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DKV-Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ 2012 · 2012 Prof. Ingo froböse, Dr. bIrgIt Wallmann. Über den DKV-Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ 2012 In den letzten Jahren

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  • DKV-Report „Wie gesund lebt Deutschland?“

    2012Prof. Ingo froböse, Dr. bIrgIt Wallmann

  • Über den DKV-Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ 2012

    In den letzten Jahren hat sich der Lebensstil der Men-schen in industrialisierten Ländern gravierend verän-dert – Menschen arbeiten häufiger am Computer, die Freizeitaktivitäten verändern sich, Medien sind immer und überall verfügbar.

    Gleichzeitig ist bei den gesundheitlichen Problemen eine Verschiebung hin zu mehr zivilisationsbedingten Erkrankungen zu beobachten (z. B. Diabetes II, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Rückenleiden). Dies bedeu-tet offensichtlich, dass die Veränderungen der Umwelt-bedingungen das individuelle Krankheitsprofil beeinflussen. Hierbei spielt die Lebensweise jedes Ein-zelnen eine entscheidende Rolle.

    Um zu untersuchen, wie sich das Gesundheitsverhalten der Deutschen darstellt, hat die DKV zum zweiten Mal nach 2010 in einer repräsentativen Befragung durch das Marktforschungsinstitut GfK Nürnberg fünf wichtige Lebensstilfaktoren erfassen und vom Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) auswerten lassen. Diese fünf Faktoren sind: ausreichend Bewegung, ausgewogene Ernährung, moderater Umgang mit Alkohol, der Verzicht auf Nikotin und wenig Stress bzw. wirksame Ausgleichs-mechanismen bei Stress. Der vorliegende DKV-Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ 2012 erlaubt damit nicht nur Aussagen über das derzeitige Gesundheits-verhalten der deutschen Bevölkerung, sondern zeigt darüber hinaus erste Entwicklungen der vergangenen zwei Jahre auf.

    Gesundheit ist jedoch nicht nur eine Frage des Körpers, sondern auch der Seele. Da psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft eine zunehmend größere Rolle spielen, legt der diesjährige DKV-Report einen besonde-ren Schwerpunkt auf psychosoziale Faktoren. Neben dem Schlafverhalten richtet sich das Augen merk dabei auf die persönliche Ausgeglichenheit und das subjektive Vitalitätsgefühl als Teilaspekte der psychi-schen Gesundheit.

    Der DKV-Report beruht auf einer telefonischen Umfrage mit über 3.000 Teilnehmern und spiegelt durchgehend die subjektiven Einschätzungen der Befragten wider.

    Zu den besonderen Stärken des DKV-Reports zählen die komplexe Erhebung der ausgewählten gesundheits-relevanten Lebensstilfaktoren sowie die differenzierte Erfassung der körperlichen Aktivität. Diese wird jeweils gesondert für die Bereiche Arbeit/Beruf, Transport und Freizeit betrachtet. Zusätzlich wurde die jeweilige Sitzzeit untersucht, die heute als eigenständiger Risiko-faktor für die Gesundheit gilt.

    1

  • 4 Kapitel 1. Methodik

    8 Kapitel 2. Gesundes Leben – im Überblick 11 2.1. Gesundes Leben im Geschlechtervergleich 11 2.2. Gesundes Leben nach Alter 12 2.3. Gesundes Leben nach Körpergewicht 12 2.4. Gesundes Leben nach Bildungsstatus 13 2.5. Gesundes Leben: Vergleich 2010 und 2012 – im Überblick

    14 Kapitel 3. Bewegung 17 3.1. Aktivität im Geschlechtervergleich 18 3.2. Aktivität im Altersvergleich 19 3.3. Aktivität nach Körpergewicht 20 3.4. Aktivität nach Bildungsstatus 21 3.5. Aktivität durch Freizeit und Transport 21 3.6. Vergleich Aktivitätsindex 2010 und 2012 22 3.7. Sitzzeiten 23 3.8. Die Bewegungsmuffel

    24 Kapitel 4. Psyche und Schlafverhalten 26 4.1. Ausgeglichenheit 27 4.1.1. Ausgeglichenheit nach Alter 27 4.1.2. Ausgeglichenheit nach Körpergewicht 28 4.1.3. Ausgeglichenheit nach Einkommen 28 4.1.4. Ausgeglichenheit nach Bildungsstatus 29 4.2. Vitalität 30 4.2.1. Vitalität nach Alter 30 4.2.2 Vitalität nach Körpergewicht 30 4.2.3. Vitalität nach Einkommen 30 4.2.4. Vitalität nach Bildungsstatus 31 4.2.5. Vitalität und gesunder Lebensstil 31 4.3. Schlafverhalten 32 4.3.1. Schlafverhalten nach Alter 32 4.3.2. Schlafverhalten nach Körpergewicht 33 4.3.3. Schlafverhalten nach Einkommen 33 4.3.4. Schlafverhalten nach Bildungsstatus

    Inhalt

    2

  • 34 Kapitel 5. Besondere Ergebnisse 35 5.1. Ältere Menschen 36 5.2. Übergewicht

    38 Kapitel 6. Gesundes Leben in den Bundesländern 40 6.1. Erreichen aller Benchmarks im Ländervergleich 41 6.2. Aktivität im Ländervergleich 42 6.3. Ernährung im Ländervergleich 42 6.4. Rauchen im Ländervergleich 43 6.5. Alkoholkonsum im Ländervergleich 43 6.6. Stressempfinden im Ländervergleich

    44 Kapitel 7. Fazit

    3

  • kapitel 1 > Methodik4

  • 1. Methodik

    > StudiendesignDas Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthoch-schule Köln (DSHS) hat diese repräsentative Umfrage im Auftrag der DKV entwickelt, um die gesundheitliche Lebensweise der Menschen in Deutschland zum zweiten Mal nach 2010 umfassend zu untersuchen. Das Markt-forschungsinstitut GfK Nürnberg hat dafür im Zeitraum vom 28.2. bis 4.4.2012 bundesweit 3.032 Personen am Telefon zu ihrem individuellen Gesundheitsverhalten befragt. Die leitfadengestützten Interviews dauerten im Schnitt etwas über 21 Minuten und enthielten zu großen Teilen die gleichen Fragen wie 2010. Sowohl im Vorge-hen als auch in Bezug auf die Jahreszeit der Befragung ist das Design mit dem Vor gänger-Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ 2010 vergleichbar.

    > StichprobendesignEs wurden 3.032 Interviews mit Personen über 18 Jahren geführt. Für die Auswertungen wurden die nach Alter und Geschlecht ausgesteuerten Daten zusätzlich nach Bundesland, Ortsgröße und Haushaltsgröße gewichtet, so dass die Daten diesbezüglich repräsentativ sind für die Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren. Die Gewichtung basiert auf der Mediaanalyse 2011.

    Um eine Auswertung nach Bundesländern vorzuneh-men, wurden ca. 200 Interviews pro Bundesland geführt, doppelt so viele wie im DKV-Report von 2010. Ausnahmen sind Bremen und das Saarland, die eine geringe Stichproben-Basis aufweisen und aufgrund dessen gemeinsam mit Niedersachsen bzw. Rheinland-Pfalz ausge wertet werden.

    Um eine höhere Aussagekraft bei der Länderauswertung zu erzielen, wurden die Stichproben aus 2010 und 2012 bei den identischen Fragenkomplexen zusammen gelegt und die erhobenen Daten gemeinsam analysiert. Ein Jahresvergleich der Regionaldaten von 2010 und 2012 ist aus diesem Grund nicht möglich. Die Länder aus wer-tung im vorliegenden Report beruht nun auf den Anga-ben von mindestens 300 Befragten pro Bundesland.

    5

  • > UntersuchungsinstrumenteFür die Erfassung des individuellen Gesundheitsver-haltens wurden die gleichen Instrumente verwendet wie beim Vorgänger-Report von 2010. Dazu gehört unter anderem der international anerkannte und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Global Physical Activity Questionnaire (GPAQ), der auch einen internationalen Vergleich ermöglicht.

    Für den neu erfassten Themenkomplex der psycho-sozialen Gesundheit und des Schlafverhaltens wurde ebenfalls auf wissenschaftlich erprobte Instrumentarien zurückgegriffen. Die Festlegung der jeweiligen Bench-marks (Erreichen bzw. Nicht-Erreichen eines definierten Zielwertes) richtet sich nach Vorgaben in wissenschaft-lichen Studien bzw. nach den Empfehlungen der Fach-gesellschaften.

    kapitel 1 > Methodik6

  • > Stärken und Limitationen Zu den besonderen Stärken des Reports zählt die diffe-renzierte Erhebung von gesundheitsrelevanten Lebens-stilfaktoren wie Bewegung, Ernährung, Stressempfin-den, Alkoholgenuss sowie Rauchverhalten. Besonders hervorzuheben ist auch, dass sich die Erfassung der körperlichen Aktivität nicht wie in vielen anderen Studi-en auf die Freizeitaktivitäten beschränkt, sondern die Bereiche Arbeit/Beruf, Transport und Freizeit einzeln erfasst werden. Zusätzlich wurde die Sitzzeit erfragt.

    Mit der Erweiterung des Fokus auf die psychosoziale Gesundheit und das Schlafverhalten berücksichtigt der Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ 2012 außerdem die gestiegene Bedeutung der psychischen Gesundheit in der Gesellschaft.

    Die Response Rate des vorliegenden Reports liegt bei 13 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu Hause für ein Telefoninterview anzutreffen, kann auch von seinem Gesundheitsverhalten und seinen beruflichen Verpflich-tungen (z. B. Schichtarbeit) abhängen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass gesundheitsinteressierte Personen verstärkt auf die Befragung eingingen, was zu einer Verzerrung führen kann. Zu beachten ist auch, dass bei allen Fragen grundsätzlich eine subjektive Einschätzung des Gesundheitsverhaltens erfasst wurde. Möglicherweise entspricht diese nicht dem tatsächli-chen Gesundheitsverhalten der Befragten. Bei der Er fassung der Ernährung stand allein die Ausgewogen-heit der Lebensmittel im Fokus der Fragen, Essens-mengen oder Daten zur täglichen Energieaufnahme wurden im Rahmen dieses Reports nicht erfragt.

    Bei der Betrachtung der Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass die Benchmarks nur das Erreichen oder Nichterreichen eines festgelegten Trennwertes angeben. Sie erfassen nicht die jeweiligen Abweichungen vom Trennwert und erlauben damit keine Aussagen über die graduelle Verteilung.

    Beim Vergleich der Daten von 2010 und 2012 ist zu bedenken, dass es sich nicht um eine Langzeitstudie mit den gleichen Befragten handelt, sondern jeweils unter-schiedliche Personen befragt wurden. Dennoch sind beide Stichproben repräsentativ und erlauben daher eine vergleichende Betrachtung.

    7

  • kapitel 2 > Gesundes leben8

  • 2. Gesundes Leben – im Überblick

    Fast 60 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass sie gesund oder sogar sehr gesund leben. Fast ebenso viele (59 Prozent) schätzen ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein. Doch was bedeutet ein gesun-des Leben und wie viele Deutsche leben tatsächlich gesund? Der Report untersucht fünf wesentliche Berei-che, die eine gesundheitsfördernde Lebensweise ausma-chen: ausreichend körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung, kein Nikotin, moderater Alkoholkonsum, guter Umgang mit Stress. Wie viele Menschen gesund leben, lässt sich nicht mit Durchschnittswerten aus diesen Bereichen ermitteln. Denn wer sich gut ernährt, zugleich aber kaum bewegt, lebt keineswegs „rundum“ gesund. Ebenso wenig wie ein körperlich Aktiver, der zugleich raucht und unter Stress leidet. Im DKV-Report betrachten wir deshalb das Kriterium „Gesundes Leben“ nur dann als erfüllt, wenn die Befragten in allen fünf Bereichen die jeweilige Benchmark erreichen.

    > AktivitätDie Benchmark ist an die internationale Aktivitäts-empfehlung von 150 Minuten moderater Bewegung pro Woche der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ange-lehnt. Diese werden beispielsweise durch mindestens fünfmal 30 Minuten moderate Bewegung pro Woche erreicht. Dabei handelt es sich um eine Mindestempfehlung, um das Risiko von kardio-vasku-lären Krankheiten zu senken, körperlich leistungsfähiger zu werden und erste Anpassungen für die Fitness oder für ein gesundes Körpergewicht zu erzielen. Für weitere Anpassungen ist mehr und vielseitigere körperliche Aktivität nötig.

    > ErnährungDie Benchmark ist erfüllt, wenn die Befragten zwei Drittel der abgefragten Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) umsetzen. Die abgefragten Empfehlungen umfassen eine voll-wertige Ernährung mit Gemüse, Obst, Fisch, wenig Fleisch, wenig Süßigkeiten und Knabbereien, regel-mäßige Mahlzeiten und ausreichend Zeit beim Essen. Erfasst wurde die Qualität, nicht aber die Quantität der Ernährung.

    9

  • Auf einen Blick

    Nur jeder Neunte lebt rundum gesundObwohl 60 Prozent der Befragten nach eigener Einschätzung gesund leben, erfüllen nur 11 Prozent die Benchmark in allen fünf Gesundheitsbereichen. Gerade einmal jeder Neunte Deutsche lebt also tatsächlich rundum gesund. Im Umkehrschluss heißt das zugleich, dass etwa 90 Prozent der Bevölkerung ihren Lebensstil deutlich verbessern können. Beson-ders in den Bereichen Ernährung, Aktivität und Stressempfinden besteht offenbar Handlungs bedarf – hier erreicht nicht einmal die Hälfte bzw. etwas mehr als die Hälfte der Befragten die Benchmark.

    Frauen leben gesünder als Männer Frauen führen deutlich häufiger einen gesunden Lebensstil als Männer und schätzen diesen auch häufiger als gesund ein. Sie ernähren sich aus-gewogener, trinken weniger Alkohol und haben ein verbessertes Stressempfinden.

    Ältere Befragte am gesündesten Mit zunehmendem Alter leben die Deutschen immer gesünder: Während in der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren nur 7 Prozent der Befragten alle Benchmarks erfüllen, steigt der Prozentsatz in den weiteren Altersklassen kontinuierlich an. Am gesündesten leben die über 65-Jährigen. In dieser Gruppe erreichen 17 Prozent der Befragten die Benchmarks in allen fünf Gesundheitsbereichen.

    Leichtes Übergewicht bedeutet nicht zwangsläufig ungesündere LebensweiseObwohl Übergewichtige ihre Lebensweise in der Selbsteinschätzung weniger oft als gesund bezeich-nen, erfüllen sie die Benchmarks in allen fünf Bereichen mit 11 Prozent fast ebenso häufig wie Normalgewichtige (12 Prozent). Das gilt allerdings nur für die Übergewichtigen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von unter 30. Adipöse Menschen mit einem BMI über 30 leben tatsächlich ungesünder. In dieser Gruppe schneiden nur 9 Prozent der Befragten in allen fünf Gesundheitsbereichen gut ab.

    > RauchenRauchen schadet der Gesundheit. Die Benchmark erfüllen nur jene Befragte, die sich als Nichtraucher bezeichnen.

    > AlkoholDer gelegentliche Genuss alkoholischer Getränke gilt als nicht gesundheitsschädlich. Die Benchmark wird erreicht, wenn gelegentlich höchstens 300 ml Bier oder 200 ml Wein getrunken werden.

    > StressDas subjektive Empfinden von Stress kann die Gesund-heit beeinträchtigen. Die Benchmark ist erfüllt, wenn Stress durch wirksame Strategien ausgeglichen wird (z. B. Sport treiben, sich bewegen, Entspannung, Geselligkeit, Musik oder Bücher) und das subjektive Empfinden von Stress gering ist.

    kapitel 2 > Gesundes leben10

  • 2.1. Gesundes Leben im Geschlechtervergleich

    Frauen leben gesünder als Männer: Während 13 Prozent der Frauen alle fünf Benchmarks erreichen, liegt der Anteil bei den Männern mit 9 Prozent unter dem bundesdeutschen Schnitt von 11 Prozent. Dieser Geschlechterunterschied entspricht der Selbstein-schätzung: Frauen sind mit 63 Prozent häufiger der Meinung, dass sie gesund leben als Männer, von denen dies 55 Prozent glauben.

    Vor allem in den Bereichen Ernährung, Alkohol und Stressempfinden schneiden die Frauen besser ab. Sie essen mehr Obst und Gemüse, dafür weniger Fleisch, haben häufiger einen moderaten Alkoholkonsum und gehen besser mit Stress um.

    2.2. Gesundes Leben nach Alter

    Je älter die Menschen sind, desto gesünder leben sie – zumindest ihrer subjektiven Einschätzung nach. Dieses Bild bestätigt sich beim Betrachten der Benchmarks. Während bei den unter 30-Jährigen nur 7 Prozent der Befragten alle fünf Benchmarks erreichen, steigt dieser Anteil in den folgenden Altersgruppen kontinuierlich an. Vor allem das Ess- und Rauchverhalten verändert sich positiv: Je älter die Menschen, desto höher die Nicht-raucherquote und desto ausgewogener die Ernährung.

    Am gesündesten leben die über 65-Jährigen: Hier errei-chen 17 Prozent der Befragten die Benchmarks in allen fünf Gesundheitsbereichen. Erstaunlich ist, dass die Älteren häufiger als die Jungen die Aktivitätsempfeh-lung erreichen: Bei den unter 30-Jährigen erreichen 57 Prozent die Benchmark für Aktivität, bei den über 65-Jährigen sind es 60 Prozent. Auch im Bereich Ernäh-rung schneiden die Älteren besser ab. Die Einzeldaten zeigen, dass sie von allen Altersgruppen am regelmä-ßigsten Obst und Gemüse essen. Außerdem greifen sie selten zu Süßigkeiten oder Knabbereien und folgen am häufigsten der DGE-Empfehlung, Fleisch nur ein- bis zweimal die Woche zu verzehren.

    ErrEichEn dEr BEnchmarks nach GEschlEcht

    Gesamt Männlich Weiblich

    Alle 11 9 13

    Aktivität 54 55 54

    Ernährung 47 42 51

    Rauchen 78 77 78

    Alkohol 84 75 93

    Stressempfinden 47 44 49

    Anteil in Prozent

    anteil der Befragten nach Geschlecht, die in einzelnen und in allen

    Bereichen die Benchmark erreichen.

    ErrEichEn dEr BEnchmarks nach altEr

    alter 18 – 29 30 – 45 46 – 65 > 65

    Alle 7 8 11 17

    Aktivität 57 50 52 60

    Ernährung 37 44 49 52

    Rauchen 70 75 74 92

    Alkohol 80 87 86 83

    Stressempfinden 42 41 48 54

    Anteil in Prozent

    anteil der Befragten nach alter, die in einzelnen

    und in allen Bereichen die Benchmark erreichen.

    11

  • ErrEichEn dEr BEnchmarks

    nach BildunGsstatus

    abschluss

    Kein Abschl.

    Haupt- schul-

    abschl.

    Mittl. Reife

    Abitur FH-

    ReifeStudium

    Alle 8 9 13 11 7

    Aktivität 56 59 60 52 43

    Ernährung 43 40 48 47 50

    Rauchen 69 73 74 79 86

    Alkohol 94 90 85 83 78

    Stressempfinden 45 42 48 48 46

    Anteil in Prozent

    anteil der Befragten nach Bildungsstand, die in einzelnen und in allen

    Bereichen die Benchmark erreichen.

    2.3. Gesundes Leben nach Körpergewicht

    Auf den ersten Blick zeichnet sich kein deutlicher Zusammenhang zwischen Übergewicht und Lebensstil ab. In der Gruppe der Übergewichtigen (Body-Mass-Index* zwischen 25 kg/m2 und 30 kg/m2) erreichen 11 Prozent alle fünf Benchmarks. Das ist nur ein Prozent weniger als bei den Normalgewichtigen (BMI zwischen 18,5 kg/m2 und 25 kg/m2). In den Bereichen Aktivität und Ernährung erfüllen die Übergewichtigen die Bench-marks im Vergleich zu den Normalgewichtigen sogar häufiger. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die erho-benen Daten zur Ernährung nur die Qualität, nicht aber die Quantität der verzehrten Lebensmittel erfassen.

    Bei den adipösen Personen mit einem BMI über 30 sinkt der Anteil jener, die rundum gesund leben, auf 9 Pro-zent. Menschen mit Adipositas leiden mit Abstand am häufigsten unter Stress; nur jeder Dritte erreicht in diesem Bereich die Benchmark. Außerdem schneiden sie bei der Ernährung deutlich schlechter ab als der Bevölkerungsdurchschnitt.

    Mögliche Gründe dafür zeichnen sich in der differen-zierten Ernährungsanalyse ab. Danach verzehren Perso-nen mit einem BMI über 25 im Vergleich zu Normalge-wichtigen etwas seltener Obst und Gemüse, dafür aber häufiger Fleisch. Beim Genuss von Süßigkeiten und Knabbereien gibt es dagegen keine großen Unterschie-de. Auffällig ist jedoch, dass Übergewichtige sich weni-ger Zeit für ihre Mahlzeiten nehmen.

    2.4. Gesundes Leben nach Bildungsstatus

    Im Bildungsvergleich leben Menschen mit Mittlerer Reife am gesündesten – hier erreichen 13 Prozent der Befragten alle fünf Benchmarks. Bei den Personen mit abgeschlossenem Studium schaffen dies hingegen nur 7 Prozent. Die Hauptgründe für das im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt von 11 Prozent unter-durchschnittliche Ergebnis der Akademiker: zu wenig körperliche Aktivität und zu viel Alkohol.

    Betrachtet man diese beiden Gesundheitsbereiche einzeln, zeigt sich ein klarer Trend: Mit der Höhe des Bildungsabschlusses nimmt die Aktivität ab und der Konsum von Alkohol steigt. In den Bereichen „Ernährung“ und „Rauchen“ dagegen geht mit dem höherem Bildungsgrad ein tendenziell gesünderes Verhalten einher: Die Zahl der Raucher sinkt und man ernährt sich gesünder.

    ErrEichEn dEr BEnchmarks

    nach körpErGEwicht

    kg/m2 < 18,49 18,5–25 25–29,9 > 30

    Alle 8 12 11 9

    Aktivität 49 54 56 53

    Ernährung 40 46 49 42

    Rauchen 69 76 81 75

    Alkohol 82 85 82 88

    Stressempfinden 49 50 47 35

    Anteil in Prozent

    anteil der Befragten nach Gewicht, die in einzelnen und in allen

    Bereichen die Benchmark erreichen.

    * Die Einteilung der Gewichtsklassen richtet sich nach dem Body-Mass-Index (BMI)

    und folgt der BMI-Gewichtsklassifikation für Erwachsene durch die Weltgesund-

    heitsorganisation WHO. Diese unterteilt folgende Kategorien:

    BMI Gesundes leben12

  • anteil der Befragten, die einzelne Benchmarks

    erreichen, im Jahr 2010 und 2012.

    2.5. Gesundes Leben: Vergleich 2010 und 2012 – im Überblick

    Im Vergleich zu 2010 gibt es heute weniger Deutsche, die rundum gesund leben. Erfüllten vor zwei Jahren noch 14 Prozent der Befragten in allen fünf Gesund-heitsbereichen die Benchmark, sind es aktuell nur noch 11 Prozent.

    > Deutsche bewegen sich wenigerAuffällig ist, dass die Bundesbürger sich weniger bewe-gen: Mit 54 Prozent erreichen deutlich weniger Men-schen die Mindestempfehlung als dies noch 2010 der Fall war (60 Prozent). Fast die Hälfte der Bevölkerung muss also als körperlich inaktiv eingestuft werden und riskiert damit ein gesundheitliches Risiko, welchem mit regelmäßiger Bewegung gemäß den WHO-Empfehlun-gen entgegengewirkt werden könnte.

    > Alkohol und Tabakkonsum nimmt abIn Sachen Rauchen und Alkohol scheinen die Deutschen heute jedoch gesünder zu leben als vor zwei Jahren. So ist der Anteil der Raucher von 25 auf 22 Prozent zurück-gegangen. Dieser Rückgang im Tabakkonsum entspricht dem Trend, dass der Zigarettenverbrauch pro Kopf seit Jahren kontinuierlich abnimmt: von 1.135 Zigaretten pro Einwohner im Jahr 2006 auf 1.022 im Jahr 2010.* Es ist anzunehmen, dass die zahlreichen Rauchverbote in öffentlichen Räumen, das zunehmend negative Image des Rauchens sowie die Erhöhung der Tabaksteuer zu dieser Entwicklung beigetragen haben.

    Im Vergleich zu 2010 erreicht in 2012 ein höherer Anteil die Benchmark Alkohol, trinkt also in einem gesund-heitsverträglichen Maße. Erreichten damals 81 Prozent der Befragten die Benchmark, stieg dieser Anteil 2012 auf 84 Prozent. Diese Zahlen bestätigen Einschät-zungen, nach denen der Alkoholkonsum in Deutschland seit Jahren leicht rückläufig ist. Wurden 2005 noch 10,5 Liter reiner Alkohol pro Einwohner verbraucht, waren es 2010 9,6 Liter.**

    > Trend zur fleischlosen ErnährungIm Bereich Ernährung erreichen mit 47 Prozent fast ebenso viele Deutsche die Benchmark wie im Jahr 2010. Dabei hat sich der Anteil der Menschen, die in der Woche vor der Befragung kein Fleisch zu sich genom-men haben, von 7 auf 8 Prozent erhöht. Es ist anzuneh-men, dass das allgemein gestiegene Problembewusstsein zum Thema Massentierhaltung sowie die hohe Populari-tät des Vegetarismus diesen Trend mit beeinflussen.

    * Statistisches Bundesamt (2011): Fachserie 14, Reihe 9.1.1, S.15.

    ** Gaertner, B., Freyer-Adam, J., Meyer, C., John, U. (2012): Alkohol –

    Zahlen und Fakten zum Konsum. In: DHS (Hg.) (2011): Jahrbuch Sucht., S.29-50.

    GEsundEs lEBEn im VErGlEich – 2010 und 2012

    2010 2012

    Erreichen aller Benchmarks 14 11

    Erreichen der Benchmark Aktivität 60 54

    Erreichen der Benchmark Ernährung 48 47

    Erreichen der Benchmark Rauchen 75 78

    Erreichen der Benchmark Alkohol 81 84

    Erreichen der Benchmark Stress 49 47

    Anteil in Prozent

    13

  • kapitel 3 > Bewegung14

  • 3. Bewegung

    Bewegung ist der vielleicht wichtigste Schlüssel zur lebenslangen Gesundheit des Menschen. Regelmäßige körperliche Aktivität beugt Herz-Kreislauf-Erkrankun-gen, Diabetes II und Adipositas sowie zahlreichen weite-ren physischen und psychischen Erkrankungen vor und erhöht damit die Lebenserwartung.* Doch fast die Hälf-te der Deutschen erreicht nicht einmal die Mindestemp-fehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche vorsieht, was beispielsweise 30 Minuten moderater Aktivität an fünf Tagen in der Woche entspricht.

    Um eingehender zu untersuchen, wie viel und wann die Deutschen sich bewegen oder eben nicht bewegen, verwenden wir in unserem Report den von der WHO empfohlenen „Global Physical Activity Questionnaire“ (GPAQ).** Dieser erfasst die körperliche Aktivität in drei Bereichen: bei der Arbeit, während des Transports und in der Freizeit. Hier besteht ein grundlegender Unterschied zu vielen anderen Studien, die oft nur die sportlichen Aktivitäten bzw. das aktive Freizeitverhalten erfassen und aufgrund dieser unterschiedlichen Metho-dik zu entsprechend anderen Ergebnissen gelangen.

    Unser Report ermöglicht durch die Zuordnung in die drei Lebensbereiche Arbeit, Transport, Freizeit eine deutlich differenziertere und umfassendere Betrachtung des Aktivitäts verhaltens. Der Bereich Arbeit umfasst dabei sämtliche bezahlten oder auch unbezahlten Tätig-keiten, also neben der beruflichen Arbeit auch körperli-che Tätig keiten im Haushalt, Garten, bei der Pflege von Angehörigen oder Ähnliches. Damit können die Ergeb-nisse einen vorsichtigen Rückschluss auf die Qualität von Bewegung geben, denn körperliche Aktivität bei der Arbeit kann sehr einseitig und monoton sein und ist daher nicht unbedingt gesundheitsfördernd.

    Unterschieden wird bei der Erfassung zwischen modera-ter und intensiver (schweißtreibender) Bewegung. Einzig bei der Transportaktivität wird nicht zwischen moderat und intensiv differenziert, sondern nur erfasst, wie oft Wege zu Fuß oder per Fahrrad zurückgelegt werden. Erfragt werden Aktivitäten mit einer Mindest-dauer von 10 Minuten in allen Bereichen. Zusätzlich erfragt der Report die Dauer der sitzenden Tätigkeit als Indiz für körperliche Inaktivität.

    Zur Auswertung werden die in jedem Bereich ange-gebenen Aktivitätsminuten pro Woche mit dem meta-bolischen Äquivalent (MET) zu MET-Minuten multi-pliziert. Dabei entspricht 1 MET dem Energieverbrauch einer erwachsenen Person im Ruhezustand. Moderate Aktivität wird mit 4 MET berechnet, intensive Aktivität mit 8 MET.

    Die Benchmark für die Mindestempfehlung an Aktivität gilt als erfüllt, wenn über alle drei Aktivitätsbereiche (Arbeit, Transport, Freizeit) mindestens 600 MET- Minuten pro Woche erreicht werden. Angelehnt ist diese Benchmark an die 2010 veröffentlichten inter-nationalen Aktivitätsempfehlungen der Weltgesund-heitsorganisation (WHO).

    15

  • Die erfassten Daten der MET-Minuten zeigen eine extrem große Streuung, die sich in einer entsprechend hohen Standardabweichung abbildet. Daran ist zu erkennen, wie individuell unterschiedlich das Aktivitäts-verhalten innerhalb der Stichprobe ist. Den Befragten, die sich im mittleren Bereich bewegen, stehen andere gegenüber, die entweder gar keine oder aber außerge-wöhnlich viel Aktivität angeben. Da der Mittelwert durch solche „Ausreißer“ stark beeinflusst wird, ist er von bedingter Aussagekraft. Aus diesem Grund wird zusätzlich der Median gebildet, der die Daten genau in der Mitte teilt. Es liegen somit 50 Prozent der Werte unterhalb und 50 Prozent der Werte oberhalb des Medi-ans. Dieser ist robuster gegenüber den Ausreißerwerten und fast immer deutlich niedriger als der Mittelwert. Das weist darauf hin, dass einige Befragte innerhalb der Stichprobe extrem viel Aktivität angegeben haben, was den Mittelwert nach oben zieht.

    Im Interesse einer größeren Anschaulichkeit sind in den jeweiligen Diagrammen die Mittelwerte dargestellt, die als Orientierung dienen sollen. Aus diesen allein lässt sich jedoch aufgrund der sehr hohen Standard - ab weichung keine Tendenz ablesen. Erst in der Zusam-menschau von Mittelwert und Median ist es möglich, eventuelle Tendenzen zu erkennen. Entsprechende Aussagen im Text leiten sich grundsätzlich aus einer solchen Zusammenschau ab und sind daher nicht allein über die Mittelwerte nachvollziehbar.

    * Bauman, A. E. (2004): Updating the evidence that physical activity is good for

    health: an epidemiological review 2000-2003. J Sci Med Sport, 7 (1 Suppl), p.6-19.

    ** Armstrong, T., & Bull, F. (2006): Development of the World Health Organization

    Global Physical Activity Questionnaire (GPAQ). Journal of Public Health, 14 (2),

    p.66-70.

    Auf einen Blick

    46 Prozent der Deutschen bewegen sich zu wenig54 Prozent der Deutschen erreichen die Mindest-empfehlung für Aktivität. Im Umkehrschluss bedeu-tet dies, dass fast die Hälfte der Bevölkerung sich zu wenig bewegt.

    Im Schnitt findet der mit 39 Prozent größte Teil der Bewegung bei der Arbeit statt. Dahinter folgen Freizeitaktivitäten (34 Prozent) und aktiver Trans-port (27 Prozent). Rechnet man die oft einseitige Arbeitsaktivität heraus, erreicht nur ein Viertel der Deutschen die Mindestempfehlung an Bewegung durch die Bereiche Transport und Freizeit.

    Ältere bewegen sich mehr als Jüngere60 Prozent der über 65-Jährigen erreichen die Min-destempfehlung an Bewegung. Damit bewegen sich die Älteren sogar mehr als die 18- bis 29-Jährigen, von denen 57 Prozent die Aktivitätsempfehlung erfüllen.

    Mit dem Alter nehmen sowohl die körperlichen Aktivitäten bei der Arbeit als auch die intensiven Freizeitaktivitäten ab. Zugleich steigt der Anteil moderater Aktivitäten in der Freizeit. In der Alters-gruppe der über 65-Jährigen ist zudem die höchste Transportaktivität zu verzeichnen.

    Hauptschulabsolventen bewegen sich mehr bei der Arbeit, Akademiker mehr in der FreizeitPersonen mit niedrigem Bildungsabschluss weisen den höchsten Anteil von Arbeitsaktivität an der Gesamtaktivität auf. 46 Prozent der Befragten mit Hauptschulabschluss geht dafür in der Freizeit keinerlei körperlichen Aktivitäten nach. Bei Personen mit hohem Bildungsabschluss fällt der größte Anteil ihrer Bewegung in den Freizeitbereich. Allerdings liegen die Akademiker bei der Gesamtak-tivität im Vergleich zu anderen Bildungsgruppen hinten: Mehr als die Hälfte von ihnen verfehlt die Mindestempfehlung.

    kapitel 3 > Bewegung16

  • aktiVität im GEschlEchtErVErGlEich

    Gesamt Männlich Weiblich

    Erfüllung der Minimalaktivitäts-empfehlungen

    54 55 54

    Körperliche Aktivität bei der Arbeit

    55 52 58

    Körperliche Aktivität beim Transport

    62 61 62

    Körperliche Aktivität in der Freizeit

    71 72 71

    Anteil in Prozent

    Erfüllung der minimalaktivitätsempfehlung und prozentualer anteil

    der Befragten, die aktivität in den subkomponenten von körperlicher

    aktivität (arbeit, transport, Freizeit) aufweisen.

    aktiVität im GEschlEchtErVErGlEich

    700

    600

    500

    400

    300

    200

    100

    summen

    Männer 1.179

    Frauen 1.112

    Gesamt 1.144

    Gesamt

    Männlich

    Weiblich

    körperliche aktivität im Geschlechtervergleich. Geringe unterschiede

    zwischen den Einzelwerten sind wegen der starken individuellen

    streuung nur bedingt aussagekräftig.

    Intensive

    kA bei der

    Arbeit

    Moderate

    kA in der

    Freizeit

    Intensive

    kA in der

    Freizeit

    KA beim

    Transport

    Moderate

    kA bei der

    Arbeit

    3.1. Aktivität im Geschlechtervergleich

    Insgesamt 54 Prozent der Bevölkerung erfüllen die Aktivitätsempfehlung der WHO, wobei sich kein nen-nenswerter Geschlechterunterschied abzeichnet. Männer bewegen sich häufiger intensiv bei der Arbeit, verrichten also mehr körperlich anstrengende Tätig-keiten. Auch im Freizeitbereich geben Männer mehr intensive körperliche Aktivität an als Frauen, was ver-mutlich mit unterschiedlichen Sportarten zusammen-hängt. Insgesamt geht jedoch mehr als die Hälfte der Befragten keiner intensiven Freizeitaktivität nach. Fast 30 Prozent der Befragten bewegen sich in der Freizeit gar nicht.

    Angaben in

    MET-Minuten,

    vgl. dazu S.15

    17

  • 3.2. Aktivität im Altersvergleich

    Mit einem Mittelwert von 1475 MET-Minuten pro Woche weisen junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren die höchste Gesamtaktivität aller Altersgruppen auf. Berücksichtigt man jedoch den Median, verschiebt sich das Bild ein wenig: Dieser liegt bei den über 65-Jährigen mit 765 MET- Minuten pro Woche über dem der jungen Erwachsenen mit 720 MET-Minuten. Diese Verschie-bung ist damit zu erklären, dass es unter den jungen Erwachsenen einige mit extrem hoher Aktivität, aber auch viele mit geringer Aktivität gibt.

    Tatsächlich erfüllen die Senioren die Mindestempfeh-lung für Bewegung mit 60 Prozent auch häufiger als die 18- bis 29-Jährigen (57 Prozent).

    In den mittleren Altersgruppen zeigt der Median die niedrigste Gesamtaktivität. Entsprechend wird hier die Mindestempfehlung für Bewegung nur von 50 bzw. 52 Prozent der Befragten und damit am seltensten erreicht.

    Mit zunehmendem Alter nehmen sowohl die körper-lichen Aktivitäten bei der Arbeit als auch die intensiven Freizeitaktivitäten ab. Im Gegensatz dazu steigt der Anteil moderater Freizeitaktivitäten. Zu berücksichtigen ist jedoch die sehr hohe Streuung bei den Angaben der über 65-Jährigen. 41 Prozent in dieser Altersklasse bewegen sich laut eigener Aussage in der Freizeit gar nicht, sind möglicherweise auch immobil. Diesen im Freizeitbereich inaktiven Senioren steht wiederum ein großer Teil gegenüber, der viel Aktivität in der Freizeit angibt.

    Ältere erledigen ihre Wege zudem am häufigsten zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Mit 150 MET-Minuten (Mittel-wert: 276) pro Woche liegt der Median der Transport-aktivität bei ihnen höher als bei den jungen Erwachse-nen mit 90 MET-Minuten (Mittelwert: 294). Beide Altersgruppen weisen eine deutlich höhere Aktivität im Transport auf als die mittleren Altersstufen mit jeweils 60 MET-Minuten (Mittelwerte: 88 bzw. 89).

    aktiVität im altErsVErGlEich

    Alter 18–29 30–45 46–65 > 65

    Erfüllung der Minimalaktivitäts-empfehlungen

    57 50 52 60

    Körperliche Aktivität bei der Arbeit

    55 52 55 60

    Körperliche Aktivität beim Transport

    68 58 56 69

    Körperliche Aktivität in der Freizeit

    80 75 74 59

    Anteil in Prozent

    aktiVität im altErsVErGlEich

    700

    600

    500

    400

    300

    200

    100

    summen

    18 – 29 Jahre 1.457

    30 – 45 Jahre 1.100

    46 – 65 Jahre 1.073

    >65 Jahre 1.067

    körperliche aktivität im altersvergleich. Geringe unterschiede

    zwischen den Einzelwerten sind wegen der starken individuellen

    streuung nur bedingt aussagekräftig.

    Intensive

    kA bei der

    Arbeit

    Moderate

    kA in der

    Freizeit

    Intensive

    kA in der

    Freizeit

    KA beim

    Transport

    Moderate

    kA bei der

    Arbeit

    18 – 29 Jahre

    30 – 45 Jahre

    46 – 65 Jahre

    > 66 Jahre

    Angaben in

    MET-Minuten,

    vgl. dazu S.15

    Erfüllung der minimalaktivitätsempfehlung und prozentualer anteil

    der Befragten, die aktivität in den subkomponenten von körperlicher

    aktivität (arbeit, transport, Freizeit) aufweisen.

    kapitel 3 > Bewegung18

  • 3.3. Aktivität nach Körpergewicht

    Die Mindestempfehlung an Aktivität wird von Überge-wichtigen mit 56 Prozent sogar häufiger erfüllt als von den Normalgewichtigen (54 Prozent). Bei den adipösen Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) ≥ 30 sinkt dieser Anteil leicht auf 53 Prozent.

    Auffallend ist, dass Übergewichtige mehr körperliche Aktivität bei der Arbeit angeben als Normalgewichtige. So liegt der Mittelwert der körperlich intensiven Arbeits-aktivität bei den Normalgewichtigen bei 202 MET- Minuten pro Woche. In der Gruppe der Übergewichtigen steigt er auf 275 und bei den Adipösen auf 311 MET-Minuten. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die Befragten mit einem Body-Mass-Index (BMI) ≥ 25 körperliche Tätigkeiten als relativ anstrengend empfin-den und daher viel Aktivität angeben.

    Normalgewichtige gehen am häufigsten körperlich intensiven Freizeitaktivitäten nach, adipöse Menschen am wenigsten. Mit steigendem BMI sinkt der Anteil jener, die sich überhaupt in der Freizeit bewegen. Während 76 Prozent der Normalgewichtigen körper-liche Aktivitäten in der Freizeit angeben, sind es bei den Übergewichtigen 68 und bei den Adipösen nur noch 64 Prozent.

    Außerdem zeigen die Zahlen, dass mit steigendem Gewicht die Transportaktivität sukzessive abnimmt. Normalgewichtige legen am häufigsten ihre Wege zu Fuß oder per Fahrrad zurück.

    aktiVität nach körpErGEwicht

    kg/m2 < 18,5 18,5–25 25–30 > 30

    Erfüllung der Minimalaktivitäts-empfehlungen

    49 54 56 53

    Körperliche Aktivität bei der Arbeit

    58 51 60 61

    Körperliche Aktivität beim Transport

    50 63 62 56

    Körperliche Aktivität in der Freizeit

    73 76 68 64

    Anteil in Prozent

    aktiVität nach körpErGEwicht

    700

    600

    500

    400

    300

    200

    100

    summen

    Untergewichtige 753

    Normalgewichtige 1.127

    Übergewichtige 1.214

    Adipöse 1.158

    körperliche aktivität in abhängigkeit vom körpergewicht. Geringe

    unterschiede zwischen den Einzelwerten sind wegen der starken

    individuellen streuung nur bedingt aussagekräftig.

    Intensive

    kA bei der

    Arbeit

    Moderate

    kA in der

    Freizeit

    Intensive

    kA in der

    Freizeit

    KA beim

    Transport

    Moderate

    kA bei der

    Arbeit

    < 18,49 kg/m2

    18,5 – 25 kg/m2

    25 – 29,9 kg/m2

    > 30 kg/m2

    Angaben in

    MET-Minuten,

    vgl. dazu S.15

    Erfüllung der minimalaktivitätsempfehlung und prozentualer anteil

    der Befragten, die aktivität in den subkomponenten von körperlicher

    aktivität (arbeit, transport, Freizeit) aufweisen.

    19

  • 3.4. Aktivität nach Bildungsstatus

    Je höher der Bildungsabschluss, desto geringer ist die Gesamtaktivität: Während der Median bei Personen mit Hauptschulabschluss bei 840 MET-Minuten (Mittel-wert:1.277) pro Woche liegt, sinkt dieser Wert mit steigendem Bildungsgrad und fällt bei den Akademikern auf 495 MET-Minuten (Mittelwert: 801) pro Woche. Dementsprechend erreichen gerade mal 43 Prozent der Personen mit Hochschulabschluss die Mindestemp-fehlung für Aktivität. In allen anderen Bildungsgruppen liegt dieser Anteil bei weit über 50 Prozent.

    Mit dem höheren Schulabschluss nimmt vor allem die intensive Bewegung bei der Arbeit kontinuierlich ab. Aber auch moderate Arbeitsaktivitäten werden von Abiturienten und Akademikern weniger häufig angegeben.

    Diese Bildungsgruppen gehen dafür häufiger intensiven Freizeitaktivitäten nach und bewegen sich in der Freizeit insgesamt mehr. Während nur 54 Prozent der Befragten mit Hauptschulabschluss überhaupt Aktivitäten in der Freizeit angeben, steigt dieser Anteil mit höherem Bil-dungsabschluss deutlich an und erreicht bei Akademi-kern einen Spitzenwert von 80 Prozent.

    aktiVität nach BildunGsstatus

    AbschlussKein

    Abschl. Haupt schul-

    abschl.

    Mittl. Reife

    Abitur FH-

    ReifeStudium

    Erfüllung der Minimalaktivitäts-empfehlungen

    56 60 60 52 43

    Körperliche Aktivität bei der Arbeit

    72 59 62 50 45

    Körperliche Aktivität beim Transport

    72 60 58 64 64

    Körperliche Aktivität in der Freizeit

    64 54 72 77 80

    Anteil in Prozent

    aktiVität nach BildunGsstatus

    700

    600

    500

    400

    300

    200

    100

    summen

    Kein Abschluss 1.504

    HS-Abschluss 1.277

    Mittlere Reife 1.266

    Abitur/FH-Reife 1.080

    Studium 801

    Intensive

    kA bei der

    Arbeit

    Moderate

    kA in der

    Freizeit

    Intensive

    kA in der

    Freizeit

    KA beim

    Transport

    Moderate

    kA bei der

    Arbeit

    Kein Schulabschluss

    Hauptschulabschluss

    Mittlere Reife

    Abitur/Fachhochschulreife

    Abgeschlossenes Studium

    Erfüllung der minimalaktivitätsempfehlung und prozentualer anteil

    der Befragten, die aktivität in den subkomponenten von körperlicher

    aktivität (arbeit, transport, Freizeit) aufweisen.

    körperliche aktivität in abhängigkeit vom Bildungsstatus. Geringe

    unterschiede zwischen den Einzelwerten sind wegen der starken

    individuellen streuung nur bedingt aussagekräftig.

    Angaben in

    MET-Minuten,

    vgl. dazu S.15

    kapitel 3 > Bewegung20

  • 3.5. Aktivität durch Freizeit und Transport

    Da körperliche Aktivität bei der Arbeit monoton sein kann und somit einseitige Belastungen mit sich bringt, ist sie unter Umständen nur bedingt gesundheitsförder-lich. Die körperliche Bewegung beim Transport (Fahrrad fahren, zu Fuß gehen) und in der Freizeit (moderater oder intensiver Sport) verspricht dagegen einen höheren Gesundheitsgewinn.

    Betrachtet man ausschließlich die Freizeit- und Trans-portaktivitäten, erreicht jedoch nur noch ein Viertel der Bevölkerung überhaupt die Aktivitätsmindestempfeh-lung. Drei von vier Deutschen haben demnach zu wenig gesunde Bewegung. Mit dem Alter steigt der Anteil jener, die allein durch Freizeit und Transport die Aktivitätsempfehlung erreichen, etwas an und erreicht mit 34 Prozent bei den über 65-Jährigen einen Höchst-wert. Der niedrigste Wert findet sich mit 18 Prozent in der Alters gruppe von 30 bis 45 Jahren.

    Je höher der Body-Mass-Index (BMI) ist, desto weniger bewegen sich die Menschen außerhalb des Arbeitsbe-reichs. Während bei den Normalgewichtigen 29 Prozent der Befragten die Mindestempfehlung allein durch Transport- und Freizeitaktivitäten erreichen, sind es bei den Übergewichtigen nur 22 Prozent. Bei adipösen Menschen mit einem BMI ≥30 sinkt dieser Anteil weiter auf 20 Prozent.

    3.6. Vergleich Aktivitätsindex 2010 und 2012

    Im Vergleich zu 2010 bewegen sich die Deutschen heute weniger. Erreichten vor zwei Jahren noch 60 Prozent der Bevölkerung die Mindestempfehlung für Aktivität, sind es jetzt nur noch 54 Prozent.

    > Vor allem Frauen bewegen sich wenigerAuffällig ist, dass sich vor allem Frauen weniger bewe-gen als vor zwei Jahren. Erreichten damals noch 61 Prozent der weiblichen Befragten die Aktivitätsmindest-empfehlung, sind es heute nur 54 Prozent. Bei den Männern ging der Anteil von 59 auf 55 Prozent und damit nicht ganz so stark zurück.

    > Bewegungsarmut bei mittleren AltersgruppenZwar sind alle Altersgruppen weniger aktiv als vor zwei Jahren, doch betrifft dies besonders die mittleren Lebensjahre: Statt 58 Prozent im Jahr 2010 erfüllen nur noch 50 Prozent der 30- bis 45-Jährigen die Benchmark. Bei den 45- bis 65-Jährigen sank der Anteil von 58 auf 52 Prozent. Bei den jungen Erwachsenen und bei den über 65-Jährigen fällt der Rückgang etwas moderater aus.

    > Weniger körperliche Arbeit, weniger FreizeitaktivitätEin Vergleich der Daten von 2010 und 2012 zeigt, dass sich die Deutschen heute in allen Bereichen weniger bewegen. Während die Transportaktivität nur wenig abgenommen hat, ist der Rückgang im Arbeitsbereich am deutlichsten: Lag der Median der moderaten körper-lichen Arbeitsaktivität im Jahr 2010 noch bei 179 MET-Minuten pro Woche, ist er 2012 auf 20 MET-Minuten gesunken. Doch auch im Freizeitbereich zeigt der Median der moderaten körperlichen Aktivität einen Rückgang von 60 auf 45 MET-Minuten an.

    Ein möglicher Grund für den Rückgang der Arbeitsakti-vität ist die seit Jahrzehnten zunehmende Technisierung von Arbeitsabläufen, die körperliche Tätigkeiten ersetzt und mehr Schreibtischarbeitsplätze schafft.

    Dass sich die Deutschen im Vergleich zu 2010 auch in ihrer Freizeit weniger bewegen, widerspricht einer langjährigen Zunahme der sportlich Aktiven in Deutsch-land.* Gründe sind womöglich im wirtschaftlichen Aufschwung der vergangenen Jahre zu sehen. Es stehen mehr Deutsche in einem Arbeitsverhältnis und ändern dadurch eventuell ihr Freizeitverhalten.

    * Kurth, B.-M. (2012), Erste Ergebnisse aus der „Studie zur Gesundheit Erwachsener

    in Deutschland“ (DEGS), In: Bundesgesundheitsblatt, S.1-11.

    anteil der Befragten, die die aktivitätsempfehlungen

    durch Freizeit- und transportaktivitäten erreichen.

    aktiVität durch FrEizEit und transport

    Gesamt (n= 3000) 25

    Männer 26

    Frauen 24

    18 – 29 Jahre 28

    30 – 45 Jahre 18

    46 – 65 Jahre 23

    > 66 Jahre 34

    Untergewichtige < 18.5 kg/m2 13

    Normalgewichtige 18.5 – 25 kg/m2 29

    Übergewichtige 25 – 30 kg/m2 22

    Adipöse > 30 kg/m2 20

    Anteil in Prozent

    21

  • 3.7. Sitzzeiten

    Neben dem Risikofaktor Bewegungsmangel gelten inzwischen lange Sitz- bzw. Inaktivitätszeiten als eigen-ständiger Risikofaktor für die Gesundheit, der unabhän-gig von der individuellen körperlichen Aktivität zu sehen ist.* Die allgemeine Überzeugung, dass ausrei-chende körperliche Bewegung lange Inaktivitätszeiten kompensieren kann, ist damit hinfällig.

    Als Inaktivitätszeiten versteht man alle Tätigkeiten im Wachzustand, die mit einem niedrigen Energiever-brauch zwischen 1,0 und 1,5 MET einhergehen.** Dazu gehören zum Beispiel Ruhezeiten auf dem Sofa, aber auch das Sitzen vor dem Fernseher oder am Computer.

    Der vorliegende Report erfasst die durchschnittliche Sitzzeit der Befragten pro Tag, wobei die Daten auf der persönlichen Selbsteinschätzung beruhen und keine Differenzierung in die Bereiche Arbeit, Transport und Freizeit vorgenommen wurde. Ähnlich wie bei der körperlichen Aktivität weisen die Daten eine hohe Streuung auf, so dass zur Auswertung der Median herangezogen wird.

    > Männer sitzen mehr als Frauen, Jüngere mehr als ÄltereBei den Sitzzeiten zeigt der Median, dass die Männer mit 300 Minuten (Mittelwert: 345) pro Tag deutlich mehr sitzen als die Frauen mit 240 Minuten (Mittelwert: 297). Bei der Betrachtung der Altersgruppen zeigt sich, dass der Median bei den 18- bis 29-Jährigen mit 360 Minuten (Mittelwert: 371) pro Tag überdurchschnittlich hoch liegt und einen Spitzenwert erreicht. Ein Grund dafür besteht vermutlich darin, dass sich viele Befragte in dieser Altersgruppe noch in der schulischen oder universitären Ausbildung befinden. Außerdem verbrin-gen junge Erwachsene mehr Zeit mit dem Konsum von Medien.

    Mit dem Alter nimmt die Sitzzeit nach Selbsteinschät-zung ab. Bei den über 65-Jährigen liegt der Median mit 240 Minuten (Mittelwert: 261) pro Tag vergleichsweise am niedrigsten.

    > Akademiker sitzen am meistenJe höher der Bildungsabschluss, desto länger sind die Sitzzeiten. Während der Median bei den Befragten mit Hauptschulabschluss oder Mittlerer Reife bei 240 Minu-ten (Mittelwerte: 257 bzw. 297) pro Tag liegt, steigt er bei den Abiturienten auf 300 Minuten (Mittelwert: 353) an und erreicht bei den Akademikern mit 360 Minuten (Mittelwert: 386) einen Höchstwert. Dieser Trend ent-spricht der Beobachtung, dass mit dem höheren Bil-dungsabschluss die Gesamtaktivität allgemein und insbesondere die Bewegung bei der Arbeit abnimmt. Die hohen Sitzzeiten bei den Akademikern dürften insofern vor allem dem Arbeitsbereich zuzuschreiben sein.

    * Thorp, A. A., Owen, N., Neuhaus, M., Dunstan, D. W. (2011): Sedentary Behaviors and

    Subsequent Health Outcomes in Adults: A Systematic Review of Longitudinal Studies,

    1996 – 2011. Am J Prev Med, 41 (2), p.207-215.

    ** Sedentary Behaviour Research, N. (2012). Letter to the editor: standardized use of

    the terms “sedentary” and “sedentary behaviours”. Appl Physiol Nutr Metab, 37 (3),

    p.540-545.

    sitzzEitEn

    400

    300

    200

    100

    in Minuten

    alter

    18 – 29 Jahre

    30 – 45 Jahre

    46 – 65 Jahre

    > 66 Jahre

    371347

    316

    261

    durchschnittliche sitzzeiten pro tag im altersgruppenvergleich.

    kapitel 3 > Bewegung22

  • 3.8. Die Bewegungsmuffel

    Drei Viertel der Deutschen geben keinerlei oder nur minimale Aktivität bei Transport und Freizeit an und erreichen in beiden Bereichen zusammen nicht die Mindestempfehlung für Aktivität. Bei den Frauen liegt dieser Anteil mit 76 Prozent etwas höher als bei den Männern (74 Prozent). Wie bereits erwähnt, ist jedoch gerade die Bewegung in diesen Bereichen besonders wichtig, da sie am ehesten als gesundheitsfördernd einzustufen ist. Eine genauere Betrachtung zeigt, in welchen Bevölkerungsgruppen am meisten Bewegungs-muffel zu finden sind.

    > Gutverdiener sind BewegungsmuffelAuffallend hoch ist der Anteil der wenig Aktiven bei den Gutverdienern mit einem monatlichen Haushaltsnetto-einkommen ab 3.500 Euro. 82 Prozent der Befragten in dieser Verdienstklasse bewegen sich sowohl beim Trans-port als auch in der Freizeit bestenfalls minimal. Gutver-diener legen ihre Wege also eher per Auto oder öffentli-chen Verkehrsmitteln als zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Die geringe Freizeitaktivität könnte auf eine hohe Arbeitsauslastung zurückzuführen sein.

    > Bewegungsarmut in der Mitte des Lebens ausgeprägtIm Vergleich der Altersklassen sind es vor allem die 30- bis 45-Jährigen, die sich kaum während Freizeit und Transport bewegen. 82 Prozent geben nur geringfügige Transport- und Freizeitaktivitäten an. Es steht zu vermu-ten, dass in dieser Altersgruppe die Belastung durch Beruf und Familie zu wenig Zeit für sportliche Aktivitä-ten lässt und die Wege des Alltags meist mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden.

    > Akademiker und Übergewichtige häufiger inaktivWas die Ausbildung angeht, zeigen sich vor allem die Akademiker weniger aktiv als die Befragten mit geringe-rem Bildungsstatus. 79 Prozent der Befragten mit Studi-enabschluss geben wenig Transport- und Freizeitaktivi-tät an. Dabei kann man davon ausgehen, dass die Schnittmenge zwischen dieser Gruppe und den Gutver-dienern vergleichsweise groß ist.

    Auch Übergewichtige zeigen sich bei Transport und Freizeit überdurchschnittlich häufig wenig aktiv, wobei die Bewegung mit steigendem Gewicht weiter abnimmt. Während von den Übergewichtigen 78 Prozent der Befragten als wenig aktiv einzustufen sind, steigt der Anteil bei den Adipösen mit einem Body-Mass-Index (BMI) ≥ 30 auf 80 Prozent.

    23

  • 24 kapitel 4 > psyche und schlafverhalten

  • 4. Psyche und Schlafverhalten

    Psychische Faktoren sind von großer Bedeutung für die Gesundheit jedes Einzelnen. Volkswirtschaftlich spielen sie eine immer wichtigere Rolle, da der Anteil psychi-scher Erkrankungen seit Jahren stetig zunimmt. Nach dem Fehlzeiten-Report 2012 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)* entfielen im Jahr 2011 fast 10 Prozent der Krankheitstage auf psychische Erkran-kungen. Seit 1994 hat sich damit die Zahl der Arbeitsun-fähigkeiten aufgrund seelischer Leiden mehr als verdop-pelt; die entsprechenden Fehlzeiten sind um 90 Prozent angestiegen.

    Ein Großteil der Bevölkerung sieht gesellschaftliche Gründe für diese Entwicklung. Zwei Drittel der Befrag-ten (68 Prozent) glauben, unsere Gesellschaft sei schuld am Anstieg psychischer Erkrankungen. 21 Prozent stim-men der Aussage immerhin in Teilen zu, nur 10 Prozent sehen keinen Zusammenhang zur Gesellschaft.

    Menschen erleben und verarbeiten psychische Belastung unterschiedlich: Manche trotzen mit ihren inneren Ressourcen auch schwierigen Situationen, andere leiden schon unter geringer Belastung. Erschöpfung, Antriebs-losigkeit und depressive Verstimmungen sind häufig erste Symptome einer Überforderung. Auch Schlafstö-rungen können ein Hinweis auf seelische Probleme sein bzw. dazu führen. Daher wurden die Bereiche „Ausgegli-chenheit“, „Vitalität“ und „Schlafverhalten“ als Teilas-pekte der psychischen Gesundheit untersucht. Den Befragungen in allen drei Bereichen liegen standardi-sierte und wissenschaftliche erprobte Instrumentarien zugrunde.

    * Badura, B., Ducki, A., Schröder, H., Klose, J., Macco, K. (2012): Fehlzeiten-Report 2012,

    Schwerpunktthema: Gesundheit in der flexiblen Arbeitswelt: Chancen nutzen, Risiken

    minimieren.

    25

  • 4.1. Ausgeglichenheit

    Zur Erfassung der subjektiven Ausgeglichenheit wurde das aus zwei Fragen bestehende psychodiagnostische Screening Instrument PHQ-2* verwendet, das die Häu-figkeit von depressiven Verstimmungen und von Lustlo-sigkeit innerhalb der letzten zwei Wochen erfragt. Die Antwortskala reicht dabei von „überhaupt nicht“ = 0 Punkte bis zu „fast jeden Tag“ = 3 Punkte, so dass in der Summe beider Fragen maximal 6 Punkte zu erzielen sind. Je höher der Wert, desto stärker die depressiven Verstimmungen. Befragte, die 3 oder mehr Punkte errei-chen, gelten als „auffällig“ und bedürfen einer weiteren psychologischen Diagnostik. Die Benchmark für Ausge-glichenheit liegt also bei weniger als 3 Punkten.

    Auf einen Blick

    Ältere Menschen besonders anfällig für depressive VerstimmungenIm Gesamtergebnis fühlt sich ein Großteil der Bevöl-kerung in Deutschland ausgeglichen. Insgesamt 80 Prozent erreichen die Benchmark für Ausgeglichen-heit, Frauen (82 Prozent) etwas häufiger als Männer (79 Prozent).

    Umgekehrt heißt das jedoch, dass jeder Fünfte Anzeichen von Antriebslosigkeit und depressiver Verstimmung zeigt. Besonders gefährdet sind ältere Menschen: Von den über 65-Jährigen schätzen sich nur 71 Prozent als ausgeglichen ein. Mehr als jeder Vierte in dieser Altersgruppe leidet an depressiven Verstimmungen.

    Hohe Ausgeglichenheit bei Gutverdienern, niedrige bei HauptschulabsolventenMit Abstand am ausgeglichensten sind Gutverdiener mit einem Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3.500 und 5.000 Euro. Von ihnen erreichen 94 Prozent die Benchmark. In der Einkommensklasse unter 1.500 Euro dagegen sinkt der Prozentsatz auf knapp 75 Prozent.

    Je höher der Bildungsgrad, desto ausgeglichener die Befragten. Während bei den Abiturienten und Aka-demikern jeweils mehr als 80 Prozent die Bench-mark erreichen, bleiben die Absolventen mit niedri-gerem Schulabschluss deutlich unter dem Durchschnitt.

    * Kroenke, K., Spitzer, R. L., Williams, J. B. (2003): The Patient Health

    Questionnaire-2: validity of a two-item depression screener. In: Med Care, 41(11),

    p.1284-1292.

    26 kapitel 4 > psyche und schlafverhalten

  • 4.1.1. Ausgeglichenheit nach Alter

    Ältere Menschen leiden im Vergleich zu jüngeren deut-lich häufiger unter Antriebslosigkeit und depressiven Verstimmungen. Während die Zahl der ausgeglichenen Personen in allen anderen Altersklassen leicht über dem Durchschnitt von 80 Prozent liegt, erreichen bei den Personen ab 66 Jahren nur 71 Prozent die Benchmark für Ausgeglichenheit. In diesem Lebensabschnitt weist also mehr als jeder Vierte Anzeichen für eine psychische Belastung auf.

    Auch die epidemiologische Statistik zeigt, dass ältere Menschen anfälliger sind für depressive Erkrankungen. Hier geht man davon aus, dass depressive Störungen mit rund 18 Prozent im Alter deutlich häufiger vorkommen als in früheren Lebensabschnitten.*

    * Haupt, M., Vollmar, H. C. (2007): Psychische Erkrankungen bei älteren Menschen. In:

    Schneider, F., Niebling, W.: Psychische Erkrankungen in der Hausarztpraxis, S.519 – 533.

    4.1.2. Ausgeglichenheit nach Körpergewicht

    Normalgewichtige Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 18,5 und 25 kg/m2 fühlen sich mit 83 Prozent häufiger ausgeglichen als Unter- oder Übergewichtige, bei denen jeweils nur 78 Prozent der Befragten die Benchmark erreichen. Bei einer noch größeren Abweichung vom Normalgewicht sinkt die Ausgeglichenheit weiter: In der Gruppe der adipösen Personen mit einem BMI über 30 geht der Prozentsatz auf 76 Prozent zurück.

    Übergewicht steht also im Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit und kann zu depressiven Ver-stimmungen beitragen. Damit bestätigt der Report das Ergebnis verschiedener Untersuchungen, die einen positiven Zusammenhang zwischen Adipositas und Depressionen beschrieben haben.*

    * Scott, K. M., Bruffaerts, R., Simon, G. E., Alonso, J., Angermeyer, M., de Girolamo, G.,

    Demyttenaere, K., Gasquet, I., Haro, J. M., Karam, E., Kessler, R. C., Levinson, D.,

    Medina, Mora M. E., Oakley Browne, M. A., Ormel, J., Villa, J. P., Uda, H., Von Korff, M.

    (2008): Obesity and mental disorders in the general population: results from the

    world mental health surveys. In: Int J Obes (Lond) 32 (1), p.192-200.

    Gewicht

    Untergewichtige(BMI < 18,49 kg/m2)

    Normalgewichtige(BMI 18,5 – 24,9 kg/m2)

    Übergewichtige(BMI 25,0 – 29,9 kg/m2)

    Adipöse(BMI > 30 kg/m2)

    Erreichen der Benchmark „subjektive ausgeglichenheit“

    in abhängigkeit vom körpergewicht: Übergewicht kann zu depressiven

    Verstimmungen beitragen.

    alter

    18 – 29 Jahre

    30 – 45 Jahre

    46 – 65 Jahre

    > 66 Jahre

    Erreichen der Benchmark „subjektive ausgeglichenheit“

    in abhängigkeit vom alter: ältere sind anfälliger für depressive

    Verstimmungen.

    ausGEGlichEnhEit nach altEr

    80

    60

    40

    20

    Anteil in Prozent

    8184 83

    71

    ausGEGlichEnhEit nach körpErGEwicht (Bmi)

    80

    60

    40

    20

    Anteil in Prozent

    7883

    78 76

    27

  • 4.1.3. Ausgeglichenheit nach Einkommen

    Die höchste Ausgeglichenheit in unserer Gesellschaft herrscht bei Gutverdienern mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3.500 und 5.000 Euro: 94 Prozent der Befragten erreichen hier die Benchmark. In den Einkommensgruppen darunter liegt der Prozentsatz relativ einheitlich bei knapp über 80 Prozent, entspricht also dem Durchschnitt.

    Bei den Topverdienern mit über 5.000 Euro pro Monat geht der Anteil der ausgeglichenen Personen auf 88 Prozent zurück, liegt damit aber immer noch weit über dem Durchschnitt.

    Dem „Wohlfühleinkommen“ von 3.500 Euro und mehr steht eine negative Grenzmarke gegenüber: Bei einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1.500 Euro erreichen nur noch knapp 75 Prozent die Benchmark für Aus-geglichenheit. Jeder Vierte in dieser Einkommens -gruppe zeigt somit erste Anzeichen einer depressiven Verstimmung.

    4.1.4. Ausgeglichenheit nach Bildungsstatus

    Je höher der Schulabschluss, desto größer die Ausgegli-chenheit. Während bei den Befragten mit Fachhoch-schulreife bzw. Abitur oder abgeschlossenem Studium jeweils mehr als 80 Prozent die Benchmark erreichen, bleiben die Absolventen mit niedrigerem Schulabschluss deutlich unter dem Durchschnitt. Unter den Hauptschul-absolventen leidet fast jeder Vierte an depressiven Ver-stimmungen.

    ausGEGlichEnhEit nach BildunGsstatus

    80

    60

    40

    20

    Anteil in Prozent

    schulabschluss

    Kein Schulabschluss

    Hauptschulabschluss

    Mittlere Reife

    Abitur/Fachhochschulreife

    Abgeschlossenes Studium

    Erreichen der Benchmark „subjektive ausgeglichenheit“ nach schul-

    abschluss: ausgeglichenheit steigt mit der höhe des schulabschlusses.

    63

    76

    8377

    82

    28 kapitel 4 > psyche und schlafverhalten

  • 4.2. Vitalität

    Im Unterschied zu dem Merkmal „Ausgeglichenheit“, das die Abwesenheit von Antriebslosigkeit und depressi-ven Verstimmungen beschreibt, meint das Merkmal „Vitalität“ das subjektive Gefühl von innerer Kraft und Schwung, um den Alltag zu bewältigen. Zur Erfassung wird auf Grundlage des SF-36 Fragebogens zum Gesundheitszustand die Häufigkeit der Empfindungen „schwungvoll“, „energiegeladen“, „erschöpft“ und „müde“ innerhalb der letzten Woche erfragt. Die Skala der Antworten reicht dabei von „immer“ = 1 Punkt bis „nie“ = 6 Punkte. Die Werte der transformierten Sub-skala „Vitalität“ reichen von 0 bis 100, wobei 0 eine schlechte Vitalität und 100 eine sehr gute Vitalität anzeigt. Die Berechnung der Benchmark richtet sich nach der deutschen Normstichprobe* und wird unter Berücksichtigung des Altersdurchschnitts der Befragten auf 65 festgesetzt. Personen mit 65 und mehr Punkten gelten demnach als überdurchschnittlich energiegela-den und vital.

    Auf einen Blick

    Ältere Menschen fühlen sich vitaler als jüngereIm Gesamtergebnis erreichen durchschnittlich 45 Prozent der Befragten die Benchmark für Vitalität, nahezu jeder Zweite fühlt sich also voller Schwung und Energie. Ein großer Unterschied zwischen den Geschlechtern ist dabei nicht festzustellen. Auffal-lend ist jedoch, dass sich ältere Menschen häufiger vital fühlen als jüngere. Während bei den über 65-Jährigen fast die Hälfte der Befragten (49 Pro-zent) die Benchmark erreicht, liegt der Prozentsatz bei den Altersgruppen unter 46 Jahren unter dem Durchschnitt.

    Höchstes Vitalitätsgefühl bei Normalgewichtigen und TopverdienernNormalgewichtige fühlen sich mit 49 Prozent häufi-ger vital als Unter- und Übergewichtige. Mit steigen-dem BMI nimmt das Vitalitätsgefühl deutlich ab. Bei den adipösen Personen erreichen nur noch 38 Pro-zent die Benchmark.

    Die mit 60 Prozent höchste Vitalität in der Gesell-schaft findet sich bei Topverdienern mit einem Haushaltsnettoeinkommen von 5.000 Euro und mehr. Tendenziell steigt der Anteil vitaler Personen mit dem Einkommen.

    * Bullinger, M., Kirchberger, I. (1998): Der SF-36 Fragebogen zum Gesundheitszu-

    stand-Handanweisung.

    29

  • 4.2.1. Vitalität nach Alter

    Ältere Menschen fühlen sich vitaler als jüngere. In der Altersgruppe zwischen 46 und 65 Jahren erreichen 47 Prozent der Befragten die Benchmark, bei den über 65-Jährigen steigt der Anteil sogar auf 49 Prozent. Praktisch die Hälfte aller Deutschen im Rentenalter empfindet sich also als schwungvoll und energiegela-den. Deutlich unter dem Durchschnitt bleiben dagegen die jüngeren Altersgruppen. Nur 41 Prozent der 19- bis 29-Jährigen haben das subjektive Gefühl von Vitalität. In der Altersgruppe von 30 bis 45 Jahren sinkt der Anteil sogar auf 39 Prozent.

    4.2.2. Vitalität nach Körpergewicht

    Menschen mit Normalgewicht fühlen sich überdurch-schnittlich häufig vital. Mit 49 Prozent erreicht hier nahezu jeder Zweite die Benchmark. Bei den Unterge-wichtigen dagegen ist das Vitalitätsempfinden auffällig gering ausgeprägt, wobei die Basis der Befragten in dieser Gruppe sehr klein ist (n=44). Die Ergebnisse für Untergewichtige sind daher mit Vorsicht zu betrachten. Auch bei den Befragten mit einem BMI über dem Nor-malbereich findet sich eine geringere Vitalität. Mit steigendem Gewicht nimmt diese weiter ab: Während bei den Übergewichtigen immerhin 42 Prozent der Befragten die Benchmark erreichen, sind es bei den adipösen Personen mit einem BMI über 30 nur noch 38 Prozent.

    4.2.3. Vitalität nach Einkommen

    Ähnlich wie beim Merkmal Ausgeglichenheit lässt sich auch hier ein Zusammenhang mit den zur Verfügung stehenden Finanzen vermuten. Je höher das monatliche Haushaltsnettoeinkommen ist, desto häufiger erreichen die Befragten die Benchmark „Vitalität“. Während bei den Geringverdienern unter 1.000 Euro nur 38 Prozent die Benchmark für Vitalität erreichen, steigt der Pro-zentsatz in den mittleren Einkommensklassen an und liegt mal leicht über, mal leicht unter dem Durchschnitt von 45 Prozent. Ein sprunghafter Anstieg ist ab einem Einkommen von 4.000 Euro zu beobachten. In dieser Einkommensklasse bezeichnen sich mit 56 Prozent deutlich mehr als die Hälfte der Befragten als vital. Bei mehr als 5.000 Euro pro Monat klettert dieser Anteil sogar auf einen Spitzen-wert von 60 Prozent.

    4.2.4. Vitalität nach Bildungsstatus

    Anders als beim Merkmal Ausgeglichenheit zeigt sich beim Vitalitätsgefühl kein eindeutiger Zusammenhang mit dem Bildungsgrad. Zwar ist der Anteil jener, die die Benchmark für Vitalität erreichen, bei den Befragten ohne oder mit niedrigem Schulabschluss etwas geringer als bei den höheren Bildungsklassen. Doch sind die Unterschiede nicht so eindeutig, dass man von einer Tendenz sprechen könnte.

    Vitalität nach altEr

    80

    60

    40

    20

    Anteil in Prozent

    alter

    18 – 29 Jahre

    30 – 45 Jahre

    46 – 65 Jahre

    > 66 Jahre

    Erreichen der Benchmark „Vitalität“ in abhängigkeit vom alter:

    ältere menschen sind am vitalsten.

    41 39

    47 49

    30 kapitel 4 > psyche und schlafverhalten

  • 4.3. Schlafverhalten

    Zur Erfassung des Schlafverhaltens wurden die Studien-teilnehmer auf Grundlage des Pittsburgh-Schlafquali-täts-Index PSQI* nach den vier Komponenten „subjekti-ve Schlafqualität“, „Schlafdauer“, „Schlafmittelkonsum“ sowie „Schlafeffizienz“ in den letzten vier Wochen befragt. Die Schlafeffizienz bemisst dabei die tatsächli-che Schlafenszeit im Verhältnis zur Bettliegezeit. Jeder der vier Komponenten ist ein Wertebereich von 0 bis 3 zugeordnet, so dass sich eine Höchstsumme von 12 ergibt. Je höher die Summe, desto besser die Schlafqua-lität. Ab einem Cut-off-Wert von 8 spricht man von guten Schläfern. Dieser Wert gilt im Folgenden als Benchmark „Schlafen“.

    Auf einen Blick

    Ältere und Übergewichtige schlafen schlechterDie Deutschen schlafen im Schnitt 6 Stunden und 47 Minuten. Fast 85 Prozent der Befragten erreichten die Benchmark „Schlafen“ und können als gute Schläfer bezeichnet werden. Dabei nimmt der Anteil bei den über 65-Jährigen etwas ab. Eine Tendenz scheint es bezüglich des Gewichts zu geben: Je höher der Body-Mass-Index, desto schlechter der Schlaf.

    Der mit Abstand geringste Anteil an guten Schläfern findet sich bei Personen ohne Schulabschluss, von denen jeder Dritte schlecht schläft. Die meisten guten Schläfer gibt es dagegen bei den Gutverdie-nern mit einem Einkommen von mehr als 4.000 Euro. Nur jeder Zehnte in dieser Gruppe schläft schlecht.

    Bedenklicher Schlafmittelkonsum95 Prozent der Deutschen benutzen keine Schlafmit-tel. Doch wenn solche Präparate eingesetzt werden, dann meist nicht nur in Einzelfällen, sondern regel-mäßig. Insgesamt 2 Prozent der Befragten nehmen mindestens dreimal pro Woche Schlafmittel, bei den über 65-Jährigen sind es sogar 5 Prozent.

    Dieser regelmäßige Konsum könnte eventuell auf eine bestehende Abhängigkeit hinweisen. Die Zah-len dieses Reports entsprechen vorsichtigen Schät-zungen, nach denen ca. 1,4 bis 1,5 Millionen Deut-sche abhängig sind von Medikamenten mit Suchtpotenzial. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Benzodiazepinderivate, die häufig bei Schlafstörungen verschrieben werden. Andere Schätzungen gehen von bis zu 2 Millionen Medika-mentenabhängigen aus.**

    * Buysse, D. J., Reynolds, C. F., 3rd, Monk, T. H., Berman, S. R., Kupfer, D. J. (1989):

    The Pittsburgh Sleep Quality Index: a new instrument for psychiatric practice

    and research. In: Psychiatry Res, 28(2), p.193-213.

    ** Quelle: Glaeske, G. (2012): Medikamente - Psychotrope und andere

    Arzneimittel mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial. In: DHS (Hg.):

    Jahrbuch Sucht 2012. Lengerich: Papst, S.90-111.

    4.2.5. Vitalität und gesunder Lebensstil

    Wie hängen Vitalität und gesunder Lebensstil zusam-men? Schaut man, wer die Benchmark „Vitalität“ erreicht und wer die Benchmarks in den gesundheitsre-levanten Faktoren Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alko-hol und Stress erfüllt, so zeigen sich einige klare Ten-denzen:

    Menschen, die besser mit Stress umgehen, fühlen sich zugleich häufiger vital. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Befragten, die die Benchmark Stress erreichen, erreichen auch die Benchmark Vitalität. Bei den Gestressten dagegen gelingt dies mit 34 Prozent nur jedem Dritten.

    Auch Bewegung und Vitalität scheinen zusammenzu-hängen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Personen, die die Mindestempfehlung für Aktivität erfüllen, emp-findet sich als vital. Bei den Inaktiven liegt dieser Anteil nur bei 45 Prozent.

    Der Konsum von Nikotin und Alkohol scheint dagegen einen geringeren bzw. gar keinen Einfluss auf das Vitali-tätsempfinden zu haben. Nichtraucher fühlen sich mit 46 Prozent etwas häufiger vital als Raucher mit 40 Prozent. Beim Alkoholkonsum ist der Anteil der vitalen Personen unabhängig vom Erreichen der Alkoholbenchmark. Es zeigt sich somit kein tendenzieller Zusammenhang.

    31

  • Gewicht

    Untergewichtige(BMI 11,49 kg/m2)

    Normalgewichtige(BMI 18,5 – 24,9 kg/m2)

    Übergewichtige(BMI 25,0 – 29,9 kg/m2)

    Adipöse(BMI > 30 kg/m2)

    Erreichen der Benchmark „schlafen“ in abhängigkeit vom körper-

    gewicht: adipöse schlafen häufiger schlecht. der besonders gute

    schlaf von untergewichtigen ist wegen der geringen zahl von

    untergewichtigen in der stichprobe nur begrenzt aussagefähig.

    schlaFVErhaltEn nach altEr

    80

    60

    40

    20

    Anteil in Prozent

    alter

    18 – 29 Jahre

    30 – 45 Jahre

    46 – 65 Jahre

    > 66 Jahre

    Erreichen der Benchmark „schlafen“ in abhängigkeit vom alter:

    ältere menschen schlafen häufiger schlecht.

    4.3.2. Schlafverhalten nach Körpergewicht

    Tendenziell zeigt sich eine bessere Schlafqualität, je niedriger der Body-Mass-Index (BMI) ist. Bei den Perso-nen mit Normalgewicht erreichen 86 Prozent die Bench-mark. In der Gruppe der Übergewichtigen (BMI zwi-schen zwischen 25 und 29,9 kg/m2) liegt der Anteil guter Schläfer bei 84 Prozent, bei adipösen Personen mit einem BMI über 30 sinkt er weiter ab auf 81 Prozent. In dieser Gruppe erreicht also jeder Vierte nicht die Bench-mark des „guten Schlafens“.

    86 86 8582

    schlaFVErhaltEn nach körpErGEwicht

    80

    60

    40

    20

    Anteil in Prozent

    9186 84

    81

    4.3.1. Schlafverhalten nach Alter

    Ältere Menschen erreichen im Vergleich zu den anderen Altersgruppen am seltensten die Benchmark „Schlafen“. Bei den über 65-Jährigen erreichen diese nur 82 Pro-zent, während in allen anderen Altersgruppen der Durchschnitt von 85 Prozent knapp erreicht oder sogar überschritten wird. Im Altersvergleich können die Deutschen im Rentenalter daher als die schlechtesten Schläfer bezeichnet werden. Die Gruppe der 18- bis 29-Jährigen weist mit 86 Prozent den höchsten Anteil guter Schläfer auf.

    32 kapitel 4 > psyche und schlafverhalten

  • 4.3.3. Schlafverhalten nach Einkommen

    Topverdiener sind auch Topschläfer: Ähnlich wie bei den Merkmalen Ausgeglichenheit und Vitalität steigt mit dem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen auch die Schlafqualität. Bei Geringverdienern mit einem Einkom-men von unter 1.500 Euro erreichen nur knapp über 80 Prozent der Befragten die Benchmark. Hier finden sich weniger gute Schläfer als in den mittleren Einkommens-klassen, wo der Anteil meist um die 84 Prozent liegt. Ein deutlicher Anstieg ist ab einem Einkommen von 4.000 Euro zu beobachten: Unter diesen Gutverdienern haben 91 Prozent einen guten Schlaf – der Spitzenwert in der Gesellschaft.

    Erreichen der Benchmark „schlafen“ in abhängigkeit vom Einkommen:

    Geld ist ein gutes ruhekissen.

    schlaFVErhaltEn nach EinkommEn

    80

    60

    40

    20

    Anteil in Prozent

    haushaltsnettoeinkommen

    < 1.000 €

    1.000 – 1.499 €

    1.500 – 1.999 €

    2.000 – 2.499 €

    1.500 – 2.999 €

    3.000 – 3.499 €

    3.500 – 3.999 €

    4.000 – 5.000 €

    > 5.000 €

    80 8186 84 86 84

    8992

    89

    schlaFVErhaltEn nach BildunGsstatus

    80

    60

    40

    20

    Anteil in Prozent

    schulabschluss

    Kein Schulabschluss

    Hauptschulabschluss

    Mittlere Reife

    Abitur/Fachhochschulreife

    Abgeschlossenes Studium

    Erreichen der Benchmark „schlafen“ in abhängigkeit vom

    schulabschluss: mit dem Bildungsabschluss steigt die schlafqualität.

    68

    8287

    8386

    4.3.4. Schlafverhalten nach Bildungsstatus

    Das Abitur scheint ein gutes Ruhekissen zu sein: Befrag-te mit einem höheren Bildungsabschluss beurteilen ihre Schlafqualität besser als andere. Unter den Personen ohne Schulabschluss erreichen nur 68 Prozent die Benchmark für gesundes Schlafen. Allerdings ist dieser Wert wegen der geringen Anzahl von Befragten ohne Schulabschluss nur bedingt aussagekräftig. In den mitt-leren Bildungsgruppen mit Hauptschulabschluss oder Mittlerer Reife steigt dieser Anteil auf 82 bzw. 83 Pro-zent und liegt damit leicht unter dem Durchschnitt.

    Ein überdurchschnittlich gutes Schlafverhalten zeigen dagegen Befragte mit Abitur/Fachhochschulreife oder abgeschlossenem Studium, hier beträgt der Anteil guter Schläfer 87 bzw. 86 Prozent.

    33

  • kapitel 5 > Besondere ergeBnisse34

  • 5. Besondere Ergebnisse

    5.1. Ältere Menschen

    Ältere Menschen spüren naturgemäß mehr gesundheit-liche Probleme als jüngere. Häufiger als die Befragten in anderen Altersgruppen bewerten über 65-Jährige ihren Gesundheitszustand als mäßig bis schlecht.

    > Ältere Menschen leben am gesündestenDafür richten Ältere ihren Lebensstil stärker auf ihre Gesundheit aus. 67 Prozent der Befragten im Renten-alter sind der Meinung, dass sie gesund oder sogar sehr gesund leben. Und tatsächlich tun das sehr viele: Von allen Altersgruppen leben bei den über 65-Jährigen am meisten Menschen rundum gesund, erreichen also in allen fünf Gesundheitsbereichen die Benchmark. Die Nichtraucherquote ist bei den Älteren mit 92 Prozent am höchsten. Nur der Alkoholkonsum liegt bei ihnen etwas höher als in den mittleren Lebensjahren. Von allen Altersgruppen fühlen sie sich am wenigsten gestresst. Und sie ernähren sich am häufigsten gesund, indem sie regelmäßig Obst und Gemüse essen, aber nur selten Fleisch und kaum Süßigkeiten bzw. Knabbereien ver-zehren. Außerdem lassen sie sich mehr Zeit beim Essen.

    > Ältere bewegen sich insgesamt mehr, doch jeder Zehnte ist komplett inaktivÄltere Menschen bewegen sich mehr als jüngere und erreichen mit 60 Prozent am häufigsten die Mindest-empfehlungen für Aktivität. Dabei bewegen sie sich eher moderat und treiben weniger intensiven Sport. Außer-dem verbringen sie am wenigsten Zeit im Sitzen. Ein großer Teil ihrer Aktivität entfällt auf den Bereich Trans-port, weil sie ihre Wege häufiger zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen.

    Allerdings nimmt die Freizeitaktivität im Alter ab. Bedenklich ist, dass 41 Prozent der über 65-Jährigen angeben, sich in der Freizeit gar nicht zu bewegen. Fast jeder Zehnte in dieser Altersgruppe ist sogar komplett inaktiv und bewegt sich in keinem der drei Bereiche Arbeit, Transport und Freizeit.

    > Alter erhöht Anfälligkeit für depressive VerstimmungMit dem Alter sinkt die Schlafqualität, weshalb Ältere häufiger zu entsprechenden Präparaten greifen: 5 Prozent der über 65-Jährigen nehmen Schlafmittel. Hier besteht nicht nur Suchtgefahr, sondern auch eine höhe-re Wahrscheinlichkeit von Stürzen während des Tages.*

    Außerdem fühlen sich Ältere tendenziell weniger ausge-glichen, leiden somit am häufigsten unter Lustlosigkeit und depressiven Verstimmungen. Zugleich findet sich bei den über 65-Jährigen aber der höchste Anteil von Befragten, die die Benchmark „Vitalität“ erfüllen. Offen-bar gehen die Befindlichkeiten in dieser Altersgruppe weit auseinander: Einer großen Zahl von aktiven Senio-ren, die voller Vitalität sind, steht ein ebenfalls großer Anteil älterer Menschen gegenüber, die an depressiven Verstimmungen leiden.

    * Wang, P. S., Bohn, R. L., Glynn, R. J., et al. (2001): Hazardous benzodiazepine

    regimens in the elderly: effects of half-life, dosage, and duration on risk of hip

    fracture. In: Am J Psychiatry, 158 (6), p.892-898.

    35

  • 5.2. Übergewicht

    > Deutschland nimmt zuDie Deutschen werden dicker. Im Vergleich zu 2010 ist der Anteil der Übergewichtigen an den Befragten von 44 Prozent auf 46 Prozent gestiegen. Männer neigen häufiger zur Körperfülle und haben in den letzten zwei Jahren auch deutlicher zugelegt. 53 Prozent von ihnen (2010: 51 Prozent) sind mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 25 kg/m2 als übergewichtig einzustufen. Bei den Frauen betrifft dies 41 Prozent (2010: 38 Prozent).

    Da die erhobenen Daten zum Übergewicht auf der Selbstauskunft der Befragten beruhen, sind in der Reali-tät höhere Zahlen zu vermuten. Denn erfahrungsgemäß schätzen Menschen ihr Gewicht eher zu niedrig ein.*

    > Risikofaktoren für Übergewicht: Alter, niedriger Bildungsabschluss, OstBundeslandÜbergewicht ist vor allem ein Problem der Älteren. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Fülligen, während der Anteil der Schlanken im gleichen Verlauf abnimmt. Das Verhältnis von Normal- und Übergewich-tigen kippt in den mittleren Lebensjahren: Sind in den unteren zwei Altersgruppen bis 45 Jahre noch weit mehr als die Hälfte der Befragten normalgewichtig, so hat bei den über 45-Jährigen mehr als jeder Zweite Übergewicht.

    Zudem tritt Übergewicht häufiger bei Personen mit niedrigerer Bildung auf: 59 Prozent der Personen mit Hauptschulabschluss sind übergewichtig.

    Die meisten Übergewichtigen leben im Osten der Repub-lik. Mit Ausnahme von Thüringen haben in allen neuen Bundesländern mehr als die Hälfte der Bewohner einen BMI von 25 kg/m2 und mehr. Den höchsten Anteil verzeichnet Sachsen-Anhalt mit 58 Prozent.

    > Ausgeprägtes ProblembewusstseinDas Problembewusstsein für Übergewicht ist in der Bevölkerung deutlich gestiegen. 79 Prozent der Befrag-ten halten Übergewicht inzwischen für ein großes gesellschaftliches Problem. 2010 waren es noch 65 Prozent. Dabei sehen viele Deutsche die Verantwortung auch bei der Politik: 74 Prozent der Befragten befür-worten ein Ampelsystem zur Kennzeichnung gesunder und ungesunder Lebensmittel.

    kapitel 5 > Besondere ergeBnisse36

  • > Übergewichtige fühlen sich weniger gesundÜbergewichtige fühlen sich weniger gesund als Normal-gewichtige. Je höher der BMI, desto häufiger geht die Einschätzung des subjektiven Gesundheitszustandes in eine negative Richtung. 50 Prozent der Übergewichtigen bezeichnen ihre Gesundheit als „mäßig“ bis „überhaupt nicht gut“. Zugleich schätzen sie ihre Lebensweise im Vergleich zu Normalgewichtigen tendenziell als weniger gesund ein.

    > Schnellere Mahlzeiten, weniger BewegungTatsächlich leben Übergewichtige in wichtigen Berei-chen weniger gesund, wobei die Zusammenhänge bei adipösen Personen mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30 kg/m2 am deutlichsten ausgeprägt sind. Tendenzi-ell essen Übergewichtige und Adipöse im Vergleich zu Normalgewichtigen seltener Obst und Gemüse, dafür häufiger Fleisch. Außerdem nehmen sie sich deutlich weniger Zeit für ihre Mahlzeiten.

    Menschen mit Übergewicht oder Adipositas sind in der Freizeit weniger aktiv als Normalgewichtige. Auch ihre Transportaktivität ist geringer, das heißt, sie bewältigen ihre Wege im Alltag seltener zu Fuß oder per Fahrrad.

    > Übergewicht drückt auf die SeeleJe höher der BMI klettert, desto seltener fühlen sich die Menschen ausgeglichen. Auch das subjektive Gefühl von Vitalität nimmt mit steigendem Gewicht ab. Es ist somit zu vermuten, dass ein Zusammenhang zwischen Über-gewicht und psychischer Gesundheit besteht. Dieser konnte auch in früheren Studien schon nachgewiesen werden.** Übergewichtige gehen zudem weniger gesund mit Stress um als Normalgewichtige und fühlen sich häufiger unter Druck. Zugleich schlafen sie schlech-ter, wobei die Schlafqualität mit steigendem BMI weiter abnimmt.

    * Dementsprechend ist das Ergebnis der DEGS-Studie des Robert-Koch-Institutes,

    bei der die Teilnehmer tatsächlich gemessen und gewogen wurden, noch

    alarmierender: Danach sind in Deutschland 67 Prozent der Männer und 53 Prozent

    der Frauen übergewichtig. Vgl. Kurth, B.-M. (2012): Erste Ergebnisse aus der

    „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“, Bundesgesundheitsblatt

    ** z. B. Scott, K. M., Bruffaerts, R., Simon, G. E., Alonso, J., Angermeyer, M., de

    Girolamo, G., Demyttenaere, K., Gasquet, I., Haro, J. M., Karam, E., Kessler, R. C.,

    Levinson, D., Medina Mora, M. E., Oakley Browne, M. A., Ormel, J., Villa, J. P., Uda,

    H., Von Korff, M. (2008): Obesity and mental disorders in the general population:

    results from the world mental health surveys. In: Int J Obes 32 (1), p.192-200.

    37

  • kapitel 6 > Gesundes leben in den bundesländern38

  • 6. Gesundes Leben in den Bundesländern

    „Wie gesund lebt Deutschland?“ impliziert zugleich die Frage, wo in Deutschland die Menschen am gesündesten leben – und wo eben nicht. Aus diesem Grund betrach-ten wir den Lebensstil der Deutschen wie bereits in der Vorgängerstudie 2010 auch hier im Ländervergleich. Die fünf Gesundheitsbereiche körperliche Aktivität, Ernäh-rung, Rauchen, Alkohol und Stressempfinden werden dabei sowohl in der bundesweiten Gesamtheit als auch einzeln nach den verschiedenen Bundesländern ausge-wertet. Dabei sind Bremen und das Saarland aufgrund der geringen Stichproben-Basis gemeinsam mit Nieder-sachsen bzw. Rheinland-Pfalz aufgeführt.

    Um der Länderauswertung eine höhere Aussagekraft zu geben, haben wir die jeweiligen Stichproben aus 2010 und 2012 bei diesem identischen Fragenkomplex zusam-mengelegt und die erhobenen Daten gemeinsam analy-siert. Die Länderauswertung im vorliegenden Kapitel beruht nun auf den Angaben von mindestens 300 Befragten pro Bundesland.

    Zu beachten ist, dass sich aufgrund der unterschiedli-chen Basis die Zahlen in Bezug auf die Gesamtbevölke-rung anders darstellen als in Kapitel 2 „Gesundes Leben“, das sich ausschließlich auf die Daten aus dem Jahr 2012 stützt.

    39

  • 6.1. Erreichen aller Benchmarks im Ländervergleich

    In Mecklenburg-Vorpommern lebt im Vergleich der größte Anteil der Menschen gemäß den eigenen Anga-ben rundum gesund. 18 Prozent der Bevölkerung erreichen hier alle fünf Benchmarks für „Gesundes Leben“. Diese Zahl ist überraschend, weil sie anderen Größen, etwa der Lebenserwartung, entgegenläuft.*

    In Niedersachsen / Bremen leben mit 14 Prozent eben-falls mehr Menschen rundum gesund als im Bundes-durchschnitt.

    Deutlich unter diesem Schnitt liegen Brandenburg (11 Prozent), Rheinland-Pfalz / Saarland (11 Prozent) sowie Hamburg (10 Prozent). Das Schlusslicht bildet Baden-Württemberg – hier erreichen nur 9 Prozent der Bevölkerung in allen fünf Gesundheitsbereichen die Benchmark.

    * Die Lebenserwartung Neugeborener in Mecklenburg-Vorpommern liegt im

    Bundesländervergleich am niedrigsten, gleicht sich allerdings wie in allen neuen

    Ländern zunehmend an das Bundesniveau an. Quelle: Statistische Ämter des Bundes

    und der Länder (2011): Demografischer Wandel in Deutschland, Heft 1/2011, S.13

    Auf einen Blick

    MecklenburgVorpommern liegt vorn, BadenWürttemberg ist SchlusslichtMecklenburg-Vorpommern hat den größten Anteil an Menschen, die rundum gesund leben. Hier erreichen die Befragten am häufigsten die Bench-mark in allen fünf Gesundheitsbereichen. Die Ein-wohner sind aktiver als der Bundesdurchschnitt, ernähren sich ausgewogener, trinken weniger Alkohol und sind entspannter. Nur die Nicht raucher-quote in Mecklenburg-Vorpommern ist etwas niedriger als im Bundesdurchschnitt.

    Auf den Plätzen zwei und drei in puncto gesundes Leben folgen Niedersachsen / Bremen sowie Thüringen. Weniger gesund leben mit Blick auf die Benchmarks die Menschen in Rheinland-Pfalz /Saarland und in Hamburg. Das Schlusslicht bildet Baden-Württemberg.

    Durchatmen in Thüringen, dicke Luft in BerlinDie Menschen in Thüringen erreichen am häufigsten die Aktivitätsempfehlung, hier leben außerdem die meisten Nichtraucher. Das negative Pendant bildet Hamburg. Hier erreichen anteilig die wenigsten Menschen die Aktivitätsempfehlung, außerdem wird viel geraucht.

    In Berlin leben mit Abstand die meisten Raucher. Ebenso wie in Schleswig-Holstein und Sachsen gibt es hier weniger Menschen, die die Benchmark für moderaten Umgang mit Alkohol erreichen. Am meisten Menschen, die diese Benchmark erreichen, leben in Sachsen-Anhalt.

    Die meisten Gestressten in NordrheinWestfalenIn Niedersachsen / Bremen: Weit mehr als die Hälfte der Befragten fühlen sich nicht gestresst. Relativ entspannt geht es auch in Mecklenburg- Vor pommern und Schleswig-Holstein zu, die auf den Plätzen zwei und drei folgen.

    Das genaue Gegenteil empfindet die Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen: Hier erreichen fast 60 Prozent der Befragten die Benchmark nicht. Auch in Hessen und Rheinland-Pfalz / Saarland fühlen sich die Bewohner überdurchschnittlich häufig unter Druck.

    kapitel 6 > Gesundes leben in den bundesländern40

  • diE BEnchmark aktiVität im ländErVErGlEich

    Thüringen 62

    Sachsen 62

    Berlin 60

    Mecklenburg-Vorpommern 59

    Hessen 57

    Nordrhein-Westfalen 57

    Niedersachsen / Bremen 56

    Schleswig-Holstein 56

    Brandenburg 56

    Bayern 56

    Rheinland-Pfalz / Saarland 55

    Sachsen-Anhalt 55

    Baden-Württemberg 53

    Hamburg 49

    Angaben in Prozent

    > 60

    56 – 60

    50 – 55

    < 50

    ErrEichEn allEr BEnchmarks im ländErVErGlEich

    Mecklenburg-Vorpommern 18

    Niedersachsen / Bremen 14

    Thüringen 14

    Bayern 13

    Schleswig-Holstein 13

    Sachsen 13

    Berlin 13

    Nordrhein-Westfalen 13

    Sachsen-Anhalt 12

    Hessen 12

    Brandenburg 11

    Rheinland-Pfalz / Saarland 11

    Hamburg 10

    Baden-Württemberg 9

    Angaben in Prozent

    6.2. Aktivität im Ländervergleich

    Zusammengefasst für die Jahre 2010 und 2012 e rreichen 57 Prozent der Gesamtbevölkerung die Mindestempfehlungen für Aktivität. Die Bewohner von Thüringen zeigen sich dabei am aktivsten – 62 Prozent der Bewohner erreichen hier die Benchmark. Sachsen und Berlin liegen mit 62 bzw. 60 Prozent ebenfalls noch weit vorn.

    In Hamburg erreicht mit 49 Prozent nur jeder Zweite die Benchmark. Baden-Württemberg liegt mit 53 Prozent ebenfalls weit unter dem Bundesdurchschnitt.

    Gesamt 57 %Gesamt 12 %

    anteil der rundum gesund lebenden im ländervergleich. anteil derer, die die aktivitätsempfehlung erreichen.

    > 16

    13 – 16

    10 – 12

    < 10

    41

  • 6.4. Rauchen im Ländervergleich

    77 Prozent der Deutschen sind Nichtraucher. Die mit 82 Prozent höchste Nichtraucherquote im Länderver-gleich verzeichnet Thüringen, gefolgt von Sachsen (80 Prozent) und Schleswig-Holstein (79 Prozent).

    Mit 70 Prozent ist der Anteil der Nichtraucher in Berlin mit Abstand am geringsten. Doch auch in Hamburg und Sachsen-Anhalt liegt die Nichtraucherquote mit jeweils 74 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.

    6.3. Ernährung im Ländervergleich

    Mit 47 Prozent erreicht nicht einmal die Hälfte der Deutschen die Benchmark Ernährung. Im Bundesland Schleswig-Holstein beträgt der Anteil dagegen 53 Pro-zent. Auch Niedersachsen / Bremen und Mecklenburg-Vorpommern liegen jeweils mit 52 Prozent auf den vorderen Plätzen.

    In Rheinland-Pfalz / Saarland sowie in Bayern erreichen am wenigsten Menschen die Benchmark für eine ausge-wogene Ernährung. Mit jeweils 44 Prozent an Befragten, die die Benchmark erreichen, bilden diese Bundesländer die Schlusslichter im Ländervergleich.

    diE BEnchmark ErnährunG im ländErVErGlEich

    Schleswig-Holstein 53

    Niedersachsen / Bremen 52

    Mecklenburg-Vorpommern 52

    Sachsen-Anhalt 51

    Thüringen 50

    Sachsen 49

    Brandenburg 48

    Hamburg 47

    Baden-Württemberg 46

    Nordrhein-Westfalen 46

    Berlin 45

    Hessen 45

    Bayern 44

    Rheinland-Pfalz / Saarland 44

    Angaben in Prozent

    > 50

    48 – 50

    45 – 47

    < 45

    diE BE