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cyril-gulevsky-obolonsky
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University of Heidelberg - Bachelor Thesis - Summer 2012 - German
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Universität Heidelberg
Seminar für Übersetzen und Dolmetschen
Französische Abteilung
BA-Arbeit (SS 2012)
Betreuer: Pr. Dr. Vahram Atayan
Kandidat: Cyril Gulevsky-Obolonsky
Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der
Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden
Juli 2012
2
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................ 4
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................... 5
Einleitung .................................................................................................................................... 6
1. Theoretischer Teil .................................................................................................................... 9
1.1 Postmoderne ....................................................................................................................... 9
1.1.1 Definition .................................................................................................................... 9
1.1.2 Abgrenzung der Begriffe Postmodernität und Postmoderne..................................... 10
1.1.3 Exkurs in die Genealogie der Postmoderne/der Postmodernität ............................... 11
1.1.4 Postmoderne und Translation .................................................................................... 15
1.1.5 Fazit: Die Analysierbarkeit der Postmoderne. Die Postmoderne als wissenschaftliche Herangehensweise ................................................................................. 19
1.2 Analyse des politischen Diskurses ................................................................................... 20
1.2.1 Definition .................................................................................................................. 20
1.2.2 Kriterien und Strategien eines Diskurses .................................................................. 22
1.2.3 Fazit: Analyse eines Diskurses .................................................................................. 23
1.3 Die gegenwärtige politische Metaphorik ......................................................................... 25
1.3.1 Definition .................................................................................................................. 25
1.3.2 Klassifikation der Metaphern .................................................................................... 26
1.3.3 Metaphern in der Kommunikationssituation. Kriterien der Metaphorik................... 27
1.3.4 Politische Metaphorik ............................................................................................... 29
1.3.5 Fazit: Metaphern als Diskurseinheiten ...................................................................... 30
1.4 Strategien der Kommunikation ........................................................................................ 31
1.4.1 Strategien politischer Kommunikation...................................................................... 31
1.4.2 Strategien des Dolmetschens ..................................................................................... 33
1.4.3 Fazit: Unterschiedliche Ziele der Kommunikation ................................................... 34
2. Praktischer Teil ...................................................................................................................... 35
2.1 Anmerkungen und Fragestellung zum praktischen Teil .................................................. 35
2.2 Kontext ............................................................................................................................. 35
2.3 Untersuchungsgegenstand ............................................................................................... 36
2.4 Analyse der Metaphorik ................................................................................................... 38
3
2.5 Analyse der Metaphern .................................................................................................... 47
2.6 Strategien ......................................................................................................................... 54
2.7 Postmodernität ................................................................................................................. 56
Schlussbemerkung ..................................................................................................................... 61
Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 64
Anhang ...................................................................................................................................... 69
1. Transkript der Pressekonferenz auf Deutsch ..................................................................... 69
2. Transkript der Pressekonferenz auf Französisch ............................................................... 79
3. CD-ROMs: ......................................................................................................................... 84
4
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1. Allgemeines linguistisches Kommunikationsschema..........................................28
Abbildung 2. Die Hauptthemen des behandelten Diskursfragments........................................36
5
Abkürzungsverzeichnis
PM (Postmoderne)
DA (Diskursanalyse)
Met. (Metaphorik)
Str. (Strategie)
HO (Staatspräsident Frankreichs François Hollande)
ME (Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel)
6
Einleitung
Diese Arbeit soll das Problem der Postmodernität des internationalen und intersprachlichen
politischen Diskurses am Material der heutigen politischen Metaphorik analysieren und
darstellen. Im Fokus der Untersuchung stehen die postmoderne Weltanschauung als
zeitdiagnostische Tendenz und die Herangehensweise der Diskursanalyse, die unterschiedliche
Ansätze (u.a. die der semantischen und pragmatischen Analyse) kombinieren lässt. Als
Material für die Analyse dienen das deutsche und das französische Transkript sowie die
Video-Mitschnitte der am 15. Mai 2012 in Berlin mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela
Merkel und dem französischen Präsidenten François Hollande anlässlich seiner
Amtseinführung stattgefundenen Pressekonferenz.
Das vorzustellende Problem der Postmodernität ist bis heute noch kaum erforscht und ist
deswegen von höchstem Interesse. Der Ansatz der Analyse der Diskurse besteht dagegen
schon seit dem Ende des 20. Jahrhunderts und wird erfolgreich in der sprach- und
geisteswissenschaftlichen Forschung angewandt. In dieser Arbeit wird versucht, den
behandelten Diskurs mehr auf semantisch-pragmatischer Ebene zu analysieren und den
Zusammenhang zwischen der im Diskursfragment zu findenden Metaphorik und der
Strategiewahl der Sprecher zu analysieren.
Die Kommunikation im Verlauf der Pressekonferenz wird durch die simultane
Verdolmetschung gewährleistet, was es ihren Teilnehmer ermöglicht, in ihren Muttersprachen
(Deutsch und Französisch) miteinander zu sprechen. Dies beeinflusst auch die
Kommunikationssituation, indem zwei neue Teilnehmer hinzugefügt werden müssen - die
zwei Dolmetscher, die die jeweilige Sprachkombination bereitstellen. Diese Arbeit
berücksichtigt auch, inwiefern die Simultandolmetscher die Kommunikation beeinflussen.
Die Arbeit besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Im theoretischen Teil
werden die verwendeten Begriffe definiert und die in dieser Arbeit angenommenen
methodischen Ansätze beschrieben. Im praktischen Teil wird das gegebene Diskursfragment
auf der Basis der ausgearbeiteten theoretischen Definitionen und Prinzipien analysiert.
7
Als erstes wird im theoretischen Teil der Begriff „Postmoderne“ behandelt, auf den heutzutage
in fast allen Bereichen des Lebens verwiesen wird. Aus der Philosophie, wo er ursprünglich
als zeitdiagnostisch gedeutet wurde, wurde er auf Politik, Wissenschaft, Kunst und andere
Sphären des Lebens übertragen und kennzeichnet aktuell die vorherrschende Weltanschauung.
Im ersten Teil dieser Arbeit werden die wichtigsten Merkmale der Postmoderne im Bezug auf
Kommunikation (auch intersprachliche Kommunikation und Translation) beschrieben.
Im Folgenden wird der Begriff der Diskursanalyse behandelt. Es wird die Definition des
Konzepts „Diskurs“ gegeben und die damit verbundenen Faktoren und Diskurskomponenten
wie „Diskursstrang“, „Diskursfragment“, „Diskurssubjekt“ und andere werden erklärt. Es
werden ebenfalls neue Tendenzen der Diskursanalyse erläutert, die größtenteils von der
postmodernen Denkweise geprägt wurden.
Des Weiteren wird anhand des existierenden theoretischen Wissens eine Definition des
Begriffs „Metapher“ vorgenommen und Kriterien für ihre Feststellung bestimmt. In diesem
Zusammenhang wird ebenfalls der für die Diskursanalyse relevante pragmatische Wert der
Metapher und ihre kommunikationsbezogene Rolle festgestellt.
Im letzten Kapitel des theoretischen Teils werden die Kommunikationsstrategien des
politischen Diskurses sowie die vom Dolmetscher angewandten Strategien beschrieben. Darin
wird näher darauf eingegangen, welche Mittel ein bestimmtes Kommunikationssubjekt
verwenden muss, um den Zweck der Kommunikation zu erfüllen.
Im praktischen Teil dieser Arbeit wird ein Fragment des großen Diskurses der deutsch-
französischen Beziehungen analysiert. Zuerst werden der Kontext und das behandelte
Fragment des Diskurses behandelt. Dann wird die im Fragment enthaltene Metaphorik nach
den im theoretischen Teil ausgearbeiteten Kriterien separat untersucht. Die Metaphern werden
aufgelistet und nach im Text zu findenden semantisch-pragmatischen Themaeinheiten
klassifiziert. Zum Schluss werden die von diesen Metaphern bestimmte Strategiewahl und der
postmoderne Charakter des heutigen politischen Diskurses betrachtet.
Die Theorie der Postmoderne wird in dieser Arbeit anhand der Werke der bedeutendsten
Wissenschaftler nachvollzogen, die die wichtigsten Erscheinungsformen dieser Strömung
ausgearbeitet haben: Lyotard, Derrida, Deleuze, Baudrillard, Barthes usw. Manche Thesen
8
werden ebenfalls aus der Monografie „Unsere postmoderne Moderne“ von Wolfgang Welsch
übernommen. Die Werke von Michel Foucault und Siegfried Jäger werden als
Referenzmaterial für die in dieser Arbeit durchgeführte Analyse des politischen Diskurses
zitiert. Bei der Definition der sprachwissenschaftlichen Begriffe werden die Lexiken von
Bußmann, Dubois und Crystal benutzt. Die Informationen zum strategisch-pragmatischen
Handeln verschiedener Subjekte der Kommunikation werden aus unterschiedlichen
wissenschaftlichen Artikeln verwendet.
9
1. Theoretischer Teil
1.1 Postmoderne
1.1.1 Definition „Die Postmoderne beginnt dort, wo das ganze aufhört.“
(Welsch 2002: 39)
Heute ist es ebenso schwierig, den Begriff „Postmoderne“ (PM) zu definieren, wie seine
Entstehung nachzuvollziehen. Es kann daran liegen, dass von Anfang an kein fest umrissener
und leicht definierbarer Begriff zur Verfügung steht und es mehrere Prozesse und Phänomene
gibt, die man der PM unterordnen kann. Deshalb tendiert man dazu, die PM ganz frei und
inkonsequent zu deuten und mit vielen anderen Begriffen zu assoziieren.
Als Beispiel herfür kann die relative Häufigkeit des Präfixes „post-“ dienen, das in Wörtern
wie z. B. Postindustrialismus, Postkolonialismus, Poststrukturalismus, Postgeschichte,
Postfeminismus, Postmaterialismus, Postdemokratie usw. zu finden ist. Diese Begriffe
bezeichnen Phänomene, die in der modernen Gesellschafts- und Wissenschaftstheorie
entstanden sind, aber ihre Form bis heute verändert haben und schon zu einer anderen Epoche
gehören, als die aus der dieses Präfix stammt und die sich von der „vorangegangenen“
Moderne grundsätzlich unterscheiden. Weil sich die Gesellschaft noch in dieser sich
entwickelnden Epoche befindet, ist es problematisch, sie und ihre Attribute neutral und
allumfassend zu analysieren. Folglich gibt es mehrere Deutungen und Schulen der PM, die in
ihrer Weltanschauung heterogen sind und manchmal einander widersprechen können.
Der amerikanische Wissenschaftler Gary Aylesworth beschreibt die PM folgendermaßen:
That postmodernism is indefinable is a truism [Hervorhebung von uns]. However, it can be described as a set of critical, strategic and rhetorical practices employing concepts such as difference, repetition, the trace, the simulacrum, and hyperreality to destabilize other concepts such as presence, identity, historical progress, epistemic certainty, and the univocity of meaning (Aylesworth 2005 : 1).
10
Diese Beschreibung spricht bereits die grundlegenden Merkmale der PM an. Die Tatsache,
dass es heute noch unmöglich ist, die PM genau zu definieren, wird als Axiom (truism)
wahrgenommen. Man kann sie nur im Gegensatz zur Moderne beschreiben, indem man sie
den philosophischen und kulturellen Maximen der sogenannten Moderne (presence, identity,
historical progress, epistemic certainty, the univocity of meaning) die der PM (difference,
repetition, the trace, the simulacrum, hyperreality) gegenüberstellt (vgl. Aylesworth 2005: 1).
Eine solche Herangehensweise ist aber nicht in allen Fällen effektiv, weil die PM sehr oft von
der Moderne nicht zu trennen ist. Trotzdem hilft es, die wichtigsten Merkmale der PM, die im
Laufe dieses Kapitels als Teil der Genealogie der PM noch ausführlicher behandelt werden, zu
bestimmen.
1.1.2 Abgrenzung der Begriffe Postmodernität und Postmoderne
Es wäre für die vorliegende Arbeit wichtig, zwischen den zwei Begriffen zu unterscheiden, die
auf verschiedene Seiten desselben Phänomens hinweisen. Die Begriffe „Postmoderne“ und
„Postmodernität“ haben denselben Wortstamm, der aus dem Präfix „post-„ und der Wurzel
„-modern-„ besteht, deren Semantik oben erläutert wurde.
Die Postmodernität spiegelt den aktuellen Zustand der Kultur und stellt eine Epoche der
menschlichen Beziehungen dar: „The postmodernity is said to describe a pervaisve cultural
condition marking a new epoch in human affairs...[and] is an important phenomenon to be
investigated and understood“ (Doherty, Graham, Malek 1992: 11f.). Die PM ist des Öfteren
als Kunstströmung oder wissenschaftlicher Ansatz verstanden: „Postmodernism, on the other
hand, is often used to label an artistic style or movement ...“ (ebd.: 11).
In dieser Arbeit wird keine Unterscheidung zwischen den oben genannten Begriffen gemacht,
aber die Bezeichnung „Postmoderne“ wird bevorzugt.
11
1.1.3 Exkurs in die Genealogie der Postmoderne/der Postmodernität
Der Begriff „Postmoderne“ entstand erst im 19. Jahrhundert und ist nach dem zweiten
Weltkrieg als kulturphilosophisches Phänomen aus unserem Sprachgebrauch nicht mehr
wegzudenken (vgl. Welsch 2002: 12-14). Wie schon erwähnt wurde, wird der Begriff ganz
unterschiedlich verwendet. Trotzdem ist es einen Versuch wert, das Konzept der PM zu
beschreiben, um ein Instrumentarium für die Analyse der dramatischen Übersetzungen
bereitzustellen. Prägend für die Theorie der PM waren die Werke von Wissenschaftlern wie
Lyotard, Derrida, Deleuze, Foucault und Barthes, die von verschiedenen Seiten zur
Vervollständigung des Begriffes beigetragen haben.
Als Haupttheoretiker der PM, der den Begriff in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in die
wissenschaftliche Diskussion eingeführt hat, gilt heutzutage Jean-François Lyotard. Er hat die
PM auf folgende Weise definiert:
Das Postmoderne wäre dasjenige, das im Modernen in der Darstellung selbst auf ein Nicht-Darstellbares anspielt; das sich dem Trost der guten Formen verweigert, dem Konsensus eines Geschmacks, der ermöglicht, die Sehnsucht nach dem Unmöglichen gemeinsam zu empfinden und zu teilen; das sich auf die Suche nach neuen Darstellungen begibt, jedoch nicht, um sich an deren Genuss zu verzehren, sondern um das Gefühl dafür zu schärfen, daß es ein Undarstellbares gibt (Lyotard 1993: 47).
Hier deutet Lyotard darauf hin, dass die PM erstens ein Teil der Moderne ist und zweitens das
omnipräsente Unfassbare berührt. Ihr Zweck ist nämlich, durch die fehlende Form zu zeigen,
dass es Widersprüche gibt, die nicht dargestellt werden können:
Ein postmoderner Künstler oder Schriftsteller ist in derselben Situation wie ein Philosoph: Der Text, den er schreibt, das Werk, das er schafft, sind grundsätzlich nicht durch bereits feststehende Regeln geleitet und können nicht nach Maßgabe eines bestimmenden Urteils beurteilt werden, indem auf einen Text oder auf ein Werk nur bekannte Kategorien angewandt würden. Diese Regeln und Kategorien sind vielmehr das, was der Text oder das Werk suchten. Künstler und Schriftsteller arbeiten also ohne Regeln; sie arbeiten, um die Regel dessen zu erstellen, was gemacht worden sein wird (Hervorhebung vom Verfasser). Daher rührt, dass Werk und Text den Charakter eines Ereignisses haben. Daher rührt auch, daß sie für ihren Autor immer zu spät kommen, oder, was auf dasselbe führt, daß die Arbeit an ihnen immer zu früh beginnt. Postmodern (Hervorhebung vom Verfasser) wäre also als das Paradox der Vorzukunft (post-modo) (Hervorhebung vom Verfasser) zu denken (Lyotard 1993: 47 - 48).
Wenn das postmoderne Werk entsteht, richtet sich der Autor nicht nach den bis jetzt
existierenden Regeln, die ihrerseits dafür nicht benutzt werden können, um dieses Werk zu
beurteilen. Die Regeln und Kriterien werden vom Werk bedingt, dessen Zweck es ist, neue
Regeln und Kriterien zu schaffen. Das Werk gilt als „Event“, in dem jeweils neue Regeln und
12
Bedingungen existieren, die den Autor dynamisch von seinem Werk entfernen. Damit möchte
Lyotard wahrscheinlich sagen, dass der postmoderne Pluralismus diese Rahmen eigentlich
abschafft und es unmöglich macht, die postmodernen Werke konventionell zu beurteilen.
Ein anderer Theoretiker der PM ist Michel Foucault. Obwohl er selbst sich nie als
Postmodernist betrachtete, trug er wesentlich zur Entwicklung der postmodernen Diskussion
bei, indem er die Geschichte der Menschheit kritisch analysierte und die herrschenden
Symbole und „Erzählungen“ bestimmt hat (vgl. Foucault 1983). Genauso wie Lyotard, der in
seiner Abhandlung „Ende der großen Erzählungen“ die vorherrschenden wissenschaftlichen
und gesellschaftlichen Dogmen als „Erzählungen“ bezeichnete (Lyotard 1999: 13, 74 - 75), ist
Michel Foucault auch der Meinung, dass die „Beziehung zur Aktualität“ vieler Menschen, die
durch das „Ethos“ der Epoche geprägt wird, das Paradigma der Moderne formt (vgl. Erdmann
1990: 42). Das bedeutet, dass die Moderne nicht nur eine historische Epoche ist. Als Ethos
enthält die Moderne solche philosophischen Komponenten wie individuelle Freiheit,
Solidarität, Rationalität und aktive Weltgestaltung, die von der Aufklärung geprägt wurden.
(vgl. ebd.: 35 - 54) Die PM wendet sich gegen die Eindeutigkeit dieser Prinzipien der
Welterklärung.
Der Literaturkritiker Roland Barthes analysiert diese „Erzählungen“ und bezeichnet sie als
„Mythos“. Laut Barthes stellen diese Mythen gleichzeitig eine Aussage - eine Botschaft dar, in
welche die Wirklichkeit durch die Sprache übertragen wird, - und ein sekundäres semiotisches
System, das aus dem Bedeutenden, dem Bedeuteten und dem Zeichen besteht. Das Letztere
gilt als ideale „Gesamtheit“ des Bedeutenden und des Bedeuteten und repräsentiert den Sinn
(vgl. Barthes 1964: 85 - 93). Der Mythos bezeichnet „die unbewusste, kollektive Bedeutung,
die eine Gesellschaft von einem semiotischen Prozess ableitet“ und ist daher im Verhältnis
zur Gesellschaft sehr inkohärent (vgl. ebd.).
Ein anderes Konzept von Barthes, das für die PM prägend ist, ist der so genannte „Tod des
Autors“. In seiner gleichnamigen Arbeit La mort de l’auteur (Der Tod des Autors) ist Barthes
der Meinung, dass der Autor und seine Absicht keine Bedeutung für die Interpretation des
Textes haben, der seinerseits durchaus neue Bedeutungen entwickeln kann (Barthes 2000: 185
13
- 193). Der Forscher stärkt also die Rolle des Rezipienten, indem er sein Konzept auch die
“Geburt des Lesers” nennt1.
Indem Jacques Derrida den Begriff „Dekonstruktion“ mit einfließen lässt, hat er ebenfalls den
Begriff der PM erweitert. Dieser Ansatz wendet sich gegen das ganze dialektische System des
philosophischen Denkens. „Logozentrismus“ ist ein Begriff, unter dem Derrida die
hierarchischen Oppositionen und festen ideologischen Grundsteine versteht. Die
Dekonstruktion kann in fast allen Bereichen, die unter dem Begriff „Text“ gefasst werden
können, angewandt werden, weil dieser Ansatz jeden potenziellen Bedeutungsträger als Text
betrachtet. Die Dekonstruktion als Prinzip beruht auf der so genannten Doppelstrategie, die
darin besteht, dass die Hierarchie umgekehrt wird und das ganze System kritisch analysiert
wird, indem die logischen Beziehungen wie z.B. die der Kausalität anders verstanden werden
(vgl. Culler 1999: 8 - 10).
Deleuze und Derrida haben auch anstatt der vorherrschenden Bezeichnung „binäre
Opposition“, die die Dynamik und die inneren Widersprüche des Gegenstands nicht
widerspiegelte, das Konzept „différence/différance“ eingeführt. Damit bestätigt sich die
Doppelstrategie der Dekonstruktion u. a. in der Sprache. Deleuze lehnte die dialektische Logik
ab und meinte, dass bei der Analyse nicht die Opposition, sondern eine „différence“ gesucht
werden muss, die nicht negativ, sondern positiv betrachtet wird: « Deleuze avait pensé une
‘différence irréductible à l'opposition dialectique‘ » (Sergeant 2009: 194).
Derrida hat im Französischen den Neologismus „différance“ geprägt, der bereits durch seine
Form die Symbolik des Begriffes veranschaulicht. Das französische Verb „différer“ hat zwei
Bedeutungen: ‘aufschieben’ und ‘verschieden, unterschiedlich sein’. Das Substantiv zu
„différer“ lautet „différence“ (Unterscheidung, Aufschiebung), das Partizip Präsens ist
„différant“ (Unterscheidendes, Aufschiebendes). Die Verwendung der Endung „-ance“ in
Derridas Wortschöpfung anstatt des „-ence“ ist eine Mischung der beiden Formen. Phonetisch
ist der Unterschied nicht hörbar, aber lexikalisch spielt das Kunstwort eine sehr wichtige
Rolle, indem es erstens die Unmöglichkeit einer eindeutigen Differenzierung von
1 siehe den Begriff der Tod des Autors im elektronischen Fachlexikon Literaturwissenschaft-online.
14
Bedeutungen zeigt und zweitens auf die Interdependenz zwischen verschieden Bedeutungen
hinweist (vgl. Wenk 1995: 21 - 26).
Eine wichtige Rolle spielt für die postmoderne Theorie der Begriff „Spur“, der sich aus dem
Begriff „Signifikant“ entwickelt hat und den Faktor Zeit berücksichtigt. Die zeitliche und auch
räumliche Differenzierung kennzeichnen die Spur: „Da die Spur kein Anwesen ist, sondern
das Simulacrum eines Anwesens, das sich auflöst, verschiebt, verweist, eigentlich nicht
stattfindet, gehört das Erlöschen zu ihrer Struktur“ (Derrida 1990: 107). Die Spur dient dazu,
verschiedene Schriften miteinander zu verbinden und damit ihre Existenz zu gewährleisten,
wobei Intertextualität entsteht:
Das, was ich Text nenne, ist alles, ist praktisch alles. Es ist alles, das heißt, es gibt einen Text,
sobald es eine Spur gibt, eine differentielle Verweisung von einer Spur auf die andere. Und
diese Verweise bleiben nie stehen. Es gibt keine Grenzen der differentiellen Verweisung einer
Spur auf die andere. Eine Spur ist weder eine Anwesenheit noch eine Abwesenheit (ebd., 20).
Ein anderes wichtiges Merkmal der postmodernen Weltanschauung ist Simulation, deren
Theoretiker Jean Baudrillard war. Der Forscher schlägt in seinen Werken vor, die
logozentristisch agierenden Oppositionen aufzuheben und die Welt als „eine gigantische
Implosion allen Sinns, einen Übergang in universelle Differenz“ (Baudrillard nach Welsch
1987: 149.) zu betrachten. Baudrillard ist der Meinung, dass das Reale nicht mehr existiert und
durch „Beschreibung, Deutung, Abbildung“ (Welsch 1987: 149) ersetzt wurde. Diese
Simulation oder dieses Simulakrum („simulacre“) stellt also eine Welt dar, die der objektiven
Wirklichkeit zwar nur teilweise ähnlich ist, weist aber auf ihre Existenz hin. Ein Beispiel der
Simulation ist die rekonstruierte Struktur eines Objektes, die nur ein Simulakrum eines
Objektes ist, das für uns „unsichtbar oder, wenn man lieber will, unverständlich“ bleibt
(Barthes 1966: 190-196).
Derrida betrachtet das Simulakrum als Merkmal der Spur: „Da die Spur kein Anwesen ist,
sondern das Simulacrum eines Anwesens, das sich auflöst, verschiebt, verweist, eigentlich
nicht stattfindet, gehört das Erlöschen zu ihrer Struktur.“ (Derrida 1990: 107)
15
1.1.4 Postmoderne und Translation
Die PM beeinflusst alle Bereiche des heutigen Lebens. Darunter auch den Bereich
Kommunikation, insbesondere die Translation, die Übermittlung des Inhalts von einer
Sprache, sowohl mündlich (Dolmetschen) als auch Schriftlich (Übersetzen) behandelt.
Wie schon erwähnt wurde, ist die philosophische Basis der PM nicht komplett ausgearbeitet,
folglich umfasst die postmoderne Übersetzungstheorie auch nur die Beschreibung einzelner
übersetzerischer Probleme (vgl. Bolaños Cuellar 2008: 327). Die herrschende These in der
postmodernen Übersetzungstheorie ist die der Unübersetzbarkeit (vgl. Stolze: 32-35). Laut den
Postmodernisten ist die traditionelle Herangehensweise ans Übersetzen am meisten vom
„Logos“ inspiriert, d.h. von der Logik und Erfahrung beeinflusst (vgl. ebd.).
Die Vertreter der PM führen aber das von Derrida geprägte Konzept der Dekonstruktion ein,
die die logozentrische Vorstellung negiert. Bereits vor Derrida hat Nietzsche darauf
hingewiesen, dass die im Text stehenden einzelnen Wörter im Hinblick auf Bedeutung
„ambivalent“ sind, indem er das Geschriebene (l‘écriture, le texte), das von Anfang an nicht
eindeutig ist, mit der Rede (la parole) vergleicht, wo der Sinn gleich präsent ist. Der Text
kann also laut Nietzsche nach jedem Lesen neu verstanden und verschiedenartig interpretiert
werden, was durch das Existieren der Zeichensysteme bedingt ist (vgl. ebd.). Im Gegensatz zu
Saussure, der ein Zeichen als eine lineare Beziehung zwischen dem Bezeichneten (Signifikat)
und dem Bezeichnenden (Signifikant) sah, schlägt Derrida in seinem Werk De la
grammatologie (1967: 11 - 41) vor, der Schrift Aufmerksamkeit zu schenken und die relative
Selbständigkeit des Schriftzeichens anzuerkennen, das später immer neu verstanden werden
und somit selbst die Bedeutung des Textes bereichern kann. Laut Derrida existieren keine
reinen Signifikate und Signifikanten, deren Beziehungen absolut und eindimensional ist, was
noch viel Platz für die Erweiterung der Bedeutung und eine Kluft zwischen dem
Produktionsmoment und dem Verstehen entstehen lässt. Das letztere Phänomen, das die
Dekonstruktion ermöglicht, erklärt Derrida durch das Phänomen der „différance“, das die
Bedeutung zum dynamischen Begriff macht (vgl. Pym 1998: 39).
16
Der Begriff „Dekonstruktion“ kann aber nicht als eine kritische Methode eingesetzt werden.
Im Gegenteil wird sie von Derrida selbst eher als eine analytische Einstellung gesehen.
Derrida schlägt also vor, die Gegenstände und Tatsachen von ihrem historischen Hintergrund
und im Zusammenhang mit anderen Gegenständen und Tatsachen zu betrachten (vgl. Bolaños
Cuellar 2008: 327):
Cela dit, et malgré la nécessité de la critique, la déconstruction n’est pas une critique. Elle n’est ni jugement évaluatif ni procès de disqualification. Pas plus d’ailleurs qu’elle n’est, pour reprendre votre mot, une méthode. L’idée de méthode suppose un ensemble de procédures réglées, préalables à l’expérience de lecture, d’interprétation ou d’enseignement, ainsi qu’une certaine maîtrise. […] la déconstruction n’est pas une méthode. […] la déconstruction fait droit à des interprétations de lecture, d’écriture, de transformation du texte général, qui sont autant d’événements. […] La déconstruction n’est pas un système […]. C’est une aventure singulière dont le geste dépend à chaque fois de la situation, du contexte, politique notamment, du sujet, de son enracinement dans un lieu et une histoire, et qui lui permettent, en quelque sorte, de signer le geste déconstructif (Derrida, 2004).
Um diesen Zusammenhang zu bezeichnen, führt Derrida den erweiterten Begriff des Textes
ein und kommt zur Schlussfolgerung, dass dieser „Zusammenhang“ absolut ist und nichts
außer dem Text existiert, wobei er den Text mit dem oben genannten Zusammenhang, dem
„Netzwerk der Spuren“, gleichsetzt:
Pour répondre, j’ai dû élargir le concept de texte et essayer de justifier cette extension. "Il n’y a pas de hors texte" ne veut pas dire que tout est papier, saturé d’écriture, mais que toute expérience est structurée comme un réseau de traces renvoyant à autre chose qu’elles-mêmes (Derrida, 2004).
Laut Holmes repräsentiert Dekonstruktion ein ganz anderes Paradigma des Textverstehens als
in der traditionellen Auffassung, die danach strebt, tief im Inhalt die grundlegende Einheit zu
finden (vgl. Holmes 1988: 106). Arrojo stimmt zu, indem sie dem traditionellen
Verständnisschema “the constant questioning of the myth that meaning is intrinsically stable
and fully present in texts, and that it can be recoverable and can thus be transported intact
across linguistic and cultural boundaries“ (Arrojo, zit. nach Bolaños Cuellar 2008: 332)
nachgibt. Tatsächlich wird allmählich klar, dass der Text nicht auf Harmonie beruht, sondern
aus einer Menge von Widersprüchen und Paradoxen besteht.
Beim Übersetzen gehen die Postmodernisten davon aus, dass der Text nur in dem Falle
übersetzt werden kann, wenn er „übersetzbar“ ist. Im Vorwort zu seinen Übersetzungen von
Baudelaire hat Benjamin die Übersetzbarkeit als eines der wichtigsten Merkmale jedes
Werkes charakterisiert. Laut Benjamin muss ein Text über eine spezifische Bedeutung
verfügen, um übersetzt zu werden. Nachdem eine Übersetzung entstanden ist, gilt sie als ein
17
„Überleben“ (Benjamin 1977: 1-6) des Textes, das noch ihr Potenzial vom „ewigen Leben“ in
anderen Generationen einsetzen muss: Die Übersetzung wird als eine Art von „Fortleben“
(ebd.) des Originals betrachtet. Hiermit möchte Benjamin wahrscheinlich die Unabhängigkeit
der Übersetzung vom Original begründen. Eine gute, i.e. verständliche und adäquate,
Übersetzung ist auch für Venuti nicht unbedingt eine kohärente Übertragung der Ideen des
Autors, sondern eher eine Übertragung des bedingt übersetzbaren und wertvollen Textes (vgl.
Bolaños Cuellar 2008: 333-335).
Die wörtliche und entfremdende Übersetzung wird also befürwortet, weil laut Benjamin die
Aufgabe des Übersetzers darin besteht, den Eindruck, den das Original auf den Leser macht,
in die Übersetzung zu übertragen:
Die wahre Übersetzung ist durchscheinend, sie verdeckt nicht das Original, steht ihm nicht im Licht, sondern läßt die reine Sprache, wie verstärkt durch ihr eigenes Medium, nur umso voller aufs Original fallen. Das vermag vor allem Wörtlichkeit in der Übertragung der Syntax und gerade sie erweist das Wort, nicht den Satz als das Urelement des Übersetzers. Denn der Satz ist die Mauer vor der Sprache des Originals, Wörtlichkeit die Arkade (Benjamin 1977: 1-6).
Sowohl Benjamin als auch Derrida sind der Meinung, dass Sprachen grundsätzlich
„inadäquat“ sind: „for Derrida, tells‚ ‘of the inadequation of one tongue to another’ and ‘of the
need for figuration, for myth, for tropes, for twists and turns, for translation inadequate to
compensate for that which multiplicity denies us’” (Niranjana 1992: 143). Obwohl diese
grundsätzliche Inadäquatheit es uns nicht ermöglicht, auf den Grund der Sache zu gehen, ist
die Übersetzung laut Benjamin schon ein Schritt dazu. Derrida führt aber die für jede Sprache
spezifische idiomatische und grammatische Vielfalt an, wodurch die absolut sinngetreue
Transformation unmöglich ist (vgl. Bolaños Cuellar 2008: 329).
Das Übersetzen von Texten ist schon lange her eine gebräuchliche Praktik, trotzdem ist die
Rolle des Übersetzers nicht ganz klar, obwohl sie im Prinzip geschätzt wird. Laut Venuti und
Berman hat die Übersetzung eine unklare („occultée, refoulée, réprouvée et ancillaire“)
Bedingung (Berman 1984: 14) und kann deshalb nicht als eine autonome Tätigkeit betrachtet
werden. Venuti spricht von dem Fluss, der die Arbeit des Übersetzers unauffällig macht und
deshalb als Erfolgskriterium betrachtet wird. Um diesen Fluss zu erreichen, muss die
Übersetzung weder marginalisiert noch ethnozentrisch sein (vgl. Venuti 1995: 20).
18
Als Ausgangspunkt für die Definition der Aufgaben, die der Übersetzer laut der postmodernen
Tradition hat, sollte die Rolle des Letzteren im Übersetzungsprozess definiert werden. Der
Übersetzer ist ein Medium, d.h. er greift in die gewöhnliche Kette „Autor-Text, Text-Leser,
Autor-Leser“ ein und wirkt als unabhängiger Teilnehmer. Er schafft im Interesse des Lesers
ausgehend von seinem Wissen vom Autor und von der Textvorlage die Übersetzung, die aus
einem signifiant („Signifikant“) und einem signifié („Signifikat“) besteht. Da die PM und die
Moderne die literarische Tradition in ebenso charakteristischer Weise wie die beiden Parteien
der „Querelle des Anciens et des Modernes“ im 17. Jahrhundert rezipieren, muss der
Übersetzer zuallererst die in einem Text gleichzeitig auftretenden Diskurse und Sprachen, die
für die PM charakteristisch sind, verfolgen (vgl. Strosetzki: 151-170).
Zweitens vereinigen der Synkretismus des Durcheinanders und die Gleichzeitigkeit den
Erfahrungshorizont mit dem gegenwärtigen Zustand, um diese des Weiteren adaptieren und
später übermitteln zu können. Der Übersetzer muss sich auch zwischen freier und wörtlicher
Übersetzung entscheiden. Die Tradition ist täglich präsent. Die „Anciens“ betrachteten ihren
Erfahrungshorizont als positiv. Die „Modernes“ trennten ihren Erfahrungshorizont von der
Gegenwart. Die Postmodernen gehen von der Tradition in der Gegenwart aus. Die PM ist
gleichzeitig die Prämisse und das „Vorurteil“. (vgl. Strosetzki: 151-170).
Und wie wird schließlich die Übersetzung von den Vertretern der PM im Rahmen dieser
Strömung betrachtet? Arrojo deutet die Übersetzung als eine erweiterte Transformation des
Textes, seine Evaluation: „... translation is seen as a constant transformation of one language
through another one, of one text through another one“(Arrojo 1999: 101). Venuti entwickelt
diese Idee, indem er hinzufügt, dass die Übersetzung und das Original voneinander abhängig
und jeweils uneinheitlich sind (vgl. Venuti 1992: 7).
19
1.1.5 Fazit: Die Analysierbarkeit der Postmoderne. Die Postmoderne als wissenschaftliche Herangehensweise
Die exponierten Erscheinungsformen, Methoden und Herangehensweisen der PM sollen
deutlich machen, dass diese Strömung keinesfalls als strukturiert und elaboriert gesehen
werden kann. Die Unmöglichkeit, eine genaue Definition zu geben, die breite
Einsatzmöglichkeit des Begriffes und die Abwesenheit einer präzis formulierten
Bezeichnungs- und Begriffsstruktur sind entscheidende Merkmale der PM, genauso wie die
Unübersichtlichkeit der Benennungen und der gleichzeitig existierenden inhaltsänlichen
Theorien („Poststrukturalismus“, „Nouvelle Philosophie“, „Neue Moderne“ usw.) Das
Abweichen von den Regeln, alten Idealen und der Logik; die deutlich sichtbare
Zeichenhaftigkeit, die sich durch die Thematisierung der so genannten „Erzählungen“ in Form
des Mythos zeigt; die Dekonstruktion von Codes markieren den besonderen, schwer fassbaren
Charakter der PM.
Trotzdem muss diese wissenschaftliche Strömung, die heute einen starken Einfluss
insbesondere auf Geisteswissenschaften ausübt, in dieser Arbeit berücksichtigt werden, die die
Analyse politischer Diskurse behandelt. Dafür muss eine Arbeitsdefinition der PM gegeben
werden. Auf der Basis der oben genannten Differenzmerkmale wird das Phänomen als eine
breit angelegte und zeitdiagnostische Denkströmung definiert, die allgemein anerkannte
theoretische Modelle anficht und in dessen Rahmen „ein grundsätzlicher Pluralismus von
Sprachen, Modellen, Verfahrensweisen“ sowie die Dekonstruktion von Codes praktiziert
werden (vgl. Welsch 2002: 7, 15f.). Die von der PM geprägten Begriffe „Mythos“, „Tod des
Autors“, „Dekonstruktion“, „Différance“, „Intertextualität“, „Spur“, „Simulation“ und
„Simulakrum“ weisen auf die Pluralität der in der Arbeit akzeptierten Pluralität, aber werden
nicht wegen des Mangels an objektiven Unterscheidungskriterien als Hauptarbeitsmethoden
verstanden. Die Rolle der postmodernen Konzeption und der oben genannten Begriffe ist in
dieser Arbeit des Rahmens der Analyse.
20
1.2 Analyse des politischen Diskurses
1.2.1 Definition
Der Begriff „Diskursanalyse“, der sich im Rahmen der (post-)strukturalistischen Theorien
entwickelt hat, besteht seit den 60er Jahren: Nach der Erarbeitung der der pragmatischen
Sprachwissenschaft zugeordneten Sprechakttheorie von John. L. Austin und John R. Searle
wurde der Diskursbegriff in den Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften zum Schlagwort.
Austin und Searle haben 3 bzw. 4 Teilakte unterschieden, die sprachliche Handlungen einer
Person beschreiben. Der Äußerungs-, propositionale, illokutionäre und perlokutionäre Akte
sind Bestandteile einer Kommunikationssituation, die nicht nur einen bestimmten Teil der
Realität darstellt, sondern auch durch bestimmte sprachliche Handlungen geändert wird (vgl.
Kerchner 2006: 36).
Diskursanalyse untersucht den Text. Hier muss es aber deutlich gemacht werden, dass der
Begriff „Text“ bei der DA nicht philologisch, sondern hermeneutisch verstanden wird und
einen Zusammenhang der Informationsquellen (schriftliche Texte unterschiedlicher Art und
mündliche Mitteilungen) bedeutet. Benutzt man den strukturalistischen Ansatz Saussures, lässt
sich feststellen, dass ein Text aus diskursanalytischer Sicht als die Kombination von langage
und parole gesehen wird.
DA ist keine Textanalyse, in der es um die philologische Untersuchung der
Wortverwendungen geht. Diskursanalyse befasst sich mit der praxisbezogenen Analyse der
Semantik des Textes (vgl. Kerchner 2006: 76-77). Dabei werden unterschiedliche
extrasprachliche (politische, wirtschaftliche, psychologische, soziale u. a.) Aspekte der
behandelnden kommunikativen Situation, die sich nicht auf einen Text begrenzt, sondern auch
andere Texte beinhalten können, die zu dem gleichen Diskurs gehören, untersucht. Dieses
Phänomen wird durch das oben genannte postmoderne Konzept „Intertextualität“ erklärt.
Es gibt verschiedene Schulen, die unterschiedliche Aspekte und Methoden diskursiver
Produktion von Wirklichkeit behandeln: kritische Diskursanalysen, Argumentationsanalysen,
Inhalts- und Rahmenanalysen politischer Diskurse usw. Natürlich besteht eine Disparität der
21
Ansätze und Methoden, die bei den Definitionen benutzt werden. Eines ist jedoch klar: Die
klassischen strukturalistischen Modelle sind bei DA nicht effizient. Um eine tiefe DA
durchzuführen, muss der Sprachwissenschaftler poststrukturalistisch handeln. Das bedeutet,
dass die Analyse eines Diskurses so viele Aspekte der untersuchten Situation wie möglich in
Betracht ziehen muss. Als Beispiel herfür gilt die Kombinierung synchroner und diachroner
Perspektiven des Diskurses (vgl. Kerchner 2006: 51-57)
Der poststrukturalistische diskursanalytische Ansatz wurde von Michel Foucault
ausgearbeitet, der die aus 12 Komponenten bestehende Definition des Diskurses eingeführt
hat. Laut Foucault ist ein Diskurs „allgemeines Gebiet bzw. generelle Domäne aller
Aussagen“ und gleichzeitig „eine individualisierbare Gruppe von Aussagen“, was zwei
Etappen der Generalisierung darstellt. Ein Diskurs, der „eine begrenzte Menge sprachlicher
Sequenzen ist, die formuliert worden sind, “ muss „als Komplex rhetorischer Verfahren der
Persuasion“ analysiert werden. „Ein Diskurs wird als Menge sprachlicher Performanzen, als
produzierte Zeichenmengen bzw. alle produzierten Zeichenmengen, als Menge von
Formulierungsakten, als Folge von Sätzen, als Folge von Propositionen und als Menge von
Zeichenfolgen, die aus Aussagen bestehen und bestimmte Existenzmodalitäten aufweisen“
verstanden. Im Folgenden wird auch darauf hingewiesen, dass ein Diskurs „eine regulierte
Praxis ist, die über eine bestimmte Anzahl von Aussagen berichtet bzw. Rechenschaft
ableget,“ und als „zweidimensionales, sprachlich-strategisches Spiel, als interaktionales und
agonistisches Wechselspiel “ verstanden werden muss (Kerchner 2006: 86-102).
Aus den vorgelegten Informationen folgt, dass ein Diskurs eine Menge der Aussagen darstellt,
die zu einem bestimmten Themenbereich gehören, dessen Struktur das in seinem Rahmen
Sagbare bestimmt.
22
1.2.2 Kriterien und Strategien eines Diskurses
Es wurde bereits erwähnt, dass bei der Untersuchung der Diskurse eine Disparität der Begriffe
besteht, die es schwierig macht, die Komponente des zu untersuchenden Diskurses zu
formulieren. Deswegen werden in dieser Arbeit bestimmte Termini eingeführt, um den
Prozess der Analyse leichter und deutlicher zu gestalten.
Die Themenwahl spielt bei DA eine wichtige Rolle, da das Thema auch zwei weitere
Bestandteile enthält: den Diskursstrang und das Diskursfragment. Unter dem Diskursstrang
versteht man „einen thematisch einheitlichen Diskursverlauf“ (Jäger 2006). Diskursfragmente
stellen unterschiedliche thematische Aussagen dar (vgl. ebd.). Bei der Themawahl ist es
unerlässlich, die Diskursebene direkt und eindeutig zu definieren, um den Sektor der
Kommunikation abzugrenzen.
Des Weiteren werden auch das zu analysierende Subjekt und Referential (Objekt) bestimmt.
Die Struktur und Form des Diskurses, der Zeitpunkt oder der Zeitraum der Handlung und
schließlich die Diskursposition sind ebenso wichtige Faktoren, die dazu beitragen, dass der
Diskursablauf abgegrenzt wird.
Es gibt keine Selbstverständlichkeiten bei DA (vgl. Kerchner 2006: 216). Die analysierende
Person muss die Äußerungen nach ihren Inhalt untersuchen, was durch das Sortieren nach
Themengruppen und den Vergleich mit anderen Diskursfragmenten erfolgt.
Als wichtiger Bestandteil der DA wird auch die Suche nach den „Bruchpunkten“ betrachtet.
Der Begriff „Bruchpunkt“, der von Michel Foucault geprägt wurde, bezeichnet Paradoxe von
gleicher Natur, die im untersuchten Diskursstrang zu finden sind (vgl. ebd.: 184).
Ein anderes Phänomen, das beachtet werden muss, ist die Benennung unterschiedlicher
Begriffe. Diese „Taufe von Problemen“ (ebd.: 182) ermöglicht es, die Strategien (Str.) und
den inneren Zustand der Subjekte der Aussagen zur Oberfläche zu bringen.
Was die Vorgehensweise der DA betrifft, sollten zuallererst alle Informationen untersucht
werden, die den Kontext des Diskurses herstellen. Im Folgenden werden der Inhalt, die
Struktur und die sprachlich-rhetorischen Mittel der Diskursstränge analysiert. Darauffolgend
23
werden die Fragestellung und die Diskursebene definiert. Die Materialien für die
Untersuchung werden dementsprechend ausgewählt. Erst nach diesen Vorbereitungen kann
die Feinanalyse begonnen werden, welcher die Gesamtanalyse folgt.
1.2.3 Fazit: Analyse eines Diskurses
Aus den gegebenen Informationen lässt sich schlussfolgern, dass bei DA eine Menge
sprachlicher bzw. extrasprachlicher Faktoren berücksichtigt werden muss. Diese Analyse
beruht auf postulierten pragmatischen u.a. Faktoren des Textes im weiteren Sinne, des so
genannten Intertextes. Von den existierenden Schulen der DA wird in der vorliegenden Arbeit
der Ansatz von Michel Foucault bevorzugt, der im Vergleich zu den anderen Ansätzen am
meisten den postmodernen Anforderungen an Pluralität genügt.
Die in dieser Arbeit durchzuführende Analyse soll zuerst „die generelle Domäne“ der als
Diskursstrang betrachteten Aussagen und die Gruppe der genauer zu untersuchenden
Aussagen abgrenzen, die unterschiedliche Diskursfragmente bilden. Nachdem die restlichen
Bestandteile (Subjekte, Obkekte, Ort, Zeit usw.) bestimmt worden sind, werden zu
analysierende Diskurseinheiten formuliert, die die pragmatische Wirkung der Ereignisse des
Redens (Performanzen) ermöglichen. Es werden die wichtigsten Diskursprobleme und -
paradoxe genannt.
Der Diskurs wird während seiner Analyse als die einzige Realität verstanden und gleichzeitig
wird deutlich gemacht, dass jede seiner Komponenten auf eine unbegrenzte Menge von
Texten hinweist und auch selbst als Text verstanden werden kann. Trotzdem wird die in dem
Diskurs widergespiegelte Realität als Simulation betrachtet, die durch die zu analysierenden
Diskurseinheiten rekonstruiert wird.
In der vorliegenden Arbeit werden die Begriffe „Hierarchie“, „binäre Oppositionen“ u. a., die
auf Logozentrismus hinweisen, abgelehnt. Sattdessen wird jede Diskurseinheit als
24
Bedeutungsträger der im Diskurs bestehenden Simulation (Simulakrum) nach ihrem Inhalt
näher betrachtet, der zum im Diskurs entstehenden Wirklichkeitsbild beiträgt.
25
1.3 Die gegenwärtige politische Metaphorik
1.3.1 Definition
Metaphorik (Met.) spielt eine wichtige Rolle im politischen Diskurs, seit die Kommunikation
als Phänomen entstand. Es bestand immer der Bedarf, einen bestimmten Sachverhalt, der
keine direkte sprachliche Bezeichnung hatte, zu beschreiben. Dazu dient die Metapher, die es
ermöglicht, einen Gegenstand bzw. ein abstraktes Phänomen mit Hilfe eines Vergleichs zu
beschreiben.
Im Lexikon der Sprachwissenschaft werden Metaphern folgendermaßen definiert: „Metaphern
sind sprachliche Bilder, die auf einer Ähnlichkeitsbeziehung zwischen zwei Gegenständen
bzw. Begriffen beruhen...“ (Bussman 1983: 322). Daraus lässt sich schließen, dass, wenn
zwei Sachen über ähnliche Bedeutungsmerkmale verfügen, die Bedeutung von einem Wort
auf das andrere übertragen werden kann. Auf solche Weise entsteht eine
Beziehungsübertragung, die häufig in Form eines versteckten Vergleichs auftritt.
Andrew Goatly nimmt die folgende Begriffsdefinition der Metapher vor:
Unconventional act of reference or colligation is understood on the basis of some similarity, matching or analogy involving the conventional referent or colligates oft he unit and the actual unconventional referent or colliagates“ (vgl. Goatly 1997: 16).
Damit meint der Autor, dass Ähnlichkeit, Ausgleich und Analogie die Basis für metaphorische
Beziehungen sind, was aus Sicht der Semiotik die Metapher als ikonisches Symbol darstellt.
Genau dadurch unterscheidet sich die Metapher von der Metonymie, die auf dem
konventionellen Charakter der Kontiguität bzw. Kausalität beruht: Die Metapher basiert auf
paradigmatischen Beziehungen, d.h. denjenigen der Ähnlichkeit.
Nach Lakoff und Johnson sind die wichtigsten interdependenten Funktionen der Metapher,
bestimmte Eigenschaften durch ihre Ähnlichkeit mit anderen Gegenständen bzw. Tatsachen zu
verbergen oder hervorzuheben (vgl. Lakoff 2003:).
26
Die Bedeutung der Metaphern ebenso wie die Bedeutung anderer lexikalischer Einheiten
tendiert dazu, sich zu entwickeln. Im Diskurs kann die Bedeutung einer Metapher von ihrer
Lexikonbedeutung abweichen (vgl. Goatly 1997: 24). Außerdem stellt die Metapher eine
Quelle für neue Bezeichnungen dar, die sowohl komplett als auch teilweise die ursprüngliche
Bedeutung verdrängen und nicht mehr als Metaphern betrachtet werden: „... beaucoup de sens
figurés ne sont que des métaphores usées“ (Dubois 1999: 302). Solche Tendenz wird nicht nur
bei der synchronischen, sondern auch bei der diachronischen Analyse beobachtet (vgl. Goatly
1997: 26). Letzendlich kann dasselbe abstrakte Konzept in unterschiedlichen metaphorischen
Formen ausgedrückt werden:
We also saw that the same abstract concept can be metaphorically structured in different ways, as we explored in the diverse metaphors for language. This suggests that the choice of metaphorcan have far-reachingideological as well as cognitive consequences... (Goatly 1997: 79).
Die Definition und die genannten Besonderheiten der Metapher weisen darauf hin, dass die
Metapher als dynamisch entwickelndes lexikalisches Phänomen ein wichtiges
Kommunikationsmittel ist, das aufgrund der Ähnlichkeitsbeziehung zwischen
unterschiedlichen Gegenständen entsteht und deshalb unterschiedliche Gegenstände,
Tatsachen und Zusammenhänge beschreiben lässt, für die keine separaten sprachlichen
Begriffe vorhanden sind.
1.3.2 Klassifikation der Metaphern
Heutzutage gibt es keine universelle Unterscheidung zwischen den verschiedenen Arten der
Metapher. Verschiedene Sprachwissenschaftler und - philosophen bieten unterschiedliche
Klassifizierungen, die verschiedenen Zielen dienen.
In der vorliegenden Arbeit wird die Klassifizierung der Metaphern zitiert, die im Dictionary of
Language and Languages von David Crystal entwickelt wurde. Der Sprachwissenschaftler
unterscheidet zwischen 4 Metapherarten:
• a conventional metaphor
27
• a poetic metaphor
• a conceptual metaphor
• a mixed metaphor (Crystal 1994: 249).
Die poetischen Metaphern sind in literarischen Texten zu finden, während die konventionalen
(„forms a part of our everyday understanding of experience“), konzeptuellen („implicitly
conditions speakers’s thought processes“) und gemischten (“used for a combination of
unrelated or incompatible metaphors”) Metaphern auch in allgemeinen und mündlichen
Texten vertreten sind (Crystal ebd.). Konventionale Metaphern stellen die Mehrheit der in der
mümdlichen Sprache benutzten Metaphern dar (vgl. Goatly 1997: 79).
1.3.3 Metaphern in der Kommunikationssituation. Kriterien der Metaphorik
Um die Rolle der Met. im politischen Diskurs zu erklären, muss die allgemeine Struktur der
Kommunikation analysiert werden. In seinem Buch The Language of Metaphors bietet
Andrew Goatly das folgende Schema der linguistischen Kommunikation: Zuerst wird eine
bestimmte reelle Situation in Form von Gedanken des Sprechers wahrgenommen und
analysiert (1). Im Folgenden werden die Gedanken in die Proposition verarbeitet, die nach
logischen Regeln den Sachverhalt in Form einer Aussage ausdrückt (2). Danach wird die
Proposition anhand der linguistischen Mittel in Form des Textes formuliert (3) und vom Hörer
als Proposition dekodiert (4) und schließlich in seinen Gedanken interpretiert (vgl. Goatly
1997: 14f.).
Je größer der Abstand zwischen der Proposition und der Bedeutung ist, desto metaphorischer
ist die Aussage (Transfer-Metaphern). Je kleiner der Abstand zwischen der Proposition und
der Bedeutung ist (approximative Metaphern), desto wörtlicher ist die Aussage (vgl. Abb. 1).
28
Abbildung 1. Allgemeines linguistisches Kommunikationsschema
Es existieren unterschiedliche Herangehensweisen bei der Analyse der Met. Historische,
kognitive und andere Strömungen der Linguistik verfügen über unterschiedliche
Untersuchungsmethoden, die Met. betreffen. In dieser Arbeit wird der pragmatisch orientierte
Ansatz angewandt, der die Metapher nicht in ihrer konzeptuellen Bedeutung, sondern in ihrer
Funktion innerhalb einer bestimmten Kommunikationssituation behandelt. Im Rahmen des
pragmatischen Ansatzes wird die Metapher als Teil einer Äußerung betrachtet und ihre Rolle
vom Kontext bestimmt. Die kontextbezogene Bedeutung wird aber vom Sprecher und Hörer
produziert bzw. interpretiert, was in erster Linie von der Sprache und auch anderen Faktoren
bestimmt wird (vgl. Kügler 1984: 3-12).
Text
Text
4. Proposition (b) 5. Gedanke (b)
Reelle Situation
1. Bedeutung (a) 2. Proposition (a)
29
1.3.4 Politische Metaphorik
Die politische Metapher wird von Nasalski als „Resultat des Zusammenwirkens der
politischen und sprachlichen Praxis an einem bestimmten Ort in einem gewissen Zeitraum“
(Nasalski 2004: 1) definiert. Solche Metaphern spiegeln „die Verhältnisse der realen Welt und
ist ein Reflex des kollektiven Bewusstseins " (ebd.).
Im politischen Diskurs werden Metaphern als das Kommunikationsmittel eingesetzt, das
ziemlich oft auch zur ideologischen Manipulation benutzt wird. Metaphern beschreiben die
Realität mit Hilfe einfacher Bilder und führen Symbole ein, an die Menschen unter
bestimmten Voraussetzungen schnell zu glauben neigen, und die auch schnell zum Bestandteil
ihres Lebens werden (vgl. Knobloch 2009: 2-5).
Eine politische Metapher ermöglicht es, neue Begriffe zu erläutern, Informationen zu
vereinfachen, bildliche Vorstellungen anzuregen und auch Menschen ideologisch zu
beeinflussen. Diese Funktionen kommen durch den oben beschriebenen ikonisch-
symbolischen Charakter der Metapher sowie durch die Besonderheiten des menschlichen
Denkens, das diese sprachliche Erkenntnisform erlaubt, zum Ausdruck.
Der Sprecher kann die Zielgruppe, solange sie über geringes Wissen in einem bestimmten
Bereich verfügt, erfolgreich beeinflussen. Die Str., die er dafür benutzen kann sind mehrfaches
Wiederholen, Auswahl gezielter Themenbereiche, entsprechende Kontextualisierung,
Substitution metaphorischer Konzepte und Verwendung entsprechender morphologischer
Formen, die eine bestimmte Reaktion hervorrufen.
Solche Begriffe und Vorstellungen wie Demokratie, Globalisierung, Kompromiss- bzw.
Konsenssuche können im politischen Diskurs als Metaphern benutzt werden und einem
Politiker helfen seine Ideen vor dem Publikum effektiv darzulegen (vgl. Knobloch 2009: 2-5).
30
1.3.5 Fazit: Metaphern als Diskurseinheiten
Im Buch De la Grammatologie bezeichnet Jacques Derrida die Metapher als Verhältnis
zwischen dem Siknifikant und dem Signifikat, das die pluralistische Rolle eines menschlichen
Gedankens gewährleistet. Diese Rolle ist die Beziehung zwischen einem Gedanken und einem
Objekt, das die Bedeutung dieses Gedankens widerspiegelt, indem dieser Gedanke gleichzeitig
das repräsentierte Objekt benennt, widerspiegelt und als ungleichwertig darstellt:
Avant de se laisser prendre dans des signes verbaux, la métaphore est le rapport de signifiant à signifié dans l'ordre des idées et des choses, selon ce qui relie l'idée à ce dont elle est l'idée, c'est-à-dire déjà le signe représentatif. Alors le sens propre sera le rapport de l'idée à l'affect qu'elle exprime. Et c'est l'inadéquation de la désignation (la métaphore) qui exprime proprement la passion. (Derrida 1967: 390).
Die metaphorischen Beziehungen der Ähnlichkeit, des Ausgleichs und der Analogie können
als Diskurseinheiten bezeichnet werden, da sie das Vorhandensein der unterschiedlichen
Diskursebenen verzeichnen. Als dynamisch entwickelnde lexikalische Mittel spielen sie eine
wichtige Rolle bei der Bedeutungsbildung.
Die Klassifikation der Metaphern ist bei DA weniger wichtig als die Einteilung der
lexikalischen Mittel in Metaphern und Nicht-Metaphern. Das wichtigste Kriterium dafür ist,
inwieweit sich die Bedeutung und die Proposition voneinander entfernen. Nach der
Klassifikation der Metaphern, die in dieser Arbeit vorgenommen worden ist, wird zwischen
folgenden Klassen unterschieden: poetische, konventionale, konzeptuelle und gemischte
Metaphern.
Bei der in dieser Arbeit durchzuführenden Analyse eines Diskurses wird insbesondere die
pragmatische Rolle der Metaphern berücksichtigt, da die Wirkung der Sprechakte und ihre
Verbindung mit ausgewählten kommunikativen Str. im politökonomischen Kontext des
behandelten Diskurses für uns von besonderem Interesse sind.
31
1.4 Strategien der Kommunikation
1.4.1 Strategien politischer Kommunikation
Bei der Analyse politischer Diskurse müssen die kommunikativen Instrumente untersucht
werden, die dem Zweck dienen, politische Ziele und Ansichten durchzusetzen. Um sich vor
dem Publikum und vor den Medien bestimmte „Urteils- und Entscheidungskompitenzen“ zu
verschaffen, greift der Redner auf bestimmte implizite Str. zu, die ihm helfen, eine bestimmte
Reaktion seitens des Publikums hervorzurufen (Sarcinelli 1986: 103). Zu solchen Str. gehören
Agenda Setting, Personalisierung, Issue Management, Visualisierung, Eventisierung,
Emotionalisierung und politische Insenierung (vgl. Oberreuter 1996: 20).
Wie bewegt ein Politiker eine Masse und wie vermittelt er bestimmte Informationen, die diese
Masse zu bestimmten Gedanken oder Handlungen anregen? Politische Inszenierungen geben
viele Möglichkeiten, Menschen zu manipulieren (vgl. Balzer, Geilich, Shamim 2006: 19):
Politiker versuchen durch Auftrite in Talkrunden und Boulevardmagazinen ihre zunehmend
politikverdrossenen Bürger zu erreichen und politische Informationen vermischen sich mit
Unterhaltung. (vgl. Dörner 2001: 57ff.)
Der Begriff „Agenda Setting“ ist in die Kommunikationswissenschften und
Politikwissenschaften aus den Medienwissenschaften gekommen und bezeichnet die Setzung
neuer Themen auf der Tagesordnung. Mit Hilfe dieser Str. kann man die erwünschten
Themen verdrängen (ebd.).
Bei Personalisierung wird gemeint, dass der Kandidat in der medialen Berichterstattung eine
deutlich hervorgehobene Rolle spielt und die eigentlichen politischen Fragen hinten anstehen.
„Neben einer sinkenden Partei-Identifikation bedingt vor allem die Visualisierung von Politik
deren Personalisierung“. Denn für die visuelle Darstellung von Politik eignen sich
Persönlichkeiten weitaus besser als politisches Handeln und politische Ideologien. Der
Kandidat ist selbst mit politischen Botschaften untrennbar verbunden und somit zugleich die
32
Nachricht (vgl. Falter, Römmele 2002: 51). Die Aufgabe und die Funktion der
Personalisierung in der Wahlwerbung ist es, den Eindruck von Kompetenz, Glaubwürdigkeit
und Vertrauenswürdigkeit greifbar zu machen (vgl. Kießling, Zolleis 2005: 53).
Es existieren unterschiedliche Definitionen des Begriffs „Issue Management“. Am häufigsten
wird aber diese Str. als “eine Technik kommunikativer Vorsorge, mit der eine Organisation
versucht, politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Issues (Themen, Probleme oder
Ereignisse) und die dazu einsetzende Meinungsbildung in der Öffentlichkeit zu identifizieren
und auf ihre Relevanz zu bewerten” (Bentele, Piwinger, Schönborn 2006: 2001 ff.)
verstanden. Ziel dieses Vorgehens ist, darauf basierend Vorgehensweisen zu entwickeln, um
Nutzen für eine Organisation zu vermehren oder Schaden von ihr abzuwenden. Zum Issue
wird somit alles, was in seiner Entwicklung einen signifikanten Einfluss auf die Organisation
ausübt. Beiden Ansätzen gemein ist die Zielsetzung, organisationsrelevante Veränderungen so
früh als möglich zu registrieren. In den letzten Jahren wurde mehrfach versucht, beide
Varianten des Issue Management sinnvoll miteinander zu verknüpfen (ebd.).
Dass die Akteure der politischen Visualisierung überwiegend ausgespart bleiben, erstaunt
angesichts von Münklers Einleitung zur konzeptionellen Verortung von Visibilität und
Visualisierung als akteursbezogenem Arrangement von Macht (vgl. Münkler, Hacke 2009:
8f.):
„Macht hat, wer entscheidet, was bekannt werden darf und was geheim bleiben soll.“ Wer an diesen Entscheidungen beteiligt ist, wird jedoch nur im Rahmen der Bildanalyse erwähnt, nicht in ihren Entstehungsprozessen analysiert. ... Den begrifflichen und konzeptionellen Rahmen entfaltet Münkler in seinem Beitrag weiter. Visualisierung ziele auf die Stabilisierung und Steigerung von politischer Macht durch inszenierte und selektive Sichtbarmachung von bislang Unsichtbarem, was wiederum andere Machtbereiche verberge und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von anderen politischen Geheimnissen ablenke, ja diese erst schaffe (vgl. ebd.: 8, 28).
Eventisierung ist Inszenierung von großen Ereignissen oder „Events“. Diese Str. wird im
Sport, Wirtschaft und Wissenschaft beobachtet, wenn bestimmte Ereignisse zuerst mediatisiert
und dann vom Teilnahme großer Menge der Menschen charakterisiert werden, die den
Eindruck bekommen, dass sie an den Ereignissen teilnehmen bzw. etw. mitentscheiden
können (vgl. Oberreuter 1996: 20)
In der heutigen politischen Praxis wird die Str. der Emotionalisierung ebenfalls häufig
gebraucht. „Der inszenierte Appell ans Gefühl“ (Weber 2007: 7) ist das was man der in der
33
Politik vorherrschenden Rationalität entgegensetzt. Die menschlichen Gefühle wie z. B.
Mitleid haben sich beispielsweise als ein sehr effektives Mittel der Manipulation bewiesen.
1.4.2 Strategien des Dolmetschens
Was die Dolmetscher betrifft, die politische Reden interpretieren müssen, verwenden sie ganz
andere Str. als politische Redner, was durch ihre spezifische Rolle bedingt ist, die darin
besteht, die politische Rede in einer anderen Sprache adäquat und äquivalent zu übertragen.
Um seine Aufgabe unter den extremen Bedingungen des Dolmetschens bewältigen zu können,
muss ein Dolmetscher unterschiedliche Str. situationsgemäß anwenden. Zu der ersten Gruppe
gehören „verstehensstzützende“ Str. wie Wissensaktivierung durch Vorbereitung,
Inferenzieren, Antizipieren, Segmentieren.
Zu der zweiten Gruppe gehören die Str. zur effizienten Zieltextproduktion. Zu solchen Str.
gehören z. B. verschiedene syntaktische Transformationen wie Paraphrase, Satzaufspaltung,
Zurückstellung eines problematischen Elements zwecks Zeitgewinnung,
Abstandsentscheidungen (beim Simultandolmetschen), Abrufstrategien (beim
Konsekutivdolmetschen), Textverdichtung oder -expansion, stilistische Entscheidungen und
spezielle Präsentationsstrategien wie Intonation, Pausensetzung, sprecherischer Einsatz und
nonverbale Mittel etc. Die Fehler bzw. Ungenauigkeiten der Aussage werden durch bestimmte
Reparaturstrategien behoben.
Eine weitere wichtige Str. ist die der Automatismen, die den ganzen Ablauf des Dolmetschens
gewährleistet und den kognitiven Aufwand beim Dolmetschen reduziert. Die Überbelastung
des Dolmetschens kann auch durch bestimmte Notstrategien abgebaut werden. Syntaktische
Simplifizierung und semantische Komprimierung sind Beispiele solcher Str. (Kalina 1998: 95
- 125).
34
1.4.3 Fazit: Unterschiedliche Ziele der Kommunikation
Die moderne Kommunikation verzeichnet eine Pluralität der Str., die durch unterschiedliche
Rollen der Kommunikationsteilnehmer bestimmt sind. Die Str., die durch verschiedene
Ebenen des Texts verstanden werden können, sind das Fundament zum Verstehen der Ziele
der Kommunikation, die sich durch unterschiedliche Ereignisse des Redens (Performanzen)
zeigen. Im praktischen Teil werden die jeweiligen Str. der Kommunikation als Beweis der
bestimmten Vermutungen verwendet.
35
2. Praktischer Teil
2.1 Anmerkungen und Fragestellung zum praktischen Teil
Im praktischen Teil dieser Arbeit wird der Diskurs der deutsch-französischen Beziehungen
behandelt, wobei der Diskursstrang der Rollen, Str. und Einstellungen der beiden Länder in
der europäischen Wirtschaftskrise näher betrachtet wird.
Im Kapitel 2.2 wird ein Blick auf den Kontext des Diskurses verschafft, der es uns ermöglicht,
die wichtigsten Probleme des von uns behandelten Diskursfragments zu benennen und seine
dominanten Themen, Zeitpunkte, Orte, Subjekte, Objekte und Ebenen zu beschreiben, was im
Kapitel 2.3 folgt. Wichtig ist es auch, die „Bruchpunkte“ des Diskursstrangs zu ermitteln.
Nach der Untersuchung des Kontexts des Diskurses werden anhand der vorhandenen
Informationen, Metaphern im weiteren Sinne mit ihren Entsprechungen in der anderen
Sprache ausgewiesen. Des Weiteren wird ihre pragmatische Funktion im gegebenen
Diskursfragment behandelt. Im Folgenden wird ihre Funktion für die Strategiewahl jedes
Subjektes des Diskurses und ihr postmoderner Charakter bewertet.
2.2 Kontext
Heute werden Deutschland und Frankreich in den Medien oft als „Motor“ der europäischen
Integration beschrieben. So war es aber nicht immer. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die
beiden Länder durch ständige Konflikte verbunden, davon die entscheidenden der Deutsch-
Französische Krieg 1870 - 1871 sowie der erste und zweite Weltkrieg.
Nach 1945 fand die Aussöhnung statt, die durch die am 9. Mai 1950 unterzeichnete Erklärung
gekennzeichnet war. Dieses sowie folgende Ereignisse beendeten die Geschichte der deutsch-
36
französischen Erbfeindschaft und schlugen ein neues Kapitel der deutsch-französischen
Geschichte auf. Die jeweiligen Staatschefs der beiden Länder wurden zum Symbol der
europäischen Entwicklung und Integration.
In den Jahren 2009 - 2010 hat die Staatschuldenkrise in Europa, die von unterschiedlichen
wirtschaftlichen Faktoren ausgelöst wurde, ihren Anfang genommen. Die Achse Deutschland-
Frankreich stand auch in dieser Zeit im Vordergrund. Der damalige französische Präsident
Nicolas Sarkozy und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (ME) wurden aufgrund
ihrer Treffen und ihrer Forderung nach Maßnahmen sofort zum Symbol europäischer
Effizienz und Kompromissfähigkeit. Das Bild des deutsch-französisches Staatspaares wurde
von den Medien aufgegriffen. Daraus resultierte die Metapher eines deutsch-französischen
Ehepaars (Merkozy).
Nach der französischen Präsidentschaftswahl 2012 verlor Nicolas Sarkozy, den ME öffentlich
unterstützte, gegen François Hollande (HO), der gleich nach der Amtseinführungszeremonie
nach Berlin flog, wo die zu analysierende Pressekonferenz stattgefunden hat. Damit hat HO
die hohe Priorität der deutsch-französischen Beziehungen für seine zukünftige Politik
demonstriert. Im Gegensatz zu Nicolas Sarkozy vertritt der aktuelle Präsident eine
sozialdemokratische Position und hat eine andere Meinung zur Bewältigung der anstehenden
Krise.
2.3 Untersuchungsgegenstand
In diesem Kapitel werden wir den Inhalt und die Struktur der zu untersuchenden
Kommunikationssituation beschreiben. Die wichtigsten Themen, die in dem behandelten
Diskursfragment vorkommen sind die Deutsch-Französische Zusammenarbeit und der aktuelle
wirtschaftlich-finanzieller Stand Griechenlands. Die gesamte thematische Struktur kann auf
der Abbildung 2 nachvollzogen werden.
37
Abbildung 2. Die Hauptthemen des behandelten Diskursfragments
Weil das Format einer Bachelor-Arbeit nicht ausreicht, um den gesamten Diskurs zu
analysieren, beschränken wir uns auf die Analyse eines bestimmten Diskursfragments, das die
Form einer Pressekonferenz hat, an der Subjekt A (ME) und Subjekt B (HO) teilnahmen.
Diese fand am 15. Mai 2012 (Zeitpunkt des Diskursfragments) in Berlin (Diskursposition)
anlässlich der Amtseinführung HOs als Präsident Frankreichs statt.
Die Pressekonferenz fängt danit an, dass ME HO begrüßt. In ihrer Rede erwähnt ME die oben
genannten Themen, wobei sie einige Punkte für die Diskussion anführt (also werden die
wichtigsten Probleme getauft, die sich mit den wichtigsten Diskursproblemen überschneiden),
die mit den ofiziellen politischen und wirtschaftlichen Interessen Deutschlands
übereinstimmen. Subjekt B wiederholt die oben genannten Punkte und weist gleichzeitig
darauf hin, dass seinerseits die Interessen leicht abweichen. Am Ende der beiden Reden
kommen beide Subjekte zu einem symbolischen Kompromiss, der eine enge Zusammenarbeit
vorsieht, obgleich sie unterschiedliche politische Ansichten bekennen. Außer den beiden
Subjekten nehmen auch zwei Simultandolmetscher an der Kommunikationssituation teil, die
die intersprachliche Kommunikation einerseits zwischen den beiden Staatschefs, andererseits
deutsch-französische Beziehungen (u. a. der Elysée-Vertrag)
Wahlen in Frankreich
Staatschuldenkrise im Euroraum (u.a. der aktuelle Fiskalpakt)
Wahlen in Griechenland
Zusammenarbeit
38
zwischen der Situation und dem Publikum im Rahmen des genannten Diskursfragments
ermöglichen. Dank der Beherrschung der spezifischen Technologie des Diskurses, schaffen sie
es, die jeweiligen Reden adäquat und aquivalent zu übermitteln.
Die Struktur des Diskursfragments beinhaltet 7 Teile, von denen jeder pragmatisch wichtig ist:
1) MEs Rede;
2) parallele Verdolmetschung;
3) HOs Rede;
4) parallele Verdolmetschung;
5) Fragen vom journalistischen Publikum
6) parallele Verdolmetschung;
7) Antworten der Staatschefs.
Was die vorhandenen Diskursebenen betrifft, verfügen wir über zwei ins Deutsche bzw.
Französische Audio- und auch teilweise Videoaufnahmen der behandelten Pressekonferenz,
sowie deutsche bzw. französische Transkripte.
Die vorherrschenden sprachlich-rhetorischen Mittel des Diskursfragments sind Metaphern,
deren pragmatische Belastung im nächsten Kapitel beschrieben wird.
2.4 Analyse der Metaphorik
In diesem Kapitel werden die Beispiele der im Diskursfragment vorhandenen politischen Met.
betrachtet. Wie bereits erwähnt, werden unter Metaphern die sprechrhetorische Mittel
verstanden, die durch eine große kognitive Distanz zwischen der im Ausdruck enthaltenen
Bedeutung und der Proposition verzeichnen, indem ein impliziter Vergleich zwischen zwei
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verschiedenen Gegenständen entsteht, der auf der Analogie-, Ausgleichs- und
Ähnlichkeitsbeziehung beruht. Es wird also der pragmatische Wert der von den Rednern
benutzten und von den Dolmetschern übertragenen Metaphern analysiert.
Nachfolgend werden die wichtigsten politischen Metaphern mit den in der Verdolmetschung
enthaltenen Übersetzungen aufgezählt:
• auf einige wichtige Punkte eingegangen - parler de certain nombre des points
importants (ME)
• eine sehr intensive Agenda - l’ordre du jour chargé (ME)
• europäischen Fragen - les dossiers européens (ME)
• unsere bilateralen Beziehungen - les rélations bilaterales (ME)
• das Jubiläum 50 Jahre Elysée-Vertrag - le 50ème anniversaire du traité
d‘Élysée.(ME)
• deutsch-französischen Beziehungen im 21. Jahrhundert weiterzuentwickeln - les
développer et poursuivre les rélations franco-allemandes au 21 siècle (ME)
• unsere Parlamente werden sich ja hier in Berlin treffen - nos parlements vont se
rencotrer à Berlin à cette occasion (ME)
• in die europäische Agenda eingestiegen - passer très vite aux questions européennes
(ME)
• eine gute Entwicklung Europas - (pour que) l’Eurpope ait un bon développement
(ME)
• ein europäisches Zusammentreffen am 23. Mai haben - un rencontre informel le 23
mai (un conseil européen le 23 mai) (ME)
• auf den Tisch legen - mettre sur le table (ME), (HO)
• Arbeiten - négociations (ME)
• gemeinsam ihre Ideen präsentieren - présenter ensemble des idées (ME)
• das ja unsere aktuelle Diskussion in diesen Tagen sehr beschäftigt - ce qui nous a
occupé ces jours-ci (ME)
• Griechenland im Euro bleibt - Grèce demeure dans l’euro (ME)
• Griechenland beim Wachstum zu helfen - aider la Grèce en matière de croissance
(ME)
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• Griechenland gehört ich glaube, auch da sind wir uns einig zur Europäischen
Union, gehört in die Eurogruppe, und wir wollen genau dies auch voranbringen -
nous considérons que la Grèce fiat partie de l’Union européenne, fait partie de l’euro,
c’est dans ce sense que nous voulons continuer d‘aller (ME)
• Ich habe mich über das Kennenlernen gefreut - j’étais très heureuse de faire votre
connaissance (ME)
• ich sehe unserer Zusammenarbeit mit Freude und mit Spannung entgegen - et je me
réjoui et j’ai beaucoup d’intêret de notre future coopération (ME)
• venir à Berlin rencontrer la Chancelière - die Bundeskanzlerin hier zu treffen (HO)
• même si sa réputation avait franchi la frontière depuis longtemps - ihr Ruf natürlich
auch schon über die Grenzen Deutschlands hinaus geht (HO)
• je voulais démontrer que la relation franco-allemande est une constante de
l'engagement du Président de la République - die deutsch-französischen Beziehungen
eine Konstante darstellen (HO)
• Je voulais venir ici à Berlin pour également signifier le sens que je donne au mot
amitié entre nos deux pays. - Es war auch mein Wunsch, hierher nach Berlin zu
kommen, um zu zeigen, wie ich den Begriff Freundschaft zwischen unseren beiden
Ländern auslege. (HO)
• Nous avons, par notre histoire, par nos engagements, par notre contribution à la
construction de l'Europe, des liens forts et une responsabilité éminente. - Unsere
Geschichte, unsere Verpflichtungen, unsere Beiträge zur europäischen Integration
haben dazu geführt, dass unsere Beziehungen sehr eng sind und dass wir eine
herausragende Verantwortung haben. (HO) - wir sind wichtig (DE + FR)
• die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich - les rélations franco-
allemandes (HO)
• [Je conçois] la relation entre la France et l'Allemagne comme une relation
équilibrée et respectueuse : [équilibrée entre nos deux pays, respectueuse de nos
sensibilités politiques, et également respectueuse des partenaires de l'Europe et des
institutions communautaires. Nous voulons travailler ensemble pour le bien de
l'Europe, mais en mobilisant tous les autres pays de l'Union.] - ausgeglichene und
sich gegenseitig achtende Beziehungen. (HO)
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• des liens forts - unsere politische Familie
• [Tout ça pour vous dire que] cette réunion n'avait pas vocation à régler toutes les
questions qui sont posées. - [Ich möchte damit sagen, dass] dieses Treffen nicht dazu
vorgesehen war, alle Fragen zu lösen, die jetzt auf dem Tisch liegen. (HO)
• [de] fixer une démarche, d'engager une méthode de travail pour trouver ensemble
des solutions - Schritte und eine Arbeitsmethode festzulegen, um gemeinsam zu
Lösungen zu gelangen. (HO)
• [mais avait d'abord comme premier objet de] mieux nous connaître, d'établir une
relation - [Aber der Hauptzweck dieses Treffens war sicherlich,] uns besser
kennenzulernen, eine Beziehung in Gang zu bringen (HO)
• [Nous voulons] travailler ensemble pour le bien de l'Europe[, mais en mobilisant
tous les autres pays de l'Union.] - gemeinsam zum Wohle Europas
zusammenzuarbeiten (HO)
• [Je voulais aussi venir pour] définir avec la Chancelière notre travail pour les
prochaines semaines, voire même les prochains mois. - Ich wollte mit der
Bundeskanzlerin unsere Arbeit für die nächsten Wochen oder nächsten Monate
festzulegen. (HO)
• Je souhaite, comme Mme Merkel, que la Grèce reste dans la zone euro. - [Also]
wünsche ich, dass Griechenland in der Eurozone verbleibt. (HO)
• Il y a eu des efforts qui ont été engagés de part et d'autre, du côté de l'Union
européenne comme du côté des Grecs. - Es sind auf beiden Seiten Anstrengungen
unternommen worden, auf Seiten der Europäischen Union und auch auf Seiten
Griechenlands. (HO)
• Et donc, nous devons permettre aux Grecs de trouver des solutions. - [Also]
müssen wir es den Griechen ermöglichen, Lösungen zu finden. (HO)
• [Je souhaite que] les Grecs puissent affirmer dans ces élections leur attachement à
la zone euro. - [Ich möchte,] dass die Griechen anlässlich dieser Wahl ihr Bekenntnis
zur Eurozone bekräftigen. (HO)
• Je suis favorable à ce que nous puissions dire aux Grecs que l'Europe est prête à
ajouter des mesures de croissance, de soutien de l'activité pour qu'il puisse y avoir
le retour de la croissance en Grèce, alors qu'elle vit une récession, mais qu'en
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même temps, les engagements qui ont été pris doivent être tenus. - Ich bin auch
dafür, dass wir den Griechen sagen und sagen können, dass Europa bereit ist,
zusätzliche Wachstumsmaßnahmen und aktivitäten zu unterstützen, damit das
Wachstum in Griechenland wieder zurückkehrt; denn wir wissen, dass Griechenland
im Augenblick eine Rezession durchlebt. (HO)
• S'agissant du traité budgétaire et du pacte de croissance, j'ai dit que je voulais
que la croissance puisse être non seulement un mot prononcé, mais aussi des actes
tangibles et traduits dans la réalité. - Ich habe zum Ausdruck gebracht, dass es mein
Wunsch ist, dass „Wachstum“ nicht nur ein leeres Wort darstellt, keine Worthülle ist,
sondern dass das etwas ist, was auch in der Wirklichkeit zu verspüren ist. (HO)
• [La méthode qui nous paraît la meilleure] c'est celle de mettre tout sur la table[, à
l'occasion du sommet informel du 23 mai - je remercie d'ailleurs Mme Merkel
d'avoir accepté son report pour me permettre de le préparer dans les meilleures
conditions] - et surtout le Conseil européen de la fin du mois de juin. - ... beim Rat
Ende Juni von allen Seiten alles auf den Tisch gelegt werden, was zu Wachstum
beitragen kann. (HO)
• Tout doit être mis sur la table, par les uns comme par les autres, tout ce qui peut
contribuer à la croissance : aussi bien l'amélioration de la compétitivité que les
investissements d'avenir, que la mobilisation de fonds, que les eurobonds - bref : tout
doit être mis sur la table. Et ensuite, nous en tirerons les conclusions en terme
d'instruments juridiques nécessaires. - [die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit
anbelangt, sei es, was Investitionen in die Zukunft, Fonds oder Eurobonds anbelangt]:
Alles muss auf den Tisch. [Danach werden wir die Lehren daraus ziehen, die
notwendigen Konsequenzen ziehen, wie dies mit rechtlichen Instrumenten umzusetzen
ist]. (HO)
• [Voilà ce que je voulais dire en me félicitant de l'accueil qui m'a été réservé, parce
que c'est] une image que je voulais donner, au-delà de nos différences, une image de
confiance dans le travail que nous pouvons engager, une image de cohérence dans
la relation franco-allemande, de continuité aussi pour l'histoire même de nos deux
pays dans l'Union européenne. - [ denn ich wollte hier über unsere Unterschiede
hinaus] ein Bild des Vertrauens in die Arbeit, die wir gemeinsam angehen können und
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werden, und ein Bild des Zusammenhalts und der Kontinuität in den deutsch-
französischen Beziehungen und auch in der Geschichte unserer beiden Länder in der
Europäischen Union vermitteln. (HO)
• [Et ce rendez-vous - qui était très attendu, j'ai l'impression que vous êtes venus
nombreux à ce rendez-vous - me permet, sans rien dissimuler de ce qui peut nous
séparer parfois, de convaincre les Européens] que la France et l'Allemagne ont la
volonté, à travers la Chancelière et le nouveau Président de la République française,
de travailler en commun, pour nos deux pays, pour la relation franco-allemande, et
pour l'Europe tout entière. - [Dieses Treffen ist von allen ja sehr erwartet worden Sie
sind hier heute sehr zahlreich erschienen, wie ich sehe. Ich hoffe, dass wir damit ohne
dass wir hier Dinge verbergen, die uns vielleicht trennen in der Lage sind, die Europäer
davon zu überzeugen,] dass Deutschland und Frankreich gemeinsam den Willen haben,
durch die Arbeit von Frau Merkel und des neuen französischen Präsidenten gemeinsam
für unsere beiden Länder, für die deutsch-französischen Beziehungen und für Europa
insgesamt zu arbeiten. (HO)
• [J'ai dit dans la campagne, et je le répète encore aujourd'hui comme Président de la
République,] que je voulais renégocier ce qui, à un moment, a été établi, pour y
intégrer une dimension de croissance. Et donc, la méthode dont nous avons convenu
consiste à mettre toutes les idées, toutes les propositions sur la table[, et voir ensuite
quelles sont les traductions juridiques pour les mettre en œuvre. Et c'est au terme de
ce travail que je pourrais répondre à votre question]. - [Im Wahlkampf habe ich
gesagt, und ich sage das auch heute wieder, dass ich als Präsident der Republik] das
neu verhandeln möchte, was zu einem gewissen Zeitpunkt festgelegt worden ist, weil
ich dem eine Wachstumsdimension hinzufügen möchte. Die Methode, auf die wir uns
geeinigt haben, besteht darin, dass wir alle Ideen, alle Vorschläge zusammenbringen
und einmal prüfen, [wie dies rechtlich umgesetzt werden kann. Am Ende dieser Arbeit
werde ich Ihre Frage beantworten können]. (HO)
• « Nous sommes tous, maintenant, une partie de la politique intérieure européenne ».
- „Wir sind jetzt alle Teil der europäischen Innenpolitik.“ (HO) - Interdependenz
• La France va-t-elle devoir] adopter rapidement un plan de rigueur? - sehr schnell
einen Sparplan festlegen? (HO)
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• [Ce n'est pas la première fois que,] entre la France et l'Allemagne, il y a des
relations qui sont conduites par des chefs d'Etat et de gouvernement qui ne sont pas
de la même sensibilité politique. [C'est arrivé avec Helmut Schmidt et Valéry Giscard
d'Estaing, François Mitterrand et Helmut Kohl, et ensuite Jacques Chirac et
Gerhard Schröder. Bref, c'est même l'exception quand il y a des chefs d'Etat et de
gouvernement de même sensibilité politique! Mais je ne vais pas rentrer dans ce
débat]. - Es ist ja nicht das erste Mal, dass zwischen Deutschland und Frankreich
Beziehungen bestehen, die von Staats- und Regierungschefs geführt werden, die nicht
der gleichen Parteifamilie angehören. Das war der Fall mit Helmut Schmidt und
Valéry Giscard d'Estaing, mit François Mitterrand und Helmut Kohl, dann mit Jaques
Chirac und Gerhard Schröder. Es ist sogar eine Ausnahme, wenn die Staats- und
Regierungschefs der beiden Länder der gleichen politischen Familie angehören. Aber
diese Debatte möchte ich jetzt gar nicht erst lostreten. (HO)
• Les pays se dotent des responsables de leur choix, et nous, nous avons à travailler
ensemble pour mener à bien les missions qui nous sont données, et surtout le devoir
de faire avancer l'Europe et de répondre aux grands défis du monde, aussi. Et nous
nous retrouvons d'ailleurs bientôt à des sommets du G8, de l'OTAN, et nous aurons
à travailler ensemble. - Die Länder übernehmen die Verantwortung, die richtig ist, und
unsere Aufgabe ist es, gemeinsam die Pflichten zu erfüllen, die wir haben, Europa
insgesamt voranzubringen und uns den Herausforderungen der Welt zu stellen. (HO)
• [Sur le sujet de la croissance, c'est vrai que le mot était inscrit dans le traité
budgétaire, mais il n'était pas vraiment décliné. Je me félicite que la campagne
présidentielle en France ait permis - la situation en Europe y a aussi aidé - ] de
remettre le sujet de la croissance au cœur de nos débats. - [Es hat sicherlich
Arbeitssitzungen gegeben, die vorgesehen waren, und ich begrüße es, dass der
Wahlkampf in Frankreich es ermöglicht hat die Lage in Europa hat das auch
erleichtert, dass] das Thema Wachstum wieder den Kernpunkt unserer Gespräche
bildet. (HO)
• [Je sais] qu'il y a, derrière le mot croissance, des approches qui peuvent être
différentes, mais moi [je suis à la fois pour une économie de l'offre qui soit plus
productive, et pour des soutiens de la demande, qui ne peuvent plus être exercés par
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les Etats nationaux compte tenu des situations budgétaires, compte tenu des
endettements]. - [Ich weiß natürlich, dass] sich hinter dem Wort Wachstum Ansätze
verbergen, die unterschiedlicher Natur sein können. [Aber ich bin gleichzeitig für ein
größeres Angebot, das produktiver ist, und für eine Nachfrage, die nicht mehr nur von
den Nationalstaaten aufgrund der Haushaltslage in diesen Ländern und aufgrund der
Verschuldung der Staaten gestaltet wird]. (HO)
• Donc l'Europe aura à prendre sa responsabilité [, et c'est ce dont nous allons
discuter ensemble pendant les semaines qui viennent]. - Also muss Europa zu seiner
Verantwortung stehen. [Das ist genau das, worüber wir in den nächsten Wochen
sprechen werden]. (HO)
• [Sur la situation économique de la France, M. Lemaître a bien voulu rappeler]
l'héritage qui est le mien aujourd'hui, enfin, qui m'a été transmis aujourd'hui, c'est-
à-dire une croissance quasi-nulle pour le premier trimester[, et une perspective, celle
qu'a évoquée la Commission qui laisserait penser que nous n'atteindrions pas les
1,7% en 2013, même si l'INSEE aujourd'hui confirme plutôt cet objectif]. - [Was die
wirtschaftliche Lage Frankreich anbelangt: Herr Lemaître war so nett, daran zu
erinnern, dass] es hier ein Erbe gibt, das ich heute antrete und das mir heute übertragen
wurde. (HO)
• Pour en savoir davantage - non pas sur les prévisions économiques, parce que la
croissance, nous devons la créer, et à l'échelle nationale, et à l'échelle européenne,
et même à l'échelle mondiale, et nous en parlerons sans doute au G8 comme au G20
-- mais pour tenir compte des effets d'un ralentissement de la croissance, peut-être
aussi de dépenses qui ont pu être engagées, le gouvernement que je vais constituer
demain va demander à la Cour des comptes, très rapidement, de faire un rapport
pour évaluer l'état de l'exécution du budget 2012. - … ein Nachlassen des Wachstums
und die Verpflichtungen hinsichtlich der Ausgaben, die damit einhergehen, zu
berücksichtigen, wird die Regierung, die ich morgen bilden werde, den Rechnungshof
bitten, und zwar in Kürze, einen Bericht zur Bewertung des Haushalts 2012 zu
erstellen. (HO)
• Car je suis pour le sérieux budgétaire. Je suis pour qu'on atteigne nos objectifs.
Mais, parce que je suis pour le sérieux budgétaire, je suis pour la croissance : s'il n'y
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a pas la croissance, alors, quels que soient nos efforts, nous n'atteindrons pas les
objectifs que nous nous sommes fixés de réduction de la dette et de diminution de
nos déficits. - Denn ich bin dafür, dass ein Haushalt seriös geführt wird. Ich bin dafür,
die Ziele zu erreichen, die wir uns gesetzt haben. Aber weil ich eine klare
Haushaltspolitik möchte, bin ich auch für Wachstum; denn ohne Wachstum da können
wir tun, was wir möchten werden wir nicht die Ziele erreichen, die wir uns selbst
gesetzt haben, nämlich die Schulden zurückzufahren und unsere Defizite zu
reduzieren. (HO)
• Les Grecs sont appelés à se prononcer sur des formations politiques qui, pour
certaines, sont pour le maintien de la Grèce dans la zone euro, pour d'autres non,
et donc je respecterai, quoi qu'il arrive, le vote des Grecs. En revanche, ma
responsabilité, c'est d'adresser un signe, aussi, aux Grecs. Je mesure les épreuves,
les souffrances qu'une partie du peuple grec subit aujourd'hui, et ses doutes, ses
interrogations par rapport à l'avenir. - Die Griechen sind zur Wahl gerufen. Es
stellen sich politischen Parteien zur Wahl, die sicherlich für den Verbleib in der
Eurozone sind. Andere wiederum sind dagegen. Also werde ich, was immer auch
passieren wird, die Entscheidung der Griechen respektieren. Allerdings besteht meine
Verantwortung darin, den Griechen ein Zeichen zu geben. Ich bin mir der
Schwierigkeiten, die damit einhergehen, bewusst, die einen Teil der griechischen
Bevölkerung betreffen. (HO)
• Les Grecs doivent savoir que nous viendrons, par des mesures de croissance, par des
soutiens de l'activité, vers eux pour leur permettre d'assurer leur présence dans la
zone euro. - Bezüglich dieser Zweifel, dieser Fragen, was die Zukunft anbelangt,
sollen die Griechen wissen, dass wir durch Wachstumsmaßnahmen, durch die
Unterstützung der wirtschaftlichen Aktivität auf sie zugehen werden, um
sicherzustellen, dass sie weiterhin in der Eurozone verbleiben. (HO)
• Voilà pourquoi, dans cette élection, les Grecs seuls ont la parole, et il faut toujours
avoir pour le suffrage universel, dans quelque pays que ce soit, le plus grand respect.
- Nur die Griechen entscheiden. Vor solchen Wahlen egal, in welchem Land sie
stattfinden sollte man den größten Respekt haben. (HO)
47
• Mais je dois envoyer un certain nombre de signes, et ces signes sont ceux de la
croissance, de l'activité, du soutien. - Aber ich möchte hier auch ein Signal aussenden.
Dieses Signal ist: Wachstum, Unterstützung der Wirtschaftskraft usw. (HO)
• [Sur la manière avec laquelle nous avons conversé Mme Merkel et moi,] c'est la
langue universelle, c'est celle de la communauté d'intérêts, de l'intelligence
respective, de la volonté de trouver des solutions, et vous assure que, même en
parlant français, on peut se faire comprendre par une Chancelière allemande, et
réciproquement, une Chancelière allemande, en parlant allemand, peut se faire
comprendre par un président français. - Es ist die allgemeine Sprache gewesen,
nämlich die Sprache der Interessengemeinschaft des jeweiligen Willens des einen und
des anderen, Lösungen zu finden. Ich kann Ihnen versichern, dass man selbst dann,
wenn man Französisch spricht, von der deutschen Bundeskanzlerin verstanden wird.
Umgekehrt ist es genauso: Auch ein französischer Präsident versteht eine deutsche
Bundeskanzlerin. (HO)
Einige von den ausgewiesenen Ausdrücken werden konventionell nicht als Metaphern
verstanden. Die Ausdrücke wie kulminieren - terminer, gemeinsam Ideen präsentieren -
présenter ensemble des idées werden in anderen Situationen als nicht metaphorische, bildliche
Redemittel gesehen. Im Kontext dieses politischen Diskurses werden sie aber als Metaphern
betrachtet, da ihre Bedeutung im Kontext internationaler Beziehungen weit von der
Proposition entfernt ist. Der Ausdruck Kulminieren (terminer) bezieht sich eher auf die
erfolgreiche Ziellerreichung als das Ende von etwas. Die von der Metapher gemeinsam Ideen
präsentieren - présenter ensemble des idées beschriebene Situation würde nicht einen
Meinungsaustausch, sondern eine formelle Situation des diplomatischen Kennenlernens
beschreiben.
2.5 Analyse der Metaphern
48
Die vorgeführten Metaphern werden nach folgenden Kriterien analysiert:
• Frequenz der Nutzung
• beschriebene Thematik
• Produzent
• kommunikative Ausdruckskraft.
Einige Metaphern werden von den Kommunikationssubjekten zwei oder mehrmals wiederholt
(europäischen Fragen - les dossiers européens, unsere bilateralen Beziehungen - les rélations
bilaterales/franco-allemandes, auf den Tisch legen - mettre sur le table, des liens forts - unsere
politische Familie). Diese Tatsache stärkt die Wichtigkeit des beschrienen Konzeptes und
weist indirekt auf die Position des Sprechers hin, der eine bestimmte Metapher mehr als
einmal benutzt.
Die von Metaphern bezeichneten Konzepte, die sich teilweise mit den Themen des
Diskursfragments überschneiden, lassen sich ebenfalls nach ihrer Bedeutung einordnen. Unten
werden die wichtigsten Themeneinheiten des Diskursfragments mit 1-2 Beispielen genannt:
• Kooperationsgestaltung und bilaterale Beziehungen:
(1) je voulais démontrer que la relation franco-allemande est une constante de l'engagement
du Président de la République - die deutsch-französischen Beziehungen eine Konstante
darstellen (HO)
(2) deutsch-französischen Beziehungen im 21. Jahrhundert weiterzuentwickeln - les
développer et poursuivre les rélations franco-allemandes au 21 siècle (ME)
• Europa als Haus/Familie:
(1) des liens forts - unsere politische Familie
(2) europäischen Fragen - les dossiers européens (ME)
• Persönliche Beziehungen zwischen den zwei Staatschefs:
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(1) venir à Berlin rencontrer la Chancelière - die Bundeskanzlerin hier zu treffen (HO)
(2) Ich habe mich über das Kennenlernen gefreut - j’étais très heureuse de faire votre
connaissance (ME)
(3) [mais avait d'abord comme premier objet de] mieux nous connaître, d'établir une relation
- [Aber der Hauptzweck dieses Treffens war sicherlich,] uns besser kennenzulernen, eine
Beziehung in Gang zu bringen (HO)
• Freude
ich sehe unserer Zusammenarbeit mit Freude und mit Spannung entgegen - et je me réjoui et
j’ai beaucoup d’intêret de notre future coopération (ME)
• Freundschaft und Vertrauen:
(1) Je voulais venir ici à Berlin pour également signifier le sens que je donne au mot amitié
entre nos deux pays. - Es war auch mein Wunsch, hierher nach Berlin zu kommen, um zu
zeigen, wie ich den Begriff Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern auslege. (HO)
(2) [Voilà ce que je voulais dire en me félicitant de l'accueil qui m'a été réservé, parce que
c'est] une image que je voulais donner, au-delà de nos différences, une image de confiance
dans le travail que nous pouvons engager, une image de cohérence dans la relation franco-
allemande, de continuité aussi pour l'histoire même de nos deux pays dans l'Union
européenne. - [ denn ich wollte hier über unsere Unterschiede hinaus] ein Bild des Vertrauens
in die Arbeit, die wir gemeinsam angehen können und werden, und ein Bild des
Zusammenhalts und der Kontinuität in den deutsch-französischen Beziehungen und auch in
der Geschichte unserer beiden Länder in der Europäischen Union vermitteln. (HO)
• Interdependenz
« Nous sommes tous, maintenant, une partie de la politique intérieure européenne ». - „Wir
sind jetzt alle Teil der europäischen Innenpolitik.“ (HO)
• Agenda (Beschäftigung und Entschlossenheit):
(1) eine sehr intensive Agenda - l’ordre du jour chargé (ME)
50
(2) [Tout ça pour vous dire que] cette réunion n'avait pas vocation à régler toutes les
questions qui sont posées. - [Ich möchte damit sagen, dass] dieses Treffen nicht dazu
vorgesehen war, alle Fragen zu lösen, die jetzt auf dem Tisch liegen. (HO)
• Arbeit und Bemühungen
(1) Il y a eu des efforts qui ont été engagés de part et d'autre, du côté de l'Union européenne
comme du côté des Grecs. - Es sind auf beiden Seiten Anstrengungen unternommen worden,
auf Seiten der Europäischen Union und auch auf Seiten Griechenlands. (HO)
(2) [de] fixer une démarche, d'engager une méthode de travail pour trouver ensemble des
solutions - Schritte und eine Arbeitsmethode festzulegen, um gemeinsam zu Lösungen zu
gelangen. (HO)
• Zusammenarbeit und Diskussion
(1) gemeinsam ihre Ideen präsentieren - présenter ensemble des idées (ME)
(2) [Et ce rendez-vous - qui était très attendu, j'ai l'impression que vous êtes venus nombreux
à ce rendez-vous - me permet, sans rien dissimuler de ce qui peut nous séparer parfois, de
convaincre les Européens] que la France et l'Allemagne ont la volonté, à travers la
Chancelière et le nouveau Président de la République française, de travailler en commun,
pour nos deux pays, pour la relation franco-allemande, et pour l'Europe tout entière. - [Dieses
Treffen ist von allen ja sehr erwartet worden Sie sind hier heute sehr zahlreich erschienen, wie
ich sehe. Ich hoffe, dass wir damit ohne dass wir hier Dinge verbergen, die uns vielleicht
trennen in der Lage sind, die Europäer davon zu überzeugen,] dass Deutschland und
Frankreich gemeinsam den Willen haben, durch die Arbeit von Frau Merkel und des neuen
französischen Präsidenten gemeinsam für unsere beiden Länder, für die deutsch-französischen
Beziehungen und für Europa insgesamt zu arbeiten. (HO)
• Gemeinsame Interessen
[Sur la manière avec laquelle nous avons conversé Mme Merkel et moi,] c'est la langue
universelle, c'est celle de la communauté d'intérêts, de l'intelligence respective, de la volonté
de trouver des solutions, et vous assure que, même en parlant français, on peut se faire
51
comprendre par une Chancelière allemande, et réciproquement, une Chancelière allemande,
en parlant allemand, peut se faire comprendre par un président français. - Es ist die
allgemeine Sprache gewesen, nämlich die Sprache der Interessengemeinschaft des jeweiligen
Willens des einen und des anderen, Lösungen zu finden. Ich kann Ihnen versichern, dass man
selbst dann, wenn man Französisch spricht, von der deutschen Bundeskanzlerin verstanden
wird. Umgekehrt ist es genauso: Auch ein französischer Präsident versteht eine deutsche
Bundeskanzlerin. (HO)
• Unterstützung
(1) Les Grecs doivent savoir que nous viendrons, par des mesures de croissance, par des
soutiens de l'activité, vers eux pour leur permettre d'assurer leur présence dans la zone euro. -
Bezüglich dieser Zweifel, dieser Fragen, was die Zukunft anbelangt, sollen die Griechen
wissen, dass wir durch Wachstumsmaßnahmen, durch die Unterstützung der wirtschaftlichen
Aktivität auf sie zugehen werden, um sicherzustellen, dass sie weiterhin in der Eurozone
verbleiben. (HO)
(2) Les Grecs sont appelés à se prononcer sur des formations politiques qui, pour certaines,
sont pour le maintien de la Grèce dans la zone euro, pour d'autres non, et donc je respecterai,
quoi qu'il arrive, le vote des Grecs. En revanche, ma responsabilité, c'est d'adresser un signe,
aussi, aux Grecs. Je mesure les épreuves, les souffrances qu'une partie du peuple grec subit
aujourd'hui, et ses doutes, ses interrogations par rapport à l'avenir. - Die Griechen sind zur
Wahl gerufen. Es stellen sich politischen Parteien zur Wahl, die sicherlich für den Verbleib in
der Eurozone sind. Andere wiederum sind dagegen. Also werde ich, was immer auch
passieren wird, die Entscheidung der Griechen respektieren. Allerdings besteht meine
Verantwortung darin, den Griechen ein Zeichen zu geben. Ich bin mir der Schwierigkeiten, die
damit einhergehen, bewusst, die einen Teil der griechischen Bevölkerung betreffen. (HO)
• Offenheit
(1) auf den Tisch legen - mettre sur le table (ME), (HO)
(2) Tout doit être mis sur la table, par les uns comme par les autres, tout ce qui peut
contribuer à la croissance: aussi bien l'amélioration de la compétitivité que les
52
investissements d'avenir, que la mobilisation de fonds, que les eurobonds - bref : tout doit être
mis sur la table. Et ensuite, nous en tirerons les conclusions en terme d'instruments juridiques
nécessaires. - [die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit anbelangt, sei es, was Investitionen
in die Zukunft, Fonds oder Eurobonds anbelangt]: Alles muss auf den Tisch. [Danach werden
wir die Lehren daraus ziehen, die notwendigen Konsequenzen ziehen, wie dies mit rechtlichen
Instrumenten umzusetzen ist]. (HO)
• Freiheit und Demokratie
Voilà pourquoi, dans cette élection, les Grecs seuls ont la parole, et il faut toujours avoir pour
le suffrage universel, dans quelque pays que ce soit, le plus grand respect. - Nur die Griechen
entscheiden. Vor solchen Wahlen egal, in welchem Land sie stattfinden sollte man den
größten Respekt haben. (HO)
• Griechenland als Teil Europas (politisch und wirtschaftlich):
(1) Griechenland im Euro bleibt - Grèce demeure dans l’euro (ME)
(2) Griechenland gehört ich glaube, auch da sind wir uns einig zur Europäischen Union,
gehört in die Eurogruppe, und wir wollen genau dies auch voranbringen. - Nous considérons
que la Grèce fiat partie de l’Union européenne, fait partie de l’euro, c’est dans ce sense que
nous voulons continuer d’aller. (ME)
• Sicherheit
Je suis favorable à ce que nous puissions dire aux Grecs que l'Europe est prête à ajouter des
mesures de croissance, de soutien de l'activité pour qu'il puisse y avoir le retour de la
croissance en Grèce, alors qu'elle vit une récession, mais qu'en même temps, les engagements
qui ont été pris doivent être tenus. - Ich bin auch dafür, dass wir den Griechen sagen und sagen
können, dass Europa bereit ist, zusätzliche Wachstumsmaßnahmen und aktivitäten zu
unterstützen, damit das Wachstum in Griechenland wieder zurückkehrt; denn wir wissen, dass
Griechenland im Augenblick eine Rezession durchlebt. (HO)
• Entwicklung und Veränderung
(1) eine gute Entwicklung Europas - (pour que) l’Eurpope ait un bon développement (ME)
53
(2) [J'ai dit dans la campagne, et je le répète encore aujourd'hui comme Président de la
République,] que je voulais renégocier ce qui, à un moment, a été établi, pour y intégrer une
dimension de croissance. Et donc, la méthode dont nous avons convenu consiste à mettre
toutes les idées, toutes les propositions sur la table[, et voir ensuite quelles sont les
traductions juridiques pour les mettre en œuvre. Et c'est au terme de ce travail que je pourrais
répondre à votre question]. - [Im Wahlkampf habe ich gesagt, und ich sage das auch heute
wieder, dass ich als Präsident der Republik] das neu verhandeln möchte, was zu einem
gewissen Zeitpunkt festgelegt worden ist, weil ich dem eine Wachstumsdimension hinzufügen
möchte. Die Methode, auf die wir uns geeinigt haben, besteht darin, dass wir alle Ideen, alle
Vorschläge zusammenbringen und einmal prüfen, [wie dies rechtlich umgesetzt werden kann.
Am Ende dieser Arbeit werde ich Ihre Frage beantworten können.] (HO)
• Wachstum
(1) Griechenland beim Wachstum zu helfen - aider la Grèce en matière de croissance (ME)
(2) Mais je dois envoyer un certain nombre de signes, et ces signes sont ceux de la croissance,
de l'activité, du soutien. Aber ich möchte hier auch ein Signal aussenden. Dieses Signal ist:
Wachstum, Unterstützung der Wirtschaftskraft usw. (HO)
(3) Car je suis pour le sérieux budgétaire. Je suis pour qu'on atteigne nos objectifs. Mais, parce
que je suis pour le sérieux budgétaire, je suis pour la croissance : s'il n'y a pas la croissance,
alors, quels que soient nos efforts, nous n'atteindrons pas les objectifs que nous nous sommes
fixés de réduction de la dette et de diminution de nos déficits.- Denn ich bin dafür, dass ein
Haushalt seriös geführt wird. Ich bin dafür, die Ziele zu erreichen, die wir uns gesetzt haben.
Aber weil ich eine klare Haushaltspolitik möchte, bin ich auch für Wachstum; denn ohne
Wachstum da können wir tun, was wir möchten werden wir nicht die Ziele erreichen, die wir
uns selbst gesetzt haben, nämlich die Schulden zurückzufahren und unsere Defizite zu
reduzieren. (HO)
Die aufgezählten Metaphern je nach ihrer Frequenz, Stärke, Thematik und ihrem Produzent
bezeugen das Vorhandensein der unterschiedlichen semantischen und pragmatischen Ebenen.
Die Met. kann also als Teil der Diskursoberfläche die Absichten und die Strategiewahl des
Sprechers widerspiegeln.
54
2.6 Strategien
Manche von den im theoretischen Teil beschriebenen semantischen Eigenschaften lassen sich
ebenfalls als pragmatisch wichtig deuten. Die Wahl bestimmter metaphorischer Mittel
markiert schon die Stellung des Kommunkationssubjekts zu einem Gegenstand. Die
Wiederholung einiger Metaphern wie [Nous voulons] travailler ensemble pour le bien de
l'Europe [, mais en mobilisant tous les autres pays de l'Union.] zeigt ihre Stellung deutlicher.
Der semantische Charakter solcher Metaphern markiert die Wertschätzung der eigenen Rolle
in der Kommuikationssituation.
Die im Diskurs herrschenden Stellungen sind 1) die von seiner eigenen Bedeutsamkeit oder
der Identifizierung mit der entscheidenen Gruppe, die in Form der Str. der Personalisierung
realisiert wird; 2) die der Veränderungstätigkeit. Das ist deutlich durch die folgenden
Metaphern bezeigt:
(1) [Sur le sujet de la croissance, c'est vrai que le mot était inscrit dans le traité budgétaire,
mais il n'était pas vraiment décliné. Je me félicite que la campagne présidentielle en France
ait permis - la situation en Europe y a aussi aidé - ] de remettre le sujet de la croissance au
cœur de nos débats. - [Es hat sicherlich Arbeitssitzungen gegeben, die vorgesehen waren, und
ich begrüße es, dass der Wahlkampf in Frankreich es ermöglicht hat die Lage in Europa hat
das auch erleichtert, dass] das Thema Wachstum wieder den Kernpunkt unserer Gespräche
bildet. (HO)
(2) [J'ai dit dans la campagne, et je le répète encore aujourd'hui comme Président de la
République,] que je voulais renégocier ce qui, à un moment, a été établi, pour y intégrer une
dimension de croissance. Et donc, la méthode dont nous avons convenu consiste à mettre
toutes les idées, toutes les propositions sur la table [, et voir ensuite quelles sont les
traductions juridiques pour les mettre en œuvre. Et c'est au terme de ce travail que je pourrais
répondre à votre question]. - [Im Wahlkampf habe ich gesagt, und ich sage das auch heute
55
wieder, dass ich als Präsident der Republik] das neu verhandeln möchte, was zu einem
gewissen Zeitpunkt festgelegt worden ist, weil ich dem eine Wachstumsdimension hinzufügen
möchte. Die Methode, auf die wir uns geeinigt haben, besteht darin, dass wir alle Ideen, alle
Vorschläge zusammenbringen und einmal prüfen, [wie dies rechtlich umgesetzt werden kann.
Am Ende dieser Arbeit werde ich Ihre Frage beantworten können.] (HO)
Aus den im Kapitel 1.4 beschriebenen Str. wird die der „Agenda Setting“ als die wichtigste
betrachtet, was durch die Nutzung folgender Metaphern nachgewiesen werden kann:
(1) eine sehr intensive Agenda - l’ordre du jour chargé (ME)
(2) das ja unsere aktuelle Diskussion in diesen Tagen sehr beschäftigt - ce qui nous a occupé
ces jours-ci (ME)
(3) [Tout ça pour vous dire que] cette réunion n'avait pas vocation à régler toutes les
questions qui sont posées. - [Ich möchte damit sagen, dass] dieses Treffen nicht dazu
vorgesehen war, alle Fragen zu lösen, die jetzt auf dem Tisch liegen. (HO)
(4) auf einige wichtige Punkte eingegangen - parler de certain nombre des points importants
(ME)
(5) [de] fixer une démarche, d'engager une méthode de travail pour trouver ensemble des
solutions - Schritte und eine Arbeitsmethode festzulegen, um gemeinsam zu Lösungen zu
gelangen. (HO)
Die Str. des Issue Managements besteht darin, dass die beiden Subjekte gleiche Punkte
hervorbringen (Wachstum, Griechenland, Krisebewältigung), auf die sie weiter im Laufe des
Diskursfragments genauer eingehen. Es ensteht der Eindruck, sie würden einen großen
Einfluss auf den ganzen Ablauf der politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen ausüben und
effizient und verantwortungsvoll erscheinen:
Je suis favorable à ce que nous puissions dire aux Grecs que l'Europe est prête à ajouter des
mesures de croissance, de soutien de l'activité pour qu'il puisse y avoir le retour de la
croissance en Grèce, alors qu'elle vit une récession, mais qu'en même temps, les engagements
qui ont été pris doivent être tenus. - Ich bin auch dafür, dass wir den Griechen sagen und sagen
56
können, dass Europa bereit ist, zusätzliche Wachstumsmaßnahmen und aktivitäten zu
unterstützen, damit das Wachstum in Griechenland wieder zurückkehrt; denn wir wissen, dass
Griechenland im Augenblick eine Rezession durchlebt. (HO)
Durch Erwähnen anderer Treffen und Gipfel, greifen die Diskurssubjekte zur Str. der
Eventisierung, die das Bild der unaufhörlichen Tätigkeit schafft:
ein europäisches Zusammentreffen am 23. Mai haben - un rencontre informel le 23 mai (un
conseil européen le 23 mai) (ME).
Die Str. der Eventisierung und Emotionalisierung finden im Diskursfragment keine
Anwendung, was von der Kommunikationssituation bedingt ist.
Was die Dolmetscher angeht, besteht ihre Rolle darin, die Position des jeweiligen Sprechers
zum Ausdruck zu bringen. Die Tatsache, dass von ihnen benutzten Str. aller Ebenen für das
Publikum nicht offensichtlich waren, bezeugt eine gute Vorbereitung. Es gab unwesentliche
syntaktische Transformationen, die aber die metaphorische Ebene nicht betroffen haben. Was
Metaphern angeht, werden sie einheitlich übertragen, was durch den wiederholenden
Charakter der politischen Diskursbegriffe gewährleistet wird.
2.7 Postmodernität
Aus dem Blinkwinkel der PM betrachtet gilt das behandelte Diskursfragment als Event mit
den eigenen Regeln, dessen Komponenten miteinander durch unterschiedliche Spuren
verbunden sind und Raum für unterschiedliche Interpretationen lassen. Die Tatsache, dass ein
neuer Event seine eigenen Regeln produziert, macht die postmoderne Analyse kompliziert
oder sogar unmöglich, weil keine einheitlichen Kriterien dafür bestehen.
Es wird bei der PM auf die universellen Wahrheitsbegriffe verzichtet. Das Konzept des Todes
des Autors gibt dem Rezipienten das Recht, die Wirklichkeit selbstständig mit Hilfe der
57
vorhandenen Zeichen zu analysieren. Die ideologischen Themeneinheiten, die den
Rezipienten an freier Wahrnehmung hindern, sind die so genannten Erzählungen oder Mythen,
die sich durch verschiedene Mittel zeigen. Eines davon ist die Metapher.
Die politischen Metaphern, die in dem analysierten Diskursfragmenten zu finden sind, lassen
sich und den ganzen Kontext nicht eindeutig betrachten. Wenn man die im Text enthaltene
symbolische Disparität dekonstruiert und die Widersprüche nicht als Oppositionen, sondern
als Ergänzungen betrachtet, versteht man, dass die zwischen der Bedeutung und der
Proposition existierende Grenze ewig ist und dass es keinen Unterschied zwischen dem
direkten und übertragenen Sinn eines Ausdrucks. Die allgemeine Bedeutung ist durch den
Pluralismus der Bedeutungen und die gleiche Stellung der im Text benutzten Symbole
bedeckt.
Die im Diskursfragment erwähnten „Mythen“ sind teilweise durch die politischen Metaphern
gestärkt. Trotzdem, wie schon erwähnt wurde, unterscheidet sich die wörtliche Bedeutung des
Ausdrucks von ihrem strategischen Zweck und das, was die Subjekte der
Kommunikationssituation darunter verstehen. Als Beispiel nehmen wir den Begriff
„Waschstum“, der im Diskursfragment zu einem Simulakrum wird.
Es ist klar, dass das volkswirtschaftliche Wachstum nicht von einer Person abhängt. HO hat
mehrmals diesen Begriff in unterschiedlichen Kontexten wiederholt, was eine Illusion der
Einfachheit und Einseitigkeit des Phänomens schafft:
(1) Je suis favorable à ce que nous puissions dire aux Grecs que l'Europe est prête à ajouter
des mesures de croissance, de soutien de l'activité pour qu'il puisse y avoir le retour de la
croissance en Grèce, alors qu'elle vit une récession, mais qu'en même temps, les engagements
qui ont été pris doivent être tenus. - Ich bin auch dafür, dass wir den Griechen sagen und sagen
können, dass Europa bereit ist, zusätzliche Wachstumsmaßnahmen und aktivitäten zu
unterstützen, damit das Wachstum in Griechenland wieder zurückkehrt; denn wir wissen, dass
Griechenland im Augenblick eine Rezession durchlebt. (HO)
(2) S'agissant du traité budgétaire et du pacte de croissance, j'ai dit que je voulais que la
croissance puisse être non seulement un mot prononcé, mais aussi des actes tangibles et
traduits dans la réalité. - Ich habe zum Ausdruck gebracht, dass es mein Wunsch ist, dass
58
„Wachstum“ nicht nur ein leeres Wort darstellt, keine Worthülle ist, sondern dass das etwas
ist, was auch in der Wirklichkeit zu verspüren ist. (HO)
(3) [La méthode qui nous paraît la meilleure] c'est celle de mettre tout sur la table[, à
l'occasion du sommet informel du 23 mai - je remercie d'ailleurs Mme Merkel d'avoir accepté
son report pour me permettre de le préparer dans les meilleures conditions] - et surtout le
Conseil européen de la fin du mois de juin. - ... beim Rat Ende Juni von allen Seiten alles auf
den Tisch gelegt werden, was zu Wachstum beitragen kann. (HO)
(4) [Sur le sujet de la croissance, c'est vrai que le mot était inscrit dans le traité budgétaire,
mais il n'était pas vraiment décliné. Je me félicite que la campagne présidentielle en France
ait permis - la situation en Europe y a aussi aidé - ] de remettre le sujet de la croissance au
cœur de nos débats. - [Es hat sicherlich Arbeitssitzungen gegeben, die vorgesehen waren, und
ich begrüße es, dass der Wahlkampf in Frankreich es ermöglicht hat die Lage in Europa hat
das auch erleichtert, dass] das Thema Wachstum wieder den Kernpunkt unserer Gespräche
bildet. (HO) -
(5) [Je sais] qu'il y a, derrière le mot croissance, des approches qui peuvent être différentes,
mais moi [je suis à la fois pour une économie de l'offre qui soit plus productive, et pour des
soutiens de la demande, qui ne peuvent plus être exercés par les Etats nationaux compte tenu
des situations budgétaires, compte tenu des endettements]. - [Ich weiß natürlich, dass] sich
hinter dem Wort Wachstum Ansätze verbergen, die unterschiedlicher Natur sein können.
[Aber ich bin gleichzeitig für ein größeres Angebot, das produktiver ist, und für eine
Nachfrage, die nicht mehr nur von den Nationalstaaten aufgrund der Haushaltslage in diesen
Ländern und aufgrund der Verschuldung der Staaten gestaltet wird]. (HO)
(6) Car je suis pour le sérieux budgétaire. Je suis pour qu'on atteigne nos objectifs. Mais,
parce que je suis pour le sérieux budgétaire, je suis pour la croissance : s'il n'y a pas la
croissance, alors, quels que soient nos efforts, nous n'atteindrons pas les objectifs que nous
nous sommes fixés de réduction de la dette et de diminution de nos déficits. - Denn ich bin
dafür, dass ein Haushalt seriös geführt wird. Ich bin dafür, die Ziele zu erreichen, die wir uns
gesetzt haben. Aber weil ich eine klare Haushaltspolitik möchte, bin ich auch für Wachstum;
denn ohne Wachstum da können wir tun, was wir möchten werden wir nicht die Ziele
59
erreichen, die wir uns selbst gesetzt haben, nämlich die Schulden zurückzufahren und unsere
Defizite zu reduzieren. (HO)
(7) Les Grecs doivent savoir que nous viendrons, par des mesures de croissance, par des
soutiens de l'activité, vers eux pour leur permettre d'assurer leur présence dans la zone euro. -
Bezüglich dieser Zweifel, dieser Fragen, was die Zukunft anbelangt, sollen die Griechen
wissen, dass wir durch Wachstumsmaßnahmen, durch die Unterstützung der wirtschaftlichen
Aktivität auf sie zugehen werden, um sicherzustellen, dass sie weiterhin in der Eurozone
verbleiben. (HO)
(8) Mais je dois envoyer un certain nombre de signes, et ces signes sont ceux de la croissance,
de l'activité, du soutien. - Aber ich möchte hier auch ein Signal aussenden. Dieses Signal ist:
Wachstum, Unterstützung der Wirtschaftskraft usw. (HO)
(9) [J'ai dit dans la campagne, et je le répète encore aujourd'hui comme Président de la
République,] que je voulais renégocier ce qui, à un moment, a été établi, pour y intégrer une
dimension de croissance. Et donc, la méthode dont nous avons convenu consiste à mettre
toutes les idées, toutes les propositions sur la table [, et voir ensuite quelles sont les
traductions juridiques pour les mettre en œuvre. Et c'est au terme de ce travail que je pourrais
répondre à votre question]. - [Im Wahlkampf habe ich gesagt, und ich sage das auch heute
wieder, dass ich als Präsident der Republik] das neu verhandeln möchte, was zu einem
gewissen Zeitpunkt festgelegt worden ist, weil ich dem eine Wachstumsdimension hinzufügen
möchte. Die Methode, auf die wir uns geeinigt haben, besteht darin, dass wir alle Ideen, alle
Vorschläge zusammenbringen und einmal prüfen, [wie dies rechtlich umgesetzt werden kann.
Am Ende dieser Arbeit werde ich Ihre Frage beantworten können.] (HO)
(10) Griechenland beim Wachstum zu helfen - aider la Grèce en matière de croissance (ME)
(11) [Pour en savoir davantage - non pas sur les prévisions économiques, parce que la
croissance, nous devons la créer, et à l'échelle nationale, et à l'échelle européenne, et même à
l'échelle mondiale, et nous en parlerons sans doute au G8 comme au G20 -- mais pour tenir
compte des effets d'un ralentissement de la croissance, peut-être aussi de dépenses qui ont pu
être engagées,] le gouvernement que je vais constituer demain va demander à la Cour des
comptes, très rapidement, de faire un rapport pour évaluer l'état de l'exécution du budget
60
2012. - [die Verpflichtungen hinsichtlich der Ausgaben, die damit einhergehen, zu
berücksichtigen], wird die Regierung, die ich morgen bilden werde, den Rechnungshof bitten,
und zwar in Kürze, einen Bericht zur Bewertung des Haushalts 2012 zu erstellen. (HO)
Die Wiederholung des Begriffes stärkt die Bedeutung sowohl des Begriffs als auch des
Sprechers bei den Rezipienten, obgleich dieser Begfriff in verschiedenen Kontexten
verwendet wird und unterschiedliche Phänomene bezeichnet: (1) wirtschaftliche
Unterstützung des Staates, (2) zwischenstaatlicher Vertrag wegen Haushaltsmaßnahmen, (3)
Wirtschaftswachstumsmaßnahmen innerhalb der EU, (4) Stabilität als Wunschvorstellung, (5)
Begriff, (6) HOs Politik, (7) Haushaltsmaßnahmen bezüglich Griechenland, (8) wirtschaftliche
Dynamik, (9) politisches Programm, (10) Bewältigung der staatsverschuldungsbezogenen
Probleme, (11) wirtschaftliche Veränderungen in Frankreich. Der Begriff „Wachstum“ wird
ins Bewusstsein des Publikums als etwas Positives verankern, aber wegen seiner
komplizierten Struktur wird nicht konkret verstanden. Seine komplexe Struktur, die bei der
Analyse als ewig bezeichnet werden kann, wird vom Publikum nicht vervollständigt, was
einen großen Raum für Simulation bereitstellt und die Postmodernität des Diskursfragments
begründet. Das kann im Prinzip von jeder Person in der Kommunikation benutzt werden, um
den eigenen Kommunikationszweck zu unterstützen. Das Beschriebene bezieht sich auf und
demonstriert die Kompliziertheit des postmodernen Lebens.
61
Schlussbemerkung
Der Begriff “Postmoderne”, der die heutige Situation in der Wissenschaft, Wirtschaft, Politik
und Kunst bezeichnet und gleichzeitig beeinflusst, kann nicht eindeutig definiert werden. Es
gibt mehrere Schulen und Strömungen der Postmoderne, die in ihrer Weltanschauung nicht
homogen sind. Es gibt unterschiedliche Gründe dafür. Einer der wichtigsten ist, dass die
Postmoderne parallel mit der Zeit mit vielen anderen Faktoren verbunden ist, obwohl sie auf
die Zeit semantisch am stärksten Bezug nimmt, indem sie die aktuelle Modernität als
Vergangenheit betrachtet. Am effektivsten wäre es deswegen, die Postmoderne durch ihre
Erscheinungsformen zu bestimmen, die ihre Ontologie, Phänomenologie und Nomologie
offenbaren.
Die Theorie der PM wurde in den Werken von Lyotard, Foucault, Barthes, Derrida, Deleuze u.
a. ausgearbeitet. Als bedeutende deutsche Vertreter gelten Welsch und Zima. Zu den
wichtigsten Äußerungsmerkmalen gehören Pluralismus, die Omnipräsenz des Unfassbaren,
die Ablehnung der Apriorität des vorherrschenden modernen Mythos (Metaerzählungen wie
z.B. die autonom existierende Einheit, Gott, Ideologie, der Primat der Aufklärung usw.), der
Tod des Autors, Dekonstruktion, “différance”, Zeichenhaftigkeit, Symbol und Spur,
Intertextualität und andere.
Die Postmoderne wird in unterschiedlichen Bereichen des Lebens spürbar. Was die
Translation betrifft, wird sie als eine erweiterte Transformation des Textes vestanden, wobei
die Übersetzung und das Original sogar wechselseitig voneinnder abhängig und deswegen
uneinheitlich werden können. Die postmoderne Translationswissenchaft geht davon aus, dass
Text im Grunde genommen unübersetzbar ist und von der Logik und Erfahrung nicht
beeinflusst wird. Es besteht hier aber ein Dilemma: Einerseits muss die Struktur des Textes, in
der das Unfassbare zu finden ist, durch wörtliche und verfremdende Übersetzungsstrategien so
präzis wie möglich in die Übersetzung übertragen werden; andererseits muss das Unfassbare,
das für die Zielkultur irrelevant ist, vom Zielpublikum mit seinem kulturellen Paradigma
verstanden werden. Diese zwei separaten Aufgaben können als postmoderne
Translationsstrategien betrachtet werden und sind das Resultat einer jahrhundertlangen
Diskussion über die Str. der Translation.
62
In dem behandelten Diskursfragment ist die Struktur der beiden Texte (MEs und HOs Reden)
relativ gleich und eindeutig. Deswegen besteht es hier keine Schwierigkeit, den Inhalt eines
Textes in eine andere Sprache zu übermitteln. Außerdem gehören die beiden Texte zu dem
gleichen Diskurs bzw. Diskursfragment. Obwohl es innerhalb eines Diskurses eine erhebliche
Pluralität herrscht, ist es für den Dolmetscher möglich, den Text aus einer Sprache in eine
andere zu übersetzen, wobei die jeweiligen Performanzen bzw. Themeneinheiten relativ gleich
auf das Publikum wirken. Es entsteht also zwischen den zwei Texten (Reden) eine
Verbindung, die sie zu demselben Diskursgfragment, Diskursstrang und schließlich Diskurs
zuordnen lässt.
Wenn man die existierende Pluralität in Betracht zieht, wird es klar, dass was man unter
Metapher früher verstand und was in einem bestimmten Kontext Metapher ist, sich
unterscheiden kann. Als wichtigstes Kriterium, das deutlich auf den Abstand zwischen der
Bedeutung und der Proposition hinweist, haben wir die Beziehung der Ähnlichkeit, der
Analogie oder des Ausgleichs ausgewählt. Es hat sich erwiesen, dass manche Metaphern nur
in dem politischen Kontext als Metaphern agieren, da in anderen Kontexten würden sie eher
als nichtmetaphorische Mittel bezeichnet.
Die Einteilung der Metaphern in thematische Gruppen hat dazu beigetragen, dass die
Strategiewahl der Sprecher deutlicher wurde. Ihre Absichte und Zwecke wurden durch die
Wiederholung der bestimmten mehr oder weniger pragmatisch starken Metaphern klar, die
Schlüsselwörter wie „Wachstum“ oder „Agenda“ beinhalteten.
Je öfter eine Metapher benutzt wird, desto deutlicher ist, dass sie nur die Simulation der
Wirklichkeit ist, da sich durch diese Wiederohulng die Bedeutungspalette der Metapher
ergänzt, was dazu führt, dass so eine komplexe Metapher nichts zu bedeuten beginnt.
Nach der Zusammenfassung der theoretischen Ansätze der Postmoderne, der Diskursanalyse
sowie der semantisch-pragmatischen Komponentenanalyse und bei der Untersucung eines
bestimmten Diskursfragments, wurde uns klar, dass heutzutage eine bipoläre und
logozentrische Herangehensweise in keinem wissenschaftlichen Bereich möglich ist, weil sie
die Komplexität verschiedener Gegenstände und Tatsachen nicht berücksichtigt. Dagegen
63
wäre es zurzeit schwierig, neue Zusammenhänge parallel mit sämtlichen Feinheiten kognitiv
zu erfassen.
64
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15- hollande-merkel.html [Stand: 24. Juli 2012].
69
Anhang
1. Transkript der Pressekonferenz auf Deutsch
Dienstag, 15. Mai 2012
Pressestatements von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen
Staatspräsidenten François Hollande am 15. Mai 2012
in Berlin
(Die Ausschrift des fremdsprachlichen Teils erfolgte anhand der Simultanübersetzung.)
BK'IN DR. MERKEL: Meine Damen und Herren, ich möchte ganz herzlich den französischen
Präsidenten François Hollande hier in Berlin begrüßen. Wir freuen uns sehr, dass er heute, am
Tage seiner Ernennung, zu uns nach Deutschland gekommen ist. Wir freuen uns noch mehr,
dass er dies getan hat, obwohl erst einmal der Blitz eingeschlagen hat. Vielleicht ist dies ja ein
gutes Omen für die Kooperation.
Wir haben uns in einem ersten Gespräch zuerst einmal kennengelernt und sind natürlich schon
auf einige wichtige Punkte eingegangen, die uns auch in den nächsten Tagen und Wochen
beschäftigen werden. Wir haben eine sehr intensive Agenda in den europäischen Fragen, aber
wir haben vor allen Dingen auch darüber gesprochen, dass unsere bilateralen Beziehungen in
den nächsten Monaten geprägt sein werden durch die Arbeit für das Jubiläum 50 Jahre Elysée-
Vertrag. Wir sind uns einig, dass wir dieses Jubiläum auch noch einmal nutzen werden, um die
deutsch-französischen Beziehungen auch im 21. Jahrhundert weiterzuentwickeln. In diesem
Zusammenhang habe ich den französischen Präsidenten zu den Feierlichkeiten nach Berlin
eingeladen. Auch unsere Parlamente werden sich ja hier in Berlin treffen.
Wir sind dann natürlich sehr schnell auch in die europäische Agenda eingestiegen. Wir wissen
um unsere Verantwortung für eine gute Entwicklung Europas, die wir als Deutschland und
Frankreich haben. Ich glaube, dass wir von diesem Geist getragen auch die Lösungen für die
einzelnen Probleme finden werden.
70
Wir werden sehr schnell ein europäisches Zusammentreffen am 23. Mai haben ein informelles
Abendessen, wo es um ein allgemeines Kennenlernen geht , und dann natürlich den Rat Ende
Juni. Wir haben uns verabredet, dass wir die Vorbereitungen für diesen Rat auch sehr intensiv
zwischen unseren Mitarbeitern durchführen werden und dass jede Seite die deutsche, die
französische ihre Vorschläge für die Agenda dieses Juni-Rates dann auf den Tisch legen wird.
Sie wissen, dass wir im März den Fiskalpakt unterzeichnet hatten beendet waren die
Verhandlungen schon vorher und dass die Arbeiten schon im Januar-Rat und im März-Rat und
jetzt kulminierend im Juni-Rat vor allen Dingen um das Thema Wachstum kreisen. Hier wird
es sicherlich sehr wichtig sein, dass Deutschland und Frankreich auf diesem Rat im Juni
gemeinsam ihre Ideen präsentieren. Die enge Vorbereitung haben wir besprochen.
Natürlich haben wir uns auch mit dem Thema Griechenland beschäftigt, das ja unsere aktuelle
Diskussion in diesen Tagen sehr beschäftigt. Ich will für meine Seite noch einmal sagen aber
darüber sind wir uns auch ganz einig : Wir möchten, dass Griechenland im Euro bleibt. Wir
wissen auch, dass das die Mehrheit der Menschen in Griechenland so sieht. Die Troika hat in
langen Zeiten ein Memorandum mit Griechenland verabredet, und wir glauben, dass dieses
Memorandum eingehalten werden muss. Allerdings sage ich auch das habe ich auch in
Telefonaten mit dem griechischen Politiker Samaras oder auch dem Ministerpräsidenten
Papademos immer wieder gesagt : Was immer wir tun können, um Griechenland strukturell zu
helfen, beim Wachstum zu helfen, organisatorisch zu helfen, das wollen wir auch tun.
Griechenland gehört ich glaube, auch da sind wir uns einig zur Europäischen Union, gehört in
die Eurogruppe, und wir wollen genau dies auch voranbringen.
Wir werden nachher noch miteinander zu Abend essen, aber erst einmal stehen wir Ihnen hier
jetzt natürlich zur Verfügung. Ich darf sagen: Ich habe mich über das Kennenlernen gefreut
und ich sehe unserer Zusammenarbeit mit Freude und mit Spannung entgegen.
P HOLLANDE: Meine Damen und Herren, es war mein Wunsch, am Tag der Amtseinführung
als Präsident der Französischen Republik nach Berlin zu kommen und die Bundeskanzlerin
hier zu treffen.
Es war aus zweierlei Gründen mein Wunsch: Erstens, weil ich sie bis zu diesem Zeitpunkt
nicht kannte obwohl ihr Ruf natürlich auch schon über die Grenzen Deutschlands hinaus geht,
71
und dies schon seit langer Zeit , und auch, weil ich damit zeigen wollte und will, dass die
deutsch-französischen Beziehungen eine Konstante darstellen, und zwar für den französischen
Präsidenten.
Es war auch mein Wunsch, hierher nach Berlin zu kommen, um zu zeigen, wie ich den Begriff
Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern auslege. Unsere Geschichte, unsere
Verpflichtungen, unsere Beiträge zur europäischen Integration haben dazu geführt, dass unsere
Beziehungen sehr eng sind und dass wir eine herausragende Verantwortung haben. Die
Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich sind für mich ausgeglichene und sich
gegenseitig achtende Beziehungen. Wir achten unsere politische Meinung, unsere politische
Familie, der wir angehören, und wir achten auch die Partner Europas und die Institutionen in
dieser Europäischen Union. Unser Wunsch ist es, gemeinsam zum Wohle Europas
zusammenzuarbeiten, indem wir alle anderen Länder der Europäischen Union mitnehmen.
Es war auch mein Wunsch, hierherzukommen, um mit der Bundeskanzlerin unsere Arbeit für
die nächsten Wochen oder nächsten Monate festzulegen. Zunächst einmal ist da der 50.
Jahrestag des Elysée-Vertrages zu nennen. Die Bundeskanzlerin hat zu Recht die Symbolik
hervorgehoben, die dieser Vertrag, der ja von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle
unterzeichnet worden ist, in sich beinhaltet. Es ist mein Wunsch und mein Wille, dass wir
anlässlich dieses 50. Jahrestags, der sicherlich vorbereitet werden muss die Vorbereitung
werden wir demnächst in Angriff nehmen , weitere Bestimmungen in den Vertrag aufnehmen,
die Themen wie Jugend, Kultur und Bildung alles, was die kommende Generation in die
deutsch-französischen Beziehungen mitnehmen kann umfassen.
Ein weiteres aktuelles Thema, über das wir gesprochen haben und wir mussten das auch; es
war unsere Pflicht, darüber zu reden , ist Griechenland. Genau wie Frau Merkel wünsche ich,
dass Griechenland in der Eurozone verbleibt. Es sind auf beiden Seiten Anstrengungen
unternommen worden, auf Seiten der Europäischen Union und auch auf Seiten Griechenlands.
Deshalb müssen wir es den Griechen ermöglichen, Lösungen zu finden. Es wird am 17. Juni
eine neue Wahl in Griechenland geben, und auch da ist es mein Wunsch, dass die Griechen
anlässlich dieser Wahl ihr Bekenntnis zur Eurozone bekräftigen. Ich bin auch dafür, dass wir
den Griechen sagen und sagen können , dass Europa bereit ist, zusätzliche
Wachstumsmaßnahmen und aktivitäten zu unterstützen, damit das Wachstum in Griechenland
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wieder zurückkehrt; denn wir wissen, dass Griechenland im Augenblick eine Rezession
durchlebt. Es sind Verpflichtungen eingegangen worden, und die müssen auch eingehalten
werden.
Ein weiteres Thema waren der Fiskalpakt und der Wachstumspakt. Ich habe zum Ausdruck
gebracht, dass es mein Wunsch ist, dass „Wachstum“ nicht nur ein leeres Wort darstellt, keine
Worthülle ist, sondern dass das etwas ist, was auch in der Wirklichkeit zu verspüren ist. Die
beste Methode ist meiner Ansicht nach, anlässlich des informellen Rats am 23. Mai alles auf
den Tisch zu legen im Übrigen möchte ich Frau Merkel danken, dass sie bereit war, den
informellen Rat auf dieses Datum zu verlegen, damit ich das auch unter den besten
Bedingungen selbst vorbereiten kann. Insbesondere muss auch beim Rat Ende Juni von allen
Seiten alles auf den Tisch gelegt werden, was zu Wachstum beitragen kann. Sei es, was die
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit anbelangt, sei es, was Investitionen in die Zukunft,
Fonds oder Eurobonds anbelangt: Alles muss auf den Tisch. Danach werden wir die Lehren
daraus ziehen, die notwendigen Konsequenzen ziehen, wie dies mit rechtlichen Instrumenten
umzusetzen ist. Das ist das, was ich dazu sagen möchte.
Ich möchte auch noch einmal sagen, wie sehr ich mich über den Empfang, der mir hier bereitet
wurde, gefreut habe; denn ich wollte hier über unsere Unterschiede hinaus ein Bild des
Vertrauens in die Arbeit, die wir gemeinsam angehen können und werden, und ein Bild des
Zusammenhalts und der Kontinuität in den deutsch-französischen Beziehungen und auch in
der Geschichte unserer beiden Länder in der Europäischen Union vermitteln. Dieses Treffen
ist von allen ja sehr erwartet worden Sie sind hier heute sehr zahlreich erschienen, wie ich
sehe. Ich hoffe, dass wir damit ohne dass wir hier Dinge verbergen, die uns vielleicht trennen
in der Lage sind, die Europäer davon zu überzeugen, dass Deutschland und Frankreich
gemeinsam den Willen haben, durch die Arbeit von Frau Merkel und des neuen französischen
Präsidenten gemeinsam für unsere beiden Länder, für die deutsch-französischen Beziehungen
und für Europa insgesamt zu arbeiten.
FRAGE: Frau Bundeskanzlerin, Sie haben gesagt, dass es Ihr Wunsch wäre, dass beim
Europäischen Rat im Juni gemeinsam mit dem Präsidenten gemeinsame Vorschläge zum
Wachstum gemacht werden. Heißt das, dass Ihre Meinungsunterschiede nicht so groß sind,
73
wie man das während des Wahlkampfs in Frankreich hätte annehmen können? Heißt das, dass
Sie schon einen Weg für einen möglichen Kompromiss gefunden haben?
Ebenfalls möchte ich Sie fragen, ob Sie bei Ihrem Gespräch heute Abend ganz offen über das
gesprochen haben, was Sie trennt, was Sie unterscheidet. Frau Bundeskanzlerin, haben Sie
immer noch Angst vor den Wahlversprechen des französischen Präsidenten, wenn es zum
Beispiel darum geht, die Anzahl der Beamten zu erhöhen, oder wenn es um die Rentenreform
geht, was ja zu erhöhten Ausgaben in Frankreich führen könnte? Mit anderen Worten: Sind
Sie wirklich beide sofort in das Thema eingestiegen?
BK'IN DR. MERKEL: Angst habe ich sowieso selten, weil das kein guter Ratgeber in der
Politik ist. Außerdem gibt es ja die Autonomie der Entscheidungen jedes Landes, und insofern
ist das gar nicht mein Thema.
Ich glaube, dass wir uns doch einig waren, dass erstens eine Verpflichtung besteht, gemeinsam
zu arbeiten.
Zweitens hatten wir jetzt ungefähr 60 Minuten Zeit. Da gab es Gemeinsamkeiten und
vielleicht auch Ansätze unterschiedlicher Sichtweisen, aber das kann ja auch bereichernd sein.
Drittens weiß ich nicht, ob vielleicht manchmal in der Öffentlichkeit mehr Divergenz
festgestellt wird, als wirklich vorhanden ist. Ich habe ja immer gesagt: Auf der einen Seite
steht der Fiskalpakt, und auf der anderen Seite haben wir im Januar und im März hinsichtlich
des Themas Wachstum gearbeitet und vor, jetzt auch im Juni entsprechend zu arbeiten; das ist
gar nicht die Frage. Die Frage ist jetzt: Wer hat welche Vorstellungen? Wachstum ist ja erst
einmal ein allgemeiner Begriff. Wachstum muss bei den Menschen ankommen. Deshalb freue
ich mich, dass wir vereinbart haben, dass wir die verschiedenen Ideen darüber, wie Wachstum
geschaffen werden kann, miteinander besprechen werden, und da mache ich mir keine Sorge,
dass es keine Gemeinsamkeiten gibt. Vielleicht gibt es auch diese oder jene unterschiedliche
Meinung, aber es ist alles so, dass ich mich auf die weitere Zusammenarbeit freue.
FRAGE DR. RINKE: Ich habe eine Frage an den französischen Präsidenten. Ich hätte ganz
gerne gewusst, weil es hier unterschiedliche Darstellungen darüber gab, was Sie im
französischen Wahlkampf zum Fiskalpakt gesagt haben, ob Sie den Fiskalpakt so, wie er ist,
74
ratifizieren wollen oder ob Sie darauf bestehen, dass der Fiskalpakt in seinen Inhalten geändert
wird.
P HOLLANDE: Im Wahlkampf habe ich gesagt, und ich sage das auch heute wieder, dass ich
als Präsident der Republik das neu verhandeln möchte, was zu einem gewissen Zeitpunkt
festgelegt worden ist, weil ich dem eine Wachstumsdimension hinzufügen möchte. Die
Methode, auf die wir uns geeinigt haben, besteht darin, dass wir alle Ideen, alle Vorschläge
zusammenbringen und einmal prüfen, wie dies rechtlich umgesetzt werden kann. Am Ende
dieser Arbeit werde ich Ihre Frage beantworten können.
FRAGE: Frau Merkel, Sie haben im November 2011 in Leipzig gesagt: „Wir sind jetzt alle
Teil der europäischen Innenpolitik.“ Heißt das mit anderen Worten, dass Herr Hollande und
Sie jetzt politische Gegner sind?
Herr Hollande, die Wachstumszahlen im ersten Quartal waren in Frankreich pessimistisch.
Die Europäische Kommission sagt, dass es noch schlimmer kommen werde, als sie es vorher
gesehen habe. Muss Frankreich deshalb sehr schnell einen Sparplan festlegen?
BK'IN DR. MERKEL: Ich habe damit ausgedrückt, dass Europapolitik viel mehr geworden ist
als nur das Austauschen von diplomatischen Fragen und der Umgang miteinander in der
klassischen Außenpolitik. Vielmehr sind wir auf viel mehr Gebieten miteinander verbunden.
Wir haben eine Währung, und wer eine Währung hat, der hat viel größere gemeinsame
Verantwortung. Es war ja auch der Grund für die Schaffung des Euro, dass man die
europäische Einigung irreversibel macht. Der Euro ist ja nicht nur ein monetäres Projekt. Der
Euro ist ein politisches Projekt. Das politische Projekt war die Botschaft an die Welt: Wir sind
entschlossen, den Weg in die Zukunft gemeinsam zu gehen. Ich kann nur immer wieder sagen:
Angesicht von 7 Milliarden Menschen auf der Welt tun wir 500 Millionen Europäer gut daran,
möglichst viel Gemeinsamkeit zu haben, weil wir uns den gemeinsamen Werten verpflichtet
fühlen, der Demokratie, der Meinungsfreiheit, der Religionsfreiheit. Das alles sind unsere
Werte, die wir leben wollen.
Dafür gibt es ein großes Versprechen, und dieses Versprechen drückt sich auch in einer
gemeinsamen Währung aus: Länder, die eine gemeinsame Währung haben das haben viele
Menschen schon nach dem Zweiten Weltkrieg gesagt , werden nie Krieg gegeneinander
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führen. Sie werden sich friedlich verbunden sein, und sie werden gemeinsame Lösungen
finden. In diesem Sinne ist durch die Einführung des Euro und auch durch die Krise, die wir
jetzt gemeinsam durchlebt haben, vieles innenpolitisch geworden. Das heißt, dass es
sozusagen auch eine sehr ehrliche Aussprache gibt, wie man sie normalerweise in einem
Kabinett führt und wie man sie normalerweise auch immer in der Innenpolitik pflegt, weil
man einfach sehr harte Lösungen finden muss.
Nun gehören wir unterschiedlichen Parteifamilien an das ist ja bekannt , aber das heißt ja
nicht, dass wir nicht etwa zusammenarbeiten können. In Deutschland ist es seit Jahrzehnten so
selbst dann, wenn es auf der föderalen Ebene keine große Koalition als Regierung gibt , dass
Bundestag und Bundesrat unterschiedliche Mehrheiten haben und dass wir immer zum
Konsens und zum Ausgleich verpflichtet sind. So ist es auch in Europa zwischen den
verschiedenen Parteifamilien. Deshalb ist das eine Situation, die uns auf jeden Fall gute
Lösungen finden lässt. Das ist eine langjährige Erfahrung in Europa.
P HOLLANDE: Es ist ja nicht das erste Mal, dass zwischen Deutschland und Frankreich
Beziehungen bestehen, die von Staats- und Regierungschefs geführt werden, die nicht der
gleichen Parteifamilie angehören. Das war der Fall mit Helmut Schmidt und Valéry Giscard
d'Estaing, mit François Mitterrand und Helmut Kohl, dann mit Jaques Chirac und Gerhard
Schröder. Es ist sogar eine Ausnahme, wenn die Staats- und Regierungschefs der beiden
Länder der gleichen politischen Familie angehören. Aber diese Debatte möchte ich jetzt gar
nicht erst lostreten.
Was ich weiß, ist, dass wir eine gemeinsame Aufgabe haben. Die Länder übernehmen die
Verantwortung, die richtig ist, und unsere Aufgabe ist es, gemeinsam die Pflichten zu erfüllen,
die wir haben, Europa insgesamt voranzubringen und uns den Herausforderungen der Welt zu
stellen. Im Übrigen werden wir uns beim G8-Treffen und beim NATO-Treffen wiedersehen,
und wir werden gemeinsam zusammenarbeiten müssen.
Was das Wachstum anbelangt: Es ist sicherlich richtig, dass dieses Wort im Fiskalpakt so
festgeschrieben ist. Aber so richtig ausgesprochen hat man dieses Wort nicht. Es hat sicherlich
Arbeitssitzungen gegeben, die vorgesehen waren, und ich begrüße es, dass der Wahlkampf in
Frankreich es ermöglicht hat die Lage in Europa hat das auch erleichtert , dass das Thema
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Wachstum wieder den Kernpunkt unserer Gespräche bildet. Ich weiß natürlich, dass sich
hinter dem Wort Wachstum Ansätze verbergen, die unterschiedlicher Natur sein können. Aber
ich bin gleichzeitig für ein größeres Angebot, das produktiver ist, und für eine Nachfrage, die
nicht mehr nur von den Nationalstaaten aufgrund der Haushaltslage in diesen Ländern und
aufgrund der Verschuldung der Staaten gestaltet wird. Also muss Europa zu seiner
Verantwortung stehen. Das ist genau das, worüber wir in den nächsten Wochen sprechen
werden.
Was die wirtschaftliche Lage Frankreich anbelangt: Herr Lemaître war so nett, daran zu
erinnern, dass es hier ein Erbe gibt, das ich heute antrete und das mir heute übertragen wurde.
Das heißt, es gibt ein Wachstum, das im ersten Quartal praktisch auf null zurückgegangen ist,
und eine Perspektive, die die Kommission genannt hat und die besagt, dass wir 2013 nicht
diese 1,7 Prozent erreichen werden, selbst wenn das INSEE, ein nationales Institut, diese
Zielsetzung bestätigt. Wachstum muss erst einmal geschaffen werden - auf nationaler Ebene,
auch auf europäischer Ebene, aber selbst auf der universellen Ebene. Wir werden sicherlich
beim G8- und beim G20-Treffen auch darüber sprechen. Aber vor dem Hintergrund, ein
Nachlassen des Wachstums und die Verpflichtungen hinsichtlich der Ausgaben, die damit
einhergehen, zu berücksichtigen, wird die Regierung, die ich morgen bilden werde, den
Rechnungshof bitten, und zwar in Kürze, einen Bericht zur Bewertung des Haushalts 2012 zu
erstellen. Denn ich bin dafür, dass ein Haushalt seriös geführt wird. Ich bin dafür, die Ziele zu
erreichen, die wir uns gesetzt haben. Aber weil ich eine klare Haushaltspolitik möchte, bin ich
auch für Wachstum; denn ohne Wachstum da können wir tun, was wir möchten werden wir
nicht die Ziele erreichen, die wir uns selbst gesetzt haben, nämlich die Schulden
zurückzufahren und unsere Defizite zu reduzieren.
FRAGE HASENKAMP: Sie haben gesagt, dass Sie möchten, dass Griechenland in der
Eurozone bleibt. Ist die Tatsache, dass es jetzt eine neue Wahl in Griechenland gibt, dafür eher
hilfreich oder eher nicht so hilfreich?
Eine zweite kleine Frage: In welcher Sprache haben Sie eben miteinander gesprochen?
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BK’IN DR. MERKEL: Im Großen und Ganzen haben wir unsere jeweiligen Muttersprachen
benutzt bis auf wenige Sekunden, in denen die Dolmetscher nicht da waren und wir wenige
englische Worte verwendet haben. Die tragende Säule waren unsere Muttersprachen.
Zweitens. Wir haben zu respektieren, dass es in Griechenland neue Wahlen gibt. Deshalb
werden wir deutlich machen ich sage das für mich , dass wir den Wunsch haben, dass
Griechenland im Euroraum bleiben kann, dass die Bürgerinnen und Bürger darüber auch
abstimmen werden, dass ein Teil davon ist, dass die Verabredungen des Memorandums
eingehalten werden müssen und dass wir zum Zweiten bereit stehen, dass, wann immer
Griechenland das möchte, die zusätzlichen Möglichkeiten von Wachstum überprüft werden,
wenn solche Wünsche geäußert werden oder wir uns vielleicht auch mit Vorschlägen an
Griechenland wenden. Ansonsten ist es die Endscheidung in Griechenland, dass neue Wahlen
stattfinden. Das haben wir zu respektieren.
P HOLLANDE: Ich könnte nichts anderes als das antworten, was die Bundeskanzlerin gerade
geantwortet hat. Die Griechen sind zur Wahl gerufen. Es stellen sich politischen Parteien zur
Wahl, die sicherlich für den Verbleib in der Eurozone sind. Andere wiederum sind dagegen.
Also werde ich, was immer auch passieren wird, die Entscheidung der Griechen respektieren.
Allerdings besteht meine Verantwortung darin, den Griechen ein Zeichen zu geben. Ich bin
mir der Schwierigkeiten, die damit einhergehen, bewusst, die einen Teil der griechischen
Bevölkerung betreffen.
Bezüglich dieser Zweifel, dieser Fragen, was die Zukunft anbelangt, sollen die Griechen
wissen, dass wir durch Wachstumsmaßnahmen, durch die Unterstützung der wirtschaftlichen
Aktivität auf sie zugehen werden, um sicherzustellen, dass sie weiterhin in der Eurozone
verbleiben. Nur die Griechen entscheiden. Vor solchen Wahlen egal, in welchem Land sie
stattfinden sollte man den größten Respekt haben. Aber ich möchte hier auch ein Signal
aussenden. Dieses Signal ist: Wachstum, Unterstützung der Wirtschaftskraft usw.
Zu der Frage, in welcher Sprache wir uns unterhalten haben, möchte ich sagen: Es ist die
allgemeine Sprache gewesen, nämlich die Sprache der Interessengemeinschaft des jeweiligen
Willens des einen und des anderen, Lösungen zu finden. Ich kann Ihnen versichern, dass man
selbst dann, wenn man Französisch spricht, von der deutschen Bundeskanzlerin verstanden
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wird. Umgekehrt ist es genauso: Auch ein französischer Präsident versteht eine deutsche
Bundeskanzlerin.
Ich möchte damit sagen, dass dieses Treffen nicht dazu vorgesehen war, alle Fragen zu lösen,
die jetzt auf dem Tisch liegen. Aber der Hauptzweck dieses Treffens war sicherlich, uns besser
kennenzulernen, eine Beziehung in Gang zu bringen, Schritte und eine Arbeitsmethode
festzulegen, um gemeinsam zu Lösungen zu gelangen. Das ist der Sinn unseres Treffens von
heute gewesen. Ich freue mich sehr, dass dies zustande gekommen ist. Vielen Dank!
BK’IN DR. MERKEL: Genau! Und es werden weitere folgen.
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2. Transkript der Pressekonferenz auf Französisch
Conférence de presse franco-allemande du 15 mai 2012
M. LE PRÉSIDENT DE LA RÉPUBLIQUE
ET MME ANGELA MERKEL,
CHANCELIÈRE DE LA RÉPUBLIQUE FÉDÉRALE D'ALLEMAGNE
Berlin -- Mardi 15 mai 2012
LE PRESIDENT: Mesdames, Messieurs,
Je souhaitais, le jour même de mon investiture comme président de la République française,
venir à Berlin rencontrer la Chancelière. Je le souhaitais pour deux raisons : d'abord parce que
je ne la connaissais pas -- même si sa réputation avait franchi la frontière depuis longtemps --
et ensuite parce que je voulais démontrer que la relation franco-allemande est une constante de
l'engagement du Président de la République. Je voulais venir ici à Berlin pour également
signifier le sens que je donne au mot amitié entre nos deux pays. Nous avons, par notre
histoire, par nos engagements, par notre contribution à la construction de l'Europe, des liens
forts et une responsabilité éminente. Je conçois la relation entre la France et l'Allemagne
comme une relation équilibrée et respectueuse : équilibrée entre nos deux pays, respectueuse
de nos sensibilités politiques, et également respectueuse des partenaires de l'Europe et des
institutions communautaires. Nous voulons travailler ensemble pour le bien de l'Europe, mais
en mobilisant tous les autres pays de l'Union.
Je voulais aussi venir pour définir avec la Chancelière notre travail pour les prochaines
semaines, voire même les prochains mois. Il y a d'abord le 50e anniversaire du Traité de
l'Elysée. La Chancelière a bien voulu rappeler le symbole qu'il constitue par lui-même, ce
traité qui avait été signé par Konrad Adenauer et par Charles de Gaulle. Je souhaiterais que
nous puissions, à l'occasion de ce 50e anniversaire, après une préparation que nous engagerons
prochainement, ajouter d'autres dispositions pour que la jeunesse, la culture, bref, tout ce qui
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peut mobiliser les générations nouvelles pour la relation franco-allemande, puisse être intégré
dans ce nouveau traité.
Ensuite il y a les sujets qui relèvent de l'actualité : la Grèce. Nous en avons parlé et nous
devions en parler. Je souhaite, comme Mme Merkel, que la Grèce reste dans la zone euro. Il y
a eu des efforts qui ont été engagés de part et d'autre, du côté de l'Union européenne comme
du côté des Grecs. Et donc, nous devons permettre aux Grecs de trouver des solutions. Ils vont
être consultés par un nouveau scrutin qui va être organisé le 17 juin : je souhaite que les Grecs
puissent affirmer dans ces élections leur attachement à la zone euro, et je suis favorable à ce
que nous puissions dire aux Grecs que l'Europe est prête à ajouter des mesures de croissance,
de soutien de l'activité pour qu'il puisse y avoir le retour de la croissance en Grèce, alors
qu'elle vit une récession, mais qu'en même temps, les engagements qui ont été pris doivent être
tenus.
S'agissant du traité budgétaire et du pacte de croissance, j'ai dit que je voulais que la
croissance puisse être non seulement un mot prononcé, mais aussi des actes tangibles et
traduits dans la réalité. La méthode qui nous paraît la meilleure c'est celle de mettre tout sur la
table, à l'occasion du sommet informel du 23 mai -- je remercie d'ailleurs Mme Merkel d'avoir
accepté son report pour me permettre de le préparer dans les meilleures conditions -- et surtout
le Conseil européen de la fin du mois de juin. Tout doit être mis sur la table, par les uns
comme par les autres, tout ce qui peut contribuer à la croissance : aussi bien l'amélioration de
la compétitivité que les investissements d'avenir, que la mobilisation de fonds, que les
eurobonds -- bref : tout doit être mis sur la table. Et ensuite, nous en tirerons les conclusions
en terme d'instruments juridiques nécessaires.
Voilà ce que je voulais dire en me félicitant de l'accueil qui m'a été réservé, parce que c'est une
image que je voulais donner, au-delà de nos différences, une image de confiance dans le
travail que nous pouvons engager, une image de cohérence dans la relation franco-allemande,
de continuité aussi pour l'histoire même de nos deux pays dans l'Union européenne. Et ce
rendez-vous -- qui était très attendu, j'ai l'impression que vous êtes venus nombreux à ce
rendez-vous -- me permet, sans rien dissimuler de ce qui peut nous séparer parfois, de
convaincre les Européens que la France et l'Allemagne ont la volonté, à travers la Chancelière
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et le nouveau Président de la République française, de travailler en commun, pour nos deux
pays, pour la relation franco-allemande, et pour l'Europe tout entière.
QUESTION : une question pour le président français. Je voudrais savoir, car il y a eu à ce
sujet différentes déclarations pendant la campagne électorale, si vous voulez ratifier le pacte
budgétaire en l'état ou si au contraire vous tenez à ce qu'il soit modifié dans son contenu.
LE PRESIDENT - J'ai dit dans la campagne, et je le répète encore aujourd'hui comme
Président de la République, que je voulais renégocier ce qui, à un moment, a été établi, pour y
intégrer une dimension de croissance. Et donc, la méthode dont nous avons convenu consiste à
mettre toutes les idées, toutes les propositions sur la table, et voir ensuite quelles sont les
traductions juridiques pour les mettre en œuvre. Et c'est au terme de ce travail que je pourrais
répondre à votre question.
QUESTION - Mme Merkel, vous aviez dit en novembre 2011, à Leipzig : « nous sommes
tous, maintenant, une partie de la politique intérieure européenne ». Faut-il en conclure que M.
Hollande et vous êtes des adversaires politiques ? M. Hollande, le chiffre de la croissance au
premier trimestre en France a été mauvais, les prévisions de la Commission européenne pour
2012 et 2013 sont pires que celles que vous avez prévues, la France va-t-elle devoir adopter
rapidement un plan de rigueur ?
LE PRESIDENT - Ce n'est pas la première fois que, entre la France et l'Allemagne, il y a des
relations qui sont conduites par des chefs d'Etat et de gouvernement qui ne sont pas de la
même sensibilité politique. C'est arrivé avec Helmut Schmidt et Valéry Giscard d'Estaing,
François Mitterrand et Helmut Kohl, et ensuite Jacques Chirac et Gerhard Schröder. Bref, c'est
même l'exception quand il y a des chefs d'Etat et de gouvernement de même sensibilité
politique ! Mais je ne vais pas rentrer dans ce débat. Ce que je sais, c'est que nous avons un
devoir commun. Les pays se dotent des responsables de leur choix, et nous, nous avons à
travailler ensemble pour mener à bien les missions qui nous sont données, et surtout le devoir
de faire avancer l'Europe et de répondre aux grands défis du monde, aussi. Et nous nous
retrouvons d'ailleurs bientôt à des sommets du G8, de l'OTAN, et nous aurons à travailler
ensemble.
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Sur le sujet de la croissance, c'est vrai que le mot était inscrit dans le traité budgétaire, mais il
n'était pas vraiment décliné. Je me félicite que la campagne présidentielle en France ait permis
-- la situation en Europe y a aussi aidé -- de remettre le sujet de la croissance au cœur de nos
débats. Je sais qu'il y a, derrière le mot croissance, des approches qui peuvent être différentes,
mais moi je suis à la fois pour une économie de l'offre qui soit plus productive, et pour des
soutiens de la demande, qui ne peuvent plus être exercés par les Etats nationaux compte tenu
des situations budgétaires, compte tenu des endettements. Donc l'Europe aura à prendre sa
responsabilité, et c'est ce dont nous allons discuter ensemble pendant les semaines qui
viennent.
Sur la situation économique de la France, M. Lemaître a bien voulu rappeler l'héritage qui est
le mien aujourd'hui, enfin, qui m'a été transmis aujourd'hui, c'est-à-dire une croissance quasi-
nulle pour le premier trimestre, et une perspective, celle qu'a évoquée la Commission qui
laisserait penser que nous n'atteindrions pas les 1,7% en 2013, même si l'INSEE aujourd'hui
confirme plutôt cet objectif. Pour en savoir davantage -- non pas sur les prévisions
économiques, parce que la croissance, nous devons la créer, et à l'échelle nationale, et à
l'échelle européenne, et même à l'échelle mondiale, et nous en parlerons sans doute au G8
comme au G20 -- mais pour tenir compte des effets d'un ralentissement de la croissance, peut-
être aussi de dépenses qui ont pu être engagées, le gouvernement que je vais constituer demain
va demander à la Cour des comptes, très rapidement, de faire un rapport pour évaluer l'état de
l'exécution du budget 2012. Car je suis pour le sérieux budgétaire. Je suis pour qu'on atteigne
nos objectifs. Mais, parce que je suis pour le sérieux budgétaire, je suis pour la croissance : s'il
n'y a pas la croissance, alors, quels que soient nos efforts, nous n'atteindrons pas les objectifs
que nous nous sommes fixés de réduction de la dette et de diminution de nos déficits.
QUESTION : Vous avez dit que vous souhaitiez que la Grèce demeure dans la zone euro.
Estimez-vous que la tenue prochaine de nouvelles élections peut aider à atteindre cet objectif
ou non ? Et une seconde petite question : en quelle langue vous êtes-vous parlé ?
LE PRESIDENT - Je n'aurai pas de réponse différente de celle de la Chancelière. Les Grecs
sont appelés à se prononcer sur des formations politiques qui, pour certaines, sont pour le
maintien de la Grèce dans la zone euro, pour d'autres non, et donc je respecterai, quoi qu'il
arrive, le vote des Grecs. En revanche, ma responsabilité, c'est d'adresser un signe, aussi, aux
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Grecs. Je mesure les épreuves, les souffrances qu'une partie du peuple grec subit aujourd'hui,
et ses doutes, ses interrogations par rapport à l'avenir. Les Grecs doivent savoir que nous
viendrons, par des mesures de croissance, par des soutiens de l'activité, vers eux pour leur
permettre d'assurer leur présence dans la zone euro. Voilà pourquoi, dans cette élection, les
Grecs seuls ont la parole, et il faut toujours avoir pour le suffrage universel, dans quelque pays
que ce soit, le plus grand respect. Mais je dois envoyer un certain nombre de signes, et ces
signes sont ceux de la croissance, de l'activité, du soutien.
Sur la manière avec laquelle nous avons conversé Mme Merkel et moi, c'est la langue
universelle, c'est celle de la communauté d'intérêts, de l'intelligence respective, de la volonté
de trouver des solutions, et vous assure que, même en parlant français, on peut se faire
comprendre par une Chancelière allemande, et réciproquement, une Chancelière allemande, en
parlant allemand, peut se faire comprendre par un président français. Tout ça pour vous dire
que cette réunion n'avait pas vocation à régler toutes les questions qui sont posées, mais avait
d'abord comme premier objet de mieux nous connaître, d'établir une relation, de fixer une
démarche, d'engager une méthode de travail pour trouver ensemble des solutions. C'est cela le
sens de notre rencontre de ce soir, et j'en suis très heureux.
Merci.
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3. CD-ROMs:
Die gesamte Arbeit sowie die Multimedia-Mitschnitte der Pressekonferenz auf Deutsch und
Französisch sind auf den beigefügten DVD-Rs zu finden.