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Die Sprachenproblematik in Lothringen Gestern und Heute

Die Sprachenproblematik in Lothringen

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Page 1: Die Sprachenproblematik in Lothringen

Die Sprachenproblematik in Lothringen

Gestern und Heute

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‘Deutschlothringen‘Lorraine thioise

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Deutschloth- ringen Saarland

Fläche in km2 ca. 3335 2567

Einwohner 536 354 1 043 167

Einwohner pro km2 ca. 161 406

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Verteilung der Sprachen im Departement MoselleMuttersprachen

Gesprochene Sprachen

Einwohner Deutsch D. und F. Französisch

1878 464 898 247 584 76 135 141 179

1910 655 211 481 460 1 047 146 097

Einwohner Hochdeutsch Dialekt Französisch

1931 685 908 443 217 285 856 414 9391962 920 341 354 856 313 373 736 903

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Verteilung der Sprachen nach Kreisen (1962)Kreis Einwohner Hochdeutsch Dialekt FranzösischDiedenhof.-O 106 557 46% 39% 93%Diedenhof.-W 148 065 32% 10% 97%Saargemünd 76 962 61% 86% 71%Forbach 184 981 51% 66% 83%Bolchen 65 417 56% 57% 86%Metz-Land 147 277 32% 10% 98%Metz-Stadt 103 559 38% 12% 98%Saarburg 59 136 53% 72% 81%Château-Sal. 30 357 30% 19% 86%

Dialektsprechende Kinder zwischen 5 und 9 in den Kreisen:

Saargem. Saarburg Forbach Bolchen Diedenh.-O Château-S.

83% 62% 57% 45% 18,5% 13%

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• Länge der Grenze zwischen Deutschlothringen und

• Welschlothringen : 224 km• dem Elsass : 174 km• Deutschland : 170 km davon 136 zwischen

Lothringen und dem Saarland• Luxemburg : 36 km

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I Allgemeines

II Geschichte ( - 1944)

III Die Mundarten

IV ‘Die Neuzeit‘ (1945 - )

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II Geschichte ( - 1944)

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Tarchamp,Hoffelt,Oberpallen,Garnisch Freisen,Kusel,Landstuhl,Offenbach

Bretagne,Nordfrankreich Allgäu,Tirol (Hall,Pettneu...) Polen (Wola)

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Der Kampf ums ÜberlebenStiftungsurkunde des Jesuitenkollegiums von Bockenheim (1630)

Wir, Franz II., Herzog von Lothringen und Bar, … haben die Absicht, die deutsche Sprache zum Wohle unserer deutschen Untertanen, die etwa ein Drittel der Einwohner Lothringens ausmachen, in unserer Grafschaft [Sarwerden] zu bewahren, ja so gut wie möglich zu pflegen. Wir wollen, dass die Lehrer deutsch sprechen können so gut wie möglich, ja so gut wie es als nötig erachtet wird, damit der Gebrauch der Sprache erhalten bleibe…

Erlass vom 27. September 1748

Wir, Stanislav, dank Gottes Gnade König von Polen, …, aufgrund sicheren Wissens, voller Macht und königlicher Autorität, sagen, bestimmen und befehlen, haben gesagt, bestimmt, befohlen und haben daran Gefallen, dass ab Publikation des vorliegenden Erlasses alle Akten der Richter unseres Deutschen Bellistums, die Akten in ihrer Zuständigkeit, sowie alle weiteren unserer Herrschaft … in französischer Sprache erfasst, diktiert und redigiert werden …

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1789 – 1830 : sprachenpolitische Diskrepanzen• September 1791. Talleyrand in der Nationalversammlung: Die Einheit

der Sprache ist die grundlegende Voraussetzung für die Einheit der Nation. Dieser Haufen verkommener Mundarten, Restbestand des Feudalismus, muss endlich weichen.

• Januar 1794. Barère vor dem Konvent: Der Föderalismus und der Aberglauben reden bretonisch, die Immigration und der Hass der Republik reden deutsch; die Konterrevolution redet italienisch, und der Fanatismus redet baskisch.

• Napoleon I.: Mögen sie [die elsass-lohringischen Generäle] deutsch reden, wenn sie nur auf Französisch säbeln.

• 1806: Verbot in den Volksschulen Lothringens deutschsprachiger Bücher. Dies alles ohne Erfolg, denn der ‘gerngroβe Chef‘ setzt seine Moneten in die Grande Armée ein, nicht in Dorfschulen.

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1830 – 1871: Französisch werde sie, die deutsche Schule!

• 1833 : Das Gesetz von Bildungsminister Guizot verpflichtet die Gemeinden Frankreichs zur Führung von Kindergärten und Grundschulen unter der Aufsicht von staatlichen Schulinspektoren.

• 1844 : Guizots Nachfolger Villemain ruft den Metzer Bischof Dupont des Loges auf, Predigten und Religionsunterricht auf Französisch halten zu lassen. Die Volkssprache schnell zu ändern bliebe nicht straflos, tönt es zurück. Zeitlich zuerst komme das bekannte Deutsch, danach das unbekannte Französisch.

• 1852. Schulverordnung für die «deutschen Schulen»: Rechenunterricht auf Französisch, Katechese in Deutsch mit Übersetzung ins Französische.

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• 1858: Unterricht von 6 bis 8 Jahren nur in Französisch, danach zu gleichen Teilen in Deutsch und Französisch.

• 1863: Generalvikar Beauvallet fordert Gleichstellung von Deutsch und Französisch.

• 1865. Bildungsrat des Departement Moselle ; Deutsch wird fortan nur am Anfang als Verstängigungsmittel geduldet. Sobald die Schüler französisch verstehen, muss Deutsch verschwinden.

• April 1869: Breitgestützte Petition gegen die Schulbehörde.

• Juli 1869: Aufhebung der Verordnung von 1865 durch den kaiserlichen Bildungsrat dank persönlicher Intervention von Napoleon III.

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• Während Arbeit und Wohlstand in den Dörfern des französischen Teils des Kreises Saarburg blühen, ist der deutsche Teil allzu oft der Schauplatz eines schändlichen Elends. Da übt die Trunksucht ihre abscheuliche Wirkung aus, da beleben Wirtshausstreite die Polizeireviere… Und es ist auf dieser Seite, dass die Delikte sich mehren und Verbrechen manchmal geschehen (Bericht des Landrats vom 11. Juni 1853)

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• Es ist eine Tatsache, dass der gleichzeitige Gebrauch des Französischen und des Deutschen, den Sie als Hirngespinst bezeichnen, in allen unseren kleinen Städten üblich ist, in Bitsch, Saargemünd, Püttlingen, Saaralben, Sankt Avold, Bolchen, Busendorf, Sierck und Diedenhofen; und er ist seit langem notgedrungen tief verwurzelt… Dieser Gebrauch beider Sprachen ist auch eine Folge der gegebenen Umstände. Diese bedingen, dass die Bevölkerung die Sprachen spricht, die sie im alltäglichen Leben benötigt… Bedürfen wir des Französischen, weil es unsere Landessprache ist, so auch nicht weniger des Deutschen, weil es unsere Muttersprache ist… und wir von Deutschland durch keine chinesische Mauer getrennt sind… (Petition, 1869)

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1871 - 1944• 1871 – 1918. Grundschulen: Französischunterricht nur in Welsch-

lothringen. Bei Schulreformen wird der französische Anteil aber allmählich reduziert.

• 1910 (etwa). Grundschulen mit mindestens 50% französischsprachiger Schüler: 7 Wochenstunden Französisch in den 2 untersten Klassen, 3 in der Mittelstufe, 2 in der Oberstufe…………………………………… Dazu kam der durchgehend 4-stündige Religionsunterricht in Französisch.

• 1918 – 1940. Kein Deutschunterricht in den Grundschulen Welschlothringens. In Deutschlothringen gewährte die Regierung nach langen Kämpfen 3 Wochenstunden Deutschunterricht im 4. Halbjahr und danach. Dazu kam der in Deutsch gegebene 4-stündige Religionsunterricht.

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• 1940 – 1944. Kein Französischunterricht, weder in Grund- noch in Oberschulen.

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Umgangs- und Schriftsprache• In Lothringen verfügt man über frühe Dokumente in deutscher Sprache,

etwa in Form von Rechnungsbüchern alter Herrschaften.

• Die Autoren dieser Dokumente haben in der Regel eine ausgleichende Schriftsprache verwendet und stark abweichende Dialektformen vermieden. Aus ihren Schriften kann man also keine Rückschlüsse auf die Entwicklung der Mundarten ziehen.

• Schon in 16. J. bemühen sich die Schreiber, ihre Schriftsprache an das neue Hochdeutsch anzupassen.

• Die Kirche insbesondere war bei Predigt, Messbüchern, Unterricht, Kirchenliedern auf die Hochsprache angewiesen. So wurde Hochdeutsch auch in Lothringen zur Sprache des Schrifttums, der Kirche, der Schule, des Gesangs und teilweise sogar der Märchen und Sagen.

• Durch das Volkslied blieb Lothringen der Hochsprache bis 1944 eng verbunden.

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Die Mundarten

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Mun

dartg

eogr

afie

Apfel

Appe

l

dat das

opof

Appel

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luxemburgisch

moselfränkisch

rheinfränkisch

alemannisch

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Oberalemannisch

En Hirsch im Ysegatter

Bim dunkle Buecheschlag –

Was stoht er so verlore do

Am helle Maietag?

Er hät jo z‘fresse-n-i der Chripf,

Er chan im Pferch sich schön ergoh,

und d‘Vögel singed im umsunscht –

Wott er de Früelig nid verstoh?

Bis still, du muesch nid froge,

Er hät halt langi Zyt.

Wär guet, er hett de Wald nie gseh

Und was drin z‘luege git!

Was bringt em ächt de Wind für B‘richt,

Déi us em chüele Tannegrund?

Es isch mer, ‘s rüeffi überlut:

Chomm hei, chomm hei, de Summer chunt!

Alfred Huggenberger

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NiederalemannischWie‘s Nàcht isch worre, bin i noch emol nüs fer s‘Hofdoor abzeschliesse. Un do isch‘r àm Zün gstànde. Es isch e Schwàrzer gsin. Wie kummt dann jetz der dohar, hàwi mi gfröit, un was will dann der?

Ich süech d‘Wihnàchte, sait‘r unufgefordert, als hatt‘r mini Fröj gheert.

Ich hàb müen làche: Wihnàchte, des gibt‘s doch iweràl, sogàr in Affrik!

Er will àwer e Stickel vun minere Wihnàchte, ich hätt soveel devun.

Mr het nie genüe Wihnàchte, hàwi im gsait.

Bsundersch bu denne Krisezitte.

Müesch dich doch einmol àn ebs richti fraije kenne, odder nit?

Es geht dr doch nit schlacht, sait‘r no. Wursch dü nit jede Daa sàtt?

Des isch doch normàl, nit? Allerdings kànn ich mir des Johr ken Ganselawerpàschteet leischte. D‘Zitte sin lüsig, wie schun gsait. Awer morje gehn‘r trotzdem ins Restaurant asse, sait‘r.

Uf jede Fàll! Es isch doch e hoocher Feschtdaa, nit, der müess doch gfiirt ware, des gheert sich doch! Odder nit?

Ob ich ne inlàd, fröit‘r.

Un wàs noch! Ich dätt jo uffàlle mit so eim! Lüej numme wie der gemuschtert isch! Wàs dätte d‘Lit sawe! Ich miesst mich jo schàmme!

André Weckmann

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Rheinfränkisch

Jo mia sin nua de Fronseln van dea gross France,

mia sin jo nua en paa noch, wu hòn di Chance,wu vastehn, wenn di enen schennen iwa us,wu oich vastehn, wenn di ònan spotten iwa us.

Jo mia sin noch di Fronseln,hie un doh noch en paa einzeln,wu schwätzen, wi di Olten us geleat,un doch vastehn, wos ma so iweroll heat.

Jo mia sin noch so‘n paa am Rònten,wu mehnen, des mia usa Blòtt noch heppen

känten, wu noch gea usa Freid un usa Laid so sahn,wie ma gesung, gelòcht un gehiel van klin an.

En paa Kilometa van dòh isch de Grenz,un uff da òna Sitt nitt viel witta vasteht

kens,Wòs mia lòh schnaweln un vazeelen,

un soga uff usa Art krakeelen.

S‘isch nua en gònz schmala Stròmen,wu noch bahòll hòtt den Sòmen,

den Sòmen van den Weatan,wu mia geleat van Kend an.

Ja mia Oman un Opan,mia mun es noch widdasch sahn.

Vielleicht gitt es noch en paa davan,wu sich späda arrinan dran

Suzanne Rouget

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Moselfränkisch

Der Lehrer hat us gefroot, of Fransèisch natierlich, wat for bléd Leit mit wären, wou héer mir kämen. User Lehrer wor von Südfrankreich un hot nét wéi useräner gewchwätzt. Nét wéi de normal Leit.

«Von mua ab, hat er gesaat, géft nur meh franzéisch geschwätzt, én de Schoul, ém Hof, of der Gass, dahäm, iwwerall. Hann der verstann? De Franzosen schwätzen franzéisch un dir sén Franzosen.»

Wéi der Schoulmeschter us dat lo verzehlt hat, han mir us de Faischt voll gelacht: «Wéil déer lo us us Sprooch verdreiwen?»

Un déer lo, déer hat us us Sprooch verdriff! Sou es dat vorgang: wéi eich den näckschten Dach én de Schoul komm sén, do wor métten of meim Désch en dicker Knopp.

«Wat és dat lo?» han eich gefroot.

Der Lehrer hat mir gleich Beschädt gén: « Dau hascht den Knopp. Déin ierschten, wou de hierscht Platt schwätzen, kréit den Knopp: Un déer, wou mua mojen én de Schoul kémmt mét déim Knopp lo, géft gestrooft:. Honnert Mol muss er schreiwen: « De Franzosen schwätzen franzéisch! »»

Jean-Louis Kieffer

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Luxemburgisch

Jid Meedche parfüméiert sech,

jid Meedchen huet säin Doft.

An ëmmer richt meng Nues mat Freed,

wann irgendwou fei Loft.

Déi Deg hun ech op engem Bal

gedanzt mat engem Kand.

T‘war parfüméiert wonnerbar,

dee rengste Vioulewand.

Meng Nues, déi wor och gläich ewech,

An ech sot iwergleckelech.

Meedchen, du richs, o, du richs jo sou gutt.

T‘as reng zum Stierwen, sou richs de gutt

Loss mech dech richen, t‘deet mir sou gutt.

D‘geet dach näischt driwer, t‘Nues leeft mir iwer.

Meedchen, wat richs de gutt.

Text: P.SteinMusik: Louis Beicht

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Rhe

inis

cher

Fäc

her

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Rhe

inis

cher

Fäc

her

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luxemburgisch

moselfränkisch

rheinfränkisch

alemannisch

AisIs

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Dialektgrenzen und gegenseitiges Verstehen

Eine kleine Statistik, gestützt auf 21 Erzählungen von J.-L. Kieffer(Busendorfer Mundart)

Anzahl Wörter (Wiederholungen mitgezählt): 12 706Davon:

Anzahl Wörter mit nicht mutiertem p (Kopp, Peerd, …): 68 (0,5%)

Anzahl Wörter der Gestalt dat, datt, wat, et: 388 (3%)

Anzahl hyperdiphtongierter Wörter (die im Altdeutschen und in der Hochsprache nicht diphtongiert sind: eich, dau, Fouss, …): 726 (6%)

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machenmache

gen

werre

hen e

r

Wun

Wund

Schulter

Schuller

HändHänn

HandHen

geweescht / gewen

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häle(n)haile(n)

haißhäß

blaich

bläch

bissche / bissel

schwätze(n) / redde

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Die ‘Neuzeit‘ (1945 - )

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1945 - 1990• 1945: Streichung jeglichen Deutschunterrichts in Vorschulen,

Grundschulen und Religionsunterricht. Die Eltern werden von den Lehrern aufgefordert, mit den Kindern in deren Interesse französisch zu reden. Il est chic de parler français, französisch reden ist fein.

• 1952: Einführung eines 2-stündigen Deutschunterrichts pro Woche in den 2 letzten Klassen der Volksschule (12-14 Jahre). Erteilung und Teilnahme können von zuständigen Lehrer bzw. von den Eltern eines Schülers abgelehnt werden.

• 1953: Schaffung einer Abteilung von Wanderlehrern für den Deutschunterricht (Veloschwòwe im elsässischen Volksmund).

• 1959: Der fakultative Deutschunterricht wird auf die 3 letzten Volksschulklassen erweitert. Doch wird dies bald durch die Verlängerung der Schulzeit und die Gründung von Mittelschulen (collèges) hinfällig.

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• 1973. Holderith: Einführung eines fakultativen 2½-stündigen Deutschunterrichts pro Woche in den 2 letzten Klassen der gekürzten Volksschule (9-11 Jahre).

• 1968:

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Zweisprachigkeit ein Traum?• 1990. Die Schulbehörde lehnt die Einführung paritätischer Klassen (13

Wochenstunden in Französisch, 13 in der Regionalsprache) ab, obschon solche Klassen bereits in baskischen, bretonischen und korsischen Vor- und Grundschulen existieren. Daraufhin gründen Eltern den Verein ABCM-Zweisprachigkeit.

• 1991. Mit der finanziellen Unterstützung von Regionalrat und Generalräte eröffnet ABCM-Zweisprachigkeit paritätische Klassen in Zabern, Lutterbach und Ingersheim, wenig später auch in Mülhausen und Pulversheim.

• 1992. Die Schulbehörde sieht sich gezwungen nachzuziehen und eröffnet ihrerseits paritätische Klassen in Sulz, Gebweiler und Lutterbach.

• 1994. Unterzeichnung eines Vertrags zwischen Staat und Region zur Förderung paritätischer Schulen im Elsass.

• 1997. Ablehnung paritätischer Klassen durch die Schule in Lothringen. Eröffnung zweier ABCM-Schulen in Saargemünd dank städtlicher finanzieller Unterstützung.

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Der ‘spezifische moselländische Weg‘

• Seit 2002 wird in den 2 letzten Klassen (9-11Jahren) aller Grundschulen Frankreichs neben Französisch eine weitere Sprache gelehrt (1½ Wochenstunde). In Deutschlothringen ist dies in der Regel Deutsch.

• In 20 Vorschulen und 21 Grundschulen wird auf allen Altersstufen pro Woche ein 3-stündiger Deutschunterricht erteilt.

• In 9 Ortschaften wird auf allen Stufen der Vor- und Grundschule ein verstärkter Deutschunterricht angeboten: 6-9 Wochenstunden je nach Klasse.

• In Saargemünd und Spichern wird dieser verstärkte Deutschunterricht auf einzelnen Altersstufen auf 13 Wochenstunden erweitert.

In Lothringen meidet die Schulbehörde das Reizwort ‘Regionalsprache‘. Sie spricht lieber von der ‘Sprache des Nachbarn‘ und fährt auf vier eigenen Gleisen:

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inki

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Schrifttum• Otto von Diemeringen: Die Reisen des John Mandeville (1483)• Elisabeth von Lothringen (1397-1456): Sibille, Loher und Maller,

Herpin von Burges und sein lieber Sun Lewe, Huge Scheppel • Wolfgang Musculus (Mislin), Reformator in Straβburg, Augsburg, Bern

(1497-1563): Glaubenslehre, Kirchenlieder• Johann Michael Moscherosch (1601-1669): Wunderliche und

warhafftige Gesichte Philanders von Sittewald, darin insbesondere: Uff die löbliche Gesellschaft Moselsar

• Johann Nikolaus Weislinger (1691-?): Friss Vogel oder stirb (1726)• Johann Salzmann (1739-1807): Unterweisungen über die wich-tigsten

Glaubenswahrheiten und über die vornehmsten Schuldigkeitgen des Christentumes (1774)

• Johann Philipp Haas (?-1805), «sehr redegewandter Prediger, der die lateinische, deutsche und französische Sprache gut beherrscht»: Christliche Unterrichtungen (1787)

• Johann Jakob Weber (1767-1833): Etwas Gegengift wider den Zeitgeist für den gemeinen Mann in Deutschlothringen (1823)

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• Alexander von Villers (1812-1889): Briefe eines Unbekannten (1881)• Jacques Touba (1860-1940), Beiträge zur Ortsgeschichte Lothringens

(1908-1938)• Heinrich Lerond (1861-1927): Herappel und Rosenthal (1885),

Klänge aus Lothringen (1888), Lothringische Sammelmappe (1890-1901), Wasser- und Gestirnkultur in lothringischen Kinderreigen (1908), Sagenborn lothringischer Burgtrümmer (I 1912, II 1921), Brunehaut, reine d‘Austrasie (1913)

• Theodor Lerond (1865-1952), Lieder eines Lothringers (1900), Aus der Blumenrunde (1910)

• Louis Pinck (1873-1940), Verklingende Weisen (1926-1939)• Alfred Pellon (1874-1947), Seltsame Menschen (1929), Allerheiligen

(1938), Unter Mirabellenbäumen (1941), Die falsche Jungfrau von Orleans (1942), Gozell Garin (1943)

• Angelika Merkelbach-Pinck (1885-1972), Lothringer erzählen (I und II, 1936), Aus der Lothringer Meistube (I und II, 1943), Volkserzählungen aus Lothringen (1965), Brauch und Sitte in Ostlothringen (1968)

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• Adrienne Thomas (1897-1980), Katrin wird Soldat (1930), Katrin! Die Welt brennt! (1936), Da und dort (1950)

• Ernst Moritz Mungenast (1898-1986?), Der Zauberer Muzot (1939). Weitere Bücher wurden anscheinend nachträglich auf Lothringen umgeschrieben (Christoph Gardar, Die Halbschwester)

• Peter Michels (1902-1984), Die Lothringischen Mundarten (1939), Der Brunnen Gottes (1959), Der Garten der Gerechtigkeit (1953), Der Engel des Herrn (1966), Der Sohn des Jonas (1969)

• Polly Maria Höfler (1907-1952), André und Ursula (1937)• Adolphe Thil (1930- ), Mit den Toten kann man nicht

leben (1995)• Heutige Mundartautoren: Marianne Haas-Heckel

(Saargemünd), Jean-Louis Kieffer (Busendorf), Jeanne Muller-Quévy (Karlingen), Su-zanne Rouget (Sankt Avold), Lucien Schmitthäusler (Saargemünd)…