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Gymnasium Johanneum, Schloss Loburg Schuljahr 2010/2011 GK Erdkunde 12.2 (Herr Rösel) Die Renaturierung der Ems unter besonderer Berücksichti- gung des Ems-Auen-Schutzkonzepts (EASK) – Projekt Ei- nen Facharbeit von Lena Große Streine Einen, Mai 2011

Die Renaturierung der Ems unter besonderer Berücksichti ... · 3 1. Einführung 1.1 Motivation Ich habe das Thema „Die Renaturierung der Ems unter besonderer Berücksichtigung

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Gymnasium Johanneum, Schloss Loburg Schuljahr 2010/2011

GK Erdkunde 12.2 (Herr Rösel)

Die Renaturierung der Ems unter besonderer Berücksichti-gung des Ems-Auen-Schutzkonzepts (EASK) – Projekt Ei-nen

Facharbeit von Lena Große Streine Einen, Mai 2011

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Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 3 1.1 Motivation 3 1.2 Geografische Einordnung des Dorfes Einen 3 2. Basisdaten zur Ems 3 2.1 Der Verlauf des Flusses Ems 3 2.3 Einzugsgebiet der Ems 4 3. Europäische Wasserrahmenrichtlinie 5 3.1 Allgemeines 5 3.2 Ziele der Wasserahmenrichtlinie 5 4. Ems- Life Projekt 5 5. Ems-Auen-Schutzkonzept – Projekt Einen 6 5.1 Gründung des Ems-Auen-Schutzkonzeptes 6 5.2 Historischer Verlauf der Ems in Einen 6 5.3 Begradigung der Ems 7

5.4 Verlauf der Ems in Einen vor und nach der Begradigung 8 5.5 Konzept des Ems-Auen-Schutzprogramms 9

5.6 Maßnahmen in Einen 11 6. Touristische Nutzung 14 6.1 Naherholung 14 6.2 Passantenbefragung 15 7. Interview mit dem Heimatsvereinsvorsitzenden Hubert Kleinschnitker 16 8. Persönliche Bewertung und Fazit 17 9. Literaturverzeichnis 19

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1. Einführung

1.1 Motivation

Ich habe das Thema „Die Renaturierung der Ems unter besonderer Berücksichtigung des

Ems- Auen- Schutz- Konzept – Projekt Einen gewählt, weil ich selber in Einen lebe und sich

unser Hof nur etwa 50 Meter vom Emsufer entfernt befindet. Das bedeutet, dass ich die Ver-

änderungen, die an der Ems im Zuge dieses Projektes vorgenommen werden „hautnah“ mit-

erleben kann. Außerdem bin ich ökologisch interessiert und ich finde es wichtig sich über die

Veränderungen in und an seinem Wohnort zu informieren.

Die Renaturierung der Ems soll dazu beitragen, dass die Ems wieder mehr mäandrieren

kann und das typische Bild eines Sandflusses wiedererlangt. Das Projekt hat somit viele öko-

logische Vorteile, die ich im Verlauf meiner Facharbeit untersuchen und darstellen möchte.

Mich interessiert außerdem, in wie weit dieses Projekt auch eine Verbesserung der Naherho-

lungsmöglichkeiten für die Einener Bürger ist. Herausfinden möchte ich ebenfalls, ob das

Projekt auch von Menschen aus entfernteren Orten zu Naherholungs- oder touristischen

Zwecken genutzt wird. Für mich stellt sich somit die Frage, ob das Projekt nur ökologischen

Nutzen hat oder ob es auch anthropogene Nutzungsmöglichkeiten gibt.

1.2 Geographische Einordnung des Dorfes Einen

Einen ist ein kleines Dorf im östlichen Münsterland, welches nördlich der Ems zwischen dem

7,5° und 8° östlicher Länge sowie zwischen dem 51,5° und 52° nördlicher Breite liegt. Des

Weiteren befindet es sich ca. 63 Meter über dem Meeresspiegel. Einen hat etwa 1150 Ein-

wohner (Stand 2010) und gehört seit der Eingemeindung 1975 zur Stadt Warendorf 1.

2. Basisdaten zur Ems

2.1 Der Verlauf des Flusses Ems

Die Ems entspringt im Osten der westfälischen Bucht, jedoch entsteht der Quellbach der

Ems aus einer Vielzahl von Wasseraustritten, die sich zum Teil auf dem Stadtgebiet von

Schloß Holte-Stukenbrock im Kreis Gütersloh sowie auf dem Gebiet der Gemeinde Hövelhof

befinden. Die zahlreichen Quellbäche der Ems befinden sich in der Senne, einem ausge-

dehnten Sandgebiet am Südwestrand des Teutoburger Waldes. Die offizielle Quelle der Ems

liegt im Naturschutzgebiet Moosheide bei Hövelhof auf einer Höhe von 134 Meter über NN.

Die obere Ems durchfließt das Gebiet von Augustdorf nach Westen in Richtung Münster,

vorbei an Rheda-Wiedenbrück und Warendorf. Größere Nebengewässer sind zum Beispiel

1 Vgl. Mitglieder des Arbeitskreises Geschichte im Dorfmarketing Einen- Müssingen u.a.: Erlebte Ge-

schichte(n) rechts und links der Ems. Einen und Müssingen im 20. Jahrhundert. Warendorf 2005 S. 32

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die Bäche Lutter, Sennebach, Grubebach, Rhedaer Bach, Loddenbach, Menkebach, Wapel-

bach, Lichtebach, Trüggelbach, Welplagebach oder der Furlbach.

Die Ems durchfließt das Gebiet der Stadt Warendorf dann vorbei an Einen in Richtung Telg-

te, Greven, Emsdetten und Rheine.2

In diesem Gebiet fließen der Ems zahlreiche weitere Nebengewässer zu. Die wichtigsten

sind der Axtbach bei Beelen, der Mussenbach, die Hessel bei Einen, sowie die Bever. Mit

ihrem großen Abflussvermögen als auch mit ihrer Gewässeraue prägt die Ems die Fluss-

landschaft. Im Münsterland schwenkt die Ems Richtung Norden, zwischen Rheine und Salz-

bergen beginnt der Mittellauf der Ems, und passiert die Städte Lingen und Meppen und fließt

dann Richtung Papenburg. Hier beginnt der Unterlauf der Ems. Der Fluss passiert die Städte

Weener und Leer und mündet schließlich in den Dollart, eine Nordseebucht bei Emden (sie-

he M 1 „Karte zum Emsverlauf“ im Anhang). Die Mündungshöhe beträgt 0 Meter über NN. 3

Die Ems hat eine Länge von 371 Kilometer wobei davon 238 Kilometer schiffbar sind. Vor

dem Ausbau sowie der Begradigung hatte die Ems eine Länge von 441 Kilometer. Die Ems

ist nicht nur Deutschlands kleinster Strom sondern ist auch der einzige mitteleuropäische

Fluss der vollständig im Sand verläuft.

2.3 Einzugsgebiet der Ems

Im Gebiet der oberen Ems, welches sich südlich vom Teutoburger Wald bis etwa Rheda-

Wiedenbrück und Harsewinkel erstreckt leben ca. 463 000 Einwohner. Die größeren Städte

in diesem Bereich sind Gütersloh, Harsewinkel, Rheda-Wiedenbrück und Rietberg. Das Ge-

biet ist sowohl landwirtschaftlich als auch durch Siedlungen geprägt. Die Flächen im Quell-

gebiet sind größtenteils bewaldet.

230 000 Menschen leben im Gebiet des Hauptflusses der Ems, der sich von etwa Harsewin-

kel bis Rheine erstreckt. Es ist ländlich geprägt, denn mehr als zwei Drittel der Flächen sind

landwirtschaftlich genutzte Ackerflächen oder Grünland. Auf einem Fünftel der Flächen steht

Wald. Weitere 12% der Fläche ist bebaut. Die ansässige mittelständische Industrie hat nur

eine geringe Bedeutung für den Zustand der Gewässer und des Grundwassers. 4

2 Vgl. Ministerium für Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW (MUNLV) : Mehr Leben für Ems und Co. Die Bäche und das Grundwasser im Gebiet der Oberen Ems-Zustände, Ursachen von Belastungen und Maßnahmen. 2008. Vgl. S. 10- 15 3Vgl. http://www.lwl.org(20.04.11).Grodau, Jens- Patrick: DIE EMS Lebensader für Mensch und Natur http://www.lwl.org/lmz-download/medienproduktion/booklet_ems.pdf 4 Vgl. Ministerium für Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW (MUNLV) : Mehr Leben für Ems und Co. Die Bäche und das Grundwasser im Gebiet der Oberen Ems-Zustände, Ursachen von Belastungen und Maßnahmen. 2008. Vgl. S. 10- 15

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3. Europäische Wasserrahmenrichtlinie

3.1 Allgemeines

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie, abgekürzt EG-WRRL, ist im Dezember 2000 in

Kraft getreten vereinheitlicht den rechtlichen Rahmen für die Wasserpolitik innerhalb der ge-

samten Europäischen Union. In allen Mitgliedsstaaten der EU gelten nun einheitliche Um-

weltziele für den Schutz des Grundwassers und der Oberflächengewässer die bis zum Jahr

2015 bzw. 2027 umgesetzt werden.5

3.2 Ziele der Wasserrahmenrichtlinie

Das grundlegende Ziel der Wasserrahmenrichtlinie ist der Schutz der Gewässer als Lebens-

raum für Pflanzen und Tiere sowie als Trinkwasserressource. Alle Mitgliedsstaaten der EU

haben sich verpflichtet einen „guten ökologischen und chemischen Zustand“ für Gewässer

zu erreichen, das bedeutet, dass die Gewässer wieder zu Lebensadern der Natur werden

sollen, welche vielfältige Lebensbedingungen für Fische, Kleinlebewasen und Wasserpflan-

zen bieten können. Daraus folgt das Ziel, dass die Gewässer in der EU zu ökologisch funkti-

onierenden Gewässern und somit zu wichtigen Naturräumen und Naturlandschaften werden

sollen. Allerdings wird der Zustand der Gewässer von vielen unterschiedlichen Faktoren be-

einflusst, denn die Gewässer werden seit Jahrhunderten intensiv genutzt. Zum Beispiel sind

die großen Flüsse wichtige Verkehrswege für NRW aber auch für Europa.

Flüsse und Bäche nehmen gereinigtes Abwasser auf sind aber auch gleichzeitig Erholungs-

raum und Trinkwasserressourcen. Aufgrund dieser vielfältigen Nutzungen der Gewässer

kann nicht überall der „gute ökologische Zustand“ erreicht werden. Ziel ist es also unter Be-

rücksichtigung der Nutzungen die Gewässer in Richtung eines guten ökologischen Zustands

zu entwickeln.6

4. Ems- Life- Projekt

Die Renaturierung der Ems in Einen wird durch das europäische Förderprogramm LIFE+

gefördert. LIFE PLUS steht für L´Instrument Financier pour l´Environment: Promouvoir

L´Union Soutenable was zu Deutsch „Das Finanzierungsinstrument für die Umwelt: Förde-

rung einer nachhaltigen Gemeinschaft“ bedeutet. Mit diesem Finanzierungsinstrument fördert

die Europäische Kommission Projekte aus dem Bereich Umwelt- und Naturschutz7.

5 Vgl. http://www.lfu.bayern.de (25.04.11) http://www.lfu.bayern.de/wasser/wrrl/index.htm 6 Vgl. http://www.flussgebiete.nrw.de (05.05.11) http://www.flussgebiete.nrw.de/Hintergrund/R__umliche_Gliederung/index.jsp 7 Vgl. http://www.ems-life-nrw.de(05.05.11) http://www.ems-life-nrw.de/ueber-life.html

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Die Bezirksregierung Münster hat einen Antrag zu diesem Projekt mit dem Titel „Naturnahe

Gewässer- und Auenentwicklung der Ems bei Einen – Eigendynamik und Habitatvielfalt“ ge-

stellt. Sie erhält nun für die Jahre 2010 bis 2013 insgesamt 1, 42 Millionen Euro an EU- För-

dermitteln für das Projekt in Einen. Dies ist ein 50 Prozent-Zuschuss, während die Kofinan-

zierung vom Land NRW übernommen wird. Die Planungen für die Maßnahmen zur Renatu-

rierung der Ems in Bereich Einen wurden im Rahmen des Ems- Auen- Schutzkonzeptes er-

arbeitet. Im Jahr 2006 folgte die Planfeststellung.8

5. Ems-Auen-Schutzkonzept – Projekt Einen

5.1 Gründung des Ems-Auen-Schutzkonzeptes

Die Ems erscheint heute größtenteils als schnurgerader Flusslauf. In ein steinernes Korsett

gezwängt verläuft die Ems durch die Münsterländer Agrarlandschaft. Früher hingegen war

die Ems ein stark mäandrierender Fluss der infolge seiner Eigendynamik seinen Verlauf ste-

tig änderte und damit große Flächen zur Wasserableitung beanspruchte. Diese Gegebenhei-

ten wurden mit dem „großen Emsausbau“ in den dreißiger bis siebziger Jahren geändert,

denn die Ems wurde durch umfangreiche Maßnahmen in ihrem heutigen Bett festgelegt. Die

ökologischen Aspekte wurden damals komplett außer Acht gelassen. Mitte der achtziger

Jahre setzte jedoch ein Umdenken ein9. Im Jahr 1987 gründete sich bei der Bezirksregierung

in Münster eine Arbeitsgruppe mit dem Titel „Ems-Ufer-Streifen“. Diese Arbeitsgruppe hatte

das Ziel ökologische Verbesserungen an dem so stark überformten Gewässer Ems einzulei-

ten. Durch die enge Verflechtung von Fluss und Talraum kam es schon bald zu einer Erwei-

terung der Aufgaben der Arbeitsgruppe und es entstand die noch heute gültige Bezeichnung

„Ems-Auen-Schutzkonzept“. Seit dem Jahr 1990 wird im Abschnitt zwischen Warendorf und

Rheine das Ems-Auen-Schutz-Konzept mit Ziel die ökologische Funktionseinheit von Aue

und Fluss wiederherzustellen umgesetzt.10

5.2 Historischer Verlauf der Ems in Einen

Wie die Ems ganz ohne Einwirkung des Menschen ausgesehen hätte ist heute kaum noch

rekonstruierbar, weil die Besiedlung und die landwirtschaftliche Nutzung schon vor ca. 6000

Jahren eingesetzt haben. Aufgrund des sehr leicht erodierbaren Lockergesteins, indem sich

das Flussbett der Ems befindet und dem stark schwankendem Abflussregime, worunter man

den jahreszeitlichen Verlauf des Abflusses eines Gewässers, der durch verschiedene Fakto-

ren wie Klima oder Relief beeinflusst wird, versteht, kann man davon ausgehen, dass die

8 Vgl. Staatliches Umweltamt Münster. Gewässerauenprogramm Ems. Ems-Auen-Schutzkonzept 3. Bericht.

Münster 2006 9 Vgl. Heinrichsmeier, Günter: Naturnahe Gewässer. Ems wird erneut aus dem europäischen Förderprogramm

LIFE gefördert. In: Jahresblick 2009, Bezirksregierung Münster, Münster 2010, S. 37 10 Vgl. http://www.ems-life-nrw.de (27.04.11) http://www.ems-life-nrw.de/ems-auen-schutzkonzept.html

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Ems durch eine große Eigendynamik geprägt war. Das Ergebnis war ein stark bewegtes Au-

enrelief mit extremen Steigungen auf engsten Räumen, was heute noch andeutungsweise zu

erkennen ist. Vermutlich gab es fast vegetationsfreie sekundär windverfrachtete Hochflut-

sandanlagen in geringen Abständen zu Altwassern mit aquatischer Vegetation und mit

Feinmaterial gefüllten fossilen Gerinnen, in denen dank guter Nährstoff- und Wasserversor-

gung Röhrichte und Hochstaudenfluren gedeihen konnten. Diesen folgten in späteren Ent-

wicklungsstadien wahrscheinlich Weichholzauenwälder. In Gebieten, die gewässerferner und

in leicht erhöhten Bereichen lagen wuchs dagegen ein Eichen-Ulme-Hartholz-Auenwald, der

an Talflanken von Eichen-Buchenwäldern abgelöst wurde.11

Die Karte (siehe M 2: „Abbildung der Ems bei Einen im Jahre 1777“) aus dem Jahr 1777

zeigt den damaligen Verlauf der Ems in Einen. Auffallend ist, dass die Ems zu dieser Zeit

noch durch starke Kurven und Wendungen geprägt war. Aufgrund der Eigendynamik, war

die Ems ein ausgeprägter Mäanderfluss mit unbefestigten Sandufern, an denen das Wasser

ungehindert angreifen konnte und mit Abspülungen und Anlagerungen an anderer Stelle ein

sich stetig änderndes Landschaftsbild erzeugte. Das Überschwemmungsgebiet der Ems war

ein breites, flaches Tal mit einer Vielzahl unterschiedlicher Stillgewässer. Aufgrund der ge-

ringen Tiefe und des kleinen Gefälles trat die Ems selbst bei geringen Niederschlagsmengen

über die Ufer. Die rot eingezeichneten, gestrichelten Linien auf der Karte deuten auf Planun-

gen zu Durchstichen an der Ems hin, jedoch ist bis heute noch nicht klar, ob diese Durchsti-

che durchgeführt wurden. Ziel solcher Maßnahmen war es im Wesentlichen, die Bedingun-

gen für die Landwirtschaft zu verbessern. Sollten diese Maßnahmen durchführt worden sein,

so hätte sich das Bild von Fluss und Landschaft schon damals verändert. Aufgrund der stän-

digen Veränderungen des Landschaftsbildes durch die Eigendynamik kann man diese Karte

nur als Momentaufnahme sehen. 12

5.3 Begradigung der Ems

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten Hochwasserereignisse für die Landwirt-

schaft oft verheerende Folgen, die Ems trat häufig in den Sommermonaten über die Ufer und

führte somit zu hohen Ernteverlusten vor allem bei der Heuernte. So ist es zu verstehen,

dass die ansässigen Landwirte darauf drängten etwas gegen den Missstand zu unterneh-

men. Der Ausbau der Ems durch Vergrößerung und Vertiefung des Abflussprofils sowie Be-

gradigung des Flusslaufes war damals die Reaktion der Wasserbauer. Das damalige Was-

serwirtschaftsamt Minden plante die so genannte Große Emsregulierung im Jahr 1928.

11 Vgl. Staatliches Umweltamt Münster. Gewässerauenprogramm Ems. Ems-Auen-Schutzkonzept 3. Bericht. Münster 2006, S. 4-5 12 Vgl. Staatliches Umweltamt Münster. Gewässerauenprogramm Ems. Ems-Auen-Schutzkonzept 3. Bericht. Münster 2006, S. 39

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Die Maßnahmen wurden 1932 begonnen und wurden von der Quelle der Ems bis zum Wehr

Schöneflieth bei Greven umgesetzt, allerdings wurde das Projekt erst 40 Jahre später abge-

schlossen. In den Planungen zur Emsregulierung verfolgte man fast ausschließlich ökonomi-

sche Ziele. Ökologische Aspekte, zum Beispiel Anforderungen der Gewässerökologie mit

dem Ziel der möglichst naturnahen Umgestaltung spielten damals keine Rolle. Die Folgen

der Veränderung waren das Verschwinden von Laken, Hecken und kleinen Wäldern. Die

Emsaue wurde weitestgehend zur Kulturlandschaft planiert. Die Uferböschung der neuen

Ems wurde im Trapezprofil mit einer Neigung von 1:2 angelegt. Das Ufer wurde mit Bu-

schen, Faschinen und mit Steinschüttungen befestigt und oberhalb des Wasserspiegels mit

Rasen begrünt. So wurde der Fluss in ein Korsett gezwängt, welches seitliches Ausbrechen

verhinderte, dafür aber eine Tiefenerosion in Gang setzte. Das Abflussprofil, Breite (zwi-

schen 12,20 m und 16,10 m) sowie die Wassertiefe ergaben sich aus Berechnungen. Einige

Werte dieser Berechnungen werden in der folgenden Grafik dargestellt (siehe M 3: „Darstel-

lung des Profils der Ems nach der Begradigung“ im Anhang).

Diese stellt das Profil der Ems nach der Begradigung unterhalb von Einen dar. Man erkennt

eindeutig das Trapezprofil, in das die Ems hinein gezwungen wurde. Um überschüssige

Energie des Wassers abzubauen und einer Tiefenerosion entgegen zu wirken wurden Sohl-

schwellen aus Steinschüttungen angelegt, diese konnten die Eingrabung der Ems und eine

fortschreitende Entwässerung der Aue jedoch nicht verhindern.13

Bis 1938 wurden 950 000 Kubikmeter Boden bewegt, 400 000 Quadratmeter Böschung pla-

niert und mit Rasen abgedeckt, 80 000 Faschinen, 320 000 Stück Buschen und 20 000

Quadratmeter Matten für die Befestigung verwendet. 14

5.4 Verlauf der Ems in Einen vor und nach der Begradigung 15

13 Vgl. Mitglieder des Arbeitskreises Geschichte im Dorfmarketing Einen- Müssingen u.a.: Erlebte Geschichte(n) rechts und links der Ems. Einen und Müssingen im 20. Jahrhundert. Warendorf 2005, S. 73- 75 14

Vgl.Ebd., S. 76- 81 15

Vgl.http://www.landesumweltamt.nrw.de(02.05.11) http://www.landesumweltamt.nrw.de/veroeffentlichungen/sonderreihen/blau/vortraege/20101124_Vortrag_BlaueRL_Heinrichsmeier.pdf

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Die vorliegende Karte zeigt eindeutig, wie sehr der Lauf der Ems durch die Regulierung ver-

ändert wurde. Außerdem kann man erkennen, dass eine erhebliche Verkürzung der Lauflän-

ge (auf ca. 65 % ihres ursprünglichen Wertes) stattgefunden hat. So wurde außerdem das

Gefälle vergrößert und die Fließgeschwindigkeit erheblich erhöht, was die oben genannten

Probleme und Auswirkungen zur Folge hatte. Der hellblaue Emsverlauf aus dem Jahre 1998

stellt auch den Flussverlauf der Ems da bevor die Renatuierungsarbeiten begonnen wurden.

Charakteristisch war der gerade Verlauf ohne Schlingen oder Altarme.

5.5 Konzept des Ems-Auen-Schutzprogramms

Die wesentlichen Beeinträchtigungen resultieren aus dem technischen Ausbau der Ems,

damit verbunden ist die Verkürzung der Lauflänge auf ca. 65% ihrer ursprünglichen Länge.

Außerdem hat sich so das Gefälle vergrößert, was zu einer erhöhten Fließgeschwindigkeit

der Ems führte. Desweiteren ist die ehemalige Strukturvielfalt im Wasser, die sich durch

Sandbänke, Furten oder Kolke zeigte und am Ufer mit Steilufern, Uferwällen und Gehölzen,

verloren gegangen. Außerdem ist der Biotopverbund aus Aue und Fluss durch die Tieflage

der Ems unterbrochen worden. Die Veränderung der abiotischen Faktoren hat die Lebens-

gemeinschaften der Ems grundlegend geändert. Das Hauptziel des EASKs ist „die ursprüng-

lichen Beziehungen wieder miteinander zu verknüpfen, indem die Ems wieder der gestalten-

de Faktor in ihrem Bett und in der Aue wird“.16

Die Ems als Flachlandfluss soll wieder ihre typische Dynamik entwickeln und entfalten kön-

nen. Im Zusammenspiel mit ihrem Überschwemmungsgebiet, der Aue, soll sie ihre Funktion

als ökologische Hauptachse des Münsterlands zurückgewinnen. Für die Umsetzung wurde

ein Referenzzustand gesucht, wie zum Beispiel heute noch existierende, natürliche Gewäs-

serzustände. Daraus wurde ein Leitbild geschaffen, das das maximal mögliche Sanierungs-

ziel unter Berücksichtigung der irreversiblen anthropogenen Einflüsse darstellt.

Das Entwicklungsziel ist, unter den heute bestehenden Restriktionen, den bestmöglichen

naturnahen Zustand zu erreichen. Zur Verwirklichung dieses Ziels wurden Maßnahmen ent-

wickelt.

Ein wichtiger Punkt ist die Laufverlängerung, denn ein längerer Fließweg verringert das Ge-

fälle und die Fließgeschwindigkeit und statt Tiefenerosion kann Seitenerosion einsetzen.

Folglich wird die Ems wieder flacher und breiter und es können sich z. B. Prall- und Gleitufer

entwickeln. So verbessert sich die Strukturvielfalt und der Fluss verbindet sich wieder mehr

mit der Aue und sorgt dafür, dass sich der Wasserhaushalt der Aue wieder stabilisieren

kann.

16

Staatliches Umweltamt Münster. Gewässerauenprogramm Ems. Ems-Auen-Schutzkonzept 3. Bericht. Münster 2006, S. 9

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Die Durchgängigkeit soll durch Rück- oder Umbau der Querbauwerke, die zur Solstützung

eingebracht wurden, wiederhergestellt werden, um das EASK- Gebiet für Langdistanzwan-

derfische erreichbar zu machen. Querbauwerke sind zum Beispiel Abstürze, Stutzschwellen

oder Kulturwehre. All diese Bauwerke sind für Fische nicht passierbar deswegen werden sie

im Laufe des EASKs baulich verändert. Heute schon sind auf einer Strecke von 89 Kilome-

tern zwischen dem Wehr in Warendorf und Rheine die 15 früher nicht passierbaren Bauwer-

ke so verändert worden, dass sie von der Fischfauna passiert werden können.

Ein weiterer Punkt ist die Entwicklung der Eigendynamik. Dazu wird beispielsweise die Ufer-

sicherung partiell entfernt, sodass Seitenerosion stattfinden kann und das Ziel der natürli-

chen Mäanderbildung kann langfristig erreicht werden. Das Flächenmanagement ist eben-

falls wichtig, denn das EASK ist keine behördlich festzustellende und damit rechtsverbindli-

che Planung. Zwar sind die öffentlichen Institutionen dazu gehalten die Ziele des EASKs in

ihren Handlungen zu berücksichtigen, jedoch herrscht das Prinzip der Freiwilligkeit. Umbau-

maßnahmen werden deshalb nur auf landeseigenen Flächen umgesetzt.

Ein wichtiges Kriterium des Konzepts vom EASK ist die Auenextensivierung. Das bedeutet,

dass die Flächen der Aue extensiv genutzt werden sollen, dies soll zu Erhaltung und Erhö-

hung der Strukturvielfalt beitragen. Die Flächen, die das Land NRW in der Emsaue besitzt

(ca. 530 ha Fläche) werden sofern sie nicht für die Umsetzung von Baumaßnahmen, als nut-

zungsfreier Gewässerentwicklungsraum oder als Tauschfläche benötigt werden, überwie-

gend zum Zwecke der extensiven Grünlandnutzung verpachtet. Gleiches gilt für Auenflä-

chen, die im Besitz der Kreise und Kommunen stehen.

Extensivierungsmaßnahmen sind unter anderem die Beweidung durch Galloways oder

Heckrinder (Auerochsenabbildzüchtung). Ziel ist es, durch eine extensive Beweidung ems-

auentypische und reich strukturierte Grünlandkomplexe und eine für diesen Lebensraum

typische Artenvielfalt zu fördern. Das EASK hat weiterhin das Ziel, den geringen Waldanteil

in der Emsaue zu erhöhen und vorhandene Wälder naturnah zu entwickeln, denn bis auf

wenige Reste sind naturnahe Auwälder weitegehend verloren gegangen.

Durch freie Sukzession, das bedeutet, dass Flächen sich selbst überlassen werden, bilden

sich langfristig naturnahe Auenwälder. Eine weitere Möglichkeit ist die Initialpflanzung von

auentypischen Pflanzen, die zur Neubegründung von Auenwald beiträgt. Im Projektgebiet

von Einen stehen etwa 28 % des Planungsraumes zur Begründung von Auenwald zur Verfü-

gung.

Die Schaffung von Retentionsräumen ist ebenfalls wichtig, denn Retentionsflächen sind die

seitlich an Flüssen und Bächen gelegenen Gebiete, auf denen sich bei Hochwasser das

Wasser ausbreiten und ansammeln kann. Sie sind notwendige Grundlage für den Erhalt und

die Verbesserung der ökologischen Vielfalt im Gewässer und in seinen Auen. Somit tragen

sie auch zum Bodenschutz und zur Grundwasseranreicherung bei.

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Deshalb sollen ehemalige Retentionsräume durch Absenkungen von Uferwällen und die Be-

seitigung von Rückstaueinrichtungen aktiv wieder erschlossen werden.17 So wird gleichzeitig

der Hochwasserschutz verbessert und die Entwicklung natürlicher Auenstrukturen und Öko-

systeme gefördert.

Auch wurden zahlreiche Nebengewässer renaturiert, das heißt sie wurden von ihren Uferbe-

festigungen befreit oder es wurden Rohrsysteme durch offene Flussläufe ersetzt, um eine

naturnahe Entwicklung in der Emsaue und der Nebenflüsse zu fördern.

5.6 Maßnahmen in Einen

Im Ems-Auen-Schutzkonzept (EASK)- Projekt Einen werden insgesamt 32 Maßnahmen an

der Ems sowie im Auengebiet vorgenommen. Diese Maßnahmen sind in drei große Bauab-

schnitte eingeteilt. Der Bauabschnitt 1 ist auf der Karte in M 4 im Anhang (sowie Karte 1 im

Papierformat) dargestellt. Die Arbeiten wurden dort im Jahr 2009 begonnen. Im Zuge der

Renaturierungsarbeiten wurde dort der Verlauf der Ems auf einer Länge von 500 Meter mit

Solbreiten von ca. 40- 50 Meter um etwa 200 Meter nach Süden verlegt. Der alte Gerade-

ausverlauf wurde durch einen Zwischendamm versperrt. Bei Hochwasser wird die neu ent-

standene Aue zukünftig mehrmals im Jahr geflutet. Bei großen Hochwassern jedoch wird der

Zwischendamm überströmt und dadurch ist eine Anhebung von Hochwasserständen außer-

halb des Planungsraums ausgeschlossen. Weiterhin wird durch Errichtung von Wällen ver-

hindert, dass Flächen von Dritten überflutet und somit geschädigt werden.

Der Neuverlauf wurde variantenreich gestaltet, was man anhand der angelegten Inseln und

Böschungen in Prall- und Gleituferform erkennen kann. Außerdem wurden aus dem Gebiet

entnommene Pappeln mit Wurzelteller als Totholz in die Ems eingebracht.18

Im Zuge dieser Renaturierung wurde die baufällige „Brücke Westhoff“ durch eine Brücke, die

den neu gestalteten Flusslauf überspannt, ersetzt. Die neue Brücke ist als Dreifeldbauwerk

konstruiert und hat eine Gesamtlänge von 61,20 Meter. Dieses neue Verbindungselement

wurde „Lonn-Brücke“ getauft (siehe M13 im Anhang). Sie verbindet als Geh- und Radweg-

brücke die südlich und nördlich verlaufenden Wanderwege mit überregionaler Bedeutung.

Außerdem erschließt sie den Bahnhof in Raestrup für die Einener Bürger und dient deswei-

tern auch zu Naherholungszwecken. 19

Im Jahr 2010 wurden zwei weitere Maßnahmen durchgeführt, einmal westlich von Einen der

Bauabschnitt BA 01.1, der flussaufwärts direkt an das 2009 renaturierte Gebiet anschließt.

Dort wurde die Mündung des Zuflusses Mussenbach naturnah gestaltet, indem man den

17

Vgl. http://www.hlug.de (02.05.11) http://www.hlug.de/medien/wasser/rkh/erklaer.htm 18 Vgl. Flyer: Emsauenschutzkonzept Projekt Einen 1. Bauabschnitt 2009. „Die Ems kann sich wieder eigendyna-misch frei entwickeln!“ 19 Vgl. Reinhard, Franz: Zurück zur Natur. In: Jahresblick 2009, Bezirksregierung Münster, Münster 2010, S. 37

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Mündungsbereich ausweitete und die rechts bzw. linksseitigen Böschungen bis zu 15 Meter

zurück verlegte und die Uferbefestigungen entfernte.

Außerdem wurde eine Bettaufweiterung vorgenommen, mit dem Ziel fließgewässerdynami-

sche Prozesse zu initiieren, um somit naturnahe Gewässerstrukturen zu schaffen. Die an-

grenzenden Gebiete wurden zu Überschwemmungsräumen reaktiviert. Durch einen neu auf-

geschütteten Wall werden die Flächen außerhalb des Projektgebiets vor Hochwasser ge-

schützt. Im Verlauf des Projekts werden weitere Neutrassierungen umgesetzt.

Ebenfalls im Jahr 2010 wurde der Bauabschnitt BA 02.1 umgesetzt, welche ich im Rahmen

meiner Facharbeit genauer darstellen möchte.

Im Bereich der Emsbrücke an der Einener Straße wurde eine Laufverlängerung angelegt.

Diese Laufverlängerung wurde durch das Anlegen eines Initialgerinnes erreicht, das ein im

Verhältnis zum Fluss relativ schmales und flaches Gerinne darstellt, welches parallel zum

ehemaligen Emslauf verläuft. So entsteht zwischen dem begradigten Emsverlauf und dem

neu angelegten Lauf eine Insel (siehe M 10 im Anhang). Nachdem die neue Emsschleife an

den Hauptlauf der Ems angeschlossen wurde, wurde an der anderen Uferseite ein Zwi-

schendamm eingebaut, der den Hauptlauf verschlossen hat20 (siehe M 5 im Anhang und M

12). Dieser Zwischendamm liegt auf 49,75 m über NN. Somit wird das Wasser ausschließlich

durch das Initialgerinne geleitet und mit der Kraft des Wassers wird das Initialgerinne zu ei-

nem natürlichen Flussbett gestaltet (siehe M 5 im Anhang). Der Damm wurde unter anderem

durch das Einbringen von Totholz gesichert. Das Totholz soll zu einer naturnäheren Gestal-

tung der Gewässersohle führen und Lebensraum für zahlreiche Tierarten darstellen. In der

begradigten Ems fehlte das Totholz bisher weitgehend.

Nördlich vom angelegten Initialgerinne soll sich eine Sekundäraue entwickeln. Mit der Schaf-

fung einer naturnahen Struktur in der Aue ergibt sich eine Verbesserung der Standort- und

Artenvielfalt. Im Anschluss an die Sekundäraue soll ein Weichholzauenwald entstehen.

Hauptsächlich besteht ein Weichholzauenwald aus verschiedenen Baum- und Strauchwei-

den, deren Habitat durch die häufigen Überflutungen geprägt ist. Daran soll sich ein Hart-

holzauenwald anschließen, der hauptsächlich aus Eichen und Eschen besteht. Zur Be-

schleunigung der Entwicklung von Weich- und Hartholzauenwald nahe dem Siedlungsbe-

reich südlich von Einen werden Anpflanzungen von auentypischen Gehölzen vorgenommen.

Östlich des entstehenden Auenwaldes soll extensiv genutztes Grünland entstehen.

20 Vgl. Bezirksregierung Münster: Die alles prägende Kraft ist das Wasser. Winterhochwasser gestaltet das Bett der Ems neu. In: Auenpost 02/2011

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Außerdem soll dort eine Blänke (ein Stillgewässer) geschaffen werden, welche zum einen

die Entwicklung eines naturnahen Gewässers fördert und somit eine Förderung seltener Bio-

zönosen ist und zum anderen eine Ausgleichsmaßnahme für den Verlust einer ehemaligen

Blänke ist. Diese Blänken sollen als Habitate (Lebensräume) für seltene Tiere und Pflanzen

wie zum Beispiel Amphibien, Libellen, Vögel oder Röhricht- und Seggenbestände dienen.21

Zur Sicherstellung des Hochwasserschutzes wurde eine Verwallung rückverlegt, weil die

gewässerbegleitenden Böschungen weitestgehend abgetragen wurden (siehe Karte 2 Pa-

pierformat Maßnahme C19). So wird gewährleistet, dass die Flächen von anderen Grundbe-

sitzern vor Schädigung durch Überflutung geschützt werden. Zum Schutz der Brücke sowie

der Straße L 548 wurde eine „schlafende Böschungssicherung“ geschaffen, die das Abtra-

gen des Fundaments der Brücke durch das Wasser verhindert.22

Ein weiteres Ziel ist die Erlebbarkeit naturnaher Auenelemente für die Öffentlichkeit. Um die-

ses Ziel zu erreichen, wurde eine Aussichtsplattform angelegt, an der man die Möglichkeit

hat sich über das Projekt zu informieren.

In der angefügten Grafik wird dargestellt, (siehe M 6 „Ist-Zustand“ im Anhang) wie die Ems

sowie die Aue auf einer Breite von 400 Meter vor den Renaturierungsarbeiten aussah. Man

kann sehr gut erkennen, dass die Ems wie in ein Korsett gezwängt war und dass das

ehemalige Auengebiet als Grün- und teilweise als Ackerland genutzt wurde. Außerdem gab

es nur einen sehr kleinen Gehölzstreifen und keinen Auenwald. Die Breite der Ems war

vorgegeben und im Vergleich zum Zielzustand sehr schmal, was keinerlei dynamischen

Wasserbewegungen zugelassen hat.

Den gewünschten Zielzustand erkennt man in der nächsten Grafik (siehe M 7 „Zielzustand“

im Anhang). Es ist eindeutig zu erkennen, dass das Bett eine viel größere Breite aufweist

und dass sich auf Grund des angelegten Initialgerinnes mehrere Inseln gebildet haben.

Ebenfalls hat sich eine vielfältige Flora und Fauna entwickelt mit Hart- und Weichholzauwald.

Die Grafik zeigt auch die verschiedenen Wasserstände bei Hochwasser. Man kann erken-

nen, dass die Aue auch schon bei einem mittleren Hochwasser überflutet wird, was typisch

für die Aue eines Flachlandflusses ist. Wenn man die beiden Zustände vergleicht fällt ein-

deutig auf, dass sich im Zielzustand ein viel naturnaheres Landschaftsbild entwickelt hat und

dass die Ems nun wieder die Möglichkeit hat zu mäandrieren. Weiterhin zeigt diese Grafik

eindeutig, dass die Renaturierung und damit die Schaffung von Retentionsflächen zum

Hochwasserschutz beiträgt.

21

Vgl. Broschüre: „Ems-Auen-Schutzkonzept (EASK) – Projekt Einen, Antrag gem.§ 31 WHG. Landschaftsökolo-gische Bearbeitung Teil B Landschaftpflegerischer Begleitplan, S. 17- 28 22 Vgl. Reinhard, Franz: Zurück zur Natur. In: Jahresblick 2009, Bezirksregierung Münster, Münster 2010, S. 37

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6. Touristische Nutzung

6.1 Naherholung

Durch die in den letzten Jahren schon durchgeführten und beschriebenen ökologischen Ver-

besserungsmaßnahmen hat sich die Attraktivität der Emsaue für die Naherholung deutlich

erhöht. Erholungssuchende und Freizeitsportler haben dort viele Möglichkeiten, wie zum

Beispiel Wandern, Reiten oder Angeln (siehe M 14 im Anhang). Das Foto zeigt deutlich,

dass die Emsaue vielseitig genutzt wird. Um einen Interessenausgleich zwischen den Anlie-

gen der Freizeitsportler und denen des Naturschutzes zu schaffen, ist es wichtig Maßnah-

men zu gestalten, die ein stilles Naturerleben ermöglichen aber ebenso ist es wichtig beson-

ders wertvolle Gebiete durch Besucherlenkung zu schützen.23

Im Rahmen des Ems-Auen-Schutzkonzepts gibt es auch Maßnahmen, die sich mit der Betei-

ligung der Öffentlichkeit beschäftigen und die Plätze zur Naherholung sowie zur Information

schaffen. Ein Ziel ist zum Beispiel die „Erlebbarkeit naturnaher Auenelemente für die Öffent-

lichkeit“24. Im Bereich östlich der Einener Straße wurde ein Fußweg angelegt, der durch die

neue Sekundäraue führt. Dies ist ein guter Rundweg für die Einener Bürger aber auch für

Wanderungen geeignet. Desweiteren wurde eine Aussichtsplattform gebaut, von der man die

gesamten Renaturierungsarbeiten östlich der Einener Straße überblicken kann. Die ausge-

führten Projektarbeiten werden an Informationstafeln erklärt. Die Aussichtsplattform liegt di-

rekt an dem Radweg R1 zwischen Einen und Müssingen und lädt die Radler zum Verweilen

ein.

Die „Maßnahme 20: Verlegung eines Reitweges“ ist ebenfalls eine Unterstützung für die

Naherholung und für den Freizeitsport im Gebiet der Emsaue. Hier wurde zur Verbesserung

der Reitwegesituation im Bereich zwischen Hessel und Ems der bisherige Reitweg umverlegt

und verläuft nun mit einigem Abstand parallel zur Ems.

Die Maßnahme 25 hat die Aufgabe der Gewährleistung der weiteren Befahr- und Begehbar-

keit für die Öffentlichkeit. In diesem Rahmen werden auch die Belange der ruhigen Naherho-

lung in der Aue nachhaltig gefördert. Das Interesse und die Sensibilität für die Natürlichkeit

der Emsaue und deren vielfältigen Lebensbedingungen soll gefördert werden. Hierfür wurde

ein spezielles Wegekonzept erstellt. In diesem Wegekonzept werden teils neue Wege ange-

legt, aber auch schon vorhandene Wege werden weiter genutzt. Zum Teil werden die Wege

direkt an die Gewässer und Neutrassierungen heran gelegt. Schwerpunkte für das Erleben

der dynamischen Emsentwicklung liegen südlich von Einen im Bereich der Lonn-Brücke und

östlich der Brücke Einener Straße (oben beschrieben).

23 Vgl. Staatliches Umweltamt Münster. Gewässerauenprogramm Ems. Ems-Auen-Schutzkonzept 3. Bericht. Münster 2006, S. 9- 37 24

Broschüre: „Ems-Auen-Schutzkonzept (EASK) – Projekt Einen, Antrag gem.§ 31 WHG. Landschaftsökologi-sche Bearbeitung Teil B Landschaftpflegerischer Begleitplan, S. 23

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Andere Bereiche hingegen werden absichtlich nicht zugänglich gemacht, um die Gewässer,

die Strukturen und die vorkommenden Arten nicht zu beeinträchtigen.25

Zusammenfassend wird deutlich, dass der Naherholungswert im Einklang mit den ökologi-

schen Aspekten ist. Eine Verschlechterung im Vergleich zu der früheren Naherholungssitua-

tion ist nicht zu erkennen. Aufgrund der neunen vielfältigen Landschaftstrukturen ist Naher-

holungswert vermutlich sogar gestiegen. Desweitern führt der EmsAuenradweg an dem Pro-

jekt in Einen vorbei. Für diesen Radweg gibt es Aussichtsplattformen und weitere Informati-

onstafeln.

6.2 Passantenbefragung

Um heraus zu finden wie groß die Attraktivität des Projektes in Einen ist, habe ich eine Pas-

santenbefragung durchgeführt. Dabei habe ich mich auf die Aussichtsplattform östlich der

Einener Straße positioniert und zunächst die anwesenden Besucher beobachtet, gezählt und

soweit möglich diese nach dem Wohnort gefragt. Mit Hilfe von Google maps habe ich die

Entfernungen von der Aussichtsplattform bis zu den angegeben Städten ermittelt. Insgesamt

habe ich in 30 Minuten am Sonntag, den 10. April 2011 von 14:45- 15:15 Uhr, 57 Personen

gezählt und davon habe ich 34 später persönlich interviewt, um herausfinden zu können wie

groß das Einzugsgebiet für diese Attraktion ist.

Das folgende Diagramm (siehe M 8 „Entfernung der Wohnorte“) stellt die Prozentwerte in

Abhängigkeit zu der Wohnortentfernung dar. Man kann erkennen, dass die Mehrheit der

Passanten aus Einen bzw. Müssingen kommt (36 %).

17 % der Besucher kommen aus Städten/ Dörfern, die zwischen 1- 10 Kilometer entfernt

liegen. Dies sind prozentual gesehen die wenigsten Besucher. Aus einer Entfernung von 11-

21 Kilometern kommen 26 %, prozentual gesehen die Mehrheit der Passanten die nicht aus

Einen kommen. Einige Besucher kommen auch aus weiterer Entfernung (21%).

Diese Umfrage zeigt, dass die Renaturierung der Ems nicht nur Menschen aus Einen an-

zieht, um die geschaffen Naherholungsmöglichkeiten zu nutzen. Nicht in Einen wohnhafte

Besucher kommen häufig mit dem Fahrrad, das kann man an den prozentualen Anteilen

erkennen. Dieses Verhalten kann man damit erklären, dass ich an diesem Sonntag sehr vie-

le Fahrradtouristen gezählt und interviewt habe. Für viele Menschen ist eine Strecke zwi-

schen 11- 21 Kilometern als Sonntagsfahrradtour zu bewältigen. Außerdem ist dies etwa der

Bereich, der von Lokalzeitungen erreicht wird, die über die Renaturierungsarbeiten informie-

ren.

25

Vgl. Broschüre: „Ems-Auen-Schutzkonzept (EASK) – Projekt Einen, Antrag gem.§ 31 WHG. Landschaftsökolo-gische Bearbeitung Teil B Landschaftpflegerischer Begleitplan, S. 30-33

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Die meisten Einener waren zu Fuß unterwegs. Im Vergleich dazu, kamen die meisten Besu-

cher von außerhalb mit dem Fahrrad (siehe M9 „Genutzte Fortbewegungsmittel). Außerdem

konnte ich feststellen, dass die Informationstafeln auf der Aussichtsplattform sehr gut ange-

nommen wurden, denn sehr viele Personen haben zunächst die Informationstafeln gelesen

und haben sich dann die Renaturierungsarbeiten angeschaut. Somit ist das Ziel des Ems-

Auen-Schutzkonzepts, die Menschen für die naturnahe Entwicklung der Ems zu interessie-

ren und sie zu informieren gut umgesetzt worden und die Maßnahmen werden von der Be-

völkerung angenommen.

Ich habe bevor ich die Umfrage durchgeführt habe erwartet, dass der Großteil der Besucher

aus Einen kommen würde. Diese Erwartung hat meine Umfrage jedoch zum Teil widerlegt,

denn viele Besucher kamen auch aus entfernteren Städten. Die Ergebnisse unterstreichen

noch einmal, dass die meisten Erholungssuchenden mit dem Fahrrad fahren oder wandern.

Die gesammelten Umfragewerte habe ich weiter ausgewertet, um herauszufinden, welche

Verkehrsmittel die Passanten nutzten, um nach Einen zu kommen (Siehe M 9 „Genutzte

Fortbewegungsmittel“). Man kann erkennen dass sich die Werte zwischen dem Fahrrad und

zu Fuß kaum unterscheiden. Einige Passanten kommen auch mit dem Auto (12 %). Diese

Personen kommen laut meinen Befragungen meistens zum Wandern. Für die Maßnahmen

bedeutet das, dass es eventuell noch nötig ist einige Parkplätze anzulegen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Einzugsgebiet der Emsrenaturierung größer

ist als von mir erwartet, denn viele Personen kommen aus entfernteren Städten wie Telgte,

Warendorf, Beelen oder Greffen um die geschaffenen Naherholungsmöglichkeiten zu nut-

zen. Das zeigt auch, dass diese Renaturierung nicht nur ökologische Vorteile mit sich bringt

sondern auch Vorteile für die Naherholungsmöglichkeiten in Einen bringt. Davon profitiert

auch die Gastronomie in Einen.

7. Auswertung des Interviews mit dem Heimatsvereinsvorsitzenden

Hubert Kleinschnitker

Das vollständige Interview befindet sich im Anhang. Dieses Interview habe ich geführt, um

heraus zu finden, in wie weit der Heimatverein an diesem Projekt beteiligt ist. Zusammenfas-

send kann man sagen, dass sich der Heimatverein in diesem Projekt dafür einsetzt, dass die

Naherholungsmöglichkeiten für die Bürger Einens verbessert werden. Außerdem setzt sich

der Heimatverein für die kontinuierliche Information über das Projekt im Bauabschnitt Einen

ein.

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„Wir haben zum Beispiel auch gegen einige Maßnahmen protestiert, wie zum Bei-

spiel, dass die Brücke Westhoff erhalten bleiben soll. Zunächst war es geplant diese

Brücke nicht zu ersetzten.“ (Interview im Anhang)

Das zeigt, dass sich der Heimatverein von Anfang an für die Bedürfnisse der Einener einge-

setzt hat, denn die Brücke ist einerseits eine wichtige Verbindung zwischen Einen und

Raestrup und anderseits auch sehr wichtig für die Naherholung, denn sie verbindet die Wan-

derwege nördlich und südlich der Ems. Dieses oben genannte Zitat unterstreicht auch, dass

die Naherholung ein wichtiges Ziel für den Heimatverein ist (vgl. Interview).

„Wir setzten uns dafür ein, dass die Emsaue als Naherholungsgebiet für die

Einener Bürger erhalten bleibt.“ (Interview im Anhang)

Dies ist eine wichtige Aussage für die Einener Bürger, denn zunächst waren zwar einige

Wege geplant, aber nur sehr wenige, da das Staatliche Umweltamt viele Gebiete komplett

vor Besuchern abschirmen wollte. Hier haben sich Heimatverein und StUA zusammen ge-

setzt, um eine gute Regelung für beide Seiten zu finden. Dies trägt auch zur Verbesserung

des Wegenetzes bei. Der Heimatverein möchte im Bereich des Schützenplatzes eine Bank

aufstellen, um eine Sitzgelegenheit zu schaffen, damit die Stille der Natur genossen werden

kann. Desweiteren sollen Parkplätze an der Abwasserpumpstation errichtet werden, was das

Parken für Besucher erleichtern soll. Das schafft einen weiteren Anreiz nach Einen zu kom-

men, um die Naherholungsmöglichkeiten rund um die Ems zu nutzen. Die wachsende Besu-

cherzahl wieder herum bringt ökonomische Vorteile für Einen, vor allem für die Gastronomie.

Alles in allem kann man sagen, dass sich der Heimatverein engagiert für die Belange der

Einener Bürger einsetzt und ihr Ziel der Verbesserung der Naherholungsmöglichkeiten sehr

gut umsetzt.

8. Persönliche Bewertung und Fazit

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Renaturierung der Ems sehr viele ökologische

Vorteile hat, denn die Ems kann sich im Planungsgebiet wieder dynamischer bewegen und

ein naturnaheres Landschaftsbild wird erzeugt. Die strukturelle Vielfalt in Flora und Fauna

wird gefördert und verbessert, desweitern wird das Ziel der EG- Wasserrahmenrichtlinie er-

reicht, den Fluss unter Berücksichtigung der modernen Gegebenheiten und Ansprüche an

das Gewässer wieder in einen naturnahen Zustand zu bringen.

Bevor ich die Recherche für meine Facharbeit begonnen habe, stand ich dem Projekt zwie-

spältig gegenüber, weil ich bis dahin nur sehr wenige Informationen über die Renaturierung,

deren Durchführung sowie über die Ziele hatte. Ein häufig genanntes Gegenargument beim

Bauabschnitt Einen waren die enorm hohen Kosten, die für dieses Projekt in Einen zu Buche

schlagen.

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Jedoch hat sich mein Bild im Laufe meiner Arbeit geändert, denn ich habe viel über das Pro-

jekt Ems- Auen- Schutz gelernt. Wichtige Informationen, um das Projekt bewerten zu können

fehlten mir vorher, wie zum Beispiel, dass die EG- Wasserrahmenrichtlinie eine Vorgabe der

EU ist, die jedes Land durchführen muss, um die Flüsse wieder in naturnahen Zustand zu-

rück zu führen. Das bedeutet, dass über all in Europa, wo Flüsse ausgebaut wurden solche

Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Diese Tragweite war mir vor der Facharbeit

gar nicht bewusst. Ebenfalls wusste ich auch nicht oder nur in sehr geringem Umfang, was

die Begradigung der Ems für Folgen für die Umwelt hat. Nachdem ich diese Punkte erfasst

habe, denke ich, dass solche Renaturierungsmaßnahmen, gerade wenn sie von der EU ge-

fördert werden, sinnvolle Maßnahmen sind. Das Projekt bietet aber nicht nur ökologische

Vorteile, sondern bietet auch einige Naherholungsmöglichkeiten für die Bevölkerung, denn

es wurden Aussichtsplattformen sowie Wege geschaffen, um die Menschen an die Natur

heran zu führen. Diese können die Einener Bürger sehr gut zur Naherholung nutzen. Jedoch

gibt es im Bereich der Naherholung auch noch einige Verbesserungsmöglichkeiten. Da sich

der Heimatverein Einen- Müssingen aber sehr um die Belange der Bürger kümmert, indem

zum Beispiel mehrere Wege auf Wunsch des Heimatvereins mit in die Planungen aufge-

nommen wurden, ist dieses Projekt nicht nur eine Maßnahme für die Natur sondern bietet

den Menschen ebenfalls Vorteile. Die Bürger können die vorhandenen Informationstafeln

nutzen und an den Maßnahmen teilhaben, sich weiterbilden und die Wege zur stillen Naher-

holung im Sinne von Radfahren, Wandern, Reiten und Angeln nutzen. Somit komme ich zu

dem Fazit, dass es zwar vor allem ökologische Vorteile, aber auch positive Aspekte für die

Naherholung gibt.

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9. Literaturverzeichnis:

1. Sekundärliteratur:

Bezirksregierung Münster: Die alles prägende Kraft ist das Wasser. Winterhochwasser ges-taltet das Bett der Ems neu. In: Auenpost 02/2011 Heinrichsmeier, Günter: Naturnahe Gewässer. Ems wird erneut aus dem europäischen För-derprogramm LIFE gefördert. In: Jahresblick 2009, Bezirksregierung Münster, Münster 2010 Ministerium für Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW (MUNLV) : Mehr Leben für Ems und Co. Die Bäche und das Grundwasser im Gebiet der Oberen Ems-Zustände, Ursachen von Belastungen und Maßnahmen. 2008.

Mitglieder des Arbeitskreises Geschichte im Dorfmarketing Einen- Müssingen u.a.: Erlebte Geschichte(n) rechts und links der Ems. Einen und Müssingen im 20. Jahrhundert. Waren-dorf 2005

Staatliches Umweltamt Münster. Gewässerauenprogramm Ems. Ems-Auen-Schutzkonzept 3. Bericht. Münster 2006 Reinhard, Franz: Zurück zur Natur. In: Jahresblick 2009, Bezirksregierung Münster, Münster 2010

2. Internetquellen:

http://www.ems-life-nrw.de(27.04.11)http://www.ems-life-nrw.de/ems-auen-schutzkonzept.html http://www.ems-life-nrw.de(05.05.11) http://www.ems-life-nrw.de/ueber-life.html http://www.flussgebiete.nrw.de (05.05.11) http://www.flussgebiete.nrw.de/Hintergrund/R__umliche_Gliederung/index.jsp

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20

http://www.hlug.de (02.05.11) http://www.hlug.de/medien/wasser/rkh/erklaer.htm http://www.landesumweltamt.nrw.de(02.05.11) http://www.landesumweltamt.nrw.de/veroeffentlichungen/sonderreihen/blau/vortraege/20101124_Vortrag_BlaueRL_Heinrichsmeier.pdf http://www.lfu.bayern.de (25.04.11) http://www.lfu.bayern.de/wasser/wrrl/index.htm http://www.lwl.org(20.04.11).Grodau, Jens- Patrick: DIE EMS Lebensader für Mensch und Natur http://www.lwl.org/lmz-download/medienproduktion/booklet_ems.pdf

3. Sonstige Quellen: Broschüre: „Ems-Auen-Schutzkonzept (EASK) – Projekt Einen, Antrag gem.§ 31 WHG. Landschaftsökologische Bearbeitung Teil B Landschaftpflegerischer Begleitplan Flyer: Emsauenschutzkonzept Projekt Einen 1. Bauabschnitt 2009. „Die Ems kann sich wie-der eigendynamisch frei entwickeln!“

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Anhang Material: 1 Emsverlauf 26

26 http://www.ems.nrw.de/ Gebietsbeschreibung/index.jsp (20.04.11)

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Material 2 :Abbildung der Ems bei Einen im Jahre 1777 27

Material 3: „Darstellung des Profils der Ems nach der Begradigung28“

Material 4: „ Bauabschnitt 1 des Projekts in Einen“ 29 (siehe auch große Karte Papier)

27

Staatliches Umweltamt Münster. Gewässerauenprogramm Ems. Ems-Auen-Schutzkonzept 3. Bericht. Münster 2006, S. 39 28 http://www.muenster.org (24.04.11) http://www.muenster.org/mauritz/projekte_in/Emsaue/Emsaue9 /wie.html

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29 http://www.ems-life-nrw.de( 05.05.11) http://www.ems-life-nrw.de/info-material.html

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Material 5: „Veränderung des Initialgerinnes“30

30

Bezirksregierung Münster: Die alles prägende Kraft ist das Wasser. Winterhochwasser gestaltet das Bett der Ems neu. In: Auenpost 02/2011

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Material 6: „Ist- Zustand“ 31

Material 7: „Zielzustand“ 32

31http://www.landesumweltamt.nrw.de(04.05.2011) http://www.landesumweltamt.nrw.de/veroeffentlichungen/sonderreihen/blau/vortraege/20101124_Vortrag_BlaueRL_Heinrichsmeier.pdf 32

http://www.landesumweltamt.nrw.de(04.05.2011) http://www.landesumweltamt.nrw.de/veroeffentlichungen/sonderreihen/blau/vortraege/20101124_Vortrag_BlaueRL_Heinrichsmeier.pdf

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Material 8: „Entfernung der Wohnorte“

Material 9: „Genutzte Fortbewegungsmittel“

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Material 10: „Luftbildaufnahme der renaturierten Ems östlich der Brücke Einener Straße“ 33

33 Bezirksregierung Münster ( Aufnahme vom 22.02.2011)

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Material 11: Interview mit dem Heimatsvereinsvorsitzenden Hubert Kleinschnitker Das Interview habe ich am Samstag, den 07. Mai 2011 geführt. Frage: Ist der Heimatverein Einen- Müssingen in das Ems- Auen-Schutzkonzept involviert? Antwort: Ja, der Heimatverein ist schon bei den Planungen für dieses Konzept mit einge-bunden worden. Wir haben zum Beispiel auch gegen einige Maßnahmen protestiert, wie zum Beispiel, dass die Brücke Westhoff erhalten bleiben soll. Zunächst war es geplant diese Brücke nicht zu ersetzten. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass dort wieder eine Brücke gebaut wird, denn sie ist eine wichtige Verbindung für die Einener nach Raestrup zum Bahn-hof. Desweitern setzten wir uns dafür ein, dass die Naherholungsmöglichkeiten in der Ems-aue erhalten bleiben. Wir haben auch schon bei der Planung die Wünsche der Bevölkerung geäußert. Was als positiv zu erwähnen ist, dass die StUA (Staatliches Umweltamt) auf die Wünsche eingeht, wenn sie zu erfüllen sind. Zum Beispiel wurde jetzt nachträglich während den Baumaßnahmen noch ein weiterer Wanderweg geplant. Frage: Wofür setzen Sie sich noch ein? Antwort: Wir setzten uns dafür ein, dass die Emsaue als Naherholungsgebiet für die Eine-ner Bürger erhalten bleibt. Und unsere Divise ist, den Bürger zu informieren, damit diese wissen warum und wie diese Maßnahmen durchgeführt werden. Dazu bieten wir zum Bei-spiel Führungen durch die Emsaue an. Im Juli wird eine größere Gruppe kommen, die einen Betriebsausflug macht und diese werden wir dann informieren. Außerdem arbeiten wir in Verbindung mit dem NABU, wir haben zum Beispiel eine Entsteinungsaktion durchgeführt, um die Gewässerbefestigung zu entfernen. Diese Aktion hat einen sehr guten Zuspruch be-kommen, ebenso wie das Emsauenfest. Wir haben auch letzen Winter eine Winterwande-rung veranstaltet, an der 50- 60 Personen teilgenommen haben. Wir sind unter anderem zur Lonnbrücke gewandert und wir haben dort einen Vortrag zur Emsrenaturierung organisiert. Für die Verbesserung der Naherholung setzen wir uns vom Heimatverein dafür ein, dass an einigen wenigen Stellen Bänke aufgestellt werden sollen, damit es Möglichkeiten zum Sitzen gibt. Desweiteren haben wir einen Naturlehrpfad erschaffen, der die Menschen unter ande-rem auch über die Ems und die Renaturierungsarbeiten informiert. In Zusammenarbeit mit dem Dorfmarketing sollen noch Parkplätze an der Pumpstation (an der Brücke Einener Stra-ße) errichtet werden, damit Wanderer oder auch Kanuten diese nutzen können, um ihre Au-tos abzustellen. Frage: Wie wichtig ist die Emsrenaturierung Ihrer Meinung nach für die Naherholungsmög-lichkeiten in Einen? Antwort: Da gibt es positive und negative Aspekte. Ein möglicher negativer Punkt ist, dass man nicht man nicht mehr so nah an die Ems heran kommt, denn viele Gebiete sollen zu wachsen. Und es wird den gemähten Dreimeter-Streifen rechts und links der Ems in dieser Form nicht mehr geben. Dieser wurde früher für Spaziergänge genutzt, jedoch war die Natur sehr „eintönig“. Die Ems im naturnahen Zustand wird von vielen Bürgern positiv gesehen, viele von ihnen sind auch interessiert an dem Projekt. In Zukunft wird es interessantere Wanderwege geben, die sehr naturnah sind. Das ist positiv für die Naherholung, die Angler sind ebenfalls positiv überrascht, denn sie haben nun mehr Gebiete zum Angeln. Im Großen und Ganzen ist dies eine positive Entwicklung.

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Frage: Gibt es aufgrund der Renaturierung Vorteile für den Ort Einen? Antwort: Ja auf jeden Fall, denn es kommen viele Menschen „von außen“ nach Einen und das fördert zum Beispiel die Gastronomie im Ort. Außerdem steht der Ort so in einem positi-ven Licht, was auch Folgen haben könnte, damit sich zum Beispiel Familien dazu entschei-den in Einen im neuen Baugebiet zu bauen. Vielen Dank für das Interview! Material 12: „Foto der Renaturierungsarbeiten östlich der Brücke Einener Straße“ Aufgenommen 09.04.2011

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Material 13: „Lonn- Brücke“34

Lonn-Brücke, selbst aufgenommen 09.04.2011

34

Bezirksregierung Münster

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Material 14: „ Naherholungsnutzung an der Lonn- Brücke“

Selbst aufgenommen am 09.04.2011

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