredteste Zeugnis ftir MENDELS Bedentung bleiben aber seine .,Versuche fiber Pflanzenhybriden". Von dem gedanklichen Anfbau dieser Schrift gibt I. elne ein- dringende Analyse, in der aufs schXrfste zum Ausdruck kommt,. welche Leistung es bedeutete, ohne ts der uns gelgufigen. zy%ologischen Vorg~nge auf die Idee der Spa]tung ur~d der Ga- metenreinhei t zu kommen. Und tramer wi•235 erst” man ob der Vollst~mdigkeit, mit der. alle Seiten des Gegens• š sind and wi› ~ SG viele Beziehungen, die sp~iter d i t wichtigste Rolle gespielt haben, wenigstens ahnend empfunden sind, z. B. zur Geschleclitsbestimmung. 1)te Behandlung von MENDELS Werk nimm~ I. zum AnlaB einer historischen Darstellung des Mendelis- mus. Insofern besteht eme innere Verbi¡ dieser etwa d i t HMIte des Bandes einnehmenden Einffih™231 in die Vererbungs-

Klinische Wochenschrift, 3- Jahrg.

BUCHBESPRECHUNGEN.

wissenschaft mit der eigentlichen Biographie. Fflr die Beurteilung von ME~DXLS eigener Leistung von unmittelbarer Bedeutung ist die Darstellung der Neuentdeckung der Mendelschen Ge- setze um i9oo, durch drei unabhgngig voneinander arbeitende ir Bel der Schilderung der weiteren Ausgestaltung des Mendelismus wtirde man seitenlange Aufzghlungen von Autoren. namen gern vermissen. Einen {Jberblick tiber den Inha l t dieses zweiten Teiles mSgen die ™ der ]™ geben: Die phgnotypischen Mendelregeln; die ge¡ Mendelregeln; die Symbolik des Mendelismus. Das Zusammenwirken der Erb- anlagen; der Chromosomenmechanismus der Mendelspaltung, die Vererbung des Geschlechts; St6rungen und Grenzen der M endel- :cegeln; Faktorenkoppelung und Fakt0renaus tausch; d a s Wesen der ErbIaktoren und ihre Wirkung; der lVfendelismus und die Entwicklungstheorien; Pflanzenkultur und Tierzucht; die Ver- erbung beim Menschen. Eine didaktisch geschickte Darstellung macht das Buch zu einer durchaus empfehlenswerten elementaren Einfiihrung fflr solche, die sich auf dem Gesamtgebiet orientieren wol!en. Die letzte wissenschaftliche DuoEchdringung ist nicht beab~ sichtigt. Der eigene Wer t des Buches tiegt natfirlich in der eigent; lichen Biographie, in dem groBen Tatsachenmater ia l zu MENDELS Leben, das r ie l Stoff bietet zu eigefiem Nachdenken. DenI/, wie oben gesagt, dem eigenen Denken bleibt viš z u t a n fibrig.

F. St~FFERT, Dahlem.

O Dit Medizin der Gegenwart in 8elbstdarstellungem Bd. 3: HEMMETER, KORANYI, LORENZ, PAYR, PETR]~N, REHN, TENDELOO. H r s g . von L. R. GROTE. VlI , 35 S. Leipzig: Eelix Meiner 1924. Geb. io Goldmark.

Ber- dri t te Band der Groteschen Samnflung ist schon durch d i t Auswahl d• Personen besonde�9 inter› Wieder bestat igt sich, dal3 der Gedanke der Selbstbiographie sehr OEruchtbar is~:; was der Aut0r-schiMert und was er verschweigt, wie er selbst seiiie Entwicklung aufIal3t, kennzeichnet die Pers6nlichkeit a n f - d a s deutlichste. Ein Leben wie das �9 mit seiner Vereirdgung von Deutschtum und Amerikanertnm, Klinik, Spezialitgt und allgemein biologischer Arbe i t ist h0chst anziehend; anch der V?erde, gang eines TE�9 ist eigenartig; dag LOR~>~Z Zur Orthopgdie kam, ~eil eine Neigung ZU Ekzem ihn zum Chirtlrgen nntang!ich machte, ist anch › merkwflrdige Schicksalsffigung. Man kann hoffen, daB dit Sammtnng For tse tzung Iind�99 und ebensovieI interessante Einblicke gew~ih™ wird. I-IlS, Berlin. O Vom Wesen der Musik. Psyehologische Studi› von K. SINGER, (Kleine Schriftefl znr Seelenforschung. Hrsg. von A. t (RONFELD, H.7) . 45 S. Stu~tgart: Jutius Pf i t tmann I924. o,95 Goldmark.

SINa~R i s t philosophisch angelegter NerveflaTrs ausflbender un d .dirigierender. Mnsiker von anerkannten Eghigkeiten, Er h a t also wie wenige den Bert�9 fiber das Wesen der Musik sich auszu~ sprecherL Das Bfichlein "is~™ denn auch: v¦ anreger/der Gedanken,s mit glt~cklichen Beispielen reichlich belegt und es ist ein Vefgnfigen 2 dem Antor au iolgen, auch wo man ihm nicht beist immt. Der

I I 7