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Nur sehr selten sind Abschiedsbriefe von Juden erhalten geblieben. Im Archiv des Aktiven Museums befi n-
den sich einige dieser ergreifenden Zeugnisse der Verfolgung. An Hand ausgewählter Briefe versuchen in einem Gespräch Vertreter unter-schiedlicher Fachrichtungen Fragen wie den folgenden nachzugehen: Welche Gefühle wer-den in den Abschiedsbriefen ausgedrückt? War die Existenz von Kindern im sicheren Ausland ein Trost für die von der Deportation bedroh-ten Juden? Mit welchen Fragen beschäftigten sie sich in dieser auswegslosen Lage?
Gesprächsteilnehmer: Prof. Dr. H.-V. Werthmann (Psychoanalytiker), der von 1974 bis 1998 am Fachbereich für Psychologie der Universität in Frankfurt am Main lehrte, Prof. Dr. Karlheinz Schneider, Treuhänder der Paul Lazarus Stiftung, sowie der Diplompolitikwissenschaftlerin Kerstin Zehmer.
Termin: 15. September 2011, um 19.00 Uhr,
Ort: Schaufenster StadtmuseumEllenbogengasse 3-7, WiesbadenM
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Der Autor Martin Doerry ist promovierter Historiker und stellvertretender Chefredakteur des Spiegels.
Nach dem Tod des ehemaligen Bundesjustizministers Gerhard Jahn wurden in seinem Nachlass der Briefwechsel zwischen seiner Mutter Lilli Jahn, die 1944 in Auschwitz ermordet wurde, und ihren Kindern entdeckt. Der Sohn und seine Schwestern überlebten die Nazi-Zeit als „Mischlinge ersten Grades“. In „Mein verwundetes Herz“ hat der Enkel Martin Doerry diese Briefe zu einem eindringlichen Buch verarbeitet. Lilli Jahn war Ärztin von Beruf. Als sich 1942 ihr „arischer“ Mann scheiden ließ, war sie der Verfolgung durch die Nationalsozialisten schutzlos ausliefert.
1944 schmuggelte eine Wärterin die Briefe aus dem „Arbeitserziehungslager“ Breitenau bei Kassel heraus. Sie dokumentieren ein bewegendes Schicksal der deutsch-jüdischen Geschichte.
Termin: Donnerstag, 27. Oktober 2011, 19.00 Uhr
Ort: Schaufenster Stadtmuseum Ellenbogengasse 3-7, Wiesbaden
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„Bald werden wir in die Baracken wandern“
Begleitbroschüre der Ausstellung
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DONNERSTAG, 15.09.2011
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ORT Die Dialogtage beschäftigen sich in
diesem Jahr mit den Briefen verfolgter Juden. Könnte es authentischere
Zeugnisse der Verfolgung in der NS-Zeit geben, als die Betroffenen selbst durch ihre Briefe sprechen zu lassen?
„Ihr glaubt gar nicht, wie unglücklich ich bin. Ich war doch immer ein rechtschaffender Mann. Und nun habe ich so ein Leben,“ schreibt Meir Grünbaum 1941. Mit seiner Frau Elise musste der ehemalige Bankangestellte in einem kleinen Zimmer leben. Die Verfolgung führt zu einer immer größeren Isolation. Er darf kein Radio besitzen, ist auf der Straße nur Belästigungen ausgesetzt.
Während Meir Grünbaum seine Verzweifl ung auf Zetteln festhielt, die Jahrzehnte später in einem Versteck in der ehemaligen Wohnung des jüdischen Ehepaares gefunden wurden, schrieb seine Frau in einem Brief: „Bald werden wir in die Baracken wandern müssen.“ 1942 starben beide in Theresienstadt.
Auch andere Wiesbadener Juden haben Abschiedsbriefe verfasst. Lilli Laser schrieb an ihre Kinder, denen die Flucht ins Ausland gelungen war: „Die Liebe, die uns verband, war unser größtes Glück – dies soll Eurer letzter Gruß sein. Lebt wohl!“
Das Stadtmuseum Wiesbaden, das Aktive Museum Spiegelgasse und die Hochschule RheinMain haben ihr
Wissen und ihre Erfahrung gebündelt, um ein außergewöhnliches Ausstellungsprojekt zu realisieren. Grundlage der multimedialen Ausstellung ist der Fund der 47 Briefe und Notizen des Ehepaar Grünbaum. Mit steigender Isolati-on wuchs 1941die Verzweifl ung der beiden. Meir Grünbaum musste ihr Luft verschaffen und hielt seine Gefühle auf Papierfetzen fest, beschreibt sie mit wiederkehrenden Sätzen: „Ach Leute, ich bin ja so unglücklich.“ Die immer größer werdende Schrift beim Schrei-ben des immer gleichen Satzes lässt die nackte Verzweifl ung von Meir Grünbaum zum Greifen nahe erscheinen. Im Mittelpunkt der
multimedialen Ausstellung stehen von der Decke hängende Papierstreifen – als Symbol für die Notizen von Meir Grünbaum. Die Dokumente werden auf Pro-jektionsfl ächen
gezeigt, die auf Bewegungen der Besucher reagieren und ihnen immer neue Ansichten verschaffen.
Ort: Schaufenster Stadtmuseum Ellenbogengasse 3-7, WiesbadenÖffnungszeiten: Di, Do, Fr, So 15-18 Uhr,Mi und Sa 10.00-16.00 Uhr
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21.08.-30.10.2011
Mit freundlicher Unterstützung von
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18.09.2011
Ein Rundgang auf den Spuren der Familie Grünbaum bietet die Möglichkeit, ihr Leben in Wiesbaden an authentischen
Orten nachzuvollziehen. Vom Wohnort der Familie im Bismarckring 27 führt der Rund-gang zu dem Haus, in dem ihre Tochter Meta lebte, bis schließlich zu der Gedenkstätte am Michelsberg.
Meir Grünbaum arbeitete bei der Dresdner Bank. Seine Frau Elise zog die beiden Kinder groß. Der Schock war groß, als die Familie ihren Sohn Max im Ersten Weltkrieg verlor. Tochter Meta, in dieser Zeit eine wichtige Stütze der Eltern, wurde Rechtsanwaltsgehil-fi n. Als die Grünbaums 1941 ihre Wohnung in Wiesbaden verlassen mussten, zogen sie nach Frankfurt, wo sie bis zu ihrer Deportation lebten. Mit wechselnden Erzählern vermittelt der Rundgang einen lebendigen Einblick in die Geschichte der Familie Grünbaum.
Termin: Sonntag, 18.09.2011, 14.30 Uhr,
Treffpunkt: Bismarckring 27
Referenten: Lothar Bembenek und Georg Schneider