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ForjtwissenschaMches Centralblatt. M a i . 1897. I. Origin«l-ArtiKel. Die Nachzucht der Vuche und Eiche in Dänemark und in Deutschland. Von Obeifoiftiat Fürst. (Nachdruck verboten.) Im 9. unb 10. Banb ber „Münbener Forstlichen Hefte", heraus- gegeben von Oberforstmeister W e i f e , veröffentlicht Herr Dr. Metzger, Forstassessor unb Dozent an ber Atabemie Münben, unter bem Titel „Dänifche Reifebilber" bie Refultate einer Stubiemeife nach Dänemark, bie er im Sommer 1895 ausgeführt hat. Ieber Forstmann wirb biefe Reifebilber, bie fehr gut geschrieben finb unb von scharfer Beobachtungs- gäbe zeugen, mit lebhaftem Interesse lefen er wirb sich aber auch in nicht geringem Grabe barüber wunbern, wie in zwei unmittelbar aneinanber stoßenben Länbern bie Forstwirtschaft seit Jahrzehnten auf einem fo prinzipiell verfchiebenen Stanbpunkt stehen unb babei bie Wirt- fchaft bes einen Laubes Dänemark — im anbern, bem beutfchen Reich, so ganz unbekannt sein kann; ob bies bez. unserer Wirtschaft in Dänemark in gleichem Maß ber Fall ist, weiß ich nicht. Es mag ber Grunb für letzteres vielleicht in politischen Verhältnissen liegen, in ber Mißstimmung, bie feit ber Einverleibung Schleswig-Holsteins in bas beutfche Reich zwifchen Dänemark unb Deutfchlanb besteht unb bie ben Verkehr zwifchen beiben Länbern unb namentlich ben Befuch Deutfcher in erfterem Staat wohl fehr rebuziert hat. Nach Metzgers Mitteilungen ift bies namentlich auch in forstlicher Beziehung fehr zu bebauern, ba ber beutfche Forstmann bei ben bänischen Fachgenossen viel sehen unb manches lernen könnte! Dem Herrn Kollegen Metzger hat bie bänifche zielbewußte unb intensive Wirtschaft in ben bmtigen Buchen- unb Eichenforsten sichtlich imponiert unb an verfchiebenen Stellen seiner „Reifebilber" klingt bie Überzeugung burch, baß Dänemark uns auf forstlichem Gebiet überflügelt Foistwissenschaftliche« Lentulbl»«. 1887. 18

Die Nachzucht der Buche und Eiche in Dänemark und in Deutschland

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Page 1: Die Nachzucht der Buche und Eiche in Dänemark und in Deutschland

ForjtwissenschaMches Centralblatt. Ma i . 1897.

I . Origin«l-ArtiKel.

Die Nachzucht der Vuche und Eiche in Dänemark und in Deutschland.

Von Obeifoiftiat Fürst. (Nachdruck verboten.)

I m 9. unb 10. Banb ber „Münbener Forstlichen Hefte", heraus-gegeben von Oberforstmeister Weife, veröffentlicht Herr Dr. Metzger, Forstassessor unb Dozent an ber Atabemie Münben, unter bem Titel „Dänifche Reifebilber" bie Refultate einer Stubiemeife nach Dänemark, bie er im Sommer 1895 ausgeführt hat. Ieber Forstmann wirb biefe Reifebilber, bie fehr gut geschrieben finb unb von scharfer Beobachtungs-gäbe zeugen, mit lebhaftem Interesse lefen — er wirb sich aber auch in nicht geringem Grabe barüber wunbern, wie in zwei unmittelbar aneinanber stoßenben Länbern bie Forstwirtschaft seit Jahrzehnten auf einem fo pr inz ip ie l l verfchiebenen Stanbpunkt stehen unb babei bie Wirt-fchaft bes einen Laubes — Dänemark — im anbern, bem beutfchen Reich, so ganz unbekannt sein kann; ob bies bez. unserer Wirtschaft in Dänemark in gleichem Maß ber Fall ist, weiß ich nicht. Es mag ber Grunb für letzteres vielleicht in politischen Verhältnissen liegen, in ber Mißstimmung, bie feit ber Einverleibung Schleswig-Holsteins in bas beutfche Reich zwifchen Dänemark unb Deutfchlanb besteht unb bie ben Verkehr zwifchen beiben Länbern unb namentlich ben Befuch Deutfcher in erfterem Staat wohl fehr rebuziert hat. Nach Metzgers Mitteilungen ift bies namentlich auch in forstlicher Beziehung fehr zu bebauern, ba ber beutfche Forstmann bei ben bänischen Fachgenossen viel sehen unb manches lernen könnte!

Dem Herrn Kollegen Metzger hat bie bänifche zielbewußte unb intensive Wirtschaft in ben bmtigen Buchen- unb Eichenforsten sichtlich imponiert unb an verfchiebenen Stellen seiner „Reifebilber" klingt bie Überzeugung burch, baß Dänemark uns auf forstlichem Gebiet überflügelt

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hat unb baß es unsere Aufgabe sein müsse, so manches auf wirtfchaft-lichern Gebiete Versäumte nachzuholen. I n nachstehenbm Zeilen soll nun versucht werben, eine Parallele zwischen ber bänischen unb beutschen Laubholz- — speziell Buchen- unb Eichen- — Nachzucht zu ziehen unb zu untersuchen, was von erstem für uns als nachahmenswert zu betrachten fei im Gegenfatz zu jenen Verfchiebenheiten, bie burch bie örtlichen Ver-Hältnisse bebingt unb wohl als bleibenbe zu betrachten finb.

Da wohl nur einem kleineren Teil unserer Leser bie „Münbener Hefte" unb mit ihnen bie Metzgerfchen Originalarbeiten zur Verfügung stehen, fo bin ich genötigt, ben wichtigsten Teil bes Inhalts letzterer in kurzem Auszug mitzuteilen. Über bie forstlichen Verhältniffe Dänemarks im al lgemeinen, foweit folche zum Verstänbnis bes Nachstehenben bem Lefer zu wissen nötig, fei folgenbes vorausgefchickt.

Dänemark ift ein walbarm es Lanb, inbem nur 6 pCt. feiner Fläche bewalbet sinb — bie Walbfläche bes beutschen Reiches beträgt 25,7 pCt.; babei fehlen große Walbkomplexe unb ist ber Walb zumal auf ben gegenüber Iütlanb viel walbreicheren Infeln in kleineren 50—100 ha großen Distrikten über bas Lanb verteilt. Weitaus ben größten Teil ber Walbfläche nimmt bie Buche mit 60pCt. ein, an sie schließt sich bie Eiche mit 7pCt., währenb aus Nabelhölzer nur 21 pCt. treffen.

Was bie Besitzverhaltnisse anbelangt, fo sinb % ber Walbfläche im Besitz von Privaten unb nur Vs im Besitz bes Staates; von erfterer Fläche ist aber wieberum ber größere Teil (2/3) in ben Hänben von Großgrunbbesitzern unb in Revieren von minbestens 800 ha vereinigt, bie gleich ben Walbungen bes Staates von akabemifch gebilbeten Ober-förftern verwaltet werben. Es kann bie Wirtschaft bei folch ger inger Größe ber Verwaltungsbezirke, bie zwifchen 800 unb 1500 ha schwankt, in sehr intensiver Weife geführt werben, unb es ist bies auch in finanzieller Beziehung um fo mehr ber Fall, als auch bie Revier-vermalter burch eine aus bem Reinertrag gewährte Tantieme an letzterem interefsiert sinb.

Die Abfatzverhältniffe sinb im allgemeinen günstig unb ins-befonbere auch bie bei Durchforstungen anfallenben schwächeren Sortimente noch gut absetzbar; wohl werben aus Norwegen unb Schweben, bann ben Ostseeprovinzen große Holzmassen eingeführt, aber nur Nabelholz, fo baß bas im Lanb erzogene Buchen- unb Eichenholz geringe Konkurrenz hat. Das Buchennutzholz finbet namentlich als Wagnerholz, zur Herstellung von Fässern zur Butterausfuhr unb von Holzfchuhen guten Abfatz, unb bas Brennholz ist trotz Kohleneinfuhr noch fehr beliebt unb gut bezahlt.

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Die Arbeiterverhältniffe sinb günstige unb steht fast überall ein Stamm guter Walbarbeiter zu jeber Zeit gegen festen Lohnsatz zur Verfügung — für bie hier betriebene intensive Wirtschaft ist bas von großer Bebeutung. —

Unb nun möge zuerst bie Buchen-, bann bie Eichenwirtfchaft eine Besprechung unb Vergleichung mit bei in Deutschlanb üblichen finben.

1. Nie Vnchenwirtschaft. Die wirtschaftliche Behanblung ber Buchenwalbungen, beren Fläche

etwa-136 000 ha beträgt, ist in Dänemark gegenüber ber in Deutfchlanb üblichen fo verschieben, als nur benkbar.

Zunächst gilt in Dänemark bie Erziehung reiner Laubholzbestanbe als Regel. „Die mobernen Bestrebungen berjenige« beutschen Forstleute, beren Ibeal für ben Laubwalb ber gemischte Walb zur Zeit ist, sinb in Dänemark ein längst überwunbener Stanbpunkt, über ben bie Debatte in Wort unb Schrift bereits in ber Mitte unseres Iahrhunberts enbgiltig geschloffen ist" fagt Metzger (S . 73) in sichtlicher Zustimmung unb führt bei Befprechung ber Eiche bie Grünbe hierfür weiter aus. Wir werben fpäter zu prüfen haben, inwieweit biefer Grunbfatz überhaupt richtig unb ob in gleicher Weife für Eiche unb Buche giltig fei.

Die Durchforstungen — ich folge bei ber Befprechung bem logifchen Gang bes Verfassers um fo mehr, als bie Art unb Weife ber Bestanbspflege maßgebenb ist für bie eigentümliche Beschaffenheit bes schließlich zu verjüngenben Bestanbes — beginnen sehr frühzeitig, werben mäßig geführt unb oft wieberholt; bas Wirtfchaftsziel, bas burch ihre zweckmäßige Ausführung erreicht werben foll, ift ein in möglichst kurzer, meist nur 80—lOOjähriger, Umtriebszeit erzogener geschlossener Starkholz-beftanb, aus einer geringen Zahl wertvoller, auf etwa 15 m astreiner Nutzholzftä'mme bestehenb.

Die schon im 20.—25. Lebensjahr in bem etwa 7 m hohen Jung­holz beginnenben Durchforstungen wieberholen sich anfänglich alle 3, bann 4, 5 unb zuletzt nur alle 9—10 Jahre; sie follen in erster Linie alle fchlechten Stammformen unb bann weiter jene Stamme entfernen, welche bie an Schaft unb Krone besser geratenen Nachbarn in ber Krone fchäbigen. Der Umstanb, ob sie unterbrückt sinb ober nicht, bas „wichtigste Kriterium bei beutschen Durchforftung" ist hierbei ohne maßgebenbe Bebeutung; im Gegenteil, jene ber Unterbrückung nahen kürzern Stämme, welche für bie Stammreinigung ihrer bessern Nachbarn von großer Bebeutung sinb, follen erhalten bleiben unb vorwiegenb mitherrfchenbe entfernt werben. Diefe Art ber Durchforftung, welcher nach Metzgers Ansicht am meisten

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bie von v. ©alisch empfohlene Durchforftungsweife ähnelt, hat in ber beutfchen Litteratur zwar fchon vielfach Befprechung unb Anerkennung, ba« gegen in ber Praxis meines Wissens bisher doch nur beschränkte An-wenbung gefunben — vielleicht infolge ber Schwierigkeit einer sachgemäßen Auszeichnung unb Ausführung, bie bei ben bänifchen kleinen Verwaltungs­bezirken allerbings leichter burchführbar ist; gehen boch bort manche Wirt-fchafter fo weit, bah sie etwa in ber Mitte ber Umtriebszeit ben berrnal-»einstigen Abtriebsbestanb in möglichst gleichheitlicher Verteilung über bie ganze Fläche hin ausfuchen unb burch Kalk- ober Teerringe bauernb er-sichtlich machen, um ihn bei allen weitern Durchforftungen fpeziell zu be-rücksichtigen — eine Intensitätsstufe, von ber wir allerbings noch weit entfernt sinb! Metzger charakterisiert bie bänifchen Durchforftungen als Erziehungsburchforstungen gegenüber ben Deutfchen, bie noch vorwiegenb Rutzungsburchforstungen feien unb viel zu wenig bas rafche Erstarken unb Gebeihen bes zukünftigen Haubarkeitsbestanbes im Auge haben.

Eine weitere Eigentümlichkeit bes bänifchen Durchforstungsverfahrens ift bie oben fchon berührte Ungleichheit bes Durchforf tungsturnus, die Kürze bes letztern in ber Iugenb, feine Länge im Alter; als Grunb-fatz gilt etwa, baß bas Intervall zwifchen 2 Hieben foviel Jahre zählen foll, als bas Alter bes Bestanbes Dezennien zählt. — Hierzu bürfte jeboch schon hier bemerkt werben, baß eine öftere Wieberkehr ber Durch-forftungen in ber Zeit bes stärksten Höhenwuchses, im Stangenholzalter, gegenüber jener im Baumholzalter auch in Deutfchlanb Regel sein bürfte, wenn auch nicht in ber scharfen Ausprägung, wie in Dänemark.

Was nun ben Erfolg, ber Durchforftungen anbelangt, so be-steht ber Bestaub am Enbe ber Umtriebszeit aus einer kleinen Zahl starker, vollkroniger Stämme von ausgefucht guter Aefchaffenheit, nach-bem er vorher eine fehr bebeutenbe Holzmasse an Vornutzungen er-geben hat. Die Verfchiedenheit biefer Beftänbe von unfern nach beutscher Art behanbelten stark burchforsteten Bestäuben tritt am beutlichsten in ber von Metzger angegebenen Vergleichung einer bänifchen unb beutschen Holzertragstasel für guten Boben (II. Bonität) zu Tage burch bie S tamm-zahlen bes Abtriebsbestanbes unb bie Vorertragsmasse. Ein 120jähriger Buchenbestanb zeigt in Dänemark 16? Stämme mit 595 im Vorrat unb 787 fin Voreitrag, „ Deutfchlanb 402 „ „ 595 fm „ „ 419 fm „ im erstern Fall beträgt bie mittlere Brusthöhen-Stärke 50.8 cm, im letztern nur 32,8 cm, bie Gefamtnutzung 1382 gegen 1014 fm.

Daß bies Refultat ein f inanziel l außerorbentlich günstiges ist,

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kann nicht in Abrebe gestellt werden und es tritt nun bie weitere Frage heran: welchen Einfluß zeigt biese Art ber Durchforstung auf ben Boben — wirb berfelbe nicht verunkrauten, verwilbern, vermagern? Nach Metzgers Mitteilungen ist biefer Einfluß ein burchans günstiger; fchon nach ben ersten Durchforftungen stellt sich eine leichte Begrünung von Walbmeister, Sauerklee, später auch süßen Gräsern ein, ohne jeboch vor ber Verjüngung in ausgesprochene Vergrasung überzugehen, bie Streubecke zersetzt sich ba-bei rasch unb vollkommen, unzersetzte Rohhumusmassen ftnben sich über-Haupt nicht vor; ber Boben wirb burch bie Thätigkeit ber in ben frischen Humusschichten thätigen Regenwürmer, welche bie Humusteile mit bem Mineralboben mischen, in eine außerorbentlich günstige Krümelstruktur versetzt unb zeigt eine gesteigerte Probuttionskraft, so baß also bie Wirkung der gefchilberten Walbbehanblung auch nach biefer Richtung hin eine sehr befriebigenbe ist. —

Vollkommen verfchieben von unferer Art unb Weife ber Verjüngung eines Buchenbestanbes ist enblich jene in ben bänifchen Forsten. Als Hauptgrunbsätze bezeichnet Metzger folgenbe: Die Verjüngung muh mit unbebingter Sicherheit mit einem Schlage, aus einer einzigen Mast hervorgehenb, bicht geschlossen ben Boben überziehen; ber Besamungs-schlag ist fo licht als möglich zu stellen, ber Mutterbeftanb fo rasch wie möglich, burchschnittlich in 8—10 Jahren, zu räumen. —

Um nun eine fo rasche unb vollkommene Verjüngung zu erreichen, wirb zunächst ber Boben außerordentlich gründlich auf ber ganzen Fläche bearbeitet, ja unter Umftänben mit Kalk gebüngt. Die Be-arbeitung erfolgt mit Pflug unb Egge unb ist je nach ben Boben-Verhältnissen fehr verfchieben. Währenb auf Boben mit gut zerfetzter Laubbecke unb mürber, milber Humusschicht bie Fläche im Frühjahr zweimal mit schwer belasteter Rollegge überfahren, im Laus bes Sommers das Unkraut burch leichtes Eggen im Zaum gehalten unb unmittelbar vor bem Samenabfall nochmals bie sogenannte Regulatoregge angewenbet wirb — Gefamtkosten 30 Ji pro Hektar — steigert sich biefe Bobm-bearbeitung unter ungünstigen Verhältnissen auf vollstänbiges Umpflügen unb auf etwa 7maliges grünbliches Übereggen ber Fläche mit »er* fchiebenen hierzu konstruierten sehr praktischen Eggen innerhalb eines Zeitraumes von 2 Jahren; bie Kosten steigen hier einschlüssig ber oben-erwähnten Düngung mit 15 hl gemahlenen Kalk bis auf etwa 130 Jt pro Hektar! Die Befamung fchlägt nun auf bem forgfältig vorbereiteten Boben vorzüglich an; wo bie Selbstbefamung nicht ausreicht, wirb burch Buchensteöfaat nachgeholfen. Dank biefer Bobenbearbeitung unb ber lichten Stellung bes Mutterbestanbes, von bem nur etwa ein Viertei l

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in gleichmäßiger Verteilung über bie Schlagfläche stehen bleibt, entwickeln sich bie jungen Pflanzen fchon im ersten Jahr fehr kräftig, zeigen eine Höhe bis zu 25 cm, eine tiefgehenbe unb starke Bewurzelung unb ent-wachsen rasch allen Iugenbgefahren; auch ihre weitere Entwickelung ist eine außerorbentlich günstige, unb in 8—10 jährigem Alter berfelben er-folgt bereits bie Räumung. Das Bestreben, burch langfame natürliche Verjüngung ben Lichtungszuwachs ber Mutterbäume möglichst auszunutzen, was allerbings nur unter teilweiser Beeinträchtigung bes Nachwuchses möglich, kennt man in Dänemark nicht — ber Altholzbestanb zeigt, bank ben oben gefchilberten Durchforstungen, bereits bie gewünschten Stamm-stärken. —

Gegenüber biefen für alle beutfchen Buchenzüchter gewiß höchst in-terefsanten Ausführungen Dr. Metzgers, bie wir in thunlichft knappem Auszug wieberzugeben versuchten, tritt nun an uns bie Frage heran: Welches sinb bie prinzipiellen Verschiebenheiten unferer Buchenwirtfchaft gegenüber biefer bänifchen, worin liegt ber Grunb für biefelben — unb weiter: inwieweit ist ber überall burchklingenbe Tabel Metzgers über unfere Wirtfchaftsweife berechtigt unb beziehungsweise was können wir von unfern bänifchen Kollegen hinsichtlich ber Buchenwirtschaft lernen?

Da ist nun bie erste aufzuwerfenbe Frage: Sinb unfere Bestrebungen, bie Buchenbeftänbe nicht mehr re in , fonbern gemifcht mit Nutzholzarten verfchiebenster Art zu erziehen, berechtigt ober follten sie richtiger auch „ein längst überwunbener Stanbpunkt" fein? Ich möchte nun hier ganz entfchieben für bie Richtigkeit unferer gegenwärtigen Bestrebungen, für bie Erz iehung gemischter Buchenbeftänbe eintreten.

Was für bie verhältnismäßig kleine, parzellierte Buchenwalbfläche Dänemarks, aus welcher alles anfallenbe Buchennutzholz gut verwertet werben kann, gilt, bas hat offenbar nicht auch Giltigkeit für unfere aus-gebehnten beutfchen Buchenforsten, bie zum Teil in großen Korn-plexen noch 17pCt. ber Walbfläche Deutfchlanb« einnehmen. Nur gutes Starkholz sinbei bis zu einer gewissen Grenze befriebigenben Absatz, und wenn auch bie Absatzfähigkeit bes Buchennutzholzes in ber letzten Zeit eine etwas steigenbe ift, fo ist ber Prozentsatz besselben gegenüber bem Nabelholz boch in allen größern Walbungen noch ein recht mäßiger; wollen wir bie Rentabilität unserer Buchenwalbungen steigern, so müssen wir ihnen Nutzhölzer in größerm Maßstab, insbesonbere Nabelhölzer beimischen — über bie Beimischung ber Eiche möchte ich mich später aussprechen.

Neben biefer freiwilligen Beimischung ber Nabelhölzer steht aber sehr vielfach auch noch eine gezwungene: burch bie Ausfüllung aller Lücken unb Fehlstellen in ben Buchenverjüngungen, wie sie in unserm beutschen

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Buchengebiet unvermeiblich sinb! Die Buchenbeftänbe auf ben bänifchen Infeln, burchaus auf ebenem ober fanft geneigtem Boben gelegen, zeigen innerhalb eines zu verjüngenben Bestanbes wohl geringe Bobenverfchieben-heite«, unb auf ber ganzen Fläche kann bie Buchenverjüngung erreicht unb eventuell — mit energischer Bobenbearbeitung unb selbst Düngung erzwungen werben. I n unfern beutfchen Buchenforsten, bie uberwiegenb im Berg- unb Hügellanb liegen, sehen wir bagegen bie Bobenbeschaffen-heit oft sehr rasch wechseln: trockene Rücken übergehenb in frische Mulben, flachgrünbige Köpfe neben tiefgrünbigen Gehängen, frische Ost- unb Norb-feiten im Wechsel unb allmählichem Übergang zu trockneren Süb- unb Westseiten; unb je mäßiger bie Güte bes Bobens an sich — ich benke z. B. an ben so verbreiteten Verwitterungsboben bes Buntsanbsteins! — um fo beutlicher macht sich jeber solcher Wechsel bes Stanborts, ber Bobengüte geltenb, spricht sich in bem balb vorzüglichen, balb fehr mittel-mähigen Wuchs bes reinen Buchendestanbes aus. Hier sinb wir bei rationeller Wirtfchaft offenbar gezwungen, bei ber Verjüngung an Stelle bes reinen Buchenbestanbes ben gemischten zu setzen, bie geringern Partieen mit Nabelholz aufzuforsten, wenn wir bem Boben ben höchsten Ertrag abgewinnen wollen!

Nach bem Prinzip ber reinen Bestäube würbe man an nicht wenig Stellen bie minber ertragsfähige Buche ganz beseitigen unb burch reine Nabelholzbestänbe ersetzen müssen — wie bies leiber fchon vielfach in nur allzu ausgebehntern Maß geschehen! Wir suchen aber bie konservative Buche auch aus ben schwächern Stanborten aus guten Grünben wenigstens als Mischholz in bem Nabelholzbestanb zu erhalten — unb unfere bänifchen Fachgenossen werben hier vielleicht ben Stanbpunkt ber beutfchen Forstwirtschaft noch als richtig anerkennen! —

Was nun weiter bie Art unb Weife ber Durchforftungen betrifft, so scheint bas von Dr. Metzger gefchilberte bänifche Verfahren allerbings vorzüglich burchgebilbet zu fein, ber Erziehungszweck gegenüber bem Nutzungszweck im Vorbergruub zu stehen,«wobei jeboch nach Ausweis ber sehr hohen Vornutzungen boch auch ber letztere nicht zu kurz kommt. Früher Beginn, oste Wieberholung, sorgfältige Auszeichnung unter Be-lassung bes unterbrüöten unb Herausnahme ber mitherrfchenben bezw. ber fchlechtgeformten bominierenben Stämme, Fortsetzung starker Durch-forstungen bis ins Haubarkeitsalter — bas sinb bie Grunbfätze ber bänifchen Durchforstung, von benen allerbings bie unfrigen, mehr noch in ber Praxis als in ber Theorie, stark abweichen, unb ich stehe nicht an, zuzugeben, baß wir hier manches lernen können.

Was zunächst ben frühen Beginn, bie ofte Wieberholung an-

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belangt, so stehen in unseren großen Buchenkomplexen ber Mangel an geeigneten Arbeitskräften unb bie Unverwertbarkeit bes Materiales (im Spessart auch noch bie bort bestehenbe Leseholzberechtigung!) vielfach im Wege. Aber eines follte meiner Ansicht nach bort, wo eine frühzeitige Durchforftung nicht möglich, unter allen Umstänben geschehen: ein Durch-gehen ber Buchenjunghölzer seitens weniger gut instruierter Arbeiter unb Aushieb ber schlecht geformten bominierenben Stangen, bie, wenn unverwertbar, im Bestaub liegen bleiben mögen. Je früher bies gefchieht, um so mehr Ersatzstämme sinb noch vorhanben, um so rascher verwächst bie kleine entstehenbe Lücke, währenb bei erst spät beginnenben Durch-forstungen bie Umgebung eines folchen schlechten vorwüchsigen Stammes oft schon berart unterbrückt ist, baß bie Herausnahme bes Schüblings viel bebenklicher erscheint*)

Auch ber weitere, gewiß sehr richtige Grunbfatz: Belaffung ber u n t e r b r ü ö t e n unb bagegen H e r a u s n a h m e ber mitherrfchenben, bie künftigen Haubarkeitsstämme beeinträchtigenben Inbivibuen — findet in ber Praxis noch viel zu wenig Anwenbung. Ich möchte einen Haupt-grunb hierfür barin suchen, bah eine berartige Durchforstung eine fehr sorgfältige Auszeichnung erfotbert — ich erinnere an bie oben erwähnte Bezeichnung ber Haubarkeitsstämme mit Kalk- ober Teerringen! — wie sie zwar in ben kleinen bänifchen Revieren möglich, in ben oft fehr großen beutfchen Revieren aber burch ben vielbeschäftigten unb nur all-zuviel an ben Schreibtisch gebannten Revierverwalter kaum ausführbar ist; sinb boch bie Bezirke ber letztern im Durchschnitt vielleicht 3- bis 5mal so groh, als bie ber bänifchen Oberförster. Es läßt sich nicht in Abrebe stellen, baß für eine in tenf ive Wirtfchaft unfere Verwaltung«-bezirke vielfach zu groß sinb, ber Verwaltungsbeamte bie Ausführung ber angeorbneten Maßregeln oft mehr als gut bem untergebenen Personal überlassen muß. Ift letzteres gut, bann mag's gehen, anbernfalls ist bie Sache fehr mißlich! Enblich muß auch zugegeben werben, baß es bei uns in Deutfchlanb an einer entsprechenben Fortsetzung ber Durchforstungen in höherem Alter ber Bestäube, einer zielbewußten Erziehung stärkerer Haubarkei t ss tämme burch stetige Minberung ihrer Zahl fast allent-halben fehlt — es hat sich erst neuerbings Dr. M a r t i n in seinen „Folgerungen ber Bobenreinertragstheorie", Bb. I barüber eingehenb aus-gesprochen. Die von Metzger angegebenen vergleichenben Zahlen einer

*) Es fei mir gestattet, bez. der hier besprochenen Fragen auf meinen Aufsatz im Forstw. Centr. 'Bl. 1895, S . 203 „Zur Durchforftung«- unb Aufastungs« Praxi«" hin-zuweisen.

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bänifchen unb einer beutfchen Buchenertragstafel beleuchten bie nach biefer Richtung bestehenbm Unterfchiebe aufs klarste — unb hierin können wir entf«hieben von unfern bänifchen Kollegen einiges lernen!

Eine anbere Frage ist freilich bie, ob wir mit ber Durchforftung fo weit gehen wollen unb können, wie bies in ben bänifchen Forsten ge-fchieht. Daß bie Bestänbe bei bem gefchilberten Verfahren, ben fort-währenben starken Durchforstungen boch zuletzt bebenklich licht werben, bürfte aus manchem, was Metzger noch erwähnt, hervorgehen: aus der oft fo energifchen Bobenbearbeitung, die zum Zweck ber Verjüngung nötig. ben Mahregeln des Bobenschutzes, bie burch Umfassung nicht nur bes Walbes, fonbern auch ber Bestänbe im Innern mit bichten Waldmänteln, burch Belegen bes Bodens mit Reisig, Begünstigung jeben Bobenfchutz-Holzes getroffen werben. Nach mancher Richtung interessant ist bie Mit-teilung Metzgers, baß er unter einem 80jährigen Buchenbestanb bichten Ahornunterbusch gesehen: wie gut muß ber Boben, wie licht ber Be-stanb sein, um bies zu ermöglichen!

S o weit werben wir, glaube ich, ben bänifchen Kollegen nach Maßgabe unserer Verhältnisse nicht folgen können; Durchforftungen in solcher Stärke würden auf bem frischen Basalt- unb Kalkboben zu einer sehr starken Verunkrautung, auf bem Boden bes Buntsandsteins zum Auf-treten des Heibelbeerkrautes führen. Aber für burchaus unbebcnklich würbe ich es halten, wenn im 80 jährigen Buchenbestanb nach der Durch-forstung, Waldmeister, Sauerklee, Haingräfer in beschränkter Zahl er-scheinen, als ein Zeichen der Bobenthätigkeit, wie uns solches im Vor-bereitungshieb ja ganz erwünscht ist; ber allmählich wieber eintretenbe bichtere Schluß wirb basür forgen, baß eine folch' fchwache Begrünung nicht zur Verunkrautung führt, fonbern eher nach unb nach wieber ver« fchwinbet.

Die wefentlichften Abweichungen zwifchen banischer unb deutscher Buchenwirtfchaft ftnbcn wir enblich — allerdings zum nicht geringen Teile bebingt burch bie Wirtfchaftsziele unb bie vorausgehenbe Behanb-lung ber Bestände — bei der V e r j ü n g u n g der letzteren. Gründl iche Bodenbearbe i tung auf der ganzen Fläche, fehr lichte Stellung bes Befamungsschlages mit Buchenbeifaat, kurze V e r j ü n g u n g s z e i t r ä u m e — bas sinb bie Hauptkennzeichen bes bänifchen Verfahrens.

Was zunächst bie oft höchst energische B o b e n b e a r b e i t u n g mit Pflug unb Egge betrifft, so ift bieselbe boch offenbar burch bie lichte Stellung ber fehr stark durchforsteten Bestände und bie baburch bebingte minbere Empfänglichkeit bes Bobens, ben oft boch ziemlich starken Unkraut-wuchs bebingt. Der beutfche Forstwirt strebt, diese Empfänglichkeit zu-

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nächst nur burch entfprechenbe Vorbereitungshiebe herzustellen, unb viel-fach gelingt ihm bies auch in bester Weise; ist ber Boben, vielleicht in-folge notgebrungener Streuabgabe, Laubverwehung u. bergl. minber empfänglich ober tritt ein Mastjahr unerwartet unb ehe der Vorbereitung«-hieb seine Wirkung voll gethan, ein, bann greift er zur Hacke, unb grob-fcholliges platze- unb streifenweifes Umhacken unb Beseitigung unzersetzter Laubschichten genügt. Mit solch' einfachen Hilfsmitteln, zu benen sich früher etwa noch ber Schweineeintrieb gefellte, sinb bie prächtigen voll-geschlossenen Buchenbeftänbe entstauben, bie wir in unfern Mittelgebirgen fehen. Ganz abgesehen von ben boch auch nicht unbeträchtlichen Kosten würbe bie Arbeit mit Pflug unb Egge in unfern Bergwälbern boch eine sehr mißliche, bei stärkerer Neigung bes Bobens aber eine oft gerabezu unburchführbare Arbeit sein — so bleiben wir trotz ber lockenben Schilberungen Dr. Metzgers boch wohl bei unserem bisherigen, ber Natur abgelauschten Verfahren. Dazu kommt noch, baß wir eine vo l l e B e a r b e i t u n g ber ganzen Fläche fchon um beswillen verwerfen, weil wir auch keine volle Befamung ber ganzen Fläche wünschen, — es soll Platz für bie Nabelhölzer auf ber Schlagfläche bleiben unb eine Vollbestockung ber Fläche mit Bucheuauffchlag, wie wir sie auch fchon oft erlebt haben, bietet bem Wirtfchafter gerabezu Schwierigkeiten bezüglich ber Einbringung von Nutzholzarten! — Daß bas Gebeihen, bie Ent-Wickelung bes Aufschlages auf ber stark bearbeiteten Fläche bei sehr ge-ringem Schirmbestanb eine sehr gute unb eine kräftigere fein wirb, als auf unbearbeitetem Boben unb starker Beschirmung, fei gerne zugegeben.

Unb bamit kommen wir hinüber zu einem weitern prinzipiellen Unterschieb bei ber Verjüngung — zu ber S t e l l u n g bes B e s a m u n g s -schlages. Währenb wir beutschen Forstleute nur sehr mäßig in ben alten Beftanb eingreifen, bemfelben etwa 7* der Holzmasse entnehmen, stellen die bänifchen Kollegen ben Befanumgsfchlag außerorbentlich licht; berfelbe braucht (fagt Metzger) nicht bichter zu fein, als es bie Be-feitigung ber Frostgefahr verlangt, unb bazu genügt fchon vollauf 7 i ° e S

geschlossenen Kronenfchirmes in gleichmäßiger Verteilung.*) Hinter biefen letzten Satz möchte ich nun, wenigstens für unfere

beutfchen Verhältnisse, ein großes Fragezeichen fetzen! Es mag ja fein,

J) Wenn wir S . 98 lefen: auf g e r i n g e r e m Boben nehmen bie bänifchen Forst-lente außer auf bie Frostgefahr noch Rücksicht auf ben Graswuch« unb halten biefen zurück burch eine etwa« bichtere Schlagftellung, al« sie auf gutem Boben angewanbt wirb — so möchte ich boch bie Bemerkung anfügen, baß mir bie Graswuchsgefahr auf gutem Boben al« bie g rößere erscheint — trotz be« hier auch bessern Wüchse« be« Aufschlage«.

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daß in Dänemark infolge des nivellierenden Seeklimas die Spätfrost-gefahr eine fehr geringe ist — aber daß bei uns eine so schwache Be-schirmung, wie die oben bezeichnete (durch etwa 50 Stämme pro Hektar!), zum Schutz gegen Spätfrost für die fo zeitig erfcheinenden und fo empfinblichen Buchenkeimlinge nicht ausreicht, wirb wohl unbebingt zugegeben werden müssen. So heißt es daher die ganze Buchennachzucht auf eine Karte fetzen, wenn man so licht stellt — denn wenn der Auf-schlag durch einen Spätfrost vernichtet wird, dann hat es auf der nun rasch verunkrautenden Fläche mit der Buchennachzucht um fo mehr ein Ende, als ja auch der zur Besamung nötige Mutterbestand nicht mehr vorhanden; es wäre mir wenigstens interessant zu erfahren, was die bänifchen Forstleute im Falle einer großem Spätftoftbeschäbigung und bezw. Vernichtung bes Aufschlages mit ber betreffenben Fläche machen? Also auf bicsem Weg werben wir benselben unter unfern Verhältnissen nicht folgen, fonbern die bisherige dunklere Stellung um so mehr bei-behalten, als uns dieselbe für den Fall eines Mißerfolges doch noch die Möglichkeit fernerer Buchennachzucht erhält.

Viel sympathischer berührt mich dagegen bas, was über bie kurzen V e r j ü n g u n g s z e i t r ä u m e gesagt ist, bie in Dänemark nur 8—10 Jahre betragen — ja ich wunbere mich, baß bieselben bei ber so außerorbentlich lichten Stellung bes Befamungsfchlages nicht noch kürzer sinb! Nehmen wir an, baß nach einem ober zwei Nachhiebeu noch 20 Stämme pro Hektar stehen, so wirb von einer Schutzwirkung berselben kaum mehr bie Rebe fein können — wohl aber werden diese starken und grohkronigen Stämme aus ihre Schirmfläche einen sehr empfindlichen Druck üben, und deren rasche Beseitigung bürste baher geboten fein. Der anbere Grunb, der für ihre längere Erhaltung gedacht werden könnte, die Ausnutzung des Lichtungszuwachfes, fällt nach Metzgers Erklärungen hier voll-ständig weg.

Dem gegenüber hat man in Deutfchlanb fast allenthalben in langen Verjüngungszeiträumen gewirtfchaftet unb thut bies wohl stellenweise noch, wenn auch Metzgers etwas brastifche Schilderung ( S . 99) hoffent­lich nur an wenig Orten mehr zutrifft. Die von ihm gefchilberten Buchenverjüllgungen bei Münden, wo über einer 1? jährigen Verjüngung von kaum 2 m Höhe noch 320 fm Altholz pro Hektar stehen, habe ich auch gefehen — sie find ein Ausfluh jener Anfchauungen, die Borg-greve in feiner Holzzucht niedergelegt hat, in welcher S . 165 folgende „Hauptregel" aufgestellt ist: „Dem Nachwuchs aller unferer wertvollen Holzarten ist in der Regel auf allen Standorten bis zur Kniehöhe die Beschirmung von reichlich 2/s seines eigenen, vollen, haubaren Mutter-

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bestanbes, unb bann bis zur Mannshöhe bie von reichlich 7» desselben zu erhalten."

Begründet wird diese Regel durch die möglichste Ausnutzung der Badenkraft, durch die Erzeugung einer thunlichst großen und wertvollen Holzmasse, hier alfo besonders durch Ausnutzung des Lichtungszuwachfes und die Wertsteigerung des rafch erstarkenden Nachhiebsmateriales; daß dies nur geschehen kann auf Kosten des Nachwuchses, der unter dieser starken Beschirmung wesentlich zurückgehalten werden muh, ist klar.

Mit dieser übermäßig langsamen Verjüngung von 20 und mehr Jahren hat man aber, so weit meine Beobachtung reicht, in unserer Buchenwirtschaft wohl an den meisten Orten gebrochen — und man mußte dies wohl thun, wenn man nicht reine Buchenbestände erziehen wollte; denn zwischen den mannshohen Ausschlag könnte man auf die Fehlstellen doch keine Lärchen und Fichten mehr pflanzen, und folche Kulturen schon vor der Räumung vorzunehmen, hat seine großen Be-denken. Ich habe im Spessart verschiedene Verjüngungen beobachtet, die in 12 Jahren, vom Anhieb beginnend, auf großen Flächen mit vorzüg-lichem Erfolg durchgeführt wurden und nun als mit Fichten und Lärchen reich gemifchte Buchendickungen üppig in bie Höhe wachsen. Jene lange Ausnutzung des Lichtungszuwachses fällt allerdings weg; um fo mehr sollte — ich komme aus das früher Gesagte zurück! — durch kräftige Durchforstungen im höhern Alter der Bestände für Erstarkung der Haubarkeitsstämme Sorge getragen werden!

So würde ich denn dem oben skizzierten dänischen Verfahren der Buchenverjüngung für unfere deutschen Verhältnisse gegenüberstellen: Be-schaffung der Empfänglichkeit durch gut geleitete Vorberei tung«hiebe, und Bodenbearbeitung mit der Hacke nur dort , wo erstere nicht aus-reichen; dunklere Haltung des Befarnungsschlages, aber raschere Nach-hiebe, sobald bie Verjüngung gesichert erscheint; keine zu langen Ver-jüngungszeiträume unb alsbalbige Ausfüllung aller Lücken ober matt bestockten Partieen mit Nabelhölzern!

3. Nie Gichenwirtschaft. Als Wirtfchaftsziel in den dänischen Eichenhochwaldungen, deren

Fläche rund 160000 ha beträgt, gilt die Erziehung von Nutzholzstämmen, welche auf 15 m astrein einen Brusthöhendurchrnesser von 60—70 cm haben, in möglichst kurzer Umtriebszeit, und foll bies Ziel je nach Boben-gute in 120—140 Jahren erreicht werben. Metzger giebt an, baß auf frifchem Lehmboben im Revier Brahetrolleborg auf Fünen sich in 120jährigem Alter pro Hektar fanben

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94 Stämme mit 24,3 m Höhe, 66,7 cm Brufthöhendurchmesser und 527 im Masse, wobei an Durchforstungs- und Lichtungserträgen bereits 463 fm eingegangen waren; sonach Durchfchnittszuwachs 8,25 fm pro Jahr und Hektar. Auf etwas geringerem Boden ergaben sich bei 140 jährigem Umtrieb pro Hektar 87 Stämme von 65 cm Durchmesser 431 im Masse und 620 fm Vorertrag, fonach 7,5 fm Durchfchnitts­zuwachs.

Das sind nun allerdings staunenswerte Resultate, und es scheint wohl der Mühe wert, zu erforschen, wie folche erzielt werden!

Wie die Buche fo wird auch die Eiche (fast nur die Stieleiche) — und zwar auf den besten Böden — stets re in erzogen. Bezüglich der Durchforftungen werden die Bestände ebenso behandelt, wie bei der Buche bereits geschildert, nur beginnen dieselben noch früher und werden, wie die geringe Stammzahl der haubaren Bestände beweift, noch energischer geführt. Da aber die Eichenbestände den Boden nicht genügend befchatten, fo wird ihnen etwa in der Mite der Umtriebszeit ein Bodenfchutzholz beigegeben, wenn sich folches in Gestalt von Himbeeren, rotem Holunder, Brennessel nicht felbst einfindet. Hasel, Linde, Hainbuche dienen ins-besondere als solche Bodenschutzhölzer, auch die Rotbuche findet Ver-wendung; sie sollen den Boden befchirmen, jedoch nicht zu fehr gegen Luft und Regen absperren. — Von einem Lichtungsbetrieb im Burckhardtschen Sinne fei jedoch nicht die Rebe, bie Bestänbe werben geschlossen erhalten.

Die Verjüngung soll auf natürlichem Weg, jeboch kräftig unter-stützt burch Bobenbearbeitung unb Beifaat, erfolgen. Etwa zwei Dezennien vor beabsichtigter Verjüngung beschließt man bie Durchforstungen unb foll in biefern Zeitraum ber Unterbufch burch Abtrieb im Sommer entfernt werben — in bem bichten Schatten (?) fchlägt er nur fpärlich aus, ver-geht zum gröhten Teil unb wirb ber Rest burch Robung entfernt. Der Boben wirb mit ber Egge bearbeitet, ber Samenfchlag fehr licht ge-stellt, burch Saat nachgeholfen; bie Nachlichtungen folgen rafch. — Buchenbeftänbe auf Eichenboben werben burch Streifenfaat unter lichten Schirm ausgeführt, in Eichenbestanbe umgewanbelt; ber Boben wirb fehr energisch bearbeitet unb ein hohes Samenquantum, bis 15 hl pro Hektar, verwenbet.

Zeigt sich in den Beständen die Bildung von Wasser re i fem in lästiger Weife, fo werden diefelben an den für den Abtriebsbestand be-stimmten Stämmen im Juli mit einer Säge glatt am Schaft entfernt; eine einmalige Wiederholung der Operation pflegt endgiltigen Erfolg zu haben.

Endlich erwähnt Metzger noch, baß in fast allen bänifchen Revieren

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bie Rinbe auch von ben Alteichen als Gerbematerial benutzt unb bes-halb ber Hieb bei Haupt- wie Vornutzung stets im Mai geführt werbe, was eine immerhin nicht unbebeutenbe Nebennutzung ergebe.

Anfchließenb an biefe Schilberung wirft nun ber Herr Verfasser einen Vergleichenben Blick auf bie beutfche Eichenwirtschaft unb führt aus, wie es boch nicht Wirtschaftsziel fein könne, feinringiges unb barum zu vielen Zwecken minberwertiges Eichenholz in 300 jährigem Umtrieb zu erziehen, fonbern wie man vielmehr anstreben müsse, in kurzem Umtrieb von nur 120 Jahren breitringiges Eichenholz in ber gleichen Stärke von 60—70 cm zu probuzieren. I m gleichheitlich gemischten Eichen- unb Buchenbestanb, ber bas Ibeal so vieler beutscher Forstleute sei, lasse sich bies Ziel nie erreichen, unb in biefer Erkenntnis habe man zum kleinen, dann größern Horst gegriffen — warum giebt man der Eiche nicht lieber bie ganze, zu ihrer Nachzucht geeignete Fläche, fonbern fchafft burch die Horste ausgedehnte mißwüchsige Ränder, läßt die kleinen reinen Eichen-bestände in dem Buchenbestanb wie Fettaugen in einer Wassersuppe schwimmen, statt sie zusammenzuschließen zu einem einheitlichen Ganzen?

Dr. Metzger schließt diesen Abschnitt mit dem Ausdruck der Über-zeugung, daß die deutschen Forstleute zu gleichen Wirtschaftsgrundfätzen, wie die oben geschilderten, mit der Zeit gelangen werden und findet den ersten Schritt hierzu in den Veröffentlichungen des (leider mittlerweile verstorbenen) Landforstmeisters Car l über die Rentabilität der Eichen-hochwaldwirtfchaft.*)

Wenn ich mich gegenüber der Begeisterung Metzgers für die dänische Buchenwirtschast in vielen Punkten etwas ablehnend verhalten mußte, fo kann ich ihm dagegen zu meiner Befriedigung bezüglich der Eichenwirtschaft fast durchaus zustimmen, und darf ich mich hierbei wohl auf mein bei der deutschen Forstversammlung zu Würzburg im Jahr 1895 über die Frage der Eichennachzucht erstattetes Referat berufen.

Ich halte es zunächst für vollständig richtig, die Eichennachzucht auf die besten Standörtlichkeiten zu konzentrieren, und dorten auf größeren Flächen reine Eichenbestände zu begründen; wo die Bodengüte vielfach wechfelt, wie dies im Bergland (fo im Speffart) der Fall, da fuche man die besten Bodenpartieen inmitten der Buchenbestände zur Begründung großer Eichenhorste heraus, die in einer Größe von mindestens 7«—1 ha dann auch wieder reine kleinere Bestände darstellen, welche unabhängig von ihrer Umgebung behandelt, unterbaut, übergehalten werden können. Dagegen verwerfe ich die kleinen Horste, die einer

*) Mg, Forst, u. Jagdzeit. 1895.

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steten Überwachung unb kostspieligen Pflege an ben Räubern bebürfen, unb bin enblich ber Überzeugung, baß wir bas von Metzger ganz richtig bezeichnete Ziel: Eicheuftarkholzerziehung in möglichst kurzem Umtrieb — im gleichheitlich gemischten Eichen- unb Buchen­wald, wie er noch jetzt vielfach verteidigt und nachgezogen wird, nie er-reichen werden! Abgesehen von ben Schwierigkeiten, welche bie Erziehung eines gleichaltrigen Eichen- unb Buchenbestanbes schon in ber Iugenb bietet, werben wir auch im späteren Alter trotz aller Reinigungen, aller Kronenfreihiebe bie Eichen nie genügenb gegen ben Seitenbruck ber gleichalten unb gleichhohen Buchen schützen, ihnen nie jene al lsei t ige Kronenentwickelung verschaffen können, welche Bebingung einer kräftigen Entwickelung ber Eiche ist. Wie mißlich folche Kronenfreihiebe in nur etwas älteren Stangenhölzern sinb, wie bebenklich ber Wirtschafter oft vor ber Frage steht, ob er um einer bebrängien Eiche willen zwei ober brei bieselbe umgebenbe Buchen herausnehmen solle, ob ber Bestaub baburch nicht zu licht werbe, ob ber Eiche bauernb geholfen sei — bavon wissen unsere Spessartforftwirte, benen diefe Aufgabe in den aus früheren Zeiten stammenden Beständen vielfach gestellt ist, zu reden! Reine Eichenbestände oder große Horste, rechtzeitig unterbaut und nach Erreichung genügend langer astreiner Schäfte in den Lichtungsbetr ieb übergeführt, werden das oben bezeichnete Ziel am sichersten erreichen lassen.

Auch bezüglich der Durchforstungen stimme ich der Hauptfache nach Herrn Metzger bei: gerade bei der Eiche haben Erziehungs-Durch-forstungen befondere Bedeutung. Rechtzeitiger Beginn, öftere Wiederholung bei jedesmaligem mäßigen Eingriff, Beseitigung aller schlechten Stamm-formen und Begünstigung der Kronenentwickelung der besten Stämme, wie sich dies insbesondere auch bei dem Lichtungsbetrieb ermöglichen läht, werden sich empfehlen. Bei letzterem ist jene Sorgfalt, welche in Däne-mark bezüglich der Auswahl und Bezeichnung der künftigen Haubarkeits-stamme durch Kalkringe stattfindet, wohl durchführbar und am Platz; ich habe folche Bezeichnung beispielsweise in dem bekannten hessischen Revier Viernheim gesehen. Dagegen möchte ich mit den Durchforstungen nicht gerne so weit gehen, daß Wasserreiser sich bilden und eine Beseitigung derselben mit ber Säge nötig wirb — bie besfallsige Mitteilung lautet eigentlich etwas bebenklich!

Was enblich bie natürliche Verjüngung ber Eichenbestänbe be-trifft, so habe ich mich in meinem Referat gelegentlich ber Forstversammlung in Würzburg aus Grunb vielfacher Beobachtungen als einen Gegner ber-felben bekannt, babei jeboch mehrfachen Wiberfpruch erfahren — nun, biefelbe mag ja manchenorts auch guten Erfolg gehabt haben. Die in

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256 Urich: Lichtwuchsbetrieb und Rentabilität.

Dänemark übliche Art berfelben fcheint mir bei kräftiger Boben-bearbeitung unb reichlicher Unterstützung durch Saat mehr künstlich als natürlich zu fein und der „fehr lichten" Stellung des Samenfchlages möchte ich als Schutz gegen Spätfröste gerade keinen großen Wert bei-legen. Das eine Bebenken, das ich gegen die natürliche Verjüngung von Beständen aus starken Eichen ausgesprochen habe: die schweren Be-schädigungen, die bei Fällung und Ausbringung des Nachhiebsma-teriales für den Nachwuchs unvermeidlich sind — würbe ich allerdings in Dänemark, wo diese Arbeiten sowohl beim Angriff wie bei den Nach-hieben behufs Gewinnung der Lohrinde im Monat Mai geschehen, in doppeltem Maße hegen! Doch scheint dies Hindernis in Dänemark glücklich überwunden zu werden; von Interesse wäre es übrigens gewesen, zu Hören, in welcher Weise die nach Herausnahme der starken Nachhiebs-stamme doch wohl unvermeidlich verbleibenden Lücken ausgefüllt werden. —

Damit wäre ich am Ende meiner Befprechung angelangt — ihr Umfang mag als ein Beweis für das Interesse gelten, das mir die Sache eingeflößt hat, und ich möchte nur wünfchen, daß dieselbe auch bei den Verehrten Lesern solches in gleichem Maße findet. Herr Dr. Metzger hat sich durch seine Mitteilungen unstreitig ein Verdienst erworben, hat manch' wunden Punkt berührt und manch' gute Anregung gegeben: ob er aber nicht doch die dänischen Verhältnisse in etwas zu rosigem Licht und unsere deutsche Forstwirtschaft in zu ungünstiger Beleuchtung gesehen hat, ob endlich wir deutschen Forstmänner wirklich so weit hinter unfern dänischen Kollegen zurückgeblieben sind, wie es nach jenen Ausführungen scheinen dürfte — diese,Frage dürfte sich dem unbefangenen Lefer wohl aufdrängen und mit ihr möchte ich schließen.

lichtwuchsbetrieb und Rentabilität. Vom fürstlichen Forstmeister i. P. Urich zu Darmstadt.

Über die im 1895 er Oktoberheft der Allg. Forst- und Iagd-Zeitung von Herrn Professor Dr. Loren ausgesprochene und durch Anfügung von zwei Beifpielen^) näher begründete Behauptung, daß von zwei in Um-

i) Die beiben Beispiele lauten folgenbermaßen: A. Gewöhnlicher Hochwaldbetrieb:

A. 100 = 4500 M Abtriebsertrag im lOOjähr. Vestanbesalter D. 30 = 80 , D. 50 = 150 D. 77 = 320 D. 80 = 350

Summe ber Duichforstungs-Eiträge = 900 Jl.

Summe = 5400 M