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Tanja A. Wilken Deutsch an Stationen Spezial Literaturgeschichte Realismus Tanja A. Wilken Sekundarstufe I + II Deutsch an Stationen Literaturgeschichte – Realismus bis Moderne SPEZIAL Downloadauszug aus dem Originaltitel: Download

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Tanja A. Wilken

Deutsch an Stationen Spezial LiteraturgeschichteRealismus

www.auer-verlag.de

Auer macht Schule

Mit Stationentraining gezielt üben –

Anforderungen des Lehrplans Deutsch erfüllen

Mit der Stationen-Reihe trainieren Ihre Schüler gleichzeitig methodische und

inhaltliche Lernziele.

Die handlungsorientierte Arbeit an Stationen fördert das selbstständige

Lernen jedes einzelnen Schülers. Durch die Vielfalt der Aufgabenstellungen

und damit auch der Lösungswege lernen alle Schüler trotz unterschiedlichster

Lernvoraussetzungen besonders nachhaltig. Die Inhalte der einzelnen Stationen

decken die Literaturepochen vom Realismus bis zur Moderne ab.

So gelingt es Ihnen, Methodenlernen sinnvoll in Ihren Unterricht zu integrieren!

Die Materialien sind auch für fachfremd unterrichtende Lehrer geeignet.

Die Themen:

Realismus – Naturalismus – Expressionismus – Literatur zur Zeit der

Weimarer Republik – Drittes Reich und Exilliteratur – Literatur nach 1945

Der Band enthält:

3 bis 6 Stationen pro Themenbereich

insgesamt über 60 Arbeitsblätter als Kopiervorlagen

einen umfangreichen Lösungsteil

Die Autorin:

Tanja A. Wilken – freie Autorin und Lektorin

Weitere Titel aus dieser Reihe:

Deutsch an Stationen – Klasse 5 Deutsch an Stationen – Klasse 6

Bestell-Nr. 04925

Bestell-Nr. 06243

Deutsch an Stationen – Klasse 7 Deutsch an Stationen – Klasse 8

Bestell-Nr. 06512

Bestell-Nr. 06592

Deutsch an Stationen – Klasse 9 Deutsch an Stationen – Klasse 10

Bestell-Nr. 06881

Bestell-Nr. 06939

Deutsch an Stationen – Deutsch an Stationen –

Literaturgeschichte – Rechtschreibung 9/10

Renaissance bis Vormärz Bestell-Nr. 06897

Bestell-Nr. 06909

Tanja A. WilkenSekundarstufe I + II

Deutsch an Stationen

ISBN 978-3-403-06966-9

Literaturgeschichte – Realismus bis Moderne

Mit Kopiervorlagen

SPEZ

IAL

6966_Deutsch an Stationen_Spezial_Literatur.indd 1

21.08.12 12:01

Downloadauszug aus dem Originaltitel:

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Deutsch an Stationen Spezial

Literaturgeschichte

Realismus

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Dieser Download ist ein Auszug aus dem OriginaltitelDeutsch an Stationen Spezial Literaturgeschichte

Realismus bis Moderne

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Materialaufstellung und Hinweisezu den einzelnen Stationen

Die Seiten 8 bis 14 sind in entsprechender Anzahl zu vervielfältigen und den Schülern bereit-

zulegen. Als Möglichkeit zur Selbstkontrolle können Lösungsseiten zur Verfügung gestellt

werden.

Seite 8 Station 1: Was ist realistisch?: Extrablatt

Seite 10 Station 2: Das realistische Erzählen: Extrablatt

Seite 13 Station 3: Das realistische Dichten: Extrablatt

Realismus (ca. 1850–1890)

Der Laufzettel, alle Arbeits- und Informationsblätter sowie zusätzlich verwendete Blätter (Extrablätter) werden in einer Sammelmappe abgeheftet.

Hinweis: Bei den meisten Originaltexten wurde die Rechtschreibung weitestgehend der amtlichen Neuregelung angepasst.

Die Seiten 15 bis 25 sind in entsprechender Anzahl zu vervielfältigen und den Schülern bereit-

zulegen. Als Möglichkeit zur Selbstkontrolle können Lösungsseiten zur Verfügung gestellt

werden.

Seite 15 Station 1: Das naturalistische Programm: Extrablatt

Seite 17 Station 2: Das naturalistische Drama: Extrablatt

Seite 21 Station 3: Naturalistische Prosa: aktuelle Zeitungsmeldungen bzw. aktuelle Tageszeitungen,

Extrablatt

Seite 24 Station 4: Großstadtlyrik: Extrablatt

Naturalismus (ca. 1880–1910)

Die Seiten 26 bis 34 sind in entsprechender Anzahl zu vervielfältigen und den Schülern bereit-

zulegen. Als Möglichkeit zur Selbstkontrolle können Lösungsseiten zur Verfügung gestellt

werden.

Seite 26 Station 1: Der Einfluss der bildenden Kunst

Seite 28 Station 2: Untergangsstimmung und Kulturpessimismus: Beiblatt (Checkliste expressionis-

tischer Stilmittel), Extrablatt

Seite 30 Station 3: Das zerfallende Ich: Beiblatt (Checkliste expressionistischer Stilmittel), Extrablatt

Seite 33 Station 4: Der Kriegsexpressionismus: Extrablatt

Hinweis: Das Beiblatt (Checkliste expressionistischer Stilmittel) gilt für die Stationen 2 und 3. Es muss an beiden

Stationen ausgelegt werden.

Expressionismus (ca. 1905–1925)

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Laufzettel

für

Pflichtstationen

Stationsnummer erledigt kontrolliert

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Wahlstationen

Stationsnummer erledigt kontrolliert

Nummer

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Nach der gescheiterten bürgerlichen Revolution von 1848 entwickelte sich in Deutsch-

land die literarische Strömung des Poetischen Realismus (1850–1890).

Waren Schriftsteller, Liberale und das Bürgertum zunächst davon überzeugt, ihre Reformen

durchsetzen zu können, so machte sich nach 1848 tiefe Enttäuschung breit. Diese Enttäu-

schung spiegelte sich in der Literatur der Zeit sowie im allgemeinen Realismus-Begriff. Die

Schriftsteller zogen sich aus dem Politischen zurück und konzentrierten sich verstärkt auf

das Private. Soziale und politische Kritik wurde kaum geübt. Dadurch unterscheidet sich der

deutsche Realismus stark von anderen realistischen Strömungen in Europa und Russland. Die

Autoren konzentrierten sich auf die bürgerliche Welt und schilderten vornehmlich das Innenle-

ben ihrer dieser Welt entstammenden Protagonisten. Sie suchten die „Wahrheit“ hinter den

Dingen und wollten Gesetzmäßigkeiten der Realität aufzeigen, ohne sich der Illusion hinzuge-

ben, Veränderungen „herbeischreiben“ zu können.

Was ist realistisch?

Station 1 Name:

Auszug aus Theodor Fontane: „Was verstehen wir unter Realismus?“ (1853)

Vor allen Dingen verstehen wir nicht darunter das nackte Wiedergeben alltäglichen Lebens, am

wenigsten seines Elends und seiner Schattenseiten. […] Es ist noch nicht allzu lange her, dass man

[…] Misere mit Realismus verwechselte und […] sich einbildete, der Kunst eine glänzende Richtung

vorgezeichnet zu haben.1 Diese Richtung verhält sich zum echten Realismus wie das rohe Erz zum

5 Metall: die Läuterung fehlt.

Wohl ist das Motto des Realismus der Goethesche Zuruf:

Greif nur hinein ins volle Menschenleben,

Wo du es packst, da ist’s interessant,

aber freilich, die Hand, die diesen Griff tut, muss eine künstlerische sein. Das Leben ist doch immer

10 nur der Marmorsteinbruch, der den Stoff zu unendlichen Bildwerken in sich trägt; sie schlummern

darin, aber nur dem Auge des Geweihten sichtbar und nur durch seine Hand zu erwecken. Der

Block an sich, nur herausgerissen aus einem größeren Ganzen, ist noch kein Kunstwerk, und den-

noch haben wir die Erkenntnis als einen unbedingten Fortschritt zu begrüßen, dass es zunächst des

Stoffes, oder sagen wir lieber des Wirklichen, zu allem künstlerischen Schaffen bedarf. […]

15 Wenn wir in Vorstehendem – mit Ausnahme eines einzigen Kernspruchs – uns lediglich negativ ver-

halten und überwiegend hervorgehoben haben, was der Realismus nicht ist, so geben wir nunmehr

unsere Ansicht über das, was er ist, mit kurzen Worten dahin ab: Er ist die Widerspiegelung alles

wirklichen Lebens, aller wahren Kräfte und Interessen im Elemente der Kunst; er ist, wenn man uns

diese scherzhafte Wendung verzeiht, eine „Interessenvertretung“ auf seine Art. Er umfängt das

20 ganze reiche Leben, das Größte wie das Kleinste: den Kolumbus, der der Welt eine neue zum Ge-

schenk machte, und das Wassertierchen, dessen Weltall der Tropfen ist; den höchsten Gedanken,

die tiefste Empfindung zieht er in seinen Bereich und die Grübeleien eines Goethe wie Lust und Leid

eines Gretchen sind sein Stoff. Denn alles das ist wirklich.

Der Realismus will nicht die bloße Sinnenwelt und nichts als diese; er will am allerwenigsten das

25 bloß Handgreifliche, aber er will das Wahre. Er schließt nichts aus als die Lüge, das Forcierte, das

Nebelhafte, das Abgestorbene – vier Dinge, mit denen wir glauben, eine ganze Literaturepoche be-

zeichnet zu haben.

Lies dir den folgenden Auszug aus Theodor Fontanes (1819–1898) „Was verstehen wir unter

Realismus?“ genau durch und beantworte anschließend die Fragen.

1 Fontane bezieht sich auf die darstellende Kunst des Naturalismus (lit. Epoche ca. 1880–1910). Hier wurden – anders als im Poe-

tischen Realismus – Themen wie soziale Ungerechtigkeit und Ausbeutung behandelt.

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usWas ist realistisch?

Station 1 Name:

Aufgabe 1

Wie definiert Theodor Fontane den Realismus? Was kennzeichnet nach Fontane den Realismus,

wovon grenzt er sich ab?

Realismus ist nicht

Realismus ist

Aufgabe 2

Theodor Fontane äußert sich in seinem Aufsatz „Was verstehen wir unter Realismus?“ zur Rolle

des Künstlers und der Funktion von Kunst. Versuche, Fontanes Gedankengang nachzuvollziehen,

und stelle mithilfe des folgenden Schaubildes das Verhältnis von Wirklichkeit, Kunst und Künstler

dar. Beziehe auch die Begriffe „das Wahre“ und „Läuterung“ mit ein.

Aufgabe 3

Die literarische Strömung, die sich nach der gescheiterten Revolution von 1848 entwickelte, wird

als Poetischer Realismus bezeichnet. Was bedeutet bzw. für was steht der Zusatz „poetisch“?

Schreibe deine Antwort auf ein Extrablatt.

Aufgabe 4

Welches Problem bzw. welcher Widerspruch ergibt sich aus dem Wunsch, möglichst real / realis-

tisch sein zu wollen? Schreibe deine Überlegungen auf ein Extrablatt.

In einem

wird

vom

bearbeitet.

sucht

Kunst ist

in der Realität

liefert

„Stoff“ /

Material

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Im Poetischen Realismus (ca. 1850–1890) entwickelte sich die Erzählliteratur zur

vorherrschenden literarischen Gattung. Das Drama sowie die Lyrik fielen hinter epische

Formen wie Roman, Erzählung und Novelle zurück. Ein Grund hierfür war der Anspruch der

realistischen Schriftsteller, sowohl die Wirklichkeit (Außenwelt) als auch die Gefühlswelt

der Protagonisten (Innenwelt) möglichst genau wiederzugeben. Auch die Verstrickungen

zwischen Individuum und gesellschaftlichen Konventionen sowie Alltagssituationen konnten

am besten erzählend dargestellt werden.

Theodor Fontane (1819–1898) gehörte zu den berühmtesten Schriftstellern seiner Zeit. Sei-

ne Gesellschaftsromane sind pointierte Porträts der damaligen Epoche. Besonders in seinem

Spätwerk zeigt sich der scharfe und gesellschaftskritische Beobachter.

Das realistische Erzählen

Station 2 Name:

Lies dir den Romananfang von Theodor Fontanes (1819–1898) „Effi Briest“ genau durch,

achte dabei besonders auf den Erzähler und beantworte anschließend die Fragen.

Auszug aus Theodor Fontane: „Effi Briest“ (1895)

In Front des schon seit Kurfürst Georg Wilhelm1 von der Familie von Briest bewohnten Herren-

hauses zu Hohen-Cremmen fiel heller Sonnenschein auf die mittagsstille Dorfstraße, während nach

der Park- und Gartenseite hin ein rechtwinklig angebauter Seitenflügel einen breiten Schatten erst

auf einen weiß und grün quadrierten Fliesengang und dann über diesen hinaus auf ein großes, in

5 seiner Mitte mit einer Sonnenuhr und an seinem Rande mit Canna indica2 und Rhabarberstauden

besetzten Rondell3 warf. Einige zwanzig Schritte weiter, in Richtung und Lage genau dem Seitenflü-

gel entsprechend, lief eine ganz in kleinblättrigem Efeu stehende, nur an einer Stelle von einer klei-

nen weißgestrichenen Eisentür unterbrochene Kirchhofsmauer, hinter der der Hohen-Cremmener

Schindelturm mit seinem blitzenden, weil neuerdings erst wieder vergoldeten Wetterhahn aufragte.

10 Fronthaus, Seitenflügel und Kirchhofsmauer bildeten ein einen kleinen Ziergarten umschließendes

Hufeisen, an dessen offener Seite man eines Teiches mit Wassersteg und angekettetem Boot und

dicht daneben einer Schaukel gewahr wurde, deren horizontal gelegtes Brett zu Häupten und

Füßen an je zwei Stricken hing – die Pfosten der Balkenlage schon etwas schiefstehend. […]

Auch die Front des Herrenhauses […] gewährte bei bewölktem Himmel einen angenehmen und

15 zugleich allerlei Zerstreuung bietenden Aufenthalt; an Tagen aber, wo die Sonne niederbrannte,

wurde die Gartenseite ganz entschieden bevorzugt, besonders von Frau und Tochter des Hauses

[…]. Beide, Mutter und Tochter, waren fleißig bei der Arbeit, die der Herstellung eines aus Einzel-

quadra ten zusammenzusetzenden Altarteppichs galt; […]. Rasch und sicher ging die Wollnadel

der Damen hin und her, aber während die Mutter kein Auge von der Arbeit ließ, legte die Tochter, die

20 den Rufnamen Effi führte, von Zeit zu Zeit die Nadel nieder und erhob sich, um unter allerlei kunst-

gerechten Beugungen und Streckungen den ganzen Kursus der Heil- und Zimmergymnastik durch-

zumachen. […] wenn sie dann so dastand und, langsam die Arme hebend, die Handflächen hoch

über dem Kopf zusammenlegte, so sah auch wohl die Mama von ihrer Handarbeit auf, aber immer

nur flüchtig und verstohlen, weil sie nicht zeigen wollte, wie entzückend sie ihr eigenes Kind finde,

25 zu welcher Regung mütterlichen Stolzes sie voll berechtigt war. Effi trug ein blau und weiß ge-

streiftes, halb kittelartiges Leinwandkleid, dem erst ein fest zusammengezogener, bronzefarbener

Ledergürtel die Taille gab; der Hals war frei und über Schulter und Nacken fiel ein breiter Matrosen

kragen. In allem, was sie tat, paarten sich Übermut und Grazie, während ihre lachenden braunen

Augen eine große, natürliche Klugheit und viel Lebenslust und Herzensgüte verrieten.

1 Georg Wilhelm war von 1619–1640 Kurfürst und Markgraf von Brandenburg und Herzog von Preußen. 2 Canna indica: „Indisches Blumenrohr“, wird gern als Zierpflanze für Garten- und Parkanlagen verwendet. 3 Rondell: Rundbeet

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usDas realistische Erzählen

Station 2 Name:

Auktorialer Erzähler

Der auktoriale Erzähler ist ein allwissender Erzähler. Er schildert die dargestellte Welt

von außen, er selbst ist keine aktiv handelnde Figur der erzählten Geschichte, sondern

der Urheber und Vermittler der Geschichte. Der auktoriale Erzähler bewahrt Distanz zu dem

Geschehen und zu den Figuren. Er weiß weitaus mehr als seine Figuren, er kennt deren Ge-

danken- und Gefühlswelt und sieht die Situation aus einer anderen Perspektive. Er wechselt

zwischen Ereignissen, die zeitgleich an unterschiedlichen Schauplätzen stattfinden, er be-

schreibt zeitliche Sprünge und stellt Zusammenhänge mit zukünftigen und vergangenen Ereig-

nissen her. Darüber hinaus reflektiert der auktoriale Erzähler sein eigenes Erzählen, er kom-

mentiert, urteilt und bewertet.

Personaler Erzähler

Der personale Erzähler erzählt aus der Innenperspektive, der Leser nimmt die dargestellte Welt

aus der Sicht einer handelnden Figur (Reflektorfigur) wahr. Somit beschränkt sich das Wissen

über das Geschehen und die Figuren allein auf die Wahrnehmung und das Denken dieser

Figur, der Leser erhält lediglich in die Gedanken- und Gefühlswelt dieser einen Figur Einblick.

Voraussagen oder Aussagen darüber, was zeitgleich an anderen Schauplätzen geschieht oder

was andere Figuren denken oder fühlen, sind nicht objektiv, sondern lediglich Vermutungen

dieser Figur. Der personale Erzähler tritt vor allem bei erlebter Rede auf.

Aufgabe 1

Theodor Fontanes „Effi Briest“ ist der wohl bedeutendste Roman des Poetischen Realismus. Unter-

suche den Romananfang in Hinblick auf die Erzählform und die Erzählhaltung.

1. Wer erzählt? Beschreibe die Erzählform genauer und beachte dabei

folgende Fragen:

� Um welche Art von Erzähler handelt es sich? � Aus welcher Perspektive berichtet der Erzähler? � Um welche Erzählhaltung handelt es sich? Begründe.

Schreibe deine Antworten auf ein Extrablatt.

2. Wie wird erzählt? Beschreibe die Erzählhaltung genauer und

beachte dabei folgende Fragen:

� Welche Rolle nimmt der Erzähler gegenüber dem Leser ein? � Welche Haltung nimmt der Erzähler zu dem Geschehen ein? � Worauf legt der Erzähler Wert? Wie wirkt sich dies auf den

Leser aus? � Inwiefern sind der Erzähler sowie die Art des Erzählens wichtig

für den realistischen Gehalt der Erzählung?

Notiere deine Antworten auf einem Extrablatt.

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us Das realistische Erzählen

Station 2 Name:

Lies dir das Vorwort zu Gottfried Kellers (1819–1890) Novelle „Romeo und Julia auf dem

Dorfe“ sowie die Zeitungsmeldung vom 03.09.1847 genau durch und beantworte anschlie-

ßend die Fragen.

Vorwort zu Gottfried Keller: „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ (1865)

Diese Geschichte zu erzählen, würde eine müßige Nachahmung sein, wenn sie nicht auf

einem wirklichen Vorfall beruhte, zum Beweise, wie tief im Men-

schenleben jede jener Fabeln wurzelt, auf welche die großen

alten Werke gebaut sind. Die Zahl solcher Fabeln ist mäßig;

5 aber stets treten sie in neuem Gewande wieder in die Er-

scheinung und zwingen alsdann die Hand, sie festzuhalten.

Als Vorlage für seine Novelle „Romeo und Julia auf dem

Dorfe“ diente Gottfried Keller eine Meldung über die Ge-

schichte eines tot aufgefundenen Liebespaares, die am

03.09.1847 in der „Züricher Freitagszeitung“ abgedruckt war.

Aufgabe 2

In dem Vorwort zu Gottfried Kellers „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ beschreibt der Erzähler,

wie er dem Anspruch, realistisch zu sein, gerecht zu werden versucht. Vervollständige die Sätze.

1. Fabeln sind kurze, _____________________ Erzählungen. Im alltäglichen Sprachgebrauch

wird die Bezeichnung Fabel jedoch häufig für eine

________________________________________ verwendet.

2. Für den realistischen Autor ist die Fabel ,

weil

.

3. Realistische Dichtung soll die großen Werke nicht ,

sondern

.

5 „Im Dorfe Altsellerhausen, bei Leipzig, liebten sich ein Jüngling von 19 Jahren und ein

Mädchen von 17 Jahren, beide Kinder armer Leute, die aber in tödlicher Feindschaft lebten

und nicht in eine Vereinigung des Paares willigen wollten. Am 15. August begaben sich die

Verliebten in eine Wirtschaft, wo sich arme Leute vergnügen, tanzten daselbst bis nachts

1 Uhr und entfernten sich hierauf. Am Morgen fand man die Leichen beider Liebenden auf

10 dem Felde liegen; sie hatten sich durch den Kopf geschossen.“

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usDas realistische Dichten

Station 3 Name:

Von den drei literarischen Gattungen Epik, Drama und Lyrik ist die Lyrik wohl das sub-

jektivste Genre. Der Dichter stellt unmittelbar Gefühle und Gedanken eines lyrischen

Subjekts dar, die Themen kreisen oft um persönliche Erfahrungen und Eindrücke. Der Schrift-

steller Gottfried Keller (1819–1890) bezeichnete die Lyrik als „subjektiven Firlefanz“.

Versuchten die realistischen Schriftsteller, in der von ihnen bevorzugten Erzählliteratur die

Wirklichkeit möglichst wirklichkeitsnah abzubilden, so widmeten sich einige von ihnen daneben

auch der subjektiven Darstellungsform der Lyrik – so beispielsweise Theodor Storm (1817–

1888), Theodor Fontane (1819–1898) und Friedrich Hebbel (1813–1863). Auch wenn die Lyrik

der Zeit noch stark vom romantischen Einfluss geprägt war, so bemühten sich die Dichter

dennoch um realistische Tendenzen in ihren Gedichten.

Lies dir den folgenden Auszug aus Theodor Storms (1817–1888) „Besprechung von M. A.

Niendorfs ‚Liedern der Liebe‘“ sowie das Gedicht „Die Stadt“ – Storm beschreibt hier seine

Heimat Husum – genau durch und beantworte anschließend die Fragen.

Auszug aus Theodor Storm: „Besprechung von M. A. Niendorfs

‚Liedern der Liebe‘ “

Die eigentliche Aufgabe des lyrischen Dichters besteht aber unserer Ansicht nach darin, eine

Seelenstimmung derart im Gedichte festzuhalten, dass sie durch dasselbe bei dem empfäng-

lichen Leser reproduziert wird […]. Die besten lyrischen Gedichte sind daher auch immer

unmittelbar aus der vom Leben gegebenen Situation heraus geschrieben worden.

Theodor Storm: Die Stadt (1851)

Am grauen Strand, am grauen Meer

Und seitab liegt die Stadt;

Der Nebel drückt die Dächer schwer,

Und durch die Stille braust das Meer

Eintönig um die Stadt.

Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai

Kein Vogel ohn Unterlass;

Die Wandergans mit hartem Schrei

Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei

Am Strande weht das Gras.

Doch hängt mein ganzes Herz an dir,

Du graue Stadt am Meer;

Der Jugend Zauber für und für

Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,

Du graue Stadt am Meer.

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Aufgabe 1

Analysiere das Gedicht „Die Stadt“ von Theodor Storm und fülle die Felder der Tabelle aus.

1. Strophe 2. Strophe 3. Strophe

Formale

Merkmale

Auffällige

rhetorische

Stilmittel

Inhalt der

Strophen

(Schwerpunkt,

Auffälligkeiten)

Grundton /

Stimmung

Beziehung des

lyrischen Ichs

zum Geschehen

Aufgabe 2

Welche Elemente und Merkmale des Gedichts „Die Stadt“ sind typisch realistisch? Worin zeigen

sich Unterschiede zur Lyrik anderer Epochen, vor allem zur Weimarer Klassik und zur Romantik?

Notiere deine Antwort auf einem Extrablatt.

Das realistische Dichten

Station 3 Name:

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us Station 1: Was ist realistisch?, Seite 8

Aufgabe 1Realismus ist nicht … die nackte Wiedergabe des Alltäglichen (des Banalen), die Wiedergabe des Hässlichen und der Extreme („Elend“, „Schattenseiten“, „Misere“), unbearbeitete Wirklichkeit, „bloße Sinnenwelt“.Realismus ist … „das volle Menschenleben“. Der Realismus spiegelt das Leben, aber „im Elemente der Kunst“. Der Realismus braucht die künstlerische Hand, den künstlerischen Blick auf die Wirklichkeit. Der realis-tische Schriftsteller sucht nach dem „Wahren“ hinter der ungehobelten Realität. Der Realismus ist also „geläu-terte Kunst“ (= „bearbeitete Wirklichkeit“).

Aufgabe 2

Aufgabe 3Der Zusatz „poetisch“ bezieht sich auf die künstlerische Bearbeitung der Realität. Der Dichter bildet die Wirk-lichkeit zwar möglichst wirklichkeitsnah ab, er schafft jedoch keine Kopie, sondern manipuliert den vorgefun-denen Stoff in seiner Absicht. Der Dichter lenkt den Blick des Lesers auf die Elemente der Realität, die er für beachtenswert befindet. Er selektiert und formt mit literarischen und gestalterischen Mitteln.

Aufgabe 4Der Poetische Realismus trägt einen Widerspruch in sich: Er fordert die genaue Abbildung der Wirklichkeit bei gleichzeitiger Verfremdung der Wirklichkeit mit poetischen Mitteln. Der realistische Dichter spart gewisse reale Gegebenheiten (z. B. Missstände) aus, er bewertet und gewichtet den realen Stoff. Der Dichter verklärt die Welt. Die Folge ist eine einseitige Betrachtung der Realität, gefördert durch den Künstler. Darüber hinaus stellt sich die Frage: Ist ein Individuum mit subjektiven Empfindungen und Neigungen überhaupt in der Lage, etwas vollkommen objektiv abzubilden?

Station 2: Das realistische Erzählen, Seite 10

Aufgabe 11. – Es handelt sich um einen Er-Erzähler. – Der Erzähler ist ein Außenstehender. – Es ist ein auktorialer

Erzähler: er ist allwissend, verfügt über Detailwissen (auch über einzelne Figuren), scheint über den Er-eignissen zu schweben und bewahrt Distanz zu dem Geschehen.

2. – Der Erzähler ordnet die Eindrücke, er führt den Leser durch das Anwesen und stellt die Hauptfigur vor. Er vermittelt zwischen Geschichte und Leser, er erläutert und kommentiert.

– Der Erzähler ist nicht unmittelbar am Geschehen beteiligt, er berichtet aus einer Distanz heraus. Die Kom-mentare sind weder besonders kritisch noch bewertend.

– Der Erzähler legt auf eine detaillierte Beschreibung wert. Er stellt das Anwesen in allen Einzelheiten vor. Die ausführliche, anschauliche Darstellung (beschreibendes Erzählen) ist wichtiger als die Wiedergabe zeitlicher Abfolgen (berichtendes Erzählen). Durch die detaillierte Darstellung spricht der Erzähler die bildliche Vorstellungskraft des Lesers an, er schafft ein realistisches Szenario, das Erzählte erscheint dem Leser wahrscheinlich.

– Der realistische Erzähler möchte möglichst objektiv wirken. Er muss jedoch auch den Eindruck vermit-teln, die dargestellte Welt genau zu kennen, um möglichst nah am Geschehen (= realistisch) berichten zu können. Der Erzähler versucht, reale Elemente (Umgebung, Ereignisse) und bildliche Anschaulichkeit zu vermitteln. Der auktoriale Erzähler ist die Vermittlungsinstanz zwischen Geschehen und Leser.

Aufgabe 2 1. Fabeln sind kurze, lehrhafte Erzählungen. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung Fabel je-

doch häufig für eine frei erfundene Geschichte oder auch eine „Spinnerei“ (fabulieren) verwendet. 2. Für den realistischen Autor ist die Fabel eine Inspirationsquelle, weil Fabeln einen wahren Kern haben. Der

Erzähler verweist in seinem Vorwort darauf, „wie tief im Menschenleben jede jener Fabeln wurzelt, auf wel-che die großen alten Werke gebaut sind“. Viele Menschen haben von ähnlichen Dingen, wie die, von denen berichtet wird, schon gehört oder sie auch am eigenen Leib erfahren.

3. Realistische Dichtung soll die großen Werke nicht bloß kopieren, sondern die alten Wahrheiten / bekannten Einsichten in „neues Gewand“ kleiden. Hier zeigt sich der Anspruch auf Aktualität realistischer Erzählungen.

Wirklichkeit

In einem „Läuterungsprozess“ wird das Material vom Künstler bearbeitet.

(Er „befreit“ die „schlummernden“

Kunstwerke aus ihrer groben Hülle.)

der Künstler sucht

Kunst ist nichts an-deres als „künstlerisch bearbeitete Realität“

mit Blick für „das Wahre“ (ohne Aus-schweifungen, Über-flüssigem, Extremen)

„das Wahre“ (das Wesentliche) in der

Realität

liefert

„Stoff“ /

Material

Realismus (ca. 1850–1890) Seite 8–14

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Station 3: Das realistische Dichten, Seite 13

Aufgabe 1

1. Strophe 2. Strophe 3. Strophe

Formale Merkmale

3 Strophen, je 5 Verse; Metrum: Jambus (Wechsel von vier- und dreihebigem), männliche Kadenz, allerdings auffälliger Bruch in V. 7 („Kein Vogel ohne Unterlaß“ = Enjambement); Reimschema: Kreuzreim (abab), das zweite a tritt jeweils doppelt auf = erweiterter Kreuz-reim→ Einfacher Rhythmus und unkomplizierter Strophenbau geben dem Inhalt seinen Rahmen.

Auffällige rhetorische Stilmittel

Wortwiederholungen („Am grauen…“), Alliteration („Der … drückt die Dächer …“), auffällige Farbsymbolik („graue Stadt“, „graues Meer“), Klangsymbole („Stille“, „braust“)

Betonung liegt auf Klang-symbolen („rauscht“, „schlägt“, „Schrei“).

Alliteration (Versanfänge: „Doch“, „Du“, „Der“, „Du“), Wortwiederholungen („Du“, „Dir“, „Meer“, „für“), Personi-fikation („Du graue Stadt am Meer“)

Inhalt der Strophen (Schwerpunkt, Auffälligkeiten)

Es wird die Stadt am Meer beschrieben. Auffällig ist, dass die Stadt ohne die typischen zivilisatorischen Motive beschrieben wird (Ausnahme: „die Dächer“ und die Bezeichnung „Stadt“). Im Zentrum steht die lyrische Beschreibung der die Stadt umgebenden Landschaft bzw. ihrer prä-genden Elemente („grauer Strand“, „graues Meer“, „Nebel“). Die Eintönigkeit wird betont („grau“).

Wie in der ersten Strophe so steht auch hier weniger die Stadt selbst als die sie um-gebende Landschaft im Zen-trum. Beschrieben werden Besonderheiten der Strand-landschaft. Stärker als in der ersten Stro-phe wird hier die Stille betont (die akustischen Naturphäno-mene bleiben aus).

Erstmals wird der Stadt selbst die Bezeichnung „grau“ verliehen. Die Tris-tesse, Monotonie und trau-rige Grundstimmung der ersten beiden Strophen wird nicht fortgeführt (deutlicher Bruch!). Die Stadt erfährt durch das lyrische Ich eine persönliche Deutung und wird personifiziert. Die Stim-mung hat sich signifikant gewandelt (vgl. „Herz“, „Zau-ber“, „lächeln“). Das lyrische Ich tritt erstmals in den Vor-dergrund und kommuniziert direkt mit „der Stadt“ („der Heimat“). → Hier zeigen sich deutlich Heimatgefühle.

Grundton / Stimmung

monoton, traurig, z. T. auch resignativ

monoton, traurig, z. T. auch resignativ

sentimental, verbunden, „ru-hend“ statt „Stille“Die Szenerie wirkt friedlich / gelassen.

Beziehung des lyrischen Ichs zum Geschehen

Bloße Beschreibung der Szenerie (reine Äußerlich-keit). Das lyrische Ich tritt in den Hintergrund bzw. ist nicht erkennbar.

Bloße Beschreibung der Szenerie (reine Äußerlich-keit). Das lyrische Ich tritt in den Hintergrund bzw. ist nicht erkennbar.

Das lyrische Ich gibt sich zu erkennen, es ist tief mit der beschriebenen Szenerie ver-bunden („mein ganzes Herz“, „Der Jugend Zauber“).→ Heimatgefühle, Innerlich-keit

Aufgabe 2 Die realistische Lyrik legt Wert auf Einfachheit und Gegenständlichkeit. Dazu gehören eine unkomplizierte Form (einfaches Reimschema, einfache Rhythmen usw.) sowie eine eher nüchterne Darstellung. Der Dichter verliert sich weder in idealisierter Überhöhung (wie die Klassiker) noch in schwärmerischer Verklärung (wie die Roman-tiker). Wichtig ist ihm die Verbindung der Naturbeschreibung (Äußerlichkeit) mit der subjektiven Wahrnehmung (Innensicht). Der realistische Dichter bemüht sich, Extreme zu vermeiden, sowohl inhaltlich als auch im Stil. Er stellt die Natur zwar lyrisch, jedoch so wie er sie sieht dar. Die beschriebene Natur ist nicht bloß ein poetischer Code oder ein mystischer Ort, sondern sie ist ein real existierender Ort, oder könnte es zumindest sein. Das lyrische Ich ist kein idealisierter historischer Held, es könnte jedermann sein. Der realistische Dichter verwendet zwar Symbole und Metaphern, dennoch ist die Sprache weder so pathetisch wie die der Klassiker noch so sym-bolüberfrachtet wie die der Romantiker.

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Autor: Tanja A. WilkenIllustrationen: Steffen Jähde

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