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Anlagestrategie bei sinkenden Renten Die Niedrigzinsen stellen Anleger vor Herausforderungen. Was tun? Kolumne - Seite 8 «Wer passiv anlegt, kauſt Durchschnitt» Warum aktive Fonds sehr wohl eine Zukunft haben. Gesprächsstoff - Seite 12 Was taugen swapbasierte ETF? Zu den Risiken und Vorzügen synthetischer ETF-Produkte. ETF&More - Seite 9 NEXT GENERATION INVEST Ausgabe Juni 2019 10 x jahrlich 10x10.ch Die Zukunſt gehört den Aggregatoren Fokus - Seite 5

Die Zukunft gehört den Aggregatoren - 10x10.ch · 2019. 6. 20. · dem Silicon Valley mit interes-santen Vorteilen daherkommt, hat sie praktisch nichts mit Bit-coin und dem Konzept

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Page 1: Die Zukunft gehört den Aggregatoren - 10x10.ch · 2019. 6. 20. · dem Silicon Valley mit interes-santen Vorteilen daherkommt, hat sie praktisch nichts mit Bit-coin und dem Konzept

Anlagestrategie bei sinkenden Renten

Die Niedrigzinsen stellen Anleger vor Herausforderungen. Was tun?

Kolumne - Seite 8

«Wer passiv anlegt, kauft Durchschnitt»Warum aktive Fonds sehr wohl

eine Zukunft haben.Gesprächsstoff - Seite 12

Was taugen swapbasierte ETF?

Zu den Risiken und Vorzügen synthetischer ETF-Produkte.

ETF&More - Seite 9

N E X T G E N E R A T I O N I N V E S T Ausgabe Juni 201910 x jahrlich

10x10.ch

Die Zukunft gehört den

AggregatorenFokus - Seite 5

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Facebook lanciert WährungMit einem Stablecoin bringt Facebook sein eigenes Geld.

News - Seite 4

Staatsanleihen EuropaDie Zahl negativ rentierender Bonds steigt wieder an.

Monats-Chart - Seite 4

Synthetische ETFWie genau funktionieren diese Produkte?

Hintergrund - Seite 9

Anlegen, nicht ausgebenWarum Krypto mehr als nur eine neue Anlageklasse ist.

Krypto - Seite 10

Verpasste Chancen

Immer öfter greifen innovative Start-ups und Tech-Giganten Teile der Wertschöpfungs-kette der Banken an. Mit ihren Dienstleistungen wollen sie den Kunden einen besseren, transparenteren und kostengünstigeren Service bieten – was oft genug gelingt. Andere entwickeln gleich komplett neue Geschäftsmodelle. Es wird in diesem Stil weitergehen, denn mit PSD2 werden Banken in der EU nun dazu verpflichtet, ihre Kundenschnittstel-len für Fremdanbieter zu öffnen. Open Banking birgt auf den ersten Blick eine Gefahr – den Verlust des exklusiven Zugangs zum Kunden –, ist in Wahrheit jedoch eine Chance. So gilt auch in der Vermögensverwaltung: «Die Zukunft gehört den Aggregatoren» (S. 5). Unter permanent hohem Druck steht die aktive Fondsbranche. Sie wurde von passiven Vehikeln in den letzten Jahren regelrecht überrollt – das grosse Wachstum findet längst bei ETF & Co. statt. Das war nicht immer so, während der Eurokrise etwa gerieten insbe-sondere die synthetischen ETF stark in Verruf. Aber wurden diese Produkte damals zu Recht abgestraft? Nicht wirklich, wie der Blick auf die historische Renditeentwicklung zeigt; «Was taugen swapbasierte ETF?» (S. 9). Als Vertreter der Aktivbranche sieht es der Länderchef von T. Rowe Price anders: «Wer passiv anlegt, investiert in den Durch-schnitt» (S.12), sagt Paolo Corredig, und verpasse dabei die besten Gelegenheiten.

Ihr Rino Borini

I N H A L TE D I T O R I A L

I M P R E S S U M

Erscheinungsweise: 10mal jährlich und kosten-los! Feb, März, April, Mai, Juni, Aug, Sept, Okt, Nov, Dez Verlag: financialmedia AG, Redaktion 10x10, Pfingstweidstrasse 6 / 8005 Zürich Kon-takt: Email: [email protected], Web: www.10x10.ch, Tel.: +41 44 277 75 30 Werbung: Stefan Brog-li Redaktion: Rino Borini – Leitung RB, Christian Euler CE, Pascal Hügli PH, Layout/Grafik: Fabian Widmer, Coverbild: Fabian Widmer

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26. September

22. Oktober

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19. August

Zürich

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10x10.ch S. 3 M Ä R K T E

4,9% S&P 500 Der S&P 500 befindet sich seit März 2009 in einem Bullenmarkt und ist seither nicht mehr unter 20 Prozent von einem früheren Höchststand gefallen. Somit ist der aktuelle Bullenmarkt der längste in der mehr als 90-jähri-gen Geschichte des US-Barome-ters. Blickt man auf die letzten zehn Jahre zurück, dann betrug die jährliche Rendite 13,7 Prozent. Werden die Dividenden berück-sichtigt, erreichte der Index im gleichen Zeitraum eine jährliche Rendite von rund 16,0 Prozent.

115% Bitcoin Die Bitcoin-Rally geht in die nächste Runde. Mitte Juni knackte die grösste Kryptowäh-rung die 9000-Dollar-Marke. Der Bitcoin scheint derzeit der gröss-te Nutzniesser des angekündig-ten Facebook-Coins zu sein. Eine Gefahr für Bitcoin ist der geplan-te Coin nicht: Denn auch wenn die geplante Kryptowährung aus dem Silicon Valley mit interes-santen Vorteilen daherkommt, hat sie praktisch nichts mit Bit-coin und dem Konzept der De-zentralität zu tun.

28,2% Clean Energy In den letzten Jahren schnitten ETF mit Schwerpunkt auf alter-native Energien meist schlechter ab als die grossen Indizes. In die-sem Jahr sieht das anders aus. Der neue Glanz kommt insbe-sondere durch sinkende Kosten bei Solar- und Windkraftanlagen. Die Preise haben sich teilweise so stark reduziert, dass Ökostrom in einigen Gegenden der USA und Europas mittlerweile günstiger ist als Strom aus fossiler Verbren-nung.

Letzter Stand* M-t-D (Lokal) YTD CHF YTD USD

Märkte

ETFN E U E E T F A N D E R S I X ISIN Fonds Whr. Mgmt-F

SPI Large 11’357.0 3.2% 21.6% 21.7%SPI Mid 16’614.0 2.6% 19.9% 20.0%SPI Small 23’991.0 -0.3% 4.6% 4.7%Euro Stoxx 50 3’379.0 3.0% 14.1% 13.6%S&P 500 2’886.0 4.9% 15.0% 15.1% Nikkei 225 21’116.0 2.5% 8.1% 7.8%MSCI Emerging Markets 472.6 1.9% 6.0% 6.1%MSCI ACWI 252.8 3.9% 13.3% 13.4%VIX Index 15.3 -18.3% -39.9% -39.9%Oil (crude near fut) 62.0 -3.7% 35.7% 35.8%Gold USD/oz 1’345.0 3.2% 5.1% 5.2%Bitcoin 9’304.0 6.9% 148.1% 148.3% Quelle: Bloomberg / *per 16.6.19

1 Lyxor Global Infl.Link 1-10Y Bond (Hdg CHF) LU1910940771 CHF 0.20%2 Lyxor Global Inf.Link 1-10Y Bond (Hdg EUR) LU1910940268 EUR 0.20%3 Lyxor Global Inf.Link 1-10Y Bond (Hdg USD) LU1910940268 USD 0.20%4 Lyxor Global Infl. Link 1-10Y Bond LU1910939849 CHF 0.12%5 UBS ETF MSCI World IE00BD4TXV59 USD 0.30%6 UBS ETF JPM EM Multi-Factor Local Curr LU1720938924 USD 0.47%7 UBS ETF MSCI Emerging Markets Soc Resp LU1048313974 USD 0.35%8 iShares Global Corp Bond (Hdg CHF) IE00BK0TB144 CHF 0.25%9 iShares Global HY Corp Bond (Hdg CHF) IE00BKBF4J08 CHF 0.55%10 UBS ETF Global Gender Equality (Hdg USD) IE00BDR5GY45 CHF 0.30%11 UBS ETF MSCI ACWI ESG Universal (Hdg USD) IE00BDQZN113 CHF 0.48%12 UBS ETF MSCI ACWI SRI (Hdg USD) IE00BDR55703 CHF 0.48%13 Lyxor MSCI India FR0010361683 CHF 0.85%14 iShares J.P. Morgan $ EM Bond (Hdg CHF) IE00BGQ0J979 CHF 0.50%15 iShares MSCI EMU ESG Enhanced IE00BHZPJ015 EUR 0.20%

D I E B E S T E N E T F 2 0 1 9 ISIN Fonds Whr. Mgmt-F1 UBS ETF CMCI Oil SF CH0109967908 0.26% 32.68%2 ComStage Dow Jones Russia GDR LU0392495536 0.59% 32.64%3 iShares MSCI Russia ADR/GDR IE00B5V87390 0.65% 29.64%4 HSBC MSCI Russia Capped IE00B5LJZQ16 0.60% 29.24%5 Lyxor MSCI Russia LU1923627092 0.65% 28.70%6 iShares Global Clean Energy IE00B1XNHC34 0.65% 28.25% 7 Xtrackers MSCI USA Information Tech. IE00BGQYRS42 0.12% 27.53%8 ComStage FTSE China A50 LU0947415054 0.40% 27.21%9 Lyxor MSCI Russia LU1923627332 0.65% 27.01%10 CSOP Source FTSE China A50 IE00BGSHB123 0.99% 26.20%11 Lyxor New Energy FR0010524777 0.60% 25.85%12 iShares Listed Private Equity IE00B1TXHL60 0.75% 25.68%13 iShares S&P 500 Inf. Tech. Sector IE00B3WJKG14 0.15% 25.60%14 SPDR S&P US Technology Select IE00BWBXM948 0.15% 25.50%15 Invesco US Technology Sector IE00B3VSSL01 0.14% 25.40% Quelle: Anbieter / etfinfo.com, Stand: 17.6.19 (in CHF)

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10x10.ch S. 4

Facebook steigt in den Geldwettbewerb ein

Facebook lanciert als erster Techriese seine eigene Digitalwäh-rung, die in erster Linie den Nutzern von Messenger und Whats-App dienen soll. Der Technologiekonzern hat hierfür ein Start-up namens Libra gegründet, das seinen Sitz in Genf haben wird. Nicht FaceCoin, ZuckBucks, BlockBook oder GlobalCoin heisst das neue Geld, der Name der digitalen Facebookwährung ist Libra. Sie soll ein Stablecoin sein, der an mehrere staatliche Fi-atwährungen gebunden sein soll, um Preisstabilität zu garan-tieren. Zudem plant der Techgigant, die Governance-Kontrolle an eine unabhängige Stiftung zu übertragen, um den Grad der Zentralisierung zu reduzieren. Ob der Bitcoin durch die-sen Schritt tatsächlich Konkurrenz kriegt, darüber ist man sich nicht einig. Einige argumentieren, dass sich weniger der Bitcoin bedroht fühlen sollte, sondern vielmehr die Banken und staat-liche Währungen in Entwicklungsländern.

Schutz vor dem HandelskriegDer Handelskrieg zwischen den USA und China lehrt Investo-ren das Fürchten. Wann immer neue Zölle angedroht werden, geben die Finanzmärkte nach. Um Investoren diesbezüglich die Angst zu nehmen, wurde eben erst ein neues passives Anla-geprodukt lanciert. So verspricht der Innovation Alpha Trade War ETF, das Portfolio von Investoren gegen den Handelskrieg widerstandsfähiger zu machen. Teil des ETF sind grosse und mittelständische Unternehmen, die zum Teil auf staatliche Un-terstützung zählen können. Alle Unternehmen, die TWAR ab-bildet, haben entweder Aufträge der Regierung oder gelten als bedeutend für die US-Wirtschaft. Die meisten der Unterneh-men sind denn auch multinational unterwegs und operieren im globalen Handel, was sie für Zölle aus China weniger anfällig macht.

M O N A T S - C H A R T

Negative Bonds Die Zahl der Staats-anleihen in der Eurozone mit negativen Renditen stieg im März auf fast 47 Pro-zent – der höchste Wert seit 2016. Auch ein Zeichen für die wachsende Besorg-nis, wonach sich das globale Wachstum verlangsamen könnte. Investoren sind bereit, für das Parken ihres Vermögens in sicheren Häfen mehr zu bezahlen.

S TA AT SA N L E I H E N E U R O PA

Anteil der negativ rentierenden Staatsanleihen

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N E W S

60

55

50

45

40

35

30

%

2017 2018 2019

Quelle: Tradeweb

DU BIST WIRTSCHAFT.Wir schreiben darüber.

PUNKTmagazin hetzt nicht dem Tagesgeschehen hinterher, sondern liefert

Antworten und Hintergründe zu aktuellen Zeitfragen. Wir setzen Zeichen; alle

zwei Monate am Kiosk oder im Abonnement. > www.punktmagazin.ch

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Mit der Digitalisierung müssen sich Banken neu erfinden. Das Geschäftsmodell wird

sich ändern, die Beziehung zum Kunden jedoch weiterhin wichtig bleiben. Ein Blick in die

Zukunft.

F O K U S

Finanzdienstleistern sorgt jedoch auch für mehr Komplexität. Laut einer Studie von Crealogix pflegen 42 Prozent der jünge-ren Bankkunden Beziehungen zu mehr als zwei Finanzinstituten – Tendenz steigend. Wie die Studie ebenfalls herausgefunden hat, wünschen sich 41 Prozent der Befrag-ten auch eine App, in der alle Banken, fi-nanziellen Informationen und Dienstleis-tungen zusammengefasst sind

Mit der digitalen Transformation geht die Zeit der klassischen Universalbank zu Ende. Seit Jahren ist zu beobachten, wie traditionelle Wertschöpfungsketten auf-gebrochen werden – insbesondere durch die Techgiganten Google, Amazon und Co. Genauso mischen aber auch innovative Startups mit. Revolut, Viac oder Neon sind heute vielen ein Begriff. Dank der digitalen Entwicklung haben Kunden heute nicht

nur eine grössere Auswahl, sie können die Optionen auch einfacher realisieren. Im-mer mehr Kunden agieren gemäss einem eigenen «Best-of-Class»-Ansatz. Sie wäh-len denjenigen Anbieter, der einem in der jeweiligen Sparte am besten gefällt, am günstigsten ist und den komfortabelsten Service bietet. Die Aufspaltung der Wert-schöpfungskette sowie der Wandel von der Universalbank hin zu einem Potpourri an

Die Zukunft gehört den

Aggregatoren

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und die so einen konsolidierten Überblick der eigenen Finanzen bietet.

Wo es für die Schweiz drauf ankommt Um diesen Trend abfangen und den Kun-den die Bündelung vereinfachen zu kön-nen, hat man sich in der EU mittels PSD2-Richtlinie dem Thema des Open Bankings angenommen. Dabei werden Banken dazu verpflichtet, ihre Schnittstellen für Drittparteien zu öffnen. Denn nur wenn diese über alle Finanzinstitute hinweg of-fen sind, werden Kunden die Komplexität

reduzieren und ihre Finanzen auf einen ge-meinsamen Nenner bringen können. Die Schweiz ist als EU-Nichtmitglied von PSD2 nicht betroffen. Eine ähnliche Regu-lierung wird abgelehnt, da sie gemeinhin als staatliche Zwängerei angesehen wird.

Viel eher vertraut man auf den Markt, der darüber entscheiden soll, wie Banken und Drittanbieter zusammen Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Mit dieser Herangehensweise mache man es sich zu einfach, wird denn auch Kritik laut, ohne Druck respektive Re-gulierung werde nichts geschehen. Das Verweigern von Open Banking würde den Schweizer Banken mittelfristig mehr schaden als nutzen. Und innovative Fin-techs würden sich fürs Ausland entschei-den, so die Befürchtung.

Interessanterweise dürfte für die Schweiz Open Banking im Bereich von Konto- und Zahlungsinformatio-nen – wie von PSD2 angestrebt – aller-dings weniger entscheidend sein. Als weltweite Nummer 1 in der grenzüber-schreitenden Vermögensverwaltung ist es daher viel wichtiger, auf diesem Gebiet die Öffnung der Schnittstellen voranzutreiben. Gerade in der Vermö-gensverwaltung ist Open Banking auch international bisher nur bei wenigen

auf dem Radar. Macht die Schweiz hier vor-wärts, könnte sie sich hier wiederum einen Vorsprung verschaffen.

Frontend für den Kunden Obwohl stan-dardisierte Schnittstellen noch fehlen, ha-

ben sich einige Anbieter bereits am Markt positioniert. Seit 2015 ist WealthArc auf dem Markt. Als Software-as-a-Service-Unternehmen bietet das Start-up unab-hängigen Vermögensverwaltern, Family Offices sowie Privatbanken eine vollauto-matisierte Plattform zur gezielten Konso-lidierung und effizienteren Handhabung von Vermögenswerten. Neben WealthArc gibt es weitere solche Portfoliomanage-mentlösungen für die B2B-Industrie, zum Beispiel Expersoft, Assetmax, Alphasys oder OnePM. Alle diese «Datenmaschi-nen» unterhalten eine Menge Schnitt-stellen zu den hiesigen Banken. Deren Schnittstellen gesteuerte Portfolio-Soft-ware bringt Vermögensverwaltern einen Mehrwert in Form von Kostensenkungen und Leistungssteigerung, der letztlich an den Endkunden weitergereicht werden kann. Über ein Frontend, also eine inno-vative und benutzerfreundliche App, das Privatkunden selbst nutzen können, ver-fügen sie nicht. Hier kommt Altoo ins Spiel. Das WealthTech-Unternehmen mit 24 Mitar-beitern bietet eine Software, die als digita-les Family Office fungiert. Über die Benut-zeroberfläche lassen sich alle persönlichen Vermögenswerte aggregieren, ob Aktien, Anleihen, Währungen, Immo-

DA S Ä N D E RT S I C H F Ü R D E N K U N D E N M I T O P E N BA N K I N G

F O K U S

" Die Schweiz ist als EU-Nichtmitglied von PSD2 nicht betroffen und eine ähnliche Regulierung wird abgelehnt. "

ZUVORDie Kundendaten sind nur in der jeweiligen Bank gelagert.

DANACHVia API sind die Kundendaten aller Banken gemeinsam abrufbar.

Bank A

E-BankingE-Banking

Bank B Bank C Bank A

E-Banking

KundeKunde

API (Software wie z.B. Altoo oder Nummo)

Bank B Bank C

Dank Open Banking werden die Kundendaten gebündelt, wodurch der Kunde eine bessere Übersicht/Kontrolle über seine Bankdaten erhält.

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10x10.ch S. 7

bilien, Kunstgegenstände oder Kryptoassets. Gleichzeitig lassen sich die spezifische Allokation sowie Wertverände-rungen der entsprechenden Anlageklassen abrufen. Die Altoo-Plattform ist somit eine Technologie, die dem vermögenden Pri-vatkunden das Leben vereinfacht und das Ende von manueller Konsolidierung mit Excel-Datei und den Regalen voller Ordner mit Verträgen, Bankauszügen und Versi-cherungspolicen einläutet.

Geschäftsmodell der Zukunft Als Da-ten-Aggregator besitzt Altoo gegenwärtig Schnittstellen zu 35 Banken in der Schweiz. Zum heutigen Zeitpunkt gilt das Angebot den sehr vermögenden Kunden, da für sie Open Banking bereits eine Realität ist, und Banken ihnen aufgrund ihres Stellenwertes jede Schnittstelle ermöglichen. Altoo sieht sich hier als Vorreiter. Bis in fünf Jahren dürfte aber auch das Gros der wohlhaben-den Privatkunden von solchen Dienstleis-tungen profitieren zu können. Denn um ihre Kunden nicht zu verlieren, werden sich Banken stärker öffnen und selbst zu Aggre-gatoren werden müssen. Jene Bank, die als Plattform für ver-schiedene Dienstleister fungiert und zugleich möglichst viele Schnittstellen aufweisen kann, wird einen Wettbewerbs-vorteil haben. Das bedingt natürlich auch das Selbstbewusstsein, einen Kunden über die eigene Plattform externe Dienst-leistungen konsumieren zu lassen. Revolut wird man in seiner Nische der Fremdwäh-rungsgebühren kaum schlagen können.

Lässt man als Bank einen Kunden diese App trotzdem über die eigene Plattform nutzen, bleibt die Kundenbeziehung und damit das wertvollste Asset für ein Finanz-institut erhalten. In Zukunft wird die direkte Beziehung zum Kunden für eine Bank zum kritischen Faktor, um noch immer Geld verdienen können. Das Geschäftsmodell wird sich jedoch ändern: Traditionelle Geschäfte wie Kontoführung, Depotverwahrung oder Wertschriftenhandel werden nicht mehr viel Ertrag abwerfen. Viel wichtiger wird es künftig, für gute Beratung auch Geld ver-langen zu können, so wie es Rechtsanwäl-te und Steuerberater auch schon tun. Dass die Beratung ihr Geld auch wert sein soll, dafür soll die Nutzung von rele-vanten Daten sorgen. Indem die entspre-chenden Daten ausgewertet und verwen-det werden, soll die Beratung gezielter auf den Kunden angepasst werden können.

Kennt eine Privatbank die Details der ge-samten Vermögenssituation des Kunden, sind die Empfehlungen entsprechend bes-ser abgestimmt und nachhaltiger. Natürlich muss dafür gesorgt sein, dass der Kunde die Datenhoheit behält und da-rüber entscheiden kann, wer welche Daten erhalten soll. Nur so dürfte er bereit sein, seine Daten zu teilen. Heue ist die Welt für das Datengeschäft im Banking noch nicht bereit. Insbesondere den sehr vermögen-den Kunden ist ihre Privatsphäre wichtig. Nur schon die Tatsache, dass sie alle Da-ten und Assets an einer Stelle aggregieren lassen, ist ein riesiger Schritt. In der Vergangenheit waren Finanz-dienstleister vor allem darum bemüht, möglichst hohe Anlagevolumen zu erzie-len. In Zukunft macht das Rennen, wer das Vertrauen des Kunden und seine Daten ge-winnt, um darauf basierend gute Beratung zu erbringen. PH

F O K U S

D I E W E RT VO L L S T E N F I R M E N D E R W E LT. WO S T E C K E N D I E BA N K E N ?

Firma Sparte Region Marktwert (6.7.19)

1. Microsoft Technology USA 1007 Mrd. USD

2. Amazon Technology USA 888 Mrd. USD

3. Apple Technology USA 875 Mrd. USD

4. Alphabet Technology USA 741 Mrd. USD

5. Berkshire Hathaway Financial Services USA 505 Mrd. USD

6. Facebook Technology USA 495 Mrd. USD

7. Alibaba Technology China 402 Mrd. USD

8. Tencent Technology China 398 Mrd. USD

9. Visa Financial Services USA 372 Mrd. USD

10. Johnson & Johnson Healthcare USA 368 Mrd. USD

11. JPMorgan Financial Services USA 354 Mrd. USD

Quelle: CapitalIQ

H A T T E N S I E S G E W U S S T

Indexumbau MSCI baut seinen Emerging Markets Index so stark um wie noch nie in der 30-jährigen Geschichte des Barometers. Gemäss Schätzungen stehen investier-te Vermögen von 1,9 Billionen Dollar zur Disposition. Die wesentlichste Änderung ist die schrittweise Aufnahme von Sau-di-Arabien, dessen Anteil bis im August 2,7 Prozent betragen soll. Saudi-Arabien wird damit zum achtgrössten Bestand-teil des Index.

Bio. USD

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«Golden Age», sinkende Ren-ten und Anlage-strategie

D ie kürzlich publizierten Resultate der Swisscanto-Pensionskassenstudie müssen uns nachdenklich stimmen. Nicht wegen der negativen Perfor-

mance im Jahr 2018, sondern wegen der sinkenden Renten – und vor allem der ungüns-tigen Zukunftsaussichten. In den letzten zehn Jahren sind die Umwandlungssätze im Überob-ligatorium um einen Prozentpunkt gesunken. Das bedeutet, dass das gleiche Kapital heute eine um rund 15 Prozent tiefere Rente abwirft als vor zehn Jahren. Für das Jahr 2023 wird ein durchschnittlicher Umwandlungssatz von 5,5 Prozent prognostiziert. Unter der Annahme, dass sich der technische Zinssatz tatsächlich bei rund 2 Prozent einpendelt, beliefe sich der aktuarisch korrekte Umwandlungssatz auf 4,9 Prozent. In diesem Sinne haben es die bereits Pensionierten gut, denn ihre Rente ist gesichert. «Gesichert» bedeutet in diesem Fall: nominal gesichert. Sie bleibt ewig gleich. Wir alle wissen: Mit der Zeit verliert das Geld aber an Wert. Die gesunkenen Umwandlungssätze sind auch die Folge einer erfreulichen Tatsache: der gestiegenen Lebenserwartung. Nehmen Sie mich als Beispiel: Ich werde dieses 60 Jahre alt. Meine weitere Lebenserwartung liegt statistisch bei 23,9 Jahren. Wäre ich eine Frau, würde ich sogar noch weitere 27 Jahre leben. Ein guter Tipp, der sich aus den Sterbetafeln des Bun-

K O L U M N E

Peter Bänziger ist Partner und Chief Investment

Officer bei Belvalor.

desamts für Statistik ableiten lässt: Investieren Sie auch in der Liebe in Qualität und – wenn Sie es nicht sind – heiraten Sie. Für mich bedeutet das: Nach 65 sollte ich noch weitere 18,9 Jahre erleben. Weil ich verheiratet bin, verlängert sich mein Leben statistisch um etwa ein Jahr. Wäre ich geschieden, verwitwet oder ledig, würde sich die Lebenserwartung um 1,8 bis 3,1 Jahre verkürzen. Tröstlich: Auch wenn ich eine Frau wäre, verhielte es sich gleich. Was bedeutet das für die Anlagestrategie? Zuerst stellen wir erfreut fest, dass wir generell länger leben. Im Alter ist unser Anlagehorizont genügend lang, um eine Aktienquote von 100 Prozent zu halten, sofern wir nervlich nicht daran scheitern. Wenn wir uns überlegen, wie unsere Vermögensallokation bei der Pensi-onierung aussieht – unter der Annahme, wir beziehen AHV und PK-Rente –, so stellen wir fest, dass die AHV und PK-Rente zusammen eine nominal grosse, ewige Obligationenposi-tion mit einem fixen Coupon darstellen. Wenn an den möglichen Stellschrauben zur Erhaltung des Leistungsniveaus der 2. Säule in nächster Zeit nicht gedreht wird, so werden wir alle – die Rentner wegen des Kaufkraftverlustes verbun-den mit der längeren Lebenserwartung und die Aktiven wegen der Aussicht auf tiefere Renten – selber dafür sorgen müssen, dass wir diese Einkommenseinbussen kompensieren. Angesichts der gestiegenen Lebenserwartun-gen und den tiefen Zinsen sowie der Tatsache, dass wir im Alter von 65 eine grosse, ewige Ob-ligationenposition halten (werden), bleiben uns folgende Optionen: Als junger Berufstätiger in die 3. Säule investieren, mit einem möglichst ho-hen Aktienanteil. Als Rentner: Einen hohen Anteil der freien Mittel in Aktien investieren. Schweizer Aktien sind historisch gesehen eine ausgezeich-nete Wahl. Ein Teilbezug des Pensionskassen-kapitals kann aus der Sicht der Erhaltung der Kaufkraft ebenso eine gute Option sein.

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10x10.ch S. 9E T F & M O R E

H I N T E R G R U N D

Wie funktioniert ein synthetischer ETF? Eine Stärke synthetischer ETF ist es, weniger effiziente Kapitalmärkte oder komplexe Anlageklassen investierbar zu machen. Zudem ermöglicht diese Rep-likationsart eine fast perfekte Indexab-bildung, da der ETF-Anbieter über eine Investmentbank die volle Indexrendite einkauft. Anders als bei physischen ETF investiert ein swapbasierter ETF nicht

zwingend in die zugrundeliegenden In-dexbestandteile. Der ETF investiert in einen Korb aus Wertpapieren, den so-genannten Substitute Basket oder auch das Trägerportfolio. Und die Rendite die-ses alternativen Portfolios wird mittels einer Swaptransaktion getauscht. Dabei geht es um einen vertraglich definierten Austausch von Zahlungsströ-men. Die Wertpapierentwicklung des ETF-Portfolios wird mit dem Kontrahen-ten – in der Regel eine Investment Bank – gegen die Rendite des Referenzindex getauscht. Die Indexreplikation wird so-mit an den Swap-Kontrahenten dele-giert. Dafür bezahlt er eine Gebühr, die dem Fondsvermögen belastet wird. Der Haken bei dieser Replikations-art liegt im Gegenparteirisiko, falls der Swap-Anbieter seine Verpflichtungen im Insolvenzfall nicht mehr erfüllen kann. Dieses Risiko ist jedoch auf maxi-mal zehn Prozent des Fondsvermögens begrenzt. Inzwischen sichern die meis-ten Anbieter den Swap vollständig ab.

SY N T H E T I S C H S C H L ÄG T P H YS I S C H

ISIN Replikation Rendite 5J TER

Lyxor S&P 500 LU0496786657 Swap 78.92% 0.15%

Invesco S&P 500 IE00B3YCGJ38 Swap 78.18% 0.05%

Xtrackers S&P 500 LU0490618542 Swap 77.96% 0.15%

BNP Paribas Easy S&P 500 FR0011550177 Swap 77.65% 0.15%

Vanguard S&P 500 UCITS ETF IE00B3XXRP09 Physisch 77.37% 0.07%

Amundi ETF MSCI Em. Markets LU1681045453 Swap 17.77% 0.20%

SPDR MSCI Em. Markets IE00B469F816 Physisch 17.49% 0.42%

HSBC MSCI Em. Markets IE00B5SSQT16 Physisch 16.78% 0.40%

ComStage MSCI Em. Markets LU0635178014 Swap 16.53% 0.25%

Invesco MSCI Em. Markets IE00B3DWVS88 Swap 16.43% 0.29%

iShares Core MSCI World IE00B4L5Y983 Physisch 49.65% 0.20%

HSBC MSCI World IE00B4X9L533 Physisch 49.36% 0.15%

Amundi ETF MSCI World LU1681043672 Swap 49.04% 0.38%

ComStage MSCI World LU0392494562 Swap 48.77% 0.20%

Invesco MSCI World IE00B60SX394 Swap 48.60% 0.19%

Quelle: Anbieter / Fundinfo, Stand: 10.6.2019, Rendite: in % CHF

Was taugen swapbasierte ETF?

Noch vor gut zehn Jahren legten einige Anbieter praktisch nur synthetische Produkte auf. Infolge der Eurokrise geriet diese Re-plikationsform wegen des inhärenten Gegenparteirisikos in Ver-ruf, Anleger wandten sich von swapbasierten ETF ab. Daraufhin setzten viele Anbieter verstärkt auf physisch replizierende ETF. Ein Blick auf die erzielte Fünf-Jahres-Performance zeigt, dass swapbasierte ETF zu Unrecht abgestraft wurden. Synthetische ETF liegen in diesem Beispiel bei drei grossen Benchmark-Indizes – S&P 500, MSCI World und MSCI Emerging Markets – in den Top-5. Und das, obwohl die künstlich konstruierten Produkte meist teurer sind als ihre physischen Pendants.

Will ein Anleger in swapbasierte ETF investieren, muss er sich des zusätzlichen Gegenparteienrisikos bewusst sein und dass ein solcher ETF nicht zwingend in die im Index enthaltenen Wert-papiere investiert. Wichtig ist die Transparenz. Sprich: Wer ist der Swappartner? Wie sieht das Trägerportfolio aus? Wenn diese Fragen beantwortet werden können, sind mit synthetischen ETF per se keine Gefahren verbunden. Denn meist werden die Risiken mit Sicherheiten – etwa durch Hinterlegung von Staatsanleihen – abgefedert, teilweise sogar überbesichert. Auch physische ETF können Gegenparteirisiken bergen – und zwar dann, wenn der Anbieter Wertpapierleihe betreibt. RB

SY N T H E T I S C H E E T F S T R U K T U R

SWAP

Träger-portfolio

ETF erhält Index-Performance

ETF liefert Trägerportfolio-Performance

ETF

Sicherheiten für Swap

Bank

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Anlegen und nicht ausgeben

Seit Jahresbeginn hat sich der Bitcoin-Preis verdoppelt. Damit ist auch die Hoffnung zurückgekehrt, wonach der viel diskutierte Kryptowinter endlich vorüber sei. Mit der Preisverdoppelung hat man sich die Frage gestellt: Ist diese etwa darauf zurückzuführen, dass der Bitcoin im Zahlungsverkehr grössere Akzeptanz findet? Immerhin akzeptieren mehr und mehr Händler den Bitcoin als Zahlungsmittel – der Telekommunikationsriese AT&T in den USA etwa oder der grösste Onlinehändler Digitec in der Schweiz. Wie die Zahlen von Chainanalysis, einer Blockchain-Analyse-firma aus New York, zeigen, ist das kaum der Fall. Noch immer beschränkt sich die Nutzung des Bitcoins auf den Börsen-handel, nur gerade 1,3 Prozent aller Transaktionen stammen seit Anfang 2019 von Händlern. Für viele Beobachter scheint daher klar: Der Bitcoin ist nach wie vor nichts als ein Spekula-tionsobjekt. Damit liegen sie richtig, doch ist deren oftmals als Besorgnis verkleidete Kritik fehl am Platz. Dass der Bitcoin heute von Spekulanten – kurz-fristige Trader, aber auch lang-fristige Hodler – gehalten wird, ist nur natürlich: Mit dem Bit-coin etabliert sich gerade eine neue Anlageklasse.

Mehr als eine gewöhnliche Anlageklasse Doch ist das Krypto-Phänomen nicht bloss einfach eine beliebig neue An-lageklasse, so wie auch das Internet nicht einfach eine an-dere Art Fernsehkanal war. So handelt es sich vielmehr um eine Anlageklasse, die Verwahrung, den Handel, die Ausgabe sowie die Programmierbarkeit von Geld, Wertpapieren und anderen Anlage-gütern fundamental verändern wird. Es geht um ein neues Finanzsystem, nicht bloss einen Börsen-ticker. Heute werden Bitcoin und Ether über Futures und andere Zertifikate gehandelt. Dereinst wird es genau umgekehrt sein: Anleihen, Aktien und allerlei Derivate werden über eine effiziente

Benutzeroberfläche auf einem Zusatzprotokoll gehandelt wer-den, dem seinerseits eine öffentliche Blockchain-Infrastruktur zugrunde liegen wird. Bis es so weit ist – und daran wird fleissig gearbeitet, doch ist eine solche Vision eben nicht an einem Tag realisiert, so wie auch Rom nicht an einem Tag erbaut worden ist – gilt es, mit den be-stehenden Vehikeln Vorlieb zu nehmen. Ein in der Schweiz operierender Akteur ist Amun. Der Krypto-Finanzdienstleister lancierte im September 2018 ihren Amun

Crypto Basket ETP namens Hodl an der Schweizer Börse. In diesem Index enthalten sind die zurzeit fünf grössten Kryp-toassets: Bitcoin, Ethereum, Ripple, Litecoin und Bitcoin Cash. In diesem Jahr wurden zusätzliche ETP auf Bitcoin, Ethereum und Ripple in Form eines Single Tracker einge-führt. Als ETP, auch Exchange Tra-ded Product genannt, unter-scheiden sich die Anlagevehikel von Amun von anderen Krypto-Finanzprodukten. Eines der wichtigsten ist der Grayscale Bitcoin Trust aus den USA. Da-bei handelt es sich um einen geschlossenen Investment-fonds. Im Gegensatz dazu sind die Produkte Amuns unbefris-tet und haben kein Fälligkeits-datum. Als ETP lassen sich für die Amun-Produkte – wann im-mer nötig – neue Anteile aus-stellen, was für den geschlos-

senen Grayscale Fonds nicht der Fall ist. Für Investoren kann das den Nachteil haben, dass sie bei hoher Nachfrage schlicht zu viel bezahlen, weil der Grayscale aufgrund seiner geschlossenen Struk-tur den Bitcoin-Preis nicht korrekt abbilden kann. Neben Amun und Grayscale gibt es auf globaler Ebene einen dritten Anbieter, XBT Provider. Dieser unterhält sogenannte ETN, oder Exchange Traded Notes, in Schweden. Die bekanntes-ten Produkte sind Bitcoin Tracker One und Ether Tra-

K RY P TO -T R A D I N G A N D E R S I X

Quelle: SIX

18. März 2019 19. April 2019 29. Mai 2019

Gesamtanzahl

Produkte bei SIX

Handelsumsatz

Anzahl Trades

pro Tag

Meist gehandeltes

Produkt

# 18

# 520

12Mio. CHF

HODL(Handelsvol.: 6 Mio. CHF)

# 24

# 1303

28Mio. CHF

ZXBTAV(Handelsvol.: 9 Mio. CHF)

# 29

# 2608

71Mio. CHF

ZXBTAV(Handelsvol.: 35 Mio. CHF)

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cker One. Im Gegensatz zu ETP handelt es sich bei die-sen Produkten um unbesicherte Schuldverschreibungen.

Wo die Reise hingeht Im noch überschaubaren Krypto-De-rivathandel ist Amun in der Schweiz der mit Abstand bedeu-tendste Akteur. So entfallen zwischen 75 und 90 Prozent des Handelsvolumens für Krypto-Deri-vate in der Schweiz auf die Produk-te von Amun. Im Vergleich zu den strukturierten Produkten von Von-tobel, Leonteq oder Swissquote ver-mögen Amuns Produkte allerdings mit geringeren Handelspannen zu überzeugen – wohl einer der Gründe dafür, dass sie von Anlegern – so zei-gen es die Zahlen – bevorzugt wer-den. Amun ist sich bewusst, dass sie gewissermassen das Blockbuster der Krypto-Investmentwelt darstellen. Als Film-verleihkette öffnete das US-amerikanische Unternehmen mit gleichen Namen dereinst vielen Menschen die Tür zur Welt der Filme und sorgte so für stundenlange Unterhaltung. Dann kam

K R Y P T O

das Zeitalter des Streamings mit Netflix als bedeutendstem Akteur. Genauso weiss Amun um seine Stellung innerhalb der sich weiterentwickelnden Krypto-Anlagewelt. Das dürfte dem Unternehmen helfen, sich besser auf eine Welt einzustellen, in der sich diese neue Anlageklasse etabliert hat. So ist man bei Amun der festen Überzeugung, dass Aktien,

Anleihen, Immobilien und letztlich alle Arten von Derivaten dereinst tokenisiert sein werden. Auf dieses Szenario bereitet man sich denn auch schon vor: Zum einen arbei-tet man bereits an der Tokenisie-rung der eigenen ETP-Produkte. Sind digitale Börsen wie die Swiss Digital Exchange einmal live, soll Amun seine eigenen tokenisierten Produkte dort lancieren können.

Ebenso ist man dabei, eine Plattform aufzubauen, über die andere Akteure ihre eigenen Produkte tokenisieren können. Auf diese Weise versucht Amun, den Netflix-Moment in der Krypto-Investmentwelt nicht zu verpassen, sondern aktiv mitzugestalten. PH

" Aktien, Anleihen, Immobili-en und letztlich alle Arten von Derivaten werden dereinst tokenisiert sein. "

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Der Siegeszug kosteneffizienter Indexfonds geht weiter

Theorie und Praxis bestätigen die Bedeutung der Kosten für den langfristigen Anlage-erfolg. Auch die Logik spricht dafür, die Anlagekosten möglichst gering zu halten.

Prasentiert von Vanguard

Das Nullsummenspiel verdeutlicht die Bedeutung der Kosten. Nach dieser The-orie besteht ein bestimmter Markt stets aus der Summe der Positionen aller An-leger in eben diesem Markt. Die Hälfte des Anlagevermögens erzielt überdurch-schnittliche Renditen, die andere Hälfte liegt unter dem Marktdurchschnitt. Tatsächlich müssen Anleger jedoch für Provisionen, Managementgebühren und Geld/Brief-Spannen aufkommen und Steuern bezahlen, die ihre Renditen lang-fristig mindern. Zieht man diese Kosten ab, werden Mehrrenditen schwieriger. Doch je weniger Anleger bezahlen, desto kleiner fällt die «Renditelücke» aus.

Vanguard hat die Renditen von Schweizer Anlegern überprüft. Wir woll-ten wissen, ob sich die Theorie in der Re-alität bestätigt und haben dazu die Daten aktiver und passiver Aktien- und Obliga-tionenfonds analysiert. Das Ergebnis: Ein erheblicher Teilder Fonds konnte keine positiven Mehrrenditen erwirtschaften, ausserdem bedeutenhöhere Kostenquo-ten in der Regel niedrigere Mehrrenditen. (Eine vollständige Analyse der Grundlagen und Vorteile kosteneffizienter Indexstra-tegien finden Sie aufunserer Website.) Theorie und Analyse sind jedoch nicht alles. Auch intuitiv leuchtet ein, dass An-legern umso mehr Rendite bleibt, je we-niger sie für ihr Anlageprodukt bezahlen. Und natürlich hebt der Zinseszinseffekt

die Renditen langfristig zusätzlich an. Die Botschaft ist klar: Mit kosteneffizienten Fonds können Anleger ihre Erfolgschan-cen verbessern.

Erfahren Sie mehr über kosteneffiziente

Anlagelösungen

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Passive Produkte setzen die aktive Fondsbran-che unter Druck. Paolo Corredig, der Länder-

chef Schweiz von T. Rowe Price, sieht für aktive Fonds jedoch eine Zukunft – sofern der Asset-

Manager es richtig macht.

G E S P R Ä C H S S T O F F

aktive Manager besser performen und solche, in denen sie die Benchmark nicht schlagen. Eine umfassende Studie von uns zeigt, dass von unseren 18 aktiven US-Aktienstrategien für institutionelle Kunden, 94 Prozent die jeweilige Bench-mark in mehr als der Hälfte der rollieren-den 3-Jahreszeiträume übertrafen. Und alle 18 übertrafen ihre Benchmark in der Mehrzahl der rollierenden 5- und 10-Jah-reszeiträume.

Gibt es Marktphasen, in denen ak-tive Manager tendenziell besser performen? In Bärenmärkten kann ein guter aktiver Manager einen klaren Mehr-wert schaffen. Auch wenn die Dispersion der Renditen breiter wird, kann ein Port-foliomanager dies ausnutzen

Die von ETF und Indexfonds verwal-teten Vermögen wachsen seit lan-gem rasant, aktive Fonds erleiden Abflüsse. Wird der Trend zu passiven Produkten weiter anhalten? Vermut-lich ja. Wenn ich mit Kunden spreche, vor allem institutionelle Anleger wie Pensi-onskassen, spüre ich den Trend hin zu passivem und kostengünstigem Anlegen im Kernportfolio. Das führt letztlich dazu, dass der Anteil aktiver Fonds in der Asset-Allokation eher abnimmt. Aber nach wie vor werden immer noch die allermeisten Vermögen weltweit aktiv verwaltet.

Haben Anleger das Vertrauen in ak-tive Fonds verloren oder stehen Kos-tenüberlegungen im Vordergrund? Gute Frage. Bleiben wir bei den Pensions-

kassen, sie sind sehr kostenorientiert. Al-lerdings sollten sie berücksichtigen, dass aktive Fondsmanager in der Lage sind, die Strategie durch verschiedene Marktum-felder zu steuern und somit eine höhere Kosteneffizienz bieten können.

Aktive Fonds generieren, nach Kos-ten, keinen Mehrwert, sagen diverse Statistiken und Untersuchungen. Die immer wieder aufflammende Kritik an der aktiven Fondsbranche will ich nicht in Abrede stellen. Ich kann aber nur für uns sprechen, und wir haben in der Ver-gangenheit bewiesen, dass wir Alpha generieren. Unsere Fonds haben ihre Benchmark in 60 bis 90 Prozent der Fäl-le – je nach Betrachtungszeitpunkt – ge-schlagen. Es gibt Marktphasen, in denen

«Wer passiv anlegt, investiert in den

Durchschnitt»

Paolo Corredig ist Länderchef

Schweiz beim US-Vermögens-

verwalter T. Rowe Price.

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und einen höheren Beitrag zur Outperformance beisteuern.

Wie sieht es aus in steigenden Märk-ten? In den letzten zehn Jahren gin-gen die Kurse fast nur nach oben. Die Renditeabweichungen bei Aktien ha-ben sich in einer sehr engen Bandbreite bewegt. In diesen Situationen ist es für einen aktiven Manager schwieriger, eine Outperformance zu generieren. Das ist jedoch wieder sehr allgemein gehalten. Wenn ich auf unsere Produkte schaue, zeigt sich, dass es dennoch geht. Hier kommt dann meist auch die Erfahrung eines Fondsmanagers zum Ausdruck, der nämlich mit einer strukturierten Funda-mentalanalyse die richtigen Titel selektie-ren kann.

Ist es nicht schwierig erfolgreiche aktive Fonds zu finden, weshalb vie-le den passiven Weg gehen? Absolut. Wer passiv anlegt, investiert einfach in den Durchschnitt, verpasst damit aber Investitionen in die besten Titel. Doch die Fondsselektion ist alles andere als trivial. Der Anleger muss einen gewissen Aufwand betreiben, um die besten Ma-nager zu finden. Das benötigt Wissen, Zeit, Geld und Erfahrung. Denn nur ein Performancevergleich allein reicht nicht mehr. Zu einer guten Analyse gehört auch eine genaue Betrachtung des An-bieters: Wie ist er organisatorisch aufge-stellt, wie lange sind die Analysten und Portfoliomanager im Unternehmen, wie sieht das Risikomanagement aus?

Spielt es wirklich eine Rolle, wie lan-ge ein Fondsmanager im Unterneh-men ist? Zählt nicht vor allem seine Erfahrung? Das ist ein interessanter Punkt. Es gibt wissenschaftliche Evidenz, dass Teams, in denen Analysten und Port-foliomanager eng und lange zusammen-arbeiten, eher den Markt schlagen. Wenn wir unserem Credo – dem Anleger Mehr-werte liefern – treu bleiben wollen, sind langjährige Anlagespezialisten essenziell.

Behaupten das nicht alle von sich? Mag sein. Aktives Management ist Teil unserer DNA. Unser Anlagestil, die Pro-zesse und Strukturen basieren auf mehr

als 80 Jahren Erfahrung. Dies äussert sich beispielsweise darin, dass unsere Invest-ment-Experten im Durchschnitt 17 Jahre bei uns sind. Wir haben Portfoliomana-ger, die seit über 30 Jahren Teil des Un-ternehmens sind. Wir suchen permanent die besten Talente, oft rekrutieren wir sie von führenden Universitäten und fördern sie intern weiter. Bei uns kann es bis zu zwölf Jahre dauern, bis ein Portfolio-manager die Verantwortung für einen Fonds bekommt.

Der Druck in der Branche steigt und eine Konsolidierung findet statt, zumindest auf Anbietersei-te. Wie gehen Sie damit um? Der Druck, auf Margen- und Kostenseite, ist da, und den spüren wir auch. Das sieht man auch an den sinkenden Ver-waltungsgebühren. Die Konsolidierung wird sich darum fortsetzen. Wünschens-wert wäre sicherlich eine stärkere Konso-lidierung auf Produktebene.

Momentan sieht es anders aus, die Produktpalette wird weiter ausge-baut. Allen voran Themenfonds wer-den häufig lanciert. Bei T. Rowe Price sehe ich wenig neue Produkte, fehlt Ihnen die Innovationskraft? Über-haupt nicht. Viele Häuser stemmen kurz-fristig neue Fondsvehikel, weil sie einem Anlagethema nachrennen, um Volumen einzusammeln. Auch bei Neulancierun-gen denken wir anders.

Wie denn? Bis wir einen neuen Fonds auf den Markt bringen, müssen drei Kri-terien erfüllt sein. Das Wichtigste ist, ob eine neue Anlageklasse langfristig einen Mehrwert generieren kann. Ist das er-füllt, stellen wir uns die Frage, ob dieses Thema längerfristig eine wichtige Rolle spielen wird. Sind wir davon überzeugt, kommt die letzte Frage: Haben wir Ma-nager, die dieses Thema besetzen kön-nen? Das ist sehr wichtig. Der Manager muss ein Gefühl bekommen, wie sich Wirtschaft, Branchen und letztlich eine Gesellschaft verändern werden. Sind die erwähnten Kriterien erfüllt, verwaltet der Manager zuerst einmal ein sogenanntes Paper Portfolio. Erst nach mehreren Mo-naten lancieren wir den Fonds und mit der

eigentlichen Vermarktung beginnen wir erst ein bis zwei Jahre später.

Warum erst so spät? Würden Sie ein Medikament kaufen, das nicht intensiv getestet wurde? Zumal ein solches Me-dikament gar keine Zulassung erhalten würde. Doch unsere Branche verkauft oft Produkte, die gar nie real getestet wur-

den. Man berechnet diverse Szenarien und zeigt dem Investor ein Backtesting. Die sehen immer gut aus, ich zumindest habe noch nie ein schlechtes Backtesting gesehen (lacht). Unser Ansatz ist, dass wir einen neuen Fonds mit einigen Mitteln ausstatten und dem Fondsmanager die notwendige Zeit geben, seine Fähigkeit unter Beweis zu stellen. Werden die ge-wünschten Resultate erzielt, dann begin-nen wir mit der Markteinführung.

Was muss die aktive Fondsbranche tun, damit sie bei Anlegern wieder stärker auf Anklang stösst? Aktive Fonds, die gerade mal die Indexrendite liefern, werden es künftig schwer haben. Was wir machen müssen, ist bessere Aufklärung, damit Anleger die Spreu vom Weizen trennen können. RB

Weblink: T. Rowe Price

" Es gibt Evidenz, dass Teams, in denen Analysten besser zusammenarbeiten, eher den Markt schlagen. "

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