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Kontakt Lokalredaktion Telefon: 07 11/72 05-12 71/12 72 E-Mail: [email protected] Abtreibungsklinik ist geschlossen N ach monatelanger Suche nach einem neuen Standort für die Ab- treibungsklinik Stapf hat sich nun doch keine Lösung ergeben. „Wir haben am Freitag aufgehört – Feierabend“, sagte der hörbar verärgerte Klinikgründer Friedrich Stapf. Man habe auf dem freien Markt kei- ne anderen Räume gefunden, erklärte der Arzt. „Und die Stadt Stuttgart hat sich nicht in der Lage gesehen, uns andere Räume zur Verfügung zu stellen“, fügte Stapf hinzu, was 24 Jahre lang der Fall gewesen sei. Mehr wolle er in der Sache nach den Erfah- rungen der vergangenen Monate nicht mehr sagen, er werde sich nun auf seine Klinik in München konzentrieren. Damit geht ein seit Mitte des vergangenen Jahres an- dauerndes Ringen um den Er- halt der größten Abtreibungs- klinik im Land zu Ende, das schon bald nach dem Be- kanntwerden im Oktober von einer Hetzkampagne radika- ler Abtreibungsgegner beglei- tet war. Seit 2004 hatte Stapf in einer Jugendstilvilla an der Türlenstraße praktiziert, die auf Kosten der Stadt umge- baut und dem heute 68 Jahre alten Arzt zur Miete überlas- sen worden war. Zuvor hatte Stapf, in dessen Stuttgarter Klinik zuletzt pro Jahr etwa 2200 Abbrü- che vorgenommen wurden, im Osten in Räumen der alten Frauenklinik gearbeitet. Für das Gebäude an der Türlenstraße hatte der bundesweit bekannte Mediziner, der sich auch politisch in mehrfacher Weise und mit Erfolg für eine liberale Fassung des Abtreibungsrechts eingesetzt hat, eine wei- tere Option zur Verlängerung des Vertrags mit der Stadt auf fünf Jahre. Er vergaß aber, diese wahrzunehmen. Die Suche nach an- deren Räumen erwies sich bald als schwie- rig. Einmal erklärte Stapf, die Umbaukos- ten für eine in Frage kommende Immobilie von bis 300 000 Euro könnten von der Kli- nik GmbH, die seiner Frau gehört, nicht ge- stemmt werden. Aus einem möglichen Standort am Pragsattel wurde nichts, weil sich der potenzielle Vermieter nach Protes- ten von Abtreibungsgegnern im Internet schließlich doch zurückzog. „Ich bedauere die Schließung der Klinik sehr“, sagte der Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) auf Anfrage. „Die Klinik hat Frauen in existenzieller Not ge- holfen und sie menschlich wie auch medizi- nisch exzellent betreut.“ Um Friedrich Stapf bei der Suche nach einem neuen Standort zu unterstützen, habe man das Mietverhältnis „mehrfach verlängert“, sagte Wölfle. Die Stadt habe Stapf über Makler auch mehrere mögliche Immobilien vermittelt, die zuvor vom Baurechtsamt auf ihre Tauglichkeit für diese Nutzung geprüft worden seien. Man habe dem Arzt noch in Aussicht gestellt, ihm die Räume an der Türlenstraße, die schon im September 2013 gekündigt wurden, bis Anfang Juni zu überlassen, was Stapf aber mit dem Verweis ausgeschlagen habe, er brauche eine langfristige Lösung. „Mehr konnten wir nicht machen“, sagte Wölfle. „Ich kann ja nicht auf Kosten des Klinikums alle Pläne umschmeißen.“ An der Türlen- straße wird nach dem Umzug der Psychiat- rie an den Standort Bad Cannstatt eine in- nerstädtische Dependance mit einer sozial- psychiatrischen Tagesklinik entstehen. Zu der Hetzkampagne der Abtreibungsgegner merkte der Krankenhausbürgermeister kri- tisch an: „Gewiss haben die Einschüchterungsversuche ei- niger weniger Aktivisten, die hart an der Grenze des Erträg- lichen waren, die Suche erheb- lich erschwert.“ Nun werde es darum gehen, zusammen mit der Beratungs- stelle Pro Familia und anderen Praxiskliniken und Zentren in Stuttgart und der Region dafür zu sorgen, dass diese „ihre Ka- pazitäten ausweiten und im Interesse der betroffenen Frauen auf die Sicherstellung der bisherigen Qualität ach- ten“, so Wölfle. Wie berichtet, gibt es auch in Ludwigsburg eine Abtrei- bungsklinik, die pro Jahr etwa 1500 Abbrüche vornimmt. Deren Eigentü- mer hatte schon vor Monaten erklärt, dass er diese Zahl „ohne Probleme verdoppeln könnte“. Eine mittelgroße Praxisklinik in der Stuttgarter City, auf deren vielfältigem OP-Plan auch Schwangerschaftsabbrüche stehen, hatte angegeben, die jetzigen 400 Abtreibungen im Jahr wieder auf 800 an- heben zu können. Der Krankenhausbürgermeister Wölfle kündigte an, er werde mit der städtischen Frauenklinik sprechen, wie künftig mit den Spätabtreibungen umgegangen werde, die aus medizinischen Gründen bis zur 18. Schwangerschaftswoche möglich sind. Friedrich Stapf gab diese Zahl mit etwa 180 im Jahr an. „Hier entsteht die größte Ver- sorgungslücke“, sagte Wölfle. „Wir werden jetzt nach Notlösungen su- chen“, sagte Marion Janke, die ärztliche Leiterin von Pro Familia, die das Aus für die Klinik Stapf „sehr bedauert“. Man müsse nun sehen, welche Frauenärzte mehr Ab- brüche machen könnten und wollten. Die befürchtete „Versorgungslücke“ sei mit dem Aus von Stapf jedenfalls eingetreten. „Es geht nicht nur darum, dass ein Abbruch gemacht wird, die Frauen müssen auch gut betreut werden“, betonte Janke. Dies sei in der Klinik Stapf der Fall gewesen. Eine Dauerlösung könne nur wieder eine Ein- richtung wie diese in Stuttgart selbst sein. Janke: „Bei einer Dauerlösung, wie wir sie uns vorstellen, wird es wohl wieder die Hil- fe der Stadt brauchen.“ Medizin Friedrich Stapf hat keine neuen Räume gefunden. Pro Familia beklagt die „Versorgungslücke“. Von Mathias Bury Bald wird das Schild der Klinik Stapf an der Türlenstraße fehlen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski „Wir haben am vergangenen Freitag an der Türlenstraße aufgehört.“ Friedrich Stapf zum Aus seiner Klinik in Stuttgart Foto: Lichtgut/Max Kovalenko Bad Cannstatt Mann mit Messerstich verletzt Ein Streit unter Besuchern einer Kneipe am Bad Cannstatter Bahnhofsplatz ist am Sonntag eskaliert. Einer der Beteiligten wurde dabei mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt. Der Streit war in den frühen Morgenstunden aus unbekannten Gründen ausgebrochen. Die Gruppe ging dann nach draußen. Dort kam es dann wohl zu dem Angriff. Der verletzte 42-Jährige wurde gegen drei Uhr in der Toilette des Lokals gefunden. Rettungskräfte brachten ihn in eine Klinik. Die Kriminalpolizei bit- tet Zeugen, die etwas von der Auseinander- setzung mitbekommen haben, sich unter Telefon 89 90-57 78 zu melden. ceb Echter Ersatz ist nicht in Sicht D ie radikalen Abtreibungsgegner werden begeistert sein: Friedrich Stapf, Deutschlands bekanntester und umstrittenster Abtreibungsarzt, ver- lässt Stuttgart. Nach einigem Hin und Her bei der Suche nach einem neuen Standort gibt der streitbare Mediziner entnervt auf. Darüber können sich wahrlich nur ideo- logische Marktschreier freuen, die sich ein- bilden, es wäre ihr heiliges Recht, anders denkende Mitbürger mit ausgesprochen unappetitlichen Kampagnen zu bedrän- gen. Mit der politischen Wirklichkeit die- ser Gesellschaft hat das sehr wenig zu tun. Diese hat sich in ihrer großen Mehrheit vor Jahren in einem langen und kompli- zierten Prozess verständigt, dass Frauen in schwierigen Lebenslagen die Möglichkeit zu einem Schwangerschaftsabbruch haben sollen. Über die Zahl der Abtreibungen freut sich keiner, aber es gab und es gibt sie. Zu dem rechtlichen Konstrukt gehört auch, dass es Praxen und Kliniken gibt, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen. Mit der Klinik von Friedrich Stapf ver- schwindet nun jene Einrichtung, die sich der Frauen angemessen angenommen hat. Dass es so kam, hat vor allem Friedrich Stapf selbst zu verantworten. Aber auch bei der Stadt hat niemand frühzeitig gewarnt. Nun ist guter Rat teuer. Kurzfristig wird man vermutlich in Stuttgart und der Re- gion Kapazitäten für Schwangerschaftsab- brüche finden. Aber wer will hier schon von Kapazitäten reden? Wenn es die Verwal- tung und der Rat wirklich ernst meinen da- mit, dass sie ein gutes Angebot für die be- troffenen Frauen erhalten wollen, werden sie kräftig nacharbeiten müssen. Aufgabe Die Stadt kann die Abtreibungen nicht nur unter Kapazitätsgesichtspunkten betrachten. Von Mathias Bury Kommentar Die nächsten Tage wird es richtig kalt D er Winter ist in der Stadt angekom- men: Die neue Woche startete schneereich und winterlich kalt, was zu einer durchgängig geschlossenen Schneedecke führte. Das sieht zwar hübsch aus, sorgte auf den Straßen aber für zahlrei- che Behinderungen. Rund 25 Unfälle re- gistrierte die Polizei bereits am Montag- vormittag zwischen 9 und 10.30 Uhr. Im Laufe des Tages habe sich die Lage aber deutlich entspannt, teilte ein Polizeispre- cher mit. Der Schwerpunkt der Unfälle ha- be auf den Fildern gelegen. Meistens kon- zentriere sich das „allgemeine Wetter- chaos“, wie der Polizeisprecher sagte, auf die höher gelegenen Flächen. Größere Un- fälle seien ausgeblieben, es habe sich nur um kleinere Blechschäden gehandelt. Von 10.30 Uhr an hatte man für rund eine Stun- de die Karl-Kloß-Straße sperren müssen. Das sei aber kein außergewöhnliches Vor- gehen, so der Polizeisprecher: „Die Stelle ist bei Glätte immer kritisch.“ Die Schnee- fälle am Nachmittag hätten zu keinen nen- nenswerten Unfällen geführt. Die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) sorgte bereits in der Nacht zu Montag da- für, dass die Straßen im Kessel weitgehend befahrbar geblieben waren. Von 2.45 Uhr an waren elf Streufahrzeuge, tagsüber alle 33 Fahrzeuge im Einsatz, teilte die AWS mit. Man rechne für die kommen- den Tage weiterhin mit Schneefällen, deswegen habe die AWS für die gesamte Wo- che Nachtschichten ange- setzt, so die Sprecherin. Laut einer Sprecherin der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) hat es auf den Stadtbahnlinien witterungsbe- dingt keine Störungen gegeben. „Schnee- fall macht den Bahnen keine großen Prob- leme, der Herbst ist auf Grund des nassen Laubes auf den Schienen für die Stadtbah- nen kritischer“, sagte die Sprecherin. Mit den Witterungsverhältnissen, die zur Zeit herrschten, hätten vor allem die Busse zu kämpfen. Insbesondere die Buslinien, die Steigungen zu überwinden hätten, seien betroffen. Am Montag habe man bei acht Linien Verspätungen registriert, unter an- derem bei den Filderlinien und der Busli- nie 92, die über die Solitude verkehrt. Zu Ausfällen sei es aber nicht gekommen, er- gänzte die Sprecherin. Am Stuttgarter Flughafen musste der Betrieb zwischen 10 und 11 Uhr eingestellt werden, was zehn verspätete Flüge zur Folge hatte, teilte ein Flughafen-Sprecher auf An- frage mit. Allerdings kam es nicht zu Flugausfällen. Mit mehr Schneefall ist in den nächsten Tagen nicht zu rechnen, sagt Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst (DWD): „Dienstag und Mitt- woch werden weitgehend nie- derschlagsfrei bleiben, aber es wird winterlich kalt.“ Ein Tiefdruckgebiet sorgt für eine Ostströmung, die wiederum bringt Temperaturen weit unter dem Ge- frierpunkt nach Stuttgart. In den kommen- den Nächten rechnet der Meteorologe mit bis zu minus sechs Grad, zum Ende der Wo- che könnte es sogar zu Minustemperaturen im zweistelligen Bereich kommen. // Mehr Fotos aus dem winterlichen Stuttgart http://stzlinx.de/stuggischnee Wetter Wegen Schneefalls und Glatteis hat es auf den Straßen der Stadt 25 Mal gekracht. Von Dominika Jaschek Die Karl-Kloß-Straße musste zeitweise ge- sperrt werden. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski Der Flughafen hat den Betrieb auf Grund des Schneefalls für eine Stunde einstellen müssen. „Im Werk 8“ Kulturelle Nutzung bis 2020 möglich Im ehemaligen Werk acht der Firma Behr in Feuerbach sollen künftig neben Bäcke- reien, Werkstätten und Büros auch kultu- relle Einrichtungen ihren Platz finden kön- nen. Die Stadt hat mit den Eigentümern des Areals einen städtebaulichen Vertrag „über die befristete Zulässigkeit von Anla- gen für kulturelle Zwecke“ abgeschlossen. Durch diesen soll die bisher nicht zulässige Einrichtung von Ateliers, Ausstellungs- oder Veranstaltungsräumen im Projekt „Im Werk 8“ ermöglicht werden. „Wir konnten dank eines äußerst konstruktiven Gesprächs einen deutlichen Schritt nach vorne gehen“, so der Baubürgermeister Matthias Hahn. Es sei gelungen, Einigkeit bei allen relevanten Fragen zu erzielen. Der Vertrag erlaubt die kulturellen Nut- zungen zunächst bis Ende 2020. Sollte nach der Befristung keine industrielle Nut- zung der Gebäude absehbar sein, kann der Gemeinderat über eine mögliche zeitliche Verlängerung entscheiden. Die Stadt will den Gemeinderat im Ausschuss für Umwelt und Technik am 10. Februar über den Stand und das weitere Vorgehen informieren. rec www.stuttgarter-zeitung.de 3. Februar 2015 DIENSTAG 17 STUTTGART STUTTGART STUTTGART STADT, REGION & LAND

DIENSTAG STUTTGART STADT, REGION · Friedrich Stapf gab diese Zahl mit etwa 180 im Jahr an. ¹Hier entsteht die grûte Ver-sorgungslc keª, sagte Wl fle. ¹Wir werden jetzt nach Notls

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LokalredaktionTelefon: 07 11/72 05­12 71/12 72E­Mail: [email protected]

Abtreibungsklinik ist geschlossen

Nach monatelanger Suche nacheinem neuen Standort für die Ab­treibungsklinik Stapf hat sich nun

doch keine Lösung ergeben. „Wir haben amFreitag aufgehört – Feierabend“, sagte derhörbar verärgerte Klinikgründer FriedrichStapf. Man habe auf dem freien Markt kei­ne anderen Räume gefunden, erklärte derArzt. „Und die Stadt Stuttgart hat sich nichtin der Lage gesehen, uns andere Räume zurVerfügung zu stellen“, fügte Stapf hinzu, was 24 Jahre lang der Fall gewesen sei.Mehr wolle er in der Sache nach den Erfah­rungen der vergangenen Monate nicht mehr sagen, er werde sich nunauf seine Klinik in Münchenkonzentrieren.

Damit geht ein seit Mittedes vergangenen Jahres an­dauerndes Ringen um den Er­halt der größten Abtreibungs­klinik im Land zu Ende, dasschon bald nach dem Be­kanntwerden im Oktober voneiner Hetzkampagne radika­ler Abtreibungsgegner beglei­tet war. Seit 2004 hatte Stapfin einer Jugendstilvilla an derTürlenstraße praktiziert, dieauf Kosten der Stadt umge­baut und dem heute 68 Jahrealten Arzt zur Miete überlas­sen worden war. Zuvor hatteStapf, in dessen StuttgarterKlinik zuletzt pro Jahr etwa 2200 Abbrü­che vorgenommen wurden, im Osten inRäumen der alten Frauenklinik gearbeitet.

Für das Gebäude an der Türlenstraßehatte der bundesweit bekannte Mediziner,der sich auch politisch in mehrfacher Weiseund mit Erfolg für eine liberale Fassung desAbtreibungsrechts eingesetzt hat, eine wei­tere Option zur Verlängerung des Vertragsmit der Stadt auf fünf Jahre. Er vergaß aber,diese wahrzunehmen. Die Suche nach an­deren Räumen erwies sich bald als schwie­rig. Einmal erklärte Stapf, die Umbaukos­ten für eine in Frage kommende Immobilievon bis 300 000 Euro könnten von der Kli­nik GmbH, die seiner Frau gehört, nicht ge­stemmt werden. Aus einem möglichenStandort am Pragsattel wurde nichts, weil sich der potenzielle Vermieter nach Protes­ten von Abtreibungsgegnern im Internetschließlich doch zurückzog.

„Ich bedauere die Schließung der Kliniksehr“, sagte der KrankenhausbürgermeisterWerner Wölfle (Grüne) auf Anfrage. „DieKlinik hat Frauen in existenzieller Not ge­holfen und sie menschlich wie auch medizi­nisch exzellent betreut.“ Um Friedrich Stapfbei der Suche nach einem neuen Standort zuunterstützen, habe man das Mietverhältnis „mehrfach verlängert“, sagte Wölfle. DieStadt habe Stapf über Makler auch mehrere mögliche Immobilien vermittelt, die zuvorvom Baurechtsamt auf ihre Tauglichkeit fürdiese Nutzung geprüft worden seien. Manhabe dem Arzt noch in Aussicht gestellt, ihm

die Räume an der Türlenstraße, die schon im September 2013 gekündigt wurden, bis Anfang Juni zu überlassen, was Stapf abermit dem Verweis ausgeschlagen habe, erbrauche eine langfristige Lösung. „Mehrkonnten wir nicht machen“, sagte Wölfle. „Ich kann ja nicht auf Kosten des Klinikumsalle Pläne umschmeißen.“ An der Türlen­straße wird nach dem Umzug der Psychiat­rie an den Standort Bad Cannstatt eine in­nerstädtische Dependance mit einer sozial­psychiatrischen Tagesklinik entstehen. Zu der Hetzkampagne der Abtreibungsgegner merkte der Krankenhausbürgermeister kri­

tisch an: „Gewiss haben dieEinschüchterungsversuche ei­niger weniger Aktivisten, diehart an der Grenze des Erträg­lichen waren, die Suche erheb­lich erschwert.“

Nun werde es darum gehen,zusammen mit der Beratungs­stelle Pro Familia und anderenPraxiskliniken und Zentren inStuttgart und der Region dafürzu sorgen, dass diese „ihre Ka­pazitäten ausweiten und imInteresse der betroffenenFrauen auf die Sicherstellungder bisherigen Qualität ach­ten“, so Wölfle.

Wie berichtet, gibt es auchin Ludwigsburg eine Abtrei­bungsklinik, die pro Jahr etwa

1500 Abbrüche vornimmt. Deren Eigentü­mer hatte schon vor Monaten erklärt, dasser diese Zahl „ohne Probleme verdoppeln könnte“. Eine mittelgroße Praxisklinik inder Stuttgarter City, auf deren vielfältigemOP­Plan auch Schwangerschaftsabbrüchestehen, hatte angegeben, die jetzigen 400Abtreibungen im Jahr wieder auf 800 an­heben zu können.

Der Krankenhausbürgermeister Wölflekündigte an, er werde mit der städtischen Frauenklinik sprechen, wie künftig mit denSpätabtreibungen umgegangen werde, dieaus medizinischen Gründen bis zur18. Schwangerschaftswoche möglich sind.Friedrich Stapf gab diese Zahl mit etwa 180im Jahr an. „Hier entsteht die größte Ver­sorgungslücke“, sagte Wölfle.

„Wir werden jetzt nach Notlösungen su­chen“, sagte Marion Janke, die ärztliche Leiterin von Pro Familia, die das Aus für dieKlinik Stapf „sehr bedauert“. Man müssenun sehen, welche Frauenärzte mehr Ab­brüche machen könnten und wollten. Die befürchtete „Versorgungslücke“ sei mitdem Aus von Stapf jedenfalls eingetreten. „Es geht nicht nur darum, dass ein Abbruchgemacht wird, die Frauen müssen auch gutbetreut werden“, betonte Janke. Dies sei inder Klinik Stapf der Fall gewesen. EineDauerlösung könne nur wieder eine Ein­richtung wie diese in Stuttgart selbst sein. Janke: „Bei einer Dauerlösung, wie wir sieuns vorstellen, wird es wohl wieder die Hil­fe der Stadt brauchen.“

Medizin Friedrich Stapf hat keine neuen Räume gefunden. Pro Familia beklagt die „Versorgungslücke“. Von Mathias Bury

Bald wird das Schild der Klinik Stapf an der Türlenstraße fehlen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

„Wir habenam vergangenenFreitag an der Türlenstraßeaufgehört.“Friedrich Stapf zum Aus seiner Klinik in Stuttgart

Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Bad Cannstatt

Mann mit Messerstich verletztEin Streit unter Besuchern einer Kneipeam Bad Cannstatter Bahnhofsplatz ist amSonntag eskaliert. Einer der Beteiligtenwurde dabei mit einem Messer angegriffenund schwer verletzt. Der Streit war in denfrühen Morgenstunden aus unbekanntenGründen ausgebrochen. Die Gruppe gingdann nach draußen. Dort kam es dann wohlzu dem Angriff. Der verletzte 42­Jährigewurde gegen drei Uhr in der Toilette desLokals gefunden. Rettungskräfte brachten ihn in eine Klinik. Die Kriminalpolizei bit­tet Zeugen, die etwas von der Auseinander­setzung mitbekommen haben, sich unterTelefon 89 90­57 78 zu melden. ceb

Echter Ersatzist nicht in Sicht

Die radikalen Abtreibungsgegnerwerden begeistert sein: FriedrichStapf, Deutschlands bekanntester

und umstrittenster Abtreibungsarzt, ver­lässt Stuttgart. Nach einigem Hin und Herbei der Suche nach einem neuen Standortgibt der streitbare Mediziner entnervt auf.

Darüber können sich wahrlich nur ideo­logische Marktschreier freuen, die sich ein­bilden, es wäre ihr heiliges Recht, andersdenkende Mitbürger mit ausgesprochenunappetitlichen Kampagnen zu bedrän­gen. Mit der politischen Wirklichkeit die­ser Gesellschaft hat das sehr wenig zu tun.

Diese hat sich in ihrer großen Mehrheitvor Jahren in einem langen und kompli­zierten Prozess verständigt, dass Frauen inschwierigen Lebenslagen die Möglichkeit zu einem Schwangerschaftsabbruch haben sollen. Über die Zahl der Abtreibungen freut sich keiner, aber es gab und es gibt sie.

Zu dem rechtlichen Konstrukt gehörtauch, dass es Praxen und Kliniken gibt, dieSchwangerschaftsabbrüche vornehmen.Mit der Klinik von Friedrich Stapf ver­schwindet nun jene Einrichtung, die sichder Frauen angemessen angenommen hat.

Dass es so kam, hat vor allem FriedrichStapf selbst zu verantworten. Aber auch beider Stadt hat niemand frühzeitig gewarnt.Nun ist guter Rat teuer. Kurzfristig wirdman vermutlich in Stuttgart und der Re­gion Kapazitäten für Schwangerschaftsab­brüche finden. Aber wer will hier schon vonKapazitäten reden? Wenn es die Verwal­tung und der Rat wirklich ernst meinen da­mit, dass sie ein gutes Angebot für die be­troffenen Frauen erhalten wollen, werdensie kräftig nacharbeiten müssen.

Aufgabe Die Stadt kann die

Abtreibungen nicht nur unter

Kapazitätsgesichtspunkten

betrachten. Von Mathias Bury

Kommentar

Die nächsten Tage wird es richtig kalt

Der Winter ist in der Stadt angekom­men: Die neue Woche starteteschneereich und winterlich kalt,

was zu einer durchgängig geschlossenenSchneedecke führte. Das sieht zwar hübschaus, sorgte auf den Straßen aber für zahlrei­che Behinderungen. Rund 25 Unfälle re­gistrierte die Polizei bereits am Montag­vormittag zwischen 9 und 10.30 Uhr. ImLaufe des Tages habe sich die Lage aberdeutlich entspannt, teilte ein Polizeispre­cher mit. Der Schwerpunkt der Unfälle ha­be auf den Fildern gelegen. Meistens kon­zentriere sich das „allgemeine Wetter­chaos“, wie der Polizeisprecher sagte, aufdie höher gelegenen Flächen. Größere Un­fälle seien ausgeblieben, es habe sich nurum kleinere Blechschäden gehandelt. Von10.30 Uhr an hatte man für rund eine Stun­de die Karl­Kloß­Straße sperren müssen.Das sei aber kein außergewöhnliches Vor­gehen, so der Polizeisprecher: „Die Stelle ist bei Glätte immer kritisch.“ Die Schnee­fälle am Nachmittag hätten zu keinen nen­nenswerten Unfällen geführt.

Die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS)sorgte bereits in der Nacht zu Montag da­für, dass die Straßen im Kessel weitgehendbefahrbar geblieben waren. Von 2.45 Uhran waren elf Streufahrzeuge,tagsüber alle 33 Fahrzeuge imEinsatz, teilte die AWS mit.Man rechne für die kommen­den Tage weiterhin mitSchneefällen, deswegen habedie AWS für die gesamte Wo­che Nachtschichten ange­setzt, so die Sprecherin.

Laut einer Sprecherin derStuttgarter Straßenbahnen (SSB) hat esauf den Stadtbahnlinien witterungsbe­dingt keine Störungen gegeben. „Schnee­fall macht den Bahnen keine großen Prob­leme, der Herbst ist auf Grund des nassenLaubes auf den Schienen für die Stadtbah­nen kritischer“, sagte die Sprecherin. Mitden Witterungsverhältnissen, die zur Zeit herrschten, hätten vor allem die Busse zukämpfen. Insbesondere die Buslinien, die Steigungen zu überwinden hätten, seien

betroffen. Am Montag habe man bei achtLinien Verspätungen registriert, unter an­derem bei den Filderlinien und der Busli­nie 92, die über die Solitude verkehrt. ZuAusfällen sei es aber nicht gekommen, er­gänzte die Sprecherin. Am StuttgarterFlughafen musste der Betrieb zwischen 10und 11 Uhr eingestellt werden, was zehn verspätete Flüge zur Folge hatte, teilte ein

Flughafen­Sprecher auf An­frage mit. Allerdings kam esnicht zu Flugausfällen.

Mit mehr Schneefall ist inden nächsten Tagen nicht zurechnen, sagt Klaus Riedl vomDeutschen Wetterdienst(DWD): „Dienstag und Mitt­woch werden weitgehend nie­derschlagsfrei bleiben, aber es

wird winterlich kalt.“ Ein Tiefdruckgebietsorgt für eine Ostströmung, die wiederum bringt Temperaturen weit unter dem Ge­frierpunkt nach Stuttgart. In den kommen­den Nächten rechnet der Meteorologe mitbis zu minus sechs Grad, zum Ende der Wo­che könnte es sogar zu Minustemperaturenim zweistelligen Bereich kommen.

// Mehr Fotos aus dem winterlichen Stuttgart http://stzlinx.de/stuggischnee

Wetter Wegen Schneefalls und Glatteis hat es auf den Straßender Stadt 25 Mal gekracht. Von Dominika Jaschek

Die Karl­Kloß­Straße musste zeitweise ge­sperrt werden. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Flughafen hat den Betrieb auf Grund des Schneefallsfür eine Stunde einstellen müssen.

„Im Werk 8“

Kulturelle Nutzung bis 2020 möglichIm ehemaligen Werk acht der Firma Behrin Feuerbach sollen künftig neben Bäcke­reien, Werkstätten und Büros auch kultu­relle Einrichtungen ihren Platz finden kön­nen. Die Stadt hat mit den Eigentümerndes Areals einen städtebaulichen Vertrag„über die befristete Zulässigkeit von Anla­gen für kulturelle Zwecke“ abgeschlossen.Durch diesen soll die bisher nicht zulässigeEinrichtung von Ateliers, Ausstellungs­ oder Veranstaltungsräumen im Projekt„Im Werk 8“ ermöglicht werden. „Wirkonnten dank eines äußerst konstruktivenGesprächs einen deutlichen Schritt nach vorne gehen“, so der Baubürgermeister Matthias Hahn. Es sei gelungen, Einigkeit bei allen relevanten Fragen zu erzielen.

Der Vertrag erlaubt die kulturellen Nut­zungen zunächst bis Ende 2020. Solltenach der Befristung keine industrielle Nut­zung der Gebäude absehbar sein, kann derGemeinderat über eine mögliche zeitlicheVerlängerung entscheiden. Die Stadt willden Gemeinderat im Ausschuss für Umweltund Technik am 10. Februar über den Standund das weitere Vorgehen informieren. rec

www.stuttgarter-zeitung.de3. Februar 2015

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REGION& LAND