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Joseph Roth Diogenes www.diogenes.ch »Er war ein Poet im ursprünglichen Sinne des Wortes, der Schöpfer eines Alls. Kaum ein Gesamtwerk ist von größerem Charme.« Ludwig Marcuse

Diogenes Booklet Joseph Roth

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Joseph Roth, geboren 1894 als Sohn jüdischer Eltern in Galizien. Nach Studienjahren in Wien und Lemberg war er im Ersten Weltkrieg Soldat. Danach lebte er, zunächst als Journalist und später auch als Schriftsteller, in Wien und Berlin. 1933 emigrierte Joseph Roth nach Paris, wo er 1939, verarmt und alkholkrank, starb. »Er war ein Poet im ursprünglichen Sinne des Wortes, der Schöpfer eines Alls.Kaum ein Gesamtwerk ist von größerem Charme.« Ludwig Marcuse Seine Bücher bei Diogenes http://www.diogenes.ch/leser/autoren/a-z/r/roth_joseph/buecher

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Page 1: Diogenes Booklet Joseph Roth

Joseph Roth

Diogeneswww.diogenes.ch

»Er war ein Poet im ursprünglichenSinne des Wortes,

der Schöpfer eines Alls. Kaum ein Gesamtwerk ist von größerem

Charme.« Ludwig Marcuse

Page 2: Diogenes Booklet Joseph Roth

»Die Völker vergehn, die Reiche verwehn. (Aus den vergehenden besteht die Geschichte.) Aus demVergehenden, dem Verwehenden das Merkwürdige und zugleichMenschlich-Bezeichnende festzuhalten ist die Pflicht des Schrift-stellers. Er hat die erhabene und be-scheidene Aufgabe, die privaten Schick-sale aufzuklauben, welche die Geschichte fallenlässt, blind und leicht-fertig, wie es scheint.«

Page 3: Diogenes Booklet Joseph Roth

Es gibt Autoren, die man wegen eines einzigen Buchs liebt; Autoren, die man für ihr Gesamtwerk verehrt; Autoren, die man um

ihrer Persönlichkeit willen schätzt, ihrer moralischen Integrität, aber auch wegen ihrer Menschlichkeit, ihrer Schwächen und ihres

Schicksals. Joseph Roth kann man aus all diesen Gründen lieben. Joseph Roth war der ewig Rastlose und Heimatlose, der es kaum je

länger als eine Woche an einem Ort aushielt, der sein ganzes Hab und Gut im Handumdrehen in drei Koffer packte und weiterzog.

Er kam aus der hintersten Ecke des k.u.k. Reiches, aus Brody in Ostgalizien, am Rand eines Viel-

völkerreiches, um das er zeitlebens trauerte. Er studierte in Wien, begann Gedichte zu ver-

fassen und für Zeitungen zu schreiben und wurde rasch zu einem der bestbezahlten

Journalisten seiner Zeit. Nach seiner Hochzeit mit Friedl Reichler mietete Joseph

Roth zum ersten und letzten Mal in seinem Leben eine Wohnung. Der persönlichen

Tragödie – seine Frau wurde nervenkrank und endete in einer Anstalt – folgte die

historische: Nach Hitlers Machtergreifung 1933 verließ Joseph Roth Deutsch-

land und ging ins Pariser Exil. Er war ein Fabulierer, der seine Leser in Erzähl-

welten versinken ließ und auch sein eigenes Leben immer wieder neu erdichtete,

so dass er schon zu Lebzeiten eine Legende war. Er schrieb viele Romane und doch

nur ein Buch: den Schwanengesang einer versunkenen Welt, einer dahinschwin-

denden Epoche. Seine Bücher sind dennoch von unverbrüchlicher Aktualität, weil

sie von den großen, unsterblichen Themen handeln. Joseph Roth liebte vor allem den

einfachen Menschen und wusste die Poesie im Alltäglichen aufzuspüren. Und er schuf eine

Prosa, die so klar ist, dass sie selbst zur Poesie wird. Er sammelte Taschenuhren, die er gerne aus-

einandernahm und wieder zusammenschraubte. Doch noch lieber verschenkte er sie, genau wie Blumen (an Frauen, aber auch an

Männer) und Krawatten. Er erwartete von Frauen »ein wenig Witz und eine große Portion Adoration«. Als junger Mann stand er

links, dann wurde er Monarchist – ein Romantiker blieb er bis zuletzt. »Ich bin ein Franzose aus dem Osten, ein Humanist, ein Ra-

tionalist mit Religion, ein Katholik mit jüdischem Gehirn, ein wirklicher Revolutionär«, so seine Selbstbeschreibung in einem Brief.

Und sein Freund Hermann Kesten zeichnete ihn so: »Er liebte bis zur Eifersucht, hasste bis zum Pamphlet, schrieb alltäglich bis

Sonnenuntergang und bis in die letzten Tage seines Lebens und trank bis zum frühen Morgen und zu seinem Tod. Immer in Geld-

nöten, starb er arm wie Hiob, ein deutscher Dichter.«

Joseph Roth

Joseph Roth, 1938 in Paris.

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Denn mein Vater, der sie eines Tages nach dem Westennahm, wahrscheinlich nur, um mich zu zeugen, ließ sie inKattowitz allein und verschwand auf Nimmerwieder-sehen. Er muss ein merkwürdiger Mensch gewesen sein,ein Österreicher vom Schlag der Schlawiner, er ver-schwendete viel, trank wahrscheinlich und starb, als ichsechzehn Jahre alt war, im Wahnsinn. Seine Spezialitätwar die Melancholie, die ich von ihm geerbt habe.Joseph Roth in einem Brief an seinen Verleger Gustav Kiepenheuer

»Wo es mir schlecht geht,dort ist mein Vaterland. Gut geht es mir nur in derFremde.« Joseph Roth

1894Moses Joseph Rothwird am 2. Septem-ber 1894 in Brody in Galizien geboren(damals ein Teil vonÖsterreich-Ungarn).Seine Mutter warMaria Roth, gebore-ne Grübel. SeinenVater Nachum Roth,

einen Getreideein-käufer und Holz-händler, lernte er niekennen. Noch vor derGeburt von Josephwar er von einerGeschäftsreise nichtmehr zurückgekehrtund blieb lange Zeitverschollen.

1901‒1913Joseph Roth besuchtdie jüdische Gemein-deschule und späterdas k.u.k.Kronprinz-Rudolf-Gymnasium inBrody. Die Maturabesteht er mit Aus-zeichnung.

1914Nach einem Semes-ter in Lembergschreibt sich JosephRoth zum Sommer-semester an der Uni-versität Wien ein. Er belegt Kurse inPhilosophie, Sprach-und Literaturwissen-schaft.

Ich habe viele Meilen zurücklegen müssen. Zwischen dem Ort, in dem ich ge-boren bin, und den Städten, Ländern, Dörfern, durch die ich in den letzten zehnJahren komme, um in ihnen zu verweilen, und in denen ich nur verweile, um siewieder zu verlassen, liegt mein Leben, eher nach räumlichen Maßen messbar alsnach zeitlichen. Die zurückgelegten Straßen sind meine zurückgelegten Jahre.Nirgends, in keinem Kirchbuch und in keinem Gemeindekataster wurde derTag meiner Geburt eingetragen, mein Name vermerkt. Ich habe keine Heimat,wenn ich von der Tatsache absehe, dass ich in mir selbst zu Hause bin und michbei mir heimisch fühle. Wo es mir schlecht geht, dort ist mein Vaterland. Gutgeht es mir nur in der Fremde. Wenn ich mich nur einmal verlasse, verliere ichmich auch. Deshalb achte ich peinlich darauf, immer bei mir zu bleiben.Geboren bin ich in einem winzigen Nest in Wolhynien, am zweiten September1894, im Zeichen der Jungfrau, zu der mein Vorname Joseph irgendeine vageBeziehung unterhält. Meine Mutter war eine Jüdin von kräftiger, erdnaher, sla-wischer Struktur, sie sang oft ukrainische Lieder, denn sie war sehrunglücklich (und die Armen sind es, die bei uns zu Hause singen,nicht die Glückli- chen, wie in westlichen Ländern. Deshalb sinddie östlichen Lieder schöner, und wer ein Herz hat und sie hört, istnahe dem Wei- nen). Sie hatte kein Geld und keinen Mann. Links: Joseph Roth

in der Schuluniform des Gymnasiums in Brody, um 1907.

Page 5: Diogenes Booklet Joseph Roth

Links: Manuskript zu Die Legende vom heiligenTrinker, J0seph Roths letzterErzählung, 1939 geschrieben,die er als »mein Testament«bezeichnete. Rechts: Das erste von zwei Typoskripten zum Roman Die Geschichte von der 1002. Nacht, mit hand-schriftlichen KorrekturenRoths.

Page 6: Diogenes Booklet Joseph Roth

1915Österreichs Illus -trierte Zeitungdruckt Joseph RothsGedicht Welträtselab, es ist seine erste Veröffentlichung.

1916Im Mai meldet sichJoseph Roth freiwil-

lig zur k.u.k. Armee.Nach seiner Aus-bildung in Wien ist er in Mähren und Galizien stationiert.Schon während seiner Militärzeit beginnt er, für Zei-tungen in Wien undPrag zu schreiben.

1919Nach seiner Rück-kehr nach Wien trittJoseph Roth im Mai1919 eine Stelle alsRedakteur der ebengegründeten ZeitungDer neue Tag an.

1920Der neue Tag wirdeingestellt, im Junizieht Joseph Rothnach Berlin. Erschreibt für ver-schiedene deutscheZeitungen und Zeitschriften.

Die Stadt, in der ich geboren wurde, lag im Osten Europas, ineiner großen Ebene, die spärlich bewohnt war. Nach Ostenhin war sie endlos. Im Westen wurde sie von einer blauen, nuran klaren Sommertagen sichtbaren Hügelkette begrenzt.In meiner Heimatstadt lebten etwa zehntausend Menschen.Dreitausend unter ihnen waren verrückt, wenn auch nicht gemeingefährlich. Ein linder Wahnsinn umgab sie wie einegoldene Wolke. Sie gingen ihren Geschäften nach und ver-dienten Geld. Sie heirateten und zeugten Kinder. Sie lasen Bü-cher und Zeitungen. Sie kümmerten sich um die Dinge derWelt. Sie unterhielten sich in allen Sprachen, in denen sich diesehr gemischte Bevölkerung unseres Landstriches verständigte. […] Bei uns zuHause herrschte Frieden. Nur die engsten Nachbarn hielten Feindschaft. DieBesoffenen versöhnten sich wieder. Konkurrenten taten einander nichts Bösesan. Sie rächten sich an den Kunden und Käufern. Jeder lieh jedem Geld. Allewaren einander Geld schuldig. Einer hatte dem anderen nichts vorzuwerfen.Politische Parteien wurden nicht geduldet. Die Menschen verschiedener Natio-nalitäten unterschied man nicht, weil jeder in allen Sprachen redete. Man er-kannte nur die Juden an ihrer Tracht und ihrer Überlegenheit. Manchmalmachte man kleine Pogrome. Im Wirbel der Ereignisse waren sie bald vergessen.Die toten Juden waren begraben, die Beraubten leugneten, Schaden erlitten zuhaben. Alle meine Landsleute liebten die Natur, nicht um ihrer selbst willen,

Oben: Joseph und Friedl Roth, vermutlich im Spätsommer 1925 in Südfrankreich.Links: Joseph Roths Studentenausweis von der Universität Wien, um 1914.

»Ich bin ein Franzose aus dem Osten, einHumanist, ein Rationalist mit Religion, ein Katholik mit jüdischem Gehirn.« Joseph Roth

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»Die Grenzen zwischen zweiverschiedenen Welten locktenihn, die geheimnisvollenMenschen an der Grenze zogenihn an: die Schmuggler, dieGrenzposten – jene ganze Welt der Konterbande undDesertion, und zwar so, als ob es die Grenze sei zwischenLeben und Tod.«Józef Wittlin

sondern mancher Früchte wegen, die siespendete. Im Herbst gingen sie in die Fel-

der, um Kartoffeln zu braten. Im Früh-ling wanderten sie in die Wälder, umErdbeeren zu pflücken.Der Herbst bestand bei uns aus flüssi-gem Gold und flüssigem Silber, ausWind, Rabenschwärmen und leichten

Frösten. Der Herbst war beinaheebenso lang wie der Winter. Im August

wurden die Blätter gelb, in den ersten Sep-tembertagen lagen sie schon auf dem Boden.

Niemand kehrte sie zusammen. Ich habe erst imWesten Europas gesehn, dass man den Herbst zusammen-fegt zu ordentlichen Misthaufen. Unsere Stadt war arm.Ihre Einwohner hatten kein geregeltes Einkommen, sie leb-ten von Wundern. Es gab viele, die sich mit nichts beschäf-tigten. Sie machten Schulden. Bei wem aber liehen sie?Auch die Geldverleiher hatten kein Geld. Man lebte von guten Gelegenheiten. Aus: Joseph Roth, ›Erdbeeren‹

Oben: Friederike ›Friedl‹Reichler, im Jahr ihrerHochzeit mit Roth, 1922.Links: Joseph Roth als Freiwilliger in derk.u.k. Armee, 1916.

1922Am 5. März heiratetJoseph Roth in WienFriederike Reichler,genannt Friedl, die er1919 im Wiener CaféHerrenhof kennen-gelernt hatte.

Page 8: Diogenes Booklet Joseph Roth

»Joseph Roth war fünftausend Jahre alt: Alle Weisheitdes Judentums war in ihm, dessen Humor, dessen

bitterer Realismus; alle Trauer Galiziens, alle Grazie undMelancholie Austrias, und Roth war ein Bohemien undein Kavalier. Die Anfänge seiner Werke sind wie präzisekomponierte Eröffnungstänze, die den Lesenden in dengroßen Raum führen, wo der Ball stattfindet: ein Ball mitzahlreichem Publikum, mit Kaisern und Obdachlosen,von Schwermut trunkenen k.u.k. Offizieren, Korallen-

händlern, Schmugglern, Wirten und Kaufleuten; sie führen in Welten, die es nicht mehr gibt. Joseph Roth

verlor sich nie in Geschwätz. Er beherrschte dieSprache, sie ihn, und sie gab ihm alles.«

Heinrich Böll

»Das leidende und erliegende Herz ist seine Domäne. Er kann wahrhaftig erzählen,

einfach und mit welcher Natürlichkeit!«Alfred Döblin

»Wie sein heiliger Trinker, der ihm so sehr gleicht, fühlte sich Joseph Roth in der rauhen

Unmittelbarkeit des Lebens am wohlsten, in der physisch erfahrbaren Wirklichkeit der Farben,

der Geschmäcke und Gerüche.« Claudio Magris

»Es gibt Schriftsteller, deren Impressionen seine Sehkraft haben; es gibt Schriftsteller, deren Gehirn seine Luzidität und seine

prachtvolle Selbstständigkeit hat; aber es gibt kaum einen Schriftsteller, welcher dieses beobachtende Denken hat – diese einzigartige Balance

zwischen Sinnlichkeit und Reflexion; niedergelegt in Sätzen, die zugleich exakt abbilden, hintergründig erkennen und Melodien zaubern –

die zugleich vernunfthell sind und geheimnisdunkel.« Ludwig Marcuse

»Jede Seite, jede Zeile ist wie die Strophe eines Gedichts gehämmert mit dem genauesten Bewusstsein für Rhythmus und Melodik.«

Stefan Zweig

»Joseph Roth war ein barmherziger und unerbittlicher Erzähler zugleich: Er litt mit seinen Geschöpfen, er verurteilte sie nie.

Aber er tauchte sie in das klare Licht, in dem alle Details deutlich werden.« Marcel Reich-Ranicki

Joseph RothHommagen

1923Im Oktober erscheintsein erster RomanDas Spinnennetz inder Wiener Arbeiter-zeitung. Joseph Rothkehrt nach Wien zurück, ist jedoch häufig auf Reisen inDeutschland und derTschechoslowakei.

1924Die Romane HotelSavoy und Die Re-bellion erscheinen.

1925Joseph Roth wirdFeuilletonkorrespon-dent der FrankfurterZeitung in Paris.

1926Roth bereist im Auf-trag der FrankfurterZeitung die Sowjet-union.

1927Im Verlag Kurt Wolfferscheint der RomanFlucht ohne Ende.

1928Friedl Roth erkrankt,vermutlich an Schizo-phrenie. Sie wird inverschiedenen Sana-torien gepflegt. DasEhepaar lebt danachnie mehr zusammen.Beginn derFreundschaft mitStefan Zweig.

1930Der Roman Hioberscheint bei GustavKiepenheuer in Ber-lin und macht JosephRoth berühmt.

1931Joseph Roth lebt mitAndrea Manga Bell

Rechts: Andrea MangaBell (hier um 1929),war Roths langjährigeLebensgefährtin. Als Joseph Roth siekennenlernte, war sieRedakteurin bei derZeitschrift Gebrauchs-graphik. Sie war dieTochter einer Ham-burgerin und einesKubaners und hatteaus ihrer Ehe miteinem afrikanischenPrinzen zwei Kinder.

und ihren zwei Kin-dern aus erster Ehezusammen.

1932Radetzkymarscherscheint in derFrankfurter Zeitung.

1933Nach der Macht-übernahme durch die Nationalsozia-listen geht Roth nach Paris ins Exil,Andrea Manga Bellbegleitet ihn.

Page 9: Diogenes Booklet Joseph Roth

»Ein Mann, dessen Prosa die deutsche Sprache um einige tausend Seiten unvergleichlich bildhafterPräzision und Melodie bereichert hat.« Gregor von RezzoriGroßes Bild: Joseph Roth

in seinem Lieblingscafé, demCafé Le Tournon, 1938.Rechts: In einem Interview mit der Londoner ZeitungSunday Referee vom 1. November 1936 verriet Marlene Dietrich ihr Lieblings-buch: Hiob von Joseph Roth.

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»Als ich Joseph Roth zum ersten Mal in Ostende sah, da hatte ich das Gefühl, einen Menschen zu sehen, der einfach vor Traurigkeit in den nächsten Stunden stirbt.«Irmgard Keun

Ich habe Stoff für ein Buch. Auch da bitte ich Sie um einen redaktionellen Rat:kann am besten ein ganz ›subjektives‹, also im höchsten Grad objektives Buchschreiben. Die ›Beichte‹ eines jungen, resignierten, skeptischen Menschen, derirgendwohin fährt, in einem Alter, in dem es ihm bereits ganz gleichmütig ist, ober Neues sieht oder nicht. In dem es keine ›Romantik des Reisens‹ mehr gibt.Und er sieht die letzten Reste Europas, die noch keine Ahnung haben von derinzwischen immer stärker gewordenen Amerikanisierung und Bolschewisie-rung Europas. Denken Sie bitte an die Bücher der Romantik. Abstrahieren Siedavon die Utensilien und Requisiten der Romantik, die sprachlichen und dieWeltanschauungen. Setzen Sie dafür die Requisiten der modernen Ironie undSachlichkeit ein. Dann haben Sie das Buch, das ich schreiben will, kann und bei-nahe muss. Es ist ein Reisebuch durch die Seele des Schreibers, wie durch dasLand, das er durchfährt. Was halten Sie davon? Es ist im höchsten Maße dichte-risch, mehr, als ein Roman. Joseph Roth in einem Brief an Benno Reifenberg

Oben: Als 1937 das HotelFoyot, Roths Lieblingshotelund seit zehn Jahren seineHeimat in Paris, abgerissenwird, zieht er auf die gegen-überliegende Straßenseite in ein Zimmer über seinemStammcafé, dem Café Le Tournon.

»Es ist das Reisebuch durch die Seele des Schreibers, wie durch ein Land, das erdurchfährt.« Joseph Roth

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Géza von Cziffra über Joseph Roth»Die Wahrheit ist, dass mir auf Erden nicht zu helfen war.« Diesen Satz schriebin vorgerückter Stunde mein Freund Joseph auf einen Zettel und drückte ihnmir in die Hand. »Sollten Sie in der Nähe sein, Fähnrich, wenn mich die Engelholen, sorgen Sie dafür, dass dieser Satz auf meinen Grabstein gemeißelt wird.«»Zu Befehl, Herr Leutnant«, sagte ich und salutierte im Sitzen. Erst dann las ichdie zukünftige Grabschrift und fragte: »Haben Sie das geschrieben?«»Nein, nicht ich, sondern ein deutscher Dichter, mit dem ich mich verwandtfühle: Heinrich von Kleist«, antwortete mein Freund. Dann fügte er tadelndhinzu: »Eigentlich eine Bildungslücke, dass Sie das nicht wissen, aber einem k. und k. Kadettenschüler nehme ich das nicht übel.«

Joseph Roths GrabAuf seinem Grabstein steht heute in Marmor eingraviert: Joseph Roth, österrei-chischer Schriftsteller, gestorben im Exil in Paris. Roth ist nicht, wie andere Berühmtheiten, auf einem der großen Pariser Friedhöfe Père Lachaise oderMontparnasse begraben, sondern auf dem wenig bekannten Friedhof Thiais in derNähe des Flughafens Orly, südlich von Paris. Wer den beschwerlichenWeg auf sich nimmt und sich zum Grab durchfragt, kann sich vorstellen, dassJoseph Roth seine Freude an diesem Gedanken gehabt hätte: Er, ein Jude vomäußersten Rand des Habsburgischen Reichs, fand seine letzte Ruhe auf einemunbedeutenden Friedhof am Rand von Paris.

1934Der Roman Tarabaserscheint im Exil-verlag Querido inAmsterdam.

1936Der Verlag Allert deLange in Amsterdamveröffentlicht denRoman Beichte eines

Mörders, erzählt ineiner Nacht. JosephRoth begegnet Irm-gard Keun, mit derer die nächsten zweiJahre zusammenlebt.Längere Aufenthaltein Amsterdam undOstende.

1937Das falsche Gewichterscheint bei Querido.

1938Letzte Reise nachWien, um die Rück-kehr Otto von Habs-burgs zu erwirken.Joseph Roth verlässtÖsterreich drei Tage

vor dem Einmarschder deutschen Trup-pen. Seine Gesund-heit verschlechtertsich, auch wegen deshohen Alkoholkon-sums. Der RomanDie Kapuzinergrufterscheint.

1939Am 23. Mai brichtJoseph Roth im CaféLe Tournon zusam-men, am 27. Maistirbt er im HôspitalNecker an einer dop-pelseitigen Lungen-entzündung. Er wirdauf dem Cimetièrede Thiais, südöstlich

von Paris, beigesetzt.Die Geschichte vonder 1002. Nacht er-scheint posthum, und auch sein letztes Werk, Die Legende vomheiligen Trinker,wird noch im selbenJahr veröffentlicht.

Rechts: IrmgardKeun, die Autorinvon Büchern wie Das kunstseideneMädchen, hier um1932. Ihre Beziehungmit Joseph Roth hielt zwei Jahre. Links: Joseph Rothin Ostende an derbelgischen Nordsee-küste, 1936.

»Man verliert eine Heimat nach der anderen,sage ich mir. Hier sitze ich am Wanderstab. Die Füße sind wund, das Herz ist müde, dieAugen sind trocken.« Joseph Roth

Irmgard Keun

Für Joseph Roth(Amsterdam)

Die Trauer, Freund, macht meine Hände dumm,

Wie soll ich aus dem schwarzen Blut der Grachten

Kränze winden?

Das Leid, mein Freund, macht meine Kehle stumm,

Wo bist du, Freund, ich muss dich wiederfinden.

Die Tränen sterben mir, denn du bist tot,

Zerbrochene Gräber scheinen mir die Sterne,

Es fließt der Strom der großen Not

Aus jedem Grab der unerreichten Ferne.

Ich möchte einen Mantel weben aus dem Leid

Einsamer Stunden, kann man Tote noch beschenken?

Man kann nur dankbar sein für jede Stunde Zeit,

Die Gott noch gibt, um liebend zu gedenken.

Page 12: Diogenes Booklet Joseph Roth

Links: Artikel von JosephRoth über die Gefahr, die von Goebbels aus-geht, erschienen in derPariser Tageszeitung am 20./21. März 1938.Unten: Interview mit Joseph Roth in der fran-zösischen Zeitung Les nouvelles littéraires, mit einer Porträt-Zeichnungvon Roger Wild.Großes Bild: Joseph Rothin Südfrankreich, 1925.

Page 13: Diogenes Booklet Joseph Roth

Ludwig Marcuse überJoseph RothEs gibt Menschen, die nie Distanz zu ihm gewinnen

konnten, so sehr liebten sie ihn. Ich gehöre dazu undbin sehr glücklich gewesen. So kann ich ihm auch heutekeinen Nekrolog ins Grab nachschicken, nur eine Lie-beserklärung.

Eine Stunde vor meiner Abfahrt nach Amerika sah ichihn das letzte Mal. Er saß in meinem Pariser Zimmer: denHut auf dem Kopf, ein dünnes Stöckchen glitt zwischenden schlanken Fingern hin und her, der Mantel hing, wieein Cape, leicht an den Schultern – er wollte gar nicht erstden Gedanken aufkommen lassen, als beabsichtige er,sich häuslich niederzulassen. Und so kam denn auchnach zwei Minuten das Sätzchen, das unabwendbar war,wenn er, selten einmal, sich gezwungen sah, in eine Pri-vatwohnung einzutreten: »Gehen wir hinüber ins Bis-tro!« Er ist in österreichischen und deutschen Hotelhal-len groß geworden und starb in einer französischenKneipe. Ein Jude auf der Wanderschaft. Im Bistro blickteer dann einer roten Flüssigkeit tief in den Grund – ichhasste dieses Farbige seit fünfzehn Jahren als den großenFeind, der mir den Freund schließlich abspenstig machenwürde. Joseph Roth hat mich, trotz aller begeisterten Re-den über den wichtigsten Unterschied von Pernod Pèreund Pernod Fils, zum Hasser des Alkohols gemacht …Er holte den Blick aus dem Glas langsam zurück; das far-bige Nasse schwamm jetzt in seinen Augen. Von demspärlichen Schnauzbart, den er sich im letzten Jahrzehntin einer Dichterlaune zugelegt hatte, tropfte es grünlichherab, als wäre der Mann bereits ertrunken.

Er hat es mit der Wirklichkeit nie sehr genau genom-men. Er hatte so viel Herz und so viel Phantasie, dass erden lieben Gott imitieren musste, sich seine eigene Reali-tät schuf. Er war ein Poet im ursprünglichen Sinne desWortes, der Schöpfer eines Alls – und saß, wie jeder Poet,

in einem Elfenbeinturm; auch wenn er an der Spitze der österreichischen Le-gion in Deutschland einzuziehen gedachte. Man konnte ihn nur verstehen,wenn man sich in seinen Turm begab. Der stand einst im ›Englischen Hof‹ undim ›Hotel am Zoo‹; zuletzt in der Rue de Tournon. Ich war in diesem Turm zuHause. Und sehr glücklich.

Er musizierte uns etwas vor, dass uns das Herz aufging. Er war weder an sei-nem Tisch noch in seinen winzigen, zierlichen, eng aneinandergedrängtenBuchstaben positiv, aufbauend, optimistisch, kämpferisch – wenn auch einglänzender Hasser. Er war traurig, hatte die Liebe ohne den Glauben und fürden Mitmenschen keine Schlachtparole und viel Mitleid. Aber ich gestehe, dassich mich sehr oft von den Forschen, Unentwegten, Unbesiegbaren zu diesemMelancholiker rettete, wenn mein Lebensmut zu Ende war. Er hatte keinestahlharte dogmatische Soziologie – nur eine unverfälschte Liebe; es gibt Men-schen, die meinen, dass es vom Ersteren zu viel und vom Letzteren zu weniggibt. In manchen Kreisen war er allerdings als Dekadent verachtet und alsNicht-Realist verdammt.

Und nun habe ich ihn immer noch nicht in seiner Meisterschaft gepriesen. Erzeichnete mit einem spitzen Bleistift, dessen Hülle so grell aussah wie derTrank neben dem Manuskript, so schlichte, so anschauliche, gescheite und me-lodische deutsche Sätze hin wie kein anderer deutscher Schriftsteller in denletzten zwanzig Jahren. Es gibt Zeitgenossen, deren Werke umfänglicher, deren Themen vielseitiger, deren Fabeln interessanter, deren Pointen dichtergesät und deren Gedanken tiefer sind. Nicht ein einziges Gesamtwerk ist vongrößerem Charme – und echter. Joseph Roth besaß das moralischste Ohr – das einzige, vor dem ich je gezittert habe. Er war ein sterb-licher Mensch mit vielen großen und kleinen Fehlern, in einem war er unfehlbar: Er schuf ein makelloses Deutsch; Spiegel einer großenSehnsucht nach dem Makellosen.

Karikatur von Bil Spira von 1939. HandschriftlicherKommentar von Roth: »Joseph Roth wie er leibt und trinkt.«

Page 14: Diogenes Booklet Joseph Roth

detebe 23980 ca. 176 Seiten ca. € (D)7.90/sFr 13.90* /€ (A) 8.20

Der junge Leutnant Lohse, ent-täuscht aus dem Ersten Weltkriegnach Berlin zurückgekehrt, gerät ineine rechtsradikale Geheimorgani-sation und damit mitten in die politi-schen Wirren der Weimarer Repu-blik. Als Spion und zwielichtigerMittelsmann zwischen National-sozialisten und Kommunisten, zwi-schen Bürgertum, Adel und Prole-tariat ist der ehrgeizige Lohse aufmörderische Weise in seinem Ele-ment. Doch auch er ist gefangen indem Netz aus Intrige, Ambition undVerrat, das er selbst mitgesponnenhat.

»Das Spinnennetz handeltfast hellseherisch vonder moralischen und geistigen Bedrohung

durch den Faschismus.«J.M. Coetzee

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Das Hotel Savoy mit seiner prunk-vollen Fassade scheint den ErstenWeltkrieg unbeschadet überstandenzu haben. Doch wer, am livriertenPortier vorbei, durch seine Ein-gangstür tritt, trifft im Inneren aufdie bunten Existenzen einer durch-einandergeratenen Zeit: Soldaten,Millionäre, Bankrotteure, Variété-Tänzerinnen und Devisenschieber.Gabriel Dan, nach fünf Jahren Kriegund Gefangenschaft zurückgekehrtund einquartiert im 6. Stock des Ho-tels, gerät auch im Frieden zwischendie Fronten.

Joseph Roth Romane und Erzählungen

»Der größte Schrift-steller, den Österreich jehervorgebracht hat.«André Heller

»Joseph Roth ist einerder großen deutsch-

sprachigen Schriftstellerdes 20. Jahrhunderts.«

The Times, London

Joseph RothDas

Spinnennetz

Roman · Diogenes

Joseph RothHotel

Savoy

Roman · Diogenes

Page 15: Diogenes Booklet Joseph Roth

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»Ich habe nichts erfunden, nichtskomponiert. Es handelt sich nichtmehr darum zu ›dichten‹. Das wich-tigste ist das Beobachtete.« So eröffnet Joseph Roth seinenBericht über die Odyssee des FranzTunda, eines österreichischen Offi-ziers im Ersten Weltkrieg, der ausder russischen Kriegsgefangenschaftflieht. Auf seiner abenteuerlichenReise gerät er in die Wirren des rus-sischen Bürgerkriegs, in die kommu-nistische Avantgarde und in dieArme einer schönen Georgierin.Doch nirgends kommt Tunda an.Baku, Moskau, Wien, Paris – jederOrt erweist sich bloß als weitereEtappe seiner Flucht.

»Joseph Roth gehört zuden wunderbarsten

Erzählern der deutsch-sprachigen Literatur.«

Rosmarie Fendl / Frankfurter Rundschau

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Mendel Singer ist »fromm, gottes-fürchtig und gewöhnlich, ein ganzalltäglicher Jude«. Doch wie einstden biblischen Hiob gefällt es Gott,ihn zu versuchen. Ein Sohn wirdzum Militär eingezogen, der zweiteflieht nach Amerika. Die Tochterlässt sich mit Kosaken ein, und derjüngste Sohn ist schwer krank. Unddas ist erst der Anfang von MendelSingers Leiden. Gläubig und ergebennimmt er Prüfung um Prüfung hin.Doch auch die Demut dieses großenDulders ist irgendwann erschöpft.

»Ein großes und erschütterndes Buch,dem sich niemand entziehen kann.«

Ernst Toller

*unverbindliche Preisempfehlung (gilt für den sFr-Preis bei Büchern und für Hörbücher generell)

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Sein Großvater hat dem Kaiser inder Schlacht bei Solferino das Lebengerettet. Sein Vater ist ein pflichtbe-wusster Beamter der k.u.k. Monar-chie. Doch Carl Joseph von Trotta,Enkel des ›Helden von Solferino‹und Offizier wider Willen, ist sensi-bel und zartbesaitet. Während diealten Gewissheiten zerbröckeln,sucht er Ablenkung von seinerSchwäche im Spiel, im Alkohol, beiden Frauen. Anhand von drei Gene-rationen der Familie von Trottaschildert Joseph Roth Glanz undVerfall des Habsburgerreichs – mitdiesem Roman über sein Lebens-thema schuf er sein Meisterwerk.

»Es ist das schönste Buch der Welt. Das traurigste, sentimentalste, wundersamste.

Es ist ein Wunder.«Volker Weidermann /

FAZ

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Die Kapuzinergruft schließt unmit-telbar an den Radetzkymarsch an:Franz-Ferdinand Trotta gehört zurWiener ›jeunesse dorée‹, man pflegtdie gelangweilte Dekadenz – »In die-ser Atmosphäre hatten Gefühlekaum einen Platz, Leidenschaftengar waren verpönt« – bis zum Aus-bruch des Ersten Weltkriegs. In denKaffeehäusern des Wiens zwischenden Kriegen findet die Saga der vonTrottas ihr Ende.

»Ein großes Buch, ein Buch voller

Melancholie, Sentiment und Ratlosigkeit.«

Gert Ueding / Die Welt, Berlin

Joseph RothFlucht ohne

Ende

Roman · Diogenes

Joseph RothHiob

Roman · Diogenes

Joseph RothRadetzky-

marsch

Roman · Diogenes

Joseph RothDie

Kapuziner-gruft

Roman · Diogenes

Page 16: Diogenes Booklet Joseph Roth

detebe 23981 ca. 208 Seiten ca. € (D)7.90/sFr 13.90*/€ (A) 8.20

Im Restaurant ›Tari-Bari‹ in Paristreffen sich in den dreißiger Jahrendie russischen Emigranten. Einervon Ihnen ist Semjon Golubtschik,illegitimer Sohn des Fürsten Kra-potkin, ehemaliger Spitzel der zaris-tischen Geheimpolizei, Liebhaberdes Mannequins Annette Leclaire.Eine lange, durchzechte Nacht hin-durch erzählt er dem Wirt und denGästen des ›Tari-Bari‹ seine Lebens-geschichte – und wie er zum Mörderwurde.

»Der Romancier, derErzähler, der NovellistRoth ist als eines der

monumentalen Talenteder Zwischenkriegszeit

allgegenwärtig.«Michael Frank /

Süddeutsche Zeitung, München

detebe 23971 ca. 240 Seiten ca. € (D)9.90/sFr 17.90*/€ (A) 10.20

»Sie sind sehr unglücklich, Herr!«,prophezeit eine Zigeunerin dem jun-gen russischen Revolutionär Ta-rabas. »Ich lese in Ihrer Hand, dassSie ein Mörder sind und ein Hei-liger. Ein unglücklicheres Schicksalgibt es nicht auf dieser Welt.« VonRussland nach New York und wie-der zurück in die Wirren des ErstenWeltkrieges und der Revolutionführt der Weg des Sünders und Bü-ßers Nikolaus Tarabas. Die bittereLegende eines in die Irre gehendenund wieder heimkehrenden Sohnes.

»Joseph Roth beherrschte die Sprache,

sie ihn, und sie gab ihm alles.«Heinrich Böll

detebe 23974 ca. 208 Seiten ca. € (D)7.90/sFr 13.90*/€ (A) 8.20

»Es war einmal im Bezirk Zloto-grod ein Eichmeister, der hieß An-selm Eibenschütz. Seine Aufgabebestand darin, die Maße und die Ge-wichte der Kaufleute im ganzen Be-zirk zu prüfen.« Der ehrliche Eiben-schütz macht sich viele Feinde. Alser sich in die schöne ZigeunerinEuphemia verliebt, wird es – nichtnur bei den Gewichten – immerschwerer zu erkennen, was richtigund was falsch ist.

»Joseph Roth schrieb (verachtend die Meinung,

tiefe Wasser müsstentrüb sein) ein kristall-

klares Deutsch, das Kraft und Anmut zu paaren wusste.«

Alfred Polgar

detebe 23976 ca. 272 Seiten ca. € (D)8.90/sFr 15.90*/€ (A) 9.20

Bei seinem Staatsbesuch in Wienäußert der Schah von Persien dendringenden Wunsch, eine Nacht mitder schönen, verheirateten Gräfin W.zu verbringen. Diplomatisch be-trachtet eine heikle Situation. Daentsinnt sich Rittmeister Taittingereiner abgelegten Geliebten: Die klei-ne Mizzi Schinagl aus Sievering siehtder Gräfin sehr ähnlich. Für den Hofeine elegante Lösung, für Mizzi, dieTaittinger noch immer liebt, eine»1002. Nacht« mit weitreichendenFolgen. Ihr Lohn, ein wertvollesPerlenhalsband, wird ihr und Tait-tinger zum Verhängnis.

»GrandiosesUnsittengemälde,

bitterbös und spitz, wienur Roth es konnte.«

Bücher, Essen

*unverbindliche Preisempfehlung (gilt für den sFr-Preis bei Büchern und für Hörbücher generell)

»Wenn ich nicht Theobald Tiger wäre, möchte ich der erste Satz in einem Roman von Joseph Roth sein.«Kurt Tucholsky

Joseph RothBeichte

eines Mörders,erzählt

in einer Nacht Roman · Diogenes

Joseph RothDas falsche

Gewicht

Roman · Diogenes

Joseph RothDie Geschichte

von der1002. Nacht

Roman · Diogenes

Joseph RothTarabas

Roman · Diogenes

Page 17: Diogenes Booklet Joseph Roth

detebe 23979, ca. 320 Seiten ca. € (D)9.90/sFr 17.90*/€ (A) 10.20

Joseph Roth erzählt von Liebes-sehnsucht und schiefer Bahn, voneinem einfachen Stationsvorsteher,der sich in eine russische Adlige ver-liebt, von einem kaisertreuen Grafenund einer sich aufopfernden Mutter,von einem Korallenhändler mitSehnsucht nach dem Meer, vomGeschmack von Erdbeeren und derMilde des Aprils. Wie der Titel einerseiner Novellen ist Joseph RothsErzählkunst selbst ein Triumph derSchönheit.

»Die Erzählung Der Leviathan isteine Perle. Nein, eben nicht – einetiefrote Koralle.« Senta Berger

»Joseph Roth – einer der besten deutschen

Erzähler.«Hermann Kesten

detebe 23973, ca. 64 Seiten ca. € (D)5.90/sFr 10.90*/€ (A) 6.10

Andreas ist einClochard in Paris.Er schläft unter denSeine-Brücken, statteiner Decke haltenihn alte Zeitungenwarm. Und er istein Trinker, gera-dezu ein Säufer.

Die Begegnung mit einem Unbe-kannten, der ihm zweihundertFrancs leiht, setzt eine Kette vonkleinen Wundern in Gang: ein war-mes Essen, eine gründliche Rasur,eine Begegnung mit einer verflosse-nen Liebe und mit einem altenFreund – und immer wieder derAlkohol. Ein unorthodoxer Heili-ger, eine melancholische und ver-söhnliche Legende, die Joseph Rothals sein Testament bezeichnete.

»Eine der schönstenLegenden, die

im 20. Jahrhundert gedichtet wurde.«Marcel Reich-Ranicki

detebe 23983, ca. 320 Seiten ca. € (D)9.90 / sFr 17.90*/€ (A) 10.20

Joseph Roth war ein Fabulierer, derseine Leser in Erzählungen versin-ken ließ und auch sein eigenesLeben immer wieder neu erdichtete,so dass er schon zu Lebzeiten eineLegende war.In diesem Band zeichnen Erinnerun-gen von Zeitgenossen und Freundenwie Ludwig Marcuse, HermanKesten, Soma Morgenstern, Gézavon Cziffra oder Irmgard Keun einlebendiges Bild des Menschen Jo-seph Roth. Daneben beleuchtenEssays von deutschsprachigen undinternationalen Autoren, zum Bei-spiel Nadime Gordimer oder J. M.Coetzee, Jörg Fauser oder AndréHeller, das Werk von Joseph Roth.

Ein Materialienbandsowohl für Kenner als

auch für Einsteiger.

Joseph RothLeben und

Werk

Diogenes

Joseph RothDie Legendevom heiligen

TrinkerDiogenes

Joseph RothDer Leviathan

und andereMeistererzählungen

Diogenes

Page 18: Diogenes Booklet Joseph Roth

Joseph RothDie Hörbuch-Edition

Ungekürzt gelesen vonMichael Heltau

8 CD, Spieldauer 543 Min.€ 39.90 / sFr 71.90*

ISBN 978-3-257-80198-9

DiogenesHörbuch

Gelesen vonMichael Heltau

»Mit Menschen-kenntnis, Sprach-gewalt und echter,

liebesgierigerVerzweiflung schafft

Roth die stummenTragödien der

schlichten Herzen,die intelligente Poesie

im Dasein derEinfältigen, das

wundervolle Lebender Leute von der

Straße.«Hermann Kesten

8 CD

Joseph RothDie Geschichte

von der1002. Nacht

Roman

Ungekürzt gelesen vonJoseph Lorenz

4 CD, Spieldauer 259 Min.€ 29.90 / sFr 53.90*

ISBN 978-3-257-80197-2

DiogenesHörbuch

Gelesen vonJoseph Lorenz

»Der ergreifendeRoman führt in

unnachahmlicherWeise vor Augen, wie schwer es ist, in verkommenen Verhältnissen ein

dem Gesetz und der Rechtschaffen-

heit entsprechendesLeben zu führen.«

Iso Camartin / NeueZürcher Zeitung

4 CD

Joseph RothDas falsche

Gewicht

Roman

Ungekürzt gelesen vonPeter Matic‘�

5 CD, Spieldauer 372 Min.€ 29.90 / sFr 53.90*

ISBN 978-3-257-80215-3

DiogenesHörbuch

Gelesen vonPeter Matić

»Wer sich von dem Buche rühren

lässt, darf das mitgutem Gewissen tun,

was ihn gepackt hat, war die legitime

Wirkung reiner, großer Kunst.«

Lion Feuchtwanger

5 CD

Joseph RothHiob

Roman eines einfachen Mannes

Ungekürzt gelesen vonHans Korte

3 CD, Spieldauer 227 Min.€ 24.90 / sFr 43.90*

ISBN 978-3-257-80196-5

DiogenesHörbuch

Gelesen vonHans Korte

»In Hotel Savoysehen wir Joseph

Roth als den jugend-lich leichten Meister

des Erzählens, schonheimgesucht von

altersweiser Trauer,hören ihn als den

Sänger klarer, melo-disch sich ineinander

fügender Sätze.« Die Zeit

3 CD

Joseph RothHotel

Savoy

Roman

Ungekürzt gelesen vonMario Adorf

1 CD, Spieldauer 75 Min.€ 14.90 / sFr 26.90*

ISBN 978-3-257-80158-3

Joseph RothDie Legendevom heiligenTrinkerErzählung

DiogenesHörbuch

Gelesen vonMario Adorf

»Joseph Roths letzteLebensphase muss

rauschhaft in jederHinsicht gewesensein. Die Legende

vom heiligen Trinkerliest sich wie die

Versöhnung mit demeigenen Schicksal.«

Süddeutsche Zeitung

1 CD

Ungekürzt gelesen vonMichael Heltau

14 CD, Spieldauer 1042 Min.€ 49.90 / sFr 87.90*

ISBN 978-3-257-80159-0

DiogenesHörbuch

Gelesen vonMichael Heltau

»Joseph Roths Meisterwerk, eine

Elegie auf das habsburgische

Österreich.«J.M.Coetzee

14 CD

Joseph RothRadetzky-

marsch

Roman

Ungekürzt gelesen vonPeter Matic‘�

5 CD, Spieldauer 335 Min.€ 29.90 / sFr 53.90*

ISBN 978-3-257-80160-6

Joseph RothDie

Kapuziner-gruftRoman

DiogenesHörbuch

Gelesen vonPeter Matić»Joseph Roth hatte

die Lust desgeborenen Erzählers

an Menschen undGeschichten und daskorrespondierendeTalent des genialen

Zuhörers.«Hermann Kesten

5 CD

Ungekürzt gelesen vonJoseph Lorenz

6 CD, Spieldauer 419 Min.€ 29.90 / sFr 53.90*

ISBN 978-3-257-80216-0

DiogenesHörbuch

Gelesen vonJoseph Lorenz

»Joseph Roth war einsterblicher Mensch

mit vielen großenund kleinen Fehlern,in einem war er un-fehlbar: Er schuf einmakelloses Deutsch;Spiegel einer großenSehnsucht nach dem

Makellosen.« Ludwig Marcuse

6 CD

Joseph RothTarabas

Ein Gast auf dieser Erde

Roman

Ungekürzt gelesen vonMartin Wuttke

ca. 4 CD, Spieldauer ca.300 Min.ca. € 29.90 / sFr 53.90*

ISBN 978-3-257-80283-2

Ungekürzt gelesen vonUlrich Matthes

3 CD, Spieldauer 227 Min.€ 24.90 / sFr 43.90*

ISBN 978-3-257-80257-3

Ungekürzt gelesen vonPeter Simonischek

5 CD in Geschenkverpackung inkl. Booklet Spieldauer 338 Min€ 39.90 / sFr 71.90*

ISBN 978-3-257-80906-0

DiogenesHörbuchSAMMLER-EDITION

SM

G

DiogenesHörbuch

Gelesen vonMartin Wuttke

»Der Romancier, derErzähler, der Novel-

list Joseph Roth istals eines der monu-

mentalen Talente der Zwischenkriegszeit

allgegenwärtig.« Michael Frank /

Süddeutsche Zeitung

4 CD

Joseph RothFlucht ohne

Ende

Roman

Ungekürzt gelesen vonWolfram Berger

ca. 4 CD, Spieldauer ca.300 Min.ca. € 29.90 / sFr 53.90*

ISBN 978-3-257-80279-0

Joseph RothBeichte

eines Mörders,erzählt in einer Nacht

Roman

DiogenesHörbuch

Gelesen vonWolfram

Berger

»Joseph Roth isteiner der großen

deutschsprachigenSchriftsteller des

20. Jahrhunderts.« The Times

4 CD

DiogenesHörbuch

Gelesen vonUlrich

Matthes

»Joseph Roth war ein barmherziger

und unerbittlicherErzähler zugleich:

Er litt mit seinen Geschöpfen, er ver-

urteilte sie nie. Aberer tauchte sie in dasklare Licht, in dem

alle Details deutlichwerden.«

Marcel Reich-Ranicki

3 CD

Joseph RothDas

SpinnennetzRoman

Ungekürzt gelesen vonSenta Berger

2 CD, Spieldauer 90 Min.€ 19.90 / sFr 35.90*

ISBN 978-3-257-80258-0

DiogenesHörbuch

Gelesen vonSenta Berger

»Das leidende und erliegende Herz istseine Domäne. Erkann wahrhaftig erzählen, einfach und mit welcher Natürlichkeit!«

Alfred Döblin

2 CD

Joseph RothDer Leviathan

Erzählung

*unverbindliche Preisempfehlung (gilt für den sFr-Preis bei Büchern und für Hörbücher generell)

Page 19: Diogenes Booklet Joseph Roth

Joseph Roth im Diogenes Hörbuch –»Eine fabelhafte Reihe mit ungekürzten Roth-Lesungen.« Elke Vogel / dpa, Hamburg

»Roth konnte Stimmungen und Erfahrungen,die gewöhnlich nur inMusiken auszudrücken sind, in Sprache übersetzen. Etwas Ähnliches wie einSchubert der Prosa ist erauf diese Art geworden.«André Heller / FAZ

JosephRothTriumph derSchönheitMeistererzählungenGelesen von Peter Simonischek

Textnachweis:Alle Texte von Joseph Roth:Abdruck mit freundlicherGenehmigung von Kiepen-heuer & WitschBildnachweis:Seite 1 (Fotografie): © Josef andYaye Breitenbach CharitableFoundation, New York.Seite 2 (Fotografie): © Öster-reichische Nationalbibliothek,Porträtsammlung und Bild-archiv. Seite 3 (Fotografie), Seite 4 (Fotografie), Seite 5(Typoskript), Seite 7 (FriedlRoth): Dokumentationsstelle für neuere österreichischeLiteratur. Seite 5 (Manuskript):© Deutsches LiteraturarchivMarbach. Seite 5 (Fotografie),Seite 6/7 (Fotografie), Seite 14(Fotografie) © André Kertesz, © R.M.N. Seite 6 (Ausweisfoto-grafie), Seite 6 (Fotografie),Seite 7 (Fotografieausschnitt),Seite 9 (ZeitungsausschnittMarlene Dietrich), Seite 10(Reklamekarte Hotel Foyot),Seite 12 (Fotografie), Seite 12(Zeitungsausschnitt Interview),Seite 20 (Fotografien JosephRoth vorm Bahnwaggon, inalbanischer Tracht): © LeoBaeck Institute, Joseph Roth /Bornstein Collection. Seite 8(Andrea Manga Bell): FranzPfemfert © Deutsches Literatur-archiv Marbach. Seite 9 (Foto-grafie Joseph Roth): SammlungSenta Lughofer, Linz. Doku-mentationsstelle für neuereösterreichische Literatur, Foto © Archiv für Kunst undGeschichte Berlin. Seite 10(Fotografie Café Le Tournon): © Brita Eckert, 1978. Seite 10(Fotografie Joseph Roth): © by Williams Verlag, London,Zürich. Seite 11 (Irmgard Keun): © Ullstein Bild. Seite 12 (Zeitungsausschnitt): © Kiepenheuer&WitschVerlag.Seite 13 und 15 (Zeichnungen):© Simone Millard-Spira /Deutsche Nationalbibliothek,Deutsches Exilarchiv, Frankfurt/Main. Seite 17 (FotografieJoseph Roth): © DeutschesLiteratur-archiv Marbach. Seite19 (Fotografie Joseph Roth):Besitz Jósef Wittlin. SammlungElzbieta Wittlin Lipton, Madrid.Seite 20 (Fotografie mit StefanZweig): © Library of Congress,Washington D.C., Foto: IMAGNO / Austrian Archives.

Alle Angaben ohne Gewähr© Diogenes Verlag AG Zürich

Page 20: Diogenes Booklet Joseph Roth

Von Joseph Roth gibt es drei Fotografien, die ich immer wieder betrachte. Unter der ersten steht: Roth im Frühling 1926 aufeinem Bahnsteig wartend. Das zweite Foto zeigt Roth ein Jahr später in Albanien. »Das Krepieren dauert länger als das Leben«, schrieb Roth einmal an Stefan Zweig. Auf dem dritten Foto sind Roth und Zweig zusammen, es entstand 1936 inOstende, und es dokumentiert eine der letzten Flucht-Stationen im qualvollen Krepieren des Mannes. Es gibt noch mehr Fotografien Roths in Bronsens Biographie, aber diese drei liebe ich vor allen anderen. Sie enthalten Glanz, Melancholie, Fröh-lichkeit, Schwermut, Charme und alles Elend dieses Mannes, dessen Leben nicht aufhören kann, mich zu faszinieren, unddessen Bücher ich allen anderen vorziehe, die in diesem Jahrhundert in meiner Muttersprache geschrieben wurden. Fast eineGeneration nach der Zerstörung der Habsburger Monarchie, Roths fast mythischer Heimat, und fünf Jahre nach Roths Todgeboren, kommen mir der Mann und seine Welt vertrauter vor als das Rest-›Europa‹ meiner Tage. Mit seinen Irrenden undLeidenden, seinen Flüchtenden und Strauchelnden, seinen zwischen Erstaunen und Entsetzen, zwischen Rebellion und Demut, zwischen Gnade und Untergang angesiedelten Romanfiguren unterhalte ich mich in vielen Nächten. Be

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»Er hatte halt Wurzelnnur in der Luft.«Pierre Bertaux

Diogeneswww.diogenes.ch

Meine Lieblings-fotografien von Joseph Roth von Jörg Fauser