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Die Ramiefaser und die wirtschaftliche Bedeutung der Ramiekultur für die deutschen Kolonien Author(s): Schulte im Hofe, August Source: Foreign and Commonwealth Office Collection, (1898) Published by: The University of Manchester, The John Rylands University Library Stable URL: http://www.jstor.org/stable/60229210 . Accessed: 15/06/2014 09:18 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Digitization of this work funded by the JISC Digitisation Programme. The University of Manchester, The John Rylands University Library and are collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Foreign and Commonwealth Office Collection. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.44.78.76 on Sun, 15 Jun 2014 09:18:07 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Die Ramiefaser und die wirtschaftliche Bedeutung der Ramiekultur für die deutschen Kolonien

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Die Ramiefaser und die wirtschaftliche Bedeutung der Ramiekultur fur die deutschenKolonienAuthor(s): Schulte im Hofe, AugustSource: Foreign and Commonwealth Office Collection, (1898)Published by: The University of Manchester, The John Rylands University LibraryStable URL: http://www.jstor.org/stable/60229210 .

Accessed: 15/06/2014 09:18

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Digitization of this work funded by the JISC Digitisation Programme.

The University of Manchester, The John Rylands University Library and are collaborating with JSTOR todigitize, preserve and extend access to Foreign and Commonwealth Office Collection.

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Deutscher Kolonial-Verlag (G. Meinecke), Berlin W. 10.

]^o1oi)iales ^Jabfbacb.

X. Jahrgang.

Das Jalir 1897.

Das Koloniale Jahrbuch, welches in einer Starke von mindestens' 20 Bogen ausgegeben wird, entha.lt Beitrage und Mittheilungen aus dem ('ebiete der Kolonialwissenschaft und Kolonialpraxis und ist daher fur jeden, welcher sich intensiver mit der kolonialen Bevegung beschaftigt, unentbehrlich. Daneben bringt das Jahrbuch, zu dessen Mitirbeitern inhere bedeutendsten Kolonialpolitiker gehoren, viel statistisches Material, so dass es iiber den Fortgang der deutschen Kolonisation m vertrauens- v\ erter Weise 'unterrichtet.

Das Kolonialc Jahrbuch wirdvon G. Meinecke. dem Redakteur der Deutschen Kolonialzeitung, herausgegeben. Preis M. 6,— brosehiert, gebunden M. 7,50.

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Deatseher ^olonial-Ifalefldef.

Der Deutsche Kolonialkalender, wekher fur TS98 m dem 10. Jahr- g mg ers< hien, ist fur jeden Kolonialinteressenten und Kolonialbeamlen \ui) der grbssten Wichtigkeit. Der reiche lnhalt umfasst die Personahen der Rolonial-Reichs-Beamten in der Heiraath und in den Kolonieen, die 1- nl'jnialen Erwerbs- und Agitation&gescllschaften, die Mi.ssionen, Post- bes'.iiniTiuiigt'n fiir die Kolonien, reiches statistisches Material, Abgrenzungen ile> .-m huUgebiete, Ein- und Ausfuhr. fltat. Aussichten fiir den An- suid/er und Stellungsuehenden in den Kolonien und viele Adre^en der ersten Firmen fiir Bediirfmsse der Europeer in den Tropen.

Durchschnittlich 14 Bogen Okta\ format. M. 1,50. Der XI. Jab-gang pro 1899 erscheint im Herbst d. J.

Deutscher Kolonial-Verlag (G. Meinecke), Berlin W. 10.

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und

die wirt$*attli*e Bedeutung tier Ramickultur

fiir die fleut$*en Rolonien

von

A. Schulte im Hofe, Dr. phil.

Berlin 1898.

Deutscher Kolonial-Verlag (G. Meinecke).

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Inhalts-Verzeichnis.

Seite Vorwort 5 Was ist Eamie? 7 Verschiedene Namen 7 Literatur 8 Geschichte 10 Botanik 15 Klima 17 Boden 22 Urbarmachung des Bodens 23 Anpflanzung 24 Pflege der Pflanzung 25 Ernte 25 Separirung der Rohfaser 26 Degummirung der Rohfaser 30 Ertrag per Hektar 32 Chemische Bemerkungen 33 Die Ramie als Handelswaare 36 Eigenschaften der Ramiefaser 38 Die Zukunft der Ramiefaser 42 Der wirtschaftliche Werth der Ramiekultur fiir die deutschen

Kolonien 43 Berechnung des zur Anlage einer Ramiepflanzung in Kamerun

erforderlichen Kapitals, sowie der Rentabilitat einer solchen Pfianzung 45

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Page 8: Die Ramiefaser und die wirtschaftliche Bedeutung der Ramiekultur für die deutschen Kolonien

Vorwort.

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Als ich mich zuerst im Jahre 1893 mit der Kultur und

Separirung der Ramiefaser befasste, fand ich in der englischen Literatur zwar eine Menge von Abhandlungen iiber diese so werth- volle Faser, doch waren die Berichte theilweise so widersprechend, dass es an der Hand derselben unmoglich war, sich ein klares Bild iiber die Rentabilitat dieser Paser zu machen. Erst nachdem ich

Gelegenheit batte, auf einer in der Nahe von Calcutta gelegenen, einem Konsortium von Eingeborenen gehorenden Ramiepflanzung praktische Studien zu machen, war ich in der Lage, die Qualitat dieser verschiedenen Berichte zu beurtheilen.

Zahlreiche und werthvollere Mittheilungen finden sich in der franzosischen Literatur, dahingegen wird deutscherseits nur einmal, und zwar von Heinrich Semler (Die tropische Agrikultur) ausfuhr- licher iiber die Ramie berichtet. Aber auch diese Abhandlung enthalt nur allgemeine Angaben.

In dem "Werkchen von C. B. Bouche und H. Grote iiber Ramie, Rhea, Chinagrass und Nesselfaser wird eigentlich nur die Paser der

europaischen Nessel besprochen. Kiirzere Mittheilungen und Berichte, die von Zeit zu Zeit in der Tagesliteratur erschienen, waren grossten- theils englischen oder franzosischen Ursprungs.

Durch vorliegende Abhandlung babe ich an der Hand meiner

praktischen Studien sowie der vorhandenen Literatur versucht, ein Bild iiber den derzeitigen Stand der Ramiekultur zu entwerfen, sowie zur Einfiihrung der Ramiekultur in unsere Kolonien Anregung zu geben.

Der Verfasser.

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Was ist Ramie?

Mit Ramie bezeichnet man jetzt allgemein die Paser zweier Boehmeria-Arten, die in den tropischen und subtropischen Regionen zu Hause sind. Dieselbe iibertrifft alle anderen vegetabilischen Pasern durch ihren seidenartigen Glanz, durch ihre Peinheit, Starke und Dauerhaftigkeit. Die Schwierigkeit, die die Separirung dieser Faser bis noch vor wenigen Jahren bot, war der Grund, dass die¬ selbe, obwohl schon zu Anfang dieses Jahrbunderts in Europa ein- gefiihrt, erst in neuerer Zeit allgemeine industrielle Verwerthung fand. Nachdem aber diese Schwierigkeiten im Laufe der letzten Jahre immer mehr und mehr iiberwunden worden waren, entstanden in den verschiedensten Staaten Europas Pabriken, die sich mit dem Reinigen und Verspinnen dieser so werthvollen Paser befassen. In der Pliisch-, Phantasie- und Wirkwaaren-Branche findet dieselbe Ver¬ werthung. Mobelstoffe, Weisswaaren, Spitzen, Stickereien, Segel- tiicher, Schuhgarne etc. werden daraus hergestellt. In Prankreich dient dieselbe, resp. das aus derselben hergestellte Papier, zur An- fertigung von Banknoten.

Verschiedene Namen.

Ramie, Rhea und Ohinagrass sind in Europa die ver- schiedenen Namen fur diesen Faserstoff. In Deutschl tnd wurde der Name Chinagrass zuntichst von den Englandern iibernommen, ein Name, der so schlecht wie moglich gewahlt war. Denn weder wurde die Faser ausschliesslich aus China bezogen, noch entstarmnt sie einer Grasait. Die Chinesen nennen diesen Faserstoff Chu-Ma oder Yen-Ma, je nachdem er von der einen oder anderen Pflanzen- art stammt. In Japan heisst derselbe Kara-Musi oder Mao, in Bengalen Kanghura, in Assam Rhea, in dem Malaischen Archipel Kiparoy-Caloee, Ramie, Rameh oder Ramen. Die Bezeichnung Ramie wurde von den Hollander!) angenommen. Die iibrigen europaischen Lander folgten den Hollandern in der Walil des Namens und ver- drangten den von den Englandern eingefiihrten Namen „ Ohina¬ grass". Spater verschaffte sich auch die in Brit.-Indien iibliche Bezeichnung „ R h e a " bis zu einem gewissen Grade Geltung.

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Literatur.

In Polge des grossen Interesses, das dieser werthvollen Faser- pflanze gezollt wurde, erschienen zahlreiche Veroffentlichungen. Dem Jahre ihres Erscheinens nach genannt finden wir darunter folgende:

Traite d'agriculture chinois. Pekin 17 oder 18 Nicolle. Note sur la Ramie. Jersey 1815. Pepin. Culture et avantages que l'on peut etirer des tiges de l'Urtica

nivea. Paris 1844. Natalis Rondat. Les plantes textiles de la Chine. Paris 1847. J. I tier. De l'introduction en Prance et en Algerie de diverses plantes

textiles. Montpellier 1851. Dr. Royle. The fibrous Plants of India 1855. Salomon. Culture d'ortie blanche. Alger 1858. Gomart. De la culture du China-Grass. St. Quentin 1862. > Cordier. Rapport sur la Ramie comme substitute du coton. Rouen 1863. Samuel Jennings. Rhea. Agricultural and Horticultural society

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Paris 1890. r La Revista d'Agricultura. La Ramie aux Etats-Unis. La Havane 1890.

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Calcutta 1889, 1892. Felicien Michotte. La Ramie (ler vol.) 1891. Felicien Michotte. La Ramie (2er vol.) 1893.

Geschichte. In alien Landern, in denen die Boehmeria einheimisch ist, scheint

man schon in den fruhesten Zeiten verstanden zu haben, die so starke und schone Faser derselben zu alien moglichen Gespinnsten und Geweben zu verarbeiten. So wird bereits in dem altesten indischen Epos „Ramajana" (angeblich verf. im 4. Jahrh. v. Chr.) die Schonheit und Feinheit des Nessel- tuchs hervorgehoben und schon zur Konigin Elisabeths Zeit berichtet der Botaniker Lobel, dass in Calcutta aus einer Art Nessel ein sehr feines Tuch angefertigt werde. Bedeutender als in Indien war die Kultur in China, wo diese Faser an Stelle der in Indien heimischen Baumwolle, die erst im 9. Jahrhundert in China eingefuhrt, versponnen wurde. So wurden auch schon aus China die Gewebe der Ramie-Faser init denen der Seide nach Europa gebracht, ehe bei uns der Name dieser Pflanze bekannt war. Unter dem Namen Nesseltuch finden wir dieses Gewebe zuerst in Holland, wohin es aus Java eingefuhrt wurde. In Calcutta scheint zu Anfang dieses Jahrliunderts diese Industrie nicht mehr bekannt gewesen zu sein, wenigstens wird hieriiber nicht berichtet. Wohl aber wissen wir, dass im Jahre 1803 Dr. Roxburgh 4 Pflanzen Calooe von Sumatra kommen liess und dieselben im botanischen Garten zu Calcutta auspflanzte. Er gab dieser Pflauze den Namen Urtica tenacissima. Bald darauf fand Dr. Buchmann Hamilton, dass die von den Eingeborenen als Konkura bezeichnete Pflanze, die in Rungpar und Dinagpar vorkam, mit der von Roxburgh von Sumatra bezogenen identisch war. Die Pflanzlinge im botanischen Garten vermehrten sich so schnell, dass im Jalire 1810 Dr. Buchmann Hamilton 3 Ballen Faser nach England senden konnte, denen 1814 eine zweite Sendung folgte. Diese diirften wohl die ersten Sendungen Rohfaser nacli Europa gewesen sein. Wie Semler berichtet, wurden diese Ballen von John Marshall in Leeds ubernommen, der beim Anblick dieses Stoffes den Vorsatz fasste, ihn in der Weberei verwendbar zu machen, koste es was es wolle. Mit echt englischer Beharrlichkeit befasste er sich, unterstutzt von seinem Sohne, mit dieser Aufgabe. Aber erst nach 40 Jahren hatte er die Schwierigkeit, mit Hiilfe eines chemischen Processes die gummiartigen Anhangsel zu entfemen, zwar noch nicht vollstandig, aber doch soweit iiberwunden, dass die Verarbeitung der Faser stattfinden konnte.

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Da auch die Separirung der Rohfaser sehr schwierig und zeitraubend war, sandten 1816 die Direktoren der Ostindischen Compagnie verschiedene Maschinen, die eigens zum Reinigen resp. Separiren der Rohfaser von Hill und Bundy hergestellt waren", nach Indien. Diese Separirungsversuche mittelst Maschinen scheinen jedoch nicht zufriedenstellend gewesen zu sein, und es waren diese missgliickten Versuche wohl die Ursache, dass man trotz des grossen Interesses, welches die ostindischo Compagnie fur die Kultur dieser Faserpflanze zeigte, in den nachsten Jahren nichts mehr davon horte. Erst 1840 wurde das Interesse wieder wachgerufen. Im Jahre 1833 hatte nam- lich Colonel Jenkins die das China-grass liefernde Pflanze in Assam gefunden und sandte 1840 einige Exemplare derselben nach Calcutta, wo dieselben im Garten der Agri-Horticultural Society angepflanzt wurden. Um fest- zustellen, ob diese Pflanze dieselbe sei, von der in China das Chinagrass gewonnen wurde, liess Dr. Govar aus China die betreffenden Pflanzen kommen. Dr. Falkoner in Uebereinstimmung mit Sir William Honker er- klarten beide Pflanzen fur identisch. Bald darauf liefen aus verschiedenen Theilen Nord-Indiens Berichte iiber das Vorkommen und die Kultivation dieser Pflanze, sowie uber die Praparation der Faser, die dort hauptsachlich zur Anfertignng von Fischernetzen diente, ein, und so wurde das Interesse allmalig wieder wachgerufen.

1851 wurde Ramie in den verschiedenen Stadien der Reinheit zur Londoner Ausstellung gesandt, und erhielt nicht weniger denn 3 Preise. In Folge dessen sandte man im nachsten Jahre eine grossere Menge Ramie- Faser nach London.

Als in den darauf folgenden Jahren der Bedarf an Ramie, die zum weitaus grossten Theil aus China bezogen wurde, in Europa sich steigerte, veranlassten 1854 die Directoren der Ostindischen Compagnie, dass 10 Tonnen dieser Fasor in Indien aufgekauft werden sollten. Es konnten aber nur 3 Tonnen liier zusammengebracht werden, ein Zeichen, wie wenig Allgemein-Interesse auch jetzt noch diesem Artikel zugewandt worden war. Um den Anbau dieser Pflanze mehr anzuregen, liess der damalige Gouvemeur von Bengalen, Sir Fredrick Halliday, wahrend der nachsten 3 Jahre jahrlich bis 10 Tonnen Faser aufkaufen, und diese dann in London wieder veraussern. Dieser Export horte aber fast vollstandig wieder auf, als nach dieser Zeit derselbe Privatunternehmungen uberlassen wurde. Es deckte China fast den ganzen europaischen Bedarf. Im Jahre 1872 wurden in London 250 Tonnen China- grass im Werthe von 80 Pfd. Sterl. per Tonne verkauft.

Bald darauf liess die Nachfrage fur Ramie wieder nach und der Preis fiel auf 30—40 Pfd. Sterl. per Tonne fur die chinesische und 19—30 Pfd. Sterl. fur die Faser aus Indien, ein Preis, welcher auch heute bezahlt wird.

Doch die englische Regierung liess den Gedanken, die Ramiekultur in Indien zu heben, nicht fallen. 1869 wurde, urn die Schwierigkeit, die die Separirung der Faser noch immer bot, schneller zu iiberwinden, ein Preis von 5000 Pfd. Sterl. fur eine Masclvine ausgeschrieberj, mittelst welcher die Faser von den frischen Stocken billig und zweckmassig gereinigt werden konnte. Die ersten Versuche mit den zu diesem Zwecke ausgestellten Maschinen wurden 1872 gemacht. Da jedoch keine der Maschinon den Zweck erfiillte, wurde der Preis zum zweiten Mai ausgeschrieben. 1879 waren circa 10 Maschinen angemeldet. Doch auch diesmal konnte keinem der Erfinder der Preis zuerkannt werden. Da man mittlerweile zu der Ansicht gekommen war, dass sich Indien nicht fur den Anbau der Ramie eigne, wurde der von der Regierung ausgeschriebene Preis wieder zuriickgenommen. Femer sah sich dieselbe veranlasst, die darauf bezuglichen Informationen bekannt zu geben:

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Diese Berichte lauteten: „Man scheint in England und bis zu einem gewissen Grade auch in Indien der allgemeinen Ansicht zu sein, dass sich Indien sehr gut fur eine ausgedehnte Kultur der Rhea eigne. Dies ist aber nicht der Fall. Da in letzter Zeit vielfach darauf bezugliche Erkundigungen eiuliefen, auch um Landcessionen und anderweitige Unterstiitzungen des Gouvernements ersucht wurde, so scheint es wiinschenswerth zu sein, die vorhandenen Informationen allgemein bekannt zu geben" :

„ „Es ist Thatsache, dass, obwohl die Rheapfianze in Indien iiberall wachst, der grosste Theil Indiens fur den commerciellen Anbau der Rhea un- geeignet ist. Rhea wurde wahrend der letzten 9 oder 10 Jahre in und nahe bei dem botanischen Garten in Saharampur in Verbindung mit den ausgeschriebenen Decortications-Maschinen angebaut. Hierbei stellte sich heraus, dass die erhaltenen Rheastocke im AUgemeinen vollstandig' unbrauchbar zur Fasergewinnung waren. Ein erfahrener hollandischer Pflanzer von Java gah als Grund hierfur die ab- wechselnde Einwirkung der trockenen und feuchten Hitze wahrend der Zeit des Wachsthums an. Wahrend an einem Theil des Stockes die Blatter dicht gedrangt standen und der Stock selbst hart und trocken war, waren an einem anderen Theil des Stockes die Blatter weit von einander entfernt und der Stock selbst weich und biegsam. Wenn das Ende des Stockes reif war, war der Fuss noch griin, wenu die Spitze griin war die Basis halbreif, und so weiter, wohin- gegen der ganze Stock griin, biegsam und von vollstandig gleichartiger Be- schaffenheit sein soil. Ein solches Produkt kann nur in einem gleichmassigen Klima, wie z. B. Java erhalten werden, wo die Temperatur wahrend des ganzen Jahres nur wenig difierirt und die Atmosphare niemals einen solchen Grad der Trockenheit erreicht, vielmehr taglich ein oder zwei leichte Regenschauer fallen.

Es ist allerdings zutreffend, dass auch in Saharampur eine Periode regnerischen, ieuchfen Wetters lange genug anha.lt, um einen brauchbaren Schnitt im Jahre zu erzielen, aber Rhea kann niemals rentabel angebaut werden, wenn nicht drei bis vier Schnitt im Laufe von 12 Monaten geerntet werden konnen. Ein Klima wie in Saharampur herrscht aber in ganz Nord-Indien. Einige Gegenden mogen allerdings etwas giinstiger sein, die meisten sind aber noch ungiinstiger.""

Ueber Bengalen, wo mehr Regen wahrend der Zeit des Monsuns (Juni bis September) als in den obigen Distrikten fallt, und dazu der April und Mai einige Kegenschauer bringt, berichtet Dr. King, Superintendent des Botanischen Gartens in Calcutta, woselbst er praktische Versuche mit dem Anbau der Ramie machte. Er schreibt:

„Meine Erfahrungen, die ich bezuglich der Rheakultur in Bengalen ge- macht babe, sowie das, was ich auf meiner Reise nach Java und dem Malaiischen Archipel ge&ehen habe, lassen es mir hochst zweifelhaft erscheinen, dass in Bengalen Rhea jemals mit Nutzen angebaut werden kann. Der Boden ist armer als in Java und dem Malaiischeu Archipel und Diinger kann in der Nahe von grossen Stadten nur schwierig, auf dem flachen Lande aber kaum herbeigeschafi't werden. Rhea wird in Bengalen aber sicher nicht gedeihen, ohne dass dieselbe wahrend der trockenen heissen Monate reichlich bewassert und ohne dass dieselbe wenigstens einmal im Jahre gediingt wird. — Die niedrige Temperatur, und insbesondere die niedrige Bodentemperatur wahrend des kalten Wetters und die trockene Hitze wahrend der heissen Jahreszeit in Nord-Indien sind gleichmassig fur das Wachsthum der Rhea ungeeignet. Ich glaube sogar, dass in Burma, wo sonst alle Bedingungen fiir ein gutes Wachsthum der Rhea vorhauden sind, der hohe Arbeitslohn fiir den finanziellen Erfolg verhangnisvoll sein wurde." " *j

Ueber den Stand der Ramiekultur bis zum Jahre 1881 unterrichtet uns ein Bericht von Baden-Powell, den derselbe im Auftrage der Indischen Regierung abfasste:

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*) Die Arbeiterfrag-e ffir Birma durfte jetzt keine Schwierig-keiten melir bieten. D. Verf.

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„ „Die Idee, einen Wettbewerb fur die beste Maschine zum Entrinden der Rhea zu veranlassen, entsprang den vielen Berichten iiber die Kultur der Rheapflanze in Indien. Ein jeder, der die vielen Berichte las, konnte sich der Schlussfolgerung nicht entziehen, dass diese Faserpflanze hier mit Erfolg ange¬ baut werden konne. Die einzige Schwierigkeit nach diesen Berichten war, die Faser marktfahig herzustellen. Diese beiden wichtigen Fragen basierten un- gliicklicherweise die eine auf der anderen: „Es hat keinen Zweck, die Pflanze zu bauen, wenn man die Faser nicht marktfahig herstellen kann." Und wiederum: „Es hat keinen Zweck Maschinen zum Separiren der Faser zu erfinden, wenn die Pflanze nicht in hinreichender Menge angebaut werden kann." Ich glaube aber, dass, wenn wir auf die gesammelten Erfahrungen zuriickblicken, hinreichend Grund vorhanden war, anzunehmen, dass Rhea waehsen wurde, nicht aber, dass der Anbau derselben commerciell ausgenutzt werden konnte Was Rhea will ist eine feuchte Atmosphare, nicht unterbrochen von lange andauerndem, trocknem, heissem Wetter, einen natiirlich fruchtbaren Boden, der nicht viel Diinger verlangt, viel Regen und keine Naturextreme Das einzig richtige ist, sich nach Gegenden anzusehen, wo die klimatischen Verhaltnisse moglichst denen von Java und Sumatra entsprechen, Gegenden, in denen man keine klimatischen Extreme kennt, wo die Bodentemperatur im Winter nicht zu kalt und die Niederschlage moglichst gross sind. Birma diirfte wohl auszu- schliessen sein, da hier die Arbeiterfrage eine schwer zu losende ist. Die ein- zigen Distrikte, die ich fur giinstig halte, sind Ober-Assam, Dacca, Dinagpore...""

Zu diesem Bericht findet sich folgende Anmerkung: „Die Schlussfolgerung im obigen Bericht diirfte wohl richtig sein, jedoch diirften sich auch wohl einige Distrikte im Siiden von Madras fur die Anpflanzung von Rhea eignen."

Trotz dieser ungiinstigen Berichte, und trotzdem man noch keine alien Anspriichen entsprechende Maschine zur Verffigung hatte, interessirte man sich in Brit.-Indien immer noch fiir den Anbau von Ramie. Allerdings machte man jetzt zum grossten Theil die Anpflanzungen in Distrikten, in denen die klimatischen Verhaltnisse giinstige waren. So legte der Raja von Dinagpore in seinem Staate eine Pflanzung an. Im Jahre 1881 suchte eine englische Gesellschaft im Sahahad-Distrikt die Ramiekultur als eine Hausindustrie fur die Eingeborenen einzufuhren. In Siidindien pflanzte 1885 eine englische Gesellschaft 250 Acre aus. Alle diese Versuche mussten naturgemass darunter leiden, dass es noch keine Maschine gab, mittelst der die Faser billig genug separirt werden konnte. Doch audi diese Frage wurde endlich gelost. Dazu war in Europa der Bedarf an Ramie gestiegen, und hierdurch veranlasst kamen von England wiederum neue Anregungen, in Indien die Ramie anzubauen. In Calcutta wurde eine Agentur errichtet, um die Eingeborenen fur die Kultur zu interessiren. In der Nahe von Calcutta legten Eingeborene eine kleine Pflanzung an, auf der ich Gelegen- heit fand, die Rheakultur zu studiren. In Singapore bildete sich eine englische Gesellschalt mit einem Kapital von 50,000 Pfd. Sterl., um 5000 Acre anzupflanzen.

Noben den Englandern interessirten sich vorwiegend die Franzosen fur den Anbau der Ramie liefernden Pflanze. Bald nachdem die erste Rohfaser nach London gekommen war, wurde auch schon die Stammpflanze in Frank- reich eingefuhrt. So wissen wir, dass dieselbe im Jahre 1815 in Montpellier und 1820 in Combes-de-la-Ville cultivirt wurde. 1837 sandte Hibert von China aus Samen nach Frankreich. 1856 beginnen die eigentlichen Kultur- versuche. Eine grossere Menge Samen, die man von China bezogen hatte, wurde in verschiedenen Gegenden ausgesat und zwar an vielen Orten, mit gutem Erfolg. 1859 legte Jequamart die hierbei erhaltenen Ramiestocke der „Societe d'Aclimatisation" vor, in Folge dessen diese Gesellschaft Kultur- versuche in ihrem Garten machte.

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1866 und 1867 erfolgte wiederum seitens des Baron Gros, bevoll- T machtigten Ministers in China, eine Sendung von Samen, die in Frankreich,. Spanien und Algier vertheilt wurde.

1870 bildete sich unter dem Minister fur Landwirthschaft Louvet die Ramie-Kommission, die den Zweck verfolgte, den Anbau der Ramie zu fordern. Dieselbe ging von der falschen Voraussetzung aus, dass die Ramiekultur » mit Erfolg in Frankreich eingefuhrt werden konne. So berichtet de Malartie, dass 1872 100,000 Pflanzen an 200 Landwirthe in Vausclure, einem De- partement im sudostlichen Frankreich, vertheilt wurden. Im „Jardin d'Accli- matisation" wurden unterdessen die drei Arten, Urtica utilis, nivea und caudicans nebeneinander kultivirt, und man war hierbei zu der Schluss¬ folgerung gekommen, dass Urtica utilis sich am besten fur Sudfrankreich und caudicans fur Mittelfrankreich eigne, dass die Urtica nivea aber nur als Zierpflanze von Werth sei.

Mittlerweile hatte man auch in den franzosischen Kolonien Versuche gemacht. So berichtet Riviere, dass die auf der Farm Barrat in Algier cultivirte Ramie jahrlich 3 Schnitt ergebe. 1886 waren bei Buffarik in Algier 16 ha unter Ramie, von denen 1890 jedoch nur noch einige Quadrat- meter vorhanden waren. Um zur Anpflanzung mehr Anregung zu geben, wurden Preise von 300—1000 Frcs. fur die beste Ramiekultur ausgeschrieben.

Auch in Tonkin, im Senegal, auf Madagaskar, Mauritius, Reunion wurden Anbauversuche gemacht. Im Jahre 1880 bildete sich in Paris die „Societe agricole et industrielle d'Antioche" mit einem Kapital von 3 000 000 Frcs. Dieselbe beabsichtigte bei Antiochia eine Ramiepflanzung von 4000 ha anzulegen. Diese Pflanzung scheint jedoch niemals zu Stande gekommen zu sein. In Aegypton hatte eine franzosische Gesellschaft in der Nahe von L Port Said und Alexandrien Pflanzungen angelegt, jedoch, durch die klimatischen A Verhaltnisse bedingt, ohne Erfolg.

Wie die Englander, so hatten auch die Franzosen auf die klimatischen Verhaltnisse nicht geniigend Riicksicht genommen. Denn so ziemlich in all den Landern, in denen dieselben Anbauversuche gemacht haben, ist die Regenmenge zu gering oder doch nicht entsprechend fiber das ganze Jahr vertheilt.

Auch die Franzosen suchten Maschinen zu konstruiren, um auf mfjg- liche billige und einfache Weise die Rohfaser zu separiren und es wurden auch von der franzosischen Regierung gleich der englischen fur die beste Maschine Preise ausgeschrieben. Eigens zu diesem Zwecke befindet sich in der Nahe von Paris, sowie bei Limoges eine kleine Pflanzung, um auf derselben die Maschinen versuchen zu konnen, und wir haben es diesen Bestrebungen wohl mit zu verdanken, dass wir jetzt im Besitz von geeigneten Decorti- cations-Maschinen sind.

Ausser England und Frankreich befasste man sich in den Vereinigten Staaten Nord-Amerikas neben Anbauversuchen mit der Konstruktion von Maschinen, um die Separirung der Ramiefaser zu erleichtern. So finden wir auf der Ausstellung von Neu-Orleans die Maschinen von fiinf verschiedenen ~f- Gesellschaften. Die Pflanze selbst wurde schon friihzeitig in Nord-, Mittel- und Sudamerika eingefuhrt.

Audi in fast alien ubrigen Landern wurden Kultur-Versuche gemacht. * In Spanien legte eine franzosische Gesellschaft Pflanzungen an, aber ohne Erfolg. In Belgien finden wir die Ramie zuerst im Jahre 1860, in der Schweiz 1856. In Russland versuchte man dieselbe im Kaukasus anzupflanzen. Auch in Ungarn ging man mit dem Gedanken um, Ramie anzubauen. Fiir Deutschland gewann die Pflanze erst Interesse, nachdem es ein Kolonialstaat *

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geworden war, und es wurden aus dem botanischen Garten in Berlin, wo die Boehmeria nivea kultivirt wird, Pflanzlinge nach Neu-Guinea und Kamerun gesandt, woselbst dieselben gut gedeihen.

So fand die Ramie, nachdem sie zum ersten Mai im Jahre 1810 nach England gekommen war, ihren Weg in alle kultivirten Staaten. Ueberall erkannte man den hohen Werth dieser Faserpflanze und machte Versuche, dieselbe anzubauen. Doch zwei Punkte zog man nicht geniigend in Be- tracht, namlich

1., dass, wenn die Ramie auch fast uberall wachst, sie jedoch nur dort gewinnbringend angebaut werden kann, wo ein gleich- massig feuchtwarmes Klima das ganze Jahr fiber herrscht, und

2., dass es zu theuer ist, die Rohfaser mit der Hand zu separiren, wenigstens, wenn man eine solche Rohfaser her- stellen will, wie sie aus China zu uns kommt.

Man hatte sich wohl dadurch irre fiihren lassen, dass in China die Pflanze auch nur zwei, hochstens 3 Schnitte liefert, aber was fur den Orientalen zahlt, ist fiir den Europfter noch langst nicht gewinnbringend. Friihzeitig hatte man allerdings die Schwierigkeit erkannt, die das Separiren der Faser hot, doch lange dauerte es, bis hierfur die geeigneten Maschinen konstruirt wurden, langer wahrte es jedoch noch, die Wichtigkeit der klimatischen Einfliisso zu erkennen.

Nachdem man jetzt in der Lage ist, die Lander zu bezeichnen, in denen diese Faserpflanze lohnend angebaut werden kann, und nachdem Maschinen konstruirt sind, die es ermoglichen, die Faser einfach und billig von den Stocken zu separiren, diirfte Eamie demnachst auch ein lohnender Export-Artikel aus den deutschen Kolonien werden.

Botanik.

Die Gattung Boehmeria gehort zu der Familie Urticaceae. Unterabtheilung Urticeae. Erst in spaterer Zeit hat man die Gattung Boehmeria von der Gattung Urtica, von der sie sich durch das Fehlen der Brennhaare unterscheidet, abgetrennt, und fihr zu Ehren des deutschen Botanikers Boehmer den Namen Boehmeria gegehen. Die botanischen Merkmale dieser Gattung sind folgende:

Baume oder Straucher, selten Krauter, mit gegenviber oder abwechselnd stehenden Blattern. Blatter gezahnt, bisweilen ungleichseitig. BMthen klein in axelstandigen oder zerstreut stehenden Knaueln oder Aehren, monocisch oder diocisch. Der mannliche Blflthenkelch viertheilig (selten drei- oder funftheilig), der weibliche meistens rohrenformig, 2—4 zahnig, den Fruchtkoten einschliessend oder demselben nur anhangend oder sogar ganz fehlend.

Zahlreich sind die Arten der Boehmeria. Weddel fuhrt folgende 37 an.

Boehmeria Ramiflora Antillen „ Cuspidata Mexiko „ Fallax Peru „ Ulmifolia Mexiko „ Celtidifolia Central-Amerika „ Aspera Neu-Granada „ Diversifolia Peru „ Heterophylla Philippinen

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Boehmeria Excelsa „ Brevirostris „ Pavank „ Rhynchuphylla „ Malabarica „ Diffusa „ Australis „ Hirta „ Parvifolia „ Caudata

„ Cylindrica

„ Platyphylla

„ Polyotachya „ Hamiltoniana „ Zolligeriana „ Densiflora „ Biloba „ Stipularis

„ Macrothyrosa „ Rugulosa „ Bullata „ Nivea „ Subperforata „ Nepalensis „ Fructescens „ Rigida „ Molliocma „ Rudiflora „ Ganatri-istigo

Peru Peru Venezuela Java, Himalaja-Seeland Nepal Norfolk Peru Nepal Mexiko, Peru, Antillen, Bolivia, Brasilien Peru, Jamaica, Brasilien, Antillen, Martinique Asien, Japan, Java, Tahiti, Madagascar, Seeland Nepal Ost-Indien Java China (Tsche-Kiang) Assam Madagascar, Bombon, Sandwichinseln Amboina Nepal Gemassigte Zonen Asien, Borneo. Java Ost-Indien Nepal Japan Sierra Leone Java Venezuela Japan

Unter diesen Arten finden wir nur B. nivea, nicht aber utilis und tenacissima. Dies erklart sich dadurch, dass nach Weddel sowohl wie nach Royle vom botanischen Gesichtspunkt Urtica tenacissima Roxburgh, Boeh¬ meria utilis Blume, Urtica nivea Linne, deren kleine Unterschiede durch die Kultur entstanden, als ein und dieselbe Art aufzufassen sind.

Vom wissenschaftlichen Gesichtspunkt sind nivea utilis und cau¬ dicans ein und dieselbe Art, und sind utilis caudicans als Varietaten der nivea aufzufassen. Weddel bezeichnet diese Art als Boehmeria utilis caudicans.

In der Praxis unterscheidet man nivea und tenacissima, von denen erstere in gemassigtem, letztere im Tropen-Khma besser gedeiht. Sie unter- scheiden sich dadurch, dass bei der B. nivea die Unterflache der Blatter weiss, bei der B. tenacissima griin mid weiss geadert ist. Diese beiden Varietaten werden hauptsachlich zur Gewinnung der Faser angebaut. fl

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Klima.

Fiir die Kultur aller Pflanzen, deren Rinde zur Gewinnung von Faser benutztwird, ist ein moglichst gleichmassiges feuchtwarmes Klima erforderlich. Da ein solches Klima jedoch nur in sehr wenigen Landern das ganze Jahr fiber herrscht, so wird die Aussaat so gewahlt, dass das Hauptwachsthum der Pflanze in eine Zeit fallt, die obigen Anforderungen moglichst entspricht. Dies lasst sich aber nur bei einjahrigen Pflanzen einrichten, nicht aber bei perennirenden, d. h. bei solchen, deren Wurzeln nicht absterben, sondern jahrlich oder das ganze Jahr fiber neu ausschlagen. Zu letzteren gehort die Boehmeria, da die¬ selbe, sobald nur in etwa die Wachsthumsbedingungen vorhanden, zu wachsen beginnt. So lange aber die Temperatur niedriger, oder die Boden- und Luftfeuchtigkeit gering, wachsen die Schosslinge nur langsam. Die hierbei sich bildende Faser ist kurz, wenig geschmeidig und nicht so glanzend, als bei einer schnell wachsenden Pflanze. Wechselt wahrend des Wachs- thums ein und desselben Stengels kalte und warme, oder trockne und feuchte Luft, so liefert ein und derselbe Stengel Faser von verschiedener Beschaffen- heit. Diesen wichtigen Einfluss eines wechselnden Klimas hatte man jedoch nicht immer erkannt, was zur Folge hatte, dass man in Landern Anbau¬ versuche machte, in denen die Boehmeria gar nicht, oder aber nur fur wenige Monate eine gute Faser hervorbringen konnte. Denn nur die Schosslinge, die wahrend eines gleichmassigen feuchtwarmen Klimas schnittreif werden, ergeben eine marktfahige Faser. Da demnach das Klima eines der wichtigsten Faktoren fur den Anbau der Boehmeria ist, so habe ich die Regen- und Temperaturtabellen derjenigen Lander zusammengestellt, in denen die Boehmeria mit Erfolg kultivirt wird, oder in denen Kulturversuche gemacht wurden, weil hierdurch der Erfolg resp. Misserfolg am besten illustrirt wird. Ferner habe ich die Regen- und Temperatur-Tabellen derjenigen deutschen Kolonien beigeffigt, die event, fiir den Anbau der Boehmeria in Frage kommen. Ich habe diese Tabellen dem Handbuch fur Klimatologie von Julius H a n n entnommen.

Wie aus diesen Tabellen ersichtlich, sind in China, wo die Boehmeria seit Jahrhundorten kultivirt wird, die Wachsthumsbedingungen nur wahrend des Sommers vorhanden, und werden in dieser Zeit 3, selten 4 Schnitt erhalten.

Die als Ynen-Ma bezeichnete Boehmeriaart, deren Faser die des Chu-Ma ubertrifft, giebt im Jahre 4 Ernten, und zwar eine Ende Mai oder Anfang Juni, eine weitere im Juli, September und October. Von Chu-Ma werden nur 3 Ernten erhalten, und zwar im Juni, August und September. Von beiden Pflanzen geben die in den regenreichen und warmeren Monaten ge- wachsenen Stbcke die beste Faser und dfirfte auf das schnellere Wachsen der ersten Art die grossere Feinheit der Faser zurfickzuffihren sein.

Vergleicht man das Klima Sud-Chinas mit den regenreichen Gegenden Frankreichs, Spaniens und Italiens, in denen die Franzosen Anbauversuche machten, so ergiebt dieser Vergleich, dass hier ein, hochstens zwei Schnitte erhalten werden konnen. Auch Algier, in dem ebenfalls Anbauversuche gemacht wurden, eignet sich nicht fur die Kultur der Boehmeria. Wenn hier die Temperatur auch gfinstiger als in Sud-Europa, so ist die Regen- menge doch zu gering, um eine feine Faser hervorzubringen. Noch un- gunstiger oder geradezu schlecht ist das Klima bei Port-Said und Alexandrien und die seitens der Franzosen in diesen Distrikten gemachten Anbau¬ versuche lieferten einen Beweis daffir, dass die Boehmeria nicht nur Boden-

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249 234 313 359 313 271 276 215 204 53 39 12 13 7

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2915

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111 202 245 145 97 93

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166 189 286 271 195 184 276 270 212

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159 69 57 46 60 43 37 78 79

173 280 264

1345

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Juli 159 114 192 332 222 312 181 116 103 77 263 62 306 84 47 117 136 199 337 274 355 241 156 116 31 233 38 200 60 12

September 89 130 149 168 425 409 249 177 136 84 362 77 200 96 10 92 84 50 68 270 546 361 202 231 104 415 143 443 141 48 47 52 22 26 263 526 344 349 322 129 377 254 521 188 140

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1180 1180 1480 1650 3700 4576 3335 3582 2745 1836 4427 1789 3883 2247 1701

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Ort

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Temperatur

Jahrea- Jahres- Ort tempe- ratnr Kaltester Monat Warmster Monat schwan-

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Shanghai, China 15 2,7 Januar 27 Juli 24,3 Kanton, „ 21,3 12,6 Februar 28,2 n 15,6 Hongkong, „ 21,8 14,1 27,5 » 13,4 Formosa, Nordkiiste 21,4 14,2 Januar 28,2 » 14,0

„ Siidkiiste 23,7 19,8 Februar 27,1 n 7,3 26,8 25,8 Januar 27,7 Mai 1,9 26,5 26,1 Dezember 27,0 » 0,9

Batavia, Java 25,9 25,3 Januar 26,4 April Oktob. 1,1 Rangoon, Birma 26,6 23,6 Dez. Jan. 29,2 April 5,6 Calcutta, Indien 25,4 18,4 n » 29,5 Mai 11,1 Soalpara (Assam),

Indien 23,6 17,2 Januar 27,2 Juli 10,0 Kattak (Orissa), Indien 26,7 20,4 Dezember 30,9 Mai 10,5 Nagpore (Zent. Prov.),

26,2 19,3 Dezember 34,4 15,1 Bombay, Indien 26,4 22,8 Januar 29,3 » 16,5 Madras, „ 27,7 24,2 » 30,7 Mai Juni 6,5 Colombo. Ceylon 26,7 25,5 Dez. Jan. 27,8 April Mai 2,3 Neu-Guinea, Nordkiiste 26,1 25,3 August 26,6 Marz 26,6

„ Siidkuste 26,9 25,3 » 28,2 Dezember 28,1 Sansibar, Ost - Afrika 26,3 24,6 Juli 27,8 Marz 3,2 Lindi, Ost-Afrika 25,5 23,2 August 27,0 Dezember 3,8 Alexandrien, Nord-Afr. 20,6 14,4 Januar 26,2 Juli 11,8 Algier, Nord-Afrika 18,1 12,1 H 25,0 n 12,9 Turin, Nord-Italien 12,0 0,2 » 23,2 » 23,0 Santiago, N ord - Span. 12,9 7,5 19,0 « 11,5 Montpellier, Frankr. 15,0 5,6 ,5 23,2 n 17,6 Dijon, Frankreich 10,5 2° n 20,8 n 18,6

Temperatur in Togo und Kamerun.

Ort

Misahohe Bismarckburg Salaga Buea (Kamer. Bez.) Barombi Baliburg Yaunde

Jahres= Hohe tempe- ratur-

Grad

470 23,7 710 23,7 170 26,1 900 20,0 320 23,8

1340 18,0 770 22,2

Kaltester Monat

Grad | Monat

21,5 21,0 24,4 18,7 22,6 17,0 21,2

August Juli

August

Juli

Warmster Monat

Grad

25,4 26,1 28,1 21,1 24,7 19,0 23,4

Februar »

Marz Februar

,5 April

Februar

Jahres- schwan- kung Grad

3,9 5,1 3,7 2,4 2,1 2,0 2,2

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feuchtigkeit, die hier hauptsachlich durch kunstliche Bewasserung zugefuhrt wurde, sondern auch ein feuchtwarmes Klima verlangt.

Ueber den grossten Theil Indiens fallt nur in den Monaten Juni, Juli, August und September hinreichend Begen ffir ein gutes Gedeihen der Boehmeria. Wahrend der fibrigen Monate ist entweder die Luft zu trocken oder zu kfihl, und wachst in dieser Zeit die Boehmeria zu langsam, um eine gute Faser zu hilden. Nur in Assam, Birma und einigen Gegenden Sudindiens herrscht ein Klima, das wahrend des grossten Theils des Jahres nicht als ungfinstig bezeichnet werden kann. Aber gerade in den weniger gunstigen Distrikten wurden von den Englandern Kulturversuche gemacht, die in Folge dessen nicht zur Zufriedenheit ausfielen.

In Ceylon sind die klimatischen Verhaltnisse gfinstiger. Hier ver- theilen sich die Niederschlage bei einer gleichmassig hohen Jahrestemperatur fiber das ganze Jahr. Noch gleichmassiger und reichlicher sind die Nieder¬ schlage in Sumatra, und weicht hier die Jahrestemperatur kaum vom Mittel 25,8° C. ab, so dass die verschiedenen Schnitte eine gleichmassig gute Faser liefern. Dazu giebt unter diesen gunstigen Bedingungen die Pflanze circa 6 Schnitte im Jahr. Hier wurden denn auch mit Erfolg Kultur¬ versuche gemacht und in den letzten Jahren mehrere Anpflanzungen an- gelegt. Dem Klima von Sumatra entspricht das eines Theils Javas.

Von den deutschen Kolonien ist das Klima in Ost-Afrika zu trocken und wfirde hier ein Anbau der Boehmeria nur auf Kosten der Qualitat moglich sein. Aus gleichem Grande eignet sich Deutsch-Sfidwest-Afrika nicht ffir den Anbau der Boehmeria, abgesehen davon, dass im sudlichen Theil die Jahrestemperatur zu niedrig sein wfirde. Dahingegen hat das tropische West-Afrika zum grossten Theil ein vorzugliches Klima ffir den Anbau dieser Faserpflanze. So entspricht in Kamerun sowohl die Menge des Eegen- falles sowie auch die Jahrestemperatur der Sumatras und weicht letztere auch nur sehr wenig vom Mittel ab. Dazu vertheilt sich der Regen ziemlich gleichmassig fiber das gauze Jahr. Nur die Monate Dezember, Januar und Februar sind etwas regenarmer, was aber bei der stets feuchten Luft nicht ins Gewicht fallt. Ebenso hat Neu-Guinea ein vorzfigliches Klima ffir die Anlage von Boehmeria-Pflanzungen.

Boden.

Nehen dem Klima ist die Bodenbeschaffenheit ein wichtiger Faktor fur das Gedeihen der Boehmeria. Die erste Anforderung, die man an den Boden stellen muss, ist, dass derselbe einen durchlfissigen, wasserfreien Untergrund hat, sowie, dass derselbe niemals linger von Ueberschwemmungen zu leiden hat. Denn wenn audi die Boohmeria eine moglichst grosse Regen- menge erfordert, so ist doch stehendes Wasser ihr grosster Feind. Sobald die Pfianze langer demselben ausgesetzt ist, beginnt die Wurzel zu faulen und die ganze Pflanze stirbt ab. Bezfiglich der Art des Bodens eignet sich ein natiirlich reicher lehmiger Sandboden am besten.

Im Allgemeinen wird zur Anlage einer Boehmeria-Pflanzung bis dahin noch unbebautes Land genommen, also ein Boden, bezuglich dessen noch keine Erfahrungen vorliegen. Man kann jedoch bestimmt annehmen, dass ein Boden, auf dem ein Wald gut gedeiht, auch ffir den Anbau der Boehmeria geeignet ist. Denn einen uppigen Wald findet man nicht auf einem Boden, der zeitweilig uberschwemmt ist, oder in dem der Grund-

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wasserstand ein zu holier ist. Zudem verlangt der Wald einen durchlassigen Untergrund. So benutzt man auch zur Anpflanzung von Thee, soweit ich mich hiervon in Britt.-Indien fiberzeugt habe, mit Vorliebe oder fast aus- schliosslich Walddistrikte. Man sagt, dass sich Waldboden am besten ffir die Theekultur eigne. Nach meiner Ansicht ist der Hauptgrund der, dass die Untergrundverhaltnisse eines solchen Bodens ffir das Wachsthum des Theestrauches gfinstig sind. Der Thee verlangt aber dieselben Unter- grund-Verhaltnisse wie die Boehmeria. Ich hatte verschiedentlich Ge- legenheit zu sehen, dass dort, wo eine Niederung einen Theegarten durch- zog, die Straucher, sobald deren Wurzeln das Grundwasser erreichten, nur kfimmerlich gediehen oder sogar ganz eingingen. Dieselben gediehen jedoch gut, sobald durch Kanalisation das Wasser entzogen wurde. So durften denn auch wohl bei der Auswahl des Landes ffir eine Boehmeria-Pflanzung dieselben Gesichtspunkte massgebend sein, wie bei der Anlage eines Thee- gartens. Zudem ist ein Waldboden reich an Pflanzennahrstoffen.

Urbarmachung des Bodens.

Aus oben angegebenen Grunden diirfte wohl meistens ein Waldboden zur Anpflanzung gewahlt werden. Da in den Distrikton, in denen eine der- artige Anlage gemacht wird, in der Regel das Holz noch keinen Werth hat, oder aber die Abfuhrkosten zu hoch sein wurden, so sucht man auf die

i*- billigste Art und Weise sich des Holzbestandes zu entledigen. Dies ge- > schieht nun meistens in der Weise, dass der Wald niedergeschlagen wird,

und, sobald die dfinneren Baume, Aeste unci Zweige von der Sonne etwas } angetrocknet sind, angezundet werden. Die dickeren Starnine werden hierbei

meistens kaum vom Feuer angegriffen. Um diese zu beseitigen, werden die¬ selben nach dem Abbrennen in Haufen zusammengehracht, um sie hier ver- faulen zu lassen. Oder aber, die dicken Baume werden gar nicht umgehauen, sondern man entfernt am unteren Stamm die Rinde und lasst sie absterben. Auf jeden Fall wird hierdurch ein Theil des Landes der Kultivation ent¬ zogen und man schafft zudem Brutstatten ffir alles mogliche Ungeziefer. Schon aus diesem Grunde sollte man, wenn eben moglich, die Stamme von dem in Kultur genommenen Land entfernen. Am einfachsten und zweck- massigsten geschieht dies dadurch, dass man dieselben an Ort und Stelle zur Bereitung von Holzkohle verwendet. Die Holzkolile kann, nachdem die Wege ausgebaut, leicht transportirt werden, und deckt ffir langere Zeit den Bedarf an Feuerungsmaterial. — Eine derartige Ausnutzung der Stamme hatte ich bei der Anlage eines neuen Theegartens kennen zu lernen Ge- legenheit.

Nachdem der Wald auf obige Weise gelichtet, wird das Land zunachst 5" so eingetheilt, dass dasselbe durch Wege gut zuganglich ist. Der durch

das Verbrennen des Holzhestandes von Unkrautern und Insekten gereinigte Boden wird hierauf tief umgesetzt, die Wurzelstamme werden moglichst entfernt und mit Abzugsgraben versehen. Dann ist er fur die Bepflanzung fertig.

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AnpfLanzung. Die Vermehrung der Boehmeria geschieht durch Samen oder durch

Wurzel- und Stock-Schnittlinge. Die erstere Art ist die langwierigste und mfihevollste, lasst sich jedoch dort nicht umgehen, wo Wurzelschnittlinge nicht zu haben sind.

Behufs Vermehrung durch Samen werden 1 bis l1^ m breite Beete von beliebiger Lange angelegt, die Erde fein zerkleinert und leicht gewalzt. Dann wird der mit der vierfachen Menge trockner Erde gemischte Samen aufgestreut ohne nachher mit Erde bedeckt zu werden. Hierauf werden die Beete, um sie vor dem Einfluss der Sonne sowohl wie der dicken Regen- tropfen zu schutzen, mit Matten bedeckt und stets feucht gehalten. Nach¬ dem die Pflanzlinge circa 10 cm hoch sind, konnen sie auf den dauernden Standort verpflanzt werden.

Da es jedoch unzweckmassig sein wfirde, ffir eine grossere An¬ pflanzung able Pflanzlinge aus Samen zu Ziehen, so empfiehlt es sich, die aus dem Samen gezogenen Pflanzlinge zur Zucht zu verwerthen. Zu diesem Zwecke werden dieselben in gut verarbeitetes und gut gedungtes Land gepflanzt, und zwar in circa 90 cm entfernten Reihen und circa 30 cm Zwischenraum zwischen den einzelnen Pflanzen. Sobald die ersten Schoss¬ linge ausgewachsen, wobei die griine Farbe in gelb-braun ubergegangen ist, werden dieselben zu Stockschnittlingen verwendet, das heisst, der gelb-braune Theil des Stockes wird so zerschnitten, dass an jedem Schnittling sich wenigstens 3 Augen befinden. Dann werden dieselben in gleicher Ent- fernung wie die Pflanzlinge ausgepflanzt, jedoch, wie diese, am besten zur Anlage eines Zuchtbeetes benutzt.

Sobald die Pflanzlinge einen hinreichend grossen Wurzelstock ent- wickelt haben, was in einem Klima wie Kamerun im Laufe eines Jahres der Fall sein wird, wird die Pflanze mit dem Wurzelstock ausgehoben und die Wurzel durch ein scharfes Messer so zertheilt, dass sich an jedem Theil 5—6 Augen befinden.

Ist man in der Lage, sich Wurzelschnittlinge zu verschaffen, so kann man von der umstandlichen Vermehrung durch Samen ganz absehen, aber auch in diesem Falle wird es zweckmassig sein, da man Wurzeln meistens nicht in grosser Menge haben kann, dieselben zunachst zur Anlage von Zuchtbeeten zu verwenden. Nachdem man sich auf die eine oder andere Weise eine hinreichende Menge Saatwurzeln verschafft hat, schreitet man zur eigentlichen Anpflanzung.

Die Saatwurzeln werden in circa 1 m entfernten Reihen ausge¬ pflanzt. Dies kann nun entweder ahnlich wie bei den Kartoffeln geschehen, indem man das Feld circa 12 cm tief gepfitigt und in Furchen von 1 Meter Entfernung alle 20—25 cm eine Saatwurzel einlegt, oder aber dieselben werden mittelst eines Spatens in obiger Entfernung eingepflanzt. Zur Be- pflanzung eines Hektars sind 40—50000 Saatwurzeln erforderlich.

Sobald die ersten Schosslinge eine Hohe von circa 30 cm erreicht haben, werden dieselben gleich den Kartoffeln angehauft, so dass zwischen je 2 Reihen eine Furche entsteht. Spaterhin erfolgt das Ausheben dieser Furche alle 6—12 Monate. Hierdurch wird die Erde um die Pflanze auf- gelockert. Gleichzeitig dient die Furche, falls Bewasserung moglich und der Regen nicht so regelmassig eintreten sollte, zum Bewassern, sonst aber zum Abffihren des uberschussigen Regenwassers. Falls eine Anpflanzung am Abhange eines Berges angelegt wird, mfissen die Furchen dem Berge parallel laufen, da anderenfalls das Regenwasser zu schnell zu Thale ge-

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ffihrt wird, wodurch viel fruchtbare Erde weggeschwemmt und leicht ein Theil der Wurzeln blossgelegt wird.

Pflege der Pflanzung. Eine gut angelegte Pflanzung bedarf nur sehr geringer Pflege. Bei

einer jungen Pfianzung ist anfanglich das Entfernen des Unkrauts erforder- lich. Nachdem jedoch einige Schnitte geerntet, ist der Bestand so dicht und das Wachsthum der Ramie so schnell, dass Unkraut nicht mehr auf- kommen kann. Nur das Auswerfen der Furchen ist erforderlich, um hier- durch zugleich den Boden aufzulockern.

Da die Ramie zu einer Zeit geerntet wird, wenn die Pflanze die grosste Menge Nahrstoffe enthalt, so entzieht man durch die schnell auf- einanderfolgenden Ernten dem Boden viel Nahrung. Doch nur die von der Epidermis befreite Rinde findet Verwendung. Die Blatter konnen sogar gleich auf dem Lande zurfick bleiben und audi die fibrigen Abfalle konnen dem Boden gleich wieder zugeffihrt werden, so dass, falls kfinstliche Dfingung erforderlich sein sollte, nur die in der Rohfaser enthaltenen Nahr- werthe wieder zugefuhrt zu werden brauchen.

Nach jedem Schnitt wird der Stand der Pflanzen dichter. Wenn es nun auch behufs Erzielung einer guten Faser erforderlich ist, dass die Stengel ziemlich dicht stehen, da dieselben alsdann schneller in die Hohe schiessen und keine Verzweigungen bilden konnen, so wird doch schon nach einigen Jahren der Bestand so dicht, dass derselbe gelichtet werden muss. Dies geschieht am zweckmassigsten in der Weise, dass beim Auswerfen der Furche, sei es mittelst Pflug oder Hacke, die Pfianzenreiheu an einer Seite verschmalert werden. Dies hat noch den weiteren Vortheil, dass, wenn die Verschmalerung jedes Jahr an derselben Seite vorgenommen wird, die Reihen ohne Unterhrechung der Ernteertragnisse nach und nach verlegt werden, wodurch frischer Boden gewonnen wird. Die hierbei entfernten Wurzeln konnen zu Neupfianzungen verwandt werden. Nur auf diese Weise ist es moglich,' die Pflanzung Jahrzehnte hindurch in gleicher Gfite zu er¬ halten. Anderenfalls wurde der Boden schneller erschopfen und die Wurzeln wfirden sich so sehr ausbreiten und in einander verwachsen, dass schon nach wenigen Jahren die Pflanzung erneuert werden mfisste.

Ernte.

Schnittreif sind die Stengel gegen Ende der Bluthezeit. Um diese T Zeit haben dieselben eine Hohe von ca. 2 m erreicht und sind an

ihrer Basis finger- bis daumendick. Der bis dahin grfine Stengel beginnt um diese Zeit sich vom Boden auf gelb oder gelb-braun zu farben, und ist dieses ein Zeichen, dass es die hochste Zeit ist, die Stocke zu schneiden. Denn beim Eintreten dieser Farbung beginnt in dem so gefarbten Theil die Faser an Gute zu verlieren. Es ist darum von Wichtigkeit, den richtigen Zeitpunkt des Schneidens genau inne zu halten. Sollte sich jedoch aus irgend einem Grunde das Schneiden verzogert haben, so mfissen die fiber-

V- reifen Stocke allein gesammelt werden, oder aber es darf nur, falls ein

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kleiner Thoil der Basis diese Farbe angenommen hat, der grfine Theil ver- werthet werden. Diese Vorsichtsmassregeln mfissen genau beobachtet werden, da nur auf diese Weise eine gleichmassige Faser erhalten wird.

Nach dem Schneiden der Stocke werden die Blatter am besten so- gleich abgestreift und die oben weiche Spitze wird abgebrochen. Von den entblatterten grfinen Stengeln wird noch am selben Tage, spatestens an dem darauf folgenden Tage, die Rohfaser separirt.

In regnerischen Gegenden mit geringen Temperatur- Schwankungen, wie in Kamerun und Neu-Guinea wird man auf ca. 6 Schnitt im Jahr rechnen konnen.

Separirung der Rohfaser.

Wahrend beim Hanf, Flachs unci der Jute, die, wie die Boehmeria, die Faser in der Rinde enthalten, erstere sehr leicht durch den sogenannten Wasserrostprozess isolirt werden kann, fuhrt dieser Prozess bei der Boehmeria nicht zu dem gewfinschten Ziel Allerdings berichtet Theod. Woermann, dass in China, Borneo und Sumatra dieser Prozess behufs Isolirung der Faser zur Anwendung komrae. Nach diesem Bericht werden die Stocke der Boehmeria so lange in Wasser gelegt, bis Fermentation eingetreten ist und wird dann die Rinde in der Weise vom Holzkern getrennt, dass der Stock in der Mitte durchbrochen und die Rinde nach beiden Seiten hin abgezogen wird. Hierauf wird letztere der abwechselnden Einwirkung der Sonne und des Thaues ausgesetzt. Oder aber, die separirte Rinde wird in Bfindeln zu- sammeugeschnurt nochmals dem Wasserrostprozess unterworfen, wodurch die Faser vollstandig isolirt werden soil.

Ich habe verschiedentlich vorsucht, die Faser auf obige Weise zu iso- liren, fand jedoch, dass die abwechselnde Einwirkung der Sonne und des Thaues, auch nachdem die Stocke vorher in Wasser fermentirt batten, nicht genugte, die klebrigen Bestandtheile der Einde zu entfernen. Wurde jedoch die isolirte Rinde noch weiter dem Wasserrostprozess unterworfen, so verlor die Faser Glanz, Farbe und Festigkeit und wurde zum Verspinnen vollstandig unbrauchbar. Soweit wie ich mich fiberzeugen konnte, wird obiger Prozess auch niemals von den Eingeborenen in Indien angewandt. Hier wie in China wird die Faser ffir den Export wie folgt separirt:

Die frisch geschnittenen oder die fur einigo Stunden oder ffir eine Nacht im Wasser gelegenen Stengel werden durch eine drehende Bewegung mittelst der Hand so gebrochen, dass hierbei die Rinde nicht leidet. Dann wird letztere nach beiden Seiten hin vom holzigen Kern abgezogen, was bei einem frischen grfinen Stengel schnell und ohne Verlust moglich ist. Die Rinde wird hierauf fur kurze Zeit in Wasser gelegt oder aber sogleich weiter verarbeitet, indem mittelst eines stumpfen Messers oder eines scharfen Bambus-Absplisses odor endlich mit der scharfen Kante des Bruchstuckes einer Kokusnuss die Epidermis und soviel wie moglich alle klebrigen Be¬ standtheile abgeschabt werden. Alsdann wird die Einde nochmals gewaschen, gotrocknet, bisweilen audi gebleicht, in Biindel zusammengeschnfirt und kommt dann als China-Grass auf den Markt.

In obigem Zustande kann die Faser noch nicht versponnen werden, da noch nicht aller Klebstoff entfernt ist und infolge dessen die einzelnen Faserchen fest aneinander haften. Die Chinesen, sowie auch die Japaner

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V prapariren fur ihren eigenen Gebrauch die Rohfaser in der Weise, dass sie dieselbe mit einer Losung von Holzasche oder Kalk behandeln oder aber der abwechselnden Einwirkung von beiden Losungen aussetzen und wieder- holt waschen und bleichen.

Schon gleich bei den ersten Anbauversuchen seitens der Englander in ^ Indien hatte sich herausgestellt, dass bei der umstandlichen Separierungs- -* methode, wie solche in China tiblich, sich die Kultur der Boehmeria ffir den

Europaer niemals zahlen wfirde, selbst nicht bei den niederen Lohn- verhaltnissen wie in Indien. So kam es, dass die Englander, und nach

r ihnen die Franzosen und Amerikaner ihr Hauptaugenmerk auf die Kon- * struktion von Maschinen lenkten, die diese umstandliche Handarbeit ersetzen

sollten, und nicht auf das Klima, das so wesentlich die Qualitat der Faser beinflusst, genfigend Rucksicht nahmen, was, wie schon erwahnt, die vielen missgluckten Anbauversuche zur Folge hatte.

Die Bemfihungen der englisch-indischen Regierung, durch Ausschreiben von Preisen fur eine zweckentsprechende Maschine zum Separiren der Faser diese Industrie zu heben, habe ich bereits frfiher kurz erwahnt. Auf den Preis von 5000 £ (100000 Mk.) hin, der im Jahre 1869 ausgeschrieben wurde, meldeten sich nicht weniger als 32 Bewerber, jedoch nur einer, Greig aus Edinburgh, erschien in Indien. Die Versuche fanden im August 1872 in Saharanpur in Nord-West-Indien statt, woselbst die englische Regierung zu diesem Zwecke die Boebmeria hatte anpflanzen lassen. Die Maschine von Greig lieferte jedoch keine zufriedenstellenden Resultate. Die Unkosten der Separirung waren zu hoch, 15 £ (300 Mk.) per Tonne Rohfaser. Die erhaltene Faser wurde in England zu 28 £ per Tonne

>u geschatzt, wahrend zu gleicher Zeit fur die aus China bezogene Roh- y faser 50 £ per Tonne bezahlt wurden. Unter diesen Umstanden konnte

der Maschine der Preis nicht zuerkannt werden, dem Erfinder wurden jedoch fur seine Bemfihungen 1500 £ vergfitet.

t~ In dem darauf folgenden Jahre sollten weitere Versuche in England gemacht werden, und waren hierzu 200 Anmeldungen eingelaufen. Man konnte jedoch nicht genugend Boehmeria-Stocke, die man aus Sfidfrankreich bezog, zur Stelle schaffen und die Resultate der Versuche, die man mit dem vorhandenen Material ausgeffihrt hatte, kamen nicht zur Veroffentlichung. Wahrscheinlich hatton die Boehmeria-Stengel durch den Transport zu sehr gelitten, als dass sie sich noch ffir die Versuche geeignet hatten.

Im Jahre 1877 wurde von der englisch-indischen Regierung die Preis- ausschreibung erneuert und zwar 50000 Rup. (ca. 75000 Mk.) fur die beste und 10000 Rup. (ca. 15000 Mk.) fur die zweitbeste Maschine. Zu dem Wettbewerb, der 1879 gleich dem fruheren in Saharanpur stattfand, erschienen von den 24 angemeldeten Ausstellern 10. Doch auch diesmal genfigte keine Maschine den gestellten Anforderungen. Als Anerkennung erhielten jedoch zwei Aussteller, Nagona unci van der Ploeg je 5000 Rup. und Camerun 1000 Rup.

^ir Nach dieser Zeit interessirte sich die indische Regierung aus frfiher ' schon angegebenen Grttnden nicht mehr so sehr ffir den Anbau der Boehmeria

und nahm auch die ausgeschriebenen Preise zurfick. Umsomehr wandten > sich die Franzosen dieser Industrie zu.

Der erste franzosische Wettbewerb behufs Separirung der Ramiefaser fand im Jahre 1888 in Genevilliers bei Paris statt. Hier hatte man zu diesem Zwecke eine 2 ha grosse Anpflanzung von Boehmeria nivea gemacht. 15 Maschinen waren ausgestellt, jedoch nur 7 wurden vorgefuhrt, von denen

t wiederum nur 3 zu vergleichenden Versuchen herangezogen wurden. Dies

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waren die Maschinen von Landtsherr, Armand Barbier und die der American fibre Co. Mit den beiden ersten Maschinen wurden auch Versuche mit trocknen Stengeln gemacht.

Die bei diesen Versuchen erhaltene Rohfaser war zum Theil nicht genugend gereinigt, zum Theil beschadigt. Dazu waren die Unkosten zu hoch, resp. die Leistungsfahigkeit der einzelnen Maschinen zu gering, so dass keine den an dieselben gestellten Anforderungen genfigte.

Separirungs-Versuche der Ramie-Faser in Genevilliers bei Paris.

Jahr

In einem Tage von 10 Stunden 100 kg Auslagen

Art I-H Stocke t-t des © §-§>i geben •©£ d bjo m

Maschine Ver- suchs

der

Stengel rarbeite Stengel Crhalten Rohfaser

«5? d d .w *-• JA o S o

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3

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Stengel

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> ^1 faser S'« -d cm ft o o

kg kg kg kg fr. fr. fr. fr.

Landtsherr 1888 grun entblattert 916 199 40 4,40 9 5 1,53 35,00 Armand-Barbiei ' i) » 344 113 23 6,70 9 5 4,07 60,87 American Fibre- Co. „ » 805 223 45 5,60 12 5 2,11 37,78 Landtsherr » trocken

entblattert 190 40 — 21,00 9 5 7,37 35,00 Armand-Barbiei » n 160 32 — 20,00 9 5 8,57 43,75

Barbier 1889 gran ent¬ blattert 1000 130 26 2,60 9 5 1,40 53,84

M ' ' n grun mit Blatt 1530 70 14 0,90 9 5 0,91 100,00

Landtsherr » » 1460 390 78 5,30 12 15 1,85 34,62 Favier » grun ent¬

blattert 1330 376 75 5,70 12 10 1,65 29,25 H " • » grun mit

Blatt 2480 620 124 5,00 12 10 0,88 17,73 Michotte » grun ent¬

blattert 2800 400 80 2,90 6 10 0,57 20,00 n * J) grim mit

Blatt 4176 1440 288 6,60 6 10 0,38 5,55 Barbier ' n trockne

Stengel entblattert 240 44 — 18,30 9 5 5,80 31,81

Landtsherr » 854 282 — 33,00 12 15 3,14 9,57 Favier » 545 142 — 26,00 12 10 4,04 15,49

Nitch d Bm Troc men rind

griine Entfern ung d. E tolztheile

3,77 15 3,40 0,37 5000 188 9,76 Stengel entblattert Landtsherr ii » 4300 202 — 4,70 9 2,50 0,27 5,70 Barbier » » 2000 47 — 2,34 6 2,50 0,42 18,09

H 3000 103 — 3,45 6 2,00 0,26 7,84

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' 1889 fand ein zweiter Wettbewerb statt, dessen Resultate, wenn auch nicht zufriedenstellend, doch schon bedeutend besser waren. Die Leistungs- fahigkeit einzelner Maschinen war hoher und die Unkosten waren dadurch geringer als bei den 1888 ausgefuhrten Versuchen. Den Maschinen von Favier und Landtsherr wurde der erste Preis zuerkannt.

t? Ein dritter Wettbewerb fand 1891 statt und es war bei demselben wiederum ein wesentlicher Fortschritt zu verzeichnen.

Ich habe die Resultate der 1888, 89 und 91 in Genevilliers bei Paris ausgefuhrten Versuche in obiger Tabelle zusammengestellt. Das Resultat

I der einzelnen Versuche, die grosstentheils nur kurze Zeit dauerten, habe ich auf 1 Tag mit 10 Stunden Arbeitszeit berechnet.

Wie die Tabelle S. 28 zeigt, ist das Ergebniss an trockner Rohfaser per 100 kg Stengel sehr verschieden. Dies ist darauf zuriickzufuhren, dass die Faser noch viele holzige Theile enthielt, und die Epidermis entweder weder gar nicht oder nur theilweise entfernt war. Dazu ging bei einigen Versuchen auch Faser verloren.

P. Faure, der zu Versuchszwecken eine Boehmeria-Pflanzung von IV2 na in Limoges angelegt hat, hat seine Maschine derart verbessert, dass dieselbe eine Rohfaser liefert, die vollstandig der aus China zu uns kommenden entspricht. Dazu sind bei grosser Leistungsfahigkeit dieser Maschine die Herstellungskosten niediig, und durfte dieselbe das Problem: Separirung der Ramiefaser, wohl vollstandig gelost haben. Folgende Ab- bildung veranschaulicht diese Maschine.

'}

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Page 35: Die Ramiefaser und die wirtschaftliche Bedeutung der Ramiekultur für die deutschen Kolonien

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Es wfirde mich zu weit ffihren, auf all die vielen Decortications- maschinen niiher einzugehen. Eine genaue Beschreibung derselben sowie die ausfuhrlichen Berichte fiber die Versuche mit denselben wurden von Felicien Michotte veroffentlicht.1)

Neben den Bestrebungen, die Faser mittelst Maschinen zu separiren, versuchten andere durch vorherige Behandlung der Stengel mit heissem Wasser oder Dampf diese Operation ausffihren zu lassen. Hierdurch wird jedoch immer nur die Rinde vom Stengel separirt, nicht aber die Rohfaser von der Epidermis befreit. Dies hat nun schon den Nachtheil, dass die Fracht unnothig erhoht wird. Dazu wird auch der Degummirungsprozess unnothig vertheuert. Da ferner ein derartiger Separirungsprozess nicht billiger zu stehen kommt, so dfirfte ein solches Verfahren wohl kaum Eingang finden, und ich sehe aus diesem Grunde davon ab, hierauf naher einzugehen.

Obige Ausffihrungen zeigen, mit welch grossem Interesse die Idee ver- folgt wurde, die Ramie-Faser auf moglichst billige und einfache Weise zu separiren. Seit dem Jahre 1873 wurden 454 Maschinen und Verfahren ver¬ offentlicht, die diesen Zweck verfolgten, und es betheiligten sich hieran die verschiedenen Lander in folgender Weise.

Frankreich England Frankreich England Amerika

a CD a c CO a co a CO CO a CO CO a 3 3 CO a

Jahr roze jsch Proze u. Masc Jahr roze asch roze lasc roze asch CM 3 Ph 3 0( »=l

3 "M a

1873 _ 1 1884 2 3 22 2 1874 — 2 2 1885 8 15 33 — 1 1875 — — 13 1886 1 3 20 2 5 1876 — 1 19 1887 2 6 10 1 3 1877 — — 5 1888 3 20 9 3 2 1878 1 i 10 1889 2 15 6 — 5 1879 6 3 12 1890 11 2 5 — 3 1880 4 3 14 1891 14 1 — — 3

,1881 3 3 10 1892 6 9 — — 4 1882 5

3 3 8

18 27

1893 5 10 — — 1 — 1883 Summa 76 109 235 6 28

Degummirung der Rohfaser.

Gleich der Separirung der Rohfaser hot auch die Degummirung an- fanglich grosse Schwierigkeiten. Diese Frage wurde jedoch schon friiher gelost als die Separirung der Rohfaser mittelst Maschinen. Die erste auf diese Weise vollstandig isolirte Ramiefaser war 1851 auf der Londoner Aus- stellung zu sehen und erregte, sowie die daraus hergestellten Produkte allgemeine Bewunderung.

*) Traita soientifiqne et industriel de la Ramie. Paris 1S93.

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31

Die Degummirung hat den Zweck, die in der Rohfaser enthaltenen Klebstoffe, zum grossten Theil aus Pectose, Cutose und Vasculose bestehend, zu entfernen. Dies ist aber, wie die Erfahrung gelehrt hat, nur durch die Einwirkung von Chemikalien moglich, demnach ein schwierigerer Prozess als die Separirung aller anderen Pflanzenfasern. Doch auch dieses Problem ist jetzt vollstandig gelost.

Im Allgemeinen bestehen die Degummirungsprozesse, die zum Theil patentirt sind, zum Theil geheim gehalten werden, darin, dass man die Rinde resp. die Rohfaser der abwechselnden Einwirkung von atzenden Alkalien und Sauren aussetzt. Als erstere wendet man im Allgemeinen eine ver- dfinnte Losung von Aetznatron, oder eine solche von Soda und Aetzkalk, die in ihrer Wirkung des ersteren gleichkommt, an.

Da die Frage der Degummirung schon friiher praktisch gelost wurde als die der Separirung der Rohfaser, so suchte man die letztere dadurch zu umgehen, dass man die ganzen Stengel im grfinen oder getrockneten Zu- stande der Einwirkung dieser Chemikalien unterwarf. Hierzu waren jedoch sehr grosse Behalter erforderlich: fur 1 Kilo resultirender reiner Faser der Raumtheil von circa 6—700 Liter Wasser. Ebenso war der Verbrauch von Chemikalien ein verhaltnissmassig hoher. Dazu musste ein solches Verfahren immer gleich an Ort und Stelle ausgeffihrt werden, was auch nicht immer zweckmassig sein dfirfte. So findet denn dieses Verfahren zur Zeit auch keine Anwendung.

Am einfachsten ist die Degummirung der moglichst gereinigten Roh- faser. Dieselbe erfordert aus den angegebenen Grfinden im Verhaltniss zu der resultirenden reinen Faser die kleinslen Apparate, die wenigsten Chemi- kalien und die geringste Menge Wasser, und es stellt sich somit die Degum¬ mirung einer solchen Faser am billigsten.

Im Allgemeinen werden die Angaben fiber die Unkosten der Degum¬ mirung geheim gehalten. Um so willkommener sind die Resultate der zur Zeit der Ausstellung in Genevilliers ausgefuhrten Degummirungsversuche. Es wurden in ein und demselben Apparat Rinde mit der Epidermis, von der Epidermis ganz und theilweise separirte Faser sowie Chinagrass, das noch einen hoheren Grad der Reinheit aufwies, verarbeitet.

Ich habe die Resultate dieser Versuche in der weiter unten folgenden Tabelle zusammengestellt.

Hiernach stellt sich die Degummirung der nicht von der Epidermis befreiten Rohfaser, das ist der von den Stengeln abgeldsten Rinde, circa 3 mal so hoch als die Degummirung von Chinagrass, das ist der auf mechanischem Wege soviel wie moglich gereinigten Rohfaser. Dazu sind die Anlagekosten ffir Apparate etc. dieselben. Trotz des 3 mal so hohen Preises von Chinagrass war die daraus gewonnene Faser noch billiger als die aus der nicht von der Epidermis befreiten Rohfaser. Erstere ergab namlich 70°/0, letztere nur 40°/0 Reinfaser.

Diese Versuche zeigen zur Genfige, dass das Bestreben aller Maschinen- bauer dahin gehen muss, die Rinde auf mechanischem Wege soviel wie mog¬ lich zu reinigen. Die mittelst der Faure'schen Maschine separirte Rohfaser, von der mir Proben vorlagen, diirfte an Reinfaser-Gehalt dem Chinagrass entsprechen. Nach obigen Versuchen mussten, um 100 kg Reinfaser zu erhalten, von der mit der Faure'schen Maschine gereinigten Rohfaser 143 Kilo, von der anderen 250 kg versandt werden, demnach nahezu das Doppelte an Fracht verausgabt werden.

Bei den in Calcutta ausgefuhrten Degurnmirungsversuchen erlielt ich aus der Rinde nur 36 °/0 Reinfaser. Die mir zur Verfugung stehende Rinde

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Kosten der Degummirung.

Art der Rohfaser

Freis

der Rohfaser

per 100 kg

Der Apparat

enthalt

geftillt

Gewicht

der er-

haltenen

degrtmmirten Faser

Die Rohfaser

ergieht

Reinfaser Die Degummirnng

oiner

Fiillung

kostet

Kosten

der Degum¬

mirung

per 100 kg

Rohfaser. Kosten

der Degum-

mirung

per 100 kg

Reinfaser 100 kg degmnmirte

Easer

kosten

Mk. kg kg Proz. Mk. Mk. Mk. Mk.

Rohfaser nicht von der Epidermis befreit (Rinde) '. 32,40 300,00 120,00 40 80,00 26,66 66,66 122,66

Rohfaser theilweise von der Epidermis befreit 32,20 370,00 185,00 50 80,00 21,26 43,24 107,20

Rohfaser ganz von der Epidermis befreit 40,00 440,00 264,00 60 80,00 18,18 30,30 96,96

Chinagrass (Rohfaser in China mittelst der Hand von der Epi¬ dermis befreit) 68,00 500,00 350,00 70 80,00 16,00 22,86 120,00

stammte allerdings von nur circa 1 m langen Stengeln, und es waren diese zu einer sehr ungunstigen Zeit, wahrend der kalten Wintermonate, gereiffc. Obige Angabe, nach der die Rinde 40 % Reinfaser ergiebt, diirfte demnach zutrelfender sein.

Ertrag per Hektar. Der Ertrag per Hektar ist abhangig von der Anzahl der Pflanzen per

Hektar sowie von der Anzahl der Schnitte per Jahr. Letztere werden be- einflusst durch die jeweiligen Witterungs- und Bodenverhaltnisse.

Auf einer Ramie-Pflanzung, die im Jahre 1893 in der Nahe von Calcutta angelegt war, konstatirte ich im Marz 1894 per Hektar 28 000 Pflanzen. Dieselben standen zu weit auseinander und die Stengel, die wahrend der kalten Jahreszeit gewachsen waren, waren nur l1^ bis 1% m lang. Das Gewicht der entblatterten grfinen Stengel betrug 12200 kg und dieselben ergaben 2900 grfine resp. 730 kg trockne Rinde 6°/o der grfinen Stengel.

Wie ich aus dem Bericht der nach Ost-Asien entsandten Kommission gewerblicher Sachverstandiger ersehe, lieferte in China 1 ha ca. 200000 Stammchen von ca. 2 m Lange, die 3150 kg grime Rinde ergeben, aus der durch Abschaben der Epidermis 350 kg getrocknete Filasse gewonnen werden. Nach meinen Versuchen wurden die 3150 kg grfine Rinde ca. 800 kg trockne Rinde ergeben. Drei solche Schnitte werden im Jahre geerntet, also 2400 kg trockne Rinde resp. 1050 kg trockne Filasse per Hektar.

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t

Wie ich aus dem Bericht schliesse, war der Bestand dieser Pflanzung nicht dicht genug, was sowohl aus der Anzahl der Stengel (200000 per Hektar) als auch aus dem Umstand hervorgeht, dass mit den Blattem auch die Zweiglein entfernt werden mussten. Verzweigungen entstehen aber nur

dann, wenn die einzelnen Stengel zu weit von einander entfernt stehen. Diese Pflanzung sowohl wie auch die oben erwahnte wfirden bei einem ge- nfigend dichten Bestand mindestens den doppelten Ertrag geliefert haben.

Ich habe diese Beobachtungen mit einer Anzahl von anderen, von denen nicht immer angegeben, wo dieselben ausgeffihrt wurden, in umstehender Tabelle (s. S. 34) zusammengestellt.

Wie aus der Anzahl der angegebenen Schnitte per Jahr hervorgeht, wurden diese Beobachtungen meistens in Gegenden ausgefuhrt, die sich fur die Kultur der Boehmeria, wenigstens vom Standpunkt eines europaischen Pfianzers aus betrachtet, nicht eigneten. Leider ist auch die Art der Roh¬ faser nicht immer genau angegeben.

Man kann im Allgemeinen annehmen, dass grime Stengel ca. 6°/0, trockne Stengel ca. 25°/0 Rinde ergeben. Von der Epidermis befreite Rinde wfirden erstere ca. 4 und dementsprechend die trocknen Stengel 17°/0 er¬

geben. Beim Separiren der Rinde von den trocknen Stengeln wird ein Theil der Epidermis befreit und so ca. 20°/0 Rohfaser gewonnen.

Die getrocknete Rinde ergiebt beim Degummiren ca. 40°/0, die von tier Epidermis befreite 60—70°/0 reine Faser.

Nach obigen Angaben kann man den Ertrag einer Pflanzung, die sich in gutem Zustande befindet und in einem Lande mit gunstigen klimati¬ schen Bedingungen angelegt ist, ungefahr wie folgt berechnen:

Auf einem Qm werden je nach Beschaffenheit des Bodens und der Jahreszeit 40—60 Stammchen von ca. 2 m Hohe wachsen, das ist per Hektar 400—600000 Stengel. Ist der Bestand nicht so dicht, so zeigen die

Stengel Neigung Verzweigungen zu bilden, ist er dichter, so haben die

Stengel keinen genfigenden Raum sich zu entwickeln. Diese 400—600000 Stammchen wurden ca. 40000—60000 kg grfine Stengel und etwas weniger Blatter sowie unbrauchbare Stengelspitzen ergeben. Letztere beiden bleiben am besten gleich als Dfinger auf dem Lande zurfick. Die 40—60000 kg grime Stengel ergeben 2400—3600 getrocknete Rinde resp. 1600—2400 Rohfaser, das ist von der Epidermis befreite Rinde. (Diese Zahlen stimmen

ungefahr mit deuen in umstehender Tabelle angegebenen fiberein.) Nimmt man ferner den Gehalt der trockenen Rinde zu 40°/0 Reinfaser an, so ergiebt ein Hektar per Schnitt 960—1440 kg Reinfaser.

Man wird in Landern wie Sumatra, Neu-Guinea, Kamerun bei

richtiger Auswahl des Landes auf circa 6 Schnitt im Jahr rechnen konnen. Hiernach wurde ein Hectar per Jahr 6 x 1600 — 2400 kg, das ist 9 600 bis 14 400 kg Rohfaser hervorbringen.

i Chemische Bemerkungen.

Ueber die chemische Zusammensetzung der Boehmeria, sowie deren einzelnen Theile liegen bis jetzt nur wenige Analysen vor. Nach Dr. Hornidge enthalten hundert Theile cler bei 100° getrockneten Stammchen

Kohlenstoff 47,28 Theile Wasserstoff 6,26 „ Sauerstoff 42,23 „

3

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Schnitt per Jahr

Ertrag per Hektar u. Schnitt

Gewicht der

Stengel

Gewicht der

trocknen Rohfaser

Art der

Rohfaser

Stengel ergeben

Rohfaser

Ertrag per Jahr

und Hektar

CO

Calcutta

China

Nicolle in Jersey

Conat de Mas, Padua j Charriere, Rapport a la Societe agricole

„ Societe des Agriculteurs de France Favier-Brochure

„ Rapport officiel Royer-Brochure Landtsherr Jean de Brey Hardy-Algier Riviere Guignet Gorisson Mischotte E. Fremy-Brochure (in Algier)

kg

2 2

2 2 2 4 4 3 2 4 4 4

4—6 2

12 200 gr. St.

18 200 griine entsp. 3600 trek.

9 000 trock. 6 500 „

11500 „

6 600 „ 34 500 grim

34 500

730 350

entsprechend 800

4 200 resp. 3 000

720 4 000

2 000 1800 1300 2750 2 000 1650 1750 1250 1500 1850 1500 1750

Rinde Rohfaser

Rinde Rinde

Rohfaser

Rohfaser

Rinde

Rindo

Rohfaser

4 20

20 20 24

25 5

kg 2190 1050

2 400 12 600

10 800

1440

8 000

4 000 3 600 2 600

11000 8 000 5 000 3 500 5 000 6 000 7 430

6 000—9 000 3 500

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— 35

•y

Stickstoff 0,09 Theile Asche 4,14 „

Nach Dr. Pichard enthalten 1 kg bei 100° getrocknete Stammchen Organische Substanz 920 g Stickstoff 10 „ Kaliumcarbonat 25 g 1 Natriumcarbonat SpurenJ

25 „

Phosphorsaure 7,9 „ Chlor 2,4 „ Kohlensaure 15,5 „ Kalk 9,5 Kieselsaure 2,0 „ Magnesia 2,2 „ Schwefelsaure 1,B „ Eisenoxyd 3,4 „

Die Analyse der Asche ergab nach demselben Kaliumcarbonat 32,37 °/n Natriumcarbonat 16,39 Kalk 8,40 )J Magnesia 5,39 » Eisenoxyd — Chlornatrium 9,13 Phosphorsaure 9,61 11 Schwefelsaure 3,11 Kohlensaure 8,90 JJ Kieselsaure 6,60 11

H. Joulie fand die bei 100° getrockneie Boehmeria-Pflanze wie folgt zusammengesetzt.

Die ganze Pflanze wog 3545 g und bestand aus 1855 „ Wurzeln 899 „ Zweigen 791 „ Blflttern.

1000 g dieser einzelnen bei 100° getrockneten Theile enthielten

Zweige u. Die ganze Wurzel Zweige Blatter Blatter Pflanze

Stickstoff 7,26 g 10,32 g 34,02 g 21,34 g 13,91 g Kaliumcarbonat 12,59 „ 20,59 „ 28,18 „ 24,11 „ 18,02 „ Natriumcarbonat 4,18 „ 1,36 „ 3,00 „ 2,12 „ 3,19 „ Phosphorsaure 3,45 „ 2,73 „ 5,40 „ 3,97 „ 3,69 „ Kalk 25,71 „ 17,84 „ 110,12 „ 60,73 „ 42,24 „ Kieselsaure 21,64 „ 15,13 „ 98,14 „ 53,71 „ 36,78 „ Magnesia 7,48 „ 5,74 „ 9,42 „ 7,45 „ 7,45 „ Schwefelsaure 2,78 „ 2,22 „ 7,58 „ 4,71 „ 3,69 „ Eisenoxyd 1,84 „ 1,38 „ 4,46 „ 2,81 „ 0 ou ^,63 n

Den grossten Prozentsatz an Pflanzennahrung findet man nach der Analyse von H. Joulie in den Blattern. Da diese jedoch bei der Ernte gleich auf dem Lande verbleiben, so werden die darin enthaltenen Nahr-

3*

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stoffe dem Boden nicht entzogen. Dahingegen werden die in den Stengeln enthaltenen Bestandtheile dem Boden zunachst ganz entfiihrt. Die Menge dieser Nahrstoffe betragt bei einer Ernte von 50 000 kg grfiner Stengel entsprechend 12 500 kg trockner Stengel per ha*)

Stickstoff 129 kg Kaliumcarbonat 257 „ Kalk 223 „ Magnesia 72 „ Phosphorsaure 34 „

Leider liegt keine Analyse der Ramie-Rohfaser vor. Aber angenommen, dass dieselbe von gleicher chemischer Zusammensetzung sei als wie der ganze Stengel, so wfirde, da dieselbe circa 20 °/0 des trocknen Stengels aus- macht, nur der 5. Theil obiger Nahrwerthe dem Boden vollstandig entzogen, vorausgesetzt, dass alle Abfalle dem Lande wieder zugeffihrt werden.

Bei 6 Schnitt im Jahr mfisste dem Boden per Hektar und Jahr 6 mal der ftinfte Theil obiger Dungwerthe zugefuhrt werden, das sind:

Stickstoff 156 kg Kaliumcarbonat 208 „ Kalk 268 „ Magnesia 86 „ Phosphorsaure 41 „

Ich habe der Einfachheit das Kali als Kaliumcarbonat berechnet, da es als solches in obigen Analysen aufgefuhrt war. Wahrscheinlich wird dasselbe aber billiger in irgend einer anderen Form zugefuhrt. Die Phosphor¬ saure wfirde wohl am billigsten im Thomasphosphatmehl zu haben sein.

Die Ramie als Handelswaare. Die P.amie kommt in den Handel

1. als Rohwaare, 2. als degummirte Waare.

Die Rohwaare wird unterschieden a) als Rhea b) als Ramie oder Chinagrass.

Unter Rhea versteht man die nicht oder nur zum Theil von der Rinde befreite Rohfaser. Die erstere wird durch einfaches Entschalen der grtinen, bisweilen vorher mit warmem Wasser oder Dampf behandelten Boehmeria- Stocke gewonnen. Da eine solche Waare zunachst aus Brit.-Indien nach Europa kam, so wurde die dort fibliche Bezeichnung Rhea fur die nicht oder nur theilweise von der Epidermis befreite Rohfaser beibehalten, obwohl auch in China eine solche Waare hergestellt wird.

Die zum Theil von der Epidermis befreite Waare stammt zum grossten Theil von getrockneten Boehmeria-Stocken, von denen die Rinde mittelst Maschinen separirt wurde.

Als Chinagrass oder Ramie bezeichnet man die von der Epidermis befreite Rohfaser. Der Name Chinagrass wurde derselben von den Eng-

*) Ioh habe dieser Berechnung ohige Analyse von Joulie zu Grunde gelegt. Da die einzelnen Analysen jedoch noch sehr von einandor abweichen, dieselben sich w^hrscheinlich auch auf in Europa gewachsene Fflanzen beziehen, so durfte diese Berechnung den thatsachliohen Verhaltnissen wohl nur jinnahernd entspreohen.

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landern beigelegt, die dieselbe zuerst von China nach Europa brachten. Spater wurde diese Bezeichnung durch den Namen Ramie verdrangt, und versteht man unter diesem Namen sowohl die aus China stammende als auch die in anderen Landern mittelst Maschinen von den griinen Stengeln separirte Rohfaser.

Da der Gehalt dieser Rohprodukte an Reinfaser naturlich sehr ver- schieden ist und, wie frfiher angeffihrt, hierdurch die Unkosten der Degum¬ mirung sehr beeinflusst werden, so variirt der Preis dementsprechend.

Der Gehalt an Reinfaser sowie der Preis fur 100 kg Rohfaser stellen sich ungefahr wie folgt:

Gehalt an Freis pro 100 kg Reinfaser. Rohfaser. Getrocknete Rinde 35—40% 20—30 Mk. Rinde theilweise von der Epidermis befreit 45—60% 30—40 „ Ramie oder Chinagrass 60—75% 40—70 „

Die Rohfaser wird auch ohne vorherige Degummirung, besonders in China und Japan zu groberen Gespinnsten und Geweben verwerthet. Eine hubsche Sammlung der aus der Eamie hergestellten Gespinnste und Gewebe wurde von der nach Ost-Asien entsandten Kommission gewerblicher Sach- verstandiger mitgebracht. Die feineren Gewebe dieser Sammlung durften wohl aus halbdegummirter Waare hergestellt sein.

Da in den In- und Exportverzeichnissen die Ramiefaser noch nicht besonders aufgefiihrt wurde, so lassen sich fiber den In- und Export noch keine naheren Angaben machen.

Unter degummirter Faser versteht man die mittelst eines chemischen Prozesses von alien fremden Bestandtheilen befreite Faser. Diese Faser wird im Handel ebenfalls mit Ramie bezeichnet. Wahrend die SepariruDg der Rohfaser auf den betreffenden Pfianzungen geschieht, wird die Degum¬ mirung vollstandig getrennt hiervon in eigens hierfur eingerichteten Fabriken ausgefuhrt.

Soweit mir bekannt, befassen sich bis jetzt 8 Fabriken mit dem Degummiren und Verspinnen der Ramiefaser, und zwar in

Deutschland. Frankreich England Oesterreich Schweiz Amerika

1 2 2 1 1 1

Nach den Berichten der nach Ost-Asien entsandten Kommission ge¬ werblicher Sachverstandiger soil auch in Japan eine solche Fabrik erbaut werden. Fur 2000 Spindeln zur Anfertigung der Game No. 20—70 franz. Nummerirung sind die Maschinen bei Greenwood & Batly in Leeds bestellt. Die Degummirung soil nach einem in Japan neu entdeckten Verfahren geschehen.

Als die besten Fabriken werden heute angegeben die in V a 1 o b e r Frankreich und die Erste Deutsche Ramiegesellschaft in Emmendingen (Baden). Nach dem mir von letzter Firma giitigst tiber- sandten Verzeichniss stellen sich die Preise ffir degummirte Faser sowie ffir die daraus hergestellten Game wie folgt:

Praparirte und gebrochene Faser per kg Mk. 1,70 Zug extra „ „ „ 3,00.

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Page 43: Die Ramiefaser und die wirtschaftliche Bedeutung der Ramiekultur für die deutschen Kolonien

38

Game a) Rohweiss: Preis per kg No. Qualitat Draht Mk. 20 lfach fw 0

V 3,16

10 1 11 ii s V 2,80

12 2 11 fffw NQ Tr 3,79

14 „ 11 fffe NQ V 3,50

15 „ 11 fw XX V 3,09

50 „ 11 fffw UJ V 5,80

60 „ 11 sw V 7,10

Game b) gefarbt. 10 Ifach fw 0

V lustrirt 3,84

25 „ 11 fffw 0 V „ 4,81

25 2 11 fw SW V „ 4,51

30 „ 11 fffw SZ V jaspirt 5,50

36 „ 11 fw UZJ V lustrirt 5,18

52 11 fffw ux V „ 7,06

15 3 11 UHW

TV Cordel 5,12.

Die Ramiegarne werden fur alle dieselben Zwecke verwandt wie die entsprechenden Flachsgarne, jedoch wird die Art der Verwendung von den betreffenden Fabriken noch vielfach geheim gehalten.

In Frankreich wird das Papier ffir die Banknoten aus der Ramiefaser hergestellt.

Eigenschaften der Ramiefaser.

Die Ramierohfaser bildet je nach der Lange der Stocke, von denen dieselbe stammt, Streifen von 1—2 m Lange. Die nicht von der Epidermis befreiten Streifen, also die getrocknete Rinde, sind auf der einen Seite graubraun, auf der anderen Seite graugelb oder grfinlich gelb. Die von der Epidermis befreiten Streifen sind auf beiden Seiten grfingelb oder graugelb. In diesen Streifen sind die einzelnen Faserchen zu Bfindeln ver- einigt, die an den Enden Neigung zeigen sich zu separiren, was durch ein Reiben und Drehen der Streifen noch befordert wird. Dadurch, dass die einzelnen Fasern durch den in der Rinde enthaltenen Klebstoff fest mit einander verbunden sind, ist die Rohfaser starker als die degummirte.

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Mischotte bestimmte die Starke der Rohfaser, indem er mit Streifen von gleicher Lange (60 cm) und gleichem Gewicht (3 g) mittelst des Foussard'schen Kraftmessers Zerreissungsversuche machte. Diese ergaben folgende Resultate:

Die Streifen zerrissen bei einem Gewicht von Kilogramm

Art der Faser trocken angefeuchtet

nicht gedrelit gedreht

nicht gedreht gedreht

30 37 47 49

45 65 61 78

45 67 70

70 85 93

i

Die Starke der aus der Rohfaser hergestellten Faden verglichen mit denen anderer Fasern veranschaulichen folgende Versuche:

1. In Frankreich ausgefiihrte Versuche mit Faden von gleicher Dicke und Lange (1,20 m)

trocken

kg

an¬ gefeuchtet

kg

Sunn * 72 72 47 36

110

86 95 52

126

*

^

2. In England ausgeffihrte Versuche Russischer Hanf 80 kg Chinagrass 125 „ Assam-Rhea 160 „ Wilde Rhea 170 „ Hanf (Gam aus 15 Faden) 79 „ Ramie 120 „

Hiernach ubertrifft der aus Ramierohfaser hergestellte Faden alle anderen an Starke.

Die degummirte Faser ist oval, 60—250 mm lang, 0,04—0,10 mm breit, 0,02—0,05 mm dick. Die Faser ist am dicksten in der Mitte, nach beiden Enden hin sich verjfingend. Sie ist von schneeweisser Farbe und seidenartigem Glanz, und fibertrifft alle anderen Pflanzenfasern beziiglich ihrer Widerstandsfahigkeit gegen Feuchtigkeit und Witterungseinflusse, sowie durch ihre Lange und Starke.

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Page 45: Die Ramiefaser und die wirtschaftliche Bedeutung der Ramiekultur für die deutschen Kolonien

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Bezfiglich der Widerstandsfahigkeit gegen Feuchtigkeit und Witterungs- einfliisse, wurden von Dr. Forbes Watson Versuche in der Weise ausgefiihrt, dass er Ramiefaser sowie verschiedene andere Pflanzenfasern wahrend 2 Stunden der Einwirkung von Wasserdampf von 2 Atmospharen Druck aussetzte, dann dieselben 3 Stunden in Wasser kochte und den Gewichts- verlust bestimmte. Hierauf wurden dieselben nochmals 4 Stunden dem unter gleichem Druck stehenden Wasserdampf ausgesetzt und abermals gewogen.

Diese Versuche ergaben folgende Resultate: Verlust in Prozenten

erster Versuch zweiter Versuch Ramie aus China 0,89 0,89

„ „ Indien 0,81 1,51 Flachs 2,47 3,50 Manilla-Hanf 3,38 6,05 Flachs von Neu-Seeland 7,70 6,10 Italienischer Hanf 3,38 6,18 Russischer Hanf 2,47 8,44 Jute 10,20 21,39

Hiernach ware die Ramie widerstandsfahiger gegen Feuchtigkeit und Witterungseinflusse, als all die anderen zum Versuch herangezogenen Fasern.

Die Dimensionen der Ramiefaser im Vergleich zu anderen Fasern sind nach Lecomte wie folgt:

Art der Faser Lauge

Maximum mm

Minimum ram

Mittel ram

Durchmesser in der Mitte der Faser

Maximum Minimum mm mm

0,100 0,020 0,036 0,010 0,029 0,016 0,032 0,016 0,032 0,020 0,022 0,015

Mittel mm

Boehmeria nivea Flachs Hanf Manilla-Hanf Agave americana Jute

250,00 60,00 60,00 4,00 40,25 18,00 12,00 3,00 4,00 1,50 3,85 1,26

150,00 20,00 28,00 6,00 2,50 1,90

Alcan verglich die Ramiefaser mit dem Flachs, und Seide bezfiglich der Lange des Durchmessers, sowie festigkeit nnd erhielt hierbei folgende Resultate:

0,040 0,025 0,020 0,024 0,024 0,017

Hanf, der Baumwolle der Zug- und Torsions-

Lange in m

Breite

in mm

Dicke

in mm

+3

bo '-£ u m fan CO bo 3 Elasticitat Torsions- festigkeit

Ramie als Einheit

Dicke Zug- festigkeit Elasticitat Torsions- festigkeit

Chinagrass (0,251 10,50/ 6Ao 'A 00 24 0,003 180 1 1 1 1

Flachs Hanf

0,05 0,05

3Ao 5Ao

3Aoo 3Aoo

3 6

0,002 0,0025

140 174

V. 3/»

V* V.

2/" 3/4

4/5 19/20

Baumwolle (0,031 10,06/ 4Ao 5Aoo 2 0,014 694 v. '/» 1 4

Seide 50,00 2Ao VlOO 1 0,011 1038 */• V« 1 6

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-1

Alcan verglich ferner die Zugfestigkeit der aus Ramie, Flachs und Baumwolle angefertigten Faden, und es waren die Resultate wie folgt:

Lange des Windungen Widerstands- No. Fadens per kg per cm fahigkeit

50 50000 m 4,6 '

650 82 50000 „ 7,4 480 25 50000 „ 8,2 325

50 50000 „ _ 2,400 62 37700 „ — 1,970 34 68000 „ — 1,675

i

Ramie Flachs Baumwolle

3 Faden mit corresp. No.,

gezwirnt

50 82 25

Widerstands- fahigkeit

2,400 1,970 1,675

3 Faden mit corresp. No.,

gezwirnt Widerstands-

fahigkeit

50 62 34

2,400 2,270 2,350

Wie aus obigen Aufstellungen hervorgeht, ist die Ramiefaser 1 anger, starker und widerstandsfahiger als alle bekannten Pflanzen- fasern. Nur in gesponnenem Zustande wird sie von der Baumwolle und Seide ubertroffen, ist jedoch langer als erstere. Dazu lasst sich die Ramie¬ faser sehr gut farben. Da sich zu diesen vorzuglichen Eigenschaften noch die sclmeeweisse Farbe unci ein seidenartiger Glanz gesellt, so kann man der Ramie einen Platz zwischen dem feinsten Flachs und der Seide ein- raumen. Vor dem Flachs hat die Faser noch den ferneren Vorzug des geringeren Gewichts, was bei verschiedenen Geweben von Bedeutung ist. Wahrend 1 kg Flachsgarn No. 10 600 m misst, hat 1 kg Ramiegarn von gleicher No. eine Lange von 1000 m. Das Gewicht der Ramie zum Flachs verhalt sich demnach wie 6:10.

Neben diesen grossen Vorziigen hat die Ramie auch einige Nachtheile aufzuweisen. Dr.Forbes Watson aussert sich fiber dieselbenfolgendermassen:

„Eine sehr charakteristische und gewissermassen ungiinstige Eigenschaft der Ramie ist, mit anderen Fasern verglichen, die Harte und Sprbdigkeit, und es sind die meisten Schwierigkeiten, die beim Verspinnen und Weben der Faser iiberwunden werden miissen, auf diese Eigenschaften zuriickzufiihren. Es ist die Sprodigkeit der Faser, welche dieselbe weniger widerstandsfahig gegen eine schnelle Windung oder Stoss macht. So wird z. B., wenn in einen kleinen Biindel Faser ein Knoten geschlagen wird, die Ramie viel schneller brechen als wie Flachs. Allerdings brechen alle Fasern unter solchen Um- standen leichter.

In Folge dieser Sprodigkeit lasst sich die Ramiefaser nicht so leicht verspinnen, und das gesponnene Garn ist oft rauh trotz der sanften und seiden- artigen Beschaffenheit der verwandten Faser. Diese Rauhigkeit wird durch die

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vorstehenden Faserenden veranlasst, die durch die beim Spinnen verursachte Drehung nach aussen vortreten.

Anderseits hat diese Sprodigkeit und Harte der Ramiefaser den Vorzug, dass dieselbe mit Wolle gemischt werden kann. Ferner hat die Ramie in Folge ihrer vielseitig guten Eigenschaften eine gewisse Aehnlichkeit mit ver¬ schiedenen andern Fasern, obwohl sie keiner derselben vollstandig gleicht. Dies erklart, warum die Versuche mit Ramie eine so grosse Ausdehnung angenommen haben. So hat man versucht, sie als einen Ersatz fur Baumwolle, Hanf, Flachs und Seide zu verwenden."

So ausserte sich Dr. Forbes Watson schon im Jahre 1875. Bei einem spateren Vortrage in der Society of Arts charakterisirte er den Werth der Ramiefaser sehr treffend durch folgende Worte: „Nun, wozu ist Ramie gut? Es ist schwer zu sagen, wozu sie nicht gut ist. Sie ist die starkste aller Fasern."

Seit 1875 ist die Verarbeitung der Faser schon sehr vervollkommnet worden, aber die Nachtheile, die Dr. W. hervorhebt, sind audi heute noch nicht geschwunden. So entnehme ich einem Bericht fiber die Verwendung der Ramie, dass mehrere Pariser Hotels und Restaurants Ramiewasche ein¬ gefuhrt haben, da sich dieselbe durch grossere Festigkeit und Dauerhaftig- keit auszeichnet. Es wird jedoch auch hervorgehoben, dass dieselbe nach langerem Gebrauch durch emporstehende feine aber steife Faserendchen eine .gewisse Rauhigkeit annehme.

Doch auch dieser Uebelstand diirfte fiberwunden werden, sowohl durch die Art der Verarbeitung der degummirten Faser als auch durch eine sorg- faltigere Kultur. Gerade durch letztere wird man die Faser in dieser Be- ziehung noch wesentlich beeinflussen konnen.

Die Zukunft der Ramiefaser.

Trotzdem die Verwerthung der Ramiefaser eine so mannigfaltige, ist der Konsum derselben nur langsam gestiegen. Dieses ist zum Theil darauf zuruckzuffihren, dass dieselbe noch nicht hinreichend bekannt und die Art uer Verwendung noch vielfach geheim gehalten wird. Der Hauptgrund ist .jedoch der, dass die Reinfaser, das ist die degummirte verspinnbare Faser, im Verhaltniss zu anderen Fasern, besonders aber im Verhaltniss zum Flachs, .zu theuer ist.

Es kosten niimlich 100 kg degummirte Ramiefaser 150—200 Mk. bester belgischer Flachs 140—200 „ mittlerer „ „ 90—120 „ bester russischer „ 60—72 „ mittlerer „ „ 50—60 „

Die Ramiefaser kann demnach nur mit dem feinsten belgischen Flachs, dessen Konsum -im Verhaltniss zum Gesammtkonsum nur ein beschrankter ist, konkurriren. Um den Markt zu erorbern, mfisste die Ramiefaser zu gleichem Preise wie Flachs von mittlerer Qualitat, das ist zum Preis von 80—120 Mk. pro 100 kg auf dem Markt zu haben sein. Aber auch dieser Preis darf ffir die Zukunft nicht als feststehend betrachtet werden und man muss event, mit noch niedereren Preisen rechnen. Der Preis des Flachses ist namlich langsam aber stetig gefallen, wenn auch fur einzelne Jahre eine vorfibergehende Pieissteigung zu verzeichnen war.

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Nach einer Aufstellung von S. Lust jr. Sonne, Berlin, stellte sich der Durchschnittspreis ffir russischen Flachs geringster Qualitat seit dem Jahre 1865—97 per 100 kg frei an Bord wie folgt:

1865 110 Mk. 1876 78 1866 102 1877 74 1867 82 1878 58 1868 114 1879 72 1869 74 11 1880 59 1870 78 1881 48 1871 101 1882 46 1872 86 1883 44 1873 76 1884 59 1874 78 1885 55 1875 96 1886 48

1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897

41 Mk, 42 36 34 30 39 56 32 30 32 24

Wie aus diesen Aufzeichnungen hervorgeht, ist der Preis des Flachses bedeutenden Schwankungen unterworfen. Derselbe kostete 1871 das Ffinf- fache, 1875 das Vierfache, 1879 das Dreifache und 1893 das Doppelte als im Jahre 1897, in dem er den niedrigsten Stand erreichte. Man kann jedoch nicht wissen, ob der Preis nicht noch mehr fallen wird.

Soil, wie schon gesagt, die Ramie mit dem Flachs konkurriren konnen, so muss der Preis dem vom Flachs mittlerer Qualitat entsprechen. Solange aber die Ramie nur in Landern angebaut wird, die nur 2 bis 4 Schnitt per Jahr ergeben, wie in China, Algier etc., ist es natfirlich nicht moglich, dass die Rohfaser zu entsprechend billigem Preise mit Nutzen geliefert werden kann. Wohl aber ist mbglich, wenn die Ramie in Landern mit

y ganz besonders gfinstigen klimatischen Verhaltnissen, wie Sumatra, Neu- ^ Guinea, Kamerun angebaut wird. Ich zweifle nicht daran, dass die

Rohfaser alsdann zu einem Preise von Mk. 25—30 per 100 kg frei an -) Bord geliefert werden kann. Da eine solche Rohfaser 60—70 % Reinfaser

enthalt, so wurden die 100 kg Reinfaser in derselben 40—50 Mark kosten. Hierzu kamen ffir das Degummiren per 100 kg Reinfaser circa 25 bis 30 Mark, so class sich der Preis der degummirten Waare auf 65—80 Mark per 100 kg stellen wfirde.

Zu diesen und auch noch etwas hoheren Preisen wfirde sich die Ramie¬ faser enormes Absatzgebiet eroffnen, und wurde uns bald ebenso unent- behrlich erscheinen, wie jetzt der Flaclis, von dem sie sich durch grossere Festigkeit und Dauerhaftigkeit, sowie durch einen feinen, seidenartigen Glanz vortheilhaft unterscheidet.

Der wirthschaftliche Werth der Ramiekultur

fur die deutschen Kolonien.

Ich habe schon verschiedentlich hervorgehoben, dass das Klima von Neu-Guinea und Kamerun sich vorzfiglich ffir den Anbau der Boehmeria eignet, dass Ost-Afrika hingegen im Allgemeinen zu arm an Regen ist. Es bleibt jetzt nur noch fibrig zu erwagen, welchen wirthschaftlichen Werth die Einffihrung einer solchen Industrie fur die Kolonien haben wurde. Die Ramiekultur gehort, wenn sie erfolgreich betrieben werden soil, gleich wie die Kultur von Thee, Kaffee, Kakao etc. zu den landwirthschaftlichen In- dustrien, die unter Oberleitung eines Europaers stehen miissen. In dieser Beziehung unterscheidet sich dieselbe von der Kultur der meisten fibrigen

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Pflanzenfasera, was darauf beruht, dass sowohl die Kultur erhohte Aufmerk- samkeit fordert als audi ganz besonders darauf, dass die Separirung der Faser mittelst Maschinen geschehen muss. Allerdings wird in China die Faser mit der Hand separirt, was aber audi zur Folge hat, dass dieselbe zu hoch im Preise steht.

Wahrend die Kultur von Faserpflanzen, die sich in den Hiinden von Eingeborenen befindet, wie z. B. Baumwolle, Jute, Hanf, in kleinen Parzellen fiber grossere Landstrecken verbreitet ist, da nebenbei oder vorwiegend andere Prodnkte gezogen werden, befasst sich der Europaer in den meisten Fallen nur mit der Kultur einer einzigen Pflanzenart. Aus diesem Grunde hat er natfirlich viel mehr Sorgfalt auf die Auswahl des geeigneten Landes zu verwenden.

Im allgemeinen wird ffir diesen Zweck bis dahin unkultivirtes Land gewahlt. Wie bei anderen Pflanzungen, so sincl auch bei der Kultur der Ramie eine grosse Anzahl Arbeiter erforderlich, die vielfach aus grosseren Entfemungen herangezogen werden. So entstehen neben den Pflanzungen Dorfer, in deren Umgebung die ffir den taglichen Gebrauch erforderlichen Produkte gezogen werden. So kann man denn die Kultur der Ramie den Pflanzungen anreihen, die als die eigentlichen Trager der Kultur in bis dahin kaum oder nur wenig bewohnte Lander bezeichnet werden konnen.

Von den Thee-, Kaffee-und Kakao-Pflanzungen unterscheidet sich die Ramiekultur vortheilhaft dadurch, dass sie sich schneller rentirt. Wiihrend Thee-, Kaffee- oder Kakao-Pflanzlinge nach dem Aus- pflanzen erst im dritten bis funften Jahr die erste Ernte ergeben, kann bei der Ramie schon ca. 3 Monate nach dem Auspflanzen der erste Schnitt geerntet werden.

Ffir den Anbau der Ramie eignen sich, da dieselbe eine sehr gleich- massige Jahrestemperatur mit reiclilichen sich fiber das ganze Jahr ver- theilenden Niederschlagen verlangt, verhaltnissmassig nur wenig Lander. Aus diesem Grunde diirfte der Anbau der Ramie nicht einer so grossen Konkurrenz unterliegen, wie dies beim Kaffee, Thee, Kakao etc. der Fall ist. Eine um so grossere Einnahinequelle konnte aber gerade aus diesem Grunde die Kultur der Ramie fur die Lander werden, die ein fur den An¬ bau dieser Faserpflanze besonders gfinstiges Klima haben.

Wie schnell der Konsum einer Faser zunimmt, sobald sie zu einem Preise produzirt werden kann, der dem wirthschaftlichen Werth derselben entspricht, zeigt am besten das Emporbluhen der Jutekultur in Indien.

Im Jahre 1828 exportirte Calcutta 18000 kg Jute. Der Export stieg bis 1883 wie folgt:

Bis zum Jahre ^S'r Bis zuin Jahre Durchsohnitt von o J'lhren in Kg 5 J.'inren in tg 1832—33 590000 1862-63 48486200 1837—38 3374150 1867—68 131405500 1842—43 5852350 1872—73 242908100 1847—48 • 11702750 1877—78 268113350 1852—53 21992500 1882—83 363700000 1857—58 35541300 1887—88 411192950

Diese Zahlen beziehen sich nur auf das Gewicht der exportirten Jute, nicht aber auf die im Lande selbst konsumirte. Die Gesammt-Produktion wird auf circa 750 Millionen kg geschatzt, die einen Werth von 240 bis 280 Millionen Mark reprasentiren gegenuber 1240 Mark im Jahre 1828.

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Wenn man sich nun auch nicht der stolzen Hoffnung hingeben darf, dass die Ramie ein gleichwerthiger Export-Artikel fur die deutschen Kolonien werden wird, wie die Jute ffir Indien, so geben diese Zahlen doch ein inter- essantes Bild, wie sehr durch die Kultur eines einzigen Artikels die Ein- kfinfte eines Landes steigen konnen.

Es konnte hier vielleicht eingeworfen werden, dass durch eine aus- gedehnte Ramiekultur in deutschen Kolonien dem Flachsbau Deutschlands unliebsame Konkurrenz entstehen wurde, da doch hochst wahrscheinlich die Ramie vielfach an Stelle von Flachs Verwendung finden wurde. Diese Befurchtung ist jedoch durch die Thatsache hinfallig, dass der Flachsbau Deutschlands nicht hinreicht, um den Konsum zu decken, wie aus folgender Aufstellung hervorgeht:

Der Jahreskonsum Deutschlands an Flachs betragt circa 90 Millionen kg. Im Jahre 1897 wnrden eingefuhrt 54 186 100 kg Flachs

ausgeffihrt 21 437 400__„_ „_ Die Einfnhr ubersteigt die Ausfuhr um~32 748 400 kg Flachs

Es wurden ferner eingefuhrt 25 962 500 kg Heede ausgefuhrt 10 602 500 „

Die Einfuhr ubersteigt die Ausfuhr um 15 360 000 kg Heede

Hiernach wurde im Jahre 1897 nahezu die Halfte des Konsums an Flachs durch das Ausland gedeckt. Man wfirde also durch die Einfuhrung der Ramie-Kultur in deutschen Kolonien im Laufe der Zeit zum wenigsten einen Theil dieses Imports selbst decken konnen.

Ich glaube hinreichend darauf hingewiesen zu haben, einen wie grossen wirthschaftlichen Werth die Einfuhrung der Ramie-Kultur ffir unsere Kolonien und ganz besonders fur Kamerun haben wfirde. Da aber, wie Dr. Stuhl- mann am Schlusse seines 16. April 1898 in der Abtheilung Berlin-Char- lottenburg der Deutschen Kolonialgesellschaft abgehaltenen Vortrags fiber die „Wirthschaftliche Entwickelung Deutsch-Ost-Afrikas" sehr richtig hervorhebt, zur Kulturausdehnung in unseren Kolonien guter Wille und Enthusiasmus nicht allein geniigt, sondern wir neben den idealen Be- strebungen die Praxis des erfahrenen, niichtern berechnenden Kaufmanns und Pfianzers, sowie die Arbeit des egoistischen, werbenden Kapitals ge- brauchen, so lasse ich als Schluss eine Aufstellung des zur Anlage einer Ramie-Pflanzung erforderlichen Kapitals, sowie die Rentabilitatsberechnung einer solchen Anlage folgen.

Berechnung des zur Anlage einer Ramiepflanzung

in Kamerun erforderlichen Kapitals, sowie der

Rentabilitat einer solchen Pflanzung.

Die Aufstellung habe ich ffir eine Anpflanzung von 150 ha gemacht. Dieselbe wurde bei einer Kapital-Anlage von Mk. 250,000 im 4. Jahr den ersten Reingewinn abwerfen. In den darauf folgenden Jahren kann ein

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Theil des Reingewinns zur Vergrosserung der Pflanzung benutzt werden, bis dieselbe die gewfinschte Ausdehnung erreicht hat.

Ich habe bei der Aufstellung als Gehalt ffir einen eingeborenen Hand- werker oder Aufseher 40 Mk. per Monat angenommen. Ffir die eingebornen Arbeiter hahe ich 25 Mk. per Monat angesetzt, obwohl der heutige Ver- dienst niedriger ist. Als Lohne werden namlich in Kamerun bezahlt: Per Monat 15 Mk. in Waaren oder 10 Mk. in Baar. Dazu kommen 4,50 Mk. ffir Verpflegung, so dass sich hiernach der Lohn im Mittel auf 20 Mk. stellt. Bei importirten Arbeitern kommen hierzu noch die Auslagen fur Transport und Spesen, welche sich auf ca. 4 Mk. per Monat stellen. So diirfte die Veranschlagung von 25 Mk. per Monat fur einen eingeborenen Arbeiter wohl hinreichend hoch sein. Die Auslagen fur Bauten, Ma¬ schinen etc. habe ich moglichst hoch berechnet. Dahingegen habe ich den Ertrag per ha nur zu 800 kg Rohfaser per Schnitt angenommen, das ist per Jahr und 6 Schnitt 4800 kg. Wie ich jedoch unter „Ertrag per ha" angegeben habe, wird man mindestens auf 1500 kg per ha und Schnitt, das ist per Jahr auf 9000 kg rechnen dfirfen. Den Werth der Rohfaser habe ich zu 25 Mk. per 100 kg loco Pflanzung angenommen, was cif Deutscher Hafen ca. 28 Mk. ausmachen wtirde.

Der niedrigste Preis, der bis heute ffir eine solche Waare bezahlt wurde, ist 40—45 Mk. Ffir chinesische Rohfaser werden heute 50—60 und selbst 70 Mk. per 100 kg angelegt. Eine von einer europaischen Gesell¬ schaft in Sumatra angelegte Ramiepflanzung verkauft die 100 kg zu 40—45 Mk. So dtirfte, selbst wenn die Ramie bedeutend im Preise fallen sollte, der Preis von 25 Mk. per 100 kg nicht zu hoch be- messen sein.

Ob es zweckmassig sein wfirde, auch den Degummirungs-Prozess auf der Pflanzung vorzunehmen, um sogleich eine verspinnbare Faser in den Handel zu bringen, will ich heute noch dahingestellt sein lassen. Im All¬ gemeinen bin ich der Ansicht, dass man in den Kolonien nur die Roh- produkte herstellen, den Verdienst der weiteren Verarbeitung jedoch dem Mutterlande zukommen lassen soil. Sollten sich jedoch die Verhaltnisse derart gestalten, dass durch die Degummirung der Rohfaser in europaischen Fabriken die Waare ffir die Spinnereien zu sehr vertheuert werden sollte, so wfirde es an der Zeit sein, diesen Prozess sogleich auf der Pfianzung vorzunehmen.

Da in den ersten 2 Jahren die Hauptanpflanzung erfolgt, die Arbeiter aber gerade dann besonderer Anleitung bedurfen, so wird es zweckmassig sein, ftir diese Zeit einen deutschen Gartner zu engagiren, der dann spater event, die Stelle eines Assistenten einnehmen konnte. Da ferner in den ersten 2 Jahren viele Bauten auszuffihren sind, so wird es sich empfehlen, ffir diese Jahre auch einen deutschen Zimmermann anzustellen. Im 1. und 2. Jahre erfolgt die Aufstellung der Maschinen. Da aber auch in den folgenden Jahren Erganzungen der Maschinen stattfinden sowie stetige Reparaturen vorkommen, so wird es ferner angebracht sein, vom 2. Jahre an einen deutschen Schlosser dauernd anzustellen.

Die am Ende des ersten Jahres angepflanzten 20 ha geben im 2. Jahre eine halbe, im 3. Jahre eine voile Ernte, die Ende des 2. Jahres aus- gepflanzten 130 ha geben im 3. Jahre eine halbe Ernte.

Hiernach stellen sich die Ausgaben und Einnahmen ffir die ersten 3 Jahre wie folgt:

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> 1. Jahr. A u s g a b e n."

y

3

1000 17 500

Mk. «

* • »

960 480

9 000 10 440

Gehalt fur den Direktor Mk. 7 000 Ausreise und Ausriistung „ 1 500 Gehalt fur einen deutschen Gartner „ 4 000 Ausreise und Ausriistung „ 1000 Gehalt fur den deutschen Zimmermann 3 000 Ausreise und Ausriistung

2 farbige Bau-Handwerker a 480 Mk. p. Jahr 1 „ Aufseher a 480 „ „ „

30 „ Arbeiter a 300 „ „ „

Auslagen fiir Aussuchen des Platzes fiir die Plantage Mk. 1 000 Auslagen fur ein Zeit etc „ 500 Grunderwerb fur 1000 ha a Mk. 5 p. ha „ 5 000 Haus fur Europaer und Nebengebaude „ 6 000 Hauser fur Eingeborene „ 1000 Anlage eines Saatwurzel-Zuchtbeetes, sowie fur An-

schaffung der Saatwurzeln resp. Samen „ 2 500 Acker-Gerathschaften „ 2 000 Maschinen nebst Installation „ 5 000 Medizin etc „ 500 Biicher und Schreibmaterialien „ 500 Waffen „ 500 Unvorhergesehene Auslagen „ 2 060 26 560

Verwaltung in Europa Mk. 2 000 Summa Mk. 56,500

2. Jahr. Auslagen.

Gehalt fiir den Direktor „ Gartner

„ „ „ Zimmermann „ „ „ Schlosser

Ausreise und Ausriistung

2 farbige Bauhandwerker a 480 Mk. p. Jahr 2 „ Schlosser a 480 „ „ „ 2 „ Aufseher a 480 „ „ „

160 „ Arbeiter a 300 „ „ „

Haus fur Unterbeamte IMk. 3 000 Hauser fur Eingeborene 2 000 Schlosserwerkstatt „ 2 000 Maschinen nebst Installation 15 000 Ackergerathschaften „ 2 000 Medizin, Biicher etc „ 1 000 Unvorhergesehenes 2120 27120

Verwaltung in Europa Mk. 4 000 Ausgaben Summa Mk. 100 000 Einnahme „ „ 12 000

Mk. 88 000

Mk. 7 000 4 000 3 000 3 000 1000

\ 18 000

Mk.

»

960 960 960

48 000 50 880

MMH-i

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mm m

48

2. Jahr. Einnahmen.

Halber Ertrag von 20 ha, per ha 6 Schnitt a 400 kg Rohfaser.

20 ha a 2400 kg 48 000 kg. • Preis loco Pflanzung per kg Mk. 0,25. 48 000 kg a Mk. 0,25 Mk. 12 000

3. Jahr. Auslagen.

Gehalt fur den Direktor Mk. 7 000 „ „ „ Assistenten „ 4 000

Ausreise und Ausriistung „ 1000 Gehalt fur den Schlosser „ 3 000 Urlaubszuschuss „ 2 000 17 000

1 farbiger Bauhandwerker Mk. 480 2 „ Schlosser „ 960 4 „ Aufseher „ 1920

200 „ Arbeiter „ 52 500 55 860

Maschinen nebst Installation Mk. 10 000 Feldbahn „ 10 000 Ackergerathe „ 1000 Medizin, Biicher etc „ 1 000 Diinger „ 2 000 Unvorhergesehenes „ 2140 26140

Verwaltung in Deutschland Mk. 5 000

Ausgaben Summa Mk. 104 000 Einnahmen „ 102 000

Mk. 2 000 /

3. Jahr. Einnahmen.

Halber Ertrag von 130 ha 130 X 2400 kg 312 000 kg. Ganzer Ertrag von 20 ha 20 x 4800 kg 96 000 kg.

Summa 408 000 kg. 408 000 kg a Mk. 0,25 p. kg Mk. 102 000

Die 250,000 Mk. Anlagekapital vertheilen sich demnach auf die 3 Jahre folgendermassen: Erstes Jahr Summa Ausgaben Mk. 56 000 Zweites Jahr Ausgaben Mk. 100 000

Einnahmen „ 12 000

Drittes Jahr „ 104 000 Summa Mk. 248 000

Die Einnahmen des dritten Jahres, Mk. 104 000, wurden das Betriebs- kapital fur das vierte Jahr bilden.

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Page 54: Die Ramiefaser und die wirtschaftliche Bedeutung der Ramiekultur für die deutschen Kolonien

1

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Hiernach miissten bei einem Anlage-Kapital von 250 000 Mk. bezahlt werden: Bei Beginn des ersten Jahres 25 °/0 Mk. 62 500

„ zweiten „ 50 „ 125 000 „ „ „ dritten „ 25 „ „ 62 500

Summa Mk. 250 000

Vom vierten Jahre an wurden, vorausgesetzt, dass die Pflanzung nicht mehr vergrosseit wird, die Einnahmen und Ausgaben die gleichen bleiben und wurde die Jahresbilanz hiernach folgendermassen ausfallen :

4. Jahr.

Auslagen.

Gehalt fur den Direktor Mk. 7 000 „ „ „ Assistenten „ 4 000 „ „ „ Schlosser „ 3 000

Urlaubszuschuss „ 2 000 17 000

1 farbiger Bauhandwerker Mk. 480 2 „ Schlosser „ 960 5 „ Aufseher ,,2 400

225 „ Arbeiter „ 67 500 71340

Arbeiterhauser Mk. 1 000 Maschinen ,,5 000 Ackergerathe „ 2 000 Biicher, Medicin etc „ 1 000 Diinger ,,15 000 Unvorhergesehenes „ 2160 26160

Verwaltung in Europa 5 000 Summa Mk. 119 500

4. Jahr.

Einnahmen.

Ertrag von 150 ha 150 X 4 800 kg 720 000 kg. 720 000 kg a Mk. 0,25 Mk. 180 000

Summa Einnahmen Mk. 180 000 „ Ausgaben „ 119 500

Mk. 60 500

Es wfirde also bei einem Ertrag per Hektar und Jahr von nur 4800 kg Rohfaser und bei einem Preise von nur 25 Mk. per 100 kg im vierten Jahr ein Verdienst von Mk. 60 500 erzielt werden. Woit gfinstiger noch stellt sich der Verdienst bei einer grosseren Anlage.

Angenommen, es wurde so lango die Halfto des Ueberschusses zur Vergrosserung der Pflanzung vcrwandt, bis dicselbe cine Grosse von 300 ha erreicht hat, so wurde die Jahresbilanz, wie aus der umstehenden Aufstellung ersichtlich, einen Ueberschuss von rund 125 000 Mk., das ist 50°/0 vom Anlagekapital, aufweisen.

4

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Page 55: Die Ramiefaser und die wirtschaftliche Bedeutung der Ramiekultur für die deutschen Kolonien

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Bestand der Pflanzung 300 ha.

Auslagen.

Gehalter Mk. 22 000 Lohne .139 320 Maschinen „ 10 000 Feldbahnen „ 2 000 Ackergerathe „ 3 000 Dunger „ 30 000 Biicher, Medizin etc „ 2 000 Hausreparaturen etc „ 3 000 Unvorhergesehenes „ 2180 213 50

Verwaltung in Europa 10 00' Summa Mk. 223 50

Bestand der Pflanzung 300 ha.

Einn ahmen.

Ertrag von 300 ha 300 X 4 800 kg 1 440 000 kg 1 440 000 a Mk. 0,25 Mk. 360 00(

Summa Einnahmen Mk. 360 00( „ Ausgaben „ 223 50(

Mk. 136 501

Infolge der giinstigen Anssichtcn fur die Bamiekultnr in cinci nnserer dafiir geeigneten Kolonien sind mehrere GeschaTtsleute zusammeii' getreten, nni ein „Ramief as er-Ko mi te-" zu bilden. Dieses Komite' bezweckt, die Gelder znsammenzubringen, tun auf Grund (les Gesetzes vom Jahre 1888 eine Deutsche Kolonialgesellschnft zu bildei und eine grossere Pflanzung anzulegen. Wer sich fur dieses wichtigt und ziikunftsreiclie Unternelunen interessirt, wird gebeten, sicli an G. Metnecke, Bedacteur der Deutsclien Kolonial-Zeituug, Berlin W.. V. d. Heydtstrasse 7, zu weuden.

Druck von C. H. Schulze & Co. in Grafenhainichen.

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Page 56: Die Ramiefaser und die wirtschaftliche Bedeutung der Ramiekultur für die deutschen Kolonien

Deutsche!* Kolonial-Verlag (G. Mcmecke), Berlin W. 10.

Aus clem Lande der Suaheii. II ukI I Reisetanefe und Zuoker-

unfersuehungen am Pangani \on G. Meinecke. \ etreUtionst, Ida von lb O Warbuig Mit

40 Dlustiationen unci emei kirlc 111 le^t v Bogen Gioss Okta*.

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Professor Pauhtsthke sthn.il t lias gin/ \\ erk bt \oll praktischer A\ mke 'fur Kolomilfreunde ruich an gutge-^hauten lin tlheitei und gebundem IVeil vor getragen in positiver und btlbstbewa&sler Spin he Vver mch Deuhth-Ostafnki sicl 7\l begeben gedenkt besonderb J ei d lorl irotitc s olkn w rd Pelehrung iui

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Zur Frage der Oeportation nach den deutschen Koianren.

Joachim Graf Pfeil gegeia Piof Br jur j?elix Fuedrich Bruck.

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Bd II AUs dem Kreolf>nlr.nde M i od Ul Tosamseh.es

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Deutsche!* KolomalA e» la,.' (^ Mi.iju,. j), JIuIuj '•¥. 10,

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