3
Emmy Bullmann und die Autorin Dass der Wein völkerverbindend ist, weiß man spätestens seit dem Staats- vertrag. Das Gerücht, dass die Vor- verhandlungen in einem Weinkeller stattgefunden hätten, hält sich konstant. Genau im Jahre 1955 wurde nur ein halbes Jahr nach der Staatsvertrags- unterzeichnung die Südsteirische Wein- straße gebaut, eine Straße mit einer „grünen Grenze, die nun beide Teile in einem friedlichen Nebeneinander verbindet“. Was früher das Land an der Grenze hieß, wird jetzt zur Schnittstelle und zum Tor nach Süden, im Besonderen durch den Beitritt Sloweniens zur EU. So wie das Band am 15.10.1955 zur Eröffnung des Weinstraßenbaues durchschnitten wurde, sollte nun nach 50 Jahren der Weinstraße ein völker- verbindendes Band geknüpft werden. Es ist ein herrliches Gefühl, wenn man so unbeschwert, noch mit dem Pass in der Tasche, aber ohne Kontrolle die Grüne Grenze passiert und den Grenzpanoramaweg entlang wandert, einmal in Österreich, einmal in Slowe- nien. Vor 15 Jahren noch musste man befürchten, eine Nacht in der Wach- stube in Marburg zu verbringen, sollte man sich an der Grünen Grenze ohne Pass verlaufen haben. Jetzt kommt es im Herbst, an den Wochenenden manchmal zu Engpässen, mit Bussen voll von Touristen. Ein Glück, dass sich die Straße noch immer so eng und gewunden durch diese einzigartige Landschaft schlängelt. Wie beschaulich ist diese Straße, wenn man sie er- wandert oder per Fahrrad erlebt. Auf der einen Seite der Straße öster- reichische Häuser, auf der anderen slowenische. Oft sogar nebeneinan- der, wie eben die Grenzziehung ver- lief, daneben sanft geschwungene Weinhügel, soweit das Auge reicht. Die Grüne Grenze, oft straßenmittig ohne Stacheldraht, verblüffte schon früher Touristen. Durch den Beitritt von Slowenien zur EU ist sie Ge- schichte geworden. All die Menschen, die entlang der Weinstraße wohnen, viele der „Alten“ könnten Geschichten erzählen, doch die meisten wollen ihre Ruhe haben und sind froh, nichts mehr vom „Krieg an der Grenze“ zu hören. Stellvertretend für die Be- wohner, die viel erlebt und gelitten haben, wurde Frau Bullmann meine Interviewpartnerin. Neben Frau Bull- mann haben Frau Jakope, Herr Knaus oder viele andere genügend Grenz- erlebnisse gehabt, wie auch Inge Morath bzw. Regina Strassegger in dem Buch „Grenzräume“ anklingen lassen. Ich hatte das Glück, im Jahre 1992 Frau Bullmann als Gesprächspartnerin zu begegnen. Wer war Emmy Bull- mann, wie kam sie nach Ratsch? S SÜDSTEIERMARK Die Mutter der Weinstraße prelom 7/1/09 7:23 AM Page 12

Die Mutter der Weinstraße - UNIKUM Verlag152-154 5/29/09 11:29 AM Page 2 Title prelom Author Irena Created Date 7/1/2009 10:07:50 AM

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • Emmy Bullmann und die Autorin

    Dass der Wein völkerverbindend ist,weiß man spätestens seit dem Staats-vertrag. Das Gerücht, dass die Vor-verhandlungen in einem Weinkellerstattgefunden hätten, hält sich konstant.Genau im Jahre 1955 wurde nur einhalbes Jahr nach der Staatsvertrags-unterzeichnung die Südsteirische Wein-straße gebaut, eine Straße mit einer„grünen Grenze, die nun beide Teilein einem friedlichen Nebeneinanderverbindet“.

    Was früher das Land an der Grenzehieß, wird jetzt zur Schnittstelle undzum Tor nach Süden, im Besonderendurch den Beitritt Sloweniens zur EU.So wie das Band am 15.10.1955zur Eröffnung des Weinstraßenbauesdurchschnitten wurde, sollte nun nach50 Jahren der Weinstraße ein völker-verbindendes Band geknüpft werden.Es ist ein herrliches Gefühl, wenn manso unbeschwert, noch mit dem Passin der Tasche, aber ohne Kontrolledie Grüne Grenze passiert und denGrenzpanoramaweg entlang wandert,einmal in Österreich, einmal in Slowe-nien. Vor 15 Jahren noch musste manbefürchten, eine Nacht in der Wach-stube in Marburg zu verbringen, sollteman sich an der Grünen Grenze ohnePass verlaufen haben. Jetzt kommtes im Herbst, an den Wochenendenmanchmal zu Engpässen, mit Bussen

    voll von Touristen. Ein Glück, dass sichdie Straße noch immer so eng undgewunden durch diese einzigartigeLandschaft schlängelt. Wie beschaulichist diese Straße, wenn man sie er-wandert oder per Fahrrad erlebt.Auf der einen Seite der Straße öster-reichische Häuser, auf der anderenslowenische. Oft sogar nebeneinan-der, wie eben die Grenzziehung ver-lief, daneben sanft geschwungeneWeinhügel, soweit das Auge reicht.Die Grüne Grenze, oft straßenmittigohne Stacheldraht, verblüffte schonfrüher Touristen. Durch den Beitrittvon Slowenien zur EU ist sie Ge-schichte geworden. All die Menschen,die entlang der Weinstraße wohnen,viele der „Alten“ könnten Geschichtenerzählen, doch die meisten wollenihre Ruhe haben und sind froh, nichtsmehr vom „Krieg an der Grenze“zu hören. Stellvertretend für die Be-wohner, die viel erlebt und gelittenhaben, wurde Frau Bullmann meineInterviewpartnerin. Neben Frau Bull-mann haben Frau Jakope, Herr Knausoder viele andere genügend Grenz-erlebnisse gehabt, wie auch IngeMorath bzw. Regina Strassegger in demBuch „Grenzräume“ anklingen lassen.Ich hatte das Glück, im Jahre 1992Frau Bullmann als Gesprächspartnerinzu begegnen. Wer war Emmy Bull-mann, wie kam sie nach Ratsch?

    SS Ü D S T E I E R M A R K

    Die Mutter der Weinstraße

    prelom 7/1/09 7:23 AM Page 12

  • geschah in den Jahren nach Kriegs-ende, in denen die engagierte EmmyBullmann, unterstützt von Weinbau-ern wie Robert Knaus und anderen,sich mit dem Bürgermeister vonRatsch zusammentat, um Bittgesuchean den damaligen LandeshauptmannJosef Krainer, „den Ersten“, zu for-mulieren. Es war ihr auch der damalsnoch beschwerliche Weg nicht zuweit, die Bitte um Unterstützung fürden Weinstraßenbau dem Landes-hauptmann mündlich vorzutragen.Ihre Bitten waren von Erfolg gekröntund so konnten sie mit dem Bau derWeinstraße beginnen. In dieser Zeithatte sich zum Bau der Straße einVerein gebildet, in dem der Bürger-meister von Ratsch und Robert Knausals Obmann und Frau Bullmann alsKassiererin äußerst tatkräftig waren.Stets hielt sie guten Kontakt zu denGrenznachbarn. Dabei kam es ihrzugute, dass sie in den Kriegszeitenimmer ein gutes, aber nicht zu inten-sives Verhältnis zu Personen auf bei-den Seiten der Grenze gehabt hatte.Frau Bullmann erzählt, dass die ganzeStraße mit Steinen aus einem Stein-bruch jenseits der Grenze gebautwurde. So oft sie nur konnte, fuhrsie mit den Arbeitern nach Jugosla-wien, um Steine zu holen. ZumTeil verköstigte sie die Arbeiter undstellte Quartiere im eigenen Hauszur Verfügung.

    Im Gästebuch des Hauses Bullmannfinden sich Eintragungen, die denkrönenden Abschluss des Straßen-baues in Wort und Bild wiedergeben:15. Oktober 1955 – die Eröffnung dersüdsteirischen Weinstraße. „WissenSie, ein Bild war das, die ganze Straßebeflaggt in Grün und Weiß – ein Bild,das ich nicht vergesse.“

    Das Weingut Bullmann wird 1753erstmals als Winzerkeusche erwähnt.Zum Herrenhaus wird es unter demPostmeister Knopper 1851. Frau MariaBullmann, geb. Knopper und ihr MannJakob Bullmann übernahmen 1877das Haus. Einige Jahre später erfolgtender Umbau des Hauses, des Kellersund der Turmzubau. Kurz war es auchim Besitz der bei einer Kahnfahrttragisch verunglückten Gabriele Bull-mann. 1891 übernahm BaumeisterJosef Bullmann das Anwesen, der inGraz nicht nur durch die Nürnberger-häuser und Bauten in der Elisabeth-straße und Merangasse, sondern ins-besondere durch die Errichtung vieleröffentlicher Bauwerke, wie z. B. desLandesmuseums, der Landesbiblio-thek, mehrerer Universitätsgebäude,zweier Realschulen u. a. m., bekanntwar. Nun tritt Emmy Bullmann in dieGeschichte des Weingutes. Durch ihreHeirat mit Hermann Bullmann, demSohn des Baumeisters, lernte sie die-sen Weingarten kennen. Sie fuhr, sooft sie konnte, zum Anwesen ihrerSchwiegereltern und scheute auch deneineinhalbstündigen Fußmarsch vonder Bahnstation Ehrenhausen nicht, umin ihren geliebten Weingarten zu kom-men. Nach dem Tode der Schwieger-eltern übernahm ihr Mann den Besitz.Er war als Baumeister sehr an Grazgebunden und kam nur am Wochen-ende hinunter. So war der Weingartenab dem Jahre 1930 unter ihrer Obhut.

    Frau Bullmann lebt nicht mehr, sieverstarb 98-jährig. Ihre damaligen Aus-sagen sind geschichtliche Dokumente.Die Anrainer der Gegend rund umdas Weingut Bullmann hatten mit ihreine Idee geboren, den Trampelpfadzwischen „Rebenburg und Kästen-burg“ in eine Straße auszubauen. Es

    13SS Ü D S T E I E R M A R K

    Eröffnung der Weinstraße

    15. Oktober 1955: Landeshauptmann

    Josef Krainer und Emmy Bullmann

    Aus dem Gästebuch von Frau Bullmann

    Weinstraßenpionier

    Robert Knaus

    prelom 7/1/09 7:23 AM Page 13

  • SS Ü D S T E I E R M A R K

    å e 50 50

    Q 25 25

    ÖFFNUNGSZEITEN: März–Dezember,Januar und Februar für Gesellschaftenauf Anmeldung, täglich ab 14 UhrAB-HOF-VERKAUF: Wein, Edelbrände,Säfte, Kernöl WEINGARTENFLÄCHE: 7 haWEIN: Cuvee, Kerner, Rivaner, Sauvignon blanc, Sämling, Schilcher,Weißburgunder, Welschriesling, Blau-fränkischer, Blaufränkischer barriqueZUFAHRT: Preding, Neudorf, SausalerWeinstraße Richtung Demmerkogel

    ÖFFNUNGSZEITEN: März–Dezember,täglich ab 13 Uhr, Mo und Di RuhetageAB-HOF-VERKAUF: Wein, SäfteWEINGARTENFLÄCHE: 0,5 haWEIN: Gemischter Satz, Rivaner,Weißburgunder, Welschriesling,ZweigeltZUFAHRT: A 9, Abfahrt Vogauüber Ehrenhausen, durch den OrtGamlitz Richtung Leutschach, nach3 km vor dem Gasthaus Kogelwirtrechts hinauf

    Buschenschank

    TemmelVULGO KRONERLSCHNEIDER

    Franz und Brigitte TemmelSausal 57, 8444 St. AndräTEL.: 03185/8235FAX: 03185/8235-20E-MAIL: [email protected]

    Ein gemütliches Haus in ruhiger, idylli-scher Lage. Brigitte Temmel ist für dieBuschenschank zuständig. Bekannt istsie für ihre steirischen Buffets.

    Silberberg-Absolvent Franz Temmelist der Weinbau- und Kellermeisterund kann inzwischen auf viele Aus-zeichnungen wie auch Platzierungenim „Salon“ verweisen.

    Weinverkostungen im romantischenFasskeller und Schauweinkeller sindauf Voranmeldung möglich.

    Weingut & Buschenschank

    TinnauerVULGO ROATN

    Johann und Rosa TinnauerLabitschberg 428462 GamlitzTEL.: 03453/2391FAX: 03453/2391-23E-MAIL: [email protected]

    Buschenschank

    TertineggSigrid und Guido TertineggKranachberg 112, 8462 GamlitzTEL.: 03453/5973 ODER 03452/72184

    Eine kleine gemütliche Buschenschankneben der Wochkapelle. Hier hängeneinem in der Weinlaube die Traubenbuchstäblich in den Mund. Auf einerAnhöhe gelegen, hat man einenwunderschönen Blick einerseits nachSernau, andererseits nach Frauenberg.

    In der Buschenschank ist Sigrid Tertineggaktiv und serviert ein reichhaltigesAngebot an steirischen Jausen. SohnGuido ist für den Keller und den Weinzuständig. Für musikalische Gästestehen außerdem eine Ziehharmonikaoder ein alter „Wurlitzer“ zur Ver-fügung. Sportliche haben die Wahl,Rad zu fahren oder den Vital-Wanderweg zu beschreiten.

    152-154 5/29/09 11:29 AM Page 2