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Die Kryosphäre: Schnee, Vergletscherung, Meereis und deren Einfluß auf das Klima Seminar „Wetter und Klima“ – Wintersemester 2012/2013 Michael Reinwald 20. Dezember 2012

Die Kryosphäre - Physik · In dieser Struktur ist jedes Sauerstoffatom tetraedrisch von jeweils vier anderen O‐Atomen umgeben. Hexagonales Eis wird mit Eis bezeichnet

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Die Kryosphäre: 

Schnee, Vergletscherung, Meereis und deren Einfluß auf das Klima 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seminar „Wetter und Klima“ – Wintersemester 2012/2013 

Michael Reinwald 

20. Dezember 2012 

 

 

 

 

 

1  Einleitung  

Inhalt  

1  Einleitung ................................................................................................................................................2 

1.1  Definition der Kryosphäre ..............................................................................................................2 

1.2  Die Kryosphäre auf der Erde...........................................................................................................2 

1.3  Komponenten der Kryosphäre .......................................................................................................3 

1.4  Einflussdauer der Komponenten....................................................................................................3 

1.5  Entstehung von Eis und Schnee......................................................................................................5 

1.5.1  Eis ...........................................................................................................................................5 

1.5.2  Schnee ....................................................................................................................................5 

2  Schnee.....................................................................................................................................................6 

2.1  Klimabeeinflussung des Schnees ....................................................................................................7 

2.2  Veränderungen und Prognosen......................................................................................................9 

3  Meereis .................................................................................................................................................11 

3.1  Unterschiede zwischen Arktis und Antarktis ................................................................................12 

3.2  Klimabeeinflussung des Meereises ..............................................................................................13 

3.3  Veränderungen des Meereises.....................................................................................................16 

3.3.1  Nordhalbkugel......................................................................................................................16 

3.3.2  Südhalbkugel ........................................................................................................................17 

3.4  Prognosen.....................................................................................................................................18 

4  Gletscher ...............................................................................................................................................18 

4.1  Akkumulation und Metamorphose ..............................................................................................19 

4.2  Ablation ........................................................................................................................................19 

4.3  Massenhaushalt............................................................................................................................20 

4.4  Schichten eines Gletschers ...........................................................................................................21 

4.5  Gletschertypen .............................................................................................................................22 

4.6  Klimabeeinflussung der Gletscher ................................................................................................24 

4.7  Prognosen.....................................................................................................................................28 

5  Literaturverzeichnis ..............................................................................................................................29 

 

Inhalt 

2  Einleitung  

1 Einleitung 

 Abbildung 1: Übersicht der Kryosphäre 

1.1 Definition der Kryosphäre Die  Kryosphäre  (von  altgriechisch  κρύος  (cryos),  "kalt"  oder  "Eis")  bezeichnet  den  Teil  der 

Erdoberfläche auf dem Wasser in fester Form vorkommt. Dazu gehören  

• Meereis 

• See‐ und Flußeis 

• Schnee 

• Gletscher 

• Eiskappen und –schilde 

• Permafrostböden.  

Ungefähr 100 Nationen sind teilweise bedeckt durch kryosphärische Komponenten. 

1.2 Die Kryosphäre auf der Erde 

 Abbildung 2: Lage der Planeten im Phasendiagramm von Wasser 

 

3  Einleitung  

Der Grund warum speziell auf der Erde die Kryosphäre eine große Rolle spielt  ist bekannt: Auf der 

Erde kann Wasser in allen drei Aggregatszuständen vorkommen, oder können sich Phasenübergänge 

zwischen  den  Zuständen,  durch  ideale  Druck‐  und  Temperaturbereiche,  vollziehen.  Auf  keinem 

Planeten unseres Sonnensystems ist dies sonst möglich. 

 

1.3 Komponenten der Kryosphäre  

 Abbildung 3: Fläche, Volumen und Meeresspiegeläquivalent der Komponenten 

Die  Kryosphäre  an  Land  beinhaltet  75%  des  Trinkwassers  auf  der  Welt.  Das  gespeicherte 

Wasservolumen  Grönlands  und  der  Eisschilde  der  Antarktis  ist  äquivalent  zu  einem  Anstieg  des 

Meeresspiegels  von  7 Metern  bzw.  57 Metern.Immer wieder  hat man  in  jüngster  Vergangenheit 

herausgefunden, dass Veränderungen der Eismasse zu Veränderungen des Meeresspiegels  führten. 

Auf  regionaler  Basis  spielen  vor  allem  Gletscher  und  Eiskappen  eine  wichtige  Rolle  für  die 

Verfügbarkeit von Trinkwasser.Insgesamt sind  im Moment 10% der Oberflächeder Erde permanent 

mit Eis bedeckt, wobei nur ein Bruchteil davon Eiskappen oder Gletscher außerhalb Grönlands oder 

der Antarktis sind.  

1.4 Einflussdauer der Komponenten Veränderungen  der  verschiedenen  Komponenten  der  Kryosphäre  geschehen  auch  in 

unterschiedlichen  Zeitfenstern,  je  nach  dynamischen  und  thermodynamischen  Eigenschaften.So 

leisten  sämtliche  Komponenten  ihren  Beitrag  zu  Kurzzeit‐Klimaveränderungen,  Permafrostböden, 

Eiskappen und –schilde jedoch auch zuVeränderungen auf langer Sicht, inklusive Eiszeiten.  

4  Einleitung  

 Abbildung 4: Komponenten und Verweilzeit von Wasser eben dort 

 

Die Einflüsse der Kryosphäre auf das globale Klima der Erde lassen sich in drei Bereiche aufteilen: 

• Die Wirkung von Eis und Schnee auf die Strahlungsbilanz der Erde 

• Der Massen‐ bzw. Wasseraustausch der Pole mit dem Rest der Erde 

• Die Energiebilanz – hauptsächlich durch Wärmeübertragung 

 

Abbildung  5  stellt  eine  kleine  Zusammenfassung  dar,  in  wieweit  diese  Einflüsse  miteinander 

wechselwirken und welche Komponenten dabei eine Rolle spielen. 

 Abbildung 5: Wechselwirkung der Kryosphäre im Klimasystem Erde 

5  Einleitung  

 

1.5 Entstehung von Eis und Schnee 

1.5.1 Eis

Eis kristallisiert in der Natur hexagonal (Gitterparameter: a = 6,27 Å und c = 5,97 Å). Dabei schließen 

sich  jeweils  sechs Wassermoleküle  über Wasserstoffbrückenbindungen  zu  einem  Ring  zusammen. 

Jedes Molekül  ist wiederrum  Teil  von  zwei  benachbarten  Ringen. Die  hexagonale  Symmetrie  der 

Kristallstruktur spiegelt sich in der makroskopischen Gestalt der Eiskristalle wider. In dieser Struktur 

ist jedes Sauerstoffatom tetraedrisch von jeweils vier anderen O‐Atomen umgeben. 

Hexagonales Eis wird mit Eis   bezeichnet. Seine Dichte liegt bei etwa 0,92 g/cm3 (0 °C), womit es – 

im Gegensatz zu den meisten anderen Stoffen – leichter als im flüssigen Zustand ist. 

Unter −22 °C und über 207,5 MPa bilden sich  jedoch noch andere, zum Beispiel kubische Eisformen 

aus, etwa das metastabile,  kubische  Eis    in welchem die  Sauerstoffatome eine Diamantstruktur 

aufweisen. Bisher  sind 16  kristalline und 5 amorphe Modifikationen bekannt  (Stand  Januar 2010). 

Letztere sind Formen ohne Kristallstruktur. 

Abbildung 6: Phasendiagramm und schematische Struktur von Eis 

1.5.2 Schnee

Schnee ist im Endeffekt natürlich Eis, nur die Entstehung geht anders von statten. 

6  Schnee  

Schnee  entsteht,  wenn  sich  in  den  Wolken  feinste  Tröpfchen  unterkühlten  Wassers  an 

Kristallisationskeimen (zum Beispiel Staubteilchen) anlagern und dort gefrieren.  

Dieser Prozess setzt  jedoch erst bei Temperaturen unter  ‐12  °C ein, wobei Wasser  in Abwesenheit 

von  Kristallisationsansätzen  bei  bis  zu    ‐40  °C  flüssig  bleiben  kann.  Die  dabei  entstehenden 

Eiskristalle, weniger als 0,1 mm groß, fallen durch zunehmendes Gewicht nach unten und wachsen 

durch  den Unterschied  des Dampfdrucks  zwischen  Eis  und  unterkühltem Wasser weiter  an. Auch 

resublimiert der in der Luft enthaltene Wasserdampf, geht also direkt in Eis über und trägt damit zum 

Kristallwachstum bei.  Es bilden sich die bekannten sechseckigen Formen aus.  

Wegen  der  besonderen  Struktur  der Wassermoleküle  sind  dabei  nur Winkel  von  60°  bzw.  120° 

möglich. Die unterschiedlichen Stammformen der Schneekristalle hängen von der Temperatur ab  ‐ 

bei  tieferen  Temperaturen  bilden  sich  Plättchen  oder  Prismen  aus,  bei  höheren  Temperaturen 

sechsarmige Dendriten (Sterne). Auch die Luftfeuchtigkeit beeinflusst das Kristallwachstum.  

 

Im  Folgenden werden nun die Komponenten  „Schnee“,  „Meereis“ und  „Gletscher“der Kryosphäre 

erläutert und deren Veränderungen und Prognosen aufgezeigt.  

2 Schnee 

 Abbildung 7: Übersicht der Schneeverteilung auf der Erde 

 

Nach den Permafrostböden ist Schnee die zweitgrößte Komponente der Cryosphäre. Mit maximal 47 

Millionen  km²  Schneebedeckung  befinden  sich  allerdings  98%  dieser  Fläche  auf  der  nördlichen 

Halbkugel. Dies entspricht ungefähr der Hälfte der Fläche dieser Halbkugel. Diese Größe  schwankt 

enorm  zwischen  den  unterschiedlichen  Jahreszeiten.  Sind  die  oben  genannten Werte  im  Februar 

7  Schnee  

registriert worden, so sinkt die Schneefläche gegen Ende August auf 1 Million km². Auch das Wetter 

kann, z.B. durch ein Tiefdruckgebiet, die Schneefläche um 1 Million km² erhöhen. 

2.1 Klimabeeinflussung des Schnees  

Warum so eine Schneedecke das Klima sehr stark beeinflussen kann hat mehrere Gründe: 

• Durch das Reflektionsvermögen der Sonnenstrahlung, den sogenannten Albedowert, spielt 

der Schnee eine wichtige Rolle in der Strahlungsbilanz der Erde.  

 

Einschub: Die Albedo (lateinisch albedo = „Weißheit“; v. lat. albus = „weiß“)  ist ein Maß für 

dasRückstrahlvermögen  von  diffus  reflektierenden,  also  nicht  selbst  leuchtenden 

Oberflächen.Sie  wird  bestimmt  durch  den  Quotienten  aus  reflektierter  zu  einfallender 

Lichtmenge  und  liegt  zwischen  0 und 1.  Ein  Rückstrahlvermögen  von Null  entspricht  einer 

vollständigen Absorption und von Eins einer vollständigen Reflexion des einfallenden Lichts. 

 

 

 

 

Schnee  reflektiert  den  größten  Teil  an  kurzwelliger  Strahlung  und  eine  vollständige 

Schneebedeckung verhält  sich  fast  so wie ein  schwarzer Körper. So besitzt  frischer Schnee 

bedeckt von einer Eisschicht eine Albedo von 0,9. Nasser Schnee besitzt einen Wert von 0,5‐

Abbildung 8: Erklärung des Begriffs "Albedo"

8  Schnee  

0,6  und  poröser,  dreckiger  Schnee  0,3‐0,4.    Im  Vergleich  dazu  absorbieren  Wasser  und 

aufgetaute  Böden  80‐90%  der  Strahlung  und  heizen  sich  somit  auf  –  was  wiederum  die 

Luftschichten darüber erwärmt, die globale Temperatur steigen lässt und somit der Grund für 

weiteres Schmelzen von Schnee‐ und Eismassen ist. Nach den Begriffen der Regelungstechnik 

handelt es sich um eine „Positive Rückkopplung“, die die wirkende Ursache weiter verstärkt. 

Solche  Systeme  können  jedoch  schnell  instabil  und  nichtlinear  werden,  was  eine 

Simulationdieser Albedo‐Rückkopplung erschwert. 

Daher  ist die Schneebedeckung  für den enormenUnterschied des Rückstrahlvermögens der 

Landmassen zwischen Sommer und Winterverantwortlich.  

 

• Ein weiterer  Einflußfaktor  ist  die  Schmelzwärme. Würde  bei Absenz  der  Schneedecke  die 

Sonnenstrahlung  eine  Erwärmung  des  Bodens  bewirken,  so wird  ein Großteil  der  Energie 

zuerst für das Schmelzen des Schnees aufgebracht, der sich aber dadurch nicht erwärmt. Die 

Schneedecke fungiert also als starke Energiesenke. Da eine solche Schneedecke auch ein sehr 

guter  Isolator  ist,  kommt  hinzu,  dass  ein  gefrorener  Boden  unter  einer  Schneedecke  in 

wärmeren Phasen vor dem Auftauen bewahrt wird.  

 

• Zum  Anderen  spielt  die  Schneedecke  eine wichtige  Rolle  beim  Feuchtigkeitshaushalt  der 

bodennahen Luftschichten. So mindert sie sowohl den Austausch von Wärme, als auch von 

Feuchtigkeit  zwischen  Atmosphäre  und  den  oberen  Bodenschichten.  Desweiteren  kann 

regionales Klima dadurch beeinflusst werden, dass die Schneedecke Niederschlagswasser am 

Abfließen hindert.  

 Abbildung 9: Energiebilanz einer Schneedecke 

9  Schnee  

 Abbildung 10: Energiegleichung einer Schneedecke 

 

2.2 Veränderungen und Prognosen  

Schneeansammlung  und  –schmelze  sind  überwiegend  der  Luft‐  und  Bodentemperatur  und  dem 

Niederschlagverschuldet.  So wird durch den Niederschlag die Gesamtmenge an Schnee  festgelegt, 

doch die Lufttemperatur entscheidet ob es eher zu Regen‐ oder zu Schneefall kommt und wie schnell 

der  Schnee  schmilzt.  Der  globale  Aufwärtstrend  der  Temperaturen  beeinflusst  somit  die 

Schneebedeckung.  So  zeigen  Daten  von  Satellitenaufnahmen,  aufgenommen  zwischen  1966  und 

2005, dass der Durchschnitt der monatlichen  Schneebedeckung  in der nördlichen Hemisphäre mit 

einer Rate von 1.3% pro Dekade sinkt.  

So  liegt die durchschnittliche Schneebedeckung  im  Jahr 2006 bei 24,9 Millionen km² und somit 0,6 

Million km² geringer als der Durchschnitt der 37 Jahre zuvor. 

In der nördlichen Hemisphäre –  für die wissenschaftlichen Untersuchungen am  interessantesten – 

erkennt  man  für  jeden  Monat,  außer  November  und  Dezember,  einen  Abwärtstrend  für  die 

Schneedecke,  wobei  der  größte  Unterschied  zwischen  Mai  und  August  besteht.  Auswertungen 

ergeben  ein Rückgang  von  7.5±3.5%  der  schneebedeckte  Fläche  im März  und April  von  1922  bis 

2005. 

 Abbildung 11: Schneebedeckung der nördlichen Hemisphäre 

10  Schnee  

 Abbildung 12: Jährliche Anomalien der Schneebedeckung 

 

Neben  den  schon  bestehenden  Einflüssen  des  Schnees  spielt  eine  Veränderung  der  Schneefläche 

auch eine ökologische und ökonomische Rolle.  

So  fand man heraus dass das Abtauen  großer  Schneeflächen der Hauptgrund  für den drastischen 

Rückgang der Population der „Peary‐Karibus“ Rentiere verantwortlich ist. 

 

 Abbildung 13: Populationsrückgang der Rentiere "Peary‐Karibus" 

 

Ebenso negativ beeinflusst durch die Veränderungen des Schnees  ist die Tourismus‐Branche die  in 

alpinen  Ländern  speziell  auf  den  Wintersport  ausgerichtet  ist  und  bei  weiterer 

Erwärmungunternatürlichen Bedingungen nicht mehr über genügend Schnee verfügen wird. 

11  Meereis  

 Abbildung 14: Skiresorts mit genügend natürlichem Schneevorkommen 

3 Meereis 

 Abbildung 15: Überblick der Meereisverteilung auf der Erde 

 

Meereis  –  eine  einige  Dezimeter  bis Meter  dicke  Eisschicht  ‐  entsteht  durch  das  Gefrieren  von 

Meerwasser, was  es  von  einigen  anderen  Komponenten  der  Kryosphäre  unterscheidet,  die meist 

durch Niederschlag entstehen. Ein Abschmelzen des Meereises führt natürlich somit nicht zu einem 

Anstieg  des Meeresspiegels. Mit  einem mittleren  Salzgehalt  von  35‰  liegt  der  Gefrierpunkt  des 

Wasser  bei  ‐1,8°C  und  der  Prozess  der  Entstehung  ist  ein  deutlich  langsamerer  Prozess  als  bei 

12  Meereis  

anderen Eisarten.    Im  Jahresdurchschnitt sind 25 Millionen km² auf der Erde mit Meereis bedeckt, 

das entspricht einem Anteil von 7% der Oberfläche der gesamten Weltmeere. 

 

 Abbildung 16: Meereis in der Antarktis 

 

3.1 Unterschiede zwischen Arktis und Antarktis  

Schwankungen  variieren  zwischen  Arktis  und  Antarktis  aufgrund  von  den  grundlegenden 

geographischen Unterschieden der beiden Regionen.In der Arktis varriiert die Ausdehnung der Fläche 

an  Meereis  zwischen  8±1  Millionen  km²    und  16±2  Millionen  km²,  aufgrund  des  größeren, 

dauerhaften  Bestands.  In  der  Antarktis  ist  diese  Variation  zwischen  3  Millionen  km²  und  18±1 

Millionen km² um einiges höher.  

Die  Bewegung  des  Eises  wird  in  der  Arktis  durch  die  umgebenden  Länder  stark  eingeschränkt, 

weshalb  die  Eisdecke merklich  dicker  ist  (2‐3m)  als  in  der Antarktis  (1‐2m). Der Ausdehnung  des 

Meereises  in der Antarktis steht nichts entgegen, weshalb die Dicke  relativ gering bleibt, sich aber 

weiter ausbreiten kann.  

Die  räumliche  Ausdehnung  des  Meereises  zeigt  weitere  Unterschiede  auf.  Findet  diese  in  der 

Antarktis beinahe kreisförmig statt, so erkennt man  in der Arktis wesentliche Ungleichmäßigkeiten, 

die Strömungen und Winden geschuldet sind. Warme Strömungen die vom Atlantik Richtung Norden 

strömen  verhindern  dort  eine  weitere  Ausbreitung  des  Meereises  –  Im  Gegenzug  sorgen  kalte 

Landflächen an der kanadischen und russischen Küste für eine bevorzugte Ausbreitung.  

13  Meereis  

 Abbildung 17: Saisonale Schwankungen des Meereises in Arktis und Antarktis 

 

3.2 Klimabeeinflussung des Meereises  

Natürlich spielt Meereis auch für das globale Klimasystem eine wichtige Rolle. Hier  lassen sich zwei 

wichtige Punkte genauer beleuchten: 

• Der behandelte positive Rückkopplungseffekt spielt natürlich auch bei Meereis eine wichtige 

Rolle  im  Strahlungshaushalt  der  Erde. Wie  in  nachfolgender  Abbildung  gezeigt,  wird  der 

Albedowert durch eine Schneedecke auf der Eisschicht noch zusätzlich verstärkt. Dies ist z.B. 

in der Antarktis fast ausschließlich der Fall.Da der Einfallswinkel der Sonnenstrahlung an den 

Polen  eh  schon  sehr  flach  ist  und  das meiste  der  einfallenden  Strahlung  somit  reflektiert 

wird, hat ein Schmelzen des Eises eine enorme Erhöhung der Absorption der einfallenden 

Strahlung durch das Meerwasser zur Folge.  

14  Meereis  

 Abbildung 18: Veranschaulichung unterschiedlicher Albedowerte 

 

• Meereis leistet einen enormen Beitrag zum Wärmeaustausch zwischen Luft und Wasser und 

beeinflußt außerdem die thermohaline Zirkulation. 

Bei Entstehung von Meereis führt das Abkühlen und Gefrieren des Oberflächenwassers durch 

die Umgebungsluft zu einem Anstieg des Salzgehalts und somit der Dichte des verbleibenden 

Wassers (das Wasser ist „thermohalin“!) Dieses schwerere Wasser sinkt ab und wird Teil der 

thermohalinen Zirkulation.  

 Abbildung 19: Thermohaline Zirkulation der Ozeane 

 

Desweiteren gibt es inmitten von Meereis dünn mit Eis bedeckte bzw. eisfreie Flächen, sog. Polynjas, 

die ebenso eine große Rolle im Wärmeaustausch zwischen Luft und Wasser spielen.  

Diese meist elliptischen oder  runden Flächen, mit manchmal Größen von bis zu mehreren  tausend 

Quadratkilometern, werden in küstennahe und küstenferne Polynjas unterteilt.  

• Küstennahe Polynjas entstehen dadurch, dass Packeis von der Küste weggeweht wird und 

sich große eisfreie Flächen bilden  in denen ständig neues Meereis entsteht, da es dort kalt 

15  Meereis  

genug ist. Diese „Meereis‐Fabriken“, meist direkt am Rand der Küste oder am Rand von fest 

verankertem Eis gelegen, werden auch  „Latent‐Heat‐Polnyjas“ genannt, da der größte Teil 

des Wärmeflusses vom Wasser/Eis in die Luft in diesem Fall aus latenter Wärme besteht, das 

bei der Phasenumwandlung von Oberflächenwasser zu Eis entsteht. 

 Abbildung 20: Küstennahe Polynjas 

• Küstenferne  Polynjas  entstehen  durch  wärmeres Wasser,  das  durch  Strömungen  an  die 

Oberfläche kommt und dort auf einer gewissen Fläche das Eis zum Schmelzen bringt. Dieser 

Austausch  findet  überwiegend  durch  fühlbare  Wärme,  aufgrund  des 

Temperaturunterschieds  zwischen  Wasser  und  Luft,  statt.  Daher  auch  die  Bezeichnung 

„Sensible‐Heat‐Polynjas“. 

 

 Abbildung 21: Verschieden Arten von Polynjas und deren Entstehungsmechanismen 

 

Beide Polynja‐Arten sind vermutlich  für 50% des gesamten Wärmeflusses zwischen Polarmeer und 

Polarluft verantwortlich.  

16  Meereis  

Auch  regionale Wetterphänomene  gehören  zu  den  Folgen  solcher  eisfreien  Zonen,  da  die  sonst 

trockene  Atmosphäre  an  den  Polen mit  Feuchtigkeit  angereichert  wird.  So  zum  Beispiel,  wie  in 

Abbildung 22erkennbar, der „Arktische Seerauch“ – Nebel, der durch verdunstendes Wasser in kalter 

Polarluft entsteht.  

 Abbildung 22: Arktischer Seerauch 

 

Um  Aussagen  über  die  Entwicklung  des Meereises  treffen  zu  können  benötigt man  zuverlässige, 

großflächige  Daten  über  das  Eis.  Solche  Daten  stehen  erst  seit  den  70ern mit  der  Erfindung  der 

Mikrowellenradiometrie zur Verfügung.  

Wie nachfolgend ersichtlich wird, weichen die Entwicklungen des Meereises  in Arktis und Antarktis 

stark voneinander ab, weshalb sie hier auch getrennt behandelt werden sollen. 

3.3 Veränderungen des Meereises 

3.3.1 Nordhalbkugel

Abgesehen  von  Jahr‐zu‐Jahr  Schwankungen  weist  die  Meereisbedeckung  der  Arktis  erhebliche 

Rückgänge  sowohl  für  die  maximalen  als  auch  die  minimalen  Ausdehnungen  auf.  So  ging  die 

Ausdehnung seit 1979 im März um 2.5%, im September um 8.9%, pro Dekade zurück. 

 Abbildung 23: Eisflächenanomalien und Veränderungen der Arktis 

17  Meereis  

 Abbildung 24: Regionale Veränderungen des arktischen Meereises pro Dekade 

 

Um Veränderungen des Meereises festzustellen bedarf es der Betrachtung einer weiterer Eigenschaft 

– der Eisdicke. Die Untersuchungen  in diesem Bereich stellen sich zwar als deutlich schwieriger dar, 

dennoch  konnten  zwischen  1950  und  1990  unregelmäßige  Sonarbeobachtungen  von 

Unterseebooten aufgezeichnet werden. Aus diesen konnte man ableiten, dass  in einigen Regionen 

die  Eisdicke  sich  um  40%  ‐  von  3,1m  auf  1,8m  –  verringerte. Diese  Zahl wurde  aber  in  späteren 

Studien etwas nach unten korrigiert. 

3.3.2 Südhalbkugel

Im Vergleich zur Arktis deutet sich  in der Antarktis ein  leichter Anstieg der  jährlichen Meereisfläche 

zwischen 1979‐2005. an. Dieser ist jedoch mit 1,2% nicht ausschlaggebend und zeigt keinen Trend. 

 Abbildung 25: Regionale Veränderungen des antarktischen Meereises pro Dekade 

 

Diese Veränderung widerspricht aber nicht den Theorien zur Klimaerwärmung. Die Stagnation bzw. 

Zunahme des Meereises in der Antarktis lässt sich durch mehrere Ursachen erklären.  

Die  Durchmischung  des  südlichen  Polarmeeres  ist  wesentlich  größer,  d.h.  an  der  Oberfläche 

erwärmtes Wasser vermischt sich schneller mit kühlerem Wasser, so dass ein Schmelzen des Eises an 

der Oberfläche verlangsamt wird.  

Desweiteren  hat  die  Zunahme  von  Treibhausgasen  und  die  Abnahme  der  Ozonschicht  zu  einer 

Verstärkung der Winde rund um den Südpol geführt, was weiteres Eiswachstum förderte. 

 Auch die Albedo‐Rückkopplung fällt hier nicht sehr stark  ins Gewicht, da die Einstrahlung aufgrund 

des Winkels eine sehr geringe Intensität besitzt.  

18  Gletscher  

3.4 Prognosen Die prognostizierte  Entwicklung des Meereises  sieht  einen Rückgang  von durchschnittlich 25% bis 

zum Jahr 2100 vor. Wobei dieser im Winter in der Arktis nur 15% betragen wird, im Sommer jedoch 

eine nahezu eisfreie Arktis existieren wird. 

 Abbildung 26: Prgognostizierte Veränderungen der Meereiskonzentration 

4 Gletscher 

 Abbildung 27: Übersicht der Gletscherverteilung auf der Erde 

 

19  Gletscher  

Ein Gletscher ist eine aus Schnee hervorgegangene Eismasse mit einem klar definiertenEinzugsgebiet, 

die sich aufgrund von Hangneigung, Struktur des Eises, Temperatur und der aus der Masse des Eises 

und den anderen Faktoren hervorgehenden Schubspannungeigenständig bewegt. 

Gletscher benötigen eine Reihe von entscheidenden Faktoren zu ihrer Entstehung. 

 So ist eine langfristig ausreichend niedrige Temperatur nötig, damit es zu Schneefall kommt. 

Die  Höhenlinie,  ab  der  im  langjährigen  Mittel  mehr  Schnee  fällt  als  dort  abtauen  kann,ist  die 

klimatische Schneegrenze. Diese kann bedingt durch Beschattung oderexponierte Sonnenlagen (z. B. 

Südhang  in  einem Gebirge der Nordhalbkugel)  lokal ummehrere hundert Meter  vom  eigentlichen 

Mittelwert der Region abweichen. Man  sprichtin diesem Fall von der orografischen Schneegrenze. 

Nur  oberhalb  dieser Grenzlinienkann  bei  geeignetem  Relief  auf Dauer  so  viel  Schnee  fallen,  dass 

dieser eineMetamorphose durchlaufen kann. 

4.1 Akkumulation und Metamorphose  

Der Prozess der Ansammlung von Schneemassen wird Akkumulation genannt, und infolgedessen der 

Entstehungsbereich eines Gletschers auch Akkumulationsgebiet (Nährgebiet).  

Reicht  die  Schneemächtigkeit  aus,  dass  durch  die  Auflast  der  oberen  dietieferen  Schichten 

zusammengepresst werden, beginnt die Metamorphose des Schneeshin zu Gletschereis. Dabei wird 

durch den  in der Tiefe  immer höher werdenden Druckdie  im Neuschnee noch 90 % des Volumens 

ausmachende, in Hohlräumeneingeschlossene Luft herausgepresst. 

 In Gletschereis kann somit der Luftanteil bis aufetwa 2% sinken. Eis mit einem so geringen Luftanteil 

besitzt meist eine bläuliche, seltener auch leicht grünliche Farbe. 

Höhere  Temperaturen  beeinflussen  die  Metamorphose  positiv  auf  zweierlei  Wegen.  Zum  einen 

bilden  sich  in wärmeren  (temperierten) Gletschern  in der Regel  kleinere Eiskristalle, wodurch hier 

und auch in den Vorstufen des Eises wie Firn und granularemEis eine leichtere Bewegung möglich ist, 

bei der leichter Luft freigesetzt werden kann. 

Darüber  hinaus  kann  auch  oberflächliches Material  aufschmelzen  und  erneut  gefrieren,ohne  den 

Gletscher  zu  verlassen.  So  kann  zumindest  in  kleineren  Mengen  sogar  imTageszyklus  eine 

Metamorphose  von  Schnee  zu  Eis  stattfinden  ohne  die  bei  derDruckmetamorphose  üblichen 

Zwischenstufen. 

4.2 Ablation  

Schmelzwasser kann oberflächlich oder unter dem Gletscher  (subglazial) diesen verlassen und wird 

so dem Massenhaushalt des Gletschers entzogen.  

20  Gletscher  

Subglaziale  Schmelzwässer  treten  meist  aus  einer  als  Gletschertor  bezeichneten  Öffnung  in  der 

Gletscherzunge  aus,die  sich  im  sog.  Zehrgebietbefindet,  dem  Gegenstück  zum  Nährgebiet  über 

derGleichgewichtslinie.  Ist ein solcher Abfluss versperrt bzw. tritt nicht auf, entsteht ein unter dem 

Eis befindlicher, verborgener Gletschersee, die sog. Wassertasche. 

Insbesondere polare Gletscher  verlieren  auch  an Masse durch den Prozess derSublimation, wobei 

Wasser direkt vom festen in den gasförmigen Aggregatszustandübergeht. 

Manche Gletscher werden darüber hinaus durch das Relief zur Ablation gezwungen. Dies ist der Fall, 

wenn  beispielsweise  ein  Gebirgsgletscher  an  eine  steile  Felskante wächst  und  dann Material  als 

Eissturz diese Steilkante herabfällt, oder eine Inlandeismasse bis an eine Küste heranwächst und sich 

dort kein Eisschelf ausbildenkann,  sondern der Gletscher hier  zum Abkalben gezwungen  ist. Dabei 

brechen  Teile  desEises  heraus  und  können  daraufhin  als  Eisberge  über  das  Meer  treiben. 

Tafeleisbergeentstehen,  wenn  Teile  eines  Eisschelfs  herausbrechen,  welches  aufgrund 

seinerschwimmenden Ausgangslage eine sehr ebene Ober‐ und Unterfläche ausgebildet hat. 

 Abbildung 28: Gletschertor mit abfliessendem Schmelzwasser 

4.3 Massenhaushalt  

Die Massenbilanz  Beines  Gletschers  setzt  sich  zusammen  aus  dem Massengewinn  durch 

Akkumulation  C  und  dem Massenverlust  durch Ablation A  in  kg. Nach Division  durch  die 

Dichte des Wassers kann die spezifische Bilanz als Wasseräquivalent ausgedrückt werden (in 

mm Wassersäule): 

21  Gletscher  

 Abbildung 29: Massebilanz einer Schneedecke oder eines Gletschers 

 

4.4 Schichten eines Gletschers  

• Trockenschnee  Zone(Dry‐snow  zone):  Auch  während  der  Sommermonate  schmilzt  kein 

Schnee  ab.  Die  einzigen  Trockenschnee‐Zonen  sind  im  InnenbereichGrönlands  und  der 

Antarktis  sowie  in  Gipfelnähe  der  höchsten  Gebirge  in  Alaska,Yukon  und  Zentralasien  zu 

finden. 

• Filtrationszone(Percolation zone): (Schmelz)wasser kann bei Temperaturen unter 0 °C bis zu 

einer  gewissen  Tiefe  einsickern.  Das Wiedergefrieren  vonSchmelzwasser  hat  den  größten 

Anteil an der Erwärmung des Schnees. (1 ggefrierendes Wasser erwärmt 160 g Schnee um 1 

°C) 

• Nasschnee  Zone(Wet‐snow  zone):  Hier  kann  (Schmelz)wasser  auch  in  Schichtenaus 

vergangenen Jahren einsickern. 

• Lagerzone(Superimposed  Ice  zone):  In  niedrigeren  Höhen  wird  sovielSchmelzwasser 

produziert, dass die Eisschichten  in eine kontinuierliche Eismasseübergehen. Die Lagerzone 

ist  die  Grenzlinie  zwischen  Firn  und  Eis  auf  derGletscheroberfläche  zum  Ende  der 

Schmelzsaison. 

• Abbauzone(Ablation  area):  Unterhalb  der  Gleichgewichtslinie  beginnt  die  Abbauzone. 

Hierfindet über das ganze Jahr hinweg gesehen einNettomassenverlust statt. 

 

22  Gletscher  

 Abbildung 30: Verschiedene Schichten eines Gletschers 

 

4.5 Gletschertypen  

Je nach Entwicklungsstadium und Entstehungsweise unterscheidet man verschiedeneGletschertypen: 

• Auslassgletscher: Bilden sich am Rand von Eiskappen oder Eisschilden, wenn das Eis durch 

relativ schmale Auslässe  fließen muss, die vom Relief vorgegebensind. Meist haben sie die 

Form von Talgletschern, manchmal auch vonVorlandgletschern. 

• Eisstromnetz:  Wachsen  Talgletscher  so  stark  an,  dass  das  Gletschereis  dieTalscheiden 

überfließen  kann,  spricht man  von einem Eisstromnetz. Die Bewegungdes Eises wird aber 

dennoch vor allem vom vorhandenen Relief gesteuert. DieGletscher der Alpen erzeugten auf 

dem  Höhepunkt  der  letzten  Vereisung  einsolches  Netz.  Heute  findet  man  solche 

Eisstromnetze  noch  zum  Beispiel  inFranz‐Joseph‐Land  (Nordpolarmeer),  Spitzbergen  oder 

Alaska. 

• Hanggletscher: Meist  vergleichsweise  kleine  Eisansammlung  an  einem  Berghang,die  ohne 

deutliche  Zungenbildung  enden  oder  über  eine  Wandstufe  abbrechen(„Eisbalkon“).  Ein 

Extremfall  ist der Hängegletscher.Hängegletscher sind Gletscher, die an steilen Felswänden 

mit  über  40° Neigung„hängen“. Oft  haben  sie  kein  Zehrgebiet,  da  die  Zungen  durch  das 

eigene  Gewichtabbrechen  oder  in  einem  tiefergelegenen Hang‐  oder  Talgletscher  enden. 

IhrNährgebiet wird meist von großen Firnrinnen, Eiskappen oder Hanggletscherngebildet. 

• Kargletscher:  Eismassen  geringer Größe,  die  sich  sonnengeschützt  in  einerMulde,  dem  so 

genannten Kar, befinden. Kargletscher besitzen keine deutlichausgebildete Gletscherzunge. 

Oft  sind  sie  Hängegletscher.  Durch  die  geschützteMulde  können  sie  tiefer  auftreten  als 

Talgletscher. 

23  Gletscher  

• Lawinengletscher: Gletscher, die unterhalb der Schneegrenze  liegen und daherkein eigenes 

Nährgebiet  haben.  Sie  liegen meist  im  Schutz  großersonnenabgewandter  Bergwände  und 

werden  von  abgelagertem  Lawinenschneegespeist.  Daher  können  sie  noch  sehr  weit 

unterhalb der Schneegrenze auftreten.Obwohl sie nicht sehr groß werden, zeigen sie je nach 

Verhältnissen alle typischenGletschermerkmale wie Eisbewegung und Gletscherspalten. Der 

am  tiefstengelegene  Gletscher  Mitteleuropas  ist  die  Eiskapelle  am  Fuß  derWatzmann‐

Ostwand, ca. 950 m Höhe. Sie ist ein typischer Lawinengletscher. 

• Piedmontgletscher  oder Vorlandgletscher: Bilden  sich  in Bergkettenvorgelagerten  Ebenen. 

Eismassen,  die  sich  aus  den  Tälern  des  Gebirgesvorschieben,  breiten  sich  ringförmig 

beziehungsweise  fächerförmig  imvorgelagerten Flachland aus. Der größte Gletscher dieser 

Art ist derMalaspinagletscher in Alaska. 

• Plateaugletscher oder Eiskappe: Ein kleines  Inlandeis, begrenzt aufHochplateaus  (Beispiele: 

der Vatnajökull auf  Island, oder der  Jostedalsbreen  inSkandinavien) oder „im Kleinformat“ 

auf  die  Gipfelkuppen  breiter  Bergmassives,zum  Beispiel  am  Montblanc.  Auch  der 

Gepatschferner in den Ötztaler Alpen istein Plateaugletscher, dessen Zunge zusätzlich einen 

Auslassgletscher bildet. 

 Abbildung 31: Der Briksdalsbreen in Norwegen als Beispiel für den gröÿten Plateugletscher 

• Talgletscher:  Eismassen,  die  ein  deutlich  begrenztes  Einzugsgebiet  besitzen  undsich  unter 

dem Einfluss der Schwerkraft in einem Tal abwärts bewegen. Klassischdafür sind die großen 

Gebirgsgletscher. Sowohl die Menge des Schmelzwassers alsauch die  Fließgeschwindigkeit 

des  Gletschers  variiert  im  Jahresverlauf  mit  einemMaximum  im  Sommer.  Obwohl 

24  Gletscher  

Talgletscher nur etwa ein Prozent dervergletscherten Gebiete der Erde ausmachen, sind sie 

wegen  ihres  imposantenAussehens  der  bekannteste  Gletschertyp  (Beispiel: 

Aletschgletscher).  Sie  könnenselbst  außerhalb  der  Polargebiete  gewaltige  Ausmaße 

annehmen:  Die  größtenGletscher  dieser  Art  sind  der  Fedtschenkogletscher  (78  km)  im 

Pamir,  derKahiltnagletscher  (77  km)  am  Mount  McKinley  (Alaska)  und  der 

Baltorogletscher(57  km, mit  seinen  Zuflüssen  Godwin‐Austen  und  Gasherbrum‐Gletscher 

etwa 78km) im Karakorum. 

• Inlandeis oder Eisschild: Die größten Gletscher überhaupt. Eismassen, die somächtig werden, 

dass  sie  das Relief  fast  vollständig  überdecken  und  sich  auchweitgehend  unabhängig  von 

ihm  bewegen  (z.  B.  in Grönland  oder  der Antarktis).Einige Wissenschaftler  unterscheiden 

jedoch die großen Inlandeismassen von denkleineren Gletschern und bezeichnen sie deshalb 

nicht als Gletscher. 

 

4.6 Klimabeeinflussung der Gletscher  

Im  Allgemeinen  besitzen  Gletscher  und  Eiskappen  nur  eine  sehr  geringeWirkung  auf  das  globale 

Klima. Die unmittelbaren klimatischen Auswirkungen (Albedo,Wärmeentzug) reichen über lokale und 

allenfalls regionale Dimensionen nicht hinaus. 

Die  etwa  160  000  Gletscher  und  Eiskappen  der  Erde  (einschließlich  der  an  die  großenEisschilde 

angrenzenden Gletscher) bedecken eine Fläche von etwa 680.000km² undbilden ein Volumen von 

180.000km³, was ungefähr einem Meeresspiegelanstieg von 0,5m entspricht. Ohne die Gletscher  in 

den  Randzonen  der  Eisschilde  Grönlands  undAntarktikas,  deren  Abschmelzen  einen 

Meeresspiegelanstieg von 0,34 m verursachenwürde, wäre der Einfluss auf den Meeresspiegel mit 16 

cm noch viel geringer. 

Warum Gletscher jedoch Gletscher trotzdem ideale Klimaindikatoren sind, liegt auf der Hand:  

Sie reagieren sehr sensibel auf Klimaänderungen, da atmosphärische Veränderungen sich direkt auf 

den Masse‐ bzw. Energiehaushalt des Gletschers auswirken. 

So  signalisiert  eine  Veränderung  des  Massehaushalts  (vertikale  Dicke)  eines  Gletschers  eine 

Veränderung des Klimas eines Jahres ohne Verzögerung. Der Rückgang bzw. die Zunahme der Länge 

eines  Gletschers  ist  andererseits  ein  verzögertes,  gefiltertes  und  indirektes  Feedback  von 

Klimaveränderungen. So auch geringe Temperaturänderungen wie z.B. 0,1°C pro Dekade über einen 

lang  genugen  Zeitraum  einen  Rückgang  eines Gletschers  von mehreren  hundert Metern  zu  Folge 

haben – ein idealer Indikator. 

25  Gletscher  

Während die Gletscher während der so genannten kleinen Eiszeit zwischen dem 16. und dem Beginn 

des  19.  Jahrhunderts  weltweit  auf  dem  Vormarsch  waren,  ist  seitdem  ein  fast  durchgehender 

Rückzug mit Ausnahme der Jahre 1950‐1980 zu beobachten, der sich seit 1980 noch einmal deutlich 

beschleunigt  hat.  Der  nahezu  uniforme  Rückzug  der  Gletscher  rund  um  den  Globus  gilt  als 

eindeutiges Zeichen des vom Menschen verursachten Treibhauseffekts und der damit verbundenen 

Klimaerwärmung. 

Bei  30  Referenzgletschern  auf  der  ganzen Welt wurde  kontinuierlich  der Masseverlust  seit  1975 

bestimmt und  zeigt einen durchschnittlichen  jährlichen Masseverlust von 0,58m Wasseräquivalent 

für die  jüngste Dekade (1996‐2005). Dies  ist doppelt soviel wie eine Dekade früher (1986‐1995) mit 

0,25m, und sogar vier mal so viel wie 20 Jahre zuvor (1976‐1985)mit damals 0,14m. 

Diese Messungen stimmen mit Schätzungen einer weiteren Messreihe mit mehr als 300 Gletschern 

überein. 

 Abbildung 32: Masseverlust und Lokalisierung der 30 Referenzgletscher 

 

Der  Trend  einer  immer  größer  werdenden  negativen  Massebilanz  der  Gletscher  ist  ein 

unwiderlegbares Zeichen für die bestehende Klimaerwärmung wie anhand folgender Zahlen auch in 

Europa zu sehen ist:  

26  Gletscher  

 Abbildung 33: Gletscherrückgang europäischer Gletscher 

 

Die Gletscher der europäischen Alpen erreichten  ihren flächenmäßigen Höhepunkt um 1850. Bis zu 

den 1970ern nimmt man an, dass diese  insgesamt 35%  ihrer Fläche verloren hatten, bis 2000 sogar 

fast 50%. Das Gesamtvolumen des Eises  fiel von 200km³ auf 100km³  respektive 75km³. Besonders 

deutlich zu sehen ist das sehr schnelle Sinken des Gletscherfläche ab ca. 1985.  

 

Hier einige Beispiele von Gletschern und deren Veränderungen aus verschiedenen Regionen: 

 Abbildung 34: Veränderung des Vernagtferner, Österreich 

27  Gletscher  

 

 Abbildung 35: Veränderung des Fetschenko‐Gletschers in Tajikistan 

 Abbildung 36: Weitere Gletscherveränderungen 

28  Gletscher  

 Abbildung 37: Veränderungen des Gletschereises am Kilimanjaro, Ostafrika 

 

4.7 Prognosen  

Die  Temperaturänderung  von  1850  bis  2005  beträgt  0,75°C.  Diese  ist  im  Rückgang  der 

Gletschermassen und –ausmaße klar manifestiert.  

Wissenschaftler  prognostizieren  zum  Ende  des  21.  Jahrhunderts  ein  Temperaturanstieg  zwischen 

+1,1%  und  +6,4%  und  einen  Niederschlagsänderung  von  ‐30%  bis  +30%.  Ein  solcher  Anstieg  der 

durchschnittlichen  jährlichen  Lufttemperatur  wird  die  schon  dramatischen  Veränderungen  der 

Gletscher beschleunigen. So werden Gletscher in den Alpen, die meist nicht zu lang und relativ steil 

sind,  diese  Veränderungen  zuerst  spüren.  Eine  Computersimulation  zeigt,  dass  die  europäischen 

Alpen 80% ihrer Gletscherbedeckung verlieren würden, falls die Sommertemperatur um 3°C ansteigt. 

Um  die  Massebilanz  im  Gleichgewicht  zu  halten  bräuchte  man  jedoch  pro  1°C  einen 

Niederschlagsanstieg um 25%.  

 

 

 

 

 

 

 

29  Literaturverzeichnis  

5 Literaturverzeichnis 

 

• Intergovernmental Panel on Climate Change. (2007). Climate Change 2007: The Physical Science 

Basis. IPCC. 

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