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Ein Service-Angebot … …für Teilnehmer und Interessierte! Texte, Fotos, Filme, Audios! HESSENFORUM 2013 „Die Städte von morgen – und wie die Metall- und Elektro-Industrie heute schon davon profitiert“

Dokumentation hessenforum 2013

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HESSENFORUM 2013: „Die Städte von morgen: Riesenmarkt, Riesenchance, Riesenherausforderung“ „Smart Cities brauchen Smart Industries“ „Die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Industrie und Städten bietet Riesenchancen und wird weltweit als 350-Billionen-US-$-Markt in den nächsten 30 Jahren eingeschätzt. Die Städte von morgen brauchen heute schon eine intelligente Industrie, die ihnen hilft, ihre Infrastruktur für den Riesenansturm der Menschen viel schneller zukunftsfest zu machen. Das heutige Erneuerungstempo städtischer Infrastruktur liegt bei einem Prozent. Wenn in den nächsten 30 Jahren aber weltweit 5 Milliarden Menschen in Städten leben, können wir uns nicht 100 Jahre mit der Erneuerung Zeit lassen: Wir brauchen ein viel höheres Tempo und viel mehr vernetzte Intelligenz“, sagte Wolf M. Mang, der neue Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL, zur Eröffnung des Hessenforums 2013 vor 200 Gästen im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengartens.

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Page 1: Dokumentation hessenforum 2013

Ein Service-Angebot …

…für Teilnehmer und Interessierte!

Texte, Fotos,

Filme, Audios!

HESSENFORUM 2013 „Die Städte von morgen – und wie die

Metall- und Elektro-Industrie heute

schon davon profitiert“

Page 2: Dokumentation hessenforum 2013

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Impressum

Herausgeber HESSENMETALL Verband der Metall- und Elektro- Unternehmen Hessen e. V. Frankfurt

Juni 2013

Redaktion Dr. Ulrich Kirsch

Layout Heike Krasemann

Online-Redaktion Michael Kowol

Bildnachweis Frank Kleefeldt Gerd Scheffler

Page 3: Dokumentation hessenforum 2013

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Inhalt

EDITORIAL

Mehr Armut für alle? ...................................................................................................... 4

STABWECHSEL

Prof. Dieter Weidemann übergibt nach 20 Jahren Vorsitz an Wolf Matthias Mang ............ 6

Wolf M. Mang: Danke, Dieter Weidemann! .................................................................... 7

HESSENFORUM 2013:

„Die Städte von morgen: Riesenmarkt, Riesenchance, Riesenherausforderung“

Mang: „Smart Cities brauchen Smart Industries“

Frühjahrsumfrage: Intelligente Energiesysteme sind der Renner

Prof. Bauer: „Mehr Innovationsdynamik und Systemintegration nötig“ ............................. 8

DER IMPULS

Einsichten aus der „Morgenstadt“ – Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Bauer Stellvertretender

Institutsleiter Fraunhofer IAO und IAT Universität Stuttgart ..............................................10

DIE TALKS

Die Metall- und Elektro-Unternehmen bestens gerüstet für den Megatrend Urbanisierung

und die Unterstützung der Städte bei der intelligenten Erneuerung ihrer Infrastruktur......17

Interview mit Gerhard Möller, Oberbürgermeister Fulda:

„Wir müssen die soziale und die technische Infrastruktur zukunftsfest machen.“ .............24

Kontrastprogramm: Deutschlands beste Country-Sängerin .................................................27

Für insgesamt 65 Jahre engagiertes Ehrenamt geehrt .........................................................28

Die Trainer der Siegerteams beim Ausbildungswettbewerb ausgezeichnet! .........................30

Wie hat Ihnen das HESSENFORUM 2013 gefallen? .............................................................30

HESSENFORUM 2014 ........................................................................................................33

Page 4: Dokumentation hessenforum 2013

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EDITORIAL

Mehr Armut für alle?

Liebe Mitglieder,

liebe Gäste des Hessenforums,

in der Nacht nach unserem Hessenforum haben

die Tarifparteien in der Metall- und Elektro-Indu-

strie einen Pilotabschluss erzielt: mit einem trag-

fähigen Ergebnis und einem fairen Kompromiss:

Mehr Wohlstand für alle M+E-Arbeitnehmer!

Ihr durchschnittliches Jahresentgelt wächst um

5,6 Prozent.

Mehr Planungssicherheit durch 20 Monate Lauf-

zeit für die Unternehmen in unsicheren Zeiten

mit einer jahresdurchschnittlichen Kostenbelas-

tung von 2,9 Prozent 2013 und 3,25 Prozent im

Jahr 2014.

In der sozialpolitischen Diskussion im Wahljahr

2013 erleben wir aber, dass die Gewerkschaften

ein Programm verfolgen – sicher mit guten

Absichten –, aber mit einem fatalen Ergebnis:

„Mehr Armut für alle.“

Sie fordern von der Politik einen gesetzlichen

Mindestlohn, die Beseitigung oder Einschrän-

kung flexibler Arbeitsverhältnisse wie Zeitarbeit,

Befristung oder Werkverträge oder mehr Um-

verteilung in Form von Steuermehrbelastungen

der Leistungsträger oder Substanzbesteuerung

durch die Vermögensteuer will. Das schreckt die

Leistungsträger und Investoren ab, verringert die

Chancen und Möglichkeiten für alle und führt

auf Dauer und in Summe dazu, dass der Kuchen

kleiner wird, der verteilt werden kann.

Page 5: Dokumentation hessenforum 2013

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Hessens Unternehmen brauchen eine verbesser-te Infrastruktur, einen flexiblen Arbeitsmarkt, ei-nen zukunftsfähigen Sozialstaat, eine leistungs-orientierte Bildungspolitik und solide öffentliche Finanzen. Dabei richtet sich unser Kompass im-mer auf mehr Wohlstand für alle. Dieses Ziel kann nur erreicht werden durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und ein als gerecht empfundenes Gemeinwesen, das glei-che Chancen ermöglicht, aber dann auch aner-kennt, dass der, der mehr leistet auch mehr ver-dient.

„Mehr Wohlstand für alle und mehr Chancen-gerechtigkeit“ gelingen nur auf zwei sich ergän-zenden Wegen: durch Optimierung und Innova-tion.

Auf dem Arbeitsmarkt müssen wir optimieren und die Erfolgsgeschichte fortschreiben, die Arbeitsmarktreformen weiter verfolgen, dem raschen Einstieg einen begleiteten Aufstieg folgen lassen. „Sozial ist, was Arbeit schafft“, haben wir in den Jahren höchster Arbeitslosig-keit und perspektivloser Sockelarbeitslosigkeit immer gesagt. Heute – nachdem wir uns aus dieser Misere herausgearbeitet haben – ergän-zen viele: „Sozial ist, was Arbeit schafft, von der man leben kann!“ Aber diese Ergänzung ist nur gut gemeint, so verallgemeinert aber leider falsch: Sie blendet aus, dass der Lohn für Arbeit entscheidend davon abhängt, welcher Preis mit ihrem Ergebnis erzielt wird. Und dieser Preis ist in der Regel umso höher, je höher das Qualifika-tions- und Leistungsniveau ist. Deshalb müssen Geringqualifizierte alles daran setzen, ihre Quali-fikation zu verbessern und auszuweiten. Das gelingt im Job besser als außerhalb. Sozialpoli-tisch müssen wir deshalb die bisher richtigen und erfolgreichen Arbeitsmarktreformen konse-quent fortsetzen und weiter entwickeln. Dabei

ist die Richtung klar: Erst Einstieg, dann Auf-stieg! Dabei ist der Niedriglohnsektor kein Fluch, sondern ein Segen gerade für Geringqualifi-zierte: durch den hindurch sie sich arbeiten müssen, um dann aus ihm herauszuwachsen.

Das gelingt vielen aus eigener Kraft. Manchen muss geholfen werden. Deshalb haben wir – über unsere Spitzenorganisation VhU – in Zu-sammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit und drei Jobcentern in Offenbach, Waldeck-Frankenberg und im Schwalm-Eder-Kreis Pilot-projekte aufgesetzt, in denen ein „Aufstiegs-coach“ Geringqualifizierte nach dem Einstieg weiter betreut, um ihren Aufstieg zu fördern.

Wer mehr Chancengerechtigkeit will, muss zu-vor neue Chancen erschließen, Innovationen schaffen und sich selbst erneuern: Eine solche Riesenchance für unsere Industrie ist die Erneue-rung der Infrastruktur der Städte, in die immer mehr Menschen strömen. Hier ist unsere Metall- und Elektro-Industrie in idealer Weise geeignet, die Infrastrukturprobleme in den Ballungszen-tren der Welt mit eigenen Produkten lösen zu helfen. Das war das spannende Thema unseres Hessenforums, dessen Inhalte in Text, Bild, Videos und Audios und vertiefenden Links wir Ihnen hier als Service zur Verfügung stellen.

Allen Teilnehmern wünsche ich eine gute Auf-frischung und Vertiefung Ihrer Erinnerung beim Durchblättern unseres Blätter-PDF. Allen, denen die Teilnahme verwehrt war, wünsche ich einige nachträgliche Aha-Effekte. Bleiben Sie uns ge-wogen!

Ihr Volker Fasbender

Page 6: Dokumentation hessenforum 2013

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STABWECHSEL

Dieter Weidemann übergibt nach 20 Jahren Vorsitz an Wolf Matthias Mang

Auf der Mitgliederversammlung von HESSEN-

METALL übergab der langjährige Vorstandsvor-

sitzende Prof. Dieter Weidemann den Vorsitz an

den Familienunternehmer Wolf Matthias Mang.

Der Arbeitgeberverband HESSENMETALL reprä-

sentiert 534 Unternehmen der Metall- und

Elektro-Industrie mit 122.000 Beschäftigten.

Wolf Matthias Mang führt gemeinsam mit sei-

ner Frau Simone Weinmann-Mang die Geschäf-

te des Mitgliedsunternehmens Arno Arnold

GmbH, Obertshausen. Es stellt mit knapp 100

Mitarbeitern Industrieabdeckungen für Maschi-

nen her. Ihren Ursprung hatten diese industriel-

len Faltenbälge in Bandoneons, wie sie die erste

Generation des Traditionsunternehmens fertig-

te. Zugleich ist Mang seit 1995 Vorsitzender des

Gesellschafterausschusses der Matthias Oechsler

& Sohn GmbH und seit 2000 Aufsichtsratsvor-

sitzender der im Familienbesitz befindlichen

Oechsler AG. Sie fertigt Präzisions-Kunststoff-

teile und Baugruppen für die Automobil-,

Medizin- und Elektroindustrie. 2.400 Mitarbeiter

sind heute in Ansbach und Weißenburg, im

chinesischen Taicang und im neuen Werk in

Mexiko beschäftigt. Mang ist vielfältig ehren-

amtlich engagiert: seit 2006 im Vorstand der

Bezirksgruppe Offenbach und Osthessen von

HESSENMETALL, seit 2011 ihr Vorsitzender, seit

2008 als 1. Vizepräsident der IHK Offenbach

und seit 1996 als ehrenamtlicher Arbeitsrichter.

Seit 1993 war Prof. Dieter Weidemann ehren-

amtlich Vorsitzender des Vorstandes von HES-

SENMETALL. Als Ingenieur, Hochschullehrer und

Unternehmer hat er 20 Jahre lang sein weites

Verständnis und den reichen Erfahrungsschatz

in die Verbandsarbeit eingebracht und damit

viele neue Impulse gegeben. Entscheidende

Weichenstellungen waren:

Page 7: Dokumentation hessenforum 2013

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1999 die Öffnung des Arbeitgeberverbandes für

eine Mitgliedschaft ohne Tarifbindung und

schon 1995 die sich ständig vertiefende

Vernetzung mit den rheinland-pfälzischen und

saarländischen Arbeitgeberverbänden in M+E

MITTE. Diese Arbeitsgemeinschaft mit rd. 1.500

Unternehmen und 415.000 Beschäftigten hat

sich bewährt. Sein Denken in größeren

Zusammenhängen kam zum Ausdruck in

seinem Engagement in den Spitzenverbänden.

Seit 1992 ist Weidemann Präsident der Vereini-

gung der hessischen Unternehmerverbände

(VhU) und bis Oktober 2014 gewählt. Die Spit-

zenorganisation der freiwillig organisierten Wirt-

schaft in Hessen repräsentiert 67 Arbeitgeber-

und Wirtschaftsverbände. Weidemann gehört

auch den Präsidien von Gesamtmetall und der

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber-

verbände (BDA) an.

Wolf M. Mang:

Danke, Dieter Weidemann!

20 Jahre Vorsitz in einem Ehrenamt sind eine sehr

respektable Dauer für einen so vielfältig

engagierten Menschen.

Als Ingenieur, Hochschullehrer und Unternehmer

hat er sein weites Verständnis und den reichen

Erfahrungsschatz in die Verbandsarbeit eingebracht

und damit viele neue Impulse gegeben.

Sein Führungsstil beherzigt eine alte Fußball-

Lehrer-Weisheit: „Wenn jeder Spieler 10 Prozent

von seinem Ego an das Team abgibt, dann haben

wir einen Spieler mehr auf dem Feld.“

Ich kenne niemanden, der so souverän Autorität

ausstrahlt, so gelassen anderen in ihren Gebieten

größere Kompetenz zubilligt und so das Beste für

das Team herausholt.

Also: Danke für 20 Jahre Arbeit als Arbeitgeber-

Steuermann für Hessens größten Industrieverbund,

die Metall- und Elektro-Industrie.

Danke für eine entscheidende Weichenstellung: die

Öffnung für eine Mitgliedschaft ohne Tarifbindung

bei HESSENMETALL.

Danke für die Vernetzung mit den rheinland-

pfälzischen und saarländischen Arbeitgeberver-

bänden in M+E MITTE. Diese Gemeinschaft hat sich

bewährt.

Danke für das Denken in größeren Zusammen-

hängen mit der politischen Landesvereinigung VhU

und bei unseren nationalen Spitzenverbänden

Gesamtmetall und der BDA. Auch das Arbeitgeber-

und Unternehmerlager braucht die größere

Wirkung bestens vernetzter Interessenvertretung.

Und in Zukunft noch mehr.

Vielen Dank für alles, Dieter Weidemann!

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HESSENFORUM 2013:

„Die Städte von morgen: Riesenmarkt, Riesenchance, Riesenherausforderung“

„Smart Cities brauchen Smart Industries“

„Die verstärkte Zusammenarbeit zwischen In-

dustrie und Städten bietet Riesenchancen und

wird weltweit als 350-Billionen-US-$-Markt in

den nächsten 30 Jahren eingeschätzt. Die

Städte von morgen brauchen heute schon eine

intelligente Industrie, die ihnen hilft, ihre Infra-

struktur für den Riesenansturm der Menschen

viel schneller zukunftsfest zu machen. Das heu-

tige Erneuerungstempo städtischer Infrastruktur

liegt bei einem Prozent. Wenn in den nächsten

30 Jahren aber weltweit 5 Milliarden Menschen

in Städten leben, können wir uns nicht 100

Jahre mit der Erneuerung Zeit lassen: Wir brau-

chen ein viel höheres Tempo und viel mehr ver-

netzte Intelligenz“, sagte Wolf M. Mang, der

neue Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeber-

verbands HESSENMETALL, zur Eröffnung des

Hessenforums 2013 vor 200 Gästen im Gesell-

schaftshaus des Frankfurter Palmengartens. Das

sei eine große Herausforderung für Oberbürger-

meister, Dezernenten, Städteplaner und Stadt-

werke-Manager ebenso wie für die hessischen

Metall- und Elektro-Unternehmen.

Videobeitrag:

„Städte und Gemeinden brauchen selbst mehr

Innovationsdynamik, von der Industrie aber

nicht nur Technologie, sondern auch Betreiber-

modelle mit Finanzierungsbausteinen und Lö-

sungen zur Systemintegration“, erläuterte Prof.

Dr.-Ing. Wilhelm Bauer, Stellvertretender Insti-

tutsleiter Fraunhofer IAO und IAT Universität

Stuttgart, in seinem Impulsvortrag. Unsere Ge-

sellschaft brauche mehr Städte-Innovationen.

„Wir, die Metall- und Elektro-Unternehmen,

sind nicht nur das Herz der Wirtschaft, wir ar-

beiten auch am Herzen der Städte und an ihrem

Blutkreislauf, ihrer Infrastruktur“, so der Vorsit-

zende. Der Frühjahrs-Verbandsumfrage zufolge

beteiligen sich die Unternehmen der hessischen

M+E-Industrie gegenwärtig mit unterschiedli-

chen Produkten und Lösungen an der Ausge-

staltung der „Städte von morgen“.

Page 9: Dokumentation hessenforum 2013

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Je nach Geschäftsfeld sind zwischen 10 und 20

Prozent der Unternehmen hier schon stark

engagiert. Von diesen wiederum in den Feldern

Entsorgung, Gebäudemanagement, Verkehrs-

systeme und sonstige Infrastruktur mit Umsatz-

anteilen von über 30 Prozent.

Über die Hälfte erwarten deutliche Steigerungen

in den Feldern Intelligente Energiesysteme und

Erneuerbare Energien. Immerhin über 40 Pro-

zent auch noch bei Entsorgung, Gebäudema-

nagement und Elektromobilität.

„Die Wirtschaft muss auch darüber nachden-

ken, selbst in eine Investitionsvorlage zu gehen

und die Refinanzierung über verschiedene Ge-

schäftsmodelle, z. B. über Nutzungsentgelte, zu

erzielen. Der größte Hebel für die oft klammen

Kommunen scheint mir zu sein, durch ein Vor-

Investment oder eine Finanzierungsintelligenz

den Einstieg zu beschleunigen. Das gilt für alle

Systeme, für Energie, Verkehr, Gebäude und na-

türlich deren intelligente Vernetzung“, erläu-

terte Prof. Bauer. Technologisch gebe es inzwi-

schen gute Lösungen, vor allem für die öffentli-

che Nahverkehrs-Infrastruktur oder die Energie-

wende-Technologie.

Bei der Aktivierung der Bevölkerung für Nach-

haltigkeitsmaßnahmen, bestehe aber noch er-

heblicher Handlungsbedarf. Auch hier gebe es

durchaus vorbildliche Kommunen, die z. B. tau-

sende Haushalte über energetische Sanierungs-

maßnahmen beraten, wovon dann fünf Prozent

die Beratung wirklich umsetzten. Aber viele Bür-

ger zweifelten noch am Nutzen dieser effizien-

ten Erhaltungsinvestitionen. Ganz wichtig für

die Städte sei auch die Systemintegration. Da

die Bürger in hohem Maße mobil vernetzt seien,

müssten dies auch die städtischen Dienste

werden, damit sie bedarfsorientierter genutzt

werden könnten. „Wir sollten etwas weniger

auf die technische Exzellenz eines Produktes

schauen und mehr auf den systemischen Nutzen

beim Nutzer, das ist eigentlich der Erfolgsfaktor.

Nur, wenn die Nutzer eine Technologie gut fin-

den, hat man eine Chance, mehr Technologie-

innovation in die Städte zu bringen“, so Bauer.

Videobeitrag:

Quelle: Frühjahrsumfrage von Hessenmetall bei den hessischen M+E-Unternehmen 2013

Page 10: Dokumentation hessenforum 2013

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DER IMPULS

Einsichten aus der „Morgenstadt“ – Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Bauer

Stellvertretender Institutsleiter Fraunhofer IAO und IAT Universität Stuttgart

Wie würden Sie Ihr „Unternehmen“

charakterisieren?

Das Fraunhofer IAO ist eines der 66 Institute der

Fraunhofer-Gesellschaft, getragen von Bund

und Ländern. Es ist in seiner Rechtsform ein ein-

getragener Verein und hat den Auftrag, ange-

wandte Forschung durchzuführen. Zum einen

bearbeitet es grundlegende Fragestellungen in

der öffentlich geförderten Forschung zum un-

mittelbaren Nutzen für die Wirtschaft und zum

Vorteil für die Gesellschaft. Zum anderen trägt

es mit system- und technologieorientierten In-

novationen für ihre Kunden zur Wettbewerbs-

fähigkeit ihrer Region, Deutschlands und Euro-

pas bei. Das Fraunhofer Institut IAO, für das ich

als stellvertretender Institutsleiter stehe, be-

schäftigt sich mit zentralen Fragen des Techno-

logiemanagements.

Wie kam es denn zu Ihrem Projekt „Morgenstadt“,

das für unser Hessenforum besonders interessant

ist?

Wir beschäftigen uns mit zentralen Fragen des

Technologiemanagements. In diesem Rahmen

haben wir die Initiative ergriffen, das Thema

„Stadt der Zukunft“, wir nennen es „Morgen-

stadt“, in einer systemischen Forschung anzuge-

hen. Inzwischen haben wir erreicht, dass es eine

Bundesinitiative gibt und eines der zehn

Zukunftsthemen aus der High-Tech-Strategie

der Bundesregierung heißt die „CO2-neutrale,

energieeffiziente und nachhaltige Stadt“, abge-

kürzt „Morgenstadt“. Daraus hat sich, ganz ak-

tuell, die „Nationale Plattform Zukunftsstadt“

entwickelt. Diese wird getragen vom Bundesmi-

nisterium für Bildung und Forschung BMBF,

dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und

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Stadtentwicklung BMVBS und dem Bundesmi-

nisterium für Umwelt BMU. Vermutlich wird

auch das Wirtschaftsministerium noch hinzu-

stoßen. Im Rahmen eines sogenannten Stake-

holder-Forums haben sich im März etwa 50 Ver-

treter aus Städten und Gemeinden, aus der

Wirtschaft, aus öffentlichen Organisationen und

aus der Wissenschaft zu einem Kick-Off-Mee-

ting getroffen. Sie haben nun den Auftrag, in

den nächsten 18 Monaten eine umfassende

Agenda zur Ausgestaltung des Zukunftsthemas

„Stadt der Zukunft“ zu formulieren. Und wir als

IAO moderieren und leiten die Geschäftsstelle

dieser nationalen Plattform. Wir sind nun mit in-

volviert, systemische neue Lösungen einerseits

zu erforschen und zu entwickeln, diese anderer-

seits aber auch in die Praxis von Städten und

Gemeinden zu bringen. D. h. es gibt jetzt die

Bundesinitiative mit der „Nationale Plattform

Zukunftsstadt“, darunter gibt es eine Fraun-

hofer Systemforschungsinitiative „Morgenstadt“

und ein Teil dieser Fraunhofer-Initiative mündet

in einem ersten Projekt: wir nennen es

„Morgenstadt City Insights“.

Beschreiben Sie das Projekt doch bitte einmal

näher.

Im Rahmen des genannten Projekts untersuchen

wir, d. h. 12 Fraunhofer-Institute mit etwa 20

Unternehmen und 12 Städten gemeinsam,

sechs Vorreiterstädte an unterschiedlichen Orten

dieser Welt. Wir wollen herausfinden, welche

Innovationen im Sinne von Zukunftsfähigkeit

der Stadt, mit Fokus auf die Nachhaltigkeit, dort

bereits erfolgreich umgesetzt wurden. Und wa-

rum wurden diese Innovationen erfolgreich um-

gesetzt, wo waren die kritischen Erfolgsfakto-

ren, wo waren die hemmenden Faktoren?

Deutschland ist mit gleich zwei Städten dabei,

nämlich Freiburg und Berlin. In Europa haben

wir außerdem Kopenhagen ausgewählt und

international Singapur, Tokio und New York.

Warum wurden diese sechs Städte ausgewählt?

Unser Projektkonsortium hat sich in einem sehr

differenzierten Auswahlprozess für diese Städte

entschieden. Wir haben die 30 wichtigsten

internationalen Stadtindizes verglichen und aus-

gewertet. Darüber hinaus haben wir 280 »Good

Practices« weltweit erhoben und analysiert –

Page 12: Dokumentation hessenforum 2013

12

80 davon wiederum als »Best Practices« evalu-

iert. Aus all diesen Daten haben wir anschlie-

ßend eine Hitliste der besonders innovativen

Städte, was das Thema nachhaltige Stadtent-

wicklung anbelangt, entwickelt und eine Aus-

wahl getroffen, die die Diversität unterschied-

licher Städtetypen wiederspiegelt.

Was ist denn zum Beispiel an Berlin besonders

nachhaltig?

In Berlin gibt es eine Reihe von nachhaltigen

Projekten, zum Beispiel im Bereich Urbane Mo-

bilität oder Energie. Was bei Berlin besonders

interessant ist, ist das Thema Smart Cities, also

die digitale Vernetzung von Städten. Man kann

sagen, dass Berlin mit den meisten Investitionen

in diesem Bereich ausgestattet ist, zumindest in

Deutschland. Natürlich sind Städte wie Singapur

schon wesentlich weiter, aber eben nicht in

Deutschland. In Berlin gibt es zudem eine

äußerst lebhafte und spannende Bottom-up

Bewegung, die eine nachhaltige Stadtentwick-

lung über eine große Bandbreite an Initiativen

vorantreibt: sei es über »Urban farming» wie in

den Prinzessinnengärten, oder über die Beteili-

gung in Neuen Stakeholder-Prozessen wie z.B.

StEK 2030 Berlin.

In unserem letzten Hessenforum ging es um das

Thema Smart Industries. Dann hat es eine gewisse

Logik, wenn wir in diesem Jahr über Smart Cities

sprechen. Können Sie noch ein paar Worte über

Singapur, Tokio und New York sagen?

Singapur steht ganz besonders für das Thema

digitale Stadt, für Vernetzungsthemen. Dabei

geht es um Big Data-Analysen, Auswertung von

Nutzerdaten aus dem Telekommunikations-

system, aus dem Mobilitätssystem und um die

Entwicklung intelligenter Services unter Nutzung

von Big Data. In Tokio sind die Themen Ver-

kehrsinfrastruktursysteme und Energiesysteme

besonders interessant. Vor allem, weil Japan

eine Entscheidung in Richtung Energiewende

getroffen hat und sehr ambitionierte, strategi-

sche Planungen anstellt, wie sich diese Stadt

energetisch wandeln soll. Zudem spielen Kon-

zepte zum Leben auf engem Raum sowie eine

stark alternde urbane Gesellschaft eine große

Rolle. New York ist eigentlich aus einem ganz

Page 13: Dokumentation hessenforum 2013

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anderen Grund ausgewählt worden. Wir gehen

davon aus, dass der Umbau der Städte hin zu

besonders intelligenten oder besonders nachhal-

tigen Städten viel mit dem Thema Governance

zu tun hat. Dabei geht es natürlich nicht primär

um technische Fragen, sondern auch um Fragen

von Prozessen. Wie nimmt man die Bevölkerung

mit? Wie beteiligt man die Bevölkerung? Wie

funktioniert das mit den Verwaltungssystemen?

Welche Rolle spielt Stadtplanung? New York ist

sehr fortschrittlich in diesem ganzen Bereich –

nicht zuletzt Dank des PlaNYC 2030: dem New

Yorker Masterplan für nachhaltige Stadtent-

wicklung, der in einem eigens etablierten

»Office for long term planning and sustainabi-

lity« entwickelt wurde und weitreichende Kon-

sequenzen für viele wichtige Bereiche hat. An-

gefangen bei der Mobilitätsinfrastruktur, bis hin

zur Planung eines langfristigen Stadtumbaus.

Insbesondere die Themen Sicherheit und Resili-

enz von Stadtsystemen stehen in New York

ganz oben auf der Agenda. Hier können wir

einiges lernen.

Wie genau laufen die Untersuchungen in den

Städten?

Aktuell ist unsere Analysetruppe, unser soge-

nanntes Cityteam, in Singapur. Ein Team be-

steht immer aus sieben bis acht Wissenschaft-

lern von unterschiedlichen Fraunhofer Instituten,

die in den Bereichen Energie, Governance, Ge-

bäude, Mobilität, Wasserinfrastruktur, ICT,

Produktion & Logistik und Sicherheit unterwegs

sind. Unsere Cityteams arbeiten immer für eine

bestimmte Zeit in den Städten, machen dort vor

Ort Analysen, führen Workshops durch, spre-

chen mit Stakeholdern, sowohl in der Verwal-

tung als auch mit Vertretern aus der Wirtschaft

und den Kammern und arbeiten dann im Nach-

gang einen Report aus. Im Zentrum stehen da-

bei vorher definierte »Best Practice« Beispiele

und deren Verankerung in der Stadt. Hier erhal-

ten wir konkrete Daten und Anhaltspunkte für

wichtige Erfolgs- und Rahmenfaktoren.

Freiburg, Kopenhagen, New York und Berlin

sind bereits beforscht, das Tokio-Team startet

Anfang Juni.

Page 14: Dokumentation hessenforum 2013

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Unser Thema heißt „Die Städte von morgen – und

wie die Metall- und Elektro-Industrie heute schon

davon profitieren kann“. Welche Heraus-

forderungen sehen Sie für die Wirtschaft und in

besonderer Weise für die Industrie?

Die größte Herausforderung liegt nicht so sehr

auf der Technologie-Ebene, da haben wir inzwi-

schen gute Lösungen, vor allem was die öffent-

liche Nahverkehrs-Infrastruktur oder die Energie-

wende-Technologie anbelangt. An zwei Punk-

ten herrscht aber noch deutlicher Mangel. Das

eine ist das Thema Governance, das heißt die

Aktivierung der Bevölkerung für Nachhaltig-

keitsmaßnahmen. Wenn ich auch sagen muss,

dass es durchaus erste positive Beispiele gibt.

Der Oberbürgermeister von Bottrop, Bernd

Tischler, hat mir berichtet, dass sie 2.000 Haus-

halte über energetische Sanierungsmaßnahmen

beraten haben. Davon haben dann fünf Prozent

im Anschluss an die Detailberatung wirklich

etwas getan. Viele Bürger haben einfach nicht

die Möglichkeit und auch nicht das Bewusstsein,

diese hohen Investitionen zu tätigen. Und sie

sind unsicher, ob die Einsparungen und Nutzen-

potentiale über den Lebenszyklus einer Innova-

tion oder Technologie wirklich etwas bewirken.

Das gilt natürlich auch für Städte und Gemein-

den. Wir brauchen Betreibermodelle, wir brau-

chen mehr Lösungen, die in Richtung pay-per-

use gehen, und das ist dann auch für die Wirt-

schaft eine Herausforderung. Wir dürfen nicht

nur Technologien zur Verfügung stellen, son-

dern die Wirtschaft muss auch Lösungen zur

Verfügung stellen, die mit Finanzierungsbau-

steinen versehen sind, mit neuen Finanzierungs-

modellen. Die Wirtschaft muss in einen Investi-

tionsvorlauf gehen und über verschiedene

Geschäftsmodelle den Return of Invest über

Nutzungsgebühren, über Nutzungsentgelte,

pay-per-use etc. erzielen – der Politik obliegt es,

Rahmenbedingungen zu schaffen, die ausrei-

chend Planungssicherheit für derartige Finanzie-

rungsmodelle geben und dort Anreizsysteme zu

schaffen, wo günstige konventionelle Lösungen

eine Transformation zu mehr Nachhaltigkeit ver-

hindern. Das scheint mir der größte Hebel zu

sein. Etwas zu tun, damit das Investment am

Anfang nicht so hoch ist. Das muss nicht um-

sonst sein, aber durch ein Vor-Investment oder

eine wie auch immer geartete Finanzierungs-

intelligenz muss der Einstieg schneller passieren

können. Das gilt für alle, für Energiesysteme, für

Verkehrssysteme und natürlich auch für die

M+E-Industrie.

Sehen Sie weitere Herausforderungen?

Ein dritter Punkt ist noch ganz wichtig, die soge-

nannte Systemintegration. Wir müssen die Sys-

teme in Zukunft intelligent vernetzen, das be-

deutet vor allem natürlich „smartisieren“, also

vernetzen mit der IT-Landschaft und der IT-Infra-

struktur. Die Menschen sind heutzutage schon

sehr mobil vernetzt. Die Nutzung der Schnitt-

stellen zur IT, aber auch für Schnittstellen zwi-

schen Energiesystemen und Mobilitätssystemen

bietet Mehrwertpotential. Also wir sollten etwas

weniger auf die technische Exzellenz eines Pro-

duktes schauen und mehr auf den systemischen

Nutzen beim Nutzer, das ist eigentlich der Er-

folgsfaktor. Wenn die Nutzer eine Technologie

gut finden, wird die Nachfrageseite aktiviert und

dann hat man eine Chance mehr Technologie-

innovation in die Städte zu bringen. Und wir

brauchen mehr Städte-Innovationen. Heute wird

ein Prozent der Verkehrs-, Gebäude- oder Ener-

gieinfrastruktur einer Stadt pro Jahr saniert und

erneuert. Das würde bedeuten, dass man einen

vollständigen Umbau in 100 Jahren geschafft

hat, was definitiv zu lange dauert, wenn man

Dinge wie die Energiewende, unsere CO2- und

Energieeffizienzziele, die wir gemeinschaftlich

politisch verabschiedet haben, im Blick hat. Wir

brauchen mehr Innovationsdynamik. System-

integration bedeutet zudem, dass man die Frage

nach dem Nutzen neu stellt.

LINK ZUM FILM

Page 15: Dokumentation hessenforum 2013

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Anstatt Autos zu entwickeln bedeutet das

Mobilität anzubieten, anstatt konventioneller

Heizungen, quartiersbezogene Wärme. Dieses

Prinzip lässt sich auf alle Bedürfnisse des

Menschen anwenden.

D. h. man müsste bessere Lösungen für Finan-

zierungsströme finden und es nicht zu gewal-

tigen Großinvestitionen kommen lassen? Und

man muss die Politik, die Stadtwerke und die

Kommunen einbeziehen und übergreifend pla-

nen? Dass man Investitionen sozusagen kleiner

portioniert und dann schneller Geldflüsse

erzeugen kann. Ist das richtig?

Natürlich spielen Städte und Gemeinden, die

städtischen Energiegesellschaften oder Betrei-

bergesellschaften im Verkehr eine Rolle. Sie

müssen Rahmen setzen, ihre Genehmigungs-

und Betreiberrolle tragen. Aber müssen sie auch

immer den Invest tätigen? Wenn ich mir die

Pläne des Siemens-Sektors Smart Cities an-

schaue, kann man feststellen, dass man mit den

bisherigen Modellen nicht besonders weit

kommt.

Städte und Gemeinden habe eine prekäre

Finanzsituation, das wird sich, meiner Ein-

schätzung nach, in den nächsten Jahren auch

nicht dramatisch ins Positive ändern. Man muss

über neue Geschäftsmodelle nachdenken. Wer

am Ende welche Anteile übernimmt, wer also

investiert, wer sich um Regulatorik und Rah-

menbedingungen kümmert, ist in jedem Ein-

zelfall zu diskutieren. Bürgerfonds und Ähnli-

ches können durchaus eine Option sein. Es gibt

vielversprechende Ideen, wie man das Geld der

Bürger, das ja gute Anlageformen sucht, doch

dahin kanalisieren könnte, wo es dem Bürger

auch wirklich einen Nutzen bringt, nämlich in

seiner eigenen Stadt, bzw. in seinem eigenen

Quartier. In der Innovation von Geschäftsprozes-

sen und Finanzierungsmodellen liegt in der

Zukunft ein großer Hebel.

Wer muss umdenken, die Städte oder die Industrie

oder beide?

Beide müssen umdenken. Die Industrie hat es

mit einem anderen Bild von Kunden zu tun. Sie

muss sich stärker in den Endkunden reindenken

und auf diesen zugehen.

Page 16: Dokumentation hessenforum 2013

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Man muss vielleicht ganz andere Produkte an-

bieten, ganz andere Vermarktungswege suchen,

ganz anders Werbung machen. Hier bietet sich

aber eine riesige Chance, man darf nur nicht

verpassen, rechtzeitig auf den Zug aufzusprin-

gen, sonst könnte es sein, dass die alte etablier-

te Industrie in der Zukunft gar nicht mehr dabei

ist. Man muss sich quasi jeden Tag fragen, ob

man noch auf dem richtigen Weg und im richti-

gen Geschäftsmodell unterwegs ist. Wir spre-

chen ja heute von der „Shareconomy“, diese

folgt einer ganz anderen Logik als früher: Nut-

zen statt Besitzen. Da entstehen ganz neue Be-

ziehungsmuster zwischen Produzenten, Betrei-

ber und Nutzer – für die Industrie bedeutet das

häufig: sie benötigt die richtigen Partner und

muss sich in den entsprechenden Stakeholder

Gremien aktiv engagieren.

Siemens hat die Division „Infrastructure & Cities“

gegründet. Bei unseren anderen Gästen steht eher

das Thema „Infrastruktur und Industrie“ im

Vordergrund. Insofern hat Siemens etwas Revo-

lutionäres gemacht. Wie schätzen Sie das aus Sicht

der Städte ein?

Ich kann und will nicht für Siemens sprechen.

Siemens ist auf dem richtigen Weg, aber natür-

lich noch lange nicht angekommen. In dem

Kickoff-Meeting des Stakeholder-Forums zur

„Zukunftsstadt“ war Siemens auch vertreten

und hat eine ähnliche Position wie das, was ich

gerade gesagt habe, vertreten. Man möchte mit

neuen Geschäftsmodellen in diesem Markt noch

sehr viel mehr erreichen. Aus unserer Sicht

durchaus eine richtige strategische Positionie-

rung, die aber einen langen Atem braucht, weil

das den Umbau eines Systems zur Folge hat.

Alle, die annehmen, dass man auf einen Knopf

drückt und dann ist alles innerhalb von zwei bis

drei Jahren erledigt, sind nicht sehr realistisch.

Das heißt, das braucht mit Sicherheit Zeit. Die

Grundorientierung, sich auf diesen Megamarkt

zu konzentrieren und nicht nur die Bürgermeis-

ter und die Stadtverantwortlichen zu adressie-

ren, sondern mit neuen Geschäftsmodellen in

diese Märkte zu gehen, das ist richtig.

Wie packen Ihre vorbildlichen Städte das an? Und

was brauchen die in besonderer Weise von der

Industrie? Gegebenenfalls eben auch von unserer

M+E-Industrie, die immerhin 60 Prozent der

Gesamtindustrie ausmacht?

Das ist eine sehr pauschale Frage. Ich würde

empfehlen, dass sie sich um systemische Lösun-

gen, die zu einem direkt messbaren, sichtbaren

und erlebbaren Nutzen für den Endverbraucher

führen, kümmern. Erst dann sind neue Ver-

kehrssysteme, intermodale Mobilitätssysteme

beispielsweise, wirklich nutzbar und wirksam.

Erst wenn der Anwendungsnutzen entsteht, ist

auf der Wirtschaftsseite etwas Positives zu ge-

winnen. Das ist natürlich sehr pauschal gesagt.

Ich würde gerne die Ergebnisse der teilanalysier-

ten Städte abwarten und meine Antwort aus

den Ergebnissen ziehen.

Eine abschließende Frage. Gibt es denn schon ein

funktionierendes Bezahl-Modell, bei dem man

einfach sagen kann, dass Bezahlen nach Bedarf

funktioniert?

Natürlich, ganz ideal ist es beim Thema Mobili-

tät. Es gibt heute z. B. die Citycards mit inte-

grierten Dienstleistungsmodellen, die es sogar

ermöglichen, den Individualverkehr hinzu zu bu-

chen. Ganz konkrete Beispiele, die die soge-

nannten „Schaufenster Elektromobilität“ zei-

gen, gibt es in Berlin und in Stuttgart, aber auch

in Frankfurt. Das ist intermodale Mobilität, bei

der sie über eine bestimmte Nutzerkarte Indivi-

dualverkehr buchen können. Vom Fahrrad, über

den PKW, die Straßenbahn und S-Bahn bis hin

zu anderen Dienstleistungsangeboten. Auch bei

den sogenannten „intelligenten Gebäuden“, bei

denen man Zugangssysteme, Energie-Monito-

ring und Ähnliches nutzen kann, gibt es mittler-

weile gute Beispiele. Kurz, es gibt schon eine

Menge, wir müssen nur genau hinschauen und

Funktionierendes weiter ausbauen. Daran

arbeiten wir.

Herr Prof. Bauer, wir danken Ihnen für das

Gespräch.

Page 17: Dokumentation hessenforum 2013

17

DIE TALKS

Die Metall- und Elektro-Unternehmen bestens gerüstet für den Megatrend

Urbanisierung und die Unterstützung der Städte bei der intelligenten

Erneuerung ihrer Infrastruktur

Die Städte müssen durch den Zuzug von zwei

Milliarden Menschen in den nächsten 30 Jahren

ihre Infrastrukturen viel schneller als heute er-

neuern und verändern. Und die Anbieter aus

der Industrie werden wohl viel stärker noch da-

ran denken müssen, wie der Endverbraucher

diese nutzt und nach Nutzung bezahlt, um den

notorisch klammen Kommunen keine unbezahl-

baren Investitionen zuzumuten. „In jedem Fall

werden die Veränderungen gewaltig sein: Wir

werden anders leben, anders arbeiten, wohnen,

heizen und kühlen, anders versorgen und ent-

sorgen, mobil sein und uns vernetzen. Unsere

Metall- und Elektro-Unternehmen in Hessen

sind bestens dafür gerüstet, den Städten bei der

intelligenten Erneuerung ihrer Infrastruktur zu

helfen“, sagte Wolf M. Mang, der neue Vorsit-

zende des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL

auf dessen 24. Hessenforum im Gesellschafts-

haus des Frankfurter Palmengartens vor 200

Gästen.

Weitere Fotos zur Veranstaltung

Hörfunk-Sendung (Podcast) zum Thema:

Page 18: Dokumentation hessenforum 2013

18

TALKRUNDE:

Wohnen, Arbeit, Leben in intelligenten Städten

Mit sauberer Wärme wachsen

Uwe Glock, Bosch Thermotechnik, Wetzlar Download (pdf, 100 KB)

Die neue Sparte Cities & Infrastructure der Siemens AG

Dr. Michael Kassner, Siemens Region Mitte, Frankfurt Download (pdf, 82 KB)

Smart Grids und die Städte

Dr. Wolfgang Krewel, Alstom Grid, Berlin Download (pdf, 95 KB)

Fulda 2030

Gerhard Müller, Oberbürgermeister Fulda

v. l. n. r.: Uwe Glock, Gerhard Möller, Martin Leutke, Dr. Michael Kassner, Wolfgang Krewel

Page 19: Dokumentation hessenforum 2013

19

TALKRUNDE:

Die M+E-Angebote für intelligente Städte

Lichter der Stadt

Oliver Bachner, Zumtobel Licht, München

Ein Strukturwandel, wie wir ihn noch nie erlebt haben

Manfred Greis, Viessmann Werke, Allendorf/Eder

Gut gesteuerte Prozesse für Wasser, Müll und Energie

Manfred Pfaar, KH-Automation Projects, Fuldabrück Download (pdf, 89 KB)

Wasserversorgung durch feinste Röhren

Stefan Weber, Duktus Rohrsysteme, Wetzlar Download (pdf, 93 KB)

v. l. n. r.: Manfred Greis, Oliver Bachner, Martin Leutke, Manfred Pfaar, Stefan Weber

Page 20: Dokumentation hessenforum 2013

20

Uwe Glock, Vorsitzender der Geschäftsführung

von Bosch Thermotechnik aus Wetzlar, erläu-

terte, wie man mit sauberer Wärme wachsen

kann. Wenn hier noch besser Energie aus In-

dustrieprozessen für die Wärmeabgabe an

Haushalte genutzt würde, könnten Industrie

und Städte ganz neue Nutzergemeinschaften

schaffen. Während im europäischen Markt vor

allem Heizungstechnik nachgefragt sei, boome

weltweit um den Äquator und vor allem in

China und Korea das Geschäft mit Klimaanla-

gen. Allein in Deutschland gebe es 17 Millionen

veraltete Heizungen – und allein deren Ersatz

durch moderne Anlagen ermögliche Energie-

einsparungen von bis zu 40 Prozent.

Dr. Michael Kassner, Leiter der Siemens AG

Region Mitte, beschrieb die neue strategische

Rolle einer ganzheitlichen Infrastruktur & Stadt-

technik für die Lebensqualität, Wohlstand und

Nachhaltigkeit der Städte, wie ein integrierter

Technologiekonzern wie Siemens deutsche

Städte ebenso wie boomende Megacities mit

ganzheitlichem City Knowhow und Portfolio

bedient, z. B. für Verkehr und Gebäude, Energie

und Gesundheit, Sicherheit und Stadtmanage-

ment – und wie praktisch es dafür sei, auch eine

eigene Bank im Unternehmen zu haben.

Zur „Smart City“ gehörten dezernatsübergrei-

fende Governance-Methodiken, ebenso wie

intelligente, softwaregestützte Infrastrukturen,

die z. B. Gebäude, Energie und Verkehrssysteme

vernetzen, und schließlich intelligente

Geschäftsmodelle und Finanzierungskonzepte.

Page 21: Dokumentation hessenforum 2013

21

„Infrastructure & Industry“ heißt der Bereich bei

Alstom Grid, Smart Grids sind die für die Ener-

gieeffizienz wesentliche Komponenten, erklärt

Strategie- und Marketingdirektor Dr. Wolfgang

Krewel. In Deutschland wachse der Markt am

schnellsten und der regulatorische Rahmen sei

am weitesten fortgeschritten.

Der Netzentwicklungsplan, der im Dezember

2012 teilweise verabschiedet wurde, sei ein

gutes Beispiel. Vor allem in Osteuropa gebe es

ebenfalls großen Bedarf, aber der regulatorische

Rahmen sei dort einfach noch nicht so weit.

Der Oberbürgermeister von Fulda, Gerhard

Möller, schilderte, wie breit das Spektrum einer

mittelgroßen Stadt als Konzern ist: „Wir ma-

chen von Breitband, Energie über die Gesund-

heit alles, sind auch Träger des Klinikums und

mit 2.800 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber

in der Stadt.“ Fulda strukturiere gerade die

Stadtwerke neu, um mehr ganzheitliche An-

sätze zu ermöglichen. „Auch als Stadt insge-

samt müssen wir wachsen.

Wir haben uns längst über die alten Grenzen

hinaus entwickelt. Allerdings erfahren wir

gerade, wie schwierig es sein kann, immer neue

Angebote machen zu müssen. So müssen wir

jetzt bei den Erneuerbaren Energien am Markt

dabei sein, ohne jedoch vollständig darauf zu

setzen.“

Page 22: Dokumentation hessenforum 2013

22

Oliver Bachner, Mitglied der Geschäftsleitung

der Zumtobel Licht GmbH aus München, berich-

tete über ganzheitliche Lichtlösungen für Ge-

bäude und wie Städte durch intelligente Inte-

gration von Beleuchtungs-, Daten-, Klimatisie-

rungs- und Sicherheitssystemen ihren Energie-

Verbrauch um bis zu 40 Prozent verringern

können. Dabei gebe es zwei Trends: LED- und

OLED-Technologie.

Während OLEDs derzeit noch in der Entwick-

lungsphase seien, könne mit LEDs bereits deut-

lich Energie eingespart werden. Im Übrigen

müssten sich die Städte sputen, denn der länd-

liche Raum sei teilweise kreativer und weiter.

Vom Bioenergiedorf Wettesingen bei Kassel be-

richtete Manfred Greis, der Generalbevollmäch-

tigte der Viessmann Werke aus Allendorf (Eder):

Dieses komplett von Viessmann entwickelte Pro-

jekt versorgt inzwischen 200 Haushalte mit re-

generativer Nahwärme und beteiligt die Bürger

aktiv. Gegenüber den Kosten bei individuellen

Heizungsanlagen auf Basis von Heizöl sei die

Wärmeversorgung der Gemeinde jetzt rund 30

Prozent günstiger und spare jährlich 1.300 Ton-

nen CO2 ein.

„Die Kommunen wissen genau, was zu tun

wäre, aber deren Fachleute können Entschei-

dungen meist nicht selbst treffen, sie müssen

politische Mehrheiten hinter sich bringen. Von

leeren Kassen ganz zu schweigen.“ Das Problem

im Heizungsmarkt insgesamt sei ein immenser

Modernisierungsstau. Seine Auflösung sei der

Schlüssel zum Erfolg der Energiewende. „Die

benötigte Technik ist marktverfügbar, doch es

hapert an der Umsetzung, weil die Rahmen-

bedingungen nicht stimmen.“

Page 23: Dokumentation hessenforum 2013

23

Wie ein mittelständisches Unternehmen ge-

meinsam mit Mitsubishi global den Markt städti-

scher Infrastrukturen bedienen möchte, be-

schrieb Geschäftsführer Manfred Pfaar. KH-

Automation Projects aus Fuldabrück ist Herstel-

ler einer Software für Prozessleittechnik und lie-

fert vollständige, schlüsselfertige EMSR-Anlagen

mit Feldinstrumentierung und Schaltanlagen

und den entsprechenden Dienstleistungen, die

einen reibungslosen Ablauf in der Trinkwasser-

versorgung und Abwasserentsorgung ermög-

licht.

Der Mitsubishi-Konzern sei stark daran interes-

siert, die Möglichkeiten, die speziell im asiati-

schen Raum bestehen, mit dem Know-how im

Bereich Projektmanagement zu nutzen und

Marktanteile zu stabilisieren. „Wir werden also

auf der einen Seite die internationalen Kennt-

nisse von Mitsubishi haben und unsere in

Mitteleuropa bestens erprobten technischen

Kenntnisse auf der anderen Seite.“

Die Rohre für Trinkwasser und Abwasser mit

einer Lebensdauer von mindestens 70 Jahren

stellt die DUKTUS Gruppe an zwei Produktions-

standorten in Wetzlar und in Hall, in Österreich,

her mit insgesamt 500 Mitarbeitern, 300 davon

in Deutschland.

Geschäftsführer Stefan Weber mahnt, dass der

Durchschnittsdeutsche heute für Trinkwasser

kaum mehr ausgebe als für Tiernahrung, hier

aber umdenken müsse. Im Übrigen gebe es

gerade bei der Trinkwasserversorgung in

Deutschland ein funktionierendes Finanzie-

rungsmodell: Ein Kunde in Deutschland zahle

nach Verbrauch. „Damit ist in diesem Bereich

genug Geld vorhanden, um die Infrastruktur zu

erhalten und auszubauen. D. h. die Investitionen

amortisieren sich aus dem sofortigen Rückfluss.

Aber häufig ist es so, dass mit diesem Geld

quersubventioniert wird – zum Beispiel der

defizitäre öffentliche Nahverkehr.“.

Page 24: Dokumentation hessenforum 2013

24

KUNDE STADT

Interview mit Gerhard Möller, Oberbürgermeister Fulda: „Wir müssen die

soziale und die technische Infrastruktur zukunftsfest machen.“

Im Rahmen des Morgenstadt-Projekts hat das

Fraunhofer-Institut weltweit mehrere hundert

Städte analysiert. In den über 200 Kriterien der

Untersuchung spiegelten sich die großen Her-

ausforderungen, die auf die Städte zurollen:

Klimawandel, zunehmende Verstädterung,

Nachhaltigkeit. Insgesamt sind sechs Städte,

darunter Freiburg und Berlin, für ihre Strategie

besonders gelobt worden. Sie gehören zu den

besonders innovativen Städten, was das Thema

nachhaltige Stadtentwicklung anbelangt. Wie ist

die Stadt Fulda ihrer Ansicht nach für die Zukunft

gerüstet?

Kleinstädte stehen anderen Herausforderungen

gegenüber als die großen Metropolregionen.

Insofern werden die Antworten je nach Größe

unterschiedlich ausfallen. In Hessen liegt Fulda

mit seinen 64.000 Einwohnern im Bereich der

mittelgroßen Städte. Auch wir bekommen die

Auswirkungen des demographischen Wandels

zu spüren. Um Fachkräfte zu gewinnen, müssen

wir in die Betreuungsinfrastruktur investieren.

Zugleich müssen wir die Gegebenheiten für die

Erwerbstätigen verbessern oder zumindest er-

halten. Dazu kommen eine alternde Gesellschaft

und die Integration der Zuwanderer. Die Wie-

derentdeckung des Wohnens in der Innenstadt

muss gesteuert werden. In Nordhessen haben

Gemeinden mit einer Landflucht zu kämpfen,

deren Folgen sie bewältigen müssen. Fulda hat

zumindest dieses Problem nicht – im Gegenteil.

Es ziehen mehr Menschen aus den umliegenden

Gemeinden in die Stadt. Aber auch das muss

gesteuert werden.

Und wie gehen Sie diese Probleme an?

Page 25: Dokumentation hessenforum 2013

25

Nehmen wir das Beispiel Integration. Das ist ab-

seits der Hochglanzbroschüren ein echter Kno-

chenjob. Arbeit mit Vereinen, mit Stadtteil-

müttern, mit Familienlotsen in den schwierigen

Wohngebieten. Wir versuchen die Integration

über Projekte zu steuern. Das ist eine klassische

Aufgabe der Stadtverwaltung. Zum Beispiel die

Stadtteilmütter, gut integrierte junge Migrantin-

nen, die beratend tätig werden und Fragen be-

antworten, wie: „Wie bewältigt man den Alltag

hier richtig? Wo kann die Sprache gelernt wer-

den? Welches ist die richtige Entscheidung für

mein Kind im Bereich Bildung?“ Stadtteilmütter

sind immer auch ein Stück Vertrauensperson.

Wir, als Stadt Fulda, unterstützen das Projekt, so

gut wir können.

Wir sollten die öffentlichen, sozialen Räume, in

denen sich Menschen begegnen, bei den Inves-

titionen nicht außen vor lassen. Das ist sicher

vor allem für Großstädte ein Thema, in denen

weniger Leute wohnen als arbeiten und in

denen hohe Fluktuation herrscht. Hier haben

Vereine eine integrative Funktion, die wir unter-

stützen sollten. Dazu zählt vorrangig eine gute

Infrastruktur zum Beispiel für Sportvereine.

Welche Maßnahmen sind zur Erneuerung der

technischen Infrastruktur notwendig?

Eine große Herausforderung ist zum Beispiel die

flächendeckende Erschließung aller Regionen

mit schnellem Internet. Wir haben es in Fulda

jetzt geschafft, nach einem langen Auswahl-

prozess von der Telekom dafür ausgewählt zu

werden. Für die Innenstadt ist so eine Breitband-

verkabelung relativ einfach zu bewerkstelligen,

aber wir haben 24 verschiedene Stadtteile in

unterschiedlichsten Größen und Lagen. Die

sollen ebenfalls angeschlossen werden. Das ist

logistisch ungleich schwieriger, aber eine Inves-

tition in die Zukunft.

Wir müssen natürlich die Infrastruktur insgesamt

so weiterentwickeln, dass die ansässigen Unter-

nehmen weiter wachsen können und die Ge-

meinde für Neuansiedlungen attraktiv bleibt:

Und dabei geht es natürlich immer um Flächen.

In Fulda arbeiten wir daran permanent, aber

notwendige Änderungen im Bebauungsplan

dauern ihre Zeit – vor allem, weil das alles auch

noch politisch entschieden und vorher diskutiert

werden muss.

Die Energiewende ist beschlossen, wie läuft es bei

Ihnen mit der Umsetzung?

Momentan arbeiten wir daran, die einzelnen

Einheiten der Stadtwerke umzustrukturieren

und Zuständigkeiten regional zu bündeln. Bei

uns in der Region gibt es ja die unterschied-

lichen Träger und Stadtwerke. Dazu kommt

dann noch der Regionalversorger, an dem die

Stadt Fulda und die Landkreise beteiligt sind. Als

Stadt insgesamt müssen wir wachsen. Wir ha-

ben uns längst über die alten Grenzen hinaus

entwickelt. Allerdings erfahren wir gerade, wie

schwierig es sein kann, immer neue Angebote

machen zu müssen. So müssen wir jetzt bei den

Erneuerbaren Energien am Markt dabei sein,

ohne jedoch vollständig darauf zu setzen.

Page 26: Dokumentation hessenforum 2013

26

Wir als Stadt sind sehr breit aufgestellt: Wir

machen von der Energie über die Gesundheit

alles, sind auch Träger des Klinikums und mit

2.800 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in

der Stadt. Die Floskel von der Stadt als Konzern

ist also wahr.

Also, das „Unternehmen Stadt“ als Counterpart zur

Industrie?

Nicht als Gegenmodell, nein, sondern als Beglei-

ter. Das geht ja bis zur kommunalen Sparkasse,

die gerade hier in der Region für die Kreditver-

sorgung der Wirtschaft außerordentlich wichtig

ist. Wir sind also mittendrin. Gerade in der

Region Fulda mit der Stadt als klarem

Oberzentrum, auf das alles fokussiert ist.

Einerseits kommen große Investitionen auf die

Städte zu. Andererseits ist die Finanzlage gerade

der Kommunen eher schlecht. Fulda geht es in

dieser Hinsicht vergleichsweise gut, aber auch

sie haben kein Geld zu verschenken. Müsste die

Industrie nicht umdenken und verstärkt zum

Beispiel Finanzierungsmodelle nach Bedarf

anbieten?

Bisher bewegen wir uns eher im Rahmen des

klassischen Public-Private-Partnership-Modells.

Und auch hier bin ich eher zurückhaltend. Ich

würde beispielsweise Projekte wie Kindergärten

oder Schulen nicht gerne in diesen Projekten

umgesetzt sehen, sondern selbst steuern kön-

nen. Andere Projekte, wie das Kongresszentrum

oder das Hallenbad haben wir sehr wohl dar-

über realisiert und sind mit dem Ergebnis sehr

zufrieden. Es ist dennoch auch für Kommunen

wichtig, die Steuerungsmöglichkeiten in der

Hand zu behalten und beispielweise Schließun-

gen vorzunehmen, wenn diese notwendig sind.

PPP-Modelle bedeuten ja immer eine sehr lange

Festlegung. Und wir benötigen ebenso Instru-

mente, um ggf. die Baukosten vor einer Explo-

sion zu bewahren. Das läuft in der Privatwirt-

schaft besser, auch wenn dort nicht alles Gold

ist, was glänzt. Mit der Privatisierung unserer

Müllabfuhr haben wir grundsätzlich gute Erfah-

rungen gemacht, das Modell hat sich aber als

politisch schwierig erwiesen. Insgesamt würde

ich das differenziert und im Einzelfall betrachten

wollen.

Wie interessant sind für Sie Sind ganzheitliche

Konzepte und Lösungen aus einer Hand?

Die Kommunalpolitik mit ihrer hochdifferenzier-

ten Ausformung von politischen Strömungen,

wird es zunehmend schwerer haben, sich unter

einem Anbieter zu vereinen. Da wird man,

glaube ich, politisch gesehen, extreme Schwie-

rigkeiten haben das umzusetzen, selbst wenn

man von der Richtigkeit überzeugt ist. Selbst

wenn die Beratung aus einer Hand käme, kann

es durch Interessenlagen der Politik sein, dass

der Kauf von Komponenten sich dann auf

mehrere Firmen verteilt.

Herr Möller, vielen Dank für das Gespräch.

Page 27: Dokumentation hessenforum 2013

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Kontrastprogramm: Deutschlands beste Country-Sängerin

Ann Doka

Im Herbst 2012 ist ihr Debüt-Album

„Never Ending Road“ bei NASH*DASH Records

erschienen.

Im Dezember 2012 wurde sie zur Gewinnerin der

Kategorien „Beste Countrysängerin“ und „Bester

Countrysong“ des Deutschen Rock- & Pop-Preises

2012 gekürt.

Am 14. Mai 2013 erfreuten sie und ihre Band die

Gäste des Hessenforums mit einem Country-

Kontrastprogramm zum Thema „Megatrend

Städte“.

www.anndoka.com

Page 28: Dokumentation hessenforum 2013

28

Für insgesamt 65 Jahre engagiertes Ehrenamt geehrt

Prof. Weidemann ehrte unser engagiertes Ehrenamt: von links Dieter Küster, Gottlieb Hupfer, Peter Grass, Enrico

Pussin für jeweils 10 Jahre ehrenamtliches Engagement und Andreas Peiker für 25 Jahre.

25 Jahre

Andreas Peiker, Vorsitzender der Geschäftsfüh-

rung von peiker acustic in Friedrichsdorf im

Taunus. Führender Lieferant für Kommunika-

tionslösungen im Automotive-Markt.

Herr Peiker hat bereits in jungen Jahren eine

große unternehmerische Verantwortung über-

nommen und setzt die Familientradition von

peiker seit Jahrzehnten erfolgreich fort. Mehr

als 25 Jahre ehrenamtliche Unterstützung von

HESSENMETALL durch Delegierten-Tätigkeit im

Mitgliederrat.

Page 29: Dokumentation hessenforum 2013

29

10 Jahre

Peter Grass, Bereichsleiter Development & Stra-

tegie bei MAN Truck & Bus Deutschland, auch

Mitglied des Aufsichtsrats der MAN Truck & Bus

Deutschland GmbH, Vorstandsvorsitzender des

Instituts für angewandte Arbeitswissenschaften

(ifaa) in Düsseldorf. Bei HESSENMETALL stellver-

tretender Delegierter des Mitgliederrates.

Gottlieb Hupfer, CEO der Enviro Chemie in

Rossdorf, einem Unternehmen, das für maßge-

schneiderte Lösungen steht, wann immer es in

der Industrie um Wasseraufbereitung geht.

Delegierter im Mitgliederrat bei HESSENMETALL.

Dieter Küster, Geschäftsführender Gesell-

schafter der KÜSTER Gruppe, einem Familien-

unternehmen und Automobilzulieferer, der sich

weltweit als Partner für Drahtseile und System-

lösungen versteht. Delegierter im Mitgliederrat

bei HESSENMETALL.

Enrico Pussin, Prokurist der Firma Karl Schmidt

in Schmitten. Das Unternehmen besteht seit

1908 und liefert Kernstützen, Kühlmaterial und

andere Artikel für den Formenbau und Gie-

ßereien. Bei HESSENMETALL: Stellvertretender

Delegierter im Mitgliederrat.

Page 30: Dokumentation hessenforum 2013

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Die Trainer der Siegerteams beim Ausbildungswettbewerb ausgezeichnet!

Geht’s gut, hat das Team gewonnen. Geht’s

schlecht, beschimpft man die Trainer. Deshalb

ehren wir die Coaches der Siegerteams auf dem

HESSENFORUM.

Erste Sahne ist unser Innovationswettbewerb

M+Eine Zukunft: Weil unsere Mitgliedsunter-

nehmen immer ihren besten Nachwuchs

schicken. Wer seine Teams meldet und coacht,

der ist nicht nur ein Blue-Chip-Unternehmen der

hessischen M+E-Industrie. Nein, der gehört

eindeutig zum hessischen Hochadel der

attraktivsten Ausbildungsunternehmen!

5 Trainer haben wir geehrt. Wollen auch Sie Ihre

Trainer auf dem Treppchen sehen, dann

machen Sie mit! Im Sommer geht‘s wieder los.

Aber schauen Sie selbst:

Videobeitrag:

Anmeldung auf unserer Homepage!

HESSENMETALL-Vorstandsvorsitzender Mang ehrte die engagierten Trainer der Siegerteams: von links Florian Zeuch (Präwema Antriebstechnik), Holger Weitzel (Sirona Dental Systems), Wolf M. Mang, Sebastian Höhn (Fritz Winter Eisengießerei) und Martin Hirsch (Viessmann Werke).

Page 31: Dokumentation hessenforum 2013

Wie hat Ihnen das HESSENFORUM 2013 gefallen?

Veranstaltungsort gut gerade richtig schlecht

Erreichbarkeit

Atmosphäre

Essen

Technik

Programm zu viel gerade richtig zu wenig

Moderation

Impulsreden

Talkrunden

Technik

Ausstellungen der Unternehmen

Kombination gefällt gut gefällt weniger gefällt nicht

Talkrunde und gleichzeitig Flying Buffet

Vortrag und anschließendes Essen

*Die Ziffern haben die Bedeutung der Schulnoten (1= sehr gut, 6 = ungenügend)

Diesjähriges Thema* 1 2 3 4 5 6

Interessant und relevant für Ihr Unternehmen?

Interessant und relevant allgemein?

Welche Wünsche haben Sie an das HESSENFORUM 2014?

Wie bewerten Sie zukünftige Themen* 1 2 3 4 5 6

Die Zukunft des Autos

Familie und Beruf besser vereinbaren:

Wie, wer, seit wann, mit welchem Erfolg?

Employer Branding: Frosch oder Prinz

– Attraktive Arbeitgeber finden attraktive Arbeitnehmer

Motor oder Bremsklotz: Die Bedeutung Europas als Wirtschaftsraum für die deutsche und hessische Industrie

Haben Sie einen eigenen Themenvorschlag für das Hessenforum 2014?

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Sie haben folgende Möglichkeiten:

Sie drucken diese Seite aus, füllen das

Formular aus und schicken es an:

E-Mail: [email protected]

Fax: 069 95808-5112

Klicken Sie sich hier auf unsere Online-Umfrage:

Page 32: Dokumentation hessenforum 2013

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Page 33: Dokumentation hessenforum 2013

HESSENFORUM 2014

Bitte notieren Sie sich den Termin:

15. Mai 2014