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1 Die Suche Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer INHALT DER HOLOCAUST IM UNTERRICHT ANSPRUCHSVOLLES NIVEAU EINFACHES NIVEAU

Die Suche Handreichung für Lehrerinnen und Lehreredu.annefrank.org/diesuche/AFDH_DieSuche_4.pdf · Comic als auch das Lehrmaterial wurden ausgiebig getestet. Da der Comic recht lang

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Die SucheHandreichung für Lehrerinnen und Lehrer

INHALTDER HOLOCAUST IM UNTERRICHTANSPRUCHSVOLLES NIVEAUEINFACHES NIVEAU

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Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

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Der Holocaust (die Schoah) im Unterricht

Das Wort Holocaust (auch Schoah) bezeichnet einen nie dagewesenen Völkermord, der im 20. Jahrhundert geschah: die systematische Verfolgung und Auslöschung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Kollaborateure in der Zeit von 1933 bis 1945. Ungefähr sechs der elf Millionen europäischen Juden wurden ermordet. Sie waren nicht die einzigen Opfer des Naziregimes, doch die einzige Gruppe, deren völlige Ausrottung (systematisch und mit industriellen Methoden) die Nazis geplant hatten. Andere Gruppen, die aus rassistischen, ethnischen oder nationalistischen Motiven verfolgt und ermordet wurden, waren Sinti und Roma, Behinderte, polnische Bürger, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, sowjetische Kriegsgefangene und politische Gegner.

Warum sollte der Holocaust im Unterricht behandelt werden?Der Völkermord ist die letztendliche Konsequenz der rassistischen Nazi-Ideologie. Diese traumatische Periode in der europäischen Geschichte wirkt bis heute nach. In der Literatur, der bildenden Kunst, im Film und im politischen Diskurs spielen die Themen NS-Zeit, Zweiter Weltkrieg und Holocaust noch immer eine große Rolle. Der Holocaust ist zu einem Bezugspunkt bei der Beurteilung heutiger gesellschaftlicher Phänomene geworden.

Ist es überhaupt möglich, einen Comic über den Holocaust zu machen?Unsere Erfahrungen mit dem Comic Die Entdeckung haben uns gezeigt, dass der Einsatz eines Comics als pädagogisches Medium große Vorteile hat:

- als niedrigschwelliges Lernmittel erreicht ein Comic eine große Zahl von Schülerinnen und Schülern;

- ein Bild sagt oft mehr als tausend Worte, insbesondere, wenn es mit der Technik der „klaren Linie“ von Eric Heuvel gezeichnet wurde.

Bei der Produktion eines Comics über ein so komplexes und sensibles Thema wie den Holocaust müssen natürlich einige Dinge beachtet werden. Fiktionale Elemente und Ungenauigkeiten müssen unbedingt vermieden werden; sämtliche Fakten und Abbildungen müssen bis ins Detail stimmen. Autor und Zeichner haben viel Zeit mit Recherchen verbracht. Sie haben die Orte im Comic, die es heute noch gibt, aufgesucht und fotografiert und zahlreiche historische Aufnahmen studiert. Auf das Thema spezialisierte Historiker in den Niederlanden und im Ausland haben das Projekt in allen Entwicklungsphasen kritisch begleitet. Die Personen in der Geschichte sind – wie schon in Die Entdeckung – fiktiv; die Erlebnisse der Hauptpersonen basieren jedoch weitgehend auf den Berichten Überlebender.

Was möchten wir unseren Schülerinnen und Schülern vermitteln?Die wichtigsten Lernziele von Die Suche sind:

- Die Schüler kennen die wesentlichen Fakten über den Holocaust.

- Die Schüler begreifen, dass die Verfolgung der Juden schrittweise stattfand.

- Die Schüler begreifen, dass die Verfolgung der Juden kein unabwendbarer Prozess, sondern das Ergebnis von Entscheidungen war, die Menschen (oft bedingt durch äußere Umstände) getroffen haben.

- Die Schüler erkennen, dass Menschen in diesem Prozess unterschiedliche Rollen innehatten: Opfer, Täter, Helfer und Zuschauer.

- Die Schüler kennen einige der Dilemmas und Entscheidungsmöglichkeiten der Opfer, Helfer und Zuschauer.

- Die Schüler können die Dilemmas und Entscheidungen der Hauptpersonen nachvollziehen.

- Die Schüler erkennen, dass die Rollen nicht immer festgelegt waren, dass Menschen unter ähnlichen Umständen unterschiedliche Entscheidungen treffen können und dass sich Menschen auch ändern können.

- Die Schüler erkennen, dass sich die Geschehnisse von damals noch immer auf das Leben der Menschen heute auswirken, sowohl auf persönlicher wie auch auf gesellschaftlicher Ebene.

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Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

Persönliche Geschichten im MittelpunktIm Comic Die Suche stehen die Geschichten der beteiligten Personen bewusst im Mittelpunkt. Den Schülern wird damit ermöglicht, sich in die Personen hineinzuversetzen und sich ihnen emotional verbunden zu fühlen. Dieser Aspekt wird bei den gängigen Unterrichtsmethoden oft vernachlässigt. Im Jahr 2006 erforschte die Stichting Leerplanontwikkeling, ob und in welchem Umfang der Holocaust bei den aktuellen Unterrichtsmethoden eine Rolle spielt. Wie die Studie ergeben hat, werden die Fakten über den Holocaust bei allen Lehrmethoden ausführlich behandelt. Bezeichnend ist jedoch, dass die Fakten im Mittelpunkt stehen und die Übungen und Arbeitsaufträge vor allem auf die Reproduzierung von Faktenwissen abstellen. Bei den meisten Methoden geht es so gut wie nie um die persönliche Identifikation oder die Dilemmas und Entscheidungsmöglichkeiten. Die Suche und das dazugehörige Lehrmaterial sollen diese Lücke füllen.

Pädagogische PrinzipienDie Produkte und Aktivitäten des Anne Frank Hauses, zu denen auch dieser Comic gehört, basieren auf folgenden pädagogischen Prinzipien:

Persönliche GeschichtenDie Dimension des Holocaust übersteigt die menschliche Vorstellungskraft. Persönliche Geschichten helfen dabei, nachzuempfinden, was es für die einzelnen Menschen bedeutete. Persönliche Geschichten führen zu emotionaler Betroffenheit. Diese Betroffenheit fördert die Aufnahme und Festigung von Wissen. Individuelle Geschichten helfen den Schülern, Dilemmas zu begreifen und Entscheidungen nachzuvollziehen. Dabei ergeben sich von allein Fragen wie „Was denke ich darüber?“ oder „Was hätte ich getan oder gesagt?“ Die Schüler werden dazu angeregt, über ihre eigenen Normen und Werte nachzudenken.

Mikroebene – MakroebeneWichtig ist, dass die Schüler erkennen, wie sich gesellschaftliche Entwicklungen und Maßnahmen (Krieg, Diskriminierung) auf Individuen auswirken und dass solche gesellschaftlichen Veränderungen keine unabwendbaren Prozesse, sondern das Ergebnis von Entscheidungen sind, die Menschen getroffen haben. Im Comic denken und agieren die Hauptpersonen (Mikroebene) vor dem politischen und gesellschaftlichen Hintergrund ihrer Zeit (Makroebene).

Vergangenheit – GegenwartAus der Geschichte lernen wir etwas über uns selbst und die Welt, in der wir leben. Wir sind bestrebt, die historischen Themen so zu gestalten, dass sie Ansatzpunkte für die Beschäftigung mit aktuellen Problemstellungen bieten. Im Comic werden einige dieser Ansatzpunkte von Großmutter Esther verkörpert, ihrem Sohn Paul (zweite Generation) und Enkel Daniel (dritte Generation).

LehrmaterialWir bieten Lehrmaterial auf zwei Ebenen an: Einfaches Niveau und Anspruchsvolles Niveau. In beiden Fällen stehen die verschiedenen vom Holocaust betroffenen Gruppen im Mittelpunkt: die Opfer, die Täter, die Helfer und die Zuschauer. Die Arbeitsaufträge regen die Schüler dazu an, über die Dilemmas, Entscheidungen und Handlungen der Personen aus dem Comic nachzudenken.

ZielgruppenDie hauptsächliche Zielgruppe von Die Suche sind Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 15 Jahren. Sowohl der Comic als auch das Lehrmaterial wurden ausgiebig getestet. Da der Comic recht lang ist, können Schüler mit Lese- und/oder Konzentrationsschwierigkeiten ihn auch in Teilabschnitten lesen. Mehr dazu finden Sie in der Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer / Einfaches Niveau.

Website und Bestell-PlattformWeitere Informationen über den Comic finden Sie hier: http://www.annefrank.org/de/Bildungsarbeit/Lehrerportal/Produkte-und-Kurse/Die-Suche/Auf der Website können Sie den Comic bestellen. Außerdem finden Sie Informationen über Fortbildungen für Lehrkräfte.

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Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

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Folie 1DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

FILMCLIPARBEITSAUFTRAG

VORBEREITUNGIm Allgemeinen benötigen die Schüle-rinnen und Schüler für die Lektüre des Comics etwa eine Stunde. Vor der Ar-beit mit der digitalen Unterrichtseinheit müssen die Schüler den Comic durch-gelesen haben. Sie können sich zusam-men mit den Schülern den Zeichent-rickfilm in der digitalen Unterrichtsein-heit anschauen, bevor die Schüler mit der Lektüre beginnen. Falls Sie Fragen haben, können Sie sich jederzeit an uns wenden: [email protected]

DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEITBegleitend zum Comic haben wir eine digitale Unterrichtseinheit entwickelt. Sie enthält vertiefende Informationen und un-terstützt Lehrkräfte bei der Besprechung der Arbeitsaufträge in der Klasse. In die-ser Handreichung wird des Öfteren auf die digitale Unterrichtseinheit verwiesen. Sie finden die digitale Unterrichtseinheit für Die Suche hier online: http://edu.an-nefrank.org/DieSuche

Im Mittelpunkt der digitalen Unterrichts-einheit stehen die Hauptpersonen, ihre Rollen, ihre Entscheidungen und Dilem-mas. Durch Filmclips mit Zeitzeugen-In-terviews erfahren die Schüler mehr über die Dilemmas, in denen sich diese Men-schen befanden, und sie werden dazu angeregt, über deren damalige Entschei-dungen nachzudenken.

WER IST WERDa es manchen Schülern vor allem am Anfang nicht leichtfällt, die Hauptpersonen auseinanderzuhalten, können Sie sie auf die Seiten 4/5 hinweisen, wo die Haupt-personen sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart abgebildet sind.

WEBSITEAuf http://www.annefrank.org/de/Bildungsarbeit/Lehrerportal/Produk-te-und-Kurse/Die-Suche/ finden Sie weiteres Lehrmaterial.

Folie 2DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

FILMCLIP

WAS DENKST DU ÜBER DIE SUCHE?In diesem Teil äußern Schüler ihre Meinung über den Comic und erkennen, dass er auf realen Geschehnissen beruht.

LERNZIELE

- Die Schüler äußern ihre Meinung über den Comic und denken darüber nach, welche Gefühle die Geschichte bei ihnen ausgelöst hat.

- Die Schüler werden sich bewusst, dass hinter der unvorstellbaren Zahl von „sechs Millionen Toten“ sechs Millionen individuelle Tragödien stehen.

- Die Schüler erkennen, dass der Comic auf realen Fotos und Geschehnissen basiert (Dutzende von Zeichnungen basieren auf historischen Aufnahmen).

1) Stimmst du zu?Die Schüler werden nach ihrer Meinung gefragt.

2) Was denkst du?Die Schüler werden nach ihrer Meinung gefragt.

TIPPObwohl Schüler heutzutage daran gewöhnt sind, schockierendes Bildmaterial im Fernsehen und im Internet zu sehen, ist es wichtig, dass Sie berücksichtigen, welche Wirkung die Geschichte des Holocaust auf ihre Schüler haben könnte:

- Lassen Sie die Schüler in Zweiergruppen arbeiten und ihre Antworten vergleichen und miteinander besprechen.

- Diskutieren Sie einen Teil der Antworten mit der ganzen Klasse.

TIPPSechs Millionen Tote sind für Schüler kaum vorstellbar. Deshalb kann es hilfreich sein, wenn Sie einem dieser sechs Millionen Individuen ein Gesicht geben. Der Name, die Familie, das äußere Erscheinungsbild und die persönliche Geschichte ermöglichen den Schülern eher einen emotiona-len Zugang. Sie könnten ihnen zum Beispiel die Geschichte von Anne Frank erzählen.

Folie 3DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

ZEITLEISTE

Sie können den Schülern den Auftrag geben, eine Zeitleiste anzufertigen. Die Schüler setzen die Nummer jeder Zeich-nung an den richtigen Platz auf der Zeit-leiste und erhalten so einen Überblick über die wichtigsten Geschehnisse. Bei der Besprechung des Arbeitsauftrags können Sie die Zeitleiste in der digitalen Unterrichtseinheit benutzen.

LERNZIELEDie Schüler kennen einige wichtige Ereignisse aus der Zeit von 1933-1945 und können sie auf einer Zeitleiste zuordnen.

TESTE DEIN WISSENIn diesem Teil wird getestet, ob die Schüler Begriffe aus dem Comic verstanden haben.

LERNZIEL

- Die Schüler kennen die Bedeutung von zehn wichtigen Begriffen aus dem Comic.

1 = AntisemitismusIm täglichen Sprachgebrauch bedeutet Antisemitismus Hass auf Juden. Der Begriff wird für eine Reihe von negativen Haltungen gegenüber Juden über Jahr-hunderte benutzt: von den ethnischen Gegensätzen in der Antike, religiöser Ri-valität und wirtschaftlicher Ausgrenzung im Mittelalter bis zu Pogromen im 19. Jahrhundert und dem Holocaust im 20. Jahrhundert. Das Anne Frank Haus hat Unterrichtsmaterial über Antisemitismus früher und heute und über Vorurteile im Allgemeinen entwickelt.

2 = Nazi„Nazi“ ist die Kurzform von Nationalsozialist. So hießen die Anhänger des Nationalsozialismus. Ein Nazi war nicht unbedingt Mitglied der NSDAP, aber ein Vertreter der nationalsozialistischen Ideologie.

Anspruchsvolles Niveau

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3 = HJ (Hitlerjugend)Ziel der Hitlerjugend (HJ) war die völlige Umwandlung, Indoktrinierung und Gleichschaltung der deutschen Jugend, damit sie den Zielen der Nazis diente. Hitler: „Meine Pädagogik ist hart. Das Schwache muss weggehämmert werden. […]Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich. Jugend muss das alles sein. Schmerzen muss sie ertragen. Es darf nichts Schwaches und Zärtliches an ihr sein. Das freie, herrliche Raubtier muss erst wieder aus ihren Augen blitzen. Stark und schön will ich meine Jugend. […]So kann ich das Neue schaffen.(Hitler 1940, zitiert nach Stahlmann/Schiedeck 1991)

4 = „Rassengesetze“Die Nürnberger „Rassengesetze“ sollten die „Reinheit“ der deutschen „Rasse“ verbessern. Sie wurden auf dem Reichsparteitag 1935 verkündet. Das „Reichsbürgergesetz“ legte fest, wer als vollwertiger Deutscher anerkannt wurde und wer nicht. Als „Reichsbürger“ galten Männer und Frauen „deutschen Blutes“, die durch ihr Verhalten bewiesen, dass sie dem deutschen Volk und Reich „in Treue dienen“ wollten.Das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ verbot sexuelle Beziehungen zwischen Deutschen und Juden. Ob jemand als Deutscher oder als Jude galt, war davon abhängig, was für Großeltern er hatte. Als Jude galt, wer drei jüdische Großeltern hatte. Etwas später wurde noch festgelegt, wann jemand als „Volljude“, „Halbjude“ oder „Vierteljude“ zu bezeichnen war.Ergänzt wurden die Nürnberger Gesetze durch das „Gesetz zum Schutz der Erbgesundheit des deutschen Volkes“, das die Pflicht zur Vorlegung von Ehetauglichkeitszeugnissen des Gesundheitsamtes einführte, um sicherzustellen, dass nur „erbgesunde“ Kinder geboren wurden.

5 = NovemberpogromDas Novemberpogrom war der erste große organisierte Gewaltakt gegen die Juden, seit die Nazis 1933 an die Macht gekommen waren. Einige Tage zuvor war in Paris der deutsche Diplomat Ernst Eduard vom Rath von dem siebzehnjährigen Juden Herschel Grynszpan erschossen worden. Daraufhin sprach Propagandaminister Goebbels von einer „internationalen jüdischen Verschwörung“ gegen das Deutsche Reich. Diese Anschuldigungen resultierten in einem angeblich spontanen Ausbruch von „Volkszorn“. In Deutschland, Österreich und im „Sudetenland“ wurden in einer Nacht mehr als 7.000 Geschäfte jüdischer Inhaber zerstört oder verwüstet. Wegen der vielen zerbrochenen Scheiben sprach man auch von der „Kristallnacht“. 1.000 bis 2.000 Synagogen wurden zerstört, Schätzungen zufolge hundert Juden ermordet und Tausende von Juden (Schätzungen zufolge bis zu 30.000) in Konzentrationslager gebracht. Nach dem Novemberpogrom wurden die antijüdischen Maßnahmen in Deutschland noch schärfer. Eine große Zahl von Juden versuchte das Land zu verlassen.

6 = FebruarstreikAnfang 1941 nahmen die Drangsalierungen, Bedrohungen und die Gewalt gegen Juden in Amsterdam immer mehr zu. Bei einer Schlägerei mit einer Gruppe jüdischer Männer kam ein niederländischer Nazi ums Leben. Am Samstag, dem 22. Februar 1941, wurden als Vergeltungsmaßnahme 427 Juden verhaftet. Viele nichtjüdische Amsterdamer waren empört und traten in einen Generalstreik, der sich schnell verbreitete. Die Deutschen schlugen den Streik innerhalb von zwei Tagen nieder. Auf Streikende wurde geschossen, vier von ihnen wurden hingerichtet, 22 andere ins Gefängnis gesteckt, und 70 Streikende verloren ihren Arbeitsplatz. Die Stadt Amsterdam musste eine Geldbuße von 15 Millionen Gulden zahlen. An den sogenannten Februarstreik wird jährlich am 25. Februar am Standbild des Hafenarbeiters auf dem Jonas Daniel Meijerplein in Amsterdam mit einer Gedenkveranstaltung erinnert.

7 = GhettosEin Ghetto ist ein Wohnviertel, in dem Menschen mit einem gemeinsamen ethnischen Hintergrund oder einer gemeinsamen Kultur leben, in den meisten Fällen durch die Regierung oder die Umstände dazu gezwungen. In der ganzen Geschichte waren meist Juden davon betroffen. Während des Zweiten Weltkrieges befand sich das größte Ghetto in Warschau. Die nationalsozialistischen Besatzer pferchten 380.000 Juden im alten jüdischen Teil der Stadt zusammen. Vor dem Krieg lebten nur 60.000 Menschen in diesem Viertel. Das Ghetto war von einer drei Meter hohen Mauer und Stacheldraht umschlossen. 1942 kamen hier Tausende von Juden um; sie starben an Entkräftung, Krankheiten oder wurden ermordet, schon bevor die Massendeportationen stattfanden.

8 = EinsatzgruppenDie Einsatzgruppen waren deutsche „Sondereinheiten“, die hinter der osteuropäischen Front Massenexekutionen von Juden, Sinti und Roma, Intellektuellen, Kommunisten und Partisanen ausführten. Die vier Einsatzgruppen, die in der Sowjetunion tätig waren, erschossen dort ab Ende 1941 ungefähr eineinhalb Millionen Juden in einem Zeitraum von etwas über einem Jahr.

9 = Sinti und RomaSinti (aus Nordwesteuropa) und Roma (aus Osteuropa) sind zwei der größten Romvölker. Wegen der negativen Konnotationen der Fremdbezeichnung „Zigeuner“ wird im Allgemeinen die Eigenbezeichnung dieser Völker benutzt.

10 = SchoahDie Begriffe Schoah und Holocaust sind Bezeichnungen für die systematische Ermordung von sechs Millionen europäischen Juden durch die Nazis während des Zweiten Weltkriegs. Da das Wort Holocaust „Brandopfer“ bedeutet, hat es für viele Menschen einen falschen Beiklang und sie bevorzugen das Wort Schoah, das im Hebräischen (plötzliche) Vernichtung bedeutet.

Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

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Anspruchsvolles Niveau

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Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

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Folie 4DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

ESTHERS GESCHICHTEViele Geschehnisse vor dem Krieg und in der Kriegszeit wirkten sich unmittelbar auf Esther und ihre Familie aus. Die Zeichnungen zeigen, um welche Geschehnisse es sich handelt und welche Folgen sie haben konnten.

INTERVIEW MIT JETTEKE FRIJDASchauen Sie sich mit den Schülern ei-nen Ausschnitt aus einem Interview mit Jetteke Frijda an. Jetteke Frijda wurde am 1. Dezember 1925 geboren. Sie war eine Klassenkameradin von Margot Frank. Im Comic hasst Esther es, dass sie gezwungen ist, den gelben Stern zu tragen. Im Interview spricht Jetteke Fri-jda über ihre Erfahrungen beim Tragen des „Judensterns“. Das Interview finden Sie in dem Teil „Tatsächlich geschehen“. Hier sind auch weitere Filmclips von Gesprächen mit Zeitzeugen zu finden.

ESTHERS GESCHICHTEIn „Esthers Geschichte“ lernen die Schüler mehr über die Realität von Flucht und Untertauchen und erfahren, wie Esther ihre traumatischen Erlebnisse verarbeitet hat.

LERNZIELE

- Die Schüler können ausdrücken, wel-chen Eindruck Esthers Geschichte auf sie gemacht hat.

- Die Schüler begreifen, dass es Überleben-den oft schwerfiel (und bis heute schwer-fällt), über ihre Erfahrungen zu sprechen.

- Die Schüler werden sich bewusst, welche Folgen gravierende historische Ereignisse für das Leben von Individuen haben.

- Die Schüler können sich in das Dilemma eines Opfers (in diesem Fall: Esther) hinein-versetzen und ihre Meinung in Worte fassen.

- Die Schüler können darlegen, welche Bedeutung eine greifbare Erinnerung für Menschen hat, die alles verloren haben.

TIPPSie können Ihren Schülern sagen, dass viele Überlebende die traumatischen Erinnerungen ihr Leben lang unterdrückt haben, aber dass manche von ihnen, so wie Esther, im späteren Alter dann doch das Bedürfnis haben, darüber zu sprechen.

1) Eine schwierige EntscheidungDie richtige Antwort lautet: Esther ging zu Professor Bouwer. Sie können mit Ihrer Klasse diskutieren, warum Menschen bestimmte Entscheidungen trafen. Verschiedene Antworten sind möglich, zum Beispiel:

Ich gehe zu meinen Eltern

- weil ich sie nicht alleinlassen will

- weil ich nicht ohne sie auskommen kann

Ich gehe zu Professor Bouwer

- weil ich dort in Sicherheit bin

- weil er mir helfen kann

TIPPBesprechen Sie mit den Schülern auch andere Überlegungen, die für die Entscheidung, ob jemand untertauchte, vielleicht eine Rolle gespielt haben:

- Man brauchte vertrauenswürdige, nichtjüdische Kontaktpersonen.

- Man brauchte ausreichend Geld für Essen und Unterkunft.

- Man musste meistens Angehörige und/oder Freunde zurücklassen.

- Untergetauchte Personen, ihre zurückgebliebenen Angehörigen und ihre Helfer wurden von den Nazis mit fürchterlichen Strafen bedroht.

2) Große Folgen[numbered drawings]

Folie 5DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

BOBS KAMPFIN AUSCHWITZDieser Teil beschäftigt sich mit den Deportationen und den Gräueln der Lager, vermittelt durch die Erlebnisse von Bob. In der digitalen Unterrichtseinheit sehen die Schüler 5 Zeichnungen und 5 Wörter. Welches Wort gehört zu welcher Zeichnung?

LERNZIELE

- Die Schüler können ausdrücken, welchen Eindruck Bobs Geschichte auf sie gemacht hat.

- Die Schüler können erklären, warum sich Juden manchmal gegen die Gewalt, die Demütigungen und die Verfolgung gewehrt haben.

- Die Schüler können einige Begriffe Zeichnungen im Comic und einem historischen Zitat zuordnen.

- Die Schüler können erklären, warum es in den Konzentrationslagern wichtig war, jemanden zu haben, für den man überleben wollte.

- Die Schüler begreifen, dass Gefangene so gut wie keinen Einfluss auf das hatten, was ihnen widerfuhr.

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Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

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IN AUSCHWITZ

TIPP

- Sie können näher darauf eingehen, warum die Nazis die Häftlinge in dieser Weise behandelt haben:

1) Die Schwelle (für Täter), Menschen in großem Maßstab zu ermorden, wird niedriger, wenn die Opfer nicht mehr als „Menschen“ gesehen werden.

2) Jemandem die persönliche Identität zu nehmen, kann als ultimative Erniedrigung betrachtet werden. Viele Opfer verloren durch den Verlust ihrer Identität ihre Lebenskraft.

INFOViele Gefangene hielten die Umstände nicht länger als drei Monate aus und starben an Entkräftung, Kälte, Hunger, ansteckenden Krank-heiten oder wegen mangelnder medizinischer Versorgung. Aus den Berichten Überlebender geht oft hervor, dass die Existenz eines geliebten Menschen, der noch am Leben war, ein Motiv war, nicht aufzugeben.

Folie 6DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

In der digitalen Unterrichtseinheit geht es auch um andere Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. In Filmclips lernen die Schüler die Geschichte von Stefan Kosinski und Zoni Weisz kennen.

ANDERE OPFER In der digitalen Unterrichtseinheit kommen auch die Geschichten von zwei anderen Menschen vor. In einer davon geht es um Stefan Kosinski, der als Homosexueller von den Nazis wegen seiner sexuellen Orientierung verfolgt wurde. In dem Abschnitt „Andere Opfer“ lernen die Schüler seine Geschichte kennen und erfahren, auf welche Weise er verhört wurde. .

Folie 7DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

TATSÄCHLICH GESCHEHENIn der digitalen Unterrichtseinheit sind unter der Überschrift „Tatsächlich geschehen“ fünf andere historische Beispiele zu finden. Es geht um folgende historische Fotos:

- Deutsche Truppen ziehen über die Berlage-Brücke in Amsterdam

- Novemberpogrom (brennende Synagoge)

- Haus der Wannsee-Konferenz

- Ankunft eines Zuges in Auschwitz

- Berg von Kleidern, Auschwitz

Diese Fotos wurden auch im Comic Die Suche benutzt. In der digitalen Unterrichtseinheit erhalten die Schüler den Auftrag, die entsprechenden Zeichnungen im Comic zu finden.

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Folie 8DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

TATSÄCHLICH GESCHEHENZEITZEUGENDer Zeichner hat außerdem Tagebücher, Interviews mit Zeitzeugen und andere Quellen benutzt. Hören und schauen Sie sich die kurzen Geschichten und die kleinen Filme an. Im Teil „Tatsächlich geschehen“ der digitalen Unterrichtseinheit sind verschiedene kurze Geschichten zu finden. Beispielsweise zeigt eine Slideshow die Folgen der Wannsee-Konferenz. Die Entwicklungen, die in den Gräueln der Lager resultierten, werden in knapper Form dargestellt. Im Comic kehrt Bob nach Amsterdam zurück. In der Realität war eine solche Rückkehr sehr kompliziert und schwierig. Die Rückkehr der Juden kommt im Teil „Tatsächlich geschehen“ der digitalen Unterrichtseinheit ebenfalls zur Sprache.

INTERVIEW MIT JETTEKE FRIJDASchauen Sie sich mit den Schülern einen Ausschnitt aus einem Interview mit Jetteke Frijda an. Jetteke Frijda wurde am 1. Dezember 1925 geboren. Sie war eine Klassenkameradin von Margot Frank. Im Comic hasst Esther es, dass sie gezwungen ist, den gelben Stern zu tragen. Im Interview spricht Jetteke Frijda über ihre Erfahrungen beim Tragen des „Judensterns“. Das Interview finden Sie auch in dem Teil „Tatsächlich geschehen“, zusammen mit weiteren Filmclips von Gesprächen mit Zeitzeugen.

Folie 9DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

Die digitale Unterrichtseinheit umfasst einen Audio-Clip über Louisa Steenstras Motive. Nachdem sie sich den Clip angehört haben, können die Schüler an einem Auftrag arbeiten, der ihnen dabei hilft, die verschiedenen Motive zu entdecken, aus denen Menschen zu Helfern wurden. Beides ist im Teil „Barends Hilfe“ zu finden.

BARENDS HILFE Warum haben sie geholfen?Bei diesem Auftrag beschäftigen sich die Schüler mit den Motiven, aus denen Menschen Juden geholfen haben.

LERNZIELE

- Die Schüler können erklären, warum jemand (hier Barend) Juden geholfen hat, und sie können ihre eigene Meinung zu dem Thema äußern.

- Die Schüler können Gründe nennen, warum jemand hilft oder nicht hilft.

- Die Schüler sind in der Lage, die Kernaussage eines Zitats zu erkennen.

- Die Schüler können ein Beispiel nennen, wie sie jemandem geholfen haben, und ihre Motive darlegen.

TIPPDie Frage „helfen oder nicht helfen“ eignet sich gut für ein Rollenspiel. Teilen Sie die Schüler in Dreier- oder Vierergruppen auf. Esther ist auf der Flucht und sucht einen Unterschlupf. Sie kann über Nacht bei einer gläubigen Bauernfamilie bleiben. Nachdem Esther schlafen gegangen ist, besprechen die Eheleute, was sie nun tun wollen. Kann Esther bleiben oder nicht? Lassen Sie die Schüler die möglichen Gründe auflisten und in ei-nem Gespräch zwischen dem Bauern und seiner Frau durchspielen.

TIPPErklären Sie den Schülern, dass nur ein kleiner Teil der nichtjüdischen Bevölkerung in den Nied-erlanden untergetauchten Juden half. Häufige Motive waren: Es ging um Bekannte, man half aus politischer Überzeugung (oft sozialistisch oder kommunistisch und somit antifaschistisch), und insbesondere in den Niederlanden resultierte Hilfe auch aus dem christlichen Glauben.

TIPPLassen Sie die Schüler überlegen, welche Möglichkeiten Menschen in einer Kriegssituation haben. Oft sind sie vorschnell der Überzeugung: „Ich hätte natürlich geholfen.“ Konfrontieren Sie die Schüler mit der Komplexität des Problems und der zugrunde liegenden Motive. Seien Sie vorsichtig beim Vergleich damaliger Verhältnisse mit der heutigen Situation. Achten Sie nicht nur auf die Gemeinsamkeiten, sondern auch auf die Unterschiede.

Einige Unterschiede:

- Helfen war extrem gefährlich.

- Die meisten Menschen wussten nicht, dass die Juden in den Lagern ermordet wurden.

- Aufgrund der antijüdischen Propaganda hatten viele Menschen ein negatives Bild von Juden.

Einige Gemeinsamkeiten:

- Auch heute hilft man eher Bekannten als Fremden.

- Auch heute helfen manche Menschen anderen aus dem Gefühl heraus, dass diese ungerecht behandelt werden.

- Auch heute helfen manche Menschen anderen, weil sie nicht „nein“ sagen können.

Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

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Anspruchsvolles Niveau

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Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

Folie 10DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

Die digitale Unterrichtseinheit zeigt eine Situation, in der es um unterschiedliche Rollen geht. Auf der Zeichnung sind ein Opfer, ein Täter und zwei Zuschauer dargestellt. Die Schüler sollen diese Rollen erkennen und beschreiben, was sie sehen.

SIE SAHEN, WAS GESCHAH

WARUM HELFEN?Die Mehrheit der niederländischen Bevölkerung verhielt sich – mehr oder weniger bewusst – gleichgültig gegenüber der Verfolgung der Juden. Bei diesem Arbeitsauftrag lernen die Schüler etwas über die Zuschauer (oft auch Umstehende genannt) und deren Motive, sich herauszuhalten.

LERNZIELE

- Die Schüler können ausdrücken, was sie über die Zuschauer denken.

- Die Schüler erkennen den Unterschied zwischen helfen und nicht helfen in einer Situation.

- Die Schüler begreifen die möglichen Motive der Zuschauer auf der Zeichnung.

- Die Schüler können darlegen, inwiefern sie die Zuschauer für mitschuldig halten.

TIPPDer Text in den Zeichnungen mit den Zuschauern ermöglicht eine Diskussion darüber, dass die Zuschauer unterschiedliche Gründe hatten, nicht zu helfen.

TIPPFragen Sie die Schüler, ob sie jemals passive Zuschauer bei einem Vorfall waren. Warum unternahmen sie nichts und wie fühlten sie sich dabei?

Folie 11DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

In diesem Teil geht es um die Menschen, die die Verfolgung der Juden ermöglicht haben. Im Comic kommen viele fiktive und nicht-fiktive Täter vor, die in unterschiedlichem Maße an der Ermordung von sechs Millionen Juden beteiligt waren. Die Schüler beschäftigen sich näher mit ihren Motiven und dem Grad ihrer Verantwortung.

WER TUT EIGENTLICH SO ETWAS?

DIE TÄTER

LERNZIELE

- Die Schüler können ausdrücken, was sie über einen Täter denken, in diesem Fall einen SS-Wachmann in Auschwitz.

- Die Schüler begreifen, dass die Verfolgung der Juden Schritt für Schritt stattfand.

- Die Schüler können zwischen den Motiven der Täter unterscheiden.

- Die Schüler können darlegen, dass es bei den Tätern verschiedene Grade der Verantwortlichkeit gab.

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Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

Folie 12DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

Dieser Arbeitsauftrag kann auch im Rahmen der digitalen Unterrichtseinheit ausgeführt werden. Wichtig ist, dass die Argumente der Schüler besprochen werden. Warum trafen die Menschen bestimmte Entscheidungen? Und warum ist die Beteiligung mancher Personen verabscheuenswerter als die anderer? Versuchen Sie diese Fragen in der Klasse anzusprechen.

WER IST VERANTWORTLICH?Jede Person hat verschiedene Optionen. Die Antworten sind im Comic nicht explizit zu finden. Bei diesem Arbeitsauftrag sollen die Schüler über die Verantwortung der verschiedenen Täter nachdenken.

INFOAdolf HitlerEr war der „Führer“. Hier erübrigt sich jede Diskussion.

Adolf EichmannAdolf Eichmann war als effizienter Organisator für den Transport von Juden aus ganz Europa in die Todeslager verantwortlich. Er wusste, was den Juden bevorstand. Für Leute wie ihn wurde später der Begriff Schreibtischtäter geprägt.

Rudolf HößHöß wusste und sah „alles“. Er brüstete sich damit, wie gut „sein“ Auschwitz organisiert sei. Wenn er beim Anblick der schaurigen Bilder doch einmal aufgewühlt war, ging er reiten und fühlte sich dann wieder besser.

SS-Wachmann in Auschwitz„Befehl ist Befehl“, nach diesem Grundsatz richteten sich die Elitesoldaten der SS. Sie sahen es als ihre Aufgabe und ihr Schicksal, diese Tätigkeit zu verrichten. Die meisten von ihnen (80 %) wurden nie verurteilt.

Mitglieder der EinsatzgruppenSpezielle Einheiten wurden gebildet, die hinter der Front so viele Widerstandskämpfer und Juden wie möglich erschießen sollten. Schon bald ermordeten sie fast ausschließlich Juden: In der Sowjetunion erschossen sie innerhalb eines Jahres eineinhalb Millionen. Die Ver-nichtungslager wurden auch errichtet, da die Armeeführung konstatierte, dass die Teilnahme an den Mordaktionen für manche Soldaten eine zu große psychische Belastung bedeutete.

Fritz’ VaterAus dem Comic wissen wir, dass er ein über-zeugter Nazi war. Er war unter anderem am Novemberpogrom aktiv beteiligt.

Niederländischer PolizistNiederländische Polizeibeamte waren mehr oder weniger an der Verhaftung der Juden beteiligt. Die meisten nur widerwillig, aber sie widersetzten sich den Befehlen nicht. Sie waren gesetzestreu und gehorsam.

Heizer auf dem Zug nach WesterborkBis zu dem großen Eisenbahnerstreik gegen Ende des Krieges fuhren alle Züge nach Plan. Aber die niederländischen Eisenbahnangestellten arbeitet-en nur ungern auf den Zügen, mit denen Juden nach Westerbork gebracht wurden. Mitarbeiter, die keine Einwände dagegen hatten, erhielten deshalb eine Gehaltszulage.

Folie 13DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

GEDENKENZoni Weisz spricht in diesem Teil über seine Familie und erzählt, wie er sich beim Amsterdamer Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma an sie erinnert. Die Sintifamilie Weisz reiste mit ihrem Wohnwagen durch die Niederlande. Anfang 1944 bezog die Familie ein Geschäftshaus in Zutphen. Am 16. Mai 1944 wurde die Familie verhaftet und in das Lager Westerbork gebracht. Der siebenjährige Zoni (*1937) hielt sich gerade bei einer Tante auf. Ein paar Tage später wurde auch er aufgegriffen und zum Bahnhof Assen gebracht; von dort aus sollte er mit dem sogenannten „Zigeunertransport“ nach Auschwitz geschickt werden. Ihm gelang die Flucht, doch seine Eltern und Geschwister wurden in Auschwitz ermordet.

Anspruchsvolles Niveau

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Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

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Folie 1DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

FILM CLIP

VORBEREITUNGIm Allgemeinen benötigen die Schüler für die Lektüre des Comics etwa eine Stunde. Vor der Arbeit mit der digitalen Unterrichtseinheit müssen die Schüler den Comic durchgelesen haben. Sie können sich zusammen mit den Schülern den Zeichentrickfilm in der digitalen Unterrichtseinheit anschauen, bevor die Schüler mit der Lektüre beginnen.

Falls Sie Fragen haben, können Sie sich jederzeit an uns wenden: [email protected]

ARBEITSAUFTRAG LESEN IN VIER ABSCHNITTENManche Schüler sind vielleicht damit überfordert, den ganzen Comic auf einmal zu lesen. Sie können den Text in vier Abschnitte einteilen, die die Schüler individuell oder in der Klasse lesen.

Teil 1: S. 7-22Der erste Teil endet mit einem aufregenden Moment: der Tragödie auf dem Bauernhof, wo die Hauptperson Esther Unterschlupf gefunden hat.

Teil 2: S. 23-41Dieser Teil endet mit den Familien Hecht und Canter im Zug nach Auschwitz, als Bob sich fragt: „Sind wir da?“

Teil 3: S. 39-55Dieser Teil handelt von Auschwitz. Bob überlebt als Einziger aus beiden Familien. Dieser Teil endet, als Bob in die Niederlande zurückkehrt und hofft, seine Freundin Chaja wiederzusehen.

Teil 4: S. 56-61Im letzten Teil erfahren wir, wie es Bob nach dem Krieg ergangen ist und wie Esther ein wichtiges Erinnerungsstück zurückbekam.

WER IST WERDa es manchen Schülern vor allem am Anfang nicht leichtfällt, die Hauptpersonen auseinanderzuhalten, können Sie sie auf die Seiten 4/5 hinweisen, wo die Hauptpersonen sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart abgebildet sind.

DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEITBegleitend zum Comic haben wir eine digitale Unterrichtseinheit entwickelt. Sie enthält vertiefende Informationen und unterstützt Lehrkräfte bei der Besprechung der Arbeitsaufträge in der Klasse. In dieser Handreichung wird des Öfteren auf die digitale Unterrichtseinheit verwiesen. Sie finden die digitale Unterrichtseinheit für Die Suche hier online: http://edu.annefrank.org/DieSuche

Im Mittelpunkt der digitalen Unterrichtseinheit stehen die Hauptpersonen, ihre Rollen, ihre Entscheidungen und Dilemmas. Durch Filmclips mit Zeitzeugen-Interviews erfahren die Schüler mehr über die Dilemmas, in denen sich diese Menschen befanden, und sie werden dazu angeregt, über deren damalige Entscheidungen nachzudenken.

WEBSITE UND BESTELL-PLATTFORMWeitere Informationen über den Comic finden Sie hier: http://www.annefrank.org/de/Bildungsarbeit/Lehrerportal/Produkte-und-Kurse/Die-Suche/Auf der Website können Sie den Comic bestellen. Außerdem finden Sie Informationen über Fortbildungen für Lehrkräfte.

Folie 2DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

FILM CLIP

WAS DENKST DU ÜBER DIE SUCHE? In diesem Teil äußern Schüler ihre Meinung über den Comic und erfahren, dass er auf realen Geschehnissen beruht.

LERNZIELE

- Die Schüler äußern ihre Meinung über den Comic und denken darüber nach, welche Gefühle die Geschichte bei ihnen ausgelöst hat.

- Die Schüler erkennen, dass der Comic auf realen Fotos und Geschehnissen basiert (Dutzende von Zeichnungen basieren auf historischen Aufnahmen).

1) Stimmst du zu?Die Schüler werden nach ihrer Meinung gefragt.

2) Was denkst du?Die Schüler werden nach ihrer Meinung gefragt.

TIPPObwohl Schüler heutzutage daran gewöhnt sind, schockierendes Bildmaterial im Fernsehen und im Internet zu sehen, ist es wichtig, dass Sie berücksichtigen, welche Wirkung die Geschichte des Holocaust auf ihre Schüler haben könnte:

- Lassen Sie die Schüler in Zweiergruppen arbeiten und ihre Antworten vergleichen und miteinander besprechen.

- Diskutieren Sie einen Teil der Antworten mit der ganzen Klasse.

Einfaches Niveau

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Folie 3DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

ZEITLEISTE

Sie können den Schülern den Auftrag geben, eine Zeitleiste anzufertigen. Die Schüler setzen die Nummer jeder Zeich-nung an den richtigen Platz auf der Zeit-leiste und erhalten so einen Überblick über die wichtigsten Geschehnisse. Bei der Besprechung des Arbeitsauftrags können Sie die Zeitleiste in der digitalen Unterrichtseinheit benutzen.

LERNZIELEDie Schüler kennen einige wichtige Er-eignisse aus der Zeit von 1933-1945 und können sie auf einer Zeitleiste zuordnen.

TESTE DEIN WISSENIn diesem Teil wird getestet, ob die Schüler Begriffe aus dem Comic verstanden haben.

LERNZIEL

- Die Schüler kennen die Bedeutung von zehn wichtigen Begriffen aus dem Comic.

1 = AntisemitismusIm täglichen Sprachgebrauch bedeutet Antisemitismus Hass auf Juden. Der Begriff wird für eine Reihe von negativen Haltungen gegenüber Juden über Jahrhunderte benutzt: von den ethnischen Gegensätzen in der Antike, religiöser Rivalität und wirtschaftlicher Ausgrenzung im Mittelalter bis zu Pogromen im 19. Jahrhundert und dem Holocaust im 20. Jahrhundert. Das Anne Frank Haus hat Unterrichtsmaterial über Antisemitismus früher und heute und über Vorurteile im Allgemeinen entwickelt.

2 = Nazi„Nazi“ ist die Kurzform von Nationalsozialist. So hießen die Anhänger des Nationalsozialismus. Ein Nazi war nicht unbedingt Mitglied der NSDAP, aber ein Vertreter der nationalsozialistischen Ideologie.

3 = HJ (Hitlerjugend)Ziel der Hitlerjugend (HJ) war die völlige Umwandlung, Indoktrinierung und Gleichschaltung der deutschen Jugend, damit sie den Zielen der Nazis diente. Hitler: „Meine Pädagogik ist hart. Das Schwache muss weggehämmert werden. […]Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich. Jugend muss das alles sein. Schmerzen muss sie ertragen. Es darf nichts Schwaches und Zärtliches an ihr sein. Das freie, herrliche Raubtier muss erst wieder aus ihren Augen blitzen. Stark und schön will ich meine Jugend. […]So kann ich das Neue schaffen.(Hitler 1940, zitiert nach Stahlmann/Schiedeck 1991)

4 = „Rassengesetze“Die Nürnberger „Rassengesetze“ sollten die „Reinheit“ der deutschen „Rasse“ verbessern. Sie wurden auf dem Reichsparteitag 1935 verkündet. Das „Reichsbürgergesetz“ legte fest, wer als vollwertiger Deutscher anerkannt wurde und wer nicht. Als „Reichsbürger“ galten Männer und Frauen „deutschen Blutes“, die durch ihr Verhalten bewiesen, dass sie dem deutschen Volk und Reich „in Treue dienen“ wollten. Das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ verbot sexuelle Beziehungen zwischen Deutschen und Juden. Ob jemand als Deutscher oder als Jude galt, war davon abhängig, was für Großeltern er hatte. Als Jude galt, wer drei jüdische Großeltern hatte. Etwas später wurde noch festgelegt, wann jemand als „Volljude“, „Halbjude“ oder „Vierteljude“ zu bezeichnen war.Ergänzt wurden die Nürnberger Gesetze durch das „Gesetz zum Schutz der Erbgesundheit des deutschen Volkes“, das die Pflicht zur Vorlegung von Ehetauglichkeitszeugnissen des Gesundheitsamtes einführte, um sicherzustellen, dass nur „erbgesunde“ Kinder geboren wurden.

5 = NovemberpogromDas Novemberpogrom war der erste große organisierte Gewaltakt gegen die Juden, seit die Nazis 1933 an die Macht gekommen waren. Einige Tage zuvor war in Paris der deutsche Diplomat Ernst Eduard vom Rath von dem siebzehnjährigen Juden Herschel Grynszpan erschossen worden. Daraufhin sprach Propagandaminister Goebbels von einer „internationalen jüdischen Verschwörung“ gegen das Deutsche Reich. Diese Anschuldigungen resultierten in einem angeblich spontanen Ausbruch von „Volkszorn“. In Deutschland, Österreich und im „Sudetenland“ wurden in einer Nacht mehr als 7.000 Geschäfte jüdischer Inhaber zerstört oder verwüstet. Wegen der vielen zerbrochenen Scheiben sprach man auch von der „Kristallnacht“. 1.000 bis 2.000 Synagogen wurden zerstört, Schätzungen zufolge hundert Juden ermordet und Tausende von Juden (Schätzungen zufolge bis zu 30.000) in Konzentrationslager gebracht. Nach dem Novemberpogrom wurden die antijüdischen Maßnahmen in Deutschland noch schärfer. Eine große Zahl von Juden versuchte das Land zu verlassen.

6 = FebruarstreikAnfang 1941 nahmen die Drangsalierungen, Bedrohungen und die Gewalt gegen Juden in Amsterdam immer mehr zu. Bei einer Schlägerei mit einer Gruppe jüdischer Männer kam ein niederländischer Nazi ums Leben. Am Samstag, dem 22. Februar 1941, wurden als Vergeltungsmaßnahme 427 Juden verhaftet. Viele nichtjüdische Amsterdamer waren empört und traten in einen Generalstreik, der sich schnell verbreitete. Die Deutschen schlugen den Streik innerhalb von zwei Tagen nieder. Auf Streikende wurde geschossen, vier von ihnen wurden hingerichtet, 22 andere ins Gefängnis gesteckt, und 70 Streikende verloren ihren Arbeitsplatz. Die Stadt Amsterdam musste eine Geldbuße von 15 Millionen Gulden zahlen. An den sogenannten Februarstreik wird jährlich am 25. Februar am Standbild des Hafenarbeiters auf dem Jonas Daniel Meijerplein in Amsterdam mit einer Gedenkveranstaltung erinnert.

Einfaches Niveau

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7 = GhettosEin Ghetto ist ein Wohnviertel, in dem Menschen mit einem gemeinsamen ethnischen Hintergrund oder einer gemeinsamen Kultur leben, in den meisten Fällen durch die Regierung oder die Umstände dazu gezwungen. In der ganzen Geschichte waren meist Juden davon betroffen. Während des Zweiten Weltkrieges befand sich das größte Ghetto in Warschau. Die nationalsozialistischen Besatzer pferchten 380.000 Juden im alten jüdischen Teil der Stadt zusammen. Vor dem Krieg lebten nur 60.000 Menschen in diesem Viertel. Das Ghetto war von einer drei Meter hohen Mauer und Stacheldraht umschlossen. 1942 kamen hier Tausende von Juden um; sie starben an Entkräftung, Krankheiten oder wurden ermordet, schon bevor die Massendeportationen stattfanden.

8 = EinsatzgruppenDie Einsatzgruppen waren deutsche „Sondereinheiten“, die hinter der osteuropäischen Front Massenexekutionen von Juden, Sinti und Roma, Intellektuellen, Kommunisten und Partisanen ausführten. Die vier Einsatzgruppen, die in der Sowjetunion tätig waren, erschossen dort ab Ende 1941 ungefähr eineinhalb Millionen Juden in einem Zeitraum von etwas über einem Jahr.

9 = Sinti und RomaSinti (aus Nordwesteuropa) und Roma (aus Osteuropa) sind zwei der größten Romvölker. Wegen der negativen Konnotationen der Fremdbezeichnung „Zigeuner“ wird im Allgemeinen die Eigenbezeichnung dieser Völker benutzt.

10 = SchoahDie Begriffe Schoah und Holocaust sind Bezeichnungen für die systematische Ermordung von sechs Millionen europäischen Juden durch die Nazis während des Zweiten Weltkriegs. Da das Wort Holocaust „Brandopfer“ bedeutet, hat es für viele Menschen einen falschen Beiklang und sie bevorzugen das Wort Schoah, das im Hebräischen (plötzliche) Vernichtung bedeutet.

Folie 4DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

ESTHERS GESCHICHTE In „Esthers Geschichte“ lernen die Schüler mehr über die Realität von Flucht und Untertauchen und erfahren, wie Esther ihre traumatischen Erlebnisse verarbeitet hat.

LERNZIELE

- Die Schüler können ausdrücken, welchen Eindruck Esthers Geschichte auf sie gemacht hat.

- Die Schüler begreifen, dass es Überlebenden oft schwerfiel (und bis heute schwerfällt), über ihre Erfahrungen zu sprechen.

- Die Schüler können sich in das Dilemma eines Opfers (in diesem Fall: Esther) hineinversetzen und ihre Meinung dazu äußern.

- Die Schüler können erklären, wie wichtig eine greifbare Erinnerung für Menschen ist, die alles verloren haben.

- Die Schüler überblicken die Chronologie der Ereignisse im Comic.

INFOSie können Ihren Schülern sagen, dass viele Überlebende die traumatischen Erinnerungen ihr Leben lang unterdrücken, aber dass manche von ihnen, so wie Esther, im späteren Alter dann doch das Bedürfnis haben, darüber zu sprechen.

EINE SCHWERE ENTSCHEIDUNG„Ich gehe zu Professor Bouwer.Die kriegen mich nicht.“

TIPPBesprechen Sie mit den Schülern auch andere Überlegungen, die für die Entscheidung, ob jemand untertauchte, vielleicht eine Rolle gespielt haben:

- Man brauchte vertrauenswürdige, nichtjüdische Kontaktpersonen.

- Man brauchte ausreichend Geld für Essen und Unterkunft.

- Man musste meistens Angehörige und/oder Freunde zurücklassen.

- Untergetauchte Personen, ihre zurückgebliebenen Angehörigen und ihre Helfer wurden von den Nazis mit fürchterlichen Strafen bedroht.

Folie 5DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

BOBS KAMPF IN AUSCHWITZDieser Teil beschäftigt sich mit den Deportationen und den Gräueln der Lager, vermittelt durch die Erlebnisse von Bob. Auch die Rolle des jüdischen Widerstandes kommt zur Sprache. In der digitalen Unterrichtseinheit sehen die Schüler 5 Zeichnungen und 5 Wörter. Welches Wort gehört zu welcher Zeichnung?

Im Teil „Tatsächlich geschehen“ der digitalen Unterrichtseinheit zeigt eine Slideshow die Folgen der Wannsee-Konferenz. Die Entwicklungen, die in den Gräueln der Lager resultierten, werden in knapper Form dargestellt. Im Comic kehrt Bob nach Amsterdam zurück. In der Realität war eine solche Rückkehr sehr kompliziert und schwierig. Die Rückkehr der Juden kommt im Teil „Tatsächlich geschehen“ der digitalen Unterrichtseinheit ebenfalls zur Sprache.

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LERNZIELE

- Die Schüler können ausdrücken, welchen Eindruck Bobs Geschichte auf sie gemacht hat.

- Die Schüler können erklären, warum sich Juden manchmal gegen die Gewalt, die Demütigungen und die Verfolgung gewehrt haben.

- Die Schüler können einige Begriffe Zeichnungen im Comic zuordnen.

- Die Schüler können beschreiben, wie Gefangene in den Lagern einander halfen.

- Die Schüler begreifen, dass Gefangene so gut wie keinen Einfluss auf das hatten, was ihnen widerfuhr.

Folie 6 DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

In der digitalen Unterrichtseinheit geht es auch um andere Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. In Filmclips lernen die Schüler die Geschichte von Stefan Kosinski und Zoni Weisz kennen.

ANDERE OPFERIn der digitalen Unterrichtseinheit kommen auch die Geschichten von zwei anderen Menschen vor. In einer davon geht es um Stefan Kosinski, der als Homosexueller von den Nazis wegen seiner sexuellen Orientierung verfolgt wurde. In dem Abschnitt „Andere Opfer“ lernen die Schüler seine Geschichte kennen und erfahren, auf welche Weise er verhört wurde.

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Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

Einfaches Niveau

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Slide 9DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

Die digitale Unterrichtseinheit umfasst einen Audio-Clip über Louisa Steenstras Motive. Nachdem sie sich den Clip angehört haben, können die Schüler an einem Auftrag arbeiten, der ihnen dabei hilft, die verschiedenen Motive zu entdecken, aus denen Menschen zu Helfern wurden. Beides ist im Teil „Barends Hilfe“ zu finden.

BARENDS HILFE

WARUM HABEN SIE GEHOLFEN?Bei diesem Auftrag beschäftigen sich die Schüler mit den Motiven, aus denen Menschen Juden geholfen haben.

LERNZIELE

- Die Schüler können erklären, warum jemand (hier Barend) Juden geholfen hat, und sie können ihre eigene Meinung zu dem Thema äußern.

- Die Schüler können Gründe nennen, warum jemand hilft oder nicht hilft.

- Die Schüler sind in der Lage, die Kernaussage eines Zitats zu erkennen.

- Die Schüler können ein Beispiel nennen, wie sie jemandem geholfen haben, und ihre Motive darlegen.

TIPPDie Frage „helfen oder nicht helfen“ eignet sich gut für ein Rollenspiel. Teilen Sie die Schüler in Dreier- oder Vierergruppen auf. Esther ist auf der Flucht und sucht einen Unterschlupf. Sie kann über Nacht bei einer gläubigen Bauernfamilie bleiben. Nachdem Esther schlafen gegangen ist, besprechen die Eheleute, was sie nun tun wollen. Kann Esther bleiben oder nicht? Lassen Sie die Schüler die möglichen Gründe auflisten und in ei-nem Gespräch zwischen dem Bauern und seiner Frau durchspielen.

TIPPErklären Sie den Schülern, dass nur ein kleiner Teil der nichtjüdischen Bevölkerung in den Nied-erlanden untergetauchten Juden half. Häufige Motive waren: Es ging um Bekannte, man half aus politischer Überzeugung (oft sozialistisch oder kommunistisch und somit antifaschistisch), und insbesondere in den Niederlanden resultierte Hilfe auch aus dem christlichen Glauben.

TIPPLassen Sie die Schüler überlegen, welche Möglichkeiten Menschen in einer Kriegssituation haben. Oft sind sie vorschnell der Überzeugung: „Ich hätte natürlich geholfen.“ Konfrontieren Sie die Schüler mit der Komplexität des Problems und der zugrunde liegenden Motive. Seien Sie vorsichtig beim Vergleich damaliger Verhältnisse mit der heutigen Situation. Achten Sie nicht nur auf die Gemeinsamkeiten, sondern auch auf die Unterschiede.

Einige Unterschiede:

- Helfen war extrem gefährlich.

- Die meisten Menschen wussten nicht, dass die Juden in den Lagern ermordet wurden.

- Aufgrund der antijüdischen Propaganda hatten viele Menschen ein negatives Bild von Juden.

Einige Gemeinsamkeiten:

- Auch heute hilft man eher Bekannten als Fremden.

- Auch heute helfen manche Menschen anderen aus dem Gefühl heraus, dass diese ungerecht behandelt werden.

- Auch heute helfen manche Menschen anderen, weil sie nicht „nein“ sagen können.

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Handreichung für Lehrerinnen und Lehrer – Die Suche

Einfaches Niveau

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Folie 10DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

Die digitale Unterrichtseinheit zeigt eine Situation, in der es um unterschiedliche Rollen geht. Auf der Zeichnung sind ein Opfer, ein Täter und zwei Zuschauer dargestellt. Die Schüler sollen diese Rollen erkennen und beschreiben, was sie sehen.

SIE SAHEN, WAS GESCHAHWARUM HELFEN?Die Mehrheit der niederländischen Bevölkerung verhielt sich – mehr oder weniger bewusst – gleichgültig gegenüber der Verfolgung der Juden. Bei diesem Arbeitsauftrag lernen die Schüler etwas über die Zuschauer (oft auch Umstehende genannt) und deren Motive, sich herauszuhalten.

LERNZIELE

- Die Schüler können ausdrücken, was sie über die Zuschauer in der Zeichnung denken.

- Die Schüler können erkennen, wer in einer bestimmten Situation Zuschauer ist.

- Die Schüler können die Äußerungen der Zuschauer in der Zeichnung mit Motiven verbinden.

- Die Schüler können darlegen, inwiefern sie die Zuschauer für mitschuldig halten.

TIPPAusgehend von den Assoziationen der Schüler könnten folgende Punkte diskutiert werden: Inwieweit ist ein Zuschauer verantwortlich; ist es feige, sich herauszuhalten, oder vielmehr vernün-ftig und begreiflich?

SIE STANDEN DA UND SCHAUTEN ZU

1) Er schaut zu, als ein jüdischer Mann zusammengeschlagen wird, und fragt sich, warum das geschieht

2) Er schaut ebenfalls zu und sagt zu dem anderen Zuschauer, der jüdische Mann habe das verdient

3) Ein Nazi, der einen jüdischen Mann zusammenschlägt

4) Ein jüdischer Mann, der zusammengeschlagen wird

A Nein, Nummer 2 ist eindeutig ein Nazi-Anhänger („Sie haben es verdient“), während Nummer 1 offenbar Mitleid mit dem jüdischen Mann hat („Muss das sein?“).

B Die Schüler werden nach ihrer Meinung gefragt.

TIPPSie könnten folgende Motive der Zuschauer, die sich heraushalten, zur Diskussion stellen: Angst, Hass auf Juden, Selbstschutz, Egoismus, Macht-losigkeit, Feigheit, Unwissenheit, Gleichgültigkeit.

Folie 11DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

Dieser Arbeitsauftrag kann auch im Rahmen der digitalen Unterrichts-einheit ausgeführt werden. Wichtig ist, dass die Argumente der Schüler besprochen werden. Warum trafen die Menschen bestimmte Entscheidun-gen? Und warum ist die Beteiligung mancher Personen verabscheuenswer-ter als die anderer? Versuchen Sie die-se Fragen in der Klasse anzusprechen.

TIPPFragen Sie die Schüler, ob sie jemals passive Zus-chauer bei einem Vorfall waren. Warum unternah-men sie nichts und wie fühlten sie sich dabei?

WER TUT EIGENTLICH SO ETWAS?In diesem Teil geht es um die Menschen, die die Verfolgung der Juden ermöglicht haben. Im Comic kommen viele Täter vor, die in unterschiedlichem Maße an der Ermordung von sechs Millionen Juden beteiligt waren. Die Schüler beschäftigen sich näher mit ih-ren Motiven und ihrer Mitverantwortung.

LERNZIELE

- Die Schüler können ausdrücken, was sie über einen Täter denken, in diesem Fall einen SS-Wachmann in Auschwitz.

- Die Schüler begreifen, dass die Verfolgung der Juden Schritt für Schritt stattfand.

- Die Schüler können zwischen den Motiven der Täter unterscheiden.

- Die Schüler können darlegen, dass es bei den Tätern verschiedene Grade der Verantwortlichkeit gab.

Die Täter

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Folie 12DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

WER TUT EIGENTLICH SO ETWAS?WER IST VERANTWORTLICH?Jede Person hat verschiedene Optionen. Die Antworten sind im Comic nicht explizit zu finden. Bei diesem Arbeitsauftrag sollen die Schüler über die Verantwortung der verschiedenen Täter nachdenken.

INFOAdolf HitlerEr war der Kopf hinter der Verfolgung der Juden. Hier erübrigt sich jede Diskussion.

Rudolf HößHöß wusste und sah „alles“. Er brüstete sich damit, wie gut „sein“ Auschwitz organisiert sei. Wenn er beim Anblick der schaurigen Bilder doch einmal aufgewühlt war, ging er reiten und fühlte sich dann wieder besser.

SS-Soldat„Befehl ist Befehl“, nach diesem Grundsatz richteten sich die Elitesoldaten der SS. Sie sahen es als ihre Aufgabe und ihr Schicksal, diese Tätigkeit zu ver-richten. Die meisten (80 %) der SS-Soldaten, die in Auschwitz im Einsatz waren, wurden nie verurteilt.

Niederländischer PolizistNiederländische Polizeibeamte waren mehr oder weniger an der Verhaftung der Juden beteiligt. Die meisten nur widerwillig, aber sie widersetzten sich den Befehlen nicht. Hätten sie die Mitwirkung verweigert, wären sie entlassen worden. Sie waren gesetzestreu und gehorsam.

Der Heizer auf dem Zug„Ist mir egal, was mit den Leuten passiert. Ich verdiene wenigstens ein bisschen mehr.“Der Holocaust hätte nicht stattfinden können ohne die Mitwirkung von zahlreichen Beamten, Polizisten, Eisenbahnern usw. Die meisten dieser Menschen arbeiteten mit den Besatzern zusam-men, allerdings nicht, weil sie Nazis waren oder die Juden hassten. Sie machten einfach ihre Arbeit, ohne darüber nachzudenken, oder ihnen war das Schicksal der Juden egal. Manche gingen aller-dings noch einen Schritt weiter, zum Beispiel die Eisenbahner auf den Zügen nach Westerbork. Sie wirkten mit, weil sie eine Gehaltszulage erhielten.

Der Polizist„Ich habe nichts gegen die Juden, aber ich muss tun, was mein Vorgesetzter sagt.“Ein Teil der niederländischen Polizei wirkte bei den Verhaftungen von Juden aktiv mit. Die Beamten hatten natürlich unterschiedliche Motive. Viele fügten sich einfach den geltenden Gesetzen. Einige machten regelrecht Jagd auf Juden („Judenjäger“), meist, weil sie für jeden aufgespürten Juden ein Kopfgeld erhielten.

SS-Soldat in Auschwitz„Sie sind Volksfeinde. Ich tu, was man mir sagt.“Die SS-Soldaten in Auschwitz überließen die „Schmutzarbeit“ den Gefangenen, die für bestim-mte Tätigkeiten eingesetzt wurden: den Kapos, den Blockältesten und den Sonderkommandos. Als Mitglied der SS gehörte man einer Elite an. SS-Soldaten aller Dienstgrade waren von dem Bewusstsein durchdrungen, dass die sogenannte germanische Rasse allen anderen Völkern über-legen sei und dass das jüdische Volk ausgelöscht werden müsse. Zudem galt für sie als Soldaten das Prinzip von Befehl und Gehorsam.

Reinhard Heydrich„Ich hasse die Juden. Ich will, dass sie alle getötet werden.“Heydrich war die rechte Hand von Himmler, dem Leiter der SS. Er war ein fanatischer Antisemit und einer der Hauptverantwortlichen für die Judenverfolgung. Er leitete die Wannsee-Kon-ferenz im Januar 1942, auf der die Pläne für die industriell betriebene Ermordung der Juden im Detail festgelegt wurden. Er starb im Juni 1942 an den Folgen eines Attentats.

Folie 13DIE DIGITALE UNTERRICHTSEINHEIT

GEDENKENIn der digitalen Unterrichtseinheit geht es auch um andere Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Zoni Weisz spricht in diesem Teil über seine Familie und erzählt, wie er sich beim Amsterdamer Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma an sie erinnert. Die Sintifamilie Weisz reiste mit ihrem Wohnwagen durch die Niederlande. Anfang 1944 bezog die Familie ein Geschäftshaus in Zutphen. Am 16. Mai 1944 wurde die Familie verhaftet und in das Lager Westerbork gebracht. Der siebenjährige Zoni (*1937) hielt sich gerade bei einer Tante auf. Ein paar Tage später wurde auch er aufgegriffen und zum Bahnhof Assen gebracht; von dort aus sollte er mit dem sogenannten „Zigeunertransport“ nach Auschwitz geschickt werden. Ihm gelang die Flucht, doch seine Eltern und Geschwister wurden in Auschwitz ermordet.

Impressum: Veröffentlichung und Produktion: Anne Frank Haus / Editors: Ruud van der Rol, Lies Schippers, Marian Stegeman / Gestaltung: Karel Oosting / Artwork: Eric Heuvel / Translation: Waltraud Hüsmert / Print: Booxs, January 2013 / Fotos: Anne Frank Haus –Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz – Nederlands Instituut voor Oorlogs-documentatie – Yad Vashem – Lotte Stekelenburg – Ronald Sweering – Maurits van Thijn und Catharina Blitz – Gay Block und Malka Drucker, Rescuers: Portraits of Moral Courage in the Holocaust, Holmes & Meier 1992 / Mit Dank an die Lehrkräfte und Schüler von: Gomarus College, Leeuwarden – Havo Notre Dame des Anges, Ubbergen – KSG De Breul, Zeist – OSG De Meergronden, Almere – Piter Jelles College, Leeuwarden – Stebo, Den Haag – Stabrecht College, Geldrop – Valuascollege, Venlo – CSG Comenius, Leeuwarden – Christelijk Lyceum, Delft – Fioretti College, Lisse – Gereformeerde SG Randstad, Rotterdam – Prot.Chr. SG Groen van Prinsterercollege, Barne-veld – Wellantcollege, Alphen aan den Rijn / Mit besonderem Dank an: Steffie van den Oord und Karel Bockweg und die Schülerinnen und Schüler des Pieter Nieuwland College: Niels Westenberg – Priscilla Obeng – Quincy Vaz – Martha Beckers – Adinda de Jong – Dhriesjem Bhawanibhiek – Vanisha Kanhaisingh / © Anne Frank Stichting

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