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Die neue Kulturleiterin Nathalie Wappler im Interview. Seite 4 SRG.D Geschäftsbericht 2010: Neustart für die Trägerschaft. Seite 7 SRG SSR Gebühren: Die SRG ist ein mageres Monster. Seite 8 Publikumsrat Beobachtung: 3sat – wertvoller Gemeinschaftssender. Seite 10 Ombudsstelle Tessiner Kraftwerke gegen «ECO» auf SF 1: Stolperstein zurückge- zogene Interviews. Seite 12 Carte blanche Niklaus Zeier: Gemeinsam auftreten. Seite 13 Zürich Schaffhausen Regionaljournal unter Beobachtung. Seite 14 Lehrreich unterhaltende Sektionsversammlung. Seite 15 Reise nach Berlin. Seite 16 Magazin des Publikumsrats und der Mitgliedgesellschaften der SRG Deutschschweiz Ausgabe 3/2011 Bild: SRF / Oscar Alessio, Keystone (Montage)

Die neue Kulturleitierin Nathalie Wappler im Interview

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Die neue Kulturleitierin Nathalie Wappler im Interview

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Page 1: Die neue Kulturleitierin Nathalie Wappler im Interview

Die neue Kulturleiterin Nathalie Wappler im Interview. Seite 4

SRG.D Geschäftsbericht 2010: Neustart für die Trägerschaft. Seite 7

SRG SSRGebühren: Die SRG ist ein mageres Monster. Seite 8

PublikumsratBeobachtung:3sat – wertvoller Gemeinschaftssender.Seite 10

OmbudsstelleTessiner Kraftwerke gegen «ECO» auf SF 1: Stolperstein zurückge-zogene Interviews. Seite 12

Carte blancheNiklaus Zeier:Gemeinsam auftreten. Seite 13

Zürich Schaffhausen

Regionaljournal unter Beobachtung. Seite 14

Lehrreich unterhaltende Sektionsversammlung. Seite 15

Reise nach Berlin. Seite 16

Magazin des Publikumsrats und der Mitgliedgesellschaften der SRG DeutschschweizAusgabe 3/2011

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4 Ausgabe 3/2011

LINK sprach mit Nathalie Wappler, der ersten Leiterin der SRF-Kulturabteilung, wie es ist, den Überblick nicht zu verlieren, wie sie Kulturprogramme breiter fördern möchte und warum sie nie Pianistin wurde.

«Wir müssen die ‹Achtung Kultur!›-Hemmschwelle abbauen»

die neue Kulturchefin im interview

LINK: Sie haben Ihren Mann beim Musi-zieren kennengelernt. Kommen Sie noch zum vierhändigen Klavierspiel, seit Sie Abteilungsleiterin Kultur von SRF sind?Nathalie Wappler: Ja, praktisch jedes Wo-chenende. Nicht nur vierhändig. Ich spiele auch Klavier in einem Trio mit Violine und Cello. Das Interessante am Musizieren ist, dass man mit sich ist und doch auch im-mer auf andere hört.

Haben Sie sich je überlegt, Musik zu studieren?Ich wollte ursprünglich Pianistin werden. Aber wenn man es weiter bringen will als

zur Klavierlehrerin, muss man sehr, sehr gut sein und alles andere aufgeben. Aber mich hat als junge Frau so vieles interessiert.

Zum Beispiel?Geschichte, Politik, Literatur, Kunst-geschichte.

Wo erleben Sie kulturelle Sternstunden?Im Konzertsaal, etwa mit Neuer Musik. Oder im Theater, wobei ich auch Theater auf kleinen Bühnen sehr gern habe. Auch Opern mag ich. Und auf meinem iPad habe ich schon ziemlich viele Bücher ge-lesen. Durchaus nicht als Pflicht empfinde

ich es zudem, das SRF-Kulturprogramm nachzusehen und nachzuhören.

Wie definieren Sie Ihre heutige Funktion? Sind Sie noch Kulturjournalistin oder als Vorgesetzte von rund 260 Mitarbeitenden in erster Linie Managerin?Der Management-Anteil in meiner heuti-gen Funktion ist tatsächlich gross. Aber ich bin ja immerhin Kultur-Managerin. Trotzdem gibt man seine journalistischen Ansprüche ja nicht auf. Ich will einer guten und kritischen Kulturberichterstattung die bestmöglichen Rahmenbedingungen geben.

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Nathalie Wappler hat Grosses vor mit der neuen Kulturabteilung. Und bewahrt dabei die gute Laune.

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5Ausgabe 3/2011

Man konnte von Ihnen lesen, dass Sie ei-nen breiten, offenen Kulturbegriff haben.Kultur ist der Spagat zwischen Hochkultur und Breitenkultur. Von der Oper bis zu Vi-deospielen. Zum Auftrag von SRF gehören etwa auch die Gottesdienst-Übertragun-gen, Rezensionen, Dokumentarfilme. Und ich selber bin zum Beispiel eine leiden-schaftliche Serien-Schauerin. Ich habe alle fünf Staffeln von «Dexter» gesehen. Auch «Mad Men», «Desperate Housewives». Mich fasziniert das narrative Konzept der Serie als Antwort auf das Romanlesen des 19. Jahrhunderts.

Heisst grössere Breite nicht auch Belie-bigkeit? Womit Sie Stammpublikum ver-lieren könnten?Zuschauerinnen und Zuschauer haben selbstverständlich ein Recht, Erwartungen erfüllt zu bekommen. Es ist wichtig, Sen-dungen klar zu positionieren und richtig anzukünden. Dem Publikum also zu sa-gen, mit welchem Kulturbegriff es in wel-cher Sendung rechnen kann.

Sie haben bisher fürs Fernsehen gearbei-tet. Was verbindet Sie mit dem Medium Radio?Ich bin eine leidenschaftliche Radiohöre-rin. Radio ist ein schnelles Medium, auch bei der Kulturvermittlung.

Kultur am Fernsehen fristete bisher ein Randzeiten-Dasein, wird aber ab Herbst einen besseren Sendeplatz erhalten. Da-mit steigt der Quotendruck. Wie werden Sie es schaffen, ein grösseres Publikum zu erreichen?Zunächst müssen wir die Hemmschwelle «Achtung Kultur!» abbauen. Wenn es uns gelingt, dem Publikum zu vermitteln, wel-chen Reichtum Kultur bedeutet und wie man sich darin aufgehoben fühlen kann, dann haben wir es geschafft. Mit den Opern-Liveübertragungen in den letzten drei Jahren ist das gelungen.

Aber Sie haben anscheinend entschieden, keine weitere Oper mehr aufzuzeichnen.Ich schliesse nicht komplett aus, wieder einmal eine Oper zu inszenieren. Musik

Seh- und Hörtipps für den «Themenschwerpunkt Max Frisch» 4. April –15. Mai 2011

Tipp! Das ganze Programm des «Themenschwer-punkt Max Frisch», Zusatzinfos und

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Nathalie Wappler möchte künftig jedes Jahr im Sinne der Konvergenz ein Schwerpunkt-thema multimedial lan cieren. Aus Anlass des 20. Todes- und 100. Geburtstags von Max Frisch wird der Schriftsteller in diesen Wochen in Fernsehen, Radio und Internet im Mittel-punkt stehen.

Datum Zeit Sendegefäss Sendung/Thema

4.4.–15.5.11 Zwischen «DRS2Mattinata» «Frischzellen»:Zitate,diezum

(täglich) 06.00–09.00 Weiterlesenverführen

2./4./6.5. 12.00/17.00 «DRS2aktuell»/ «Frischgeslamt»:JungeSchriftsteller

DRSVirus überihrVerhältniszuMaxFrisch

4.5. 22.50 SF1 «Kulturplatz»:«FrischsFiche»

5.5. 23.30 SF1 «BoxOffice»:Frisch,keinerfür’sKino?

7.5. 12.00/17.00 «DRS2aktuell» Kurzhörspiel:«Dichter!!Maxund

FritzamPoetrySlam»

14.00 DRS2 Hörspiel:«Montauk»,Teil1

11.5. 22.50 SF1 «Kulturplatz»:«Andorraaufimmer?»

14.00 DRS1 «Hörbar»:NeueFrisch-Hörbücher

12.5. 23.30 SF1 «BoxOffice»:MaxFrischals

Film-Regisseur

13.5. 24.00 SF1 ThemennachtMaxFrisch:

«BesuchbeiMaxFrisch»

«FrischundFurgler»

«Andorra–Telebühne»

«MaxFrisch–BerufSchriftsteller»

14.5. 20.00 DRS2 Hörspiel:«Montauk»,Teil2

23.00–02.30 DRS2 Radiohörnacht:«Frischgehört!»,

Reden,Gespräche,Lesungen

15.5. 11.00 SF1 «SternstundePhilosophie»:

«MaxFrisch–wasnun?»

12.00 SF1 «SternstundeKunst»:

MaxFrisch:Zürich-Transit.

DasgescheiterteFilmprojekt.

interaktive Inhalte wie die «Frisch-Fragen» finden Sie unter www.maxfrisch.srf.ch. Für Interessierte eine Schatztruhe!

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6 Ausgabe 3/2011

hat einen hohen Emotionalitätswert. Aber jetzt die vierte Oper in Serie erscheint mir als falscher Ansatz. Sonst heisst es dann schnell: «Fällt denen nichts anderes mehr ein?» Wir möchten über neue Formen nachdenken, das Potenzial ausloten. Viel-leicht etwa auch zum Stichwort Literatur.

Steht SRF im Austausch mit Kultursen-dern in Europa?Ja natürlich, denn auch andere Sender be-schäftigen sich mit ähnlichen Fragen wie wir. «Sternstunden Kunst» und verschiedene Dokumentarfilme zum Beispiel entstehen oft in Zusammenarbeit mit Arte oder 3sat. Gottesdienste hin und wieder in Koproduk-tion mit ARD oder ZDF und so weiter.

Wo und wie holen Sie sich Inspirationen für neue Sendeformate?Ich habe meine Weihnachtsferien damit verbracht, mich durch europäische Kultur-radios durchzuhören. Jeden Sender habe ich einen Tag lang angehört, ein Fazit zu Wort und Musik gezogen, im Internet das Senderschema angeschaut. Das war ext-rem spannend. Ich habe ganz unterschied-liche Kulturbegriffe angetroffen. Und mich natürlich auch gefragt: Was wollen WIR? Für welche Kultur stehen WIR?

Ja, was will denn die SRF-Kultur?Es ist ein Prozess, das herauszufinden. Was

bewahren wir? Etwa die «Diskothek im Zwei» und «Sternstunden». Was verändern wir? Diese Frage beschäftigt uns jetzt gera-de beim «Kulturplatz». Strategische Überle-gungen mache ich aber nicht allein. Ich habe ein gutes Team und viel Unterstüt-zung von der Geschäftsleitung.

SRF will bis 2012 eine Multimedia-Kultur-plattform aufbauen. Wie wird die aus-sehen?DRS 2 ist ein ganzer Kultursender. Und auch am Fernsehen gibt es viele attraktive Sendungen. Im Internet werden wir die SRF-Kulturkompetenz zusammenführen. Das ist gelebte Konvergenz.

Aber die Verleger wehren sich, weil SRF dank Gebührengeld im Vorteil gegenüber privaten Anbietern wäre.Es geht nur darum, Eigenleistungen in Dossiers zu bündeln und multimedial auf-zubereiten. So wie wir das in diesen Wo-chen auch mit dem Max-Frisch-Schwer-punkt zeigen werden.

Welche Bedeutung hat für Sie der Schweizer Schriftsteller Max Frisch?Der Schwerpunkt steht unter dem Titel: «Zum 100. Geburtstag eines Unbeque-men.» Max Frisch war ein Unbequemer, das schätze ich sehr an ihm. Und auch in der heutigen Zeit ist es wichtig, seine

SrF

Standpunkte immer mal wieder zu über-denken. Unbequem zu sein, ist dann manchmal eben auch eine Tugend.

Nebst inhaltlichen Konvergenz-«Baustel-len» müssen Sie sich auch um neue Pro-duktions-Standorte für die SRF-Kultur kümmern. Wie schaffen Sie das alles?Es gibt natürlich sehr anstrengende Tage, aber sie sind eine spannende intellektuel-le Herausforderung. Wenn man über Raumkonzepte und über technische Fra-gen nachdenkt, denkt man automatisch auch über Programminhalte nach. Alles hängt zusammen. Kultur ist in Bewegung.

Sie selber sind auch in Bewegung. Sie arbeiten in Basel und Zürich, wohnen in Zürich, Ihr Mann Wolfgang Hagen, der die Abteilung Kultur und Musik bei «Deutschlandradio Kultur» leitet, in Berlin. Wie geht das?Das geht und das wird sich entwickeln. Ich bin bereit, künftig vielleicht auch in Basel zu wohnen.

Wir haben übers Musizieren gesprochen. Bleibt Ihnen noch Freizeit für anderes?Musik ist meine wichtigste Freizeitbeschäf-tigung. Daneben praktiziere ich Yoga und fahre Velo.

Fahren Sie mit dem Velo zur Arbeit?Ja, denn das ist eine Zeit, die ich ganz für mich selber habe, in der ich ganz ich selber bin – fast wie bei der Musik.

Interview: Cornelia Diethelm

Zur PersonNathalie Wappler ist seit 1. Januar 2011 Leiterin der SRF-Kulturabteilung mit rund 260 Mitarbeitenden. Die 43-jährige, die aus Kreuzlingen stammt, studierte Ge-schichte, Politik, Germanistik und Kunstge-schichte in Konstanz und Bristol. Sie arbei-tete ab 1997 bei verschiedenen Fernseh- sendern. Bei «Kulturzeit» (3sat), «Gauck» (ARD), «Maybrit Illner» und «Aspekte» (beide ZDF). 2005 kam sie als Produzentin des «Kulturplatz» zu SF und übernahm 2008 die Leitung «Sternstunden», «Litera-turclub» und «nachtwach».

Nathalie Wappler beschäftigen die Fragen: «Was wollen WIR? Für welche Kultur stehen WIR?»