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klima termine 15. Juni, Tag des Windes 2007 hat Europa beschlossen, bis 2020 einen Anteil von 20 Prozent aus erneuerbarer Energie zu ge- winnen. Rund um den 15. Juni wird daher in ganz Europa der „Tag des Windes“ begangen. Konsumenten und Interessenten können sich bei Events in ganz Österreich informieren, wie Windenergieanlagen funktionie- ren und welche Ideen zur Wind- kraftnutzung vorliegen. www.igwindkraft.at 18. Juni, Energiegespräche Von 18. bis 20. Juni finden in Stift Ossiach wieder die alljährlichen Energiegespräche statt. Thema dieses Jahr: Risiko. Welche Gefah- ren drohen dem bestehenden Energiesystem? Wer hat die Fol- gen zu tragen? Welche Risken kommen auf Investoren, Produ- zenten und Verbraucher zu? Aber auch: Welche Chancen eröffnet der Wandel? Darüber diskutieren nationale und internationale Po- litiker, Wissenschaftler und Ex- perten. www.energytalks.com WELTUMWELTTAG Globale Aufmerksamkeit für die Natur Am 5. Juni für weniger CO2. WIEN (pk). – „Kick the Habit! To- wards a Low Carbon Economy“, also etwa „Schluss mit der Ab- hängigkeit! Für eine CO2-arme Wirtschaft“ lautet das diesjährige Motto des UNO-Weltumweltta- ges, der wie immer am 5. Juni stattfindet. Seit 1972 gibt die UNO jedes Jahr ein Thema vor, unter dessen Banner weltweit Ak- tionen im Interesse der Umwelt gesetzt werden sollen. Dass es heuer um die CO2-Reduktion geht, trifft sich fast schon gut mit dem Anstieg des Ölpreises, der das Bewusstsein für die prekäre Versorgung mit fossilen Brenn- stoffen zum medialen Thema ge- macht hat. Eine Gastgeberstadt – in diesem Jahr ist es Wellington in Neuseeland beherbergt die UNO-Feierlichkeiten, die einzel- nen Länder setzen ihre eigenen Maßnahmen. In Österreich arbei- ten das Lebensministerium, die Umweltberatung sowie zahlrei- che Vereine, Schulen, Gemeinden und Freiwillige zusammen. In Niederösterreich wurde der Welt- umwelttag gleich zu einem lan- desspezifischen Klimaakti- onstag umgewidmet. „die um- weltberatung“ organisiert in zahlreichen Orten eine „Lange Nacht der Umwelt(beratung)“, in Amstetten gibt es einen „Klima- schutz-Kinotag“, in Winklarn dreht sich alles um Bio-Getreide. Das 1. Umwelttag-Symposium in Wien behandelt „Umweltjourna- lismus zwischen Wunsch und Wirklichkeit“. Und im Burgen- land werden Gemeinderäte über Energieleitbilder informiert. www.umwelttag.at FOKUS: Umwelt & Klima Leitung Report & Journale: Sabine Mezler-Andelberg Redaktion: Pamela Krumphuber ) (01) 51414-302; Anzeigen: Martin Altrichter, Peter Syrch, Walter Celand ) (01) 51414-0; Alle: 1030 Wien, Hainburger Straße 33 ÖKOSTROMGESETZ Q In Österreich gilt seit 2002 das Ökostromgesetz, das die Einspeisung von Ökostrom fördert. Die Betreiber von Ökostrom- anlagen erhalten Einspeistarife über dem Marktpreis, für die verschiedenen Technologien gelten dabei fixierte Tariflaufzeiten. Andererseits finanzieren die Konsumenten Ökostrom über die „Zählpunktpauschale“. Q Im Juni soll eine Gesetzes- novelle beschlossen werden, die u. a. eine Erhöhung der jährlichen Fördermittel von 17 auf 21 Mio. Euro vorsieht. Für sozial Schwache entfällt die „Zählpunktpauschale.“ Die Tariflaufzeiten werden erhöht (für Biomasse und Biogas 15 statt bisher 11,25 Jahre, für alle anderen Technologien 13 Jahre). F2 UMWELT & KLIMA F2 Donnerstag, 5. Juni 2008 PODIUMSDISKUSSION „Falsch wäre, Ölpreis um jeden Preis zu senken“ Wirtschaft und Forschung diskutierten, wie man dem Klimawandel am besten beikommen könnte. VON PAMELA KRUMPHUBER Wissenschaftler haben einen an- deren Blick auf den Klimawandel als die Wirtschaft. Vor allem aber würden sie andere Lösungen vor- schlagen, wie das Problem in den Griff zu bekommen sei. Die Podi- umsdiskussion von OMV, UNEP und „Die Presse“, die am 26. Mai in der Wiener UNO-City stattfand, versprach deshalb spannend zu werden. Neben den Klimafor- schern Helga Kromp-Kolb (Uni- versität für Bodenkultur) und Er- nest Rudel (Leiter der Abteilung für Klimatologie der Hohen Warte) nahmen OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer und der Wirtschaftsforscher Stefan Schlei- cher am Podium Platz. „Nicht der Klimawandel, son- dern der Übergang zu einer nach- haltigen Lebensweise ist die größ- te Herausforderung“, meinte Kromp-Kolb. „Der Klimawandel eröffnet die Chance, den Ressour- cenverbrauch zu reduzieren, und trotzdem ein glückliches Leben zu führen und eine gerechtere Welt zu erreichen.“ Zu viele Angst-Szenarien Ernest Rudel plädierte für eine Be- ruhigung der Debatte: „Es werden zu viele Angst-Szenarios errichtet. Die Leute glauben dann, sie hät- ten keine Zukunft. Die Wissen- schaft tätigt diese Aussage nicht. Worst-Case-Szenarios sind in der Vergangenheit nie eingetreten.“ Wolfgang Ruttenstorfer betonte die gestiegene Nachfrage der Schwellenländer wie China und Indien bei gleichzeitigem Auslau- fen der konventionell förderbaren, preiswerteren Ölreserven: „Busi- ness as usual ist nicht mehr mach- bar. Das billige Erdöl kommt auch nicht wieder. Als Öl- und Gasge- sellschaft müssen wir heute eine grundsätzliche Neustrukturierung vornehmen.“ Zweitens seien die durch CO2 verursachten Kosten in jeder Investitionsentscheidung zu veranschlagen: „Es muss daher in Richtung Low Carbon Economy gehen.“ Stefan Schleicher warnte jeden- falls vor übereilten Schritten: „Falsch wäre jetzt, den hohen Öl- preis um jeden Preis zu senken. Natürlich muss man jenen helfen, die dadurch untragbare Lasten auf sich nehmen müssen. Der Preis zeigt uns aber auch, in welcher Struktur wir uns bewegen.“ Dirigistische Politik inakzeptabel Uneinigkeit herrschte bei der Fra- ge, wie viel Handlungsspielraum man überhaupt habe. „Den größ- ten Verbrauch haben derzeit De- mokratien: Europa und die USA“, sagte Rudel. „Dirigistische Politik ist daher außerhalb der Diskus- sion. Man muss von der Realpoli- tik ausgehen.“ Die folge nur zum Teil logischen Kriterien, wie Schleicher betonte: „Obwohl der Preis für Treibstoff so stark gestie- gen ist, verändert sich die Nach- frage kaum.“ Statt aufgrund der gegenwärtigen Situation Progno- sen abzugeben, solle man daher lieber „Backcasting“ betreiben, also von wünschenswerten Zu- kunftsszenarien ausgehend Maß- nahmen für die Gegenwart ablei- ten. Ruttenstorfer dazu nüchtern: „Man muss zur Kenntnis nehmen, dass die Entwicklung einige Jahr- zehnte dauern wird.“ Überra- schend für den Marktwirtschaftler: Ruttenstorfer plädierte dafür, „wie beim Hausbau“ nicht nur über den Preis, sondern auch mit Nor- men zu arbeiten. Wirtschaftsforscher Stefan Schleicher, OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer, Moderator Martin Kugler („Die Pres- se“) sowie die Klimaforscher Helga Kromp-Kolb (BOKU) und Ernest Rudel (Hohe Warte; v. l.) [ Clemens Fabry] Das technische Potenzial zur Nutzung von Sonne, Wind, Biomasse etc. ist sechs- mal höher als der weltweite Energiebedarf, rechnet Greenpeace vor. [ DPA/Gambarini ] Sponsoring durch die Steckdose ÖKOSTROM. Im Netz sind alle Stromsorten gleich. Der höhere Preis fördert die Erzeuger. VON ALEXIA WEISS A cht Prozent des heimischen Stroms wird derzeit aus er- neuerbaren Energien, also etwa Wind, Sonne, Biomasse oder Wasser, gewonnen. Gefördert wird das Erzeugen dieses „sauberen“, weil umweltfreundlichen, Stroms seit 2002 mit Hilfe des Ökostrom- gesetzes (siehe Kasten). Ökostrom-Unterstützer argu- mentieren allerdings nicht nur mit dessen umweltschonender Pro- duktion. Sie sehen darin auch den einzigen Weg, einerseits langfristig den Energiebedarf abzudecken und andererseits die CO2-Emmis- sionen zu reduzieren. Geht es nach den Befürwortern, könnte bei entsprechendem Willen künf- tig sowohl auf Atomstrom als auch auf Stromerzeugung mittels fossi- ler Energieträger verzichtet wer- den. So rechnet etwa Greenpeace vor, dass das technische Potenzial zur Nutzung von Sonne, Wind, Biomasse etc. sechsmal höher als der weltweite Energiebedarf sei. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Deshalb schlägt der Energieex- perte Günther Brauner (TU Wien) vor, nun einmal auf die Kraft- werksmodernisierung zu setzen. Dadurch könnte der erhöhte Ener- giebedarf gedeckt und mehr CO2 eingespart werden als mit allen in Österreich installierten Windkraft- anlagen. Auch er meint allerdings, dass fossile Energieträger zuneh- mend durch regenerative Techno- logien ersetzt werden müssten. Vielen erscheint der in Öster- reich mit dem Ökostromgesetz eingeschlagene Weg dorthin aller- dings zu langsam. Umweltschutz- organisationen, Energieexperten und Grüne fordern daher eine Ori- entierung am deutschen „Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energie“: In Deutschland gibt es keine Förder-Limitierungen. Kon- sumentenschützern und Arbeiter- kammer stößt zudem sauer auf, dass in Österreich die Förderung von Ökostrom zur Hälfte von den privaten Haushalten finanziert wird, obwohl diese nur ein Drittel des Stroms konsumieren – entlas- tet wird so die Industrie. Was aber ist bei einem Wechsel auf Ökostrom konkret zu tun? A Zunächst gilt es, sich für einen Anbieter zu entscheiden. Öko- strom wird von mehreren Energie- lieferanten angeboten, nur zwei sind allerdings mit dem von Le- bensministerium und Verein für Konsumenteninformation (VKI) vergebenen Umweltzeichen „Grü- ner Strom“ zertifiziert: die Alpen Adria Energie (www.aae-ener- gy.com) sowie die oekostrom AG (www.oekostrom.ag). Weitere zwei überregionale Anbieter von Strom aus Wasserkraft werden vom VKI empfohlen: Unsere Wasserkraft (www.wasserkraft.at) sowie Ver- bund (www.verbund.at). A Das ausgefüllte Vertragsformular (jeweils auf der Homepage abruf- bar) sowie die letzte Jahresabrech- nung an den Anbieter der Wahl schicken. A Der neue Energielieferant über- nimmt die Abmeldung beim bis- herigen Lieferanten, wobei der lo- kale Netzbetreiber weiterhin zu- ständig bleibt: Er ist verantwort- lich für das Funktionieren des Net- zes (und muss daher auch bei einer Störung kontaktiert werden) und übernimmt auch die jährliche Ablesung des Zählers. A Die Umstellung auf Ökostrom dauert in etwa acht Wochen. Die Rechnung wird danach etwas hö- her ausfallen als bisher, denn für Ökostrom werden höhere Tarife berechnet. Alle Ökostromanbieter haben ihre Tarife auf ihrer Home- page veröffentlicht, sodass an- hand der bisherigen Rechnung der zu erwartende Mehrbetrag errech- net werden kann. Um mit einem gängigen Miss- verständnis aufzuräumen: Am Strom, der nach der Umstellung auf Ökostrom aus der Steckdose fließt, ändert sich nichts. Denn, wie es Manuel Giselbrecht, Bilanz- gruppenmanager der oekostrom AG formuliert, „Strom hat kein Mascherl“. Der aus Kohle gewon- nene Strom wird genauso wie der mit Windkraft erzeugte in das Netz eingespeist. Mit dem teureren Ökostrom zahlt der Kunde also nicht dafür, dass er tatsächlich nur grünen Strom bezieht, sondern dafür, dass bei der Produktion sei- nes Stromanteils die Umwelt nicht geschädigt wird.

Die Presse: Fokus Umwelt & Klima

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Eine Beilage der Tageszeitung "Die Presse" zum Thema Umwelt- und Klimaschutz

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k l i m a t e r m i n e15. Juni, Tag des Windes2007 hat Europa beschlossen, bis2020 einen Anteil von 20 Prozentaus erneuerbarer Energie zu ge-winnen. Rund um den 15. Juniwird daher in ganz Europa der„Tag des Windes“ begangen.Konsumenten und Interessentenkönnen sich bei Events in ganzÖsterreich informieren, wieWindenergieanlagen funktionie-ren und welche Ideen zur Wind-kraftnutzung vorliegen.

www.igwindkraft.at

18. Juni, EnergiegesprächeVon 18. bis 20. Juni finden in StiftOssiach wieder die alljährlichenEnergiegespräche statt. Themadieses Jahr: Risiko. Welche Gefah-ren drohen dem bestehendenEnergiesystem? Wer hat die Fol-gen zu tragen? Welche Riskenkommen auf Investoren, Produ-zenten und Verbraucher zu? Aberauch: Welche Chancen eröffnetder Wandel? Darüber diskutierennationale und internationale Po-litiker, Wissenschaftler und Ex-perten.

www.energytalks.com

W E L T U M W E L T TA G

GlobaleAufmerksamkeit

für die NaturAm 5. Juni für weniger CO2.

WIEN (pk). – „Kick the Habit! To-wards a Low Carbon Economy“,also etwa „Schluss mit der Ab-hängigkeit! Für eine CO2-armeWirtschaft“ lautet das diesjährigeMotto des UNO-Weltumweltta-ges, der wie immer am 5. Junistattfindet. Seit 1972 gibt dieUNO jedes Jahr ein Thema vor,unter dessen Banner weltweit Ak-tionen im Interesse der Umweltgesetzt werden sollen. Dass esheuer um die CO2-Reduktiongeht, trifft sich fast schon gut mitdem Anstieg des Ölpreises, derdas Bewusstsein für die prekäreVersorgung mit fossilen Brenn-stoffen zum medialen Thema ge-macht hat. Eine Gastgeberstadt –in diesem Jahr ist es Wellington inNeuseeland – beherbergt dieUNO-Feierlichkeiten, die einzel-nen Länder setzen ihre eigenenMaßnahmen. In Österreich arbei-ten das Lebensministerium, dieUmweltberatung sowie zahlrei-che Vereine, Schulen, Gemeindenund Freiwillige zusammen. InNiederösterreich wurde der Welt-umwelttag gleich zu einem lan-desspezifischen NÖ Klimaakti-onstag umgewidmet. „die um-weltberatung“ organisiert inzahlreichen Orten eine „LangeNacht der Umwelt(beratung)“, inAmstetten gibt es einen „Klima-schutz-Kinotag“, in Winklarndreht sich alles um Bio-Getreide.Das 1. Umwelttag-Symposium inWien behandelt „Umweltjourna-lismus zwischen Wunsch undWirklichkeit“. Und im Burgen-land werden Gemeinderäte überEnergieleitbilder informiert.

www.umwelttag.at

FOKUS: Umwelt &KlimaLeitung Report & Journale:Sabine Mezler-AndelbergRedaktion: Pamela Krumphuber) (01) 51414-302;Anzeigen: Martin Altrichter,Peter Syrch, Walter Celand) (01) 51414-0;Alle: 1030 Wien, HainburgerStraße 33

ÖKOSTROMGESETZ

Q In Österreich gilt seit 2002 dasÖkostromgesetz, das dieEinspeisung von Ökostrom fördert.Die Betreiber von Ökostrom-anlagen erhalten Einspeistarifeüber dem Marktpreis, für dieverschiedenen Technologien geltendabei fixierte Tariflaufzeiten.Andererseits finanzieren dieKonsumenten Ökostrom über die„Zählpunktpauschale“.

Q Im Juni soll eine Gesetzes-novelle beschlossen werden, dieu. a. eine Erhöhung der jährlichenFördermittel von 17 auf 21 Mio.Euro vorsieht. Für sozial Schwacheentfällt die „Zählpunktpauschale.“Die Tariflaufzeiten werden erhöht(für Biomasse und Biogas 15 stattbisher 11,25 Jahre, für alleanderen Technologien 13 Jahre).

F 2 UMWELT & KLIMAF 2 Donnerstag, 5. Juni 2008

P O D I U M S D I S K U S S I O N

„Falsch wäre, Ölpreis um jeden Preis zu senken“Wirtschaft und Forschung diskutierten, wie man dem Klimawandel am besten beikommen könnte.

VON PAMELA KRUMPHUBER

Wissenschaftler haben einen an-deren Blick auf den Klimawandelals die Wirtschaft. Vor allem aberwürden sie andere Lösungen vor-schlagen, wie das Problem in denGriff zu bekommen sei. Die Podi-umsdiskussion von OMV, UNEPund „Die Presse“, die am 26. Maiin der Wiener UNO-City stattfand,versprach deshalb spannend zuwerden. Neben den Klimafor-schern Helga Kromp-Kolb (Uni-versität für Bodenkultur) und Er-nest Rudel (Leiter der Abteilungfür Klimatologie der Hohen Warte)nahmen OMV-GeneraldirektorWolfgang Ruttenstorfer und derWirtschaftsforscher Stefan Schlei-cher am Podium Platz.

„Nicht der Klimawandel, son-dern der Übergang zu einer nach-haltigen Lebensweise ist die größ-te Herausforderung“, meinteKromp-Kolb. „Der Klimawandeleröffnet die Chance, den Ressour-cenverbrauch zu reduzieren, undtrotzdem ein glückliches Leben zuführen und eine gerechtere Weltzu erreichen.“

Zu viele Angst-SzenarienErnest Rudel plädierte für eine Be-ruhigung der Debatte: „Es werdenzu viele Angst-Szenarios errichtet.Die Leute glauben dann, sie hät-ten keine Zukunft. Die Wissen-

schaft tätigt diese Aussage nicht.Worst-Case-Szenarios sind in derVergangenheit nie eingetreten.“

Wolfgang Ruttenstorfer betontedie gestiegene Nachfrage derSchwellenländer wie China undIndien bei gleichzeitigem Auslau-fen der konventionell förderbaren,preiswerteren Ölreserven: „Busi-ness as usual ist nicht mehr mach-bar. Das billige Erdöl kommt auchnicht wieder. Als Öl- und Gasge-sellschaft müssen wir heute einegrundsätzliche Neustrukturierungvornehmen.“ Zweitens seien diedurch CO2 verursachten Kosten injeder Investitionsentscheidung zuveranschlagen: „Es muss daher inRichtung Low Carbon Economygehen.“

Stefan Schleicher warnte jeden-falls vor übereilten Schritten:„Falsch wäre jetzt, den hohen Öl-preis um jeden Preis zu senken.Natürlich muss man jenen helfen,die dadurch untragbare Lasten aufsich nehmen müssen. Der Preiszeigt uns aber auch, in welcherStruktur wir uns bewegen.“

Dirigistische Politik inakzeptabelUneinigkeit herrschte bei der Fra-ge, wie viel Handlungsspielraumman überhaupt habe. „Den größ-ten Verbrauch haben derzeit De-mokratien: Europa und die USA“,sagte Rudel. „Dirigistische Politikist daher außerhalb der Diskus-sion. Man muss von der Realpoli-tik ausgehen.“ Die folge nur zum

Teil logischen Kriterien, wieSchleicher betonte: „Obwohl derPreis für Treibstoff so stark gestie-gen ist, verändert sich die Nach-frage kaum.“ Statt aufgrund dergegenwärtigen Situation Progno-sen abzugeben, solle man daherlieber „Backcasting“ betreiben,also von wünschenswerten Zu-kunftsszenarien ausgehend Maß-nahmen für die Gegenwart ablei-ten. Ruttenstorfer dazu nüchtern:„Man muss zur Kenntnis nehmen,dass die Entwicklung einige Jahr-zehnte dauern wird.“ Überra-schend für den Marktwirtschaftler:Ruttenstorfer plädierte dafür, „wiebeim Hausbau“ nicht nur überden Preis, sondern auch mit Nor-men zu arbeiten.

Wirtschaftsforscher Stefan Schleicher, OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer, Moderator Martin Kugler („Die Pres-se“) sowie die Klimaforscher Helga Kromp-Kolb (BOKU) und Ernest Rudel (Hohe Warte; v. l.) [Clemens Fabry]

Das technische Potenzial zur Nutzung von Sonne, Wind, Biomasse etc. ist sechs-mal höher als der weltweite Energiebedarf, rechnet Greenpeace vor. [DPA/Gambarini]

Sponsoring durchdie Steckdose

ÖKOSTROM. Im Netz sind alle Stromsortengleich. Der höhere Preis fördert die Erzeuger.

VON ALEXIA WEISS

Acht Prozent des heimischenStroms wird derzeit aus er-neuerbaren Energien, also

etwa Wind, Sonne, Biomasse oderWasser, gewonnen. Gefördert wirddas Erzeugen dieses „sauberen“,weil umweltfreundlichen, Stromsseit 2002 mit Hilfe des Ökostrom-gesetzes (siehe Kasten).

Ökostrom-Unterstützer argu-mentieren allerdings nicht nur mitdessen umweltschonender Pro-duktion. Sie sehen darin auch deneinzigen Weg, einerseits langfristigden Energiebedarf abzudeckenund andererseits die CO2-Emmis-sionen zu reduzieren. Geht esnach den Befürwortern, könntebei entsprechendem Willen künf-tig sowohl auf Atomstrom als auch

auf Stromerzeugung mittels fossi-ler Energieträger verzichtet wer-den. So rechnet etwa Greenpeacevor, dass das technische Potenzialzur Nutzung von Sonne, Wind,Biomasse etc. sechsmal höher alsder weltweite Energiebedarf sei.Doch bis dahin ist es noch einweiter Weg.

Deshalb schlägt der Energieex-perte Günther Brauner (TU Wien)vor, nun einmal auf die Kraft-werksmodernisierung zu setzen.Dadurch könnte der erhöhte Ener-giebedarf gedeckt und mehr CO2

eingespart werden als mit allen inÖsterreich installierten Windkraft-anlagen. Auch er meint allerdings,dass fossile Energieträger zuneh-mend durch regenerative Techno-logien ersetzt werden müssten.

Vielen erscheint der in Öster-reich mit dem Ökostromgesetzeingeschlagene Weg dorthin aller-dings zu langsam. Umweltschutz-organisationen, Energieexpertenund Grüne fordern daher eine Ori-entierung am deutschen „Gesetzfür den Vorrang ErneuerbarerEnergie“: In Deutschland gibt eskeine Förder-Limitierungen. Kon-sumentenschützern und Arbeiter-kammer stößt zudem sauer auf,dass in Österreich die Förderungvon Ökostrom zur Hälfte von denprivaten Haushalten finanziertwird, obwohl diese nur ein Dritteldes Stroms konsumieren – entlas-tet wird so die Industrie.

Was aber ist bei einem Wechselauf Ökostrom konkret zu tun?A Zunächst gilt es, sich für einenAnbieter zu entscheiden. Öko-strom wird von mehreren Energie-lieferanten angeboten, nur zweisind allerdings mit dem von Le-bensministerium und Verein fürKonsumenteninformation (VKI)vergebenen Umweltzeichen „Grü-ner Strom“ zertifiziert: die Alpen

Adria Energie (www.aae-ener-gy.com) sowie die oekostrom AG(www.oekostrom.ag). Weitere zweiüberregionale Anbieter von Stromaus Wasserkraft werden vom VKIempfohlen: Unsere Wasserkraft(www.wasserkraft.at) sowie Ver-bund (www.verbund.at).A Das ausgefüllte Vertragsformular(jeweils auf der Homepage abruf-bar) sowie die letzte Jahresabrech-nung an den Anbieter der Wahlschicken.A Der neue Energielieferant über-nimmt die Abmeldung beim bis-herigen Lieferanten, wobei der lo-kale Netzbetreiber weiterhin zu-ständig bleibt: Er ist verantwort-lich für das Funktionieren des Net-zes (und muss daher auch beieiner Störung kontaktiert werden)und übernimmt auch die jährlicheAblesung des Zählers.A Die Umstellung auf Ökostromdauert in etwa acht Wochen. DieRechnung wird danach etwas hö-

her ausfallen als bisher, denn fürÖkostrom werden höhere Tarifeberechnet. Alle Ökostromanbieterhaben ihre Tarife auf ihrer Home-page veröffentlicht, sodass an-hand der bisherigen Rechnung derzu erwartende Mehrbetrag errech-net werden kann.

Um mit einem gängigen Miss-verständnis aufzuräumen: AmStrom, der nach der Umstellungauf Ökostrom aus der Steckdosefließt, ändert sich nichts. Denn,wie es Manuel Giselbrecht, Bilanz-gruppenmanager der oekostromAG formuliert, „Strom hat keinMascherl“. Der aus Kohle gewon-nene Strom wird genauso wie dermit Windkraft erzeugte in das Netzeingespeist. Mit dem teurerenÖkostrom zahlt der Kunde alsonicht dafür, dass er tatsächlich nurgrünen Strom bezieht, sonderndafür, dass bei der Produktion sei-nes Stromanteils die Umwelt nichtgeschädigt wird.