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1 HAW Hamburg Fachbereich: Medizintechnik Vorlesung: Humanbiologie I Leitung: Prof. Dr. Jürgen Lorenz Wintersemester 2009/2010 Hausarbeit Dopplerverfahren zur Messung der Durchblutung 06.01.2010 Aladin Fardi E-Mail: [email protected]

Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

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Page 1: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

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HAW Hamburg Fachbereich: Medizintechnik Vorlesung: Humanbiologie I Leitung: Prof. Dr. Jürgen Lorenz Wintersemester 2009/2010

Hausarbeit Dopplerverfahren zur Messung der Durchblutung

06.01.2010

Aladin Fardi

E-Mail: [email protected]

Page 2: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

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1. Einleitung:............................................................................................................ 3 1.1 Begriffsdifferenzierung: ..................................................................................... 4 1.2 Wozu dient die Doppler-Sonographie? ............................................................. 4

2. Morphologie und Hämodynamik des Gefäßsystems ........................................... 6 2.1 Blutgefäße:........................................................................................................ 6

2.1.1 Anatomischer Aufbau ................................................................................. 8 2.2 Hämodynamik des arteriellen Gefäßsystem................................................. 9

2.2.1 Lokale Volumenstromstärke und Peripherer Widerstand ........................... 9 2.2.2. Arterieller Blutdruck ................................................................................. 10 2.2.3. Segmentale Strömungsgeschwindigkeit.................................................. 11 2.2.4. Strömungsgeschwindigkeitspuls und peripherer Widerstand .................. 11 2.2.5. Welche Faktoren beeinflussen den Strömungsgeschwindigkeitspuls?.... 13 2.2.6. Quantifizierung der Flussrate und Widerstandsindizes............................ 13

2.2.6.1. Flussrate: .......................................................................................... 14 2.2.6.2. Pulsatilitäts-Index (PI) ....................................................................... 14 2.2.6.3. Resistance-Index (RI): ...................................................................... 14

2.2.7. Strömungsprofile ..................................................................................... 16 2.2.7.1. laminare Strömung............................................................................ 16 2.2.7.2. Turbulente Strömungen .................................................................... 16

2.2.8. Parameter zur Beschreibung des Strömungsverhalten ........................... 17 2.2.10. Stenosen ............................................................................................... 19

2.3. Das venöse Gefäßsystem.............................................................................. 21 2.3.1. Aufbau und Funktion ............................................................................... 21

2.3.1.1. Anatomie der Beinvenensysteme ..................................................... 22 2.3.1.2. Physiologie........................................................................................ 23

2.3.2. Pathologische hämodynamische Verhältnisse ........................................ 25 2.3.2.1. Primäre Varikose und chronische venöse Insuffizienz...................... 25 2.3.2.2. Der venöse Reflux (Rückfluss).......................................................... 27 2.3.2.3. Privatkreislauf nach Trendelenburg .................................................. 27

3. Dopplerverfahren.................................................................................................. 29 3.1. Physikalische Grundlagen.............................................................................. 29

3.1.1. Was ist Schall? ........................................................................................ 29 3.1.2. Ultraschall................................................................................................ 30 3.1.3. Intensität, Absorption und Impedanz ....................................................... 31 3.1.4. Reflexion und Brechung .......................................................................... 32 3.1.5. Streuung, Interferenz und Beugung......................................................... 33

3.2. Dopplersonographie....................................................................................... 34 3.2.1 Pulsrepetitionsfrequenz, Nyquist-Theorem und Alias-Phänomen ............ 36 3.2.2. Gerätetechnik .......................................................................................... 37 3.2.3. Darstellungsarten .................................................................................... 38

3.2.3.1 A-Bildmodus....................................................................................... 38 3.2.3.2. B-Bildmodus (Brightness-Mode oder Helligkeitsmodus) ................... 39 3.2.3.3. 2-D-Echtzeitmodus (2D-realtime)...................................................... 40 3.2.3.4. M-Modus........................................................................................... 40

3.2.4.Dopplerarten............................................................................................. 40 3.2.4.1. PW-Doppler (pulsed wave) ............................................................... 41 3.2.4.2. CW-Doppler (continuous-wave-Doppler): ......................................... 43 3.2.4.3. High-PRF-Doppler (PRF = Pulswiederholrate) ................................. 43 3.2.4.4. Farbdoppler....................................................................................... 44

3.2.5. Schallköpfe.............................................................................................. 45 3.2.6 Ein Beispiel zur Anwendung der Verfahren in der Praxis [16] .................. 47

4. Literaturverzeichnis .............................................................................................. 55

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1. Einleitung:

Ultraschalldiagnostiksysteme haben in fast allen medizinischen Fachgebieten Einzug

gehalten. Dazu hat einerseits die hohe Akzeptanz der Patienten beigetragen infolge

der einfachen, nichtinvasiven und nicht strahlenbelastenden Anwendung;

andererseits aber auch die große Beliebtheit bei den Ärzten durch die vielseitigen

Anwendungsmöglichkeiten, die hohe diagnostische Aussagekraft, die nahzu

beliebige Wiederholbarkeit und die Wirtschaftlichkeit der Methode.

Das Ultraschallverfahren hat gegenüber anderen konventionellen Verfahren wie z. B.

das Röntgen zwei entscheidende Vorteile:

1. Ultraschall ist ein Schnittbildverfahren, d. h. es wird eine Scheibe aus dem

Körper „herausgeschnitten“.

2. Ultraschall ist ein Realtime-Verfahren. Auch kleine Veränderungen der

Schnittebene z. B. durch die Bewegung einer Herzklappe können Zeitgetreu

wiedergegeben werden. Dies ist weder bei konventionellen Röntgen noch bei

CT oder MR möglich, denn man erhält Bilder, die erst eine gewisse Zeit nach

der Aufnahme betrachtet werden können.

Hier eine Tabelle über Vor- und Nachteile der Ultraschalldiagnostik gegenüber anderen Bildgebenden Verfahren

(Rüdiger Krammer, Medizintechnik, Springerverlag 2007, S 312)

Ultraschall Röntgen Nuklearmedizin MR

Anwender Arzt MTR, Arzt MTR, Arzt MTR, Arzt

Gerätekosten Niedrig Hoch Hoch Sehr hoch

Invasivität Nichtinvasiv Nichtinvasiv Nichtinvasiv Nichtinvasiv

Belastung Nicht Ionisierend Ionisierend Ionisierend Nicht Ionisierend

Bildaufbau Statische und bewegliche Bilder, Realtime

Statische Bilder, bewegliche Bilder (nur CT), kein Realtime

Statische und bewegliche Bilder, kein Realtime

Statische und bewegliche Bilder, kein Realtime

Bildart Schnittbild Summationsbild, Schnittbild (CT)

Summationsbild, Schnittbild (ECT)

Schnittbild

Stärken Weichteile, Flüssig-keiten

Knöcherne Strukturen, luftgefüllte Organe

Funktionsanalyse des gesamten Körpers

Gesamter Körper, auch Funktion-sanalyse

Probleme Knöcherne Strukturen, luftgefüllte Organe

Flüssigkeiten Differenzial-diagnostik

Hoher zeitlicher Aufwand

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1.1 Begriffsdifferenzierung:

• Sonographie (Sono = Schall, graphie = Schreiben): Ultraschalldiagnostik der

inneren Organe, hauptsächlich Oberbauch, Unterbauch, Halsorgane.

• Echokardiographie (Kardio = Herz). Ultraschalldiagnostik des Herzens.

• Doppler: Funktionsdiagnostik des Blutflusses in Herz und Gefäßen durch

Bestimmung der Blutgeschwindigkeit mit dem Ultraschall-Dopplerverfahren.

1.2 Wozu dient die Doppler-Sonographie?

Die Doppler-Ultraschalluntersuchung (Duplexsonographie) ist ein schmerzloses und

risikoarmes Verfahren, bei der Ultraschallwellen eingesetzt werden, um den Blutfluss

und die Gefäße darzustellen. Der Dopplereffekt, auf dem dieses

Untersuchungsverfahren beruht, wurde erstmals von dem österreichischen Physiker

und Mathematiker Christian Doppler (1803 – 1853) beschrieben. Doppler hatte bei

der Beobachtung von Doppelsternen, die sich umeinander drehen, festgestellt, dass

das Licht des Sternes, der sich während der Drehbewegung vom Beobachter

entfernt, eine Rotverschiebung und das Licht des Sternes, der sich auf den

Beobachter zu Bewegt, eine Blauverschiebung aufweist. In einer 1842 von ihn

veröffentlichten Arbeit, legte er diese Beobachtung dar und formulierte die

mathematische Beziehung, die dieses Phänomen beschreibt, nämlich die

Dopplergleichung. Außerdem postulierte er, dass der Dopplereffekt auch auf

Schallwellen anwendbar sei.

Ein Experiment zum Dopplereffekt mit Schallwellen wurde 1845 vom Physiker

Christoph Buys-Ballot durchgeführt. Er postierte dazu mehrere Trompeter sowohl auf

einem fahrenden Eisenbahnzug als auch neben der Bahnstrecke. Beim Vorbeifahren

sollte jeweils einer von ihnen ein G spielen und die anderen die gehörte Tonhöhe

bestimmen. Trotz Schwierigkeiten bei der Durchführung – das Geräusch der

Lokomotive war sehr laut, die Musiker waren manchmal unaufmerksam – gelang es

Buys-Ballot, den Dopplereffekt zu bestätigen. Armand Hippolyte Fizeau entdeckte

den Effekt für Licht im Jahre 1848. William Huggins wandte den Dopplereffekt auf

Sternbewegungen an.

In der Praxis wird hierfür eine stiftähnliche Sonde auf die Haut aufgesetzt, in der sich

ein sogenanntes "piezoelektrisches Element" befindet, welches ungefährliche

Ultraschallwellen aussenden und empfangen kann. Diese Wellen werden von

verschiedenen Geweben im Körper unterschiedlich reflektiert, also zur Sonde

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zurückgesendet. So reflektiert z.B. die Gefäßwand die Ultraschallwellen anders als

fließendes Blut. Die Signale der Sonde werden im angeschlossenen Ultraschallgerät

in Geräusche umgewandelt, so dass der Untersucher die Stärke des Blutstromes

und auch dessen Richtung erkennen kann.

Bei der Duplexsonographie können die Ultraschallwellen auch als ein

zweidimensionales Bild auf einem Monitor dargestellt werden. Dadurch gewinnt man

zusätzlich einen Einblick in die Weite eines Gefäßes, die Wanddicke, mögliche

Gefäßverschlüsse (Thromben) und das Vorhandensein von Venenklapen. Manche

Geräte könne auch die Richtung des Blutflusses farbig unterschiedlich darstellen.

Die Doppler-Sonographie ist heute eine Routinemethode in der Diagnose von

Gefäßerkrankungen. Mit diesem Verfahren kann Folgendes beurteilt werden:

• Strömungsrichtung des Blutes

• Höher gradig arterielle Gefäßeinengung: Dies ist z.B. wichtig zum Nachweis

bzw. Ausschluss einer Einengung (Stenose) der hirnversorgenden Arterien.

• Gefäßwand-Veränderungen, z.B. in Form von Verkalkungen

• Flussgeschwindigkeit des Blutes

Außerdem wird die Doppler-Sonographie als Screening-Verfahren (Suchtest) in der

Diagnose von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) angewandt.

Eine pAVK liegt vor, wenn der Hohlraum von Arterien der Extremitäten eingeengt ist.

Am häufigsten ist diese Krankheit im Bereich der Beinarterien zu finden.

Zudem dient sie der Erfolgskontrolle und Verlaufsbeobachtung nach gefäß-

chirurgischen Eingriffen, wie z.B. nach Operationen von Einengungen der

Halsschlagader (Stenose der Arteria carotis) oder nach einer Nieren-Transplantation.

Die Doppler-Sonographie wird aber auch in anderen Bereichen der Medizin

eingesetzt:

• In der Geburtshilfe können auf diese Weise kindliche Herztöne nachgewiesen

werden.

• Bei der Ultraschall-Untersuchung des Herzens (Echokardiographie) ermöglicht

das Doppler-Verfahren den Nachweis von Herzklappenfehlern und Blutfluss-

und Druckverhältnisse im Herzen.

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2. Morphologie und Hämodynamik des Gefäßsystems

2.1 Blutgefäße:

Ein Gefäß (im klinischen Gebrauch Kombinationen mit angio- von griechisch αγγείο,

„Gefäß“) ist ein schlauchförmiger Leitungsabschnitt für die Körperflüssigkeiten Blut

und Lymphe bei Mensch und Tieren. Nach der Art der transportierten Flüssigkeit

unterscheidet man:

• Blutgefäße (Arterien, Venen, Kapillaren)

• Lymphgefäße (Lymphkapillaren, Kollektoren, Lymphsammelstämme)

Unabhängig von der Art der transportierten Flüssigkeit zeigt der Wandaufbau

größerer Gefäße eine typische Dreischichtung in:

• Tunica intima (kurz auch: Intima)

• Tunica media (Media)

• Tunica adventitia (Adventitia).

Kapillaren besitzen nur eine Intima mit einer Basalmembran.

Die Versorgung der Gefäßwände erfolgt bei kleineren Blutgefäßen über die

Flüssigkeit im Lumen durch Diffusion, größere Gefäße besitzen eigene kleine

Versorgungsgefäße (Vasa vasorum), die in der Adventitia des zu versorgenden

Gefäßes liegen. Die Vorspannung der Gefäßwand wird über vegetative, vorwiegend

sympathische Nervenfasern gesteuert.

Die Entzündung eines Blutgefäßes wird als Vaskulitis (Arteriitis bei Schlagadern,

Phlebitis bei Venen) bezeichnet und kann zu einer Zerstörung der Gefäßwand

(Gefäßnekrose) führen und auf die Umgebung übergreifen.

Transportschläuche für andere Körperflüssigkeiten (z. B. Speichel, Tränenflüssigkeit

und andere Drüsensekrete) bezeichnet man als Gang (lateinisch-anatomisch

ductus).

Blutgefäße werden unterteilt in:

1. Aorta (Hauptschlagader)

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2. Arterien (Schlagadern): Die Arterie (griechisch αρτηρία, von altgriechisch αείρειν, -

„zusammen-“, „anbinden“, gemeint ist „die [am Herzbeutel] Angehängte“), ist ein Blutgefäß,

welches das Blut vom Herz wegführt. Sie wird nach den an großen Arterien spürbaren Pulsen

des Herzschlags auch Schlagader oder Pulsader genannt. Durch ihren Aufbau sollen sie den

vom Herzen erzeugten Blutdruck möglichst stabil halten. Arterien transportieren in der Regel

sauerstoffreiches Blut (deshalb die alte Bezeichnung „arterielles Blut“), nur die Arterien des

Lungenkreislaufs enthalten sauerstoffarmes Blut. In den Arterien des Menschen sind nur etwa

20 % des gesamten Blutvolumens enthalten. Arten der Aterien: muskulärer Typ: diese

kleineren Arterien liegen relativ herzfern (peripher) und sind als Widerstandsgefäße u. a.

durch ihre glatte Muskulatur maßgeblich an der Aufrechterhaltung des Blutdrucks beteiligt, da

sie durch Verengung ihres Durchmessers den erforderlichen Blutdruck herstellen können (tun

sie dies nicht, so spricht man von einer orthostatischen Dysregulation mit Schwindel– und

Schwächeanfällen v. a. nach dem Aufstehen). elastischer Typ: diese großen, herznahen

Gefäße wandeln physiologischerweise den pulsatilen Blutfluss, der durch den ruckartigen

Herzschlag (die Systole) verursacht wird, durch ihre elastische Schwingungsfähigkeit in eine

quasi-kontinuierliche Strömung um – die so genannte Windkesselfunktion – und schützen so

in der Peripherie des Kreislaufs die Organe und Gewebe vor gefährlichen Blutdruckspitzen

oder –„tälern“. Bei der Arteriosklerose ist diese Schwingungseigenschaft stark vermindert oder

total erloschen, was in dauerhaften, krankhaften Bluthochdruck bis hin zur hypertensiven

Krise, transitorischen ischämischen Attacken (kurzzeitigen, durch schwachen Blutdruck

bedingten Bewusstseinsverlusten), Schlaganfällen (durch Massenblutung bei zu hohem oder

Mangelversorgung bei zu niedrigem Blutdruck) oder dem Reißen einer Gefäßaussackung

(eines Aneurysmas) münden kann.

3. Arteriolen (kleine Schlagadern)

4. Kapillaren (Haargefäße)

5. Venolen (kleine Venen)

6. Venen (Blutadern): (lateinischer Singular vena, in fachsprachlichen Zusammensetzungen

auch phlebo- vom griechischen Genitiv Singular φλέβας, phlébas, zu altgriechisch φλέψ,

phleps, „Ader“) oder deutsch Blutadern sind Blutgefäße, die das Blut zum Herzen führen. Die

Venen des Körperkreislaufs transportieren sauerstoffarmes Blut, diejenigen des

Lungenkreislaufs sauerstoffreiches Blut. Sauerstoffarmes Blut ist dunkler als

sauerstoffreiches. Der Blutdruck in Venen ist deutlich niedriger als in Schlagadern (Arterien),

sie gehören mit den Kapillaren und den Venolen zum Niederdrucksystem des Blutkreislaufs.

Die meisten Körpervenen sind Begleitvenen, das heißt sie verlaufen parallel zu ihrer

arteriellen Entsprechung. Das bläuliche Erscheinen der Hautvenen hängt nicht allein mit dem

Sauerstoffgehalt des venösen Blutes zusammen. Hautvenen erscheinen vor allem deswegen

blau, weil das langwellige rote Licht eine höhere Eindringtiefe in das Gewebe hat als das

blaue und somit vom dunklen Blut der Venen absorbiert wird. Das kurzwellige blaue Licht

hingegen wird reflektiert; somit erscheinen die Venen in einer Gewebstiefe von 0,5 bis 2

Millimetern blau.

7. Hohlvenen: obere/untere (Vena cava superior/inferior)

Page 8: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

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2.1.1 Anatomischer Aufbau

Die Wand eines größeren Blutgefäßes besteht prinzipiell aus drei verschiedenen

Schichten:

1. der Tunica interna oder Tunica intima, kurz: Intima

2. der Tunica media, kurz: Media

3. der Tunica externa oder Tunica adventitia, kurz: Adventitia

Kapillaren bestehen nur aus einem Endothel, in das Perizyten eingeschaltet sind.

Intima: Die Intima ist die innerste Schicht der Gefäßwand der Arterien, Venen und

Lymphgefäße. Sie besteht aus einer einzelnen Lage von in der Längsachse des

Gefäßes ausgerichteten Endothelzellen, welche dem Gas-, Flüssigkeits- und

Stoffaustausch zwischen Blut und umliegendem Gewebe dient. Sie besteht aus einer

Basalmembran, einer subendothelialen Schicht von Bindegewebszellen und häufig

einer Membrana elastica interna, die die Intima von der Media trennt.

Media: Die Media besteht, je nach Gefäßtyp, aus einer mehr oder weniger

ausgeprägten Muskelschicht, die beiderseits von einer Faserlamelle aus elastischem

Bindegewebe begrenzt wird. Man unterscheidet die herznahen Arterien vom

elastischen Typ und die eher distalen Arterien vom muskulären Typ. Über ihr liegt die

Membrana elastica externa, die sie von der Adventitia trennt.

Adventitia: Die Adventitia ist das umgebende lockere Bindegewebe zur

Verankerung und Einbettung des Blutgefäßes in seiner Umgebung. Bei größeren

Gefäßen enthält es Vasa vasorum, also feine Blutgefäße zur Versorgung der

Gefäßwand. Bei kleineren Blutgefäßen erfolgt die Versorgung aus dem Lumen des

Gefäßes selbst.

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Abb. 1 Wandaufbau der

Arterie (Wikipedia)

2.2 Hämodynamik des arteriellen Gefäßsystem

Die Hämodynamik beschäftigt sich mit der Strömungsmechanik des Blutes und den

sie beeinflussenden Kräften. Dabei kann die Durchblutung eines Organs kann an

verschiedenen Parametern erfasst werden, die ich hier kurz erwähnen möchte.

2.2.1 Lokale Volumenstromstärke und Peripherer Widerstand Die lokale Volumenstromstärke Ilok beschreibt die Menge Blut, die pro Zeiteinheit

durch ein Gefäß zu einem Organ fließt. Die Anpassung von Ilok an den

Funktionszustand des Organs erfolgt Über die änderung des lokalen peripheren

Widerstandes Rlok, der durch die Arteriolen und präkapilaren Sphinkteren (Ringe aus

glatter Muskalatur, die sich am Übergang von Metarteriolen in die Kapillaren

befinden. Ihre Kontraktion kann die Blutzufuhr zu den Kapillaren vollständig

unterbinden) des jeweiligen Organs bestimmt wird. Diese Beziehung beschreibt das

Ohmsche Gesetz wie folgt:

lok

systemischlok R

PI

Δ=

Wobei systemischPΔ die Differenz zwischen den mittleren Aortendruck und dem Druck im

rechten Vorhof. Ilok ist wie alle arteriellen Kreislaufparameter, einen pulsatilen Verlauf

und systolisch/diastolisch moduliert. Da Blut wie jede Flüssigkeit inkompressibel ist

und der Blutstrom in einem intakten arteriellen Gefäß nicht abreißen kann, findet sich

Page 10: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

10

in jedem kompletten Querschnitt des Kreislaufsystems in beliebiger Entfernung von

der Aortenklappe dieselbe Volumenstromstärke (Volumenflußrate)

constt

Vt

VIv =

ΔΔ

=ΔΔ

= 21

Abb 2 Kontinuitätsgleichung

d.h. in einer bestimmten Kreislaufsituation ist:

I = A1 * v1 = A2 * v2 = … = An * vn = const.

Abb. 3

Zusammenhang zwischen

Druck und Strömungs-

geschwindigkeit.

Also ein hoher Blutdruck bewirkt einen hohen Blutfluss und ein hoher

Gefäßwiderstand führt zur Erniedrigung des Blutflusses.

2.2.2. Arterieller Blutdruck

im Vergleich zur arteriellen Volumenstromstärke ist der Blutdruck nicht überall gleich.

Die Blutdruckamplitude beschreibt die Differenz zwischen systolischem und

diastolischem Blutdruck. Der systolische Blutdruck steigt mit zunehmender

Page 11: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

11

Entfernung von der Aortenklappe, während der diastolische leicht absinkt. Dieses

Phänomen wird als systolische Amplitudenüberhöhung bezeichnet und beruht auf

der Zunahme des Wellenwiderstandes in peripherer Richtung. Der mittlere Blutdruck

ist im Verlauf des arteriellen Gefäßsystems konstant und ist in der Regel eher eine

wissenschaftliche Größe, die in der Praxis wenig populär ist (Abb. 4). Somit ist es zu

beachten, dass Gleichzeitige Messung des systolischen Blutdruckes an

verschiedenen Orten einen deutlichen Unterschied zeigt.

Abb. 4 In zunehmender Entfernung von der Aortenklappe

(1 -3) kommt es zu einer deutlichen Überhöhung des

Systolischen Blutdrucks (Ps), während der diastolische

Blutdruck leicht absinkt (Pd) und der mittlere Blutdruck

nahezu konstant bleibt. Über den Ateriolen (4) und

Kapillaren (5) fällt der Blutdruck dann auf das Niveau des

Venösen Drucks (6,7) ab.

2.2.3. Segmentale Strömungsgeschwindigkeit

Die Durchblutung eines Organs kann auch an Stelle der lokalen Volumenstromstärke

Ilok auch anhand der Strömungsgeschwindigkeit in einem repräsentativen

Gefäßsegment (Vseg) beurteilt werden. Vseg ist bei konstantem Querschnitt A der Ilok

direkt proportional. A

IV lok

seg =

Bei Vergleichsmessungen muss die Strömungsgeschwindigkeit immer am selben

Segment und Messort ermittelt werden.

2.2.4. Strömungsgeschwindigkeitspuls und peripherer Widerstand

Die Strömungsgeschwindigkeit hat wie die Volumenstromstärke einen pulsatilen

Verlauf und ist systolisch/diastolisch moduliert. Man unterscheidet in Abhängigkeit

von dem peripheren Widerstand zwei Grundformen des

Strömungsgeschwindigkeitspulses (Abb. 5):

Page 12: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

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Peripherer Widerstand

Ort Beschreibung

Triphasischer Strömungsgeschwindigkeitspuls

Hoch (die Ruhdurch-blutung ist niedrig, da Rlok bei geringem Bedarf hoch ist)

Skelettmuskulatur im Ruhezustand, Darm im nüchternen Zustand

1. Steiler Anstieg bis zu einer systolischen Spitzengeschwindigkeit (systolic peak) 2. kurze Phase einer frühdiastolischen Retrograd gerichteten Strömung (frühdiastolischer Rückfluß) 3. mesodiastolischer Vorwärtsfluß (ist nicht immer nachweisbar, deswegen spricht man oft von diphasischer Strömungsgeschwindigkeitspuls)

Monofasiger Strömungsgeschwindigkeitspuls

niedrig Skelettmuskulatur in Arbeit, Darm postbrandial, Gehirn, Niere, Leber, Schilddrüse

1. Steiler Anstieg bis zu einer systolischen Spitzengeschwindigkeit (systolic peak) 2. langsamer spätsystolischer und diastolischer Abfall bis zu einem enddiastolischen Wert (ist eine kontinuierliche systolisch/diastolische Vorwärtsströmung

Abb. 5 Triphasischer(a) und monophasischer(b) Strömungsgeschwindigkeitspuls in der Analogkurvendarstellung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Änderungen des peripheren Widerstandes

zur Steuerung der lokalen Volumenstromstärke Vlok, vor allem die diastolische

Strömungsgeschwindigkeit beeinflusst. Während bei niedrigem peripheren

Widerstand ein monophasischer Strömungsgeschwindigkeitspuls mit kontinuierlicher

diastolischer Vorwärtsströmung und geringer Pulsatilität (Differenz zwischen

maximaler systolischer und minimaler diastolischer Strömungsgeschwindigkeit)

entsteht, zeigt sich bei hohem peripherem Widerstand ein Tri- oder Biphasischer

Strömungsgeschwindigkeitspuls mit frühdiastolischer Rückstromkomponente und

hoher Pulsatilität. Somit kann aus der Form des Strömungsgeschwindigkeitspulses

auf den Funktionszustand eines Organs geschlossen werden.

Page 13: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

13

2.2.5. Welche Faktoren beeinflussen den Strömungsgeschwindigkeitspuls?

Änderungen des peripheren Widerstandes eines Organs erfolgen nicht nur im

Rahmen der Bedarfsanpassung, sondern können auch im Dienste anderer

Funktionen stehen, z.B.:

1. Wärmeregulation: an den Arm- und Hand- sowie Fußgefäßen. Bei niedriger

Außentemperatur: die Durchblutung an Hand und Fuß nimmt ab durch Engstellung der

akralen arteriellen Gefäße, um einen Wärmeverlust des Körpers zu verhindern. Über den

zuführenden Arterien finden sich triphasisch akzentuierte

Strömungsgeschwindigkeitspulse. Bei hoher Außentemperatur: im Gegensatz zu A

weiten sich die Arterien um Wärme nach Außen abzugeben, dabei entwickelt sich ein

monophasisch akzentuierter Strömungsgeschwindigkeitspuls.

2. Herzfrequenz

3. Herzrhythmus

4. Atmung

5. Körperhaltung.

6. Alterungsprozesse der Gefäßwand: Im Rahmen von Alterungsprozessen der

arteriellen Gefäßwand (Elastizitätsverlust) zeigen sich ebenfalls eine Abnahme der

diastolischen Strömungsgeschwindigkeit und eine Zunahme der Pulsatilität.

7. Erkrankungen der Aortenklappe (Abb. 6).

Abb. 6 77-jähriger Patient mit Beckenarterienstenose rechts und Aorteninsuffizienz II. Grades.

Spektraldopplerkurve der rechten A.poplitea. Anstelle des zu erwartenden monophasischen

Strömungsgeschwindigkeitspulses zeigt sich aufgrund der Aorteninsuffizienz eine breite diastolische

Rückstromkomponente.

2.2.6. Quantifizierung der Flussrate und Widerstandsindizes

Zur quantitativen Analyse des Frequenzspektrums eines Dopplersignales können

folgende Kriterien erfasst werden:

Page 14: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

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2.2.6.1. Flussrate:

Diese setzt sich zusammen aus der maximalen systolischen Geschwindigkeit und

der maximalen enddiastolischen Geschwindigkeit und wird ermittelt, indem durch den

Untersucher ein Dopplersignal manuell umfahren sowie die Weite des dargestellten

Gefäßes manuell eingestellt wird. Daraufhin errechnet das Duplexsonographiegerät

automatisch die mittlere Flussrate in ml/ min. Die Kenntnis der Flussrate ist v. a. in

der Diagnostik eines akuten Abdomens bzw. einer Darmischämie von großer

Bedeutung. Hierzu ist allerdings vor allem die Kenntnis des Dopplerwinkels α

erforderlich. In großen Gefäßen lässt sich dieser Winkel in der Regel mit

hinreichender Genauigkeit messen, in kleineren peripheren Gefäßen dagegen ist die

Winkelbestimmung höchst unsicher. Aus der peripheren Gefäßdiagnostik sind hierbei

zwei Parameter zur Beschreibung arterieller Flusssignale bekannt, die mit dem

peripheren Gefäßwiderstand korrelieren.

2.2.6.2. Pulsatilitäts-Index (PI)

der Pulsatilitäts-Index vergleicht die Differenz zwischen der maximalen und der

minimalen Strömungsgeschwindigkeit eines Herzzyklus mit der über die Zeit

gemittelten Geschwindigkeit [Vm].

Zur semiquantitativen Auswertung arterieller Dopplerfrequenzspektren gehören der

Resistance-Index und der Pulsatilitäts-Index. Vorteil der Bestimmung des PI ist, dass

die Errechnung der Verhältniszahlen unabhängig vom Sondenwinkel und vom

Energieverlust der in das Gewebe ausgesendeten Ultraschallwellen ist [1].

Dabei zu beachten, dass bei der Bestimmung des PI zwischen tri- und

monophasische Pulse zu unterscheiden, da beim letzteren die minimale

Strömungsgeschwindigkeit enddiastolisch gemessen wird (Vmaxenddiast), während bei

triphasische Pulse die höchst negative Strömungsgeschwindigkeit der

frühdiastolischen Rückstromphase verwendet wird (Vmindiast).

Monophasischer Puls m

enddiastsyst

VVV

PI maxmax −=

Triphasischer Puls m

diastsyst

VVV

PI minmax −=

2.2.6.3. Resistance-Index (RI):

Beim Resistance-Index wird die Differenz zwischen der maximalen systolischen

Geschwindigkeit Vmaxsyst. und der maximalen enddiastolischen

Page 15: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

15

Strömungsgeschwindigkeit Vmaxenddiast mit der maximalen systolischen

Strömungsgeschwindigkeit ins Verhältnis gesetzt (Quotient).

syst

enddiastsyst

VVV

RImax

maxmax −=

Beide Indizes werten die Hüllkurve (ein Signal) des Dopplerspektrums aus. Für beide

Indices wird die Differenz zwischen der maximalen systolischen

Dopplerfrequenzverschiebung und der minimalen diastolischen

Frequenzverschiebung benötigt. Diese wird durch die maximale (RI) bzw. mittlere

(PI) Dopplerfrequenzverschiebung geteilt (Abb. 7).

PI und RI sind im klinischen Alltag häufig verwendete Indices im Bereich der

Gynäkologie, der Transplantationsmedizin und auf dem Gebiet der Diagnostik von

Cerebralarterien.

Abb. 7.a Bestimmung des

Resistance-Index RI. In den

Beispielen 1 und 2 wird die

Bestimmung des Resistance-Index

bei monophasischen

Strömungsgeschwindigkeitspulsen

mit verschiedener enddiastolischer

Strömungsgeschwindigkeit gezeigt.

Die in Beispiel 2 deutlich niedrigere

Enddiastolische

Strömungsgeschwindigkeit führt zu

einer Erhöhung des Resistance-

Index im Vergleich zum Beispiel 1.

Das Beispiel 3 zeigt einen

Resistance-Index mit dem Wert 1

bei fehlender enddiastolischer

Strömungskomponente. Der

Resistance-Index ist auf triphasische Strömungsgeschwindigkeitspulse (Beispiel 4) nicht anwendbar, da hier

unabhängig vom Verlauf der diastolischen Strömungsgeschwindigkeit die Enddiastolische

Strömungsgeschwindigkeit in aller Regel 0 ist und sich daher immer ein Resistance-Index von 1 ergibt.

Abb. 7.b Bestimmung des Pulsatilitäts-Index PI. In Beispiel 5 und 6 wird die Ermittlung des Pulsatilitäts-Index bei

monophasischen Strömungsgeschwindigkeitspulsen mit verschiedenen enddiastolischen

Strömungsgeschwindigkeiten gezeigt. Die Pulsatilität des Strömungsgeschwindigkeitspulses mit niedriger

enddiastolischer Strömungsgeschwindigkeit ist höher. Das Beispiel 7 zeigt einen Strömungsgeschwindigkeitspuls

mit der enddiastolischen Strömungsgeschwindigkeit 0, das Bespiel 8 einen triphasischen

Strömungsgeschwindigkeitspuls, bei dem anstelle der enddiastolischen Strömungsgeschwindigkeit die maximale

negative Strömungskomponente V Mindiast zur Berechnung des PI verwendet werden muss.

Page 16: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

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2.2.7. Strömungsprofile

Misst man die Strömungsgeschwindigkeit zu einem bestimmten Herzzyklus entlang

des Gefäßes durch Messen in verschiedenen Abständen von der Gefäßwand so

zeigen sich verschiedene Geschwindigkeiten, die auf 2 verschiedene

Strömungsarten bzw. Profile zurückgeführt werden können, die laminare und die

turbulente Strömung (gestörte Strömung)

2.2.7.1. laminare Strömung

Das Blut fließt im Zentralstrom schneller als an der Gefäßwand und es bewegt sich in

konzentrischen Flüssigkeitsschichten.

Abb. 8 Laminare Strömungen

2.2.7.2. Turbulente Strömungen

Hier treten Verwirbelungen auf, die zu einer Auflösung der konzentrischen

Flüssigkeitsschichten der laminaren Strömungen führen. Das parabelförmige

Strömungsprofil wird abgeflacht auch ohne dass eine pathologische

Gefäßveränderung vorliegt, treten bei hoher Strömungsgeschwindigkeiten, große

Gefäßdurchmesser und Änderungen der Gefäßgeometrie (Kalibereinengung,

Gefäßkrümmung und Gefäßverzweigung) auf (Abb. 9).

Abb. 9 Turbulente (gestörte) Strömungen

Zur Analyse gestörter Strömungen ist es wesentlich, die verschiedenen

Geschwindigkeiten mit ihrem Betrag so wie ihrer Richtung zu erfassen und

Page 17: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

17

arithmetisch zu gewichten. Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkten die

grafische Darstellung der Strömungsgeschwindigkeiten einer laminaren Strömung

über einen Herzzyklus, so ergibt sich unter Berücksichtigung der

Geschwindigkeitsverteilung im Gefäßquerschnitt ein Geschwindigkeitsband, das

diastolisch etwas breiter als systolisch ist (Abb. 10).

Abb. 10 Geschwindigkeitsspektren, duplexsonographisch gewonnen. Links Laminar, Rechts gestörter Strömung.

2.2.8. Parameter zur Beschreibung des Strömungsverhalten

das Strömungsverhalten lässt sich durch folgenden Parameter beschreiben:

1. Monophasischer Strömungsgeschwindigkeitspuls: Vmaxsyst höchste

Geschwindigkeit im Gefäßquerschnitt zum Zeitpunkt des systolischen

Gipfels und Vmaxenddiast Ende der Diastole.

2. Triphasischer Strömungsgeschwindigkeitspuls: Vmaxsyst, die

höchstpositive Strömungsgeschwindigkeit und Vmindiast, die höchstnegative

Strömungsgeschwindigkeit

3. Mean Velocity: Vmean ist die mittlere Strömungsgeschwindigkeit im

Strömungsprofil zu einem bestimmen Herzzyklus auch als über dem

Gefäßquerschnitt gemittelte Strömungsgeschwindigkeit genannt.

4. Time Average Velocity: TAV arithmetisches Mittel aller über einen oder

mehreren Herzzyklen gemessenen Strömungsgeschwindigkeiten auch als

über die Zeit gemittelte Strömungsgeschwindigkeit genannt. Zur Berechnung

von lokalem Volumenstromstärke wird TAV benutzt mit der Beziehung

Ilok = TAV * A. Im Prinzip bildet TAV den Mittelwert von Vmean.

Für die Bestimmung des RI und PI erforderliche Größe (Vm) mittlere

Strömungsgeschwindigkeit, wird die über der Zeit gemittelte Wert der zu jeden

Page 18: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

18

Zeitpunkt eines Herzzyklus vorliegende maximale Strömungsgeschwindigkeit erfasst

(TAMx). (Abb. 11)

Abb. 11 Bestimmung der Indizes bei Spektralkurven. Links: Bestimmung von RI und PI bei monophasischem

Puls. Rechts: Bestimmung von PI bei triphasischem Puls. Die Bestimmung wurde in Bild-Links durch eine

automatische Kurvenerkennung vorgenommen. Durch einen senkrechten Strich (Weiß) wird jeweils Anfang und

Ende der zu berechnenden Pulszyklen angegeben. In die Spektralkurve eingezeichnet ist die Kurve der

maximalen sowie mittleren Frequenzen bzw. Strömungsgeschwindigkeiten zu einer bestimmten Phase des

Herzzyklus. Die beiden großen Kreuze markieren den systolischen Peak und die maximale enddiastolische bzw.

minimale diastolische Strömungsgeschwindigkeit.

5. Gesetz nach Hagen Poiseuille Dieses Gesetz beschreibt das Verhalten des

Stromzeitvolumens in Abhängigkeit von der Viskosität, dem Radius sowie

den auf das strömende Blut einwirkenden Scherkräften.

Die wesentliche Aussage dieses Gesetzes ist, dass lange Gefäßstrecken und

eine Viskositätszunahme zur Abnahme des Blutflusses führen und eine

Erweiterung des Gefäßdurchmessers von 20% verdoppelt die Durchblutung

eine Halbierung des Radius verringert die Durchblutung auf 1/16 des

Ausgangswertes.

6. Reynolds Zahl (Re): Die laminare Blutströmung ist abhängig vom

Gefäßdurchmesser, der Geschwindigkeit und der Viskosität des Blutes. Beim

Überschreiten einer kritischen Flußgeschwindigkeit, wie dieses zum Beispiel

in Stenosen der Fall ist, entsteht eine Turbulenz. Diese wird berechnet durch

die Reynolds Zahl (Re), deren Größe das Verhältnis von Trägheits und

Zähigkeitskräften beschreibt. Es handelt sich um eine wichtige Größe in der

Kreislaufphysiologie, deren Kenntnis der Einschätzung einer pathologischen

Page 19: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

19

Strömung und damit dem Risiko von Gefäßwandveränderungen dient.

Mathematisch handelt es sich um einen dimensionslosen Zahlenwert, deren

Zusammenhang durch folgenden Ausdruck beschrieben wird:

Re = Geschwindigkeit (v) ´ Durchmesser (d) / Viskosität (h) Für die normale Blutströmung beträgt Re 100 800. Eine Turbulenz tritt auf,

wenn Re 1100 überschreitet. Aussage: zur Verwirbelung führen hohe

Flussgeschwindigkeit, großer Querschnitt und geringe Viskosität.

2.2.10. Stenosen

Stenosen in der Karotisstrombahn mit einer Einengung des Lumens unter 50%

führen nur zu einer geringen Änderung der Hämodynamik. Verwendbar ist hier das

Kriterium des verbreiterten Dopplerspektrums („spectral broadening“). Dadurch wird

das sogenannte systolische Fenster mit zunehmendem Stenosegrad schmaler. Eine

Zunahme der systolischen Maximalgeschwindigkeit sowie der enddiastolischen

Geschwindigkeit ist nur in einem geringen Ausmaß zu erwarten. Eine Stenose unter

50% lässt sich durch eine Abschätzung der sichtbaren Lumeneinengung im B-Bild im

Längs- und Querdurchmesser gut abschätzen, welches dann noch durch die

Farbdarstellung „gegenkontrolliert“ werden kann. Die Stenosequantifizierung

oberhalb 50%iger Lumeneinengung wird auf Grund der geänderten Hämodynamik

vorgenommen. Verwendete Messparameter sind die winkelkorrigierte systolische

Maximalgeschwindigkeit, die minimale enddiastolische Geschwindigkeit sowie

Geschwindigkeitsquotienten, da die Absolutgeschwindigkeiten von verschiedensten

Parametern beeinflusst werden können (vorgeschaltete Stenosen, reduzierte

linksventrikuläre Funktion, Bluthochdruck etc).

Am gebräuchlisten ist die Verwendung des Quotienten gebildet aus der maximalen

systolischen Geschwindigkeit in der A. carotis interna dividiert durch die maximale in

der A. carotis communis gemessene, prästenotische systolische Geschwindigkeit.

Dieser Quotient wird als Peak Velocity Ratio (PVR) bezeichnet [14].

In die engültige Graduierung einer Stenose sollten zum einen die genannten Kriterien

zum anderen aber auch die morphologische Veränderung der Dopplerkurve und

nicht zuletzt akustische Phämomene, wie sie aus der CW-Dopplersonographie

vertraut sind (z.B. poststenotische Turbulenzen, „Schritte im Kies“) einfließen. Eine

„Absicherung“ des Untersuchungsergebnisses durch synoptische Verwendung

mehrere Kriterien hat sich bewährt.

Page 20: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

20

Um einen Verschluss von einer subtotalen Stenose ausreichend sicher abgrenzen zu

können, sollte die Duplexuntersuchung von der Geräteeinstellung her so

durchgeführt werden, dass geringe Flussgeschwindigkeiten noch hinreichend sicher

erfasst werden können (Niedrige Geschwindigkeitsskala, niedriger Wandfilter).

Wichtiges Kriterium für eine subtotale Stenose ist der positive Nachweis eines

Farbflusses im Gefäß über mindestens 1,5 cm Länge unmittelbar distal der

subtotalen Stenose [15]

Abb. 12 Hochgradige Arteria carotis interna Stenose mit hoher systolischer und enddiastolischer Geschwindigkeit.

Page 21: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

21

Abb. 13 Arteria vertebralis Verschluss im Längsschnitt. Gut zu erkennen die verschlossene Arterie (Pfeile) sowie die perfundierte Begleitvene (VV)

2.3. Das venöse Gefäßsystem

2.3.1. Aufbau und Funktion

Arterien- und Venenwand bestehen jeweils aus drei Schichten. Im Gegensatz zu den

Arterien besitzen die Venen eine insgesamt dünnere Wand (schmale Muskelschicht),

einen größeren Querschnitt (im Vergleich zur Begleitarterie) und unterscheiden sich

(zumindest im Extremitätenverlauf) durch das Vorhandensein von Venenklappen.

Abb. 14 Links: Das System der Beinvenen: Oberflächige Venen, tiefe Venen und Verbindungs- venen. Über die tiefen Venen wird das Blut zum Herzen zurücktransportiert. Rechts: Die Venenklappen arbeiten wie Taschenventile. Sie öffnen sich, sobald das Blut nach oben gedrückt wird. Sie schließen, wenn die Blutförderung stagniert.

Page 22: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

22

Dieses wesentliche Unterscheidungsmerkmal wurde 1574 von Aquapendente, dem

Lehrer W. Harvey's entdeckt und in seiner strömungsrichtenden Funktion korrekt

gedeutet.

2.3.1.1. Anatomie der Beinvenensysteme

Im Venensystem unterscheidet man oberflächige Venen, Verbindungsvenen und

tiefe Venen. Die oberflächigen Venen liegen dicht unter der Haut ein miteinander

verbundenes Netz. Sie können eine Menge Blut speichern. Von diesen

Speichervenen führen Verbindungsvenen (transfaszialen Venen) zu den tiefen

Venen. Diese ohne Verzweigungen relativ geradlinig verlaufenden Venen liegen tief

in der Unterschenkelmuskulatur. Ihre Aufgabe ist es, den Blutstrom zum Herzen

zurückzuleiten. Venen sind dünnwandig, sehr dehnbar und im Gewebe fest

verankert. Die Venenwand enthält nur eine dünne Muskelschicht, die der Vene ihre

Spannkraft gibt. Zum Schutz vor Überlastung ist die Venenwand mit unnachgiebigen

Bindegewebsfasern ausgestattet. Während in den Arterien das Blut durch die

Pumpwirkung des Herzens und durch die Pulswelle transportiert wird, müssen für die

Beinvenen hauptsächlich die Beinmuskulatur und die Venenklappen diese Aufgabe

übernehmen. Die Beinvenen verfügen im Innern über zahlreiche, herzwärts

gerichtete Venenklappen. Diese sorgen dafür, dass das Blut in die richtige Richtung

fließt; von der Oberfläche in die Tiefe und herzwärts.

Page 23: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

23

Abb. 15 Kreislaufsystem [4]

1. Jugular vein

2. Subclavian vein

3. Aorta

4. Pulmonary artery

5. Pulmonary veins

6. Renal artery

7. Mesenteric artery

8. Femoral vein

9. Popliteal vein

10. Carotid artery

11. Subclavian artery

12. Superior vena cava

13. Hepatic vein

14. Inferior vena cava

15. Hepatic artery

16. Renal vein

17. Hepatic Portal vein

18. Femoral artery

19. Popliteal artery

2.3.1.2. Physiologie

Von klinischer Bedeutung sind die Flussverhältnisse (Durchflussraten), die

herrschenden Druckzustände unter verschiedenen Lagebedingungen sowie die

Häufigkeit und Anordnung der Klappen.

Antriebskräfte des venösen Rückstroms Die entscheidende Bedeutung für den venösen Rückfluss liegt in der Funktion der

Wadenmuskulatur, die man auch als "Herz" des venösen Rückstroms bezeichnet.

Page 24: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

24

Als weitere Mechanismus ist der stetige arterielle Einstrom mit dem daraus

resultierenden Druck über das kapillare Gefäßsystem zu nennen, welcher zum

venösen Schub beiträgt und als "vis a tergo" Mechanismus (Kraft von hinten)

bezeichnet wird. Ein weiterer Mechanismus ist die Atempumpe und der

Ventilebenenmechanismus. In Abhängigkeit der Beinlage (Stehen, flaches Liegen,

Liegen mit erhöhtem Bein) können zusätzliche Einflüsse auf Druck und Flussgrößen

genommen werden.

Bedeutung der Wadenvenenpumpe: Orthostatische Änderungen führen zu

außerordentlichen Auswirkungen der venösen Hämodynamik. Der Lagewechsel vom

Liegen zum Stehen verändert den venösen Fußdruck von 15 mmHg in Ruhe auf

Werte um 115 mmHg im Stehen bedingt durch den orthostatischen Druck (welcher

durch die Blutsäule zwischen Herz und Fuß gebildet wird). Durch Betätigen der

Wadenmuskulatur (Wadenpumpe) wird der hohe periphervenöse Druck um ca. 70%

gemindert. Unter der Voraussetzung, dass der arterielle Einstrom dem venösen

Abstrom durch die Wadenpumpe gleicht, spricht man von einer normalen

Wadenmuskelfunktion. Ihren Ausdruck findet sie in der physiologischen Weite der

Unterschenkelvenen ohne Zeichen einer Dilatation. Folgende Muskelkompartments

des Unterschenkels sind hierfür verantwortlich:

• Das tiefe posteriore Kompartment

• Das oberflächliche posteriore Kompartment

• Das anteriore tibiale Kompartment

In Abhängigkeit vom Kontraktionszustand der Wadenmuskulatur wird nicht nur der

herzwärts gerichtete Blutstrom beschleunigt, sondern auch kleine Hohlräume, die

zum tiefen Venensystem in Verbindung stehen, sozusagen ausgepresst. Diese, als

Sinus bezeichneten Höhlen, sind speziell im Bereich des Wadenmuskels anzutreffen

und können hier Ausgangspunkt einer Thrombose sein. Das nachfolgende Schema

demonstriert diese Vorgänge in Abhängigkeit zum Kontraktionszustand.

Abb. 16 Links: Funktionen der Wadenmuskelpumpe: Bei jeder Anspannung der Beinmuskulatur werden die Venen zusammengedrückt. Dadurch wird das Blut nach oben gedrückt. Rechts: Bei jeder Entspannung der Beinmuskulatur wird erneut Blut angesaugt.

Page 25: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

25

Bedeutung der Atempumpe: Im Thorax (Brustkorb) herrscht sogenannter negativer

Druck (= Unterdruck). Während des Einatmens verstärkt sich dieser Unterdruck und

damit steigt gleichzeitig intraabdominal (innerhalb des Bauches) der Druck an, indem

sich das Zwerchfell senkt. Das führt dazu, dass sich die Venenklappen in der Vena

femoralis schließen. Dieses Phänomen, Valsalva-Prinzip genannt, nutzt man in der

Venendiagnostik als erste orientierende Funktionsprüfung der Venenklappen. Der

Venendruck fällt vom Bauchraum zum Thorax hin ab, es entsteht ein Sog in den

thorakalen Venen. In der Ausatemphase öffnen sich die Klappen wieder als Reaktion

auf den intraabdominalen Druckabfall. Folge ist, dass sich die Beckenvenen und die

untere Hohlvene wieder füllen, das Blut strömt weiter Richtung Herzen. Verstärkt

wird diese sogenannte abdominal-thorakale Zweiphasenpumpe durch die

Herztätigkeit [13].

Größen des venösen Rückstroms: Aus der normalen Funktion resultieren für den venösen Rückfluss folgende Größen:

für das oberflächliche Venensystem 15% Für das tiefe Venensystem 85% Bedeutung der Venenklappen Sämtliche Extremitätenvenen (Arm und Beinvenen) der oberflächlichen, tiefen und

perforierenden Systeme besitzen den Blutfluss richtende Klappen. Aus anatomischer

Sicht ist dabei die Klappenhäufigkeit einzelner venöser Abschnitte, aus

physiologischer Sicht die an ihnen auftretenden Fluss und Druckverhältnisse von

Bedeutung. Treten Funktionsstörungen und pathologische Prozesse ein, erlangen

diese Vorgänge klinisches Interesse.

2.3.2. Pathologische hämodynamische Verhältnisse

Dieser Abschnitt habe ich als praktisches Beispiel zu Erläuterung und besseren

Verständnis der Funktionen des Venösen Gefäßsystems aus der Zeitschrift

Phlebologie 2001 übernommen.

2.3.2.1. Primäre Varikose und chronische venöse Insuffizienz Als primäre Varikose bezeichnet man essenzielle Varizen mit nachgewiesenem

Reflux in den oberflächlichen Venen und mit meistenteils gut funktionierender

muskulovenöser Wadenpumpe, was die primäre Varikose hämodynamisch von

sekundären Varizen unterscheidet. Weil der Saphenareflux die Funktion der Pumpe

Page 26: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

26

beeinflussen und eine Störung der Pumpe vortäuschen kann, muss diese erst nach

verlässlicher Ausschaltung des Refluxes in den oberflächlichen Venen beurteilt

werden. Als chronische venöse Insuffizienz (CVI) bezeichnet man das klinische Bild

eines venösen Stauungssyndroms, welches hämodynamisch durch die Unfähigkeit

charakterisiert ist, einen ambulatorischen Unterdruck (Der venöse Druck ist in horizontaler Lage

niedrig, der Druckunterschied zwischen den Beinvenen und dem rechtem Vorhof beträgt ungefähr 10-15 mmHg.

Im Stehen ist der venöse Ruhedruck durch den hydrostatischen Druck der Blutsäule bestimmt, steigt nach dem

Gesetz der Schwerkraft ungefähr 0,8 mmHg/cm unterhalb des rechten Vorhofs distalwärts an und beträgt am

Knöchel je nach Körperhöhe 80-100 mmHg (28). Bei der Betätigung der muskulovenösen Pumpe sinkt der

venöse Druck (der so genannte ambulatorische Druck) in den oberflächlichen Venen am Fuß und Unterschenkel

deutlich unter den Ruhedruck und steigt nach Beendigung der Muskelarbeit allmählich zum Ausgangsdruck an).

von genügendem Ausmaß im Bereich des Unterschenkels zu erzeugen. Dieser

Zustand kann auch bei gut funktionierender muskulovenöser Pumpe durch den

starken Saphenareflux verursacht werden. In solchen Fällen wird das Blut, das in

den tiefen Venen herzwärts abgepumpt wird, unverzüglich mit dem in der V. saphena

refluxierenden Blut je nach Größe des Refluxes teilweise oder vollständig ersetzt, in

den schwersten Fällen kommt es zu keinem Druckabfall. Nach Ausschaltung des

Refluxes werden normale hämodynamische Verhältnisse wiederhergestellt, ja sogar

»supernormale « lethysmographische Werte können als Ausdruck der

Kompensationssteigerung der Pumpenleistung gefunden werden [9,10].Wenn sich

nach Ausschaltung des Refluxes die hämodynamische Situation deutlich bessert,

wird dieser Zustand als »besserbare« venöse Insuffizienz bezeichnet. Eine andere

Ursache der chronischen venösen Insuffizienz ist die Beschädigung der Pumpe

selbst durch den postthrombotischen Prozess (Obliteration und/oder

Klappeninsuffizienz der tiefen Unterschenkelvenen) oder durch die

Bewegungseinschränkung des Sprunggelenkes. Die Insuffizienz der tiefen

Oberschenkelvenen wird in weiterer Folge bewertet. Die Obliteration der V. femoralis

stellt ein Abflusshindernis dar, kann aber durch die Bildung des Kollateralkreislaufs

kompensiert werden [9,11]. Ob es sich um eine besserbare oder nicht besserbare

venöse Insuffizienz handelt, muss beim diagnostischen Procedere abgeklärt werden,

um eine sinnvolle Therapie einzuleiten. Für die Diagnose der chronischen venösen

Insuffizienz ist das klinische Bild entscheidend, weil sich die Folgen der venösen

hämodynamischen Störung an der Haut des Unterschenkels widerspiegeln.

Page 27: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

27

Abb. 17 Duplexsonographische Darstellung der V. saphena magna kurz vor der sapheno-femoralen Einmündung bei einer gesunden Person im Stehen. (A): Die Dorsalflexion im Sprunggelenk bewirkt eine deutliche herzwärts orientierte Strömung im Saphena-magna-Stamm. (B): Das gezielte Ausdrücken des Blutes proximalwärts im Saphena-magna-Stamm am Unterschenkel löst nur eine geringfügige Strömung aus. Es ergibt sich daraus, dass die in der V. saphena magna registrierte Strömungswelle (A) durch das Entweichen des Blutes aus den tiefen Unterschenkelvenen über die »suffizienten« Perforansvenen in den Saphena-magna-Stamm verursacht ist.

2.3.2.2. Der venöse Reflux (Rückfluss) Der venöse Reflux ist eine pathologische, herzabwärts gerichtete, bei aufrechter

Körperhaltung der Schwerkraft folgende Strömung, die durch die Klappeninsuffizienz

der oberflächlichen oder der tiefen Venen verursacht ist. Die Voraussetzungen für die

Entstehung des Refluxes sind ein Druckgradient und eine insuffiziente Vene. Es

funktioniert ähnlich wie in der Elektrizitätslehre: Damit ein Strom entsteht, muss es

eine Spannung geben und einen Leiter, der die zwei Pole der Spannung verbindet. In

der venösen Hämodynamik wird die Spannung als Druckgradient bezeichnet, und

der Leiter ist die insuffiziente Vene, welche die Pole des Druckgradienten verbindet,

das heißt einerseits die V. femoralis, V. poplitea, V. profunda femoris oder V. iliaca

und andererseits eine der tiefen Unterschenkelvenen. Beim ruhigen Stehen kommt

es zu keinem Reflux; dieser entsteht erst während der Betätigung der

muskulovenösen Pumpe und wird durch den ambulatorischen Druckgradienten

ausgelöst. [9]

2.3.2.3. Privatkreislauf nach Trendelenburg 1891 hat Trendelenburg [9,12] die pathologische venöse Strömung bei

Varizenpatienten (Krampfadern,von althochteusch krimpfan „krümmen“, lateinisch

varix, Plural Varizen) beschrieben und diese als »Privatkreislauf « benannt. Ein Teil

des Blutes weicht an der insuffizienten saphenofemoralen Einmündung von der V.

femoralis ab, fließt durch den insuffizienten Saphenastamm peripherwärts in die

Varizen am Unterschenkel und von da über die Perforansvenen in die tiefen

Unterschenkelvenen und wird weiter durch die Muskelpumpe in die V. poplitea und

V. femoralis befördert. Man muss bewundern, dass Trendelenburg zu dieser

Page 28: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

28

richtigen Darstellung allein durch die klinische Beobachtung schon vor mehr als 100

Jahren gekommen war. Bjordal bestätigte seine Darstellung 1970 und 1972 durch

direkte elektromagnetische Flussmessungen. Dieser Privatkreislauf stellt eine

zusätzliche Belastung für die muskulovenöse Pumpe dar. Die am Privatkreislauf

teilnehmenden Venenabschnitte erweitern sich (Venae perforantes, betroffene tiefe

Unterschenkelvenen,V. poplitea, V. femoralis), weil zusätzlich zum normalen

arteriellen Zustrom auch das Refluxvolumen herzwärts befördert werden muss. Nach

Beseitigung des Saphenarefluxes nimmt der Diameter dieser Venenabschnitte

wieder ab [9].

Page 29: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

29

3. Dopplerverfahren

3.1. Physikalische Grundlagen

3.1.1. Was ist Schall?

Damit Schall entstehen und sich ausbreiten kann, bedarf es einer Schallquelle und

eines elastischen Mediums in dem sich der Schall fortpflanzen kann. Steht die

Schallquelle mit einem elastischen Medium, z.B. der Luft in Verbindung, so überträgt

sie ihre Schwingungen auf die umgebenden Luftmoleküle. Die so angeregten

Teilchen übertragen ihre Schwingungen wiederum auf ihre Nachbarmoleküle, so

dass sich die von der Schallquelle ausgehende Erregung im gesamten Raum

ausbreitet. Durch die

Anregung der

Luftmoleküle kommt es

zu Zonen mit

Verdichtungen und

Verdünnungen der

Teilchenabstände, die

aufeinander folgen und

sich wellenartig im

Raum ausbreiten. Die

Verdichtung der

Molekülabstände

verursacht einen Luftdruckanstieg gegenüber dem schon vorhandenen

atmosphärischen Luftdruck. Analog wird durch die Verdünnung der

Teilchenabstände ein niedrigerer Luftdruck erzeugt. Auf diese Weise entstehen

Luftdruckschwankungen die dem schon vorhandenen atmosphärischen Luftdruck

überlagert und als Schalldruck [p] bezeichnet werden. Da sich dieser Vorgang

wellenförmig ausbreitet, spricht man von der Entstehung einer Schallwelle. Eine

Darstellung des Verlaufs der Schalldruckamplitude in Abhängigkeit der

Teilchendichte ist in der nebenstehenden Grafik dargestellt Eine Schallwelle ist nicht

ausschließlich an das Medium Luft gebunden. Vielmehr ist es so, dass sich in jedem

elastischen Medium Schallwellen ausbilden können, solange das Medium mit einem

schwingenden Körper in Verbindung steht. Bei jedem elastischen Medium kommt es

demnach zu einer Verdichtung und Verdünnung der Teilchenabstände, die sich dem

schon vorhandenen Druck überlagern und als Schalldruck bezeichnet werden. In

Page 30: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

30

Abhängigkeit des betrachteten Mediums weisen die entstehenden Schallwellen

allerdings unterschiedliche physikalische Eigenschaften auf. [4].

3.1.2. Ultraschall

Als Ultraschall bezeichnet man Schallwellen mit einer Frequenz ≥20kHz, die vom

menschlichen Ohr nicht mehr wahrgenommen werden können. In der medizinischen

Diagnostik werden zur Bildgebung derzeit Frequenzen zwischen 2MHz (z.B.

transkranielle Sonographie) und 30MHz (z.B. in der transcutanen Sonographie)

eingesetzt. Ultraschall breitet sich in homogenen Medien von der Schallquelle radiär

ausgehend geradlinig aus. Im menschlichen Gewebe, ausgenommen im Knochen,

erfolgt diese Schallausbreitung als Longitudinalwelle.

Bei Körpertemperatur beträgt die Schallgeschwindigkeit in unterschiedlichen

Geweben zwischen 1410m/s im Fettgewebe und 1630m/s in der Muskulatur. Bei der

Bildgebung im klinischen Alltag wird eine konstante mittlere Schallgeschwindigkeit

von 1540 m/s im Gewebe angenommen.

Abb. 18 Frequenzbereiche des Schalls [5]

Page 31: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

31

Abb. 19 Frequenz und Eindringtiefe [5]

Wellenlänge: Die Wellenlänge λ ist der Quotient aus der mittleren

Schallgeschwindigkeit im Körper [c] (1540 m/s) und der eingestrahlten

Ultraschallfrequenz [f]: fc

3.1.3. Intensität, Absorption und Impedanz

Intensität: Die Schallintensität I nimmt auf dem Weg durch ein homogenes Medium

exponentiell nach der Formel sα

0 eII ⋅−⋅=

ab, wobei α den materialspezifischen Absorptionskoeffizienten, s den zurückgelegten

Weg darstellt.

Absorption: Die Absorption steigt proportional zur Ultraschallfrequenz an. An

Grenzflächen zwischen Medien mit unterschiedlichen Schalleigenschaften kommt es

zu den physikalischen Phänomenen Beugung, Brechung, Streuung und Reflexion.

Impedanz: All diese Phänomene werden im Wesentlichen durch die Impedanz [z]

der aneinander angrenzenden Medien beeinflusst.

Die Impedanz [z] ist das Produkt aus Schallgeschwindigkeit [c] und der Dichte [ρ] des

durchdrungenen Mediums: [ ]12 .. −−⋅⋅= smKgcZ ρ

Page 32: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

32

Die Effekte Reflexion, Beugung, Brechung und Streuung addieren sich zur

Schallabschwächung durch die Absorption im Ganzen und ergeben stets den Wert 1.

Im menschlichen Gewebe geht man für die sonographische Bildgebung von einer

durchschnittlichen Schallabschwächung von 0,3–0,6dBMHz-1cm-1 aus [3]. Die

Frequenzabhängigkeit der Schallabschwächung grenzt den Einsatz hoher

Ultraschallfrequenzen bei der Untersuchung tiefer liegender Strukturen ein. Hier

werden vor allem tiefere Ultraschallfrequenzen angewandt. Dagegen werden

oberflächliche Strukturen bevorzugt mit hohen Ultraschallfrequenzen untersucht, weil

hiermit eine bessere Ortsauflösung erreicht werden kann.

3.1.4. Reflexion und Brechung

An Grenzflächen, die in Relation zur Wellenlänge des eingestrahlten Ultraschalls

groß sind, wird ein Teil der Schallenergie reflektiert, die übrige Energie durchdringt

die Grenzfläche und wird gebrochen.

Reflexionsgesetz: Einfallender und reflektierter Strahl bilden mit dem Einfallslot

gleiche Winkel. Lot und Strahlen liegen in einer Ebene.

Brechungsgesetz: Beim Eintritt einer Welle in ein dichteres bzw. dünneres Medium

wird die Ausbreitungsrichtung zum Einfallslot hin bzw. vom Einfallslot weg

gebrochen. Einfallender Strahl, Einfallslot und gebrochener Strahl liegen ebenfalls in

einer Ebene (Einfallsebene).

Abb. 20: Brechung und Reflexion zwischen zwei Medien mit den Schallgeschwindigkeiten c1 und c2. aE= Einfallswinkel,aR= Reflexionswinkel, aB= Brechungswinkel. Für αB gilt sin αE/sin αB= c1/c2. Für αR gilt: αR= αE.[3]

Wenn der Ultraschall aus einem Medium mit höherer Schallgeschwindigkeit in ein

Medium mit geringerer Schallgeschwindigkeit übertritt, erfolgt die Brechung in

Page 33: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

33

Richtung zum Lot hin, das auf der Grenzfläche errichtet wurde. Im umgekehrten Fall

erfolgt die Brechung vom Lot weg, d.h. der Transmissionswinkel αT ist größer als der

Einfallswinkel αE (Abb.20). Die Intensitäten des transmittierten und reflektierten

Schalls sind abhängig vom Einfallswinkel und der Impedanz der beiden aneinander

grenzenden Medien. Je größer der Impedanzunterschied und der Einfallswinkel sind,

desto höher ist die Intensität des reflektierten Anteils [3].

3.1.5. Streuung, Interferenz und Beugung

Streuung: Sobald eine Schallwelle auf ein Hindernis trifft, d.h. auf eine Stelle, an der

die Homogenität des durchdrungenen Mediums unterbrochen ist, sendet dieses

Hindernis eine Streuwelle aus.

Interferenz: Von mehreren Quellen ausgehende Wellen löschen sich teilweise aus

bzw. überlagern sich.

Beugung: Trifft eine Welle auf eine Öffnung oder auf ein Hindernis in der

Größenordnung der Wellenlänge, so weicht ein Teil der Energie der Welle von der

geradlinigen Ausbreitungsrichtung ab; die Welle wird gebeugt.

An Grenzflächen, deren Ausdehnung kleiner ist als die Wellenlänge des

eingestrahlten Ultraschalls, tritt Streuung auf. Die Streuung erfolgt ungerichtet in alle

Raumrichtungen mit geringer Bevorzugung der Rückstreuung. Die Signalintensität

der gestreuten Ultraschallechos ist erheblich geringer als diejenige reflektierter bzw.

gebrochener Ultraschallechos. Die Streuung ist wesentlich für die farbkodierte

Duplexsonographie, da die für das Dopplersignal verantwortlichen bewegten

Blutkörperchen aufgrund ihrer Größe (Erythrozyt 2-7 μm) ausschließlich Streuechos

bewirken. Die Intensität dieser Echos ist proportional zur 4. Potenz der

Schallfrequenz [3]

I~f4 Schallwellen, die von unterschiedlichen Schallquellen ausgehen, wobei als

Schallquelle auch Grenzflächen gelten, an denen Streuung oder Brechung

stattfindet, führen zur Interferenz, d.h. die Wellen überlagern sich. Die

entsprechenden Amplituden werden addiert, wobei es in Abhängigkeit von der

Wellenphase zu einer Verstärkung oder Abschwächung der Signalintensität kommen

kann.

Die Beugung beschreibt den Sonderfall einer nicht geradlinigen Schallausbreitung,

entsprechend dem Huygens’schen Prinzip. Hiernach kann jeder Punkt, der von einer

Page 34: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

34

Welle erreicht wird, gleichzeitig als Ausgangspunkt einer neuen Elementarwelle

angesehen werden, die sich kugelförmig um diesen Punkt ausbreitet. Die

tangierende Hüllfläche aller dieser Elementarwellen ergibt die neue Wellenfläche.

Abb. 21: Schematische Darstellung einer ebenen Welle und des Beugungseffektes um ein Hindernis (grau) bei

Beschreibung einer Wellenfront WF 2 als Summe multipler kugelförmiger Elementarwellen, die von der

Wellenfront WF 1 ausgehen (Huygens’sches Prinzip).[8].

Beugung und Interferenz führen zu einer Ultraschallausbreitung auch hinter

Strukturen, die zu einer vollständigen Schallabsorption oder Reflexion führen

(Abb.21). Reflexion und Streuung sind die wesentlichen Faktoren zur Darstellung der

Gewebsmorphologie und der Organgrenzen in der Sonographie.

3.2. Dopplersonographie

Der Dopplereffekt ist die beobachtete Wellenlänge des Schalls abhängig von der

Bewegung der Schallquelle und der des Beobachters. Entfernt sich die Schallquelle,

wird die Schallfrequenz gegenüber der abgegebenen Frequenz [f0] um die

Dopplerfrequenzverschiebung [fD] erniedrigt, im umgekehrten Falle erhöht. Bei

bekannter Sendefrequenz kann man nach der Dopplergleichung

fD= f0 v cos α / c

fD= Dopplerfrequenzverschiebung (Dopplershift)

f0= Sendefrequenz des Schallkopfes

v = Bewegungsgeschwindigkeit

c = Schallgeschwindigkeit (1540m/ s )

Page 35: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

35

Abb. 22 Dopplerformel

α = Winkel zwischen der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls und der Richtung

des Flusses (Dopplerwinkel) auf die Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit der

Schallquelle schließen. Bei der Ultraschalldiagnostik von Gefäßen ist als

Besonderheit zu berücksichtigen, dass Flussraten von Blutkörperchen gemessen

werden, indem Schallwellen empfangen werden, die von diesen Blutkörperchen

zurückgestreut werden. Das bedeutet, dass bewegte Blutkörperchen zunächst als

bewegte Empfänger wirken, danach als bewegte Sender und der Dopplereffekt somit

zweimal auftritt. Für diesen Sonderfall kann die Dopplergleichung näherungsweise

wie folgt abgeändert werden:

fD= 2 f0 v cos α/c.

Je größer die Zahl der mit der Schallwelle erfassten Blutkörperchen ist, desto größer

wird auch die Amplitude, d.h. die Intensität des Dopplersignals. Dies kann erreicht

werden, wenn die Sonde mit einem möglichst steilen Winkel zum Gefäß positioniert

wird. Die Streuung und damit der Intensitätsverlust sind minimal. Da allerdings der

Dopplershift vom Kosinus des Winkels abhängig ist, tritt bei einem Winkel von 90°

keine Dopplerverschiebung auf. Deshalb wäre durch eine möglichst flache Haltung

von nahezu 0° die größte Dopplerverschiebung zu erreichen. Berücksichtigt man

beide Überlegungen, ergibt sich ein optimales Verhältnis zwischen Dopplereffekt und

Signalintensität bei einem Beschallungswinkel von etwa 45°.

In der Medizin werden bei Doppleruntersuchungen Frequenzen zwischen 2 und 10

MHz angewendet. Da mittels Dopplershift nur der Unterschied zwischen emittierter

Page 36: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

36

und reflektierter Frequenz erfasst werden kann, lässt sich zunächst die Richtung des

Blutflusses nicht angeben. Sie wird im Ultraschallgerät aus einer Analyse der

Phasenlage gewonnen. Die ermittelte Strömungsrichtung wird in allen direktionalen

Ultraschallgeräten in Abhängigkeit von der Sondenposition und Zirkulation als

positives oder negatives Signal dargestellt.

Die in der Gefäßdiagnostik üblicherweise erzielten Dopplerverschiebungen liegen im

hörbaren Bereich zwischen 20 Hz und 18.000 Hz, und daraus ableitbar werden

Geschwindigkeiten zwischen 0,1 m/s und 8 m/s erfasst. Ein hoher Ton entspricht

einer schnellen (und damit meist arteriellen) und ein tiefer Ton einer langsamen

(venösen) Blutströmung. Der absolute Wert der Dopplershift hängt bei gleicher

Strömungsgeschwindigkeit von der verwendeten Ultraschallgrundfrequenz ab. Bei

höheren Dopplerverschiebungen sollte mit einem niederfrequenten Schallkopf

untersucht werden, während bei niedrigen Änderungen des Dopplershifts wenn

möglich mit einem höherfrequenten Schallkopf gearbeitet werden sollte.

3.2.1 Pulsrepetitionsfrequenz, Nyquist-Theorem und Alias-Phänomen

Die Eindeutigkeit des Ortes eines Gefäßes oder Organs ist nur gegeben, wenn die

Signale aus dem Bereich der maximalen Eindringtiefe den Empfänger erreichen,

bevor der nächste Sendeimpuls abgegeben wird.

Pulsrepetitionsfrequenz: fPRF : Häufigkeit der Sendepulse pro Sekunde.

Nyquist-Theorem: Beziehung zwischen Abtastfrequenz (f) bzw.

Pulsrepetitionsfrequenz und der höchsten darzustellenden Dopplerfrequenz.

Mathematisch lässt sich diese Beziehung als

fPRF= 2fmax. oder fmax= ½ fPRF

beschreiben, wobei der Messbereich sowohl positive (Vorfluss-) wie negative

(Rückfluss-) Frequenzen gleichermaßen erfasst und somit beispielsweise von + 1/2

fPRF bis – ½ fPRF reichen kann. Damit sind dem gepulsten Ultraschall bei der Messung

hoher Frequenzen physikalische Grenzen gesetzt, welche abhängig von der

Pulsrepetitionsfrequenz, bzw. der für die Untersuchung notwendigen Eindringtiefe

sind.

Page 37: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

37

Aliasing: Probleme mit dem Abtasttheorem treten vor allem bei Untersuchungen

stenosierender Gefäßprozesse (hohe fmax) in großer Eindringtiefe (geringe fPRF) z.B.

bei Nierenarterienstenosen auf.

Abb. 23: Aliasing bei einem monophasischen Strömungsgeschwindigkeitspuls [1].

In einer solchen Untersuchungssituation ist aufgrund der langen Laufzeit der

Ultraschallwelle zu dem zu untersuchenden Gefäß zur Herstellung der

Ortseindeutigkeit eine relativ niedrige Pulsrepetitionsfrequenz nötig. Damit wird die

Möglichkeit zur Messung hoher Dopplerfrequenzen bzw. hoher Geschwindigkeiten

deutlich eingeschränkt. Bei Überschreiten der Bedingungen des Abtasttheorems, d.h.

wenn die zu messende maximale Frequenz fmax >1/2 fPRF bzw. <2fmax. ist, kann fmax.

nicht mehr eindeutig gemessen werden. Bei der graphischen Darstellung ist dies

daran zu erkennen, dass der Gipfel des Dopplerfrequenzspektrums auf der positiven

Seite der Nulllinie abgeschnitten wird und dieser Kurventeil auf der negativen Seite

der Nulllinie am unteren Bildrand erscheint [1].

3.2.2. Gerätetechnik

Die Hauptbestandteile eines Ultraschalldiagnostiksystems sind:

1. Sonde = Schallkopf = Transducer = Scanner = Scanhead

2. Basiseinheit = Body = Ultraschallgerät = Konsole

3. Monitor

4. Drucker bzw. CD-, MOD- oder DVD-Laufwerk

Die Basiseinheit umfasst mindestens einen Monitor und hat 2 Aufgaben:

1. Erzeugung eines Sendeimpulses, der den Piezokristall in der Sonde zur

Erzeugung von Schallwellen anregt.

Page 38: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

38

2. Aufnahme der vom Piezokristall während der Empfangsphase erzeugten

elektrischen Impulse und deren Weiterverarbeitung zu einem interpretierbaren

Ultraschallbild (Analog-Digital-Wandlung). Die Weiterverarbeitung der digitalen

Signale durch die Basiseinheit ist sehr stark vom Sondentyp abhängig.

Anschließend wird das verarbeitete Signal wieder in ein analoges Videosignal

umgewandelt.

3. Steuerung der vom Benutzer gewünschten Darstellungsart

(=Darstellungsmodus, A-, B- und M-Mode)

3.2.3. Darstellungsarten

Basis eines jeden zweidimensionalen Ultraschallbildes ist der sog. Pulsechozyklus.

Er beschreibt die Ausbreitung einer vom Schallkopf ausgesandten Ultraschallwelle

im Gewebe bis zum Empfang der Ultraschallechos durch den Schallkopf.

Ausgangspunkt des Schallimpulses ist ein piezoelektrisches Element, d.h. ein Kristall

(z. B. Quarz), welcher bei mechanischer Deformierung eine elektrische Spannung

erzeugt (piezoelektrischer Effekt), bzw. welcher beim Anlegen einer elektrischen

Wechselspannung zu mechanischen Schwingungen angeregt wird (reziproker

piezoelektrischer Effekt). Damit die von einem in Schwingung versetzten

piezoelektrischen Element ausgehenden Druckänderungen sich als

Longitudinalwelle in das Gewebe fortsetzen können, muss wegen der starken

Impedanzunterschiede zwischen Luft und Gewebe eine Ankopplung des

Piezoelements an die Hautoberfläche mit einem Kontaktgel, das gewebeähnliche

Schalleigenschaften aufweist, erfolgen. Durch die vorbeschriebenen physikalischen

Effekte auf die Schallwelle während ihrer Ausbreitung im Gewebe, insbesondere

Reflexion und Streuung, entstehen teilweise Schallwellen, die der ursprünglichen

Schallausbreitungsrichtung entgegenlaufen. Diese können vom Schallkopf als Echo

empfangen werden, wobei die Piezoelemente des Schallkopfes als Drucksensoren

wirken. Durch den piezoelektrischen Effekt entsteht eine elektrische Spannung,

deren Höhe proportional zur Amplitude des empfangenen Ultraschallechos ist.

3.2.3.1 A-Bildmodus Trägt man die Amplitude des empfangenen Echos nach Aussendung eines einzelnen

Ultraschallimpulses längs der Zeitachse auf, erhält man das sog. A-Mode-Bild

(Amplitudenmodus). Aus der Laufzeit des empfangenen Ultraschallimpulses und der

Schallgeschwindigkeit (1540 m/s) wird auf die Tiefe geschlossen, aus der die Echos

Page 39: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

39

kommen. Damit diese Tiefenbestimmung eine eindeutige Ortzuordnung der Echos

ergibt, muss nach der Aussendung eines kurzzeitigen Ultraschallimpulses ein

Empfangsintervall eingeschaltet sein, das lang genug ist, um auch Signale aus der

größten erreichbaren Tiefe zu empfangen. Signale, die aufgrund ihrer geringen

Intensität im Hintergrundrauschen untergehen, werden dabei vernachlässigt. Wegen

des Zusammenhangs zwischen der Schallabsorption und der eingesetzten

Ultraschallfrequenz ist die maximale Eindringtiefe und damit die Dauer des

Empfangsintervalls zwischen 2 aufeinander folgenden Ultraschallimpulsen von der

eingesetzten Ultraschallfrequenz abhängig. Die diagnostische Aussagekraft des A-

Modes ist sehr beschränkt, da nur Tiefenmessungen und Abstandsmessungen

durchgeführt werden können. Der A-Modus war Historisch gesehen das erste

medizinische Ultraschallverfahren und wird heute nur noch selten benutzt.

3.2.3.2. B-Bildmodus (Brightness-Mode oder Helligkeitsmodus)

Historisch gesehen ist das B-Bildmodus eine Modifikation und Weiterentwicklung des

A-Modus. Hier werden Reflektierte Ultraschallimpulse entsprechend ihrer Intensität in

unterschiedlich hellen Bildpunkten auf dem Bildschirm dargestellt.

Abbildung 24: Darstellung der Leber mit der B-Bildsonographie.

Schallwellen werden fächerförmig oder linear in das Gewebe eingestrahlt, nach ihrer

Reflexion im Gewebe wieder empfangen und entsprechend ihrem zeitlichen

Eintreffen Zeile für Zeile aneinandergereiht. Das Schnittbild ist zweidimensional mit

ca. 120 Bildzeilen aufgebaut. Es erfolgt dann eine elektronische Verarbeitung der

Page 40: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

40

unterschiedlichen Echointensitäten zu Bildpunkten unterschiedlicher Dichte. Dadurch

entstehen Helligkeits- oder Grauwert-Stufen.

3.2.3.3. 2-D-Echtzeitmodus (2D-realtime)

Im 2D-Echtzeitmodus, der derzeit häufigsten Anwendung des Ultraschalls, wird ein

zweidimensionales Schnittbild des untersuchten Gewebes durch automatische

Verschwenkung des Messstrahls und Synchronisierung der B-mode-Darstellung in

Echtzeit erzeugt. Das Schnittbild wird dabei aus einzelnen Linien zusammengesetzt,

wobei für jede Linie ein Strahl ausgesendet und empfangen werden muss. Die Form

des erzeugten Bildes hängt dabei vom eingesetzten Sondentyp ab. Der 2D-

Echtzeitmodus kann mit anderen Verfahren wie dem M-Mode oder der

Dopplersonografie gekoppelt werden. Je nach Eindringtiefe und Sondentyp können

nur einige wenige oder bis zu über hundert zweidimensionale Bilder pro Sekunde

dargestellt werden.

3.2.3.4. M-Modus

Eine weitere häufig eingesetzte Darstellungsform ist der M- oder TM-Mode (englisch

für (time) motion). Dabei wird ein Strahl bei einer hohen

Impulswiederholungsfrequenz (1000–5000/s) eingesetzt. Die Amplitude des Signals

wird auf der vertikalen Achse dargestellt; Die von den hintereinander liegenden

Impulsen erzeugten Echozüge sind auf der horizontalen Achse gegeneinander

verschoben. Diese Achse stellt also die Zeitachse dar. Bewegungen des Gewebes

bzw. der untersuchten Strukturen haben Unterschiede in den einzelnen Impulsechos

zur Folge, es lassen sich Bewegungsabläufe von Organen eindimensional darstellen.

Die M-Mode-Darstellung ist häufig mit dem B- bzw. 2D-Mode gekoppelt. Ihre

Hauptanwendung findet diese Untersuchungsmethode in der Echokardiografie, um

Bewegungen einzelner Herzmuskelbereiche und der Herzklappen genauer

untersuchen zu können. Die zeitliche Auflösung dieses Modus ist bestimmt durch die

maximale Wiederholrate der Schallimpulse und beträgt schon bei 20 cm Tiefe über

3 kHz.

3.2.4.Dopplerarten

Bei der Dopplertechnik gilt es zu unterscheiden, ob ein Gerät in Duplexbetrieb

arbeitet oder nicht. Duplexbetrieb bedeutet, dass der Abtastpunkt, an dem die

Page 41: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

41

Blutgeschwindigkeit gemessen wird, im B-Mode angezeigt wird. Dadurch wird die

anatomische Zuordnung zum Punkt der Geschwindigkeitsmessung wesentlich

genauer. Man unterscheidet folgende Dopplerarten:

• Cw-Doppler

• Pw-Doppler

• High-PRF-Doppler

• Farbdoppler

3.2.4.1. PW-Doppler (pulsed wave)

Diese Form der Dopplersonographie arbeitet mit einem einzigen Kristall, welcher sich

abwechselnd im Sende- und Empfangsbetrieb befindet. Entsprechend der

Zeitverzögerung zwischen Aussenden eines Wellenpaketes und Umschalten auf

Empfang kann über die Laufzeit des Ultraschalls eine Tiefenzuordnung der

Strömungsinformation erfolgen. Vor Aussenden des nächsten Schallimpulses muss

das Eintreffen des reflektierten Echos des ersten Impulses abgewartet werden, da

sonst eine Tiefenzuordnung nicht möglich ist. Liegt die Empfangsregion in großer

Tiefe, muss eine entsprechend längere Zeitverzögerung zwischen Sende- und

Empfangsbetrieb gewählt werden. Die Anzahl der Schallimpulse pro Zeiteinheit wird

geringer, die Pulsrepetitionsrate (pulse repetition frequency) erniedrigt sich. Das

Sample Volume (SV) bezeichnet die räumliche Ausdehnung der Empfangsregion. Im

pw-Betrieb kann neben der Empfangstiefe auch die Ausdehnung der Region, aus

welcher die Strömungsinformation stammt, variiert werden.

Page 42: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

42

Abb. 25: Prinzip des PW-Dopplers. S/E=Sende- und Empfangselement. Die Strömungsinformation wird aus einer

räumlich abgegrenzten Region (SV=Sample Volume) empfangen, die sich in einer bestimmten Tiefe befindet.

Der Vorteil des pw-Dopplers ist die Tiefenselektivität. Nachteilig hierbei ist jedoch die

Begrenzung der korrekt erfassbaren Maximalgeschwindigkeit. Dies besagt das

Nyquist-Theorem.

Abb. 26 Rechter Ventrikel - Ausflußtrakt im pw-Doppler Modus (www.medizin.uni-essen.de )

Page 43: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

43

3.2.4.2. CW-Doppler (continuous-wave-Doppler):

Ausstrahlung von Ultraschallwellen mit einem piezoelektrischen Kristall und

kontinuierlicher Empfang der Echos mit einem zweiten piezoelektrischen Kristall. Das

empfangene Ultraschallecho wird bei der CW- Dopplersonographie kontinuierlich

verändert. Es ist die einfachste in der Klinik eingesetzte Form der

Doppleruntersuchung.

Abb. 27 CW-Doppler der Aortenklappenprothese: hohe Maximalgeschwindigkeit, relativ hoher mittlerer Gradient trotz reduzierter linksventrikulärer Pumpfunktion.

Dieses Verfahren hat im Gegensatz zum pw-Doppler den Nachteil, dass wegen des

kontinuierlichen Sendebetriebs keine Pulslaufzeit mehr gemessen werden kann und

somit kann keine Tiefenzuordnung mehr erfolgen. Dafür kann er höhere

Geschwindigkeiten messen, was z. B. in der Kardiologie bei Klappenstenosen von

entscheidender Bedeutung ist. Hier hat den pw-Doppler seine Schwächen durch den

Aliaseffekt.

3.2.4.3. High-PRF-Doppler (PRF = Pulswiederholrate) Um diesen Aliaseffekt unter Beibehaltung der Tiefenselektivität zu umgehen, wurde

der High-PRF-Doppler entwickelt. Es ist eine Zwischenlösung zwischen pw und cw,

Page 44: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

44

bei dem die Aliasgrenzfrequenz durch die Erhöhung der PRF nach oben verschoben

werden konnte. Wichtig ist es auch, ob ein Dopplersystem eine FA (=

Frequenzanalyse) enthält oder nicht. Dabei wird das Dopplersignal durch eine Fast-

Fourier-Transformation in seine einzelne Frequenzbestandteile zerlegt. Man erhält

somit weitere Geschwindigkeitsinformationen wie z. B. Informationen über den

Turbulenzgrad, der Aufschluss über eine turbulente, pathologische ´Strömung geben

kann.

3.2.4.4. Farbdoppler

Bei der farbkodierten Duplexsonographie werden die beiden zuvor genannten

Verfahren (B-Bild-Sonographie und PW-Dopplersonographie) zur Darstellung eines

zweidimensionalen B- Bild-Sonogramms mit überlagerter Strömungsinformation

kombiniert. Als Dopplerverfahren wird ein PW- Doppler mit multiplen sample volumes

verwendet. Die Darstellung der Strömungsinformation erfolgt hinsichtlich der

Richtung und Geschwindigkeit oder hinsichtlich der Energie des reflektierten Signals.

Abb. 28: Trikuspidalinsuffizienz im duplexsonographischen. (www.medizin.uni-essen.de )

Page 45: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

45

Abb. 29 Nabelschnur im Farbdoppler (http://www.praenatale-diagnostik.de/foto_doppler.htm )

Damit die Dopplerinformationen von der morphologischen

Schwarzweißinformationen (B-Modus) unterschieden werden können, werden sie

wie flogt farbig kodiert [2]:

Fluss auf die Sonde zu Rot Schnell: hellrot Langsam: dunkelrot Fluss von der Sonde weg Blau Schnell: hellblau Langsam: dunkelblau

Tubulenz Grün

Die Ermittlung der zweidimensionalen Strömungsverteilung ist mit einem erheblichen

Rechenaufwand verbunden. Daher ist die Geschwindigkeit des Bildaufbaus

wesentlich geringer als bei Schwarzweiß-Bildern und somit die Anzahl der Bilder pro

Zeiteinheit (Frame Rate, FR) geringer. Die Geschwindigkeit des Farbbildaufbaus ist

stark abhängig von der Größe des Farbsektors. Insbesondere Verbreiterungen des

Farbsektors führen zu einer erheblichen Verlangsamung des Bildaufbaus.

Erweiterungen des Farbsektors in die Tiefe ohne Änderung der horizontalen

Ausdehnung sind dagegen von weniger starker Auswirkung. Ebenso wie bei anderen

gepulsten Dopplerverfahren kann auch bei der farbkodierten Duplexsonographie

Aliasing auftreten.

3.2.5. Schallköpfe

Der Schallkopf eines Ultraschallgerätes enthält ein oder mehrere

Schallkopfelemente, welche die Ultraschall-Impulse aussenden und die Echos beim

Scannen wieder empfangen. Jeder Schallkopf ist auf eine ganz besondere Tiefe

fokussiert. Der ausgesendete Schallstrahl des Ultraschalls variiert in Form und

Page 46: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

46

Größe und hängt vom Schallkopftyp und vom Generator ab. Bei der klinisch

angewandten Sonographie bzw. Farbduplexsonographie unterscheidet man drei

verschiedene Schallkopftypen sowie mechanische und elektronische Systeme.

Linearscanner erzeugen ein viereckiges Schnittbild durch parallele Abtastung des

Gewebes in Zeilen bei linearer Anordnung von bis zu 512 Wandlerelementen.

Konvexscanner (Curved-array-Scanner) funktionieren wie Linearscanner, jedoch sind

die Wandlerelemente auf der konvexen Auflagefläche angeordnet. Dadurch entsteht

ein breites Schallfeld in der Tiefe bei kleiner Auflagefläche. Bei Sektorscannnern

drehen sich die Wandlerelemente entweder mechanisch (radiale Schallausbreitung)

oder die Wandlerelemente werden elektronisch phasenverschoben angeregt

(sektorförmiges Schnittbild) (Abb. 30). Bei mechanischen Systemen handelt es sich

entweder um Einkristall-Schallköpfe oder Annular-array-Schallköpfe mit ringförmig

angeordneten Piezoelementen. Das Schallfeld wird durch oszillierende Bewegung

des Kristalls erzeugt und ist sektorförmig. Ein simultaner Echtzeit-Betrieb von B-Bild

und Dopplermodus ist dabei nicht möglich. Die Piezoelemente bei elektronischen

Schallköpfen sind nebeneinander angeordnet. Abhängig vom Schallkopftyp liegt die

Zahl der Kristalle zwischen 64 und 256. Hier besteht die Möglichkeit eines

Simultanbetriebes von B- Bild und Dopplermodus. Häufig kann der gleiche

Schallkopf sowohl im B-Bild als auch im Dopplermodus mit unterschiedlichen

Arbeitsfrequenzen betrieben werden.

Abb. 30 Scanbereich der unterschiedlichen Sondentypen [4]

Page 47: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

47

Abb. 31 von links nach rechts: Sektorsonde, Konvexsonde, Linearsonde [4]

3.2.6 Ein Beispiel zur Anwendung der Verfahren in der Praxis [16]

Doppler Dabei wird der beim Gesunden herzwärts gerichtete und durch die Atmung

modulierte Fluß abgeleitet und in einer Dopplerkurve dargestellt. In der Diagnostik

werden das spontane und das provozierte Venensignal angewandt.

Spontanes Venensignal (S-Sounds) (Abb. 32) Je nach Untersuchungsgebiet kommt es aufgrund der durch die Atmung (Zwerchfell)

bewirkten Druckveränderungen im Thorax bzw. Abdomen zur Modulation des

herzwärtsgerichteten Venenflusses (untere Extremität: bei Exspiration Zunahme des

herzwärtsgerichteten Flusses; bei Inspiration Abnahme bzw. beinahe Flußstop;

obere Extremität: bei Inspiration Zunahme des Flusses; bei Exspiration Abnahme).

Page 48: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

48

Abb. 32 Atemmodulation im Doppler, bei Inspiration Abnahme des Flusses im Bereich der unteren Extremität Pathologie: Ein fehlendes Dopplersignal ist ein Hinweis auf Okklusion (Thrombose);

wird ein kontinuierlicher Fluß ohne atmungsabhängige Schwankungen in einem

distalen Venenabschnitt abgeleitet, deutet dies auf einen Verschluß in einem

proximalen Venensegment hin.

Provozierte Signale (A-Sounds) Aufgrund der langsamen Flußgeschwindigkeiten im venösen System und der

teilweise bestehenden Kaliberschwäche der Venen (z. B. Unterschenkelvenen) ist

zur Beurteilung des venösen Flusses und der Klappenfunktion eine

Signalverstärkung erforderlich; dies ist einerseits durch Kompression distal bzw.

proximal des Untersuchungsgebietes und andererseits durch verstärkte

Atemmanöver möglich.

Kompression/Dekompression (Ober-/Unterschenkel) Durch die Kompression kommt es zu einer verstärkten Entleerung des

entsprechenden Venensegmentes und dadurch proximal davon zu einer Zunahme

des venösen Flusses nach zentral (manuelle Signalverstärkung) (Abb. 33).

Page 49: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

49

Abb. 33 Nach distaler Kompression Zunahme des Flusses im Doppler

Pathologie: Bei Klappeninsuffizienz kommt es in Abhängigkeit der Lokalisation der

Kompression (distal des Untersuchungsgebietes) nach Beendigung bzw. (proximal

des Untersuchungsgebietes) während der Kompression zum Rückfluß in die

Peripherie.

Atemmanöver a) Valsalva-Preßmanöver: Nach tiefer Inspiration und starkem Pressen

mit der Bauchmuskulatur kommt es zur Druckerhöhung in Thorax und

Abdomen und dadurch zum Sistieren des herzwärtsgerichteten

Blutflusses (Flußstop) in der unteren Extremität (Abb. 34).

Abb. 34 Dopplerkurve einer gesunden V. fem. sup. bei Provokation; Flußstop bei Valsalvamanöver

Page 50: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

50

Pathologie: Bei Klappeninsuffizienz ist eine Flußumkehr in die

Peripherie zu beobachten (Abb. 35 - 37).

Abb. 35 Dopplerkurven (Flußumkehr bei Valsalvamanöver) einer insuffizienten V. saphena magna, abgeleitet im Bereich der Crosse, der Oberschenkelmitte und des Unterschenkels

Abb. 36 Darstellung eines postthrombotischen Syndroms im Doppler, bei Valsalvamanöver Flußumkehr

Page 51: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

51

Abb. 37 Postthrombotisches Syndrom im Farbdoppler; bei Provokationsmanöver Flußumkehr in der V. fem. sup. und somit gleiche Farbkodierung der Vene wie der begleitenden Arterie

b) Forcierte Atmung: Im Bereich der unteren Extremität kommt es bei

tiefem Einatmen spätinspiratorisch annähernd zum Stop des Flusses;

exspiratorisch tritt ein verstärkter herzwärts gerichteter Fluß auf (siehe

Abb. 32); im Bereich der oberen Extremität findet man das Gegenteil.

Pathologie: Bei Venenthrombose ist distal des thrombotischen

Verschlusses trotz forcierter Atmung kontinuierlicher Fluß abzuleiten;

bei Vorliegen einer Klappeninsuffizienz kann ein Rückfluß in die

Peripherie beobachtet werden.

Farbdoppler Durch die zusätzliche Farbkodierung des Flusses (farbkodierte Duplexsonographie)

ist eine einfachere Diagnostik möglich. Bei der Farbkodierung sollte die

Farbeinstellung des herzwärts gerichteten Flusses in den Venen blau gewählt

werden (Abb. 38). Da – wie bereits im Abschnitt Doppler erwähnt – im venösen

System ein atmungsabhängiger Fluß und langsame Flußgeschwindigkeiten

vorherrschen, sind, um eine optimale Farbkodierung des Venenlumens zu erreichen,

eine optimale Farbverstärkung, Farbskalierung (niedrige Pulsrepetitionsfrequenz,

Slow-Flow-Technik), ein passender Beschallungswinkel und eine entsprechende

Farbfenstergröße zu wählen. Weiters kann eine bessere Füllung der Venen bzw.

Verstärkung des venösen Flusses – und somit der Farbe im Venenlumen – durch

Provokation (Kompression/Atemmanöver) erreicht werden. Das farbkodierte

Venenlumen (der Blutfluß) kann sowohl im Längs- als auch im Querschnitt

abgebildet werden. Zur Überprüfung der Farbkodierung des gesamten Venenlumens

Page 52: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

52

bzw. der Volumenzunahme bei Provokation empfiehlt es sich, die Darstellung im

Querschnitt durchzuführen. Die atmungsabhängigen Schwankungen des Blutflusses

bzw. der Farbumschlag bei Klappeninsuffizienz während Provokationsmanöver sind

einfacher im Longitudinalschnitt zu dokumentieren.

Abb. 38 Farbdopplersonographische Darstellung der V. fem. sup. sowie der begleitenden Arterie und der V. fem. prof. im Längsschnitt Pathologie:

• Fehlende Farbkodierung bei Thrombose bzw. partielle Farbkodierung des

Venenlumens bei umspülter Thrombose (Abb. 39 - 42)

Abb. 39 Kompressionsversuch der V. poplitea. Aufgrund der Thromben ist keine vollständige Kompression der Vene möglich.

Page 53: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

53

Abb. 40 Bei Thrombose Zunahme des Querdurchmessers der Vene im Vergleich zur Arterie

Abb. 41 Partielle Thrombose der V. poplitea, erweiterte V. poplitea, Besatz des Lumens mit Binnenechos, Farbkodierung des wandständigen Flusses

Page 54: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

54

Abb. 42 Thrombosiertes oberflächliches Venenkonvolut, erweitertes Venenlumen, fehlende Komprimierbarkeit, keine Farbkodierung

• Farbumschlag während Valsalvamanöver; Hinweis auf Klappeninsuffizienz;

durch die Farbkodierung ist eine einfachere und raschere Identifizierung

möglich.

Page 55: Doppler Verfahren Zur Messung Der Durchblutung

55

4. Literaturverzeichnis 1. Kurt Huck, Kursbuch Doppler und Duplexsonographie, Thieme 2001

2. Kramme, Medizintechnik, Springer 2007

3. Reinhard Kubale,Hubert Stiegler, Farbkodierte Duplexsonographie: interdisziplinärer vaskulärer Ultraschall, Thieme 2002

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stuttgart.de/content/web6/FA%202006%20Selected%20Fotos/Ultraschall.pdf

7. NEUERBURG-HEUSLER D., HENNERICI M., Gefäßdiagnostik mit

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8. Recek C, Venöse Hämodynamik in den Beinen bei Gesunden und bei

primärer Varikose, Phlebologie 2001, 8. 7-16

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Insuffizienz der V. femoralis und V. poplitea? Phlebologie 1998; 27: 15-8.

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15. Katzenschlager R, Atteneder M, Hirschl M, Ugurluoglu A, Duplexsonographie der Gefäße, Krause und Pachernegg GmbH Verlag für

Medizin und Wirtschaft, 3. Auflage 2007

(http://www.kup.at/impressum/index.html )