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B t t e e a a m m w w o o r r k k Die vertikale FGP-Technik im Präzisions-Vertikulator Bemühungen der FGP-Technik [1] sich den prakti- schen Alltag des Zahnarztes im Rahmen von pro- thetischen Versorgungen zu erobern, sind bislang nicht allzu erfolgreich gewesen. Die Gründe liegen auf der Hand. Das Verfahren, respektive das der intraoralen Überkonterung ist sehr zeitaufwendig und verfügt nicht über die entsprechende Verfah- renssicherheit. Entmutigungen durch Misserfolge, die Unsicherheit eines angestrebten Behandlungs- ergebnisses führten oftmals zu einer raschen Abwendung von dieser an sich genialen Methode. Vom Autor wird nachfolgend ein modifiziertes FGP-Konzept vorgestellt, das einfach mit nur gerin- gem Material- und Zeitaufwand verfahrenssicher 2 t t e e a a m mw w o o r r k k Interdiszipl J Restaurat Zahnheilkd © und mit aussgezeichneten Ergebnissen erfolgreich vom Zahnarzt und Zahntechniker umgesetzt wer- den kann. Zahnärztliches Vorgehen Nach der Präparation wird ein minimalisiertes Meistermodell hergestellt (Abb. 1 und 2). Der Zahntechniker stellt auf dem Duplikat die FGP- Träger aus Kunststoff her (Abb. 3 und 4). In einer zweiten postpräparatorischen Sitzung fertigt der Zahnarzt unter Kaulast auf zwei mit S-U-FGP- Funktionswachs beschickten vom Zahntechniker vorbereiteten FGP-Trägern ein funktionelles und ein statisch-anatomisches Registrat (Abb. 5 bis 8). Die vertikale FGP-Technik im Präzisions-Vertikulator Eine Weiterentwicklung der bewährten FGP-Technik mit extraoraler Überkonterung Die FGP-Technik erlebt zur Zeit eine Renaissance, denn das Functionally Generated Path (FGP)-Prinzip wurde materialmäßig aktualisiert und verbessert und durch seine vertikale zahntechnische Umsetzung auf einen neuen verfahrenssicheren Weg gebracht. Am Patienten werden in wenigen Minuten unter Kaulast ein funktionelles und ein statisch-anatomisches Registrat angefertigt. Das aktive und passive Relief haben die gleiche vertikale Identität in geschlossener Zentrik. Nach dem Schreibvorgang werden beide auf ein minimalisiertes auf der Basisplatte des Präzisionsvertikulators (PV) vormontiertes Meistermodell reponiert, überkontert und anschließend am Vertikalschlitten des PV montiert. Damit sind bereits die Voraussetzungen für die vertikale Herstellung von Kauflächen durch den Zahntechniker erfüllt. Mit der modifizierten FGP- Technik hergestellte, okklusale Restaurationen besitzen ein Höchstmaß patientenspezifischer Entsprechung, der Patient selbst empfindet spontan ein positives Inkorporationsgefühl. Nachträgliche intraorale Ein- schleifmaßnamen entfallen vollkommen. Diese FGP-Technik ist einfach und verfahrenssicher bei exakter Durchführung der Präzisionskette, leicht erlernbar und erfüllt den Anspruch auf okklusale Perfektion. Indizes: aktives und passives Relief, F- und A-Konter, FGP-Technik, minimalisiertes Meistermodell, okklusale Präzision, Präzisions-Vertikulator, Verfahrenssicherheit Ein Beitrag von Dr. Anton Griesbeck, Füssen/Deutschland

Die vertikale FGP-Technik im Präzisions-Vertikulator · mit einer präzisen Führung möglichst vertikal exakt einstellbar sein sollte (Abb. 21). Er besteht aus zwei spielfrei und

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tttteeeeaaaammmmwwwwoooorrrrkkkk Die vertikale FGP-Technik im Präzisions-Vertikulator

Bemühungen der FGP-Technik [1] sich den prakti-schen Alltag des Zahnarztes im Rahmen von pro-thetischen Versorgungen zu erobern, sind bislangnicht allzu erfolgreich gewesen. Die Gründe liegenauf der Hand. Das Verfahren, respektive das derintraoralen Überkonterung ist sehr zeitaufwendigund verfügt nicht über die entsprechende Verfah-renssicherheit. Entmutigungen durch Misserfolge,die Unsicherheit eines angestrebten Behandlungs-ergebnisses führten oftmals zu einer raschenAbwendung von dieser an sich genialen Methode.

Vom Autor wird nachfolgend ein modifiziertesFGP-Konzept vorgestellt, das einfach mit nur gerin-gem Material- und Zeitaufwand verfahrenssicher

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und mit aussgezeichneten Ergebnissen erfolgreichvom Zahnarzt und Zahntechniker umgesetzt wer-den kann.

Zahnärztliches Vorgehen

Nach der Präparation wird ein minimalisiertesMeistermodell hergestellt (Abb. 1 und 2). DerZahntechniker stellt auf dem Duplikat die FGP-Träger aus Kunststoff her (Abb. 3 und 4). In einerzweiten postpräparatorischen Sitzung fertigt derZahnarzt unter Kaulast auf zwei mit S-U-FGP-Funktionswachs beschickten vom Zahntechnikervorbereiteten FGP-Trägern ein funktionelles undein statisch-anatomisches Registrat (Abb. 5 bis 8).

Die vertikale FGP-Technik im Präzisions-VertikulatorEine Weiterentwicklung der bewährten FGP-Technik mit extraoraler Überkonterung

Die FGP-Technik erlebt zur Zeit eine Renaissance, denn das Functionally Generated Path (FGP)-Prinzipwurde materialmäßig aktualisiert und verbessert und durch seine vertikale zahntechnische Umsetzung aufeinen neuen verfahrenssicheren Weg gebracht. Am Patienten werden in wenigen Minuten unter Kaulastein funktionelles und ein statisch-anatomisches Registrat angefertigt. Das aktive und passive Relief habendie gleiche vertikale Identität in geschlossener Zentrik. Nach dem Schreibvorgang werden beide auf einminimalisiertes auf der Basisplatte des Präzisionsvertikulators (PV) vormontiertes Meistermodell reponiert,überkontert und anschließend am Vertikalschlitten des PV montiert. Damit sind bereits die Voraussetzungenfür die vertikale Herstellung von Kauflächen durch den Zahntechniker erfüllt. Mit der modifizierten FGP-Technik hergestellte, okklusale Restaurationen besitzen ein Höchstmaß patientenspezifischer Entsprechung,der Patient selbst empfindet spontan ein positives Inkorporationsgefühl. Nachträgliche intraorale Ein-schleifmaßnamen entfallen vollkommen. Diese FGP-Technik ist einfach und verfahrenssicher bei exakterDurchführung der Präzisionskette, leicht erlernbar und erfüllt den Anspruch auf okklusale Perfektion.

Indizes: aktives und passives Relief, F- und A-Konter, FGP-Technik, minimalisiertes Meistermodell, okklusalePräzision, Präzisions-Vertikulator, Verfahrenssicherheit

Ein Beitrag von Dr. Anton Griesbeck, Füssen/Deutschland

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Abb. 1 Präparationssituation

im Mund

Abb. 3a FGP-Träger aus Polya-press und Metallgerüst.Für die korrekte Durch-führung der modifizier-

ten FGP-Technikkönnen wahlweise ent-

weder die Kunststoffträ-ger oder das Metall-

gerüst verwendet werden.

Abb. 4 FGP-Träger aus Polyapress auf dem Meistermodell

Abb. 2 Minimalisiertes Meistermodell

Abb. 6 FGP-Träger mit Funktionswachs beschickt

Abb. 7 Trapezförmiger Aufbau

des Funktionswachsesauf Polyapress-

FGP-Träger

Abb. 5 S-U-FGP-Funktionswachs: grün = Anatomie; gelb = Funktion

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Abb. 3b Fotosensibler Primosblend-Kunststoff und fertiger FGP-Träger.

Da der Biss durch die Registrate ungesperrt bleibt,besitzen beide die gleiche vertikale Identität. Dasträgergestützte S-U-FGP-Funktionswachs ist vorder intraoralen Aufzeichnung für 15 bis 20 Sekun-den im Wasserbad auf 50 bis 52 °C zu erwärmen.

Die kaulastigen Mastikationsbewegungen formenbeim funktionellen Registrat das aktive Relief aus

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[2], beim ebenfalls unter Muskelanspannunggeschriebenen statisch-anatomischen Registratensteht das passive Relief im zentrischen Schluss-biss (Abb. 9 bis 11). Stuhlseits ist damit in wenigenMinuten ein Maximum an patientenspezifischenokklusalen Daten gewonnen. Die sphärischeRegistrierung der FGP-Technik ist damit abge-schlossen (Abb. 12 und 13).

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Abb. 13 Aktives Relief (gelb), passives Relief (grün)

Abb. 9 Statisch-anatomisches Registrat in zentrischer Schlussbissposition

Abb. 12 Das aktive Relief im Mund

Abb. 8 Intraoral positionierter Träger für das statisch-anatomische Registrat

Abb. 10 Das passive Relief im Mund … Abb. 11 … und auf dem Modell

Zahntechnische, vorbereitende MaßnahmenZunächst müssen die flächigen Anteile des S-U-FGP-Funktionswachses an den Approximalzonender Registrate weitgehend entfernt werden, ummögliche Fehlerquellen bei der nachfolgendenÜbertragung auszuschließen. Anschließend wer-den die beiden Registrate nacheinander reponiertund überkontert (Abb. 14 und 15). Dieses Meister-modell ist bis auf maximal zwei approximale (me-sial und distal) Referenzzähne reduziert und paral-

lel zur Basisplatte im PV vormontiert. Nun wird derKonter des statisch-anatomischen Registrates (A-Konter) beziehungsweise der Konter des funktio-nellen Registrates (F-Konter), ohne zuvor vomMeistermodell gelöst zu werden, am Vertikalschlit-ten des PV montiert (Abb. 16 und 17). Die F- und A-Konter müssen neben dem Areal des okklusalenRekonstruktionsfeldes noch die Impressionen einesHöckers des mesialen und falls vorhanden eines

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Abb. 14 Aktives Relief auf Meistermodell reponiert Abb. 15 Ausspritzen des aktiven Reliefs (F-Konterherstellung)

Abb. 17 Ausarbeitung des F-Konters mit Reduzierung der Impression desReferenzzahnes

Abb. 16 Kontermontage am Vertikalschlitten des Präzisions-Vertikulators

Höckers des distalen Approximalzahnes enthalten(Abb. 18 bis 20). Mit ihnen wird die vertikale Refe-renz zum Antagonistenbereich festgelegt und somitauch die Vertikalität der späteren Arbeit.

Die amorphen Ränder der Konter sind mit der Gips-fräse großzügig zu entfernen (vgl. Abb. 17). DieTiefe der Impressionen der Höcker der Approxi-malzähne ist auf ein Minimum zu reduzieren, sokann ein möglicher Abrieb weitgehend vermiedenwerden. Als Kontergipse eignen sich standfesteSuperhartgipse, die mit levitiertem Wasser ange-mischt, schneller abbinden und härter und damitauch abriebfester werden. Nach abgeschlossenerExpansion von Konter- und Montagegips kann derZahntechniker mit der rekonstruktiven Herstellungder okklusalen Strukturen beginnen.

Der Präzisionsvertikulator

Ursprüngliche Zielsetzung war es, mit dem PV einrein vertikal arbeitendes Gerät zu entwickeln, dasmit einer präzisen Führung möglichst vertikalexakt einstellbar sein sollte (Abb. 21). Er bestehtaus zwei spielfrei und stufenlos arbeitenden Stahl-säulen, welche die untere Basisplatte mit dem obe-ren Vertikalschlitten verwindungsfrei verbinden.An der Basisplatte ist zusätzlich ein stufenloshöhenverstellbarer metallischer Präzisionsanschlagangebracht (Abb. 22). Nach der Montage des A-und F-Konters geht die Verbindung dieses metalli-schen Präzisionsanschlages zum kontertragenden

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Vertikalschlitten durch die Gipsexpansion in verti-kaler Richtung zunächst wieder verloren. Die verti-kale Relation zwischen dem segmentierten Meis-termodell und den Kontern ist primär durch denapproximalen Referenzzahn determiniert, sekun-där durch den Präzisionsanschlag. Mit der Feinjus-tierschraube wird dieser nach Abschluss der Gips-expansion wieder einjustiert. Die Vertikale wird„metallisch eingefroren“ und sichert somit imBereich von fünf bis zehn Mikrometer die Genauig-keit dieser Dimension während des gesamtenzahntechnischen Fertigungsprozesses.Der Präzisionsanschlag repräsentiert und gewähr-leistet daher den anzustrebenden patientenspezifi-schen okklusalen vertikalen Nullpunkt. Er istmodellunabhängig und arbeitet im Gegensatz zumGips vollkommen abrasionsfrei. Dies sind entschei-dende Voraussetzungen.

Abb. 19 A- und F-Konter

Abb. 18 Ausgearbeiteter F-Konter

Abb. 20 PV-Situation nach Registratentfernung

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Die Feinmessuhr ermöglicht die optische Kontrolleder vertikalen Ist-Situation (Abb. 23). Sie verfügtüber einen Messbereich von 500 Mikrometern,unterteilt in eine 10 Mikrometer-Skalierung. Dieintegrierte Innenskala weist eine 0,5 mm-Skalie-rung bei einer Gesamtfeinmessstrecke von 3 mmauf. Auf der Feinmessstrecke kann der Metallan-

schlag, der die Vertikale sichert mit der Feinjustier-schraube abgefahren werden. Der Zahntechnikerkann die aktuelle vertikale Dimension der Kau-fläche somit optisch kontrollieren und entspre-chend einschleifen. Der zirka 1,8 kg schwere PV iststandfest und kann mit gängigen Split-Cast-Plattensystemen ausgerüstet werden.

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Abb. 21 Der Präzisionsvertikula-tor von vorne mit Fein-messuhr, Präzisionsan-schlag und Feinjustier-schraube

Abb. 22 Der Präzisionsvertikula-tor mit dem Präzisions-

anschlag und derFeinjustierschraube von

hinten.

Abb. 23 Detail des Präzisionsverti-kulators: die Feinmessuhr

Grundlagen der modifizierten FGP-Technik

Allgemeine Grundlage des FGP-Konzeptes ist dieAnfertigung eines funktionellen, biodynamischen,desmodontalaktiven Registrates mittels eines trä-gergestützten Mediums. Dies ermöglicht die exakteAnlage funktioneller Freiräume in der späterenKaufläche. Ein zweites, statisch-anatomischesRegistrat dient der Sicherung der gemeinsamenstatischen Stopps in Zentrik von Funktion und Ana-tomie.

Herkömmlich erfolgt die Überkonterung des funk-tionellen Registrates intraoral [3] mit anschließen-der extraoraler Zuordnung des so gewonnenenKonters zum ganzkränzigen Meistermodell. Bei derhier beschriebenen modifizierte FGP-Technik wirdextraoral überkontert [4]. Außerdem ist nicht nurdas funktionelle sondern auch das statisch-anato-mische Registrat trägergestützt, in dem wichtigeneuromuskuläre und desmodontale Informationengespeichert sind. Der anatomische Gegenbiss ent-steht ebenfalls durch Überkonterung des diesbe-züglichen Registrates. Es muss nicht mehr medialzugeordnet, sondern lediglich auf das Meistermo-dell reponiert werden. Wie beim funktionellenRegistrat setzt dies natürlich eine exakte kongruen-te Passgenauigkeit der FGP-Trägertische intraoralund auf dem Meistermodell voraus. Die intraoraleÜberkonterung umgeht dieses Problem, sieht sichjedoch anschließend mit der Problematik derZuordnung des ganzkränzigen Intraoral-Konterund des anatomischen Gegenbisses zum ebenfallsganzkränzigen Meistermodell konfrontiert. Dieslöst die extraorale Überkonterung elegant durch❑ das Reponieren der beiden Registrate auf ein

minimalisiertes Meistermodell,❑ deren minimalisierte Überkonterung und❑ sofort nachfolgende Montage des F- und

A-Konters am Vertikalschlitten des PV.

Die sich anschließende zahntechnische Herstellungder okklusalen Strukturen mit metallisch eingefro-rener Vertikalität ermöglichen durch die gesamt-heitlich gesicherte Koordinatenidentität von pati-enten- und vertikaltransferierter Situation die hoheKauflächen-Präzision der FGP-Methode bei anSicherheit grenzender Verfahrensmodalität. Aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften(selektive Härte, Dimensionsstabilität, Ober-flächengüte) provoziert das S-U-FGP-Funktions-wachs auch im erwärmten Zustand bei der funktio-nellen und statisch-anatomischen Aufzeichnungdie neuromuskuläre Aktivität der Kaumuskulatursowie das desmodontale Bewegungsmuster. DieOberflächen der Registrate sind spiegelglatt, von

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höchster Dimensionstreue, unempfindlich gegenBruch und exakt reponierbar.

Diskussion

Die instrumentelle Funktionsanalyse hingegenwird im stomatognathen System zur Verifizierungder artikulären und dentale Führungsdeterminan-ten eingesetzt. Sie umfasst Verfahren, die denFunktionszustand des stomatognathen Systemsmesstechnisch erfassen, ihn beschreiben und ana-lysieren. Benötigt werden Systeme, die eine simul-tane dreidimensionale Registrierung der Unterkie-ferdynamik und der artikulären Führung der Kon-dylen ermöglichen [5]. Bei den kiefergelenksbahn-bezogenen Kauflächengestaltungen in teil- odervolladjustierbaren Artikulatorensystemen, der vir-tuelle Artikulator kann in diesem Zusammenhangnoch nicht berücksichtigt werden, dominierenmechanische Faktoren und ideologische therapeu-tische Okklusionskonzepte. Kauflächen- undokklusionsferne kauzyklische Informationenbestimmen über das Scharnierachsenprinzip imwesentlichen den funktionellen Charakter der wie-derherzustellenden Kauflächenstrukturen. Aller-dings kann der Artikulator nie exakt die individuel-len Bewegungen des Kauzyklus wiedergeben. Esenstehen nicht patientenbezogene sondern techni-kerbezogene Versorgungen [6] und eine therapeu-tische und keine physiologische Okklusion [7].

Kein Behandler kann intraoral eine Kaufläche nachfunktionellen Gesichtspunkten perfekt adaptierteinschleifen. Das diesbezüglich propagierteRemount ist lediglich ein Eingeständnis von Fehler-quellen [6]. Die beschriebene modifizierte FGP-Technik hingegen ist ein dimensionsidentischesDirektverfahren [8] mit geringer Fehlerquote, dasie periphere Fehlerquellen durch das Minimalisie-rungsprinzip ausschaltet. Geschehensferne Relatio-nen werden substrahiert. Es liegt eine dementspre-chend kurze Präzisionskette vor:❑ halbe Abformung,❑ minimalisiertes Meistermodell,❑ Trägerherstellung,❑ Registrierung,❑ Reponierung,❑ Montage,❑ zahntechnische Herstellung im PV.

Das FGP-Prinzip ist keine funktionsanalytische„Diätlösung“ sondern ein autarkes Konzept in derrekonstruktiven Kauflächentherapie. Unsere FGP-Technik ist einfach aber mit hohem Anspruch aufpatientenbezogene Kauflächenpräzision. Natürlichlässt sie sich auch hervorragend im Rahmen vonausgedehnten Totalsanierungen im Ober- und

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Unterkiefer einsetzen, denn sie verbindet gnatholo-gische Konzepte mit individuellen Gegebenheiten.

Die direkt am Ort des okklusalen Geschehens ent-standenen F- und A-Registrate werden durch dieBewegungsabläufe des jeweils vorliegenden indi-viduellen stomatognathen Systems erzeugt. Überein trägergestütztes Medium wird das mastikatori-sche Bewegungsmuster in die spezifische sphäri-sche Form des F- und A-Registrates dreidimensio-nal ausgeformt und eingefroren. Jetzt gilt es nurnoch die auf diese Weise entstandenen Strukturenzahntechnisch umzusetzen.

Das aktive (F-Registrat) und das passive (A-Regi-strat) Relief verkörpern daher eine pluripotenteMatrix für die anschließende Konterherstellung.Die Negativformen nehmen durch die Überkonte-rung Stempelcharakter an. Diesem Umstand trägtdas Vertikalisierungs-Prinzip der FGP-MethodeRechnung, denn der vertikale Transfer ist eine Ver-einfachung, verbunden mit einer reproduzierbarenvertikalen Präzisierung im gesamten okklusalenRekonstruktionsbereich bei einer Genauigkeit vonzehn Mikrometern. Die F- und A-Konter enthaltensämtliche kauflächenrelevanten Informationen, wiealle okklusalarchitektonisch wichtigen funktionel-len Freiräume und die Okklusion stabilisierendenstatischen Stopps in Zentrik mittels der Arbeits-und Scherkontakte. Schließlich determinieren sieauch mehr oder weniger die Morphologie des ein-zelnen Zahnes.

Die ipsilaterale extraorale Überkonterung der F-und A-Registrate auf dem Meistermodell eliminiertmögliche Fehlerquellen, die von der nicht in dieRekonstruktion einbezogenen kontralateralenSeite ausgehen können. Grundsätzlich erfährt beimFGP-Prinzip der zunächst zwischen dem Ober- undUnterkiefer während der Mastikation beschriebeneRaum bei der Registrierung von Funktion und Ana-tomie seine plastische Ausformung. Dieser bildetdie sicht- und greifbare, die spätere Kauflächenar-chitektur bestimmende Primärstruktur. Die vertika-le Installation von Meistermodell und den Konternimitiert die finale Annäherungsphase der Oberkie-fer- und Unterkieferzähne auf physiologischeWeise und gewährleistet zusätzlich neben der pati-entenspezifischen Koordinatenbezüglichkeit auchdie Eliminierung des sagittalen Versatzes bezie-hungsweise des Rotationsfehlers. Dies ist ein häufigvernachlässigter systemimanenter Fehler, der sichunbemerkt und nicht messbar bei Veränderung derVertikalen im Artikulator etabliert und zu späterenokklusalen Divergenzen der eingesetzten Rekon-struktionen führt. Im PV tritt diese Problematiknicht auf. Vertikale Veränderungen können im fünfbis zehn Mikrometer-Bereich optisch und wechsel-

weise mit Shimstockfolie zwischen Referenzzahn,Metallanschlag und Rekonstruktionsarealen exaktkontrolliert werden. Damit sind diese Fehler aus-nahmslos ausgeschlossen.

Die hohe Verfahrenssicherheit des vertikalisiertenFGP-Konzeptes lassen den Erfolg der therapeuti-schen Rekonstruktion mit an Sicherheit grenzenderWahrscheinlichkeit vorhersehbar machen. Die Auf-zeichnung der Bewegung und Beweglichkeit desjeweiligen Antagonisten [9] aber auch aller ande-ren Zähne der gesamten Mundhöhle einschließlichder präparierten Zähne beeinflussen die funktio-nelle und anatomische Qualität der Registrate. DasS-U-FGP-Funktionswachs setzt daher die entspre-chende neuromuskuläre Aktivität, ähnlich wie einSpeisebolus, frei. Auslenkungen im Bereich derparadontalen Ligamente werden durch desmodon-tale Rückstellungen egalisiert. Ein kurzer lastfreierzentrischer Schlussbiss korrigiert zudem die Lage-bezüglichkeit im Bereich der approximalenReferenzzähne. Somit wird hier Perioprothetik realumgesetzt [10].

Voraussetzung seitens des Patienten ist dessengesicherte neuromuskuläre Front-Eckzahnorientie-rung bei unauffälliger myoartikulärer Befindlich-keit. Die FGP-Träger müssen eine kongruenteintra- und extraorale stabile Passung aufweisenund daher exakt angefertigt werden. Die entschei-dende Phase ist vor allem das Schreiben des funk-tionellen Registrates, sie ist vom Behandler sorgfäl-tig zu observieren. Dies gilt selbstverständlich füralle FGP-Techniken. Alle nachfolgenden Schrittesind lediglich nur noch konsequenter zahntechni-scher Vollzug.

Die Gefahr, bei vorliegenden Neuro-, Arthro-,Myo- oder Okkluso-Pathien das pathologischeBewegungsmuster des Unterkiefers und des Kiefer-gelenks in den Kauflächenrestaurationen einzufrie-ren, ist mit der FGP-Technik genauso gegeben wiemit kiefergelenksbezogenen Techniken. Entspre-chend muss die anamnestische Diagnostik stattfin-den. Bei großen Sanierungen gehen beide Konzep-te Hand in Hand und schließen sich nicht gegensei-tig aus. Für das Schreiben des funktionellen FGP-Registrats beanspruchen die determinierendeninitialen Bewegungsvolumina aus der geschlosse-nen Zentrik in den Funktionsraum nur geringeStrecken. Sie gehen gleich in die Kaufläche nichtmehr prägende Disklusion über. So ist beispiels-weise bei einem vorhandenen tiefen Biss, wie zumBeispiel Klasse II/2, die Form des statisch-anatomi-schen und des funktionellen Reliefs annäherndidentisch, weshalb die Problematik des Einfrierenspathologischer Bewegungsmuster gar nicht erstentsteht.

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Abb. 27 Arbeit im Mund

Schlussbetrachtung

Die modifizierte FGP-Technik bedient sich ein-fachster Mittel und stellt gleichzeitig höchsteAnsprüche an die erzielten okklusalen „Maßanzü-ge“ (Abb. 24 bis 26): Mit geringem Zeitaufwandschreibt der Zahnarzt das FGP-Registrat, derZahntechniker hat keine Mehrarbeit bei der Anfer-tigung der Rekonstruktionen, die vom Zahnarztzeitsparend – weil korrekturlos – eingesetzt wer-den können.

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Abb. 28 Glücklicher Patient

Abb. 24 F-Konter und fertige Arbeit

Abb. 25 PV Gesamtansicht mit Meistermodell und A-Konter

Abb. 26 Statische Stopps

der fertigen Arbeit

Die exakte, patientenidentische, interferenzfreieKoordinatenbezüglichkeit und die daraus resultie-rende, biodynamische Form und Funktion derKauflächen erzeugen beim Patienten ein sponta-nes, positives Inkorporationsgefühl. Der minimali-sierte Material- und Zeitaufwand am Stuhl, dieschnelle und unkomplizierte Erlernbarkeit dieserFGP-Technik für den Zahnarzt und den Zahntech-niker, wie auch die enorm hohe auf der Hand lie-gende Wirtschaftlichkeit dieses modifizierten FGP-Konzeptes, verdienen durchaus das edle Prädikat„Königsweg”. Zwischenzeitlich wurden von zahl-reichen Anwendern nahezu 2.000 Kauflächenerfolgreich hergestellt und eingesetzt – und zwarbei einer hohen Erfolgsquote von annähernd 100Prozent.

Der Indikationsbereich dieser Methode ist vielfältigund geht von der Einzelkrone bis zu Gesamtversor-gungen. Voraussetzung für den Zahnarzt ist eslediglich seinen professionellen Sachverstand wal-ten zu lassen und über die Mauern des zahnärztli-chen Alltags hinwegzusehen und sich für diese Per-spektiven zu öffnen. Von dem bekannten Myo-Arthro-Pathie-Forscher Prof. W. Schulte ist im übri-gen der folgende Ausspruch überliefert: „Das eige-ne Kiefergelenk ist der beste Artikulator!“ Das giltallerdings nur, wenn keine Kiefergelenksanomali-en vorliegen. ❑

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Dr. Anton Griesbeck war für zwölfJahre in eigener Praxis in Schwan-gau/Füssen und Bruneck (Italien)niedergelassen. Er beschäftigt sichseit 1987 mit der FGP-Technik undderen vertikalen Umsetzung undstellt sie in praktischen Arbeitskur-sen vor.

Dr. Anton GriesbeckPostfach 1669 • D - 87629 FüssenFon +49 (0) 1 72. 8 32 22 72

[1] Dawson PE: Grundzüge der Okklusion, Verlagzahnärztlich-medizinisches Schrifttum München,Kapitel 19, S. 215-236, 1978.[2] Born E: Mündliche Mitteilung, Wasserbillig/Luxemburg 2004.[3] Kohler W: Das FGP-Konzept und seine Anwen-dung. Functionally Generated Path Stereographie inder Kaufläche, in: Suckert R: Okklusions-Konzepte.Verlag Neuer Merkur, München 21999, S. 87-117.[4] Meyer FS: Bridges cast to functional occlusion, in:Minneap Dist Dent J 15, 1932.[5] Engelhardt JP, Hugger A, Jakstat HA, Kordaß B:Instrumentelle Funktionsanalyse, in: ZM 93, Nr. 2,16.1.2003 (118).[6] Linden N: DCP-Technik: Ein Konzept für dierestaurative Versorgung, in: ZM (18) 7-8/2002.[7] Besimo PD: Vortrag vor dem GnathologischenArbeitskreis, Stuttgart am 3.12.2003, Stuttgart.[8] Baier KH: Mündliche Mitteilung, Pfronten 2004.[9] Lex C: Was ist Biomechanischer Transfer? in:American Dental News Ausgabe IV/2003.[10] Schwertfeger HD: Rationelle Parodontaltherapie,Stuttgart 2004

Literatur

Indikation Name Hersteller/VertriebKunststoff Polyapress Polyapress, MünchenKunststoff primosplint primotecPräzisionsvertikulator Präzisions- Baier Maschinenbau,

vertikulator PfrontenSplit-Cast-System Quicksplit-System Rossner und SohnRegistrierwachs S-U-FGP- Schuler Dental

FunktionswachsSuperhartgips K4-Primus Klasse 4

Produktliste

Prof. Dr. Roman Schubert, München: „In den Jahren1933 und 34 beschrieb F. S. Meyer im Journal of theAmerican Dental Association die FGP-Technik unterdem Titel „A new simple accurate technique for obtai-ning balanced and functional occlusion“. Das Prinzipder FGP-Technik besteht kompakt ausgedrückt darin,die Okklusionsfläche der zu restaurierenden Zähne indynamischer Funktion auf einfache, jedoch außeror-dentlich präzise Weise zu registrieren. In Deutschlandgriff in den 70er Jahren Günter Staehle die Methodikwieder auf. Anfang der 80er Jahre jedoch war esChristian Lex, der die FGP in Deutschland richtig be-kannt machte. Mit seinem „biomechanischen Registrier-und Aufwachskonzept“ stellte er ein geschlossenes,praxisnahes Arbeitskonzept zur FGT-Technik vor. Die-ses Konzept hat bis heute nichts an seiner Aktualitätverloren. Ich selbst habe dieses Konzept seither mitimmer neuer Begeisterung in meinem täglichen Praxis-alltag angewandt. Nun hat Toni Griesbeck ein modifi-ziertes FGP vorgelegt, das beachtliche technologischeNeuerungen bringt. Zum einen hat er die intraoraleKonterung der FGP, die durchaus Handlingsproblemenbeinhalten konnte, durch eine extraorale Methodik er-setzt. Zum anderen erfolgt der Okklusionsaufbau ineinem neu entwickelten Gerät, dem Präzisionsvertikula-tor. Ich selbst arbeite seit einem Jahr intensiv mit die-sem Konzept und bin begeistert. Es funktioniert, bringtdie von Toni Griesbeck beschriebenen Ergebnisse,wenn man konsequent und präzise den gefordertenVerfahrensweg einhält. Weitere Fortentwicklungensind angedacht und werden sicher folgen. Die FGP-Technik hat wieder einen Schritt nach vorne gewon-nen.“

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