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Karina Kolbe

Mein Kampf gegen den UnterleibsKrebs

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek

verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie .

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern-sehen, fotomechanische Wieder-

gabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen

Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2011 novum publishing gmbh

ISBN 978-3-99003-506-1Lektorat: Christine SchranzInnenabbildungen: Dt. Krebshilfe e.V.

Die von der Autorin zur Verfügung gestellten Abbildungen wurden in der bestmöglichen Qualität gedruckt.

Gedruckt in der Europäischen Union auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier.

www.novumpro.com

A U S T R I A · G E R M A N Y · H U N G A R Y · S P A I N · S W I T Z E R L A N D

w w w . n o v u m p r o . c o m

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Vorwort

Warum verfasst man ein Buch über Krebs?

Einerseits, weil das Phänomen Krebs in unserer Gesellschaft im-mer noch ein Tabuthema und mit Horrorszenarien über Chemo, Kahlköpfigkeit und Sterben verbunden ist. Hier bedarf es exakter Information.

Andererseits, weil ich aus eigener Erfahrung berichten kann. Ich habe die Krankheit mit all ihren Facetten am eigenen Leib erfahren und will meinen Leidensgenossinnen zurufen: „Kämp-fen Sie, kämpfen Sie mit all Ihren Kräften! Vom ersten Augenblick der Diagnose an. Lassen Sie diesem zerstörerischen Feind in Ihrem Körper keine Chance.“

Der Tumor wächst und wächst unaufhaltsam, und wenn wir ihn nicht mit wirkungsvollen Mitteln bekämpfen, bemächtigt er sich des gesamten Körpers. Man muss ihn psychisch und physisch bekämpfen, je früher, desto besser sind die Heilungschancen.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dies viel Kraft kos-tet. Genauso wichtig sind aber auch das Verständnis und der Zu-spruch Ihrer Lieben, für die dieser Ausnahmezustand auch nicht leicht zu bewältigen ist.

Das hochdosierte Gift der Chemotherapie zerstört nicht nur die Krebszellen, sondern auch andere schnell wachsende Zellen, die sich aber wieder regenerieren. Der Krebs muss radikal aus-gemerzt werden, nur so kann man vor weiteren Attacken sicher sein. Die nicht unerheblichen Nebenwirkungen müssen dabei – leider – in Kauf genommen werden.

Immer mehr Menschen erkranken an Krebs. In Deutschland hat inzwischen fast jede zehnte Frau Brustkrebs, und seit einigen Jahren erkranken auch immer häufiger Frauen unter 50 Jahren. Tendenz steigend! Ebenso nehmen Darm- und Prostatakrebs und andere Krebsarten zu.

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Die Forschung beschäftigt sich intensiv mit diesem Phäno-men, hat schon wirkungsvolle Medikamente entwickelt und wird noch effektivere produzieren. Doch die Ursachen des Krebses stehen noch in den Sternen. Eine Frage, die mich am meisten interessiert.

Kämpfen Sie, liebe Leidensgenossinnen! Das ist Ihre einzige Chance! Es geht um Ihr Leben, und das ist viel zu schön, um weggeworfen zu werden.

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inhalt

1. Mein Kampf gegen den Unterleibskrebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1.1 Wie ein Blitz aus heiterem Himmel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1.2 Der Befund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

1.3 Operationsvorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

1.4 Ein schwerer Gang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

1.5 Am Tag vor der Operation: 28. 06. 06 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1.6 Mein Operationstag: 29. 06. 06 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

1.7 Der Befund nach der OP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

1.8 Meine Geburtstagsfeier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

1.9 Das Damoklesschwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

1.10 Die Perücke – Qual der Wahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

1.11 Die Chemo – das Schreckgespenst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

1.12 Die nächsten Wochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

1.13 Seelische Unterstützung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

1.14 Streicheleinheit für Leib und Seele: die Kur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

1.15 Die Zeit danach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

1.16 Jahresrückblick 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

1.17 Regeneration pur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

1.18 Zurück in den stressigen Alltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

1.19 Die zweite Kur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

2. Mein Kampf gegen den Brustkrebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

2.1 Die bittere Wahrheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

2.2 Erneut Chemo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

2.3 Ein Wink von oben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

2.4 Die entscheidende Wende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

2.5 Ein neuer Weg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

2.6 Das Aufklärungsgespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

2.7 Es gibt noch viel zu tun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

2.8 Die Teilresektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

2.9 Warten auf den Befund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

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2.10 Fortsetzung der Chemo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

2.11 Es weihnachtet trotz Chemo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

2.12 Strahlentherapie – ein unbekanntes Phänomen . . . . . . . . . . . . . . . . 65

2.13 Meine Erfahrungen mit der Strahlentherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

2.14 Die ersehnte Reha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

3. Mein Kampf geht weiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

3.1 Die Generaluntersuchung am 04. November 09 . . . . . . . . . . . . . . . 83

3.2 Ein nicht aussagekräftiger Befund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

3.3 Eine neue Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

3.4 Besuch bei der Homöopathin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

3.5 Infusion mit Biophosphonaten und Antihormonspritze „Faslodex“ . . . 92

3.6 Die biologische Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

3.7 Fortsetzung der Infusionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

3.8 Heiliger Abend 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

3.9 Erneuter Tiefschlag am 19.02.10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100

3.10 Abklärende Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

3.11 Wunschträume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

3.12 Die bittere Realität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

3.13 Ein Hoffnungsschimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

3.14 Faszination Lourdes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110

3.15 Fortsetzung der Chemo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114

4. Hilfe für Betroffene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116

4.1 Warum gerade ich? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116

4.2 Das Lymphödem – vorbeugende Ratschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118

4.3 Sinnvolle gymnastische Übungen nach einer Brustoperation . . . . . . . 119

4.4 Fatigue – Was ist das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124

Abschließende Gedanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129

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1. mein Kampf gegen den Unterleibskrebs

1.1 Wie ein Blitz aus heiterem Himmel

Blut – ich starre auf meinen Slip. Zweifelsfrei – das war Blut! Woher kommt das nur?

Seitdem ich die Pille vor zwei Jahren abgesetzt habe, hatte ich keine Periode mehr.

Während des Klimakteriums war mir die Pille verschrieben worden, um die Hitzewallungen und die Schlaflosigkeit zu mil-dern, und das war gut so, denn ich war noch berufstätig. Doch nun? Und ausgerechnet im Urlaub! Was sollte ich nur tun?

Die von unserem Urlaub noch verbleibenden zwei Tage auf Gran Canaria musste ich durchhalten. Zu Hause würde ich dann zum Arzt gehen. Die merkwürdigen Rückenschmerzen der letz-ten Tage, die ich kaum beachtete, könnten die Blutungen erklä-ren.

Und dabei hatten wir uns auf der Insel so prächtig erholt. Es war nahezu perfekt.

Unsere großzügige Hotelanlage war nur durch die Promenade vom Meer getrennt. Wir hatten eine geräumige Wohnung in einem Doppelbungalow gemietet. Er lag inmitten einer weitläufigen Gar-tenanlage mit großen, schattenspendenden Palmen, rot blühenden Hibiskushecken und duftenden Rosenbüschen. Und direkt vor unserem Haus lud der Swimmingpool zur Erfrischung ein.

Tagtäglich nach dem üppigen Frühstück auf der Hotelterrasse unternahmen wir einen Verdauungsspaziergang auf der gepflegten Uferpromenade, vorbei an den typischen Geschäften für Touris-ten. Abends, wenn die Lokale mit spanischen Rhythmen und La-ternenschein zur Einkehr einluden, sogen wir die sanfte Meeres-luft in uns hinein.

Nun, plötzlich war dieses traumhafte Urlaubsgefühl getrübt. Mir schmerzte der Rücken und ich hatte panische Angst, ließ es

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mir aber nicht anmerken. Trotz alledem musste ich an das Packen der Koffer denken, denn die Abreise stand unmittelbar bevor.

Schon am nächsten Morgen sollten wir um 07.00 Uhr abge-holt und zum Flughafen gefahren werden. Zu unserem Leidwe-sen ging der Flug über Las Palmas auf Mallorca. Das hieß Umstei-gen und Wartezeiten in Kauf nehmen – und das mit einem kranken Mann, der an Parkinson leidet und die langen Wege im Flughafen und zum Flieger nur mit dem Rollstuhl zurücklegen kann! Unter großen Schmerzen schob ich ihn die langen Rampen zum Flieger hoch.

Geschafft, nun sitzen wir im Flugzeug. Bald werden wir wieder zu Hause sein.

Als wir über den Wolken schwebten, schweiften meine Ge-danken ab nach Gran Canaria.

Ich sehe den 56 m hohen Leuchtturm als Wahrzeichen von Playa del Maspalomas vor mir, an dem wir uns immer wieder orientiert haben.

Da werde ich abrupt aus meinen Träumen gerissen. Die Ste-wardess will wissen, was ich essen und trinken möchte.

Nach dem Essen schließe ich wieder meine Augen und denke an die Höhlenbewohner von San Bartolome de Tirajana. In einen steilen Hang waren ihre Wohnungen gebaut, untereinander ver-bunden mit schmalen Pfaden. Ihre Eingänge waren liebevoll ge-schmückt mit Hibiskuspflanzen und Rosenstöcken. Im Inneren befanden sich meist zwei kleine Räume, etwas dunkel, aber recht gemütlich eingerichtet. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen ge-sehen hätte, hätte ich niemals geglaubt, dass es im 21. Jahrhundert noch Höhlenbewohner gibt.

Bizarr und wild ist die Landschaft im Landesinneren von Gran Canaria. Schmale Straßen mit schwindelerregenden Spitzkeh-ren und riesigen Felsnadeln bestimmen das Bild. Und wenn man Glück hat, kann man auf der Fahrt ab und zu einen fantastischen Blick auf das Meer und die Küste in der Ferne erhaschen.

Die weißen Häuser, die sich hier oben zu kleinen Dörfern zusammenducken, machen einen verlassenen Eindruck. Und tat-sächlich: Die meisten jungen Leute ziehen in die aufstrebenden Touristenzentren, während die alten Menschen zurückbleiben.

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Sie können das Land nicht mehr bestellen, sodass es der Erosion preisgegeben ist.

Sehr gern erinnere ich mich auch an den Ausflug nach Puer-to de Mogan, einem malerischen Fischer- und Sporthafen. Hier herrschte emsiges Treiben und aus den Lokalen drang verführeri-scher Duft. Wir schlenderten durch die schmalen Gassen, vorbei an blumengeschmückten Häusern mit schmiedeeisernen Gittern und Holzbalkonen. Es sind reizende Motive zum Fotografieren und ich kann mich an diesem „Klein-Venedig“ gar nicht satt-sehen.

Zurück auf der Hafenpromenade genießen wir vor einem schnuckeligen Lokal den frischen Fisch mit einem Glas Wein. Der Blick fällt dabei auf die sanft schaukelnden Boote im glitzernden Wasser.

Es ist einfach malerisch. Wie schön ist doch die Welt! Ich könnte weiterträumen, aber die Wirklichkeit hat mich eingeholt.

Zu Hause angekommen werden wir von unseren Freunden am Flughafen abgeholt.

Die Blutungen haben nicht aufgehört, sodass mir der Gang zum Gynäkologen nicht erspart bleibt. Schon zwei Tage später sitze ich zur Untersuchung auf seinem Stuhl. Er verschreibt mir ein Mittel gegen die Blutungen. Sollten die Blutungen nicht auf-hören, müsste eine Ausschabung gemacht werden. Na toll!

Trotzdem fahren wir am nächsten Tag zu unseren Kindern. Ich habe Sehnsucht nach meinem Enkelchen Alexander. Wie wird er sich verändert haben? Was hat er dazugelernt? Bald wird er ein Jahr alt sein, läuft er vielleicht schon? Ich bin höllisch gespannt und kann es kaum erwarten, ihn in meine Arme zu schließen.

Auf dem Spaziergang mit Alex und meiner Tochter berich-te ich von meinen Beschwerden. Meine große Tochter versteht mich gut, denn sie ist selbst Ärztin. Welch ein Glück!

Durch den permanenten Blutverlust fühle ich mich in den kommenden Tagen schlapp. Da die Blutungen nicht aufhören, ja sogar noch stärker werden, habe ich am Samstag schließlich den Mut, in der Klinik anzurufen, um eine Ausschabung vornehmen zu lassen.

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1.2 Der Befund

Die Behandlung in der Klinik ist ausgezeichnet. Ich fühle mich gut betreut und aufgehoben. Nach dem Eingriff, der Ausscha-bung, verbringe ich eine ruhige Nacht. Ich bin überzeugt, dass nun alles in Ordnung sei.

Es ist Sonntagmorgen. Mit gesundem Appetit habe ich das Frühstück verzehrt und nun warte ich auf den Arzt. Er lässt nicht lange auf sich warten. Es ist ein relativ junger Arzt, der an mein Bett tritt und mir berichtet, dass alles gut verlaufen sei, aber dass ich damit rechnen müsste, die Gebärmutter entfernen zu lassen. Genaueres würde die Untersuchung der Gewebeprobe ergeben. Den Befund könne ich dann mit meinem Gynäkologen bespre-chen. Und damit war ich entlassen. Ich hatte zwar ein unangeneh-mes Ziehen im Bauch, aber ich fühlte mich schon wieder fit und freute mich auf zu Hause.

Gestärkt und mit frischem Tatendrang machte ich mich am nächsten Morgen an die Gartenarbeit. Die Urlaubswäsche dreh-te sich inzwischen schon in der Waschmaschine und so konn-te ich mich voll auf unseren Garten konzentrieren. Nach dem dreiwöchigen Urlaub musste gemäht, Unkraut gejätet, Verblühtes abgeschnitten und gedüngt werden. Also genug zu tun, aber wir waren erholt und außerdem liebe ich meinen Garten über alles, vor allem meine Rosen.

Am nächsten Tag habe ich einen Termin bei meinem Gynäko-logen. Er empfängt mich mit einer strengen Falte auf der Stirn, was auf nichts Gutes schließen lässt. Aber ich bin überzeugt, dass es nichts Schlimmes sein kann, war ich doch alljährlich zur Vor-sorge, und immer mit dem besten Ergebnis. Doch er versucht mir schonend beizubringen, dass es sich bei mir tatsächlich um einen außergewöhnlichen Gebärmutterkrebs handle, der umge-hend entfernt werden müsse, und empfiehlt gleich zwei Adressen, an die ich mich zur Operation wenden könne.

Ich sitze da wie ein begossener Pudel. Seine Worte wollen gar nicht in meinen Kopf. Sie sind wie aus einer anderen Welt. Wie ist das möglich? Ich finde keine Worte, es schnürt mir den Hals zu.

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Ich und Krebs! Niemals habe ich an so etwas gedacht. Ich kann das nicht fassen.

Wie in Trance verlasse ich die Praxis. Erst als ich wieder im Auto sitze, bricht es aus mir heraus. Ich weine hemmungslos. Wie sage ich das meinem Mann und meinen Kindern? Wie werden sie re-agieren? Vor einigen Tagen war die Welt für mich noch traumhaft schön und nun bricht sie zusammen. Das kann doch nicht sein! Ich bin todunglücklich.

Der einzige Trost, der mir bleibt, ist, dass ich die Gebärmut-ter in meinem Alter, in wenigen Tagen feiere ich meinen 62. Ge-burtstag, nicht mehr brauche. Sie hat ausgedient und sie hat mir zwei reizende Töchter beschert.

Trotzdem steht mir ein großer Eingriff bevor. Ich werde wie-der in die Klinik gehen, wo die Ausschabung gemacht wurde, und in den nächsten Tagen einen Besprechungstermin bei dem dortigen Chefarzt ausmachen.

In der Zwischenzeit regiert der Alltag mit all seinen Termi-nen: Friseurbesuch, Altstadtfest und der Geburtstag meines En-kels Alex. Auch die Betreuung meines Mannes während meines Krankenhausaufenthaltes muss geregelt werden. Außerdem steht ein Besuch bei meiner Mutter und bei meinen Mietern an. Seit zwei Jahren betreue ich nämlich ein Sechsfamilienwohnhaus, das ich geerbt habe und das immer wieder Ärger macht.

1.3 Operationsvorbereitung

Zehn Tage nach der Ausschabung sitze ich wieder in der gleichen Klinik, diesmal auf dem langen Gang vor dem Sekretariat des Chefarztes der Gynäkologie, Dr. Wolters.

Gewissenhaft fülle ich die mir ausgehändigten Formulare über persönliche Daten und Vorerkrankungen aus.

Die Zeit vergeht, mein vereinbarter Termin ist schon lange überschritten, aber der Arzt lässt auf sich warten. Viele Fragen