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Sebastian Müller Bevölkerungsentwicklung und Industrialisierung im Limbacher Land des 16. bis 20. Jahrhunderts DORFGESELLSCHAFT IM WANDEL

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r Wie kaum ein anderer historischer Prozess veränderte die Industrialisierung die Lebenswel-ten der Menschen im Großen wie im Kleinen grundlegend. Dies betrifft Produktionsformen und Wirtschaftskreisläufe ebenso wie die Konsumkultur und das soziale Miteinander. Dem industriellen Durchbruch gingen teils über Jahrhunderte vorbereitende Entwicklungen vor-an. Zu den zentralen Grundbedingungen zählt die Herausbildung eines ungebundenen ländlichen Arbeitskräftepotentials. In seiner mikrohistorischen Studie betrachtet der Autor das Zusammenspiel von Ökonomie, Gesellschaft und Demographie im Zeichen der indust-riellen Entwicklung in Sachsen seit dem Spätmittelalter. Die Grundlage bildet eine umfassen-de Gesellschaftsrekonstruktion zweier Dorfschaften.

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I SBN 3- 412- 51073- 4

ISBN 978-3-412-51073-2 | WWW.BOEHLAU-VERLAG.COM

Sebastian Müller

Bevölkerungsentwicklung und Industrialisierung im Limbacher Land des 16. bis 20. Jahrhunderts

DORFGESELLSCHAFT IM WANDEL

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DORFGESELLSCHAFTIM WANDEL

Bevölkerungsentwicklung und Industrialisierung imLimbacher Land des 16. bis 20. Jahrhunderts

BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

Dissertation, Technische Universität Chemnitz, 2016

Umschlagabbildung: Die gebürtige Rußdorferin Milda Marie Nocht, geb. Löschmit ihrer Familie, um 1914. Das Bild befindet sich im Besitz des Autors.

© 2018 by Böhlau Verlag GmbH & Cie., Lindenstraße 14, 50674 Kölnwww.boehlau-verlag.com

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig.

Korrektorat: Claudia Holtermann, BonnUmschlaggestaltung: Satz + Layout Werkstatt Kluth, ErftstadtWissenschaftlicher Satz: satz&sonders GmbH, Dülmen

ISBN 978-3-412-51290-3

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„Erstaunlich,aber doch nicht völlig

unverständlich.“

Meinem Vater Uwe Müller

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INHALT

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

1.1 Forschungsstand und Forschungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121.2 Aufbau und Zielstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151.3 Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181.4 Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

2. Sachsen im Mittelalter – ein Abriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

2.1 Ostkolonisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272.2 Schwarzer Tod bis Reformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

3. Die Untersuchungsorte im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

3.1 Rußdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393.2 Bräunsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

4. Geburtigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

4.1 Entwicklung der Geburtenzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 814.2 Saisonale Geburtenverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1064.3 Taufverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1134.4 Totgeburten und Nottaufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120

5. Nuptialität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

5.1 Entwicklung der Heiratszahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1385.2 Saisonale Heiratsverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1645.3 Heiraten nach Wochentagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1715.4 Heiratsalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1765.4.1 Voreheliches Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1785.4.2 Lebenslange Ledigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1845.4.3 Die Hochzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1875.4.4 Heiratsalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1885.5 Wiederheirat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2025.6 Ehedauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2125.7 Heiratsmobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218

6. Sterblichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239

6.1 Entwicklung der Sterbezahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243

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8 INHALT

6.2 Kriege, Hunger und Seuchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2536.3 Saisonale Sterblichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2706.4 Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2776.5 Lebenserwartung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292

7. Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307

7.1 Generatives Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3087.2 Familienplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3237.3 Voreheliche Zeugungen, uneheliche Geburten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347

8. Leben in der Dorfgemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363

8.1 Soziostruktureller Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3638.2 Soziale Absicherungsmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4038.3 Ehepartnerwahlverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425

9. Dörfliche Arbeitswelten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441

9.1 Veränderungen des Berufsgruppenspektrums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4429.2 Akteure der Protoindustrialisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4629.2.1 Leinweber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4639.2.2 Leinwandhändler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4739.2.3 Strumpfwirker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4809.3 Akteure der Industrialisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4869.3.1 Fabrikanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4879.3.2 Fabrikarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 501

10. Schlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521

Tabellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539

Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 541

Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545

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VORWORT

„‚Sie müssen dorthin blicken, [. . .] wo nach Seneca’s Ausspruch alle Erdendinge am sichers-ten verwahrt sind!‘“ 1 Die Krux für den Abwesenden oder Nachgeborenen liegt in derUnberühr- und -erfahrbarkeit der hier poetisch umschriebenen, so sicheren Vergangen-heit. Jeder, der eine Rückschau halten möchte, sieht sich mit dem Problem konfrontiert,auf Relikte historischer Lebenswelten angewiesen zu sein, die nur einen unzulängli-chen Eindruck des Gewesenen vermitteln können. Die Fragmentierung beginnt schonmit der subjektiven Wahrnehmung. Am schnellsten entschwindet zweifelsfrei das All-tägliche dem individuellen wie kollektiven Gedächtnis. Was sich in Routine beständigwiederholt, wird für gewöhnlich weder des Erinnerns oder Erzählens wert befundennoch explizit überliefert. Hingegen finden denkwürdige Ereignisse, Entwicklungen und„bedeutende“ Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens regelmäßig mindestens vorüber-gehend Eingang in die Erinnerungskultur. Die Vergangenheitsrezeption wird also vomAußergewöhnlichen geprägt, das Alltägliche aber bedarf besonderer Aufmerksamkeit.

Die Faszination für das allzu Gewöhnliche, des Berichtens unwürdig Befundene,darum Vergessene und doch für ein Verständnis historischer Lebensrealitäten Unerläss-liche, gab der vorliegenden Untersuchung zweier sächsischer Dörfer den Anstoß. Raschgeriet kirchliches und administratives Alltagsschriftgut in den Fokus, welches seit demSpätmittelalter die rudimentären Ereignisse im Leben eines jeden Menschen innerhalbdes Bezugsraums bürokratisch dokumentiert. Hierüber ließ sich einerseits das Grund-gerüst der vergangenen menschlichen Lebenswelt rekonstruieren. Andererseits galt es,das Potential der genutzten Massenquellen für die Historiographie unter Verwendungelektronischer Datenbanken auszuloten.

Naturgemäß ermöglichten zahlreiche Personen die Verwirklichung eines For-schungsvorhabens durch Hilfestellungen verschiedenster Art. Meinem DoktorvaterProf. Dr. Rudolf Boch danke ich für das langjährig in mich gesetzte Vertrauen, seineFörderung sowie die großen Freiheiten bei der Umsetzung meiner Forschungen. Ebensogilt Herrn Prof. Dr. Miloš Rezník mein Dank für die Übernahme des Zweitgutachtens.Ohne die freundliche finanzielle Unterstützung der Gerda Henkel Stiftung wäre die Ar-beit nicht denkbar gewesen. Ferner danke ich den Mitarbeitern aller genutzten Archivefür die Unterstützung meiner Recherchen, besonders aber Frau Lorenz, Frau Dörffeltund Herrn Kirchner für manchen guten Hinweis. Nicht zuletzt bin ich meinen Eltern fürdas Freihalten meines Rückens einerseits, zahlreiche anregende Diskussionen, Beistandin technischen Fragen und das erste Lektorat andererseits außerordentlich dankbar.

1 Storm, Theodor, Zerstreute Kapitel. Kapitel X, in: Westermann, George (Hg.), Westermann’s Jahrbuch der illustrier-ten deutschen Monatshefte, Bd. 31, Braunschweig 1872, S. 78–94, S. 82.

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1. EINLEITUNG

Bis in die neueste Zeit herein galten die Kirchenbücher als Aschenbrödel unter den Denkmalender Vorzeit. Man achtete sie für viel zu gering, als dass man sie wissenschaftlicher Prüfung undVerwertung für würdig gehalten hätte. Mit wenig Ausnahmen ist die Geschichtswissenschaft [. . .]ihre Wege gegangen, ohne sich um diese wertvollen Dokumente zu kümmern, deren Studium zurKenntnis der Zustände der letzten vier Jahrhunderte unerlässlich ist [. . .].2

Obwohl die jüngere Sozialgeschichte unter anderem die kirchliche Überlieferung fürsich entdeckt hat, erhält sie nebst manch weiterer alltagsgeschichtlicher Quellengattunglängst nicht die verdiente wissenschaftliche Aufmerksamkeit. Geschichte wird keines-wegs nur von mehr oder minder bekannten, in kollektiver Erinnerung verbleibenden„Gallionsfiguren“ geschrieben. Jedermann trägt in seinen Handlungen, scheinen sienoch so profan, zum Angesicht der Welt ein Scherflein bei, ist gleichermaßen Kulturer-schaffer wie -bewahrer und prägt das ungewisse Zukünftige in seiner Gegenwart. Er istseinerseits der Erinnerung ebenso wert, fällt aber post mortem regelmäßig relativ raschdem Vergessen anheim. Der einfache Mann von „gestern“ ist namenlos, gleich seinerLebenswirklichkeit höchstens als Zerrbild Teil der Erinnerungskultur.

Dabei können auf Grundlage entsprechender Aufzeichnungen theoretisch ganze his-torische Gesellschaften zumindest der Anonymität enthoben werden. Das isländischeÍslendingabók gibt hierfür ein leuchtendes Beispiel. Die bis 740 reichende familienkund-liche Überlieferung der weitgehend von äußeren Einflüssen frei gebliebenen Inselbe-völkerung bietet, digital aufgearbeitet, wissenschaftlichen Untersuchungen unterschied-lichster Ausrichtung einen vorzüglichen Nährboden, wird etwa in der Erforschung vonErbkrankheiten seit Jahren intensiv genutzt, und rückt zugleich die toten Ahnen dankfreien Zugriffs für jeden Isländer stärker in das öffentliche Bewusstsein.3

Freilich bieten sich derartige Gesellschaftsrekonstruktionen vor allem für demogra-phische Forschungen nachgerade an. Die vorliegende Fallstudie eifert etwa dem isländi-schen Vorbild im Kleinen nach. Sie betrachtet nicht von ungefähr die in unmittelbarerNachbarschaft liegenden Dörfer Rußdorf und Bräunsdorf in Sachsen, von dem der Sta-tistiker Felix Burkhardt schrieb, es sei „geradezu eine fast unerschöpfliche Fundgrube fürtiefgreifende sozialwissenschaftliche Forschungen“ 4.

2 Blanckmeister, Franz, Die Kirchenbücher im Königreich Sachsen, Leipzig 1901.3 Vgl. Vaydylevich, Yekaterina, Iceland Study Provides Insights into Disease, Paves Way for Large-scale Genomic Stu-

dies, 2015, online: http://www.genome.gov/27561444/iceland-study-provides-insights-into-disease-paves-way-for-largescale-genomic-studies/ [zuletzt aufgerufen am 20.06.2016].

4 Burkhardt, Felix, Die Entwicklung der sächsischen Bevölkerung in den letzten 100 Jahren, in: Zeitschrift des Sächsi-schen Statistischen Landesamtes (ZSSL), 77. Jg., 1931, S. 1–69, S. 69.

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12 EINLEITUNG

1.1 FORSCHUNGSSTAND UND FORSCHUNGSGESCHICHTE

Die Geschichte der Demographie reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Einer ihrer geis-tigen Väter, der preußische Pfarrer Johann Peter Süßmilch, verfolgte in seinem 1741publizierten Werk Die Göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Ge-schlechts den Anspruch, aus seiner überregional angelegten Untersuchung Vorschlägefür eine optimale Sozial- und Landespolitik abzuleiten. So sehr Bevölkerungswachs-tum darin dem Zeitgeist entsprechend positiv bewertet wurde, so entschieden maß ihmThomas Robert Malthus 1798 in seiner bis in die Gegenwart vielfach rezipierten unddiskutierten Bevölkerungstheorie einen destruktiven Charakter bei.5 Nehme die Bevöl-kerung auf natürliche Weise exponentiell, der ihr zur Verfügung stehende Nahrungs-spielraum den Möglichkeiten entsprechend jedoch nur linear zu, seien Systemkrisenvorbestimmt. Provozierte repressive Korrektive restituierten ein ausgeglichenes Verhält-nis zwischen Lebensmittelangebot und Populationsgröße. Um dergleichen private biskommunale Notstände, die sich in England um 1800 bereits im sich ausbreitenden Pau-perismus zeigten, zu vermeiden, mahnte Malthus präventive Regulative an, welche dieBevölkerungszahl auf ein gesundes Maß beschränken sollten.6

Als eigene wissenschaftliche Disziplin etablierte sich die makroanalytisch vorge-hende Bevölkerungsgeschichte trotz zwischenzeitlicher umfangreicher Diskussion desmalthusianischen Theorems jedoch erst im späten 19. Jahrhundert. Seit den 1920erJahren unterlag die Forschungsrichtung in Deutschland mit dem Erstarken völkischer,rassistischer und eugenischer Tendenzen einem Aufschwung und einer Umdeutung wegvon ihrer traditionellen sozialgeschichtlichen hin zu einer biologischen Ausrichtunggleichermaßen.7 Zwar motivierte dies nebst der im Nationalsozialismus einhergehendenPolitisierung der Genealogie eine beispiellose Aufbereitung demographischer Primär-quellen insbesondere in Form von Ortssippenbüchern, doch brachte ihr ideologischerMissbrauch die Disziplin im Deutschland der Nachkriegszeit auf Jahre in Verruf. Er-lebte die Bevölkerungswissenschaft in der BRD ab den 1970er Jahren eine Renaissance,blieb sie in den ostdeutschen Ländern bis in die Gegenwart auf wenige, zumeist in terri-torialgeschichtliche Arbeiten eingebettete Untersuchungen beschränkt.8

In Frankreich bildete sich demgegenüber noch in den 1940er Jahren in der Annales-Schule eine neue Humanwissenschaft mikroregionalen Zuschnitts heraus. Ein ArtikelJean Meuvrets, der eine enge Verbindung hoher Getreidepreise und Krisensterblich-

5 Vgl. Brocke, Bernhard vom, Bevölkerungswissenschaft – Quo vadis?. Möglichkeiten und Probleme einer Geschichteder Bevölkerungswissenschaft in Deutschland, Opladen 1998, S. 37ff.

6 Vgl. Malthus, Thomas, An Essay on the Principle of Population, London 1798, S. 23ff.7 Vgl. Ehmer, Josef, Bevölkerungsgeschichte und Historische Demographie 1800–2000, München 2004, S. 58.8 Vgl. Pfister, Christian, Bevölkerungsgeschichte und Historische Demographie 1500–1800, München 1994, S. 60.

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FORSCHUNGSSTAND UND FORSCHUNGSGESCHICHTE 13

keit im Frankreich des Ancien Régime attestierte9, diente 1946 zur Initiationsschriftder Historischen Demographie. Pierre Goubert führte die Subsistenzkrisen-Theorie aufGrundlage durch Kirchbuchauswertungen gewonnener Daten Anfang der 1950er, frei-lich ob ihres Absolutheitsanspruches nicht unwidersprochen, weiter.10 Beide Aufsätzeregten zusammen mit einem umfangreichen Leitfaden der Familienrekonstitution LouisHenrys und Michel Fleurys 1956 insbesondere im französischen Raum zahlreiche his-torisch-demographische Regionalstudien an.11

In der BRD vermochte etwa Gerhard Mackenroths Bevölkerungslehre 1953 trotz her-vorragender Quellensituation keine vergleichbaren Reaktionen auszulösen. Erst Anfangder 1970er Jahre formierten sich in Berlin um Arthur Imhof sowie unter anderem umHermann Weber und Walter Rödel in Mainz demographische Forschergruppen. Au-ßerdem legte der Amerikaner John E. Knodel 1988 eine wegweisende Fallstudie unterBerücksichtigung von 14 über die Bundesrepublik verteilten Dörfern nach französi-schem Vorbild vor.12

Eine Göttinger Gruppe um Jürgen Schlumbohm, Peter Kriedte und Hans Medickgab der deutschen demographischen Forschung Anfang der 1980er neuerliche, bis indie 1990er Jahre wirkende Impulse. Ausdrücklich in einem mikrohistorischen Rahmenagierend, stellten diese Forscher Bevölkerungsentwicklung in den Kontext von Wirt-schaft und Gesellschaft.13 Besondere Beachtung fanden hierbei die Einflüsse industriel-ler Entwicklung, die Protoindustrialisierung inklusive. Kaum ein Jahrzehnt zuvor hatteFranklin Mendels das Konzept einer „Industrialisierung vor der Industrialisierung“ be-gründet, ihre sozioökonomischen Rückwirkungen in den Blick genommen und zugleicham Beispiel Flanderns Korrespondenzen zwischen Heiratsfreudigkeit und Leinenpreis-entwicklung festgestellt.14 Seit den 1960er Jahren setzte schließlich Michael Mitterauerin Wien mit geradezu mikroskopischer Sicht auf einzelne Haushalte, Familien- undPersonenschicksale neue Akzente. Dadurch begründete er die anfangs stark historisch-demographisch orientierte Historische Familienforschung mit.15

9 Vgl. Meuvret, Jean, Les crises de subsistances et la démographie de la France d’Ancien Régime, in: Population: revuebimestrielle de l’Institut National d’Études Démographiques, Bd. 1/1946, Paris 1946, S. 643–650.

10 Vgl. Goubert, Pierre, En Beauvaisis: Problèmes démographiques du XVIIe siècle, in: Annales: économies, sociétés,civilisations, Nr. 7, Paris 1952, S. 453–468.

11 Vgl. Imhof, Arthur E., Einführung in die Historische Demographie, München 1977, S. 19.12 Vgl. Knodel, John E., Demographic Behavior in the Past. A Study of Fourteen German Village Populations in the

Eighteenth and Nineteenth Centuries, Cambridge 1988.13 Vgl. Kriedte, Peter, Eine Stadt am seidenen Faden, Göttingen 1992. – Kriedte, Peter/Medick, Hans/Schlumbohm,

Jürgen, Industrialisierung vor der Industrialisierung. Gewerbliche Warenproduktion auf dem Land in der Forma-tionsperiode des Kapitalismus, Göttingen 1977. – Medick, Hans, Weben und Überleben in Laichingen 1650–1900,Göttingen 1997. – Mooser, Josef, Ländliche Klassengesellschaft 1770–1848, Göttingen 1984. – Schlumbohm, Jürgen,Lebensläufe, Familien, Höfe, Göttingen 1994.

14 Vgl. Mendels, Franklin, Industrialization and Population Pressure in Eighteenth-Century Flanders, Diss., Ann Arbor1970, S. 270.

15 Vgl. Ehmer, Josef/Hareven, Tamara K./Wall, Richard (Hg.), Historische Familienforschung. Ergebnisse und Kon-troversen, Frankfurt a. M./New York 1997, S. 11f.

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14 EINLEITUNG

Am Beginn des 21. Jahrhunderts ist die „Aufbruchstimmung“ der 1980er/1990erJahre in der deutschen Forschung abgeklungen. Auf einer Tagung des ArbeitskreisesHistorische Demographie in Rostock beklagte Rolf Gehrmann die starke Fokussierungjüngerer Studien auf „hochspezialisierte quantitative Analysen“ bei Vernachlässigung derkulturell-ideologischen Komponente einer Bevölkerungsweise. Die bereits von Imhofin den 1970ern geforderte Verbindung mikro- mit makroregionalen bevölkerungsge-schichtlichen Ergebnissen sei weiterhin sträflich unterrepräsentiert. Schlumbohm rietin diesem Zusammenhang eine intensivere Einbeziehung nachgeordneter demogra-phischer Quellen, zum Beispiel Volkszählungslisten, in Familienrekonstitutionen an.Darüber hinaus sprach er Studien zur Geschichte des Stillverhaltens und der personen-bezogenen Eheanbahnung als Desiderate an. Im deutschen Raum seien nicht zuletztweitere Mikroanalysen wünschenswert.16 Solches gilt umso mehr für thematisch breitgefächerte, über die vergleichsweise oft bemühte Spezialisierung auf einzelne Größenoder Problemfragen der Bevölkerungswissenschaft hinausgehende, grundlegende Fall-studien. Heikel erscheint desgleichen der vielfache, mit geringerem Arbeits- und Zeit-aufwand in der Vorbereitungsphase begründete Rückgriff auf vorhandenes, teils bereitsausgewertetes Datenmaterial.

Doch auch über den inhaltlichen Aspekt hinausgehend – zum Beispiel entbehrtDeutschland bis in die Gegenwart einer zeitlich und räumlich umfassenden Bevölke-rungsgeschichte nach englischem oder niederländischem Vorbild17 – weist die deutscheForschungslandschaft erhebliche zeitliche und räumliche Lücken auf. Viele Untersu-chungen bleiben auf das in Personenstandsquellen relativ umfassend dargestellte 18. bisfrühe 20. Jahrhundert18 beschränkt und sparen die durch große Überlieferungslückenungleich schwerer darstellbaren vorhergehenden zwei Jahrhunderte, für welche demo-graphische Analysen in der Regel noch möglich sind, mutmaßlich dem zu erwartendenhohen Aufarbeitungsaufwand geschuldet aus. Ebenso erfuhren die Gebiete der ehema-ligen DDR bislang untergeordnete Beachtung.

Sachsen, das Vorreiterland der Industrialisierung in Kontinentaleuropa, stellt in die-ser Beziehung nahezu einen weißen Fleck dar. Die bekanntesten der wenigen vorhan-denen Beiträge lieferten Karlheinz Blaschke und Volkmar Weiss. Jener schrieb, gestütztauf Zinsregister, Einwohner-, Haus- und Herdstellenzählungen sowie die Zeitschrift des

16 Vgl. Gehrmann, Rolf, Tagungsbericht Bilanz und Perspektiven historisch-demographischer Forschung in Deutsch-land. 29.10.2009-30.10.2009, Rostock, in: H-Soz-u-Kult, 16.01.2010, online: http://www.hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2927 [zuletzt aufgerufen am 20.06.2016].

17 Vgl. Schofield, R. S. /Wrigley, E. A., The Population History of England 1541–1871, London 1981. – Wintle, Michael,An Economic and Social History of the Netherlands, 1800–1920. Demographic, Economic and Social Transition,Cambridge 2000.

18 Nach dem Ersten Weltkrieg erschwerte die seit dem 19. Jahrhundert stark zunehmende Fluktuation Familienrekon-struktionen erheblich. Außerdem mögen Datenschutzbeschränkungen abschreckend wirken.

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AUFBAU UND ZIELSTELLUNG 15

Sächsischen Statistischen Landesamtes eine Bevölkerungsgeschichte Sachsens19, dieseruntersuchte anhand von Ahnenlisten der Zentralstelle für Genealogie in Leipzig dieräumliche und soziale Mobilität der sächsischen Bevölkerung.20 Wenige zusätzlichekleinräumig ausgerichtete Arbeiten beschäftigen sich etwa mit der Bevölkerungsge-schichte des oberen Vogtlandes21 oder der eines Bauerngeschlechts im Muldental22.Zuweilen enthalten auch wissenschaftliche23 und heimatkundliche Abhandlungen an-derweitigen Zuschnitts bevölkerungsgeschichtliche Elemente.

1.2 AUFBAU UND ZIELSTELLUNG

Die vorliegende Arbeit steht als historisch-demographische Untersuchung auf Basis so-genannter Familienrekonstitution gleichermaßen in der Tradition der französischenSchule wie früherer deutscher Kirchenbuchverkartungen. Ihre Zielstellungen sind zwei-erlei. Einerseits gilt es, die Abhängigkeiten zwischen Bevölkerungsweise, Gesellschaftss-truktur und Wirtschaftsentwicklung kleinräumig darzustellen. Andererseits soll dierechnergestützte Auswertung einer inhaltlich und formell nicht primär auf die statisti-schen Ansprüche einer demographischen Fallstudie abgestimmten Datenbank auf ihreFunktionalität hin geprüft werden.

Die Auswahl der Untersuchungsorte erfolgte keineswegs beliebig. Rußdorf bildetevom 15. Jahrhundert an einen eigenen politischen und wirtschaftlichen Raum innerhalbseines Umlandes. Diese Sonderstellung beeinflusste seine Entwicklung nachhaltig, be-günstigte die Gründung der frühesten Strumpfwirkerinnung im sächsischen Raum vorOrt und förderte seinen Aufstieg zum einzigen Industriedorf des Herzogtums Sachsen-Altenburg im späten 19. Jahrhundert. Dadurch stellt die Exklave, mit weit zurückrei-chender gewerblicher Vergangenheit typischer Vertreter des südwestsächsischen proto-industriellen Ballungsraumes und zugleich in einigen Merkmalen aus der Masse her-vorstechend, ein exzellentes Forschungsobjekt dar. Das benachbarte Bräunsdorf, ein am

19 Vgl. Blaschke, Karlheinz, Bevölkerungsgeschichte von Sachsen bis zur Industriellen Revolution, Weimar 1967. –Blaschke, Karlheinz, Soziale Gliederung und Entwicklung der sächsischen Landbevölkerung im 16. bis 18. Jahrhun-dert, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie, Bd. 4, Frankfurt a. M. 1956, S. 144–156.

20 Vgl. Weiss, Volkmar, Bevölkerung und soziale Mobilität. Sachsen 1550–1880, Berlin 1993.21 Vgl. Raunert, Margarete, Zur Bevölkerungsgeschichte des oberen Vogtlandes. Von der Besiedlung bis zum 18. Jahr-

hundert. Eine genealogische Untersuchung, Bd. 1, Berlin 1970. – Ebd., Bd. 2, Berlin 1975.22 Vgl. Streller, Karl, Die Geschichte eines nordwestsächsischen Bauerngeschlechtes im Verlaufe von drei Jahrhunder-

ten. Ein Beitrag zur Erforschung einiger im Mündungswinkel der Mulden und an der Eula liegender Siedlungensowie ihrer wirtschaftlichen and kulturellen Verhältnisse, Diss., Leipzig 1933.

23 Vgl. Schirmer, Uwe, Das Amt Grimma 1485–1548, Demographische, wirtschaftliche und soziale Verhältnisse ineinem kursächsischen Amt am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit, Beucha 1996. – Krauß, Jirko, Länd-licher Alltag und Konflikt in der späten Frühen Neuzeit. Lebenswelt erzgebirgischer Rittergutsdörfer im Spiegel derkursächsischen Bauernunruhen 1790, Frankfurt a. M. 2012.

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16 EINLEITUNG

sächsischen Industrialisierungsprozess nur mittelbar teilnehmendes ehemaliges Blei-cherdorf, erscheint nicht minder interessant.

An die Vorstellung der hauptsächlich verwendeten Quellen und der Auswertungs-bzw. Analysemethoden schließt sich eine Einführung in den geographischen und regio-nalhistorischen Kontext der betrachteten Dorfschaften sowie ein Abriss ihrer Entwick-lung an. Bevölkerungsweisen können nicht von ihrem Umfeld isoliert erklärt werden,weswegen dessen Kenntnis unerlässlich ist. Die quellenmäßig belegbaren Ortsgeschich-ten setzen prinzipiell erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts ein. Um einen Eindruck dervorangegangenen Jahre zu vermitteln, wird die sächsische Geschichte zwischen hoch-mittelalterlicher Kolonisation des Gebiets und der Reformationszeit kurz dargestellt. Dienachfolgenden Perioden, unter anderem in den landesgeschichtlichen AbhandlungenCzoks, Blaschkes oder Gross’24 sowie in wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Dar-stellungen Forbergers, Kiesewetters, Schäfers und Karlschs25 detailliert aufgearbeitet,werden dagegen an dieser Stelle vorrangig im lokalhistorischen Zuschnitt angesprochen.

Der Hauptteil beschäftigt sich zunächst mit den zentralen demographischen Kenn-größen der Geburtigkeit, des Heiratens und des Sterbens in den Untersuchungsorten.Hierbei liegt das besondere Augenmerk auf der Identifizierung langfristiger Prozesseinnerhalb der Bevölkerungsweise und der sozioökonomischen Entwicklung sowie Indi-zien der Wirksamkeit eines malthusianischen Systems bzw. dessen Aufhebung.

Mehrere Veränderungen sind mit Hinblick auf prinzipiell repetitive Ergebnisse ver-gleichbarer älterer Studien zu erwarten. Industrialisierung begleitet demnach regelmä-ßig ein demographischer Übergang, ein grundlegender Wandel des Bevölkerungsver-haltens in konsequent eine Richtung weg von hohem Menschenumsatz durch hoheMortalitäts- wie Geburtenraten hin zu einem durchgängig niedrigen Niveau dieserKenngrößen. Frühe Beobachtungen des Phänomens motivierten das Theorem der de-mographischen Transition, welches neben dem zwingenden Auftritt einen konsequentgleichen Verlauf des Übergangs annahm. Zahlreiche Regionalstudien zeichneten ein dif-ferierendes Bild, sodass das Transitionskonzept seines Theoriecharakters beraubt nur-mehr auf die Beschreibung eines diversitären Vorgangs reduziert wurde.26

Das malthusianische System, dessen Existenz in der Forschung seit seinem Postu-lat umstritten ist, wird durch die Wirkung positiver und präventiver Regulative de-terminiert. Hinweise auf Letztere, in Geburtenbegrenzung durch aktive innerfamili-äre Reproduktionskontrolle oder Heiratsbeschränkungen zum Beispiel in limitierenden

24 Vgl. Blaschke, Karlheinz, Geschichte Sachsens im Mittelalter, Berlin 1990. – Czok, Karl (Hg.), Geschichte Sachsens,Weimar 1989. – Gross, Reiner, Geschichte Sachsens, Leipzig 2001.

25 Vgl. Forberger, Rudolf, Industrielle Revolution in Sachsen 1800–1861, Berlin 1982. – Karlsch, Rainer/Schäfer,Michael, Wirtschaftsgeschichte Sachsens im Industriezeitalter, Dresden/Leipzig 2006. – Kiesewetter, Hubert, DieIndustrialisierung Sachsens. Ein regional-vergleichendes Erklärungsmodell, Stuttgart 2007. – Kiesewetter, Hubert,Industrielle Revolution in Deutschland. Regionen als Wachstumsmotoren, Stuttgart 2004.

26 Vgl. Imhof, Einführung, S. 60ff.

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AUFBAU UND ZIELSTELLUNG 17

Ehegesetzgebungen oder einem festen Gerüst sozioökonomischer Stellen nach Macken-roth27 funktionierend, gibt eine in ihrem Umfang relativ statische Gesellschaft. Hinge-gen deuten periodisch wiederkehrende, auf Progress folgende quantitative Einbrüchedie Ersteren an. Derartige demographische Krisen, verursacht durch Hunger, Kriegeoder Seuchen, sollten mit der Industrialisierung ebenfalls an Wirkung verlieren.28 Indiesem Zusammenhang steht auch Gouberts Subsistenzkrisentheorie bzw. die von ihmangenommene, ebenfalls alsbald als vereinfachend kritisierte direkte negative Korre-spondenz von Getreidepreisen und Bevölkerungsentwicklung in vorindustrieller Zeitsowie die von Mendels gesehene positive Verbindung zwischen ökonomischer Entwick-lung und Heiratsverhalten29 zur Debatte.

Nicht zuletzt wird die Zuordenbarkeit des Limbacher Landes zu John Hajnals Kon-zept des Western European Marriage Pattern, einem typisch westeuropäischen Musterspäter Heirat auf Grundlage eines variablen Systems vielgestalter Strukturelemente undsoziokultureller Faktoren sowie infolgedessen proportional zur Einschränkung des po-tentiellen Fertilitätszeitraums verringerter Kinderzahlen je Frau, überprüft.30

Das siebte Kapitel knüpft, die einmal konstituierte Familie inklusive des generati-ven Verhaltens in den Blick nehmend, daran thematisch an. Mit dem demographischenÜbergang geht regelmäßig ein starker Rückgang der Familiengrößen einher. Nebendessen Verlauf in den Untersuchungsorten ist fraglich, ob diesen eine Ablösung unbe-wusster Fertilität durch allgemeine Familienplanung begleitete. Ein für Mütter zwischenihrem 20. und 30. Lebensjahr entwickeltes Modell Anthony Wrigleys hilft, den Grad desmenschlichen Eingriffs in die natürliche Reproduktion zu ermessen. Des Weiteren wer-den mögliche Ursachen des Aufschwungs der Kleinfamilie im 20. Jahrhundert, etwa dieWohlstandstheorie, diskutiert.

Die beiden letzten Kapitel richten den Fokus auf die Wandlungsprozesse von Dorf-gesellschaft und -ökonomie. Das Interesse gilt hierbei vorrangig der Darstellung undErklärung sozialstruktureller Umformung sowie den sozioökonomischen Hintergrün-den von Protoindustrialisierung und Industrialisierung. Blaschke sah einen in der Frü-hen Neuzeit wachsenden Bevölkerungsdruck in Sachsen, der sich nach innen in einerSteigerung der Produktivkräfte entladen habe und zum Motiv der Industrialisierunggeworden sei.31 Volkmar Weiss verneinte demgegenüber eine Selbstreproduktion desländlichen Proletariats als maßgeblicher Trägerschicht industrieller Entwicklung vor

27 Vgl. Mackenroth, Gerhard, Bevölkerungslehre. Theorie, Soziologie und Statistik der Bevölkerung, Berlin 1953.28 Ehmer, Josef, Demographische Krisen, in: Jaeger, Friedrich (Hg.), Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 2, Beobachtung –

Dürre, Stuttgart 2005, S. 899–908.29 Vgl. Mendels, Franklin, Proto-Industrialization. The First Phase of the Industrialization Process, in: The Journal of

Economic History, Bd. 32, Nr. 1, The Tasks of Economic History, o. O. 1972, S. 241–261, S. 249ff.30 Vgl. Hajnal, John, European Marriage Patterns in Perspective, in: Glass, David Victor/Eversley, David Edward

Charles (Hg.), Population in History. Essays in Historical Demography, Bd. 1, London 1965, S. 101–143.31 Vgl. Blaschke, Bevölkerungsgeschichte, S. 235.

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18 EINLEITUNG

1870, jene als dessen Folge begreifend. Vielmehr habe die rurale Unterschicht bis insspäte 19. Jahrhundert als Auffangbecken der bäuerlichen Überschussbevölkerung ge-dient.32

Ein die Analyseergebnisse zusammenfassender Vergleich der betrachteten Dörfer,in dessen Rahmen die Interdependenzen zwischen Bevölkerungsweise, Wirtschaft undGesellschaftsstruktur herausgestellt werden, schließt die Arbeit ab.

1.3 QUELLEN

Die vorliegende Studie stützt sich hauptsächlich auf die in den evangelischen Pfarräm-tern der betrachteten Dörfer geführten und bewahrten Kirchenbücher. Diese kirchli-chen Personenstandsregister, welche in katholischen Gebieten auf die Beschlüsse desTrentinischen Konzils 1563 bzw. das Rituale Romanum Papst Pauls V. 1614 sowie inevangelischen überwiegend auf die landesherrlichen Kirchenordnungen des 16. Jahr-hunderts zurückgehen, verzeichnen bis in die Gegenwart vorrangig Kasualhandlungen,d. h. Taufen, Trauungen und Beerdigungen.33 In Sachsen beginnt die flächendeckendeAufzeichnung in den 1530er Jahren – manches Mal unter erheblichen Beschränkun-gen etwa auf gewisse Stände oder nur Erwachsene in den Totenbüchern –, wurde abererst in den sächsischen Generalartikeln 1557 obrigkeitlich verordnet. Die ältesten Ver-zeichnisse reichen in Annaberg bis 1498 und in Zwickau bis 1502 zurück.34 In denmeisten Gemeinden setzt die Überlieferung verlustbedingt deutlich später im 17. Jahr-hundert, oft sogar erst nach dem Dreißigjährigen Krieg, ein. Die Datenqualität schwanktje nach Gusto des Verfassers immens. Zum Beispiel kann ein Taufeintrag inhaltlich aufdie Namen des Vaters, des Täuflings und der Gevattern sowie den Tauftag beschränktbleiben oder im anderen Extrem zusätzlich den Beruf und Stand des Vaters und derGevattern, den Vor- und Geburtsnamen der Mutter, die Geburtsdaten und -orte derEltern und des Täuflings nennen. Unter Umständen werden Totgeburten ausgespartund bestehen generell abhängig vom Entstehungszusammenhang Aufzeichnungslücken.Insbesondere ältere Register sind zudem nicht nur nicht vor üblichen Flüchtigkeits-bzw. Übertragungsfehlern im Sinne beispielsweise wechselnder Namen, sondern auchnicht vor fehlerhaften Referenzierungen auf andere Einträge etwa bei der Altersberech-nung gefeit. Ab 1800 folgten die Einträge einem normierten Muster, welches eine hoheStandarddatenmenge einforderte und dieselbe zum Ende des 19. Jahrhunderts noch-mals ausdehnte. Die Rußdorfer Kirchenbücher beginnen relativ früh, sind bis auf zwei

32 Vgl. Weiss, Bevölkerung, S. 212ff.33 Vgl. Ribbe, Wolfgang/Henning, Eckart (Hg.), Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung, Neustadt a. d. Aisch

1995, S. 113.34 Vgl. Blanckmeister, Franz, Die Kirchenbücher im Königreich Sachsen, Leipzig 1901, S. 38ff.

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QUELLEN 19

Lücken bei den Beerdigungen 1638 und 1684–1686 ohne Unterbrechung überliefert undbieten bis ca. 1700 eine gute und hernach eine sehr gute Datenqualität. Die Bräunsdor-fer Überlieferung beginnt aufgrund eines Brandschadens erst 1640, steht der Rußdorferqualitativ jedoch nicht nach. Zwar spart sie Todesursachen bis 1800 weitgehend aus, ver-zeichnet aber von Beginn an in den Taufanzeigen die Mutternamen sowie bereits ab den1660ern regelmäßig Berufe und Stände.

Eine zweite Hauptquelle bilden die Zivilstandsregister. Diese von den Standesämternauf Basis des am 1. Januar 1876 in Kraft getretenen Reichsgesetzes über die Beurkundungdes Personenstandes und der Eheschließung geführten Akten lösten die Kirchenbücherin ihrer Funktion, die Eckpunkte des Lebens zu beurkunden, ab. Zwar sparen sie diekirchlichen Kasualhandlungen aus und verzichten auch auf die Angabe von Todesursa-chen, doch verzeichnen sie alle Personen bzw. Geburts-, Hochzeits- und Sterbeereignisseinnerhalb ihres klar definierten Einzugsbereichs ohne Ansehung religiös-weltanschau-licher Ausrichtungen und garantieren via uneingeschränkter gesetzlicher MeldepflichtVollständigkeit. Von Beginn an bieten die standesamtlichen Personenstandsdokumenteeine hohe Datenqualität, indem sie Geburtsnamen, Berufe und Adressen einschließen.In der vorliegenden Untersuchung dienten die Zivilstandsregister in erster Linie zur Er-gänzung der Kirchenbuchüberlieferung, da ab 1875 ein wachsender Bevölkerungsanteilauch infolge verstärkter Kirchenaustritte Meldungen an das Pfarramt unterließ.

Zur Rekonstruktion der Dorfstrukturen respektive der ruralen Besitzverhältnissewurde in erster Linie auf Gerichtsbücher, von den Ämtern geführte Verzeichnisse vorallem von Grundbesitzveränderungen, Vormundschafts- und Erbschaftssachen zurück-gegriffen. In Sachsen reicht deren Überlieferung vom späten 15. Jahrhundert bis zurBauernbefreiung Mitte des 19. Jahrhunderts, zahlreiche verlustbedingte Lücken inklu-sive. Daran schließen sich unter anderem Grund- und Hypothekenbücher ähnlichenInhalts an.

Als fünfte Hauptquelle der Arbeit fungieren die 1537 einsetzenden Jahresrechnungendes St.-Georgen-Stifts und Amts Altenburg, in denen unter anderem die bei Lehnrei-chungen fälligen Lehnwarenzahlungen verzeichnet wurden. Obgleich auf die nötigstenFakten beschränkt, geben diese Aufzeichnungen wertvolle Hinweise zur Rekonstruktionder Rußdorfer Besitzfolgen bei Gerichtsbuchlücken in den frühen Jahren.

Schließlich wurden zahlreiche weitere Akten unterschiedlichster Provenienz, darun-ter Steuerverzeichnisse, Ablösungsakten, Brandkataster und Gerichtsakten, Adressbü-cher und Einwohnerverzeichnisse, die Personendaten erhoffen ließen, ergänzend hin-zugezogen.

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20 EINLEITUNG

1.4 METHODIK

In Vorbereitung der eigentlichen Auswertung musste das zur Verfügung stehende Quel-lenmaterial erfasst und aufbereitet werden. Dem Anspruch folgend, die Daten auch ineinem individuellen und familiären Kontext zu betrachten bzw. in Beziehung zueinan-der zu setzen, genügte eine bloße Aggregation nicht. Daher galt es, Personenbiographienzu erstellen, diese in Familien zu ordnen und dadurch die Gesellschaften der Untersu-chungsorte über den betrachteten Zeitraum hinaus zu rekonstruieren.

Die zeitliche Begrenzung der Arbeit orientiert sich dabei an den maßgeblichen Quel-len. Mit ihrem Beginn 1582 markiert die Rußdorfer Kirchbuchüberlieferung den Anfangder demographischen Analyse. Ihr Ende 1935 ist an der Eingemeindung Rußdorfs nachOberfrohna ausgerichtet. Anlässlich dessen ging das vormals separate lokale Standesamtin jenem des Nachbarorts auf und gleichsam die getrennte Registerführung verloren.Die notwendigen Daten aus den ab 1935 „gemischten“ Zivilstandsregistern zu extrahie-ren, hätte eine unbotmäßige Vervielfachung des Arbeitsaufwandes bedeutet und wurdedaher unterlassen.

Die Rußdorfer Kirchenbücher zwischen 1582 und 1964, deren Bräunsdorfer Pen-dants 1640–1997 und die Standesamtsregister beider Orte 1876–1935 wurden systema-tisch in Zehnjahresabschnitten von den Hochzeiten ausgehend über Geburten bis zuden Sterbefällen chronologisch ausgewertet und ad hoc mithilfe der freien Genealogie-software „Gramps“ in einer Datenbank erfasst. Eingang fanden Geburts-, Tauf-, Konfir-mations-, Hochzeits-, Einsegnungs-, Sterbe- und Beerdigungsereignisse, Todesursachenund Berufs- bzw. Standesbezeichnungen mit dem Jahr des Auftretens bzw. ohne Jahres-angabe bei postumen Nennungen. Schreibweisenvereinheitlichungen wurden an keinerStelle vorgenommen. Im Gegenteil blieben auch orthographische Variationen nicht un-berücksichtigt. Lediglich Taufpaten mussten dem ohnehin immensen Arbeitsaufwandgeschuldet außer Acht gelassen werden. Die Daten wurden weitestmöglich im „Ori-ginalzustand“ gehalten; die Datenbank erfüllt somit ausschließlich ordnende Funktio-nen. Desgleichen wurde eine Vorabseparierung des Materials beider Untersuchungsorte,wenngleich getrennt analysiert, unterlassen, um eine Ergänzung des Quellenmaterialsnicht zu unterbinden. Diese unkonventionelle Auswertungsmethode soll mittelbar dasPotential vergleichsweise roher, losgelöst von starren räumlichen Grenzen erhobener(Kirchbuch-)Daten aufzeigen.

Die der Studie zugrunde liegende finale Datenbankversion umfasst rund 44.000 Per-sonen in ca. 18.500 Familien. In einem zweiten Arbeitsgang wurde diese, um eine pro-zedurale Auswertung zu ermöglichen, in eine relationale SQLite-Datenbank exportiert.Mittels eigens erstellter Abfragebefehle konnten die Daten problemorientiert extrahiert,aggregiert und analysiert werden.

Die bemühte Vorgehensweise erlaubt im Vergleich zur herkömmlichen Familienre-konstitution, bei der die Auswertungsgrundlage zu Beginn fest auf gesetzte Kriterien

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METHODIK 21

erfüllende Bevölkerungsteile gewissermaßen fragestellungsunabhängig reduziert wird,zügige und bedarfsgerechte Variationen der genutzten Datenbasis. Prinzipiell lässt sichzudem die generell schwer fassbare Mobilität bei ausreichendem Material ohne expliziteVoruntersuchungen selbst ortsgebunden messen. Der größte Vorteil liegt jedoch zwei-felsohne in der Möglichkeit, theoretisch für beliebige Zeitpunkte fernab überlieferterBevölkerungszählungen relativ akkurate, umfassende Gesellschaftsrekonstruktionen er-stellen zu können.

Zugleich unterliegt die Nutzung dieser Vorteile merklichen systematisch-techni-schen Schwierigkeiten. Lückenlose individuelle wie familiäre Biographien stehen undfallen mit der Ereignisdichte. Insbesondere für Familien- und Gesellschaftsuntersu-chungen unverzichtbare vitalstatistische Momentaufnahmen bedürfen Extrapolationen,welche auf mindestens zwei Ereignisse derselben Verortung angewiesen sind. Existierteetwa lediglich für 1688 ein Beleg der Beschäftigung Christoph Helbigs als Richter inRußdorf, könnte er ausschließlich in jenem Jahr in die Berufsstatistik in dieser Funktioneinfließen. Eine analoge Nennung 1667 erlaubt stattdessen, seine Tätigkeit auf 21 Jahreanzusetzen. Ebenso bleibt bei Personen ohne Geburts- oder Sterbedatum unklar, abbzw. bis zu welchem Zeitpunkt sie im fraglichen Ort ansässig waren. Stellte dies auchdie manuelle Auszählung vor Probleme, tritt bei der automatisierten die Komplikationirreführender Ereignisorte hinzu. Zufällig auswärtige Todesfälle oder dergleichen Hoch-zeiten erschließen sich dem menschlichen Auge rasch, nicht oder nur über Umwege aberder künstlichen Intelligenz. Dabei gilt freilich die Regel, je qualitativ umfangreicher dasDatenmaterial, desto akkurater die Auswertung zu beliebigen Zeitpunkten.

Parallel zu den Personenstandsregistern wurde die in beiden Untersuchungsorten1671 einsetzende kontinuierliche Gerichts- und Grundbuchüberlieferung soweit mög-lich in Besitzfolgerekonstruktionen der lokalen Güter umgesetzt, um deren zahlenmä-ßige Entwicklung nachzuvollziehen und durch manuelle Bearbeitung Aussagen übergesellschaftlichen Wandel in Ergänzung der demographischen und ökonomischen Ana-lyse auf Grundlage der Kirchenbücher und Standesamtsregister treffen zu können.

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2. SACHSEN IM MITTELALTER – EIN ABRISS

Huius adventum leo rugiens cauda subsequenti impedire satagens, in silva, quae Miriquidui di-citur, montem quendam cum sagittariis prorsus intercluso omni aditu firmat.35

Mit diesen Worten schildert Thietmar von Merseburg in seiner zwischen 1012 und 1018verfassten Chronik nicht allein einen militärischen Schachzug Bolesław I. Chrobrys,allegorisiert als „Löwe“, während seines Kampfes mit dem ottonischen König Hein-rich II. im Jahr 1004. Gleichzeitig charakterisiert er mittels einer Randbemerkung – quaeMiriquidui dicitur – die böhmische Grenze des Erzgebirges in ihrer geographischenBeschaffenheit im ausgehenden Frühmittelalter. Der Begriff „Miriquidui“ hat seinenetymologischen Ursprung im altnordischen „Myrkviðr“, welches einen „Dunkelwald“bezeichnet.36 Thietmar wählte die Benennung nicht grundlos. Zu seinen Lebzeiten wiesder stark bewaldete Erzgebirgsraum keinen signifikanten Besiedlungsgrad auf. Zudemwar er territorialherrschaftlich nicht unumstritten.

Die Ausdehnung des großen Urwaldes reichte weit ins Erzgebirgsvorland und schlossdabei zum Beispiel den Freiberger, Chemnitzer und Zwickauer Raum ein. Seine West-grenze markierte die Zwickauer Mulde, wie eine auf den 30. August 974 datierende, inihrer überlieferten Form gefälschte Urkunde37 Kaiser Ottos II. nahelegt. Sie bezeugt dieSchenkung eines Forstes „inter Salam ac Mildam fluvios“ und „Siusili et Plisni provin-cias“ an die Kirche zu Merseburg, einschließlich des darauf haftenden Wildbanns, deraus dem offensichtlich benachbarten Erzgebirgswald wechselndes Wild einschloss:

Qualescumque venationum species in his modo sint terminis vel nutriantur seu ex magna pro-cedant silva, que Miriquido dicitur, ut sint nostra imperiali pace securae admodum auctoritativeiubemus.38

Das Untersuchungsgebiet im Bereich des heutigen Limbacher Landes zwischen Chem-nitz und Zwickau befand sich zu Beginn des zweiten Jahrtausends demnach noch in-mitten des großen, mindestens seit der Bronzezeit relativ unberührten Waldgebietes.Andreas Eichler berichtet zwar von einigen Funden stein- und bronzezeitlicher Werk-zeuge und Waffenfragmente in Penig, Tauscha und Fichtigsthal, jedoch konnte bislang

35 Lappenberg, Johann Martin (Hg.), Thietmari Cronicon, in: Pertz, Georg Heinrich, Monumenta Germaniae Historicainde ab anno Christi quingentesimo usque ad annum millesimum et quingentesimum, Hannover 1839, S. 723–871,S. 807.

36 Vgl. Eggers, Martin, Myrkviðr, in: Beck, Heinrich/Geuenich, Dieter/Steuer, Heiko (Hg.), Reallexikon der Germani-schen Altertumskunde, Bd. 20, Berlin 2002, S. 460–461, S. 460.

37 Vgl. Dasler, Clemens, Forst und Wildbann im frühen deutschen Reich. Die königlichen Privilegien für die Reichs-kirche vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, Köln/Weimar/Wien 2001, S. 21.

38 Posse, Otto (Hg.), Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae. Urkunden der Markgrafen von Meissen und Landgrafenvon Thüringen 948–1099, Leipzig 1882, S. 255.

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24 SACHSEN IM MITTELALTER – EIN ABRISS

archäologisch noch kein Hinweis auf eine dauerhafte Ansiedlung zwischen Chemnitzund Zwickauer Mulde in vorchristlicher Zeit erbracht werden.39 Ebenso konzentrierensich die bislang nachgewiesenen bronzezeitlichen Befestigungen auf dem Territoriumdes modernen Freistaats Sachsen auf den ostelbischen Raum und das Gebiet längs derElbe bis ins Mittelgebirge. Westlich der Elbe konnten ungleich weniger Schutzanlagenausgemacht werden. Für den Bereich des Miriquidi fehlen sie völlig.40

Ein ähnliches Bild ergibt der Blick auf die Verteilung von Bodenfunden aus der sla-wischen Siedlungsperiode. Nachdem die vor allem im Einzugsgebiet von Elster, Pleißeund Elbe lebenden Elbgermanen sowie die in der Oberlausitz ansässigen Odergermanenihre Siedlungsräume in der Völkerwanderungszeit41 westwärts verlassen hatten, rücktenim 7. Jahrhundert slawische Ackerbauern nach. Lusizer und Milzener wanderten vonOsten in die Lausitz ein, die aus Böhmen stammenden Chutizi, Daleminzer, Diedesiund Nisaner siedelten entlang der Elbe und im nordsächsischen Raum.42 Wie AndréThieme am Beispiel des Altenburger Umlands nachweist,43 erfolgte die Landnahme zu-nächst entlang der Flüsse, wo die bäuerliche Bevölkerung die besten Böden vorfand.Mit dem Anwachsen der Bevölkerungszahl wurden ab dem 8. Jahrhundert von den Alt-siedelflächen ausgreifend angrenzende Gebiete siedlungstechnisch erschlossen, wobeiweiterhin für eine agrarische Produktion vielversprechende Lagen bevorzugt Berück-sichtigung fanden. Erst gegen Ende des Frühmittelalters wichen die Siedler, mit hoherWahrscheinlichkeit unter zunehmendem Bevölkerungsdruck, im großen Rahmen vonden Wasserläufen in deren Umland und auf landwirtschaftlich weniger wertvolle Bödenab.44 Dennoch blieb der Miriquidi bis ins 12. Jahrhundert hinein größtenteils von derslawischen Kulturraumschaffung unangetastet, wie bis in die Gegenwart an den Ortsna-men ablesbar ist.45

Die menschliche Präsenz innerhalb des Urwaldes beschränkte sich bis zum Beginnder Ostkolonisation im 12. Jahrhundert auf den Verkehr entlang der Salzstraßen nachBöhmen sowie wahrscheinlich eher saisonal genutzte Weiler bzw. kleinere Ansiedlun-

39 Vgl. Eichler, Andreas, Bürgertum und Industrie im Limbacher Land, Limbach-Oberfrohna 1999, S. 6.40 Vgl. Blaschke, Geschichte Sachsens, S. 38ff.41 Blaschke grenzt die Abwanderung zeitlich auf die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts ein. Vgl. ebd., S. 41.42 Vgl. Groß, Reiner, Geschichte Sachsens, Leipzig 2001, S. 14.43 Thieme macht für das Altenburger Gebiet auf Grundlage einer Synthese aus archäologischen Befunden, onomasti-

scher Typologisierung der Ortsnamen, Systematisierung der Siedlungsformen sowie der Analyse schriftlicher Quel-len einen fünfstufigen sorbischen Siedlungsprozess aus: 1. Erstbesiedlung im 7. Jahrhundert, 2. u. 3. Ausbau derAltsiedelflächen im 8. u. 9. Jahrhundert bzw. im 10. u. der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, 4. Frühkolonisation imspäten 11. u. frühen 12. Jahrhundert sowie 5. Übergang zur Hochkolonisation im 12. Jahrhundert. Vgl. Thieme, An-dré, Die Burggrafschaft Altenburg. Studien zu Amt und Herrschaft im Übergang vom hohen zum späten Mittelalter,Leipzig 2001, S. 141–147. Die Siedlungspraxis in den anderen slawischen Einwanderungsgebieten wird sich von demAltenburger Modell kaum unterschieden haben, wobei der zeitliche Ablauf sicherlich variierte.

44 Vgl. Thieme, Altenburg, S. 142ff. u. Blaschke, Geschichte Sachsens, S. 44f.45 Vgl. Blaschke, Geschichte Sachsens, S. 48.

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gen, wie zum Beispiel jene quellenmäßig belegbaren von Wolfsjägern im Raum desspäteren Altchemnitz, Altendorf, Mühlau und Auerswalde.46

Bis zum Beginn des 10. Jahrhunderts existierten die slawischen Stämme zwischenSaale und Neiße bzw. Oder politisch weitgehend souverän. Noch im 8. Jahrhundert un-terstützen die Sorben fränkische Feldzüge gegen die Sachsen, ohne sich Karl Martellund seinen Nachfolgern, die ihren Herrschaftsbereich sukzessive bis zur Saale ausdehn-ten, zu unterwerfen.47 Zu Beginn des 9. Jahrhunderts befanden sie sich allerdings selbstim Kampf mit Karl dem Großen, der die westlich der Elbe lebenden sorbischen Stämme805/806 besiegte und sie zu Tributen und militärischer Unterstützung verpflichtete.48

Zudem suchte er 805 über das Diedenhofener Kapitular den Handel mit den Besiegtenzu regeln und etablierte die Saale als politische Grenze zwischen fränkischem und slawi-schem Herrschaftsgebiet. In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts wurde im Saalegebieteine sorbische Grenzmark, der Limes Sorabicus, zur Sicherung des Frankenreichs ge-gen die Sorben, die sich im Laufe des 9. Jahrhunderts mehrfach gegen jenes erhoben,eingerichtet.49

Die politische Autonomie der Sorben endete im harten Winter 928/929 mit demFeldzug des sächsischen Herzogs und deutschen Königs Heinrich I. gegen die im Havel-land siedelnden Heveller. Nachdem er diese mit dem Ziel, die Ostgrenze seines Reichesgegen wiederkehrende ungarische Einfälle zu sichern, unterworfen hatte, zog er gegendie Daleminzier. Deren Widerstand und Souveränität endete mit Eroberung und Schlei-fung ihrer Burg Gana im Frühjahr 929. Die Milzener östlich der Elbe ereilte drei Jahrespäter das gleiche Schicksal.50

Um seine Herrschaft in den neu erworbenen sorbischen Gebieten zu sichern undzu diesem Zweck Präsenz zu zeigen, ließ Heinrich I. Burgen, unter anderem die BurgMeißen an der Elbe, errichten, teilte die eroberten Gebiete in territorial noch nicht ge-festigte Marken und setzte Markgrafen als deren Verwalter ein. Weiterhin wurden imLaufe des 10. und 11. Jahrhunderts unter vielfacher Nachnutzung der vorhandenen sor-bischen Anlagen Burgwarde als niedere Verwaltungsbezirke geschaffen. Für den Raumöstlich der Saale sind nach Blaschke etwa 5051 derartige Burgbezirke nachweisbar, die inihrer Funktion und Organisation bereits starke grundherrschaftliche Züge trugen.52

Während Heinrich I. den eroberten slawischen Siedlungsraum als Pufferzone desReiches gen Osten lediglich unter militärische Verwaltung in ein loses Abhängigkeits-

46 Vgl. Richter, Jörn (Hg.), Von der Wolfsjägersiedlung zum Hightech Standort. Eine Chemnitzer Stadtteilgeschichte zuAltchemnitz und Umgebung, Chemnitz 2001, S. 10f.

47 Vgl. Czok, Karl (Hg.), Geschichte Sachsens, Weimar 1989, S. 70.48 Vgl. Groß, Geschichte Sachsens, S. 15.49 Vgl. Czok, Geschichte Sachsens, S. 71.50 Vgl. Blaschke, Geschichte Sachsens, S. 58f.51 Czok geht dagegen von 100 Burgbezirken im Jahr 850 aus. Vgl. Czok, Geschichte Sachsens, S. 90.52 Vgl. Blaschke, Geschichte Sachsens, S. 59ff.

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