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© Branko Ulaga 2012 C-Trainer Breitensport Karate BKB Termin: I-2012, Referent: Elmar Griesbauer Kempo-Karate Andyoko Ryu VfR Garching 1 von 41 Seiten Branko ULAGA 1.Kyu Kempo-Karate Andyoko-Ryu VfR Garching DISTANZEN IN DER SELBSTVERTEIDIGUNG (3. bis 1.Kyu, 18-60 Jahre) Lehrprobe C-Trainer Breitensport Karate BKB Mai 2012 Lehrbeauftragter: Elmar Griesbauer Das gesamte Werk ist urheberrechtlich geschützt. Das Drucken und Vervielfachen wird hiermit ausdrücklich eingeräumt. Uploads auf anderen Seiten außer denen des BKB sind ohne Genehmigung des Autors per E-Mail (branko.ulaga@vfr- budosport.de ) strengstens untersagt.

DISTANZEN IN DER SELBSTVERTEIDIGUNG

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Branko ULAGA 1.Kyu Kempo-Karate Andyoko-Ryu VfR Garching

DISTANZEN IN DER SELBSTVERTEIDIGUNG (3. bis 1.Kyu, 18-60 Jahre)

Lehrprobe C-Trainer Breitensport Karate BKB

Mai 2012

Lehrbeauftragter: Elmar Griesbauer

Das gesamte Werk ist urheberrechtlich geschützt. Das Drucken und Vervielfachen wird hiermit ausdrücklich eingeräumt. Uploads auf anderen Seiten außer denen des BKB sind ohne Genehmigung des Autors per E-Mail ([email protected]) strengstens untersagt.

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INHALTSVERZEICHNIS

Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................... 2

Lehrprobe.................................................................................................................................. 3

0. Vorbereitendes: Thema, Ziele und Gruppenvoraussetzungen.......................................... 3

1. Selbstverteidigung – Einführendes......................................................................................... 4 1.1 Besonderheiten der Selbstverteidigung............................................................................................. 4

1.1.1 Selbstverteidigung im Karate...................................................................................................... 4 1.1.2 Notwehr und Deeskalation – Gewaltprävention ..................................................................... 4

1.2 Distanzen ............................................................................................................................................... 5 1.2.1 Laufdistanz .................................................................................................................................... 6 1.2.2 Ferndistanz .................................................................................................................................... 6 1.2.3 Kickdistanz (Toma)....................................................................................................................... 6 1.2.4 Boxdistanz (Chuma) ..................................................................................................................... 7 1.2.5 Clinch-/Wurfdistanz (Chikama) ................................................................................................ 7 1.2.6 Bodendistanz (Katame) ................................................................................................................ 7

2. Mobilisierung und vorbereitende Übungen ......................................................................... 8 2.1 Allgemeines Mobilisieren.................................................................................................................... 8 2.2 Zielorientiertes Mobilisieren ............................................................................................................. 11

3. Hauptteil ..................................................................................................................................... 14 3.1 Kickdistanz (Lange Distanz) ............................................................................................................. 16 3.2 Boxdistanz (Mittlere Distanz) ........................................................................................................... 19 3.3 Clinchdistanz (Nahdistanz)............................................................................................................... 21 3.4 Bodendistanz (Katame)...................................................................................................................... 22 3.5 Selbstverteidigung und Kempo-Renzoku-Waza............................................................................ 23

3.5.1 „Nummer 3“ – Nahdistanz........................................................................................................ 23 3.5.2 „Nummer 4“ –Sidestepping und Kontern............................................................................... 24 3.5.3 „Nummer 13“ – Mittlere/ Nahe Distanz................................................................................. 25

3.6 Selbstverteidigung und Kempo-Kata .............................................................................................. 26 3.7 Selbstverteidigung und Kumite........................................................................................................ 28 4. Abwärmen (Deeskalation)................................................................................................................... 28 5. Nachbereitung und Analyse ............................................................................................................... 29

Appendix ................................................................................................................................. 30

I. Zeittabelle und Übersicht der Unterrichtsstunde ............................................................... 30

II. Grundformen der ausgewählten Kempo-Partnerkombinationen.................................. 35 1. Nummer 3.............................................................................................................................................. 35 2. Nummer 4.............................................................................................................................................. 36 3. Nummer 13............................................................................................................................................ 37

III. Beispiele aus anderen Werken............................................................................................. 39

Literatur.................................................................................................................................. 40

Literatur.................................................................................................................................. 41

I. Gedruckte Werke....................................................................................................................... 41

II. Digitale Werke.......................................................................................................................... 41

III. Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... 41

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LEHRPROBE 0. Vorbereitendes: Thema, Ziele und Gruppenvoraussetzungen Vorliegende Lehrprobe ist gegliedert in einen einführenden Teil, um die Prämissen klarzustellen. Anschließend erfolgt eine ausführlichere Beschreibung des angestrebten Lernziels. Erst am Ende ist die Zeittabelle, die auf 2 UE ausgerichtet ist, aufgeführt. Dies hat den gewünschten Effekt, dass der Leser am Schluss alle Informationen sowie das Verständnis kompakt auf wenigen Seiten vorfindet, die er ins Training mitnehmen kann (s. Appendix). Da von der Kenntnis des Allgemeinguts des Karate, wie die Begrüßungsform und die Fachbegriffe sowie Kenntnis der allgemein verbreiteten Übungen zum Aufwärmen ausgegangen wird, verzichte ich auf längere Ausführungen hierüber. Die verschiedenen Übungen sind als „Module“ gedacht, die nach Bedarf und Leistungsstand der Gruppe eingebaut werden können und immer noch schwieriger (oder leichter) gestaltet weden können. Ich bedanke mich herzlich an dieser Stelle bei Michael II, Franz und Michael III für ihre Hilfe bei den Fotografien. Thema der vorliegenden Lehrprobe ist die Erarbeitung und Vertiefung der verschiedenen Distanzen im Karate, insbesondere in der Selbstverteidigung, Schulung des Auges für den richtigen Abstand, die Position im Raum und das richtige Timing. Dies erfolgt aus der Sicht des Kempo-Karate, was eine Möglichkeit, nicht aber die einzige Möglichkeit darstellt. Bezug genommen wird auch auf Kempo-Partnerkombinationen und Kempo-Katas. Es ergibt sich auch ein Synergie-Effekt für das Kumite-Training. Ziele: Nach Abschluss dieser Stunde unterscheiden die Teilnehmer bewusst die verschiedenen Distanzen im Kampf. Sie entwickeln ein Gefühl für die jeweiligen Schwierigkeiten einer Distanz und erlernen ein oder zwei geeignete Techniken pro Distanz. Bekannte Partnerkombinationen und Kata-Sequenzen geben unter diesen neuen Perspektive Anregungen für die vertiefte Selbstverteidigungsbeschäftigung. Gruppenvoraussetzungen: Als Gruppe eignet sich der Oberstufenbereich vom 3. bis 1.Kyu in einem (auch gürtelbedingten) Mindestalter von 18 Jahren aufwärts. Sie beherrscht daher die grundlegenden Techniken des Karate auf einem leicht überdurchschnittlichen Niveau und hat sich schon etwas mit Goshin, bzw. Selbstverteidigung auseinander gesetzt. Da vorliegendes Training belastungstechnisch nicht anspruchsvoll ist (aber durchaus belastend gestaltet werden kann), ist die Altersobergrenze bei ca. 60 anzusetzen. Wichtiger sind die Technik und das Verständnis der Prinzipien. Die Teilnehmer sollten dennoch keine erheblichen Mobilitätsprobleme aufweisen, insbesondere in den Hand-, Knie- und Schultergelenken.

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1. Selbstverteidigung – Einführendes 1.1 Besonderheiten der Selbstverteidigung 1.1.1 Selbstverteidigung im Karate Karate-Do, der Weg der leeren Hand ist heute sowohl Kampfsport als auch Kampfkunst und als solches Bestandteil des budo. Die Ursprünge des Karate wurzeln in den Kriegskünsten (bujutsu), also letztlich Selbstverteidigungssystemen. Im spätmittelalterlichen Japan waren die Selbstverteidigungsanforderungen anders, als die heutigen und daher ist heute ein modifiziertes Herangehen1 erforderlich. Alleine die Illusion, dass ein guter Tsuki jeden Angreifer ins Reich der Träume schickt, die leider viele Karatekas hegen, kann schlimmstenfalls tödlich sein. Mitnichten! Immer werden ein Nachsetzen und die anschließende Kontrolle erforderlich sein. Leider kommt realistisches Selbstverteidigungstraining selten neben Kihon, Kata und Kumite im Training zur Geltung. Es ist aber schon viel geholfen, wenn gewisse Grundprinzipien erkannt und verinnerlicht werden, weil dann das Karate „straßentauglich“ umgesetzt werden kann. Einem Teilaspekt dieser Umsetzung widmet sich daher folgende Arbeit. 1.1.2 Notwehr und Deeskalation – Gewaltprävention Eines muss den Karatekas jedoch unmissverständlich klar gemacht werden. Karate ist eine Waffe – und eine tödliche dazu. Mit dem Erlernen von hunderten Kombinationen und Techniken und damit der potenziellen Macht zur Verletzung anderer Menschen ist eine enorme Verantwortung verbunden. Auf der Straße hat man aber leider immer (mindestens) drei Gegner: sich selbst, den Aggressor und den Staat (Polizei/Staatsanwalt). Niemand will und sollte wegen physischen Auseinandersetzungen im Gefängnis landen. Oberstes Gebot lautet daher: VERMEIDET jeden Kampf! Wer bereits kämpfen muss, hat schon verloren. Das ist nicht nur eine Binsenweisheit, sondern lässt sich tatsächlich umsetzen. Die meisten Konflikte lassen sich durchaus gewaltfrei lösen, wenn man sein Ego zurückschraubt. Natürlich braucht man ein beherrschtes und freundliches Auftreten, aber gleichzeitig eine selbstbewusste (nicht berohende!) Haltung mit entschlossener Stimme. Falls es doch soweit kommt, sollte man auch beherrscht den Aggressor „entwaffnen“ sofern die Situation es gestattet und nicht über Gebühr zuschlagen. § 32ff. StGB (Notwehr) sowie § 323c StGB (unterlassene Hilfeleistung) sind zu beachten. Dafür müssen die Teilnehmer im Laufe ihrer Laufbahn sensibilisiert werden.

1 Vgl. die Leitsätze zur SV unter http://www.daisho.de/site.php?site=modul_mediathek.

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1.2 Distanzen Ziviliserte Kämpfe (Sport, Training, Wettkampf aber auch Cagefighting) sind nicht repräsentativ2 für die harte Realität der Straße. Unter einem großen Reglement stehen sich zwei (!) ähnlich schwere Kontrahenten auf einer vorhersehbaren, präparierten Fläche zu einer vorhersehbaren Zeit (und Ort – die Wettkampffläche beträgt 64m2!!!) gegenüber und kämpfen hauptsächlich mit schönen, kontrollierten Techniken (auch im Vollkontakt/Cagefighting) um die Gunst der Schiedsrichter, die jeden Verstoß unverzüglich ahnden. Die Straße ist selbstredend anders. Ein großes Problem ist bereits das spontane, berserkerhafte (Achtung: Blutrausch!) Zurennen eines Angreifers und anschließendes wildes, unsauberes um sich herum rumschlagen! Oft landet der Kampf auch im unsauberen Clinch, oder durch Reißen und Stolpern auf dem Straßenpflaster. Der Aggressor handelt nicht vernünftig! Karate ist jedoch vom heutigen Grundrepertoire am besten für die mittlere/ferne Distanz geeignet.3 Nichtsdestotrotz soll sich der Karateka auch den anderen, „unliebsamen“ Distanzen stellen und auch unsaubere Techniken abwehren lernen – Karate ist eins und Karate ist alles! Maai (rechter Abstand) ist schwer zu erlernen und muss fortwährend geübt werden. Schließlich sind die Angreifer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine geübten Karate-Experten, die sich an die Regeln halten. Vorliegend sei ein kurzer Abriss der Distanzen gegeben, deren genaue Bestimmung nicht möglich ist. Da ein fließender Übergang von der einen in die andere Distanz binnen (Milli-)Sekunden stattfindet, ist dies auch nur als Anhaltspunkt gedacht. Die Einteilung erfolgte nach eigenem Ermessen. Ergänzend sei gesagt, dass die japanischen Begriffe auch variieren, beispielsweise ist die Chuma-Distanz im Kendo (Ittoma) eine etwas andere als im Karate, bzw. Judo oder kobudo. Die Begriffe bezeichnen ja auch nicht einen genau messbaren Abstand zwischen zwei bestimmten Punkten, sondern geben eine ungefähre Orientierung.

2 Vgl. hierzu ähnlich: http://www.karatecoach.eu/31.html. 3 Mit sehr ählichem Ergebnis auch: http://www.karate-archiv.de/Artikel/Sekkinsen_-_Die_Nahdistanz_im_/sekkinsen_-_die_nahdistanz_im_.html.

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1.2.1 Laufdistanz Die Laufdistanz ist keine eigentliche Kampfdistanz im engeren Sinne. In dieser stehen die potenziellen Kämpfer (für Kampfverhältnisse) sehr weit (ab ca. 6 Meter) und haben vielleicht noch keinen Konflikt aufgebaut, oder dieser ist gerade im Entstehen inbegriffen (Wortgefechte, Gesten). Auch hier kann Gefahr bestehen, beispielsweise durch Flaschenwerfen oder Ähnliches. Für das Einführungstraining wird sie vernachlässigt. Die Devise hier lautet dennoch: Deeskalieren, soweit möglich, sonst laufen! 1.2.2 Ferndistanz Die Ferndistanz, die ca. bei unter 5m beginnt (und bis zu 2 Beinlängen Abstand geht), ist diejenige Distanz, bei der sich die Kontrahenten schon in der Konfrontationszone befinden, also mit ein bis zwei Schritten in Reichweite voneinander stünden. Dies ist zwar keine Kampfdistanz an sich, dennoch gilt es bereits hier gewisse Regeln zu beachten. Eine optimale Verteidigungshaltung einzunehmen, ohne dass der Gegner das mitbekommt und sich bedroht fühlt, empfiehlt sich hier. Vorrangig ist aber auch hier die Deeskalation unter Sondierung der Lage und weiterer Gefahren. Dem Gegner den Rücken hier zuzudrehen, bevor man sich nicht mindestens in der Laufdistanz befindet ist nicht ratsam. Sprungkicks mit Anlauf könnten Trefferwirkung erzielen (insb. Taekwondo), bzw. auch Kicks mit dem hinteren Bein (Fersendrehkick) mit Schritt. Dieses ist aber nicht wahrscheinlich. Auch muss man auf evtl. Wurfgegenstände aufpassen, wie Messer, Flaschen, Steine, Stöcke, Kugelschreiber, Münzen... Für das Einführungstraining soll auch die Ferndistanz erstmal nur am Rande zum Übergang zur Kickdistanz erwähnt werden. 1.2.3 Kickdistanz (Toma) Die Kickdistanz (entspräche ungefähr auf Japanisch toma4) ist die erste Distanz, in der reelle Angriffe mit den Füßen (Geris) gestartet werden können. Ein guter Fußexperte wird den anderen gut auf Distanz halten können und sein „Spiel“ durchziehen können. Von Push-Kicks (ähnlich mae-geri) zu Schienbeintritten, mawashi-geris auf den Kopf und Tritten aufs Knie (ähnlich sokuto-fumikomi) oder den Oberschenkel sowie die gefährlichen Unterleibtritte (ähnlich kin-geri) – alles geht. Vor allem weil in dieser Distanz viele Finten mit plötzlichem Nachsetzen in die Boxdistanz möglich sind, kann man diese Ebene nicht vernachlässigen, auch wenn Sprungkicks, Drehkicks und überhaupt hohe Kicks unwahrscheinlich sind, gibt es eine Vielzahl von wuchtigen, direkten und wirkungsvollen Tritten, insbesondere für Frauen interessant, da diese oft nur so die geringere Kraft im Oberkörper verglichen zu Männern kompensieren können.

4 Zu den japanischen Begriffen s.: The Kendo Reader, p. 39 ff.

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1.2.4 Boxdistanz (Chuma) In der Boxdistanz (jap. chuma, bzw. ittoma), die ungefähr einer Armlänge entspricht, entfaltet sich das volle Arsenal des Kämpfens. Gerade, Haken, Uppercuts, aber auch Tritte (zB Schienbeintritte, Lowkicks) und Kniestöße sind möglich. Hebel, Schwerthände, Fingerstiche, ja sogar Würfe – alles geht! Zusammen mit der Kickdistanz ist die Boxdistanz die Primärdistanz des Karate. Hier fühlt sich der Karateka am wohlsten, da er über vielfältige Techniken verfügt. Gleichzeitig sei aber gesagt, dass (geschätzt) ca. drei Viertel der gelernten Techniken so nicht auf der Straße angewandt werden können. Stellungen wie der Zenkutsu-Dachi oder Kiba-Dachi behindern mehr die Beweglichkeit, als dass sie Vorteile böten. Mit Techniken, wie dem haito-uchi oder nukite tut man sich als durchschnittlicher Karateka selber mehr weh, als dem Gegner. Hier ist das Nachsetzen von ganz besonderer Bedeutung, da die Legende vom „ein Schlag, ein K.O.“ nicht der Realität standhält. 1.2.5 Clinch-/Wurfdistanz (Chikama) Die Clinch-/Wurfdistanz (jap. ungefähr chikama) wird im Karate so gut wie vernachlässigt. Was im Boxen (auch unter großen Einschränkungen) oft gesehen wird, ist im kumite beispielsweise unerlaubt, da die Kontrahenten schnell getrennt werden. Ursprünglich aber hatte das Karate diese „vergessene Distanz5“ auch in seinem Programm – tegumi, das okinawanische Ringen. Hier ist aber gerade die Heimat vieler Straßenkämpfer und „dirty fighters“. Zwar fühlt sich hier eher der judoka wohl, da hier die Möglichkeit zur Gleichgewichtsmanipulation gegeben ist, aber die Schläge werden vernachlässigt. Besondere Gefährlichkeit erlangt dieser Abstand dadurch, dass die Sicht auf die primären Waffen des Gegners nicht gegeben ist und so „unsichtbare“ Kniestöße, Kinn- und Leberhaken, Kopfstöße u.v.m. Anwendung finden. Hier muss man mehr nach Gefühl und taktilem Sinn handeln (vgl. chi sao). Alles in allem ist es ein großes Gerangel – eben eine Straßenschlägerei. 1.2.6 Bodendistanz (Katame) In der Bodendistanz (jap. katame) haben die Gegner den Stand- und Wurfkomplex hinter sich gebracht und liegen in engstem Körperkontakt auf dem Boden. Dies ist insbesondere für den Karateka (aber auch für jeden anderen Kampfsportler) auf der Straße die unangenehmste Distanz. Überlebenswichtig ist es, sich NIEMALS auf einen Bodenkampf einzulassen und sofort wieder auf die Beine zu kommen. Was im Ring (Judo, Ringen, BJJ) auf gutem Boden mit EINEM Gegner funktioniert, kann auf Glasscherben und 2-3 „Kumpels“ des Angreifers, die parallel auf einen drauftreten bitter enden. Devise: BODEN VERMEIDEN! SONST: SCHNELL AUF DIE BEINE!

5 Vgl. Tegumi – Karates vergessene Distanz, s. Literatur.

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2. Mobilisierung und vorbereitende Übungen Zum allseits bekannten „Aufwärmen“ bietet sich ein kurzes allgemeines Mobilisieren der Gelenke an, um die Gelenkschmiere zu aktivieren. Ansonsten erfolgt das Aufwärmen gleich zielorientiert unter Einbeziehung der koordinativen Fähigkeiten. Vorgreifend seien die geforderten Fähigkeiten samt den relevanten Fragen aufgelistet. Auf diese wird im weiteren Verlauf Bezug genommen.

• Orientierung: WO ist der Gegner? Sind es meherere? Wo ist eine Fluchmöglichkeit? Wo ist das Terrain (un)günstig?

• Reaktion: WANN reagiere ich auf einen Angriff? Wann kann ich kontern? Wo ist die Deckung frei? Was für Signale gibt mir der Aggressor vor dem Angriff?

• Differenzierung: WO ist eine Öffnung des Gegners? Welche Trefferfläche bietet sich an? Wie intensiv kann/darf ich zuschlagen?

• Umstellung: WIE gehe ich mit Finten um? Passt die Technik jetzt noch? • Kopplung: Setze ich nach? Koppele ich mehrere Techniken miteinander?

Bleibt mein Körper während der Technikausführung in Bewegung? 2.1 Allgemeines Mobilisieren

• Hüftkreisen (koshi no kaiten)

• Kniekreisen (hiza no kaiten)

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• Fußgelenkkreisen

• Schulterkreisen, Armkreisen

• Nackenmobilisierung (Nicken, von oben nach unten), Handegelenke kreisen

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• Hampelmann (jumping jacks) in allen Variationen

• Knie an die Brust ranziehen, Oberschenkeldehnung auf einem Bein

• Schulterdehnen

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• Hüfte auskreisen von außen nach innen/innen nach außen 2.2 Zielorientiertes Mobilisieren Dies ist zwar noch „Aufwärmen“, aber auch schon als Vorübung/Einleitung zum Hauptteil zu sehen, sodass ein fließender Übergang gewährleistet ist. Überwiegend sind die folgenden Übungen als fertigkeitsspezifisches Fähigkeitstraining zu verstehen. Da auch spielerisch an die verschiedenen Themen (Reaktion, Ausweichen, Bewegen) herangeführt wird, kann dies durchaus als spielerische Methode bezeichnet werden. Nach jeder Übung (auch im Hauptteil) soll möglichst ein Partnerwechsel durchgeführt werden, da jeder Mensch eine andere „Distanz" hat.und Gewöhnungen vermieden werden sollen.

Übung: Die Drachenpeitsche

Inhalt: Ein Partner nimmt den Gürtel ab und bindet 1-2 Knoten an einem Gürtelende. Er nimmt den Gürtel in beide Hände, wie eine Art Peitsche (ähnlich kusarifundo, kusarigama) und versucht zunächst langsam den anderen zu treffen. Erlaubt sind dabei alle Arten von Angriffen – von oben nach unten, von links nach rechts oder sogar „Tsukis“ mit dem Gürtel. Der Angegriffene muss instinktiv ausweichen. Geht der Angriff auf ashi, kann er zB drüberspringen, bei men (atama)-Angriffen hingegen sich einfach ducken, zurückweichen, usw.

Ziele und Fähigkeiten: Orientierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit schulen mit einem gut sichtbaren und langsamen Reiz. Fehler: So gut wie keine. Verlangt ist ein natürliches Ausweichen. Möglich ist ein zu frühes Ausweichen, ein zu spätes (oder gar kein) Ausweichen, was durch Getroffenwerden spürbar ist.

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Übung: Schulter-, Oberschenkel- und Rückenklopfen

Inhalt: Zwei Partner sollen spielerisch in drei Stufen jeweils die Schulter des anderen mit der Hand berühren, gleichzeitig den „Angriffen“ des anderen ausweichen durch zurückziehen der Schultern oder des kompletten Körpers, oder leichtes Blocken. Dann wechseln die Partner auf die Oberschenkel (Vorsicht Kopf!) und schließlich auf den Rücken. Hier geht es um eine lockere Haltung und Reaktion, nicht Kraft und „Nie-Getroffen-Werden“. Ziel und Fähigkeiten: Entspanntes, schnelles Ausweichen. Auf die Bewegungen des Gegners natürlich zu reagieren und diesen fortwährend zu beobachten. Die richtige Distanz zum Angreifen und Ausweichen einüben. Reaktionsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit. Fehler: Zu „steifes“/kräftiges/statisches Bewegen, Klopfen/Blocken mit Gewalt. Zu großer Fokus auf Angriff unter Vernachlässigung der Distanz und Position des gesamten Körpers.

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Übung: Der Magnet

Inhalt: Zwei Partner stellen sich gegenüber im Zenkutsu-Dachi (Kumite-Variante) samt Deckung auf. Während der eine „aggressiv“ ist, d.h. die Richtung vorgibt, versucht der „Defensive“ ihm zu folgen und dabei die gleiche Distanz von ungefähr einer Beinlänge zu bewahren. Er „folgt“ gleichsam dem „Aggressor“ unter Wahrung des für ihn „bequemen“ Abstands. Zunächst nur vorwärts-rückwärts, dann auch seitwärts und im Kreis. Auch die Auslage wechseln ist erwünscht, wobei der „Verteidiger“ sofort auf den Auslagenwechsel reagieren soll. Ziel und Fähigkeiten: Die richtige Distanz zu wahren und auf den Gegner zu reagieren, sich nicht „überrumpeln“ lassen durch aggressives Vorgehen des Gegners. Genaue Beobachtung des tai-sabaki (etwa Beinarbeit) des Gegners. Reaktionsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit. Fehler: Zu zaghaftes Nachfolgen, zu spätes Zurückweichen, Vernachlässigung der Deckung (die gesamte Zeit über zu halten!!!), zu tiefe Stellung, Vernachlässigung der Auslage/Stellung.

Übung: „Bauernschieben/Bauernziehen“

Inhalt: Tori und Uke stellen sich gegenüber jeweils in der gleichen Auslage in den Zenkutsu-Dachi in ungefähr einer Armlänge Abstand. Ziel ist es, jeweils genau die eigene Position so zu halten, und den Gegner ins Wanken zu bringen. Sie schließen die Hände des über dem vorderen Bein stehenden Arms zusammen (wie beim Armdrücken) und versuchen, den anderen Partner durch Ziehen und Schieben von seinem Stand abzubringen. Jedwede Bewegung der Füße gilt als Verloren. Ziele und Fähigkeiten: Festen Stand einüben, auf Bewegungen des Partners reagieren, Gefühl für Zug und Druck, Entwicklung der taktilen Wahrnehmung. Umstellungsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit.

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Fehler: Zu hartes Ziehen/Schieben „auf Teufel komm raus“ ohne sich der Druck-/Zugmeachnismen bewusst zu werden.

3. Hauptteil Vorliegend ist wichtig, dass die Übungen vorwiegend aus der natürlichen Stellung (Shizentai) geübt werden, da man im Alltag nicht ständig in einer kamae läuft. Dennoch ist es wichtig einen wachsamen Geist (zanshin) zu haben und sich seiner Umgebung bewusst zu sein. Eine „subtile“ Kamae einzunehmen, wenn ein verbaler Konflikt entsteht, empfliehlt sich, da so eine bessere Verteidigung gewährleistet ist. Hebt man die Hände zu einer beschwichtigenden Geste vor den Körper mit offenen Händen (Handflächen zum Gegner), signalisiert man dadurch, dass man „keinen Stress“ haben will, ist aber gleichzeitig in der Lage flexibler zu reagieren. Eine Seite bereits unauffällig vom Gegner abzudrehen verringert schonmal die eigene Trefferfläche und hält bessere Rückzugsmöglichkeiten offen. Fehlerhaft wäre es, gleich die Fäuste zu ballen, in den renoji-dachi zu gehen, oder gar schlimmer: den zenkutsu-dachi. Dass die Distanzen nicht systematisch hintereinander „abgearbeitet“ werden, sondern immer wieder auftauchen, soll den Teilnehmern zeigen, dass dies keine Schablone ist, die man im Kampf anlegen kann (im Übrigen hat man ganz andere Probleme), sondern ein ständiges Wechseln zwischen Nah und Fern erfolgt und daher immer die angemessene und geeignete Reaktion jedweder Schematisierung vorgeht.

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Beispiele „richtiger“ und „falscher“ Stellungen:

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3.1 Kickdistanz (Lange Distanz) Typischerweise finden Straßenkämpfe nicht (lange) in der klassischen Kickdistanz statt, da sich selten zwei geübte Trittexperten gegenüberstehen, die nach den Regeln der Kunst kämpfen. Der natürliche, menschliche Impuls ist mit den „Fäusten“ zu wedeln. Treten auf dem Boden ist eine andere Geschichte. Davon abgesehen, die einzig schnell erlernbaren und effektiven Tritte sind meines Erachtens: der Vorwärtstritt (mae geri) als Push/Stop-Kick, der Lowkick (sozusagen mawashi-geri „gedan“) in die Oberschenkel oder Knie, Kniestöße (hiza-geri) und schließlich der Tritt in den Unterleib (kin-geri). Möglich ist noch der sokuto-fumikomi auf die Knie. Folgende Situation soll mit zwei Lösungen als Einführung in die SV-Kickdistanz, samt Timing sowie den Übergang zur Boxdistanz dienen. Tori rennt aus der Lauf-/Ferndistanz wild auf Uke zu. Dieser soll ihn im rechten Moment (maai) „aufhalten“ oder zur Seite weichen (sidestepping).

1. Übung: „Den Bullen stoppen“

Inhalt: Uke hält den auf ihn zurennenden Tori (anfangs langsam üben) mit einem Mae-Geri kekomi/keage aus der o.g. shizentai-kamae. Der Tritt zielt anfangs auf die Bauchgegend (geringste Verletzungsgefahr zur Einübung), kann dann bei genügender Kontrolle auch auf Oberschenkel oder Knie plaziert werden (Vorsicht! Sanfte Ausführung wegen Verletzungsgefahr notwendig!) Wichtig ist, dass gleichzeitig die Deckung der „natürlichen“ Stellung immer hochgehalten wird (Shuto-Tsuki anzudeuten ist möglich und erwünscht) Ziele und Fähigkeiten: richtiges Timing, richtige Kickdistanz feststellen, effektive, direkte und verhältnismäßige Abwehr gegen rennenden Gegner erlernen. Reaktionsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit. Fehler: Zu frühes/zu spätes Treten (beides gefährlich, da falsche Distanz offen macht für Gegenangriffe), zu schüchternes Treten (Gewicht muss etwas nach vorne gehen, da man dem Impuls des „Bullen“ begegnen muss).

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2. Übung: Toreador – Dem Bullen ausweichen

Inhalt: wie 1.Übung unter 3.1, jedoch statt mae-geri macht man einen Schritt zur Seite und setzt von dieser günstigen Position einen Schlag/Tritt je nach Abstand an. Zurückweichen empfiehlt sich nicht und ist „falsch“ bei dieser Übung, weil man früher oder später beim Rückwärtslaufen stolpert und nie schneller als der Vorwärtslauf von Tori ist (auch ein Problem des gohon-kumite). Dies ist auch eine Vorbereitung auf die „praktische“ Anwendung der 4.Partnerkombination (s. 3.5.2). Ziele und Fähigkeiten: zur rechten Zeit Ausweichen, Lernen, dass Angriffen nicht immer „standgehalten“ werden muss. Dies ist das genaue Gegenteil der 1.Übung – der Angriff läuft in die Leere. Lernen des „günstigen“ Winkels6 für einen Angriff Fehler: Zu frühes/spätes Ausweichen. Zu weites/zu nahes Ausweichen. Gleichzeitiges Zurückweichen (hiergegen ein Mittel: Uke steht an der Wand, Tori rennt auf ihn zu – Uke kann nur zur Seite ausweichen). Deckung wird fallen gelassen.

6 Zu den Winkeln des Angriffs allgemein siehe: http://www.aikidojournal.com/article.php?articleID=634.

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3. Übung: Den Tritten des Gegners ausweichen

Inhalt: Dem Mawashi-Geri/Mae-Geri von Tori so knapp wie möglich ausweichen, danach sofort die Distanz überbrücken und die Nähe zu Tori suchen. 1-2 Tsukis/Uchis andeuten. Ziele und Fähigkeiten: Geeignetes Ausweichen bzgl. Tritte. Überbrücken der Distanz. Uke soll Tori seine „Waffen“ (Füße) wegnehmen. Reagieren und Nachsetzen nach Reiz. Reaktionsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit. Fehler: Viel zu weites Ausweichen (Zeit- und Raumverlust) � keine Zeit zur Distanzüberbrückung. Zaghaftes Überbrücken der Distanz, zu spätes Reagieren. Kein Nachsetzen und koppeln von vielen kompakten und schnellen Techniken.

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3.2 Boxdistanz (Mittlere Distanz) Zur Boxdistanz lässt sich sagen, dass es gefährlich ist, klassische Tsukis im klassischen Stand anbringen zu wollen. Tiefe Tsukis können oft mit einem Gegentreffer zum Kopf bestraft werden, aber das ist situationsabhängig. Besser sind eine Anlehnung ans Boxen, bzw. die Kettenfäuste des wing tsun. Zwei Übungen seien vorgestellt, um diesen „Übergang“ vom Klassischen zum Modernen etwas zu erleichtern.

1.Übung: „Phalanx“

Inhalt: Tori greift (shizentai) Uke mit Schwingern, oder Jab/Cross (tsukis, uchis) und Uke reagiert immer uniform, indem er beide (!) Hände hoch nimmt in einem Dreieck, bzw. Keil und gleichzeitig IN Tori „reingeht“. Danach kann er Techniken nach Belieben nachsetzen. Anschließend unbedingt sich von Tori (Deckung!) entfernen („Rein-Raus-Prinzip“). Langfristig betrachtet, ist dies auch eine Vorbereitung, bzw. Vertiefung von Selbstverteidigungstechniken gegen einen kurzen Stock, bei denen man in den Gegner reingeht, um ihm das „Schwingen“ mit dem Stock zu nehmen. Stufe 2: Es ist auch möglich, dem Gegner schon während des Reingehens einen empi-uchi verpassen, während man den Schwinger mit der anderen Hand blockt (shuto-uchi in die Armbeuge). Ziele und Fähigkeiten: Lernen, nicht zu „zögern“, sondern beherzt in den Gegner reinzugehen und ihm die „Waffen“ zu nehmen. Entwickeln der instinktiven Reaktion, die Hände hochzunehmen (Bekämpfen des Karate-Syndroms, Hände an der Hüfte). Reaktionsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit. Fehler: Kein bewegen des Körpers. Zuwenig Vorgehen (mit dem gesamten Körper „in“ Tori reingehen!), zu spätes Hochheben der Hände, Fallenlassen der Hände. Zu langes Verweilen bei Tori.

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2.Übung: „AK47“

Inhalt: Stufe 1: Nach der 1.Übung, die fortgeführt wird, sollen als Abschlusstechnik mindestens 10 „Kettenfäuste“ oder uchis erfolgen. Dies soll bei maximaler Geschwindigkeit ausgeführt werden. Es ist klar, dass diese nicht sauber ausgeführt werden – anfangs. Es geht um das permanente Bedrängen des Gegners und nachsetzen. Auf Schönheit der Techniken wird der „Aggressor“ sicher nicht achten. Dies kann man durch eigenes Vorgehen (Uke) noch verstärken. Insbesondere bleibt nicht die Zeit vollends die Fäuste zurückzuziehen. Dafür ist man aber schneller wieder beim Gegner. Stufe 2: In der Übung (3.1) „Den Tritten des Gegners ausweichen“ sofort die Distanz überbrücken und 10 Techniken nachsetzen. Ziele und Fähigkeiten: Schnelle Techniken auf kompaktem Raum, permanent den Gegner beschäftigen. Reaktionsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit, Rhythmisierungsfähigkeit. Fehler: Zu langsame Techniken, zu steifes Schlagen, zu langsame Reaktion und Vernachlässigung der Prinzipien der vorhergehenden Übungen.

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3.3 Clinchdistanz (Nahdistanz) Die Clinchdistanz ist auch eine ungewohnte Distanz für den Karateka. Da das Vorhandensein der taktilen Wahrnehmung von entscheidener Bedeutung ist, soll als Einführung genau diese ohne spezifische Techniken geübt werden.

Übung: „Sticky Hands“

Inhalt: Zwei Partner berühren sich an den Handgelenken im shizentai. Uke hat sie innen, Tori außen. Stufe 1: Tori übt Druck aus und versucht wie beim Schulterklopfen entweder die Schultern, Brust, oder die Hüfte, bzw. den Rücken von Uke leicht zu berühren. Uke FOLGT LEDIGLICH der Technik und spürt den Druck (nach einiger Zeit ruhig die Augen schließen, um den Fokus auf den Druck/Zug zu spüren). Uke klebt am Arm von Uke, auch beim Zurückziehen. Stufe 2: Uke versucht die „Angriffe“ von Tori abzulenken – Beispiel: Angriff auf die Schulter leicht nach außen zur Seite, bzw. nach unten ablenken unter zurückweichen der eigenen Schulter (vgl. Aufwärmübung). Stufe 3: Erst Stufe 1, dann Stufe 2 in Bewegung beider Parteien – wenn Zeit ist, Stufe 4: Stufe 3 mit geschlossenen Augen. Endziel wäre das Anbringen einer oder zwei Kontertechniken nach „Ablenkung“ des Angriffs. Ziele und Fähigkeiten: Lernen, Kontakt mit dem Gegner zu halten. Sich nicht auf das Sehen verlassen. Taktile Wahrnehmung weiter schärfen. Reaktionsfähigkeit, Antizipationsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit. Fehler: Verbissenes Drücken mit Gewalt (keine Kraftübung!). Nicht-Getroffen-Werden-Wollen (Ego), allgemeine Steifheit. Vernachlässigung der Druck-Zug Mechanismen.

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3.4 Bodendistanz (Katame)

Übung: „Stehaufmännchen“

Inhalt: Zur Bodendistanz kann in der Einführung nicht vertiefend eingegangen werden. Möglich ist aber ein Reaktionsspiel, bei dem Uke geworfen wird (die gängigen Judowürfe sind beim Oberstufenlevel des Kempo bereits hinreichend bekannt) und sofort aufstehen muss, möglichst von Tori weg (Achtung: (Knie)Tritte), nicht zu ihm hin. Dabei soll Uke möglichst schnell in einen stabilen „kampfbereiten“ Stand kommen und beim Aufstehen die Deckung (insb. Kopf!!!) nicht vernachlässigen. Ziele und Fähigkeiten: Lernen, dass Bodendistanz auf der Straße nicht diejenige ist, in der etwas „zu gewinnen ist“. Lernen, aus unangenehmen Lagen sofort aufzustehen (insb. Wurf). Lernen vom Gegner weg aufzustehen. Orientierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit Fehler: Langsames Aufstehen, unkontrolliert. Kopf ungeschützt beim Aufstehen (Deckung mit mindestens einem Arm hoch).

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3.5 Selbstverteidigung und Kempo-Renzoku-Waza Die Partnerkombinationen des Kempo-Karate sind den Oberstufenteilnehmern zur Genüge bekannt (s. Appendix), sodass nach kurzer Wiederholung des Ablaufs der jeweiligen Kombination auf ihren Selbstverteidigungsaspekt eingegangen werden kann. Insbesondere nach den Übungen unter 3.1-3.4 ergibt sich ein Synergieffekt und es wird Bekanntes und Gekonntes unter Berücksichtigung des bereits Gelernten modifiziert, d.h. Parameter werden verändert um Automatismen aufzubrechen und an ein anderes Ergebnis, nämlich die realistischeren Anwendung, zu gelangen (komplexe Methode). Der Unterschied ist, dass nicht mehr aus kihon angegriffen wird. Beide Partner stehen in einer natürlichen Stellung (s. oben) und schlagen auch natürlich, d.h. ohne großes Ausholen, Ankündigen. Aus der SV-Kihon des Kempo ist bereits bekannt, dass kompakte, schnelle und direkte Stöße eher zum Ziel führen, als die klassische Karate-Grundschule. Solcher Art sollen die Angriffe sein. Beidseitiges Üben ist erwünscht, kann aber aus Zeitgründen für später aufgehoben werden. Die Teilnehmer werden dazu ermutigt, mit dem vorher gelernten („Keil-Prinzip“, „Kettenfäuste“, „Klebende Hände“) zu spielen und als Anschlusstechniken einzusetzen. 3.5.1 „Nummer 3“ – Nahdistanz Inhalt: Im shizentai (rechte Auslage, vgl. oben) stehen sich die Gegner in Box-/Clinchdistanz gegenüber, wobei die linke Hand von Tori und die Rechte von Uke sich überkreuzen (chi sao, klebende Hände). In dem Augenblick, in dem Tori mit links angreift (tsuki, uchi) schlägt Uke mit shuto-uchi/tsuki links in die Armbeuge von Tori (auch super gegen Schwinger-Abwehr) und rammt gleichzeitig seinen rechten Ellbogen (empi-uchi) in den Solarplexus/Bauch. Die Stellung ist ähnlich einem kiba-dachi, kann aber auch noch enger gestaltet werden. Die Schlusstechnik ist ein unverzüglicher uraken-uchi rechts auf die Nase, während der linke Arm den ausgestreckten Arm von Tori festhält. Dies ähnelt der Partnerkombination 3 in der Grundform und lehrt gleich ein direktes und schnelles Vorgehen. Die Techniken müssen geradlinig und kompakt sein. Ziele und Fähigkeiten: Anwendung Nr. 3-Prinzip, Abwehr gegen Schwinger, Ausnutzen der mechanischen Schwäche der Armbeuge. Direkte, geradlinige Angriffe. Reaktionsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit. Fehler: zu frühe Reaktion und somit Offenbarung der Absichten, zu „weiträumige“ Techiken.

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3.5.2 „Nummer 4“ –Sidestepping und Kontern Inhalt: Bei der vierten Partnerkombination, die zunächst von den Teilnehmern etwas geübt werden soll, kann ein wichtiges Prinzip für die Selbstverteidigung gewonnen werden – seitliches Ausweichen (Sidestepping). Dieses wurde bereits unter 3.1 geübt. In einer lockeren, natürlichen Stellung kommt daher Tori auf Uke zu und greift diesen mit einer Geraden an („tsuki“), die zum Kopf o.Ä. gehen kann. Uke weicht seitlich aus und blockiert den Angriffsarm mit einer Art shuto-uke, bzw. einem Schlag auf den Ellbogen, der je nach Situation angepasst wird. Abhängig von der Distanz reagiert Uke mit einem Tritt (kann auch yoko-geri zum Knie, zur Rippe statt mawashi-geri sein) oder einem uchi. Sollte das Ausweichen so eng sein, dass sich eher ein Wurf anbietet, ist auch dies möglich. Ziele und Fähigkeiten: Ausweichen, Distanz halten, vgl. Übung „Dem Bullen ausweichen“ sofort reagieren nach Ausweichen. Orientierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit. Fehler: Zu steifes Angreifen/Blocken, zu grundschulmäßig. Zu weites

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Ausweichen. 3.5.3 „Nummer 13“ – Mittlere/ Nahe Distanz Inhalt: Aus dem shizentai (vgl. oben) greift Tori mit einem ura-tsuki gegen den Magen/Leber von Uke an. Dieser wehrt den Angriff nur dadurch ab, dass er seinen linken Unterarm schützend vor die betroffene Stelle absenkt. Gleichzeitig verpasst er Tori einen teisho-uchi rechts gegen das Kinn, wobei der (modifiziert) in die Augen von Tori greift (Vorsicht beim Training!). Durch das Schieben des Kinns nach hinten und gleichzeitiges „Drängen“ von Uke (i.e. Vorgehen) verliert Tori sein Gleichgewicht und muss sich nach hinten bewegen. Dies kann (je nach Leistungslevel implementieren) Uke ausnutzen, indem er Tori ein Bein stellt (ähnlich o-soto-gari), über das Tori dann auf den Boden fällt. Ziele und Fähigkeiten: Reagieren auf Tiefschlag. Simultanes abfangen und angreifen. Reaktionsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit. Fehler: zu spätes Absenken des linken Unterarmes. Fehlendes Vorgehen mit dem Körper, kein Druck aufs Kinn.

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3.6 Selbstverteidigung und Kempo-Kata Aus fast allen Kempo-Katas lassen sich realistische Bezüge herstellen für bestimmte Situationen. Für die „Distanzzwecke“ sei eine bestimmte Sequenz aus der Kempo-Godan herausgenommen, damit wieder die Kickdistanz geübt wird, zumal die Partnerkombinationen eher auf „engerem“ Raum stattgefunden haben (Prinzip „Durchmixen“ der Distanzen – alles ist eins).

Übung: „Karate-Fußball“

Inhalt: Um die richtige Kickdistanz weiter einzuüben, bietet sich eine Sequenz aus der Kempo-Godan an. Diese lautet: aus dem kiba-dachi tritt man einen yoko-geri keage links, setzt ab und folgt mit einem ushiro-mawashi-geri rechts und setzt in den kiba-dachi ab (rechtes Bein „vorne“). Anschließend folgt ein yoko-geri keage rechts unter ranziehen des linken Fußes und ein ushiro-mawashi-geri links mit absetzen in den kiba-dachi. Anstatt die Sequenz jetzt unterbrechungslos durchzuführen, stellt sich der Partner „vor“ den Übenden und agiert das Trefferfläche. Dabei startet er in einiger Entfernung (Fern-/Laufdistanz) und geht langsam auf den Übenden zu. Sobald dieser die Distanz als richtig (maai) einschätzt, führt er die erste Technik der Sequenz aus, worauf Uke zuruückweicht und anschließend wieder auf Tori zugeht. Dieser führt dann die zweite Technik der Sequenz aus, worauf wieder Uke ausweicht. So bis zur vierten Technik (ushiro-mawashi-geri links). Dann erfolgt ein Wechsel von Tori und Uke. Die Techniken sollen kontrolliert ausgeführt werden und fast kein Kontakt stattfinden (nur bei sehr fortgeschrittenen). Gleichzeitig ist dies auch eine gute Übung fürs Kumite, wo auch die Technik abgestoppt werden muss. Wenn möglich, auf jodan zielen. Da dies auch leistungsabhängig ist, ist chudan sehr wohl erlaubt, zumal dies die realistischere Variante „auf der Straße“ wäre. Ziele und Fähigkeiten: maai mit geris. Reaktion auf zukommenden Gegner. Lernen, bewegliches Ziel zu „treffen“. Distanz in Sekundenbruchteilen einschätzen. Timing der Kicks. Reaktionsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit. Antizipationsfähigkeit.

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Fehler: Zu spätes/frühes reagieren, somit verpassen der Distanz und optimaler Wirkung der Technik. Zu steif und abgehackt. Partner geht zu aggressiv vor und zurück, lässt dem Übenden keine Chance zur Ausführung der Techniken. Deckung wird fallengelassen.

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3.7 Selbstverteidigung und Kumite Dass die Selbstverteidigungstechniken alleine von ihrer Konzeption und Wirkung her nicht anwendbar auf das Wettkampf-Kumite sind, ist selbstredend. Auch die natürliche Stellung ist wenig von Vorteil, da sie keine „Punkte“ bringt. Dennoch ergibt sich ein Synergieeffekt, denn die Distanzen sind auch im Kumite von entscheidener Bedeutung. Zumindest in puncto Training des richtigen Abstands und Zeitpunkts, wie auch die Reaktion auf die Handlungen des Gegners kann man viel auch für das Kumite abgewinnen. Viele der Übungen lassen sich problemlos auf das Wettkampf-Kumitetraining ummünzen, was jedoch nicht der Gegenstand dieser Lehrprobe ist. 4. Abwärmen (Deeskalation) Das Abwärmen, Entspannen, bzw. Entlasten auf klassische Art entfällt, da die Durchschnittsbelastung nicht allzu hoch ist. Die zur Mobilisierung verwendeten Übungen können auch zum Cool-Down herangezogen werden, ein paar lockere Hampelmänner sind auch geeignet. Eine fünfminutige Meditationseinheit bietet sich anschließend an, um sich mental nochmals die Inhalte/Lernziele zu vergegenwärtigen. Folgende Übung sei aber noch vorgestellt, die das Abwärmen begleiten mag.

Übung: „West Side Story“

Inhalt: Zwei Gruppen stellen sich in einigen Metern Abstand in einer Linie auf. Eine Gruppe wird instruiert, die aggressive Gruppe zu sein. Wenn die beiden Gruppen („Gangmentalität“ simulieren, die Gruppen stehen ihren Mitgliedern bei) aufeinander zulaufen (Raumbegrenzung vorgeben, damit absichtlicher Kontakt und „Karambolage“ entsteht), pöbelt die aggressive Gruppe die andere an durch Anrempeln und Anschreien (nicht übertreiben!). Die „passive“ Gruppe versucht sich nicht auf die Provokationen einzulassen und marschiert gelassen vorbei. Sollte jemand den Kopf der aggressiven Truppe zuwenden oder sich nicht entschuldigen beim Anrempeln, bzw. zu lange Blickkontakt halten, dürfen die „Aggressiven“ sich diesen Packen und zu sich zerren. Man beobachte, ob die „passive“ Gruppe eingreift. Yame, wenn es in eine „Massenschlägerei“ ausartet. Ziel und Fähigkeiten: Immer höflich sein, Ego runterschrauben, sich nicht durch Banalitäten und offensichtliches Pöbeln einlassen. Kurzen, nicht provozierenden Blickkontakt mit Lächeln halten. Orientierungsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit. Fehler: Sich auf die Provokationen einzulassen und sich zu prügeln.

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5. Nachbereitung und Analyse In der Analyse ist ex post auf die folgenden Fragen einzugehen:

� Wie haben die Teilnehmer auf dieses ungewohnte Thema reagiert? (Akzeptanz, Spaßfaktor)

� Haben die Teilnehmer das Bewusstsein für die Distanzen entwickelt? (Lernziel)

� Wo gab es die meisten/wenigsten Schwierigkeiten? Woran lag das? (Problemisolierung)

� Was ist pädagogisch/organisatorisch gut/schlecht gelaufen? Welche Übungen kamen gut rüber? (Autoevaluation)

� Kann man in der Präsentation/dem Inhalt noch etwas besser machen? (Optimierung)

� Muss man die Stoffmenge reduzieren? War es zu schnell und zu kompliziert? (Lernpensum)

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APPENDIX I. Zeittabelle und Übersicht der Unterrichtsstunde Zeit (Min.) Summe (Min.); Gliederungspunkt

Inhalte/Übungsform (alle Übungen werden beidseitig ausgeführt)

Belastung Organisationsform/ Geräte

Zielsetzung (kurz, Details s.o.)

1. Phase: Aufwärmen, Vorbereiten, Einstimmen, Mobilisieren 2 Min. (0-2) 0

Begrüßungsform (von Dojo zu Dojo verschieden) incl. Meditationsphase

0 % In einer Linie gegenüber dem Lehrer

Tradition des Karate aufrechterhalten, Respekt und Höflichkeit; Meditation als mentale Einstimmung auf Karate

3 Min (2-5) 1.1-1.2

Vorbereitendes zum Thema – Darstellung der verschiedenen Distanzen

0 % In einer Linie gegenüber dem Lehrer, 1 Teilnehmer aus der Gruppe als Darstellungsmodell

Bewusste intellektuelle Erfassung des Themas; Unterscheidung der Distanzen

Insgesamt 0,5 Min. (5-5,5) 2.1

Aufwärmen: Hüftkreisen 10 % Die gesamte Gruppe im Kreis

Mobilisieren der Hüfte

Insgesamt 0,5 Min. (5,5-6) 2.1

Kniekreisen 10 % Ibid. (= selbiges, wie oben)

Mobilisieren der Knie

Insgesamt 0,5 Min. (6-6,5) 2.1

Fußgelenkkreisen 10 % Ibid. Mobilisieren der Fußgelenke

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Insgesamt 0,5x2 Min. (6,5-7,5) 2.1

Schulterkreisen, Armkreisen 20 % Ibid. Mobilisieren der Schultern, Arme

Insgesamt 0,5 Min. (7,5-8) 2.1

Nackenmobilisierung, Handgelenke drehen

10 % Ibid. Mobilisierung Nacken, Handgelenke

Insgesamt 1 Min. (8-9) 2.1

Hampelmann in allen Variationen

30%-50% Ibid. Herzfrequenz erhöhen, um Durchblutung und Beweglichkeit zu gewährleisten

Insgesamt 0,5x2 Min. (9-10) 2.1

Knie ranziehen, Oberschenkeldehung

10% Ibid. Andehnen der Beine für spätere Geris auf Hüfthöhe, Mobiliserung Hüfte

Insgesamt 0,5 Min. (10-10,5) 2.1

Schulterdehnen 10% Ibid. Dehnen der Deltamuskeln, Verletzungsprophylaxe

Insgesamt 0,5 Min. (10,5-11) 2.1

Hüfte auskreisen 20% Ibid. Mobilisierung Hüfte für spätere Geris

2x1 Min. (11-13) 2.2

Spezifisches Aufwärmen: Die Drachenpeitsche

30%-40% Je 2 Partner im Raum verteilt

Ausweichen lernen, Reaktionsvermögen schulen

3x (2x0,5) Min. (13-16) 2.2

Schulter-/Oberschenkel-/Rückenklopfen

30%-40% Ibid. Distanz üben, Gegner beobachten

2x1 Min. (16-18) 2.2

Der Magnet 30% Ibid. Distanz beibehalten, dem Gegner nachsetzen, bzw. vor ihm fliehen

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2x2 Min. (18-22) 2.2

Bauernschieben/Bauernziehen 20% Ibid. Zug/Druck Mechanismen lernen, Balance, feste Stellung

2. Phase: Hauptteil – Lernen, Üben, Trainieren, Belasten, Schulen 1 Min. (22-23) 3

Zeigen/Üben „richtiger“ und falscher Stellungen

10% In meherern Reihen gegenüber dem Lehrer

Unauffällige Stellung lernen; schlechte Stellungen vermeiden

2x2,5 Min. (23-28) 3.1

Kickdistanz: Den Bullen stoppen

30%-40% 2 gegenüberstehende Linien – eine Seite Tori, andere Uke; Kreisform, Rechteck möglich.

Reichweite der eigenen Tritte erkennen, spüren der Stoppwirkung des Tritts, SV gegen zurennenden Gegner

2x2,5 Min. (28-33) 3.1

Toreador – Dem Bullen ausweichen

30%-40% Ibid. Ausweichen zur richtigen Zeit bei zurennendem Gegner, ändern des Winkels, seitliches Angreifen

2x2,5 Min. (33-38) 3.1

Den Tritten des Gegners ausweichen

40% Ibid. Lernen der Reichweite von gegnerischen Tritten und notwendiges Ausweichen, Überbrücken der Distanz

2x2,5 Min. (38-43) 3.2

Boxdistanz: Phalanx 30% Ibid. Gegnerische Arme durch Distanzüberbrückung neutralisieren; direkter, geradliniger Angriff mit gesamtem Körper

2x2 Min. (43-47) 3.2

AK 47 50%-60% Ibid. Nachsetzen, mehrfache Techniken anbringen, nicht auf einen Treffer beschränken

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2x3 Min. (47-53) 3.3

Clinch-/Wurfdistanz: Sticky Hands

30% Ibid. Entwicklung taktiler Wahrnehmung, folgen der gegnerischen Hände; Kontrolle durch Kontakt, Kontertechniken

2x2 Min. (53-57) 3.4

Bodendistanz: Stehaufmännchen

40%-50% Ibid. Raus aus dem Bodenkampf, schnelles, taktisches Aufstehen

(50-52) 1,5 Minuten TRINKPAUSE 2x3 Min. (57-63) 3.5

Partnerkombinationen: Nummer 3

40% Ibid. Partnerkombinationen im realitätsbezogenen SV-Training, kombiniert mit Prinzipien aus 3.1-3.4

2x3 Min. (63-69) 3.5

Nummer 4 40% Ibid. Ibid.

2x3 Min. (69-75) 3.5

Nummer 13 40% Ibid. Ibid.

2x3 Min. (75-81) 3.5

Kata: Kempo-Godan-Sequenz 50% Ibid. Timing der eigenen Kicks, Reichweite der eigenen Tritte verfeinern bei beweglichem Ziel

3.Phase: Entspannen, Enlasten, Abklingen, Cool-down 3 Min. (81-84) 4

West Side Story 10% 2 gegenüber stehende „Gangs“ (Linien)

Deeskalation; Probleme bei Massenschlägereien; Pöbeleien vermeiden und nicht beachten

2 Min. (84-86) 4

Mobilisierungsübungen 20% Wie anfangs, im Kreis

Abwärmen, runterbringen, mentales Ausschalten

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2 Min (86-88) 4

Kurze Meditation (bzw. Pufferzeit)

0% In einer Linie gegenüber dem Lehrer

Mentale Revision (!) des Unterrichtsinhalts, beruhigen und auf Außenwelt einstimmen

2 Min. (88-90)

Begrüßungsform (von Dojo zu Dojo verschieden)

0 %

In einer Linie gegenüber dem Lehrer

s.o. anfangs

-- -- 4. Phase:Nachbereitung, Analyse Allein zu Hause Optimierung des Trainings und der

Lehrqualität

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II. Grundformen der ausgewählten Kempo-Partnerkombinationen Die Ausgangsform aller Renzoku-Waza (Partnerkombinationen) des Kempo-Karate sind: Tori steht im zenkutsu-dachi, Uke im hachiji-dachi. Die Kombinationen werden beidseitig geübt, hier aber nur einseitig dargestellt.

1. Nummer 3

• Tori greift aus zenkutsu-dachi links mit jun-tsuki chudan Rechts an

• Uke blockt die angreifende

Hand von innen mit einem uchi-uke (Shotokan: soto-uke) im kiba-dachi (rechtes Bein zum Gegner näher)

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• Mit der linken Hand hält Uke den ausgestreckten Arm von Tori fest und verpasst Tori einen uraken-uchi mit rechts zur Schläfe (oder Nase)

2. Nummer 4

• Tori greift aus zenkutsu-dachi rechts mit jun-tsuki chudan Rechts an

• Uke weicht nach

rechts zur Seite aus in eine Art breiten zenkutsu-dachi und blockt mit shuto-uke von außen

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• Uke hält nun den ausgestreckten Arm von Tori fest und tritt mit mawashi-geri chudan links

3. Nummer 13

• Tori greift aus zenkutsu-dachi links mit jun-tsuki chudan Rechts an, aber etwas weiter unten vom Solarplexus

• Uke blockt mit haishu-uke

links unter gleichzeitigem Angriff mit teisho-uchi rechts zum Kinn von Tori

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• Tori schlägt einen ura-tsuki links in die kurze Rippe von Tori

• Mit der linken Hand hält

er dann den rechten Arm von Tori fest und verpasst ihm mit rechts einen empi-uchi von außen nach innen zum Kopf/Kinn

• Uke zieht den

ursprünglichen Tori mit der linken Hand an dessen rechtem Arm, um ihn gegen einen empi-uchi rechts zum Kopf laufen zu lassen

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III. Beispiele aus anderen Werken

Abb. 1: Beispiel einer „richtigen“ Stellung Abb. 2: Seitenansicht einer

„richtigen“ Stellung

Abb. 3: Weist große Ähnlichkeiten zur SV-Anwendung der Partnerkombination 3

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Abbildung 4: Beispiel von Sidestepping, Uke mit Rücken zur Wand Abbildung 5: Anderes Beispiel

von Sidestepping

Abbildung 6: SV-Beispiel, das fast exakt wie die SV-Anwendung der Partnerkombination 13 aussieht.

Page 41: DISTANZEN IN DER SELBSTVERTEIDIGUNG

© Branko Ulaga 2012 C-Trainer Breitensport Karate BKB Termin: I-2012, Referent: Elmar Griesbauer

Kempo-Karate Andyoko Ryu VfR Garching

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LITERATUR

I. Gedruckte Werke

• Mair, Michael/Anton, Björn: Kempo-Karate-Andyoko-Ryu Prüfungsordnung, Garching, 1.Auflage 2008

• Christensen, Loren: Fighter’s Fact Book 2 – Street Fighting Essentials, Turtle Press, Santa Fe, 2007

• Christensen, Loren: Fighter’s Fact Book 1, Turtle Press, Santa Fe, 2000 • Lee, Bruce: The Tao of Jeet Kune Do, Expanded Edition, Black Belt Books,

Valencia (CA), 1975/2011

II. Digitale Werke

• http://www.aikidojournal.com/article.php?articleID=634 (29.04.2012, 16:41) • http://en.wikipedia.org/wiki/Maai (29.04.2012, 16:16) • http://www.karatecoach.eu/31.html (13.05.2012, 18:00) • Tegumi – Karates vergessene Distanz:

http://www.goju-karate.de/Bilder%20und%20Flashes/BG004_Tegumi_Karates_vergessene_Reichweite.pdf (13.05.2012, 18:00)

• http://www.karate-archiv.de/Artikel/Sekkinsen_-_Die_Nahdistanz_im_/sekkinsen_-_die_nahdistanz_im_.html (13.05.2012, 18:00)

• Noma, Hisashi: The Kendo Reader, zu finden unter: http://judoinfo.com/pdf/KendoReader.pdf (13.05.2012, 18:00)

• http://www.daisho.de/site.php?site=modul_mediathek – Hilfreiches in der Selbstverteidigung (13.05.2012, 18:00)

III. Abbildungsverzeichnis

Bis auf die ausdrücklich bezifferten Abbildungen sind alle Bilder aus dem eigenen Archiv entnommen. Für diese wird ausdrücklich nochmals das volle Urheber- und Nutzungsrecht vorbehalten. Abbildung 1: Tao of Jeet Kune Do, p. 34 Abbildung 2: Tao of Jeet Kune Do, p. 148 Abbildung 3: Fighter’s Fact Book 2, p. 216 Abbildung 4: Fighter’s Fact Book 1, p. 190 Abbildung 5: Fighter’s Fact Book 1, p. 195 Abbildung 6: Fighter’s Fact Book 2, p. 152