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Universität Heidelberg Seminar für Übersetzen und Dolmetschen Französische Abteilung BA-Arbeit (SS 2012) Betreuer: Pr. Dr. Vahram Atayan Kandidat: Cyril Gulevsky-Obolonsky Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden Juli 2012

Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden (Bachelor-Arbeit)

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University of Heidelberg - Bachelor Thesis - Summer 2012 - German

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Universität Heidelberg

Seminar für Übersetzen und Dolmetschen

Französische Abteilung

BA-Arbeit (SS 2012)

Betreuer: Pr. Dr. Vahram Atayan

Kandidat: Cyril Gulevsky-Obolonsky

Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der

Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden

Juli 2012

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Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................ 4

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................... 5

Einleitung .................................................................................................................................... 6

1. Theoretischer Teil .................................................................................................................... 9

1.1 Postmoderne ....................................................................................................................... 9

1.1.1 Definition .................................................................................................................... 9

1.1.2 Abgrenzung der Begriffe Postmodernität und Postmoderne..................................... 10

1.1.3 Exkurs in die Genealogie der Postmoderne/der Postmodernität ............................... 11

1.1.4 Postmoderne und Translation .................................................................................... 15

1.1.5 Fazit: Die Analysierbarkeit der Postmoderne. Die Postmoderne als wissenschaftliche Herangehensweise ................................................................................. 19

1.2 Analyse des politischen Diskurses ................................................................................... 20

1.2.1 Definition .................................................................................................................. 20

1.2.2 Kriterien und Strategien eines Diskurses .................................................................. 22

1.2.3 Fazit: Analyse eines Diskurses .................................................................................. 23

1.3 Die gegenwärtige politische Metaphorik ......................................................................... 25

1.3.1 Definition .................................................................................................................. 25

1.3.2 Klassifikation der Metaphern .................................................................................... 26

1.3.3 Metaphern in der Kommunikationssituation. Kriterien der Metaphorik................... 27

1.3.4 Politische Metaphorik ............................................................................................... 29

1.3.5 Fazit: Metaphern als Diskurseinheiten ...................................................................... 30

1.4 Strategien der Kommunikation ........................................................................................ 31

1.4.1 Strategien politischer Kommunikation...................................................................... 31

1.4.2 Strategien des Dolmetschens ..................................................................................... 33

1.4.3 Fazit: Unterschiedliche Ziele der Kommunikation ................................................... 34

2. Praktischer Teil ...................................................................................................................... 35

2.1 Anmerkungen und Fragestellung zum praktischen Teil .................................................. 35

2.2 Kontext ............................................................................................................................. 35

2.3 Untersuchungsgegenstand ............................................................................................... 36

2.4 Analyse der Metaphorik ................................................................................................... 38

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2.5 Analyse der Metaphern .................................................................................................... 47

2.6 Strategien ......................................................................................................................... 54

2.7 Postmodernität ................................................................................................................. 56

Schlussbemerkung ..................................................................................................................... 61

Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 64

Anhang ...................................................................................................................................... 69

1. Transkript der Pressekonferenz auf Deutsch ..................................................................... 69

2. Transkript der Pressekonferenz auf Französisch ............................................................... 79

3. CD-ROMs: ......................................................................................................................... 84

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Allgemeines linguistisches Kommunikationsschema..........................................28

Abbildung 2. Die Hauptthemen des behandelten Diskursfragments........................................36

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Abkürzungsverzeichnis

PM (Postmoderne)

DA (Diskursanalyse)

Met. (Metaphorik)

Str. (Strategie)

HO (Staatspräsident Frankreichs François Hollande)

ME (Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel)

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Einleitung

Diese Arbeit soll das Problem der Postmodernität des internationalen und intersprachlichen

politischen Diskurses am Material der heutigen politischen Metaphorik analysieren und

darstellen. Im Fokus der Untersuchung stehen die postmoderne Weltanschauung als

zeitdiagnostische Tendenz und die Herangehensweise der Diskursanalyse, die unterschiedliche

Ansätze (u.a. die der semantischen und pragmatischen Analyse) kombinieren lässt. Als

Material für die Analyse dienen das deutsche und das französische Transkript sowie die

Video-Mitschnitte der am 15. Mai 2012 in Berlin mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela

Merkel und dem französischen Präsidenten François Hollande anlässlich seiner

Amtseinführung stattgefundenen Pressekonferenz.

Das vorzustellende Problem der Postmodernität ist bis heute noch kaum erforscht und ist

deswegen von höchstem Interesse. Der Ansatz der Analyse der Diskurse besteht dagegen

schon seit dem Ende des 20. Jahrhunderts und wird erfolgreich in der sprach- und

geisteswissenschaftlichen Forschung angewandt. In dieser Arbeit wird versucht, den

behandelten Diskurs mehr auf semantisch-pragmatischer Ebene zu analysieren und den

Zusammenhang zwischen der im Diskursfragment zu findenden Metaphorik und der

Strategiewahl der Sprecher zu analysieren.

Die Kommunikation im Verlauf der Pressekonferenz wird durch die simultane

Verdolmetschung gewährleistet, was es ihren Teilnehmer ermöglicht, in ihren Muttersprachen

(Deutsch und Französisch) miteinander zu sprechen. Dies beeinflusst auch die

Kommunikationssituation, indem zwei neue Teilnehmer hinzugefügt werden müssen - die

zwei Dolmetscher, die die jeweilige Sprachkombination bereitstellen. Diese Arbeit

berücksichtigt auch, inwiefern die Simultandolmetscher die Kommunikation beeinflussen.

Die Arbeit besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Im theoretischen Teil

werden die verwendeten Begriffe definiert und die in dieser Arbeit angenommenen

methodischen Ansätze beschrieben. Im praktischen Teil wird das gegebene Diskursfragment

auf der Basis der ausgearbeiteten theoretischen Definitionen und Prinzipien analysiert.

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Als erstes wird im theoretischen Teil der Begriff „Postmoderne“ behandelt, auf den heutzutage

in fast allen Bereichen des Lebens verwiesen wird. Aus der Philosophie, wo er ursprünglich

als zeitdiagnostisch gedeutet wurde, wurde er auf Politik, Wissenschaft, Kunst und andere

Sphären des Lebens übertragen und kennzeichnet aktuell die vorherrschende Weltanschauung.

Im ersten Teil dieser Arbeit werden die wichtigsten Merkmale der Postmoderne im Bezug auf

Kommunikation (auch intersprachliche Kommunikation und Translation) beschrieben.

Im Folgenden wird der Begriff der Diskursanalyse behandelt. Es wird die Definition des

Konzepts „Diskurs“ gegeben und die damit verbundenen Faktoren und Diskurskomponenten

wie „Diskursstrang“, „Diskursfragment“, „Diskurssubjekt“ und andere werden erklärt. Es

werden ebenfalls neue Tendenzen der Diskursanalyse erläutert, die größtenteils von der

postmodernen Denkweise geprägt wurden.

Des Weiteren wird anhand des existierenden theoretischen Wissens eine Definition des

Begriffs „Metapher“ vorgenommen und Kriterien für ihre Feststellung bestimmt. In diesem

Zusammenhang wird ebenfalls der für die Diskursanalyse relevante pragmatische Wert der

Metapher und ihre kommunikationsbezogene Rolle festgestellt.

Im letzten Kapitel des theoretischen Teils werden die Kommunikationsstrategien des

politischen Diskurses sowie die vom Dolmetscher angewandten Strategien beschrieben. Darin

wird näher darauf eingegangen, welche Mittel ein bestimmtes Kommunikationssubjekt

verwenden muss, um den Zweck der Kommunikation zu erfüllen.

Im praktischen Teil dieser Arbeit wird ein Fragment des großen Diskurses der deutsch-

französischen Beziehungen analysiert. Zuerst werden der Kontext und das behandelte

Fragment des Diskurses behandelt. Dann wird die im Fragment enthaltene Metaphorik nach

den im theoretischen Teil ausgearbeiteten Kriterien separat untersucht. Die Metaphern werden

aufgelistet und nach im Text zu findenden semantisch-pragmatischen Themaeinheiten

klassifiziert. Zum Schluss werden die von diesen Metaphern bestimmte Strategiewahl und der

postmoderne Charakter des heutigen politischen Diskurses betrachtet.

Die Theorie der Postmoderne wird in dieser Arbeit anhand der Werke der bedeutendsten

Wissenschaftler nachvollzogen, die die wichtigsten Erscheinungsformen dieser Strömung

ausgearbeitet haben: Lyotard, Derrida, Deleuze, Baudrillard, Barthes usw. Manche Thesen

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werden ebenfalls aus der Monografie „Unsere postmoderne Moderne“ von Wolfgang Welsch

übernommen. Die Werke von Michel Foucault und Siegfried Jäger werden als

Referenzmaterial für die in dieser Arbeit durchgeführte Analyse des politischen Diskurses

zitiert. Bei der Definition der sprachwissenschaftlichen Begriffe werden die Lexiken von

Bußmann, Dubois und Crystal benutzt. Die Informationen zum strategisch-pragmatischen

Handeln verschiedener Subjekte der Kommunikation werden aus unterschiedlichen

wissenschaftlichen Artikeln verwendet.

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1. Theoretischer Teil

1.1 Postmoderne

1.1.1 Definition „Die Postmoderne beginnt dort, wo das ganze aufhört.“

(Welsch 2002: 39)

Heute ist es ebenso schwierig, den Begriff „Postmoderne“ (PM) zu definieren, wie seine

Entstehung nachzuvollziehen. Es kann daran liegen, dass von Anfang an kein fest umrissener

und leicht definierbarer Begriff zur Verfügung steht und es mehrere Prozesse und Phänomene

gibt, die man der PM unterordnen kann. Deshalb tendiert man dazu, die PM ganz frei und

inkonsequent zu deuten und mit vielen anderen Begriffen zu assoziieren.

Als Beispiel herfür kann die relative Häufigkeit des Präfixes „post-“ dienen, das in Wörtern

wie z. B. Postindustrialismus, Postkolonialismus, Poststrukturalismus, Postgeschichte,

Postfeminismus, Postmaterialismus, Postdemokratie usw. zu finden ist. Diese Begriffe

bezeichnen Phänomene, die in der modernen Gesellschafts- und Wissenschaftstheorie

entstanden sind, aber ihre Form bis heute verändert haben und schon zu einer anderen Epoche

gehören, als die aus der dieses Präfix stammt und die sich von der „vorangegangenen“

Moderne grundsätzlich unterscheiden. Weil sich die Gesellschaft noch in dieser sich

entwickelnden Epoche befindet, ist es problematisch, sie und ihre Attribute neutral und

allumfassend zu analysieren. Folglich gibt es mehrere Deutungen und Schulen der PM, die in

ihrer Weltanschauung heterogen sind und manchmal einander widersprechen können.

Der amerikanische Wissenschaftler Gary Aylesworth beschreibt die PM folgendermaßen:

That postmodernism is indefinable is a truism [Hervorhebung von uns]. However, it can be described as a set of critical, strategic and rhetorical practices employing concepts such as difference, repetition, the trace, the simulacrum, and hyperreality to destabilize other concepts such as presence, identity, historical progress, epistemic certainty, and the univocity of meaning (Aylesworth 2005 : 1).

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Diese Beschreibung spricht bereits die grundlegenden Merkmale der PM an. Die Tatsache,

dass es heute noch unmöglich ist, die PM genau zu definieren, wird als Axiom (truism)

wahrgenommen. Man kann sie nur im Gegensatz zur Moderne beschreiben, indem man sie

den philosophischen und kulturellen Maximen der sogenannten Moderne (presence, identity,

historical progress, epistemic certainty, the univocity of meaning) die der PM (difference,

repetition, the trace, the simulacrum, hyperreality) gegenüberstellt (vgl. Aylesworth 2005: 1).

Eine solche Herangehensweise ist aber nicht in allen Fällen effektiv, weil die PM sehr oft von

der Moderne nicht zu trennen ist. Trotzdem hilft es, die wichtigsten Merkmale der PM, die im

Laufe dieses Kapitels als Teil der Genealogie der PM noch ausführlicher behandelt werden, zu

bestimmen.

1.1.2 Abgrenzung der Begriffe Postmodernität und Postmoderne

Es wäre für die vorliegende Arbeit wichtig, zwischen den zwei Begriffen zu unterscheiden, die

auf verschiedene Seiten desselben Phänomens hinweisen. Die Begriffe „Postmoderne“ und

„Postmodernität“ haben denselben Wortstamm, der aus dem Präfix „post-„ und der Wurzel

„-modern-„ besteht, deren Semantik oben erläutert wurde.

Die Postmodernität spiegelt den aktuellen Zustand der Kultur und stellt eine Epoche der

menschlichen Beziehungen dar: „The postmodernity is said to describe a pervaisve cultural

condition marking a new epoch in human affairs...[and] is an important phenomenon to be

investigated and understood“ (Doherty, Graham, Malek 1992: 11f.). Die PM ist des Öfteren

als Kunstströmung oder wissenschaftlicher Ansatz verstanden: „Postmodernism, on the other

hand, is often used to label an artistic style or movement ...“ (ebd.: 11).

In dieser Arbeit wird keine Unterscheidung zwischen den oben genannten Begriffen gemacht,

aber die Bezeichnung „Postmoderne“ wird bevorzugt.

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1.1.3 Exkurs in die Genealogie der Postmoderne/der Postmodernität

Der Begriff „Postmoderne“ entstand erst im 19. Jahrhundert und ist nach dem zweiten

Weltkrieg als kulturphilosophisches Phänomen aus unserem Sprachgebrauch nicht mehr

wegzudenken (vgl. Welsch 2002: 12-14). Wie schon erwähnt wurde, wird der Begriff ganz

unterschiedlich verwendet. Trotzdem ist es einen Versuch wert, das Konzept der PM zu

beschreiben, um ein Instrumentarium für die Analyse der dramatischen Übersetzungen

bereitzustellen. Prägend für die Theorie der PM waren die Werke von Wissenschaftlern wie

Lyotard, Derrida, Deleuze, Foucault und Barthes, die von verschiedenen Seiten zur

Vervollständigung des Begriffes beigetragen haben.

Als Haupttheoretiker der PM, der den Begriff in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in die

wissenschaftliche Diskussion eingeführt hat, gilt heutzutage Jean-François Lyotard. Er hat die

PM auf folgende Weise definiert:

Das Postmoderne wäre dasjenige, das im Modernen in der Darstellung selbst auf ein Nicht-Darstellbares anspielt; das sich dem Trost der guten Formen verweigert, dem Konsensus eines Geschmacks, der ermöglicht, die Sehnsucht nach dem Unmöglichen gemeinsam zu empfinden und zu teilen; das sich auf die Suche nach neuen Darstellungen begibt, jedoch nicht, um sich an deren Genuss zu verzehren, sondern um das Gefühl dafür zu schärfen, daß es ein Undarstellbares gibt (Lyotard 1993: 47).

Hier deutet Lyotard darauf hin, dass die PM erstens ein Teil der Moderne ist und zweitens das

omnipräsente Unfassbare berührt. Ihr Zweck ist nämlich, durch die fehlende Form zu zeigen,

dass es Widersprüche gibt, die nicht dargestellt werden können:

Ein postmoderner Künstler oder Schriftsteller ist in derselben Situation wie ein Philosoph: Der Text, den er schreibt, das Werk, das er schafft, sind grundsätzlich nicht durch bereits feststehende Regeln geleitet und können nicht nach Maßgabe eines bestimmenden Urteils beurteilt werden, indem auf einen Text oder auf ein Werk nur bekannte Kategorien angewandt würden. Diese Regeln und Kategorien sind vielmehr das, was der Text oder das Werk suchten. Künstler und Schriftsteller arbeiten also ohne Regeln; sie arbeiten, um die Regel dessen zu erstellen, was gemacht worden sein wird (Hervorhebung vom Verfasser). Daher rührt, dass Werk und Text den Charakter eines Ereignisses haben. Daher rührt auch, daß sie für ihren Autor immer zu spät kommen, oder, was auf dasselbe führt, daß die Arbeit an ihnen immer zu früh beginnt. Postmodern (Hervorhebung vom Verfasser) wäre also als das Paradox der Vorzukunft (post-modo) (Hervorhebung vom Verfasser) zu denken (Lyotard 1993: 47 - 48).

Wenn das postmoderne Werk entsteht, richtet sich der Autor nicht nach den bis jetzt

existierenden Regeln, die ihrerseits dafür nicht benutzt werden können, um dieses Werk zu

beurteilen. Die Regeln und Kriterien werden vom Werk bedingt, dessen Zweck es ist, neue

Regeln und Kriterien zu schaffen. Das Werk gilt als „Event“, in dem jeweils neue Regeln und

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Bedingungen existieren, die den Autor dynamisch von seinem Werk entfernen. Damit möchte

Lyotard wahrscheinlich sagen, dass der postmoderne Pluralismus diese Rahmen eigentlich

abschafft und es unmöglich macht, die postmodernen Werke konventionell zu beurteilen.

Ein anderer Theoretiker der PM ist Michel Foucault. Obwohl er selbst sich nie als

Postmodernist betrachtete, trug er wesentlich zur Entwicklung der postmodernen Diskussion

bei, indem er die Geschichte der Menschheit kritisch analysierte und die herrschenden

Symbole und „Erzählungen“ bestimmt hat (vgl. Foucault 1983). Genauso wie Lyotard, der in

seiner Abhandlung „Ende der großen Erzählungen“ die vorherrschenden wissenschaftlichen

und gesellschaftlichen Dogmen als „Erzählungen“ bezeichnete (Lyotard 1999: 13, 74 - 75), ist

Michel Foucault auch der Meinung, dass die „Beziehung zur Aktualität“ vieler Menschen, die

durch das „Ethos“ der Epoche geprägt wird, das Paradigma der Moderne formt (vgl. Erdmann

1990: 42). Das bedeutet, dass die Moderne nicht nur eine historische Epoche ist. Als Ethos

enthält die Moderne solche philosophischen Komponenten wie individuelle Freiheit,

Solidarität, Rationalität und aktive Weltgestaltung, die von der Aufklärung geprägt wurden.

(vgl. ebd.: 35 - 54) Die PM wendet sich gegen die Eindeutigkeit dieser Prinzipien der

Welterklärung.

Der Literaturkritiker Roland Barthes analysiert diese „Erzählungen“ und bezeichnet sie als

„Mythos“. Laut Barthes stellen diese Mythen gleichzeitig eine Aussage - eine Botschaft dar, in

welche die Wirklichkeit durch die Sprache übertragen wird, - und ein sekundäres semiotisches

System, das aus dem Bedeutenden, dem Bedeuteten und dem Zeichen besteht. Das Letztere

gilt als ideale „Gesamtheit“ des Bedeutenden und des Bedeuteten und repräsentiert den Sinn

(vgl. Barthes 1964: 85 - 93). Der Mythos bezeichnet „die unbewusste, kollektive Bedeutung,

die eine Gesellschaft von einem semiotischen Prozess ableitet“ und ist daher im Verhältnis

zur Gesellschaft sehr inkohärent (vgl. ebd.).

Ein anderes Konzept von Barthes, das für die PM prägend ist, ist der so genannte „Tod des

Autors“. In seiner gleichnamigen Arbeit La mort de l’auteur (Der Tod des Autors) ist Barthes

der Meinung, dass der Autor und seine Absicht keine Bedeutung für die Interpretation des

Textes haben, der seinerseits durchaus neue Bedeutungen entwickeln kann (Barthes 2000: 185

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- 193). Der Forscher stärkt also die Rolle des Rezipienten, indem er sein Konzept auch die

“Geburt des Lesers” nennt1.

Indem Jacques Derrida den Begriff „Dekonstruktion“ mit einfließen lässt, hat er ebenfalls den

Begriff der PM erweitert. Dieser Ansatz wendet sich gegen das ganze dialektische System des

philosophischen Denkens. „Logozentrismus“ ist ein Begriff, unter dem Derrida die

hierarchischen Oppositionen und festen ideologischen Grundsteine versteht. Die

Dekonstruktion kann in fast allen Bereichen, die unter dem Begriff „Text“ gefasst werden

können, angewandt werden, weil dieser Ansatz jeden potenziellen Bedeutungsträger als Text

betrachtet. Die Dekonstruktion als Prinzip beruht auf der so genannten Doppelstrategie, die

darin besteht, dass die Hierarchie umgekehrt wird und das ganze System kritisch analysiert

wird, indem die logischen Beziehungen wie z.B. die der Kausalität anders verstanden werden

(vgl. Culler 1999: 8 - 10).

Deleuze und Derrida haben auch anstatt der vorherrschenden Bezeichnung „binäre

Opposition“, die die Dynamik und die inneren Widersprüche des Gegenstands nicht

widerspiegelte, das Konzept „différence/différance“ eingeführt. Damit bestätigt sich die

Doppelstrategie der Dekonstruktion u. a. in der Sprache. Deleuze lehnte die dialektische Logik

ab und meinte, dass bei der Analyse nicht die Opposition, sondern eine „différence“ gesucht

werden muss, die nicht negativ, sondern positiv betrachtet wird: « Deleuze avait pensé une

‘différence irréductible à l'opposition dialectique‘ » (Sergeant 2009: 194).

Derrida hat im Französischen den Neologismus „différance“ geprägt, der bereits durch seine

Form die Symbolik des Begriffes veranschaulicht. Das französische Verb „différer“ hat zwei

Bedeutungen: ‘aufschieben’ und ‘verschieden, unterschiedlich sein’. Das Substantiv zu

„différer“ lautet „différence“ (Unterscheidung, Aufschiebung), das Partizip Präsens ist

„différant“ (Unterscheidendes, Aufschiebendes). Die Verwendung der Endung „-ance“ in

Derridas Wortschöpfung anstatt des „-ence“ ist eine Mischung der beiden Formen. Phonetisch

ist der Unterschied nicht hörbar, aber lexikalisch spielt das Kunstwort eine sehr wichtige

Rolle, indem es erstens die Unmöglichkeit einer eindeutigen Differenzierung von

1 siehe den Begriff der Tod des Autors im elektronischen Fachlexikon Literaturwissenschaft-online.

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Bedeutungen zeigt und zweitens auf die Interdependenz zwischen verschieden Bedeutungen

hinweist (vgl. Wenk 1995: 21 - 26).

Eine wichtige Rolle spielt für die postmoderne Theorie der Begriff „Spur“, der sich aus dem

Begriff „Signifikant“ entwickelt hat und den Faktor Zeit berücksichtigt. Die zeitliche und auch

räumliche Differenzierung kennzeichnen die Spur: „Da die Spur kein Anwesen ist, sondern

das Simulacrum eines Anwesens, das sich auflöst, verschiebt, verweist, eigentlich nicht

stattfindet, gehört das Erlöschen zu ihrer Struktur“ (Derrida 1990: 107). Die Spur dient dazu,

verschiedene Schriften miteinander zu verbinden und damit ihre Existenz zu gewährleisten,

wobei Intertextualität entsteht:

Das, was ich Text nenne, ist alles, ist praktisch alles. Es ist alles, das heißt, es gibt einen Text,

sobald es eine Spur gibt, eine differentielle Verweisung von einer Spur auf die andere. Und

diese Verweise bleiben nie stehen. Es gibt keine Grenzen der differentiellen Verweisung einer

Spur auf die andere. Eine Spur ist weder eine Anwesenheit noch eine Abwesenheit (ebd., 20).

Ein anderes wichtiges Merkmal der postmodernen Weltanschauung ist Simulation, deren

Theoretiker Jean Baudrillard war. Der Forscher schlägt in seinen Werken vor, die

logozentristisch agierenden Oppositionen aufzuheben und die Welt als „eine gigantische

Implosion allen Sinns, einen Übergang in universelle Differenz“ (Baudrillard nach Welsch

1987: 149.) zu betrachten. Baudrillard ist der Meinung, dass das Reale nicht mehr existiert und

durch „Beschreibung, Deutung, Abbildung“ (Welsch 1987: 149) ersetzt wurde. Diese

Simulation oder dieses Simulakrum („simulacre“) stellt also eine Welt dar, die der objektiven

Wirklichkeit zwar nur teilweise ähnlich ist, weist aber auf ihre Existenz hin. Ein Beispiel der

Simulation ist die rekonstruierte Struktur eines Objektes, die nur ein Simulakrum eines

Objektes ist, das für uns „unsichtbar oder, wenn man lieber will, unverständlich“ bleibt

(Barthes 1966: 190-196).

Derrida betrachtet das Simulakrum als Merkmal der Spur: „Da die Spur kein Anwesen ist,

sondern das Simulacrum eines Anwesens, das sich auflöst, verschiebt, verweist, eigentlich

nicht stattfindet, gehört das Erlöschen zu ihrer Struktur.“ (Derrida 1990: 107)

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1.1.4 Postmoderne und Translation

Die PM beeinflusst alle Bereiche des heutigen Lebens. Darunter auch den Bereich

Kommunikation, insbesondere die Translation, die Übermittlung des Inhalts von einer

Sprache, sowohl mündlich (Dolmetschen) als auch Schriftlich (Übersetzen) behandelt.

Wie schon erwähnt wurde, ist die philosophische Basis der PM nicht komplett ausgearbeitet,

folglich umfasst die postmoderne Übersetzungstheorie auch nur die Beschreibung einzelner

übersetzerischer Probleme (vgl. Bolaños Cuellar 2008: 327). Die herrschende These in der

postmodernen Übersetzungstheorie ist die der Unübersetzbarkeit (vgl. Stolze: 32-35). Laut den

Postmodernisten ist die traditionelle Herangehensweise ans Übersetzen am meisten vom

„Logos“ inspiriert, d.h. von der Logik und Erfahrung beeinflusst (vgl. ebd.).

Die Vertreter der PM führen aber das von Derrida geprägte Konzept der Dekonstruktion ein,

die die logozentrische Vorstellung negiert. Bereits vor Derrida hat Nietzsche darauf

hingewiesen, dass die im Text stehenden einzelnen Wörter im Hinblick auf Bedeutung

„ambivalent“ sind, indem er das Geschriebene (l‘écriture, le texte), das von Anfang an nicht

eindeutig ist, mit der Rede (la parole) vergleicht, wo der Sinn gleich präsent ist. Der Text

kann also laut Nietzsche nach jedem Lesen neu verstanden und verschiedenartig interpretiert

werden, was durch das Existieren der Zeichensysteme bedingt ist (vgl. ebd.). Im Gegensatz zu

Saussure, der ein Zeichen als eine lineare Beziehung zwischen dem Bezeichneten (Signifikat)

und dem Bezeichnenden (Signifikant) sah, schlägt Derrida in seinem Werk De la

grammatologie (1967: 11 - 41) vor, der Schrift Aufmerksamkeit zu schenken und die relative

Selbständigkeit des Schriftzeichens anzuerkennen, das später immer neu verstanden werden

und somit selbst die Bedeutung des Textes bereichern kann. Laut Derrida existieren keine

reinen Signifikate und Signifikanten, deren Beziehungen absolut und eindimensional ist, was

noch viel Platz für die Erweiterung der Bedeutung und eine Kluft zwischen dem

Produktionsmoment und dem Verstehen entstehen lässt. Das letztere Phänomen, das die

Dekonstruktion ermöglicht, erklärt Derrida durch das Phänomen der „différance“, das die

Bedeutung zum dynamischen Begriff macht (vgl. Pym 1998: 39).

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Der Begriff „Dekonstruktion“ kann aber nicht als eine kritische Methode eingesetzt werden.

Im Gegenteil wird sie von Derrida selbst eher als eine analytische Einstellung gesehen.

Derrida schlägt also vor, die Gegenstände und Tatsachen von ihrem historischen Hintergrund

und im Zusammenhang mit anderen Gegenständen und Tatsachen zu betrachten (vgl. Bolaños

Cuellar 2008: 327):

Cela dit, et malgré la nécessité de la critique, la déconstruction n’est pas une critique. Elle n’est ni jugement évaluatif ni procès de disqualification. Pas plus d’ailleurs qu’elle n’est, pour reprendre votre mot, une méthode. L’idée de méthode suppose un ensemble de procédures réglées, préalables à l’expérience de lecture, d’interprétation ou d’enseignement, ainsi qu’une certaine maîtrise. […] la déconstruction n’est pas une méthode. […] la déconstruction fait droit à des interprétations de lecture, d’écriture, de transformation du texte général, qui sont autant d’événements. […] La déconstruction n’est pas un système […]. C’est une aventure singulière dont le geste dépend à chaque fois de la situation, du contexte, politique notamment, du sujet, de son enracinement dans un lieu et une histoire, et qui lui permettent, en quelque sorte, de signer le geste déconstructif (Derrida, 2004).

Um diesen Zusammenhang zu bezeichnen, führt Derrida den erweiterten Begriff des Textes

ein und kommt zur Schlussfolgerung, dass dieser „Zusammenhang“ absolut ist und nichts

außer dem Text existiert, wobei er den Text mit dem oben genannten Zusammenhang, dem

„Netzwerk der Spuren“, gleichsetzt:

Pour répondre, j’ai dû élargir le concept de texte et essayer de justifier cette extension. "Il n’y a pas de hors texte" ne veut pas dire que tout est papier, saturé d’écriture, mais que toute expérience est structurée comme un réseau de traces renvoyant à autre chose qu’elles-mêmes (Derrida, 2004).

Laut Holmes repräsentiert Dekonstruktion ein ganz anderes Paradigma des Textverstehens als

in der traditionellen Auffassung, die danach strebt, tief im Inhalt die grundlegende Einheit zu

finden (vgl. Holmes 1988: 106). Arrojo stimmt zu, indem sie dem traditionellen

Verständnisschema “the constant questioning of the myth that meaning is intrinsically stable

and fully present in texts, and that it can be recoverable and can thus be transported intact

across linguistic and cultural boundaries“ (Arrojo, zit. nach Bolaños Cuellar 2008: 332)

nachgibt. Tatsächlich wird allmählich klar, dass der Text nicht auf Harmonie beruht, sondern

aus einer Menge von Widersprüchen und Paradoxen besteht.

Beim Übersetzen gehen die Postmodernisten davon aus, dass der Text nur in dem Falle

übersetzt werden kann, wenn er „übersetzbar“ ist. Im Vorwort zu seinen Übersetzungen von

Baudelaire hat Benjamin die Übersetzbarkeit als eines der wichtigsten Merkmale jedes

Werkes charakterisiert. Laut Benjamin muss ein Text über eine spezifische Bedeutung

verfügen, um übersetzt zu werden. Nachdem eine Übersetzung entstanden ist, gilt sie als ein

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„Überleben“ (Benjamin 1977: 1-6) des Textes, das noch ihr Potenzial vom „ewigen Leben“ in

anderen Generationen einsetzen muss: Die Übersetzung wird als eine Art von „Fortleben“

(ebd.) des Originals betrachtet. Hiermit möchte Benjamin wahrscheinlich die Unabhängigkeit

der Übersetzung vom Original begründen. Eine gute, i.e. verständliche und adäquate,

Übersetzung ist auch für Venuti nicht unbedingt eine kohärente Übertragung der Ideen des

Autors, sondern eher eine Übertragung des bedingt übersetzbaren und wertvollen Textes (vgl.

Bolaños Cuellar 2008: 333-335).

Die wörtliche und entfremdende Übersetzung wird also befürwortet, weil laut Benjamin die

Aufgabe des Übersetzers darin besteht, den Eindruck, den das Original auf den Leser macht,

in die Übersetzung zu übertragen:

Die wahre Übersetzung ist durchscheinend, sie verdeckt nicht das Original, steht ihm nicht im Licht, sondern läßt die reine Sprache, wie verstärkt durch ihr eigenes Medium, nur umso voller aufs Original fallen. Das vermag vor allem Wörtlichkeit in der Übertragung der Syntax und gerade sie erweist das Wort, nicht den Satz als das Urelement des Übersetzers. Denn der Satz ist die Mauer vor der Sprache des Originals, Wörtlichkeit die Arkade (Benjamin 1977: 1-6).

Sowohl Benjamin als auch Derrida sind der Meinung, dass Sprachen grundsätzlich

„inadäquat“ sind: „for Derrida, tells‚ ‘of the inadequation of one tongue to another’ and ‘of the

need for figuration, for myth, for tropes, for twists and turns, for translation inadequate to

compensate for that which multiplicity denies us’” (Niranjana 1992: 143). Obwohl diese

grundsätzliche Inadäquatheit es uns nicht ermöglicht, auf den Grund der Sache zu gehen, ist

die Übersetzung laut Benjamin schon ein Schritt dazu. Derrida führt aber die für jede Sprache

spezifische idiomatische und grammatische Vielfalt an, wodurch die absolut sinngetreue

Transformation unmöglich ist (vgl. Bolaños Cuellar 2008: 329).

Das Übersetzen von Texten ist schon lange her eine gebräuchliche Praktik, trotzdem ist die

Rolle des Übersetzers nicht ganz klar, obwohl sie im Prinzip geschätzt wird. Laut Venuti und

Berman hat die Übersetzung eine unklare („occultée, refoulée, réprouvée et ancillaire“)

Bedingung (Berman 1984: 14) und kann deshalb nicht als eine autonome Tätigkeit betrachtet

werden. Venuti spricht von dem Fluss, der die Arbeit des Übersetzers unauffällig macht und

deshalb als Erfolgskriterium betrachtet wird. Um diesen Fluss zu erreichen, muss die

Übersetzung weder marginalisiert noch ethnozentrisch sein (vgl. Venuti 1995: 20).

Page 18: Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden (Bachelor-Arbeit)

18

Als Ausgangspunkt für die Definition der Aufgaben, die der Übersetzer laut der postmodernen

Tradition hat, sollte die Rolle des Letzteren im Übersetzungsprozess definiert werden. Der

Übersetzer ist ein Medium, d.h. er greift in die gewöhnliche Kette „Autor-Text, Text-Leser,

Autor-Leser“ ein und wirkt als unabhängiger Teilnehmer. Er schafft im Interesse des Lesers

ausgehend von seinem Wissen vom Autor und von der Textvorlage die Übersetzung, die aus

einem signifiant („Signifikant“) und einem signifié („Signifikat“) besteht. Da die PM und die

Moderne die literarische Tradition in ebenso charakteristischer Weise wie die beiden Parteien

der „Querelle des Anciens et des Modernes“ im 17. Jahrhundert rezipieren, muss der

Übersetzer zuallererst die in einem Text gleichzeitig auftretenden Diskurse und Sprachen, die

für die PM charakteristisch sind, verfolgen (vgl. Strosetzki: 151-170).

Zweitens vereinigen der Synkretismus des Durcheinanders und die Gleichzeitigkeit den

Erfahrungshorizont mit dem gegenwärtigen Zustand, um diese des Weiteren adaptieren und

später übermitteln zu können. Der Übersetzer muss sich auch zwischen freier und wörtlicher

Übersetzung entscheiden. Die Tradition ist täglich präsent. Die „Anciens“ betrachteten ihren

Erfahrungshorizont als positiv. Die „Modernes“ trennten ihren Erfahrungshorizont von der

Gegenwart. Die Postmodernen gehen von der Tradition in der Gegenwart aus. Die PM ist

gleichzeitig die Prämisse und das „Vorurteil“. (vgl. Strosetzki: 151-170).

Und wie wird schließlich die Übersetzung von den Vertretern der PM im Rahmen dieser

Strömung betrachtet? Arrojo deutet die Übersetzung als eine erweiterte Transformation des

Textes, seine Evaluation: „... translation is seen as a constant transformation of one language

through another one, of one text through another one“(Arrojo 1999: 101). Venuti entwickelt

diese Idee, indem er hinzufügt, dass die Übersetzung und das Original voneinander abhängig

und jeweils uneinheitlich sind (vgl. Venuti 1992: 7).

Page 19: Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden (Bachelor-Arbeit)

19

1.1.5 Fazit: Die Analysierbarkeit der Postmoderne. Die Postmoderne als wissenschaftliche Herangehensweise

Die exponierten Erscheinungsformen, Methoden und Herangehensweisen der PM sollen

deutlich machen, dass diese Strömung keinesfalls als strukturiert und elaboriert gesehen

werden kann. Die Unmöglichkeit, eine genaue Definition zu geben, die breite

Einsatzmöglichkeit des Begriffes und die Abwesenheit einer präzis formulierten

Bezeichnungs- und Begriffsstruktur sind entscheidende Merkmale der PM, genauso wie die

Unübersichtlichkeit der Benennungen und der gleichzeitig existierenden inhaltsänlichen

Theorien („Poststrukturalismus“, „Nouvelle Philosophie“, „Neue Moderne“ usw.) Das

Abweichen von den Regeln, alten Idealen und der Logik; die deutlich sichtbare

Zeichenhaftigkeit, die sich durch die Thematisierung der so genannten „Erzählungen“ in Form

des Mythos zeigt; die Dekonstruktion von Codes markieren den besonderen, schwer fassbaren

Charakter der PM.

Trotzdem muss diese wissenschaftliche Strömung, die heute einen starken Einfluss

insbesondere auf Geisteswissenschaften ausübt, in dieser Arbeit berücksichtigt werden, die die

Analyse politischer Diskurse behandelt. Dafür muss eine Arbeitsdefinition der PM gegeben

werden. Auf der Basis der oben genannten Differenzmerkmale wird das Phänomen als eine

breit angelegte und zeitdiagnostische Denkströmung definiert, die allgemein anerkannte

theoretische Modelle anficht und in dessen Rahmen „ein grundsätzlicher Pluralismus von

Sprachen, Modellen, Verfahrensweisen“ sowie die Dekonstruktion von Codes praktiziert

werden (vgl. Welsch 2002: 7, 15f.). Die von der PM geprägten Begriffe „Mythos“, „Tod des

Autors“, „Dekonstruktion“, „Différance“, „Intertextualität“, „Spur“, „Simulation“ und

„Simulakrum“ weisen auf die Pluralität der in der Arbeit akzeptierten Pluralität, aber werden

nicht wegen des Mangels an objektiven Unterscheidungskriterien als Hauptarbeitsmethoden

verstanden. Die Rolle der postmodernen Konzeption und der oben genannten Begriffe ist in

dieser Arbeit des Rahmens der Analyse.

Page 20: Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden (Bachelor-Arbeit)

20

1.2 Analyse des politischen Diskurses

1.2.1 Definition

Der Begriff „Diskursanalyse“, der sich im Rahmen der (post-)strukturalistischen Theorien

entwickelt hat, besteht seit den 60er Jahren: Nach der Erarbeitung der der pragmatischen

Sprachwissenschaft zugeordneten Sprechakttheorie von John. L. Austin und John R. Searle

wurde der Diskursbegriff in den Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften zum Schlagwort.

Austin und Searle haben 3 bzw. 4 Teilakte unterschieden, die sprachliche Handlungen einer

Person beschreiben. Der Äußerungs-, propositionale, illokutionäre und perlokutionäre Akte

sind Bestandteile einer Kommunikationssituation, die nicht nur einen bestimmten Teil der

Realität darstellt, sondern auch durch bestimmte sprachliche Handlungen geändert wird (vgl.

Kerchner 2006: 36).

Diskursanalyse untersucht den Text. Hier muss es aber deutlich gemacht werden, dass der

Begriff „Text“ bei der DA nicht philologisch, sondern hermeneutisch verstanden wird und

einen Zusammenhang der Informationsquellen (schriftliche Texte unterschiedlicher Art und

mündliche Mitteilungen) bedeutet. Benutzt man den strukturalistischen Ansatz Saussures, lässt

sich feststellen, dass ein Text aus diskursanalytischer Sicht als die Kombination von langage

und parole gesehen wird.

DA ist keine Textanalyse, in der es um die philologische Untersuchung der

Wortverwendungen geht. Diskursanalyse befasst sich mit der praxisbezogenen Analyse der

Semantik des Textes (vgl. Kerchner 2006: 76-77). Dabei werden unterschiedliche

extrasprachliche (politische, wirtschaftliche, psychologische, soziale u. a.) Aspekte der

behandelnden kommunikativen Situation, die sich nicht auf einen Text begrenzt, sondern auch

andere Texte beinhalten können, die zu dem gleichen Diskurs gehören, untersucht. Dieses

Phänomen wird durch das oben genannte postmoderne Konzept „Intertextualität“ erklärt.

Es gibt verschiedene Schulen, die unterschiedliche Aspekte und Methoden diskursiver

Produktion von Wirklichkeit behandeln: kritische Diskursanalysen, Argumentationsanalysen,

Inhalts- und Rahmenanalysen politischer Diskurse usw. Natürlich besteht eine Disparität der

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Ansätze und Methoden, die bei den Definitionen benutzt werden. Eines ist jedoch klar: Die

klassischen strukturalistischen Modelle sind bei DA nicht effizient. Um eine tiefe DA

durchzuführen, muss der Sprachwissenschaftler poststrukturalistisch handeln. Das bedeutet,

dass die Analyse eines Diskurses so viele Aspekte der untersuchten Situation wie möglich in

Betracht ziehen muss. Als Beispiel herfür gilt die Kombinierung synchroner und diachroner

Perspektiven des Diskurses (vgl. Kerchner 2006: 51-57)

Der poststrukturalistische diskursanalytische Ansatz wurde von Michel Foucault

ausgearbeitet, der die aus 12 Komponenten bestehende Definition des Diskurses eingeführt

hat. Laut Foucault ist ein Diskurs „allgemeines Gebiet bzw. generelle Domäne aller

Aussagen“ und gleichzeitig „eine individualisierbare Gruppe von Aussagen“, was zwei

Etappen der Generalisierung darstellt. Ein Diskurs, der „eine begrenzte Menge sprachlicher

Sequenzen ist, die formuliert worden sind, “ muss „als Komplex rhetorischer Verfahren der

Persuasion“ analysiert werden. „Ein Diskurs wird als Menge sprachlicher Performanzen, als

produzierte Zeichenmengen bzw. alle produzierten Zeichenmengen, als Menge von

Formulierungsakten, als Folge von Sätzen, als Folge von Propositionen und als Menge von

Zeichenfolgen, die aus Aussagen bestehen und bestimmte Existenzmodalitäten aufweisen“

verstanden. Im Folgenden wird auch darauf hingewiesen, dass ein Diskurs „eine regulierte

Praxis ist, die über eine bestimmte Anzahl von Aussagen berichtet bzw. Rechenschaft

ableget,“ und als „zweidimensionales, sprachlich-strategisches Spiel, als interaktionales und

agonistisches Wechselspiel “ verstanden werden muss (Kerchner 2006: 86-102).

Aus den vorgelegten Informationen folgt, dass ein Diskurs eine Menge der Aussagen darstellt,

die zu einem bestimmten Themenbereich gehören, dessen Struktur das in seinem Rahmen

Sagbare bestimmt.

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22

1.2.2 Kriterien und Strategien eines Diskurses

Es wurde bereits erwähnt, dass bei der Untersuchung der Diskurse eine Disparität der Begriffe

besteht, die es schwierig macht, die Komponente des zu untersuchenden Diskurses zu

formulieren. Deswegen werden in dieser Arbeit bestimmte Termini eingeführt, um den

Prozess der Analyse leichter und deutlicher zu gestalten.

Die Themenwahl spielt bei DA eine wichtige Rolle, da das Thema auch zwei weitere

Bestandteile enthält: den Diskursstrang und das Diskursfragment. Unter dem Diskursstrang

versteht man „einen thematisch einheitlichen Diskursverlauf“ (Jäger 2006). Diskursfragmente

stellen unterschiedliche thematische Aussagen dar (vgl. ebd.). Bei der Themawahl ist es

unerlässlich, die Diskursebene direkt und eindeutig zu definieren, um den Sektor der

Kommunikation abzugrenzen.

Des Weiteren werden auch das zu analysierende Subjekt und Referential (Objekt) bestimmt.

Die Struktur und Form des Diskurses, der Zeitpunkt oder der Zeitraum der Handlung und

schließlich die Diskursposition sind ebenso wichtige Faktoren, die dazu beitragen, dass der

Diskursablauf abgegrenzt wird.

Es gibt keine Selbstverständlichkeiten bei DA (vgl. Kerchner 2006: 216). Die analysierende

Person muss die Äußerungen nach ihren Inhalt untersuchen, was durch das Sortieren nach

Themengruppen und den Vergleich mit anderen Diskursfragmenten erfolgt.

Als wichtiger Bestandteil der DA wird auch die Suche nach den „Bruchpunkten“ betrachtet.

Der Begriff „Bruchpunkt“, der von Michel Foucault geprägt wurde, bezeichnet Paradoxe von

gleicher Natur, die im untersuchten Diskursstrang zu finden sind (vgl. ebd.: 184).

Ein anderes Phänomen, das beachtet werden muss, ist die Benennung unterschiedlicher

Begriffe. Diese „Taufe von Problemen“ (ebd.: 182) ermöglicht es, die Strategien (Str.) und

den inneren Zustand der Subjekte der Aussagen zur Oberfläche zu bringen.

Was die Vorgehensweise der DA betrifft, sollten zuallererst alle Informationen untersucht

werden, die den Kontext des Diskurses herstellen. Im Folgenden werden der Inhalt, die

Struktur und die sprachlich-rhetorischen Mittel der Diskursstränge analysiert. Darauffolgend

Page 23: Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden (Bachelor-Arbeit)

23

werden die Fragestellung und die Diskursebene definiert. Die Materialien für die

Untersuchung werden dementsprechend ausgewählt. Erst nach diesen Vorbereitungen kann

die Feinanalyse begonnen werden, welcher die Gesamtanalyse folgt.

1.2.3 Fazit: Analyse eines Diskurses

Aus den gegebenen Informationen lässt sich schlussfolgern, dass bei DA eine Menge

sprachlicher bzw. extrasprachlicher Faktoren berücksichtigt werden muss. Diese Analyse

beruht auf postulierten pragmatischen u.a. Faktoren des Textes im weiteren Sinne, des so

genannten Intertextes. Von den existierenden Schulen der DA wird in der vorliegenden Arbeit

der Ansatz von Michel Foucault bevorzugt, der im Vergleich zu den anderen Ansätzen am

meisten den postmodernen Anforderungen an Pluralität genügt.

Die in dieser Arbeit durchzuführende Analyse soll zuerst „die generelle Domäne“ der als

Diskursstrang betrachteten Aussagen und die Gruppe der genauer zu untersuchenden

Aussagen abgrenzen, die unterschiedliche Diskursfragmente bilden. Nachdem die restlichen

Bestandteile (Subjekte, Obkekte, Ort, Zeit usw.) bestimmt worden sind, werden zu

analysierende Diskurseinheiten formuliert, die die pragmatische Wirkung der Ereignisse des

Redens (Performanzen) ermöglichen. Es werden die wichtigsten Diskursprobleme und -

paradoxe genannt.

Der Diskurs wird während seiner Analyse als die einzige Realität verstanden und gleichzeitig

wird deutlich gemacht, dass jede seiner Komponenten auf eine unbegrenzte Menge von

Texten hinweist und auch selbst als Text verstanden werden kann. Trotzdem wird die in dem

Diskurs widergespiegelte Realität als Simulation betrachtet, die durch die zu analysierenden

Diskurseinheiten rekonstruiert wird.

In der vorliegenden Arbeit werden die Begriffe „Hierarchie“, „binäre Oppositionen“ u. a., die

auf Logozentrismus hinweisen, abgelehnt. Sattdessen wird jede Diskurseinheit als

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Bedeutungsträger der im Diskurs bestehenden Simulation (Simulakrum) nach ihrem Inhalt

näher betrachtet, der zum im Diskurs entstehenden Wirklichkeitsbild beiträgt.

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1.3 Die gegenwärtige politische Metaphorik

1.3.1 Definition

Metaphorik (Met.) spielt eine wichtige Rolle im politischen Diskurs, seit die Kommunikation

als Phänomen entstand. Es bestand immer der Bedarf, einen bestimmten Sachverhalt, der

keine direkte sprachliche Bezeichnung hatte, zu beschreiben. Dazu dient die Metapher, die es

ermöglicht, einen Gegenstand bzw. ein abstraktes Phänomen mit Hilfe eines Vergleichs zu

beschreiben.

Im Lexikon der Sprachwissenschaft werden Metaphern folgendermaßen definiert: „Metaphern

sind sprachliche Bilder, die auf einer Ähnlichkeitsbeziehung zwischen zwei Gegenständen

bzw. Begriffen beruhen...“ (Bussman 1983: 322). Daraus lässt sich schließen, dass, wenn

zwei Sachen über ähnliche Bedeutungsmerkmale verfügen, die Bedeutung von einem Wort

auf das andrere übertragen werden kann. Auf solche Weise entsteht eine

Beziehungsübertragung, die häufig in Form eines versteckten Vergleichs auftritt.

Andrew Goatly nimmt die folgende Begriffsdefinition der Metapher vor:

Unconventional act of reference or colligation is understood on the basis of some similarity, matching or analogy involving the conventional referent or colligates oft he unit and the actual unconventional referent or colliagates“ (vgl. Goatly 1997: 16).

Damit meint der Autor, dass Ähnlichkeit, Ausgleich und Analogie die Basis für metaphorische

Beziehungen sind, was aus Sicht der Semiotik die Metapher als ikonisches Symbol darstellt.

Genau dadurch unterscheidet sich die Metapher von der Metonymie, die auf dem

konventionellen Charakter der Kontiguität bzw. Kausalität beruht: Die Metapher basiert auf

paradigmatischen Beziehungen, d.h. denjenigen der Ähnlichkeit.

Nach Lakoff und Johnson sind die wichtigsten interdependenten Funktionen der Metapher,

bestimmte Eigenschaften durch ihre Ähnlichkeit mit anderen Gegenständen bzw. Tatsachen zu

verbergen oder hervorzuheben (vgl. Lakoff 2003:).

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Die Bedeutung der Metaphern ebenso wie die Bedeutung anderer lexikalischer Einheiten

tendiert dazu, sich zu entwickeln. Im Diskurs kann die Bedeutung einer Metapher von ihrer

Lexikonbedeutung abweichen (vgl. Goatly 1997: 24). Außerdem stellt die Metapher eine

Quelle für neue Bezeichnungen dar, die sowohl komplett als auch teilweise die ursprüngliche

Bedeutung verdrängen und nicht mehr als Metaphern betrachtet werden: „... beaucoup de sens

figurés ne sont que des métaphores usées“ (Dubois 1999: 302). Solche Tendenz wird nicht nur

bei der synchronischen, sondern auch bei der diachronischen Analyse beobachtet (vgl. Goatly

1997: 26). Letzendlich kann dasselbe abstrakte Konzept in unterschiedlichen metaphorischen

Formen ausgedrückt werden:

We also saw that the same abstract concept can be metaphorically structured in different ways, as we explored in the diverse metaphors for language. This suggests that the choice of metaphorcan have far-reachingideological as well as cognitive consequences... (Goatly 1997: 79).

Die Definition und die genannten Besonderheiten der Metapher weisen darauf hin, dass die

Metapher als dynamisch entwickelndes lexikalisches Phänomen ein wichtiges

Kommunikationsmittel ist, das aufgrund der Ähnlichkeitsbeziehung zwischen

unterschiedlichen Gegenständen entsteht und deshalb unterschiedliche Gegenstände,

Tatsachen und Zusammenhänge beschreiben lässt, für die keine separaten sprachlichen

Begriffe vorhanden sind.

1.3.2 Klassifikation der Metaphern

Heutzutage gibt es keine universelle Unterscheidung zwischen den verschiedenen Arten der

Metapher. Verschiedene Sprachwissenschaftler und - philosophen bieten unterschiedliche

Klassifizierungen, die verschiedenen Zielen dienen.

In der vorliegenden Arbeit wird die Klassifizierung der Metaphern zitiert, die im Dictionary of

Language and Languages von David Crystal entwickelt wurde. Der Sprachwissenschaftler

unterscheidet zwischen 4 Metapherarten:

• a conventional metaphor

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27

• a poetic metaphor

• a conceptual metaphor

• a mixed metaphor (Crystal 1994: 249).

Die poetischen Metaphern sind in literarischen Texten zu finden, während die konventionalen

(„forms a part of our everyday understanding of experience“), konzeptuellen („implicitly

conditions speakers’s thought processes“) und gemischten (“used for a combination of

unrelated or incompatible metaphors”) Metaphern auch in allgemeinen und mündlichen

Texten vertreten sind (Crystal ebd.). Konventionale Metaphern stellen die Mehrheit der in der

mümdlichen Sprache benutzten Metaphern dar (vgl. Goatly 1997: 79).

1.3.3 Metaphern in der Kommunikationssituation. Kriterien der Metaphorik

Um die Rolle der Met. im politischen Diskurs zu erklären, muss die allgemeine Struktur der

Kommunikation analysiert werden. In seinem Buch The Language of Metaphors bietet

Andrew Goatly das folgende Schema der linguistischen Kommunikation: Zuerst wird eine

bestimmte reelle Situation in Form von Gedanken des Sprechers wahrgenommen und

analysiert (1). Im Folgenden werden die Gedanken in die Proposition verarbeitet, die nach

logischen Regeln den Sachverhalt in Form einer Aussage ausdrückt (2). Danach wird die

Proposition anhand der linguistischen Mittel in Form des Textes formuliert (3) und vom Hörer

als Proposition dekodiert (4) und schließlich in seinen Gedanken interpretiert (vgl. Goatly

1997: 14f.).

Je größer der Abstand zwischen der Proposition und der Bedeutung ist, desto metaphorischer

ist die Aussage (Transfer-Metaphern). Je kleiner der Abstand zwischen der Proposition und

der Bedeutung ist (approximative Metaphern), desto wörtlicher ist die Aussage (vgl. Abb. 1).

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Abbildung 1. Allgemeines linguistisches Kommunikationsschema

Es existieren unterschiedliche Herangehensweisen bei der Analyse der Met. Historische,

kognitive und andere Strömungen der Linguistik verfügen über unterschiedliche

Untersuchungsmethoden, die Met. betreffen. In dieser Arbeit wird der pragmatisch orientierte

Ansatz angewandt, der die Metapher nicht in ihrer konzeptuellen Bedeutung, sondern in ihrer

Funktion innerhalb einer bestimmten Kommunikationssituation behandelt. Im Rahmen des

pragmatischen Ansatzes wird die Metapher als Teil einer Äußerung betrachtet und ihre Rolle

vom Kontext bestimmt. Die kontextbezogene Bedeutung wird aber vom Sprecher und Hörer

produziert bzw. interpretiert, was in erster Linie von der Sprache und auch anderen Faktoren

bestimmt wird (vgl. Kügler 1984: 3-12).

Text

Text

4. Proposition (b) 5. Gedanke (b)

Reelle Situation

1. Bedeutung (a) 2. Proposition (a)

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1.3.4 Politische Metaphorik

Die politische Metapher wird von Nasalski als „Resultat des Zusammenwirkens der

politischen und sprachlichen Praxis an einem bestimmten Ort in einem gewissen Zeitraum“

(Nasalski 2004: 1) definiert. Solche Metaphern spiegeln „die Verhältnisse der realen Welt und

ist ein Reflex des kollektiven Bewusstseins " (ebd.).

Im politischen Diskurs werden Metaphern als das Kommunikationsmittel eingesetzt, das

ziemlich oft auch zur ideologischen Manipulation benutzt wird. Metaphern beschreiben die

Realität mit Hilfe einfacher Bilder und führen Symbole ein, an die Menschen unter

bestimmten Voraussetzungen schnell zu glauben neigen, und die auch schnell zum Bestandteil

ihres Lebens werden (vgl. Knobloch 2009: 2-5).

Eine politische Metapher ermöglicht es, neue Begriffe zu erläutern, Informationen zu

vereinfachen, bildliche Vorstellungen anzuregen und auch Menschen ideologisch zu

beeinflussen. Diese Funktionen kommen durch den oben beschriebenen ikonisch-

symbolischen Charakter der Metapher sowie durch die Besonderheiten des menschlichen

Denkens, das diese sprachliche Erkenntnisform erlaubt, zum Ausdruck.

Der Sprecher kann die Zielgruppe, solange sie über geringes Wissen in einem bestimmten

Bereich verfügt, erfolgreich beeinflussen. Die Str., die er dafür benutzen kann sind mehrfaches

Wiederholen, Auswahl gezielter Themenbereiche, entsprechende Kontextualisierung,

Substitution metaphorischer Konzepte und Verwendung entsprechender morphologischer

Formen, die eine bestimmte Reaktion hervorrufen.

Solche Begriffe und Vorstellungen wie Demokratie, Globalisierung, Kompromiss- bzw.

Konsenssuche können im politischen Diskurs als Metaphern benutzt werden und einem

Politiker helfen seine Ideen vor dem Publikum effektiv darzulegen (vgl. Knobloch 2009: 2-5).

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1.3.5 Fazit: Metaphern als Diskurseinheiten

Im Buch De la Grammatologie bezeichnet Jacques Derrida die Metapher als Verhältnis

zwischen dem Siknifikant und dem Signifikat, das die pluralistische Rolle eines menschlichen

Gedankens gewährleistet. Diese Rolle ist die Beziehung zwischen einem Gedanken und einem

Objekt, das die Bedeutung dieses Gedankens widerspiegelt, indem dieser Gedanke gleichzeitig

das repräsentierte Objekt benennt, widerspiegelt und als ungleichwertig darstellt:

Avant de se laisser prendre dans des signes verbaux, la métaphore est le rapport de signifiant à signifié dans l'ordre des idées et des choses, selon ce qui relie l'idée à ce dont elle est l'idée, c'est-à-dire déjà le signe représentatif. Alors le sens propre sera le rapport de l'idée à l'affect qu'elle exprime. Et c'est l'inadéquation de la désignation (la métaphore) qui exprime proprement la passion. (Derrida 1967: 390).

Die metaphorischen Beziehungen der Ähnlichkeit, des Ausgleichs und der Analogie können

als Diskurseinheiten bezeichnet werden, da sie das Vorhandensein der unterschiedlichen

Diskursebenen verzeichnen. Als dynamisch entwickelnde lexikalische Mittel spielen sie eine

wichtige Rolle bei der Bedeutungsbildung.

Die Klassifikation der Metaphern ist bei DA weniger wichtig als die Einteilung der

lexikalischen Mittel in Metaphern und Nicht-Metaphern. Das wichtigste Kriterium dafür ist,

inwieweit sich die Bedeutung und die Proposition voneinander entfernen. Nach der

Klassifikation der Metaphern, die in dieser Arbeit vorgenommen worden ist, wird zwischen

folgenden Klassen unterschieden: poetische, konventionale, konzeptuelle und gemischte

Metaphern.

Bei der in dieser Arbeit durchzuführenden Analyse eines Diskurses wird insbesondere die

pragmatische Rolle der Metaphern berücksichtigt, da die Wirkung der Sprechakte und ihre

Verbindung mit ausgewählten kommunikativen Str. im politökonomischen Kontext des

behandelten Diskurses für uns von besonderem Interesse sind.

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1.4 Strategien der Kommunikation

1.4.1 Strategien politischer Kommunikation

Bei der Analyse politischer Diskurse müssen die kommunikativen Instrumente untersucht

werden, die dem Zweck dienen, politische Ziele und Ansichten durchzusetzen. Um sich vor

dem Publikum und vor den Medien bestimmte „Urteils- und Entscheidungskompitenzen“ zu

verschaffen, greift der Redner auf bestimmte implizite Str. zu, die ihm helfen, eine bestimmte

Reaktion seitens des Publikums hervorzurufen (Sarcinelli 1986: 103). Zu solchen Str. gehören

Agenda Setting, Personalisierung, Issue Management, Visualisierung, Eventisierung,

Emotionalisierung und politische Insenierung (vgl. Oberreuter 1996: 20).

Wie bewegt ein Politiker eine Masse und wie vermittelt er bestimmte Informationen, die diese

Masse zu bestimmten Gedanken oder Handlungen anregen? Politische Inszenierungen geben

viele Möglichkeiten, Menschen zu manipulieren (vgl. Balzer, Geilich, Shamim 2006: 19):

Politiker versuchen durch Auftrite in Talkrunden und Boulevardmagazinen ihre zunehmend

politikverdrossenen Bürger zu erreichen und politische Informationen vermischen sich mit

Unterhaltung. (vgl. Dörner 2001: 57ff.)

Der Begriff „Agenda Setting“ ist in die Kommunikationswissenschften und

Politikwissenschaften aus den Medienwissenschaften gekommen und bezeichnet die Setzung

neuer Themen auf der Tagesordnung. Mit Hilfe dieser Str. kann man die erwünschten

Themen verdrängen (ebd.).

Bei Personalisierung wird gemeint, dass der Kandidat in der medialen Berichterstattung eine

deutlich hervorgehobene Rolle spielt und die eigentlichen politischen Fragen hinten anstehen.

„Neben einer sinkenden Partei-Identifikation bedingt vor allem die Visualisierung von Politik

deren Personalisierung“. Denn für die visuelle Darstellung von Politik eignen sich

Persönlichkeiten weitaus besser als politisches Handeln und politische Ideologien. Der

Kandidat ist selbst mit politischen Botschaften untrennbar verbunden und somit zugleich die

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Nachricht (vgl. Falter, Römmele 2002: 51). Die Aufgabe und die Funktion der

Personalisierung in der Wahlwerbung ist es, den Eindruck von Kompetenz, Glaubwürdigkeit

und Vertrauenswürdigkeit greifbar zu machen (vgl. Kießling, Zolleis 2005: 53).

Es existieren unterschiedliche Definitionen des Begriffs „Issue Management“. Am häufigsten

wird aber diese Str. als “eine Technik kommunikativer Vorsorge, mit der eine Organisation

versucht, politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Issues (Themen, Probleme oder

Ereignisse) und die dazu einsetzende Meinungsbildung in der Öffentlichkeit zu identifizieren

und auf ihre Relevanz zu bewerten” (Bentele, Piwinger, Schönborn 2006: 2001 ff.)

verstanden. Ziel dieses Vorgehens ist, darauf basierend Vorgehensweisen zu entwickeln, um

Nutzen für eine Organisation zu vermehren oder Schaden von ihr abzuwenden. Zum Issue

wird somit alles, was in seiner Entwicklung einen signifikanten Einfluss auf die Organisation

ausübt. Beiden Ansätzen gemein ist die Zielsetzung, organisationsrelevante Veränderungen so

früh als möglich zu registrieren. In den letzten Jahren wurde mehrfach versucht, beide

Varianten des Issue Management sinnvoll miteinander zu verknüpfen (ebd.).

Dass die Akteure der politischen Visualisierung überwiegend ausgespart bleiben, erstaunt

angesichts von Münklers Einleitung zur konzeptionellen Verortung von Visibilität und

Visualisierung als akteursbezogenem Arrangement von Macht (vgl. Münkler, Hacke 2009:

8f.):

„Macht hat, wer entscheidet, was bekannt werden darf und was geheim bleiben soll.“ Wer an diesen Entscheidungen beteiligt ist, wird jedoch nur im Rahmen der Bildanalyse erwähnt, nicht in ihren Entstehungsprozessen analysiert. ... Den begrifflichen und konzeptionellen Rahmen entfaltet Münkler in seinem Beitrag weiter. Visualisierung ziele auf die Stabilisierung und Steigerung von politischer Macht durch inszenierte und selektive Sichtbarmachung von bislang Unsichtbarem, was wiederum andere Machtbereiche verberge und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von anderen politischen Geheimnissen ablenke, ja diese erst schaffe (vgl. ebd.: 8, 28).

Eventisierung ist Inszenierung von großen Ereignissen oder „Events“. Diese Str. wird im

Sport, Wirtschaft und Wissenschaft beobachtet, wenn bestimmte Ereignisse zuerst mediatisiert

und dann vom Teilnahme großer Menge der Menschen charakterisiert werden, die den

Eindruck bekommen, dass sie an den Ereignissen teilnehmen bzw. etw. mitentscheiden

können (vgl. Oberreuter 1996: 20)

In der heutigen politischen Praxis wird die Str. der Emotionalisierung ebenfalls häufig

gebraucht. „Der inszenierte Appell ans Gefühl“ (Weber 2007: 7) ist das was man der in der

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Politik vorherrschenden Rationalität entgegensetzt. Die menschlichen Gefühle wie z. B.

Mitleid haben sich beispielsweise als ein sehr effektives Mittel der Manipulation bewiesen.

1.4.2 Strategien des Dolmetschens

Was die Dolmetscher betrifft, die politische Reden interpretieren müssen, verwenden sie ganz

andere Str. als politische Redner, was durch ihre spezifische Rolle bedingt ist, die darin

besteht, die politische Rede in einer anderen Sprache adäquat und äquivalent zu übertragen.

Um seine Aufgabe unter den extremen Bedingungen des Dolmetschens bewältigen zu können,

muss ein Dolmetscher unterschiedliche Str. situationsgemäß anwenden. Zu der ersten Gruppe

gehören „verstehensstzützende“ Str. wie Wissensaktivierung durch Vorbereitung,

Inferenzieren, Antizipieren, Segmentieren.

Zu der zweiten Gruppe gehören die Str. zur effizienten Zieltextproduktion. Zu solchen Str.

gehören z. B. verschiedene syntaktische Transformationen wie Paraphrase, Satzaufspaltung,

Zurückstellung eines problematischen Elements zwecks Zeitgewinnung,

Abstandsentscheidungen (beim Simultandolmetschen), Abrufstrategien (beim

Konsekutivdolmetschen), Textverdichtung oder -expansion, stilistische Entscheidungen und

spezielle Präsentationsstrategien wie Intonation, Pausensetzung, sprecherischer Einsatz und

nonverbale Mittel etc. Die Fehler bzw. Ungenauigkeiten der Aussage werden durch bestimmte

Reparaturstrategien behoben.

Eine weitere wichtige Str. ist die der Automatismen, die den ganzen Ablauf des Dolmetschens

gewährleistet und den kognitiven Aufwand beim Dolmetschen reduziert. Die Überbelastung

des Dolmetschens kann auch durch bestimmte Notstrategien abgebaut werden. Syntaktische

Simplifizierung und semantische Komprimierung sind Beispiele solcher Str. (Kalina 1998: 95

- 125).

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1.4.3 Fazit: Unterschiedliche Ziele der Kommunikation

Die moderne Kommunikation verzeichnet eine Pluralität der Str., die durch unterschiedliche

Rollen der Kommunikationsteilnehmer bestimmt sind. Die Str., die durch verschiedene

Ebenen des Texts verstanden werden können, sind das Fundament zum Verstehen der Ziele

der Kommunikation, die sich durch unterschiedliche Ereignisse des Redens (Performanzen)

zeigen. Im praktischen Teil werden die jeweiligen Str. der Kommunikation als Beweis der

bestimmten Vermutungen verwendet.

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2. Praktischer Teil

2.1 Anmerkungen und Fragestellung zum praktischen Teil

Im praktischen Teil dieser Arbeit wird der Diskurs der deutsch-französischen Beziehungen

behandelt, wobei der Diskursstrang der Rollen, Str. und Einstellungen der beiden Länder in

der europäischen Wirtschaftskrise näher betrachtet wird.

Im Kapitel 2.2 wird ein Blick auf den Kontext des Diskurses verschafft, der es uns ermöglicht,

die wichtigsten Probleme des von uns behandelten Diskursfragments zu benennen und seine

dominanten Themen, Zeitpunkte, Orte, Subjekte, Objekte und Ebenen zu beschreiben, was im

Kapitel 2.3 folgt. Wichtig ist es auch, die „Bruchpunkte“ des Diskursstrangs zu ermitteln.

Nach der Untersuchung des Kontexts des Diskurses werden anhand der vorhandenen

Informationen, Metaphern im weiteren Sinne mit ihren Entsprechungen in der anderen

Sprache ausgewiesen. Des Weiteren wird ihre pragmatische Funktion im gegebenen

Diskursfragment behandelt. Im Folgenden wird ihre Funktion für die Strategiewahl jedes

Subjektes des Diskurses und ihr postmoderner Charakter bewertet.

2.2 Kontext

Heute werden Deutschland und Frankreich in den Medien oft als „Motor“ der europäischen

Integration beschrieben. So war es aber nicht immer. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die

beiden Länder durch ständige Konflikte verbunden, davon die entscheidenden der Deutsch-

Französische Krieg 1870 - 1871 sowie der erste und zweite Weltkrieg.

Nach 1945 fand die Aussöhnung statt, die durch die am 9. Mai 1950 unterzeichnete Erklärung

gekennzeichnet war. Dieses sowie folgende Ereignisse beendeten die Geschichte der deutsch-

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französischen Erbfeindschaft und schlugen ein neues Kapitel der deutsch-französischen

Geschichte auf. Die jeweiligen Staatschefs der beiden Länder wurden zum Symbol der

europäischen Entwicklung und Integration.

In den Jahren 2009 - 2010 hat die Staatschuldenkrise in Europa, die von unterschiedlichen

wirtschaftlichen Faktoren ausgelöst wurde, ihren Anfang genommen. Die Achse Deutschland-

Frankreich stand auch in dieser Zeit im Vordergrund. Der damalige französische Präsident

Nicolas Sarkozy und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (ME) wurden aufgrund

ihrer Treffen und ihrer Forderung nach Maßnahmen sofort zum Symbol europäischer

Effizienz und Kompromissfähigkeit. Das Bild des deutsch-französisches Staatspaares wurde

von den Medien aufgegriffen. Daraus resultierte die Metapher eines deutsch-französischen

Ehepaars (Merkozy).

Nach der französischen Präsidentschaftswahl 2012 verlor Nicolas Sarkozy, den ME öffentlich

unterstützte, gegen François Hollande (HO), der gleich nach der Amtseinführungszeremonie

nach Berlin flog, wo die zu analysierende Pressekonferenz stattgefunden hat. Damit hat HO

die hohe Priorität der deutsch-französischen Beziehungen für seine zukünftige Politik

demonstriert. Im Gegensatz zu Nicolas Sarkozy vertritt der aktuelle Präsident eine

sozialdemokratische Position und hat eine andere Meinung zur Bewältigung der anstehenden

Krise.

2.3 Untersuchungsgegenstand

In diesem Kapitel werden wir den Inhalt und die Struktur der zu untersuchenden

Kommunikationssituation beschreiben. Die wichtigsten Themen, die in dem behandelten

Diskursfragment vorkommen sind die Deutsch-Französische Zusammenarbeit und der aktuelle

wirtschaftlich-finanzieller Stand Griechenlands. Die gesamte thematische Struktur kann auf

der Abbildung 2 nachvollzogen werden.

Page 37: Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden (Bachelor-Arbeit)

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Abbildung 2. Die Hauptthemen des behandelten Diskursfragments

Weil das Format einer Bachelor-Arbeit nicht ausreicht, um den gesamten Diskurs zu

analysieren, beschränken wir uns auf die Analyse eines bestimmten Diskursfragments, das die

Form einer Pressekonferenz hat, an der Subjekt A (ME) und Subjekt B (HO) teilnahmen.

Diese fand am 15. Mai 2012 (Zeitpunkt des Diskursfragments) in Berlin (Diskursposition)

anlässlich der Amtseinführung HOs als Präsident Frankreichs statt.

Die Pressekonferenz fängt danit an, dass ME HO begrüßt. In ihrer Rede erwähnt ME die oben

genannten Themen, wobei sie einige Punkte für die Diskussion anführt (also werden die

wichtigsten Probleme getauft, die sich mit den wichtigsten Diskursproblemen überschneiden),

die mit den ofiziellen politischen und wirtschaftlichen Interessen Deutschlands

übereinstimmen. Subjekt B wiederholt die oben genannten Punkte und weist gleichzeitig

darauf hin, dass seinerseits die Interessen leicht abweichen. Am Ende der beiden Reden

kommen beide Subjekte zu einem symbolischen Kompromiss, der eine enge Zusammenarbeit

vorsieht, obgleich sie unterschiedliche politische Ansichten bekennen. Außer den beiden

Subjekten nehmen auch zwei Simultandolmetscher an der Kommunikationssituation teil, die

die intersprachliche Kommunikation einerseits zwischen den beiden Staatschefs, andererseits

deutsch-französische Beziehungen (u. a. der Elysée-Vertrag)

Wahlen in Frankreich

Staatschuldenkrise im Euroraum (u.a. der aktuelle Fiskalpakt)

Wahlen in Griechenland

Zusammenarbeit

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zwischen der Situation und dem Publikum im Rahmen des genannten Diskursfragments

ermöglichen. Dank der Beherrschung der spezifischen Technologie des Diskurses, schaffen sie

es, die jeweiligen Reden adäquat und aquivalent zu übermitteln.

Die Struktur des Diskursfragments beinhaltet 7 Teile, von denen jeder pragmatisch wichtig ist:

1) MEs Rede;

2) parallele Verdolmetschung;

3) HOs Rede;

4) parallele Verdolmetschung;

5) Fragen vom journalistischen Publikum

6) parallele Verdolmetschung;

7) Antworten der Staatschefs.

Was die vorhandenen Diskursebenen betrifft, verfügen wir über zwei ins Deutsche bzw.

Französische Audio- und auch teilweise Videoaufnahmen der behandelten Pressekonferenz,

sowie deutsche bzw. französische Transkripte.

Die vorherrschenden sprachlich-rhetorischen Mittel des Diskursfragments sind Metaphern,

deren pragmatische Belastung im nächsten Kapitel beschrieben wird.

2.4 Analyse der Metaphorik

In diesem Kapitel werden die Beispiele der im Diskursfragment vorhandenen politischen Met.

betrachtet. Wie bereits erwähnt, werden unter Metaphern die sprechrhetorische Mittel

verstanden, die durch eine große kognitive Distanz zwischen der im Ausdruck enthaltenen

Bedeutung und der Proposition verzeichnen, indem ein impliziter Vergleich zwischen zwei

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verschiedenen Gegenständen entsteht, der auf der Analogie-, Ausgleichs- und

Ähnlichkeitsbeziehung beruht. Es wird also der pragmatische Wert der von den Rednern

benutzten und von den Dolmetschern übertragenen Metaphern analysiert.

Nachfolgend werden die wichtigsten politischen Metaphern mit den in der Verdolmetschung

enthaltenen Übersetzungen aufgezählt:

• auf einige wichtige Punkte eingegangen - parler de certain nombre des points

importants (ME)

• eine sehr intensive Agenda - l’ordre du jour chargé (ME)

• europäischen Fragen - les dossiers européens (ME)

• unsere bilateralen Beziehungen - les rélations bilaterales (ME)

• das Jubiläum 50 Jahre Elysée-Vertrag - le 50ème anniversaire du traité

d‘Élysée.(ME)

• deutsch-französischen Beziehungen im 21. Jahrhundert weiterzuentwickeln - les

développer et poursuivre les rélations franco-allemandes au 21 siècle (ME)

• unsere Parlamente werden sich ja hier in Berlin treffen - nos parlements vont se

rencotrer à Berlin à cette occasion (ME)

• in die europäische Agenda eingestiegen - passer très vite aux questions européennes

(ME)

• eine gute Entwicklung Europas - (pour que) l’Eurpope ait un bon développement

(ME)

• ein europäisches Zusammentreffen am 23. Mai haben - un rencontre informel le 23

mai (un conseil européen le 23 mai) (ME)

• auf den Tisch legen - mettre sur le table (ME), (HO)

• Arbeiten - négociations (ME)

• gemeinsam ihre Ideen präsentieren - présenter ensemble des idées (ME)

• das ja unsere aktuelle Diskussion in diesen Tagen sehr beschäftigt - ce qui nous a

occupé ces jours-ci (ME)

• Griechenland im Euro bleibt - Grèce demeure dans l’euro (ME)

• Griechenland beim Wachstum zu helfen - aider la Grèce en matière de croissance

(ME)

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• Griechenland gehört ich glaube, auch da sind wir uns einig zur Europäischen

Union, gehört in die Eurogruppe, und wir wollen genau dies auch voranbringen -

nous considérons que la Grèce fiat partie de l’Union européenne, fait partie de l’euro,

c’est dans ce sense que nous voulons continuer d‘aller (ME)

• Ich habe mich über das Kennenlernen gefreut - j’étais très heureuse de faire votre

connaissance (ME)

• ich sehe unserer Zusammenarbeit mit Freude und mit Spannung entgegen - et je me

réjoui et j’ai beaucoup d’intêret de notre future coopération (ME)

• venir à Berlin rencontrer la Chancelière - die Bundeskanzlerin hier zu treffen (HO)

• même si sa réputation avait franchi la frontière depuis longtemps - ihr Ruf natürlich

auch schon über die Grenzen Deutschlands hinaus geht (HO)

• je voulais démontrer que la relation franco-allemande est une constante de

l'engagement du Président de la République - die deutsch-französischen Beziehungen

eine Konstante darstellen (HO)

• Je voulais venir ici à Berlin pour également signifier le sens que je donne au mot

amitié entre nos deux pays. - Es war auch mein Wunsch, hierher nach Berlin zu

kommen, um zu zeigen, wie ich den Begriff Freundschaft zwischen unseren beiden

Ländern auslege. (HO)

• Nous avons, par notre histoire, par nos engagements, par notre contribution à la

construction de l'Europe, des liens forts et une responsabilité éminente. - Unsere

Geschichte, unsere Verpflichtungen, unsere Beiträge zur europäischen Integration

haben dazu geführt, dass unsere Beziehungen sehr eng sind und dass wir eine

herausragende Verantwortung haben. (HO) - wir sind wichtig (DE + FR)

• die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich - les rélations franco-

allemandes (HO)

• [Je conçois] la relation entre la France et l'Allemagne comme une relation

équilibrée et respectueuse : [équilibrée entre nos deux pays, respectueuse de nos

sensibilités politiques, et également respectueuse des partenaires de l'Europe et des

institutions communautaires. Nous voulons travailler ensemble pour le bien de

l'Europe, mais en mobilisant tous les autres pays de l'Union.] - ausgeglichene und

sich gegenseitig achtende Beziehungen. (HO)

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• des liens forts - unsere politische Familie

• [Tout ça pour vous dire que] cette réunion n'avait pas vocation à régler toutes les

questions qui sont posées. - [Ich möchte damit sagen, dass] dieses Treffen nicht dazu

vorgesehen war, alle Fragen zu lösen, die jetzt auf dem Tisch liegen. (HO)

• [de] fixer une démarche, d'engager une méthode de travail pour trouver ensemble

des solutions - Schritte und eine Arbeitsmethode festzulegen, um gemeinsam zu

Lösungen zu gelangen. (HO)

• [mais avait d'abord comme premier objet de] mieux nous connaître, d'établir une

relation - [Aber der Hauptzweck dieses Treffens war sicherlich,] uns besser

kennenzulernen, eine Beziehung in Gang zu bringen (HO)

• [Nous voulons] travailler ensemble pour le bien de l'Europe[, mais en mobilisant

tous les autres pays de l'Union.] - gemeinsam zum Wohle Europas

zusammenzuarbeiten (HO)

• [Je voulais aussi venir pour] définir avec la Chancelière notre travail pour les

prochaines semaines, voire même les prochains mois. - Ich wollte mit der

Bundeskanzlerin unsere Arbeit für die nächsten Wochen oder nächsten Monate

festzulegen. (HO)

• Je souhaite, comme Mme Merkel, que la Grèce reste dans la zone euro. - [Also]

wünsche ich, dass Griechenland in der Eurozone verbleibt. (HO)

• Il y a eu des efforts qui ont été engagés de part et d'autre, du côté de l'Union

européenne comme du côté des Grecs. - Es sind auf beiden Seiten Anstrengungen

unternommen worden, auf Seiten der Europäischen Union und auch auf Seiten

Griechenlands. (HO)

• Et donc, nous devons permettre aux Grecs de trouver des solutions. - [Also]

müssen wir es den Griechen ermöglichen, Lösungen zu finden. (HO)

• [Je souhaite que] les Grecs puissent affirmer dans ces élections leur attachement à

la zone euro. - [Ich möchte,] dass die Griechen anlässlich dieser Wahl ihr Bekenntnis

zur Eurozone bekräftigen. (HO)

• Je suis favorable à ce que nous puissions dire aux Grecs que l'Europe est prête à

ajouter des mesures de croissance, de soutien de l'activité pour qu'il puisse y avoir

le retour de la croissance en Grèce, alors qu'elle vit une récession, mais qu'en

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même temps, les engagements qui ont été pris doivent être tenus. - Ich bin auch

dafür, dass wir den Griechen sagen und sagen können, dass Europa bereit ist,

zusätzliche Wachstumsmaßnahmen und aktivitäten zu unterstützen, damit das

Wachstum in Griechenland wieder zurückkehrt; denn wir wissen, dass Griechenland

im Augenblick eine Rezession durchlebt. (HO)

• S'agissant du traité budgétaire et du pacte de croissance, j'ai dit que je voulais

que la croissance puisse être non seulement un mot prononcé, mais aussi des actes

tangibles et traduits dans la réalité. - Ich habe zum Ausdruck gebracht, dass es mein

Wunsch ist, dass „Wachstum“ nicht nur ein leeres Wort darstellt, keine Worthülle ist,

sondern dass das etwas ist, was auch in der Wirklichkeit zu verspüren ist. (HO)

• [La méthode qui nous paraît la meilleure] c'est celle de mettre tout sur la table[, à

l'occasion du sommet informel du 23 mai - je remercie d'ailleurs Mme Merkel

d'avoir accepté son report pour me permettre de le préparer dans les meilleures

conditions] - et surtout le Conseil européen de la fin du mois de juin. - ... beim Rat

Ende Juni von allen Seiten alles auf den Tisch gelegt werden, was zu Wachstum

beitragen kann. (HO)

• Tout doit être mis sur la table, par les uns comme par les autres, tout ce qui peut

contribuer à la croissance : aussi bien l'amélioration de la compétitivité que les

investissements d'avenir, que la mobilisation de fonds, que les eurobonds - bref : tout

doit être mis sur la table. Et ensuite, nous en tirerons les conclusions en terme

d'instruments juridiques nécessaires. - [die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit

anbelangt, sei es, was Investitionen in die Zukunft, Fonds oder Eurobonds anbelangt]:

Alles muss auf den Tisch. [Danach werden wir die Lehren daraus ziehen, die

notwendigen Konsequenzen ziehen, wie dies mit rechtlichen Instrumenten umzusetzen

ist]. (HO)

• [Voilà ce que je voulais dire en me félicitant de l'accueil qui m'a été réservé, parce

que c'est] une image que je voulais donner, au-delà de nos différences, une image de

confiance dans le travail que nous pouvons engager, une image de cohérence dans

la relation franco-allemande, de continuité aussi pour l'histoire même de nos deux

pays dans l'Union européenne. - [ denn ich wollte hier über unsere Unterschiede

hinaus] ein Bild des Vertrauens in die Arbeit, die wir gemeinsam angehen können und

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werden, und ein Bild des Zusammenhalts und der Kontinuität in den deutsch-

französischen Beziehungen und auch in der Geschichte unserer beiden Länder in der

Europäischen Union vermitteln. (HO)

• [Et ce rendez-vous - qui était très attendu, j'ai l'impression que vous êtes venus

nombreux à ce rendez-vous - me permet, sans rien dissimuler de ce qui peut nous

séparer parfois, de convaincre les Européens] que la France et l'Allemagne ont la

volonté, à travers la Chancelière et le nouveau Président de la République française,

de travailler en commun, pour nos deux pays, pour la relation franco-allemande, et

pour l'Europe tout entière. - [Dieses Treffen ist von allen ja sehr erwartet worden Sie

sind hier heute sehr zahlreich erschienen, wie ich sehe. Ich hoffe, dass wir damit ohne

dass wir hier Dinge verbergen, die uns vielleicht trennen in der Lage sind, die Europäer

davon zu überzeugen,] dass Deutschland und Frankreich gemeinsam den Willen haben,

durch die Arbeit von Frau Merkel und des neuen französischen Präsidenten gemeinsam

für unsere beiden Länder, für die deutsch-französischen Beziehungen und für Europa

insgesamt zu arbeiten. (HO)

• [J'ai dit dans la campagne, et je le répète encore aujourd'hui comme Président de la

République,] que je voulais renégocier ce qui, à un moment, a été établi, pour y

intégrer une dimension de croissance. Et donc, la méthode dont nous avons convenu

consiste à mettre toutes les idées, toutes les propositions sur la table[, et voir ensuite

quelles sont les traductions juridiques pour les mettre en œuvre. Et c'est au terme de

ce travail que je pourrais répondre à votre question]. - [Im Wahlkampf habe ich

gesagt, und ich sage das auch heute wieder, dass ich als Präsident der Republik] das

neu verhandeln möchte, was zu einem gewissen Zeitpunkt festgelegt worden ist, weil

ich dem eine Wachstumsdimension hinzufügen möchte. Die Methode, auf die wir uns

geeinigt haben, besteht darin, dass wir alle Ideen, alle Vorschläge zusammenbringen

und einmal prüfen, [wie dies rechtlich umgesetzt werden kann. Am Ende dieser Arbeit

werde ich Ihre Frage beantworten können]. (HO)

• « Nous sommes tous, maintenant, une partie de la politique intérieure européenne ».

- „Wir sind jetzt alle Teil der europäischen Innenpolitik.“ (HO) - Interdependenz

• La France va-t-elle devoir] adopter rapidement un plan de rigueur? - sehr schnell

einen Sparplan festlegen? (HO)

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• [Ce n'est pas la première fois que,] entre la France et l'Allemagne, il y a des

relations qui sont conduites par des chefs d'Etat et de gouvernement qui ne sont pas

de la même sensibilité politique. [C'est arrivé avec Helmut Schmidt et Valéry Giscard

d'Estaing, François Mitterrand et Helmut Kohl, et ensuite Jacques Chirac et

Gerhard Schröder. Bref, c'est même l'exception quand il y a des chefs d'Etat et de

gouvernement de même sensibilité politique! Mais je ne vais pas rentrer dans ce

débat]. - Es ist ja nicht das erste Mal, dass zwischen Deutschland und Frankreich

Beziehungen bestehen, die von Staats- und Regierungschefs geführt werden, die nicht

der gleichen Parteifamilie angehören. Das war der Fall mit Helmut Schmidt und

Valéry Giscard d'Estaing, mit François Mitterrand und Helmut Kohl, dann mit Jaques

Chirac und Gerhard Schröder. Es ist sogar eine Ausnahme, wenn die Staats- und

Regierungschefs der beiden Länder der gleichen politischen Familie angehören. Aber

diese Debatte möchte ich jetzt gar nicht erst lostreten. (HO)

• Les pays se dotent des responsables de leur choix, et nous, nous avons à travailler

ensemble pour mener à bien les missions qui nous sont données, et surtout le devoir

de faire avancer l'Europe et de répondre aux grands défis du monde, aussi. Et nous

nous retrouvons d'ailleurs bientôt à des sommets du G8, de l'OTAN, et nous aurons

à travailler ensemble. - Die Länder übernehmen die Verantwortung, die richtig ist, und

unsere Aufgabe ist es, gemeinsam die Pflichten zu erfüllen, die wir haben, Europa

insgesamt voranzubringen und uns den Herausforderungen der Welt zu stellen. (HO)

• [Sur le sujet de la croissance, c'est vrai que le mot était inscrit dans le traité

budgétaire, mais il n'était pas vraiment décliné. Je me félicite que la campagne

présidentielle en France ait permis - la situation en Europe y a aussi aidé - ] de

remettre le sujet de la croissance au cœur de nos débats. - [Es hat sicherlich

Arbeitssitzungen gegeben, die vorgesehen waren, und ich begrüße es, dass der

Wahlkampf in Frankreich es ermöglicht hat die Lage in Europa hat das auch

erleichtert, dass] das Thema Wachstum wieder den Kernpunkt unserer Gespräche

bildet. (HO)

• [Je sais] qu'il y a, derrière le mot croissance, des approches qui peuvent être

différentes, mais moi [je suis à la fois pour une économie de l'offre qui soit plus

productive, et pour des soutiens de la demande, qui ne peuvent plus être exercés par

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les Etats nationaux compte tenu des situations budgétaires, compte tenu des

endettements]. - [Ich weiß natürlich, dass] sich hinter dem Wort Wachstum Ansätze

verbergen, die unterschiedlicher Natur sein können. [Aber ich bin gleichzeitig für ein

größeres Angebot, das produktiver ist, und für eine Nachfrage, die nicht mehr nur von

den Nationalstaaten aufgrund der Haushaltslage in diesen Ländern und aufgrund der

Verschuldung der Staaten gestaltet wird]. (HO)

• Donc l'Europe aura à prendre sa responsabilité [, et c'est ce dont nous allons

discuter ensemble pendant les semaines qui viennent]. - Also muss Europa zu seiner

Verantwortung stehen. [Das ist genau das, worüber wir in den nächsten Wochen

sprechen werden]. (HO)

• [Sur la situation économique de la France, M. Lemaître a bien voulu rappeler]

l'héritage qui est le mien aujourd'hui, enfin, qui m'a été transmis aujourd'hui, c'est-

à-dire une croissance quasi-nulle pour le premier trimester[, et une perspective, celle

qu'a évoquée la Commission qui laisserait penser que nous n'atteindrions pas les

1,7% en 2013, même si l'INSEE aujourd'hui confirme plutôt cet objectif]. - [Was die

wirtschaftliche Lage Frankreich anbelangt: Herr Lemaître war so nett, daran zu

erinnern, dass] es hier ein Erbe gibt, das ich heute antrete und das mir heute übertragen

wurde. (HO)

• Pour en savoir davantage - non pas sur les prévisions économiques, parce que la

croissance, nous devons la créer, et à l'échelle nationale, et à l'échelle européenne,

et même à l'échelle mondiale, et nous en parlerons sans doute au G8 comme au G20

-- mais pour tenir compte des effets d'un ralentissement de la croissance, peut-être

aussi de dépenses qui ont pu être engagées, le gouvernement que je vais constituer

demain va demander à la Cour des comptes, très rapidement, de faire un rapport

pour évaluer l'état de l'exécution du budget 2012. - … ein Nachlassen des Wachstums

und die Verpflichtungen hinsichtlich der Ausgaben, die damit einhergehen, zu

berücksichtigen, wird die Regierung, die ich morgen bilden werde, den Rechnungshof

bitten, und zwar in Kürze, einen Bericht zur Bewertung des Haushalts 2012 zu

erstellen. (HO)

• Car je suis pour le sérieux budgétaire. Je suis pour qu'on atteigne nos objectifs.

Mais, parce que je suis pour le sérieux budgétaire, je suis pour la croissance : s'il n'y

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a pas la croissance, alors, quels que soient nos efforts, nous n'atteindrons pas les

objectifs que nous nous sommes fixés de réduction de la dette et de diminution de

nos déficits. - Denn ich bin dafür, dass ein Haushalt seriös geführt wird. Ich bin dafür,

die Ziele zu erreichen, die wir uns gesetzt haben. Aber weil ich eine klare

Haushaltspolitik möchte, bin ich auch für Wachstum; denn ohne Wachstum da können

wir tun, was wir möchten werden wir nicht die Ziele erreichen, die wir uns selbst

gesetzt haben, nämlich die Schulden zurückzufahren und unsere Defizite zu

reduzieren. (HO)

• Les Grecs sont appelés à se prononcer sur des formations politiques qui, pour

certaines, sont pour le maintien de la Grèce dans la zone euro, pour d'autres non,

et donc je respecterai, quoi qu'il arrive, le vote des Grecs. En revanche, ma

responsabilité, c'est d'adresser un signe, aussi, aux Grecs. Je mesure les épreuves,

les souffrances qu'une partie du peuple grec subit aujourd'hui, et ses doutes, ses

interrogations par rapport à l'avenir. - Die Griechen sind zur Wahl gerufen. Es

stellen sich politischen Parteien zur Wahl, die sicherlich für den Verbleib in der

Eurozone sind. Andere wiederum sind dagegen. Also werde ich, was immer auch

passieren wird, die Entscheidung der Griechen respektieren. Allerdings besteht meine

Verantwortung darin, den Griechen ein Zeichen zu geben. Ich bin mir der

Schwierigkeiten, die damit einhergehen, bewusst, die einen Teil der griechischen

Bevölkerung betreffen. (HO)

• Les Grecs doivent savoir que nous viendrons, par des mesures de croissance, par des

soutiens de l'activité, vers eux pour leur permettre d'assurer leur présence dans la

zone euro. - Bezüglich dieser Zweifel, dieser Fragen, was die Zukunft anbelangt,

sollen die Griechen wissen, dass wir durch Wachstumsmaßnahmen, durch die

Unterstützung der wirtschaftlichen Aktivität auf sie zugehen werden, um

sicherzustellen, dass sie weiterhin in der Eurozone verbleiben. (HO)

• Voilà pourquoi, dans cette élection, les Grecs seuls ont la parole, et il faut toujours

avoir pour le suffrage universel, dans quelque pays que ce soit, le plus grand respect.

- Nur die Griechen entscheiden. Vor solchen Wahlen egal, in welchem Land sie

stattfinden sollte man den größten Respekt haben. (HO)

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• Mais je dois envoyer un certain nombre de signes, et ces signes sont ceux de la

croissance, de l'activité, du soutien. - Aber ich möchte hier auch ein Signal aussenden.

Dieses Signal ist: Wachstum, Unterstützung der Wirtschaftskraft usw. (HO)

• [Sur la manière avec laquelle nous avons conversé Mme Merkel et moi,] c'est la

langue universelle, c'est celle de la communauté d'intérêts, de l'intelligence

respective, de la volonté de trouver des solutions, et vous assure que, même en

parlant français, on peut se faire comprendre par une Chancelière allemande, et

réciproquement, une Chancelière allemande, en parlant allemand, peut se faire

comprendre par un président français. - Es ist die allgemeine Sprache gewesen,

nämlich die Sprache der Interessengemeinschaft des jeweiligen Willens des einen und

des anderen, Lösungen zu finden. Ich kann Ihnen versichern, dass man selbst dann,

wenn man Französisch spricht, von der deutschen Bundeskanzlerin verstanden wird.

Umgekehrt ist es genauso: Auch ein französischer Präsident versteht eine deutsche

Bundeskanzlerin. (HO)

Einige von den ausgewiesenen Ausdrücken werden konventionell nicht als Metaphern

verstanden. Die Ausdrücke wie kulminieren - terminer, gemeinsam Ideen präsentieren -

présenter ensemble des idées werden in anderen Situationen als nicht metaphorische, bildliche

Redemittel gesehen. Im Kontext dieses politischen Diskurses werden sie aber als Metaphern

betrachtet, da ihre Bedeutung im Kontext internationaler Beziehungen weit von der

Proposition entfernt ist. Der Ausdruck Kulminieren (terminer) bezieht sich eher auf die

erfolgreiche Ziellerreichung als das Ende von etwas. Die von der Metapher gemeinsam Ideen

präsentieren - présenter ensemble des idées beschriebene Situation würde nicht einen

Meinungsaustausch, sondern eine formelle Situation des diplomatischen Kennenlernens

beschreiben.

2.5 Analyse der Metaphern

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Die vorgeführten Metaphern werden nach folgenden Kriterien analysiert:

• Frequenz der Nutzung

• beschriebene Thematik

• Produzent

• kommunikative Ausdruckskraft.

Einige Metaphern werden von den Kommunikationssubjekten zwei oder mehrmals wiederholt

(europäischen Fragen - les dossiers européens, unsere bilateralen Beziehungen - les rélations

bilaterales/franco-allemandes, auf den Tisch legen - mettre sur le table, des liens forts - unsere

politische Familie). Diese Tatsache stärkt die Wichtigkeit des beschrienen Konzeptes und

weist indirekt auf die Position des Sprechers hin, der eine bestimmte Metapher mehr als

einmal benutzt.

Die von Metaphern bezeichneten Konzepte, die sich teilweise mit den Themen des

Diskursfragments überschneiden, lassen sich ebenfalls nach ihrer Bedeutung einordnen. Unten

werden die wichtigsten Themeneinheiten des Diskursfragments mit 1-2 Beispielen genannt:

• Kooperationsgestaltung und bilaterale Beziehungen:

(1) je voulais démontrer que la relation franco-allemande est une constante de l'engagement

du Président de la République - die deutsch-französischen Beziehungen eine Konstante

darstellen (HO)

(2) deutsch-französischen Beziehungen im 21. Jahrhundert weiterzuentwickeln - les

développer et poursuivre les rélations franco-allemandes au 21 siècle (ME)

• Europa als Haus/Familie:

(1) des liens forts - unsere politische Familie

(2) europäischen Fragen - les dossiers européens (ME)

• Persönliche Beziehungen zwischen den zwei Staatschefs:

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(1) venir à Berlin rencontrer la Chancelière - die Bundeskanzlerin hier zu treffen (HO)

(2) Ich habe mich über das Kennenlernen gefreut - j’étais très heureuse de faire votre

connaissance (ME)

(3) [mais avait d'abord comme premier objet de] mieux nous connaître, d'établir une relation

- [Aber der Hauptzweck dieses Treffens war sicherlich,] uns besser kennenzulernen, eine

Beziehung in Gang zu bringen (HO)

• Freude

ich sehe unserer Zusammenarbeit mit Freude und mit Spannung entgegen - et je me réjoui et

j’ai beaucoup d’intêret de notre future coopération (ME)

• Freundschaft und Vertrauen:

(1) Je voulais venir ici à Berlin pour également signifier le sens que je donne au mot amitié

entre nos deux pays. - Es war auch mein Wunsch, hierher nach Berlin zu kommen, um zu

zeigen, wie ich den Begriff Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern auslege. (HO)

(2) [Voilà ce que je voulais dire en me félicitant de l'accueil qui m'a été réservé, parce que

c'est] une image que je voulais donner, au-delà de nos différences, une image de confiance

dans le travail que nous pouvons engager, une image de cohérence dans la relation franco-

allemande, de continuité aussi pour l'histoire même de nos deux pays dans l'Union

européenne. - [ denn ich wollte hier über unsere Unterschiede hinaus] ein Bild des Vertrauens

in die Arbeit, die wir gemeinsam angehen können und werden, und ein Bild des

Zusammenhalts und der Kontinuität in den deutsch-französischen Beziehungen und auch in

der Geschichte unserer beiden Länder in der Europäischen Union vermitteln. (HO)

• Interdependenz

« Nous sommes tous, maintenant, une partie de la politique intérieure européenne ». - „Wir

sind jetzt alle Teil der europäischen Innenpolitik.“ (HO)

• Agenda (Beschäftigung und Entschlossenheit):

(1) eine sehr intensive Agenda - l’ordre du jour chargé (ME)

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(2) [Tout ça pour vous dire que] cette réunion n'avait pas vocation à régler toutes les

questions qui sont posées. - [Ich möchte damit sagen, dass] dieses Treffen nicht dazu

vorgesehen war, alle Fragen zu lösen, die jetzt auf dem Tisch liegen. (HO)

• Arbeit und Bemühungen

(1) Il y a eu des efforts qui ont été engagés de part et d'autre, du côté de l'Union européenne

comme du côté des Grecs. - Es sind auf beiden Seiten Anstrengungen unternommen worden,

auf Seiten der Europäischen Union und auch auf Seiten Griechenlands. (HO)

(2) [de] fixer une démarche, d'engager une méthode de travail pour trouver ensemble des

solutions - Schritte und eine Arbeitsmethode festzulegen, um gemeinsam zu Lösungen zu

gelangen. (HO)

• Zusammenarbeit und Diskussion

(1) gemeinsam ihre Ideen präsentieren - présenter ensemble des idées (ME)

(2) [Et ce rendez-vous - qui était très attendu, j'ai l'impression que vous êtes venus nombreux

à ce rendez-vous - me permet, sans rien dissimuler de ce qui peut nous séparer parfois, de

convaincre les Européens] que la France et l'Allemagne ont la volonté, à travers la

Chancelière et le nouveau Président de la République française, de travailler en commun,

pour nos deux pays, pour la relation franco-allemande, et pour l'Europe tout entière. - [Dieses

Treffen ist von allen ja sehr erwartet worden Sie sind hier heute sehr zahlreich erschienen, wie

ich sehe. Ich hoffe, dass wir damit ohne dass wir hier Dinge verbergen, die uns vielleicht

trennen in der Lage sind, die Europäer davon zu überzeugen,] dass Deutschland und

Frankreich gemeinsam den Willen haben, durch die Arbeit von Frau Merkel und des neuen

französischen Präsidenten gemeinsam für unsere beiden Länder, für die deutsch-französischen

Beziehungen und für Europa insgesamt zu arbeiten. (HO)

• Gemeinsame Interessen

[Sur la manière avec laquelle nous avons conversé Mme Merkel et moi,] c'est la langue

universelle, c'est celle de la communauté d'intérêts, de l'intelligence respective, de la volonté

de trouver des solutions, et vous assure que, même en parlant français, on peut se faire

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comprendre par une Chancelière allemande, et réciproquement, une Chancelière allemande,

en parlant allemand, peut se faire comprendre par un président français. - Es ist die

allgemeine Sprache gewesen, nämlich die Sprache der Interessengemeinschaft des jeweiligen

Willens des einen und des anderen, Lösungen zu finden. Ich kann Ihnen versichern, dass man

selbst dann, wenn man Französisch spricht, von der deutschen Bundeskanzlerin verstanden

wird. Umgekehrt ist es genauso: Auch ein französischer Präsident versteht eine deutsche

Bundeskanzlerin. (HO)

• Unterstützung

(1) Les Grecs doivent savoir que nous viendrons, par des mesures de croissance, par des

soutiens de l'activité, vers eux pour leur permettre d'assurer leur présence dans la zone euro. -

Bezüglich dieser Zweifel, dieser Fragen, was die Zukunft anbelangt, sollen die Griechen

wissen, dass wir durch Wachstumsmaßnahmen, durch die Unterstützung der wirtschaftlichen

Aktivität auf sie zugehen werden, um sicherzustellen, dass sie weiterhin in der Eurozone

verbleiben. (HO)

(2) Les Grecs sont appelés à se prononcer sur des formations politiques qui, pour certaines,

sont pour le maintien de la Grèce dans la zone euro, pour d'autres non, et donc je respecterai,

quoi qu'il arrive, le vote des Grecs. En revanche, ma responsabilité, c'est d'adresser un signe,

aussi, aux Grecs. Je mesure les épreuves, les souffrances qu'une partie du peuple grec subit

aujourd'hui, et ses doutes, ses interrogations par rapport à l'avenir. - Die Griechen sind zur

Wahl gerufen. Es stellen sich politischen Parteien zur Wahl, die sicherlich für den Verbleib in

der Eurozone sind. Andere wiederum sind dagegen. Also werde ich, was immer auch

passieren wird, die Entscheidung der Griechen respektieren. Allerdings besteht meine

Verantwortung darin, den Griechen ein Zeichen zu geben. Ich bin mir der Schwierigkeiten, die

damit einhergehen, bewusst, die einen Teil der griechischen Bevölkerung betreffen. (HO)

• Offenheit

(1) auf den Tisch legen - mettre sur le table (ME), (HO)

(2) Tout doit être mis sur la table, par les uns comme par les autres, tout ce qui peut

contribuer à la croissance: aussi bien l'amélioration de la compétitivité que les

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investissements d'avenir, que la mobilisation de fonds, que les eurobonds - bref : tout doit être

mis sur la table. Et ensuite, nous en tirerons les conclusions en terme d'instruments juridiques

nécessaires. - [die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit anbelangt, sei es, was Investitionen

in die Zukunft, Fonds oder Eurobonds anbelangt]: Alles muss auf den Tisch. [Danach werden

wir die Lehren daraus ziehen, die notwendigen Konsequenzen ziehen, wie dies mit rechtlichen

Instrumenten umzusetzen ist]. (HO)

• Freiheit und Demokratie

Voilà pourquoi, dans cette élection, les Grecs seuls ont la parole, et il faut toujours avoir pour

le suffrage universel, dans quelque pays que ce soit, le plus grand respect. - Nur die Griechen

entscheiden. Vor solchen Wahlen egal, in welchem Land sie stattfinden sollte man den

größten Respekt haben. (HO)

• Griechenland als Teil Europas (politisch und wirtschaftlich):

(1) Griechenland im Euro bleibt - Grèce demeure dans l’euro (ME)

(2) Griechenland gehört ich glaube, auch da sind wir uns einig zur Europäischen Union,

gehört in die Eurogruppe, und wir wollen genau dies auch voranbringen. - Nous considérons

que la Grèce fiat partie de l’Union européenne, fait partie de l’euro, c’est dans ce sense que

nous voulons continuer d’aller. (ME)

• Sicherheit

Je suis favorable à ce que nous puissions dire aux Grecs que l'Europe est prête à ajouter des

mesures de croissance, de soutien de l'activité pour qu'il puisse y avoir le retour de la

croissance en Grèce, alors qu'elle vit une récession, mais qu'en même temps, les engagements

qui ont été pris doivent être tenus. - Ich bin auch dafür, dass wir den Griechen sagen und sagen

können, dass Europa bereit ist, zusätzliche Wachstumsmaßnahmen und aktivitäten zu

unterstützen, damit das Wachstum in Griechenland wieder zurückkehrt; denn wir wissen, dass

Griechenland im Augenblick eine Rezession durchlebt. (HO)

• Entwicklung und Veränderung

(1) eine gute Entwicklung Europas - (pour que) l’Eurpope ait un bon développement (ME)

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(2) [J'ai dit dans la campagne, et je le répète encore aujourd'hui comme Président de la

République,] que je voulais renégocier ce qui, à un moment, a été établi, pour y intégrer une

dimension de croissance. Et donc, la méthode dont nous avons convenu consiste à mettre

toutes les idées, toutes les propositions sur la table[, et voir ensuite quelles sont les

traductions juridiques pour les mettre en œuvre. Et c'est au terme de ce travail que je pourrais

répondre à votre question]. - [Im Wahlkampf habe ich gesagt, und ich sage das auch heute

wieder, dass ich als Präsident der Republik] das neu verhandeln möchte, was zu einem

gewissen Zeitpunkt festgelegt worden ist, weil ich dem eine Wachstumsdimension hinzufügen

möchte. Die Methode, auf die wir uns geeinigt haben, besteht darin, dass wir alle Ideen, alle

Vorschläge zusammenbringen und einmal prüfen, [wie dies rechtlich umgesetzt werden kann.

Am Ende dieser Arbeit werde ich Ihre Frage beantworten können.] (HO)

• Wachstum

(1) Griechenland beim Wachstum zu helfen - aider la Grèce en matière de croissance (ME)

(2) Mais je dois envoyer un certain nombre de signes, et ces signes sont ceux de la croissance,

de l'activité, du soutien. Aber ich möchte hier auch ein Signal aussenden. Dieses Signal ist:

Wachstum, Unterstützung der Wirtschaftskraft usw. (HO)

(3) Car je suis pour le sérieux budgétaire. Je suis pour qu'on atteigne nos objectifs. Mais, parce

que je suis pour le sérieux budgétaire, je suis pour la croissance : s'il n'y a pas la croissance,

alors, quels que soient nos efforts, nous n'atteindrons pas les objectifs que nous nous sommes

fixés de réduction de la dette et de diminution de nos déficits.- Denn ich bin dafür, dass ein

Haushalt seriös geführt wird. Ich bin dafür, die Ziele zu erreichen, die wir uns gesetzt haben.

Aber weil ich eine klare Haushaltspolitik möchte, bin ich auch für Wachstum; denn ohne

Wachstum da können wir tun, was wir möchten werden wir nicht die Ziele erreichen, die wir

uns selbst gesetzt haben, nämlich die Schulden zurückzufahren und unsere Defizite zu

reduzieren. (HO)

Die aufgezählten Metaphern je nach ihrer Frequenz, Stärke, Thematik und ihrem Produzent

bezeugen das Vorhandensein der unterschiedlichen semantischen und pragmatischen Ebenen.

Die Met. kann also als Teil der Diskursoberfläche die Absichten und die Strategiewahl des

Sprechers widerspiegeln.

Page 54: Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden (Bachelor-Arbeit)

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2.6 Strategien

Manche von den im theoretischen Teil beschriebenen semantischen Eigenschaften lassen sich

ebenfalls als pragmatisch wichtig deuten. Die Wahl bestimmter metaphorischer Mittel

markiert schon die Stellung des Kommunkationssubjekts zu einem Gegenstand. Die

Wiederholung einiger Metaphern wie [Nous voulons] travailler ensemble pour le bien de

l'Europe [, mais en mobilisant tous les autres pays de l'Union.] zeigt ihre Stellung deutlicher.

Der semantische Charakter solcher Metaphern markiert die Wertschätzung der eigenen Rolle

in der Kommuikationssituation.

Die im Diskurs herrschenden Stellungen sind 1) die von seiner eigenen Bedeutsamkeit oder

der Identifizierung mit der entscheidenen Gruppe, die in Form der Str. der Personalisierung

realisiert wird; 2) die der Veränderungstätigkeit. Das ist deutlich durch die folgenden

Metaphern bezeigt:

(1) [Sur le sujet de la croissance, c'est vrai que le mot était inscrit dans le traité budgétaire,

mais il n'était pas vraiment décliné. Je me félicite que la campagne présidentielle en France

ait permis - la situation en Europe y a aussi aidé - ] de remettre le sujet de la croissance au

cœur de nos débats. - [Es hat sicherlich Arbeitssitzungen gegeben, die vorgesehen waren, und

ich begrüße es, dass der Wahlkampf in Frankreich es ermöglicht hat die Lage in Europa hat

das auch erleichtert, dass] das Thema Wachstum wieder den Kernpunkt unserer Gespräche

bildet. (HO)

(2) [J'ai dit dans la campagne, et je le répète encore aujourd'hui comme Président de la

République,] que je voulais renégocier ce qui, à un moment, a été établi, pour y intégrer une

dimension de croissance. Et donc, la méthode dont nous avons convenu consiste à mettre

toutes les idées, toutes les propositions sur la table [, et voir ensuite quelles sont les

traductions juridiques pour les mettre en œuvre. Et c'est au terme de ce travail que je pourrais

répondre à votre question]. - [Im Wahlkampf habe ich gesagt, und ich sage das auch heute

Page 55: Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden (Bachelor-Arbeit)

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wieder, dass ich als Präsident der Republik] das neu verhandeln möchte, was zu einem

gewissen Zeitpunkt festgelegt worden ist, weil ich dem eine Wachstumsdimension hinzufügen

möchte. Die Methode, auf die wir uns geeinigt haben, besteht darin, dass wir alle Ideen, alle

Vorschläge zusammenbringen und einmal prüfen, [wie dies rechtlich umgesetzt werden kann.

Am Ende dieser Arbeit werde ich Ihre Frage beantworten können.] (HO)

Aus den im Kapitel 1.4 beschriebenen Str. wird die der „Agenda Setting“ als die wichtigste

betrachtet, was durch die Nutzung folgender Metaphern nachgewiesen werden kann:

(1) eine sehr intensive Agenda - l’ordre du jour chargé (ME)

(2) das ja unsere aktuelle Diskussion in diesen Tagen sehr beschäftigt - ce qui nous a occupé

ces jours-ci (ME)

(3) [Tout ça pour vous dire que] cette réunion n'avait pas vocation à régler toutes les

questions qui sont posées. - [Ich möchte damit sagen, dass] dieses Treffen nicht dazu

vorgesehen war, alle Fragen zu lösen, die jetzt auf dem Tisch liegen. (HO)

(4) auf einige wichtige Punkte eingegangen - parler de certain nombre des points importants

(ME)

(5) [de] fixer une démarche, d'engager une méthode de travail pour trouver ensemble des

solutions - Schritte und eine Arbeitsmethode festzulegen, um gemeinsam zu Lösungen zu

gelangen. (HO)

Die Str. des Issue Managements besteht darin, dass die beiden Subjekte gleiche Punkte

hervorbringen (Wachstum, Griechenland, Krisebewältigung), auf die sie weiter im Laufe des

Diskursfragments genauer eingehen. Es ensteht der Eindruck, sie würden einen großen

Einfluss auf den ganzen Ablauf der politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen ausüben und

effizient und verantwortungsvoll erscheinen:

Je suis favorable à ce que nous puissions dire aux Grecs que l'Europe est prête à ajouter des

mesures de croissance, de soutien de l'activité pour qu'il puisse y avoir le retour de la

croissance en Grèce, alors qu'elle vit une récession, mais qu'en même temps, les engagements

qui ont été pris doivent être tenus. - Ich bin auch dafür, dass wir den Griechen sagen und sagen

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können, dass Europa bereit ist, zusätzliche Wachstumsmaßnahmen und aktivitäten zu

unterstützen, damit das Wachstum in Griechenland wieder zurückkehrt; denn wir wissen, dass

Griechenland im Augenblick eine Rezession durchlebt. (HO)

Durch Erwähnen anderer Treffen und Gipfel, greifen die Diskurssubjekte zur Str. der

Eventisierung, die das Bild der unaufhörlichen Tätigkeit schafft:

ein europäisches Zusammentreffen am 23. Mai haben - un rencontre informel le 23 mai (un

conseil européen le 23 mai) (ME).

Die Str. der Eventisierung und Emotionalisierung finden im Diskursfragment keine

Anwendung, was von der Kommunikationssituation bedingt ist.

Was die Dolmetscher angeht, besteht ihre Rolle darin, die Position des jeweiligen Sprechers

zum Ausdruck zu bringen. Die Tatsache, dass von ihnen benutzten Str. aller Ebenen für das

Publikum nicht offensichtlich waren, bezeugt eine gute Vorbereitung. Es gab unwesentliche

syntaktische Transformationen, die aber die metaphorische Ebene nicht betroffen haben. Was

Metaphern angeht, werden sie einheitlich übertragen, was durch den wiederholenden

Charakter der politischen Diskursbegriffe gewährleistet wird.

2.7 Postmodernität

Aus dem Blinkwinkel der PM betrachtet gilt das behandelte Diskursfragment als Event mit

den eigenen Regeln, dessen Komponenten miteinander durch unterschiedliche Spuren

verbunden sind und Raum für unterschiedliche Interpretationen lassen. Die Tatsache, dass ein

neuer Event seine eigenen Regeln produziert, macht die postmoderne Analyse kompliziert

oder sogar unmöglich, weil keine einheitlichen Kriterien dafür bestehen.

Es wird bei der PM auf die universellen Wahrheitsbegriffe verzichtet. Das Konzept des Todes

des Autors gibt dem Rezipienten das Recht, die Wirklichkeit selbstständig mit Hilfe der

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vorhandenen Zeichen zu analysieren. Die ideologischen Themeneinheiten, die den

Rezipienten an freier Wahrnehmung hindern, sind die so genannten Erzählungen oder Mythen,

die sich durch verschiedene Mittel zeigen. Eines davon ist die Metapher.

Die politischen Metaphern, die in dem analysierten Diskursfragmenten zu finden sind, lassen

sich und den ganzen Kontext nicht eindeutig betrachten. Wenn man die im Text enthaltene

symbolische Disparität dekonstruiert und die Widersprüche nicht als Oppositionen, sondern

als Ergänzungen betrachtet, versteht man, dass die zwischen der Bedeutung und der

Proposition existierende Grenze ewig ist und dass es keinen Unterschied zwischen dem

direkten und übertragenen Sinn eines Ausdrucks. Die allgemeine Bedeutung ist durch den

Pluralismus der Bedeutungen und die gleiche Stellung der im Text benutzten Symbole

bedeckt.

Die im Diskursfragment erwähnten „Mythen“ sind teilweise durch die politischen Metaphern

gestärkt. Trotzdem, wie schon erwähnt wurde, unterscheidet sich die wörtliche Bedeutung des

Ausdrucks von ihrem strategischen Zweck und das, was die Subjekte der

Kommunikationssituation darunter verstehen. Als Beispiel nehmen wir den Begriff

„Waschstum“, der im Diskursfragment zu einem Simulakrum wird.

Es ist klar, dass das volkswirtschaftliche Wachstum nicht von einer Person abhängt. HO hat

mehrmals diesen Begriff in unterschiedlichen Kontexten wiederholt, was eine Illusion der

Einfachheit und Einseitigkeit des Phänomens schafft:

(1) Je suis favorable à ce que nous puissions dire aux Grecs que l'Europe est prête à ajouter

des mesures de croissance, de soutien de l'activité pour qu'il puisse y avoir le retour de la

croissance en Grèce, alors qu'elle vit une récession, mais qu'en même temps, les engagements

qui ont été pris doivent être tenus. - Ich bin auch dafür, dass wir den Griechen sagen und sagen

können, dass Europa bereit ist, zusätzliche Wachstumsmaßnahmen und aktivitäten zu

unterstützen, damit das Wachstum in Griechenland wieder zurückkehrt; denn wir wissen, dass

Griechenland im Augenblick eine Rezession durchlebt. (HO)

(2) S'agissant du traité budgétaire et du pacte de croissance, j'ai dit que je voulais que la

croissance puisse être non seulement un mot prononcé, mais aussi des actes tangibles et

traduits dans la réalité. - Ich habe zum Ausdruck gebracht, dass es mein Wunsch ist, dass

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„Wachstum“ nicht nur ein leeres Wort darstellt, keine Worthülle ist, sondern dass das etwas

ist, was auch in der Wirklichkeit zu verspüren ist. (HO)

(3) [La méthode qui nous paraît la meilleure] c'est celle de mettre tout sur la table[, à

l'occasion du sommet informel du 23 mai - je remercie d'ailleurs Mme Merkel d'avoir accepté

son report pour me permettre de le préparer dans les meilleures conditions] - et surtout le

Conseil européen de la fin du mois de juin. - ... beim Rat Ende Juni von allen Seiten alles auf

den Tisch gelegt werden, was zu Wachstum beitragen kann. (HO)

(4) [Sur le sujet de la croissance, c'est vrai que le mot était inscrit dans le traité budgétaire,

mais il n'était pas vraiment décliné. Je me félicite que la campagne présidentielle en France

ait permis - la situation en Europe y a aussi aidé - ] de remettre le sujet de la croissance au

cœur de nos débats. - [Es hat sicherlich Arbeitssitzungen gegeben, die vorgesehen waren, und

ich begrüße es, dass der Wahlkampf in Frankreich es ermöglicht hat die Lage in Europa hat

das auch erleichtert, dass] das Thema Wachstum wieder den Kernpunkt unserer Gespräche

bildet. (HO) -

(5) [Je sais] qu'il y a, derrière le mot croissance, des approches qui peuvent être différentes,

mais moi [je suis à la fois pour une économie de l'offre qui soit plus productive, et pour des

soutiens de la demande, qui ne peuvent plus être exercés par les Etats nationaux compte tenu

des situations budgétaires, compte tenu des endettements]. - [Ich weiß natürlich, dass] sich

hinter dem Wort Wachstum Ansätze verbergen, die unterschiedlicher Natur sein können.

[Aber ich bin gleichzeitig für ein größeres Angebot, das produktiver ist, und für eine

Nachfrage, die nicht mehr nur von den Nationalstaaten aufgrund der Haushaltslage in diesen

Ländern und aufgrund der Verschuldung der Staaten gestaltet wird]. (HO)

(6) Car je suis pour le sérieux budgétaire. Je suis pour qu'on atteigne nos objectifs. Mais,

parce que je suis pour le sérieux budgétaire, je suis pour la croissance : s'il n'y a pas la

croissance, alors, quels que soient nos efforts, nous n'atteindrons pas les objectifs que nous

nous sommes fixés de réduction de la dette et de diminution de nos déficits. - Denn ich bin

dafür, dass ein Haushalt seriös geführt wird. Ich bin dafür, die Ziele zu erreichen, die wir uns

gesetzt haben. Aber weil ich eine klare Haushaltspolitik möchte, bin ich auch für Wachstum;

denn ohne Wachstum da können wir tun, was wir möchten werden wir nicht die Ziele

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erreichen, die wir uns selbst gesetzt haben, nämlich die Schulden zurückzufahren und unsere

Defizite zu reduzieren. (HO)

(7) Les Grecs doivent savoir que nous viendrons, par des mesures de croissance, par des

soutiens de l'activité, vers eux pour leur permettre d'assurer leur présence dans la zone euro. -

Bezüglich dieser Zweifel, dieser Fragen, was die Zukunft anbelangt, sollen die Griechen

wissen, dass wir durch Wachstumsmaßnahmen, durch die Unterstützung der wirtschaftlichen

Aktivität auf sie zugehen werden, um sicherzustellen, dass sie weiterhin in der Eurozone

verbleiben. (HO)

(8) Mais je dois envoyer un certain nombre de signes, et ces signes sont ceux de la croissance,

de l'activité, du soutien. - Aber ich möchte hier auch ein Signal aussenden. Dieses Signal ist:

Wachstum, Unterstützung der Wirtschaftskraft usw. (HO)

(9) [J'ai dit dans la campagne, et je le répète encore aujourd'hui comme Président de la

République,] que je voulais renégocier ce qui, à un moment, a été établi, pour y intégrer une

dimension de croissance. Et donc, la méthode dont nous avons convenu consiste à mettre

toutes les idées, toutes les propositions sur la table [, et voir ensuite quelles sont les

traductions juridiques pour les mettre en œuvre. Et c'est au terme de ce travail que je pourrais

répondre à votre question]. - [Im Wahlkampf habe ich gesagt, und ich sage das auch heute

wieder, dass ich als Präsident der Republik] das neu verhandeln möchte, was zu einem

gewissen Zeitpunkt festgelegt worden ist, weil ich dem eine Wachstumsdimension hinzufügen

möchte. Die Methode, auf die wir uns geeinigt haben, besteht darin, dass wir alle Ideen, alle

Vorschläge zusammenbringen und einmal prüfen, [wie dies rechtlich umgesetzt werden kann.

Am Ende dieser Arbeit werde ich Ihre Frage beantworten können.] (HO)

(10) Griechenland beim Wachstum zu helfen - aider la Grèce en matière de croissance (ME)

(11) [Pour en savoir davantage - non pas sur les prévisions économiques, parce que la

croissance, nous devons la créer, et à l'échelle nationale, et à l'échelle européenne, et même à

l'échelle mondiale, et nous en parlerons sans doute au G8 comme au G20 -- mais pour tenir

compte des effets d'un ralentissement de la croissance, peut-être aussi de dépenses qui ont pu

être engagées,] le gouvernement que je vais constituer demain va demander à la Cour des

comptes, très rapidement, de faire un rapport pour évaluer l'état de l'exécution du budget

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2012. - [die Verpflichtungen hinsichtlich der Ausgaben, die damit einhergehen, zu

berücksichtigen], wird die Regierung, die ich morgen bilden werde, den Rechnungshof bitten,

und zwar in Kürze, einen Bericht zur Bewertung des Haushalts 2012 zu erstellen. (HO)

Die Wiederholung des Begriffes stärkt die Bedeutung sowohl des Begriffs als auch des

Sprechers bei den Rezipienten, obgleich dieser Begfriff in verschiedenen Kontexten

verwendet wird und unterschiedliche Phänomene bezeichnet: (1) wirtschaftliche

Unterstützung des Staates, (2) zwischenstaatlicher Vertrag wegen Haushaltsmaßnahmen, (3)

Wirtschaftswachstumsmaßnahmen innerhalb der EU, (4) Stabilität als Wunschvorstellung, (5)

Begriff, (6) HOs Politik, (7) Haushaltsmaßnahmen bezüglich Griechenland, (8) wirtschaftliche

Dynamik, (9) politisches Programm, (10) Bewältigung der staatsverschuldungsbezogenen

Probleme, (11) wirtschaftliche Veränderungen in Frankreich. Der Begriff „Wachstum“ wird

ins Bewusstsein des Publikums als etwas Positives verankern, aber wegen seiner

komplizierten Struktur wird nicht konkret verstanden. Seine komplexe Struktur, die bei der

Analyse als ewig bezeichnet werden kann, wird vom Publikum nicht vervollständigt, was

einen großen Raum für Simulation bereitstellt und die Postmodernität des Diskursfragments

begründet. Das kann im Prinzip von jeder Person in der Kommunikation benutzt werden, um

den eigenen Kommunikationszweck zu unterstützen. Das Beschriebene bezieht sich auf und

demonstriert die Kompliziertheit des postmodernen Lebens.

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Schlussbemerkung

Der Begriff “Postmoderne”, der die heutige Situation in der Wissenschaft, Wirtschaft, Politik

und Kunst bezeichnet und gleichzeitig beeinflusst, kann nicht eindeutig definiert werden. Es

gibt mehrere Schulen und Strömungen der Postmoderne, die in ihrer Weltanschauung nicht

homogen sind. Es gibt unterschiedliche Gründe dafür. Einer der wichtigsten ist, dass die

Postmoderne parallel mit der Zeit mit vielen anderen Faktoren verbunden ist, obwohl sie auf

die Zeit semantisch am stärksten Bezug nimmt, indem sie die aktuelle Modernität als

Vergangenheit betrachtet. Am effektivsten wäre es deswegen, die Postmoderne durch ihre

Erscheinungsformen zu bestimmen, die ihre Ontologie, Phänomenologie und Nomologie

offenbaren.

Die Theorie der PM wurde in den Werken von Lyotard, Foucault, Barthes, Derrida, Deleuze u.

a. ausgearbeitet. Als bedeutende deutsche Vertreter gelten Welsch und Zima. Zu den

wichtigsten Äußerungsmerkmalen gehören Pluralismus, die Omnipräsenz des Unfassbaren,

die Ablehnung der Apriorität des vorherrschenden modernen Mythos (Metaerzählungen wie

z.B. die autonom existierende Einheit, Gott, Ideologie, der Primat der Aufklärung usw.), der

Tod des Autors, Dekonstruktion, “différance”, Zeichenhaftigkeit, Symbol und Spur,

Intertextualität und andere.

Die Postmoderne wird in unterschiedlichen Bereichen des Lebens spürbar. Was die

Translation betrifft, wird sie als eine erweiterte Transformation des Textes vestanden, wobei

die Übersetzung und das Original sogar wechselseitig voneinnder abhängig und deswegen

uneinheitlich werden können. Die postmoderne Translationswissenchaft geht davon aus, dass

Text im Grunde genommen unübersetzbar ist und von der Logik und Erfahrung nicht

beeinflusst wird. Es besteht hier aber ein Dilemma: Einerseits muss die Struktur des Textes, in

der das Unfassbare zu finden ist, durch wörtliche und verfremdende Übersetzungsstrategien so

präzis wie möglich in die Übersetzung übertragen werden; andererseits muss das Unfassbare,

das für die Zielkultur irrelevant ist, vom Zielpublikum mit seinem kulturellen Paradigma

verstanden werden. Diese zwei separaten Aufgaben können als postmoderne

Translationsstrategien betrachtet werden und sind das Resultat einer jahrhundertlangen

Diskussion über die Str. der Translation.

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In dem behandelten Diskursfragment ist die Struktur der beiden Texte (MEs und HOs Reden)

relativ gleich und eindeutig. Deswegen besteht es hier keine Schwierigkeit, den Inhalt eines

Textes in eine andere Sprache zu übermitteln. Außerdem gehören die beiden Texte zu dem

gleichen Diskurs bzw. Diskursfragment. Obwohl es innerhalb eines Diskurses eine erhebliche

Pluralität herrscht, ist es für den Dolmetscher möglich, den Text aus einer Sprache in eine

andere zu übersetzen, wobei die jeweiligen Performanzen bzw. Themeneinheiten relativ gleich

auf das Publikum wirken. Es entsteht also zwischen den zwei Texten (Reden) eine

Verbindung, die sie zu demselben Diskursgfragment, Diskursstrang und schließlich Diskurs

zuordnen lässt.

Wenn man die existierende Pluralität in Betracht zieht, wird es klar, dass was man unter

Metapher früher verstand und was in einem bestimmten Kontext Metapher ist, sich

unterscheiden kann. Als wichtigstes Kriterium, das deutlich auf den Abstand zwischen der

Bedeutung und der Proposition hinweist, haben wir die Beziehung der Ähnlichkeit, der

Analogie oder des Ausgleichs ausgewählt. Es hat sich erwiesen, dass manche Metaphern nur

in dem politischen Kontext als Metaphern agieren, da in anderen Kontexten würden sie eher

als nichtmetaphorische Mittel bezeichnet.

Die Einteilung der Metaphern in thematische Gruppen hat dazu beigetragen, dass die

Strategiewahl der Sprecher deutlicher wurde. Ihre Absichte und Zwecke wurden durch die

Wiederholung der bestimmten mehr oder weniger pragmatisch starken Metaphern klar, die

Schlüsselwörter wie „Wachstum“ oder „Agenda“ beinhalteten.

Je öfter eine Metapher benutzt wird, desto deutlicher ist, dass sie nur die Simulation der

Wirklichkeit ist, da sich durch diese Wiederohulng die Bedeutungspalette der Metapher

ergänzt, was dazu führt, dass so eine komplexe Metapher nichts zu bedeuten beginnt.

Nach der Zusammenfassung der theoretischen Ansätze der Postmoderne, der Diskursanalyse

sowie der semantisch-pragmatischen Komponentenanalyse und bei der Untersucung eines

bestimmten Diskursfragments, wurde uns klar, dass heutzutage eine bipoläre und

logozentrische Herangehensweise in keinem wissenschaftlichen Bereich möglich ist, weil sie

die Komplexität verschiedener Gegenstände und Tatsachen nicht berücksichtigt. Dagegen

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wäre es zurzeit schwierig, neue Zusammenhänge parallel mit sämtlichen Feinheiten kognitiv

zu erfassen.

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Anhang

1. Transkript der Pressekonferenz auf Deutsch

Dienstag, 15. Mai 2012

Pressestatements von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen

Staatspräsidenten François Hollande am 15. Mai 2012

in Berlin

(Die Ausschrift des fremdsprachlichen Teils erfolgte anhand der Simultanübersetzung.)

BK'IN DR. MERKEL: Meine Damen und Herren, ich möchte ganz herzlich den französischen

Präsidenten François Hollande hier in Berlin begrüßen. Wir freuen uns sehr, dass er heute, am

Tage seiner Ernennung, zu uns nach Deutschland gekommen ist. Wir freuen uns noch mehr,

dass er dies getan hat, obwohl erst einmal der Blitz eingeschlagen hat. Vielleicht ist dies ja ein

gutes Omen für die Kooperation.

Wir haben uns in einem ersten Gespräch zuerst einmal kennengelernt und sind natürlich schon

auf einige wichtige Punkte eingegangen, die uns auch in den nächsten Tagen und Wochen

beschäftigen werden. Wir haben eine sehr intensive Agenda in den europäischen Fragen, aber

wir haben vor allen Dingen auch darüber gesprochen, dass unsere bilateralen Beziehungen in

den nächsten Monaten geprägt sein werden durch die Arbeit für das Jubiläum 50 Jahre Elysée-

Vertrag. Wir sind uns einig, dass wir dieses Jubiläum auch noch einmal nutzen werden, um die

deutsch-französischen Beziehungen auch im 21. Jahrhundert weiterzuentwickeln. In diesem

Zusammenhang habe ich den französischen Präsidenten zu den Feierlichkeiten nach Berlin

eingeladen. Auch unsere Parlamente werden sich ja hier in Berlin treffen.

Wir sind dann natürlich sehr schnell auch in die europäische Agenda eingestiegen. Wir wissen

um unsere Verantwortung für eine gute Entwicklung Europas, die wir als Deutschland und

Frankreich haben. Ich glaube, dass wir von diesem Geist getragen auch die Lösungen für die

einzelnen Probleme finden werden.

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Wir werden sehr schnell ein europäisches Zusammentreffen am 23. Mai haben ein informelles

Abendessen, wo es um ein allgemeines Kennenlernen geht , und dann natürlich den Rat Ende

Juni. Wir haben uns verabredet, dass wir die Vorbereitungen für diesen Rat auch sehr intensiv

zwischen unseren Mitarbeitern durchführen werden und dass jede Seite die deutsche, die

französische ihre Vorschläge für die Agenda dieses Juni-Rates dann auf den Tisch legen wird.

Sie wissen, dass wir im März den Fiskalpakt unterzeichnet hatten beendet waren die

Verhandlungen schon vorher und dass die Arbeiten schon im Januar-Rat und im März-Rat und

jetzt kulminierend im Juni-Rat vor allen Dingen um das Thema Wachstum kreisen. Hier wird

es sicherlich sehr wichtig sein, dass Deutschland und Frankreich auf diesem Rat im Juni

gemeinsam ihre Ideen präsentieren. Die enge Vorbereitung haben wir besprochen.

Natürlich haben wir uns auch mit dem Thema Griechenland beschäftigt, das ja unsere aktuelle

Diskussion in diesen Tagen sehr beschäftigt. Ich will für meine Seite noch einmal sagen aber

darüber sind wir uns auch ganz einig : Wir möchten, dass Griechenland im Euro bleibt. Wir

wissen auch, dass das die Mehrheit der Menschen in Griechenland so sieht. Die Troika hat in

langen Zeiten ein Memorandum mit Griechenland verabredet, und wir glauben, dass dieses

Memorandum eingehalten werden muss. Allerdings sage ich auch das habe ich auch in

Telefonaten mit dem griechischen Politiker Samaras oder auch dem Ministerpräsidenten

Papademos immer wieder gesagt : Was immer wir tun können, um Griechenland strukturell zu

helfen, beim Wachstum zu helfen, organisatorisch zu helfen, das wollen wir auch tun.

Griechenland gehört ich glaube, auch da sind wir uns einig zur Europäischen Union, gehört in

die Eurogruppe, und wir wollen genau dies auch voranbringen.

Wir werden nachher noch miteinander zu Abend essen, aber erst einmal stehen wir Ihnen hier

jetzt natürlich zur Verfügung. Ich darf sagen: Ich habe mich über das Kennenlernen gefreut

und ich sehe unserer Zusammenarbeit mit Freude und mit Spannung entgegen.

P HOLLANDE: Meine Damen und Herren, es war mein Wunsch, am Tag der Amtseinführung

als Präsident der Französischen Republik nach Berlin zu kommen und die Bundeskanzlerin

hier zu treffen.

Es war aus zweierlei Gründen mein Wunsch: Erstens, weil ich sie bis zu diesem Zeitpunkt

nicht kannte obwohl ihr Ruf natürlich auch schon über die Grenzen Deutschlands hinaus geht,

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und dies schon seit langer Zeit , und auch, weil ich damit zeigen wollte und will, dass die

deutsch-französischen Beziehungen eine Konstante darstellen, und zwar für den französischen

Präsidenten.

Es war auch mein Wunsch, hierher nach Berlin zu kommen, um zu zeigen, wie ich den Begriff

Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern auslege. Unsere Geschichte, unsere

Verpflichtungen, unsere Beiträge zur europäischen Integration haben dazu geführt, dass unsere

Beziehungen sehr eng sind und dass wir eine herausragende Verantwortung haben. Die

Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich sind für mich ausgeglichene und sich

gegenseitig achtende Beziehungen. Wir achten unsere politische Meinung, unsere politische

Familie, der wir angehören, und wir achten auch die Partner Europas und die Institutionen in

dieser Europäischen Union. Unser Wunsch ist es, gemeinsam zum Wohle Europas

zusammenzuarbeiten, indem wir alle anderen Länder der Europäischen Union mitnehmen.

Es war auch mein Wunsch, hierherzukommen, um mit der Bundeskanzlerin unsere Arbeit für

die nächsten Wochen oder nächsten Monate festzulegen. Zunächst einmal ist da der 50.

Jahrestag des Elysée-Vertrages zu nennen. Die Bundeskanzlerin hat zu Recht die Symbolik

hervorgehoben, die dieser Vertrag, der ja von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle

unterzeichnet worden ist, in sich beinhaltet. Es ist mein Wunsch und mein Wille, dass wir

anlässlich dieses 50. Jahrestags, der sicherlich vorbereitet werden muss die Vorbereitung

werden wir demnächst in Angriff nehmen , weitere Bestimmungen in den Vertrag aufnehmen,

die Themen wie Jugend, Kultur und Bildung alles, was die kommende Generation in die

deutsch-französischen Beziehungen mitnehmen kann umfassen.

Ein weiteres aktuelles Thema, über das wir gesprochen haben und wir mussten das auch; es

war unsere Pflicht, darüber zu reden , ist Griechenland. Genau wie Frau Merkel wünsche ich,

dass Griechenland in der Eurozone verbleibt. Es sind auf beiden Seiten Anstrengungen

unternommen worden, auf Seiten der Europäischen Union und auch auf Seiten Griechenlands.

Deshalb müssen wir es den Griechen ermöglichen, Lösungen zu finden. Es wird am 17. Juni

eine neue Wahl in Griechenland geben, und auch da ist es mein Wunsch, dass die Griechen

anlässlich dieser Wahl ihr Bekenntnis zur Eurozone bekräftigen. Ich bin auch dafür, dass wir

den Griechen sagen und sagen können , dass Europa bereit ist, zusätzliche

Wachstumsmaßnahmen und aktivitäten zu unterstützen, damit das Wachstum in Griechenland

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wieder zurückkehrt; denn wir wissen, dass Griechenland im Augenblick eine Rezession

durchlebt. Es sind Verpflichtungen eingegangen worden, und die müssen auch eingehalten

werden.

Ein weiteres Thema waren der Fiskalpakt und der Wachstumspakt. Ich habe zum Ausdruck

gebracht, dass es mein Wunsch ist, dass „Wachstum“ nicht nur ein leeres Wort darstellt, keine

Worthülle ist, sondern dass das etwas ist, was auch in der Wirklichkeit zu verspüren ist. Die

beste Methode ist meiner Ansicht nach, anlässlich des informellen Rats am 23. Mai alles auf

den Tisch zu legen im Übrigen möchte ich Frau Merkel danken, dass sie bereit war, den

informellen Rat auf dieses Datum zu verlegen, damit ich das auch unter den besten

Bedingungen selbst vorbereiten kann. Insbesondere muss auch beim Rat Ende Juni von allen

Seiten alles auf den Tisch gelegt werden, was zu Wachstum beitragen kann. Sei es, was die

Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit anbelangt, sei es, was Investitionen in die Zukunft,

Fonds oder Eurobonds anbelangt: Alles muss auf den Tisch. Danach werden wir die Lehren

daraus ziehen, die notwendigen Konsequenzen ziehen, wie dies mit rechtlichen Instrumenten

umzusetzen ist. Das ist das, was ich dazu sagen möchte.

Ich möchte auch noch einmal sagen, wie sehr ich mich über den Empfang, der mir hier bereitet

wurde, gefreut habe; denn ich wollte hier über unsere Unterschiede hinaus ein Bild des

Vertrauens in die Arbeit, die wir gemeinsam angehen können und werden, und ein Bild des

Zusammenhalts und der Kontinuität in den deutsch-französischen Beziehungen und auch in

der Geschichte unserer beiden Länder in der Europäischen Union vermitteln. Dieses Treffen

ist von allen ja sehr erwartet worden Sie sind hier heute sehr zahlreich erschienen, wie ich

sehe. Ich hoffe, dass wir damit ohne dass wir hier Dinge verbergen, die uns vielleicht trennen

in der Lage sind, die Europäer davon zu überzeugen, dass Deutschland und Frankreich

gemeinsam den Willen haben, durch die Arbeit von Frau Merkel und des neuen französischen

Präsidenten gemeinsam für unsere beiden Länder, für die deutsch-französischen Beziehungen

und für Europa insgesamt zu arbeiten.

FRAGE: Frau Bundeskanzlerin, Sie haben gesagt, dass es Ihr Wunsch wäre, dass beim

Europäischen Rat im Juni gemeinsam mit dem Präsidenten gemeinsame Vorschläge zum

Wachstum gemacht werden. Heißt das, dass Ihre Meinungsunterschiede nicht so groß sind,

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wie man das während des Wahlkampfs in Frankreich hätte annehmen können? Heißt das, dass

Sie schon einen Weg für einen möglichen Kompromiss gefunden haben?

Ebenfalls möchte ich Sie fragen, ob Sie bei Ihrem Gespräch heute Abend ganz offen über das

gesprochen haben, was Sie trennt, was Sie unterscheidet. Frau Bundeskanzlerin, haben Sie

immer noch Angst vor den Wahlversprechen des französischen Präsidenten, wenn es zum

Beispiel darum geht, die Anzahl der Beamten zu erhöhen, oder wenn es um die Rentenreform

geht, was ja zu erhöhten Ausgaben in Frankreich führen könnte? Mit anderen Worten: Sind

Sie wirklich beide sofort in das Thema eingestiegen?

BK'IN DR. MERKEL: Angst habe ich sowieso selten, weil das kein guter Ratgeber in der

Politik ist. Außerdem gibt es ja die Autonomie der Entscheidungen jedes Landes, und insofern

ist das gar nicht mein Thema.

Ich glaube, dass wir uns doch einig waren, dass erstens eine Verpflichtung besteht, gemeinsam

zu arbeiten.

Zweitens hatten wir jetzt ungefähr 60 Minuten Zeit. Da gab es Gemeinsamkeiten und

vielleicht auch Ansätze unterschiedlicher Sichtweisen, aber das kann ja auch bereichernd sein.

Drittens weiß ich nicht, ob vielleicht manchmal in der Öffentlichkeit mehr Divergenz

festgestellt wird, als wirklich vorhanden ist. Ich habe ja immer gesagt: Auf der einen Seite

steht der Fiskalpakt, und auf der anderen Seite haben wir im Januar und im März hinsichtlich

des Themas Wachstum gearbeitet und vor, jetzt auch im Juni entsprechend zu arbeiten; das ist

gar nicht die Frage. Die Frage ist jetzt: Wer hat welche Vorstellungen? Wachstum ist ja erst

einmal ein allgemeiner Begriff. Wachstum muss bei den Menschen ankommen. Deshalb freue

ich mich, dass wir vereinbart haben, dass wir die verschiedenen Ideen darüber, wie Wachstum

geschaffen werden kann, miteinander besprechen werden, und da mache ich mir keine Sorge,

dass es keine Gemeinsamkeiten gibt. Vielleicht gibt es auch diese oder jene unterschiedliche

Meinung, aber es ist alles so, dass ich mich auf die weitere Zusammenarbeit freue.

FRAGE DR. RINKE: Ich habe eine Frage an den französischen Präsidenten. Ich hätte ganz

gerne gewusst, weil es hier unterschiedliche Darstellungen darüber gab, was Sie im

französischen Wahlkampf zum Fiskalpakt gesagt haben, ob Sie den Fiskalpakt so, wie er ist,

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ratifizieren wollen oder ob Sie darauf bestehen, dass der Fiskalpakt in seinen Inhalten geändert

wird.

P HOLLANDE: Im Wahlkampf habe ich gesagt, und ich sage das auch heute wieder, dass ich

als Präsident der Republik das neu verhandeln möchte, was zu einem gewissen Zeitpunkt

festgelegt worden ist, weil ich dem eine Wachstumsdimension hinzufügen möchte. Die

Methode, auf die wir uns geeinigt haben, besteht darin, dass wir alle Ideen, alle Vorschläge

zusammenbringen und einmal prüfen, wie dies rechtlich umgesetzt werden kann. Am Ende

dieser Arbeit werde ich Ihre Frage beantworten können.

FRAGE: Frau Merkel, Sie haben im November 2011 in Leipzig gesagt: „Wir sind jetzt alle

Teil der europäischen Innenpolitik.“ Heißt das mit anderen Worten, dass Herr Hollande und

Sie jetzt politische Gegner sind?

Herr Hollande, die Wachstumszahlen im ersten Quartal waren in Frankreich pessimistisch.

Die Europäische Kommission sagt, dass es noch schlimmer kommen werde, als sie es vorher

gesehen habe. Muss Frankreich deshalb sehr schnell einen Sparplan festlegen?

BK'IN DR. MERKEL: Ich habe damit ausgedrückt, dass Europapolitik viel mehr geworden ist

als nur das Austauschen von diplomatischen Fragen und der Umgang miteinander in der

klassischen Außenpolitik. Vielmehr sind wir auf viel mehr Gebieten miteinander verbunden.

Wir haben eine Währung, und wer eine Währung hat, der hat viel größere gemeinsame

Verantwortung. Es war ja auch der Grund für die Schaffung des Euro, dass man die

europäische Einigung irreversibel macht. Der Euro ist ja nicht nur ein monetäres Projekt. Der

Euro ist ein politisches Projekt. Das politische Projekt war die Botschaft an die Welt: Wir sind

entschlossen, den Weg in die Zukunft gemeinsam zu gehen. Ich kann nur immer wieder sagen:

Angesicht von 7 Milliarden Menschen auf der Welt tun wir 500 Millionen Europäer gut daran,

möglichst viel Gemeinsamkeit zu haben, weil wir uns den gemeinsamen Werten verpflichtet

fühlen, der Demokratie, der Meinungsfreiheit, der Religionsfreiheit. Das alles sind unsere

Werte, die wir leben wollen.

Dafür gibt es ein großes Versprechen, und dieses Versprechen drückt sich auch in einer

gemeinsamen Währung aus: Länder, die eine gemeinsame Währung haben das haben viele

Menschen schon nach dem Zweiten Weltkrieg gesagt , werden nie Krieg gegeneinander

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führen. Sie werden sich friedlich verbunden sein, und sie werden gemeinsame Lösungen

finden. In diesem Sinne ist durch die Einführung des Euro und auch durch die Krise, die wir

jetzt gemeinsam durchlebt haben, vieles innenpolitisch geworden. Das heißt, dass es

sozusagen auch eine sehr ehrliche Aussprache gibt, wie man sie normalerweise in einem

Kabinett führt und wie man sie normalerweise auch immer in der Innenpolitik pflegt, weil

man einfach sehr harte Lösungen finden muss.

Nun gehören wir unterschiedlichen Parteifamilien an das ist ja bekannt , aber das heißt ja

nicht, dass wir nicht etwa zusammenarbeiten können. In Deutschland ist es seit Jahrzehnten so

selbst dann, wenn es auf der föderalen Ebene keine große Koalition als Regierung gibt , dass

Bundestag und Bundesrat unterschiedliche Mehrheiten haben und dass wir immer zum

Konsens und zum Ausgleich verpflichtet sind. So ist es auch in Europa zwischen den

verschiedenen Parteifamilien. Deshalb ist das eine Situation, die uns auf jeden Fall gute

Lösungen finden lässt. Das ist eine langjährige Erfahrung in Europa.

P HOLLANDE: Es ist ja nicht das erste Mal, dass zwischen Deutschland und Frankreich

Beziehungen bestehen, die von Staats- und Regierungschefs geführt werden, die nicht der

gleichen Parteifamilie angehören. Das war der Fall mit Helmut Schmidt und Valéry Giscard

d'Estaing, mit François Mitterrand und Helmut Kohl, dann mit Jaques Chirac und Gerhard

Schröder. Es ist sogar eine Ausnahme, wenn die Staats- und Regierungschefs der beiden

Länder der gleichen politischen Familie angehören. Aber diese Debatte möchte ich jetzt gar

nicht erst lostreten.

Was ich weiß, ist, dass wir eine gemeinsame Aufgabe haben. Die Länder übernehmen die

Verantwortung, die richtig ist, und unsere Aufgabe ist es, gemeinsam die Pflichten zu erfüllen,

die wir haben, Europa insgesamt voranzubringen und uns den Herausforderungen der Welt zu

stellen. Im Übrigen werden wir uns beim G8-Treffen und beim NATO-Treffen wiedersehen,

und wir werden gemeinsam zusammenarbeiten müssen.

Was das Wachstum anbelangt: Es ist sicherlich richtig, dass dieses Wort im Fiskalpakt so

festgeschrieben ist. Aber so richtig ausgesprochen hat man dieses Wort nicht. Es hat sicherlich

Arbeitssitzungen gegeben, die vorgesehen waren, und ich begrüße es, dass der Wahlkampf in

Frankreich es ermöglicht hat die Lage in Europa hat das auch erleichtert , dass das Thema

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Wachstum wieder den Kernpunkt unserer Gespräche bildet. Ich weiß natürlich, dass sich

hinter dem Wort Wachstum Ansätze verbergen, die unterschiedlicher Natur sein können. Aber

ich bin gleichzeitig für ein größeres Angebot, das produktiver ist, und für eine Nachfrage, die

nicht mehr nur von den Nationalstaaten aufgrund der Haushaltslage in diesen Ländern und

aufgrund der Verschuldung der Staaten gestaltet wird. Also muss Europa zu seiner

Verantwortung stehen. Das ist genau das, worüber wir in den nächsten Wochen sprechen

werden.

Was die wirtschaftliche Lage Frankreich anbelangt: Herr Lemaître war so nett, daran zu

erinnern, dass es hier ein Erbe gibt, das ich heute antrete und das mir heute übertragen wurde.

Das heißt, es gibt ein Wachstum, das im ersten Quartal praktisch auf null zurückgegangen ist,

und eine Perspektive, die die Kommission genannt hat und die besagt, dass wir 2013 nicht

diese 1,7 Prozent erreichen werden, selbst wenn das INSEE, ein nationales Institut, diese

Zielsetzung bestätigt. Wachstum muss erst einmal geschaffen werden - auf nationaler Ebene,

auch auf europäischer Ebene, aber selbst auf der universellen Ebene. Wir werden sicherlich

beim G8- und beim G20-Treffen auch darüber sprechen. Aber vor dem Hintergrund, ein

Nachlassen des Wachstums und die Verpflichtungen hinsichtlich der Ausgaben, die damit

einhergehen, zu berücksichtigen, wird die Regierung, die ich morgen bilden werde, den

Rechnungshof bitten, und zwar in Kürze, einen Bericht zur Bewertung des Haushalts 2012 zu

erstellen. Denn ich bin dafür, dass ein Haushalt seriös geführt wird. Ich bin dafür, die Ziele zu

erreichen, die wir uns gesetzt haben. Aber weil ich eine klare Haushaltspolitik möchte, bin ich

auch für Wachstum; denn ohne Wachstum da können wir tun, was wir möchten werden wir

nicht die Ziele erreichen, die wir uns selbst gesetzt haben, nämlich die Schulden

zurückzufahren und unsere Defizite zu reduzieren.

FRAGE HASENKAMP: Sie haben gesagt, dass Sie möchten, dass Griechenland in der

Eurozone bleibt. Ist die Tatsache, dass es jetzt eine neue Wahl in Griechenland gibt, dafür eher

hilfreich oder eher nicht so hilfreich?

Eine zweite kleine Frage: In welcher Sprache haben Sie eben miteinander gesprochen?

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BK’IN DR. MERKEL: Im Großen und Ganzen haben wir unsere jeweiligen Muttersprachen

benutzt bis auf wenige Sekunden, in denen die Dolmetscher nicht da waren und wir wenige

englische Worte verwendet haben. Die tragende Säule waren unsere Muttersprachen.

Zweitens. Wir haben zu respektieren, dass es in Griechenland neue Wahlen gibt. Deshalb

werden wir deutlich machen ich sage das für mich , dass wir den Wunsch haben, dass

Griechenland im Euroraum bleiben kann, dass die Bürgerinnen und Bürger darüber auch

abstimmen werden, dass ein Teil davon ist, dass die Verabredungen des Memorandums

eingehalten werden müssen und dass wir zum Zweiten bereit stehen, dass, wann immer

Griechenland das möchte, die zusätzlichen Möglichkeiten von Wachstum überprüft werden,

wenn solche Wünsche geäußert werden oder wir uns vielleicht auch mit Vorschlägen an

Griechenland wenden. Ansonsten ist es die Endscheidung in Griechenland, dass neue Wahlen

stattfinden. Das haben wir zu respektieren.

P HOLLANDE: Ich könnte nichts anderes als das antworten, was die Bundeskanzlerin gerade

geantwortet hat. Die Griechen sind zur Wahl gerufen. Es stellen sich politischen Parteien zur

Wahl, die sicherlich für den Verbleib in der Eurozone sind. Andere wiederum sind dagegen.

Also werde ich, was immer auch passieren wird, die Entscheidung der Griechen respektieren.

Allerdings besteht meine Verantwortung darin, den Griechen ein Zeichen zu geben. Ich bin

mir der Schwierigkeiten, die damit einhergehen, bewusst, die einen Teil der griechischen

Bevölkerung betreffen.

Bezüglich dieser Zweifel, dieser Fragen, was die Zukunft anbelangt, sollen die Griechen

wissen, dass wir durch Wachstumsmaßnahmen, durch die Unterstützung der wirtschaftlichen

Aktivität auf sie zugehen werden, um sicherzustellen, dass sie weiterhin in der Eurozone

verbleiben. Nur die Griechen entscheiden. Vor solchen Wahlen egal, in welchem Land sie

stattfinden sollte man den größten Respekt haben. Aber ich möchte hier auch ein Signal

aussenden. Dieses Signal ist: Wachstum, Unterstützung der Wirtschaftskraft usw.

Zu der Frage, in welcher Sprache wir uns unterhalten haben, möchte ich sagen: Es ist die

allgemeine Sprache gewesen, nämlich die Sprache der Interessengemeinschaft des jeweiligen

Willens des einen und des anderen, Lösungen zu finden. Ich kann Ihnen versichern, dass man

selbst dann, wenn man Französisch spricht, von der deutschen Bundeskanzlerin verstanden

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wird. Umgekehrt ist es genauso: Auch ein französischer Präsident versteht eine deutsche

Bundeskanzlerin.

Ich möchte damit sagen, dass dieses Treffen nicht dazu vorgesehen war, alle Fragen zu lösen,

die jetzt auf dem Tisch liegen. Aber der Hauptzweck dieses Treffens war sicherlich, uns besser

kennenzulernen, eine Beziehung in Gang zu bringen, Schritte und eine Arbeitsmethode

festzulegen, um gemeinsam zu Lösungen zu gelangen. Das ist der Sinn unseres Treffens von

heute gewesen. Ich freue mich sehr, dass dies zustande gekommen ist. Vielen Dank!

BK’IN DR. MERKEL: Genau! Und es werden weitere folgen.

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2. Transkript der Pressekonferenz auf Französisch

Conférence de presse franco-allemande du 15 mai 2012

M. LE PRÉSIDENT DE LA RÉPUBLIQUE

ET MME ANGELA MERKEL,

CHANCELIÈRE DE LA RÉPUBLIQUE FÉDÉRALE D'ALLEMAGNE

Berlin -- Mardi 15 mai 2012

LE PRESIDENT: Mesdames, Messieurs,

Je souhaitais, le jour même de mon investiture comme président de la République française,

venir à Berlin rencontrer la Chancelière. Je le souhaitais pour deux raisons : d'abord parce que

je ne la connaissais pas -- même si sa réputation avait franchi la frontière depuis longtemps --

et ensuite parce que je voulais démontrer que la relation franco-allemande est une constante de

l'engagement du Président de la République. Je voulais venir ici à Berlin pour également

signifier le sens que je donne au mot amitié entre nos deux pays. Nous avons, par notre

histoire, par nos engagements, par notre contribution à la construction de l'Europe, des liens

forts et une responsabilité éminente. Je conçois la relation entre la France et l'Allemagne

comme une relation équilibrée et respectueuse : équilibrée entre nos deux pays, respectueuse

de nos sensibilités politiques, et également respectueuse des partenaires de l'Europe et des

institutions communautaires. Nous voulons travailler ensemble pour le bien de l'Europe, mais

en mobilisant tous les autres pays de l'Union.

Je voulais aussi venir pour définir avec la Chancelière notre travail pour les prochaines

semaines, voire même les prochains mois. Il y a d'abord le 50e anniversaire du Traité de

l'Elysée. La Chancelière a bien voulu rappeler le symbole qu'il constitue par lui-même, ce

traité qui avait été signé par Konrad Adenauer et par Charles de Gaulle. Je souhaiterais que

nous puissions, à l'occasion de ce 50e anniversaire, après une préparation que nous engagerons

prochainement, ajouter d'autres dispositions pour que la jeunesse, la culture, bref, tout ce qui

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peut mobiliser les générations nouvelles pour la relation franco-allemande, puisse être intégré

dans ce nouveau traité.

Ensuite il y a les sujets qui relèvent de l'actualité : la Grèce. Nous en avons parlé et nous

devions en parler. Je souhaite, comme Mme Merkel, que la Grèce reste dans la zone euro. Il y

a eu des efforts qui ont été engagés de part et d'autre, du côté de l'Union européenne comme

du côté des Grecs. Et donc, nous devons permettre aux Grecs de trouver des solutions. Ils vont

être consultés par un nouveau scrutin qui va être organisé le 17 juin : je souhaite que les Grecs

puissent affirmer dans ces élections leur attachement à la zone euro, et je suis favorable à ce

que nous puissions dire aux Grecs que l'Europe est prête à ajouter des mesures de croissance,

de soutien de l'activité pour qu'il puisse y avoir le retour de la croissance en Grèce, alors

qu'elle vit une récession, mais qu'en même temps, les engagements qui ont été pris doivent être

tenus.

S'agissant du traité budgétaire et du pacte de croissance, j'ai dit que je voulais que la

croissance puisse être non seulement un mot prononcé, mais aussi des actes tangibles et

traduits dans la réalité. La méthode qui nous paraît la meilleure c'est celle de mettre tout sur la

table, à l'occasion du sommet informel du 23 mai -- je remercie d'ailleurs Mme Merkel d'avoir

accepté son report pour me permettre de le préparer dans les meilleures conditions -- et surtout

le Conseil européen de la fin du mois de juin. Tout doit être mis sur la table, par les uns

comme par les autres, tout ce qui peut contribuer à la croissance : aussi bien l'amélioration de

la compétitivité que les investissements d'avenir, que la mobilisation de fonds, que les

eurobonds -- bref : tout doit être mis sur la table. Et ensuite, nous en tirerons les conclusions

en terme d'instruments juridiques nécessaires.

Voilà ce que je voulais dire en me félicitant de l'accueil qui m'a été réservé, parce que c'est une

image que je voulais donner, au-delà de nos différences, une image de confiance dans le

travail que nous pouvons engager, une image de cohérence dans la relation franco-allemande,

de continuité aussi pour l'histoire même de nos deux pays dans l'Union européenne. Et ce

rendez-vous -- qui était très attendu, j'ai l'impression que vous êtes venus nombreux à ce

rendez-vous -- me permet, sans rien dissimuler de ce qui peut nous séparer parfois, de

convaincre les Européens que la France et l'Allemagne ont la volonté, à travers la Chancelière

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et le nouveau Président de la République française, de travailler en commun, pour nos deux

pays, pour la relation franco-allemande, et pour l'Europe tout entière.

QUESTION : une question pour le président français. Je voudrais savoir, car il y a eu à ce

sujet différentes déclarations pendant la campagne électorale, si vous voulez ratifier le pacte

budgétaire en l'état ou si au contraire vous tenez à ce qu'il soit modifié dans son contenu.

LE PRESIDENT - J'ai dit dans la campagne, et je le répète encore aujourd'hui comme

Président de la République, que je voulais renégocier ce qui, à un moment, a été établi, pour y

intégrer une dimension de croissance. Et donc, la méthode dont nous avons convenu consiste à

mettre toutes les idées, toutes les propositions sur la table, et voir ensuite quelles sont les

traductions juridiques pour les mettre en œuvre. Et c'est au terme de ce travail que je pourrais

répondre à votre question.

QUESTION - Mme Merkel, vous aviez dit en novembre 2011, à Leipzig : « nous sommes

tous, maintenant, une partie de la politique intérieure européenne ». Faut-il en conclure que M.

Hollande et vous êtes des adversaires politiques ? M. Hollande, le chiffre de la croissance au

premier trimestre en France a été mauvais, les prévisions de la Commission européenne pour

2012 et 2013 sont pires que celles que vous avez prévues, la France va-t-elle devoir adopter

rapidement un plan de rigueur ?

LE PRESIDENT - Ce n'est pas la première fois que, entre la France et l'Allemagne, il y a des

relations qui sont conduites par des chefs d'Etat et de gouvernement qui ne sont pas de la

même sensibilité politique. C'est arrivé avec Helmut Schmidt et Valéry Giscard d'Estaing,

François Mitterrand et Helmut Kohl, et ensuite Jacques Chirac et Gerhard Schröder. Bref, c'est

même l'exception quand il y a des chefs d'Etat et de gouvernement de même sensibilité

politique ! Mais je ne vais pas rentrer dans ce débat. Ce que je sais, c'est que nous avons un

devoir commun. Les pays se dotent des responsables de leur choix, et nous, nous avons à

travailler ensemble pour mener à bien les missions qui nous sont données, et surtout le devoir

de faire avancer l'Europe et de répondre aux grands défis du monde, aussi. Et nous nous

retrouvons d'ailleurs bientôt à des sommets du G8, de l'OTAN, et nous aurons à travailler

ensemble.

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Sur le sujet de la croissance, c'est vrai que le mot était inscrit dans le traité budgétaire, mais il

n'était pas vraiment décliné. Je me félicite que la campagne présidentielle en France ait permis

-- la situation en Europe y a aussi aidé -- de remettre le sujet de la croissance au cœur de nos

débats. Je sais qu'il y a, derrière le mot croissance, des approches qui peuvent être différentes,

mais moi je suis à la fois pour une économie de l'offre qui soit plus productive, et pour des

soutiens de la demande, qui ne peuvent plus être exercés par les Etats nationaux compte tenu

des situations budgétaires, compte tenu des endettements. Donc l'Europe aura à prendre sa

responsabilité, et c'est ce dont nous allons discuter ensemble pendant les semaines qui

viennent.

Sur la situation économique de la France, M. Lemaître a bien voulu rappeler l'héritage qui est

le mien aujourd'hui, enfin, qui m'a été transmis aujourd'hui, c'est-à-dire une croissance quasi-

nulle pour le premier trimestre, et une perspective, celle qu'a évoquée la Commission qui

laisserait penser que nous n'atteindrions pas les 1,7% en 2013, même si l'INSEE aujourd'hui

confirme plutôt cet objectif. Pour en savoir davantage -- non pas sur les prévisions

économiques, parce que la croissance, nous devons la créer, et à l'échelle nationale, et à

l'échelle européenne, et même à l'échelle mondiale, et nous en parlerons sans doute au G8

comme au G20 -- mais pour tenir compte des effets d'un ralentissement de la croissance, peut-

être aussi de dépenses qui ont pu être engagées, le gouvernement que je vais constituer demain

va demander à la Cour des comptes, très rapidement, de faire un rapport pour évaluer l'état de

l'exécution du budget 2012. Car je suis pour le sérieux budgétaire. Je suis pour qu'on atteigne

nos objectifs. Mais, parce que je suis pour le sérieux budgétaire, je suis pour la croissance : s'il

n'y a pas la croissance, alors, quels que soient nos efforts, nous n'atteindrons pas les objectifs

que nous nous sommes fixés de réduction de la dette et de diminution de nos déficits.

QUESTION : Vous avez dit que vous souhaitiez que la Grèce demeure dans la zone euro.

Estimez-vous que la tenue prochaine de nouvelles élections peut aider à atteindre cet objectif

ou non ? Et une seconde petite question : en quelle langue vous êtes-vous parlé ?

LE PRESIDENT - Je n'aurai pas de réponse différente de celle de la Chancelière. Les Grecs

sont appelés à se prononcer sur des formations politiques qui, pour certaines, sont pour le

maintien de la Grèce dans la zone euro, pour d'autres non, et donc je respecterai, quoi qu'il

arrive, le vote des Grecs. En revanche, ma responsabilité, c'est d'adresser un signe, aussi, aux

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Grecs. Je mesure les épreuves, les souffrances qu'une partie du peuple grec subit aujourd'hui,

et ses doutes, ses interrogations par rapport à l'avenir. Les Grecs doivent savoir que nous

viendrons, par des mesures de croissance, par des soutiens de l'activité, vers eux pour leur

permettre d'assurer leur présence dans la zone euro. Voilà pourquoi, dans cette élection, les

Grecs seuls ont la parole, et il faut toujours avoir pour le suffrage universel, dans quelque pays

que ce soit, le plus grand respect. Mais je dois envoyer un certain nombre de signes, et ces

signes sont ceux de la croissance, de l'activité, du soutien.

Sur la manière avec laquelle nous avons conversé Mme Merkel et moi, c'est la langue

universelle, c'est celle de la communauté d'intérêts, de l'intelligence respective, de la volonté

de trouver des solutions, et vous assure que, même en parlant français, on peut se faire

comprendre par une Chancelière allemande, et réciproquement, une Chancelière allemande, en

parlant allemand, peut se faire comprendre par un président français. Tout ça pour vous dire

que cette réunion n'avait pas vocation à régler toutes les questions qui sont posées, mais avait

d'abord comme premier objet de mieux nous connaître, d'établir une relation, de fixer une

démarche, d'engager une méthode de travail pour trouver ensemble des solutions. C'est cela le

sens de notre rencontre de ce soir, et j'en suis très heureux.

Merci.

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3. CD-ROMs:

Die gesamte Arbeit sowie die Multimedia-Mitschnitte der Pressekonferenz auf Deutsch und

Französisch sind auf den beigefügten DVD-Rs zu finden.