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Bachelorarbeit DoE gestützte Etablierung und Optimierung der Isolation zellinterner Produkte durch Tangentialflussfiltration mit Hohlfasern aus komplexen E. coli-Lysaten von Cedric Tank Sommersemester 2012 Betreuung: Prof. Dr. Gesine Cornelissen Dr. Jan Oschmann HAW Hamburg Fakultät Life Sciences Studiengang Biotechnologie In Zusammenarbeit mit: Richter-Helm BioLogics Betriebsstätte Hamburg Abgabedatum: 9. Juli 2012

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Bachelorarbeit

DoE gestützte Etablierung und Optimierung der Isolation zellinterner Produkte durch Tangentialflussfiltration mit Hohlfasern aus komplexen E. coli-Lysaten

von Cedric Tank

Sommersemester 2012

Betreuung:

Prof. Dr. Gesine Cornelissen

Dr. Jan Oschmann

HAW Hamburg

Fakultät Life Sciences

Studiengang Biotechnologie

In Zusammenarbeit mit:

Richter-Helm BioLogics

Betriebsstätte Hamburg

Abgabedatum:

9. Juli 2012

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Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig verfasst und

keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.

Hamburg, den 9. Juli 2012

(Cedric Tank)

Danksagung

Diese Bachelorarbeit entstand bei der Firma Richter-Helm BioLogics, Betriebsstätte Hamburg, in

Kooperation mit der HAW Hamburg.

An dieser Stelle bedanke ich mich bei meinen beiden Betreuern Frau Prof. Dr. Gesine Cornelissen und

Herrn Dr. Jan Oschmann für die ausführliche und engagierte Betreuung und die vielen hilfreichen

Anregungen. Desweiteren bedanke ich mich bei der Firma Richter-Helm BioLogics und ihren

Mitarbeitern für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und Mittel sowie die Einführung und

Begleitung der firmeninternen Projekte.

Ein besonderer Dank gilt meinen Eltern für die Durchsicht und Kontrolle der fertigen Arbeit und

meiner Freundin für die moralische Unterstützung.

Abbildung auf dem Titelblatt: ÄKTAcrossflow™

Quelle: GE Healthcare, ÄKTA™ Protein purification by design, 28-4026-97 AD 01/2010

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Zusammenfassung

Primäres Ziel der Bachelorarbeit war die Etablierung und Optimierung eines Tangentialfluss-

filtrationsverfahrens zur Aufreinigung von verschiedenen E. coli-Lysaten mit Hohlfaserfiltern. Dabei

wurde das neue vollautomatische Filtrationssystem ÄKTAcrossflow™ von GE Healthcare eingeführt

und das Filtrationsversuchsschema mit einem ausgewählten DoE-Modell aufgestellt und ausgewertet.

Als sekundäres Ziel erfolgte während der Bachelorarbeit ein Scale-down der Fermentationen um den

Faktor 10 (von 10 Liter auf 1 Liter) und dessen Auswertung, Vergleich und Diskussion. Dazu konnten

zwei firmeninterne E. coli Zellstämme erst im Schüttelkolben und dann im 1-L-Maßstab

standardmäßig fermentiert und das Wachstumsverhalten charakterisiert werden. Mit jedem der beiden

unterschiedlichen rekombinanten Organismen wurde jeweils ein Protein hergestellt, wobei eins als

Inclusion Bodies und eins in löslicher Form im Zytoplasma vorliegt. Nach der Fermentation und

Zellernte erfolgte ein spezifischer Zellaufschluss, um das rekombinant hergestellte Produkt

freizusetzen, und anschließend eine Filtration im Tangentialflussverfahren. Für die Filtration mit Hilfe

der neu eingeführten ÄKTAcrossflow™ von GE Healthcare wurden Hohlfasern mit Porengrößen

zwischen 500 kDa und 0,1 µm eingesetzt. Zur Untersuchung der Filtrationsleistung erfolgte die DoE-

Versuchsplanung mit dem Programm MODDE. Im Rahmen von 13 Versuchen für jedes Projekt

wurden erst die grundsätzlichen Eigenschaften der beiden verschiedenen Zelllysate in speziellen

Vorversuchen und dann die Filtrationsleistung in Abhängigkeit ausgesuchter Parameter bestimmt.

Dabei dienten die Scherrate, der Membranflux und die Porengröße als Eingangsparameter und die

Proteinwiederfindungsrate mit Ergänzung der Prozesszeit als Ausgangsparameter. In den

Vorversuchen konnte die Diversität der verschiedenen Zelllysate untersucht und diskutiert werden, da

zwischen den Zellsuspensionen der beiden Projekte deutliche Unterschiede zu verzeichnen waren. Das

System ÄKTAcrossflow™ konnte erfolgreich in den Prozessverlauf integriert und etabliert werden.

Im Rahmen der anschließenden DoE-Auswertung wurde besonders der bedeutende Einfluss der

Scherrate deutlich, der in Interaktion mit dem richtigen Membranflux zu Proteinwiederfindungsraten

von über 90% führte.

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Abstract

The primary objective of the Bachelor thesis was to establish and optimize tangential-flow filtration

processes for the purification of various E. coli lysates using hollow fiber filters. For this, the new

fully automatic filtration system ÄKTAcrossflow ™ by GE Healthcare was introduced. The filtration

test pattern was selected and evaluated using a DoE model. A secondary objective during the bachelor

thesis was a scale-down of the fermentations by a factor of 10 (10 liter to 1 liter) and its evaluation,

comparison and discussion. For this purpose, two strains of E. coli were primarily cultivated in shake

flasks and then fermented in 1-L-scale by default so that the growth and production behavior could be

characterized. With each of the two different recombinant organisms, one protein was prepared, one

being produced as inclusion bodies and one in soluble form in the cytoplasm. Fermentation and cell

harvest were followed by a specific cell disruption, to release the produced product, and a tangential-

flow filtration. For the filtration with the introduced ÄKTAcrossflow™ by GE Healthcare hollow

fibers were used with pore sizes of between 500 kDa and 0.1 microns. For the investigation of the

filtration performance the kind of experiments were planned with DoE and the program MODDE.

Within 13 experiments for each project the fundamental properties of the two different cell lysates

were determined in special preliminary tests and then the filtration performance as a function of

selected parameters was detected. Shear rate, membrane flux and pore size were selected as input

parameters and the protein recovery with the process time as a supplement as output parameters. In

preliminary experiments the diversity of the different cell lysates could be examined and discussed, as

the cell suspensions of the two projects marked obvious differences. The system ÄKTAcrossflow™

could be established as a superior system for high protein recovery in both projects. As part of the

DoE evaluation especially the significant influence of the shear rate became apparent, leading in

interaction with the correct membrane flux to protein recoveries of greater than 90%.

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INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung........................................................................................................................................ 7

2. Zielsetzung...................................................................................................................................... 9

3. Theoretische Grundlagen .............................................................................................................. 10

3.1. Escherichia coli ..................................................................................................................... 10

3.2. Eingesetzte Verfahren ........................................................................................................... 12

3.2.1. Zentrifugation ................................................................................................................ 12

3.2.2. Hochdruckhomogenisation ............................................................................................ 12

3.2.3. Ultraschallaufschluss ..................................................................................................... 13

3.2.4. Filtration/ State of the Art.............................................................................................. 13

3.3. Design of Experiments .......................................................................................................... 18

4. Material und Methoden ................................................................................................................ 20

4.1. Multifermenteranlage fedbatch-pro® .................................................................................... 20

4.1.1. Fermentationsanalytik ................................................................................................... 21

4.2. Zellaufschlussmethoden ........................................................................................................ 23

4.3. ÄKTAcrossflow™ ................................................................................................................ 23

4.4. Filtrationsablauf..................................................................................................................... 27

4.5. SDS-PAGE ............................................................................................................................ 28

5. Durchführung ................................................................................................................................ 29

5.1. Fermentation .......................................................................................................................... 30

5.1.1. Schüttelkolbenversuche ................................................................................................. 30

5.1.2. Fermentation B028 ........................................................................................................ 31

5.1.3. Fermentation B082 ........................................................................................................ 33

5.2. Zellaufschluss ........................................................................................................................ 34

5.2.1. Zellaufschluss B028 ...................................................................................................... 34

5.2.2. Zellaufschluss B082 ...................................................................................................... 35

5.3. Filtration ................................................................................................................................ 35

5.3.1. Prozessparameter/Versuchsplanung DoE ...................................................................... 35

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5.3.2. Versuchsablauf Vorversuche ......................................................................................... 39

5.3.3. Transfer der Lysatprobe ................................................................................................ 40

5.3.4. Probenahme und Analytik ............................................................................................. 41

5.3.5. Lagerung der Prozessproben ......................................................................................... 42

6. Ergebnisse ..................................................................................................................................... 43

6.1. Schüttelkolbenversuche ......................................................................................................... 43

6.2. Fermentation .......................................................................................................................... 44

6.2.1. Fermentation B028 ........................................................................................................ 44

6.2.2. Fermentation B082 ........................................................................................................ 50

6.3. Filtrationsvorversuche ........................................................................................................... 54

6.3.1. Vorversuch 1: Ermittlung des optimalen Konzentrierungsfaktors ................................ 54

6.3.2. Vorversuch 2: Ermittlung des optimalen Membranfluxes ............................................ 55

6.3.3. Vergleich B028 und B082 Konzentrierung ................................................................... 57

6.4. Filtration ................................................................................................................................ 57

6.4.1. Filtration B028 .............................................................................................................. 57

6.4.2. Filtration B082 .............................................................................................................. 65

7. Filtration: Auswertung und Diskussion ........................................................................................ 70

7.1. DoE-Auswertung B028 ......................................................................................................... 70

7.2. DoE-Auswertung B082 ......................................................................................................... 78

7.3. Diskussion und Vergleich ..................................................................................................... 84

8. Fazit .............................................................................................................................................. 86

9. Anhang.......................................................................................................................................... 88

9.1. Quellenangaben ..................................................................................................................... 88

9.2. Eingesetzte Medien und Puffer ............................................................................................. 90

9.3. Gleichung Konzentrierungskoeffizient B028 ........................................................................ 93

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Einleitung

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1. EINLEITUNG

Die Arbeit ist entstanden in der Firma Richter-Helm BioLogics (RHB) am Standort Hamburg in der

Abteilung Prozessentwicklung/ Downstream Processing1.

Im Laufe der Wirkstoffproduktion in der pharmazeutischen Biotechnologie durchwandert das

Zielmolekül einen komplexen Produktionsvorgang [16]. Nach der molekularbiologischen Entwicklung

mit der Klonierung der richtigen DNA-Sequenz zur Produktion im Wirtsorganismus und der

Stammentwicklung erfolgt die Charakterisierung des Wachstums- und Produktionsverhaltens der

Zellen unter unterschiedlichsten Bedingungen. Dies ist besonders wichtig für die nachfolgende

Produktion und Vermehrung der Zellen in der Fermentation (Upstream Processing2).

Abbildung 1: Verlauf der Entwicklung und Produktion eines rekombinant hergestellten Produktes

in der Biotechnologie

1 Downstream Processing – Proteinaufreinigung nach der Fermentation

2 Upstream Processing - Fermentationsprozesse

Produktion der rekombinanten Zellen in der

Fermentation (Upstream Processing)

Abtrennen des Proteins von der Zellmasse und

chromatographische Aufreinigung

(Downstream Processing)

Analytik und Charakterisierung des hergestellten

Produktes

Molekularbiologischer

Bauplan des Produktes

rekombinanter Zellstamm

Zellmasse mit Produkt

aufgereinigtes Produkt

Molekularbiologische Stammentwicklung

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Einleitung

8

Mit abgeschlossener Synthese des Zielproteins in der Zelle und nachdem genug Zellmasse vorhanden

ist, schließt sich der mitunter aufwendige Reinigungsprozess an.

Häufig befindet sich das Produkt noch innerhalb der Zellen [1][2][3], so dass als nächster Schritt ein

Zellaufschluss, zum Beispiel per Hochdruckhomogenisation oder Ultraschallbestrahlung, erfolgen

muss [1]. Die Zellwände werden durch die einwirkenden Kräfte aufgebrochen und das Zielprotein

freigesetzt.

Befindet sich das Protein durch Sekretion in das umgebende Medium bereits außerhalb der Zellen,

reicht meist eine einfache Abtrennung der intakten Zellen vom Fermentationsmedium [8].

Im Rahmen der Bachelorarbeit lag der Fokus ausschließlich auf Proteinen, die in der Zelle gebildet

und gelagert werden, so dass vorwiegend diese im weiteren Verlauf thematisiert werden.

Nach dem Aufschluss der Zellen muss das Zielprotein von den Zellwandfragmenten und den Host

Cell Proteins3 (HCP), den natürlichen Wirtszellproteinen, abgetrennt werden.

Für diesen Vorgang stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung.

Die gängigsten Methoden sind das Abzentrifugieren der Zellbruchstücke und das Filtrieren der

Suspension [24]. Problematisch ist bei beiden Verfahren häufig die Komplexität des vorhandenen

Zelllysats. So variiert die Größe der Zellwandbruchstücke stark, je nachdem welches

Aufschlussverfahren eingesetzt wird, unterscheiden sich die HCP je nach Wirtsorganismus oder führt

freigesetzte DNA zu hoher Viskosität im zu prozessierenden Medium [1][20].

Nach der ersten Aufreinigung des Produktes aus der umgebenden Zellmatrix erfolgt meist eine weitere

Aufreinigung des Zielproteins mittels verschiedenster Chromatographieschritte und weiterer

Filtrationen, bis das produzierte Arzneimittel (Zielprotein) in möglichst reiner Form vorliegt und so in

den Handel gehen kann.

3 Host Cell Proteins – natürliche Wirtszellproteine

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Zielsetzung

9

2. ZIELSETZUNG

In der Bachelorarbeit lag der Fokus vorwiegend auf einer Variante des ersten Aufreinigungsschrittes,

der Filtration des Produktes aus dem Zelllysat.

Für diesen Zweck wurden Hohlfaserfilter im Querstromverfahren eingesetzt. Eine genaue

Beschreibung dieser Filtrationsmethode folgt in Kapitel 3.2.4 - Filtration.

Die Zellbänke und die damit einhergehenden rekombinanten Proteine stammen aus firmeninternen

Projekten.

Im Rahmen dieser Projekte wurden 2 verschiedene Proteine aus 2 verschiedenen E. coli-Zellbänken

untersucht, wobei beide Proteine während der Kultivierung im Zytoplasma synthetisiert, aber nicht

sekretiert werden. Protein A (im Laufe dieser Arbeit Protein B028) wurde in Form von unlöslichen

Inclusion bodies4 exprimiert, während Protein B (im Verlauf der Arbeit Protein B082) nach der

Synthese in löslicher Form vorlag.

Tabelle 1: Ort der Lagerung des Proteins in der Zelle (B028 +B082)

Projekt Ort der Lagerung in der Zelle

B028 Unlöslich in Inclusion Bodies

B082 Löslich im Zellplasma

Primäres Ziel dieser Bachelorarbeit war der Vergleich der beiden unterschiedlichen Zelllysate und

deren Verhalten während der Filtration und gesamten Aufreinigung sowie die Ermittlung

prozessrelevanter Parameter mit Hilfe des Design of Experiments5 und die Einführung der Methoden

in den Prozessablauf. Von sekundärer Priorität war weiterhin der Scale-down6 der zur Produktion

notwendigen Fermentation vom 10-Liter in den 1-Liter-Maßstab.

4 Inclusion Bodies – Interzellulare Einschlusskörper

5 Design of Experiments - statistische Versuchsplanung

6 Scale-down/Scale-up – Skalierung und Anpassung eines Verfahrens auf einen kleineren/größeren Maßstab

(Maßstabsübertragung),

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Theoretische Grundlagen

10

3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN

Die Produktion der untersuchten Zielproteine erfolgte für die Bachelorarbeit ausschließlich in

Escherichia coli. Daher folgt nun eine kurze Einleitung und Charakterisierung des Organismus.

3.1. ESCHERICHIA COLI

Escherichia coli (E. coli) gehört zu den am häufigsten eingesetzten

Mikroorganismen in der gesamten Biotechnologie. Besonders seit

der Revolution der Gentechnik und der damit einher gehenden

Veränderbarkeit der Genome wird dieses Darmbakterium aufgrund

seiner Eigenschaften gerne eingesetzt. Escherichia coli, kurz E. coli,

ist ein stäbchenförmiges, gramnegatives und fakultativ anaerobes

Abbildung 2: Escherichia coli [Quelle: National Institute of Allergy and Infectious Diseases U.S.

(NIAID)7

Bakterium und gehört zur Familie der Enterobacteriaceae.

Die Vorteile dieses Mikroorganismus sind:

E. coli wird sowohl in der Forschung als auch in der Industrie häufig für die Produktion bestimmter

Proteine verwendet, deren genetische Information in Form eines Plasmids oder DNA-Segments in die

Zelle inseriert werden.

Bei der Proteinproduktion kann das fertig synthetisierte Protein entweder löslich im Zytosol oder den

bereits erwähnten Inclusion bodies exprimiert oder aus dem Zytosol in das Periplasma sekretiert

7 unter: http://www.niaid.nih.gov/SiteCollectionImages/topics/biodefenserelated/e_coli.jpg, Stand 05.07.2012

Das gut erforschte Genom

Das schnelle Wachstum

Die leichte Manipulierbarkeit des Genoms

Die unkomplizierte Kultivierung

Die Erreichbarkeit hoher Zelldichten und Produktausbeuten

Das Vorhandensein von nicht pathogenen E. coli-Stämmen (z.B. E. coli K12)

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Theoretische Grundlagen

11

werden. Durch zusätzliche molekularbiologische Veränderungen (Einbau von Transportsystemen)

besteht weiterhin die Möglichkeit der Sekretion des Produktes in das umgebende Medium.

Letzteres ermöglicht eine leichtere Aufreinigung des Zielproteins, da die Zellen im Laufe der Ernte

nur noch vom flüssigen Medium abgetrennt werden müssen (z.B. durch Zentrifugation). Weiterhin

wird die Zelle als Ganzes nicht zerstört, wodurch der Anteil der abzutrennenden zellinternen Proteine

(HCP) minimiert wird. Vorteilhaft an der Sekretion des Proteins ist auch der Schutz außerhalb der

Zelle vor zellinternen Proteasen, die zu einem beschleunigten Abbau des Produktes führen können.

Die Sekretion des Proteins in das umgebene Medium wird bei E. coli recht selten angewandt. Im

Zytoplasma bilden sich daher bei Überexpression von disulfidverbrückten Proteinen die schon

erwähnten IBs, intrazelluläre Einschlusskörper, in denen das Zielprotein zwar häufig als unlösliches,

inaktives Aggregat vorliegt, allerdings so ebenfalls vor den zellinternen Proteasen geschützt ist.

Im Laufe der Aufarbeitung und Reinigung muss das Protein daher in diesem Fall aufwendig wieder

gelöst und renaturiert werden.

In der Industrie wird als bekanntestes Beispiel mit Hilfe von gentechnisch veränderten E. coli im

großen Maßstab Insulin zur Behandlung von Diabetes hergestellt. Außerdem kommt E. coli häufig bei

der Herstellung von Aminosäuren, Interferonen oder menschlichen Wachstumshormonen zum Einsatz

und ist besonders bei neu entwickelten Pharmazeutika eine vermehrt verwendete

Produktionsgrundlage.

Die Proteinproduktion in E. coli kann physikalisch oder chemisch induziert werden.

Für die physikalische Induktion wird oft eine Gensequenz eingebaut, die die Expression des

Zielproteins erst bei Temperaturerhöhung induziert, für die chemische Induktion wird meist IPTG8

verwendet, ein Stoff, der in seiner Strukturformel Laktose ähnelt. Um die Expression des Zielproteins

steuern zu können, wird zusätzlich zu der Sequenz des Proteins noch ein so genanntes lac-Operon

eingebaut, das ursprünglich bei der Metabolisierung von Milchzucker (Laktose) Anwendung findet

und erst bei Zugabe des milchzuckerähnlichen IPTG das Ablesen der Gensequenz ermöglicht.

[vorwiegende Quellen:

Terpe, Kay: Overview of bacterial expression systems for heterologous protein production: from

molecular and biochemical fundamentals to commercial systems, Appl. Microbiol. Biotechnol. (2006)

72:211-222

Chmiel, Horst: Bioprozesstechnik, 3. Auflage (2011), S. 54-56]

8 IPTG - Isopropyl-ß-D-thogalactopyranosid

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Theoretische Grundlagen

12

3.2. EINGESETZTE VERFAHREN

3.2.1. ZENTRIFUGATION

Grundlage der Zentrifugation ist das natürliche Absinken von Feststoffen in Flüssigkeiten durch die

Gravitation. Diese Sedimentation wird durch Anlegen einer Zentrifugalbeschleunigung wesentlich

beschleunigt. Die Beschleunigung entsteht dabei durch die Rotation der Zellsuspension um eine

Rotationsachse und ergibt sich aus dem mittleren Abstand der Partikel zur Drehachse und der

Winkelgeschwindigkeit.

Bei den diskontinuierlichen Zentrifugen erfolgt die Zentrifugation im Batch-Verfahren, das heißt, dass

jeweils eine bestimmte Menge an suspendierten Zellen abzentrifugiert und wieder entleert wird und

sich dann ein neuer Lauf anschließt. Die Zellsuspension wird dabei so beschleunigt, dass sich die

Partikel im Laufe des Verfahrens am äußeren Rand der Zentrifuge (im Normalfall am Boden des

eingesetzten Behälters) absetzen und sich ein so genanntes Zellpellet bildet. Die größten Teilchen

sedimentieren dabei zuerst. Die minimale Größe und Masse der Partikel, die zur Sedimentation im

Pellet notwendig ist, hängt von der einwirkenden Zentrifugalbeschleunigung und der Dauer der

Zentrifugation ab.

[vorwiegende Quelle: Cornelissen, Prof. Dr. Gesine: HAW Hamburg, Skript zur Vorlesung

Aufarbeitungs- und Reinigungsverfahren, Stand WS 2010/2011]

3.2.2. HOCHDRUCKHOMOGENISATION

Die Hochdruckhomogenisation stellt ein standardmäßiges Verfahren zum Zellaufschluss dar [2][19]

und stammt ursprünglich aus der Nahrungsmittel- und pharmazeutischen Industrie. Der

Homogenisator besteht dabei im Wesentlichen aus einer Feed9-Pumpe, einer Hochdruckpumpe und

einer Homogenisiereinheit. Durch die Feed-Pumpe wird die aufzuschließende Zellsuspension in das

System eingetragen und mit der Hochdruckpumpe auf Drücke bis zu 1000 bar verdichtet. Ab einem

bestimmten eingestellten Druck öffnet sich ein Spalt von 10 bis 20 µm in der Homogenisiereinheit.

Die verdichtete Zellsuspension wird nun aufgrund des Druckausgleichs mit hoher Geschwindigkeit

durch den Spalt auf einen Prallring gedrückt und dort auf Atmosphärendruck entspannt.

Die Zellen werden bei diesen extremen Bedingungen durch Kavitation oder Scherung buchstäblich

zerrissen. Einflussgrößen für die Hochdruckhomogenisation sind der Homogenisierdruck, die

Konzentration der Zellen in der Suspension, das Design der Homogenisiereinheit, die

Homogenisiertemperatur und gegebenenfalls die Anzahl der Aufschlussdurchläufe.

9 Feed – Stoffstrom, der einer Anlage oder technischen Einheit zugeführt wird

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Theoretische Grundlagen

13

Aufgrund der starken einwirkenden Kräfte während des Verfahrens erwärmt sich die Zellsuspension

im Laufe eines Aufschlusszyklus stark und muss regelmäßig gekühlt werden.

[vorwiegende Quelle: Cornelissen, Prof. Dr. Gesine: HAW Hamburg, Skript zur Vorlesung

Aufarbeitungs- und Reinigungsverfahren, Stand WS 2010/2011]

3.2.3. ULTRASCHALLAUFSCHLUSS

Besonders bei kleinen Proben im Labormaßstab wird der Ultraschallaufschluss verwendet. Dabei

zeichnet er sich durch einen geringen apparativen Aufwand und den schnellen Auf- und Abbau aus.

Ultraschall-Desintegratoren bestehen im Wesentlichen aus einem Hochfrequenzgenerator, einem

Wandler, der die Hochfrequenz in eine mechanische Ausgangsgröße verwandelt, und einer Sonotrode,

die die entstandene Schwingung direkt an die Zellsuspension weitergibt. Das Aufschlussprinzip basiert

dabei auf der Bildung von sogenannten Kavitationsblasen, die durch die Schwingungen der Sonotrode

entstehen. In den Kavitationsblasen herrscht, bezogen auf die Umgebung, ein Unterdruck. Fällt eine

solche Kavitationsblase in sich zusammen, entstehen hohe Geschwindigkeiten (bis zu 500 m s-1

), die

die Zellen ähnlich wie beim Hochdruckhomogenisator zerreißen.

Einflussgrößen für den Ultraschallaufschluss sind die eingestellte Amplitude und die Frequenz der

Schwingung, die Temperatur der Lösung, der vorliegende Druck, die Zellkonzentration und die

Beschaffenheit des Mediums oder der Matrix, in der die Zellen vorliegen. Zusätzlich ist auch die

Dauer der Ultraschalleinwirkung von Bedeutung.

Analog zur Hochdruckhomogenisation erwärmt sich die Zellsuspension während des Aufschlusses

stark, so dass kontinuierlich gekühlt werden muss, um Proteindegradation zu vermeiden.

[vorwiegende Quelle: Cornelissen, Prof. Dr. Gesine: HAW Hamburg, Skript zur Vorlesung

Aufarbeitungs- und Reinigungsverfahren, Stand WS 2010/2011]

3.2.4. FILTRATION/ STATE OF THE ART10

Unter Filtration versteht man allgemein die Abtrennung von Partikeln aus flüssigen Lösungen oder

Gasen durch ein Filtermittel. Die in der Lösung enthaltenen Feststoffe oder großen Partikel werden

dabei durch eine Barriere (z.B. eine Membran) zurückgehalten, während die klare Flüssigkeit mit

kleineren Bestandteilen hindurch gelangen kann. In der Biotechnologie wird die Filtration im

Wesentlichen zur Abtrennung von Zellen oder Zellbruchstücken aus Suspensionen oder zur

Auftrennung von Proteinlösungen eingesetzt [3][24].

10 State of the Art – Stand der Technik

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Theoretische Grundlagen

14

Dabei unterscheidet man 3 gängige Verfahren:

1. Dead-End-Filtration

Bei der Dead-End- oder Kuchenfiltration trifft der Suspensionsstrom direkt auf das

Filtermittel (z.B. eine Membran), das eine spezifische Porengröße aufweist. Durch die

zurückgehaltenen Partikel bildet sich auf dem Filtermittel bald ein Filterkuchen, der als

effektive Barriere für weitere Feststoffe und damit als zentraler Filtrationsfaktor dient. Das

ursprüngliche Filtermittel hat jetzt nur noch Stützfunktion. Triebkraft für die Filtration sind

Druckgefälle, die durch Über- oder Unterdruck, Gravitation oder Zentrifugation erzeugt

werden. Der Filtrationswiderstand nimmt mit wachsendem Filterkuchen zu.

2. Tiefenfiltration

Bei der Tiefenfiltration erfolgt das Zurückhalten der Partikel im Inneren des Filtermittels.

Tiefenfilter sind oft poröse Materialien, deren Filtrationskörper einem Labyrinth aus

engmaschigen Verflechtungen gleicht. Die Retention der Feststoffe gelingt dabei durch

Ablagerung und Adsorption im Inneren des Filtermittels. Zur effektiven Filtration sind eine

lange Filterstrecke und damit ein dickes Filtermittel von Nöten. Durch die vielen Hohlräume

kann bei der Tiefenfiltration ein hoher Feststoffgehalt gefiltert werden, ohne dass der Filter

verstopft. Die Triebkräfte für die Tiefenfiltration entsprechen denen der Dead-End-Filtration.

3. Querstromfiltration

Bei der Querstromfiltration (auch Cross-Flow-Filtration, tangentiale Filtration,

Tangentialflussfiltration) trifft der Suspensionsstrom quer oder tangential auf das Filtermittel.

Im Gegensatz zur Dead-End-Filtration bildet sich dadurch im Idealfall kein Filterkuchen auf

dem Filtermittel aus, der nach längerem Gebrauch zur Verstopfung des Filters führen kann.

Der quer verlaufende Flüssigkeitsstrom übt bei der Tangentialflussfiltration eine Scherkraft

auf die Partikel aus, so dass bereits abgeschiedene Partikel wieder in das Retentat

zurückgeführt werden können. Vorteile der Querstromfiltration sind eine hohe Kapazität,

robuste, reproduzierbare Ergebnisse aufgrund der gleichbleibenden Prozessbedingungen, eine

gute Skalierbarkeit und die niedrigen Prozesskosten

pro Lauf [13].

Im Verlauf dieser Bachelorarbeit ist besonders die

Querstromfiltration zum Einsatz gekommen und wird

daher nochmal einmal genauer beschrieben.

Abbildung 3: Schematische Darstellung der Querstromfiltration mit den Bezeichnungen Feed,

Permeat und Retentat. (Quelle: GE Healthcare [15])

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Theoretische Grundlagen

15

Zusätzlich findet im Rahmen dieses Kapitels eine Darstellung vorangegangener Forschungsergebnisse

in Bezug auf diese Filtrationsart statt.

Der Suspensionsstrom bei der Cross-Flow Filtration wird in Anlehnung an die englische Darstellung

als Feed bezeichnet. Während der Filtration überströmt der Feed die Filtrationsmembran, so dass

Flüssigkeit und Partikel, die durch das Porensystem gelangen können, die Membran passieren. Diesen

Flüssigkeitsstrom nennt man Permeat oder auch Filtrat. Am Ende des Filtrationsmoduls tritt der Feed-

Strom ohne das filtrierte Permeat wieder aus und wird hier als Retentat bezeichnet. Im Normalfall lässt

man das Retentat zirkulieren, so dass es als Feed-Strom wieder dem Filter zugefügt wird.

Filtrationsphänomene, die eine Minderung des Filtratstroms unter ansonsten konstanten Bedingungen

bewirken, werden dabei als Fouling bezeichnet.

Abbildung 4: Schematische Dar-

stellung einer Hohlfaserfiltration.

(Quelle: GE Healthcare [15])

Abbildung 5: Fließbild einer Querstromfiltration unter

Verwendung der Filtrationsparameter ΔP und TMP, die

in der folgenden Aufzählung unter Punkt 6 und 7 noch

einmal erläutert werden. P1 entspricht dabei pfeed, P2

entspricht pret und P0 stellt pperm dar. (Quelle: GE

Healthcare [13])

Wichtige Prozessparameter sind:

1. Der Volumenstrom des Feeds und des Retentats

2. Die Porengröße der Filtrationsmembran

Der Bereich zwischen 1 kDa und 750 kDa wird als Ultrafiltration bezeichnet,

Porengrößen zwischen 0,1 µm und 0,65µm rechnet man eher der Mikrofiltration zu.

3. Die Filterfläche bezogen auf die Filtrationsoberfläche der Membran

4. Die Konzentration der Partikel in der Suspension

5. Die Eigenschaften der abgetrennten Stoffe im Kreislauf

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Theoretische Grundlagen

16

6. Delta p

Delta p oder auch ∆p stellt den Druckabfall der Zellsuspension über das

Filtrationsmodul dar und errechnet sich dementsprechend aus dem Druck am Eingang

des Filtrationsmoduls pfeed und dem Druck am Ausgang pret.

mit

Δp := Druckabfall über die Membran [bar]

pfeed := Eingangsdruck am Filtrationsmodul [bar]

pret := Ausgangsdruck am Filtrationsmodul [bar]

7. Der Transmembrandruck

oder auch TMP stellt bei der Tangentialflussfiltration die Triebkraft für die Filtration

dar. Er errechnet sich aus der Differenz des mittleren anliegenden Drucks auf der

Feed-Seite und des Gegendrucks auf der Permeat-Seite pperm und wird in der Einheit

bar oder kPa angegeben (1 bar = 100 kPa).

mit

ΔpTM := Transmembrandruck [bar]

pperm := Gegendruck auf der Permeatseite [bar]

Um die gesamte Filtrationslänge verwenden zu können, sollte der Permeatdruck

allerdings kleiner sein als der Retentatdruck.

8. Der Membranflux

Als Membranflux bezeichnet man den auf die Filtrationsfläche normierten

Volumenstrom des Permeats über die Membran. Er wird normalerweise in der Einheit

L m-2

h-1

(auch LMH) angegeben.

9. Die Scherkraft bzw. Scherrate

Die Scherrate charakterisiert die Scherkraft, die auf den Filterkuchen einwirkt und

damit eine Resolubilisierung dessen in den Suspensionsstrom forciert. Bei einer

(2)

(1)

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Theoretische Grundlagen

17

Hohlfaserfiltration berechnet Sie sich aus dem Volumenstrom des Feeds, dem

Durchmesser des einzelnen Filtrationsmoduls und der Anzahl der parallel geschalteten

Fasern.

Bei den prozessierten Zelllysaten handelt es sich zumeist um stark partikelhaltige, viskose

Flüssigkeiten, was regelmäßig zu Schwierigkeiten bei der Filtration führen kann. Für die

stabile Durchführung der Filtration sind deshalb folgende Parametereinstellungen und

Verfahrensdurchführungen zu empfehlen:

1. Zur konstanten Abtragung des Filterkuchens empfiehlt sich eine vergleichsweise hohe

Scherrate, beispielsweise zwischen 8000 und 16000 s-1

[2][3][12].

2. Für den Permeatfluss sind wahlweise Flux- oder TMP-Kontrollen berichtet worden

[1][3][4][19][23][24]. Dabei konnten Fluxraten und die jeweiligen TMPs im Bereich von

25-35 LMH und 62,1 kPa [1],

20-30 LMH und 69 kPa [3],

20-30 LMH und 60 kPa [4],

1,7 LMH und 0,496 kPa [19],

18-20 LMH und 3,45 kPa [19]

festgestellt werden. Bei einer TMP-Kontrolle begünstigt ein niedriger TMP die

Filtrationsleistung, da mit steigendem TMP auch eine dickere Proteingelschichtbildung auf der

Membran einhergeht [3][4][12][19]. Für die stark partikelhaltigen Lysate empfiehlt sich

allerdings eine Flux-Kontrolle unter einem kritischen Wert für den Membranflux [7][24]. Zum

einen wird so zum Anfang ein sehr hoher Permeatflux, der unter TMP-Regelung auftreten und

leicht zur Verblockung der Membran führen kann, vermieden. Zum anderen konnte

festgestellt werden, dass es auch während der Filtration zu starkem Fouling kommt, wenn der

Membranflux so groß ist, dass der Feed-Strom und die damit einwirkende Scherkraft nicht

ausreichen, um der, durch den hohen Membranflux begünstigten, Anlagerung von Partikeln

mit

Nshear := Scherrate [s-1

]

Ffeed := Feed-Strom [ml min-1

]

N := Anzahl der Fasern [-]

d := Durchmesser der Fasern [mm]

a := Umrechnungskoeffizient a = [min s.1]

[Herstellerangabe s. ÄKTAcrossflow™ User Manual 11-0012-32 Edition AB]

(3)

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Theoretische Grundlagen

18

auf der Membran entgegenzuwirken [24]. Die berichteten Ergebnisse sind dabei stark

abhängig von den Eigenschaften des verwendeten Zelllysats und der Konzentration der

Zellmasse in der Suspension.

3. Für ähnliche Versuche auf dem Gebiet der Querstrommikrofiltration wurden

Zellkonzentrationen im Homogenisat von ungefähr 50 g l-1

verwendet, um gleichbleibende

und vergleichbare Bedingungen herzustellen [1][3][19].

4. Vor Beginn der Filtration sollte das Permeatventil zunächst geschlossen bleiben, so dass der

Feed rezirkulieren und sich konstante Bedingungen einstellen können [1][3]. Dies verhindert

ein signifikantes Fouling der Membran zu Anfang des Prozesses.

5. Für den Prozessablauf bieten sich zuerst eine Konzentrierungsphase und dann eine

Diafiltrationsphase an, die mit verschiedenen Puffern durchgeführt werden kann [3][19][24].

6. Vor Beginn des Hauptprozesses sollten Vorversuche zum Verhalten des spezifischen Lysats

während der Filtration durchgeführt werden, falls die Filtrationsleistung des Zelllysats noch

nicht bekannt ist, da die Eigenschaften je nach verwendetem Zellstamm, Produkt oder

Aufschlussverfahren stark variieren können [20]. Dabei ist vor allem die Auswahl der zu

verwendenden Porengröße, die Bestimmung des zu untersuchenden Membranfluxes bzw.

TMP und des optimalen Konzentrierungsfaktors von Bedeutung [10][14][23].

7. Das Verhalten des Zelllysats während der Filtration kann aufgrund der Größenverteilung der

Partikel, der Zellkonzentration, der Temperatur, des Drucks, des Zeitpunkts der IPTG-Zugabe

während der Fermentation, des pHs, der Rührgeschwindigkeit, der Lagerbedingungen, des

verwendeten Membranmaterials, des Antischaummittels der Fermentation und der

Unterschiede des produzierten Proteins sehr unterschiedlich sein [20].

8. Die für die Zelllysatfiltration am häufigsten verwendete Porengröße ist 0,1 µm [2][3][19] [23].

3.3. DESIGN OF EXPERIMENTS

Immer häufiger werden heutzutage experimentell planbare Forschungen mit den statistischen

Methoden des Design of Experiments (DoE) durchgeführt. DoE stellt dabei ein System dar, um die

Abhängigkeit ein oder mehrerer Ausgangsgrößen von den gewählten Eingangsgrößen zu bestimmen.

Die ermittelten Abhängigkeiten sind dabei rein experimentell und statistisch und sagen nicht zwingend

etwas direkt über den naturwissenschaftlichen Zusammenhang aus.

Im Normalfall steht am Anfang einer Versuchsplanung mit DoE ein weitestgehend wissenschaftliches

Problem, für das Eingangs- und Ausgangsparameter erst definiert und auf ein Modell übertragen

werden müssen. Mit Hilfe dieses Modells werden dann Versuche ermittelt, in denen die

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Theoretische Grundlagen

19

Eingangsparameter gezielt variiert werden, um einen möglichst genauen Einblick in die

Abhängigkeiten zur Ausgangsgröße zu erlangen. DoE stellt damit eine strukturierte und optimierte

Versuchsplanung zur Verfügung und steht der rein intuitiv experimentellen Herangehensweise

gegenüber, bei der oft weit mehr Experimente benötigt werden, um das gleiche Ergebnis zu erzeugen.

Abbildung 6: Darstellung einer Versuchsplanung mit DoE. Typisch

dafür ist die Würfelform, an deren Eckpunkten die zu

untersuchenden Parametereinstellungen zu finden sind. In der

Mitte des Würfels sind die Centerpoint11-Versuche angesiedelt.

Im räumlichen Mittelpunkt der DoE-Versuche stehen zumeist ein

oder mehrere sogenannte Centerpoint-Versuche, um die die restlichen

Parameter variiert werden. Im Idealfall stellen Sie bei der späteren Auswertung auch einen Mittelpunkt

der Ergebnisse zwischen Minimum und Maximum des Resultats dar. Die Centerpoint-Versuche

werden standardmäßig zur Bewertung der Systemreproduzierbarkeit verwendet, falls mehrere dieser

Versuche mit den gleichen Eingangsparametern durchgeführt werden.

DoE wird standardmäßig in 3 Phasen der Entwicklung angewandt:

1. Screening12

Beim Screening geht es um das grundsätzliche Verhalten eines Systems, den Einfluss

verschiedenster Parameter auf die Ausgangsgröße, den bevorzugten Arbeitsbereich der

Parameter und die Machbarkeit eines Versuches.

2. Optimierung

Bei der Optimierung werden Versuche durchgeführt, um das optimale Ergebnis eines

Experimentes einzugrenzen. Damit stehen die genaue Abhängigkeit der einzelnen

Einflussgrößen und die Charakterisierung eines oder verschiedener Optima im Vordergrund.

3. Robustheit

Die Robustheitstests stellen das Ende der DoE-Versuche dar. Dabei werden die Faktoren so

gewählt, dass ein optimales, aber auch robustes Ergebnis ermittelt wird, das z.B. in der

11 Centerpoint – Zentraler Punkt in der Mitte eines DoE-Versuch-Designs

12 Screening – grobe Durchleuchtung und Rasterung eines Systems

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Material und Methoden

20

Abbildung 7: 2 laufende Fermentation

im Multifermentersystem DASGIP®

fedbatch-pro®

Produktion Verwendung finden kann und gleichbleibende Resultate auch bei geringfügig

unterschiedlichen Eingangsparametern garantiert.

Mit DoE ist es also möglich, genaue Prognosen über das Verhalten eines Systems bei Variation

verschiedener Parameter zu machen und die Prozesslandschaft abzubilden. Bei steigender Komplexität

des Modells erhöht sich allerdings auch die Anzahl der durchzuführenden Versuche.

4. MATERIAL UND METHODEN

4.1. MULTIFERMENTERANLAGE FEDBATCH-PRO®

DASGIP® fedbatch-pro

® ist ein in der Entwicklung von mikrobiellen Fermentationsprozessen

eingesetztes Multifermentersystem, das bei Richter-Helm Biologics hauptsächlich als Seed13

-

Fermenter, aber auch teilweise zur Entwicklung von Prozessen im kleinen Maßstab eingesetzt wird.

Im Standort Hamburg stehen dazu vier 1L- Fermenter zur

Verfügung, die parallel betrieben werden können.

Bei dem Multifermentersystem müssen die fertig

zusammengebauten Bioreaktoren vor dem Start des

Prozesses mit dem zu autoklavierenden Fermentations-

medium extern autoklaviert werden. Dies erfolgt in einem

Dampfautoklaven bei 121 °C. Nach der Sterilisation werden

die hitzeempfindlichen Bestandteile des Mediums unter der

Sicherheitswerkbank Klasse II von Heraeus Instruments

sterilfiltriert und per Einwegspritze in den Fermenter

gegeben. Als Ergänzung zu der Dampfsterilisation der Multifermenter erfolgt parallel zur Reinigung

der mit dem Fermenter verbundenen Schlauchsysteme eine CIP14

-Prozedur mit 70 %igem Ethanol,

2 molarer Natronlauge und sterilem Wasser. Nach dem Anschließen der Korrekturlösungen und

gegebenenfalls der Feed-Vorlagen erfolgt die Kalibrierung der pO2-Sonden mit Stickstoff und

Sauerstoff. Der 1 L-Bioreaktor setzt sich zusammen aus einem Glasbehälter und einer abschraubbaren

Deckelplatte aus Edelstahl, in die verschiedene Sonden, ein Abluftkühler, ein Rührer und 2 Triple-

Ports 15

zum Anschließen der Korrekturlösungen oder der Probenahmevorrichtung angeschlossen

werden können.

13 Seed - Anzucht

14 CIP – Cleaning in place

15 Triple-Port – 3-fach-Anschluss

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Material und Methoden

21

Die Temperierung erfolgt über Heizelemente in der Bodenplatte, in die die Multifermenter gestellt

werden. Sie umfasst einen Bereich von 5 bis 99° C. Die Temperatur im Fermenter wird mit einem Pt-

100 Messfühler ermittelt. Die Begasung erfolgt über einen 0,2 µm Membranfilter und einen so

genannten Sparger16

, eine Sinterglasfritte am Ende eines Tauchrohrs.

Über eine Gasmischstation kann mit Luft, aber auch mit Sauerstoff, Stickstoff und theoretisch mit

Kohlenstoffdioxid, welches aber selten zum Einsatz kommt, begast und auch der Anteil der einzelnen

Gase bestimmt werden. Während einer Fermentation wird die Begasungsrate meist konstant gehalten.

Der Sauerstoffpartialdruck wird in erster Linie durch die Veränderung der Rührerdrehzahl geregelt. Im

Laufe der Fermentation wird aber häufig zusätzlich zu der zugeführten Luft und der erhöhten

Rührerdrehzahl noch der Anteil an Sauerstoff in der Zuluft erhöht, um den gestiegenen

Sauerstoffbedarf der Zellen im Kulturmedium zu decken.

4.1.1. FERMENTATIONSANALYTIK

Während der Fermentation können folgende Parameter im DASGIP® fedbatch-pro

® Fermentersystem

online17

erfasst werden:

Die Probenahme erfolgt über ein Tauchrohr und ein Gummiventil in eine Luer-Lock-Spritze.

Für die Automatisierung und die Datenerfassung wird die zugehörige Software DASGIP® Control 4.0

verwendet.

16 Sparger – (Gas-)Verteiler

17 online – direkt während des Prozesses bestimmt

pH [-]

pO2 [%]

Temperatur [° C]

Rührerdrehzahl [rpm]

Korrekturmittelverbrauch (Säure, Base, Antischaum) [ml]

Begasungsrate [l/min]

Anteil von O2/CO2/N2 in der Zuluft [-]

Anteil von O2/CO2/N2 in der Abluft [-]

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Material und Methoden

22

Optische Dichte bei 600 nm (OD/OD600)

Zellkonzentration (Biofeuchtmasse (BFM/CWW) und Biotrockenmasse (BTM/CDW))

Substratkonzentration (Glycerol)

Metabolitkonzentration (Acetat)

Produkt-/Proteinquantifizierung mit SDS-PAGE (Produktbildungskinetik,

Fermentationsendwert, Löslich/Unlöslich-Gel)

In der offline18

-Analytik werden folgende Parameter bestimmt:

Die Beschreibung der Quantifizierung der Proteinkonzentration mittels SDS-PAGE19

erfolgt in

Kapitel 4.5. Für die anschließende Filtration nach der Fermentation und dem Zellaufschluss erfolgt

zusätzlich zur standardmäßigen Produktquantifizierung noch eine Bestimmung der Löslichkeit des

Produktes. Dazu werden die Zellproben in der offline-Analytik erst mit dem jeweiligen Lysepuffer

resuspendiert und dann mit Hilfe eines Ultraschallaufschlusses lysiert. Die erhaltene Zellsuspension

wird zentrifugiert, bis sich ein festes Pellet der unlöslichen Suspensionsbestandteile gebildet hat. Nach

dem Abnehmen des Überstandes wird das Pellet noch einmal mit Solubilisierungspuffer SP1

(s. Tabelle 20) solubilisiert, so dass auch die unlöslichen Proteinbestandteile (IBs) in Lösung gehen.

Der vorher abgenommene Überstand, der den löslichen Produktanteil enthält, und das resolubilisierte

Pellet werden jeweils in Mehrfachbestimmung auf das Gel aufgetragen und analog zur Beschreibung

in Kapitel 4.5 quantifiziert.

18 offline – zeitverzögert zum Prozess und zur Probenahme

19 SDS-PAGE - Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamidgelelektrophorese

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Material und Methoden

23

4.2. ZELLAUFSCHLUSSMETHODEN

Tabelle 2: Zusammenfassung der Zellaufschlussparameter für die beiden Prozesse B028 und B082.

B028 B082

Aufschlussverfahren Hochdruckhomogenisation Hochdruckhomogenisation

Eingesetztes Gerät Niro Soavi S.p.A. EmulsiFlex-C3

Eingesetzter Lysepuffer Lysepuffer B028 (s.Tabelle 21) Lysepuffer B082 (s.Tabelle 22)

Aufschlusszeitpunkt 1 Tag nach der Fermentation 5-10 Wochen nach der

Fermentation

Resuspendierungsverfahren ca. 45 min auf Eis ca. 15 min auf Eis

Aufschlussvolumen pro Lauf 900 ml 50 ml

Verfahrensparameter 2 Durchgänge bei 800 bar auf

Eis

2 Durchgänge bei 800 bar auf

Eis

Lagerung des Lysats 100 ml Aliquots bei -70° C Direkter Einsatz nach dem

Aufschluss

4.3. ÄKTACROSSFLOW™

Die ÄKTAcrossflow™ von GE Healthcare stellt eines der ersten vollautomatischen Systeme zur

Prozessentwicklung von Cross-Flow Filtrationen dar. Standardmäßig wird sie zusammen mit der

Kontrollsoftware UNICORN™ verwendet. Dabei sind in den Standardanwendungen sowohl

Hohlfaser- als auch Kassettenapplikationen vorgesehen.

Während des Filtrationslaufes können verschiedene Parameter geregelt und überwacht werden. Die

ÄKTAcrossflow™ besitzt dafür Messsonden für UV, pH und Leitfähigkeit als auch Sensoren für Luft,

Druck und Temperatur. Die Ventile und das gesamte Schlauchsystem sind dafür ausgelegt, eine

komplette CIP-Prozedur durchzuführen, ohne Komponenten extern säubern zu müssen. Abbildung 8

zeigt das komplette System von außen und gibt Einblick auf die verschiedenen Bauteile.

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Material und Methoden

24

Abbildung 8: Darstellung des Filtrationssystems ÄKTAcrossflow™. Die Abbildung zeigt die

Sicht auf das Gerät von außen und ermöglicht einen Einblick in die verschiedenen Bauteile.

(Quelle: GE Healthcare [13])

Abbildung 9: Fließbild des Filtrationssystems ÄKTAcrossflow™. Die verschiedenen

Bauteile und Fließwege sind in Transfer-, Rezirkulations- und Permeatstrecke aufgeteilt.

(Quelle: GE Healthcare [13])

Abbildung 9 zeigt ein Fließbild des ÄKTAcrossflow™-Systems. Es enthält eine Transferstrecke zum

Transport der benötigten flüssigen Komponenten in das System, einen Rezirkulationskreislauf zur

Rezirkulation des Retentats während der Filtration und eine Permeatstrecke mit verschiedenen

Messzellen zur Überwachung des Permeats.

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Material und Methoden

25

Transferstrecke:

Für die Transferstrecke können mit Hilfe eines Ventilblocks 8 verschiedene Eingänge angewählt

werden, um Probe-, Puffer-, CIP- oder Spüllösungen in das System zu transferieren. Wie alle Pumpen

im ÄKTAcrossflow™-System handelt es sich bei den Transferpumpen um Präzisionspumpen, die

auch als Messeinheit für den Volumenstrom dienen. In der Transferleitung befinden sich außerdem ein

Druck- und ein Luftsensor, die unter anderem aus Sicherheitsgründen zur Überwachung des

Transferstroms eingebaut sind.

Rezirkulationskreislauf:

Im Rezirkulationskreislauf werden der Feed-Strom und damit die Scherrate über die Feed-Pumpe

eingestellt. Dabei stehen folgende Regelungen zur Verfügung:

1. Regelung über die Feed-Strom-Flussrate

2. Regelung über die Scherrate

3. Regelung über den Eingangsdruck des Feeds

Im Rezirkulationskreislauf befindet sich auch das Reservoir, in dem das Retentat bis zur Rückführung

auf die Membran gerührt wird. Das Reservoir ist je nach Prozess in verschiedenen Größen einbaubar.

Durch die Feed-Pumpe gelangt die zu filtrierende Suspension auf die Membran (Filter). Beim Eingang

und Ausgang findet jeweils eine Druckmessung statt, um den TMP oder wahlweise ∆P bestimmen zu

können (s. Kapitel 3.2.4). Für die Produktweiterverwendung sind im Rezirkulationskreislauf drei

Ausgänge anwählbar.

Permeatstrecke:

Auf der anderen Seite der Filtrationsmembran beginnt die Permeatstrecke. Hier sind Sensoren für den

Permeatdruck, die Leitfähigkeit, UV und pH installiert, die so eine Charakterisierung und Kontrolle

des Fortschrittes der Filtration ermöglichen. Die eingebaute Permeatpumpe ist dabei eine wichtige

Komponente, da sie wahlweise einen konstanten Permeatvolumenstrom (Permeatflux) oder einen

konstanten Permeatdruck, bzw. TMP, steuern kann. Die Permeatstrecke verfügt über 4 wahlweise

anwählbare Ausgänge, von denen einer zurück in den Rezirkulationskreislauf und damit in das

Reservoir führt.

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Material und Methoden

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Für die ÄKTAcrossflow™ gelten folgende technische Spezifikationen:

Tabelle 3: Technische Spezifikationen der ÄKTAcrossflow™

Parameter Technische Spezifikation

Feed-Strom-Pumprate

Genauigkeit

1-600 ml/min

< ±2%

Transferstrom-Pumprate

Genauigkeit

0,1-200 ml/min

< ±0,5%

Permeatstrom-Pumprate

Genauigkeit

0,1-200 ml/min

< ±0,5%

Max. Systemdruck 5,2 bar

Min. Rezirkulationsvolumen < 25 ml (1,7 mm Leitungsdurchmesser)

Totvolumen, Rezirkulationsleitung <20 ml (1,7 mm Leitungsdurchmesser)

Maximales Reservoir Volumen 350 ml (kleines Reservoir)

1100 ml (großes Reservoir)

Empfohlene Filtrationsoberflächen 40-150 cm²

Reinigung der Anlage

Die ÄKTAcrossflow™ besitzt standardmäßig ein automatisiertes Reinigungsprogramm, bei dem

wahlweise verschiedene Komponenten ausgewählt werden können.

Für die durchgeführten Filtrationsprozesse erfolgen vor dem Eintrag der Probe in das System erst ein

Spülvorgang mit Reinstwasser und dann eine Equilibrierung mit dem verwendeten Lyse- und

Diafiltrationspuffer.

Nach der Filtration kann das Retentat wahlweise zur Weiterverarbeitung abgeführt oder entsorgt

werden. Danach erfolgt erst wieder ein Spülvorgang mit Wasser, dem sich eine CIP-Prozedur mit 1

molarer Natronlauge anschließt. Die Natronlauge wird dabei erst im Rezirkulationskreislauf im Kreis

geführt, mehrere Male erneuert und dann zur Säuberung der Membran eingesetzt. Die CIP-Prozedur

dauert standardmäßig 60 Minuten. Anschließend erfolgt wieder ein Spülvorgang mit Reinstwasser und

wahlweise zur Lagerung ein Spülen mit 20%-Ethanol, je nachdem, ob sich direkt noch eine Filtration

anschließt oder die Membran über Nacht zur Lagerung übergeben wird.

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Material und Methoden

27

4.4. FILTRATIONSABLAUF

Der durchgeführte Filtrationsablauf setzt sich im Wesentlichen aus 2 Phasen zusammen:

1. Der Konzentrierungsphase 2. Der Diafiltrationsphase

1. Nach dem Eintragen des Zelllysats in das System stellt die Konzentrierung den ersten

Filtrationsschritt dar. Dabei wird die lysierte Zellbrühe über die Hohlfaser filtriert, das heißt,

die Partikel, die die Porengröße nicht überschreiten, gelangen ins Filtrat und die größeren

Bestandteile bleiben im Retentat. Das Retentat und die darin befindlichen Proteine und

Zellbestandteile werden dabei durch den Flüssigkeitstransport über die Membran konzentriert.

Für die Proteinwiederfindungsrate stellt besonders dieser Schritt eine kritische Phase dar, weil

das Protein an die Membran binden und je nach Stabilität bei höheren Konzentration auch

aggregieren und ausfallen kann. Im Hinblick auf den späteren Prozess ist die

Konzentrierungsphase aus Kostengründen sehr entscheidend, da durch das verkleinerte

Volumen des zu filtrierenden Retentats eine geringere Puffermenge für die anschließende

Diafiltration benötigt wird und damit auch eine Zeitersparnis einhergeht.

2. Nach der Konzentrierung folgt eine Diafiltration, um auch die sich noch im Retentat

befindlichen Proteine und evtl. Produkte, die die Membran passieren können, auszuspülen. Für

den Fall, dass sich das Produkt im Retentat befindet und dort verbleibt, wird so eine

„Säuberung“ der umgebenden Matrix von störenden Zellproteinen erreicht. Das Produkt liegt

danach in einer reineren Form vor. Befindet sich das Zielmolekül allerdings im Filtrat, wird

durch das mehrmalige Ausspülen mit Diafiltrationspuffer eine wesentlich höhere

Wiederfindungsrate erreicht, da bedeutend mehr Produkt die Membran passieren kann.

Im Idealfall liegt nach der Diafiltration im Retentat ein Medium vor, aus dem alle Bestandteile

ausgewaschen sind, die die Membran passieren konnten.

Die Kinetik der Diafiltration folgt dabei theoretisch folgendem Muster:

Abbildung 10: Theoretischer Verlauf der

Diafiltration. Gezeigt ist dabei ein Graph für die

Sprungantwort eines PT1-Gliedes.

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

An

teil

[%]

Anzahl Durchführungen [-]

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Material und Methoden

28

Demnach sollte nach 3 Diafiltrationszyklen bereits ein zu 95% abgeschlossener Stofftransport über die

Membran abgeschlossen sein. Zu Beginn der Versuche wurden allerdings zur Sicherheit 5

Diafiltrationsvolumina gefahren, bis eine Einschätzung über die Diafiltrationskinetik möglich war.

4.5. SDS-PAGE

Zur Analyse der Proteinkonzentration während der Filtration und zur Bestimmung des

Filtrationserfolges wird die SDS-PAGE Methode eingesetzt.

Das dafür verwendete Arbeitsschema ist im Folgenden kurz vorgestellt:

Die im Gel aufzutrennende Probe wird vor dem Auftragen auf das Gel mit Probenpuffer versetzt, der

LithiumDodecylSulfat (LDS) und Glycerin enthält. Das LDS verhält sich ähnlich dem SDS und stellt

ein anionisches Tensid dar, das sich so an die Proteine anlagert, dass die spezifische Ladung des

Proteins maskiert wird. So verläuft die Auftrennung allein nach dem Molekulargewicht und nicht

mehr nach der Ladung. Das Glycerin im Probenpuffer sorgt für ein Absinken der Proben in den

Geltaschen, so dass die Probe nicht wieder aus der Tasche hinaus diffundieren kann. Bei allen

Analysen wird zu diesem Zeitpunkt noch ein Reducing Agent20

hinzu geführt, welches Dithioreitol

(DDT) enthält und dafür sorgt, dass die Proteine in den Proben reduziert werden (Spaltung der

Disulfidbrücken). Durch die Reduzierung in der Probenvorbereitung können, wie in den Abbildungen

11 und Abbildung 12 dargestellt, nach der Färbung wesentlich schärfere Banden nachgewiesen

werden.

Abbildung 11: Proteinquantifizierung

nicht reduzierter Proben mittels SDS-PAGE

20 Reducing Agent – Reduzierendes Agens

Abbildung 12: Proteinquantifizierung reduzierter

Proben mittels SDS-PAGE

Nicht reduziertes

Produkt

Reduziertes

Produkt

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Durchführung

29

Nach der Präparation mit Probenpuffer werden die Proben 10 min bei 99° C erhitzt und anschließend

kurz abzentrifugiert.

Für die SDS-PAGE werden standardmäßig 4-12%ige Bis-Tris

Fertiggele mit 15 Taschen und MES-Laufpuffer (s. Tabelle 19)

verwendet. Zu dem eingesetzten Laufpuffer wird zusätzlich ein

Antioxidans in die Laufkammer gegeben, um die

Rückoxidation der jetzt reduzierten Proteine zu verhindern.

Nach einer Laufzeit von 40 min bei 200 V folgt nach einem

Ausspülen des LDS die Färbung mit dem Coomassie-Farbstoff.

Die sich anschließende Aufnahme des Gels erfolgt mit der

Geldokumentationsanlage Chemi Doc™ XRS von BioRad, die

Auswertung und Quantifizierung mit dem Programm Image

Lab, ebenfalls von BioRad.

5. DURCHFÜHRUNG

Die Durchführung der Versuche erfolgt in Zusammenarbeit mit den 2 bereits in Kapitel 2 erwähnten

firmeninternen Projekten B028 und B082. Im Laufe der Bachelorarbeit werden diese Bezeichnungen

weiterhin verwendet sowie die gängigen Prozessierungsschritte beibehalten, so dass ein Vergleich mit

firmeninternen Ergebnissen möglich ist und die Ergebnisse der Bachelorarbeit in diesen Prozessen

etabliert werden können.

Die praktische Durchführung der Versuche ist im Laufe der Bachelorarbeit in 4 Teile geteilt.

1. Schüttelkolbenvorversuche

2. Fermentation

3. Zellaufschluss

4. Filtration

Abbildung 13: Darstellung des

verwendeten Proteingrößen-

standards

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Durchführung

30

Dadurch ergibt sich folgendes Prozessschema:

Abbildung 14: Prozessschema der Bachelorarbeit mit den verschiedenen

verwendeten Fermentations- und Aufarbeitungsschritten

Nach der Filtration könnten im späteren Prozess noch weitere Aufarbeitungsschritte folgen, während

der Bachelorarbeit steht allerdings die Untersuchung des Filtrationsverfahrens im Mittelpunkt, so dass

der Gesamtprozess in diesem Falle dort endet und das filtrierte Produkt verworfen wird.

5.1. FERMENTATION

Als Ausgangsmaterial dient für beide durchgeführten Fermentationsprozesse jeweils eine bei -80° C

gelagerte Kultur der Working Cell Bank 21

(WCB). Vor der Hauptfermentation werden die Zellen aus

den Cryokulturen aufgetaut und in einer Schüttelkolbenkultur herangezogen.

Die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff wird dabei durch die im Schüttelkolben eingebauten

Schikanen und eine Belüftungsmembran im Deckel gewährleistet.

Im Anschluss erfolgt die Fermentation in der Multifermenteranlage fedbatch-pro®.

5.1.1. SCHÜTTELKOLBENVERSUCHE

Für beide Zellbänke wurden im Vorwege der Fermentation Schüttelkolbenversuche zur

Charakterisierung des Wachstums der Zellen durchgeführt.

Die dafür relevanten Parameter sind in Tabelle 4 zusammengefasst.

21 Working Cell Bank – Zellbank eines Organismus für die Produktion

Vorkultur im Schüttelkolben

Fermentation im 1-L-Maßstab

Hochdruckhomogenisation

Tangentialflussfiltration

Inokulum

Zellmasse

Zelllysat

Zellbank

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Durchführung

31

Tabelle 4: Zusammenfassung der Startparameter der Schüttelkolbenkultur beider Prozesse B028

und B082

Im Laufe der Kultivierung im Schüttelkolben wurden Proben zur Bestimmung der Optischen Dichte

(OD) genommen. Aus diesen Ergebnissen kann dann das Wachstumsverhalten ermitteln werden.

5.1.2. FERMENTATION B028

Bei Prozess B028 erfolgt die Kultivierung im Batch23

-Verfahren, das heißt, dass der gesamte Bedarf

an Nährstoffen zu Anfang der Fermentation bereits im Medium vorliegt und im Laufe der

Kultivierung weitestgehend verbraucht wird. Nach der bereits beschriebenen Anzucht der Vorkultur

im Schüttelkolben erfolgt der Transfer bei einer OD600 von 4-5 in die Fermenter. Um genug Zellmasse

zu produzieren, werden parallel 2 Fermenter im 1-L Maßstab gefahren. Im Laufe der Darstellung

dieser Prozesse werden diese 2 Fermentationen als Fermentation 1 und 2 bezeichnet.

Vor dem Transfer der Zellen erfolgt ein mindestens 8-stündiger Sterillauf der Fermenter mit dem

autoklavierten Medium unter Prozessbedingungen, um das System auf Sterilität zu testen.

Unter möglichst optimalen Wachstumsbedingungen wachsen die Zellen bis zu einer Optischen Dichte

von 10-11. Danach erfolgt die Induktion der Proteinproduktion durch Zugabe einer spezifischen

Menge an IPTG, so dass im Fermenter eine Konzentration von 1 mmol/l erreicht wird.

Die darauf folgende Expressionsphase dauert 3 Stunden. Zum Ende des Prozesses werden die

Fermenter abgeschaltet und abgebaut, die darin vorhandene Zellbrühe mittels Zentrifugation geerntet

und das daraus resultierende Zellpellet bei –20° C gelagert. Das während der Fermentation gebildete

Produkt wird standardmäßig über eine SDS-PAGE quantifiziert.

22 Medientyp – genaue Zusammensetzung im Anhang (s. Tabelle 15,Tabelle 16)

23 Batch – satzweise Prozessierung

Parameter B028 B082

Medientyp22

Komplettmedium Komplettmedium

Volumen Kultivierungsmedium [ml] 500 150

Volumen Cryokultur [µl] 50 150

Temperatur [° C] 30 35

Drehzahl [rpm] 150 200

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Durchführung

32

Bei den während der Fermentation auftretenden wachstumsabhängigen Prozesszeitpunkten (wie dem

Transfer aus den Schüttelkolben oder der Induktion) wird der Fortschritt des Wachstums an der

Optischen Dichte der Zellbrühe gemessen, da dieser Wert als schnellster Wachstumsparameter

festgestellt werden kann.

Die Tabellen 5 und 6 stellen die Startbedingungen für die einzelnen Prozessschritte übersichtlich dar.

Tabelle 5: Startbedingungen der Vorkultur

Parameter Sollwert

Temperatur 30 ±1 °C

Drehzahl 150 ± 20 rpm

Tabelle 6: Startbedingungen des 1L-Fermenters

Parameter Sollwert

Startvolumen 1,0 l + Inokulum

Temperatur 37 ± 0,5 °C

Belüftung 1,0 l/min

Überdruck 0,0 bar

Start Rührerdrehzahl 500 ± 10 rpm

Sollwert pH-Wert 7,0 ± 0,1

Sollwert pO2-Wert 30 ± 2%

Maximale Rührerdrehzahl 1500 rpm

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Durchführung

33

5.1.3. FERMENTATION B082

Bei Prozess B082 erfolgt die Kultivierung im Fed-Batch24

-Verfahren. Dabei wird ein begrenzter

Anteil an Substraten im Startmedium zu Beginn der Fermentation vorgelegt und im Laufe der

Kultivierung verbraucht. Nach dem Verbrauch vor allem der vorgelegten Kohlenstoffquelle beginnt

eine kontrollierte Zufütterung mit den sterilen wachstumsnotwendigen Komponenten. Ähnlich wie bei

Prozess B028 erfolgt der Transfer aus dem Schüttelkolben, allerdings wie später unter Punkt 6.1

festgelegt nach 8 Stunden bei einer OD600 von 4. Bei Prozess B082 wird nur eine Fermentation

durchgeführt, da die dort erwartete produzierte Zellmasse pro Liter für die kommenden

Aufarbeitungsschritte ausreicht. Als numerische Fortführung der beiden Fermentationen des Prozesses

B028 wird die Fermentation B082 im Graphen als Fermentation 3 bezeichnet.

Standardmäßig erfolgt wieder ein mindestens 8-stündiger Sterillauf mit dem einzusetzenden

autoklavierten Fermentationsmedium.

Nach der Inokulation des 1L-Fermenters wachsen die Zellen bis zum plötzlichen pO2-Anstieg. Ab hier

erfolgt das Zufüttern einer konzentrierten Feed-Lösung, der eigentliche Fed-Batch. Bei einer

Optischen Dichte von 65 bei 600 nm beginnt die Expressionsphase durch Zugabe von 1 mmol/l IPTG

im Medium. Die Expressionsphase dauert nach der Induktion 8 Stunden. Die Ernte erfolgt genau wie

bei Prozess B028 durch den Abbau der Fermenter und das Abzentrifugieren der Zellen. Die durch

diesen Vorgang erhaltene Zellmasse wird für die weiteren Aufarbeitungsschritte aliquotiert und bei

-20° C gelagert.

Das während der Fermentation gebildete Produkt wird standardmäßig über eine SDS-PAGE

quantifiziert.

Die Tabellen 7 und 8 stellen die Startbedingungen für die einzelnen Prozessschritte übersichtlich dar.

Tabelle 7: Startbedingungen der Vorkultur

Parameter Sollwert

Temperatur 30 ±1 °C

Drehzahl 200 ± 20 rpm

24 Fed-Batch - Zulaufverfahren

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Durchführung

34

Tabelle 8: Startbedingungen des 1L-Fermenters

Parameter Sollwert

Startvolumen 780 ml + 20 ml Inokulum

Temperatur 35 ± 0,5 °C

Belüftung 0,7 l/min

Überdruck 0,0 bar

Start Rührerdrehzahl 300 ± 10 rpm

Sollwert pH-Wert 7,0 ± 0,1

Sollwert pO2-Wert 30 ± 2%

Maximale Rührerdrehzahl 1500 rpm

5.2. ZELLAUFSCHLUSS

Bei beiden durchgeführten Fermentationsprozessen liegt das Produkt, wie bereits beschrieben, am

Ende der Kultivierung im Zytoplasma vor. Zur Isolation und weiteren Aufreinigung ist daher eine

Zelllyse nötig. Das standardmäßig dafür eingesetzte Verfahren ist die unter 3.2.2 beschriebene

Hochdruckhomogenisierung. Aufgrund der unterschiedlichen Lagerstabilität der beiden Produkte

werden zwei in ihrer Ausführung etwas unterschiedliche Aufschlussprozeduren eingesetzt.

Ausgangsmaterial ist die nach der Fermentation abzentrifugierte und bei -20° C gelagerte Zellmasse.

Die Homogenisierung erfolgt dabei mit standardmäßig eingesetzten Parametern [1].

5.2.1. ZELLAUFSCHLUSS B028

Bei Prozess B028 ist die Lagerung des Zellhomogenates bei -70°C aufgrund der Inclusion bodies

problemlos möglich.

Nach der Zellernte mittels Zentrifugation und der Lagerung des abzentrifugierten Zellpellets bei

-20° C für 12-16 Stunden folgt nun also die Lyse der gesamten Zellmasse beider parallel

durchgeführten Fermentationen 1 und 2. Dazu werden die Zellen erst mit dem beschriebenen

Lysepuffer (s. Tabelle 21 im Anhang) auf Eis resuspendiert und mittels Hochdruckhomogenisation

aufgeschlossen.

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Durchführung

35

Für den Aufschluss beträgt die Zellkonzentration im Lysepuffer ca. 100 g/l. Im Anschluss an die Lyse

wird die Zellkonzentration mit dem verwendeten Lysepuffer auf 50 g/l eingestellt und das gesamte

Zelllysat unter Rühren in 18 x 100 ml aliquotiert und bei -70° C gelagert.

Das gelagerte Zelllysat dient im weiteren Aufarbeitungsverlauf als Ausgangsmaterial für die Filtration.

5.2.2. ZELLAUFSCHLUSS B082

Leider ist das im Prozess B082 gebildete und im Zytoplasma vorhandene Produkt im Zelllysat nicht

stabil lagerbar. Aus diesem Grund wurden direkt bei der Zellernte Aliquots à 5 g der produzierten

Zellmasse abgewogen und bei -20° C gelagert.

Die Lyse im Hochdruckhomogenisator erfolgt aufgrund der eingeschränkten Lagerfähigkeit des Lysats

vor jedem später folgenden Filtrationslauf gesondert. Dabei wird ein Aliquot à 5 g Zellmasse mit 50

ml Lysepuffer (s. Tabelle 22) auf Eis resuspendiert und nach Standardverfahren aufgeschlossen

(s. Kapitel 4.2).

Nach dem Aufschluss wird die Zellkonzentration wiederum auf 50 g/l mit Lysepuffer eingestellt.

Zeitlich im Anschluss erfolgt jeweils direkt die Filtration des produzierten Lysats.

5.3. FILTRATION

Zur Abtrennung des Zielproteins von Zellbruchstücken und zellinternen Proteinen stellt die Filtration

häufig den ersten Aufarbeitungsschritt dar. Je nach Filtrationsart sind für den Filtrationserfolg

verschiedene Parameter von Bedeutung. In dieser Bachelorarbeit wird die Filtration im bereits in

Kapitel 3.2.4 beschriebenen Tangentialflussverfahren durch Hohlfaserfilter durchgeführt. Eingesetztes

Gerät ist dabei die ÄKTAcrossflow™. Die primäre Proteinanalytik erfolgt mittels SDS-PAGE.

Zur Ermittlung der optimalen Parameter wird für die Filtration im Rahmen des primären

Forschungsziels der Bachelorarbeit eine DoE (Design of Experiments)-Simulation (s. Kapitel 3.3)

zugrunde gelegt.

5.3.1. PROZESSPARAMETER/VERSUCHSPLANUNG DOE

Aufgabe der Versuchsplanung mit DoE ist die experimentelle Untersuchung eines Systems, bei dem

verschiedene Eingangsparameter variiert und die daraus resultierenden Ausgangsparameter

aufgezeichnet und analysiert werden.

Für die Durchführung der Tangentialflussfiltration mittels Hohlfasern werden unter Berücksichtigung

der unter Punkt 3.2.4 zusammengefassten Forschungsergebnisse und in Anpassung an die

Durchführbarkeit im Rahmen der Bachelorarbeit folgende Prozessparameter variiert und das Ergebnis

untersucht.

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Durchführung

36

1. Die Porengröße („Cut Off“)

Bei jeder Art der Filtration spielt die Porengröße eine entscheidende Rolle, denn sie stellt in

der sonst undurchlässigen Filtrationsmembran die Grenze für die zu filtrierenden Stoffe und

Materialien dar. Nur Moleküle, die kleiner sind als die eingesetzte Porengröße, können die

Membran passieren und werden nicht zurückgehalten. Ist die Porengröße falsch gewählt, kann

es passieren, dass unerwünschte Bestandteile zurückgehalten werden oder die Poren

verstopfen. Im Laufe der Versuche werden für die Filtration des Lysats 3 unterschiedliche

Porengrößen verwendet:

Die Porengröße wird im DoE-Modell im Gegensatz zu den anderen beiden Eingangs-

parametern nur über diese 3 festen Größen variiert, da als optimales Ergebnis der Filtration

keine Zwischengröße akzeptabel ist.

4. Der Membranflux

Wie bereits unter 3.2.4 - Filtration/ State of the Art - beschrieben, stellt der Membranflux eine

auf die Filtrationsfläche normierte Fließgeschwindigkeit dar, die den Stoffübergang über die

Membran charakterisiert. Entgegen einiger vorgestellter Publikationen ist für diese

Bachelorarbeit eine Regelung des Membranfluxes statt einer TMP-Regelung gewählt worden.

Dies hat den Vorteil, dass gerade zu Beginn der Filtration durch den gebremsten Membranflux

wesentlich stabilere Filtrationsbedingungen gehalten werden können. Gerade bei komplexen

Medien wie Zelllysat kann es sonst zu Beginn des Prozesses zur Verblockung der Membran

kommen. Der zu untersuchende Bereich hängt dabei im Wesentlichen von der spezifischen

Beschaffenheit des Lysats ab und wird erst nach den Vorversuchen (s. Kapitel 5.3.2)

festgelegt.

5. Die Scherrate

Vorteil der Tangentialflussfiltration ist die kontinuierliche Scherkraft, die durch die

Überströmung auf den entstehenden Filterkuchen wirkt. Ein Parameter, in dem diese

Scherkraft festgelegt werden kann, ist die bereits in Kapitel 3.2.4 beschriebene Scherrate.

Durch die hohe Viskosität, die große Partikellast und die Diversität der Partikel ist es bei der

Filtration angebracht, im Verhältnis mit einer hohen Scherrate zu fahren, um den Aufbau eines

Filterkuchens weitestgehend zu verhindern. Im Hinblick auf die maximale Pumprate der

Anlage und ein mögliches Scale-up werden im Rahmen der Bachelorarbeit Scherraten

zwischen 8.000 s-1

und 16.000 s-1

untersucht.

1. 500 kDa 2. 750 kDa 3. 0,1 µm

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Durchführung

37

Als Ausgangsgrößen werden zur Bewertung der Filtrationsergebnisse folgende Parameter analysiert:

1. Proteinwiederfindungsrate/Proteinausbeute (Recovery bzw. Protein Rec.)

Ziel der gesamten Filtration ist das Abtrennen des Zielproteins von Medienbestandteilen,

Fremdproteinen und eventuell Zellbruchstücken. Leider muss bei diesem Prozessschritt ein

gewisser Produktverlust in Kauf genommen werden. Der Filtrationserfolg hängt also zu einem

großen Teil von der Wiederfindungsrate des Zielproteins ab. Streng wissenschaftlich

bezeichnen die Produktausbeute und die Produktwiederfindungsrate etwas unterschiedliche

Prozessgrößen, während dieser Bachelorarbeit allerdings werden beide als Synonym für das

erhaltene Produkt am Ende der Filtration verwendet. Dieser Endwert kann dann auf die

Startkonzentration bezogen und so der Filtrationserfolg ermittelt werden. Die Angabe erfolgt

deshalb in %.

2. Prozesszeit

Wie für jeden weiteren Prozessschritt spielt auch die Prozesszeit eine wichtige Rolle bei der

Bewertung. So sollte die Dauer des Aufarbeitungsschrittes im Rahmen der Machbarkeit

liegen, zum Beispiel innerhalb der Dauer eines Arbeitstages. Insbesondere finanziell spielt

dieser Ausgangsparameter aber auch eine bedeutende Rolle, da durch kürzere Prozesszeiten

weniger bezahlte Arbeitskraft benötigt wird und auch die Anlage selbst schneller wieder für

andere Projekte zur Verfügung steht. Es gilt demnach die beste Kombination aus

Produktwiederfindungsrate und Prozesszeit zu finden.

In der Auswertung ist allerdings zu erwarten, dass lediglich der Membranflux einen Einfluss

auf die Prozesszeit haben wird, da die Filtration mit einem geregelten Permeatvolumenstrom

über die Membran gefahren wird. Auf eine detaillierte Analyse mit MODDE wird daher für

diesen Parameter verzichtet. Im Folgenden ist die Versuchsreihenfolge und –matrix der

Filtrationsversuche dargestellt:

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Durchführung

38

Tabelle 9: Design-Matrix für die DoE-Auswertung beider Filtrationsprozesse.

Versuchsnummer Scherrate Membranflux Membranporengröße

1 -1 -1 -1

2 -1 0 0

3 -1 1 1

4 0 -1 0

5 0 0 1

6 0 1 -1

7 1 -1 1

8 1 0 -1

9 1 1 0

10 0 0 0

11 0 0 0

Tabelle 10: Versuchsablauf und Parameterkonstellation für die Filtrationsversuche

des Prozesses B028. Die Prozessnummern 1-3 wurden für die durchgeführten

Vorversuche (s. 5.3.2) vergeben.

Prozessnummer Scherrate Membranflux Membranporengröße

[-] [s-1] [LMH] [kDa]

P004 8000 40 750

P005 12000 20 750

P006 16000 60 750

P007 16000 40 500

P008 8000 20 500

P009 12000 60 500

P010 12000 40 1000

P011 16000 20 1000

P012 8000 60 1000

P013 12000 40 750

P014 12000 40 750

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Durchführung

39

Tabelle 11: Versuchsablauf und Parameterkonstellation für die Filtrationsversuche

des Prozesses B082. Die Prozessnummern 1 und 2 wurden für die durchgeführten

Vorversuche (s. 5.3.2) vergeben.

Prozessnummer Scherrate Membranflux Membranporengröße

[-] [s-1] [l m-2h-1] [kDa]

P003 8000 25 750

P004 16000 35 750

P005 12000 15 750

P006 8000 15 500

P007 16000 25 500

P008 12000 35 500

P009 8000 35 1000

P010 16000 15 1000

P011 12000 25 1000

P012 12000 25 750

P013 12000 25 750

In Tabelle 9 ist die Versuchsmatrix für die Filtrationsdurchführungen dargestellt. Diese grundsätzliche

Matrix trifft bei beiden Prozessen zu.

Tabelle 10 und Tabelle 11 stellen die untersuchten Parameterkonstellationen für die Filtrations-

vorversuche dar. Die Prozessnummern ergeben sich aus der Durchführungsreihenfolge, dabei wurden

die ersten Nummern für die Vorversuche (s. 5.3.2) vergeben. Bei Prozess B028 wurde ein Vorversuch

mehr durchgeführt.

5.3.2. VERSUCHSABLAUF VORVERSUCHE

Vor Beginn der eigentlichen Versuchsreihe müssen 2 Vorversuche durchgeführt werden, um den

optimalen Konzentrierungsfaktor und den Membranfluxarbeitsbereich zu ermitteln.

Ausgangsparameter für die Vorversuche sind die mittlere zu untersuchende Porengröße 750 kDa und

die mittlere Scherrate für die späteren DoE-Versuche, 12.000 s-1

. Theoretisch müssten diese

Vorversuche mit allen verwendeten Porengrößen und Scherraten durchgeführt werden. Im Rahmen der

zeitlichen Durchführbarkeit wird darauf aber verzichtet, da diese Versuche nur der ungefähren

Prozesseinschätzung und dem Überblick dienen sollen. Die Ergebnisse für die genannten Parameter

wirken daher repräsentativ für die gesamte Versuchsreihe.

1. Ermittlung des optimalen Konzentrierungsfaktors

Zu Beginn der Filtration sollte - wie bereits in Kapitel 3.2.4 erwähnt - wenn möglich eine

Konzentrierung stehen, um für die weiteren Prozessschritte Puffervolumina und Zeit zu sparen. Je

nach Beschaffenheit des zu filtrierenden Mediums ist dies aber nur begrenzt möglich. In diesem

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Durchführung

40

Vorversuch sollen daher die Eigenschaften der Lysatproben in Bezug auf die Konzentrierungsfähigkeit

untersucht werden. Leider muss für diesen Versuch ein Wert für den Membranflux festgelegt werden,

ohne vorher den optimalen Arbeitsbereich dafür bestimmen zu können, da dieser erst im zweiten

Vorversuch festgelegt werden kann. Grundlage dafür sind Forschungsergebnisse (Kapitel 3.2.4 -

Filtration/ State of the Art) und Erfahrungen mit ähnlichen Medien.

Für die Konzentrierungsvorversuche wird daher der Membranflux für die beiden Prozesse auf 40

LMH festgelegt. Dieser Wert sollte zwar bereits ungefähr im späteren Arbeitsbereich liegen, muss

aber noch keinen optimalen Wert darstellen. Er dient lediglich zur Durchführbarkeit des

Konzentrierungsversuchs.

Im Versuch wird mit dem dargestellten normierten Membranfluss so lange konzentriert, bis ein vorher

festgelegter kritischer TMP-Wert erreicht wird und daraus der optimale Konzentrierungsfaktor

ermittelt.

2. Ermittlung des optimalen Membranfluxes

Nach der Bestimmung des optimalen Konzentrierungsfaktors erfolgt die Festlegung des zu

untersuchenden Arbeitsbereiches hinsichtlich des Membranfluxes. Dabei wird wie in den

Hauptversuchen erst bis zum optimalen Konzentrierungsfaktor (wurde in Vorversuch 1 ermittelt)

aufkonzentriert und anschließend ein kaskadenartiger Fluxtest durchgeführt. Der anfangs eingestellte

Membranflux wird dafür stufenartig erhöht und der daraus resultierende TMP ermittelt. Damit sich

stabile Prozessbedingungen nach der Erhöhung des Membranflusses einstellen können, erfolgt die

jeweilige Erhöhung im zeitlichen Abstand von 30 Minuten. Dabei wird das erhaltene Permeat dem

Retentat zurückgeführt. Ziel ist ein Membranflux im subkritischen Bereich, aus dem also kein

irreversibles Fouling bei eingestellter Scherrate resultiert. Wie auch beim Konzentrierungsversuch

wird der Flux solange erhöht, bis ein kritischer TMP erreicht wird und im Nachhinein der

Arbeitsbereich für die zukünftigen Untersuchungen bestimmt.

5.3.3. TRANSFER DER LYSATPROBE

Bei der ÄKTAcrossflow™ handelt sich um ein komplett unter Flüssigkeit arbeitendes System. Alle

Leitungen sind also mit einer für den Prozess spezifischen Flüssigkeit wie Puffer, Reinigungssubstanz

oder einfach Wasser gefüllt. Vor dem Start der Filtration wird die Anlage mit dem verwendeten Lyse-,

bzw. Diafiltrationspuffer konditioniert. Über eine Transferpumpe erfolgt dann der Transport der

Lysatprobe in das Filtrationsreservoir. Dabei gelangt der sich noch im Schlauchsystem der

Pumpanlage befindliche Konditionierungspuffer teilweise ebenfalls ins Reservoir, die Probe wird also

verdünnt. Bei größeren Volumina fällt diese Verdünnung nicht zu sehr ins Gewicht, bei einem

Auftragsvolumen von maximal 100 ml ergibt sich aber nach Transfer der Probe und nicht zu

verhindernder Verdünnung ein Startkonzentrierungsfaktor von ca. 0,78. Darauf folgt die

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Durchführung

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Konzentrierung der Probe durch Filtration. Auch wenn retentatseitig im Laufe der Konzentrierung

wieder ein Konzentrierungsfaktor von 1 erreicht wird, handelt es sich nicht um eine vergleichbare

Konzentration der Ausgangsstoffe und -proteine, da bereits ein gewisses Volumen mit gelösten

Stoffen als Filtrat über die Membran transferiert wurde. Der Startwert für die Filtration und die

auszuwertende Wiederfindungsrate werden daher ermittelt, bevor das Lysat in das Pumpsystem

eingetragen wird.

5.3.4. PROBENAHME UND ANALYTIK

Während der Filtration werden an prozessspezifischen Punkten Proben entnommen, um den Fortschritt

des Filtrationsprozesses und das Gesamtergebnis beurteilen zu können.

Fokus der Analytik ist das rekombinant exprimierte Protein, das sich bei der Filtration je nach Prozess

entweder hinter der Membran oder im Filtrat befindet. Die Analyse und Quantifizierung erfolgt dabei

mittels SDS-PAGE.

Für die spätere Auswertung ergeben sich dabei folgende Probenzeitpunkte:

1. Direkt vor dem Eintragen des Zelllysats in das System

2. Nach dem ersten Konzentrierungsschritt

3. Nach jedem jeweils folgenden Diafiltrationsvolumen

Abbildung 15: Darstellung der Probenahmezeitpunkte im Filtrationsprozess am Beispiel von

Projekt B082. Aufgetragen sind dabei erst der steigende Konzentrierungsfaktor [---] und dann der

Diafiltrationsfaktor [---]. Nach dem Ende der Konzentrierungsphase wird der Konzentrierungs-

faktor zwar vom System auf 0 gesetzt, das Retentat bleibt aber dem widersprechend

gleichbleibend konzentriert..

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Durchführung

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Dabei werden jeweils das vorhandene Retentat, das Filtrat und das Gesamtfiltrat untersucht. Das zu

filtrierende Zelllysat, das hinter der Filtrationsmembran zurückbleibt, stellt das Retentat dar. Als

Filtrat wird in diesem Fall die direkt aus der Filtrationsanlage austretende Flüssigkeit bezeichnet, als

Gesamtfiltrat versteht man die Menge des, während der gesamten Filtration gesammelten Filtrats.

Zu Beginn der Filtrationsversuche wurden standardmäßig alle Proben zu allen Probezeitpunkten

genommen und untersucht, im Laufe des Gesamtprozesses allerdings nur noch die für die Bestimmung

der Ausgangsparameter relevanten.

5.3.5. LAGERUNG DER PROZESSPROBEN

Die Lagerung der Prozessproben erfolgt je nach Proteinstabilität bei den beiden Prozessen B028 und

B082 etwas unterschiedlich und ist in Tabelle 12 dargestellt.

Tabelle 12: Vergleich der unterschiedlichen Lagerbedingungen der Filtrationsprozessproben

B028 B082

Anzahl der Proben pro

Probenzeitpunkt

2 2

Lagerungstemperatur -70° C 4° C/ -20° C

Lagerzeit bis zu Analyse 1-7 Tage 1-2 Tage

Für den Prozess B082 werden die beiden Proben pro Prozesszeitpunkt unterschiedlich gelagert, so

dass sich in Tabelle 12 zwei abweichende Angaben zu den Lagertemperaturen finden.

Eine der Proben wird direkt nach der Probenahme mit Solubilisierungspuffer SP1 (s. Tabelle 20)

versetzt und dann bei 4° C gelagert. Durch den im Solubilisierungspuffer enthaltenen Harnstoff und

das DDT werden die Proteine in der Probe denaturiert und bleiben in diesem Zustand stabil bis zur

Analyse mittels SDS-PAGE. Die andere Probe wird während des Prozesses auf Eis gelagert und

anschließend bei -20° C weggefroren.

Für den Prozess B028 werden jeweils beide Proben während der Filtration auf Eis gelagert und im

Anschluss bei -70° C weggefroren. Hier erfolgt die Solubilisierung mit Puffer SP1 nach dem Auftauen

zur Analyse.

Die für die Lagerung ausgewählten optimalen Zeiten und Temperaturen sind für die Prozesse bereits

vorher firmenintern untersucht worden und werden standardmäßig im jeweiligen Projekt eingesetzt. Es

ist daher keine Produktdegradation im Verlauf der Lagerung zu erwarten.

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Ergebnisse

43

Zur Quantifizierung des im Filtrationsmedium vorliegenden Produktes wird auf jedes Gel zusätzlich

zur den Prozessproben und Größenstandards noch ein Vergleichsprotein bekannter Konzentration in

verschiedenen Verdünnungen aufgetragen. Durch die bekannten Proteinmengen dieser Referenz auf

dem Gel kann über eine Kalibriergerade eine Aussage zur Proteinkonzentration in den Prozessproben

gemacht werden. Die anschließende Auswertung basiert auf den Werten dieser Quantifizierung.

6. ERGEBNISSE

Es folgt eine Auflistung der Versuchsergebnisse, bezogen auf die Schüttelkolbenvorversuche, die

Fermentation, den Zellaufschluss und die Filtration beider Projekte.

6.1. SCHÜTTELKOLBENVERSUCHE

Abbildung 16: Verlauf der Optischen Dichte bei

600 nm während der Vorkultivierung im

Schüttelkolben. Verwendet wurde die Zellbank

und die Ausgangsbedingungen des späteren

Fermentationsprozesses B028.

Abbildung 17: Verlauf der Optischen Dichte bei

600 nm während der Vorkultivierung im

Schüttelkolben. Verwendet wurden die

Zellbank und die Ausgangsbedingungen des

späteren Fermentationsprozesses B082.

Für den Prozess B028 wird bereits standardmäßig eine Schüttelkolbenkultur als Vorkultur der

eigentlichen Fermentation eingesetzt, so dass die Ergebnisse in diesem Fall nur dazu dienen, diese

Standardprozedur abzusichern und das Verhalten dieser spezifischen Zellbank festzustellen.

Im Prozess B082 erfolgt die Vorkultur standardmäßig direkt im kleinen Vorfermenter, so dass

Prozesszeiten und Vorgehensweise für die Vorkultur im Schüttelkolben erst entwickelt werden

müssen. Im Idealfall erfolgt der Transfer der Zellen vom Schüttelkolben in den Fermenter noch in der

exponentiellen Wachstumsphase. Aufgrund der Sauerstofflimitierung im Kolben und des begrenzten

Nährstoffangebots befinden die Zellen sich allerdings nach relativ kurzer Zeit in einer stationären

Wachstumsphase. Erfolgt der Transfer zu spät, gelangen demnach Zellen in der stationären Phase in

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44

den Fermenter. Diese müssen sich dann erst an die neuen Bedingungen anpassen, was in einer

Verzögerung des Wachstums resultiert.

Nach Aufnahme der Wachstumskurve über die Optische Dichte des Kultivierungsmediums ergibt sich

ein optimaler Bereich zum Zelltransfer zwischen 8 und 10 Stunden bei einer OD zwischen 2,5 und 7.

Für die nachfolgende Fermentation wird die Kultivierungszeit im Schüttelkolben in Abstimmung mit

anderen relevanten Prozesszeitpunkten für den Prozess B082 daher auf 8 Stunden festgelegt.

6.2. FERMENTATION

6.2.1. FERMENTATION B028

Fermentation 1:

Abbildung 18: Darstellung der Rührerdrehzahl NSt, des Sauerstoffanteils der Zuluft xO2in, des

Sauerstoffpartialdrucks pO2 und der Biofeuchtmasse CWW während der ersten Fermentation des

Prozesses B028

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45

Fermentation 2:

Abbildung 19: Darstellung der Rührerdrehzahl NSt, des Sauerstoffanteils der Zuluft xO2in, des

Sauerstoffpartialdrucks pO2 und der Biofeuchtmasse CWW während der zweiten Fermentation des

Prozesses B028

Die Abbildungen 18 und 19 zeigen eine Zusammenstellung verschiedener Offline- und

Onlineparameter während der Fermentation. Dabei werden die Drehzahl NSt, der Anteil des

Sauerstoffs in der Zuluft xO2in und der Sauerstoffpartialdruck im Medium pO2 online gemessen und

das Biofeuchtgewicht CWW offline ermittelt.

Vergleicht man Fermentation 1 und 2 des Prozesses, fällt als erstes der sich stark unterscheidende

Startwert des pO2-Verlaufs auf. Der Unterschied resultiert dabei vorwiegend aus der starken Drift der,

in der ersten Fermentation eingesetzten, pO2-Messsonde. Im Laufe des Prozesses ergeben sich dadurch

aber keine Abweichungen.

Die Kultivierung unterteilt sich in 2 Phasen, die im Folgenden kurz erläutert werden:

1. Wachstumsphase:

Nach der Inokulation mit den Zellen aus der Schüttelkolbenkultur erfolgt die Wachstumsphase

im Fermenter. Im Idealfall benötigen die Zellen hier keine Adaptions- und Anpassungsphase

mehr, so dass direkt das exponentielle Wachstum einsetzen kann. Während der Batch-

Kultivierung liegen die notwendigen Substrate im Überfluss vor, so dass keine

Wachstumslimitierung aus Substratmangel resultiert. Während der gesamten Fermentation

kann sich allerdings Acetat als unvollständig verstoffwechseltes Produkt bei der

Substratumsetzung der Zellen im Medium ansammeln, wenn die Bakterien unter Stress

geraten. Dieses hemmt in erhöhten Konzentrationen das Wachstum. Während der

Fermentation sinkt der Anteil an gelöstem Sauerstoff im Medium durch das Wachstum und

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46

den Verbrauch der Organismen unter konstanten Bedingungen bis zu einer Mindestgrenze von

30% pO2 ab. Dieser prozentuale Wert bezieht sich auf die Menge an gelöstem Sauerstoff vor

Beginn der Kultivierung unter Prozessbedingungen. Erreicht der Sauerstoffpartialdruck den

Wert von 30% beginnt eine Kaskadenregelung, um den Wert konstant zu halten. Zuerst wird

die Rührerdrehzahl bis zum maximalen Wert gesteigert, um die Sauerstoffeintragsrate zu

erhöhen. Danach kann über eine Gasmischstation zusätzlich Sauerstoff zur Zuluft in den

Fermenter hinzugefügt werden. Besonders in Abbildung 19 ist zu sehen, dass die Regelung

zum Sauerstoffeintrag nicht immer schnell genug arbeitet. Darum sinkt der Wert erst unter

30% und steigt dann langsam durch die erhöhte Drehzahl des Rührers wieder. Eine

Beschleunigung könnte durch die Optimierung der Regelparameter herbeigeführt werden.

Wird während der Wachstumsphase eine Optische Dichte zwischen 10 und 11 erreicht,

beginnt mit der Induktion durch IPTG die

2. Expressionsphase:

Wie bereits beschrieben, beginnt die Expression durch Zusatz von IPTG, so dass im Medium

eine Konzentration von 1mmol/l erreicht wird. Das im Organismus synthetisierte Protein

bildet während der Produktion intrazelluläre Einschlusskörper. In dieser Form ist das Protein

inkorrekt gefaltet und nicht aktiv. Zwischenzeitlich sind in Abbildung 18 starke

Schwankungen im pO2-Wert zu erkennen, die auf Schaumbildung im Fermenter

zurückzuführen sind. Nach 3 Stunden Expressionsphase endet die Fermentation und es erfolgt

die Ernte wie beschrieben per Zentrifugation, so dass die Zellen für die Lagerung vom

Medium getrennt werden.

In den Abbildungen 20-25 sind die gemessenen Offline-Parameter der beiden B028-Fermentationen

aufgetragen. Anhand dieser Prozessdaten können die beiden Fermentationen untereinander verglichen

und bewertet werden. Da es im Zuge der Bachelorarbeit auch relevant war, die beiden im Betrieb im

10-Liter-Maßstab durchgeführten Fermentationen auf ein 1-Liter-System zu übertragen, ist bei den

Parametern, zu denen die erforderlichen Daten vorlagen, noch eine Vergleichsfermentation des

Prozesses im 10-Liter-Maßstab aufgetragen, um auch hier die Vergleichbarkeit bewerten zu können.

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47

Abbildung 20: Verlauf der Optischen Dichte

bei 600 nm während der Fermentation des

Prozesses B028. Zusätzlich ist der

Vergleichsprozess aufgetragen, dessen

Verlauf sehr gut übereinstimmt.

Abbildung 21: Verlauf der Biofeucht-

masse (engl. Cell Wet Weight - CWW)

während der Fermentation des Prozesses

B028.

Abbildung 22: Verlauf der Biotrocken-

masse (engl. Cell Dry Weight) während der

Fermentation des Prozesses B028.

Abbildung 23: Verlauf der Glycerin-

konzentration im Medium während der

Fermentation des Prozesses B028.

Glycerin stellt das primäre

Kohlenstoffsubstrat dar und wird

während des Batch-Versuches

weitestgehend verbraucht.

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48

Abbildung 24: Verlauf der Acetat-

konzentration im Medium während der

Fermentation des Prozesses B028. Acetat

wird von den verwendeten E. coli-

Bakterien unter Stress gebildet und kann

in höheren Konzentrationen das

Zellwachstum und die Proteinsynthese

hemmen.

Abbildung 25: Verlauf der Zielprotein-

konzentration während der

Fermentation des Prozesses B028. Die

Produktion des Moleküls beginnt nach

der Induktion mit IPTG. Das Zielprotein

wird dabei zellintern in Inclusion Bodies

gelagert.

Leider liegen für den Vergleichsprozess nur Messwerte für die Optische Dichte und die

Glycerinkonzentration während der Kultivierung vor. Da die Zellkonzentration, also die Biofeucht-

und Biotrockenmasse, aber proportional zur OD600 verlaufen, kann davon ausgegangen werden, dass

die für die Optische Dichte getroffenen Aussagen auch für die Zellkonzentration gelten.

Vergleicht man also die Ergebnisse der OD600-Messungen, erkennt man den sehr synchronen Verlauf

der 3 dargestellten Fermentationen. Zwischen den beiden Kultivierungen des Prozesses B028

untereinander, aber auch im Abgleich mit der Vergleichsfermentation, sind kaum Unterschiede zu

vermerken. Man kann also davon ausgehen, dass der Scale-down des Fermentationsprozesses im

Bezug auf das Zellwachstum sehr gut gelungen ist.

Betrachtet man die Glycerolkonzentration im Medium, ist zwar ein geringfügig anderer Startwert bei

Fermentation 1 und 2 zu verzeichnen, der Verlauf während der Fermentation ist aber wieder gut zu

vergleichen. Des Weiteren ist, wie in den Abbildungen 20-25 gezeigt, eine sehr gute Vergleichbarkeit

der beiden Fermentationen des Prozesses B028 untereinander gewährleistet. Sowohl die gemessenen

Zellfeucht-, bzw. Zelltrockenmassen, als auch das während der Kultivierung gebildete Acetat und das

synthetisierte Zielprotein laufen sehr synchron, was für eine gute Stabilität des Prozesses spricht.

Aufgrund dieser Ergebnisse kann der Transfer vom 10-Liter-System in das 1-Liter-System als

erfolgreich bezeichnet werden. Leider ist keine Aussage zur Vergleichbarkeit der

Zielproteinkonzentration möglich.

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49

Abbildung 26: Darstellung des Anteils an

Produkt des Prozesses B028 im löslichen

und unlöslichen Zustand. Dabei werden

die Mittelwerte aus Fermentation 1 und 2

verwendet.

Abbildung 27: SDS-PAGE des Löslich/Unlöslich-

Gels der Fermentationsprobe zu B028. 1

Marker, 2-4 Referenzprotein, 5-6/9-10 Protein

im Überstand Fermentation 1/2, 7-8/11-12

Protein im Pellet Fermentation 1/2

In Abbildung 26 ist das Endergebnis des Löslich/Unlöslich-Gels dargestellt, das sich aus Abbildung

27 ergibt. Dabei scheint ein relativ großer Teil des Produktes löslich zu sein und ist daher der

Filtration unzugänglich. Betrachtet man in Abbildung 27 allerdings die Auswertung der SDS-PAGE,

so erkennt man, dass der deutlich größere Teil des Produktes im Pellet vorliegt. Bei dem Protein auf

der gleichen Höhe im Überstand könnte es sich auch um ein gleich großes Molekül handeln, das

aufgrund seiner Größe mit quantifiziert wurde.

Bei der Fermentation des Prozesses B028 wurden insgesamt 126 g Zellmasse produziert.

71,51 %

27,49 %

B028

Produkt im Überstand (löslich)

Produkt im Pellet (unlöslich)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 kDa

205

116

97 80

66

55

45

30

21

14

6,5

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50

6.2.2. FERMENTATION B082

Fermentation 3:

Abbildung 28: Darstellung der Rührerdrehzahl NSt, des Sauerstoffanteils der Zuluft xO2in, des

Sauerstoffpartialdrucks pO2 und der Biofeuchtmasse CWW während der Fermentation des

Prozesses B082

Abbildung 28 zeigt wie bei Prozess B028 den Verlauf der Fermentation 3 (B082) mit den für die

Fermentation relevanten Parametern: der Drehzahl NSt, dem Anteil des Sauerstoffs in der Zuluft xO2in,

dem Sauerstoffpartialdruck im Medium pO2 und dem offline ermittelten Biofeuchtgewicht CWW.

Die Kultivierung unterteilt sich in 3 Phasen:

1. Batch-Phase

Nach der Inokulation des Fermenters sind die für die Zellen notwendigen Substrate und

Wachstumskomponenten im Überfluss vorhanden. Liegt im Fermenter keine andere

Wachstumshemmung vor, erfolgt das Wachstum exponentiell. Wie bei Prozess B028 gelangt

der Prozess nach einiger Zeit in die pO2-geregelte Phase, in der der Sauerstoffpartialdruck

durch die bereits beschriebene Regelung auf 30% gehalten wird. Dabei erfolgt zuerst die

Steigerung der Rührerdrehzahl bis maximal 1500 rpm und bei Bedarf auch die Erhöhung des

Sauerstoffanteils in der Zuluft. In Abbildung 28 sieht man in der Expressionsphase deutlich

den Zeitpunkt, an dem in der Gasmischstation der Sauerstoffanteil erhöht wird, da das System

plötzlich zu schwingen anfängt. Eine Anpassung der dafür relevanten Regelparameter bewirkt

zwar nach einer gewissen Einstellphase eine Beruhigung der Regelung, offenbar reagiert das

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51

System aber so empfindlich auf die erhöhte Sauerstoffzufuhr, dass eine vertretbare

Restschwingung erhalten bleibt.

Gelegentlich sinkt der Sauerstoffpartialdruck sehr stark ab, was auf eine Zufuhr von

Antischaummittel zurückzuführen ist. Durch das Antischaummittel wird der Übergang des

Sauerstoffs aus der Gasphase in das Medium kurzfristig erschwert.

Die Batch-Phase ist beendet, sobald das limitierende Substrat, in diesem Fall die

Kohlenstoffquelle, aufgebraucht ist. Dies äußert sich durch einen starken Anstieg im pO2-Wert

wie in Abbildung 28 zu sehen, da der Sauerstoffeintrag unverändert hoch ist, die Zellen aber

plötzlich nach dem Verbrauch der Kohlenstoffquelle wesentlich weniger Sauerstoff benötigen.

Mit dem Ende der Batch-Phase beginnt die

2. Fed-Batch-Phase

Während der Fed-Batch-Phase wird dem Prozess mit einer bestimmten Zufütterrate neues

steriles Substrat hinzugefügt. Das Wachstum der Zellen ist also in dieser Phase durch die

Zufütterrate beschränkt. Während der Fed-Batch-Phase und am Ende der Batch-Phase wird

aufgrund der C-Quellen-Limitierung (in diesem Fall Glycerin) auch das im Medium

vorhandene Acetat verstoffwechselt, so dass die Acetatinhibierung kein Problem mehr

darstellt. Die Fed-Batch-Phase dauert 10 bis 12 Stunden, je nach Induktionszeitpunkt.

3. Expressionsphase:

Nach Start der Zufütterung erfolgt bei einer OD600 von 65 die Expressionsphase wie

beschrieben durch Zugabe von IPTG. Der Induktion schließt sich die 8-stündige

Expressionsphase an. Das Zielprotein wird dabei löslich im Zytoplasma exprimiert.

Nach Abschluss der Expression erfolgt wie bereits beschrieben die Ernte per Zentrifugation.

In den Abbildungen 29-34 sind die offline ermittelten Parameter für den Prozess B082 und der zu

adaptierende Vergleichsprozess im 10-L-Maßstab aufgetragen, um den Prozess charakterisieren und

vergleichen zu können. Ein Teil der Fermentation erfolgte über Nacht, in der keine Messwerte

aufgenommen wurden. In der Zeitachse der Auftragung ist daher eine Unterbrechung zu sehen.

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Ergebnisse

52

Abbildung 31: Verlauf der Biotrocken-

masse während der Fermentation des

Prozesses B082 und einer Vergleichs-

fermentation.

Abbildung 32: Verlauf der Glycerin-

konzentration während der Fermentation

des Prozesses B082 und einer Vergleichs-

fermentation.

Abbildung 29: Verlauf der optischen Dichte

während der Fermentation des Prozesses

B082 und einer Vergleichsfermentation.

Abbildung 30: Verlauf der Biofeuchtmasse

während der Fermentation des Prozesses

B082 und einer Vergleichsfermentation.

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53

Wie bei Prozess B028 dienen die Abbildungen 29-34 dazu, den Erfolg der Fermentation und die

Skalierbarkeit zu bewerten.

Betrachtet man die Parameter für das Zellwachstum, die Optische Dichte, die Biofeuchtmasse und die

Biotrockenmasse, ist deutlich auch hier der synchrone Verlauf zu beobachten. Die Werte liegen bei

der durchgeführten Fermentation 3 zwar jeweils etwas tiefer, im Verlauf ergeben sich aber kaum

Unterschiede. Auch bei der Betrachtung der Glycerin- und Acetatkonzentration können nahezu

identische Verläufe verzeichnet werden.

Betrachtet man allerdings die Konzentration des gebildeten Proteins, werden bereits nach kurzer Zeit

signifikante Unterschiede deutlich. Während die Proteinkonzentration in der Vergleichsfermentation

bis zum Ende steigt, deutet sich bei Fermentation 3 schon nach kurzer Zeit eine schwächere Zunahme

an. Am Ende scheint die Proteinkonzentration in der durchgeführten Kultivierung sogar zu stagnieren,

so dass sich die Proteinausbeute halbiert.

In der Fermentation des Prozesses B082 konnten insgesamt 110 g Biofeuchtmasse geerntet werden.

Diesen Ergebnissen zufolge ist der Scale-down des Prozesses zwar weitestgehend erfolgreich, es

besteht aber gerade im Bereich der Zielproteinproduktion noch Optimierungsbedarf.

Abbildung 33: Verlauf der Acetat-

konzentration während der Fermentation

des Prozesses B082 und einer Vergleichs-

fermentation.

Abbildung 34: Verlauf der Produkt-

konzentration während der Fermentation

des Prozesses B082 und einer Vergleichs-

fermentation.

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54

In Abbildung 35 ist abschließend das Verhältnis an löslichem Produkt zu unlöslichem Produkt zu

sehen. Bei Prozess B082 scheint über 90% des Zielproteins in der geplanten löslichen Form und damit

für die Filtration zugänglich zu sein.

6.3. FILTRATIONSVORVERSUCHE

6.3.1. VORVERSUCH 1: ERMITTLUNG DES OPTIMALEN KONZENTRIERUNGSFAKTORS

Wie in Kapitel 5.3.2 beschrieben, dient der Vorversuch 1 der Ermittlung des optimalen

Konzentrierungsfaktors für die nachfolgenden Filtrationsprozesse. Zur Auswertung wurde der aus der

Konzentrierung resultierende TMP gegen den Konzentrierungsfaktor aufgetragen.

B028

Abbildung 36: Verlauf des TMP bei steigendem

Konzentrierungsfaktor während des

Vorversuchs zur Filtration des Prozesses

B028. Mit der gestrichelten Linie wird der

spätere Arbeitsbereich gekennzeichnet.

Abbildung 36 zeigt, dass der TMP mit steigendem Konzentrierungsfaktor nur minimal ansteigt.

Maximal wäre demnach eine bis zu 7-fache Konzentrierung möglich. Leider stehen für die

Bachelorarbeit nur Aliquots à 100 ml zu Verfügung, wobei das minimale Probenvolumen für die

Anlage 32 ml beträgt. Der Arbeitsbereich wurde daher auf eine 2-fache Konzentrierung festgelegt.

9 %

91 %

B082

Produkt im Überstand (löslich)

Produkt im Pellet (unlöslich)

Abbildung 35: Darstellung des Anteils an

Produkt des Prozesses B082 im löslichen und

unlöslichen Zustand.

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Ergebnisse

55

Findet der Prozess allerdings Anwendung im large-scale25

, könnte eine weitere Konzentrierung zur

Einsparung von Puffervolumen und Prozesszeit in Erwägung gezogen werden.

B082

Abbildung 37:Verlauf des TMP bei steigendem

Konzentrierungsfaktor während des

Vorversuchs zur Filtration des Prozesses B082.

Mit der gestrichelten Linie wird der spätere

Arbeitsbereich gekennzeichnet.

Abbildung 37 zeigt den Verlauf des TMP bei einer Erhöhung des Konzentrierungsfaktors im Prozess

B082. Dieser Prozess entspricht im Gegensatz zu Prozess B028 mehr dem erwarteten Verlauf einer

Zelllysatfiltration. Die aufgeschlossene Zellbrühe ist schon zu Beginn des Aufreinigungsschrittes sehr

partikelreich und viskos, so dass sie kaum aufkonzentriert werden kann. Letztendlich musste der

Arbeitsbereich daher auf einen maximalen Konzentrierungsfaktor von 1 festgelegt werden.

6.3.2. VORVERSUCH 2: ERMITTLUNG DES OPTIMALEN MEMBRANFLUXES

Wie unter Kapitel 5.3.2 beschrieben, kann der Arbeitsbereich des möglichen Membranfluxes dadurch

ermittelt werden, dass der Membranflux stufenförmig erhöht und der sich aus diesen

Prozessbedingungen ergebende TMP ermittelt wird. Da der Membranflux während des Versuches

jeweils für 30 min gehalten wird, können bei der Auftragung auch mehrere Werte für den TMP einem

einzigen Wert für den Membranflux zugeordnet sein.

25 large-scale- großer Maßstab

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56

B028

Abbildung 38: Verlauf des TMP während

des Vorversuchs zur Bestimmung des

optimalen Arbeitsbereiches hinsichtlich

des Membranfluxes im Prozess B028.

Dieser wird während der Filtration

stufenförmig erhöht. Der Bereich

zwischen den gestrichelten Linien stellt

den späteren Arbeitsbereich dar.

Wie in Abbildung 38 zu sehen, steigt der resultierende TMP anfangs nur sehr wenig, was einen breiten

Arbeitsbereich zulässt. Ab einem Membranflux von 65 LMH allerdings sind schnell große TMP-

Änderungen zu verzeichnen, so dass der Arbeitsbereich demnach zwischen 20 und 60 LMH festgelegt

werden konnte.

B082

Abbildung 39: Verlauf des TMP

während des Vorversuchs zur

Bestimmung des optimalen

Arbeitsbereiches hinsichtlich des

Membranfluxes im Prozess B082. Die

Durchführung erfolgt wie bei Prozess

B028. Der Bereich zwischen den

gestrichelten Linien stellt den

späteren Arbeitsbereich dar.

In Abbildung 39 ist der Verlauf des TMP bei kaskadenartiger Erhöhung des Membranfluxes in

Prozess B082 dargestellt. Leider kann der Arbeitsbereich nicht so groß wie bei Prozess B028 gewählt

werden, da bereits bei 45 LMH ein starker Anstieg des TMP zu verzeichnen ist. Für die weiteren

Versuche wurde daher ein Arbeitsbereich zwischen 15 und 35 LMH festgelegt.

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Ergebnisse

57

6.3.3. Vergleich der Konzentrierungsphasen

Abbildung 40: Vergleich der TMP-

Verläufe während des Konzentrie-

rungsvorversuches der beiden

Prozesse B028 und B082. Während bei

B082 ein starker Anstieg schon bei

einem niedrigen Konzentrie-

rungsfaktor zu sehen ist, steigt der

TMP bei Prozess B028 mit dem

steigenden Konzentrierungsfaktor nur

langsam an.

Abbildung 40 stellt noch einmal der Vergleich der beiden Prozesse im Hinblick auf den optimalen

Konzentrierungsfaktor dar. Deutlich sichtbar ist dabei der nur langsam mit dem Konzentrierungsfaktor

steigende Verlauf des TMPs bei Prozess B028. Selbst nach 7-facher Konzentrierung können keine

vergleichsweise hohen Werte wie bei Prozess B082 beobachtet werden. Bei diesem steigt der TMP

gleich bei Beginn derart stark an, dass kaum eine Konzentrierung möglich ist. Im Verlauf der

Bachelorarbeit ist zwar bei beiden Prozessen immer von einem E. coli-Zelllysat die Rede, wie aber in

der Vergangenheit gezeigt wurde [20], kann es große Unterschiede zwischen verschiedenen

Zelllysaten geben, auch wenn es sich um denselben Organismus handelt.

6.4. FILTRATION

6.4.1. FILTRATION B028

Abbildung 41: Verlauf der

prozessrelevanten Parameter

während einer Tangential-

flussfiltration des Prozesses

B028. Dargestellt sind der

Konzentrierungs- bzw. Dia-

filtrationsfaktor (Conc/DF

Factor), die Proteinausbeute

(Protein Rec.), der Trans-

membrandruck (TMP) und die

Absorption des Permeats bei 280

nm (UV).

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Ergebnisse

58

Abbildung 41 zeigt ein Beispiel für einen typischen Verlauf der Tangentialflussfiltration. Dabei sind

die prozessrelevanten Parameter Konzentrierungs- bzw. Diafiltrationsfaktor (Conc/DF Factor),

Proteinausbeute (Protein Rec.), Transmembrandruck (TMP) und Absorption des Permeats bei 280 nm

(UV) gegen die Prozesszeit aufgetragen. Vor dem Start der Filtration ist ein Reinigungs- und

Equilibrierverfahren vorgeschaltet, so dass die dargestellte Prozesszeit (time) nicht bei null startet.

Die Filtration ist wie beschrieben in 2 Phasen unterteilt:

1. Konzentrierungsphase

Am Anfang der Konzentrierungsphase beginnt die Filtration mit einer kurzen Zirkulation der

Zellsuspension. Dabei ist das Permeatventil geschlossen, so dass sich retentatseitig konstante

Scher- und Fließbedingungen einstellen können. Nach dieser kurzen Einfahrphase öffnet sich

das Permeatventil und die Permeatpumpe beginnt den Permeatflux aufzubauen. Die

eigentliche Filtration beginnt. Dabei können gelöste und kleine Bestandteile des Lysats durch

die Filtrationsmembran gelangen, solange sie kleiner als die ausgewählte Porengröße sind.

Während der Konzentrierungsphase steigt die Konzentration der zurückgehaltenen Stoffe im

Retentat, in diesem Fall auch die des Produktes, das in Inclusion Bodies vorliegt, die das

Membransystem nicht passieren können. Diese erste Phase der Filtration stellt für das Produkt

oft die verlustreichste dar, da bereits zu Beginn der Filtration Proteine an die

Membranoberfläche adsorbieren können. Dieser Vorgang verstärkt sich häufig mit steigender

Konzentration des Biomoleküls. Je nach Art und Eigenschaften des Proteins kann es bei

erhöhter Konzentration auch zur Proteinaggregation und zum Ausfallen des Produktes

kommen. Bei der Ermittlung des optimalen Konzentrierungsfaktors ist also nicht nur eine

Filtrationsleistungsuntersuchung des gesamten Lysats, sondern auch des Zielproteins an sich

von Bedeutung. In Abbildung 41 sieht man, dass die Protein Recovery im Retentat sinkt,

obwohl das Protein in den Inclusion Bodies durch die Membran gänzlich zurückgehalten

werden sollte. Um die Proteinkonzentration am Start und nach der Konzentrierung vergleichen

zu können, erfolgt zur Ermittlung der Recovery eine Normierung auf den

Konzentrierungsfaktor. Ansonsten wäre dementsprechend keine Abnahme an Produkt,

sondern aufgrund der Konzentrierung eine Zunahme im Retentat zu verzeichnen. Neben der

Adsorption an die Membran könnte für die erwähnte Abnahme der kleine Anteil an gelöstem

Produkt verantwortlich sein, der in diesem Zustand die Membran passieren kann und

dementsprechend für das Endergebnis verloren geht. Während der Konzentrierungsphase

können zelleigene Proteine und andere Bestandteile aus dem Lysat filtriert werden. Die

Reinheit des Produktes im Retentat nimmt dadurch zu. Wichtiger Parameter der

Konzentrierungsphase ist der Konzentrierungsfaktor, der den Fortschritt der Konzentrierung

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Ergebnisse

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angibt. Ein Konzentrierungsfaktor von 2 kommt einer Volumenreduktion von 50% gleich. Zur

weiteren Aufreinigung schließt sich

2. die Diafiltrationsphase an. Bei der Diafiltration wird dem Retentat ein, für diesen Prozess

ausgewählter, Puffer zugeführt, in diesem Fall mit den gleichen Bestandteilen, die auch der

Lysepuffer beinhaltet. Durch die Diafiltration wird ein Auswaschen des Retentats bezweckt,

da dem Reservoir kontinuierlich zell- und proteinfreier Puffer zugeführt und über die

Membran stetig protein- und zellbestandteilhaltiges Permeat abgeführt wird. Die im Retentat

verbleibenden Zellkomponenten wie die Inclusions Bodies werden mit dem

Diafiltrationspuffer quasi ausgewaschen. Gelegentlich kann es durch die hohen Scherkräfte

des gesamten Prozesses in dieser Phase auch wieder zu einem Anstieg der

Proteinkonzentration kommen, da Proteine, die während der Konzentrierungsphase an die

Membran adsorbieren, im Laufe der Zeit wieder abgelöst werden können. Dieser Vorgang ist

allerdings nicht speziell auf die Diafiltrationsphase beschränkt. In Abbildung 41 ist allerdings

in diesem Fall zu sehen, dass die Zielproteinkonzentration im Laufe der Diafiltration eher

etwas sinkt. Grund dafür könnten weitere Moleküle des Produktes sein, die jetzt in löslicher

Form vorliegen. Betrachtet man die Größenordnung der Produktabnahme während der

Diafiltration, erscheint dieser Verlust hingegen marginal. Während der Diafiltrationsphase

sinkt der UV-Wert im Permeat kontinuierlich, da immer mehr Zellproteine bereits aus dem

Retentat ausgewaschen sind und sich im gesammelten Filtrat befinden. Der UV-Wert stellt

damit einen guten Parameter zum Fortschritt dieser Phase dar. Übergeordneter

Prozessparameter bei der Diafiltration ist analog zur Konzentrierungsphase der

Diafiltrationsfaktor. Er gibt die Anzahl ausgetauschter Puffervolumina, bezogen auf das

Retentatvolumen am Anfang der Diafiltrationsphase an. In Abbildung 41 endet die Filtration

bei einem Diafiltrationsfaktor von 5. Im Laufe der Versuchsreihen ist das Prozessende

allerdings auf einen Diafiltrationsfaktor von 3 festgelegt worden. Die Ergebnisse, die zu dieser

Entscheidung führten, sind im Folgenden dargestellt.

Abbildung 42 zeigt noch einmal im Detail den

Verlauf der Absorption bei 280 nm im Permeat,

der indirekt für die Gesamtproteinkonzentration

steht. Im Laufe der Diafiltration nimmt der Wert

erst stark und dann immer langsamer ab. In der

Abbildung 43 ist die Analyse der Filtration

mittels SDS-PAGE dargestellt. Nach dem

Proteingrößenstandard und einer Referenz für

die Quantifizierung sind erst die Retentat- und

dann die Permeatproben aufgetragen. Die Abbildung 42: Verlauf der Absorption des

Permeats bei 280 nm. Dieser Wert verläuft analog

zur Proteinkonzentration.

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Ergebnisse

60

Permeatproben sind dabei aus dem laufenden Filtrat genommen worden. Betrachtet man den Verlauf

der Proteinkonzentration im Permeat, so sind mit dem gewählten Gelsystem nach 3

Diafiltrationszyklen kaum noch Zellproteine zu detektieren. Eine Fortsetzung der Diafiltration führt

nur zu einer Verlängerung der Prozesszeit, einer Erhöhung des Puffervolumens und eventuell zu

einem Produktverlust. Die Filtration wurde daher im weiteren Verlauf auf 3 Diafiltrationszyklen

beschränkt.

Abbildung 43: Analyse der Protein-

konzentrationen im Laufe der Filtration im

Retentat (3-9) und Filtrat (10-15) mittels SDS-

PAGE. 3 Startwert, 4/10 Konzentrierung, 5-

9/11-15 5 Diafiltrationszyklen

Abbildung 44: Analyse der Protein-

konzentration im Retentat zweier Filtrationen

mittels SDS-PAGE. 3-7 Filtration 1, 8-12

Filtration 2, 3/8 Startwert, 4/9 Konzentrierung,

5-7/10-12 3 Diafiltrationszyklen

Wie in Kapitel 5.3.4 beschrieben, erfolgt nach den

anfänglichen Analysen zur Filtrationsleistung nur

noch eine Proteinquantifizierung für die relevanten

Proben zur Bestimmung der Proteinwieder-

findungsrate, in diesem Fall durch Beprobung des

Retentats, in dem sich das Protein in Inclusion

Bodies befindet. Abbildung 44 zeigt ein typisches

Gel für die Analytik der Proteinkonzentration im

Filtrationsverlauf. Dabei sind wie beschrieben die

Retentatproben im Laufe der Filtration aufgetragen,

so dass eine Produktwiederfindungskinetik ermittelt

werden kann. In Abbildung 45 ist das Ergebnis der

Verdünnungsreihe zur Bestimmung des Verhaltens

des Proteins bei der Analytik mittels SDS-PAGE zu

sehen.

Abbildung 45: Analyse der Protein-

konzentrationen der Verdünnungsreihe einer

Probe aus dem Retentat einer Tangential-

flussfiltration mittels SDS-PAGE. 3 Startprobe

1:10, 4 Konzentrierung 1:10, 5

Konzentrierung 1:5, 6 Konzentrierung 1:10, 7

Konzentrierung 1:20, 8 Konzentrierung 1:40,

9 Konzentrierung 1:80, 10 Probe des

Reinigunsverfahrens.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

kDa 205

116

97

80

66

55

45

30

21

14

6,5

kDa

205

116

97

80

66

55

45

30

21

14

6,5

kDa

205

116

97

80

66

55

45

30

21

14

6,5

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Ergebnisse

61

Wie beschrieben sind jeweils 1:2 Verdünnungen einer Ausgangsprobe aufgetragen.

Die Auswertung der Verdünnungsreihe erfolgt mit Excel. Dazu werden die quantifizierten

Proteinmengen gegen den Verdünnungsfaktor aufgetragen und eine Regressionskurve bestimmt.

Abbildung 46: Darstellung der mittels SDS-PAGE ermittelten Proteinmenge, die sich aus dem

jeweiligen Verdünnungsfaktor ergibt. Die Auftragung erfolgt dabei analog zur Verdünnungsreihe

logarithmisch zur Basis 2.

Abbildung 46 zeigt das Ergebnis einer solchen Korrelation. Mit Hilfe einer logarithmischen

Regression lässt sich das Verhalten des Proteins bei der Gelanalytik sehr gut beschreiben. Ein

Kriterium für die erfolgreiche Annäherung ist der Regressionsfaktor R², der in diesen Fall bei 0,9999

liegt. Die aufgetragene Probe wurde bei einem Konzentrierungsfaktor von 2 während der Filtration

genommen, die standardmäßige Verdünnung für alle Proben beträgt 1:10. Den Startwert für die

Filtration stellt in dieser Verdünnungsreihe also quasi die 1:20 Verdünnung dar.

Proteinmenge = -145,7ng ln(Verdünnungsfaktor) + 658,88 ng

R² = 0,9999

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

5 10 20 40

Pro

tein

menge [ng]

Verdünnungsfaktor log 2 [-]

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Ergebnisse

62

Bezieht man die durch die Verdünnungsreihe ermittelten Proteinmengen nun auf diese

Ausgangskonzentration, ergibt sich folgendes Bild:

Abbildung 47: Darstellung der mittels SDS-PAGE ermittelten Proteinmenge, diesmal abhängig von

der Startkonzentration oder dem Konzentrierungssfaktor. Die Auftragung erfolgt dabei analog zur

Verdünnungsreihe logarithmisch zur Basis 2.

In Abbildung 47 ist diese Art der Auftragung dargestellt. Um eine allgemeingültige Lösung ermitteln

zu können, ist die Korrelation auf die Ausgangskonzentration c0 normiert. Statt der normierten

Konzentration könnte man die Werte der x-Achse auch als Konzentrierungsfaktor bezeichnen. Dabei

ist zu ermitteln, wie sich die Proteinmenge auf dem Gel ändert, wenn sich die Proteinkonzentration in

der Probe verdoppelt, also zweifach konzentriert wird. Ausgangspunkt für diesen Faktor ist die

logarithmische Korrelation mit Excel. Zur Berechnung des Korrekturfaktors muss die ermittelte

logarithmische Funktion umgestellt werden. Es gilt dabei einen Faktor zu finden, um den die

Proteinmenge auf dem Gel steigt, wenn sich die Konzentration verdoppelt, also um den Faktor 2

konzentriert wird. Die dafür notwendige Berechnung ist im Folgenden dargestellt:

Durch logarithmische Regression mit Excel ermittelte Abhängigkeit der Proteinmenge auf dem Gel

abhängig vom Konzentrierungsfaktor:

(4)

mit

m = 145,67 ng, b = 222,49 ng

Für eine zweifache Konzentrierung ergibt sich, wie im Anhang unter 9.3 dargestellt, bezogen auf den

Startkonzentrierungsfaktor von 1, also nur eine Zunahme des Proteins auf dem Gel um den Faktor

1,45. Dieser Faktor wird für die Auswertung und Quantifizierung mit berücksichtigt. Zusätzlich ist in

Abbildung 45 noch eine Probe aus der CIP-Reinigungsprozedur der Membran mit NaOH zu sehen.

Proteinmenge = 145,67ng ln(Konzentrierungsfaktor) + 222,49 ng

R² = 0,9999

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

1 1 2 4

Pro

tein

menge [ng]

Konzentrierungsfaktor log 2 [-] 0,

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Ergebnisse

63

Das vorhandene Produkt lässt darauf schließen, dass ein Teil während der Filtration an der Membran

adsorbiert.

Abbildung 48: Verlauf der prozessrelevanten Parameter während einer Tangentialflussfiltration

mit hohem TMP des Prozesses B028. Dargestellt sind der Konzentrierungs- bzw.

Diafiltrationsfaktor, die Proteinausbeute, der Transmembrandruck und die Absorption des

Permeats bei 280 nm.

Wie in Kapitel 5.3.1 festgelegt, wird die Filtration mit einer Fluxkontrolle durchgeführt, also bei

einem konstanten, vorher festgelegten Membranflux geregelt. Ausgangsgröße ist in diesem Fall der

sich dadurch einstellende Transmembrandruck, der zusätzlich von der ausgewählten Scherrate

abhängt. Abbildung 41 zeigte einen beispielhaften Verlauf, in dem das Verhältnis der Scherrate zum

Membranflux offenbar günstig ist, so dass sich keine hohen TMPs einstellen können. Ein Beispiel für

einen Prozess mit niedriger Scherrate und hohem gewähltem Membranflux ist in Abbildung 48 zu

sehen. Besonders während der Konzentrierungsphase steigt der TMP stark an, da die Konzentration

der Zellpartikel und DNA-Fragmente im Lysat und damit die Viskosität stark zunehmen. Ein hoher

TMP begünstigt dabei die zunehmende Ausbildung einer Proteingelschicht auf der Oberfläche der

Filtrationsmembran. Die Auswirkungen für die Filtration werden bei der Produktkonzentration

deutlich, die in der Konzentrierungsphase deutlich sinkt. Erst durch das Ausspülen mit

Diafiltrationspuffer in der 2. Phase können bestimmte Anteile des Produktes wieder zugänglich

gemacht werden.

Die ermittelten Proteinausbeuten für die Filtrationsversuche sind in Abbildung 49 dargestellt.

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Ergebnisse

64

Abbildung 49: Darstellung der ermittelten Proteinausbeuten während der Filtrationsversuche des

Prozesses B028. Die Experimente sind dabei nach laufender Prozessnummer und verwendeter

Porengröße geordnet.

Die Auswertung und Diskussion dieser Ergebnisse erfolgt mit Hilfe des gewählten DoE-Modells und

dem Programm MODDE.

77,9

82,3

78,9

92,2

82,5 82,5 84,8

89,9

84,3 85,1 87,6

45

50

55

60

65

70

75

80

85

90

95

P004 P005 P006 P007 P008 P009 P010 P011 P012 P013 P014

Rec

ove

ry [

%]

500 kDa 750 kDa 0,1 µm 750 kDa CP

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Ergebnisse

65

6.4.2. FILTRATION B082

Abbildung 50: Verlauf der prozessrelevanten Parameter während einer Tangentialflussfiltration

des Prozesses B082. Dargestellt sind der Konzentrierungs- bzw. Diafiltrationsfaktor (Conc/DF

Factor), die Proteinausbeute (Protein Rec.), der Transmembrandruck (TMP) und die Absorption

des Permeats bei 280 nm (UV).

Abbildung 50 zeigt ein Beispiel für einen typischen Verlauf der Tangentialflussfiltration. Dabei sind

die prozessrelevanten Parameter Konzentrierungs- bzw. Diafiltrationsfaktor (Conc/DF Factor),

Proteinausbeute (Protein Rec.), Transmembrandruck (TMP) und Absorption des Permeats bei 280 nm

(UV) gegen die Prozesszeit aufgetragen. Sichtbar wird, dass die eigentliche Filtration erst bei einer

Prozesszeit (time) von einer Stunde beginnt. Die vorangegangene Zeit wurde für Reinigungs- und

Equilibrierungsschritte verwendet.

Ähnlich wie bei Prozess B028 und wie in Kapitel 4.4 beschrieben, ist die Filtration in 2 Teile geteilt.

1. Konzentrierungsphase:

Vom Prozessablauf her verläuft die Filtration analog zu Prozess B028. Nach einem

anfänglichen Rezirkulieren des Retentats öffnet sich das Permeatventil und das Filtrat kann

durch die Membran gelangen. Im Filtrat befinden sich alle Stoffe, die aufgrund ihrer Größe

die Poren des Membransystems passieren können. Im Gegensatz zu Prozess B028 befindet

sich bei Prozess B082 das Produkt im Filtrat. Dieses filtrierte Permeat wird also am Ausgang

der Anlage aufgefangen und auf Eis bis zum Ende der Filtration gekühlt. Während der

Konzentrierungsphase werden die Moleküle im Retentat, die von der Membran

zurückgehalten werden, konzentriert, so dass im ungünstigsten Fall Proteine in höheren

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Ergebnisse

66

Konzentrationen ausfallen können. Durch Adsorption an der Membran besteht so die

Möglichkeit einer Gelschichtbildung, die die Filtrationsleistung erheblich beeinflussen kann.

Zur Vermeidung dieses Phänomens werden wie beschrieben möglichst hohe Scherraten mit

den daraus resultierenden TMP-Werten gefahren. Die Proteinausbeute steigt während der

Konzentrierungsphase mit steigendem Permeatvolumen, da immer mehr des im Retentat

vorliegendem Proteins die Membran passieren kann. Wie in den Vorversuchen (s. Kapitel 6.3)

ermittelt, endet die Konzentrierungsphase aufgrund der relativ schlechten

Filtrationseigenschaften des spezifischen Lysats bereits bei einem Konzentrierungsfaktor

von 1. Mit dem gleichen Puffer, der auch für den Zellaufschluss verwendet wurde, erfolgt nun

2. die Diafiltrationsphase. Wie bei Prozess B028 wird bei der Diafiltrationsphase dem Retentat

ein zell- und proteinfreier Diafiltrationspuffer zugeführt. Gleichzeitig erfolgt weiterhin eine

Abführung des Permeats mit gleicher Pumprate, so dass das Niveau des Retentats erhalten

bleibt. Durch die Diafiltration können weitere Bestandteile, die die Membran passieren

können, aus dem Lysat ausgewaschen werden. Das Zielprotein, das sich löslich im Zelllysat

befindet, kann dabei weiter im Filtrat wiedergefunden werden. Es sammelt sich also weiter

Produkt im gesammelten Permeat an. Die Quantifizierung wird bei Prozess B082 allerdings,

im Gegensatz zu Prozess B028, auf die Gesamtproteinmenge bezogen, die sich aus der

ermittelten Proteinkonzentration und dem Permeatvolumen ergibt. Notwendig ist dies, weil

das Volumen im Laufe der Filtration ständig steigt, wobei die Konzentration im Filtrat nicht

immer gleich bleibt. Am Ende der Diafiltration kann auch wieder eine Verdünnung des

Produktes zu verzeichnen sein. Diesen Punkt gilt es genau zu bestimmen. Zur Darstellung und

Auswertung der Filtration erfolgt die Analyse mittels SDS-PAGE.

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Ergebnisse

67

Abbildung 51 und Abbildung 52 zeigen die Analyse der während der Prozesses genommen Proben für

das Retentat, Filtrat und Gesamtfiltrat. In Abbildung 51 ist dabei der Verlauf der Proteinkonzentration

im Retentat zu sehen. Wie erwartet nimmt die Konzentration zwar im Laufe der Filtration ab, es bleibt

aber ein gewisser Rest an Zielprotein im Retentat erhalten, der für die weitere Prozessierung nicht

mehr verfügbar ist. Abbildung 52 zeigt den Verlauf der Proteinkonzentration im Filtrat direkt aus der

Permeatleitung und im Gesamtfiltrat, das außerhalb der Anlage aufgefangen und auf Eis gekühlt

wurde. Die Zielproteinkonzentration nimmt dabei im Filtrat während der Filtration deutlich ab. Die

Konzentration des Produktes sinkt durch die Zufuhr des Filtrats mit weniger Proteinkonzentration

zwar, die Gesamtproteinmenge kann aber noch zunehmen. Nach einer 3-4-fachen Diafiltration ist im

Filtrat kein Zielprotein mehr zu detektieren. Die Filtration wird dementsprechend nach 3

Diafiltrationszyklen beendet, um Zeit und Puffervolumen zu sparen.

Abbildung 53 zeigt eine typische Proteinquantifizierung zweier Filtrationen im Prozess B082. Die

Proteinstartkonzentration wird wie beschrieben im Retentat und die Konzentration im Laufe des

Abbildung 51: Analyse der Protein-

konzentrationen während der Filtration

im Retentat während der Filtration mittels

SDS-PAGE. Bis zum Ende bleibt ein

gewisser Teil des Zielproteins im Retentat

erhalten. 1 Proteinmarker, 2-4

Referenzprotein, 5-12 Retentat, 5

Startwert, 6 Konzentrierung, 7-12

Diafiltrationsschritte

Abbildung 52: Analyse der Protein-

konzentrationen während der Filtration im

Filtrat und Gesamtfiltrat während der

Filtration mittels SDS-PAGE. 1 Proteinmarker,

2-3 Referenzprotein, 4-9 Filtrat, 10-15

Gesamtfiltrat, 4/10 Konzentrierung, 5-9/11-15

Diafiltration. Die Filtratproteinkonzentration

nimmt deutlich ab.

Abbildung 53: Analyse der Proteinkonzentrationen

zweier Filtrationen des Prozesses B082 erst im Retentat

und dann im Gesamtfiltrat während der Filtration

mittels SDS-PAGE. Auffällig ist dabei der starke

Hintergrund der Retentatproben. 1 Proteinmarker, 2-3

Referenzprotein, 4/9 Startprobe, 5-8/10-13 Gesamtfiltrat

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

kDa

205

116

97

80

66

55

45

30

21

14

6,5

kDa

205

116

97

80

66

55

45

30

21

14

6,5

kDa 205

116

97

80

66

55

45

30

21

14

6,5

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Ergebnisse

68

Prozesses im Gesamtfiltrat ermittelt. Vor Beginn der eigentlichen Filtrationsversuche wurde die

Verdünnung der Prozessproben aufgrund vorheriger Erfahrungen mit diesem Produkt auf 1:3

festgelegt. Auffällig ist bei der dargestellten Analytik der starke Hintergrund der Startlysatprobe, der

sich unter Umständen auf die Quantifizierung auswirken könnte.

Analog zu Prozess B028 wurde daher eine Verdünnungsreihe einer Retentatprobe erstellt und mittels

SDS-PAGE quantifiziert. Das Ergebnis ist in Abbildung 54 dargestellt.

Abbildung 54: Mittels SDS-PAGE ermittelte Proteinkonzentration einer Retentatprobe des

Prozesses B082 abhängig vom Verdünnungsfaktor. Der gewählte Arbeitsbereich bei einer

Verdünnung von 1:3 scheint nicht das Optimum der Proteindetektion darzustellen.

Dabei wird das Zielprotein durch den starken Hintergrund offenbar nicht vollständig detektiert. Der

Anfangs gewählte Verdünnungsfaktor stellt dabei leider nicht das Optimum der Verdünnungsreihe

dar. Leider ist mit Excel für diesen Verlauf keine passende Regression verfügbar.

Abbildung 55: Verlauf der prozessrelevanten Parameter während einer Tangentialflussfiltration

des Prozesses B082 mit einer vergleichsweise niedrigen Scherrate von 8000 s-1 und einem

Membranflux von 35 LMH. Dargestellt sind der Konzentrierungs- bzw. Diafiltrationsfaktor, die

Proteinausbeute, der Transmembrandruck und die Absorption des Permeats bei 280 nm. Auffällig

ist der hohe TMP unter diesen Bedingungen.

250

300

350

400

450

500

550

600

650

700

2,5 5 10 20 40 Pro

tein

konzentr

atio

n (

g/l)

Verdünnunngsfaktor [-]

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Ergebnisse

69

Wie bei Prozess B028 liegt auch bei Prozess B082 ein Versuch mit einer besonders interessanten

Parameterkonstellation vor. Dabei werden die niedrigste untersuchte Scherrate von 8000 s-1

und der

größte untersuchte Membranflux von 35 LMH kombiniert. Analog zu den Beschreibungen bei Prozess

B028 stellt sich, wie in Abbildung 55 zu sehen ist, auch hier ein hoher TMP ein. Hoher

Transmembrandruck resultiert aufgrund der sich bildenden Proteindeckschichten häufig in niedrigen

Produktausbeuten und so ist auch bei dem dargestellten Filtrationsprozess eine vergleichsweise

niedrige Ausbeute zwischen 40 und 50% sichtbar. Der Verlauf des TMPs sinkt in Abbildung 55

mehrere Male stark ab. Dies ist auf das Erreichen eines standardmäßig eingestellten TMP-

Maximalwertes zurückzuführen, durch das die Filtration kurz gestoppt werden musste. Nach der

Korrektur dieser Maximalwerte kann die Filtration unter gleich bleibenden Bedingungen fortgesetzt

werden.

Die Proteinausbeuten für die Filtrationsversuche des Prozesses B082 sind in Abbildung 56 dargestellt.

Abbildung 56: Darstellung der ermittelten Proteinausbeuten während der Filtrationsversuche des

Prozesses B082. Die Experimente sind dabei nach laufender Prozessnummer und verwendeter

Porengröße (500 kDa – 0,1 µm) geordnet.

Die Auswertung und Diskussion dieser Ergebnisse erfolgt wie bei Projekt B028 mit Hilfe des

gewählten DoE-Modells und dem Programm MODDE.

74,6

89,1

79,4

91,6

70,8

78,4

47,1

77,0

84,2

77,4

83,5

45,0

50,0

55,0

60,0

65,0

70,0

75,0

80,0

85,0

90,0

95,0

P003 P004 P005 P006 P007 P008 P009 P010 P011 P012 P013

Reco

very

[%

]

750 kDa 500 kDa 0,1 µm 750 kDa CP

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Filtration: Auswertung und Diskussion

70

7. FILTRATION: AUSWERTUNG UND DISKUSSION

7.1. DOE-AUSWERTUNG B028

Primäres Ziel der Bachelorarbeit war der Vergleich und die Beschreibung des Verhaltens der beiden

unterschiedlichen Zelllysate während der Querstromfiltration. Die Auswertung und Diskussion der

Ergebnisse erfolgte mit Hilfe der Algorithmen und Graphiken des DoE Programmpaketes MODDE.

Abbildung 57: Modellumgebung der Parameterkonstellation für die Filtration des Prozesses B028.

Die bereits in Kapitel 5.3.1 gezeigte Tabelle 9 und Abbildung 57 definieren die Matrix der

untersuchten Parameterkonstellationen. In der Mitte befinden sich die Centerpoint-Versuche, an den

Kanten und Ecken des Würfels die verschiedenen Kombinationen. Die Kreise stellen dabei den

Ausgangsparameter Recovery dar. In der Abbildung des Design-Würfels ist durch die farbliche

Darstellung der Ausgangsgröße auch gleich eine grobe Ergebnisdarstellung präsentiert. Die

vergleichsweise hohen Ergebniswerte sind dabei rot dargestellt, die eher durchschnittlichen gelb und

die niedrigen blau. Diese Verteilung kann auch dem nachfolgenden Histogramm entnommen werden.

Abbildung 58: Replication Plot

der Versuchsergebnisse der

Filtration für Prozess B028.

Dabei sind die

Versuchsergebnisse in der

Nummerierung MODDEs

aufgetragen. Versuch Nummer

10 und 11 entsprechen den

Centerpoint-Versuchen.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

71

Abbildung 58 zeigt ähnlich wie Abbildung 49 noch einmal die ermittelten Filtrationsergebnisse

bezogen auf die Produktausbeute. Die laufende Nummer entspricht dabei allerdings nicht der

Reihenfolge der durchgeführten Versuche. Vielmehr liegt zur Auswertung eine eigene Nummerierung

in MODDE vor. Die Entsprechung dieser Nummer mit den zugehörigen Parametereinstellungen ist in

Tabelle 13 dargestellt. Zur Vereinfachung dieser Bezeichnung wird der Versuchsnummerierung der

durchgeführten Versuche ein „P“ vorangestellt.

Tabelle 13: Entsprechung der Prozessnummern während der Filtration zu den automatisch

vergebenen Versuchsnummern in MODDE für den Prozess B028.

Prozessnummer Versuchsnummer

MODDE

Scherrate Membranflux Membranporengröße

[-] [-] [s-1

] [l m-2

h-1

] [kDa]

P004 2 8000 40 750

P005 4 12000 20 750

P006 9 16000 60 750

P007 8 16000 40 500

P008 1 8000 20 500

P009 6 12000 60 500

P010 5 12000 40 1000

P011 7 16000 20 1000

P012 3 8000 60 1000

P013 10 12000 40 750

P014 11 12000 40 750

Versuch Nr. 10 und 11 im Replication Plot stellen die Centerpoint-Versuche dar. Sie entsprechen der

gleichen Parameterkonstellation und können deshalb zur Analyse der Reproduzierbarkeit

herangezogen werden. Dabei sollte die Differenz dieser beiden Versuche nicht größer sein als der

allgemeine Unterschied zwischen allen Ergebnissen. Dieser Sachverhalt spiegelt sich auch im

Summary of Fit wider.

Abbildung 59: Histogramm der

Versuchsergebnisse bezogen auf

die Proteinausbeute des Prozesses

B028. Die Versuchsergebnisse

erinnern unter optimalen

Bedingungen an eine Normal-

verteilung.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

72

Abbildung 59 zeigt das Histogramm zu den Versuchen des Prozesses B028. Dabei sind immer

Ergebnisse zwischen zwei Grenzwerten zu einer Gruppe zusammengefasst und die Häufigkeit dieser

Klasse aufgetragen worden. Im Idealfall erscheint dabei eine Normalverteilung.

In der Abbildung ist außerdem zu sehen, dass die Versuchsparameter ausgeglichen ausgewählt worden

sind. Es scheint einen Bereich für die Proteinausbeute zu geben, in den das Maximum der Versuche

fällt. Ergebnisse mit mehr oder weniger Ausbeute kommen dabei, einigermaßen normalverteilt,

entsprechend weniger vor. Dies kann Grundlage für eine aussagekräftige Versuchsauswertung sein.

Abbildung 60: Summary of Fit des Prozesses B028.

Abbildung 60 zeigt eines der aussagekräftigsten Diagramme in Bezug auf die Analyse mit DoE, das

bereits erwähnte Summary of Fit. Dabei werden die Versuchsergebnisse in Hinblick auf das gewählte

Modell bewertet. Der Korrelationsfaktor R² ist dabei ein Parameter für die Auswahl des richtigen

Modells und gibt an, wie gut das Modell auf die Versuchsergebnisse passt. In diesem Fall ist ein

lineares Modell, das sogenannte L9, gewählt worden, um das Arbeitsschema der durchzuführenden

Experimente zu erstellen. Ein signifikantes Modell sollte einen Korrelationsfaktor von größer als 0,5

erhalten. Schaut man auf das R² in Abbildung 60, so ist dies für den Ausgangsparameter Recovery

nicht zu sehen. Der Korrelationsfaktor liegt mit 0,4 knapp unter diesem Minimalwert. Anders verhält

es sich beim Ausgangsparameter Process time. Hier kann ein Wert größer als 0,9 festgestellt werden,

der für eine gute Annäherung der Daten an das System spricht. Als zweiten Auswertungsfaktor kann

man in der Darstellung Q² erkennen. Q² beschreibt die Aussagekraft und die Genauigkeit der

Vorhersage des gewählten Modells in Anlehnung an die ermittelten Versuchsergebnisse. Für ein

signifikantes Modell sollte Q² daher größer als 0,1 und für ein gutes Modell größer als 0,5 sein.

Betrachtet man in Abbildung 60 nun diesen Faktor für die Proteinausbeute, so muss leider festgestellt

werden, dass der Wert sogar im negativen, also deutlich unter 0,1 liegt. Das angenäherte Modell hat

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Filtration: Auswertung und Diskussion

73

demnach wenig Vorhersagekraft auf kommende Versuche. Anders sieht es dagegen bei der

Auswertung der Prozesszeit aus. Ein Q²-Wert von annähernd 0,8 spricht für eine sehr gute

Vorhersagekraft des Modells bezogen auf diese Ausgangsgröße. Der gelbe Balken steht für die

Modell-Validität. Diese beinhaltet diverse Modellprobleme, wie das Vorhandensein von Ausreißern,

eines inkorrekten Modells oder der falschen Transformation der Messwerte. Ein signifikantes Modell

sollte einen Wert größer als 0,25 vorweisen. In Abbildung 60 ist zu sehen, dass die Modell-Validität

bezogen auf die Proteinausbeute mit einem Wert von 0,7 sehr gut ist, was für ein valides Modell

spricht, obwohl der Q²-Faktor vorher etwas anderes prognostiziert hat. Komplett gegenteilig verhält ist

es sich bei der Analyse der Prozesszeit. Hier kann nach einem guten Q²-Wert nur eine geringe Modell-

Validität verzeichnet werden. Dieses Verhalten ist typisch bei einem hohen Wert der Modell-

Reproduzierbarkeit, der als letzter Faktor in hellblau dargestellt ist. Dieser Wert bezieht sich auf die

bereits erwähnten Centerpoint-Versuche. Dabei wird anhand der beiden mit gleichen Parametern

durchgeführten Versuchsergebnisse die Reproduzierbarkeit eines Resultats (in diesem Fall der

Ausbeute oder der Prozesszeit) analysiert und auf das Gesamttestsystem übertragen. Es kann also eine

Vorhersage getroffen werden, inwiefern die ermittelten Ergebnisse überhaupt auswertbar sind. Die

Schwankung innerhalb der Centerpoint-Versuche sollte dabei wesentlich geringer sein als die

Unterschiede in den Resultaten aller anderen Versuchskonstellationen. Die Reproduzierbarkeit ist wie

in Abbildung 60 zu sehen bei beiden Ausgangsparametern sehr gut, bei der Prozesszeit sogar

annähernd 1.

Abbildung 61: Coeffient Plot für die Scherrate (SR), den Membranflux (Flux) und die Porengröße

(PS) des Prozesses B028 bezogen auf die Proteinausbeute.

In Abbildung 61 ist der Coefficient Plot zu sehen. In dieser graphischen Darstellung sind die

Eingangsparameter einzeln und ihre Auswirkung auf einen ausgewählten Ausgangsparameter zu

sehen. Über jedem Balken für die Größe des Einflusses ist die Schwankungsbreite des jeweiligen

Eingangsparameters dargestellt. Dabei können signifikante und nicht signifikante Modellterme

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Filtration: Auswertung und Diskussion

74

unterschieden werden. Bei signifikanten Modellparametern reicht die Schwankungsbreite nur einseitig

aus dem Einflussfaktor ( ), so dass der Trend trotz Schwankungen erhalten bleibt. Bei nicht

signifikanten Parametern reicht die Schwankungsbreite sowohl oben als auch unten aus dem

Einflussbalken heraus( ), so dass nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob der Einfluss dieses

Faktors wirklich positiv oder negativ ist. In der Abbildung wird deutlich, dass keiner der

Eingangsparameter wirklich einen signifikanten Einfluss auf das Ergebnis der Proteinausbeute zu

haben scheint. Beim Membranflux (Flux) und der Porengröße (PS) scheint der gesamte Einfluss

marginal zu sein. Lediglich die Scherrate hat laut Abbildung einen bedeutenderen Einfluss, so dass die

Proteinausbeute mit größerer Scherrate steigt. Aufgrund der Schwankungsbreite ist allerdings nicht

mit vollständiger Sicherheit zu sagen, ob diese Auswirkungen wirklich positiv sind.

Abbildung 62: Auftragung der erwarteten

Werte zu den erhaltenen Werten für das

ausgewählte Modell des Prozesses B028.

Die gewählte Ausgangsgröße ist hier die

Proteinausbeute.

Abbildung 66 zeigt die Auftragung der erwarteten Ergebnisse zu den tatsächlich ermittelten. Dabei

wird das vorher bestimmte Regressionsmodell herangezogen und vorhergesagt, welche Versuche

demnach welche Ergebnisse haben sollten. Im Idealfall kann hier eine Gerade zwischen Observed und

Predicted beobachtet werden. In der dargestellten Abbildung zu Prozess B028 ist dies leider nicht

wirklich der Fall, so dass sich für eine mögliche Regressionsgerade der Punkte nur ein

Regressionsfaktor von 0,355 ergibt. Dies spricht für ein Modell, das nicht exakt zu dem

Versuchsaufbau und den untersuchten Parametern passt oder für eine Interaktion der Faktoren

untereinander, die mit dem gewählten Modell nicht untersucht werden konnte.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

75

In den Abbildungen 63-65 ist noch einmal graphisch das ermittelte Modell mit den vorhergesagten

Ergebnissen dargestellt. In jeder Abbildung wird dabei die Porengröße bei definierter Einstellung

konstant gehalten. Deutlich sichtbar ist in jeder dieser Darstellungen die Abhängigkeit der

Proteinausbeute von der Scherrate. Bei konstanter Porengröße und gleich bleibendem Flux kann die

Recovery bei Erhöhung der Scherrate um 6 bis 7% zunehmen. Der Flux hat bei konstanter Scherrate

nur relativ wenig Einfluss auf das Gesamtergebnis und auch die Porengröße erscheint beim

Vergleichen der 3 Abbildungen nur wenig signifikant. Bezieht man die Bewertungen des gewählten

Abbildung 63: Contour Plot des Prozesses B028

für die Recovery. Feste Porengröße ist dabei 500

kDa. Deutlich sind der größere Einfluss der

Scherrate und der kleinere Einfluss des

Membranfluxes auf das Ergebnis zu sehen.

Abbildung 64: Contour Plot des Prozesses B028

für die Recovery. Feste Porengröße ist dabei 750

kDa. Die Abhängigkeiten sind vergleichbar mit

den Prognosen für 500 kDa.

Abbildung 65: Contour Plot des Prozesses B028

für die Recovery. Feste Porengröße ist dabei 0,1

µm. Die Ergebnisse sind nahezu identisch zu

den anderen dargestellten Porengrößen.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

76

Modells und die Signifikanz der 3 Einflussgrößen allerdings mit in diese Ergebnisbetrachtung ein,

muss festgestellt werden, dass diese Vorhersage nur wenig Relevanz besitzt. Es scheint dabei einen

positiven Einfluss bei Erhöhung der Scherrate zu geben, mit Sicherheit kann man dies allerdings nicht

sagen. Zur weiteren Diskussion ist daher noch ein anderes DoE-Modell gewählt worden, mit dem die

gleichen Versuchsergebnisse unter verwendeter Parameterkonstellation ausgewertet werden. Dieses

vollfaktorielle Design ermöglicht zusätzlich die Analyse der Wechselwirkungen zwischen den

einzelnen Eingangsparametern.

Abbildung 66: Summary of Fit für die

Auswertung des Prozesses B028 mit

vollfaktoriellem Design für die

Recovery. Das R2 konnte durch dieses

Modell erheblich gesteigert werden.

Abbildung 66 zeigt, dass das gewählte Modell etwas besser zu den Versuchsergebnissen und damit

zum untersuchten Prozess passt. Dies wird im Wesentlichen an dem R2-Faktor deutlich, der mit über

0,7 jetzt eine verwertbare Annäherung der Daten an die MODDE-Matrix angibt. Die anderen

dargestellten Modellfaktoren sind allerdings wenig verändert.

Abbildung 67: Coefficient Plot für das vollfaktorielle Design des Prozesses B028 bezogen auf die

Recovery. Neben den Einzeleinflüssen können jetzt auch Interaktionen zwischen Parametern

untersucht werden.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

77

In Abbildung 67 ist der erweiterte Coefficient Plot für das vollfaktorielle DoE-Design mit den

zusätzlich analysierten Parameterinteraktionen zu sehen. Sofort sichtbar ist hier, dass die

Schwankungsbreite der Scherrate fast gänzlich im Positiven liegt, es kann hier also ein ansatzweise

signifikanter Einfluss festgestellt werden. Interessant ist der ermittelte Einfluss der Porengröße (PS),

der mit dem gewählten Analysemodell plötzlich wesentlich negativer erscheint, wenngleich nicht

signifikant. Eine Vergrößerung der Porengröße hätte demnach eine Verringerung der Proteinausbeute

zur Folge. Ebenfalls interessant ist der ermittelte Einfluss der Scherrate in Interaktion mit dem

Membranflux. So hat eine Vergrößerung der Scherrate parallel zur Erhöhung des Membranfluxes laut

Modell einen negativen Einfluss auf die Recovery, wohingegen die beiden Einzelgrößen eher einen

positiven Einfluss besitzen. Diese Schlussfolgerungen sind aber mit Vorsicht zu betrachten, da die

Schwankungsbreite bei allen genannten Koeffizienten so groß ist, dass keine genaue Aussage

getroffen werden kann. Der Einfluss des Membranfluxes beispielsweise erscheint im Diagramm zwar

leicht positiv, aufgrund der großen angegebenen Schwankung könnte er aber theoretisch auch weit im

negativen Bereich liegen.

Abbildung 68: Auftragung der erwarteten und ermittelten Werte für die Proteinausbeute mit

vollfaktoriellem Design.

In Abbildung 68 ist noch einmal die Auftragung der erwarteten und tatsächlich gemessenen

Ergebnisse für das vollfaktorielle Modell dargestellt. Sofort sichtbar ist der gestiegene

Korrelationsfaktor R², was für eine Verbesserung des gewählten Modells spricht und auch optisch

liegen die Werte weitestgehend mehr auf einer Geraden. Dabei ist deutlich ein Cluster im mittleren

Bereich der Messwerte zu verzeichnen.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

78

7.2. DOE-AUSWERTUNG B082

Abbildung 69: Modellumgebung der Parameterkonstellation für die Filtration des Prozesses B082.

Die Versuchsmatrix für die DoE-Versuchsplanung des Prozesses B082 entspricht dem Modell für

B028. In Abbildung 69 fallen allerdings besonders die vielen hohen Versuchsergebnisse auf. Diese

lassen sich auf ein einziges sehr niedriges Versuchsergebnis zurückführen, durch das der

Ergebnisbereich wesentlich breiter geworden ist. Der Hauptteil der anderen Resultate liegt im

Gesamtbereich im oberen Drittel und wird deshalb als hohes Ergebnis bezeichnet.

Abbildung 70: Replication Plot der Versuchsergebnisse des Prozesses B082 bezogen auf die

Recovery. Die Nummerierung entspricht den MODDE-Versuchsnummern. Versuch Nr. 10 und 11

stellen die Centerpoint-Versuche dar.

Wie bei Prozess B028 erfolgt auch hier zuerst die Darstellung der Versuchsergebnisse im Replication

Plot. Es kann eine recht breite Verteilung der Ergebnisse festgestellt werden. Die beiden Centerpoint-

Versuche liegen dabei dichter zusammen als der durchschnittliche Unterschied der

Versuchsergebnisse, was für eine gute Reproduzierbarkeit spricht.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

79

Tabelle 14: : Entsprechung der Prozessnummern während der Filtration zu den automatisch

vergebenen Versuchsnummern in MODDE für den Prozess B082.

Prozessnummer Versuchsnummer

MODDE

Scherrate Membranflux Membranporengröße

[-] [-] [s-1

] [l m-2

h-1

] [kDa]

P003 2 8000 25 750

P004 9 16000 35 750

P005 4 12000 15 750

P006 1 8000 15 500

P007 8 16000 25 500

P008 6 12000 35 500

P009 3 8000 35 1000

P010 7 16000 15 1000

P011 5 12000 25 1000

P012 10 12000 25 750

P013 11 12000 25 750

Abbildung 71: Histogramm des Prozesses B082 bezogen auf die Recovery. Neben der einigermaßen

normalverteilten Hauptmenge der Versuche existiert ein Ergebnis abseits.

Im Histogramm in Abbildung 71 ist die Verteilung der Resultate des Filtrationsprozesses B082 und

deren Häufigkeit zu sehen. Auffallend ist dabei die Häufigkeit der Ergebnisse zwischen 77 und 78%,

wobei diese Bereichsgrenzen relativ weit gewählt sind. Dabei grenzt die Verteilung bis an das

maximal erreichbare Ergebnis von 100%, das aufgrund der Versuchsanordnung nicht überschritten

werden kann. Eine Parameterkonstellation lieferte ein besonders niedriges Ergebnis, das im

Histogramm links abseits der anderen Versuche erscheint.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

80

Abbildung 72: Summary of Fit B082

Das Summary of Fit des Prozesses B082 enthält eine Bewertung des ausgewählten Modells zur

Analyse der Filtrationsergebnisse. Der Korrelationsfaktor für die Recovery ist mit 0,3 sehr niedrig und

der Q²-Faktor reicht sogar bis ins Negative, was dafür spricht, dass das ausgewählte Modell nicht

optimal zu der Versuchsdurchführung und den Resultaten passt. Dem widerspricht allerdings die

Modell-Validität, die im Summary of Fit mit einem Wert von 0,7 recht hoch eingeschätzt wird. Die

Reproduzierbarkeit ist, wie bereits im Replicate Plot erwartet, hoch. Bei der Prozesszeit sind ein guter

Korellationsfaktor und eine sehr gute Reproduzierbarkeit zu verzeichnen, während der Q²-Faktor und

die Modell-Validität überraschenderweise gering ausfallen. Da die Prozesszeit allerdings in der DoE-

Auswertung aufgrund der geringen Einflussnahme nicht im Zentrum der Filtrationsbewertung steht,

sind diese Werte weniger von Bedeutung.

Betrachtet man den Coefficient Plot des linearen

Modells L9 für den Prozess B082, so erkennt

man minimal positive Einflüsse auf die

Proteinausbeute und minimal negative

Beeinflussung durch den Membranflux und die

Porengröße. Die Schwankung dieser Ergebnisse

ist allerdings bei allen 3 Einflussgrößen so groß,

dass keiner der Eingangsparameter für das

gewählte Modell als signifikant bezeichnet

werden kann. Aufgrund der Schwankungen

lassen sich also nur Tendenzen auswerten.

Abbildung 73: Coefficient Plot B082.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

81

Abbildung 74: Auftragung der tatsächlich ermittelten Werte des Prozesses B082 gegen die

aufgrund der DoE-Auswertung erwarteten. Versuch Nummer 3 liegt wie auch schon in den anderen

Plots dargestellt etwas abseits, der Rest bildet ein relatives breites Cluster im oberen Bereich der

Ausbeute.

Wie bereits aus den anderen analysierten Graphen der DoE-Auswertung für den Prozess B082

hervorgeht, kann mit dem ausgewählten Modell keine sichere Aussage über das Verhalten der

Ausgangsgröße Proteinausbeute getroffen werden, da die Annäherung des linearen Modells nur

ungenügend auf das Versuchssystem und die gewählten Parameter passt. Aus diesem Grund ist wie

bei Prozess B028 noch einmal eine Auswertung der gleichen Ergebnisse mit einem vollfaktoriellen

Design vorgenommen worden, um eventuelle Interaktionen der Faktoren untereinander und damit eine

bessere Modellannäherung feststellen zu können.

Abbildung 75: Summary of Fit des Prozesses B082 mit dem vollfaktoriellen Design. Deutlich

sichtbar ist der enorm gestiegene Wert für R2.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

82

Wie in Abbildung 75 zu sehen, kann mit dem neuen Modell ein erheblich gesteigerter Wert für R2

festgestellt werden. Der Wert, der annähernd bei 1 liegt, weist darauf hin, dass die ermittelten Daten

sich sehr gut auf das gewählte Modell beziehen lassen. Zwar sind auch der Q2-Wert und die Modell-

Validität gestiegen, allerdings nicht so signifikant wie der Korrelationsfaktor.

Abbildung 76: Coefficient Plot des

vollfaktoriellen Designs des

Prozesses B082 mit Interaktionen

zwischen den Einflussgrößen.

Deutlich sichtbar ist der

signifikante Einfluss der Scherrate

in Interaktion mit dem

Membranflux.

Betrachtet man mit dem neuen Modell nun den Coefficient Plot, so blickt man auf ein völlig anderes

Bild der Einflussnahme. Während die Scherrate vorher noch leicht positiv dargestellt wurde, ergibt

sich jetzt ein nahezu nichtiger Einfluss, allerdings mit großer Schwankung, während die Porengröße,

die vorher eher negativ dargestellt war, jetzt leicht positiv beeinflusst. Am herausragendsten erscheint

allerdings die Interaktion zwischen der Scherrate und dem Membranflux, die im Zusammenspiel ein

deutlich positives und signifikantes Ergebnis für die Proteinwiederfindungsrate bewirken. Daraus ist

also abzuleiten, dass eine gleichzeitige Erhöhung der Scherrate und des Membranfluxes eine

Verbesserung der Ausbeute um einen erheblichen Faktor bewirken kann.

Abbildung 77: Auftragung der ermittelten Werte des Prozesses B082 für die Proteinausbeute

gegen die aufgrund des vollfaktoriellen Designs erwarteteten.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

83

In Abbildung 77 erkennt man die erhebliche Verbesserung des Modells durch Einführung eines

vollfaktoriellen Designs. Es befindet sich zwar immer noch ein recht großes Cluster an Ergebnissen in

der Mitte in Abbildung 77, allerdings ist durch das gewählte Modell auch eine recht genaue

Vorhersage der Extrempunkte in den Ecken des Diagramms möglich, so dass insgesamt eine sehr

genaue und lineare Regression möglich ist, wofür auch der hohe Regressionskoeffizient von 0,952

spricht. Dabei fällt vor allem Versuch Nummer 3 auf, der sehr weit abseits der restlichen Punkte liegt

und der aufgrund seiner Lage enorm zur erfolgreichen Regression beiträgt. Um den Einfluss dieser

einen Parameterkonstellation zu verdeutlichen, wurde der Messwert beispielsweise aus der Analyse

ausgeschlossen. Daraus ergeben sich dann folgende Diagramme:

Abbildung 78: Auftragung der tatsächlich ermittelten Werte des Prozesses B082 gegen die

aufgrund der DoE-Auswertung erwarteten. Dabei wurde Versuch Nummer 3 aus der Auswertung

ausgeschlossen.

In Abbildung 78 ist das Ergebnis eines solchen Ausschlusses dargestellt. Interessanterweise kann auch

ohne den Messwert Nummer 3 noch eine gute Regression und Vorhersage mit dem gewählten Modell

gemacht werden. Dies spricht für das vollfaktorielle Design und die Robustheit der erarbeiteten

Aussagen. Betrachtet man allerdings Abbildung 79, ist zu erkennen, dass keine genauen Aussagen

mehr zu den Einflüssen der einzelnen Parameter gemacht werden können und sich das Ergebnis

aufgrund eines einzelnen ausgeschlossenen Versuchs schnell verändern kann.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

84

Abbildung 79: Coefficient

Plot für das vollfaktorielle

Modell des Prozesses B082.

Versuch Nummer 3 wurde

dabei ausgeschlossen.

Letztendlich zeigt dieser kurze Exkurs also, dass das grundsätzliche Modell zwar bestehen bleibt, die

Aussagekraft aber erheblich sinkt, wenn ein wichtiges Resultat wie bei Versuchsnummer 3

ausgeschlossen wird.

7.3. DISKUSSION UND VERGLEICH

Wie bereits in Kapitel 3.2.4 bei der Aufzählung der aktuellen Forschungsergebnisse erwähnt, können

viele Faktoren die Filtrationsleistung und das Verhalten des Lysats auf der Membran beeinflussen. So

ist es wenig verwunderlich, dass bei den Vorversuchen der beiden untersuchten Filtrationsprozesse ein

recht unterschiedliches Ergebnis detektiert werden konnte. Um die entscheidenden Einflussfaktoren

herauszufiltern, wurde darauf geachtet, möglichst viele Parameter konstant und bei beiden Projekten

gleich zu lassen. Zu diesen Parametern gehören die Temperatur, die Rührerdrehzahl im Reservoir, das

Aufschlussverfahren, der Systemdruck und das verwendete Membranmaterial.

Während das Zelllysat aus Prozess B028 recht gute Filtrationseigenschaften aufweist, hohe

Membranflüsse zulässt und weit konzentriert werden kann, ist im Prozess B082 das Gegenteil der Fall.

Das Zelllysat scheint sehr zähflüssig und kaum zu konzentrieren.

Auch wenn die Ergebnisse der beiden DoE-Auswertungen aufgrund der begrenzten Anzahl der

Versuche und der beschränkten Möglichkeiten bei der Auswahl des Modells nicht immer vollständig

signifikant und statistisch einzuordnen waren, lässt sich für beide Prozesse ein grundlegendes Ergebnis

feststellen. Dabei sind allerdings die Ungenauigkeit des verwendeten Gelsystems, die diskutierten

Verdünnungsreihen und die Ergebnisse der Löslich/Unlöslich-Gele zu berücksichtigen. So ist

anzunehmen, dass bei den jeweiligen Prozessen immer nur maximal der unlösliche (B028) bzw.

lösliche (B082) Anteil des Produktes bei der Filtration wiedergewonnen werden kann. Höhere

Proteinausbeuten deuten auf Ungenauigkeiten des analytischen Systems hin.

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Filtration: Auswertung und Diskussion

85

Bei Prozess B028 scheint es sich um eine sehr stabile Filtration zu handeln. Die Wahl der

Parametergrenzen und die ausgeführten Versuche führten nur zu kleinen Schwankungen in der sonst

sehr stabilen Proteinausbeute. Sowohl bei der Auswertung des linearen L9-Modells als auch bei der

Analyse mit Hilfe des vollfaktoriellen Designs scheint sich ein leicht positiver Einfluss der Scherrate

zu ergeben, der sich auch in den gemessenen Ergebnissen widerspiegelt. Überraschend ist hier

allerdings der geringe Einfluss des Membranfluxes und der Porengröße, die bei beiden

Auswertemethoden keinen wirklich signifikanten Einfluss auf die Proteinwiederfindungsrate zu haben

scheinen. Dabei sind die Prozessbedingungen allerdings auch in nicht so extremen Bereich

durchgeführt worden wie teilweise im Prozess B082. Für eine sichere Aussage wären demnach

eventuell Versuche mit extremeren Parametereinstellungen nötig, da die jetzigen Prozessbedingungen

zu stabile und eventuell auch zu hohe Werte lieferten.

In Prozess B082 gab es im Gegensatz dazu bei der Auswertung mittels linearen L9-Designs keine

klare Aussage über den Einfluss eines der Eingangsparameter. Erst durch die Ermittlung der

Interaktion der Prozessgrößen untereinander konnte eine signifikante Abhängigkeit des

Filtrationsergebnisses von der Scherrate mit dem Membranflux detektiert werden. Dabei ist zu sehen,

dass eine Erhöhung des Membranfluxes auch eine Erhöhung der Scherrate nach sich ziehen sollte.

Zwischen diesen beiden Einflussgrößen scheint es eine prozessrelevante Interaktion zu geben und so

kann man in Abbildung 77 sehr gut erkennen, dass die Parameterkonstellationen bei einem

ungünstigen Verhältnis einer niedrigen Scherrate und eines hohen Membranfluxes extrem niedrige

Proteinwiederfindungsraten erzielen. Besonders hohe Ausbeuten sind allerdings entweder durch

Kombination einer hohen Scherrate mit einem hohen Membranflux (Versuchsnummer 9 – B082) oder

einer niedrigen Scherrate mit einem niedrigen Membranflux (Versuchsnummer 1 – B082) zu

erreichen. Es scheint also nicht direkt auf die Größe eines dieser Parameter anzukommen, sondern

eher auf das richtige Verhältnis der beiden Einzeleinflussgrößen.

Mit Vorsicht sollte bei der Auswertung beider Prozesse jedoch die Höhe der ermittelten

Proteinausbeute betrachtet werden, da sich durch die Ungenauigkeit des Gelsystems und das Verhalten

des Proteins nicht zwingend exakte Angaben über die Höhe der Proteinkonzentration machen lassen.

Gleichbleibend ist allerdings das Verhältnis der Proben untereinander und so ist die Analyse über die

Recovery durchaus möglich.

Weitgehend ohne Einfluss ist allerdings dieses Mal wieder die Porengröße. Dabei ist zu diskutieren,

ob es sich bei den gewählten Porengrößen überhaupt um systemverändernde Variationsbreiten handelt

oder ob der Wechsel von einer 500 kDa-Membran auf eine 0,1 µm-Membran gar keinen Einfluss auf

das Ergebnis haben konnte. In Prozess B028 wurden die Inclusion Bodies durch die Membran

zurückgehalten. Diese interzellularen Einschlusskörper sind eventuell so groß, dass die gewählte

Porengröße schlicht alle dieser Einschlusskörper zurückhielt. Dabei scheint der gewählte

Variationsbereich zumindest für den Ausgangsparameter Recovery wenig relevant zu sein. Zu

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Fazit

86

erwarten wäre eine sichtbare Änderung eventuell bei wesentlich größeren Porensystemen. Während

der gewählte Arbeitsbereich der Porengröße zwar keinen sichtbaren Einfluss auf die Proteinausbeute

hat, kann aber trotzdem ein Unterschied in der Reinheit festzustellen sein. Bei größeren Poren können

mehr und größere zellinterne Wirtszellproteine durch die Membran gelangen, während die Inclusion

Bodies noch zurückgehalten werden. Das Produkt liegt danach also in einer reineren Form vor.

Demnach wäre tendenziell eher eine größere Ausschlussgrenze von Vorteil. Dieser Sachverhalt konnte

im Rahmen des in der Bachelorarbeit verwendeten Testsystems allerdings nicht abgebildet werden.

Genau gegenteilig verhält es sich bei Prozess B082. Auch hier scheint die Porengröße im Bereich

zwischen 500 kDa und 0,1µm wenig Einfluss auf die Proteinwiederfindungsrate zu haben, tendenziell

wäre aber eine eher kleinere Porengröße von Vorteil. Das etwa 20 kDa große Protein könnte auch bei

kleineren Ausschlussgrenzen noch die Membran passieren, während größere Wirtszellproteine hinter

der Membran zurückgehalten würden. So wäre das Produkt im Permeat in reinerer Form zu finden.

Zu untersuchen ist bei beiden Prozessen allerdings die Machbarkeit der eher problematischen

Zelllysatfiltration mit den kleineren und größeren Porengrößen, da es unter Umständen zu

Verblockungen und Fouling kommen könnte.

8. FAZIT

Im Rahmen der Bachelorarbeit konnte das dargestellte Prozessschema für beide firmeninternen

Projekte erfolgreich durchgeführt und in den Projektablauf integriert werden. Dazu gehörten im

Upstream-Bereich die Aufnahme der Wachstumskurven der rekombinanten Zellstämme im

Schüttelkolben und die Fermentationsvor- und nachbereitung sowie die Produktion der Zellmasse und

des rekombinanten Proteins im 1-Liter-Fermentersystem. Im Zuge dieser Fermentation konnte ein

erfolgreiches Scale-down vom 10-Liter-Maßstab auf den 1-Liter-Maßstab durchgeführt und diskutiert

werden. Im Bereich des Downstream konnte die produzierte Zellmasse projektspezifisch und

vergleichbar aufgeschlossen werden, so dass möglichst konstante und analoge Ausgangsbedingungen

für die anschließende Querstromfiltration geschaffen wurden. Im Rahmen der Versuchsplanung mit

Hilfe des Design of Experiments wurde eine Versuchslandschaft festgelegt, um die Abhängigkeit der

Ausgangsparameter bei Variation der Eingangsgrößen festzustellen und ein entsprechendes

Vorhersagemodell mit dem Programm MODDE zu ermitteln. Dabei wurden 2 verschiedene Designs,

L9 und das vollfaktorielle Interaktionsmodell, zur Datenauswertung verwendet und die Ergebnisse

verglichen.

Bei der Auswertung der Versuche fiel bei beiden Projekten die vergleichsweise hohe Ausbeute bei den

meisten Parameterkonstellationen auf. Einen bedeutenden Einfluss im Variationsbereich scheint die

Scherrate in Interaktion mit dem Membranflux zu besitzen. In Prozess B028 konnte eine teilweise

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Fazit

87

starke Abhängigkeit des Filtrationsergebnisses von der Scherrate ermittelt werden. Dabei führen hohe

Scherraten zu guten Proteinausbeuten. In Prozess B082 ist weniger die Größe der Einzeleinflüsse,

sondern vielmehr die Kombination beider Parameter Scherrate und Flux im richtigen Verhältnis von

Bedeutung. Dabei konnten sowohl hohe Proteinausbeuten bei hoher Scherrate und hohem Flux als

auch bei niedriger Scherrate und niedrigem Membranflux ermittelt werden. Das optimale Verhältnis

beider Eingangsparameter ist allerdings noch genauer zu bestimmen.

Es ist zu vermuten, dass unter extremeren Prozessbedingungen bei der Filtration des Projektes B028

auch ein stärkerer Einfluss durch die Interaktion der Scherrate und des Fluxes zu verzeichnen ist.

Beide Filtrationen scheinen allerdings im gewählten Arbeitsbereich für die Porengröße wenig

Variation und Abhängigkeit im Bezug auf die Proteinausbeute zu besitzen. Vermutlich ist die

gewählte Analysebreite entweder zu klein oder statisch positioniert gewesen. Bei Prozess B028 ist zu

vermuten, dass größere Porengrößen eine größere Reinheit des Produktes im Retentat bewirken, bei

Prozess B082 sollten eher kleinere Ausschlussgrenzen für die Reinheit von Vorteil sein.

Im Rahmen dieser Bachelorarbeit konnten also die gute Durchführbarkeit der Filtration im

Tangentialflussverfahren in den Projektabläufen und die damit einhergehenden hohen Ausbeuten

gezeigt und diskutiert werden. Es konnte das grundlegende Verhalten der beiden unterschiedlichen

Zelllysate während des Filtrationsschrittes charakterisiert und in den Prozess eingebunden und eine

Tendenz der wichtigen Einflussgrößen detektiert werden. Dabei wurde das Filtrationsverfahren in der

Firma auf der ÄKTAcrossflow™ eingeführt, umgesetzt und ausgewertet. Zur weiteren Etablierung im

Projektverlauf sollten allerdings noch weitere Screening- und Optimierungsläufe durchgeführt werden,

bei denen die Filtration auch in den Gesamtaufreinigungsprozess eingebunden werden kann.

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Anhang

88

9. ANHANG

9.1. QUELLENANGABEN

[1] Bailey, M., Meagher, M.: Crossflow Microfiltration of Recombinant Escherichia coli

Lysates after High Pressure Homogenization, Papers in Biotechnology, paper 17 (1997)

[2] Bailey, Meagher: Crossflow Microfiltration of Recombinant Escherichia coli Lysates after

High Pressure Homogenization, Biotechnol. Bioeng. 56, pp. 304-310 (1997)

[3] Bailey, Meagher: Separation of soluble protein from inclusion bodies in Escherichia coli

lysate using crossflow microfiltration, journal of Membrane Science 166, pp. 137-146 (2000)

[4] Bowen, Blake, Cohen, Walsh: Optimizing Clarification and Concentration Steps Using an

Automated Process System and Design of Experiments (DoE), BioProcessing Journal (2010)

[5] Chmiel, Horst: Bioprozesstechnik, 3. Auflage (2011)

[6] Cornelissen, Prof. Dr. Gesine: HAW Hamburg, Skript zur Vorlesung Aufarbeitungs- und

Reinigungsverfahren, Stand WS 2010/2011

[7] Field, Wu, Howell, Gupta: Critical flux concept for microfiltration fouling, Journal of

Membrane Science 100, pp. 259-272 (1995)

[8] Frenander, Jönsson: Cell harvesting by cross-flow microfiltration using a shear-enhanced

module, Biotechnology and Bioengineering, Volume 52, Issue 3, pp. 397-403 (Nov. 1996)

[9] GE Healthcare: ÄKTAcrossflow automated cross flow filtration for process development,

Data File 11-0032-71 AB

[10] GE Healthcare: Automated Microfiltration using Äkta Crossflow, Application note 28-

4063-76 AA

[11] GE Healthcare: Factors for successful clarification and cell harvesting, Technical Brief 18-

1171-59 AA

[12] GE Healthcare: Factors for successful clarification and cell harvesting, Technical Brief 18-

1171-59 AA

[13] GE Healthcare: Life Sciences, Knut Kuss: Seminar Filtration

[14] GE Healthcare: MEM 1 Process Optimization 7D7 (2008)

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Anhang

89

[15] GE Healthcare: Operating Handbook: Hollow fiber cartridges for membrane separations,

18-1165-30 AB

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[21] Seidel, Cesare: Improving Primary Recovery, Genetic Engineering & Biotechnology News,

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[22] Terpe, Kay: Overview of bacterial expression systems for heterologous protein production:

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[23] Venkiteshwaran et al.: Optimized Removal of Soluble Host Cell Proteins fort he Recovery

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Anhang

90

9.2. EINGESETZTE MEDIEN UND PUFFER

Tabelle 15: Zusammensetzung des Vorkultur- und Fermentationsmediums des Prozesses B028

Substanz Massenanteil im Medium [%]

Soja-Pepton 2,7

Hefeextrakt 1,4

NaCl 0,5

K2HPO4 0,6

KH2PO4 0,3

MgSO4 0,024

Glycerin 2,5

Tabelle 16: Zusammensetzung des Vorkultur- und Fermentationsmediums des Prozesses B082

Substanz Massenanteil im Medium [%]

Hefeextrakt 2

L-Methionin 0,2

Citronensäure 0,35

NaCl 0,1

K2HPO4 0,865

KH2PO4 0,685

MgSO4*7H2O 0,2

Glycerin 0,5

Sonstige Bestandteile Anteil am Medium

Spurenelemente 10 ml/l

Thiamin 5 mg/l

Antischaummittel Desmophen (nur im

Fermentationsmedium)

0,02%

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Anhang

91

Tabelle 17: Spurenelementelösung Fermentationsmedium B082

Substanz Konzentration in der Lösung [g/l]

Fe-(II)-SO4*7H2O 4,232

CoCl2*6H2O 0,2672

CuSO4*5H2O 0,222

MnCl*2H2O 1,676

H3BO3 0,3334

Na2MoO4*H2O 0,2672

ZnCl2 0,7

EDTA26

0,496

Sonstige Bestandteile Anteil am Medium

HCl 10% 80 ml/l

Tabelle 18: Feed-Lösung der Fermentation B082

Substanz Anteil am Medium

Glycerin 25%

K2HPO4 0,03 mol/l

KH2PO4 0,015 mol/l

Hefeextrakt 10%

L-Methionin 0,25%

26 EDTA - Ethylendiamintetraessigsäure

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Anhang

92

Tabelle 19: MES-Laufpuffer für SDS-PAGE, pH 7,3

Substanz Anteil am Puffer

MES27

50 mmol/l

Tris28

50 mmol/l

SDS 0,1%

EDTA 1 mmol/l

Tabelle 20: Solubilisierungspuffer SP1, pH 8,0

Substanz Anteil am Puffer

Harnstoff 8 mol/l

Tris 100 mmol/l

DTT29

50 mmol/l

Tabelle 21: Lysepuffer B028 (HW-Puffer), pH 7,5

Substanz Anteil am Puffer

Tris 10 mmol/l

EDTA 5 mmol/l

Tabelle 22: Lysepuffer B082, pH 8,0

Substanz Anteil am Puffer

Tris 20 mmol/l

MgSO4 2 mmol/l

NaCl 150 mmol/l

Tween-20 0,1%

27 MES - 2-(N-Morpholino)ethansulfonsäure

28 Tris - Tris(hydroxymethyl)-aminomethan

29 DTT - Dithiothreitol

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Anhang

93

9.3. GLEICHUNG KONZENTRIERUNGSKOEFFIZIENT B028

Proteinmenge = y

Konzentrierungsfaktor = x

z = Verhältnis zweier Konzentrierungsfaktoren oder Konzentrationen

Bezug auf den Konzentrierungsfaktor 1

Bezug auf eine 2 fache Konzentrierung