Dieser Beitrag ist in SchiffsModell 4/2012 erschienen Pan.pdf · ach dem Bau einiger Segel-boote aus Baukästen war mir klar geworden, dass alle diese Boote modellspezifisch optimiert

Embed Size (px)

Citation preview

  • Dieser Beitrag ist in SchiffsModell 4/2012 erschienen

    ++++++ Schweinswal 2.0 +++ GRAMPIAN PRIDE +++ Test: Hacker TP820CD +++ MS EUROPA ++++++

    042012

    ISSN 0722-7108 5,00 [D] 5,40 [EU] sFr 9,90 E 5290ONLINE bestellen: www.neckar-verlag.de

    Folkeboot in 1:5!

    ModellSchiffsDie Fachzeitschrift fr den SchiffsmodellbauerM

    odel

    lSc

    hiffs

    mit freundlicher genehmigung der Fachzeitschrift

    Neckar-Verlag GmbHPostfach 182078008 Villingen-Schwenningen

    www.neckar-verlag.de

    http://www.neckar-verlag.de

  • ach dem Bau einiger Segel-boote aus Bauksten war mir klar geworden, dass alle diese Boote modellspezifisch optimiert waren. Auch wenn

    sie als vorbildhnlich deklariert wurden, so stimmten die Proportionen einfach nicht. Entweder wurde die Segelflche verringert oder der Kiel verlngert. Gut, ab einem ge-wissen Mastab sind solche Anpassungen im Modellbau natrlich unabdingbar. Mch-te man solche Kompromisse nicht einge-hen, muss ein Mastab gesucht werden, der es erlaubt, mit den mastblich um-gerechneten Originalabmessungen klar zu kommen. Ich habe mich diesbezglich an die Berechnungsformel von Franz Amonn gehalten (www.minisail.ch). Daher habe ich fr mein Folkeboot den Mastab von 1:5 gewhlt, da bei der so ent-stehenden Modellgre eine ausreichende Stabilitt beim Segeln garantiert ist. In Ver-bindung mit dem Langkiel des Folkeboots sollte sich dadurch ein gut segelndes Mo-dell ergeben. Als ungewhnlich empfand ich es nur, dass ich bislang noch nirgends ein Folkeboot als Modell gesehen hatte.Ein Kontakt zur Folkeboot-Vereinigung in Berlin erbrachte dann die Information, dass es sogar schon etliche Folke-Modelle gibt, und zwar im Mastab 1:7,5! Mit diesen werden dann, wenn die groen Boote im Winterlager liegen, Regatten gesegelt. Ir-ritierend fand ich, dass alle diese Modelle aber einen Deckel auf der Plicht hatten! Nun ja, gegen das Volllaufen der Plicht bei einer Be ist das natrlich ein wirksamer Schutz. War das also auch der Grund, warum in Minisail-Kreisen (bis auf einige wenige Aus-nahmen) auf den Bau offener Kajtboote mit einer tiefen Plicht verzichtet wurde? Wie auch immer, ich lie mich nicht mehr von meinem Vorhaben, ein Folkeboot nachzu-bauen, abbringen.

    Das OriginalNachdem ein im Jahr 1940 in Skandina - vien ausgeschriebener Konstruktionswett-bewerb fr ein billiges, fr Renn- und Fahr-tensegeln gleichermaen gut geeignetes Kielboot keinen brauchbaren Entwurf her-vorbrachte, machte sich eine Kommission der vier nordischen Lnder an die Arbeit und entwickelte unter Verwendung der Ein-sendung Knud Olsens (2. Preis) die Zeich-nungen und Vorschriften fr diese Einheits-klasse. Die ersten Folkeboote entstanden dann 1942 in Schweden. Das erste dnische Folkeboot, die F D1, hie Peter Pan und wurde 1943 auf der Werft der Brder Brresen in Vejle gebaut. Auftraggeber war der dnische Verein Sejl-sportens Venner (= Freunde des Segel-sports). Das Boot wurde auf dem Marktplatz von Horsens aufgepallt und mit Flaggen ge-schmckt. Die Peter Pan warb hier nicht nur fr eine neue Bootsklasse, sondern fr den Segelsport im Allgemeinen. Im Jahr 1958 erfolgte die Anerkennung als Klas-

    se durch den DSV und die Anzahl stieg in der Folge stetig an, auf ca. 800 Boote in Deutschland, weltweit auf ca. 5.000 Stck. Seine Popularitt verdankt das Boot, das in Klinkerbauweise mit Planken aus nordischer Kiefer oder Lrche auf Eichenspanten, aber auch in GfK mit einem eisernen Ballastkiel gebaut wird, seinen relativ niedrigen Bau-kosten und den guten Segeleigenschaften. Das Folke ist auch bei viel Wind auf See sicher, obwohl es wegen des Fehlens einer wasserdichten, selbstlenzenden Plicht, die heutzutage als Option angeboten wird, eher ein Kstenkreuzer ist. Sein Regattaerfolg hngt, da die Boote nahezu baugleich sind, vom Knnen der dreikpfigen Besatzung und vom Bootstrimm ab.

    Das ModellNachdem ich nach lngerer Suche endlich brauchbare Originalunterlagen gefunden hatte, konnte mit einem CAD-Programm ein neuer, modellbaugerechter Plan gezeichnet werden. Das war fr mich absolutes Neu-land.Zeitgleich stellte ein Vereinskollege seine CNC-Frse fertig. Was lag da nher, als die Spanten, die ja nun in digitaler Form vor-lagen, zu frsen. Nach zwei leicht verln-gerten Abenden (bis 03.00 Uhr morgens) und ebenso vielen gelben Karten meiner besseren Hlfte lagen die fertigen Spanten auf meiner Werkbank. Eine Helling aus Tischlerplatte wurde besorgt. Nachdem die Spanten aufgestellt waren, konnte ich schon erahnen, was ich mir da angetan hatte. Es war schon bemerkenswert, was da volu-menmig auf der Werkbank lag. Nun ja, es musste weiter gehen! Aber wie? Noch nie hatte ich einen Rumpf in dieser Gre und

    schon gar nicht mit einer Klinkerbeplankung gebaut. Aber wozu ist man denn in einem Verein? Hier kamen nun einige Vereinskol-legen ins Spiel, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen. Von einem Vereinskollegen wurden die Planken aus einer 6 cm starken Eichen-bohle gesgt und beidseitig auf 3,20 cm ab-gerichtet. Fr Eiche hatte ich mich deshalb entschieden, weil mir bei Lrchenholz die Maserung recht grob erschien. Ich studierte whrenddessen Bootsbau im Brix! Dieses Buch ist bekanntermaen ein absolutes Muss fr jeden Holz-Bootsbauer!

    www.neckar-verlag.de www.neckar-verlag.de22 SchiffsModell 4/2012 SchiffsModell 4/2012 23

    SEGELSCHIFFE

    FOLKEBOOT

    Peter Pan

    N

    Rolf AgAtz

    http://www.neckar-verlag.dehttp://www.neckar-verlag.de

  • Nachdem die Vorgehensweise bei einer Klinkerbeplankung theoretisch geklrt war, lag es nun an mir, das Wissen in die Praxis umzusetzen. Nach einigen Tagen erhielt ich dann 50 Planken, jede 1,80 m lang und in 1a Qua-litt, vom schon genannten Vereinskollegen geliefert. Sptestens jetzt gab es kein Zu-rck mehr ...

    An den nchsten Abenden wurden die Plankengnge auf die Spanten bertragen. Hierbei wird auf dem breitesten Spant die Anzahl der Planken angezeichnet. Mit ei-ner Straklatte markiert man nun Spant fr Spant, bis man an der Deckskante ange-langt ist. Dabei soll sich ein harmonischer Plankenverlauf ergeben. Sehr hilfreich sind dabei Balsaholz-Schablonen. Mit diesen

    Balsaplanken wurde dann eine Rumpfhlfte fertig gestellt. Hierbei knnen die Planken noch sehr leicht verndert und angepasst werden. Dank der CNC-Bearbeitung der Spanten sind beide Rumpfhlften abso-lut gleich, daher knnen die Balsaplanken spiegelbildlich auch fr die andere Rumpf-seite genutzt werden. Die Schablonen wur-den nummeriert und wieder abgenommen und nun knnen die Konturen der Balsa-Schablonen auf die Eichenplanken bertra-gen werden. Nach dem Aussgen werden die Konturen mit Band- und Tellerschleifer endbearbeitet. Nach dem Anbringen der Planke wre eine Bearbeitung nur noch schwer mglich. Bei der Landung im Vorsteven und am Spie-gel mssen die Planken sauber angepasst werden. Bei der berlappung der einzelnen Planken untereinander muss die untere Planke jeweils mit einer Fase versehen wer-den, um die Klebeflche spaltfrei zu bekom-men. Geklebt wurden alle Holzteile bri-gens ausschlielich mit Weileim, was sich bis heute bewhrt hat. Nach zwei Wochen Arbeitszeit war der Rumpf geschlossen. Anschlieend habe ich ber der Wasserli-nie mittels einer Bohrschablone 800 Zahn-stocher als Holzdbel-Imitation eingebracht und zum Schluss Planke fr Planke mittels Schleifschwamm sauber verschliffen. Die Beplankung war damit abgeschlossen.Der Kiel war die nchste Hrde. Die Kiel-spanten waren bereits mit ausgefrst wor-den, die Spantzwischenrume wurden mit Balsa aufgefttert und verschliffen. Den

    fertigen Holzkiel konnte ich nun meinem Freund Willi bergeben. Als gelernter For-menbauer arbeitete er mal in einer Gieerei und da auch er ein Folke bauen wollte, er-klrte er sich bereit, sich um den weiteren Werdegang dieses Bauteils zu kmmern. Sein Zugang zu einer Schmiede erleichterte den Gievorgang erheblich. Auch die Herstellung einiger Mastrohlinge, die ich nach den Originalmaen gezeichnet hatte, wurde von ihm zugesagt, da er Zu-griff auf eine Grodrehbank hat. Inzwischen wurden in meinem Umfeld nmlich schon fnf Folke-Modelle geplant ...In der Zwischenzeit konnte ich mich schon mal zeichnerisch um die weiteren Bauteile kmmern. Die Kajte, die Plicht, der Innen-ausbau und der Fernsteuerungseinbau ka-men in die CAD-Zeichnung, abschlieend erstellte ich die Frsdaten fr die noch zu frsenden Holzteile. Aus 3-mm-Mahagoni-Sperrholz entstanden dann Kajte und Plicht. Bei der Segelmacherei Latsch be-stellte ich fnf Segelstze fr Folke-Segel im Mastab 1:5. Es folgten einige klren-de Telefonate ber den zu verwendenden Segelstoff und dessen Schnitt. Da das Original-Segel in einer Keep im Baum ge-fahren wird, war man sich bei Latsch an-fnglich nicht sicher, ob das in 1:5 mach-bar wre es war machbar und nach ein paar Wochen erhielt ich fnf erstklassige Segelstze zugesandt, jeder Satz sogar in einem entsprechenden Segelsack! Einfach nur klasse! Bei Latsch hat man ein Herz fr Modellbauer!Auch Freund Willi konnte inzwischen Voll-zug melden und beim Clubabend lagen fnf erstklassig gegossene Gusskiele auf dem Tisch! Gusskiele? Ich war doch beim ersten Bleiguss dabei gewesen und hat-te davon sogar Fotos gemacht? Ja, aber seine Verbindungen zu den alten Kollegen hatten es ihm ermglicht, eine Kleinserie von fnf Kielen aus Gusseisen fertigen zu lassen, die in einer Sandform gegossen wurden. Die Oberflche war makellos, und was noch viel besser war, der Kiel ent-sprach jetzt exakt dem Original, denn der

    ist auch beim groen Folke aus Gussei-sen! Herzlichen Dank dafr! Nun war es aber an der Zeit, dass der Rumpf endlich ins Wasser kam. Aber zu-erst waren acht Schichten Bootslack mit Zwischenschliff ntig, um der Auenhaut ein entsprechendes Finish und vor allem die erforderliche Wasserbestndigkeit mit auf den Weg zu geben. Diese Prozedur ver-teilte sich auf fast zwei Monate. Jetzt konnte ich endlich den mit einer Schicht Sikaflex versehenen Kiel unterbolzen und 24 Stun-den spter schwamm der Folke-Rumpf in unserem Gartenteich, und das etwa 1 cm unter der angezeichneten Wasserlinie. Ich hatte alle Vorgaben des Originals so gut es ging mastblich eingehalten, und das wur-de jetzt auch mit einer exakten Schwimmla-ge belohnt, ich war begeistert! Beflgelt durch dieses positive Ergebnis baute ich einen stabilen Baustnder. Die gefrsten Kajtteile warteten darauf, in Po-sition gebracht zu werden. Dank eingefrs-ter Nuten und Passmarken war das Einpas-sen und Ausrichten ein Leichtes. Alle Teile wurden fixiert, aber noch nicht verklebt, so konnte ich alle Teile nochmals demontieren, um sie einzeln lackieren zu knnen. Auch beim spteren Schleifen des Decks wrde das sehr vorteilhaft sein. Besagtes Deck wollte ich bis zum nchsten Messeauftritt fertig stellen. Hier bot Freund Willi wieder seine Hilfe an, denn auch er brauchte ja Planken fr das Deck auf seinem Folke. Wir einigten uns auf helles Kirschbaumholz. Die Plankenbreite betrgt 9 mm bei einer Strke von 3 mm. Auerdem wurden noch 3 mm starke Mahagoni-Brettchen gehobelt. Daraus sollten die Knigsplanken und die Leibhlzer entstehen. Willi war also erst ein-mal beschftigt, ich setzte mich in der Zeit wieder vor den Rechner und erstellte das Decks-Layout. Die genauen Mae wurden in einem Raster vom Rumpf abgenommen und in die Zeichnung bertragen, das kom-plette Deck habe ich mit allen Leibhlzern und den Fischungen gezeichnet. Von der so entstandenen Knigsplanke wurde eine Frsdatei erstellt und auf diese Weise ent-

    standen exakte Mahagoni-Knigsplanken mit runden Einlufen! Das Ausrichten auf der Rumpfmittellinie war dann aber doch schwieriger als erwartet, denn schon die kleinste Abweichung fhrte dazu, dass die Plankeneinlufe nicht mehr stimmten. Als Kalfaterung wurde schwarzes, 0,5 mm starkes Furnier besorgt. Doch die runden Einlufe in die Knigsplanke wollte das Fur-nier einfach nicht mitmachen hier half dann nur Fotokarton, mit dem die Knigs-planken zweilagig beklebt wurden. Nach Fertigstellung des Decks konnte ich dieses schleifen und mit Bootslack versie-geln. Doch das hochglnzende Deck strte das Gesamtbild, so konnte das nicht blei-

    www.neckar-verlag.de www.neckar-verlag.de24 SchiffsModell 4/2012 SchiffsModell 4/2012 25

    http://www.neckar-verlag.dehttp://www.neckar-verlag.de

  • ben. Die Mahagoni-Planken sollten aber ih-ren Glanz behalten. Da ich ja noch die CAD-Daten der Knigsplanken hatte, wurden von einem Vereinsmitglied Abdeckfolien aus Airbrush-Maskierfolie geplottet. Nach-dem diese Schutzfolien aufgeklebt waren, konnte ich das Deck mit feinster Stahlwolle abziehen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, denn das matte Finish der Kirsch-baum-Planken, eingerahmt von glnzenden Mahagoni-Planken, das sah genauso aus, wie ich es einmal auf der boot in Dssel-dorf auf einem Original gesehen hatte!Eilig wurde nun der Messeauftritt des im Bau befindlichen Modells vorbereitet. Die Kajte und die Plicht wurden provisorisch zusam-men gesteckt und schon lange vorher hatte ich mir Gedanken ber den Schriftzug Pe-ter Pan gemacht. Nun wollte es der Zufall, dass die Firma EAS ihre CNC-Maschinen auch auf der Messe vorstellte und vor Ort fleiig Nikoluse und Tannenbume aus-

    frste. Nachdem ich mich dort nach dem Frsen von Schriften erkundigt hatte und man mir versicherte, dass dies kein groes Problem sei, hatte ich eine Idee: Ich fragte, ob man mir das Schriftenfrsen einmal vor-fhren knnte? Ich wrde auch das Material stellen ... Ja, kein Problem! Also schnell zum Boot und die Kajte zerlegt. Fein suberlich erhielten nun die beiden Seitenteile den Schriftzug Peter Pan 1 mm tief eingefrst. Vielen Dank noch mal an die Firma EAS. Als Dank gab es natrlich einen Obolus fr die Kaffeekasse! Mit hellem Holzkitt konnte nun der Schriftzug ausgespachtelt werden, was umgehend noch auf dem Messestand erfolgte. In den nun folgenden Wintermonaten habe ich alle noch fehlenden Holzteile und Be-schlge gebaut. Der RC-Einbau und der Innenausbau brauchten dann aber doch einige Anlufe, um eine solide Funktion si-cherzustellen. Eine einfache Umlaufschot mit einer Graupner ECO-Winde bedient die Groschot. Die Fock wird baumlos gefahren und braucht natrlich eine eigene Ansteu-erung. Auch hier kommt eine ECO-Winde mit Umlaufschot zum Einsatz. Angesteuert wird die Fockwinde ber ein Genua-Modul. Bis heute funktionieren die Winden tadellos, und das auch bei Windstrken von 56 Bft. Was ich immer weiter vor mir hergescho-ben habe, war der Bau des Kajtdachs. Abnehmbar sollte es sein, in Holzoptik oder wei lackiert. Eine Einladung zu einer Mini-Folke-Regatta am Baldeneysee in Essen brachte dann die Entscheidung: Ein Mit-glied des Segelvereins lud mich spontan dazu ein, sein im Winterlager stehendes Holz-Folke anzuschauen. Dieses gepflegte Boot war eine Wucht und es hatte ein Holz-Kajtdach in Plankenoptik! Von da an war klar: Das baue ich auch so! Im CAD wurde nun das Dach gezeichnet und die Daten fr die Mittelplanke frs Fr-sen erstellt. Doch ein Problem mit der Frse des Vereinskollegen machte derzeit eine Nutzung der Maschine unmglich. Hier kam der Punkt, an dem ich beweisen konnte, dass es auch ohne CNC-Maschine geht! Die CAD-Datei wurde so abgendert, dass die Mittelpunkte der runden Einlufe mar-kiert waren. Die Zeichnung der Planke habe ich ausgedruckt, auf die Breite der Mahagonileiste zugeschnitten und auf die-se aufgeklebt. Mit einem Holzbohrer ent-sprechenden Durchmessers kann man nun mit Hilfe einer Stnderbohrmaschine die markierten Mittelpunkte bohren. Das geht dank der Zentrierspitze des Holzbohrers sehr gut! Sind alle Lcher gebohrt, werden mit der Kreissge die geraden Anteile der Planke ausgeschnitten, fertig! Ich war wirk-lich berrascht, wie schnell das ging. Auch die Genauigkeit war sehr gut und schon am nchsten Abend war das Kajtdach fertig.Mittlerweile war es wieder Frhling. Mein Vorhaben, das Folke im September beim Minisail-Classic-Treffen am Weikensee zu taufen, bescherte mir dann aber ein Spie-rutenlaufen wegen der noch anstehenden Endlackierung. Das Unterwasserschiff sollte wei lackiert werden. Wasserlinie ab-kleben aber wie? Also einen Vereinskol-

    legen, der so etwas schon einmal gemacht hatte, gefragt. Eine Klinkerbeplankung ab-zukleben ist eine Aktion, mit der man sich schon einmal einen ganzen Nachmittag vergngen kann, war sein Kommentar! Der bergang von Planke zu Planke muss im rechten Winkel abgeklebt werden. Nur so ist bei Lage eine saubere Wasserlinie zu sehen, anderenfalls erscheint der Wasser-pass als Sgezahn! Nun, es war wirklich zeitaufwendig, hat sich aber gelohnt, denn beim Segeln erscheint die Wasserlinie nun wirklich als Gerade. Die Mahagoni-Holzteile der Kajte wur-den so lange geschliffen und lackiert, bis eine makellose Oberflche entstanden war. Vor dem endgltigen Zusammenbau mussten aber noch die vier ovalen und die zwei runden Bullaugen gebaut werden. Die Rahmen wurden aus 0,5-mm-Messing CNC-gefrst, die Verschraubung erfolgte mit 1-mm-Messing-Senkkopfschrauben und die Glser frste ich aus Plexiglas. Doch so richtig glcklich war ich damit nicht, richtige Glasscheiben wren schon schn. Also mal beim Glaser nachgefragt. Aber der winkte ab ... viel zu fummelig! Fummelig? Na klar, der Optiker! Beim Op-tiker meines Vertrauens, (meine Frau und ich sind Brillentrger) wurde ich dann mit einem Das ist doch kein Problem fr uns, das mach ich dir, berrascht. Die Plexi-Scheiben nutzte er als Vorlage und schliff so die 2 mm starken Glasscheiben. Genial! Danke! Wieder mal ein Beitrag fr die Kaf-feekasse von mir und ein Wenn du mal wieder so etwas hast, komm vorbei von ihm beendete die Scheibenbeschaffung. Sauber mit Silikon eingesetzt, sehen die Bullaugen jetzt richtig gut aus. Die Holzteile konnten nun in Rumpf und Deck eingebaut werden, dann wurde der Plichtboden eingepasst und Traveller und Ruderpinne konnten ebenfalls ihre Pltze einnehmen. In der Kajtwand wartete eine runde ffnung auf den Kompass. Diesen konnte ich als Schlsselanhnger erwer-ben, er ist sogar funktionsfhig. Als das Boot nun fast fertig vor mir stand, schaute ich in die groe leere Plicht. Ein Boot in dieser Gre ohne Skipper? Das musste sich ndern! Im Spielzeugladen konnte ich nichts Passendes im Mastab 1:5 finden, aber wofr hat man Internet? Auf der Intermodellbau hatte ich Segelflug-zeuge mit recht groen Pilotenpuppen ge-sehen, also mal Pilotenpuppen als Such-begriff eingegeben und schon hatte ich gefunden, was ich suchte: Bei Axels Scale Pilots konnte ich meinen Skipper bestellen und so einkleiden und ausstatten lassen, wie ich wollte! Dort gibt es einfach tolle Fi-guren, allerdings erst ab dem Mastab 1:5.Freund Willi hatte derweil die Masten und Bume fertig. Eilig wurde geschliffen und lackiert, denn der Tag der Jungfernfahrt rckte immer nher. Das Rigg musste noch erstellt werden. Doch im Gegensatz zu meinen kleinen Booten konnte das Folke nicht in der Werkstatt aufgeriggt werden. Nur unser Wohnzimmer bot die bentigte Deckenhhe, um ein Arbeiten an Mast und Verstagung zu ermglichen. Der Antrag auf

    Verlegung der Kellerwerft in die Wohnstube wurde dann doch, limitiert auf eine Woche, genehmigt.Die Segel wurden in die Keep gezogen, Wanten und Stage angebracht und die Schoten eingestellt. Das Projekt Folkeboot nherte sich dem Ende.

    FahrerprobungEs war ein Tag mit leichter Brise, an dem ich ein paar Vereinskollegen angerufen und mit Fotoapparat zum See beordert hatte. Ich war schon sehr aufgeregt, als ich das Folke seinem Element bergab. Langsam setzte sich das elegante Boot mit gefierten Schoten in Bewegung. Schoten dicht und ab ging die Fuhre! Wie auf Schienen und ohne Ruderkorrektur lief das Boot seinen Kurs am Wind. Wende, Halse, Vorwind- und Halbwindkurs, alles konnte problemlos ge-segelt werden. Die Gre und die Masse des Modells erzeugen ein imposantes Bild auf dem Wasser, das jedes Seglerherz h-her schlagen lsst. Allerdings darf man so ein Boot niemals aus den Augen verlieren, denn Berhrungen mit der Uferbefestigung und anderen nicht nachgebenden Mate-rialien fhren zu schlecht reparierbaren Schden am Rumpf!Mittlerweile habe ich mit dem Folke schon einige schne Segelstunden hinter mir. Das Folke ist bei 34 Bft in seinem Element und auch recht flott unterwegs. Bei 56 Bft auf dem Einfelder See in Neumnster gesegelt, ist dann allergrte Vorsicht geboten, denn

    das ist eine Gratwanderung auf der Kante des Machbaren. Die Gischt dringt unaufhr-lich in die Plicht und von dort in die Bilge. Nach einer Viertelstunde sollte dann der Trn beendet werden. Das Boot hat dann doch einiges an Wasser gemacht und das Boot und die Hnde des Skippers sollten trocken gelegt werden. Es macht aber rie-sigen Spa, bei etwas mehr Wind mit dem Folke zu segeln und deshalb bekommt es in naher Zukunft auch eine Lenzpumpe ein-gebaut. Das Folke war nun fertig und wurde auf dem Minisail-Classic-Treffen am Wei-kensee getauft.Nur einen gescheiten Stnder hatte es noch nicht. Die Idee, als Stnder einen Bootstrai-ler zu bauen, hatte ich schon, als ich das erste Mal das Boot zum Schleifen in den Garten transportieren wollte. Zu dieser Zeit hatte ich auch schon einige Hersteller an-gemailt und mein Vorhaben erlutert. Doch auf eine Reaktion wartete ich vergebens. Aber ich wollte so einen Trailer bauen. Ich machte unzhlige Bilder von Trailern in den umliegenden Segel-Clubs, doch die Trailer waren aufwendiger gebaut, als gedacht. Aber eines schnen Tages rief mich ein Herr Harbeck an und machte mir folgenden

    Vorschlag: Sie bekommen die CAD-Zeich-nungen des Folke-Trailers und stellen das Modell bei der nchsten boot in Dssel-dorf auf unserem Harbeck-Stand aus! Mei-ne Reaktion darauf bedarf keiner Erlute-rung. Ich bekam die Zeichnungen und einen Ansprechpartner, der mir bei Fragen zur Verfgung stand. Nach ausgiebigem Studium der Zeich-nungen war aber schnell klar, dass ein Bau aus Alu fr mich nicht realisierbar war. Mes-sing war die einzige Alternative. Auf einen Baubericht ber dieses eigenstndige Pro-jekt muss ich an dieser Stelle verzichten, drei Monate hat mich der Trailer beschftigt, der dann in einem hiesigen Lackierbetrieb mit 2-K-Lack lackiert wurde. Diese Ausga-be habe ich bis heute nicht bereut, da so ein Anhnger doch einiges aushalten muss. Um nun den Trailer auch als solchen zu be-nutzen, wurde noch ein Dolly, sprich eine einachsige Deichsel gebaut. Damit kann ich das Folke problemlos wie einen Handwa-gen hinter mir herziehen.

    FazitIch mchte allen Mut machen, auch einmal so ein auergewhnliches Projekt anzuge-hen. Bei Problemen nicht sofort aufgeben, sondern sich bei alten Hasen Rat holen! Sich in Vereinen oder Freundeskreisen zu organisieren, ist eine groe Hilfe, denn da werdet ihr geholfen! Ich mchte mich des-halb bei allen, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen, ganz herzlich bedanken.

    Technische Daten

    Lnge 1,54 m

    Breite 0,45 m

    Hhe 2,27 m

    Gewicht 17 kg

    Segelflche 1 m

    Akku NiMH, 6 V/3 Ah

    www.neckar-verlag.de www.neckar-verlag.de26 SchiffsModell 4/2012 SchiffsModell 4/2012 27

    http://www.neckar-verlag.dehttp://www.neckar-verlag.de