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553 wirken zu kthnen. Nachdem dns Game mit ungefiihr dem 5 fachen Volutneu von Wnsser verdannt worden war, rvurde das Kocheo iu einem Kolben fortgesetzt, und 0,897 Grm. rcducirtes Gold erhelteu. Diese cntsprechen aber 0,492 Grm. Oxalstiure, also sehr nahe der berechoetcn Mengc. Aus der filtrirteu Flossigkeit wurde das Gold durclr Scbrvefe1wasserstoff;;ns eutfernt, worauf sic concentrirt, utid die Kalkcrde durch Sclirvefclsliure und Alkohol geflillt wurde. Von der von der schwefelsaureu Kalkerde getreuu- teu Auf1i)sung wurde durch Abdatnpfen der Alkohol ent- h r t , iiud die Plrosphorsliure als phosphorsaure Aiiimouiak- Magnesia gcftillt. Nach dem GlUhen wurdeu 0,660 Grm. Mg ’Y erlralten, welcbe 0,418 Grm. I’hospborsiiure entsprc- clren. Iu dcr aogeweudten plrosphorsauren Kalkerde wa- rcn 0,408 Grm. Phosphorsiiure. Die erhaltene pbosphor- satire Maguesia eirtlriclt eiuc gcriuge Meup Kalkerde. V. Die OberJi2chen- und Kiirperfarben des An- rlersonirs, einer Verbindung von Jot1 und Codein; von VY: Haidinger. (Aur dem Novembu-Ilefte 1849 dar Sitzuogrberiebts d. k;. &ad. d. Wirr. zu Wieo tom Hrn. Vcrf. miyetleilL) D i e Krystalle, welcbe ich heute dcr freuudlicheu Auf- merksmkeit der hochverehrten matheinatisch-oaturwisseu- schaftlichcii Classe vorlegc, gehilreti in dis Abtheiluug dcr- jcuigen, welche den einfallendeu Lichtstrahl vou ilirer Obcr- flache mit farbiger Polarisation zurlickwerfen, wiihrcnd der durch ihre Masse hindurchdringeode Antheil einen vou dcr k’arbe des zurtickgeworlcneu Strahlcs verschiedenen , und zwar derselbeii coluplemeutareu Farbeuton zcigt. Sie ge- hlireu eiuelu einzeluen Beispiele nu8 einer Reihe von Kar-

Die Oberflächen- und Körperfarben des Andersonits, einer Verbindung von Jod und Codeïn

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wirken zu kthnen. Nachdem dns Game mit ungefiihr dem 5 fachen Volutneu von Wnsser verdannt worden war, rvurde das Kocheo iu einem Kolben fortgesetzt, und 0,897 Grm. rcducirtes Gold erhelteu. Diese cntsprechen aber 0,492 Grm. Oxalstiure, also sehr nahe der berechoetcn Mengc.

Aus der filtrirteu Flossigkeit wurde das Gold durclr Scbrvefe1wasserstoff;;ns eutfernt, worauf sic concentrirt, utid die Kalkcrde durch Sclirvefclsliure und Alkohol geflillt wurde. Von der von der schwefelsaureu Kalkerde getreuu- teu Auf1i)sung wurde durch Abdatnpfen der Alkohol ent- h r t , iiud die Plrosphorsliure als phosphorsaure Aiiimouiak- Magnesia gcftillt. Nach dem GlUhen wurdeu 0,660 Grm. M g ’Y erlralten, welcbe 0,418 Grm. I’hospborsiiure entsprc- clren. Iu dcr aogeweudten plrosphorsauren Kalkerde wa- rcn 0,408 Grm. Phosphorsiiure. Die erhaltene pbosphor- satire Maguesia eirtlriclt eiuc gcriuge Meup Kalkerde.

V. Die OberJi2chen- und Kiirperfarben des An- rlersonirs, einer Verbindung von Jot1 und Codein;

von VY: H a i d i n g e r . (Aur dem Novembu-Ilefte 1849 dar Sitzuogrberiebts d. k;. &ad. d.

Wirr. zu Wieo tom Hrn. Vcrf. miyetleilL)

D i e Krystalle, welcbe ich heute dcr freuudlicheu Auf- merksmkeit der hochverehrten matheinatisch-oaturwisseu- schaftlichcii Classe vorlegc, gehilreti in dis Abtheiluug dcr- jcuigen, welche den einfallendeu Lichtstrahl vou ilirer Obcr- flache mit farbiger Polarisation zurlickwerfen, wiihrcnd der durch ihre Masse hindurchdringeode Antheil einen vou dcr k’arbe des zurtickgeworlcneu Strahlcs verschiedenen , und zwar derselbeii coluplemeutareu Farbeuton zcigt. Sie ge- hlireu eiuelu einzeluen Beispiele nu8 einer Reihe von Kar-

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pern an, die sYmmtliclie Vorkommen des Farbenspectrums in Durchsiclitigkeits- itnd Zurtickstrahlungs -, Korper- und Oberfllchenfarhen vorstellen, mit welchen ich inich seit ei- niger Zeit beschlftigte, und die icli sebr bald der hochver- chrteti Classe iin Zusammenhangc vorzulegea hoffe. Diese Krystallc scbieucu inir jedoch schou vorlier die Vorlagc zu verdieaeri, da sie sclbst Ergebnisse von ganz neuen, selbst noch nicht abgeschlosse~ieti, chcmischc~~ Arbeiten sitid, die inir voti dem Unteriiehmcr derselbcn, Hrn. Dr. A n - d c r s o n in Ediuburg, durch die freundliche Verinittcluiig iinsercs verehrteii Collcgen Hrn. Professors S c h r 8 t t e r uninittclbnr iibersandt wurden. ,

Die Krystalle sind tafelartig, sclieinbar gleichwinklig- dreicckige Blattchcn, uiid man wird dahcr versucht, cine rhomboi;drischc Syminetrie in der Austlieilung der schwa- leu, n n dca Ratidern vertlieilten IJegriitizun%sfliicheii zu s~ cl:cii. llei gciwuer Betrachtutig stellt sich jedocli die Form, iihiilich dcr abgebildeten, Taf. IV. Fig. 17, als dem auorthi- sclicii Krystallsysteinc nngehfirig hernus. Nimmt mau die brcitc Fliiche o als Entlfliiclie oder Basis der Krystallreilie nu, so lasscn sicli rn und m' als die h i k e uiid rechte Fliiche cines rhoinboitlisclien Prismas, der Grlnze dcr Keibe der Anorthoide, oder als I x A',2 uiid t- m A \ 2 betrachten. Voii I P A\2 erscheint blok die diefsseitigc +, das jenseitige - fehlt gliizlich. Die Flaclieu d uiid d lassen sich als Lengs- hemidome bctrachten, und zwar als +rH\2 und ZH\2; die GegcuRachen + 1 8 \ 2 , und - r H \ 2 fehleo ebenfalls in der polarisch uosyinlnetrischeii Eiitwickluug. An der Stelle der scharfeii Kaute zunschst dem Wiiikel g sind dic KrystallblVttchen haufig an eiiiaiider gewacliscu , so dnls dieselbc oft fehlt ; die Blattchcn divergircn d a m fkher- ffirmig. Die Grolse derjenigen, welclic icli vor uiir hattc, betrlgt etwa drei Linieu an der Iaiigsteii Kante, die Dickc ctwa eiii Scchstel von einer Linie.

Ich verdanke dem k. k. Bergprnctikanten, Hro. F r n n z F o e t t c r I e , die durch das Reflexions Goniomcter tinter- suchtcii Winkclmaafsc.

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Neigung von o gegen m = 1 3 1 O 5' 'I 11 o JJ m'=116O 15' D u d IJ d = 77042' I' JI o IJ d = 141' 9' 'I 11 0' JI d = 1 4 1 O 9' I D 11 m )) rn'=147O 0' N u d 1) tn'=128O (I

woraus er noch folgende ebeue Wiukel berechuete: a = 143" 58' f = 85"W 6 = 123O 57' g= 36O 2' c = 74039' h= 103" 26' d = 1 1 8 O 51' i = 1250 57' e = 130" 35' k= 61O 9.

Die Coinbinatiouakante o d scllliebt mit der reclits vou dcrselben liegeiiden Coinbieatioiiskaiitc om' den Wiiikel k vou 61" 9', mit dcr links von derselben liegenden Conibi- iiatioiiskante om cinen Wiiikel VOD 62"49' ein; die Basis o l int also cine rhomboi'dische Gestalt, wenn eiue Liuie, die jciieii Conibinatiouskauteir parallel ist, die bciden stum- pfen Winkel verbiudet.

Die sluinpfeu Winkel des Rhomboides sind = 1 5 3 O 58', (lie scharfen also = 36° 2'; die Dingoualen scbneiden sich unter 104" 21' und 73" 36', sie tlieilen die stumpfen Win- kel in zwei vou 83" 10' und 61° 3' wie oben, und die scharfen i n zwei Winkel von 21" 35' und 14" 27'.

Die Neigung der zwei Flachen d und 6 gegen die an- liegendeu obern und untcrn Dasenfliichen erschciuen ganz gleich.

Sammtlichc Messungen gelangen ziemlich gut, da die Flachen, wenn auch schuial, doch glatt und gliinzend sind, mit Ausnahme der init na bczeiclmeteu (+ZcbA\2), die iiiir sekriirnmt vorkoininen.

Die dreiseitigeu Krystallblattchen haben einc braune Farbe, ganz daon sind sie vollkoinmen durchsichtig. Sic besitzen einen sch6uen Diamantglauz. Die braune Farbc verandert sich in eiu sch6nes duukles Orange, wenn lnnir

die Krgstalle zu feineln Pulver zerreibt. Urn sie auf deli

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Pleochroisinus durch die dichroskopische Lupe zu uutersn- clien, klebt inau sie am vortheilhaftesteu mit der scharfeu Kaiite bei g auf Wachs, und hll t sie so vor das Auge, dnfs die Kante db horizoutal wird. Man beobachtet so- daiiii Fig. 17. Taf. IV. das ordiulre Bild 0 oben, das ex- t r a o r d i n h Bild E unteu. Bei seiikreclitrm Eiufall des Liclites erscheiot das erstere 0 weit heller, als das letz- tcre E, uiid zwar wechselt jeues je nach der Dicke der Iiliittchen, von einein blasseu Gelblichbraun, durch tiefes Honiggelb bis in Blutroth, wlhrend jenes gleichzeitig iuit Rlutroth beginnt uud bald undurchsichtig wird, also eiu schwarzes Bild giebt. Bringt man deli Krystall, die Kaiite dd' iminer uoch horizontal, durch eiue Drehung uach reclrts oder liiiks aus der ursprfiiiglichen Lage heraiis, so steigt oder fiillt der Grad der Durchsichtigkeit, und zwar ist der Krystall iii dein oberen Bilde 0 am durchsichtigsten, weiiii iiiau in dcr Riclituug A A Fig. IS. Taf. IV., also ziemlicli seukrecht auf die Kaiite zwischen m uiid m', oder senk- recht auf die Axe dieses Pr i sms hinsieht. Er ist ain wc- iiigsteii durchsichtig iu dcr Richtuug dieser Liiiie BB. Vori dea Elasticitiitsaxeii fur die doppelte Strahlenbrechuug liegt dalier uur cine in der Ebene der drciseitigeu Tafelu, und zwar seukrecbt oder uahe so auf die Kaiite dd'; die au- dern beideri seukrcclit auf eiuauder schliefsen in der Pro- jcctioii Fig. 18, Taf. IV. Wiukel init dew Durchschuitt der Base ein, utid zwar so, dafs der Winkel CMA uugefahr 30°, der CMB 60" betr8gt.

Der iu der Ricbtuug A A uud seukrecht auf BB pola- risirte Farbeutoii ist der hellste, der iu der Richtuug von B B senkrecht auf A A polarisirte der mittlere, endlich der- jeiiige, welcher senkrecbt auf den Durchsclinitt der zwei Ebeneu A A und BB polarisirt ist, der dunkelste. Alle eber habeu den uamlichcn Grundtou voii Duiikel-Orauge, und iiuterscheiden sich nur durcli die Iuteusitlt.

Der Diainautglanz der Oberflache zerlegt sich bei der Uutersuchuug der Reflexioii verinittelst der dichroskopiscbeu Lrlpc dergestalt, dafs eiu Theil des zuruckgeworfeuen Lich-

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tes schlin lasurblau in der Richtung der Kantc dd', oder wie das E in der Fig. 17. Taf. IV. fest polarisirt wird. In der Stellung Fig. 19. Taf. IV. gcht allcs ordinar polarisirtc Licht in das obere Bild, alles extraordinar polarisirte Rild in das untere ni ld , uod der Gegensatz ist dann miiglichst vollstlndig. I n der senkreclit ruf dieser stehendeu S~ellnng geht die fest polarisirte bloue Farbe nebst dein weifsen Oberflachenlichtc ganz in das obere Bild. Es erscheint iibrigens nicbt unter allen Einfallswiukeln in der Stellung Fig. 19. Taf. 1V. ein gleicber blaucr Ton. Sitid die Win- kel griilser, so gelit er in violett fiber; uucl bei sehr gro- fsen Einfallsninkeln erscheint sognr eiu uiivollkominenes Spcisgelb im untern Rilde als Gegeusatz zu dem hcllen Weit des obern.

Die hier bescbriebenen Krystalle bildea eine ncuc Bc- st%tigung des in dein 11. Hefte dcr Sitzungsbericlite der k. Acadernie der Wisseoschaften nacbgewicsenen Gesetzes, dafa der orientirts Fldchenrchiller , oder die fest polarisirte Oberpachenfarbs in der Polarisationsrichlzing mil der Po- larisationsrichtung des mehr alrsorbir ten Strahles doppelt - brechender Kystalle iibereinstimmt ' ) .

Nach Hrn. Dr. A n d e r s o ii ist der cheniiscbe Bcstsud der Krystalle eine nocb nicht vollstandig ausgeinittclte Ver- bindung voii Jod und Codein (Jodine compozrrul of Co- deine; constitution non yet fully determined), das Codciri - voii R o b i q u e t 1832 in Opium entdeckt - selbst eiri sehr zusaminengesetzter Klirper C, H,, N, 0 , + 2 Aq. In Ermangelung einer systeiualischcn Bcnenuung sclilagc ich vor, die in optiechcr Beziehung so hbclist interessouteu Kry- stalle durch den Namen Andersonit zu bezeichuen. W a r c der Gegenstaod ein in der Natur vurkonimendes Wiueral, so ware d i e t our eiii Vorgaog, zu dew niau Iiuuderte voii Reispielen hat. Hier scheint das Verfahren eine Neuerung ZLI sego, uud zwoe auf eineni Felde, das deui Mineralogcn iiach der bisherigcn Gepflogenheit gain ciitriickt isf. Aber in der KeiintniCs der unorgenischeu Individuen lniissrn wir

P. 1) Ann. Bd. iG. S. 99.

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es wohl gestehen, Iiaben wir Uberhaupt noch so vieles zu leisten vor uus, dafs auch hier das Bedrirfuifs sclbststiiu- diger specifisclier Namen sich immer mehr als unabweis- lich heransstellt. Bei der Welt von neucn Kbrpern wlreu gewifs unifassendc Arbeiten in dieser Beziehurig eben so uudaukbar fUr den, der sie uuternehmeu wIirde, als miih- selig uud im Erfolge wahrscheinlich vcrungluckt , denu es llfst sicb nur erst vorliersehen, dafs es in spiiterer Zeit gar niclit mehr zririickgewiesen werdeu kann. Eiiistmeilen sorgt mau billig fur das Einzelue. Lgngst habe ich gedhscht , ebeu so lange als ich die Studien der Eigenscliaften die- ser Kbrper voruahm , an die .wundervollen Erscheiuuugeu der Krystalle mit den metallischen Oberfl~cheufarben, durch specifisclie Nainen die Erinnerung an dic Gegenwart zu kntipfeu, das gelbe Barium -Platin - Cyauiir Redtenbaclrerit zu nennen, das karuiinrothe Magnesium - Platin- Cyaulir wit gruner Oberflache Quadratit, zuglcicli an die pyramidalen Formeu erinnernd, wiihrend das prismatische Magnesium- Plaliu - Cyanfir vou niorgenrother Farbe mit blauer Ober- fliiche Aurorit genaiint miirde. K n o p ’ s Kalium-Platin- Cyaiiiir-Cyaiiid solltc Kmpi t heifsen, S c h u u c k ’ s chry- sammiusaures Kali Schunckit, G r e go r 9 ’ s oxalsaures Chrom- oxydkali Gregorin. (Der Name Gregorit fur das coruische Titmeisen ist zwar langst nicbt inehr im Gebrauche,. diirfte aber doch iiiclit als ganz frei zu betrachteu seyn) und hier wUrde Andersonif die in chemischer Beziehung noch iiiclit vollstaudig erliannte Verbindung vou J o d und Codein be- zeichieu. Wolil haben diese Manner in der Wisseuschaft vie1 mebr geleistet, als nur in deu einzelnen Fallen, die ich init ihren Namen zu bezeichneu wunschte, Naineu, welche die Wissenscbaft bewahren wird, so laiigc sic besteht, aber es gilt ein Priucip far die Befriedigung eines Bedfirhisses zu befolgen, das je langer, je fuhlbarer werden wird.