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LokalredaktionTelefon: 07 11/72 0512 71/12 72EMail: [email protected]
Abtreibungsklinik ist geschlossen
Nach monatelanger Suche nacheinem neuen Standort für die Abtreibungsklinik Stapf hat sich nun
doch keine Lösung ergeben. „Wir haben amFreitag aufgehört – Feierabend“, sagte derhörbar verärgerte Klinikgründer FriedrichStapf. Man habe auf dem freien Markt keine anderen Räume gefunden, erklärte derArzt. „Und die Stadt Stuttgart hat sich nichtin der Lage gesehen, uns andere Räume zurVerfügung zu stellen“, fügte Stapf hinzu, was 24 Jahre lang der Fall gewesen sei.Mehr wolle er in der Sache nach den Erfahrungen der vergangenen Monate nicht mehr sagen, er werde sich nunauf seine Klinik in Münchenkonzentrieren.
Damit geht ein seit Mittedes vergangenen Jahres andauerndes Ringen um den Erhalt der größten Abtreibungsklinik im Land zu Ende, dasschon bald nach dem Bekanntwerden im Oktober voneiner Hetzkampagne radikaler Abtreibungsgegner begleitet war. Seit 2004 hatte Stapfin einer Jugendstilvilla an derTürlenstraße praktiziert, dieauf Kosten der Stadt umgebaut und dem heute 68 Jahrealten Arzt zur Miete überlassen worden war. Zuvor hatteStapf, in dessen StuttgarterKlinik zuletzt pro Jahr etwa 2200 Abbrüche vorgenommen wurden, im Osten inRäumen der alten Frauenklinik gearbeitet.
Für das Gebäude an der Türlenstraßehatte der bundesweit bekannte Mediziner,der sich auch politisch in mehrfacher Weiseund mit Erfolg für eine liberale Fassung desAbtreibungsrechts eingesetzt hat, eine weitere Option zur Verlängerung des Vertragsmit der Stadt auf fünf Jahre. Er vergaß aber,diese wahrzunehmen. Die Suche nach anderen Räumen erwies sich bald als schwierig. Einmal erklärte Stapf, die Umbaukosten für eine in Frage kommende Immobilievon bis 300 000 Euro könnten von der Klinik GmbH, die seiner Frau gehört, nicht gestemmt werden. Aus einem möglichenStandort am Pragsattel wurde nichts, weil sich der potenzielle Vermieter nach Protesten von Abtreibungsgegnern im Internetschließlich doch zurückzog.
„Ich bedauere die Schließung der Kliniksehr“, sagte der KrankenhausbürgermeisterWerner Wölfle (Grüne) auf Anfrage. „DieKlinik hat Frauen in existenzieller Not geholfen und sie menschlich wie auch medizinisch exzellent betreut.“ Um Friedrich Stapfbei der Suche nach einem neuen Standort zuunterstützen, habe man das Mietverhältnis „mehrfach verlängert“, sagte Wölfle. DieStadt habe Stapf über Makler auch mehrere mögliche Immobilien vermittelt, die zuvorvom Baurechtsamt auf ihre Tauglichkeit fürdiese Nutzung geprüft worden seien. Manhabe dem Arzt noch in Aussicht gestellt, ihm
die Räume an der Türlenstraße, die schon im September 2013 gekündigt wurden, bis Anfang Juni zu überlassen, was Stapf abermit dem Verweis ausgeschlagen habe, erbrauche eine langfristige Lösung. „Mehrkonnten wir nicht machen“, sagte Wölfle. „Ich kann ja nicht auf Kosten des Klinikumsalle Pläne umschmeißen.“ An der Türlenstraße wird nach dem Umzug der Psychiatrie an den Standort Bad Cannstatt eine innerstädtische Dependance mit einer sozialpsychiatrischen Tagesklinik entstehen. Zu der Hetzkampagne der Abtreibungsgegner merkte der Krankenhausbürgermeister kri
tisch an: „Gewiss haben dieEinschüchterungsversuche einiger weniger Aktivisten, diehart an der Grenze des Erträglichen waren, die Suche erheblich erschwert.“
Nun werde es darum gehen,zusammen mit der Beratungsstelle Pro Familia und anderenPraxiskliniken und Zentren inStuttgart und der Region dafürzu sorgen, dass diese „ihre Kapazitäten ausweiten und imInteresse der betroffenenFrauen auf die Sicherstellungder bisherigen Qualität achten“, so Wölfle.
Wie berichtet, gibt es auchin Ludwigsburg eine Abtreibungsklinik, die pro Jahr etwa
1500 Abbrüche vornimmt. Deren Eigentümer hatte schon vor Monaten erklärt, dasser diese Zahl „ohne Probleme verdoppeln könnte“. Eine mittelgroße Praxisklinik inder Stuttgarter City, auf deren vielfältigemOPPlan auch Schwangerschaftsabbrüchestehen, hatte angegeben, die jetzigen 400Abtreibungen im Jahr wieder auf 800 anheben zu können.
Der Krankenhausbürgermeister Wölflekündigte an, er werde mit der städtischen Frauenklinik sprechen, wie künftig mit denSpätabtreibungen umgegangen werde, dieaus medizinischen Gründen bis zur18. Schwangerschaftswoche möglich sind.Friedrich Stapf gab diese Zahl mit etwa 180im Jahr an. „Hier entsteht die größte Versorgungslücke“, sagte Wölfle.
„Wir werden jetzt nach Notlösungen suchen“, sagte Marion Janke, die ärztliche Leiterin von Pro Familia, die das Aus für dieKlinik Stapf „sehr bedauert“. Man müssenun sehen, welche Frauenärzte mehr Abbrüche machen könnten und wollten. Die befürchtete „Versorgungslücke“ sei mitdem Aus von Stapf jedenfalls eingetreten. „Es geht nicht nur darum, dass ein Abbruchgemacht wird, die Frauen müssen auch gutbetreut werden“, betonte Janke. Dies sei inder Klinik Stapf der Fall gewesen. EineDauerlösung könne nur wieder eine Einrichtung wie diese in Stuttgart selbst sein. Janke: „Bei einer Dauerlösung, wie wir sieuns vorstellen, wird es wohl wieder die Hilfe der Stadt brauchen.“
Medizin Friedrich Stapf hat keine neuen Räume gefunden. Pro Familia beklagt die „Versorgungslücke“. Von Mathias Bury
Bald wird das Schild der Klinik Stapf an der Türlenstraße fehlen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
„Wir habenam vergangenenFreitag an der Türlenstraßeaufgehört.“Friedrich Stapf zum Aus seiner Klinik in Stuttgart
Foto: Lichtgut/Max Kovalenko
Bad Cannstatt
Mann mit Messerstich verletztEin Streit unter Besuchern einer Kneipeam Bad Cannstatter Bahnhofsplatz ist amSonntag eskaliert. Einer der Beteiligtenwurde dabei mit einem Messer angegriffenund schwer verletzt. Der Streit war in denfrühen Morgenstunden aus unbekanntenGründen ausgebrochen. Die Gruppe gingdann nach draußen. Dort kam es dann wohlzu dem Angriff. Der verletzte 42Jährigewurde gegen drei Uhr in der Toilette desLokals gefunden. Rettungskräfte brachten ihn in eine Klinik. Die Kriminalpolizei bittet Zeugen, die etwas von der Auseinandersetzung mitbekommen haben, sich unterTelefon 89 9057 78 zu melden. ceb
Echter Ersatzist nicht in Sicht
Die radikalen Abtreibungsgegnerwerden begeistert sein: FriedrichStapf, Deutschlands bekanntester
und umstrittenster Abtreibungsarzt, verlässt Stuttgart. Nach einigem Hin und Herbei der Suche nach einem neuen Standortgibt der streitbare Mediziner entnervt auf.
Darüber können sich wahrlich nur ideologische Marktschreier freuen, die sich einbilden, es wäre ihr heiliges Recht, andersdenkende Mitbürger mit ausgesprochenunappetitlichen Kampagnen zu bedrängen. Mit der politischen Wirklichkeit dieser Gesellschaft hat das sehr wenig zu tun.
Diese hat sich in ihrer großen Mehrheitvor Jahren in einem langen und komplizierten Prozess verständigt, dass Frauen inschwierigen Lebenslagen die Möglichkeit zu einem Schwangerschaftsabbruch haben sollen. Über die Zahl der Abtreibungen freut sich keiner, aber es gab und es gibt sie.
Zu dem rechtlichen Konstrukt gehörtauch, dass es Praxen und Kliniken gibt, dieSchwangerschaftsabbrüche vornehmen.Mit der Klinik von Friedrich Stapf verschwindet nun jene Einrichtung, die sichder Frauen angemessen angenommen hat.
Dass es so kam, hat vor allem FriedrichStapf selbst zu verantworten. Aber auch beider Stadt hat niemand frühzeitig gewarnt.Nun ist guter Rat teuer. Kurzfristig wirdman vermutlich in Stuttgart und der Region Kapazitäten für Schwangerschaftsabbrüche finden. Aber wer will hier schon vonKapazitäten reden? Wenn es die Verwaltung und der Rat wirklich ernst meinen damit, dass sie ein gutes Angebot für die betroffenen Frauen erhalten wollen, werdensie kräftig nacharbeiten müssen.
Aufgabe Die Stadt kann die
Abtreibungen nicht nur unter
Kapazitätsgesichtspunkten
betrachten. Von Mathias Bury
Kommentar
Die nächsten Tage wird es richtig kalt
Der Winter ist in der Stadt angekommen: Die neue Woche starteteschneereich und winterlich kalt,
was zu einer durchgängig geschlossenenSchneedecke führte. Das sieht zwar hübschaus, sorgte auf den Straßen aber für zahlreiche Behinderungen. Rund 25 Unfälle registrierte die Polizei bereits am Montagvormittag zwischen 9 und 10.30 Uhr. ImLaufe des Tages habe sich die Lage aberdeutlich entspannt, teilte ein Polizeisprecher mit. Der Schwerpunkt der Unfälle habe auf den Fildern gelegen. Meistens konzentriere sich das „allgemeine Wetterchaos“, wie der Polizeisprecher sagte, aufdie höher gelegenen Flächen. Größere Unfälle seien ausgeblieben, es habe sich nurum kleinere Blechschäden gehandelt. Von10.30 Uhr an hatte man für rund eine Stunde die KarlKloßStraße sperren müssen.Das sei aber kein außergewöhnliches Vorgehen, so der Polizeisprecher: „Die Stelle ist bei Glätte immer kritisch.“ Die Schneefälle am Nachmittag hätten zu keinen nennenswerten Unfällen geführt.
Die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS)sorgte bereits in der Nacht zu Montag dafür, dass die Straßen im Kessel weitgehendbefahrbar geblieben waren. Von 2.45 Uhran waren elf Streufahrzeuge,tagsüber alle 33 Fahrzeuge imEinsatz, teilte die AWS mit.Man rechne für die kommenden Tage weiterhin mitSchneefällen, deswegen habedie AWS für die gesamte Woche Nachtschichten angesetzt, so die Sprecherin.
Laut einer Sprecherin derStuttgarter Straßenbahnen (SSB) hat esauf den Stadtbahnlinien witterungsbedingt keine Störungen gegeben. „Schneefall macht den Bahnen keine großen Probleme, der Herbst ist auf Grund des nassenLaubes auf den Schienen für die Stadtbahnen kritischer“, sagte die Sprecherin. Mitden Witterungsverhältnissen, die zur Zeit herrschten, hätten vor allem die Busse zukämpfen. Insbesondere die Buslinien, die Steigungen zu überwinden hätten, seien
betroffen. Am Montag habe man bei achtLinien Verspätungen registriert, unter anderem bei den Filderlinien und der Buslinie 92, die über die Solitude verkehrt. ZuAusfällen sei es aber nicht gekommen, ergänzte die Sprecherin. Am StuttgarterFlughafen musste der Betrieb zwischen 10und 11 Uhr eingestellt werden, was zehn verspätete Flüge zur Folge hatte, teilte ein
FlughafenSprecher auf Anfrage mit. Allerdings kam esnicht zu Flugausfällen.
Mit mehr Schneefall ist inden nächsten Tagen nicht zurechnen, sagt Klaus Riedl vomDeutschen Wetterdienst(DWD): „Dienstag und Mittwoch werden weitgehend niederschlagsfrei bleiben, aber es
wird winterlich kalt.“ Ein Tiefdruckgebietsorgt für eine Ostströmung, die wiederum bringt Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt nach Stuttgart. In den kommenden Nächten rechnet der Meteorologe mitbis zu minus sechs Grad, zum Ende der Woche könnte es sogar zu Minustemperaturenim zweistelligen Bereich kommen.
// Mehr Fotos aus dem winterlichen Stuttgart http://stzlinx.de/stuggischnee
Wetter Wegen Schneefalls und Glatteis hat es auf den Straßender Stadt 25 Mal gekracht. Von Dominika Jaschek
Die KarlKloßStraße musste zeitweise gesperrt werden. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Der Flughafen hat den Betrieb auf Grund des Schneefallsfür eine Stunde einstellen müssen.
„Im Werk 8“
Kulturelle Nutzung bis 2020 möglichIm ehemaligen Werk acht der Firma Behrin Feuerbach sollen künftig neben Bäckereien, Werkstätten und Büros auch kulturelle Einrichtungen ihren Platz finden können. Die Stadt hat mit den Eigentümerndes Areals einen städtebaulichen Vertrag„über die befristete Zulässigkeit von Anlagen für kulturelle Zwecke“ abgeschlossen.Durch diesen soll die bisher nicht zulässigeEinrichtung von Ateliers, Ausstellungs oder Veranstaltungsräumen im Projekt„Im Werk 8“ ermöglicht werden. „Wirkonnten dank eines äußerst konstruktivenGesprächs einen deutlichen Schritt nach vorne gehen“, so der Baubürgermeister Matthias Hahn. Es sei gelungen, Einigkeit bei allen relevanten Fragen zu erzielen.
Der Vertrag erlaubt die kulturellen Nutzungen zunächst bis Ende 2020. Solltenach der Befristung keine industrielle Nutzung der Gebäude absehbar sein, kann derGemeinderat über eine mögliche zeitlicheVerlängerung entscheiden. Die Stadt willden Gemeinderat im Ausschuss für Umweltund Technik am 10. Februar über den Standund das weitere Vorgehen informieren. rec
www.stuttgarter-zeitung.de3. Februar 2015
DIENSTAG 17STUTTGARTSTUTTGARTSTUTTGART STADT,
REGION& LAND