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III. NACHRICHTEN Dr. Harry Frank verstorben Dr. HARRY FRANK Am 10. Januar 1986 verschied Dr. Harry Frank, Begriinder und Leiter der Forschungsstelle fiir Jagd- kunde des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfa- len in Bonm Der Verstorbene wurde am 13.Juli 1906 als Sohn eines Rektors in Stettin in Pommern geboren. Er besuchte das Marienstift-Gymnasium zu Stettin und studierte von 1927 bis 1936 Naturwissenschaften an den Universit~iten Jena, Hamburg, Wien und Ro- stock. 1937 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit ,,Histologische Untersuchungen fiber die Verdauung bei Weberknechten" an der Universi- t~it Rostock. 1937 war er mit Arbeiten fiir die Interna- tionale Jagdausstetlung am Institut fiir Jagdkunde des Reichsbundes Deutsche J~igerschaft in Berlin-Wann- see befaf~t und bearbeitete anschlief~end 1938 und 1939 im Rahmen eines Stipendiats der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Biologie des Dachses und die des Seehundes. In der Zeitschrift fiir Jagdkunde publizierte er 1940 die Arbeit ,,Die Biologie des Dachses" und befaf~tesich auch in sp~iterenJahren mit Ziihlungen des Seehundes. Unterbrochen durch den Wehrdienst und die Kriegsgefangenschaft war er yon 1940 bis 1949 am Institut fiir Pflanzenkrankheiten der Universit~it Bonn t~itig, 1950 iibernahm er die Leitung der Forschungsstelle fiir Jagdkunde des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfalen, die 1955 in ,,Jagdkundliche Forschungs- und Beratungsstelle des Landesjagdverbandes" umbenannt wurde. Am 1. Oktober 1957 erfolgte die Eingtiederung in die zu diesem Zeitpunkt ins Leben gerufene Stiftung ,,Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung", in der er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst wegen Erreichens der Altersgrenze am 31. Juli 1971 als Abteilungsleiter wirkte und fiir die Bereiche Niederwild, Raubwild und Wildkrankheiten zust~indig war. Friih bearbeitete er den umweltrelevanten Bereich der Einwirkung von Pflanzenschutzmitteln auf das Wild, leitete eine systematische Faltwilduntersuchung ein, nahm sich der in den 50er Jahren besonders aktuellen Fasanenhege an, betrieb die Einbiirgerung yon Graug~insen im Lande Nordrhein-Westfalen ab 1961, wandte sich dem Fallenfang zu und erstellte im Rahmen der Schriftenreihe der Forschungsstelte das derzeit in 9. Auflage vorliegende Heft ,,Das Fallenbuch" und erforschte in den Niederwildversuchsrevieren Wichterich und Gescher den Einflufl der Pr~idatoren auf das Niederwild. Seine besondere Liebe galt dem Filmen. Er schuf Lehrfilme wie ,,Niederwild", ,,Was- serwild" und ,,Fasanenaufzucht" mit hervorragenden Aufnahmen aus der freien Wild- bahn. Gleichermaf~en interessiert und kreativ wirkte er im jagdlichen Ausstellungswesen und gestaltete bemerkenswerte Sonderschauen fiir die internationalen Ausstellungen in Diisseldorf 1954 und in Miinchen 1963. Sein bibliophiles Interesse bescherte der Forschungsstetle eine sehr umfassende Biblio- thek mit jagdhistorischen Biichern. Seine Neigung fiir kulturgeschichtliche Fragen der Jagd fiihrte zur Zusammenarbeit mit den bedeutendsten Jagdhistorikern. Stets war er bemiiht, die Verbindung zur J~gerorganisation zu pflegen. So war er Mitglied des Niederwildausschusses des Deutschen Jagdschutz-Verbandes und verfal~te in dieser Eigenschaft das Rebhuhn-Merkblatt. Lange Jahre wirkte er bei der Priifung der Berufsj~iger mit. Seine Verdienste fiir das Jagdwesen fanden durch Verleihung des Ver-

Dr. Harry Frank verstorben

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Page 1: Dr. Harry Frank verstorben

III. N A C H R I C H T E N

Dr. Harry Frank verstorben

Dr. HARRY FRANK

Am 10. Januar 1986 verschied Dr. Harry Frank, Begriinder und Leiter der Forschungsstelle fiir Jagd- kunde des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfa- len in Bonm

Der Verstorbene wurde am 13.Juli 1906 als Sohn eines Rektors in Stettin in Pommern geboren. Er besuchte das Marienstift-Gymnasium zu Stettin und studierte von 1927 bis 1936 Naturwissenschaften an den Universit~iten Jena, Hamburg, Wien und Ro- stock. 1937 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit ,,Histologische Untersuchungen fiber die Verdauung bei Weberknechten" an der Universi- t~it Rostock. 1937 war er mit Arbeiten fiir die Interna- tionale Jagdausstetlung am Institut fiir Jagdkunde des Reichsbundes Deutsche J~igerschaft in Berlin-Wann- see befaf~t und bearbeitete anschlief~end 1938 und

1939 im Rahmen eines Stipendiats der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Biologie des Dachses und die des Seehundes. In der Zeitschrift fiir Jagdkunde publizierte er 1940 die Arbeit ,,Die Biologie des Dachses" und befaf~te sich auch in sp~iteren Jahren mit Ziihlungen des Seehundes. Unterbrochen durch den Wehrdienst und die Kriegsgefangenschaft war er yon 1940 bis 1949 am Institut fiir Pflanzenkrankheiten der Universit~it Bonn t~itig, 1950 iibernahm er die Leitung der Forschungsstelle fiir Jagdkunde des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfalen, die 1955 in ,,Jagdkundliche Forschungs- und Beratungsstelle des Landesjagdverbandes" umbenannt wurde. Am 1. Oktober 1957 erfolgte die Eingtiederung in die zu diesem Zeitpunkt ins Leben gerufene Stiftung ,,Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschadenverhiitung", in der er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst wegen Erreichens der Altersgrenze am 31. Juli 1971 als Abteilungsleiter wirkte und fiir die Bereiche Niederwild, Raubwild und Wildkrankheiten zust~indig war. Friih bearbeitete er den umweltrelevanten Bereich der Einwirkung von Pflanzenschutzmitteln auf das Wild, leitete eine systematische Faltwilduntersuchung ein, nahm sich der in den 50er Jahren besonders aktuellen Fasanenhege an, betrieb die Einbiirgerung yon Graug~insen im Lande Nordrhein-Westfalen ab 1961, wandte sich dem Fallenfang zu und erstellte im Rahmen der Schriftenreihe der Forschungsstelte das derzeit in 9. Auflage vorliegende Heft ,,Das Fallenbuch" und erforschte in den Niederwildversuchsrevieren Wichterich und Gescher den Einflufl der Pr~idatoren auf das Niederwild.

Seine besondere Liebe galt dem Filmen. Er schuf Lehrfilme wie ,,Niederwild", ,,Was- serwild" und ,,Fasanenaufzucht" mit hervorragenden Aufnahmen aus der freien Wild- bahn. Gleichermaf~en interessiert und kreativ wirkte er im jagdlichen Ausstellungswesen und gestaltete bemerkenswerte Sonderschauen fiir die internationalen Ausstellungen in Diisseldorf 1954 und in Miinchen 1963.

Sein bibliophiles Interesse bescherte der Forschungsstetle eine sehr umfassende Biblio- thek mit jagdhistorischen Biichern. Seine Neigung fiir kulturgeschichtliche Fragen der Jagd fiihrte zur Zusammenarbeit mit den bedeutendsten Jagdhistorikern.

Stets war er bemiiht, die Verbindung zur J~gerorganisation zu pflegen. So war er Mitglied des Niederwildausschusses des Deutschen Jagdschutz-Verbandes und verfal~te in dieser Eigenschaft das Rebhuhn-Merkblatt. Lange Jahre wirkte er bei der Priifung der Berufsj~iger mit. Seine Verdienste fiir das Jagdwesen fanden durch Verleihung des Ver-

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58 Nachrichten

dienstabzeichens des Deutschen Jagdschutz-Verbandes in Gold und der Verdiensmadet des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfalen in Gold im Jahre 1971 Anerkennung.

Dem Kreis der bei der Herausgabe der Zeitschrift fiir Jagdwissenschaft Mitwirkenden geh6rte er seit Erscheinen der Zeitschrift im Jahre 1955 an. Herausgeber und Schriftleitung beriet er auch in seinem Ruhestand eingehend.

Undenkbar w~ire die bewiihrte Institution des ,,Internationalen Ringes der Jagdwissen- schaftler" ohne Initiative des Verstorbenen zu Anfang der 50er Jahre. Auf seine Anregung hin und die von ihm hergestellten Kontakte zu ausl/indischen Kollegen geht das yon Prof. NOflLEIN 1954 organisierte erste Treffen in Diisseldorf anl~it~lich der Internationalen Ausstellung ,,Jagd und Sportfischerei" zuriick. Letztmalig war er bei unserem XIV. Treffen in Dublin im Jahre 1979 zugegen, zusammen mit den weiteren Griindungsmitglie- dern unserer Union Prof. Dr. BORG, CHARLES COLES und Prof. Dr. VALEN~N~:I~.

Wir trauern um eine souver~e und loyale Pers6nlichkeit, der wir auf~erordentlich viel zu verdanken haben, nicht zuletzt auch die Position der Jagdwissenschaft in dem bev61ke- rungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. ERHARD UECKERMANN

Verleihung der venia legendi des Forstwissenschaftlichen Fachbereichs der Georg-August-Univers i t / i t zu Gi~ttingen an Sigrid Schwenk

Am 11. November 1985 verlieh der Forstwissenschaftliche Fachbereich der Georg-August-Universit~it G6ttingen an Dr. phil. SIGRID SCI-tWENK die venia legendi fiir ,,Kultur und Geschichte der Jagd". Die Fakult~it traf damit eine in zwei- facher Hinsicht bedeutsame Entscheidung. Einerseits wurde erstmalig in der Geschichte der Jagdwissenschaft jener Fach- bereich, in dem die Beziehungen des Menschen zur Jagd das zentrale Thema bilden, zum eigenen Lehrfach erhoben und gegenfiber der Wildbiologie abgegrenzt. Andererseits ist Frau Dr. SCHXVENK die erste Frau iiberhaupt, die im deut- schen Sprachgebiet eine venia legendi auf jagdwissenschaft- lichem Gebiet erwarb.

Sic wurde 1967 nach dem Studium der Germanistik, der Anglistik und der Volkskunde an den Universit~iten Tiibin- Dr. SIGRID SCHW'ENK gen und London in Marburg mit einer Arbeit ,,Zur Termi- nologie des Vogelfangs im Deutschen" promoviert und stellte sich im unmittelbaren Anschlut~ hieran zun~ichst zur Mitarbeit, bald darauf jedoch zur Leitung des von Prof. LmDNER initiierten und vonder Deutschen Forschungsgemeinschaft gef6rderten Projekts ,,Historisch-Philologisches W6rterbuch der deutschen J~igersprache" zur Verfiigung, das im Zusammenwirken mit der Universitiit Erlangen entstand. 1980 wurde ihr die Leitung der vonder Universit~it Bamberg begriindeten ,,Forschungsstelle fiir Jagdkultur" iibertra- gen, einem vornehmlich yon den obersten Jagdbeh6rden der deutschen L~inder und von den Landesjagdverb~nden finanzierten Institut. Aus der damit verkniipften Aufgabe ergab sich eine intensive Mitarbeit in den Spitzengremien von Jagd und Jagdwissenschaft, so im CIC (Conseil International de la Chasse) und dem Internationalen Ring der Jagdwissen- schaftler. Seit 1981 edierte und kommentierte sic in acht Heften der Reihe HOMO VENATOR die alten deutschen und 6sterreichischen Jagdstatistiken.

Sic schuf damit die Voraussetzung fiir ihre Habilitationsschrift ,,Geschichte der jagd- lichen Statistik in Deutschland und C)sterreich von ihren Anf~ingen bis zur Gegenwart". Dem Habilitationskolloquium legte sie einen Vortrag fiber ,,Das konkurrierende Verh~ilt- nis von Diana und Hubertus als schiitzende Gestalten in der deutschen Jagd von der Renaissance bis zur Gegenwart" zugrunde.

Gegenw~irtig ist sic mit Druckvorbereitungen des von ihr und KURT LmDNER gemein-