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Leseprobe Frank Fabian Die mächtigsten Geheimbünde Bestellen Sie mit einem Klick für 9,99 € Seiten: 336 Erscheinungstermin: 30. Oktober 2017 Mehr Informationen zum Buch gibt es auf www.penguinrandomhouse.de

Die mächtigsten Geheimbünde

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Leseprobe

Frank Fabian

Die maumlchtigsten Geheimbuumlnde

Bestellen Sie mit einem Klick fuumlr 999 euro

Seiten 336

Erscheinungstermin 30 Oktober 2017

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Mehr zum Autor

Zum Buch Die maumlchtigsten Geheimbuumlnde in Geschichte und Gegenwart

Um Geheimbuumlnde und Geheimgesellschaften ranken sich viele Mythen und

Geschichten - vieles von dem was dahinter steckt blieb unbekannt

In diesem Buch werden die wahren Hintergruumlnde uumlber Freimaurer

Templer und Assassinen aufgedeckt Sie erfahren worin die Macht der

Jesuiten und Opus Dei besteht wie die Verschwoumlrung der Illuminaten

ablief und was es mit Hitlers Geheimbuumlndelei auf sich hatte Unter die

Lupe genommen werden die Freimaurerloge P2 die beinahe einen ganzen

Staat einkassierte und Geheimgesellschaften die auch heute noch hinter

den Kulissen die Strippen ziehen

Dieses Buch oumlffnet Ihnen die Augen wo sich die wahren Zirkel der Macht

befunden haben und immer noch befinden

Autor

Frank Fabian Frank Fabian Jahrgang 1952 studierte Geschichte

und Philosophie in Deutschland England und den

USA Der Bestsellerautor dessen Buumlcher in neun

Laumlndern publiziert sind wurde mit vielen Preisen

ausgezeichnet Fabian ist Ehrenmitglied der

Die maumlchtigsten

GeheimbuumlnDe

Geheimbuumlnde 3 Umbruchindd 1 140917 1625

Frank Fabian

Die maumlchtigsten

GeheimbuumlnDe

Geheimbuumlnde 3 Umbruchindd 3 140917 1625

iSbn 978-3-8094-3799-4

1 Auflage 2017

copy 2017 by bassermann Verlag einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random house Gmbh neumarkter Str 28 81673 muumlnchen

Die Verwertung der Texte und bilder auch auszugsweise ist ohne die Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar Dies gilt auch fuumlr Vervielfaumlltigun-gen uumlbersetzungen mikroverfilmung und fuumlr die Verarbeitung mit elektronischen SystemenSollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enhalten so uumlbernehmen wir fuumlr deren inhalt keine haftung da wir uns diese nicht zu eigen machen sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der erstveroumlffentlichung verweisen

Projektleitung Dr margit RothUmschlaggestaltung Atelier Versen bad AiblingHerstellung Reinhard SollDruck und Verarbeitung GGP media Gmbh PoumlszligneckPrinted in Germany

Verlagsgruppe Random house FSCreg n001967

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Inhalt

WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES 11

TeChniKen DeR VeRWiRRUnG 12Die AnATOmie DeS GeheimniSSeS 15Die ChARAKTeRiSTiKen GeheimGeSeLLSChAFTen 16ARTen VOn GeheimbuumlnDen UnD inSiDeR-ZiRKeLn 18

1 DIE DREI GEhEIMnISSE DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlChtIGStEn MIttElaltERlIChEn RIttERoRDEnS 23

eine einZiGARTiGe hiSTORie 24Die VeRSChWieGene WAhRheiT 26Die WAhRen GRuumlnDUnGSVAumlTeR DeR TemPLeR 30Wie mAn eine eLiTeTRUPPe AUS Dem bODen STAmPFT 34Die KRieGe DeR TemPLeR 39SAGenhAFTe SChAumlTZe 39AUFnAhmeRiTen UnD AnDeRe ZeRemOnien 43DeR UnTeRGAnG 47Die SChURKen UnD DRAhTZieheR 50

2 UnERhOumlRtE ManIPUlatIonSMEthoDEn DER MOumlRDER- UnD GEhEIMBUnD DER aSSaSSInEn 55

eine VeRRAumlTeRiSChe DeFiniTiOn 56AUF Den SPURen mOhAmmeDS 57TeRROR UnD mORD 58mARCO POLO oder Die QUeLLenLAGe 61DeR GeheimbUnD eRbLiCKT DAS LiChT DeR WeLT 63Die GeheimniSSe DeR ASSASSinen 70enDGuumlLTiGeS FAZiT 71

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3 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 1 DIE JESUItEn 73

Die WAhRheiT uumlbeR Den GRuumlnDeR oder WAS uumlbeR Die JeSUiTen GeSAGT WeRDen DARF 74Die JeSUiTen 76einGRiFF in Die hiSTORie 79Die eRObeRUnG DeR WeLT 81VeRSChWOumlRUnGen UnD VeRbOTe 83im URTeiL LOYOLA UnD Die JeSUiTen 88enDGuumlLTiGeS FAZiT SChWARZ UnD WeiSS 91

4 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 2 oPUS DEI 95

Die VeRSChWOumlRUnG 97Die ZWei GeSiChTeR JOSemARIacuteA eSCRiVAacuteS 99Die hieRARChie 101miSSiOn mOTiVATiOn inDOKTRinATiOn 103Die UnTeRWAnDeRUnG 103DeR AUFTRAG 104Die POLiTiK UnD Die beSiTZGeheimniSSe DeS VATiKAnS 106DeR ORDen VOR GeRiChT 108DAS PAPSTTUm VOR GeRiChT 110

5 DIE hIntERMAumlnnER DER aMERIKanISChEn REVolUtIon 113

WeLTmAumlChTe 114DeR bRUDeRKRieG 116Die UnAbhAumlnGiGKeiTSeRKLAumlRUnG 126DAS POLiTiSChe GLAUbenSbeKennTniS DeR USA oder Die eRFOLGReiChSTe VeRFASSUnG DeR WeLT 130hOChGeheime mAChenSChAFTen 135

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DAS mYSTeRiOumlSe beZiehUnGSGeFLeChT DeR AmeRiKAni-SChen ReVOLUTiOnAumlRe 139KLeineS bRiSAnTeS eRSTeS FAZiT 142

6 DER MYStERIOumlSE GRaF Von SaInt GERMaIn 147

Die LeGenDe 148niChTS ALS Die WAhRheiT 162enDGuumlLTiGeS FAZiT 174nOCh einmAL Die FReimAUReRei 176

7 RAumltSElhaFtE RoSEnKREUZER 179

JOhAnn VALenTin AnDReAe 180POWeR oder DeR ORDen DeR ROSenKReUZeR 184Die WieDeRAUFeRSTehUnG 190VieR eRKennTniSSe 192

8 DIE VERSChWOumlRUnGEn DER IllUMInatEn 195

eine AUSSeRGeWOumlhnLiChe GeSTALT 196Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 197Geheime ZieLe 201Die UnTeRWAnDeRUnG 202DeR UnTeRGAnG 205WiLDe VeRSChWOumlRUnGSTheORien 210Die DRei FehLeR 212

9 hItlERS GEhEIMBUumlnDElEI 215

GeheimbuumlnDeLei 216Die mYSTeRiOumlSen PROTOKOLLe DeR WeiSen VOn ZiOn 224Die VeRSChWOumlRUnG GeGen Die menSChLiChKeiT 232hiTLeR UnD Seine GeheimbuumlnDeLei 235

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10 UnBEKanntES UumlBER DIE FREIMaURER-loGE P2 237

Die enThuumlLLUnG 238UmSTURZPLAumlne UnD TeRROR 241nOCh einmAL UmSTURZPLAumlne 248Ohne mASKe LiCiO GeLLi 249Die VeRSChWOumlRUnG FLieGT AUF 261ReChTFeRTiGUnGSVeRSUChe UnD FALSChe FAumlhRTen 264WAS niChT VOm TiSCh ZU WiSChen iST 265GeLOumlSTe UnD UnGeLOumlSTe RAumlTSeL 267

11 WaS UumlBER DIE FREIMaUREREI nICht GESaGt WERDEn DaRF GERUumlChtE GEhEIMnISSE GESChIChtE UnD GEGEnWaRt 269

einSiChT nR 1 270einSiChT nR 2 272Die enTSTehUnG DeR FReimAUReRei 273Die enTSTehUnG eineS GeheimKULTeS 276Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 279DeR GeGenSChLAG 281RAumlTSeL DeR POLiTiK 283DeR LUDeRGeRUCh DeR ReVOLUTiOn 286Die bLUTiGe ReVOLUTiOn 289Die ReVOLUTiOn FRiSST ihRe KinDeR 294ReVOLUTiOnen UnD Die FReimAUReRei 297Die SChWARZe hAnD 301Die nAZiS UnD Die FReimAUReRei 304VeRTRAULiCh DeR WAhRe einFLUSS DeR FReimAUReRei 306DeR GeheimbUnD in DeR GeGenWART 308VORLAumlUFiGeS FAZiT 308enDGuumlLTiGeS FAZiT 313

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WaRUM DIESES BUCh GESChRIEBEn WERDEn MUSStE oDER GEhEIMnIS EnthUumlllt 315

SKULL AnD bOneS 315Die biLDeRbeRGeR 317ROCKeFeLLeR ROThSChiLD amp CO 318Die WAhRe mAChT 319

lItERatURVERZEIChnIS 323

UumlBER DEn aUtoR 332

ERFolGStItEl 332

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WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn

Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Kein Thema ist aufregender und spannender als das der Geheimbuumlnde es laumlsst uns ahnen dass uns bislang viel vorenthalten wurde ndash Fakten und Tatsachen uumlber die wir bescheid wissen sollten Fest steht uumlber Geheimgesellschaften und Geheimbuumlnde wurde bis heute zu selten oder nie die Wahrheit gesagt

Aber warum Aus welchem Grund werden wir uumlber Geheimbuumlnde nicht informiert beispielsweise im Geschichtsunterricht in der his-torie gab es nachweislich zahlreiche Geheimbuumlnde die enorme Aus-wirkungen auf den Verlauf der ereignisse hatten und die bdquoGeschichteldquo manchmal sogar in eine ganz neue Richtung draumlngten

Warum tappen wir im Dunkeln wenn wir unser Wissen uumlber Ge-heimgesellschaften serioumls erweitern wollen noch einmal Geheimbuumln-de veraumlnderten nachweislich den Lauf der Geschichte muumlssten wir demnach nicht uumlber ihre existenz aufgeklaumlrt werden

nun die Gruumlnde liegen auf der hand eine bdquoGeheimgesellschaftldquo scheut per definitionem das Tageslicht ihre Vertreter versuchen alles um bestimmte informationen nicht ans Licht kommen zu lassen Sie

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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Zum Buch Die maumlchtigsten Geheimbuumlnde in Geschichte und Gegenwart

Um Geheimbuumlnde und Geheimgesellschaften ranken sich viele Mythen und

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In diesem Buch werden die wahren Hintergruumlnde uumlber Freimaurer

Templer und Assassinen aufgedeckt Sie erfahren worin die Macht der

Jesuiten und Opus Dei besteht wie die Verschwoumlrung der Illuminaten

ablief und was es mit Hitlers Geheimbuumlndelei auf sich hatte Unter die

Lupe genommen werden die Freimaurerloge P2 die beinahe einen ganzen

Staat einkassierte und Geheimgesellschaften die auch heute noch hinter

den Kulissen die Strippen ziehen

Dieses Buch oumlffnet Ihnen die Augen wo sich die wahren Zirkel der Macht

befunden haben und immer noch befinden

Autor

Frank Fabian Frank Fabian Jahrgang 1952 studierte Geschichte

und Philosophie in Deutschland England und den

USA Der Bestsellerautor dessen Buumlcher in neun

Laumlndern publiziert sind wurde mit vielen Preisen

ausgezeichnet Fabian ist Ehrenmitglied der

Die maumlchtigsten

GeheimbuumlnDe

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Frank Fabian

Die maumlchtigsten

GeheimbuumlnDe

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iSbn 978-3-8094-3799-4

1 Auflage 2017

copy 2017 by bassermann Verlag einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random house Gmbh neumarkter Str 28 81673 muumlnchen

Die Verwertung der Texte und bilder auch auszugsweise ist ohne die Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar Dies gilt auch fuumlr Vervielfaumlltigun-gen uumlbersetzungen mikroverfilmung und fuumlr die Verarbeitung mit elektronischen SystemenSollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enhalten so uumlbernehmen wir fuumlr deren inhalt keine haftung da wir uns diese nicht zu eigen machen sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der erstveroumlffentlichung verweisen

Projektleitung Dr margit RothUmschlaggestaltung Atelier Versen bad AiblingHerstellung Reinhard SollDruck und Verarbeitung GGP media Gmbh PoumlszligneckPrinted in Germany

Verlagsgruppe Random house FSCreg n001967

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Inhalt

WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES 11

TeChniKen DeR VeRWiRRUnG 12Die AnATOmie DeS GeheimniSSeS 15Die ChARAKTeRiSTiKen GeheimGeSeLLSChAFTen 16ARTen VOn GeheimbuumlnDen UnD inSiDeR-ZiRKeLn 18

1 DIE DREI GEhEIMnISSE DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlChtIGStEn MIttElaltERlIChEn RIttERoRDEnS 23

eine einZiGARTiGe hiSTORie 24Die VeRSChWieGene WAhRheiT 26Die WAhRen GRuumlnDUnGSVAumlTeR DeR TemPLeR 30Wie mAn eine eLiTeTRUPPe AUS Dem bODen STAmPFT 34Die KRieGe DeR TemPLeR 39SAGenhAFTe SChAumlTZe 39AUFnAhmeRiTen UnD AnDeRe ZeRemOnien 43DeR UnTeRGAnG 47Die SChURKen UnD DRAhTZieheR 50

2 UnERhOumlRtE ManIPUlatIonSMEthoDEn DER MOumlRDER- UnD GEhEIMBUnD DER aSSaSSInEn 55

eine VeRRAumlTeRiSChe DeFiniTiOn 56AUF Den SPURen mOhAmmeDS 57TeRROR UnD mORD 58mARCO POLO oder Die QUeLLenLAGe 61DeR GeheimbUnD eRbLiCKT DAS LiChT DeR WeLT 63Die GeheimniSSe DeR ASSASSinen 70enDGuumlLTiGeS FAZiT 71

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3 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 1 DIE JESUItEn 73

Die WAhRheiT uumlbeR Den GRuumlnDeR oder WAS uumlbeR Die JeSUiTen GeSAGT WeRDen DARF 74Die JeSUiTen 76einGRiFF in Die hiSTORie 79Die eRObeRUnG DeR WeLT 81VeRSChWOumlRUnGen UnD VeRbOTe 83im URTeiL LOYOLA UnD Die JeSUiTen 88enDGuumlLTiGeS FAZiT SChWARZ UnD WeiSS 91

4 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 2 oPUS DEI 95

Die VeRSChWOumlRUnG 97Die ZWei GeSiChTeR JOSemARIacuteA eSCRiVAacuteS 99Die hieRARChie 101miSSiOn mOTiVATiOn inDOKTRinATiOn 103Die UnTeRWAnDeRUnG 103DeR AUFTRAG 104Die POLiTiK UnD Die beSiTZGeheimniSSe DeS VATiKAnS 106DeR ORDen VOR GeRiChT 108DAS PAPSTTUm VOR GeRiChT 110

5 DIE hIntERMAumlnnER DER aMERIKanISChEn REVolUtIon 113

WeLTmAumlChTe 114DeR bRUDeRKRieG 116Die UnAbhAumlnGiGKeiTSeRKLAumlRUnG 126DAS POLiTiSChe GLAUbenSbeKennTniS DeR USA oder Die eRFOLGReiChSTe VeRFASSUnG DeR WeLT 130hOChGeheime mAChenSChAFTen 135

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DAS mYSTeRiOumlSe beZiehUnGSGeFLeChT DeR AmeRiKAni-SChen ReVOLUTiOnAumlRe 139KLeineS bRiSAnTeS eRSTeS FAZiT 142

6 DER MYStERIOumlSE GRaF Von SaInt GERMaIn 147

Die LeGenDe 148niChTS ALS Die WAhRheiT 162enDGuumlLTiGeS FAZiT 174nOCh einmAL Die FReimAUReRei 176

7 RAumltSElhaFtE RoSEnKREUZER 179

JOhAnn VALenTin AnDReAe 180POWeR oder DeR ORDen DeR ROSenKReUZeR 184Die WieDeRAUFeRSTehUnG 190VieR eRKennTniSSe 192

8 DIE VERSChWOumlRUnGEn DER IllUMInatEn 195

eine AUSSeRGeWOumlhnLiChe GeSTALT 196Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 197Geheime ZieLe 201Die UnTeRWAnDeRUnG 202DeR UnTeRGAnG 205WiLDe VeRSChWOumlRUnGSTheORien 210Die DRei FehLeR 212

9 hItlERS GEhEIMBUumlnDElEI 215

GeheimbuumlnDeLei 216Die mYSTeRiOumlSen PROTOKOLLe DeR WeiSen VOn ZiOn 224Die VeRSChWOumlRUnG GeGen Die menSChLiChKeiT 232hiTLeR UnD Seine GeheimbuumlnDeLei 235

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10 UnBEKanntES UumlBER DIE FREIMaURER-loGE P2 237

Die enThuumlLLUnG 238UmSTURZPLAumlne UnD TeRROR 241nOCh einmAL UmSTURZPLAumlne 248Ohne mASKe LiCiO GeLLi 249Die VeRSChWOumlRUnG FLieGT AUF 261ReChTFeRTiGUnGSVeRSUChe UnD FALSChe FAumlhRTen 264WAS niChT VOm TiSCh ZU WiSChen iST 265GeLOumlSTe UnD UnGeLOumlSTe RAumlTSeL 267

11 WaS UumlBER DIE FREIMaUREREI nICht GESaGt WERDEn DaRF GERUumlChtE GEhEIMnISSE GESChIChtE UnD GEGEnWaRt 269

einSiChT nR 1 270einSiChT nR 2 272Die enTSTehUnG DeR FReimAUReRei 273Die enTSTehUnG eineS GeheimKULTeS 276Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 279DeR GeGenSChLAG 281RAumlTSeL DeR POLiTiK 283DeR LUDeRGeRUCh DeR ReVOLUTiOn 286Die bLUTiGe ReVOLUTiOn 289Die ReVOLUTiOn FRiSST ihRe KinDeR 294ReVOLUTiOnen UnD Die FReimAUReRei 297Die SChWARZe hAnD 301Die nAZiS UnD Die FReimAUReRei 304VeRTRAULiCh DeR WAhRe einFLUSS DeR FReimAUReRei 306DeR GeheimbUnD in DeR GeGenWART 308VORLAumlUFiGeS FAZiT 308enDGuumlLTiGeS FAZiT 313

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WaRUM DIESES BUCh GESChRIEBEn WERDEn MUSStE oDER GEhEIMnIS EnthUumlllt 315

SKULL AnD bOneS 315Die biLDeRbeRGeR 317ROCKeFeLLeR ROThSChiLD amp CO 318Die WAhRe mAChT 319

lItERatURVERZEIChnIS 323

UumlBER DEn aUtoR 332

ERFolGStItEl 332

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WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn

Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Kein Thema ist aufregender und spannender als das der Geheimbuumlnde es laumlsst uns ahnen dass uns bislang viel vorenthalten wurde ndash Fakten und Tatsachen uumlber die wir bescheid wissen sollten Fest steht uumlber Geheimgesellschaften und Geheimbuumlnde wurde bis heute zu selten oder nie die Wahrheit gesagt

Aber warum Aus welchem Grund werden wir uumlber Geheimbuumlnde nicht informiert beispielsweise im Geschichtsunterricht in der his-torie gab es nachweislich zahlreiche Geheimbuumlnde die enorme Aus-wirkungen auf den Verlauf der ereignisse hatten und die bdquoGeschichteldquo manchmal sogar in eine ganz neue Richtung draumlngten

Warum tappen wir im Dunkeln wenn wir unser Wissen uumlber Ge-heimgesellschaften serioumls erweitern wollen noch einmal Geheimbuumln-de veraumlnderten nachweislich den Lauf der Geschichte muumlssten wir demnach nicht uumlber ihre existenz aufgeklaumlrt werden

nun die Gruumlnde liegen auf der hand eine bdquoGeheimgesellschaftldquo scheut per definitionem das Tageslicht ihre Vertreter versuchen alles um bestimmte informationen nicht ans Licht kommen zu lassen Sie

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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Die maumlchtigsten

GeheimbuumlnDe

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Frank Fabian

Die maumlchtigsten

GeheimbuumlnDe

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iSbn 978-3-8094-3799-4

1 Auflage 2017

copy 2017 by bassermann Verlag einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random house Gmbh neumarkter Str 28 81673 muumlnchen

Die Verwertung der Texte und bilder auch auszugsweise ist ohne die Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar Dies gilt auch fuumlr Vervielfaumlltigun-gen uumlbersetzungen mikroverfilmung und fuumlr die Verarbeitung mit elektronischen SystemenSollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enhalten so uumlbernehmen wir fuumlr deren inhalt keine haftung da wir uns diese nicht zu eigen machen sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der erstveroumlffentlichung verweisen

Projektleitung Dr margit RothUmschlaggestaltung Atelier Versen bad AiblingHerstellung Reinhard SollDruck und Verarbeitung GGP media Gmbh PoumlszligneckPrinted in Germany

Verlagsgruppe Random house FSCreg n001967

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Inhalt

WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES 11

TeChniKen DeR VeRWiRRUnG 12Die AnATOmie DeS GeheimniSSeS 15Die ChARAKTeRiSTiKen GeheimGeSeLLSChAFTen 16ARTen VOn GeheimbuumlnDen UnD inSiDeR-ZiRKeLn 18

1 DIE DREI GEhEIMnISSE DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlChtIGStEn MIttElaltERlIChEn RIttERoRDEnS 23

eine einZiGARTiGe hiSTORie 24Die VeRSChWieGene WAhRheiT 26Die WAhRen GRuumlnDUnGSVAumlTeR DeR TemPLeR 30Wie mAn eine eLiTeTRUPPe AUS Dem bODen STAmPFT 34Die KRieGe DeR TemPLeR 39SAGenhAFTe SChAumlTZe 39AUFnAhmeRiTen UnD AnDeRe ZeRemOnien 43DeR UnTeRGAnG 47Die SChURKen UnD DRAhTZieheR 50

2 UnERhOumlRtE ManIPUlatIonSMEthoDEn DER MOumlRDER- UnD GEhEIMBUnD DER aSSaSSInEn 55

eine VeRRAumlTeRiSChe DeFiniTiOn 56AUF Den SPURen mOhAmmeDS 57TeRROR UnD mORD 58mARCO POLO oder Die QUeLLenLAGe 61DeR GeheimbUnD eRbLiCKT DAS LiChT DeR WeLT 63Die GeheimniSSe DeR ASSASSinen 70enDGuumlLTiGeS FAZiT 71

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3 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 1 DIE JESUItEn 73

Die WAhRheiT uumlbeR Den GRuumlnDeR oder WAS uumlbeR Die JeSUiTen GeSAGT WeRDen DARF 74Die JeSUiTen 76einGRiFF in Die hiSTORie 79Die eRObeRUnG DeR WeLT 81VeRSChWOumlRUnGen UnD VeRbOTe 83im URTeiL LOYOLA UnD Die JeSUiTen 88enDGuumlLTiGeS FAZiT SChWARZ UnD WeiSS 91

4 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 2 oPUS DEI 95

Die VeRSChWOumlRUnG 97Die ZWei GeSiChTeR JOSemARIacuteA eSCRiVAacuteS 99Die hieRARChie 101miSSiOn mOTiVATiOn inDOKTRinATiOn 103Die UnTeRWAnDeRUnG 103DeR AUFTRAG 104Die POLiTiK UnD Die beSiTZGeheimniSSe DeS VATiKAnS 106DeR ORDen VOR GeRiChT 108DAS PAPSTTUm VOR GeRiChT 110

5 DIE hIntERMAumlnnER DER aMERIKanISChEn REVolUtIon 113

WeLTmAumlChTe 114DeR bRUDeRKRieG 116Die UnAbhAumlnGiGKeiTSeRKLAumlRUnG 126DAS POLiTiSChe GLAUbenSbeKennTniS DeR USA oder Die eRFOLGReiChSTe VeRFASSUnG DeR WeLT 130hOChGeheime mAChenSChAFTen 135

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DAS mYSTeRiOumlSe beZiehUnGSGeFLeChT DeR AmeRiKAni-SChen ReVOLUTiOnAumlRe 139KLeineS bRiSAnTeS eRSTeS FAZiT 142

6 DER MYStERIOumlSE GRaF Von SaInt GERMaIn 147

Die LeGenDe 148niChTS ALS Die WAhRheiT 162enDGuumlLTiGeS FAZiT 174nOCh einmAL Die FReimAUReRei 176

7 RAumltSElhaFtE RoSEnKREUZER 179

JOhAnn VALenTin AnDReAe 180POWeR oder DeR ORDen DeR ROSenKReUZeR 184Die WieDeRAUFeRSTehUnG 190VieR eRKennTniSSe 192

8 DIE VERSChWOumlRUnGEn DER IllUMInatEn 195

eine AUSSeRGeWOumlhnLiChe GeSTALT 196Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 197Geheime ZieLe 201Die UnTeRWAnDeRUnG 202DeR UnTeRGAnG 205WiLDe VeRSChWOumlRUnGSTheORien 210Die DRei FehLeR 212

9 hItlERS GEhEIMBUumlnDElEI 215

GeheimbuumlnDeLei 216Die mYSTeRiOumlSen PROTOKOLLe DeR WeiSen VOn ZiOn 224Die VeRSChWOumlRUnG GeGen Die menSChLiChKeiT 232hiTLeR UnD Seine GeheimbuumlnDeLei 235

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10 UnBEKanntES UumlBER DIE FREIMaURER-loGE P2 237

Die enThuumlLLUnG 238UmSTURZPLAumlne UnD TeRROR 241nOCh einmAL UmSTURZPLAumlne 248Ohne mASKe LiCiO GeLLi 249Die VeRSChWOumlRUnG FLieGT AUF 261ReChTFeRTiGUnGSVeRSUChe UnD FALSChe FAumlhRTen 264WAS niChT VOm TiSCh ZU WiSChen iST 265GeLOumlSTe UnD UnGeLOumlSTe RAumlTSeL 267

11 WaS UumlBER DIE FREIMaUREREI nICht GESaGt WERDEn DaRF GERUumlChtE GEhEIMnISSE GESChIChtE UnD GEGEnWaRt 269

einSiChT nR 1 270einSiChT nR 2 272Die enTSTehUnG DeR FReimAUReRei 273Die enTSTehUnG eineS GeheimKULTeS 276Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 279DeR GeGenSChLAG 281RAumlTSeL DeR POLiTiK 283DeR LUDeRGeRUCh DeR ReVOLUTiOn 286Die bLUTiGe ReVOLUTiOn 289Die ReVOLUTiOn FRiSST ihRe KinDeR 294ReVOLUTiOnen UnD Die FReimAUReRei 297Die SChWARZe hAnD 301Die nAZiS UnD Die FReimAUReRei 304VeRTRAULiCh DeR WAhRe einFLUSS DeR FReimAUReRei 306DeR GeheimbUnD in DeR GeGenWART 308VORLAumlUFiGeS FAZiT 308enDGuumlLTiGeS FAZiT 313

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WaRUM DIESES BUCh GESChRIEBEn WERDEn MUSStE oDER GEhEIMnIS EnthUumlllt 315

SKULL AnD bOneS 315Die biLDeRbeRGeR 317ROCKeFeLLeR ROThSChiLD amp CO 318Die WAhRe mAChT 319

lItERatURVERZEIChnIS 323

UumlBER DEn aUtoR 332

ERFolGStItEl 332

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WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn

Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Kein Thema ist aufregender und spannender als das der Geheimbuumlnde es laumlsst uns ahnen dass uns bislang viel vorenthalten wurde ndash Fakten und Tatsachen uumlber die wir bescheid wissen sollten Fest steht uumlber Geheimgesellschaften und Geheimbuumlnde wurde bis heute zu selten oder nie die Wahrheit gesagt

Aber warum Aus welchem Grund werden wir uumlber Geheimbuumlnde nicht informiert beispielsweise im Geschichtsunterricht in der his-torie gab es nachweislich zahlreiche Geheimbuumlnde die enorme Aus-wirkungen auf den Verlauf der ereignisse hatten und die bdquoGeschichteldquo manchmal sogar in eine ganz neue Richtung draumlngten

Warum tappen wir im Dunkeln wenn wir unser Wissen uumlber Ge-heimgesellschaften serioumls erweitern wollen noch einmal Geheimbuumln-de veraumlnderten nachweislich den Lauf der Geschichte muumlssten wir demnach nicht uumlber ihre existenz aufgeklaumlrt werden

nun die Gruumlnde liegen auf der hand eine bdquoGeheimgesellschaftldquo scheut per definitionem das Tageslicht ihre Vertreter versuchen alles um bestimmte informationen nicht ans Licht kommen zu lassen Sie

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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Frank Fabian

Die maumlchtigsten

GeheimbuumlnDe

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iSbn 978-3-8094-3799-4

1 Auflage 2017

copy 2017 by bassermann Verlag einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random house Gmbh neumarkter Str 28 81673 muumlnchen

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Projektleitung Dr margit RothUmschlaggestaltung Atelier Versen bad AiblingHerstellung Reinhard SollDruck und Verarbeitung GGP media Gmbh PoumlszligneckPrinted in Germany

Verlagsgruppe Random house FSCreg n001967

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Inhalt

WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES 11

TeChniKen DeR VeRWiRRUnG 12Die AnATOmie DeS GeheimniSSeS 15Die ChARAKTeRiSTiKen GeheimGeSeLLSChAFTen 16ARTen VOn GeheimbuumlnDen UnD inSiDeR-ZiRKeLn 18

1 DIE DREI GEhEIMnISSE DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlChtIGStEn MIttElaltERlIChEn RIttERoRDEnS 23

eine einZiGARTiGe hiSTORie 24Die VeRSChWieGene WAhRheiT 26Die WAhRen GRuumlnDUnGSVAumlTeR DeR TemPLeR 30Wie mAn eine eLiTeTRUPPe AUS Dem bODen STAmPFT 34Die KRieGe DeR TemPLeR 39SAGenhAFTe SChAumlTZe 39AUFnAhmeRiTen UnD AnDeRe ZeRemOnien 43DeR UnTeRGAnG 47Die SChURKen UnD DRAhTZieheR 50

2 UnERhOumlRtE ManIPUlatIonSMEthoDEn DER MOumlRDER- UnD GEhEIMBUnD DER aSSaSSInEn 55

eine VeRRAumlTeRiSChe DeFiniTiOn 56AUF Den SPURen mOhAmmeDS 57TeRROR UnD mORD 58mARCO POLO oder Die QUeLLenLAGe 61DeR GeheimbUnD eRbLiCKT DAS LiChT DeR WeLT 63Die GeheimniSSe DeR ASSASSinen 70enDGuumlLTiGeS FAZiT 71

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3 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 1 DIE JESUItEn 73

Die WAhRheiT uumlbeR Den GRuumlnDeR oder WAS uumlbeR Die JeSUiTen GeSAGT WeRDen DARF 74Die JeSUiTen 76einGRiFF in Die hiSTORie 79Die eRObeRUnG DeR WeLT 81VeRSChWOumlRUnGen UnD VeRbOTe 83im URTeiL LOYOLA UnD Die JeSUiTen 88enDGuumlLTiGeS FAZiT SChWARZ UnD WeiSS 91

4 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 2 oPUS DEI 95

Die VeRSChWOumlRUnG 97Die ZWei GeSiChTeR JOSemARIacuteA eSCRiVAacuteS 99Die hieRARChie 101miSSiOn mOTiVATiOn inDOKTRinATiOn 103Die UnTeRWAnDeRUnG 103DeR AUFTRAG 104Die POLiTiK UnD Die beSiTZGeheimniSSe DeS VATiKAnS 106DeR ORDen VOR GeRiChT 108DAS PAPSTTUm VOR GeRiChT 110

5 DIE hIntERMAumlnnER DER aMERIKanISChEn REVolUtIon 113

WeLTmAumlChTe 114DeR bRUDeRKRieG 116Die UnAbhAumlnGiGKeiTSeRKLAumlRUnG 126DAS POLiTiSChe GLAUbenSbeKennTniS DeR USA oder Die eRFOLGReiChSTe VeRFASSUnG DeR WeLT 130hOChGeheime mAChenSChAFTen 135

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DAS mYSTeRiOumlSe beZiehUnGSGeFLeChT DeR AmeRiKAni-SChen ReVOLUTiOnAumlRe 139KLeineS bRiSAnTeS eRSTeS FAZiT 142

6 DER MYStERIOumlSE GRaF Von SaInt GERMaIn 147

Die LeGenDe 148niChTS ALS Die WAhRheiT 162enDGuumlLTiGeS FAZiT 174nOCh einmAL Die FReimAUReRei 176

7 RAumltSElhaFtE RoSEnKREUZER 179

JOhAnn VALenTin AnDReAe 180POWeR oder DeR ORDen DeR ROSenKReUZeR 184Die WieDeRAUFeRSTehUnG 190VieR eRKennTniSSe 192

8 DIE VERSChWOumlRUnGEn DER IllUMInatEn 195

eine AUSSeRGeWOumlhnLiChe GeSTALT 196Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 197Geheime ZieLe 201Die UnTeRWAnDeRUnG 202DeR UnTeRGAnG 205WiLDe VeRSChWOumlRUnGSTheORien 210Die DRei FehLeR 212

9 hItlERS GEhEIMBUumlnDElEI 215

GeheimbuumlnDeLei 216Die mYSTeRiOumlSen PROTOKOLLe DeR WeiSen VOn ZiOn 224Die VeRSChWOumlRUnG GeGen Die menSChLiChKeiT 232hiTLeR UnD Seine GeheimbuumlnDeLei 235

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10 UnBEKanntES UumlBER DIE FREIMaURER-loGE P2 237

Die enThuumlLLUnG 238UmSTURZPLAumlne UnD TeRROR 241nOCh einmAL UmSTURZPLAumlne 248Ohne mASKe LiCiO GeLLi 249Die VeRSChWOumlRUnG FLieGT AUF 261ReChTFeRTiGUnGSVeRSUChe UnD FALSChe FAumlhRTen 264WAS niChT VOm TiSCh ZU WiSChen iST 265GeLOumlSTe UnD UnGeLOumlSTe RAumlTSeL 267

11 WaS UumlBER DIE FREIMaUREREI nICht GESaGt WERDEn DaRF GERUumlChtE GEhEIMnISSE GESChIChtE UnD GEGEnWaRt 269

einSiChT nR 1 270einSiChT nR 2 272Die enTSTehUnG DeR FReimAUReRei 273Die enTSTehUnG eineS GeheimKULTeS 276Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 279DeR GeGenSChLAG 281RAumlTSeL DeR POLiTiK 283DeR LUDeRGeRUCh DeR ReVOLUTiOn 286Die bLUTiGe ReVOLUTiOn 289Die ReVOLUTiOn FRiSST ihRe KinDeR 294ReVOLUTiOnen UnD Die FReimAUReRei 297Die SChWARZe hAnD 301Die nAZiS UnD Die FReimAUReRei 304VeRTRAULiCh DeR WAhRe einFLUSS DeR FReimAUReRei 306DeR GeheimbUnD in DeR GeGenWART 308VORLAumlUFiGeS FAZiT 308enDGuumlLTiGeS FAZiT 313

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WaRUM DIESES BUCh GESChRIEBEn WERDEn MUSStE oDER GEhEIMnIS EnthUumlllt 315

SKULL AnD bOneS 315Die biLDeRbeRGeR 317ROCKeFeLLeR ROThSChiLD amp CO 318Die WAhRe mAChT 319

lItERatURVERZEIChnIS 323

UumlBER DEn aUtoR 332

ERFolGStItEl 332

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WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn

Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Kein Thema ist aufregender und spannender als das der Geheimbuumlnde es laumlsst uns ahnen dass uns bislang viel vorenthalten wurde ndash Fakten und Tatsachen uumlber die wir bescheid wissen sollten Fest steht uumlber Geheimgesellschaften und Geheimbuumlnde wurde bis heute zu selten oder nie die Wahrheit gesagt

Aber warum Aus welchem Grund werden wir uumlber Geheimbuumlnde nicht informiert beispielsweise im Geschichtsunterricht in der his-torie gab es nachweislich zahlreiche Geheimbuumlnde die enorme Aus-wirkungen auf den Verlauf der ereignisse hatten und die bdquoGeschichteldquo manchmal sogar in eine ganz neue Richtung draumlngten

Warum tappen wir im Dunkeln wenn wir unser Wissen uumlber Ge-heimgesellschaften serioumls erweitern wollen noch einmal Geheimbuumln-de veraumlnderten nachweislich den Lauf der Geschichte muumlssten wir demnach nicht uumlber ihre existenz aufgeklaumlrt werden

nun die Gruumlnde liegen auf der hand eine bdquoGeheimgesellschaftldquo scheut per definitionem das Tageslicht ihre Vertreter versuchen alles um bestimmte informationen nicht ans Licht kommen zu lassen Sie

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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iSbn 978-3-8094-3799-4

1 Auflage 2017

copy 2017 by bassermann Verlag einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random house Gmbh neumarkter Str 28 81673 muumlnchen

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Projektleitung Dr margit RothUmschlaggestaltung Atelier Versen bad AiblingHerstellung Reinhard SollDruck und Verarbeitung GGP media Gmbh PoumlszligneckPrinted in Germany

Verlagsgruppe Random house FSCreg n001967

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Inhalt

WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES 11

TeChniKen DeR VeRWiRRUnG 12Die AnATOmie DeS GeheimniSSeS 15Die ChARAKTeRiSTiKen GeheimGeSeLLSChAFTen 16ARTen VOn GeheimbuumlnDen UnD inSiDeR-ZiRKeLn 18

1 DIE DREI GEhEIMnISSE DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlChtIGStEn MIttElaltERlIChEn RIttERoRDEnS 23

eine einZiGARTiGe hiSTORie 24Die VeRSChWieGene WAhRheiT 26Die WAhRen GRuumlnDUnGSVAumlTeR DeR TemPLeR 30Wie mAn eine eLiTeTRUPPe AUS Dem bODen STAmPFT 34Die KRieGe DeR TemPLeR 39SAGenhAFTe SChAumlTZe 39AUFnAhmeRiTen UnD AnDeRe ZeRemOnien 43DeR UnTeRGAnG 47Die SChURKen UnD DRAhTZieheR 50

2 UnERhOumlRtE ManIPUlatIonSMEthoDEn DER MOumlRDER- UnD GEhEIMBUnD DER aSSaSSInEn 55

eine VeRRAumlTeRiSChe DeFiniTiOn 56AUF Den SPURen mOhAmmeDS 57TeRROR UnD mORD 58mARCO POLO oder Die QUeLLenLAGe 61DeR GeheimbUnD eRbLiCKT DAS LiChT DeR WeLT 63Die GeheimniSSe DeR ASSASSinen 70enDGuumlLTiGeS FAZiT 71

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3 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 1 DIE JESUItEn 73

Die WAhRheiT uumlbeR Den GRuumlnDeR oder WAS uumlbeR Die JeSUiTen GeSAGT WeRDen DARF 74Die JeSUiTen 76einGRiFF in Die hiSTORie 79Die eRObeRUnG DeR WeLT 81VeRSChWOumlRUnGen UnD VeRbOTe 83im URTeiL LOYOLA UnD Die JeSUiTen 88enDGuumlLTiGeS FAZiT SChWARZ UnD WeiSS 91

4 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 2 oPUS DEI 95

Die VeRSChWOumlRUnG 97Die ZWei GeSiChTeR JOSemARIacuteA eSCRiVAacuteS 99Die hieRARChie 101miSSiOn mOTiVATiOn inDOKTRinATiOn 103Die UnTeRWAnDeRUnG 103DeR AUFTRAG 104Die POLiTiK UnD Die beSiTZGeheimniSSe DeS VATiKAnS 106DeR ORDen VOR GeRiChT 108DAS PAPSTTUm VOR GeRiChT 110

5 DIE hIntERMAumlnnER DER aMERIKanISChEn REVolUtIon 113

WeLTmAumlChTe 114DeR bRUDeRKRieG 116Die UnAbhAumlnGiGKeiTSeRKLAumlRUnG 126DAS POLiTiSChe GLAUbenSbeKennTniS DeR USA oder Die eRFOLGReiChSTe VeRFASSUnG DeR WeLT 130hOChGeheime mAChenSChAFTen 135

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DAS mYSTeRiOumlSe beZiehUnGSGeFLeChT DeR AmeRiKAni-SChen ReVOLUTiOnAumlRe 139KLeineS bRiSAnTeS eRSTeS FAZiT 142

6 DER MYStERIOumlSE GRaF Von SaInt GERMaIn 147

Die LeGenDe 148niChTS ALS Die WAhRheiT 162enDGuumlLTiGeS FAZiT 174nOCh einmAL Die FReimAUReRei 176

7 RAumltSElhaFtE RoSEnKREUZER 179

JOhAnn VALenTin AnDReAe 180POWeR oder DeR ORDen DeR ROSenKReUZeR 184Die WieDeRAUFeRSTehUnG 190VieR eRKennTniSSe 192

8 DIE VERSChWOumlRUnGEn DER IllUMInatEn 195

eine AUSSeRGeWOumlhnLiChe GeSTALT 196Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 197Geheime ZieLe 201Die UnTeRWAnDeRUnG 202DeR UnTeRGAnG 205WiLDe VeRSChWOumlRUnGSTheORien 210Die DRei FehLeR 212

9 hItlERS GEhEIMBUumlnDElEI 215

GeheimbuumlnDeLei 216Die mYSTeRiOumlSen PROTOKOLLe DeR WeiSen VOn ZiOn 224Die VeRSChWOumlRUnG GeGen Die menSChLiChKeiT 232hiTLeR UnD Seine GeheimbuumlnDeLei 235

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10 UnBEKanntES UumlBER DIE FREIMaURER-loGE P2 237

Die enThuumlLLUnG 238UmSTURZPLAumlne UnD TeRROR 241nOCh einmAL UmSTURZPLAumlne 248Ohne mASKe LiCiO GeLLi 249Die VeRSChWOumlRUnG FLieGT AUF 261ReChTFeRTiGUnGSVeRSUChe UnD FALSChe FAumlhRTen 264WAS niChT VOm TiSCh ZU WiSChen iST 265GeLOumlSTe UnD UnGeLOumlSTe RAumlTSeL 267

11 WaS UumlBER DIE FREIMaUREREI nICht GESaGt WERDEn DaRF GERUumlChtE GEhEIMnISSE GESChIChtE UnD GEGEnWaRt 269

einSiChT nR 1 270einSiChT nR 2 272Die enTSTehUnG DeR FReimAUReRei 273Die enTSTehUnG eineS GeheimKULTeS 276Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 279DeR GeGenSChLAG 281RAumlTSeL DeR POLiTiK 283DeR LUDeRGeRUCh DeR ReVOLUTiOn 286Die bLUTiGe ReVOLUTiOn 289Die ReVOLUTiOn FRiSST ihRe KinDeR 294ReVOLUTiOnen UnD Die FReimAUReRei 297Die SChWARZe hAnD 301Die nAZiS UnD Die FReimAUReRei 304VeRTRAULiCh DeR WAhRe einFLUSS DeR FReimAUReRei 306DeR GeheimbUnD in DeR GeGenWART 308VORLAumlUFiGeS FAZiT 308enDGuumlLTiGeS FAZiT 313

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WaRUM DIESES BUCh GESChRIEBEn WERDEn MUSStE oDER GEhEIMnIS EnthUumlllt 315

SKULL AnD bOneS 315Die biLDeRbeRGeR 317ROCKeFeLLeR ROThSChiLD amp CO 318Die WAhRe mAChT 319

lItERatURVERZEIChnIS 323

UumlBER DEn aUtoR 332

ERFolGStItEl 332

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WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn

Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Kein Thema ist aufregender und spannender als das der Geheimbuumlnde es laumlsst uns ahnen dass uns bislang viel vorenthalten wurde ndash Fakten und Tatsachen uumlber die wir bescheid wissen sollten Fest steht uumlber Geheimgesellschaften und Geheimbuumlnde wurde bis heute zu selten oder nie die Wahrheit gesagt

Aber warum Aus welchem Grund werden wir uumlber Geheimbuumlnde nicht informiert beispielsweise im Geschichtsunterricht in der his-torie gab es nachweislich zahlreiche Geheimbuumlnde die enorme Aus-wirkungen auf den Verlauf der ereignisse hatten und die bdquoGeschichteldquo manchmal sogar in eine ganz neue Richtung draumlngten

Warum tappen wir im Dunkeln wenn wir unser Wissen uumlber Ge-heimgesellschaften serioumls erweitern wollen noch einmal Geheimbuumln-de veraumlnderten nachweislich den Lauf der Geschichte muumlssten wir demnach nicht uumlber ihre existenz aufgeklaumlrt werden

nun die Gruumlnde liegen auf der hand eine bdquoGeheimgesellschaftldquo scheut per definitionem das Tageslicht ihre Vertreter versuchen alles um bestimmte informationen nicht ans Licht kommen zu lassen Sie

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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Inhalt

WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES 11

TeChniKen DeR VeRWiRRUnG 12Die AnATOmie DeS GeheimniSSeS 15Die ChARAKTeRiSTiKen GeheimGeSeLLSChAFTen 16ARTen VOn GeheimbuumlnDen UnD inSiDeR-ZiRKeLn 18

1 DIE DREI GEhEIMnISSE DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlChtIGStEn MIttElaltERlIChEn RIttERoRDEnS 23

eine einZiGARTiGe hiSTORie 24Die VeRSChWieGene WAhRheiT 26Die WAhRen GRuumlnDUnGSVAumlTeR DeR TemPLeR 30Wie mAn eine eLiTeTRUPPe AUS Dem bODen STAmPFT 34Die KRieGe DeR TemPLeR 39SAGenhAFTe SChAumlTZe 39AUFnAhmeRiTen UnD AnDeRe ZeRemOnien 43DeR UnTeRGAnG 47Die SChURKen UnD DRAhTZieheR 50

2 UnERhOumlRtE ManIPUlatIonSMEthoDEn DER MOumlRDER- UnD GEhEIMBUnD DER aSSaSSInEn 55

eine VeRRAumlTeRiSChe DeFiniTiOn 56AUF Den SPURen mOhAmmeDS 57TeRROR UnD mORD 58mARCO POLO oder Die QUeLLenLAGe 61DeR GeheimbUnD eRbLiCKT DAS LiChT DeR WeLT 63Die GeheimniSSe DeR ASSASSinen 70enDGuumlLTiGeS FAZiT 71

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3 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 1 DIE JESUItEn 73

Die WAhRheiT uumlbeR Den GRuumlnDeR oder WAS uumlbeR Die JeSUiTen GeSAGT WeRDen DARF 74Die JeSUiTen 76einGRiFF in Die hiSTORie 79Die eRObeRUnG DeR WeLT 81VeRSChWOumlRUnGen UnD VeRbOTe 83im URTeiL LOYOLA UnD Die JeSUiTen 88enDGuumlLTiGeS FAZiT SChWARZ UnD WeiSS 91

4 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 2 oPUS DEI 95

Die VeRSChWOumlRUnG 97Die ZWei GeSiChTeR JOSemARIacuteA eSCRiVAacuteS 99Die hieRARChie 101miSSiOn mOTiVATiOn inDOKTRinATiOn 103Die UnTeRWAnDeRUnG 103DeR AUFTRAG 104Die POLiTiK UnD Die beSiTZGeheimniSSe DeS VATiKAnS 106DeR ORDen VOR GeRiChT 108DAS PAPSTTUm VOR GeRiChT 110

5 DIE hIntERMAumlnnER DER aMERIKanISChEn REVolUtIon 113

WeLTmAumlChTe 114DeR bRUDeRKRieG 116Die UnAbhAumlnGiGKeiTSeRKLAumlRUnG 126DAS POLiTiSChe GLAUbenSbeKennTniS DeR USA oder Die eRFOLGReiChSTe VeRFASSUnG DeR WeLT 130hOChGeheime mAChenSChAFTen 135

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DAS mYSTeRiOumlSe beZiehUnGSGeFLeChT DeR AmeRiKAni-SChen ReVOLUTiOnAumlRe 139KLeineS bRiSAnTeS eRSTeS FAZiT 142

6 DER MYStERIOumlSE GRaF Von SaInt GERMaIn 147

Die LeGenDe 148niChTS ALS Die WAhRheiT 162enDGuumlLTiGeS FAZiT 174nOCh einmAL Die FReimAUReRei 176

7 RAumltSElhaFtE RoSEnKREUZER 179

JOhAnn VALenTin AnDReAe 180POWeR oder DeR ORDen DeR ROSenKReUZeR 184Die WieDeRAUFeRSTehUnG 190VieR eRKennTniSSe 192

8 DIE VERSChWOumlRUnGEn DER IllUMInatEn 195

eine AUSSeRGeWOumlhnLiChe GeSTALT 196Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 197Geheime ZieLe 201Die UnTeRWAnDeRUnG 202DeR UnTeRGAnG 205WiLDe VeRSChWOumlRUnGSTheORien 210Die DRei FehLeR 212

9 hItlERS GEhEIMBUumlnDElEI 215

GeheimbuumlnDeLei 216Die mYSTeRiOumlSen PROTOKOLLe DeR WeiSen VOn ZiOn 224Die VeRSChWOumlRUnG GeGen Die menSChLiChKeiT 232hiTLeR UnD Seine GeheimbuumlnDeLei 235

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10 UnBEKanntES UumlBER DIE FREIMaURER-loGE P2 237

Die enThuumlLLUnG 238UmSTURZPLAumlne UnD TeRROR 241nOCh einmAL UmSTURZPLAumlne 248Ohne mASKe LiCiO GeLLi 249Die VeRSChWOumlRUnG FLieGT AUF 261ReChTFeRTiGUnGSVeRSUChe UnD FALSChe FAumlhRTen 264WAS niChT VOm TiSCh ZU WiSChen iST 265GeLOumlSTe UnD UnGeLOumlSTe RAumlTSeL 267

11 WaS UumlBER DIE FREIMaUREREI nICht GESaGt WERDEn DaRF GERUumlChtE GEhEIMnISSE GESChIChtE UnD GEGEnWaRt 269

einSiChT nR 1 270einSiChT nR 2 272Die enTSTehUnG DeR FReimAUReRei 273Die enTSTehUnG eineS GeheimKULTeS 276Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 279DeR GeGenSChLAG 281RAumlTSeL DeR POLiTiK 283DeR LUDeRGeRUCh DeR ReVOLUTiOn 286Die bLUTiGe ReVOLUTiOn 289Die ReVOLUTiOn FRiSST ihRe KinDeR 294ReVOLUTiOnen UnD Die FReimAUReRei 297Die SChWARZe hAnD 301Die nAZiS UnD Die FReimAUReRei 304VeRTRAULiCh DeR WAhRe einFLUSS DeR FReimAUReRei 306DeR GeheimbUnD in DeR GeGenWART 308VORLAumlUFiGeS FAZiT 308enDGuumlLTiGeS FAZiT 313

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WaRUM DIESES BUCh GESChRIEBEn WERDEn MUSStE oDER GEhEIMnIS EnthUumlllt 315

SKULL AnD bOneS 315Die biLDeRbeRGeR 317ROCKeFeLLeR ROThSChiLD amp CO 318Die WAhRe mAChT 319

lItERatURVERZEIChnIS 323

UumlBER DEn aUtoR 332

ERFolGStItEl 332

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WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn

Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Kein Thema ist aufregender und spannender als das der Geheimbuumlnde es laumlsst uns ahnen dass uns bislang viel vorenthalten wurde ndash Fakten und Tatsachen uumlber die wir bescheid wissen sollten Fest steht uumlber Geheimgesellschaften und Geheimbuumlnde wurde bis heute zu selten oder nie die Wahrheit gesagt

Aber warum Aus welchem Grund werden wir uumlber Geheimbuumlnde nicht informiert beispielsweise im Geschichtsunterricht in der his-torie gab es nachweislich zahlreiche Geheimbuumlnde die enorme Aus-wirkungen auf den Verlauf der ereignisse hatten und die bdquoGeschichteldquo manchmal sogar in eine ganz neue Richtung draumlngten

Warum tappen wir im Dunkeln wenn wir unser Wissen uumlber Ge-heimgesellschaften serioumls erweitern wollen noch einmal Geheimbuumln-de veraumlnderten nachweislich den Lauf der Geschichte muumlssten wir demnach nicht uumlber ihre existenz aufgeklaumlrt werden

nun die Gruumlnde liegen auf der hand eine bdquoGeheimgesellschaftldquo scheut per definitionem das Tageslicht ihre Vertreter versuchen alles um bestimmte informationen nicht ans Licht kommen zu lassen Sie

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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3 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 1 DIE JESUItEn 73

Die WAhRheiT uumlbeR Den GRuumlnDeR oder WAS uumlbeR Die JeSUiTen GeSAGT WeRDen DARF 74Die JeSUiTen 76einGRiFF in Die hiSTORie 79Die eRObeRUnG DeR WeLT 81VeRSChWOumlRUnGen UnD VeRbOTe 83im URTeiL LOYOLA UnD Die JeSUiTen 88enDGuumlLTiGeS FAZiT SChWARZ UnD WeiSS 91

4 GEhEIME BRUDERSChaFtEn IM BannE DES PaPSttUMS ndash tEIl 2 oPUS DEI 95

Die VeRSChWOumlRUnG 97Die ZWei GeSiChTeR JOSemARIacuteA eSCRiVAacuteS 99Die hieRARChie 101miSSiOn mOTiVATiOn inDOKTRinATiOn 103Die UnTeRWAnDeRUnG 103DeR AUFTRAG 104Die POLiTiK UnD Die beSiTZGeheimniSSe DeS VATiKAnS 106DeR ORDen VOR GeRiChT 108DAS PAPSTTUm VOR GeRiChT 110

5 DIE hIntERMAumlnnER DER aMERIKanISChEn REVolUtIon 113

WeLTmAumlChTe 114DeR bRUDeRKRieG 116Die UnAbhAumlnGiGKeiTSeRKLAumlRUnG 126DAS POLiTiSChe GLAUbenSbeKennTniS DeR USA oder Die eRFOLGReiChSTe VeRFASSUnG DeR WeLT 130hOChGeheime mAChenSChAFTen 135

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DAS mYSTeRiOumlSe beZiehUnGSGeFLeChT DeR AmeRiKAni-SChen ReVOLUTiOnAumlRe 139KLeineS bRiSAnTeS eRSTeS FAZiT 142

6 DER MYStERIOumlSE GRaF Von SaInt GERMaIn 147

Die LeGenDe 148niChTS ALS Die WAhRheiT 162enDGuumlLTiGeS FAZiT 174nOCh einmAL Die FReimAUReRei 176

7 RAumltSElhaFtE RoSEnKREUZER 179

JOhAnn VALenTin AnDReAe 180POWeR oder DeR ORDen DeR ROSenKReUZeR 184Die WieDeRAUFeRSTehUnG 190VieR eRKennTniSSe 192

8 DIE VERSChWOumlRUnGEn DER IllUMInatEn 195

eine AUSSeRGeWOumlhnLiChe GeSTALT 196Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 197Geheime ZieLe 201Die UnTeRWAnDeRUnG 202DeR UnTeRGAnG 205WiLDe VeRSChWOumlRUnGSTheORien 210Die DRei FehLeR 212

9 hItlERS GEhEIMBUumlnDElEI 215

GeheimbuumlnDeLei 216Die mYSTeRiOumlSen PROTOKOLLe DeR WeiSen VOn ZiOn 224Die VeRSChWOumlRUnG GeGen Die menSChLiChKeiT 232hiTLeR UnD Seine GeheimbuumlnDeLei 235

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10 UnBEKanntES UumlBER DIE FREIMaURER-loGE P2 237

Die enThuumlLLUnG 238UmSTURZPLAumlne UnD TeRROR 241nOCh einmAL UmSTURZPLAumlne 248Ohne mASKe LiCiO GeLLi 249Die VeRSChWOumlRUnG FLieGT AUF 261ReChTFeRTiGUnGSVeRSUChe UnD FALSChe FAumlhRTen 264WAS niChT VOm TiSCh ZU WiSChen iST 265GeLOumlSTe UnD UnGeLOumlSTe RAumlTSeL 267

11 WaS UumlBER DIE FREIMaUREREI nICht GESaGt WERDEn DaRF GERUumlChtE GEhEIMnISSE GESChIChtE UnD GEGEnWaRt 269

einSiChT nR 1 270einSiChT nR 2 272Die enTSTehUnG DeR FReimAUReRei 273Die enTSTehUnG eineS GeheimKULTeS 276Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 279DeR GeGenSChLAG 281RAumlTSeL DeR POLiTiK 283DeR LUDeRGeRUCh DeR ReVOLUTiOn 286Die bLUTiGe ReVOLUTiOn 289Die ReVOLUTiOn FRiSST ihRe KinDeR 294ReVOLUTiOnen UnD Die FReimAUReRei 297Die SChWARZe hAnD 301Die nAZiS UnD Die FReimAUReRei 304VeRTRAULiCh DeR WAhRe einFLUSS DeR FReimAUReRei 306DeR GeheimbUnD in DeR GeGenWART 308VORLAumlUFiGeS FAZiT 308enDGuumlLTiGeS FAZiT 313

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WaRUM DIESES BUCh GESChRIEBEn WERDEn MUSStE oDER GEhEIMnIS EnthUumlllt 315

SKULL AnD bOneS 315Die biLDeRbeRGeR 317ROCKeFeLLeR ROThSChiLD amp CO 318Die WAhRe mAChT 319

lItERatURVERZEIChnIS 323

UumlBER DEn aUtoR 332

ERFolGStItEl 332

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WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn

Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Kein Thema ist aufregender und spannender als das der Geheimbuumlnde es laumlsst uns ahnen dass uns bislang viel vorenthalten wurde ndash Fakten und Tatsachen uumlber die wir bescheid wissen sollten Fest steht uumlber Geheimgesellschaften und Geheimbuumlnde wurde bis heute zu selten oder nie die Wahrheit gesagt

Aber warum Aus welchem Grund werden wir uumlber Geheimbuumlnde nicht informiert beispielsweise im Geschichtsunterricht in der his-torie gab es nachweislich zahlreiche Geheimbuumlnde die enorme Aus-wirkungen auf den Verlauf der ereignisse hatten und die bdquoGeschichteldquo manchmal sogar in eine ganz neue Richtung draumlngten

Warum tappen wir im Dunkeln wenn wir unser Wissen uumlber Ge-heimgesellschaften serioumls erweitern wollen noch einmal Geheimbuumln-de veraumlnderten nachweislich den Lauf der Geschichte muumlssten wir demnach nicht uumlber ihre existenz aufgeklaumlrt werden

nun die Gruumlnde liegen auf der hand eine bdquoGeheimgesellschaftldquo scheut per definitionem das Tageslicht ihre Vertreter versuchen alles um bestimmte informationen nicht ans Licht kommen zu lassen Sie

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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DAS mYSTeRiOumlSe beZiehUnGSGeFLeChT DeR AmeRiKAni-SChen ReVOLUTiOnAumlRe 139KLeineS bRiSAnTeS eRSTeS FAZiT 142

6 DER MYStERIOumlSE GRaF Von SaInt GERMaIn 147

Die LeGenDe 148niChTS ALS Die WAhRheiT 162enDGuumlLTiGeS FAZiT 174nOCh einmAL Die FReimAUReRei 176

7 RAumltSElhaFtE RoSEnKREUZER 179

JOhAnn VALenTin AnDReAe 180POWeR oder DeR ORDen DeR ROSenKReUZeR 184Die WieDeRAUFeRSTehUnG 190VieR eRKennTniSSe 192

8 DIE VERSChWOumlRUnGEn DER IllUMInatEn 195

eine AUSSeRGeWOumlhnLiChe GeSTALT 196Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 197Geheime ZieLe 201Die UnTeRWAnDeRUnG 202DeR UnTeRGAnG 205WiLDe VeRSChWOumlRUnGSTheORien 210Die DRei FehLeR 212

9 hItlERS GEhEIMBUumlnDElEI 215

GeheimbuumlnDeLei 216Die mYSTeRiOumlSen PROTOKOLLe DeR WeiSen VOn ZiOn 224Die VeRSChWOumlRUnG GeGen Die menSChLiChKeiT 232hiTLeR UnD Seine GeheimbuumlnDeLei 235

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10 UnBEKanntES UumlBER DIE FREIMaURER-loGE P2 237

Die enThuumlLLUnG 238UmSTURZPLAumlne UnD TeRROR 241nOCh einmAL UmSTURZPLAumlne 248Ohne mASKe LiCiO GeLLi 249Die VeRSChWOumlRUnG FLieGT AUF 261ReChTFeRTiGUnGSVeRSUChe UnD FALSChe FAumlhRTen 264WAS niChT VOm TiSCh ZU WiSChen iST 265GeLOumlSTe UnD UnGeLOumlSTe RAumlTSeL 267

11 WaS UumlBER DIE FREIMaUREREI nICht GESaGt WERDEn DaRF GERUumlChtE GEhEIMnISSE GESChIChtE UnD GEGEnWaRt 269

einSiChT nR 1 270einSiChT nR 2 272Die enTSTehUnG DeR FReimAUReRei 273Die enTSTehUnG eineS GeheimKULTeS 276Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 279DeR GeGenSChLAG 281RAumlTSeL DeR POLiTiK 283DeR LUDeRGeRUCh DeR ReVOLUTiOn 286Die bLUTiGe ReVOLUTiOn 289Die ReVOLUTiOn FRiSST ihRe KinDeR 294ReVOLUTiOnen UnD Die FReimAUReRei 297Die SChWARZe hAnD 301Die nAZiS UnD Die FReimAUReRei 304VeRTRAULiCh DeR WAhRe einFLUSS DeR FReimAUReRei 306DeR GeheimbUnD in DeR GeGenWART 308VORLAumlUFiGeS FAZiT 308enDGuumlLTiGeS FAZiT 313

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WaRUM DIESES BUCh GESChRIEBEn WERDEn MUSStE oDER GEhEIMnIS EnthUumlllt 315

SKULL AnD bOneS 315Die biLDeRbeRGeR 317ROCKeFeLLeR ROThSChiLD amp CO 318Die WAhRe mAChT 319

lItERatURVERZEIChnIS 323

UumlBER DEn aUtoR 332

ERFolGStItEl 332

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WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn

Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Kein Thema ist aufregender und spannender als das der Geheimbuumlnde es laumlsst uns ahnen dass uns bislang viel vorenthalten wurde ndash Fakten und Tatsachen uumlber die wir bescheid wissen sollten Fest steht uumlber Geheimgesellschaften und Geheimbuumlnde wurde bis heute zu selten oder nie die Wahrheit gesagt

Aber warum Aus welchem Grund werden wir uumlber Geheimbuumlnde nicht informiert beispielsweise im Geschichtsunterricht in der his-torie gab es nachweislich zahlreiche Geheimbuumlnde die enorme Aus-wirkungen auf den Verlauf der ereignisse hatten und die bdquoGeschichteldquo manchmal sogar in eine ganz neue Richtung draumlngten

Warum tappen wir im Dunkeln wenn wir unser Wissen uumlber Ge-heimgesellschaften serioumls erweitern wollen noch einmal Geheimbuumln-de veraumlnderten nachweislich den Lauf der Geschichte muumlssten wir demnach nicht uumlber ihre existenz aufgeklaumlrt werden

nun die Gruumlnde liegen auf der hand eine bdquoGeheimgesellschaftldquo scheut per definitionem das Tageslicht ihre Vertreter versuchen alles um bestimmte informationen nicht ans Licht kommen zu lassen Sie

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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10 UnBEKanntES UumlBER DIE FREIMaURER-loGE P2 237

Die enThuumlLLUnG 238UmSTURZPLAumlne UnD TeRROR 241nOCh einmAL UmSTURZPLAumlne 248Ohne mASKe LiCiO GeLLi 249Die VeRSChWOumlRUnG FLieGT AUF 261ReChTFeRTiGUnGSVeRSUChe UnD FALSChe FAumlhRTen 264WAS niChT VOm TiSCh ZU WiSChen iST 265GeLOumlSTe UnD UnGeLOumlSTe RAumlTSeL 267

11 WaS UumlBER DIE FREIMaUREREI nICht GESaGt WERDEn DaRF GERUumlChtE GEhEIMnISSE GESChIChtE UnD GEGEnWaRt 269

einSiChT nR 1 270einSiChT nR 2 272Die enTSTehUnG DeR FReimAUReRei 273Die enTSTehUnG eineS GeheimKULTeS 276Die inTeLLeKTUeLLe ReVOLUTiOn 279DeR GeGenSChLAG 281RAumlTSeL DeR POLiTiK 283DeR LUDeRGeRUCh DeR ReVOLUTiOn 286Die bLUTiGe ReVOLUTiOn 289Die ReVOLUTiOn FRiSST ihRe KinDeR 294ReVOLUTiOnen UnD Die FReimAUReRei 297Die SChWARZe hAnD 301Die nAZiS UnD Die FReimAUReRei 304VeRTRAULiCh DeR WAhRe einFLUSS DeR FReimAUReRei 306DeR GeheimbUnD in DeR GeGenWART 308VORLAumlUFiGeS FAZiT 308enDGuumlLTiGeS FAZiT 313

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WaRUM DIESES BUCh GESChRIEBEn WERDEn MUSStE oDER GEhEIMnIS EnthUumlllt 315

SKULL AnD bOneS 315Die biLDeRbeRGeR 317ROCKeFeLLeR ROThSChiLD amp CO 318Die WAhRe mAChT 319

lItERatURVERZEIChnIS 323

UumlBER DEn aUtoR 332

ERFolGStItEl 332

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WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn

Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Kein Thema ist aufregender und spannender als das der Geheimbuumlnde es laumlsst uns ahnen dass uns bislang viel vorenthalten wurde ndash Fakten und Tatsachen uumlber die wir bescheid wissen sollten Fest steht uumlber Geheimgesellschaften und Geheimbuumlnde wurde bis heute zu selten oder nie die Wahrheit gesagt

Aber warum Aus welchem Grund werden wir uumlber Geheimbuumlnde nicht informiert beispielsweise im Geschichtsunterricht in der his-torie gab es nachweislich zahlreiche Geheimbuumlnde die enorme Aus-wirkungen auf den Verlauf der ereignisse hatten und die bdquoGeschichteldquo manchmal sogar in eine ganz neue Richtung draumlngten

Warum tappen wir im Dunkeln wenn wir unser Wissen uumlber Ge-heimgesellschaften serioumls erweitern wollen noch einmal Geheimbuumln-de veraumlnderten nachweislich den Lauf der Geschichte muumlssten wir demnach nicht uumlber ihre existenz aufgeklaumlrt werden

nun die Gruumlnde liegen auf der hand eine bdquoGeheimgesellschaftldquo scheut per definitionem das Tageslicht ihre Vertreter versuchen alles um bestimmte informationen nicht ans Licht kommen zu lassen Sie

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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WaRUM DIESES BUCh GESChRIEBEn WERDEn MUSStE oDER GEhEIMnIS EnthUumlllt 315

SKULL AnD bOneS 315Die biLDeRbeRGeR 317ROCKeFeLLeR ROThSChiLD amp CO 318Die WAhRe mAChT 319

lItERatURVERZEIChnIS 323

UumlBER DEn aUtoR 332

ERFolGStItEl 332

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WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn

Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Kein Thema ist aufregender und spannender als das der Geheimbuumlnde es laumlsst uns ahnen dass uns bislang viel vorenthalten wurde ndash Fakten und Tatsachen uumlber die wir bescheid wissen sollten Fest steht uumlber Geheimgesellschaften und Geheimbuumlnde wurde bis heute zu selten oder nie die Wahrheit gesagt

Aber warum Aus welchem Grund werden wir uumlber Geheimbuumlnde nicht informiert beispielsweise im Geschichtsunterricht in der his-torie gab es nachweislich zahlreiche Geheimbuumlnde die enorme Aus-wirkungen auf den Verlauf der ereignisse hatten und die bdquoGeschichteldquo manchmal sogar in eine ganz neue Richtung draumlngten

Warum tappen wir im Dunkeln wenn wir unser Wissen uumlber Ge-heimgesellschaften serioumls erweitern wollen noch einmal Geheimbuumln-de veraumlnderten nachweislich den Lauf der Geschichte muumlssten wir demnach nicht uumlber ihre existenz aufgeklaumlrt werden

nun die Gruumlnde liegen auf der hand eine bdquoGeheimgesellschaftldquo scheut per definitionem das Tageslicht ihre Vertreter versuchen alles um bestimmte informationen nicht ans Licht kommen zu lassen Sie

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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WaRUM DIESES BUCh nICht GESChRIEBEn WERDEn

Kann oDER DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Kein Thema ist aufregender und spannender als das der Geheimbuumlnde es laumlsst uns ahnen dass uns bislang viel vorenthalten wurde ndash Fakten und Tatsachen uumlber die wir bescheid wissen sollten Fest steht uumlber Geheimgesellschaften und Geheimbuumlnde wurde bis heute zu selten oder nie die Wahrheit gesagt

Aber warum Aus welchem Grund werden wir uumlber Geheimbuumlnde nicht informiert beispielsweise im Geschichtsunterricht in der his-torie gab es nachweislich zahlreiche Geheimbuumlnde die enorme Aus-wirkungen auf den Verlauf der ereignisse hatten und die bdquoGeschichteldquo manchmal sogar in eine ganz neue Richtung draumlngten

Warum tappen wir im Dunkeln wenn wir unser Wissen uumlber Ge-heimgesellschaften serioumls erweitern wollen noch einmal Geheimbuumln-de veraumlnderten nachweislich den Lauf der Geschichte muumlssten wir demnach nicht uumlber ihre existenz aufgeklaumlrt werden

nun die Gruumlnde liegen auf der hand eine bdquoGeheimgesellschaftldquo scheut per definitionem das Tageslicht ihre Vertreter versuchen alles um bestimmte informationen nicht ans Licht kommen zu lassen Sie

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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leugnen manchmal sogar ihre schiere existenz Sie legen falsche Faumlhr-ten Sie geben scheinbare Geheimnisse preis die bei genauerer betrach-tung gar keine sind sondern lupenreine Fehlinformationen die in die irre fuumlhren sollen damit sich der neugierige Zeitgenosse in einem La-byrinth verirrt

tEChnIKEn DER VERWIRRUnG

betrachten wir nur einmal einen Aspekt des Repertoires des ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes des KGb der ja in weitestem Sinn als bdquoGeheimgesellschaftldquo bezeichnet werden kann

KGb Das Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti ndash das Komitee fuumlr Staatssicherheit ndash hatte in der ehemaligen Sowjetunion von 1954 bis 1991 zahlreiche Aufgaben Uns interessiert hier aber nur dass es innerhalb des KGb eine eigene Desinformationsabteilung gab in der systematisch daran gearbeitet wurde Fehlinformationen zu lancieren Tausende von KGb-mitarbeitern waren auf nichts anderes spezialisiert als professionell zu luumlgen es gab eigene Techniken ja ein ganzes Tech-nik-Repertoire auf intelligente Weise die Wahrheit zu verdrehen

eine Technik bestand beispielsweise darin den bdquoFeindldquo der eine geheim gehaltene schmutzige Tat des KGb aufgedeckt hatte (zum beispiel einen bdquokleinen mordldquo an einem missliebigen Politiker) so-fort zu beschuldigen die Tat selbst ausgefuumlhrt zu haben Wenn also beispielsweise Groszligbritannien oumlffentlich lamentierte der KGb habe den italienischen Politiker xy umgebracht so veroumlffentlichte der KGb umgehend eine Gegendarstellung die besagte dass eigent- lich die briten diesen italienischen Politiker ins Jenseits befoumlrdert haumltten hellip

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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Die Technik besteht also darin den Gegner desselben Verbrechens und derselben Taten zu beschuldigen die man selbst begangen hat ndash manchmal sogar rein prophylaktisch noch bevor die Oumlffentlichkeit da-von Wind bekommt Die Wirkung ist interessant Die Oumlffentlichkeit wird dadurch in totale Verwirrung gestuumlrzt

Diese methode gehoumlrt geradezu zum Standard-Repertoire von Ge-heimdiensten Und es gibt noch viel mehr Techniken die Wahrheit zu verschleiern es existiert eine hohe Schule der Luumlge und 101 methoden die Wahrheit zu verdrehen

halb- oder Viertelwahrheiten werden manchmal geschickt benutzt um eine behauptung die eigentlich eine Luumlge ist glaubhafter erschei-nen zu lassen

ehemalige mitglieder die die existenz eines Geheimbundes moumlgli-cherweise bezeugen koumlnnten koumlnnen umgebracht werden Zeugen koumln-nen mundtot gemacht werden ndash durch erpressungen und Drohungen Zeugen koumlnnen bestochen werden Falsche Zeugen lassen sich wie von magierhand aus dem hut zaubern

Aumluszligerst geschickt kann ein Geheimbund auch blitzschnell das in-teresse der Oumlffentlichkeit auf ein anderes Thema lenken wenn er von einer nicht mehr zu leugnenden Untat ablenken muss oder wenn die eigene geheim gehaltene existenz aufgeflogen ist Die medien werden dabei manipuliert wie dressierte huumlndchen Da sie ja nach bestimmten Gesetzmaumlszligigkeiten reagieren hecheln sie staumlndig dem neuesten Skandal hinterher Also wirft man ihnen schnell einen neuen bissen einen neuen Skandal vor Auf diese Weise ist es moumlglich die kurz aufgeblitzte Wahr-heit schnell wieder unter den Teppich zu kehren in der Folge wird die undichte Stelle rasch gekittet indem ein paar Verraumlter beseitigt werden

Und so verschwinden die winzigen Lichter der Wahrheit sofort wie-der die manchmal hier und da aufblitzen Die Oumlffentlichkeit wird wie-der eilfertig mit ein paar Fehlinformationen gefuumlttert und abgespeist hellip

Die Techniken der Desinformation sind ebenso raffiniert wie zahl-

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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reich mit anderen Worten Sobald wir Geheimbuumlnden auf der Spur sind sehen wir uns immer einem geschickt gestrickten netz von Luuml-gen gegenuumlber Ferner wird nicht selten mit ganz harten bandagen ge-kaumlmpft ein bdquokleiner mordldquo gilt nichts

Die prominentesten methoden der Luumlge bestehen darin falsche Drahtzieher zu nennen oder die Zeit und den Ort zu veraumlndern Auf diese Art bleibt ein Geheimbund manchmal lange Zeit unsichtbar manchmal verstecken sich die wahren Strippenzieher dadurch dass sie drei vier oder sogar fuumlnf mittelsmaumlnner einschalten um etwas zu bdquobe-wegenldquo Auch das traumlgt zur eigenen Unsichtbarkeit bei

Wir muumlssen also in aller Schaumlrfe realisieren dass wir nicht in einem informations- sondern in einem Desinformationszeitalter leben Allein die informationsflut die taumlglich auf uns einprasselt kann kaum mehr serioumls ausgewertet werden

Die Presse hilft bei vielen Vertuschungen mit Sie luumlgt wie gedruckt weiszlig schon der Volksmund Die Taumluschungen die durch die medien in die Welt gesetzt werden wurden mittlerweile von zahlreichen Wis-senschaftlern verlaumlsslich dokumentiert Zeitungen Zeitschriften Fern-sehen Radio und internet sind Fundgruben von Fehlinformationen Denn natuumlrlich beherrschen einige Geheimbuumlnde virtuos das Spiel menschen an der nase herumzufuumlhren ndash es ist schlieszliglich ihr ureigens-tes metier

Als erstes muumlssen wir also begreifen dass es eine bdquohohe Schule der Luumlgeldquo gibt wie man das nennen koumlnnte es gibt ein regelrechtes bdquoKnow-howldquo der Luumlge So verwundert es nicht dass Geheimgesell-schaften und Geheimbuumlnde bis heute mit einem Schutzwall von Luumlgen umgeben sind

Als Zweites muumlssen wir festhalten dass die Krakenarme einiger Ge-heimbuumlnde laumlngst auch die medien erreicht haben Von vielen medien wird die Wahrheit regelmaumlszligig zu Grabe getragen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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DIE anatoMIE DES GEhEIMnISSES

Will man dem Tabu-Thema Geheimbuumlnde wirklich auf die Schliche kommen muss man zunaumlchst Folgendes realisieren

bdquoeigentlichldquo ist es unmoumlglich uumlber dieses Thema ein serioumlses buch zu schreiben in der Geschichte gibt es einfach zu viele Geheimbuumlnde Daruumlber hinaus weist schon der Ausdruck Geheimbund oder Geheim-gesellschaft darauf dass viele Fakten nicht bekannt sind Oft wurden zudem Fakten verschleiert veraumlndert oder gar vernichtet

Und wer kann sich schon anmaszligen ohne Dokumente und Zeugen hinter all die Kulissen blicken zu koumlnnen

Die Anatomie des Geheimnisses besteht doch gerade darin dass all seine Teile geheim sind die mitglieder die Ziele die Orte der Zusammen-kunft die hierarchien die einweihungspraktiken und noch viel mehr

ein Geheimbund ist per definitionem raumltselhaft und undurchdring-lich Deshalb kann man selten hundertprozentig zuverlaumlssige Aussagen uumlber Geheimbuumlnde treffen Zu vieles beruht auf Taumluschung und Luumlge

Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schaumltzungsweise weit uumlber tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbuumlnde Geheimnisse zu ha-ben ist geradezu eine menschliche Obsession besonders im mittelal-ter war man regelrecht besessen von Geheimbuumlnden ndash unter anderem in Deutschland Frankreich und england aber auch in China oder in indien Auch das Altertum liebte die Geheimbuumlndelei genau wie die neuzeit Sie ist unausrottbar menschen sind verliebt in Geheimniskrauml-mereien

Doch nicht nur das auch die schiere notwendigkeit macht zu er-halten oder zu zementieren lud dazu ein mit Geheimbuumlnden zu operie-ren Geheimbuumlnde dienten ebenfalls dazu einen missliebigen herrscher vom Thron zu stoszligen ihn zum beispiel mit Gift aus dem Leben zu

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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befoumlrdern und die machtfrage neu zu stellen ein Putsch konnte nur gelingen wenn er der Geheimhaltung unterlag und nicht rechtzeitig aufgedeckt wurde ndash wenn kurz gesagt eine Art Geheimbund existierte Verraumlterische Spuren wurden in der Folge rasch verwischt und die iden-titaumlt der Geheimnistraumlger verschleiert

Wir sehen uns demnach betraumlchtlichen Schwierigkeiten gegenuumlber wenn wir uumlber Geheimbuumlnde berichten wollen

DIE ChaRaKtERIStIKEn Von GEhEIMGESEllSChaFtEn

Dennoch ist es moumlglich Geheimbuumlnde zu identifizieren und zumindest einige ihrer Taten ins Scheinwerferlicht zu ruumlcken Und es ist unerhoumlrt wichtig Denn es ist eine schiere notwendigkeit uumlber die existenz von Geheimbuumlnden bescheid zu wissen ndash jedenfalls wenn wir die Geschich-te verstehen wollen aber auch die Gegenwart

noch einmal Wir duumlrfen nicht darauf verzichten das Phaumlnomen der Geheimbuumlnde genauer zu untersuchen Geheimgesellschaften be-wegten naumlmlich viel mehr als einmal bildeten geheime bruderschaften in der hohen Politik das Zuumlnglein an der Waage Ja sie bestimmten manchmal sogar den Verlauf der Geschichte Wenn wir intellektuell erwachsen werden wollen sind wir geradezu verpflichtet etwas uumlber Geheimbuumlnde in erfahrung zu bringen ndash andernfalls wissen wir nie wie in den houmlchsten Zirkeln die Weichen gestellt werden und wie mit macht umgegangen wird

Wollen wir sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart verste-hen bleibt uns nichts anderes uumlbrig als uns auch mit Geheimbuumlnden

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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zu beschaumlftigen die manchmal nicht immer gleichzeitig auch echte elitezirkel waren

Obwohl es einerseits schwierig ist Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen weisen andererseits einige zuverlaumlssige indikatoren auf Geheimgesellschaften hin Geheimbuumlnde zeichnen sich bemerkens-werterweise fast immer durch bestimmte Charakteristiken aus Die wichtigsten Kennzeichen von Geheimbuumlnden und geheimen elite- gesellschaften sind

bull Bei der Aufnahme gibt es rigorose Auswahlverfahrenbull An die Mitglieder werden houmlchste Anforderungen gestellt manch-

mal werden sogar gefaumlhrliche einsaumltze von ihnen gefordertbull Es herrscht eiserne Disziplin wobei unbedingter Gehorsam einge-

fordert wirdbull Immer handelt es sich um ein geschlossenes hierarchisches System

manchmal mit verschiedenen Stufen oder einweihungsgraden die erreicht werden koumlnnen

bull An der Spitze steht eine Fuumlhrungspersoumlnlichkeit die houmlchsten Re-spekt ja Verehrung genieszligt

bull Es gibt eigene Gruppen-Codices und Gruppen-Idealebull Es existieren hochgesteckte Ziele eine eigene Aumlsthetik sowie An-

reizsysteme und Auszeichnungenbull Alle Mitglieder werden gewoumlhnlich zur Geheimhaltung verpflich-

tetbull Bei Fehlverhalten spielen genau definierte Bestrafungen eine Rollebull Oft winkt ein hoher Lohn der materieller Art (Geld Besitz

macht) oder spiritueller Art (das Paradies zum beispiel) sein kann1

einige dieser indikatoren werden manchmal stolz zur Schau gestellt manche werden auch enthuumlllt Das ist die Achillesferse jedes Geheim-bundes Denn es gibt immer Abweichler ehemalige mitglieder und

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

aRtEn Von GEhEIMBUumlnDEn UnD InSIDER-ZIRKEln

bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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Ausgestoszligene die plaudern und Geheimnisse verraten Allerdings muss man deren informationen mit Vorsicht genieszligen Geheimbuumlnde sind jedenfalls selten vollstaumlndig unsichtbar und umso leichter zu erken-nen je staumlrker man fuumlr das Thema sensibilisiert ist manchmal lassen sich Geheimbuumlnde auch an ihren Fruumlchten erkennen Oft werden sie naumlmlich dann entdeckt wenn zum beispiel ein bestimmtes politisches Ziel erreicht wurde das nur im Rahmen eines Geheimbundes ausfor-muliert werden konnte Und zu guter Letzt versorgt uns die historie mit zahlreichen informationen uumlber Geheimbuumlnde mit einer gewis-sen Verzoumlgerung die normalerweise rund fuumlnfzig oder hundert Jah-re betraumlgt kommen selbst ehemals bdquohochgeheimeldquo informationen ans Licht ndash nachdem einige mitglieder und Drahtzieher eines Geheimbun-des verstorben sind und ihnen durch Oumlffentlichkeit kein Schaden mehr erwachsen kann

es ist also inzwischen durchaus moumlglich Geheimbuumlnden auf die Spur zu kommen auf serioumlse Art und Weise ohne zu verruumlckten und abwegigen Verschwoumlrungstheorien Zuflucht zu nehmen

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bei Geheimbuumlnden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden die sie verfolgen So gibt es

bull die staatlichen Geheimdienste (CIA den ehemaligen KGB den bnD und so fort) die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Laumlnder schwaumlchen wollen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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bull Geheimbuumlnde mit einem politischen Ziel (die Tempelritter oder die Freimaurer etwa)

bull geheime Bruderschaften mit einem religioumlsen Ziel (Opus Dei zum beispiel mit Abstrichen die Jesuiten) und schlieszliglich

bull Insider-Zirkel die in erster Linie finanzielle Ziele verfolgen (wie das etwa bei international operierenden bankern der Fall ist)

Selbstredend gibt es uumlberschneidungenin diesem buch werden wir uns nur mit Geheimbuumlnden befassen

die politische und religioumlse Ziele verfolgten Wir werden nicht uumlber Ge-heimdienste aufklaumlren und auch nicht uumlber Finanz-insider-Zirkel ndash das wuumlrde den Rahmen des vorliegenden buches sprengen

Ferner werden wir uns nur mit hieb- und stichfesten historischen er-eignissen befassen die glasklar belegt sind um uns nicht auf das niveau von hundert unterschiedlichen Verschwoumlrungstheorien zu begeben die heute an allen ecken und enden wohlfeil zu haben sind Denn auch Folgendes ist wahr

DIE InFlatIon DER VERSChWOumlRUnGS- lItERatUR oDER DIChtUnG UnD WahRhEIt

Laumlngst findet sich uumlberall die wildeste Verschwoumlrungsliteratur Das internet ist uumlbervoll davon Alle moumlglichen Weltanschauungen ideo-logien Religionen oder politischen Parteien offerieren in reicher Fuumllle die widerspruumlchlichsten (und zum Teil getuumlrkten und unbewiesenen) bdquoinformationenldquo uumlber bestimmte ereignisse Viele dieser Theorien ent-behren jedes beweises

Unser ehrgeiz besteht jedoch darin nur mittels konkreter histori-scher ereignisse Geheimbuumlnde zu bdquoenttarnenldquo Wir lassen nur Fakten und Tatsachen gelten die von jedem Geschichtswissenschaftler nach-

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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vollzogen werden koumlnnen in diesem Sinne versuchen wir folgende Fragen zu beantworten

bull Worin bestanden die drei Geheimnisse der Tempelritter und wie ist der sagenhafte Aufstieg und ploumltzliche Fall dieser zeitweise maumlchtigsten mittelalterlichen institution zu erklaumlren

bull Was wissen wir mit Sicherheit uumlber die legendaumlren Assassinen ndash diese brandgefaumlhrliche islamische Geheimbruderschaft die mit haschisch Paradiesvorstellungen und Sex ihre mitglieder zum Toumlten und morden verfuumlhrte

bull Welche geheimen Bruderschaften standen und stehen im Banne des Papsttums ndash wie etwa das Opus Dei oder die Jesuiten

bull Wer waren die Hintermaumlnner der Amerikanischen Revolutionbull Wer zog die Strippen in der Franzoumlsischen Revolution bull Welchen Geheimorganisationen gehoumlrte der mysterioumlse Graf von

Saint Germain an und wer waren im 17 Jahrhundert die grauen eminenzen hinter den europaumlischen Thronen

bull Was hat es mit den Geheimbuumlnden der Illuminati und Rosenkreu-zer auf sich

bull Was wissen wir uumlber den Geheimbund Schwarze Hand der eine tragende Rolle beim Ausbruch des ersten Weltkriegs spielte

bull Worin bestand Hitlers Geheimbuumlndelei wer waren die Maumlnner hinter hitler

bull Welche Fakten werden bis heute uumlber die Freimaurer-Loge P2 un-ter den Teppich gekehrt

bull Wie liest sich die wahre Geschichte der Freimaurerei

So viel duumlrfen wir versprechen Sie werden nach der Lektuumlre dieser Ka-pitel eine ganz andere Sicht auf die Geschichte haben Geheimbuumlnde werfen ein voumlllig neues Licht auf verschiedene historische ereignisse ndash man muss nur um ihre existenz wissen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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beginnen wir mit einem der interessantesten Geheimbuumlnde der Ge-schichte den Tempelrittern ihre existenz ist genauestens dokumentiert und historiker haben laumlngst gesicherte Fakten uumlber sie zusammengetra-gen Fragen wir uns wie die Templer zu dem einflussreichsten Orden ihrer Zeit aufsteigen konnten Wie gelang es ihnen fuumlr eine kurze Zeit eine so unvorstellbare macht in ihren haumlnden zu vereinen und solch unermessliche Reichtuumlmer an sich zu raffen wie es nie vorher in der Ge-schichte des Abendlands moumlglich war Und was machte den innersten Kern dieses Geheimbundes und seine Faszination aus

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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1 DIE DREI GEhEIMnISSE

DER tEMPElRIttER oDER aUFStIEG UnD Fall DES MAumlCh-tIGStEn MIttElaltERlIChEn

RIttERoRDEnS

Wir haben es bereits angedeutet bis heute wird die ungeheure macht der Tempelritter voumlllig unterschaumltzt die sich in ihren legendaumlren tap-feren Groszligmeistern an der Spitze ballte hugo von Payens eberhard von barris bertrand de blanchefort hellip und wie sie alle hieszligen Diese Groszligmeister waren teilweise maumlchtiger als viele Koumlnige ihrer Zeit

Der Grund Die Templer verfuumlgten uumlber sagenhafte Schaumltze uumlber Gold und Geld wodurch sie zum reichsten Orden ihrer Zeit aufstiegen Zahlreiche Legenden Geruumlchte und Sagen rankten sich um die Quelle dieses Reichtums Woher stammte er

Ferner suchten der mut der Templer und ihre einsatzbereitschaft ihresgleichen ndash in militaumlrischer hinsicht konnte es niemand mit diesen Rittern aufnehmen sofern ein Fuumlrst Sultan oder Koumlnig nicht uumlber ein weit uumlberlegenes heer verfuumlgte Jeder Templer war eine kleine schier uneinnehmbare bdquoFestungldquo in sich Der Tempelritter starrte vor Waf-fen und fuumlrchtete weder Tod noch Teufel er verachtete den Tod sogar

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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zutiefst eine der Templer-Regeln besagt er duumlrfe in einem Kampf erst dann fliehen wenn er sich mindestens einer vierfachen uumlbermacht ge-genuumlbersehe Und wenn ein Templer im Kampf fiel riss er vorher ge-woumlhnlich zahlreiche Feinde mit sich in den Tod Die Templer waren eine draufgaumlngerische militaumlrische elitetruppe motiviert bis unter die haarspitzen und von ihren Feinden mehr gefuumlrchtet als Satan persoumln-lich Wodurch waren die Tempelherren in militaumlrischer hinsicht so uumlberlegen

Und es gab ein drittes mysterium Das war das eigentliche Geheim-nis der Templer es wurde zum Teil genaumlhrt durch geheime einwei-hungsriten die lange Zeit nicht bekannt wurden Worin bestand dieses letzte und bedeutendste Geheimnis

Alle drei Geheimnisse der Templer wurden bis heute nie komplett ausgeleuchtet Aber wir werden im Laufe dieses Kapitels sehr praumlzise Antworten liefern Sie lassen uns die Tempelritter mit einem Schlag verstehen und bringen mehr Licht in das Dunkel dieses Geheimbundes als das bisher der Fall war

Aber zunaumlchst muumlssen wir uns zumindest einen uumlberblick verschaf-fen die Fakten muumlssen auf den Tisch Wir muumlssen in erfahrung brin-gen was uumlberhaupt geschah

EInE EInZIGaRtIGE hIStoRIE

Der Templerorden (man sprach und spricht auch von Templern Tem-pelrittern oder Tempelherren) war urspruumlnglich kein Geheimbund sondern ein geistlicher Ritterorden er existierte von 1118 bis 1312 uumlberdauerte also rund zwei Jahrhunderte Zuletzt war er in Deutsch-land Frankreich england Spanien italien vielen osteuropaumlischen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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Und wie war es zu der Gruumlndung dieses geistlichen Ritterordens gekommen Wer hatte Pate gestanden Und warum war dieser Orden uumlberhaupt ins Leben gerufen worden

Fragen uumlber Fragen

DIE VERSChWIEGEnE WahRhEIt

Wir koumlnnen den Templerorden nicht verstehen wenn wir nicht zumin-dest in groben Zuumlgen den historischen hintergrund ausleuchten ndash und auf einige Fakten aufmerksam machen die normalerweise unter den Tisch gekehrt werden

erinnern wir uns also im Jahre 1096 wurde das ganze Abendland vom Kreuzzugsfieber gepackt Die Franzosen waren besonders eifrig aber auch die Deutschen konnten ihre begeisterung kaum zuumlgeln Der sogenannte erste Kreuzzug wie er spaumlter von historikern genannt wur-de nahm Gestalt an Als Vater dieses Kreuzzuges gelten die Paumlpste Gre-gor Vii (1073ndash1085 auf Petris Stuhl) und Papst Urban ii (1088ndash1099 in Amt und Wuumlrden) es ging darum mit Waffengewalt den bdquoeinzig wahren Glaubenldquo durchzusetzen besonders im heiligen Land das von muselmanen auch Sarazenen genannt beherrscht wurde Um men-schen zur eroberung des Landes zu motivieren wurden diese Sarazenen zunaumlchst auf das uumlbelste diffamiert und verleumdet man unterstellte ihnen die grauenhaftesten Untaten ndash alles erstunken und erlogen Da-nach durfte ein Kreuzzuumlgler den Sarazenen mit Zustimmung Christi genauer gesagt mit houmlchstkirchlicher erlaubnis unbedenklich die Keh-le durchschneiden

Das Ziel des ersten Kreuzzuges bestand darin den bdquofreien Zugang zu Jerusalem wiederherzustellenldquo das sich in den haumlnden der bdquoUnglaumlu-

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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bigenldquo befand in Jerusalem hatte angeblich Jesus gewirkt auf diesem heiligen boden war er gewandelt

Aber zunaumlchst mussten Christen entsprechend bdquoeingestimmtldquo wer-den Der bdquobegnadeteldquo Rhetoriker Papst Urban ii machte sich in dieser hinsicht besonders verdient ndash in Wahrheit war er ein hetzer vor dem herrn Sarazenen wurden von Urban ii als bdquogottloses Volkldquo bezeichnet und als bdquohundeldquo die aus Jerusalem vertrieben werden muumlssten eine hetzrede aus seinem mund houmlrte sich folgendermaszligen an

bdquoDie Wiege unseres heils nun das Vaterland des herrn das mutter-land der Religion hat ein gottloses Volk in seiner Gewalt Das gottlose Volk der Sarazenen druumlckt die heiligen Orte die von den Fuumlszligen des herrn betreten worden sind schon seit langer Zeit mit seiner Tyrannei und haumllt die Glaumlubigen in Knechtschaft und Unterwerfung Die hunde sind ins heiligtum gekommen und das Allerheiligste ist entweiht Das Volk das den wahren Gott verehrt ist erniedrigt ldquo1

noch einmal Der Papst rief dazu auf Jerusalem zu erobern Den Kreuzzuumlglern wurde die Aufhebung aller anhaumlngigen Gerichtsverfah-ren der Schuldenaufschub der erlass aller Suumlnden (auch Todsuumlnden wie mord) das ewige Seelenheil das Paradies sowie reiche beute in den eroberten Laumlndern versprochen

ein wilder ungeordneter haufen ndash bauern und Adlige kurz men-schen aus allen Gesellschaftsschichten ndash brach jubelnd auf Ohne be-denken brachten sie auf dem Weg nach Jerusalem viele Juden um und uumlberfielen und beraubten bauern und Doumlrfer am Wegesrand es ging ja um eine heilige Sache Der wilde haufen uumlberwand hunger und Krankheit hitze und selbst die Pest ndash und befand sich unversehens mitten in Syrien hier jedoch vernichtete ein Tuumlrkenheer die ersten Kreuzfahrer fast vollstaumlndig Aber nach einiger Zeit folgten dem un-geordneten haufen Ritter Grafen und blaubluumltige die weit besser

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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ausgeruumlstet waren und eine echte Gefahr fuumlr das morgenland dar- stellten

in byzanzKonstantinopel unterstuumltzte der byzantinische Kaiser die Kreuzfahrer rechnete er sich doch ebenfalls fette beute aus wenn die verdammten muselmanen besiegt wuumlrden in Syrien und Palaumlstina eroberte dieses Kreuzfahrerheer in der Folge mehrere wichtige Staumldte aber der Kampf die hitze und der Durst vernichteten groszlige Teile des heeres bis schlieszliglich nur noch 12 000 mann vor den Toren Jerusa-lems standen Jerusalem wurde indes nur von 1000 mann verteidigt ndash und so kam es wie es kommen musste Jerusalem die heiligste Stadt der erde fiel unter dem ohrenbetaumlubenden Jubelgeschrei der Kreuzfahrer die nun wie berserker wuumlteten

menschen wurden gefoltert enthauptet erschossen von Tuumlrmen gestuumlrzt oder verbrannt bdquoFrauen wurden erdolcht Saumluglinge von der mutterbrust gerissen und uumlber die Stadtmauern geschleudert oder an Pfaumlhlen zerschmettertldquo2 berichtete ein Chronist Dann umarmten sich die Kreuzfahrer weinten heiszlige Traumlnen vor Freude und stuumlrzten in die Grabeskirche wo Christus einst nach seinem Tod aufgebahrt worden sein sollte

Das Ziel war erreicht die heilige Stadt befand sich wieder im besitz des Christentums selbst die engel im himmel sangen hosianna eilig wurde das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo errichtet das offiziell unter paumlpstli-cher herrschaft stand in Wahrheit jedoch gaben einige Aristokraten den Ton an Grund und boden wurden neu verteilt und die fruumlheren Lehnsherren zu Leibeigenen degradiert christliche genauso wie mo-hammedanische Die einheimischen Christen blickten mit Wehmut auf die fruumlhere muslimische herrschaft zuruumlck als man sehr viel toleranter und gerechter mit ihnen umgegangen war Die meisten Kreuzfahrer kehrten zuruumlck in ihre angestammten Lande sodass das neue bdquoKoumlnig-reich Jerusalemldquo ploumltzlich nur noch unzureichend verteidigt war Und so kam es zum zweiten mal wie es kommen musste in dieser Region

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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fiel eine Stadt nach der anderen in die haumlnde der bdquoUnglaumlubigenldquo zuruumlck was in europa helle empoumlrung ausloumlste und schlieszliglich zum Zweiten Kreuzzug fuumlhrte

Zwischen dem ersten und dem Zweiten Kreuzzug war der Orden der Tempelritter gegruumlndet worden im Jahre 1118 um dieses wichtige Datum zu wiederholen

Was war passiertDie Paumlpste im bund mit einigen fanatischen Predigern ndash deren

wichtigster Vertreter laut den Quellen ein Abt bdquomit honigsuumlszliger Stim-meldquo und starker uumlberzeugungskraft namens bernhard von Clairvaux war ndash hatten laumlngst erkannt dass man das bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo und das heilige Land nur dann sichern konnte wenn eine militaumlrische eli-tetruppe den muselmanen einhalt gebot

Aus dieser erwaumlgung heraus erblickten die Tempelritter das Licht der Welt Sie waren eine religioumls-militaumlrische notwendigkeit ndash vom Standpunkt der Paumlpste und Prediger aus Der Tempelritter musste einerseits beten und gehorsam sein und unverbruumlchlich und fest im christlichen Glauben stehen und andererseits ein brandgefaumlhrlicher Kaumlmpfer sein den alle mehr fuumlrchteten als der Teufel das Weihwasser Wollten der Papst und der bdquoheilige bernhardldquo je ihre Absicht durchset-zen so brauchten sie einen militaumlrisch-moumlnchischen elitekrieger eine einzigartige mischung aus bdquoGeistlichkeitldquo und bdquoWeltlichkeitldquo Kurz ge-sagt musste eine neue Art mensch geschaffen werden

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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DIE WahREn GRUumlnDUnGSVAumltER DER tEMPlER

Die inoffiziellen (und wahren) Gruumlndungsvaumlter der Tempelritter waren also die Paumlpste und einige fanatisierte Prediger allen voran bernhard von Clairvaux auf den wir noch zu sprechen kommen werden Denn diese schillernde Figur ist mehr als interessant Die offiziellen Gruumln-dungsvaumlter hingegen waren franzoumlsische Ritter

Als die wichtigste Gruumlnderfigur der Templer wird bis heute ein ge-wisser hugo de Payens genannt ndash auch Paenz Pahens Payns Paenciis oder Paganis geschrieben mit einem namen ging man weniger sorgfaumll-tig um als mit dem Wort Gottes hugo de Payens (1070ndash1136) war ein Ritter edlen Gebluumlts aus Frankreich er avancierte zum ersten Groszlig-meister des Templerordens Payens hatte bereits am ersten Kreuzzug teilgenommen in einem heer des Grafen de blois et de Champagne mit dessen Familie ihn mindestens Freundschaft vielleicht sogar Verwandt-schaft verband er kannte auch Gottfried von bouillon (1060ndash1100) einen maumlchtigen niederlothringischen herzog ebenfalls Kreuzfahrer und Gruumlnder des christlichen bdquoKoumlnigreichs Jerusalemldquo bouillon nahm zwar selbst nie den Koumlnigstitel fuumlr das neu geschaffene bdquoKoumlnigreich Je-rusalemldquo an sorgte aber dafuumlr dass sein bruder als balduin i zum Kouml-nig von Jerusalem aufstieg Spaumlter sollte bouillon das Vorbild fuumlr viele europaumlische Ritter werden

hugo de Payens war also gut vernetzt Auch er wusste dass man das neue bdquoKoumlnigreich Jerusalemldquo nur dann wuumlrde halten koumlnnen wenn es hinreichend verteidigt wuumlrde

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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einem Dreierbund ndash so jedenfalls eine historische Version ndash beschloss man den Orden der Tempelritter aus der Taufe zu heben

balduin ii stellte den Rittern einen geheiligten Ort in Jerusalem als hauptsitz zur Verfuumlgung an dem einst der Salomonische Tempel gestanden hatte Salomon ndash bekanntermaszligen der weiseste herrscher der juumldischen Geschichte ndash hatte einst einen Tempel in Jerusalem errichten lassen Daher stammt also der name Templer die offiziell bdquo Arme Rit-terschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalemldquo (Paupe-res commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) hieszligen

noch einmal Der name Templer geht auf die Truumlmmer dieses Sa-lomonischen Tempels zuruumlck der auch fuumlr die Christenheit eine beson-dere religioumlse bedeutung besaszlig

Der Salomonische Tempel beherbergte der religioumlsen Legende zufol-ge die bundeslade mit den heiligen Gesetzestexten der Juden zu denen unter anderem die Zehn Gebote gehoumlrten Die bundeslade Angeblich hatte Gott selbst im zweiten buch mose genaue Anweisungen fuumlr den bau der bundeslade gegeben

bdquoUnd sie sollen eine Lade aus Akazienholz machen zweieinhalb ellen ihre Laumlnge und eineinhalb ellen ihre breite und eineinhalb ellen ihre houmlhe Und du sollst sie mit purem Gold uumlberziehen innen und auszligen sollst du sie uumlberziehen und du sollst einen goldenen Rand rings an ihr machen hellip Und du sollst das Zeugnis das ich dir geben werde in die Lade legenldquo3

in dieser bundeslade befanden sich demnach die heiligsten Texte und Anordnungen Gottes Auf diese Weise war ein bund zwischen den Ju-den und Gott geschlossen worden Doch diese bundeslade war laumlngst verloren gegangen Oder ruhte sie verborgen zwischen den Truumlmmern des Salomonischen Tempels man koumlnnte sie angeblich wiederfinden wenn man

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

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nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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1 innerhalb der Ruinen des Salomonischen Tempels nach 2 einer unvorstellbar wertvollen Truhe suchte in der sich 3 das Wort Gottes befand

Die Templer fuszligten also auf einer religioumlsen Legende oder wurden zu-mindest damit in Verbindung gebracht Spaumlter bildete sich mehr als ein Geruumlcht um die angebliche Suche der Templer nach dieser bundeslade

Der Salomonische Tempel war jedoch mehrmals zerstoumlrt wieder aufgebaut und abermals zerstoumlrt worden bis der Tempelplatz ndash waumlhrend der herrschaft der muselmanen in dieser Region ndash fuumlr eine moschee genutzt wurde nach der eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer wurde diese moschee ein Symbol des islam selbstverstaumlndlich erneut umgewandelt und wich einem Symbol des Christentums Kein gerin-gerer als der neue (christliche) Koumlnig von Jerusalem residierte jetzt hier in einem Palast ndash bis er den Ort den Templern uumlberlieszlig Und die errich-teten an dieser geschichtstraumlchtigen Stelle ihr hauptquartier Von hier aus nahmen zahlreiche zum Teil hochgeheime Unternehmungen ihren Ausgang Ploumltzlich gab es also diese Tempelritter oder Templer im Ge-genzug verlangte Koumlnig balduin ii ihm muumlsse nun stets eine einsatz-bereite pflichtbewusste Kampftruppe zur Verfuumlgung stehen wenn not am mann sei Daruumlber hinaus haumltten die Templer die Pilgerwege zu schuumltzen Die Tempelritter legten auszligerdem das Geluumlbde der Keusch-heit der Armut und des Gehorsams ab ndash ein moumlnchischer Schwur

Um Rom zufriedenzustellen und die Unabhaumlngigkeit der Templer sicherzustellen wurde entschieden dass der neue Orden direkt dem Papst unterstuumlnde und sonst niemandem rechenschaftspflichtig sei Das war besonders wichtig da die Tempelherren sich in der Folge keinem lo-kalen christlichen machthaber beugen mussten Und der Papst in Rom der papa der war weit weg vom Schuss

Soweit die nackten Fakten uumlber die entstehung der Templer natuumlrlich werden in der offiziellen Gruumlndungsgeschichte noch wei-

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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tere namen genannt auch Variationen gibt es zuhauf wie etwa dass hugo de Champagne erst spaumlter den eigentlichen Aufschwung des Or-dens herbeifuumlhrte Doch welche Spielart auch immer stimmt tatsaumlch-lich ist das nicht einmal ein Zehntel der wahren Geschichte sondern lediglich der aumluszligere Schein

WIE Man EInE ElItEtRUPPE aUS DEM BoDEn StaMPFt

nach der Gruumlndung des Templerordens reisten hugo von Payens und seine mannen sofort nach Frankreich england Schottland und Flandern und rekrutierten geradezu fieberhaft mitglieder fuumlr den neuen Orden es galt eine schlagkraumlftige Ordensarmee aufzustellen und ndash weit wichtiger ndash einen speziellen moumlnchsritter zu schmieden ei-ne seltsame mischung aus Kriegsmann und heiligen Dieses mentale Kunststuumlck konnte jedoch nur einem gelingen dem legendaumlren bern-hard von Clairvaux dem einflussreichsten Abt dieser Zeit dem mann mit der bdquohonigsuumlszligen Stimmeldquo

bis heute ist nicht bekannt welche Rolle dieser uumlbermaumlchtige Abt wirklich spielte er war jedenfalls maszliggeblich daran beteiligt einen voumlllig neuen Verhaltenskodex fuumlr diese Art von moumlnchsritter zu erstel-len ndash rigorose ja brutale Regeln die es in sich hatten und ein echtes novum darstellten in einem bdquogeistigenldquo Sinne erfand Clairvaux erst diesen Typus des moumlnchsritters gottgleich schuf er gewissermaszligen ei-nen bdquoneuen menschenldquo

Anfaumlnglich gab es nur 72 Ordensregeln spaumlter 686 Die ergaumlnzun-gen betrafen vor allem den militaumlrischen bereich sowie Strafen fuumlr Ver-

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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gehen Auch das Lob der neuen Ritterschaft ein Traktat aus der Feder des heiligen bernhard wurde spaumlter integriert

Die Ordensregeln legten zunaumlchst eine kompromisslose hierarchie fest die nicht infrage gestellt werden durfte An der Spitze der Temp-ler stand der Groszligmeister dem bedingungslos zu gehorchen war uumlber ihm standen nur der Papst und Gott

Ferner wurden darin alle militaumlrischen Details festgehalten Je-de Waffe hatte eine symbolische bedeutung Der Griff des Schwertes erinnerte an das Kreuz und das Leiden Christi Die Klinge war ein Symbol der Gerechtigkeit Die Lanze repraumlsentierte Geradheit ihre eiserne Spitze die Kraft der Wahrheit Der Rundhelm der den Kopf des Tempelritters komplett umschloss war ein Sinnbild der Scham-haftigkeit und der Demut Der harnisch stand fuumlr den mut des Ritters Die bewehrten handschuhe sollten den moumlnchsritter vor boumlsen Taten bewahren vor meineid und Raub zum beispiel Der weiszlige mantel der Tempelritter symbolisierte Reinheit das rote Tat-zenkreuz das blut Christi Auf diese Weise wurden alle Schutz- Ver-teidigungs- und Angriffswaffen in eine religioumlse Sphaumlre erhoben Der Tempelritter wurde foumlrmlich in das Christentum hineinhypnotisiert Zu-sammen mit den unvorstellbar zahlreichen staumlndigen Gebeten die tagaus und tagein gesprochen werden mussten kam das einer Gehirnwaumlsche und Autosuggestion gleich Alles war Religion und Religion war Krieg

Die Ordensregeln bestimmten selbst die Anzahl der Pferde und der Knappen die ein Templer besitzen durfte ferner wie die Zuumlgel aus-zusehen hatten die Steigbuumlgel die Sporen und die Futtersaumlcke fuumlr die Pferde

Aber Clairvaux der geistige uumlbervater all dieser Regeln ging noch weiter in seiner Propagandaschrift De laude novae militiae ad milites templi (Vom Lob der neuen Ritterschaft an die Tempelritter) die er zwi-schen den Jahren 1128 und 1131 verfasste und die wie gesagt spaumlter in die Ordensregeln integriert wurde setzte er gewissermaszligen ndash man houmlre

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bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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und staune ndash den Tod auszliger Kraft Lauschen wir dem heiligen bern-hard im Originalton

bdquoDer neue Ritter dessen Leib mit einer Ruumlstung aus eisen und dessen Seele mit einer Ruumlstung des Glaubens bewehrt ist fuumlrchtet nichts we-der das Leben noch den Tod denn Christus ist sein Leben Christus ist Lohn fuumlr seinen Tod (hellip)

Ziehet also los in aller Sicherheit Ritter und kaumlmpft ohne Furcht gegen die Feinde des Kreuzes Christi (hellip) Freue dich mutiger Kaumlmp-fer wenn du uumlberlebst und Sieger im herrn bist freue dich und ruumlhme dich noch mehr wenn du stirbst und dich zum herrn gesellstldquo4

Fabelhaft Der eigene Tod war also zu begruumlszligen Dem Ritter wurde weisgemacht dass er direkt in den himmel auffuumlhre wenn er stuumlrbe Der unvorstellbare mut der Tempelritter findet mit diesen Zeilen seine erklaumlrung es wurde ein neues ideal geschaffen mental aber auch koumlr-perlich Denn die Templer waren bdquohellip nie gekaumlmmt selten gewaschen mit wildem bartwuchs stinkend und schweiszligbedeckt geschwaumlrzt von ihren harnischen und der hitze5 ldquo ein Tempelritter musste voumlllig be-duumlrfnislos sein mit wenig Schlaf auskommen koumlnnen und falls noumltig mit wenig essen Und immer wieder wurde der bedingungslose Ge-horsam beschworen bdquoAn erster Stelle stehen Disziplin und uneinge-schraumlnkter Gehorsam Jeder kommt und geht wie es der Vorgesetzte befiehltldquo6

Der Templer durfte nicht verheiratet sein ja Frauen nicht einmal bdquoins Angesicht schauenldquo wie eine Ordensregel besagte er durfte keine bdquozweideutigen Liederldquo singen und musste sich von jedem bdquoschamlosen Getueldquo fernhalten er durfte selbstverstaumlndlich keine Kinder haben sich weder Gluumlcksspielen zuwenden noch auf die Jagd gehen er hatte Komoumldianten Possenreiszliger und Taschenspieler zu meiden Ja er durfte nicht einmal lachen bdquoes lachen die menschen es weinen die menschen

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