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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Die syrische Innenraumdekoration in der ehemaligen Villa Gutmann in Potsdam. Untersuchungen zur Herkunft und Datierung Author(s): Thomas Tunsch Source: Forschungen und Berichte, Bd. 29 (1990), pp. 129-147 Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3881065 . Accessed: 25/06/2014 00:44 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Forschungen und Berichte. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.25 on Wed, 25 Jun 2014 00:44:39 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Die syrische Innenraumdekoration in der ehemaligen Villa Gutmann in Potsdam. Untersuchungen zur Herkunft und Datierung

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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz

Die syrische Innenraumdekoration in der ehemaligen Villa Gutmann in Potsdam.Untersuchungen zur Herkunft und DatierungAuthor(s): Thomas TunschSource: Forschungen und Berichte, Bd. 29 (1990), pp. 129-147Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer KulturbesitzStable URL: http://www.jstor.org/stable/3881065 .

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Die syrische Innenraumdekoration in der

ehemaligen Villa Gutmann in Potsdam Untersuchungen zur Herkunft und Datierung1

THOMAS TUNSCH

Herbert M. Gutmann2 - geboren am 15. Oktober 1879 in Dresden - war als Mitbegriinder, Direktor und spiter auch Priisident der >Deutschen Orientbank? an den wirt- schaftlichen Aktivitiiten des Deutschen Reiches im Orient in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg beteiligt, und im Rahmen dieser Geschiiftstitigkeit fiihrten ihn liingere Reisen in den Jahren von I905 bis 1910io unter an- derem nach Marokko, Agypten, Syrien, Kleinasien und Persien. Uber seine beruflichen Interessen hinaus wurde der schon durch seinen kunstinteressierten Vater inspi- rierte Herbert M. Gutmann dabei zum Sammler orientali- scher Kunstgegenstinde3 und intimen Kenner der isla- mischen Kunst, wie seine Funktion als Priisident der )>Deutsch-Persischen Gesellschaft<# und insbesondere seine Tiitigkeit als externer Sachverstiindiger der Islami- schen Abteilung des ,Kaiser-Friedrich-Museums? zu Berlin iiberzeugend nachweisen.

Zu seiner Sammlung geh6rte auch die in Damaskus erworbene Boiserie, die Gegenstand des vorliegenden Aufsatzes ist und die bei der Auktion im Jahre I9343 nicht ersteigert wurde. 1936 emigrierte Herbert M. Gut- mann nach GroBbritannien - als Jude war er der rassisti- schen Politik des deutschen Faschismus ausgesetzt -, wo er 1942 nach schwerer Krankheit verstarb.

Beschreibung

Nach dem Kauf der Villa BertinistraB3e Nr. i6 in Potsdam (nach Gutmanns Heirat im Jahre 1913) wurde die Innen- raumdekoration, die vorher in der Junggesellenwohnung Gutmanns in der AlsenstraBe 3a (Berlin NW) eingebaut gewesen war, zur Ausstattung eines sogenannten >Arabi- cum<<4 verwendet, das in dieser Form auch heute noch existiert.

Die Boiserie besteht im wesentlichen aus zwei, durch einen weiten Bogen abgeteilten Riiumen, die mit der insgesamt ca. 29 Meter langen Wandverkleidung so- wie je einer Deckenverschalung ausgestattet sind. Beim Einbau wurden die Originalteile, die in der Regel deut- lich als solche zu erkennen sind, sorgfiiltig erginzt, so dab ein durchaus authentischer Gesamteindruck ent- stand. Auch gr6oere ergiinzte Teile wie die Schiebetiir im Raum i und deren Einfassung, die beiden groBen Tii- ren mit hazarbaf-Dekor5, beiderseits der kitbiyat6, sowie die gesamte Sockelgestaltung - an die marmornen Ver-

zierungen in syrischen qa'at6 erinnernd - sind entweder der iibrigen Wandverkleidung nachgebildet oder in An- lehnung an orientalische Vorbilder gestaltet.

Einige Wandschranke wurden zu Vitrinen umge- baut, in denen dann orientalische Kunstgegenstinde der Privatsammlung Gutmanns ausgestellt werden konnten. Zwei kopfstehende Tafeln mit Inschriften (Nummern i und 8 der Grundriiskizze), die schon beim Einbau ver- kehrt eingesetzt wurden, zeigen, dab3 der Sammler wohl keinen Wert auf die Lesbarkeit legte. Dariiber hinaus wird dies deutlich sowohl an der Reihenfolge der zusam- mengehorenden Teile als auch der Vollstandigkeit der Verse bzw. an der Verwendung von lediglich schriftihn- lich verzierten Tafeln. Eine spitere Veranderung der Anbringung der kopfstehenden Inschriftentafeln ist ein- deutig auszuschliei3en, da auf einem Foto im Versteige- rungskatalog7 zu erkennen ist, dai3 die Inschrift Nr. 8 be-

Abb. Grundrifskizze (Abkairzungen: D = Durchgang, F = Fenster, R = Raum, S = Schiebetzr, T = Ttr, -19p = Nummern der Inschriften)

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reits im Jahre 1934 in dieser Weise angebracht war. Wandverkleidung und Deckenverschalungen befin-

den sich in einem als befriedigend zu bezeichnenden Gesamtzustand8, allerdings existieren aufgrund der be- sonderen Dekorationstechnik zahlreiche kleinere Schad- stellen - im wesentlichen durch Abrieb und Abplatzen entstanden -, die der Behebung mittels sorgfaltiger Re- staurierung dringend bediirfen. Aufierdem ist die Dek- kenverschalung in Raum i durch eindringendes Wasser beschadigt worden.

Hinter der masrabiya9, deren Anbringung iibrigens ebenfalls der im Orient iiblichen nachempfunden ist, befinden sich in einem h6hergelegenen Raum noch ei- nige Holzgitter, deren Originalitat anzunehmen ist.

Im folgenden soil eine Beschreibung des >Arabicum<# die fiir die stilkritische Beurteilung notwendigen Fakten darbieten, wobei gelegentlich bereits wichtige stilisti- sche Details erwahnt werden.

In konstruktiver Hinsicht entspricht die Wandver- kleidung im >Arabicum<# der ehemaligen Villa Gutmann dem in Syrien iiblichen traditionellen Schema: breite Hauptpaneele sind in schmalere Rahmenpaneele so ein- gespannt, daf sie ein wenig vorstehen, dabei konnen er- stere auf die gleiche Art und Weise noch einmal geglie- dert sein; dariiber befindet sich ein abschliefiendes

Gesims, entweder als ein- oder vierfache muqarnas- Reihe (Stalaktiten- oder Wabendekor) unter einem Ab- schlui3brett gestaltet (Raum 2) oder als Kombination von Hohlkehle, dariiberliegender muqarnas-Reihe und Ab- schlui3brett (Raum i). Grofiere Nischen, sogenannte kitbiyat, sind ebenso Bestandteil derartiger Vertafelun- gen wie die eingelassenen Wandschrinke. Ob der Spie- gel10 auch schon im ursprunglichen Zustand zur Wand- verkleidung geh6rte, wird kaum feststellbar sein; wire dies der Fall, so wiirde es sich mit grofier Wahrschein- lichkeit um ein nicht-traditionelles Element handeln. Dagegen sind Inschriften wie die im >Arabicum<( ange- brachten zum iiblichen Repertoire der syrischen Innen- raumdekoration zu zahlen; dies gilt, wie bereits ange- deutet, auch fiir die mit masrabiya verkleidete Offnung, durch die im syrischen Empfangsraum weibliche Fami- lienmitglieder - selbst ungesehen - die Gaste beobach- ten konnten.

Die Dekoration der beschriebenen konstruktiven Elemente - deren Aufbau und Kombination untereinan- der bereits von Dekorationsabsichten und -prinzipien bestimmt sind - erfolgt auf verschiedene Art und Weise. Den grofiten Anteil nimmt die Paneelmalerei ein, die in einer speziellen, in Syrien weitverbreiteten Tech- nik ausgefiihrt ist.11 Dabei wurden eiwei3Bgebundene Na-

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turfarben auf einen Malgrund aufgetragen, der aus einer Gips-gummi arabicum-Mischung bestand. Bei der Mo- dellierung und auch als Schutz vor dem Abplatzen konnte mullartiger Stoff eingesetzt werden. Besonders die leicht plastisch ausgeformten Verzierungen und In- schriften erhielten dann noch durch aufgelegtes Blatt- gold zusatzliche Betonung, bevor ein schiitzender Fir- nisiiberzug den Abschlufi bildete. Das urspriingliche Farbspektrum, hauptsachlich bestehend aus kraftigem Rot und Blau, Gold sowie Gelb, wird durch wohl mehr- fach aufgetragene und nachgedunkelte Firnisschichten allerdings verfiilscht, so dafi eine differenziertere Ein- schitzung der verwendeten Farben erst nach einer sorg- fiiltigen Restaurierung erfolgen kann.

Der Dekor besteht im wesentlichen aus Blumen12 - sowohl in Form einzelner Pflanzen oder Bliiten als auch in ganzen Buketts in Vasen - und Landschaftsdarstel- lungen13, letztere sind in der Regel nach dem gleichen Schema aufgebaut: im Vordergrund Gewasser mit Boo- ten14 (auf3er in den Landschaften an der Decke in Raum 2), dahinter (in der Bildanordnung naturlich dar- iiber gesetzt) eine Hiugellandschaft mit Baumen im Mit- telgrund, hinter denen Gebaude zu sehen sind, daruber erkennt man oft einige fliegende Vogel am Himmel oder auf Dachern bzw. Baumen sitzend. Die Baume zeigen

sowohl kegelformige Kronen als auch solche in Kugelge- stalt oder kugelahnliche. Die Gebaudeformen sind eben- falls sehr vielgestaltig, so konnen zum Beispiel neben Kuppeln verschiedene andere Dachtypen dargestellt sein, es finden sich Minarette, offene Saulengange, Kioske'1 und andere Bauwerke.

Diese beiden Motivgruppen werden eingefafit - und damit gewissermafen organisiert - von Medaillons16, ta- bulae ansatae17 sowie Bogenbander und den iuber und unter letzteren bei Erganzung zum Rechteck entstehen- den Flachenformen. Die Gesimse sind an den Untersei- ten (bei Ausbildung mehrerer muqarnas-Reihen) mit Blumen verziert; kleinteiliger Dekor, geometrisch und floral, findet sich auch an den Kanten der ansonsten ver- goldeten muqarnas-Formen und an Vorder- sowie Un- terseite des Abschlui3brettes.

Die drei kitbiyat in Raum 2 sind in ihrem oberen Teil mit Paneelmalerei und Schnitzwerk verziert, letzteres ist bei der mittleren (grof3eren) Nische in muqarnas ausge-

Abb.2 Raum i - Blick von Raum 2 aus (im Vordergrund der Bogen; links und rechts von der Schiebetur, in der Bildmitte, die Hauptpaneele mit Landschaftsdarstellungen) Abb.3 Raum 2 - Blick auf die Hauptfront mit den kitbiyat (Inschriften Nr. 6-s- der Grundrifskizze)

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fiihrt. Der rechteckige Umrif wird durch ein- bzw. zwei- fach (Mittelnische) gebrochene, eine mihrab-artige18 Form bildende Bogenfiihrungen gegliedert, deren schmaler, bandf6rmiger Schmuckrand einen aufsitzen- den Kreisschlung19 bildet. In den zwei kleineren Ni- schen besteht das Schnitzwerk aus symmetrisch angeord- netem Blattwerk und je einer Schale mit Fruchten. Innerhalb des Kreisschlungs befindet sich bei diesen bei- den kitbiyat je ein geschnitzter Aufsatz, der ahnlich auch bei der Mittelnische vorhanden war, wie auf dem entsprechenden Foto im Auktionskatalog3 zu erkennen ist. Ein solcher Aufsatz war ebenfalls im oberen des dop- pelten Kreisschlungs angebracht, der iiber dem Spiegel in Raum 2 ZU sehen ist; er fehlt heute auch, ist aber im Versteigerungskatalog3 zu sehen.

Der mittlere Teil der drei kitbiyat ist mit jeweils an- ders gestalteten, mehrfarbigen geometrischen Einlegear- beiten aus Holz versehen. Die mittlere Nische ist dar- fiber hinaus durch zwei kleine Saulen und zwei eingesetzte kleinere Nischen, die wiederum Saulchen aufweisen, hervorgehoben; aufierdem befinden sich hier noch zwei mit Malerei verzierte kleine Paneele. Alle drei kitbiyat sind mit je einer schmalen Schmuckborte einge- fagit (die mittlere reicht bis zum Boden und ist daher nur an drei Seiten damit versehen).

Einlegearbeiten aus verschiedenfarbigen Holzteilen, die auch teilweise bemalt sein konnen, finden sich au- l3erdem an der Leibung des Durchgangsbogens in Raum 2 (siehe Grundrifiskizze) und an den Seitenfli- chen der zuriickgesetzten Paneele an der den Fenstern gegenfiberliegenden Schmalseite in Raum i.

Die Wandschranke sind in der gleichen Weise deko- riert wie die schmalen Rahmenpaneele. Die zweiflfigeli- gen Tiiren enden oben entweder gerade oder im Bogen und sind im Dekor noch mehrfach in rechteckige bzw. quadratische Felder und deren Umrandungen gegliedert. Innen findet man kleinteiligen geometrischen Dekor oder Blumenmotive sowie Schnitzwerk, letzteres an den vorderen Kanten der Bordbretter. Die Metallbeschlage, mit denen die Vorrichtungen zum Verschliegien der Wandschranke angebracht sind, weisen ebenfalls kunst- volle Formen auf.

Die Tafeln mit den Inschriften bestehen aus einer rechteckigen Borte, die zum Beispiel als muqarnas- Schnitzerei gestaltet sein kann, und dem entweder recht- eckigen oder in eine aus der tabula ansata hervorgegan- gene Form gebrachten Schriftfeld, das neben den arabischen Schriftzeichen noch feinteiligen Rankende- kor enthalt. Die leicht gehohten Inschriften sind durch Vergoldung hervorgehoben, teilweise ist zu erkennen, dafi abgeplatzte Teile nicht erganzt wurden, sondern die betreffenden Stellen fibermalt worden sind.

Die verschiedenen Teile des Bogens, wie Bogenfuf3, Leibung und Stirnflachen, weisen recht unterschiedliche Dekorformen und Motive auf. Unterhalb des in 1,20 Me- ter Hohe iiber dem Fui3boden ansetzenden Bogenfufes, der von zwei rechtwinkligen Stiitzelementen und dar-

fiber befindlichem, dreifach gestaffeltem muqarnas20 ge- bildet wird, sind Paneelmalerei und etwas Schnitzwerk zu sehen, erstere in Gestalt von Medaillons, letzteres in Form von Blattwerk. Die durch eine Scheitellinie ge- teilte Leibung ist mit vergoldetem Schnitzwerk und hin- terlegten Spiegeln verziert, die Stirnflichen des Bogens sind jeweils mit einer schmalen Schmuckborte versehen und tragen Landschaftsdarstellungen in viermal sieben Reihen iibereinander, die in Stil und Farbigkeit denen der Wandverkleidung sowie der Deckenverschalung in Raum 2 entsprechen.

In ihrer urspriinglichen Anbringung dienten die vor- handenen Deckenverschalungen21 der Verkleidung der konstruktiven Elemente der Holzdecke. Sie gehoren so- mit zu einem entwickelten Deckentypus, bei dem nicht mehr die Balken und Fiillbretter verziert wurden, son- dern eine gesonderte Verschalung als Dekorationstrager diente. Dies war insofern ein kfinstlerisch konsequenter Schritt, als auch die Wandtafelung nicht die Wand als konstruktives Element ausgestaltet, sondern sie verklei- det und in ihrer eigenen Dekoration unabhangig von der baulichen Funktion der Wand ist.

Im wesentlichen sind die Verzierungen der beiden Deckenverschalungen dem gleichen Gliederungsschema unterworfen: eine schmale, ein Rechteck bildende Borte fait - von aufien nach innen - ein schmales und ein breites Band sowie ein rechteckiges Feld mit einem aus muqarnas (Raum 2) bzw. Blattwerk (Raum i) gebildeten Zapfen in der Mitte ein. Diese Gliederung entspricht der des Teppichs, d. h., dai Fufiboden- und Deckenge- staltung in einer engen Beziehung zueinander stehen.

Die Decke in Raum i wirkt in ihrer Gestaltung stren- ger22, trotz der beiden an den Schmalseiten zusatzlich angefiigten Felder mit grofiflachigem floralem Dekor. Dieser Eindruck entsteht vor allem wegen der gleichf6r- migen Reihung der Rhomben im auferen Band - die ab- wechselnd mit Sternen und floralen Motiven gefiillt sind -, den sechs rechteckig eingefafiten tabulae ansatae mit Inschriften23 im inneren Feld und dem recht kleintei- ligen Bliitendekor. Obwohl diese Verschalung also in manchem recht verschieden ist von der Decke in Raum 2 - dies betrifft insbesondere das hier nicht domi- nierende Mittelfeld und den anderen Aufbau der geome- trischen Motive im breiten Band -, sprechen m. E. die unterschiedlichen Gewichtungen der Dekorelemente nicht ffir eine Sonderstellung im Gesamtzusammenhang der Boiserie. Als Verzierungstechniken wurden neben der Paneelmalerei leichte Reliefierung mit Hilfe von Holzleisten - bei der Rhombenreihe - oder durch das Aufsetzen einer ganzen Tafel (Inschriften) sowie Schnit- zerei angewandt.

Bei der Decke in Raum 2 wird das aufiere (breitere) Band von in der Form aus dem Quadrat hervorgegange- nen Feldern gebildet, die abwechselnd ebenfalls Sterne und florale Motive enthalten, mit ihren )>aufgel6sten< Seiten - in der Form geschweifter Klammern - aller- dings weniger streng wirken als die entsprechenden De-

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korationen an der Decke in Raum i. Das innere (schma- lere) Band besteht aus aneinandergereihten Landschafts- darstellungen, die nicht nur in Stil und Farbigkeit den bisher erwihnten entsprechen, sondern auch in der Art ihrer Abtrennung untereinander ahnlich denen auf der Hohlkehle des Gesimses in Raum i sind. Um den muqar- nas-Zapfen in der Mitte gruppieren sich geometrische Motive in Form zweier untergliederter, konzentrischer und um 22z Grad gegeneinander gedrehter achtstrahliger Sterne. Das iibrige innere Feld ist mit grofiflchigen flo- ralen Elementen gefiillt, die zum Teil ebenfalls eine achtstrahlig angelegte Anordnung aufweisen. Die ange- wandten Verzierungstechniken sind die gleichen wie bei der Decke in Raum i, jedoch kommt hier in der Wirkung der Paneelmalerei ein gr6f3erer Anteil zu. In Raum 2

sind aufierdem eine Schmuckborte mit floralem Dekor - in einiger Entfernung von der Deckenverschalung - so- wie vier muqarnas-Verzierungen in den Zimmerecken angebracht. Letztere konnten Reste von urspriinglichen, vielleicht massiveren Ubergangen aus Holz sein, die in der ehemaligen Anbringung in Damaskus die Zimmer- decke baldachinartig abschlossen, so daf3 auch die kon- struktiven Wand-Decken-Anschliisse verkleidet waren. Viele syrische Innenraumdekorationen weisen diese Ge- staltung auf.43,51

Trotz einiger Unterschiede im Detail bilden also Wandverkleidung, Bogen und Deckenverschalungen zum einen in konstruktiver Hinsicht, zum anderen im Hinblick auf den Dekor - in Form und Technik - eine Einheit, so dafi mit grofier Wahrscheinlichkeit angenom- men werden kann, dai3 diese Teile auch in der urspriing- lichen Aufstellung in einem engen Zusammenhang ge- standen haben mogen.

Stilistische Einordnung

Bei der folgenden stilkritischen Betrachtung des )>Arabi- cum<( in der ehemaligen Villa Gutmann werden zunachst die konstruktiven Elemente und der Dekor getrennt analysiert, im Anschlui3 daran macht sich aufgrund ihrer starken Durchdringung eine gesonderte Betrachtung der Stilkomponenten notwendig.24

Fur die stilistische Einordnung besonders wesentlich ist die Tatsache, dafi die Wandverkleidung eine Art ge- schlossenen ))Girtel((25 bildet, der gemeinsam mit den Deckenverschalungen und der in enger Beziehung zu diesen stehenden Dekoration des Fufibodens - insbe- sondere den Teppichen - die Aufgabe hat, gewisserma- f3en einen neuen Raum zu schaffen, der in seiner Quali- tat relativ unabhangig von den baulichen Gegebenheiten wie Wand- und Deckenkonstruktion ist. Die Wande bzw. Decken erhalten dabei eine gesonderte Verscha- lung, die als Dekorationstrager dient und die eigene Aufbauprinzipien zeigt. Damit ist diese Boiserie stili- stisch von solchen Vertafelungen zu trennen, die Teile der Wand freilassen, oder bei denen die Paneele nicht

durchgehend verziert sind - beides Merkmale fur ein Abgehen von der althergebrachten Raumauffassung. Auch die kitbiyat sind als traditionelles Element zu se- hen, das im syrischen Haus seine Funktionalitat bewahrt hat, wahrend es in anderen Regionen zu bloi3er Dekora- tion geworden ist.26

Der Bogen27 trennt in der typischen syrischen qa'a28 die 'ataba29 vom tazar30, kann diese Funktion aber ebenso in anderen Raumen, die eine 'ataba besitzen, erfullen. Er stellt gewissermai3en die Entsprechung des liwan- Bogens31 bei der Wiederholung - allerdings auf gewis- sermafien h6herer Ebene der Intimitit - des Verhaltnis- ses von Hof und liwan im Innern des Hauses mit 'ataba und tazar dar, das heifit, er ist mit dem traditionellen Sy- stem der abgestuften Offentlichkeit - bzw. Intimitat, vom Innersten des Hauses aus gesehen - eng verbun- den. Diese Rolle des Bogens respektive des iwans geht wohl auf altorientalische Wurzeln zuriick - wie die Trennung von )>Schwellen<<-Raum und eigentlichem )>Sitz<-Raum, sowie allgemein das Prinzip abgestufter Offentlichkeit bzw. Intimitat iiberhaupt. So sei an die Teilung assyrischer Palastbauten in Torhofsystem (ba- banu) und Wohnhofsystem (bitanu) erinnert, an die be- deutungsdifferenzierende Thronraumgestaltung mit un- tergeordnetem Vorraum und die entsprechende Cella- Vorcella-Unterscheidung im Tempel, wie auch an die Funktion des Tores als Erscheinungsraum von Gott (im Tempelbereich) oder Herrscher (im Palast). Die Auswir- kungen letztgenannter Bedeutung lassen sich in Gestalt des Terminus' )>Hohe Pforte< als Bezeichnung fiir den osmanischen Hof bis in unser Jahrhundert verfolgen.32

Komplizierter ist dagegen die stilistische Einschat- zung des Dekors. Das wohl auffilligste Element in der Verzierung der Wandverkleidung, der Stirnflachen des Bogens und der Deckenverschalung in Raum 2 sind die Landschaftsdarstellungen, die - unabhiingig von der je- weiligen Grofie und dem konstruktiven Element, das sie dekorieren - in Aufbau, Stil und Farbigkeit als einheitli- che Gruppe anzusehen sind. Sie weisen eine gewisse Flachigkeit auf, hervorgerufen durch weitgehend feh- lende Raumlichkeit in der Darstellung - im Sinne euro- paischer Sehgewohnheiten -, Vermeidung von Schat- tenzeichnung und eine aufrifiartige Gestaltung der dargestellten Architektur. Dieser Eindruck wird nicht nur durch den Aufbau in seiner gleichformigen Staffe- lung der einzelnen Bestandteile der Landschaft, sondern auch durch die gedampfte Farbigkeit in griin, gelb, schwarz und wenig rot zu einem gewissermafien >sche- matischen< Stil erginzt, der auf den Betrachter kiihl und distanzierend wirkt sowie die Landschaftsdarstellungen nicht fur sich allein effizient werden lafit, sondern sie in die dekorative Gesamtwirkung integriert. Dies unter- scheidet sie auch von stark europaisierenden Bildern, die sowohl in turkischen Wandmalereien des i8.Jahrhun- derts als auch in syrischen Innenraumdekorationen die- ser Zeit anzutreffen sind. Die Frage nach der Herkunft der Landschaftsdarstellungen33 als Motiv in der Raumge-

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staltung und in stilistischer Hinsicht ist dagegen zur Zeit kaum differenziert zu beantworten, denn aufgrund der Forschungslage ist iiber Spekulationen hinaus nur wenig als sicher anzusehen. Feststehen diirfte, dafi die Ten- denz zu Landschaftsdarstellungen mit dem Stil des TiiTr- kischen Rokoko<34 sehr eng verbunden ist, sowohl im Hinblick auf die Herkunft - als offensichtlich von euro- paischer Kunst inspiriert - und zeitlich - allerdings in grofiem Mai3stab wohl erst nach der )Tulpenzeit<( begin- nend -, als auch den Ausbreitungsweg innerhalb des Osmanischen Reiches betreffend: ausgehend von der Hauptstadt Istanbul (speziell dem Topkapi Saray) iiber die Verwaltungszentren der Provinzen bis in reichere Landsitze und andere Bereiche. Inwieweit aber in Syrien auch altere Traditionen35, direkte europaische Einflusse oder Kontakte mit Persien36 und Indien eine Rolle ge- spielt haben, muf3 offen bleiben; dies um so mehr, als auch fiir Instanbul und Anatolien selbst durchaus nicht klar ist, ob es sich um eine einfache Nachahmung euro- paischer Vorbilder im Rahmen der gesamten Stromung des Tfiirkischen Rokoko<( handelte - dagegen spricht schon das relativ schnelle Auftauchen von Landschafts- darstellungen in Dorfmoscheen37, einem eigentlich recht konservativen Bereich - oder ob der Anstofi von aufien lediglich latente Moglichkeiten erschlofi, die unter Um- stinden auf alttiirkische Wurzeln (vor Grfindung des Osmanischen Reiches) zuriickzufiihren sind. Letzteres erscheint insbesondere bedenkenswert, zieht man kiinst- lerische Tendenzen, vor allem im Bereich der Poesie, am Hofe Ahmad III. (r7o3-i730) in Betracht, die - in eigen- artigem Kontrast zur Aufnahme und Verarbeitung euro- paischer Einfliisse in dieser Periode, der sogenannten >Tulpenzeit<# - Traditionen aus der Zeit der Turken in

Mittelasien wiederbeleben,38 wobei jedoch eher an eine hofische Revitalisierung als an eine Weiterfiihrung un- unterbrochen lebensfahiger Tradierungen zu denken sein wird. Im Bereich der Architektur konnte eine von Kemal (ig beschriebene, aul3ergewohnliche Deckenkon- struktion im Topkapi Saray ebenfalls auf diese Erschei- nungen hinweisen.38

Geklart muifite dann auch werden, ob und welche Verbindungen zu den Landschaftsdarstellungen in den Miniaturen des i6. und r7.Jahrhunderts13 bestehen und welche Rolle die auf verschiedenen Materialien auftau- chenden Darstellungen der Heiligen Statten von Mekka und Medina39 bei diesen Entwicklungen spielten. Dar- iiber hinaus wire die Aufdeckung von Beziehungen zwi- schen Stilentwicklungen in diesem Bereich und be- stimmten sozialen Schichten als Tragern solcher Tendenzen von groi3er Wichtigkeit. Solange diese Fra- gen nicht fur die Kunst des Osmanischen Reiches im all- gemeinen und Syriens im besonderen geklart sind, ver- bieten sich weitergehende Feststellungen.

Etwas einfacher ist die stilistische Einordnung des reichen Blumendekors, der, wie auch die Darstellungen von Schalen mit Friichten, ein wichtiges Element des ?>Turkischen Rokoko<? bildet. Charakteristisch sind be-

sonders die langstieligen Blumenbuketts in Vasen, ein- gefafit in Medaillons und in vertikal betonte tabula-an- sata-Formen. Dariiber hinaus ist der gesamte Dekor stark floral geprigt, zum einen durch einzelne Blfiten, die meist auch organisierende Funktionen in Form von Borten und flachengliedernden Reihen iibernehmen, zum anderen durch Rankenformen, die teilweise zwar noch an solche der klassischen osmanischen Kunst erin- nern - zum Beispiel im Innenfeld der Deckenverscha- lung in Raum 2 -, aber insgesamt gesehen stark von eu- ropaischen Formen beeinfluft sein diirften. In der Regel sind die Blumen und Bliiten um so starker stilisiert, je mehr sie im Gesamtzusammenhang der Dekoration or- ganisierende Funktionen iibernehmen. Offen mul3 aller- dings auch hier die Frage bleiben, inwieweit andere Ein- flfisse - Europa direkt, Persien, Indien oder China - im einzelnen eine Rolle gespielt haben, zum Beispiel in der Gestaltung bestimmter Blitenformen und ihrer Stilisie- rungen, der Bevorzugung von manchen dekorativen Blu- mensorten oder hinsichtlich eventueller symbolischer Bedeutungen.

Ein traditionelles Element islamischen Dekors dage- gen stellt das Medaillon dar, es ist ebenfalls seiner orga- nisierenden Funktion nach gewissermaien #>islamisch<( eingesetzt; jedoch weisen die Formen eindeutig auf das europiische Rokoko als Vorbild, wenn auch - wie bei al- len rokokoinspirierten Motiven dieser Boiserie - die ffir den urspriinglichen Stil typische Asymmetrie der )isla- mischen<(, das heif3t symmetrischen, Organisierung gewi- chen ist. Letzteres gilt ebenso fur die Rahmung der Landschaftsdarstellungen am Gesims der Wandverklei- dung in Raum i und an der Deckenverschalung in Raum 2, die daruber hinaus auch in ihrem Umrifi nicht auf Vorbilder in der islamischen Kunst zuruckzufiihren sind. Im Gegensatz dazu stehen die tabula ansata-For- men der Inschriftentafeln und ihre Derivate - zum Bei- spiel einige vertikal betonte Umrahmungen von Blumen- buketts - wie auch der sogenannte Kreisschlung in der islamischen Tradition, letzterer ist wohl in Syrien beson- ders seit der Mamlukenzeit ein beliebtes Dekorelement.

Das bisher festgestellte Nebeneinander ihrer Her- kunft nach - als Motiv und im Hinblick auf den Stil - verschiedener Dekorelemente wird an den kitbiyat be- sonders deutlich. Aufier den bereits erwahnten Verzie- rungen finden sich hier rokokoinspiriertes Schnitz- werk,40, muqarnas-Formen und geometrische Muster als Einlegearbeiten41 aus Holz; letztere weisen aufgrund ihres hexagonalen Grundmusters und der Sternformen wiederum auf eine Vielzahl verwandter Motive in der Mamlufkenzeit.42 Ahnliches darf man vielleicht vom masrabiya-Gitter annehmen - auch wenn es ebenfalls im 'Iraq als Verkleidung besonders fir Fensteroffnungen sehr verbreitet ist -, zieht man die recht zahlreichen Parallelen zwischen Agypten und Syrien in der Wohn- hausarchitektur in Betracht.43

Ein ihnliches Bild der stilistischen Durchmischung bieten sowohl die Verzierungen des Bogens als auch die

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Deckenverschalungen. Bei ersterem steht der v6llig tra- ditionellen Gestaltung des Bogenfuf3es die rokokoinspi- rierte Dekoration44 der Leibung gegeniiber, wobei hier offen bleiben muf3, ob das Hinterlegen des Schnitzwerks mit Spiegeln auf europaische Vorbilder allein - ob di- rekt oder fiber das >Tuirkische Rokoko<? sei ebenfalls da- hingestellt gelassen - zuriickgeht, oder ob hier zum Bei- spiel persische Einfliisse eine Rolle gespielt haben. Ein Indiz fiir letztere Annahme bieten die Innenraumdeko- rationen mit hinterlegten Spiegeln oder Spiegelmosai- ken, die in Baghdader Wohnhausern auftreten.45

Fur die Deckenverschalungen gilt im wesentlichen das bisher Gesagte, insbesondere die geometrischen For- men mit organisierenden Funktionen, die Sternmotive und der muqarnas-Zapfen an der Decke in Raum 2 sind als traditionelle Elemente anzusehen, das gemalte Ran- kenwerk und der aus Blattformen gebildete Zapfen in Raum i seien als Beispiele fiir recht stark europaisch wir- kenden Dekor genannt.

Zieht man die bisher angestellten Betrachtungen nun zu einer Einschatzung der Anteile verschiedener Stil- komponenten heran, werden die beiden Hauptbestand- teile deutlich, die den Gesamteindruck im wesentlichen tragen: ,Tradition<? auf der einen Seite und >Tiirkisches Rokoko<? auf der anderen. Zu den traditionellen Elemen- ten sind in diesem Sinne neben solchen aus der Mamlfi- kenzeit und originar syrischen auch diejenigen zu rech- nen, die zwar urspriinglich dem Repertoire der osmanischen Reichskunst oder anderen Bereichen ent- stammen, aber in die syrische Kunstentwicklung inte- griert wurden.

Das >Tiirkische Rokoko<"46 wird hier als die letzte sch6pferische Periode der osmanischen Kunstentwick- lung verstanden. Seine Wurzeln lassen sich in der klassi- schen Epoche besonders im )>quatre fleurs<{-Stil47 finden, kennzeichnend sind aber die namengebenden Einfliisse des europaischen Barock und Rokoko, die hauptsachlich im Bereich des Dekors aufgenommen und umgeformt wurden, so dafi letztlich ein eigenstindiger Stil entstand. Dafi es dabei teilweise auch zu Disproportionen kam und der europaische Anteil wesentlich iiberwog, liegt wohl in der Dynamik der in dieser Zeit nicht nur im kiinstlerischen Bereich immer intensiver werdenden Be- ziehungen zu Europa begriindet. Die relativ schnelle und nachhaltige Aufnahme der Rokoko-Elemente hat wohl im wesentlichen zwei Griinde. Zum einen war an- scheinend der osmanische Hof von europaischer Kultur stark beeindruckt, und auf der Basis sich zunehmend vertiefender 6konomischer und politischer Beziehungen bzw. auch Auseinandersetzungen kam es auf dem Ge- biet der Kunst zu einer Intensivierung der Kontakte und des Austausches; andererseits hatte offensichtlich der persische Einflufi in der klassischen osmanischen Reichskunst mit seiner dem europaischen Rokoko ahnli- chen Tendenz zu Detailbetonung und verspieltem Sin- nieren in der Ornamentik - wie auch dem Schwerge- wicht auf Dekorierung statt Strukturierung, dem

Verschleiern der Grundformen des Dekors statt ihrer Betonung iiberhaupt - fiir die Aufnahme der Rokoko- motive den Boden bereitet. Da der osmanische Hof in Istanbul im iS.Jahrhundert trotz der sich verstarkenden Differenzierungstendenzen in den Provinzen noch im- mer tonangebend fiir die Entwicklungen der Reichs- kunst war, verbreitete sich der neue Stil dann relativ schnell fiber das gesamte Osmanische Reich. Dieser Pro- zei3 diirfte dadurch unterstiitzt worden sein, dafi auch in anderen Gebieten der europaische Einflufi zunahm und dabei auf die im wesentlichen gleiche Grundlage traf, namlich die Auslaufer der klassischen osmanischen Reichskunst.

Wenn nun im folgenden gelegentlich eine Gegen- iiberstellung von Tiirkischem Rokoko und europaischen Einfliissen erfolgt, so geschieht das zur Verdeutlichung charakteristischer Spannungsverhiiltnisse in stilistischer Hinsicht und unbeschadet der Tatsache, dal3 solche Ein- fliisse dem Tiirkischen Rokoko natiirlich ebenfalls inha- rent sind.

Die Innenraumdekorationen, die stark vom Tiirki- schen Rokoko beeinflul3t wurden, bezeichnete man in Damaskus als )>stambulli<, da sich aus dem Blickwinkel der Provinzhauptstadt diese Tendenz vor allem als vom Reichszentrum Istanbul ausgehend darstellte.48

Diese beiden Bestandteile - Tradition und Tiirki- sches Rokoko - bilden den Schwerpunkt der Dekoration der Potsdamer Boiserie und verschmelzen zu einer ge- lungenen Gesamtkomposition, die auch durch einige recht deutlich europaisierende Einfliisse nur erganzt, aber nicht gest6rt wird. Analysiert man nun die Verzie- rungen im Detail, so erscheint es zweckmai3ig, die Mo- tive und Elemente einmal als isolierten Bestandteil fiir sich - im folgenden als konstituierende Elemente be- zeichnet -, zum anderen hinsichtlich ihrer Funktion im Gesamteindruck - als organisierendes Element - zu klassifizieren.

Im einzelnen verteilen sich die genannten Kompo- nenten recht charakteristisch auf die verschiedenen Wir- kungsgebiete: so ist der traditionelle Anteil im Bereich der konstituierenden Elemente zwar auf der konstrukti- ven Ebene beherrschend, dagegen beim Dekor nur ver- einzelt - zum Beispiel muqarnas, geometrische Muster der Einlegearbeiten - vertreten. Dafiir ist die Tradition eindeutig die Basis fiir die Organisierung des Dekors, allerdings weniger der Form nach - zum Beispiel mihrab-artige Nische, Medaillon als Motiv, geometrische Formen; letztere besonders bei den Einlegearbeiten und an den Deckenverschalungen -, als vielmehr bei den Ordnungsprinzipien, zum einen bedingt durch die kon- struktive Gestaltung, zum anderen in der Anwendung von Reihung, Rahmung und Wiederholung, die wie- derum zu Geschlossenheit, )Strenge<? und Dekorativitat in der Wirkung fiihren. Umgekehrt und somit erganzend ist das Verhaltnis, betrachtet man den Anteil des Tiirki- schen Rokoko: hier ist der Einflufi bei den konstituie- renden Elementen des Dekors sehr stark - florale Ver-

Tunsch ? Syrische Innenraumdekoration I37

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zierungen, Schalen mit Friichten und Landschaftsdar- stellungen -, dagegen finden sich nur wenige Anzei- chen dieses Stils auf der Ebene der Organisation - zum Beispiel Blumenbukett, Einzelbliite, Medaillonformen, Rahmung der Landschaftsdarstellungen am Gesims der Wandverkleidung in Raum i und an der Deckenverscha- lung in Raum 2. Dabei ist jedoch in Rechnung zu stellen, dafi die charakteristischen Merkmale des Tiirkischen Ro- koko von vornherein bestimmte Motive und Motivgrup- pen sind, konstituierende Elemente also, die im wesent- lichen traditionellen - >islamischen< - Organisierungs- prinzipien unterworfen bleiben.

Problematisch ist die differenzierte stilistische Ein- ordnung der zwar im Erscheinungsbild deutlich erkenn- baren, aber in die Gesamtkomposition integrierten ande- ren Einfliisse - zum Beispiel die hinterlegten Spiegel, geschnitzte Ranken und Bliitter -, sowohl derjenigen aus Europa, bei denen direkte Obernahmen wohl kaum von solchen zu unterscheiden sind, die den Weg uiber Instanbul - also inharent dem Tiirkischen Rokoko - oder zum Beispiel die bedeutende Handelsmetropole Aleppo nahmen, als erst recht der meist nur mittelbaren Einfliisse aus dem Mittleren und Fernen Osten. Deshalb sind spezielle Untersuchungen notwendig, die nicht nur den Rahmen dieser Arbeit sprengen wiirden, sondern auch kaum zur Losung der hier anstehenden Fragen bei- tragen konnten.

Die vorstehenden Ausfiihrungen lassen unschwer er- kennen, dab die Wirkung des >Arabicum<( in der ehema- ligen Villa Gutmann im wesentlichen von vier stilisti- schen Spannungsverhaltnissen getragen wird: erstens zwischen konstituierenden und organisierenden Ele- menten bzw. Prinzipien, zweitens Konstruktion und De- kor, drittens einem gewissen Naturalismus im Detail und der dekorativen Gesamtwirkung, sowie viertens zwischen Tradition und den traditionellen Anteilen des Tiirkischen Rokoko einerseits und europaisierenden Elementen andererseits, wobei jede dieser Proportionen fiir sich und die vier untereinander trotz aller Dynamik von einer verbindenden, aber spannungsvollen Ausge- wogenheit gekennzeichnet sind, was letztendlich den hohen stilistischen Wert dieser Innenraumdekoration ausmacht.

Das bisher gesagte gilt im iibertragenen Sinne auch fiur die Farbgestaltung.49 Vorherrschend sind Rot, Blau und Gelbtone, die zusammen mit der reichen Vergol- dung die traditionelle Farbpalette bilden. Gleichzeitig aber weisen die floralen Details auch andere Tone auf, und die Landschaftsdarstellungen sprengen vor allem mit ihrem Griin fast diesen Rahmen. Somit wiederholen sich auch auf dieser Ebene die Spannungsverhaltnisse zwischen Tradition und bestimmten Elementen des Tiir- kischen Rokoko sowie Detailgestaltung und Gesamtwir- kung, das heif3t, die Farbigkeit ist ebenfalls der diese In- nenraumdekoration bestimmenden stilistischen Balance angepaf3t und ordnet sich der Einheitlichkeit des ge- schmackvollen Stils unter.50

8

EXKURS: Der Innenraum und Moglichkeiten seiner kosmologischen Deutung5

Wie bereits angedeutet, kommt der Dekoration des In- nenraumes im syrischen Wohnhaus nicht nur eine Schmuckfunktion zu, vielmehr gestaltet sie - neben der aufieren Form - auch wesentlich das Verhaltnis des je- weiligen Raumes zum iibrigen Haus und gibt ihm somit seine bestimmte Qualitat, die wiederum in Wechselwir- kung zur Benutzung steht.

Im folgenden sollen einige Moglichkeiten der kos- mologischen Deutung einzelner Elemente der Ausstat- tung des )>Arabicum# angesprochen werden, wobei zu beachten ist, dafi es sich im Rahmen dieses Aufsatzes nur um mehr oder weniger begriindete Vermutungen handeln kann, deren Verifizierung Gegenstand geson- derter Untersuchungen sein mifite. Im wesentlichen wird auf Forschungen zum Wohnhaus in Syrien und in Anatolien zuriickgegriffen, letzteres erschien wegen des starken tiirkischen Einflusses durchaus legitim.52

Die definierte Stellung eines bestimmten Raumes im System der abgestuften Offentlichkeit bzw. Intimitat, die

Abb. 7 Raum 2 - Blick in Richtung des Durchganges, uber diesem das mairabiya-Gitter Abb. 8 Raum i - Medaillon mit Landscbaftsdarstellung von einem Hauptpaneel (zwischen den Inscriften Nr. i8 und Ip der Grundrifiskizze, viertes Medaillon von oben)

Tunsch * Syrische Innenraumdekoration 139

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auch innerhalb der Raumeinheit noch zu einer Untertei- lung in 'ataba und tazar fuhrt, bedingt eine relativ starke Abschliefiung nach auBien, die Kontakte zu den iibrigen Riumen mit anderen #>Qualitaten< in diesem System strenger Reglementierung unterwirft. Die vollstandige Dekoration der Wande, der Decke und sogar des Fufibo- dens - bei der'ataba mit farbigen Steineinlagen (sie hat ja )>Hofqualitat<), beim tazar mit Teppichen - dient wohl vor allem diesem Zweck, das heiBt quasi der Schaf- fung eines neuen Raumes, abgesehen vom Schmuckbe- diirfnis. Fast zwingend erscheint unter diesen Bedingun- gen die Notwendigkeit von Verbindungen nach auf3en auf einer anderen, ideellen Ebene; und so gibt es einige Anhaltspunkte dafiir, dai3 die Dekoration solche Bezie- hungen herstellen soll.

Am wahrscheinlichsten diirfte die Deutung der Decke als Himmel im Sinne von Symbol oder allegori- scher Gleichsetzung sein, betrachtet man, neben der Rolle der Kuppel in der Aleppiner qa'a - fiber der 'ataba, versehen mit sternf6rmigen bzw. runden Offnun- gen35 - und der moglichen Auffassung der Decke als Bal- dachin oder Himmelszelt54, tiirkische Vorstellungen zu dieser Frage, die eindeutig auf das Ziel hinweisen, mit dem Innenraum ein Abbild der auferen Welt zu schaffen.

Dagegen ist die kosmologische Ausdeutung der Landschaftsdarstellungen wesentlich spekulativer. Zwar kann mit recht hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dabi sich mit ihnen bei den Tiirken vielfach die allegorische Gleichsetzung mit dem Paradiesgarten ver- band, auch ist an eine Beziehung zur erwahnten Him- melssymbolik zu denken, da tiirkische Landschaftsdar- stellungen recht haufig als Wandmalereien am unteren Rand von Kuppeln zu finden sind, jedoch ist es nicht si- cher, ob diese Vorstellungen auch in Syrien Fui3 gefaf3t hatten, obwohl die Anordnung der Landschaftsdarstel- lungen in der Hohlkehle des Gesimses der Wandverklei- dung in Raum i des Potsdamer )>Arabicum(< ein Indiz da- fur sein k6nnte. Bemerkenswert ist jedenfalls die Tatsache, daf3 jede der dargestellten Landschaften die wesentlichen Elemente einer Welt im Kleinen enthalt: Wasser (mit den genannten Ausnahmen), Land, Him- mel, sowie Pflanzen (Baume), Tiere (Vogel) und Ge- baude; letztere stehen vielleicht #>stellvertretend<x fur den Menschen.

Zumindest erscheint es sehr gut denkbar, dai3 mit Hilfe des Dekors, insbesondere der floralen Motive, der Landschaftsdarstellungen und der Inschriften - vor al- lem sei auf das Gedicht an der Decke (!) in Raum I23 hin- gewiesen, in dem unter anderem der Prophet Muham- mad mit ,Himmel< tituliert wird -, im bewui3ten Gegensatz zur relativen, raumlich-konstruktiven (also realen) Isolation ein gleichsam neuer Raum geschaffen wurde, der eine ideelle Verbindung mit der AuBenwelt herstellt, bis hin zur allegorischen Gleichsetzung mit ihr.

Das System der abgestuften Offentlichkeit bzw. Inti- mitat im Wohnhaus hat seine Wurzeln, wie bereits ange- deutet, offensichtlich im Alten Orient, erinnert sei hier

an den Harem, den abgeschlossenen Frauentrakt, und das schon erwahnte babanu-bitanu-System assyrischer Palastanlagen.

Die Materialisierung von Weltbildern in der Archi- tektur - in diesem Fall in der Innenraumdekoration - diirfte allerdings vielschichtigere Quellen aufweisen. Neben altorientalischen Vorlaufern konnten hier auch christlich-byzantinische Einflusse - wie die Himmels- symbolik von Kuppeln - sowie die islamische Mystik - die wiederum buddhistisch beeinflui3t war - eine Rolle spielen.

Schluftfolgerungen zu Herkunft und Datierung - Kulturhistorische Bedeutung - Ungeloste Probleme55

Die Datierung der Boiserie in das i8.Jahrhundert im Ver- steigerungskatalog von 193456 wird durch die stilistische Einordnung - insbesondere den Nachweis der enthalte- nen Elemente des Tiirkischen Rokoko - hinreichend be- wiesen.

Dariiber hinaus kann die Entstehungszeit mit groBer Wahrscheinlichkeit noch genauer bestimmt werden, da zum einen in der zweiten Halfte des I8. Jahrhunderts eine deutliche Entwicklung von hellgrundigen Blumen- buketts in Vasen zu solchen auf dunklem Hintergrund innerhalb der Umrahmungen zu beobachten ist,57 zum anderen alle zum Vergleich herangezogenen, datierten Landschaftsdarstellungen in Malerei auf Holz in die zweite Halfte des i8.Jahrhunderts fallen, ja eines der frii- hesten Beispiele in Syrien iiberhaupt - im 'Azm-Palast von Hamah (nicht auf Holzgrund) - erst um I740 ent- standen ist. Eine Ausnahme bildet wohl nur das Damas- zener Interieur im Metropolitan Museum in New York vom Anfang des i8.Jahrhunderts, das ebenfalls mit Land- schaftsdarstellungen geschmiickt ist.58 Zieht man aber in Betracht, daf die stilistisch sehr ahnlichen Stiicke - die aus Damaskus stammende Wandverkleidung im >Blauen Salon? der Sammlung Pharaon in Beirut, die Wandver- kleidung in der qaa Nr. 13 im salamlik59 des 'Azm-Palastes in Damaskus und die Wandverkleidungen der Konfe- renzzimmer im Palast des Amir Sihab in Bait ad-Din im Libanon, die ebenfalls aus Damaskus stammen - in die achtziger und neunziger Jahre des i8. Jahrhunderts da- tiert sind bzw. gesetzt werden,60 kann man annehmen, dab auch die Boiserie im >Arabicum<( der ehemaligen Villa Gutmann dieser Zeit zuzuweisen ist. Besonders auffallig ist in diesem Zusammenhang, daB auf Land- schaftsdarstellungen im 6>Arabicum< und im zweiten Konferenzzimmer im Bait-ad-Din Palast - letzteres da- tiert am i. Muharram I2o8 nach der higra = 1793 -, bei prinzipiell gleichem Aufbau und sehr ahnlichem Stil, das gleiche Motiv auftaucht: ein sitzender und drei in einer Reihe fliegende V6gel.61'62

Diese Ansetzungen schlief3en natiirlich eine an- dere - insbesondere eine spatere - Datierung nicht vol- lig aus, denn die stilistische Breite ist bei den Damasze-

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ner Innenraumdekorationen in der zweiten Hilfte des i8. und am Anfang des i9.Jahrhunderts sehr beachtlich: sie reicht von weitgehend traditionell bestimmten Inte- rieurs fiber Mischformen wie das Potsdamer >Arabicum<( bis hin zu stark europaisierenden Verkleidungen, ohne gleichzeitig eine chronologische Abfolge zu bilden. Je- doch scheint die Wende vom 18. zum 9g. Jahrhundert eine gewisse Zasur darzustellen, da im 9I. Jahrhundert wohl die europaisch inspirierten Anteile zur Dominante in der stilistischen Komposition werden.48 Dies durfte sich auch im Hinblick auf die immer starkere okonomi- sche und politische Einflufinahme der europaischen Staaten in dieser Zeit in die allgemeine Entwicklung des syrischen Raumes im mehr und mehr zerfallenden Os- manischen Reich einordnen lassen.

Dafi die von Herbert M. Gutmann in Damaskus er- worbene Innenraumausstattung56 auch dort hergestellt worden war, lassen insbesondere die Landschaftsdarstel- lungen annehmen, da sie eine besondere Gruppe von In- nenraumdekorationen in Damaskus kennzeichnen63 und sie auch mit den erwahnten, stilistisch eng verwandten Interieurs verbinden.

Die festgestellte Einheitlichkeit des Stils der gesam- ten Dekoration und die Tatsache, daf3 die Boiserie aus nur einem Haus stammt,64 lassen darauf schliefien, dab die zur Ausstattung des >)Arabicum<( verwendeten Teile auch in ihrer ursprunglichen Anordnung in einem en- gen Zusammenhang standen - zu denken ware insbe- sondere an eine qa'a, betrachtet man die reprasentative Gestaltung der kitbiyat. Dies ist um so wahrscheinlicher, als es sich bei Herbert M. Gutmann nicht um einen dilet- tantischen Sammler, sondern um einen Kenner der isla- mischen Kunst handelte, was durch seine Tatigkeit als externer Berater der Islamischen Abteilung des damali- gen Kaiser-Friedrich-Museums hinreichend belegt wird.

Wie bereits ausgefiuhrt, stellt die Ausstattung des )>Arabicum(( in der ehemaligen Villa Gutmann, insbeson- dere ihrer stilistischen Ausgewogenheit wegen, ein be- merkenswertes Zeugnis syrischen Kunsthandwerks dar, das gleichsam die kulturelle Vielfalt in dieser damaligen Provinz des Osmanischen Reiches widerspiegelt. Im Vergleich mit dem )Aleppo-Zimmer<( in den Staatlichen Museen zu Berlin (Islamisches Museum) bietet diese Boiserie in mehrfacher Hinsicht eine wertvolle Ergan- zung65: angefangen von der Maltechnik - das Aleppo- Zimmer ist in Olmalerei ausgefuhrt - fiber Details des Dekors bis hin zur stilistischen Einordnung gleichsam am Endpunkt einer Entwicklung, die mit dem Aleppo- Zimmer als einer der friihesten bekannten Wandverklei- dungen dieser Art bis an den Anfang des r7.Jahrhunderts zuriickverfolgt werden kann. Daraus ergibt sich zwin- gend die Notwendigkeit einer sorgfaltigen Restaurie- rung - die umfangreiche Detailuntersuchungen ein- schliefien sollte - sowie einer nachfolgenden Ausstel- lung, um dieses wertvolle Zeugnis des kulturellen Erbes als Beispiel orientalischer Wohnkultur des I8.Jahrhun- derts der Offentlichkeit zuganglich zu machen, wobei

eine Anordnung nach dem Vorbild einer Damaszener qaa sehr zu empfehlen ware. Letzteres betrifft beson- ders die Gestaltung des Fufbodens und des Sockels, die Abtrennung einer 'ataba sowie die Erganzung der Sitz- banke des tazar; auch an die mbgliche Erganzung eines steinernen Wasserbeckens in der 'ataba sollte gedacht werden. Die gegenwartige Raumsituation mii3te aller- dings ebenfalls Beriicksichtigung finden, da sie wesent- lich die Intentionen eines Kenners der islamischen Kunst widerspiegelt, der wohl auch die urspriingliche Aufstellung kannte.

Voraussetzung fiir die Losung der damit verbunde- nen Probleme sind eingehende Detailuntersuchungen im Zuge der Restaurierungsarbeiten: I. Bei der Demontage sollten neben einer sorgfaltigen Dokumentierung - einschlief3lich der Riickseiten der Holzteile - gegebenenfalls genauere Forschungsarbei- ten erfolgen, um eventuelle Inschriften, Hinweise auf eine Mehrfachverwendung und ahnliches zu erfassen. Insbesondere ist in diesem Zusammenhang eine voll- standige Aufnahme des gegenwartigen Zustandes mit- tels MeBbilds anzustreben, um eine fotogrammetrische Auswertung zu ermoglichen. 2. Im Sinne einer m6glichst vielseitigen Erforschung der Boiserie waren genaue Holzbestimmungen sowie eine Strukturanalyse der Farbschichten und anderer aufgetra- gener Materialien sehr wiinschenswert, um vor allem die Maltechnik zu verifizieren und eventuell neue Erkennt- nisse in dieser Hinsicht zu gewinnen. 3. Nach Entfernung der Firnisschichten ist eine diffe- renzierte Beurteilung der Farbigkeit moglich und ange- bracht. Auch hier sollte eine umfangreiche Dokumenta- tion erfolgen, um die stark herabgesetzte Reflexion zu nutzen, da diese nach Auftragen einer Schutzschicht - nach den Erfahrungen bei der Restaurierung des Aleppo-Zimmers ware dies notwendig - wieder zuneh- men wiirde.

Die Moglichkeiten einer intensiven Untersuchung der Boiserie sind also mit Abschlufi der bisherigen For- schungsarbeit66 keineswegs ausgeschopft. Dieser Aufsatz konnte demzufolge nur die Aufgabe erfiillen, erste For- schungsergebnisse und die vorstehenden Vorschlage im Hinblick auf eine weitere Bearbeitung im Rahmen der notwendigen Restaurierung vorzustellen.

Die Inschriften

Insgesamt befinden sich 37 Tafeln mit Inschriften an der Wandverkleidung in beiden Raumen, sowie der Decke und der Schiebetiir in Raum i. Mit Sicherheit modern sind die vier Tafeln an der Schiebetiir, deren Inschriften keinen Sinn ergeben. Nachahmungen sind wohl auch zwei Tafeln, die offenbar kfifi-Duktus imitieren; dage- gen sind die fiinf Inschriften, die ebenfalls nicht gelesen werden konnten, nur stark verstimmelt. Die gelesenen

Tunsch ? Syrische Innenraumdekoration I4I

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Tafeln - samtlich mit verschiedenen Varianten des nashi-Duktus -, tragen die bismillah (zweimal), Verse aus der >hamziya<< von al-Busiri67 (18 Tafeln) und sechs Verse, deren Herkunft bisher noch nicht festgestellt wer- den konnte.

Die folgende Ubersicht enthilt die verwendeten Nummerierungssysteme und Abkurzungen. a) Nr. der in arabisch wiedergegebenen Inschriften b) Nr. laut Grundrifskizze; >o<( = oben, )>u< = unten c) Versnummer nach Duda I97I, S. 158 (Verse aus der

)>hamziya<( von al-Busiri; )a< = i. Halbvers, )b<? = 2. Halbvers

d) Bemerkungen

a) b) c) d)

3

i6

T

wohl nachempfunden (modern), ohne Sinn wohl nachempfunden (modern), ohne Sinn wohl nachempfunden (modern), ohne Sinn vier Schrifttafeln an der Schiebetiir in Raum i, mit Sicherheit modern, einzelne Worter zwar lesbar, aber kein zusammenhangender Sinn

d)

D = Decke in Raum i

die diakritischen Punkte beim nun und beim dritten ya' fehlen

in ,li-l-di(n)<# steht die nach beiden Seiten verbundene Form des ya

Die Inschriften in arabisch

Die Inschriften sind im wesentlichen in der Form wie- dergegeben, inder sie auf den Tafeln erscheinen. Feh- lende diakritische Punkte wurden erganzt. Auger madda wurden keine Vokalzeichen - die im uibrigen nur spar- sam gesetzt sind - ubernommen. Im Original ist statt fatha hiufig perpendikulares 'alif gesetzt.68

1)

2)

3)

4)

5)

(J) U- 4, i 1r) j ~ L i

(A) Lu A UL . U L

6)

7)

8)

9)

10)

stark verstiimmelt, daher hier nicht wiedergegeben und iibersetzt stark verstiimmelt, daher hier nicht wiedergegeben und iibersetzt stark verstfimmelt, daher hier nicht wiedergegeben und iibersetzt stark verstiimmelt, daher hier nicht wiedergegeben und iibersetzt stark verstiimmelt, daher hier nicht wiedergegeben und iibersetzt

11)

12) J,i -) ~j L-a 4

13)

14)

15)

142 Tunsch Syrische Innenraumdekoration

a) b) c)

I 2

60 2 D4 3D5 4D6 5 D2 6D3 7 DI 8 I4 9 I3

Io 150 II IOU

12 5 0

13 120

14 7u II0

H ia H ib H 2a H 3a H 3b H 4b H 5a H 5b Hioa H Ib H I4a H 4a H I4b H I4b

HI5 a H 5b Hi6a

H i6b

15 16

I7

i8

19 20

21

22

23

24

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40

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24) UlJI J.l ,' ,LJI LDf. U JLS.I U: L, ,Jl Jl L

Im folgenden wird der Inhalt der Inschriften in einer freien Ubertragung wiedergegeben.

i) Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzi- gen, und (die iibliche Einleitungsformel - bismillah)

2) Wie k6nnen die Propheten so hoch aufsteigen wie du,

3) o Himmel, kein Himmel ist h6her als du, 4) sie glichen Dir nicht an H6he,

(>wa qad hal< gehort sinngemaif schon zum 2. Halbvers)

5) Sie haben deine Eigenschaften den Leuten widergespiegelt,

6) wie das Wasser die Sterne. 7) nur aus deinem Licht gehen die Lichter hervor.

(im arabischen Text der Inschrift ist das ta' verschrieben zu y')

8) Du hast den Kern des Wissens von der verborgenen Welt,

9) dagegen hat Adam nur die Namen. o) Die Zeitalter riihmen sich deiner und werden durch

dich erh6ht, 1) durch dich einen Gipfel und danach wieder einen

Gipfel. 12) (Die hier und bei Nr. 13 folgenden einzelnen Buch-

staben geh6ren nicht zu den Versen, weisen aber darauf hin, dab offensichtlich andere Verse bzw. Halbverse folgten, als die bei Duda 1971, S.158 angege- benen.)

13) Was fur eine Halskette der Ehre und des Ruhmes, 14) in der du das kostbare Herzstiick bist, I 5) und dein Gesicht erschien wie die Sonne, 16) die nach einer leuchtenden Nacht aufging, I7) die Nacht der Geburt, in der der Glaube 8) mit Freude und Stolz den Tag seiner Geburt feierte.

19) Eines Tages mufi die Erlisung von der Bedraingnis

dieser Welt kommen, dann moge Gott die Hande der Hoffnung und der Gerechtigkeit 6ffnen, damit Erleichterung werde.

20) Schlaf nicht bedriickt von der Betriibnis der ewigen Zeit, denn das Diesseits ist unvollkommen. (fur unvollkommen steht w6rtlich der Ausdruck >neigt zur Krummheit<)

21) Auch wenn die Dunkelheit der Nacht starker wird, so hat sie doch Licht von Mond und Lampen.

22) Alles vergeht, ob Trauer oder Freude, darum sei gleichmiitig in der Bedrangnis.

23) Der Gegensatz wurde fur den Gegensatz geschaffen, damit er vergeht, und das Vergangene hat keine Gemeinschaft mit dem Kommenden.

24) 0 Zustand der Unvollkommenheit, die Vollkommenheit ist doch nicht fern von mir, denn auch die Prise Moschus ist inmitten klebenden Blutes.

Die Verse aus der )hamziya<< von al-Busiri (Nr. 2-18) preisen den Propheten Muhammad in verschiedenen poetischen Bildern und vergleichen ihn mit den Prophe- ten, die vor ihm wirkten - im islamischen Verstandnis z. B. altarabische Propheten, Abraham, Mose, Jesus. Mu- hammad - nach siira 33, Vers 40, das )>Siegel der Prophe- ten< - wird dabei als seinen Vorlaufern weit iiberlegen dargestellt (Nr. 2-7).

Halbvers Nr. 9 bezieht sich wohl auf sura 2, Vers 29.69

Abgekturzt zitierte Literatur

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Tunsch * Syrische Innenraumdekoration 143

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Anmerkungen

I Mit einem Gutachten von Volkmar Enderlein, Direktor des Islami- schen Museums in den Staatlichen Museen zu Berlin, fur den Stadt- rat fur Kultur der Stadt Potsdam vom i6. Io. 1981 gelangte die Ausstat- tung des sArabicum< (s. Anm.4) in der ehemaligen Villa von Herbert M. Gutmann (Bertinistrafle 16) - dem heutigen Alterspflegeheim >Olga Benario-Prestes< - wieder in ein grofleres Blickfeld. Eine erste wissenschaftliche Bearbeitung dieser Boiserie war Gegenstand einer 1987 vorgelegten Diplomarbeit (Thomas Tunsch: Zur Datierung und Herkunft des arabischen Zimmers in Potsdam. - 1987. - 65 S. - Halle, Marin-Luther-Universitit Halle-Wittenberg, Sektion Orient- und Al- tertumswissenschaften. Masch.schr.). Deren Ziel war es, eine kultur- historische Einordnung zu erreichen und die Bedeutung dieser In- nenraumausstattung im Rahmen des kulturellen Erbes festzustellen. Die Arbeit bildet die Grundlage des vorliegenden Aufsatzes. An die- ser Stelle sei es gestattet, denen zu danken, die meine Arbeit unter- stutzten: den Mitarbeitern des Wissenschaftsbereiches Orientalische Archaologie an der Sektion Orient- und Altertumswissenschaften der Martin-Luther-Universitat Halle-Wittenberg in Halle, vor allem Prof. Dr. habil. B. Brentjes, Dr. sc. K. Rfihrdanz, Dr. sc. H.-J. Peuke sowie Dr. A. H. Mustafa. Dies gilt auch fur Herrn Enderlein und die Mitar- beiter des Islamischen Museums, die mir immer hilfreich zur Seite standen. Stellvertretend fur alle anderen, die mit ihrer Unterstitzung Anteil am Zustandekommen dieser Untersuchung haben, seien dan- kend erwahnt: Luca Gutmann-Purbeck (London), Dr. D. Duda (Wien), Dr. E. Esin t (Istanbul), OMR Dr. Siihs (Potsdam), Prof. W. Diem (K6ln), Dr. K. Arlt (Potsdam) und meine Schwester Karin Tunsch.

2 Biographische Angaben uiber H. M. Gutmann finden sich u. a. in: Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Per- sonlichkeiten in Wort und Bild, Bd.I, Berlin 1930/31, S. 620. - Berliner

Borsen-Zeitung vom 15. 0o. 1929 (Morgenausgabe), Berlin 75 (1929) Nr. 48I, S. 9 (Wiirdigung anlii3lich seines 5o. Geburtstages).

3 Vgl. Leopold Reidemeister, Das >Archiv Martha Huth< und die Berli- ner Sammlerwelt der Zwanziger Jahre. In: Orangerie '82, Deutscher Kunsthandel im Schlofi Charlottenburg, Berlin, II.-19. 9. 1982, S.20-25. - Sammlung Herbert M. Gutmann, Herbertshof bei Potsdam. Firma Paul Graupe, Versteigerung I32, Berlin 1934 (Auktionskatalog), S. 97, Taf. 53, 54.

4 Diese Bezeichnung war in der Familie Gutmann iiblich. Nach einer Mitteilung von Luca Gutmann Purbeck, dem Sohn H. M. Gutmanns, bot das >Arabicum<( 1929 und 1930 das geeignete Decorum fur Emp- finge Konig Fuad's von Agypten bzw. des irakischen K6nigs Feisal I.

5 hazarbaf: persisch, etwa >tausendfach verflochten< bedeutend, Be- zeichnung fur Muster, die aus der Gestaltung von Ziegelverbanden hervorgegangen sind. - Vgl. Reuther 1925, S. 206. - Briggs 1924, fig. 206, S.2I4. - Pauty 1932, Abb. IIIa, IVa (ersteres nur hazarbaf-ahnlich). Zur Klarung einer eventuellen Originalitit waren spezielle Holzun- tersuchungen notwendig.

6 kitbiya (pl. kitbiyat): von arabisch )kitab(< (Buch), Bezeichnung ffir eine meist der Biicheraufbewahrung dienende Nische. - qia't: pl. von qa'a, s. Anm. 28.

7 Sammlung ..., wie Anm. 3, Taf. 54. 8 Bei einer Besichtigung (1986) konnte Herr Dr. Unger (Berlin) dem au-

ileren Anschein nach feststellen, daB offensichtlich kein Pilz- oder Schidlingsbefall vorliegt.

9 magrabiya: von arabisch siariba< (trinken); Ort, wo Getranke zum Kiihlen abgestellt werden - besonders Fensternischen - auf deren holzerne Verkleidung der Begriff dann uibertragen wurde; nun auch ihnlich gestaltete Holzarbeiten bezeichnend. - Vgl. Jules Bourgoin, Precis de l'art arabe et materiaux pour servir a la theorie et la tech- nique des Arts de l'Orient musulman, Paris 1890-92, Bd. i, 2 (Memoi- res publies par les membres de la Mission Archeologique Francaise au Caire; 7), pls. I-77,6; III-20, 21, 29, 33.

10 Vgl. Wulzinger/Watzinger 1924, S.21, Taf.43a, 47a. 1 Die folgende kurze Beschreibung ergibt sich aus den in der Literatur

(s. u.) enthaltenen Angaben. Die Paneelmalerei im Potsdamer )Arabi- cums ist offensichtlich in dieser Technik ausgefiihrt, endgiiltige Kli- rung konnte allerdings erst eine spezielle Strukturanalyse erbrin- gen. - Vgl. Wulzinger/Watzinger 1924, S. 21. - Reuther I925, S.207. - Duda 1971, S. 29. - Eine ahnliche Technik ist bereits fur das 14.Jh. in Agypten belegt: Briggs 1924, S.2o8 zitiert H. Saladin: L'Art Musulman. Architecture, Paris 1907, S. 143.

12 Zum Blumendekor in der osmanischen Kunst und speziell in Syrien vgl. Gustav Schoser, Sofia Renz-Rathfelder, Osmanische Blumen - Der Weg einiger osmanischer Pflanzen nach Mitteleuropa und ihre Geschichte im i6.Jh. In: TKK I, S. 152-154. - Johanna Zick-Nissen, Fern6stliche und abendliindische Einfliisse. In: TKK 2, S. 16-28, S. 25. Arseven 1952, S. 51-56, 58f., 61-68, 7xf., 80, 84, 93f. - Ernst J. Grube, Miniatures in Istanbul libraries. I: A group of miniatures in the Al- bums Hazine 2147, 2153 and 2162. In: Pantheon, Miinchen 20 (1962), S.213-226 (II: ebenda, S.306-3I3). - Tahsin Oz, Turk kumas ve kadife- leri, Istanbul 1946/1951, Bd. 1, 2. - Heinrich J. Schmidt, Alte Seiden- stoffe, Braunschweig 1958 (Bibliothek fur Kunst- und Antiquititen- Freunde; io), S. 37f. - Duda 1971, S.33, 34, 36f., 38, 107-109, Taf. 40. - Sauvaget 1932, fig. 37, S.85. - Carswell 1977, pls. 8, 9a, b. - Wulzinger/ Watzinger 1924, Fig. 41b, 44b.

I3 Zu Landschafts- und Architekturdarstellungen in der islamischen Kunst und speziell im osmanischen Bereich vgl. Paolo Cuneo, Storia dell'urbanistica. II mondo islamico, Rom 1986, S. 9-37. - Katharina Otto-Dorn, Kunst des Islam, 2. Aufl., Baden-Baden I965 (Kunst der Welt), S. i88. - Zu Wandmalereien in der Tiirkei (im Sinne des heuti- gen Staatsgebietes) im 18. und g9.Jh. mit Landschafts- und Architek- turdarstellungen vgl. Gunsel Renda, Wall paintings in Turkish hou- ses. In: CTA (5), S. 711-735. - Oney 1980, wie Anm. 46, S. 182. - Wolfgang Muiller-Wiener, Haus - Garten - Bad. In: TKK i, S. 141-151, S. 148, 150, Abb. 46. - Filiz Cagman, Turkische Miniaturmalerei. In: KT, S.230-254, S.253. - Riiuhan Arik, Neue Forschungen uiber anato- lisch-tirkische Kunst wahrend der Verwestlichungsperiode. In: CTA (5), S. 57-69. - M. Olus Arik, Heutiger Zustand der Forschungen und Studien zur tiirkischen Kunst. In: Essays in Islamic Art and Architec-

144 Tunsch. Syrische Innenraumdekoration

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ture. In Honor of Katharina Otto-Dorn, ed. by Abbas Daneshvari, Malibu I98I (Islamic Art and Architecture; i), S. 1-7. - Arseven 1952, S. 351-358. - Bammer 1982, Katalog-Nr. 23, 36, 39, 42, Abb. 93. - Esin 1984, figs. 22, 23a, b, c, 25a-d, 28. - Dieselbe 1975. - Riiuhan Arik, Ca- mide Resim. In: Tiirkiyemiz, Istanbul 5-r4 (I974), S.2-9. - Derselbe, Anadolu'da bir halk ressami: Zileli Emin. In: Tiirkiyemiz, Istanbul 6-16 (1975), S. 8-I3. - Reha Giinay, Geleneksel Safranbolu Evleri ve Olusumu, Ankara 1981, Abb. I57, 318. - Semra Ogel, Eski bir Ankara Evi. In: Tiirkiyemiz, Istanbul 3-8 (1972), S. 37-43. - Dieselbe, Zwei Beispiele der Schleierwand im alttiirkischen Wohnhaus von Ankara. In: CIAT (4), S. I67-172, S. 167-169. - Zur Ausbreitung dieser Motive in der Wandmalerei im Osmanischen Reich (einiges dazu auch in schon genannter Literatur) vgl. aullerdem Ernst Diez, Persien. Islami- sche Baukunst in Churasan, Hagen i. W./Darmstadt/Gotha 1923 (Kul- turen der Erde; 20,1; = Arbeiten des Kunsthistorischen Instituts der Universitat Wien; 23), Abb. 39. - Alexandre Lezine, Influences de la turquie sur l'architecture domestique en Egypte apres la conquete Ottomane. In: CIAT (4), S. 113-115, S. I4f. - Bernard Maury et al., Pa- lais et maisons du Caire. II: Epoque Ottomane (XVIe-XVIIIe s.), Pa- ris 1983 (Groupe de Recherches et d'etudes sur le Proche-Orient, Uni- versite de Provence), figs. 12, I22. - Jacques Revault, Palais et residences d'ete de la region de Tunis (XVIe-XIX' siecles), Paris 1974 (Etudes d'Antiquites Africaines), fig. 92. - Zu diesen Motiven in der Miniaturmalerei (einschlielllich Silhouettenpapier) vgl. Atasoy 1978. - Hans-Caspar Graf v. Bothmer, Buchkunst. In: TKK 2, S.29-44, S.37. - Albert Gabriel, Les etapes d'une campagne dans les deux Irak, d'apres un manuscrit turc du XVIe siecle. In: Syria, Paris 9 (1928), S. 328-349, S. 328, pls. 74-84. - Ernst J. Grube, Malerei. In: KKO, S. 193-198. - Ivan Stchoukine, La peinture Turque d'apres les manu- scrits illustres. I: Sulayman I - 'Osman II (1520-1622), Paris 1966, pas- sim. - Derselbe, La peinture Turque d'apres les manuscrits illustres. II: de Murad IV a Mustafa III (1623-1773), Paris I971 (Institut Francais d'Archeologie de Beyrouth, Bibliotheque Archeologique et Histori- que; 93), passim. - Edwin Binney (3rd), A lost manuscript of Mu- rad III. In: CTA (5), S. I91-202, S.I9if., figs. 3, 4. - Derselbe 1973, wie Anm. 39, S. 40. - M. Ugur Derman, Benzeri Olmayan Bir Sanat Al- bumii: Gazneli Mahmud Mecmuasi. In: Tiirkiyemiz, Istanbul 5-14 (1974), S.17-21, S. 9, 21. - Banu Mahir-Alkim, Abdulla Buhari. In: Tiir- kiye Turing ve Otomobil Kurumu Belleteni, Istanbul 69/348, S.28-32. - Eleonor G. Sims, The Turks and illustrated historical texts. In: CTA (5), S. 747-772. - Mehmet Taysi, Bozok'lu Osman Sakir'in Resimli Iran - Sefaret-namesi. In: Tiirkiye Turing ve Otomobil Ku- rumu Belleteni, Istanbul 62/341 (1978), S.22-29. - Zu Landschafts- und Architekturdarstellungen in anderen Bereichen der osmanischen Kunst vgl. R. Arik, 1978, op. cit., S. 63. - Derselbe, Turkish landscape carpets. In: Hall (1978) 1/2, S. 22-127. - L'Islam dans les collections na- tionales. 2. 5.-22. 8.1977, Paris i977, [Ausstellungskatalog], S. 24. - Jo- hanna Zick-Nissen, Beobachtungen zur Lokalisierung, Datierung und Historie osmanischer Feinkeramik des r7. Jh. In: CTA (5), S. 927-943, S. 935. - Esin Atil, Exhibition catalogue of Turkish art of the Ottoman period, Washington D. C. 1980, Nr. 20. - Goniil Oney, (Canakkale Ceramics. In: CIAT (4), S. 173-181, S. r7sf. - TKK 2, Nr. i/io6a, 2/79. - Semra Ogel, Eski bir Ankara Evi. In: Tiirkiyemiz, Istanbul 3-8 (1972), S. 42f. - Ayten Siirur, Turk Islemelerinde Bolge Ozellikleri. In: Tiirkiyemiz, Istanbul, 5-i4 (I974), S. 26-29, S. 29. - Claude Prost, Les revetements ceramiques dans les monuments mu- sulmans de l'Egypte, Kairo 1916 (Memoires publies par les membres de l'Institut Francais d'Archeologie Orientale du Caire; 40), pl. XI, S.42f. - Jacques Revault, Palais et demeures de Tunis (XVI' et XVIIe siecles), Paris 1967 (Centre de Recherches sur l'Afrique mediterra- neene. Serie Archeologie), S.87, figs. 3, III, S.63, figs. 12, 29, 140, I56. - Hasan 'Abd al-Wahhab: Tarih al-masagid al-atariya, Kairo 1946, Bd. I, S. 355.

14 Ahnliche Bootsdarstellungen finden sich z. B. auf Keramik des i6./r7.Jh. (Petsopoulos 1982, Abb. Io2. - TKK 2, Nr.2/46) oder als Graf- fito im Han al-Harir in Damaskus (Sauvaget I932, S. 83, fig. 35).

15 Kiosk (tiirkisch: k6sk): spezifische Architekturform, meist offene, leichte Bauweise (Holz), besonders Bestandteil der Gartengestaltung; Einflull auf Palastbau bei den Osmanen.

16 Herleitung der Medaillons aus der antiken tabula ansata (Herzfeld 1916; s. Anm. 17) - aus der chinesischen Kunst (Herbert Fux, Chinesi- sche Medaillonformen in der islamischen Kunst. In: Forschungen zur Kunst Asiens in memoriam Kurt Erdmann/hrsg. von 0. Aslanapa, R. Naumann, Istanbul 1969, S. 278-300. - Es ist vielleicht an ein Zu- sammenwirken von antiker Tradition (im Typ) und chinesischen Ein- fliissen (in Formen) zu denken, wobei durchaus auch ein relativ un- beeinfluites Nebeneinander moglich ist, wie z. B. bei den Formen der Inschriftentafeln (s. Anm. r7).

17 tabula ansata (pl.: tabulae ansatae): lateinisch, >Tafel mit Henkeln/ Griffen<. - Vgl. Ernst Herzfeld, Die Tabula ansata in der islamischen Epigraphik und Ornamentik. In: Der Islam, Strallburg/Hamburg 6 (915), S. 189-I99.

18 mihrab: die Gebetsrichtung bezeichnende Nische in der Moschee. 19 Zum Kreisschlung vgl. Wulzinger/Watzinger 1924, S.2i. - Prost, 1916,

wie Anm. 13, pl. VIII, S. 30. - Ein dem Kreisschlung im Potsdamer Zimmer sehr ahnliches Beispiel befindet sich in der qa'a des Hauses Sliman (heute Subhi Zain'abidin, an der Verlangerung des Suq al-Hal in einer Seitengasse gelegen) in Damaskus, datiert 224 h./I8o9-io), vgl. Duda XIV, 5a. - Auch das im 2. Weltkrieg zerstorte Zimmer in den Diisseldorfer Kunstsammlungen wies neben vielen anderen ihn- lichen Motiven im Dekor ebenfalls den Kreisschlung uiber der Nische auf (Fotos im Fotoarchiv des Islamischen Museums Berlin; A 19).

20 Vgl. Sinjab I965, S. 109. 21 Zu den einzelnen Dekorelementen vgl. die entsprechenden Anm.

zur Beschreibung der Wandverkleidung. 22 Noch in der Mitte des I8.Jh. war die Deckengestaltung in Syrien stark

geometrisch durchdacht (Duda i97I, S. 37). - Vgl. z. B. auch Sauvaget 1932, S.76.

23 Bei diesen Tafeln scheint eine nachtragliche Anordnung in dieser Weise nicht ganz auszuschliei3en zu sein.

24 Literaturangaben und Bemerkungen zu Fragen der stilistischen Ein- ordnung sind bereits in den Anmerkungen zu den in der Beschrei- bung einzeln aufgefiihrten Elementen enthalten.

25 Reuther g925, S. 206. 26 Ebenda, S.205. 27 Vgl. Wulzinger/Watzinger 1924, S.20. - Sinjab 1965, S. o9. 28 qa'a (pl. qa'at): arabisch >Zimmer<, ,Saalh, insbesondere Bezeichnung

fur den mehr oder weniger reprisentativen Empfangsraum im syri- schen Wohnhaus. - Beschreibungen: Alexander Russell, Naturge- schichte von Aleppo, enthaltend eine Beschreibung der Stadt, und der vornehmsten Naturerzeugnisse in ihrer Nachbarschaft, 2. Aufl., Gottingen 1798 (= The natural history of Aleppo; dt., London r794, S. 4I. - Otto Friedrich v. Richter, Wallfahrten im Morgenlande. Aus seinen Tagebiichern und Briefen dargestellt von Johann Philipp Gu- stav Ewers, Berlin 1822, Bd. I, 2, S. 142f. - Sarre 1920, S. I44. - Reuther

1925, S. 208ff. - Sinjab 1965, S. 3. - Twair 1969, S.7-9. - Duda 1971, S. 22f. - Wulzinger/Watzinger 1924, S. 18-20. - Zu Herkunft bzw.

Deutung vgl. Sarre 1920, S. 143. - Derselbe 1922, S. 53. - John Hoag, Is- lamische Architektur, Stuttgart 1976 (Weltgeschichte der Architektur/ ed. P.L.Nervi), S.39. - Twair 1969, S.7. - Als )Vollform< ist wohl die qa'a at-tulatiya mit drei Sitzstufen (tazar) anzusehen.

29 'ataba: arabisch >Schwelle<, Vorraum mit im Verhaltnis zum iibrigen Raum untergeordneter )>Qualitat<; vor allem in Syrien (Aleppo) ge- briuchliche Bezeichnung, vgl. Briggs 1924, S. 161. - Reuther 1925, S. 207. - Sinjab 1965, S. 3I. - Duda 1971, S. 22f. - In Agypten und Da- maskus oft als durqaa (dur qa'a) bezeichnet, vgl. Briggs 1924, S.245. i5if. - Twair 1969, S. 8.

30 tazar: Raumteil, in dem gesessen wird; auch als maglis bezeichnet, letzteres nomen loci von arabisch galasa ()sitzen<). - Vgl. Sinjab 1965, S. 31. - Duda I971, S. 23.

31 liwan: umgangssprachlich arabisch aus al-iwan; zum Hof hin offener Empfangsraum im syrischen Haus, mit Tonnengewolbe gedeckt.

32 Es muf3 allerdings damit gerechnet werden, dal3 der Bogen auch al- lein dekorativer Wirkung wegen eingesetzt werden kann. - Zu den Deckenverschalungen und zur Traditionalitat des konstruktiven Schemas der Wandverkleidung sind bereits in der Beschreibung und in Anm. 22 Hinweise gegeben worden. - Zur Rolle des Tores im Al- ten Orient vgl. Katrin Michas, Die Toranlagen im Befestigungswesen Vorderasiens vom 6.-i.Jt. v. u. Z. Eine historische und typologische

Tunsch ? Syrische Innenraumdekoration 145

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Studie, 1987, Halle, Martin-Luther-Universitat Halle-Wittenberg, Sek- tion Orient- und Altertumswissenschaften, Diplomarbeit, Masch.schr.

33 Vgl. Anm. 13. - Zu Landschafts- und Architekturdarstellungen im sy- rischen Raum im i8.Jh. vgl. Duda 1971, S.37f., 56. - A.v.Kremer, Topo- graphie von Damaskus. In: Denkschrift der k.k. Akademie der Wis- senschaften, phil.-hist.Kl., Wien 5-6 (1854-1855), S.20. - Russell 1797, wie Anm. 28, S.36. - Carswell I977, pls. ioa, ii. - Speziell zu auf Holz

gemalten vgl. Duda 1971, S.45, Taf.4a, 48; S.55f., Taf. 69; S.70-72, Taf.i, 68; S.78-8i, Taf.3, 38, 39, 41-43; S.II8-i2o, Taf. IV, 58. (Sammlung Pha- raon, Beirut) - Duda VII, 28 und 46. (Azm-Palais in Damaskus, qa'a Nr. 13 im salamlik) - Duda 1971, S. 53. (i. Konferenzsaal im Palast des Amir Basir in Bait ad-Din, Libanon) - Duda III - ioa, iiA, 12A.

(2. Konferenzsaal im Bait ad-Din - Palast) - Duda XVII - 42, 44 (Haus Kamil al-JUlabi im Stadtteil Sagur in Damaskus, qaa). - Zu stark europaisierenden Landschafts- und Architekturdarstellungen vgl. Dur qadima fi dimasq / Old houses in Damascus / Anciennes Maisons a Damas, o. O. (Damaskus), o.J. - Max Freiherr v. Oppen- heim, Vom Mittelmeer zum Persischen Golf. Durch den Hauran, die syrische Wiiste und Mesopotamien, Berlin 1899, Bd. I, Abb. S. 58. -

Traugott Mann, Der Islam, Leipzig 1914, Abb. 154. - Wulzinger/Wat- zinger 1924, Taf. 43a, 47a (in plastischer Ausfiihrung!).

34 Zum Begriff des )>Tirkischen Rokoko< und insbesondere zu den eu-

ropaischen Einfliissen werden in der weiter unten folgenden Gegen- iiberstellung der Stilkomponenten einige Erliuterungen gegeben.

35 Verwiesen sei hier auf Landschafts- und Architekturdarstellungen in Mosaiken: 'Umayyaden-Moschee, Damaskus (Eustache de Lorey, Les

mosaiques de la Mosquee des Omayyades a Damas. In: Syria, Paris 12

(1931), S.326-349. - R.Dussaud; P. Deschamps; H.Seyrig, La Syrie an-

tique et m6di6vale illustre, Paris 193I (Bibliotheque Arch6ologique et

Historique; r7), pl. 89), al-Aqsa-Moschee, Jerusalem (florale Ele- mente; ii.Jh.), Mausoleum des Baibars in der madrasa Zahiriya in Da- maskus, i3.Jh. (Wulzinger/Watzinger 1924, Fig. 5b, c, 6c. - Lorey, op. cit., pl. LXXII. - Sauvaget 1932, fig. 25, S.68. - Robert Boulanger, (ed.) Moyen - Orient. Liban - Syrie - Jordanie - Irak - Iran, Paris 1956, (Les Guides Bleus), S.203. - Oleg Grabar, Islamic Art and Byzantium. In: Studies in Medieval Islamic Art, London 1976, Abb. i6).

36 Verwiesen sei hier auf Landschafts- und Architekturdarstellungen in

persischen Lackmalereien: bemalte Tiiren aus dem Cihil Sutun in Is- fahan im Metropolitan Museum, New York (vgl. M. S. Dimand, A handbook of Muhammadan art, 3. Aufl., New York 1958, S. I22f., fig. 68. - Muhammad Hasan Zaki, Atlas of decorative arts and Islamic

drawings, Beirut 1956, Nr. 396), ebensolche im Victoria& Albert Mu- seum, London (Dimand, op.cit., S. 22f. - Arthur Upham Pope; Phyl- lis Ackermann (ed.), A Survey of Persian art from prehistoric times to the present, New York/London 1939, Bd. 6, Nr. I474), bemalte Tiiren im Detroit Institute of Arts, wohl auch aus diesem Palast (A. C. East- man, Palace doors from the throne room of Shah Abbas. In: Bulletin of The Detroit Institute of Arts, Detroit 7 (1926) 5, S. 50-52), ein Throndetail, Kreml in Moskau (Pope, op.cit. Nr. 477), vgl. aufierdem Pope, op.cit., Nr. 1475, pl. 1434. - Erinnert sei auch an die persischen Landschaftsteppiche (vgl. z.B. Bernard Lewis (ed.), The World of Is- lam. Faith, people, culture, 2.Aufl., London 1980, (The Great Civiliza- tions), S. 87, pl. 34.).

37 R.Arik, Neue Forschungen, wie Anm. 13, S.57. 38 vgl. Esin I984. - Cig 1965, wie Anm. 46. 39 vgl. Cuneo 1986, wie Anm. 13, S. 9-37. - In der Buchkunst: Bothmer

1985, wie Anm. 13, S.37. - Edwin Binney (3rd), Turkish miniature pain- tings and manuscripts from the collection of E. Binney 3rd, New York 1973, S. Io6, io8f., i28-130. - TKK 2, Nr. x/r7b, I/I9a, 1/27. - Auf Teppi- chen vgl. z. B.: TKK 2, Nr. 3/30. - Auf Fliesen vgl. z. B.: L'Islam, wie Anm. 13, S. n6f. - TKK 2, Nr.2/80. - Gaston Wiet, Album du Musee Arabe du Caire, Kairo 1930 (Publications du Musee Arabe du Caire), S.75.

40 Fur eine ahnliche Kombination von traditioneller Ornamentik mit ro- kokoinspiriertem Rankenwerk wie im Potsdamer Zimmer vgl. den Wandbrunnen im 2. gr6oeren Konferenzsaal des Amir Basir im Bait ad-Din-Palast (Duda III, 9A).

41 Zur Technik der Einlegearbeiten vgl. Briggs I924, S.2I5.

42 Die Technik der Einlegearbeiten und die Beliebtheit hexagonaler Grundformen geht in Syrien wohl besonders auf die mamlukische Pe- riode zuruck. - Vgl. Dimand 1958, wie Anm. 36, S. I5.

43 Zum Wohnhaus in Syrien vgl. J. Wetzstein, Damascus. In: Das Aus- land, Augsburg 39 (i866) 24, S. 564-567, S. 564f. - Roman Oberhum- mer; Heinrich Zimmerer, Durch Syrien und Kleinasien. Reiseschilde-

rungen und Studien, Berlin 1899, S. 32f. - Hans v. Kiesling, Damaskus. Altes und Neues aus Syrien, Leipzig g919, S. 102-122. -

Briggs 1924, S. 161-I63. - Wulzinger/Watzinger 1924, S. r7-21. - Sinjab 1965. - Twair 1969, S.2-9. - Zum Vergleich mit dem Irak: Friedrich Wachtsmuth, Der Raum. I: Raumsch6pfungen in der Kunst Vorder- asiens, Marburg a. d. Lahn 1929, S. 160--67. - s.a. Anm. 45. - speziell zu Aleppo vgl. Sarre 1920, S. I43f. - Speziell zu Damaskus vgl. Duda 1971, S.22f. - Zum Einfluf3 des Tiirkischen Rokoko im I8.Jh. vgl. Cars- well I977, S. 329. - Zum Wohnhaus in Agypten vgl. Briggs 1924, S. 145-I6o. - Edward William Lane, An account of the manners and customs of the modern Egyptians ..., London 1837 (The Library of En-

tertaining Knowledge), Bd. I, 2, S. I7-24, Abb. 25. - Georges Marcais, Salle, antisalle. Recherches sur l'evolution d'un theme de l'architec- ture domestique en pays d'Islam. In: Annales de l'Institut d'Etudes Orientales, Algier o1 (1952), S. 274-301, S.294f.

44 Zu Rokoko-Einfliissen in der Dekoration vgl. insbesondere Wulzin-

ger/Watzinger 1924, S. 2i, Taf. 43a, 47a. 45 Vgl. Oscar Reuther, Das Wohnhaus in Bagdad und anderen Stadten

des Irak, Berlin 9gIo, Dissertation. 46 Zu dieser mit der sogenannten >Tulpenzeit<( unter Ahmad III.

(r703-r730) beginnenden Periode osmanischer Kunstentwicklung (,Tulpenzeit< wegen der groSen Vorliebe besonders fur diese

Blume) vgl. u. a. Otto-Dorn I965, wie Anm. 13, S.91 9f. - Petsopoulos 1982, S. 6. - Ebenfalls eine leicht negative Wertung wie bei Petsopou- los: Oktay Aslanapa, Turkish Art and Architecture, London 1971, S. 332. - s. a. zum Verhaltnis zu Europa: Markus Kohbach, Das Osma- nische Reich und der Westen. Zur Rezeption europaischer Kultur durch die Osmanen. In: TKK I, S. o15-107. Vgl. auch Duda 1971, S. 36. - Dogan Kuban, Influences de l'art europeen sur l'architecture ottomane au XVIIIeme siecle. In: Palladio, Rom n.s. 5 (I955), S. 49-I57, S. I49f. - Derselbe, Die osmanische Architektur. In: KT, S. I44-176,

S.I73. - Bammer 1982, S.I5, fig. 38, Abb.77. - Michael Rogers, Osmani- sche Kunst. In: TKK i, S.I9-38, S.27, 33. - Klaus Schwarz, Das Osma- nische Reich - Historischer Uberblick. In: TKK i, S. 45-56, S. 52. - Zur Miniaturmalerei vgl. $uut Kemal Yetkin, L'ancienne peinture Turque du XIIe au XVIIIe siecle, Paris 1970 (Collection le signe de 'Art/ed. P. Francastel; 6), S. 53, 59 f. - Cagman 1980, wie Anm. 13,

Abb.r79, S.252f. - zur Keramik vgl. z.B. Carswell 1977, S.352-355. - Zur Architektur vgl. Wolfgang Muller-Wiener, Architektur. In: TKK i, S. I69-19o, S. r78. - Speziell zu Wohnhausern: Ulya Vogt-G6knil, Os- manische Bauten - Die Architektur der Tiirkei, Miinchen 1965 (Ar- chitektur der Welt), S. I53. - Ogel 1976, wie Anm. I3, S. I67-169. - In Agypten: Maury 1983, wie Anm. 13, S. 360. - s. a. Tiirkiyemiz, 3-8 (1972), Titelseite (Speiseraum Ahmad III. im Topkapi Saray). - Kemal g(ig, A unique ceiling-style newly discovered in the harem of the Top- kapi palace. In: Atti del Secondo Congresso Internazionale di Arte Turca. Venezia, 26-29 Settembre I963, Neapel 1965, S. 57-60, Taf.27f., S. 34. - Michael Levey, The world of Ottoman art, 2. Aufl. London 1976, S. 12-I27. - Gonuil Oney, Bauschmuck und Kleinkunst. In: KT, S. r78-214, S. i8if. - Arseven 1952, S.72, 94-97. - Esin 1984. - Eyup Asim Komuirciioglu, Das alttiirkische Wohnhaus, Wiesbaden 1966, Dissertation, S. 57.

47 quatre fleurs: franz.; Stil in der osmanischen Kunst, benannt nach vier haufig vorkommenden Blumenarten. - Vgl. Petsopoulos 1982, S.8.

48 Zum Turkischen Rokoko in Syrien vgl. (zusitzlich zu der schon in Anm. 46 angegebenen Literatur) Carswell I977, S.328ff. - Robert Man- tran, Transformation du commerce dans l'Empire ottoman au dix- huitieme siecle. In: Studies in i8th century Islamic History, ed. by T. Naff, R. Owen, Carbondale/Edwardsville 1977 (Papers on Islamic History; 4), S.27-235, S.2i8ff. - Duda 1971, S.36, 96, I09. - Wulzinger/ Watzinger 1924, S.2i, fig. 44c, 45a, b, c. - Reuther 1925, S.2o6f. - Vgl. im Gegensatz dazu einige sehr stark europaisierende Interieurs: Duda 1971, S.37f. - Vgl. auch Briggs 1924, S.162, fig. 70o, der das Tiirki-

146 Tunsch - Syrische Innenraumdekoration

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Page 20: Die syrische Innenraumdekoration in der ehemaligen Villa Gutmann in Potsdam. Untersuchungen zur Herkunft und Datierung

sche Rokoko fur eine dekadente Erscheinung halt; zur Entwicklung im 19. Jh. vgl. z. B. Abu 1'Farag al-UTJs, al-qa'a al-atariya as-samiya fil-mathaf al-watani bi dimasq. In: Les Annales Archeologiques de Syrie, Damaskus I3 (I963), S. 25-I6o (arab. Paginierung).

49 Vgl. Wulzinger/Watzinger 1924, S. 2. - Duda I971, S. 36, 38. 5o Eine differenzierte Untersuchung der Farbigkeit setzt die Entfer-

nung der verfalschenden Firnisschichten im Zuge einer Restaurie- rung voraus.

5 Zum folgenden vgl. u.a. Bammer 1982, S. 4. - Burchard Brentjes, Die Stadt des Yima. Weltbilder in der Architektur, Leipzig I98I (See- mann-Beitrage zur Kunstwissenschaft). - Ogel 1976, wie Anm. 13, S. 169. - Esin 1975, 1984. - (Cig 965, wie Anm. 46. - Lewis 1980, wie Anm. 36, S. 87, pl. 34. - Duda I971, S.23, 32. - H. Petermann, Reisen im Orient, 2. Aufl., Leipzig I865, Bd. i, 2, Bd. i, S. 55. - Reuther 1925, S.206. - Stefano Bianca, Architektur und Lebensform im islamischen Stadtwesen. Baugestalt und Lebensordnung in der islamischen Kul- tur, dargestellt unter besonderer Verarbeitung marokkanischer Quel- len und Beispiele, 2. Aufl., Zurich 1979 (Studio-Paperback), S. 42, 46, 47, 50. - Annemarie Schimmel, The Celestial Garden in Islam. In: The Islamic Garden/ed. by E. B. Macdougall, R. Ettinghausen, Dum- barton Oaks/Washington D.C. 1976 (Dumbarton Oaks Colloquium on the History of Landscape Architecture; 4), S. II-39. - Richard Etting- hausen, Introduction. In: ebenda, S.i-io. - Zu Fragen der Farbsym- bolik sei an dieser Stelle nur verwiesen auf: Adel-Theodor Khoury, Der Glaube des Islams. Dargestellt im Vergleich mit den theologi- schen Grundlagen der katholischen Kirche, Leipzig 1981, S.205. - An- dreas Alf6ldi, Die Struktur des voretruskischen R6merstaates, Hei- delberg 1974 (Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften, Neue Folge; I.5), S. i60--62.

52 vgl. Briggs 1924, S.209. 53 vgl. Duda 1971, S.23. 54 vgl. ebenda, S.32. 5 5 Fur Vergleiche - vor allem auch mit Innenraumdekorationen im Irak

und in Agypten - wurden insbesondere herangezogen: Reuther I925, S. 205. - Derselbe 191o, wie Anm. 45. - Sinjab I965, S. I3I-137. - Duda 1971, bes. S.30-32, 37, 50-53, 107. - Erwahnungen in europaischen Rei- sebeschreibungen: Johann Baptist Tavernier, Vierzig-jahrige Reise- Beschreibung, Niirnberg 168i, S. 58. - Jean-Baptiste Labat, (ed.) Me- moires du Chevalier d'Arvieux, Paris 1735, Bd. i-6, S. 447, 452. - Russell 1797, wie Anm. 28, S. 36. - vgl. auch Jacques Revault, Palais et demeures de Tunis (XVIIIe et XIXe siecles), Paris I971 (Publications de l'Institut d'Archeologie Mediterraneenne), passim. - V. N. Cho- menko, Bachci - Saraj. Istoriko - architekturnyj muzej, Kiew 1983. - Anna Roskovska, Bajrakli dzamija. Samokov, Katalog (Nacional'nyj institut pamjatnikov kul'tury. Istoriceskij Muzej - Samokov), o. O., o.J. - Egyptian Kingdom, Ministry of Waqfs (ed.): The mosques of Egypt from 2i H. (64I) to I365 H. (1946) ..., Giza I949, Bd. , 2, bes. S.3, 6. - An konkreten Vergleichsbeispielen seien aufierdem erwihnt: die Ausstattung aus dem Nur ad-Din-Haus, Damaskus, im Metropolitan Museum, New York (Richard Ettinghausen et al., Islamic Art, Metro- politan Museum of Art, New York, o.J.), eine Boiserie im Victo- ria &Albert Museum, London (Lewis 1980, wie Anm.36, S.298, pl. 46), ein Interieur in den Diisseldorfer Kunstsammlungen (wohl aus dem I8.Jh.), im 2. Weltkrieg zerst6rt, vgl. Anm. 19, das ehemalige >Oppen- heim<-Zimmer in Berlin, Savignyplatz 6 - ebenfalls im 2. Weltkrieg zerst6rt (Fotos noch vorhanden bei der Max-Freiherr-von-Oppen- heim-Stiftung, Orientalisches Seminar der Universitat zu Koln) und eine von Eustache de Lorey dokurmentierte Innenraumdekoration, deren Zuweisung in das 17.Jh. allerdings kaum zutreffend sein diirfte, in Frage kommt wohl nur das i8.Jh. (E. de Lorey, Une salle d'un pa- lais de Damas dans un h6tel parisien. In: Art Industrie, Paris 9 (Mai 1934), S. 21-25). Zu Vergleichen herangezogen wurden auch Interieurs in den 'Azm-Palasten in Damaskus (erbaut von As'ad Pasa al-'Azm r745-r749) und Hamah (erbaut von demselben um 1740), vgl. Boulan- ger i956, wie Anm. 35, S. 203f. - Carswell 977, S. 329f., 347f. - Michel Ecochard, Le Palais Azem a Damas. In: Gazette des Beaux-Arts, 6m"

per., 77e annee, 13 (1935), S.230-24I, sowie im Palast in Bait ad-Din (Li- banon), vgl. Oppenheim i899, wie Anm. 33, S. 27. - M. A. de Lamar- tine, Voyage en Orient, Paris I865, Bd. i, 2, S. 187-200. - Dussaud et al.

Beit ed-Dine. In: Les Cahiers de l'Est, Beirut 4 (I946), S. I25-139. - Boulanger, op.cit., S.76. - Zu arabischen Termini vgl. u. a. Reuther 1925. - Sinjab I965. - Revault 1967, wie Anm. 13, S. 346, 349. - Maury 1983, wie Anm. 13, S. 369ff. - Briggs 1924, S. 245f.

56 Sammlung ... 1934, Katalog-Nr. 701 (S.97). 57 Vgl. Duda I97I, S. 53, I07. 58 Frdl. Mitteilung von B. Brentjes. 59 salimlik: Teil des Wohnhauses, der Besuchem zuganglich war. 60 Duda I97I, S. 50-53. 6 Duda III, I5A. 62 Basis dieser Einordnung ist selbstverstandlich die stilistische Einheit

aller Teile der Boiserie, die bereits nachgewiesen wurde. 63 Vgl. Duda 1971, S. 37. 64 Frdl. Mitteilung von L. G. Purbeck. 65 Auch das Staatliche Museum fur Volkerkunde in Dresden besitzt

Teile eines Interieurs aus Damaskus (Inv.Nr. 46071). Leider konnte ich bisher nur Einblick in die Ankaufakten nehmen (die auch ein Foto enthielten) und dabei feststellen, daf diese Boiserie wesentlich starker europaische Einfliisse aufzuweisen scheint. Meines Wissens ist diese Dekoration nicht ausfiihrlich publiziert.

66 Teilergebnisse wurden vom Autor dieses Aufsatzes publiziert in: An Interior Decoration from Syria. In: Les Annales Archeologiques Ara- bes Syriennes, Damaskus 35 (I985), Numero Special Damas, S. 59-68. - Eine syrische Innenraumdekoration. In: Volkskultur und Volkskunst im Orient: Standpunkte, Vorarbeiten, Diskussionsbei- trige. Materialien e. wiss. Arbeitstagung d. Wiss.-Bereiches Oriental. Archaologie am r7.2.i986/hrsg. von B. Brentjes, M.Mode, Halle (Saale) 1986 (Kongrei3- und Tagungsberichte der MLU Halle -Wittenberg), (Wissenschaftliche Beitrage/MLU Halle-Wittenberg; i986, 53 = I 39), S. I37-I47. - Ein Damaszener Interieur aus dem i8.Jahrhundert. In: Orientalia in den Museen der DDR, bearb. von Studenten des WB Orientalische Archaologie der Sektion Orient- und Altertumswissen- schaften der Martin-Luther-Universitat Halle-Wittenberg, hrsg. von B. Brentjes, S. Frotscher, Halle 1987, S. I3-22.

67 al-Busiri: arabischsprachiger Dichter des Mittelalters, vgl. Duda I971, S.37.

68 Vgl. Duda I971, S. I35.

69 Vgl. auch Genesis 2, 20.

Fotonachweis

Verfasser, Halle, I; Riemann, Berlin, 2-8

I931, wie Anm. 35, pl. I60. - Louis Sfeir, Le palais de l'lmir Bechir a

Tunsch * Syrische Innenraumdekoration 147

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