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XXV. Dr. August Friedrich Danzel, ein Nekrolog yon Dr. Carl Lauenstein, Hamburg. Am 24. M~trz 1880, g'anz kurz vor dem diesj~hrigen Zusammentritt des Congresses der Deutschen Gesellsehaft fur Chirurgie, start~ zu Ham- burg einer seiner Mitbegrtinder, Dr. August ~'riedrieh Danzel, ein begeisterter Jttnger der ehirurgisehen Wissenschaft. Verhinderte ihn aueh sein Befinden in den letzten Jahren, dutch pers~nliches Erseheineu an den Arbeiten des Congresses Theil zu nehmen~ so stamen doch die Verhandlungen desselben stets im Mittelpunkte seines Interesses, eines Interesses, welches ihn w~lhrend eines Zeitraumes yon 4 Deeennien mit der Chirurgie und ihren Fortsehritten, an dereu Entwiek- lung er selbst so thiitigen Antheil uahm, auf das Engste verknUpft hatte. Fiel das 8tudium Danzel's in eiue Zeit, we yon Frankreieh und l~ngland aus dutch Mltnner, wie Velpeau, Dupuytren, Andral, Cru- veilhier, wie John Hunter, Astley Cooper, Benjamin Brodie u. A. das wissenschaftliehe Leben neue Impulse empfangeu hatte, we in Deutschland der Dreibnnd Reset, Wunderlieh nnd Griesinger der physiologisehen Auffassung in der Mediein Geltung versehaffte, so wurde ihm im reiferen Alter die hohe Freude zn Theil, das 8amenkorn aub gehen zu sehen, welches, yon 8ehottland aus gepflauzt~ in Deutschland eineu so ilberaus fruehtbaren Boden fand~ den gewaltigen Aufschwung mit zu erleben~ der dem ehirurgischen Handeln eiue frllher nie geahnte Sicherheit gew~hrte~ und der das Herz des Chirurgeu~ weleher aus eigener Anschauung die Resultate der vorantiseptiseheu Zeit kannte~ ge- radezu mit Enthusiasmus erfUllen musste. Am 21. Juli 1822 geboren zn Hamburg als zweiter Sohn eines prak- tischen Arztes~ bezog er uaeh Absolvirung der ,Gelehrteusehule", sowie des ,akademiseheu Oymnasiums" seiuer Vaterstadt zun~chst dis Uuiver- sit~t Bonn, um naeh Ablauf eines Jahres yon da nach O~ttingen tiber- zusiedeln. Hier blieb er his znm Ende seines 8tudiums~ h~rte nnter An- derem 4 Semester bei F uchs~ diesem bekanutesteu Schiller 8 e h ~ u I e in's, und wurde einige Zeit Assistent yon C. J. M. Laugenbeck~ des Mannes, welcher damals die anatomisehe nnd ehirurgisehe Professur in einer Person vereinigte uud nach dem Ubereinstimmenden Urtheile der Auteren zu den

Dr. August Friedrich Danzel

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XXV.

Dr. August Friedrich Danzel, e i n N e k r o l o g

y o n

Dr. Carl Lauenstein, Hamburg.

Am 24. M~trz 1880, g'anz kurz vor dem diesj~hrigen Zusammentritt des Congresses der Deutschen Gesellsehaft fur Chirurgie, start~ zu Ham- burg einer seiner Mitbegrtinder, Dr. A u g u s t ~ ' r i e d r i e h D a n z e l , ein begeisterter Jttnger der ehirurgisehen Wissenschaft.

Verhinderte ihn aueh sein Befinden in den letzten Jahren, dutch pers~nliches Erseheineu an den Arbeiten des Congresses Theil zu nehmen~ so stamen doch die Verhandlungen desselben stets im Mittelpunkte seines Interesses, eines Interesses, welches ihn w~lhrend eines Zeitraumes yon 4 Deeennien mit der Chirurgie und ihren Fortsehritten, an dereu Entwiek- lung er selbst so thiitigen Antheil uahm, auf das Engste verknUpft hatte.

Fiel das 8tudium D a n z e l ' s in eiue Zeit, we yon Frankreieh und l~ngland aus dutch Mltnner, wie V e l p e a u , D u p u y t r e n , A n d r a l , Cru- v e i l h i e r , wie J o h n H u n t e r , A s t l e y C o o p e r , Benjamin B r o d i e u. A. das wissenschaftliehe Leben neue Impulse empfangeu hatte, we in Deutschland der Dreibnnd R e s e t , W u n d e r l i e h nnd G r i e s i n g e r der physiologisehen Auffassung in der Mediein Geltung versehaffte, so wurde ihm im reiferen Alter die hohe Freude zn Theil, das 8amenkorn aub gehen zu sehen, welches, yon 8ehottland aus gepflauzt~ in Deutschland eineu so ilberaus fruehtbaren Boden fand~ den gewaltigen Aufschwung mit zu erleben~ der dem ehirurgischen Handeln eiue frllher nie geahnte Sicherheit gew~hrte~ und der das Herz des Chirurgeu~ weleher aus eigener Anschauung die Resultate der vorantiseptiseheu Zeit kannte~ ge- radezu mit Enthusiasmus erfUllen musste.

Am 21. Juli 1822 geboren zn Hamburg als zweiter Sohn eines prak- tischen Arztes~ bezog er uaeh Absolvirung der ,Gelehrteusehule", sowie des ,akademiseheu Oymnasiums" seiuer Vaterstadt zun~chst dis Uuiver- sit~t Bonn, um naeh Ablauf eines Jahres yon da nach O~ttingen tiber- zusiedeln. Hier blieb er his znm Ende seines 8tudiums~ h~rte nnter An- derem 4 Semester bei F uchs~ diesem bekanutesteu Schiller 8 e h ~ u I e i n ' s , und wurde einige Zeit Assistent yon C. J. M. L a u g e n b e c k ~ des Mannes, welcher damals die anatomisehe nnd ehirurgisehe Professur in einer Person vereinigte uud nach dem Ubereinstimmenden Urtheile der Auteren zu den

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glanzendsten Operateuren sciner Zeit gehilrte. Im Jahre 1844 erlangte D a n z e l die Doctorwtlrde mit dcr Dissertation: ,,Rectum scirrhosum ex- stirpanduin est", welche er seinem Vater, sowie seinem vcrehrten Lehrer L a n g e n b e c k zueignetc. Es stlltzte sieh diese Arbeit auf 12 in der deutschen, franziisischen und englischen Literatur nicdergelegte Falle yon Rectumexstirpation, deren 2 yon L a n g e n b e c k selbst mit gttnstigem Er- folg ausgeflihrt worden waren. Wenn wit tiber diese beiden FSlic an- geftlhrt lesen~ dass in dem cinch ,,die seirrhSse Masse aus sehr diekein Fasergewebe mit unregelm~tssigen Zellen vermischt" bestand~ w~hrend sich in dem andcren ,unter dem Mikroskop geschwanzte KSrper" zeigten, so ftlhlen wir uns unwillkllrlich zurllckversetzt in das Anfangsstadium der Aera des Mikroskops, desjenigen Htilfsinittels unserer Erkenntniss, das als der Ausgangspunkt allcr der weittragenden Fortsehritte, welche die medicinische Wissenschaft seitdem geinacht hat, zu betrachten ist~ und dessen Gebrauch selbst L a n g e n b e e k trotz seines hohen Alters noeh kennen zu lernen eifrig bestrebt war.

Wie rationcll die Grunds~itze waren, welche in der Frage nach der operativen Behandlung des Mastdarmkrebses schon damals, vor ~ahezu einem halben Jahrhundert~ in GSttingen aufgestellt wurdcn~ ertmilt am besten aus der Wiedergabc der Thesen, in welche D a n z c l das Ergeb- niss seiner Arbeit zusainmenfasste:

,1 . Cancer reeti non exstirpandus est, si in mullere ultra 6 n et in viro ultra 4" ab oriticio ani porrigitur.

2. Cancer nimis in texture ccllulosum, qui rectum complectitur~ dif- luaus non exstirpandus est.

3. Rectum cancrosum cure parte membranacea, veI glandula prostata~ vel fundo vesica% vel utero, vel vagina conjunctuin Ininime cxstirpetur.

4. Cancer ex diathesi cancrosa ortus non exstirpandus est. Stadium vero exuleerationis contraindicationem non affert."

These 1--3 illustriren in vortrefflicher Weise die gesunde anatomische Grundlage, auf welcher der Unterricht eincs C. J. M. L a n g e n b e c k fusste. Sind wir such heutzutage durch L i s t e r und die neuesten aus Deutschland stammenden Fortsehritte der Technik in den Stand gesetzt, welt hSher sitzende Carcinome noch ohnc Lebensgefahr ftlr den Patienten operativ in Angriff zu nehinen, so mtlssen wir doch die Einschrankungen tier Operation dnrch die in These 3 aufgeftihrten Verwachsungen zum Theil auch heute noch als durchaus berechtigt anerkennen. Ebenso wer- den wir, obgleich unsere Kenntnisse yon der ,Diathesis eancrosa" such heute noch nicht welter fortgeschritten sind als vor 51j Jahren, doch auch These 4 nur zustimmen kOnnen. Einen Kranken~ der ausser seinein Carcinoma recti noch Krebsbildung in verschiedenen anderen Organcn aufwcist~ werdcn wir wohl aueh hcutc einstimmig als nicht gceignet fiir cinch chirurgisehen Eingriff bezeichnen.

Die nahere Beziehung zu C. J. M. L a n g c n b e c k ' s hervorragender Pers~inlichkeit ist es offenbar gewesen~ welche in dem jungen D a n z e l ein bleibendes Interesse an der Chirurgie erweckte. War doeh damals noch die Zeit~ wo die Chirurgie einen mehr subjectiven 8tempeI trug~ als jetzt, wo sic sich concentrirtc auf nut einzelnc bcrtihmte Manner und w o e s bei den notoriseh schlechtcn Resultaten der opcrativen Thiitigkeit,

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abgesehcn v o n d e r ausgesprochenen BTeigung des Schfilers~ im Wesent- lichen des Beispieles und des Vorbildes ausgezeichneter Lehrer bcdurfte, um zur hTachfolge zu begeistern. Heutzutage liegt die Sache doch wcsent- lich anders. Ausser der Verbesserung unserer Universitiiten~ ausser dem Fleisse und der fruchtbaren Lehrthittigkeit unserer Professoren~ welche der leitenden Menschheit allji~hrlich eine betr!ichtliche Zahl ttichtiger Chirurgen zur VerfUgung stellen, sind unter den Momenten~ welche eine Zunahme tier Chirurgen begfinstigen~ die glitnzcnden Erfolge der antisep- tischen Aera gewiss nieht gering anzuschlagen.

Iqach der Riickkehr yon einer Reise~ welche D a n z e l zum Zweck seiner weiteren Ausbildung nach Prag und Wicn gefiihrt hatte~ liess er sich als praktischer Arzt in seiner Vaterstadt nieder. Hier wurde ihm bald die Stellung eines Armenarztes zu Theil~ die ihm: zumal als 1849 die Cholera ausbraeh~ einen umfangreiehen Wirkungskreis sehaffte. Ferner wurde ihm noch in den 40er Jahren das Amt eines Arztes des soge- nannten weiblichen Krankenvereins fibertragen~ eine Thiitigkeit~ welche im Verein mit der zunehmenden Privatpraxis wiilkommene Gelegenheit bot~ jene chirurgisehen Erfahrungen zu sammeln~ wclche wir in scinen damaligen Pnblicationen niedcrgelegt finden. Wenn D a n z e l auch erst im Jahre 1864 das yon ibm stets besondcrs geschi~tzte Gltiek zu Theil wurde~ eine Hospitalth~tigkeit zu erlaugen, indem er als Arzt an dem damals gegriindeten Hospital der katholisehen Gemeindc angestellt wurd% so hatte er doeh in der bis dahin zuriickgelegten 20jlihrigen Thiitiffkeit, innerhalb deren er zu umfangreicher Praxis gelangt war~ sehr fieissig literarisch gearbeitet.

So gab er~ abgesehen yon einer Anzahl kleinerer Abhandlungen~ deren einige schon mit Vorliebe das Kapitel der ,Briiche" berfihrten~ im Jahre 1854 seine ,Herniologischcn Studien" heraus~ die unter allen seinen Arbeiten wohl haupts~ichlieh den chirurgischen Ruf D a n z e l ' s begrUn- deten. Ihnen folgte 1855 eine Uebersetzung der bekannten Vorlesungen M a l g a i g n e ' s fiber die Hernien und kurz darauf ,Nachtriige und Re- sultate herniologischer Forschung"~ eine Arbeit~ welehe sich, abgesehen von den Erfahrungen der Praxis~ auf die Untersuchung der 900 Insassen des hiesigen Werk- und Armenhauses~ einer wahren Fundgrube aller miigliehen Sorten yon chronischen und inveterirten Schaden~ stiitzte. Haben wir auch dureh die neueren Forschungen und Fortschritte viel- fache Aufklarung auf dem Gebiete der Hernien erlangt gegenfiber da- mals~ ist auch unsere Stellung zu der Lehre yon der Brucheinklemmung~ zu der Indication und Technik der Bruchoperation eine wesentlich an- dere geworden, so sind doch die 87 Aphorismen~ in welche D a n z e l seine herniologisehen Studien zusammenfasste~ auch heute noch fiir den Chirurgen yon hohem Interesse nieht nur mit Rficksicht auf Symptoma- tologie und Differentialdiagnose, welehe besonders eingehend berticksieh- tigt worden sind~ sondern namentlieh wegen der Charakteristik des Stand- punktes der damaligen Zeit.

Diese herniologischen Arbeiten D a n z e l ' s7 welche seinen ~amen weit fiber die Grenzen seiner Vaterstadt hinaustrugen~ waren es auch vor Allem~ die seine Stellung als chirurgischer Consulent in seiner Vaterstadt begriindeten~ welche er dureh eine lange Reihe yon Jahren bin be-

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hauptete~ und welche durch die Ernennung zum Chefarzt des katholischen Krankenhauses nur noch weiteren Umfang aunahm. Die Hospitalth~itig- keit D a n z e l ' s begann mit der Behandlung iJsterreiehiseher und preussi- scher Officiere~ welche wlthrend des dlinischen Feldzuges 1864 zum Theil durch B. v. L a n g e n b e e k selbst direct an seine FUrsorge verwiesen wurden.

Da mir, dem jUugcren Collegen Danze l ' s~ die speeiellen Daten seines Lebenslaufes und seiner Beziehungen nieht hinreiehend bekanut waren~ so gestattete mir der Sohn des Verstorbenen~ Herr Landriehter Dr. jur. T. W. D a u z e l hierselbst, mit grosser Bereitwilligkeit, fur die ich ihm ebenso wie fUr die gtltige Mittheilung der tibrigen Daten aueh hier meinen Dank abzustatteu mir erlaube, einen Einblick in den hinter- lassenen Briefwechsel seines Vaters. Es hat reich in hohem Grade inter- essirt~ auf diese Weise die lebhaften geistigen Beziehungen kennen zu lernen~ welche D a n z e l mit einer grossen Reihe dcr bekanntestcn und hervorragendsteu Medieiner und Chirurgen der damaligen und heutigeu Zeit, wie z. B. mit F u c h s , seinem alten Lehrer, mit S t r o m e y e r ~ Baum, P i t h a , B. v. L a n g e n b e c k ~ Simon~ U h d e , Roser~ Bar - d e l e b e n , v . l~ussbaum~ E s m a r e h u.A. unterhielt. Es documentirt sich in diesen Briefen nicht nur das rege gei~tige Intcresse und das leb- hafte wissenschaftliche Streben D a n z e l' s, sondern" namentlich aueh die persSnliche Freundschaft, welehe ihn mit der Mehrzahl seiner hervor- ragenden cbirurgisehen Zeitgenossen verknilpft% ein Verhiiltniss, an dem in harmonischer Weise die mit hohen iiusseren und inueren Gaben aus- gestattete Gemahlin des Verstorbenen lebbaften Antheil nahm. Fast kein Brief schloss, ohne der liebenswtlrdigen Hausfrau eineu Gruss zu senden. Eine sehr innige Freundschaft verband D a n z e I mit seinem Altersgeuosseu Friedrich Matthias C l a u d i u s , dem Enkel des bekannten Matthias Clau- d iu s , der anfangs Conservator am zoologischeu Museum in Kiel~ 1859 Professor der Anatomic in Marburg wurde. Besonders lebhaft war aueh die Beziehung zu Bernhard v. L a n g e n b e e k ~ der dureh die Verhi~ltnisse des Krieges IS(14 wiederholt Gast im Danzel 'schen Hause war und dessen bis in die letzten Zeiten bin stets daukbar eingedenk blieb. Wah- rend des deutsch-frauz~isischeu Krieges war D a n z e l in Hamburg als dirigirender Arzt eiues Baraekenlazareths thittig. In Anerkennung hier- fflr, sowie wegen seiuer ausserordentliehen Verdienste~ welehe er sich um die Behandlung der preussiseheu Officiere 1864 erworben hatte~ wurde er dutch Verleihung des preussisehen Kronenordens III. und IV. Klasse ausgezeiehnet. Schon in den 50er Jahren war D a n z e l von der k. k. Gesellsehaft der Aerzte in Wieu zum correspondirenden Mitgliede er- nannt, eiue Ehreubezeugung~ die er haupts~ehlieh seincn literarisehen Leistungen zu verdanken hatte. Viele Jahre hindurch war D a n z e I Vice- praises des ~irztlicheu Vereins hierselbst~ sowie Mitbegrtiuder und bis 1884 Mitvorstand des Hamburger Vereins der Kaiser-Wilhelm-Stiftung~ sowio des hiesigen ,Vereius zur Pflege im Felde verwundetcr und erkrankter Krieger".

In hervorragender Weise war D a n z e I verdieut am das Gelingen der in Hamburg 1876 tagenden ~'aturforscherversammlung~ welcher er als zweiter Gesch~ftsflihrer pr~isidirte und an der er ausserdem als einftihren-

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der Vertreter der ehirurgisehen Section in Gemeinsehaft mit M a r t i n i be- theiligt war.

In seiner Vaterstadt nahm D a n z e l eine hoehgeachtete nnd ange- sehene Stellung ein; seine wissensehaftliehe Haltung findet am besten ihren Ausdruck darin~ dass er MitbegrUnder und Mitherausgeber dieser Zeitschrift war. GesundheitsrUcksiehten bewogen D an z e I i m Jahre 1884 yon der Hospitalthii, tigkeit freiwillig zuriickzutreten; im folgenden Jahre legte er aus denselben Grtinden auch seine Privatpraxis nieder. W~thrend der letzten Jahre beschitftigte er sich~ soweit sein Befinden es gestattete~ mit wissenschaftlichen Privatstudien und genoss Ubrigens im Kreise der Seinen das wohlverdiente ,Otium cure dignitate".

In der naehgelassenen Correspondenz finden sieh Anhaltspunkte~ dams D a n z e l anfangs grossc Neigung zur akademischcn Carri~re hatte. Kin- despfliehten veranlassten ihn jedoeh~ die Praxis zu llbernehmen und die- selbe nach erfolgtem Tode des Vaters fortzusetzen. Seine wachsende und ihn befriedigende Thiitigkeit, eine sorgenlose Existenz und sein haus- liehes Glilck waren ihm ein reieher Ersatz ftlr jene nieht verwirklichten Hoffnungen.

Ausser seiner Gemahlin tlberleben ihn 2 S~hne und 3 Ttichter~ deren sine als die Gattin eines angesehenen Arztes in Hamburg lebt~ w~ihrend die anderen sieh mit der Mutter theilten in die liebevolle Ftirsorge um den Lebensabend des Vaters.

Als die Redaction dieser Zeitsehrift mir den ehrenvollen Auftrag tibersandte~ dem Entsehlafenen Worte des Andenkens in dieser Zeitsehrift zu widmen, zweifelte ich anfangs~ ob nicht Jemand~ der D a n z e l per- sSnlieh n~iher gestanden~ mehr dazu berechtigt und geeignet sein m~iehte. Doeh ein Blick in die Vorrede seiner in meinem Besitz befindliehen ,Her- niologisehen Studien" bertihrte reich sympathisch durch ihren pietlitvollen Inhalt und ermuthigte reich dadurch zu der Annahme des Auftrages.

Wit D a n z e l mit Leib und Seele der Chirurgie ergeben war~ so hatte er in seiner pietiitvollen Gesinnung eine ausgesprochene Vorliebe fUr die Gesehiehte seiner Wissensehaft. M/igen diese Eigenschaften des Entsehlafenen mir die Bereehtigung gewiihren~ ihm~ dem iilteren Zeitge- nossen~ de, sen Name den Umschlag dieser Bl~ttter ziert~ ein kleines Denkmal der Erinnerung gesetzt zu haben!

H a m b u r g , 24. Juni 1889.

Ausser seiner oben erwiihnten Dissertation und den ,Herniologisehen Studien" gelang es mir, folgende Abhandlungen D a n z e l ' s zusammen- zustellen:

Aus Langenbcck ' s Archly far klinisehe Chirurgie: 1) Praktische Beitrage zur Operation der Hasenseharte. Bd. I. 2) Bemerkungen zur Osteotomie der R6hrenknoehen. Ein Vortrag, gehalten im

fi, rztliehen Verein zu Hamburg. Bd. I. :i) Zur Resection des Handgelcnks. Bd. VI. 4) Ein Beitrag zur Exstirpation grosser Halstumoren. Bd. VII. 5) Zur Ovariotomie. Bd. IX.

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6) ,Pro dome". Bd. IX. 7) Chirurgische Erfahrungen aus dem Mar~nekrankenhaus zu Hamburg, Bd. XV. 8) Geschwulst mit Haaren im Rectum. Bd. XVII.

A u s d i e s e r Z e i t s c h r i f t : 9) Pachydermatocele. Bd. II.

10) Diaphysenresection bei Pseudarthrosis. Bd. IV. 11) Mittheilungen aus dem l~arinekrankenhaus zu Hamburg. Bd. XI. J2) Aus dem Marinekrankenhaus zu Hamburg yon Dr. Kesebe rg . Bd. XVIII.

F e r n e r z e r s t r e u t in v e r s c h i e d e n e n J o u r n a l e n : 13) Ueber Exstirpation der Parotis. 14) Amputation der 5 Metatarsalknochen. 15) Ueber kiinstliche Afterbildung. 16) Der Bruchschnitt ohne Er5ffuung des Bruchsackes. 17) Beitrag zur Casuistik der nicht eingeklemmten Brtiche.

DrtTck yon J. B. H i r s c h f s l d in Leipzig.