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280 Physica etc.) betrachtet⁷⁷¹, könnte es als geeigneter Ausgangspunkt der als σύγκρισις und διάκρισις, nicht als qualitative Veränderungen aufgefassten Verdünnung und Verdichtung erscheinen. §1.20 Bestätigung der Priorität der Ortsveränderung – Ph. 8.9, 265b17‒266a5 Kommentare zur Stelle: Simplikios: Th 421 / Ar 181 / As 151 (§1.20.2) §1.20.1 Aristoteles, Physica 8.9, 265b17‒266a5 (ed. Ross) ὅτι δ' ἡ κατὰ τόπον φορὰ πρώτη τῶν κινήσεων, μαρτυροῦσι πάντες ὅσοι περὶ κινήσεως πεποίηνται μνείαν· τὰς γὰρ ἀρχὰς αὐτῆς ἀποδιδόασιν τοῖς κινοῦσι τοιαύτην κίνησιν. διάκρισις γὰρ καὶ σύγκρισις κινήσεις κατὰ τόπον εἰσίν, οὕτω δὲ κινοῦσιν ἡ φιλία καὶ τὸ νεῖκος· τὸ μὲν γὰρ διακρίνει, τὸ δὲ συγκρίνει αὐτῶν. καὶ τὸν νοῦν δέ φησιν Ἀναξαγόρας διακρίνειν τὸν κινήσαντα πρῶτον. ὁμοίως δὲ καὶ ὅσοι τοιαύτην μὲν οὐδεμίαν αἰτίαν λέγουσιν, διὰ δὲ τὸ κενὸν κινεῖσθαί φασιν· καὶ γὰρ οὗτοι τὴν κατὰ τόπον κίνησιν κινεῖσθαι τὴν φύσιν λέγουσιν (ἡ γὰρ διὰ τὸ κενὸν κίνησις φορά ἐστιν καὶ ὡς ἐν τόπῳ), τῶν δ' ἄλλων οὐδεμίαν ὑπάρχειν τοῖς πρώτοις ἀλλὰ τοῖς ἐκ τούτων οἴονται· αὐξάνεσθαι γὰρ καὶ φθίνειν καὶ ἀλλοιοῦσθαι συγκρινομένων καὶ διακρινομένων τῶν ἀτόμων σωμάτων φασίν. τὸν αὐτὸν δὲ τρόπον καὶ ὅσοι διὰ πυκνότητα ἢ μανότητα κατασκευάζουσι γένεσιν καὶ φθοράν· συγκρίσει γὰρ καὶ διακρίσει ταῦτα διακοσμοῦσιν. ἔτι δὲ παρὰ τούτους οἱ τὴν ψυχὴν αἰτίαν ποιοῦντες κινήσεως· τὸ γὰρ αὐτὸ αὑτὸ κινοῦν ἀρχὴν εἶναί φασιν τῶν κινουμένων, κινεῖ δὲ τὸ ζῷον καὶ πᾶν τὸ ἔμψυχον τὴν κατὰ τόπον αὑτὸ κίνησιν. καὶ κυρίως δὲ κινεῖσθαί φαμεν μόνον τὸ κινούμενον [τὴν] κατὰ τόπον [κίνησιν]· ἂν δ' ἠρεμῇ μὲν ἐν τῷ αὐτῷ, αὐξάνηται δ' ἢ φθίνῃ ἢ ἀλλοιούμενον τυγχάνῃ, πῂ κινεῖσθαι, ἁπλῶς δὲ κινεῖσθαι οὔ φαμεν. In Ph. 8.9 argumentiert Aristoteles erneut (vgl. Ph. 8.7 u. §1.19.1) für die These, dass die Kreisbewegung, von welcher in Ph. 8.8 nachgewiesen wurde, dass sie als einzige Bewegungsform kontinuierlich und unendlich sein könne, die primäre Art der Bewegung darstelle. An unserer Stelle, die gemeinsam mit einer kurzen 771 Vgl. Ph. 1.6, 189a34–b16 (vgl. oben §1.9.1 und §1.9.3) sowie Simplikios’ Identifizierung des unendlichen gegensatzfreien Körpers von Ph. 3.5, 204b22‒35 mit dem Element des Anaximander (Ar 176; vgl. oben §1.14.5). Brought to you by | New York University Bobst Library Technical Services Authenticated Download Date | 12/7/14 11:18 PM

Die Prinzipienlehre der Milesier (Kommentar zu den Textzeugnissen bei Aristoteles und seinen Kommentatoren) || §1.20 Bestätigung der Priorität der Ortsveränderung – Ph. 8.9,

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  • 280 Physica

    etc.) betrachtet, knnte es als geeigneter Ausgangspunkt der als und , nicht als qualitative Vernderungen aufgefassten Verdnnung und Verdichtung erscheinen.

    1.20 Besttigung der Prioritt der Ortsvernderung Ph. 8.9, 265b17266a5

    Kommentare zur Stelle: Simplikios: Th 421 / Ar 181 / As 151 (1.20.2)

    1.20.1 Aristoteles, Physica 8.9, 265b17266a5 (ed. Ross)

    ' , . , , . . , ( ), ' . . , . [] [] ' , ' , , .

    In Ph. 8.9 argumentiert Aristoteles erneut (vgl. Ph. 8.7 u. 1.19.1) fr die These, dass die Kreisbewegung, von welcher in Ph. 8.8 nachgewiesen wurde, dass sie als einzige Bewegungsform kontinuierlich und unendlich sein knne, die primre Art der Bewegung darstelle. An unserer Stelle, die gemeinsam mit einer kurzen

    771Vgl. Ph. 1.6, 189a34b16 (vgl. oben 1.9.1 und 1.9.3) sowie Simplikios Identifizierung des unendlichen gegensatzfreien Krpers von Ph. 3.5, 204b2235 mit dem Element des Anaximander (Ar 176; vgl. oben 1.14.5).

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  • 1.20Besttigung der Prioritt der Ortsvernderung Ph. 8.9, 265b17266a5 281

    Zusammenfassung der in den vorausgehenden Kapiteln des Buches erreichten Ergebnisse (Ph. 266a69) den abschlieenden Teil von Ph. 8.9 bildet, beruft sich Aristoteles auf seine Vorgnger, um mithilfe ihres einstimmigen Zeugnisses zu besttigen (vgl. , Ph. 265b1718), dass die Ortsbewegung die primre Art der Bewegung sei (am Ende der Passage, in Ph. 266a15, kommt zustzlich ein Argument aus dem blichen Sprachgebrauch vor). Auch wenn dieses Vorgehen des Aristoteles in accordance with his best dialectical method steht (so Graham 1999, 162 im Anschluss an Simplikios), lsst sich schwerlich erklren, warum der Verweis auf die frheren Denker erst hier erscheint und nicht vielmehr in Ph. 8.7, wo die Prioritt der Ortsbewegung gegenber anderen Vernderungsarten nachgewiesen wurde (vgl. oben 1.19.1).

    Die Behauptung, dass die frheren Denker seine These von der Prioritt der Ortsbewegung gegenber den zwei anderen Vernderungsarten (d.h. der qua-litativen Vernderung und dem Wachstum und Schwinden) antizipiert htten, begrndet Aristoteles damit, dass sie als Prinzipien der Vernderung schlecht-hin die rumlich bewegenden Dinge ansetzen: [sc. ] [sc. ] (Ph. 265b1819). Anschlieend nennt Aristoteles fnf Beispiele von Denkern bzw. Gruppen von Denkern, deren Lehren jeweils einem der drei verschiedenen Lehrentypen angehren:1. [265b1923] Empedokles (265b1922) und Anaxagoras (265b2223) Lehren

    entsprechen genau der von Aristoteles in Ph. 265b1819 genannten Auffas-sung: Diese Denker postulieren als Prinzipien der Vernderung Liebe und Streit bzw. den Nous, deren Wirkung von Aristoteles als Verbindung oder Trennung, also Ortsbewegung (265b1920), beschrieben wird.

    2. [265b2332] Als dieser Gruppe analog werden zwei weitere Gruppen ge-nannt ( , Ph. 265b23; , Ph. 265b30), die die Beschreibung von Ph. 265b1819 ( ) insofern nicht ganz erfllen, als sie keine separate bewegende Ursache postulieren ( , Ph. 265b2324), die aber die (oben schon als Ortsbewegun-

    772Vgl. unten 1.20.2. Vgl. auch die methodologischen Bemerkungen bei [Ps.-]Psellos, In Ph. 420.411.773Vgl. Pacius (1596, 977979), der in Ph. 8.9, 265a27 den Anfang eines neuen (bis 266a9, also bis zum Ende von Ph. 8.9 reichenden) Kapitels sieht und diesem eine zusammenfassend-besttigen-de Funktion zuweist (Quo confirmantur ea, quae supra tradita fuerunt).774Omnes principia ipsius motus attribuunt iis, quae loco movent, id est, ea faciunt prima principia motus, quae movent secundum locum (Pacius 1596, 979).

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  • 282 Physica

    gen eingestuften) Verbindungs- und Trennungsprozesse fr Prozesse erkl-ren, die allen anderen Vernderungen zugrunde liegen. Es handelt sich:

    erstens um die Atomisten (265b2329), die die beiden brigen Vernde-rungsarten auf die Verbindung und Trennung der elementaren Krper zu-rckfhren ( , Ph. 265b2829),

    zweitens um Denker (Ph. 265b3032), die das Entstehen und Vergehen mit Verdnnung und Verdichtung, zurckgefhrt auf Verbindung und Trennung, erklren.

    3. [265b32266a1] Unter die Beschreibung von 265b1819 fllt auch die Lehre des Platon, der als Ursache der Vernderung ( , Ph. 265b33) die rumlich bewegende Seele ansetze.

    Die Denker, die in Ph. 265b3032 genannt werden, lassen sich anhand von Stellen wie Ph. 187a1216 (Ar 1), Ph. 189b810 und De cael. 303b1317, an denen die Verdichtungs- und Verdnnungslehre den Anhngern eines einzigen Elements zugeschrieben wird, identifizieren. Moderne Forscher nennen vor allem Anaxime-nes, gelegentlich auch Heraklit als Vertreter der in Ph. 265b3032 erwhnten Gruppe; Aristoteles selbst versucht hier allerdings ebensowenig wie an den ande-ren Stellen, den Bezug seiner Aussage auf einzelne Vertreter oder eine bestimmte Untergruppe der naturphilosophischen Monisten einzuschrnken. Der Verweis auf diese Denker in Ph. 265b3032 unterscheidet sich von den Verweisen auf die brigen Philosophen an dieser Stelle dadurch, dass er die Genesis-Theorie der Monisten thematisiert, whrend im Falle der anderen Denker dem Kontext ent-sprechend an qualitative Vernderung sowie an Wachstum und Schwinden zu denken ist. Somit kann ihre Erwhnung an dieser Stelle (hnlich wie die Erwh-nung der die Genesis mit Verbindung und Trennung erklrenden Denker in Ph. 8.7, 260b1112, vgl. 1.19.1), wenn nicht als Nebenbemerkung, so doch nur als zu-

    775Vgl. oben 1.5.1.776Vgl. oben 1.9.1.777Vgl. unten 2.6.1.778So u.a. Berti (1985, 132), Waterfield Bostock (1996, 298), Wicksteed Cornford (1934, 404), Ross (1936, 720), Prantl (1854, 528), Ruggiu (1995, 509, Anm. 130), Moscarelli (2005, 137), Graham (1999, 164).779Wicksteed Cornford (1934, 404); so schon Pacius (1596, 980).780Diese durch die Parallelitt mit Ph. 8.7, 260a26b15 nahe gelegte Auffassung wird in Ph. 265b28 besttigt, wo die von den Atomisten mit der Bewegung der Atome erklrten Vernderun-gen spezifiziert werden: Genannt werden dort nur , obwohl die Atomisten aus Aristoteles Sicht auf dieselbe Weise auch das Entstehen und Vergehen der Dinge erklrten; vgl. auch Ph. 266a34.

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  • 1.20Besttigung der Prioritt der Ortsvernderung Ph. 8.9, 265b17266a5 283

    stzlicher, an die Lehren der Atomisten eng angeschlossener Punkt der gesamten Argumentation betrachtet werden. Die Anhnger der Verdichtungs- und Verdn-nungslehre werden direkt nach den Atomisten mithilfe des Ausrucks eingefhrt: Beide Gruppen erkennen, dass Verbindung und Trennung, also die rumliche Bewegung, den brigen Prozessen zugrunde liegen, ohne jedoch eine Bewegungsursache zu postulieren. Der letzte Punkt (Vernach-lssigung der bewegenden Ursache) ermglicht auch die Zusammenstellung der Atomisten und der naturphilosophischen Monisten in Metaph.1.4.

    In Bezug auf die den Monisten zugeschriebene Zurckfhrung der Verdn-nung und Verdichtung auf Verbindung und Trennung ( ) stellt Graham (1999, 165) fest: To apply the concepts of aggregation and segregation to the early Ionians is to confuse two systems of thought that Aristotle wants to keep separate, wobei er einerseits an das System der posteleatischen Pluralisten denkt, die Entstehen und Vergehen durch Ver-bindung und Trennung ersetzen, andererseits an das System der Monisten, die Entstehen und Vergehen so Graham nicht aufheben, sondern mit den Um-wandlungen der Grundstoffs erklren. Aristoteles selbst verwischt jedoch diese Unterscheidung zwischen den beiden Systemen schon dadurch, dass er (im Gegensatz zu Graham) den Monisten ebenso wie den Pluralisten die Aufhebung der Genesis zuschreibt (Metaph. 1.3, 983b1113). Die Deutung der ihnen zuge-sprochenen Verdnnungs- und Verdichtungsprozesse als Verbindung und Tren-nung ist hiervon jedoch grundstzlich unabhngig: Die Aufhebung der Genesis ist eine auch bei der Auffassung von Verdnnung und Verdichtung als qualitative Vernderungen geltende Konsequenz der Annahme eines in den Umwandlun-gen persistierenden Substrats. Wie Metaph. 1.8, 988b3233 nahe legt, scheint Aristoteles zu glauben, dass die Deutung von - als eine plausible Auffassung der von den Monisten postulierten Entste-hungsprozesse aus dem einzigen Element darstellt; darber hinaus zeigt Ph. 8.7, 260b713, dass er auch in nicht doxographischen Kontexten die Zurckfhrung von Verdnnung und Verdichtung auf Verbindung und Trennung als eine plau-sible, wenn auch nicht unbedingt uneingeschrnkt annehmbare Auffassung be-trachtet. Im Gegensatz dazu geht er in GC 1.1 davon aus, dass die von den Mo-

    781Metaph. 1.4, 985b1013 u. 1920. Vgl. dazu unten 5.1.1 (III), ad (4).782Ob an unserer Stelle mit ein Bericht inten-diert ist oder ob damit vielmehr eine von Aristoteles selbst gezogene Konsequenz ihrer Verdn-nungs- und Verdichtungslehre beschrieben wird, lsst sich nicht eindeutig entscheiden.783Sc. oder - beides ergibt denselben Sinn.784Vgl. unten 5.1.2 (I).785Vgl. unten 5.6.1. Vgl. auerdem De cael. 3.5, 303b1718 und 2.6.1.786Vgl. oben 1.19.1.

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  • 284 Physica

    nisten postulierten Prozesse der Umwandlung des Elements unter seinen Begriff der qualitativen Vernderung () subsumierbar seien.

    1.20.2 Th 421 / Ar 181 / As 151Simplikios, In Aristotelis Physicorum libros quattuor posteriores commentaria 1319.1727 (CAG X, ed. Diels)

    Lit.: Kahn (1960, 55); Maddalena (1963, 126, Anm.); McKirahan (20012, 4; 104)

    KontextSimplikios Kommentar zu Ph. 8.9, 265b17266a5, bes. 265b3032 (Lemma: [= Ph. 265b17] [= Ph. 266a45]). Zu der Aristoteles-Stelle s. oben 1.20.1.

    KommentarSimplikios stellt seinem Kommentar zu Ph. 265b17266a5 eine interessante Be-merkung zur Funktion der Stellen voran, an denen Aristoteles die mit seiner Lehre bereinstimmenden Ansichten seiner Vorgnger anfhrt: Solche Verweise, von ihm als Zeugnisse () bezeichnet, htten fr Aristoteles anders als fr die nicht namentlich genannten nicht das Ziel, Beweise zu konstituieren, sondern die berzeugung desjenigen, der die Beweise schon ken-nengelernt hat, zu untermauern ( , In Ph. 1318.13). Aristoteles Erwhnung der bereinstimmung seiner Vorgnger in Bezug auf die Prioritt der rumlichen Bewegung in Ph. 8.9, 265b17266a5 dient

    787Vgl. unten 3.1.1.788Vgl. in Ph. 265b1718.789Vgl. zu dieser Stelle Baltussen (2002, 181f.) u. Baltussen (2005, 19). Vgl. auch Simpl., In Ph. 1164.311165.3 (Komm. zu Ph. 8.1, 251b19ff.), wo er Philoponos vorwirft, diese Funktion der do-xographischen Passagen verkannt zu haben ( , , ; vgl. Wildberg 1987, 138, fr. 124; vgl. auch Philop., In De an. 12.1214 u. 4.1.1). Simplikios erklrt dort, dass solche Zeugnisse die berzeugung der Lernenden deshalb verstrken, weil Fragen, ber die zahlreiche kluge Men-schen miteinander einig sind, weniger kontrovers zu sein scheinen. Auerdem nennt er eine weitere Funktion dieser Passagen: , ; vgl. Metaph. 2.1, 993b1114.

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  • 1.20Besttigung der Prioritt der Ortsvernderung Ph. 8.9, 265b17266a5 285

    also laut Simplikios dem Ziel, die schon bewiesene These von der Prioritt der noch glaubwrdiger erscheinen zu lassen (In Ph. 1318.1518).

    Simplikios zufolge nennt das Zeugnis in Ph. 265b17266a5 nicht drei, son-dern vier Gruppen von Denkern:1. die Anhnger einer oder mehrerer Wirkursachen ( ), die die

    Elemente verbinden und trennen oder ordnen, also in rumliche Bewegung versetzen: Empedokles und Anaxagoras;

    2. die Denker, die ihren Elementen ausschlielich die rumliche Bewegung zu-wiesen, ohne jedoch eine Wirkursache zu postulieren: Demokrit;

    3. die Monisten, die das Entstehen und Vergehen mit Verdichtung und Verdn-nung und somit mit Verbindung und Trennung erklrten: Thales, Anaxime-nes, Anaximander, Heraklit;

    4. die Denker, die als Prinzip der Bewegung die rumlich bewegende Seele an-setzten: Platon.

    Simplikios Darstellung der Lehren der Monisten, die hier als eine separate Gruppe von Denkern fungieren, weicht in zumindest vier Punkten von der aristo-telischen Darstellung ab. Erstens schenkt er der Tatsache keine Aufmerksamkeit, dass hier im Unterschied zu den anderen Gruppen vom Entstehen und Vergehen die Rede ist vielmehr spricht Simplikios auch in Bezug auf die Atomisten von der (In Ph. 1319.4) und scheint hnlich wie im Komm. zu Ph. 8.7, 260b713 (Ar 180; vgl. 1.19.2) anzunehmen, dass unter den , die in Ph. 8.9, 265b17266a5 gegenber der als sekundr erwiesen werden, auch Entstehen und Vergehen figurieren.

    Zweitens geht er auf die durch die Formulierung (Ph. 265b30) ausgedrckte Analogie zwischen den Anhngern der Verdichtungs- und Verdnnungstheorie und den Atomisten nicht ein. Stattdessen drittens fhrt er hier die traditionelle Einteilung in Monisten und Pluralisten ein (vgl. In Ph. 1319.1720), die fr den Kontext der Stelle prima facie irrelevant scheint.

    Viertens paraphrasiert er die aristotelische Aussage (Ph. 265b3132) mit (In Ph. 1319.2324) anders als Aristoteles schreibt er also die Zurckfhrung von Verdichtung und Verdnnung auf Verbindung und Trennung nicht den Monisten, sondern Aristoteles zu. Er versucht also trotz der aristotelischen Aussage in Ph. 265b3132 die bliche Auffassung aufrechtzuerhal-ten, der zufolge die Einteilung in Monisten und Pluralisten mit der Einteilung

    790Vgl. in In Ph. 1319.28.791Vgl. Simpl., In Ph. 1266.2829, wo er behauptet, dass und zwei verschiedene Bezeichnungen fr dieselbe Sache seien (vgl. oben 1.19.2).

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  • 286 Physica

    in Anhnger von Verdichtung und Verdnnung einerseits und von Verbindung und Trennung andererseits zusammenfllt ( , , In Ph. 1319.2426).

    Mit allen vier Abweichungen von der kommentierten Vorlage erreicht Simpli-kios, dass die von Aristoteles angedeutete Analogie zwischen den Lehren der Ato-misten und der Monisten nicht mehr erkennbar ist und die Monisten, bei Aristote-les im Zusammenhang mit den Atomisten erwhnt, als den drei brigen Gruppen von Denkern gleichgeordnet erscheinen. Die von ihm eingefhrte Charakterisie-rung der Gruppen als Monisten oder Pluralisten nhert seine Darstellung einer konventionellen Einteilung der aristotelischen Vorgnger an.

    Konventionell sind auch die von Simplikios namentlich genannten Vertre-ter der Gruppe, die die Genesis mit Verdichtung und Verdnnung erklrt: Neben Thales, Anaximenes und Heraklit erscheint dabei hnlich wie schon in Ar 180, im Widerspruch zu Simplikios Interpretation von Ph. 187a1221 Anaximan-der.

    792Zu dem Widerspruch vgl. oben 1.19.2.793Als carelessness des Simplikios wird die Erwhnung Anaximanders in Ar 181 von Kahn (1960, 55) bezeichnet. Barnes Zuordnung von In Ph. 1319.1727 zu den Passagen, die presumab-ly derived from Theophrastus (Barnes 19791, 316, Anm. 5) seien, ist unbegrndet.

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