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€ 6,80 The international Business Magazine SPECIAL Die Meistersängerin. Anja Silja über moderne Oper und „ihr“ Bayreuth • Wilhelmine, Wagner, Wissenschaft. Best of Bayreuth • Benefiz in Wahnfried. Große Kunst für Kinder Der Mythos lebt: Open-Air für Royals im Maybach Zeppelin

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€ 6,80The international Business Magazine

SPECIALDie Meistersängerin. Anja Silja über moderne Oper und„ihr“ Bayreuth • Wilhelmine, Wagner, Wissenschaft. Best ofBayreuth • Benefiz in Wahnfried. Große Kunst für Kinder Der Mythos lebt: Open-Air für Royals im Maybach Zeppelin

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Kreuzfahrten aus Leidenschaft – sind Sie interessiert, mehr darüber zu erfahren?Informationen und Buchungen in Ihrem Reisebüro oder über Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, Kennwort HL0905118, Servicetelefon 01803 41 21 41 ( 0,09/Min., abweichender Mobilfunktarif), E-Mail [email protected], www.hlkf.de, www.stella-maris-competition.de

Sternstunden der MusikEhe ein Talent nach den Sternen greifen kann, muss es entdeckt werden. An Bord der EUROPA können Sie jetzt mitentscheiden, welche vielversprechenden Stimmen ihren Weg an die Spitze der internationalen Musikwelt antreten: bei dem neuen Gesangswettbewerb Stella Maris International Vocal Competition, ins Leben gerufen von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten und der

Hauck & Aufhäuser Kulturstiftung. Weltberühmte Opernhäuser nominieren die insgesamt acht Kandidaten, die sich dem Urteil des Publikums und einer hochkarätigen Jury aus Künstlern und Musikexperten stellen. Die Stella Maris Preisträger 2009 erwartet Förderung auf höchstem Niveau: ein Engagement an der Wiener Staatsoper, eine Probeaufnahme bei der Deutschen Grammophon, ein Konzert mit Aufnahme mit der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter der Leitung von Christoph Poppen, dazu ein Engagement an Bord der EUROPA und der mit 15.000 Euro dotierte Publikumspreis.

Die EUROPA bietet dem Stella Maris Wettbewerb einen ebenso exklusiven wie anregenden Rahmen. Die ausschließliche Unterbringung in Suiten, der preisgekrönte Service und die einzigartige Mischung aus Luxus, Weitläufigkeit und Privatsphäre schaffen eine Atmosphäre der Entspannung und Inspiration. Seit 2001 wählt der Berlitz Cruise Guide die EUROPA jedes Jahr erneut zum besten Kreuzfahrtschiff der Welt, die American Academy of Hospitality Sciences hat sie mit dem Six Star Diamond Award ausgezeichnet, und auch der Fielding’s Guide to Luxury Cruises kürte sie zum besten Schiff. Entdecken Sie auf Ihrer Reise selbst, wie die EUROPA neue Standards setzt – auf den Weltmeeren ebenso wie in der Welt der klassischen Musik.

Willkommen an Bord. Am 25.10.2009 legt die EUROPA im Hafen von Venedig/Italien ab und fährt Richtung Barcelona/Spanien, wo sie am 4.11.2009 eintrifft (Reisenummer EUR0926). Anlandungen in Rovinj und Dubrovnik/Kroatien, Otranto und Sizilien/ Italien, Sète/Frankreich und Palma de Mallorca/Spanien. Dauer der Kreuzfahrt: 10 Tage. Preis: ab 4.990 pro Person (Garantie-Zweibett-Suite/Zweierbelegung).

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Kinderlachenin der Welt der Oper

B ayreuth, Glyndebourne, Salzburg – das Sommerfestivalvergnügen hat be-gonnen. Kultur und Genuss wetteifern um die Gunst der Musikfreunde.Doch kein Festspiel genießt diese Aura des Unerreichbaren wie die ober-

fränkische Hochburg Richard Wagners. Dabei ist hier wie dort die große Gesangs-und Instrumentenkunst ohne den Einsatz vieler hilfreicher, oft ehrenamtlicherGeister hinter den Kulissen gar nicht denkbar. Noch weniger in Zeiten wie diesen, wo der Cent ganz oben neben den Scheinwerfern zu hängen scheint.

Wir machen uns mit Drive auf den Weg zur Villa Wahnfried, um diese besondere Wagner-Aura hautnah erlebbar zu machen – diesmal um der KinderWillen, denen der Gralschein den Weg ins Licht einer hoffnungsfrohen Zukunftweisen soll. Es geht um diejenigen jungen Menschen, denen die KonzertreiheKindercamp in Concert neuen Lebensmut an einem persönlichen Tiefpunktkörperlicher und seelischer Verfassung gibt. Ein Kinderlachen in der Welt derOper, ausgelöst durch den Klang der Pianotasten unter den energiegeladenenHänden einer wunderbaren Künstlerin: Hélène Grimaud.

Es sind Menschen wie sie, die dem Phänomen Finanzkrise mit unge-beugter sozialer Verantwortung begegnen und ihren wertvollen Namen um so-viel mehr als für Geld gewinnbringend einsetzen. Wer will ein Kinderlachenschon mit Gold aufwiegen? Wer will sich nicht von ihren Talenten begeisternlassen? Selbst einem Musikgenius wie Richard Wagner wäre ohne die helfen-de Hand zur rechten Zeit sein Lebenstraum in Bayreuth unerfüllt geblieben.Danke an jede helfende Hand, ganz besonders an Bayreuth und sein weltoffe-nes Stadtoberhaupt. Danke an alle, die große Ideen Wirklichkeit werden lassen.

Antoinette Pospischil

Verlegerin und Initiatorin desInternationalen Kindercamps Villa Sans Souci

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Siegfried-Idyll in

WahnfriedAls Richard Wagner 1872 nach Bayreuth kam, waren vermutlich wieder dieGläubiger hinter ihm her. Aber er hatte auch einflussreiche Gönner, etwaMärchenkönig Ludwig II. von Bayern, der ihm seinen Lebenstraum erfüllte:einen Ort der Musik, fernab vom selbstgefälligen Trubel großstädtischenKulturbetriebs.

E ine Geschichte für die Yellow Pressvon heute: Bankroteur trifft Mäzen,der ihm nebst Kulturinvestment

auch noch ein feudales Appartement spon-sort. Im Fall von Richard Wagner und sei-ner siebenköpfigen Patchworkfamilie, sei-ne Frau Cosima bringt aus ihrer Ehe mitHans von Bülow zwei Kinder mit, handeltes sich natürlich nicht um eine oberfränki-sche Vier-Zimmer-Wohnung, sondern umeine prächtige Villa am Rand von BayreuthsHofgarten. Hier liegt der Maestro nachseinem friedlichen Ableben in Venedigneben seiner Frau begraben. Und hier er-innert das aus den Kriegstrümmern auf-gebaute Richard Wagner Museum an denOperngiganten.

Ein neues Museum

Die Zeit als Museumsherberge ist für VillaWahnfried bald vorbei. Bis zum Jubiläums-jahr 2013, zu Wagners 200. Geburtstag,sollen die wertvollen Originaldokumenteund Exponate ein neues funktionales, mitallen museumstechnischen Neuheitenausgestattetes Haus im Wahnfried-Gartenbekommen. „Ein angemessener Ort fürRichard Wagner“ soll es werden, wünschtsich Museumsdirektor Dr. Sven Friedrichmit Blick auf die große kulturhistorischeBedeutung des herausragenden Komponis-ten. Und der muss auch das MuseumRechnung tragen. Im neuen Haus wird esPlatz für die Dokumentation des Wagner-schen Werks und der Festspiele geben, da-neben Seminarräume für die Forschungund eine großzügig dimensionierte Hallefür Wechselausstellungen.1881: Familie Wagner auf der Freitreppe von Villa Wahnfried.

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Villa Wahnfried selber soll nach ihrer Generalsanierung, so Dr.Friedrich, ein „auratischer Raum, der die Lebenswelt der FamilieWagner spiegelt“, werden. Dann lässt sich vielleicht die Atmos-phäre früherer Tage erahnen, und man fühlt sich fast wie bei einerAufführung jenes 1870 für Cosima geschriebenen Siegfried-Idylls in E-Dur. Wagner hatte es anlässlich der Geburt seines ersten Sohnes Siegfried komponiert und aus Anlass des ersten ge-meinsam erlebten Geburtstags seiner frisch angetrauten Gattinspielen lassen. An Weihnachten 1874 führten es die Vorgänger derHofer Symphoniker, das Hofer Stadtorchester, in Wahnfried alsMorgenmusik neben anderen Wagner-Werken auf – zur großenFreude des Meisters, der es sich nicht nehmen ließ, Auszüge ausden Nibelungen selbst zu dirigieren, gekleidet in ein spanischesKostüm. Die Hofer Symphoniker sind ihm bis heute treu geblie-ben (www.hofer-symphoniker.de).

Die Aura des großen Meisters spürt der Besucher auch heutein dem erhabenen Haus, dem man seine leidvolle Kriegsgeschich-te nicht mehr ansieht. Und sein beseeltes Siegfried-Idyll lässt auch

heute nicht von Wahnfried, wenn am Vortag der diesjährigen Fest-spiele ein frischer Wind durch die museale Bibliothek zieht. Ganznach dem Original des Meisters widmen 13 Musiker des Festspiel-orchesters dieses Werk einer besonderen Kinderstiftung, die sichauf die Fahnen geschrieben hat, an Leib und Seele erkrankten jun-gen Menschen ihre verlorene Kindheit zurück zu geben. Mit dabeiMeisterpianistin Hélène Grimaud, die auf Wagners Steinway-Flü-gel die betagten Elfenbeintasten hüpfen lässt. Fünf Kinder habenRichard und Cosima in diesen Mauern großgezogen, viel, viel mehrsollen von diesem Konzert profitieren, das Leid und Angst in Lachen und Frohsinn wandeln soll.

Hélène Grimaud ist die Kuratorin des Internationalen Kin-dercamps Villa Sans Souci, das vor den Toren Berlins seine Zelteaufschlägt. „Kindercamp in Concert“ und das Regie-Forum „Mu-sik im Dialog“ machen Mut – Mut zum Leben und Mut für einehoffnungsfrohe Zukunft (www.kindercamp.org).

Musik im Bild

Das Premierenkonzert krönt einen Tag voller musikalischer Ein-drücke. Experten auf und hinter der Bühne, vor und hinter derKamera eröffnen eine klangmediale Welt, zu der auch die insze-nierten Fotografien von Photokünstler Mat Hennek einladen. Sie nehmen den Betrachter mit auf eine Entdeckungsreise zur„Seele der Musik“, wie seine Ausstellung, die die MünchenerGalerie Bernheimer Fine Arts ausrichtet, während der Fest-spielzeit in Haus Wahnfried heißt. Und Deutschlands Fernseh-star Nina Ruge hinterfragt die Meinung der Operngrößen wie AnjaSilja, Christian Thielemann oder Sergio Morabito zum Thema„Werktreue contra Regietheater“.

Bayreuth und sein Museum Wahnfried. Ein Ort, der Ge-schichte und Geschichten schreibt. Und der der Vergangenheitden Weg in die Zukunft weist. „Wandel und Wechsel liebt, werlebt!“ Richie forever. Richard Wagner hat es verstanden. q

Prominente Unterstützung für Kindercamp in Concert:Nina Ruge, Christian Thielemann, Mat Hennek undHélène Grimaud (im Uhrzeigersinn)

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Rückkehr nach Bayreuth

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Anja Silja as Emilia Marty in Leo‰ Janáãeks “The Makropulos Affair” at the Deutschen Oper Berlin

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Nach vielen Jahren kehrt Anja Silja, eine der größten Richard-Wagner-Interpretinnen der Wieland-Wagner-Zeit, nach Bayreuth zurück. Rechtzeitig zum Beginn der Festspiele nimmt sie an der Podiumsdiskussion von Drive „Musik im Dialog“ zum Thema Regietheater teil. Ein kontroverses Thema, das die Opernwelt spaltet. Ihr großer Mentor – und die Liebe ihres Lebens – war Wieland Wagner, ein Wegbereiterder Moderne im Musiktheater, nicht nur in Bayreuth. Mit Drive spricht die deutscheSopranistin von Weltruf über die Probleme der Opernregie, und weshalb Sänger manchmal nur Nebensache sind.

Drive: Frau Silja, wir wollen uns mit Ihnen über Regietheater unterhalten...

Anja Silja: Ach, dieses fragwürdige Wort! Das gibt es doch ei-gentlich gar nicht, denn was sollte es beschreiben? Oper ist ebennicht Theater. Bei Wieland Wagner stand im Programm in Bay-reuth immer Regie und Inszenierung. Regie heißt leiten und len-ken. Regietheater soll so anspruchsvoll klingen, und dabei gehtes doch heute leider immer mehr um eine optische Version desWerkes. Was heute meistens stattfindet, hat in den seltenstenFällen mit Regie zu tun, sondern mit der Selbstbestätigung desjeweiligen Regisseurs.

Drive: Was darf ein Regisseur einem Sänger zumuten? Und darfman sich als Sänger auch mal verweigern?

Anja Silja: (lacht) Man kann alles machen und alles von einemSänger abfordern, man kann auch von der Decke hängen, wenn esschlüssig etwas mit dem Menschen zu tun hat, der da auf der Büh-ne verkörpert wird. Wenn diese Bindung fehlt, ist es aber nur leere Hülle. Natürlich kann man sich auch verweigern, aber dasgeht dann zulasten des Sängers. Sie beugen sich oft dem Diktat ausAngst, nicht mehr engagiert zu werden.

Drive: Als Sie als junge Sängerin in den sechziger Jahren mit Wieland Wagner gearbeitet haben - später dann auch mit ande-ren Regisseuren - gab es da Momente, wo Sie sagten: Ich kann dieser Auffassung nicht folgen, ich stelle mir die Rolle anders vor?

Anja Silja: Sehen Sie, das gab es bei Wieland überhaupt nicht.Er ging immer auf die Persönlichkeit des Sängers ein; er hat siegeformt und die Persönlichkeit aus dem jeweiligen Künstler ge-schält.

Drive: Sie schreiben in Ihrem Buch „Die Sehnsucht nach dem Un-erreichbaren“, dass Wieland Wagner die Sänger nach dem Klangihrer Stimmen ausgesucht hat.

Anja Silja: Er war um ein stimmiges Zusammenspiel bemüht,eben um jenes berühmte „Gesamtkunstwerk.“ Zum BeispielWolfgang Windgassen, er hatte diesen schwäbischen Klang in

der Stimme, den man auf Aufnahmen gut heraushören kann.Wenn er auf der Bühne stand und spielte, vergaß man die regio-nale Färbung völlig. Das waren Persönlichkeitsklänge. Heutewird dagegen all zu oft nur noch stromlinienförmig gesungen.

Drive: Sie galten immer als große Darstellerin. Wie stark ist da derAnteil von Ihnen selbst und wie groß der Einfluss des Regisseurs?

Anja Silja: Martha Mödl, Astrid Varnay oder ich waren durchWieland geprägt und reiften so zu Bühnenpersönlichkeiten.Manche Regisseure empfinden das als Ablenken von ihrer optischen Lösung. Ruth Berghaus oder Robert Wilson haben siegenutzt. Heute besteht eine Opernrezension häufig aus der Beschreibung der Inszenierung und nicht der Leistung der Interpreten. Da sehen Sie die Verschiebung.

Drive: Liegt das daran, dass sich das Publikum verändert hat?

Anja Silja: Nein. Sicherlich nicht. Meine Rollen der letzten Jah-re wie beispielsweise die Emilia Marty in Janaceks „Die SacheMakropulos“ sehe ich als große persönliche Erfolge. Da gehenja nicht nur die Älteren aus Nostalgie hin, sondern gerade jungeLeute, die mir dann begeistert schreiben, dass sie die Oper soneu entdecken. Nein, das Publikum hat sich nicht verändert, siekennen es nur nicht mehr anders.

Drive: Gleichzeitig klagen die Opernhäuser über Überalterung.Wie holt man denn Ihrer Meinung nach junge Leute ins Publikum?

Anja Silja: Das ist kein großes Geheimnis: mit Qualität. Wenn Sienur Sensationen anbieten, kommt natürlich bald niemand mehroder aus den falschen Gründen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel:Freunde von mir haben bei den Salzburger Festspielen gehört, wie jemand Karten für die „Netrebko-Show“ forderte, und damit„Figaros Hochzeit“ meinte.

Drive: Heute werden Sängerinnen wie Anna Netrebko vermarktetwie Popstars. Bleibt da Zeit, die Persönlichkeit reifen zu lassen?

Anja Silja: Da ist natürlich schwer. Es ist heute alles so schnell-lebig und damit gefährlicher als früher. Aber Vermarktung hat es

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immer gegeben. Man muss heute wie da-mals nein sagen können.

Drive: Die Oper muss längst mit vielen neu-en Medien konkurrieren...

Anja Silja: Das sollte sie aber nicht, dennsie ist eine museale Kunstform.

Drive: Aber gerade das wird der Oper vor-geworfen, dass sie eine museale, sprich über-kommene Kunstform ist.

Anja Silja: Was spricht dagegen? Bilderhängen auch im Museum, und die Leutegehen in Scharen hin und schauen. Diemenschlichen Seiten in der großen bil-denden Kunst haben sich doch bis heutenicht verändert, und so ist es in der Operauch. Richtig ist aber auch, dass es zu we-nig Uraufführungen gibt. Und wenn, dannverschwinden sie kurz nach der Premierewieder.

Drive: Wie sehen Sie vor diesem Hinter-grund Phänomene wie public viewing, letz-tes Jahr übrigens auch in Bayreuth einge-führt?

Anja Silja: Da bin ich altmodisch. Mir ge-fällt es nicht, genauso wenig wie Oper imFernsehen, weil das Bühnengeschehennicht total erfasst werden kann. Und weilOper erstens den persönlichen Kontaktbraucht, aber auch eine gewisse Distanzzum Publikum.

Drive: Spielt es eine Rolle, ob eine Frauoder ein Mann Regie führt?

Anja Silja: (atmet tief durch und lacht). Ja,das macht schon einen großen Unterschiedund ist mir nicht leicht gefallen. Die Zu-sammenarbeit mit Ruth Berghaus war fürmich eine sehr wichtige und prägende Er-fahrung. Auch die kürzliche Aufführungder „Pique Dame“ an der Wiener Staats-oper mit Vera Nemirova war sehr erfreu-lich. Sie ist auch eine Regisseurin, die bereit ist, mit Leuten zu arbeiten, die eineTradition mitbringen und diese für sichnutzen.

Drive: Singt man besser, wenn man von derInszenierung überzeugt ist?

Anja Silja: Sicherlich ist das so. In einerguten Inszenierung fliegt einem das förm-lich zu, wie man mit Stimme und Spracheumzugehen hat. Heute wird alles zu sehrpolitisiert, zu viel herum gelaufen, mit vielLicht ausgefüllt. Damit gewinnt man, mei-ne ich, die Jugend nicht. Das können Vi-deoclips besser.

Drive: Erklärt das, weshalb sich neben vie-len Theater- nun auch Filmregisseure vonder Oper angezogen fühlen?

Anja Silja: Vom Theater sind natürlichviele gekommen wie Bondy, Grüber,Chéreau und andere. Da sie an Schauspie-ler gewöhnt sind, die oft sehr kompliziertsein können und alles endlos hinterfragen,ist die Arbeit mit Sängern bedeutend ein-facher. Oper ist ein ganz anderes Metier,und die meisten Filmregisseure sind dochan ihr gescheitert.

Drive: Mit welchen Gefühlen fahren Siejetzt nach Bayreuth?

Anja Silja: Bayreuth war für mich immerWieland Wagner. An sein Grab bin ichhäufig gefahren in den letzten 40 Jahren.Ebenso wie an das meiner Großeltern, dieauch dort liegen. Eigentlich kenne ich Bay-reuth gar nicht richtig, nicht mal das Mark-

gräfliche Opernhaus, das ich mir jetzt end-lich einmal ansehen will. Die Probenzeitwar damals wie heute sehr intensiv. Wie-land hatte kaum Zeit für Privates, und daswäre in unserer Situation in Bayreuth auchkaum möglich gewesen. Jetzt fürchte undfreue ich mich auf den Besuch in diesemJahr zur Drive-Premiere von „Musik imDialog“ am Tag vor Beginn der Festspiele.

Drive: Empfinden Sie sich als Legende?Als quasi letzte Überlebende von Neu-Bay-reuth?

Anja Silja: (lacht) Nein, absolut nicht, ob-wohl ich die letzte Sängerin der großen Partien aus der Zeit Wieland Wagners bin.Neu-Bayreuth war es damals, heute ist eslegendär mit allem, was dazu gehört hat.

Drive: Gibt es eigentlich gute Künstler-freundschaften?

Anja Silja: Genau genommen, nein. Ichwar mit einigen wie zum Beispiel LeonieRysanek und Astrid Varnay befreundet.Wir sprachen über Wieland und die großeBayreuther Zeit. Aber wirkliche Freundewird man dadurch natürlich nicht. Erst imhohen Alter haben beispielsweise dieVarnay und Birgit Nilssen zueinander ge-funden. Vorher waren sie quasi Rivalinnen.

Drive: Sie haben als Wunderkind früh zusingen begonnen und später mit Rollen bril-liert, die durchaus auch eine sportliche Her-ausforderung darstellten. Bis heute. Wieschafft man das?

Anja Silja: Ich habe ganz gute Gene, unddie Stimmbänder sind Muskeln, die maneben regelmäßig trainieren und pflegenmuss. Die Kraft liegt nicht – wie man frühermeinte - im Fett.

Drive: Welche Rolle spielt in Ihrem inter-nationalen Künstlerleben die Familie?

Anja Silja: Meine drei Kinder sind wirk-lich gut gelungen, glaube ich. Ich habe einsehr enges Verhältnis zu ihnen und bemühemich, sie so häufig wie möglich zu sehen wieauch natürlich meine Enkel. Mein Idealheute wäre gemeinsam am selben Ort zu le-ben, womöglich in einem großen Haus mitgetrennten Wohnungen. Aber das wird wohlein Wunschtraum bleiben. q

Das Gespräch führte Alexandra Felts

Gute Gene und ausdauerndes Training der Stimmbänder sind das Geheimnis der

langen Gesangskarriere von Anja Silja.

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coolZwischen Wagner-Wahnsinn und Afrika-Ekstase. Der kulturelle Spagat, den Bayreuthschafft, ist schlicht einzigartig. Solides Opernpublikum, aufgepeppt durch bunte Farbtupfer aus Polit- und Showprominenz, trifft auf ein internationales Studentenvölkchen.

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J etzt pilgert wieder „tout le monde“ zum Grünen Hügel. Alssei das Festspielhaus der Nabel der Welt. Dabei findet Kul-tur den Rest des Jahres ganz woanders statt. Dann ist Bay-

reuth eine junge Universitätsstadt mit Studenten aus aller HerrenLänder, deren Hochschule bei Rankings hervorragend abschnei-det. Mit einem Afrika-Institut, das mit über 30 Hochschulen in 24afrikanischen Ländern im wissenschaftlichen Austausch steht.Vor allem das Iwalewa-Haus hat sich zu einem stark beachtetenZentrum für afrikanische Kunst entwickelt. So stellt sich interna-tionales Flair auch über die Festspiele hinaus ein.

Doch Ehre, wem Ehre gebührt: Es sind vier herausragendePersönlichkeiten, die der fränkischen Residenzstadt in erster Li-nie internationale Beachtung verschaffen: Richard Wagner, JeanPaul, Franz Liszt und Markgräfin Wilhelmine.

Vier Köpfe für die Ewigkeit

Der Bayreuth-Flaneur stößt in der Stadt vor allem auf eine Bau-Epoche: Barock. Und das liegt an Kopf Nr. 1, Wilhelmine von

Preußen, die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen. Siebrachte preußisches Selbstbewusstsein, royale höfische Lebensartund barocke Prachtentfaltung ins beschauliche Bayreuth. Ihr ver-dankt die fränkische Residenzstadt ihre schönsten Gebäude:Markgräfliches Opernhaus, Neues Schloss und Eremitage. 1731ehelichte sie den Erbprinzen und Markgrafen Friedrich, bautefortan wie besessen und scherte sich wenig um das Loch in derStaatskasse, das sie verursachte. Die Frau, zu deren Taufpaten dieKönige von Polen und Dänemark zählten, hinterließ der Stadt einProfil, das ihr bis heute gut steht. Kein Wunder, dass sich Bayreuthals einzigartig und attraktiv genug empfindet, um sich um eineAufnahme ins Unesco-Weltkulturerbe zu bewerben.

Den 300. Geburtstag „ihrer“ Markgräfin feiern die Bay-reuther in diesem Sommer mit bunt-barocken Ausstellungen,Konzerten, Theateraufführungen und Lichtspielen.

Spuren in Stein hinterließ auch der Dichter Jean Paul – undsogar eine in Bronze, nämlich als Denkmal auf dem Jean-Paul-Platz. Der große Idylliker der Romantik lebte seit 1804 bis zuseinem Tod 1825 in der Stadt, die in seinem Werk ständig auf-

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Wagners Musik ganz entspanntim legeren Outfit beim Public Viewing.

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taucht, etwa die Schlösser und Parks von Ere-mitage und Fantaisie oder die Rollwenzelei, inderen Gaststube er beinahe täglich einkehrte,um zu schreiben. Viele seiner wertvollenhandschriftlichen Originale können im Jean-Paul-Museum, das im ehemaligen Wohnhausder Wagner-Tochter Eva eingerichtet ist, be-gutachtet werden.

Noch ein großer Künstler, der in Bayreuthbegraben liegt: Franz Liszt. Als in aller Weltgerühmter Klaviervirtuose, ein „Popstar“ seinerZeit, pendelte Liszt, der sich selbst mit „zurHälfte Franziskaner, zur Hälfte Zigeuner“ cha-rakterisierte, zwischen den Metropolen. HeutePetersburg, morgen London – und am EndeBayreuth. Als ein früher Festival-Tourist wollteLiszt die Bayreuther Premiere des „Tristan“ se-hen und wohnte bei seiner Tochter Cosima,Wagners Gattin, wo er am 31. Juli 1886 starb.Genau dort, wo sich heute das Franz-Liszt-Mu-seum der Stadt befindet. Seine Grabstätte (samtGrabkapelle) fand Liszt, wie er es testamenta-risch verfügt hatte, auf dem Bayreuther Stadt-friedhof.

Sein Geburtstag jährt sich 2011 zum 200.Mal, und die Vorbereitungen zu diesem Festlaufen auf Hochtouren.

Schon 2013 steht wieder ein Komponis-ten-Jubiläum an, und diesmal von „ihm“, dem

Mann, der Bayreuth seinen Stempel aufge-drückt hat wie kein anderer: Richard Wagner,der Schwiegersohn Liszts. Zu seinem 200. Geburtstag soll die Neugestaltung des Rich-ard-Wagner-Museums in der Villa Wahnfriedvollendet sein und auch das sichtbarste Wag-ner-Werk in neuem Glanz erstrahlen: das Fest-spielhaus auf dem Grünen Hügel. Eine vonweitem sichtbare, manchen geradezu ein-schüchternde Kultur- und Kultstätte, die derStadt ihren singulären Status beschert.

Ein Grund für die Faszination Festspiel-haus mag in der unvergleichlichen Akustikliegen. Der Innenraum ist ganz mit Holz ver-kleidet, ohne Seitenlogen, jede Zuschauer-bank ungepolstert, so dass weniger Schall geschluckt wird und sich der Klang im ganzenRaum verteilt.

Hier, am Nabel der Opernwelt, sammeltsich jeden Sommer wieder die weltweite Ge-meinde der Wagnerianer. Und kriegt womög-lich von Bayreuth sonst nicht viel mit. Waseine geradezu sträfliche Vernachlässigungweiteren Weltkulturerbes wäre. q

Die neue Generation am Festspielruder.

Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner.

In Bayreuth ist RichardWagner und die große Operfast allgegenwärtig.

Sie hat das Gesicht Bayreuthsgeprägt wie niemand sonst:

Markgräfin Wilhelmine.

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Jede Menge Sehenswertesund Events jenseits aller Opernhysterie.

KulturmarathonNatürlich gibt es in Bayreuth auch Museen, in denen Bilderhängen, das Kunstmuseum beispielsweise mit seinen druck-graphischen Werken, Schwerpunkt 20. Jahrhundert. Aber dasAngebot ist pure Vielfalt: Tabakmuseum, Freimaurermuseum,Urweltmuseum, die Museen rund um die vier großen„Bayreuther Köpfe“. Über zwei Dutzend kleine und große Häuserlocken das interessierte Publikum mit ihren Exponaten. Das ist an einem Tag gar nicht zu bewältigen. Muss man auch nicht.Am besten gleich die „lange Nacht der Museen“ nutzen undsich zwischen 20 Uhr abends und 2 Uhr früh einen Überblickverschaffen.

KunstmuseumAltes RathausMaximilianstraße 33Telefon +49-(0)921-76453-10Telefax +49-(0)921-76453-20www.kunstmuseum-bayreuth.de

Richard Wagner MuseumRichard-Wagner-Straße 48 Ausstellung „Seele der Musik“ mit Musikerportraits des Fotografen Mat Hennek bis 30. August 2009 Telefon +49-(0)921-75728-16Telefax +49-(0)921-75728-22www.wagnermuseum.de

Franz-Liszt-MuseumWahnfriedstraße 9Telefon +49-(0)921-75728-0Telefax +49-(0)921-75728-22www.bayreuth.de/museumsuebersicht/franz-liszt-museum

Jean-Paul-MuseumWahnfriedstr. 1Telefon: +49-(0)921-5071444Telefax: +49-(0)0921-7572822Führungen sind nur nach vorheriger telefonischer Anmeldungmöglichwww.bayreuth.de/museumsuebersicht/jean-paul-museum

Urwelt-Museum OberfrankenDrachen, Fossilien und mehrKanzleistraße 1Telefon +49-(0)921-511211Telefax +49-(0)921-511212www.urwelt-museum.de

Noch zwei Museums-Kuriositäten:

Deutsches Freimaurer-MuseumIm Haus der Loge „Eleusis zurVerschwiegenheit“Im Hofgarten 1Telefon +49-(0)921-69824Telefax +49-(0)921-512850www.museum.freimaurer.org

Maisels Brauerei- undBüttnereimuseum„Die Bier-Erlebniswelt“ rund umden beliebten Gerstensaft, lautGuinness-Buch das „umfangreich-ste Biermuseum der Welt“Kulmbacher Straße 40Telefon +49-(0)921-401-234Telefax +49-(0)921-401-233www.maisel.com

Lange Nacht der MuseenEin Ticket für rund 30 Museen, Galerien ect., dazu Führungen,Veranstaltungen, Konzerte, LesungenAm 25. Oktober 2009www.museumsnacht.bayreuth.de

Da muss man hin!

Public Viewing auf dem Festplatz, wie erstmals im VorjahrMit „Tristan und Isolde“, direkt aus dem Festspielhaus auf eine90-Quadratmeter-Leinwand übertragenAm 9. August 2009 ab 15 Uhr

António Ole aus Angola zeigt seine Hidden Pages im Iwalewa-Haus bis 6. September 2009

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Festival junger KünstlerJedes Jahr zur Festspielzeit musizieren junge Künstler ausaller Welt in Bayreuth, suchen den Austausch über Grenzenhinweg und erleben die „große“ Kunst auf dem Grünen HügelVom 30. Juli bis 29. August 2009www.youngartistsbayreuth.com

SommernachtsfestRomantik pur in den Gärten der Eremitage. Der Sommer-nachtsbiergarten in der historischen Parkanlage bietetPlatz für 10.000 Gäste. Am 1. August 2009

Afrikahaus IwalewaDas Prunkstück des renommierten Afrika-Instituts derUniversität Bayreuth. Ausstellungen zeitgenössischer afrika-nischer Künstler (Iwalewa bedeutet übersetzt„Charakter ist Schönheit“).Münzgasse 9Telefon +49-(0)921-5546-01Telefax +49-(0)921-5546-02wwwwww..iiwwaalleewwaa..uunnii--bbaayyrreeuutthh..ddee

Veranstaltungen zum 300. Geburtstag von Markgräfin Wilhelmine:

Bayreuther BarockMusikalische Verneigung vor Markgräfin Wilhelmine und ihrer Epoche.„Markgräfin Wilhelmine – was für eine Frau“Im Markgräflichen OpernhausVom 18. September bis 4. Oktober 2009

Wilhelmine brachte Bayreuth zum BlühenDie längste Ausstellung zum Wilhelmine-Jahr mit Bildern undObjekten. Umrahmt von Konzerten, Vorträgen und LesungenIm Auktionshaus BoltzBrandenburger Straße 36Bis 31. Dezember 2009

Kinderführungen zum Wilhelmine-JahrFür Kinder und Eltern an wechselnden Schauplätzen vonOpernhaus bis Eremitage2. August und 6. September 2009, jeweils 14 Uhr

Wilhelmines BayreuthGemälde-AusstellungAltes Schlossbis 19. August 2009

Oden nach Texten von Friedrich dem Großen an seine Schwester WilhelmineFür Singstimme und Klavier (Uraufführungen)Rokokosaal Steingraeber & SöhneFriedrichstraße 227. September 2009

Informationen unter www.bayreuth.de/tourismus

Operndiva Anna Netrebko, portraitiert von Mat Hennek.Die Ausstellung „Seele der Musik“ des Fotokünstlers istbis 30. August im Richard Wagner Museum zu sehen.www.bernheimer.com

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Wagner

DriveInterview

Drive: Herr Dr. Hohl, zwei große Jubiläen stehen in den nächsten Jahren an: Der200. Geburtstag von Franz Liszt 2011 und Richard Wagners 200. Geburtstag 2013.Wie will Bayreuth diese großen Persönlichkeiten der Musikgeschichte würdigen?

Dr. Hohl: Die Vorbereitungen auf die beiden Jubiläumsjahre laufen auf Hoch-touren. Wir werden die Chance, die diese Highlights bieten, nutzen. Zumal wiruns durchaus bewusst sind, dass hier in beiden Jahren von der Kulturstadt Bay-reuth besondere Impulse erwartet werden.

Bayreuth wird überregional zuallererst und meist auch ausschließlich mitRichard Wagner in Verbindung gebracht. Da wird uns das Jubiläum seinesSchwiegervaters Franz Liszt zusätzliche Aufmerksamkeit bringen. Geplant sind- in enger Abstimmung mit dem Festspielhaus - hochkarätige Konzerte mit in-ternationalen Ensembles, ein Sonderkonzert des Festspielorchesters, aber auchein Licht-Event in Zusammenarbeit mit der Hochschule Coburg, das bis zum 22.Oktober 2011, dem 200. Geburtstag Franz Listzs, die Originalschauplätze desKomponisten in Bayreuth visuell verbindet. Für das junge Publikum gibt esWorkshops und eine „DJ-Schamanen-Nacht“, die die Liszt’sche Virtuosität er-fahrbar machen.

Drive: Und für das Wagner-Jahr, gibt es hier schon konkrete Pläne?

Dr. Hohl: Selbstverständlich wird es beim Wagner-Jubiläumsjahr 2013 eine en-ge Zusammenarbeit mit dem Festspielhaus geben. Die Gespräche hierzu laufen.Nur soviel sei verraten: Es liegt eine Fülle von Ideen für hochkarätige Veranstal-tungen auf dem Tisch. Natürlich wird auch die Neugestaltung des Richard-Wagner-Museums in der Villa Wahnfried eine große Rolle spielen; bis 2013 sollhier alles fertig sein.

Drive: Wie schätzen Sie die - auch längerfristige - Wirkung dieser Jubiläen fürStadt und Region ein?

Klar! Jeder, der Bayreuth hört, denkt zuerst an Richard Wagner und die Opernfestspiele.Aber auch auf einem völlig anderen Gebiet ist die fränkische Kulturmetropole Spitze: in der Afrikaforschung. Im Gespräch mit Drive erklärt Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl wie Bayreuth mit seinen „musikalischen Kunstschätzen“ ein pfiffigesMarketing für die ganze Stadt entwickelt.

trifft Afrika

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Dr. Hohl: Der Städtetourismus ist für uns ein wichtiges Feld,wenn es darum geht, wirtschaftliche Impulse für Hotellerie, Gas-tronomie und Einzelhandel zu setzen. Das Potenzial, das in Bay-reuth unstrittig vorhanden ist, haben wir bislang noch nicht optimal ausgeschöpft. Ich denke nur an die vielen historischenSehenswürdigkeiten aus der Markgrafenzeit bis hin zum Mark-gräflichen Opernhaus, mit dem wir uns um die Aufnahme in dasUnesco-Welterbe bewerben.

Drive: Da bieten die Jubiläumsjahre sicher eine einmalige Chance?

Dr. Hohl: Genau, denn wir können uns hier als ausgeprägte Kul-turstadt, die auch jenseits der Festspielzeit eine Fülle hoch attrak-tiver Veranstaltungen zu bieten hat, nachhaltig positionieren. Wirarbeiten ernsthaft daran: Unsere Fußgängerzone in der historischenInnenstadt wird für über elf Millionen Euro grundlegend neu ge-staltet, und wir bauen ein neues, schlagkräftiges Stadtmarketing für Bayreuth auf, um für diese großen Events gerüstet zu sein.

Drive: Bayreuth ist eine sehr junge Universitätsstadt, die Uni wur-de 1975 gegründet. Wie locken Sie Studenten aus dem In- und Aus-land an? Was ist an der Bayreuther Universität so attraktiv?

Dr. Hohl: In der vergleichsweise kurzen Zeit seit ihrer Grün-dung hat sich unsere Universität zu einer leistungsstarken, viel-seitigen Lehr- und Forschungseinrichtung entwickelt mit einemweltweit hervorragenden Ruf. Schwerpunkte sind Wirtschaft undRecht sowie Angewandte Naturwissenschaften. Hier hat sich un-sere Hochschule als eine der erfolgreichsten Einrichtungen inDeutschland etabliert.

Drive: Und was sagen die Studenten?

Dr. Hohl: Sie schätzen die individuelle Betreuung, die hohenLeistungsstandards und eine konsequente Ausrichtung an be-ruflichen Chancen und Perspektiven. Die Anziehungskraft reichtweit über die Region hinaus: 75 Prozent der Studierenden kom-

Höchstleistungen in Kultur und Wissenschaft. Bayreuth kann beides.

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men von außerhalb Oberfrankens und der nördlichenOberpfalz. Ein weiterer Vorteil sind sicherlich die kur-zen Wege einer überschaubaren mittelgroßen Stadt, dieüber vielfach großstädtische Angebote verfügt und hoheLebensqualität auch für Studenten bietet.

Drive: Erfolgreiche Forschung ist ein Standort-Plus auchfür die heimische Industrie. Wie international ist Bayreuth?

Dr. Hohl: Die Uni setzt auf interdisziplinäre Forschungund Lehre, verbunden mit dem gezielten Aufbau vonSchwerpunkten – im Bereich der Neuen Materialien oderder Polymerforschung beispielsweise - und versteht diesals wichtige Transferfunktion für die Wirtschaft. Beson-ders die Verbindung von spezialisierter Grundlagen- undAnwendungsforschung orientiert sich gezielt am Innova-tionsbedarf der Wirtschaft.

Und von dieser Forschungskompetenz profitierenvon Anfang an sowohl international agierende Industrie-unternehmen wie auch die regionale mittelständischeWirtschaft.

Drive: Stichwort Afrika. Die Uni Bayreuth gilt internatio-nal als erste Adresse in der interdisziplinären Afrikafor-schung. Wie kommt Afrika nach Bayreuth?

Dr. Hohl: Seit der Universitätsgründung 1975 gehörtdie regionale Afrikanologie zu den Studienschwerpunk-ten. Der wissenschaftliche Austausch der BayreutherAfrikaforscher findet derzeit mit über 30 Hochschulen in

24 afrikanischen Ländern statt. Die Bayreuther Afrika-forschung ist zudem ein wichtiger Impulsgeber in deut-schen und europäischen Netzwerken.

Drive: Können Sie ein paar konkrete Beispiele nennen?

Dr. Hohl: Eine bedeutende Rolle für die Afrikafor-schung in Bayreuth spielt das Anfang der 1980er Jahrevon der Universität eingerichtete Iwalewa-Haus als Zen-trum für zeitgenössische afrikanische Kunst. Es hat in-zwischen einen festen Platz im Bayreuther Kulturleben.Oder unser jüngster Erfolg: Die Bayreuth InternationalGraduate School for African Studies - kurz BIGSAS -wurde von der Exzellenzinitiative des Bundes und derLänder Ende 2007 ausgewählt und erhält nun fünf Jah-re lang für die Ausbildung internationaler Doktorandenbeträchtliche öffentliche Finanzmittel.

Wie stolz wir auf unsere Afrikaforschung sind, zeigtauch, dass der 2008 erstmals von der Stadt verliehene„Markgräfin-Wilhelmine-Preis für Toleranz und Huma-nität in kultureller Vielfalt“ an den nigerianischen Lite-ratur-Nobelpreisträger Wole Soyinka ging.

Drive: Bayreuth ist Mitglied der Metropolregion Nürn-berg. Was ist das Konzept dieses Städtebundes? WelcheVorteile bietet er den Mitgliedern?

Dr. Hohl: Der Wettbewerb der Regionen um Investitio-nen und kluge Köpfe, um Gäste und Einwohner hat in-zwischen eine atemberaubende Dynamik gewonnen, die

DriveInterview

Ein sportliches Stadtoberhaupt. Entspannter Polit-Talk: OB Michael Hohlmit Bundeswirtschaftsminister Karl-Friedrich zu Guttenberg.

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noch weiter zunehmen wird. Die Metropolregion Nürnberg isteine zeitgemäße Antwort auf diese Herausforderung.

Für mich ist das zentrale Anliegen der Metropolregion, dieZusammenarbeit zu stärken und Netzwerke zu knüpfen, um da-mit jene Möglichkeit auszuschöpfen, die bislang auf getrenntenWegen eben nicht genutzt werden konnten. Dies gilt sowohlnach außen wie nach innen; also bei Fragen der internationa-len Profilierung unserer Region ebenso wie beim Austausch in-nerhalb der Metropolregion, etwa bei Tourismus und Kultur.

Die Vorteile für Bayreuth liegen auf der Hand: Die Stärkenunserer Stadt werden deutlich wahrnehmbarer transportiert. DerAustausch innerhalb der Metropolregion bringt Bewegung undDynamik, und Bayreuth profitiert von mehr Besuchern und Gäs-ten, die neugierig auf unsere Stadt sind.

Drive: Zurück zur Musik: Zu den Wagner-Festspielen findet sichregelmäßig jede Menge Polit- und Showprominenz ein. Wie opern-fest muss ein Bayreuther Oberbürgermeister sein? Welche Musikhören Sie persönlich besonders gern?

Dr. Hohl: Natürlich sollte ein Bayreuther Oberbürgermeisterbis zu einem gewissen Grad opernfest sein, zumindest was dieWerke Richard Wagners anlangt. Ein Enthusiast muss er fürmein Empfinden aber nicht sein. Meine Frau und ich genießenjedes Jahr aufs Neue die Inszenierungen am Grünen Hügel undentwickeln immer mehr Sinn und Begeisterung für die genialeMusikalität des Meisters. Privat bin ich aber durchaus auch füretwas rockigere Musik zu haben. q

Samy Deluxe im Iwalewa-Haus

Auch das ist Bayreuth: Im Afrika-Haus Iwalewa wird diskutiert. Auch über Gott und die Welt, wie zuletzt PrälatProf. Dr. Obiore Ike aus Nigeria (4. v. re.) und Deutsch-lands Rap-Star Samy Deluxe (2. v. re.) auf seiner Kulturtour mit Jugendlichen nach Bayreuth. Der hohe Würdenträger aus Afrika ist Botschafter der Drive-Initiative „LADUMA. Fußballfieber mit IQ!“ für die UN-Millenniumsziele (www.laduma-iq.com). Für die gleichen Inhalte setzt sich auch der Hamburger Verein Crossover (www.crossover-ev.de) von Samy Deluxe und Julia von Dohnanyi (re.) ein.

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FJ eden Sommer dasselbe Ritual: Die Opernwelt pilgert nach

Franken, genauer zum Grünen Hügel nach Bayreuth, umsich eine Extraportion von Richard Wagners hochdramati-

scher Kunst zu gönnen.Aus der ganzen Welt kommen die Treuen des Operngigan-

ten, der die Musikwelt revolutioniert hat. Doch welche seinerausländischen Fan-Gemeinden ist am stärksten vertreten? DieAmerikaner? Die Japaner? Weit gefehlt! Es sind DeutschlandsNachbarn aus Frankreich, die ihrem Spiritus Rector mit beson-derer Hingebung folgen.

Vielleicht liegt es daran, dass es abgesehen von der reinenMusikbegeisterung eine Art Verwandtenbesuch ist? Frankreichgeht nach Franken. Die phonetische Ähnlichkeit ist ja kein Zu-fall. Dahinter steht eine über 1.500-jährige Verbindung: geogra-fisch, politisch, kulturell.

Wer erinnert sich noch an die Geschichtsstunden? Genau.Etwa anno 500 nach Christus entstand unter dem MerowingerChlodwig das Fränkische Reich, das große Teile Nord- und West-frankreichs sowie auf deutscher Seite schwäbische und nord-baierische, sprich fränkische Gebiete umfasste. WichtigsterFrankenkönig, und man könnte sagen ein Europäer der erstenStunde: Karl der Große, den die Franzosen als „ihren“ Charle-magne verehren.

Nach Karl dem Großen zerfiel das Fränkische Reich wieder,und der Rhein wurde für Jahrhunderte die heftig umkämpfteGrenze zwischen Frankreich und den Deutschen Staaten.

Das Herz Europas

Mit Napoleon rückte im 19. Jahrhundert wieder ein Franzose denFranken und speziell den Bayreuthern näher, und nicht in friedli-cher Absicht. 1806 wurde Bayern ein Königreich von NapoleonsGnaden und die Residenzstadt Bayreuth französisch.

Und was war mit Richard Wagner? Auf der Flucht vor seinenGläubigern kam er mit seiner ersten Frau Minna 1839 in die fran-zösische Hauptstadt. Der damals einflussreichste französische

Richard-Wagner-Kenner wissen, dass der Komponist zu Lebzeiten mitseiner Kunst in Frankreich auf wenig Gegenliebe stieß. Die Tannhäuser-Aufführung in Paris war ein Skandal. Und heute? Die Franzosen lieben ihnund sind seine treuesten Anhänger.

ränkischeWahlverwandtschaft

Skandalös neu und aufregendwaren Mitte der 1970er Jahredie Bayreuth-Inszenierungen

von Patrice Chéreau.Oben mit Wolfgang Wagner,

unten mit dem französischen Dirigenten Pierre Boulez, im Hintergrund Gwyneth Jones

und René Kollo.

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Opernkomponist Giacomo Meyerbeer förderte ihn, hier lernte erHeinrich Heine und Franz Liszt, seinen späteren Schwiegervater ken-nen. Die Oper „Rienzi“ wurde vollendet, „Der fliegende Holländer“geschrieben. Beim Pariser Publikum jedoch fiel Wagner mit seinerAuffassung vom Musikdrama durch. Bei der Aufführung des „Tann-häuser“ 1861 in der Grande Opéra erntete er lautstarke Ablehnung.So etwas „Neumodisches“ war man hier nicht gewöhnt.

Die Meinung der Franzosen zu Wagners Opernwelt hat sich ent-scheidend gewandelt. Heute pilgern sie in großen Scharen nach Bay-reuth, um den Werken des großen Meisters zu lauschen. Eine radikalneue Inszenierung kam 1976 ebenfalls aus Frankreich: Regisseur Patrice Chéreau zeigte eine anfangs heftig umstrittene, später als„Jahrhundertinszenierung“ gelobte Interpretation des „Rings des Nibelungen“. Mit dabei war auch Wagner-Urenkelin Eva Wagner-

Pasquier, die seit 2009 mit Halbschwester Katharina Wagner das neueFestspiel-Führungsduo bildet und enge Verbindung zur französischenKunstszene hat. Sie wirkte an der Pariser Opéra Bastille als Pro-grammdirektorin und ist künstlerische Beraterin des Musikfestivalsim südfranzösischen Aix-en-Provence.

Fehlt eigentlich nur noch, dass der Präsident der Grande Nation,Nicolas Sarkozy, zu den Festspielen erscheint zu einer lehrreichen„Ring“-Inszenierung über die vielfältigen Mechanismen der Macht.Der rote Teppich jedenfalls wird auch diesmal wie in den vergange-nen 133 Jahren am 25. Juli ausgerollt. q

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MEISTERstückedes AUTOmobilbaus

D iese anspruchsvolle Tradition setzen die modernen Maybachs seit 2002konsequent fort. Die automobile Highend-Luxusklasse steht für souve-räne Automobiltechnik auf höchstem Niveau, zeitlose, stilvolle Eleganz

und handwerkliche Präzision. Die Modellpalette zieren kraftvolle Limousinen, wahlweise mit langem oder

kurzem Radstand. Sie werden mit erlesenen Materialien ganz nach dem individu-ellen Geschmack ihres Fahrers ausgestattet. Hochwertiges Leder, feine Stoffe, edle Hölzer, modernes Carbon, Granit und sogar Gold verarbeiten die Hand-werksmeister in der Maybach Manufaktur mit höchster handwerklicher Präzisionund Liebe zum Detail und schaffen damit Unikate.

Open-Air-Erlebnis

Seit 2008 gehört ein Modell zur hochkarätigen Maybach Familie, das sich selbstaus den Kreisen der Luxusfahrzeuge deutlich heraushebt. Denn es setzt die Tra-dition der ehemals herrschaftlichen Landaulets fort. Das Dach dieses außerge-wöhnlichen automobilen Meisterstücks kann im Fond komplett geöffnet werden,während es im Chauffeur-Abteil geschlossen bleibt. Über den Fahrgästen spanntsich dann nur noch der reine, blaue Himmel. Auf opulenten Fauteuils in einer lu-xuriösen und mit hohen stilistischen Ansprüchen gestalteten Umgebung genießendie privilegierten Passagiere ein geradezu majestätisches Open-Air-Erlebnis, wiees ihnen derzeit kein anderes Automobil in Aussicht stellen kann.

Zu vergleichen ist ein Maybach Landaulet am ehesten mit edlen Superjach-ten – aufregend schönen und wertvollen Meisterstücken, die anspruchsvollsteTechnik und edle Werkstoffe mit einem hautnahen Erlebnis der Natur verbinden,das alle Sinne anspricht und ihre Eigner weit aus dem Alltäglichen herausnimmt.Früher dienten Landaulets vor allem als Herrschaftswagen für gekrönte Häupter,und auch heute wird das Maybach Landaulet als ausgewiesenes Chauffeurfahrzeugan der Spitze der Automobilbaukunst eingereiht.

„Nur Bestes aus Bestem zu schaffen“, das war Karl Maybachs erklärtes Ziel.Tatsächlich galten seine Automobile in jeder Hinsicht als Meisterleistung.Legenden aus einer Zeit der Leidenschaft für das Besondere.

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2009 krönte die Marke Maybach die Palette ihrer Luxuslimousinen mitdem Maybach Zeppelin. Mit diesem Automobil der Extraklasse rief dieEdelmarke die legendäre Typbezeichnung „Zeppelin“ wieder ins Le-ben, die Maybach in den 1930er Jahren für das legendäre Automobilgewählt hatte, das damals weltweit als das Nonplusultra des an-spruchsvollen Automobilbaus galt.

Wiedergeburt eines Mythos

Der neue Maybach Zeppelin markiert die absolute Spitzenposition inder Klasse der Highend-Luxuslimousinen und ist ein würdiger Nach-folger seines Namenspatrons. Er trägt diese Bezeichnung als Flagschiffder modernen Maybach-Limousinen mit Berechtigung. In der Leistungübertrifft der Zeppelin sogar die anderen Maybach-Modelle. Die Na-mensgebung ist auch in weiterer Hinsicht mehr als eine Reminiszenz.Der Maybach Zeppelin ist der neue Inbegriff für stilvolle Eleganz undFahrzeugbau in höchster Kunst und Kultur. Eine außergewöhnlicheLackierung mit farbig abgesetzter Schulterlinie sowie aufwändig verar-beitete exquisite Materialien im Innenraum – auf Wunsch mit einerweltweit einzigartigen, hochwertigen Flakon-Beduftungsanlage – kenn-zeichnen den einzigartigen Stil des neuen Flaggschiffs von Maybach.Erlesene Eleganz, innovative Ideen und außergewöhnliche Leistung

zeichnen die Sondermodelle der Highend-Luxuslimousinen May-bach 57 Zeppelin und Maybach 62 Zeppelin aus. Wie der historischeMaybach Zeppelin sind auch die Sondermodelle auf 100 Exemplareweltweit limitiert.

Der Name Maybach steht aber nicht nur für Luxusautomobile,sondern auch für soziales Engagement. Als Partner der Wilhelm &Karl Maybach Stiftung fördert Maybach hochtalentierte junge Men-schen aus benachteiligten wirtschaftlichen und sozialen Verhältnis-sen mit einem Mentoren-Programm. Die Wilhelm & Karl MaybachStiftung wurde in Erinnerung an Wilhelm Maybach gegründet, der inGottlieb Daimler 1865 seinen Mentor fand. Präsident der Stiftung istUlrich Schmid-Maybach, der Urenkel von Wilhelm Maybach.

Im sozialen Engagement sind sich die Luxusmarke Maybach unddas „Internationale Kindercamp Villa Sans Souci“ einig. Deshalb un-terstützt Maybach „Kindercamp in Concert“, um junge Menschen ingroßer persönlicher Not neuen Lebensmut und Glück für sich erfah-ren zu lassen. Zu dieser Veranstaltung lädt die Kinderstiftung „Inter-nationale Kindercamp Villa Sans Souci“ erstmals am Vorabend desFestspielbeginns in das Wohnhaus von Richard Wagner ein. q

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Drive: Glyndebourne blickt auf 75 Jahre Ge-schichte zurück. Was waren aus Ihrer Sicht die Highlights in dieser Zeit?

Gus Christie: Peter Halls „Hochzeit des Figaro“, „The Rake’s Progress“ von John Cox und David Hockney, „Porgy and Bess“, NikolausLehnhoffs Janacek-Opern, „Eugen Onegin“, „Tristan und Isolde“ und „Giulio Cesare“.

Drive: Richard Wagners „Tristan und Isolde“ stehtdieses Jahr auf dem Programm, eine Wiederauf-nahme der Inszenierung von 2003. Welchen Einflusshat Bayreuth auf die Produktion in Glyndebourne?

Gus Christie: Nach 70 Jahren konnte der Traummeines Großvaters und Festivalbegründers JohnChristie, Wagner nach Glyndebourne zu holen,endlich erfüllt werden. Die Inszenierung von „Tristan und Isolde“ wurde in die bewährten Hände von Nikolaus Lehnhoff gelegt, der sein Me-tier als Regieassistent von Wieland Wagner gelernthat. Diese Oper hatte er schon vorher andernorts einige Male inszeniert. Für die Sänger der Glynde-bourne-Aufführung war es hingegen eine Premiere,deshalb gingen sie ohne vorgefasste Meinung ansWerk. Für unser intimes Haus schuf Jif Blohlávekeine kammermusikalische Klangwelt, die jedesDetail der Partitur aufscheinen lässt. Die Produk-

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auf dem LandeGroße Oper

Alljährlich treffen sich im südenglischen Glyndebourne Weltklassekünstlerund Opernliebhaber zu einem der renommiertesten OpernfestivalsEuropas. Glyndebourne ist nicht nur ein musikalisches, sondern auch eingesellschaftliches Ereignis ersten Ranges. Außergewöhnlich und very British: Das Pausen-Picknick in Smoking und Abendkleid im herrlichen Park des noblen Landsitzes von Familie Christie.

Opernchef Gus Christie

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tion steht jetzt in unserem Jubiläumsjahrwieder auf dem Programm.

Drive: Die Picknicks während dengroßzügig bemessenen Pausen sind einebesondere Note des Glyndebourne-Festi-vals. Welche Rolle spielt die Verbindungvon Natur und Musik?

Gus Christie: Glyndebourne lebt vondem ganzheitlichen Erlebnis. Fern derGroßstadt London und einbettet in dieLandschaft von East Sussex wird Oper aufWelt-Niveau in malerischer Umgebunggeboten.

Drive: Sie sind der Erfinder des Konzepts„Oper fürs Kino“, das inzwischen auch von

der Metropolitan Opera in New York über-nommen wurde. Welche Erfahrungen ha-ben Sie damit gemacht?

Gus Christie: Ein Hauptanliegen von Glyndebourne ist, die Oper einer breite-ren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.Angefangen haben wir mit GlyndebourneOn Tour 1968, inzwischen bieten wir ne-ben einer Auswahl von CDs und DVDsunserer Produktionen auch Bildungspro-gramme und Filmvorführungen an. DiesesJahr wird es zum ersten Mal im August ei-ne Live-Übertragung von „L’Elisir d’Amore“in Kooperation mit SkyArts geben.

Drive: Welche Ideen haben Sie, um jungeLeute an die Oper heranzuführen?

Gus Christie: Wir nennen es „Glynde-bourne under 30“. Mit der Einführung derU30-Abende in Glyndebourne 2006 ha-ben wir betont, wie wichtig erschwingli-che Opernkarten für junge Leute sind.Für die Saison 2009 wurde eine neueGruppe gegründet für die Generation um30, die sich in Glyndebourne und in derOpernwelt engagieren möchte. Für dieTeilnehmer an diesem Projekt gibt es be-sondere Ticketangebote für das Festivalund die Tour sowie für weitere Events undAktivitäten. Gleichzeitig gibt es in dieserSaison günstige Plätze von 30 Pfund imParkett für verschiedene Aufführungenwie „Rusalka“ und „The Fairy Queen“.Außerdem ist die Hälfte aller Stehplätzeder 76 Vorstellungen von Glyndebourne

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Zum 75. Festivaljubiläum und nur wenige Monate vor seiner Hochzeit mitder jungen australischen Opernsängerin Danielle de Niese sprach Drivemit Gus Christie, dem Enkel des Gründers Sir John, der voller neuer Ideenfür eine junge Oper steckt.

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Zum 75. Festivaljubiläum und nur wenige Monate vor seiner Hochzeit mitder jungen australischen Opernsängerin Danielle de Niese sprach Drivemit Gus Christie, dem Enkel des Gründers Sir John, der voller neuer Ideenfür eine junge Oper steckt.

dieses Jahr für die Unter-Dreißigjährigenreserviert.

Drive: Das kommt gut an ...

Gus Christie: Ja. Gerade die über 230Projekte, die Glyndebourne Educationjährlich anbietet, sind ein gutes Beispieldafür. Sie bieten die Möglichkeit, das Ver-ständnis und die Freude an der Oper zuvertiefen. Wir werden dabei vom ArtsCouncil England unterstützt. Dazu zählendie Jugendoper, Kooperationen, Schulma-tineen und das Format Opern-Erfahrungsowie Diskussionen, Studiengänge undneue Auftragswerke.

Drive: Seit 1994 finden die Vorstellungen inGlyndebourne in einem neuen, größerenOpernhaus statt. Was hat sich seitdem ver-ändert?

Gus Christie: Das neue Opernhaus hatunsere Möglichkeiten erweitert und erlaubtuns jetzt auch ein breiteres Repertoire wiebeispielsweise „Tristan und Isolde“.

Drive: Welche Möglichkeiten sehen Sie inder Zukunft, um die negativen Folgen derFinanzkrise abzufedern?

Gus Christie: Wir setzen inzwischen mehrund mehr auf individuelle Partnerschaftenstatt wie bisher auf unternehmerischeSponsoren. Wir haben eine starke Basisund viele treue Mitglieder. Wir überlegenauch, wie wir unsere Original-Aufführun-gen stärker vermarkten können, zum Bei-spiel durch DVDs, CDs und unsere Website.

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Das Drive-Kinderprojekt „Internationales Kindercamp Villa Sans Souci“ (www.kindercamp.org) hat Eric Woolfson den Campsong „On the Road together“ zu verdanken, eine Homage an die schwerkranken Kinder und ihre Eltern, neuen Lebensmut und Kraft für die Zukunftzu schöpfen. Vielen Dank, Eric!

www.edgar-allan-poe-musical.com

Eric Woolfson, Songwriter und Gründer des legendären „The Alan Parsons Project“ setzt seinemliterarischen Idol ein Denkmal und knüpft mit seiner Musik „POE: More Tales of Mystery and Imagination“an sein supererfolgreiches Poe-Album von 1976 an.

Weltpremieream 28. August 2009 in Halle

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OperaDriveInterview

Freedom of theOpera

Constraints and liberties for opera activities. Sergio Morabito rejects commercial reproduction and believes in the appeal of real enactment in theage of the virtual. Talking to Drive, the multiple prize-winning German-Italianopera director describes why scenic interpretation is so important and whyhe regards stereotypfication as completely superfluous.

No matter what directing ideas may beseen on stage, the singers remain theheart of the opera. Sergio Morabito (right)with his directing partner Jossi Wieler

Drive: We talk about the economic crisis. When revenues dwindle, cultural activities areoften the first to suffer cutbacks. Are subsidies in art pure luxury or an important elementof the cultural nation Germany?

Sergio Morabito: The whole world envies us for our theatre landscape. It is one of thefew spaces in which the people of our society can encounter one another beyond the mar-ket. Consequently, everyone must also have access to it. Commercial interests shouldcensor neither the offerings nor the demand. The dramatic cutbacks that the US-Ame-rican theatre scene, which is mainly financed by private enterprise, is currently expe-riencing is a warning to all those who thought that the financing of culture could be de-legated to private patrons.

Drive: Many talk about director’s theatre and confusing productions.

Sergio Morabito: Sometimes, one gains the suspicion that those who talk about it mosthave seen it the least. If one goes to the theatre regularly one notices very quickly that itis meaningless to tag productions in stereotyped categories labelled “true to the original”or “director’s theatre”.

Drive: How much then can be reasonably expected of the audience? And does this affectthe revenue situation?

Sergio Morabito: Who or what is “the audience”? Am I not part of it, too? Theatreturns to the individual person and his or her sensitivity, curiosity and intelligence. Manypeople seek this challenge. Effects on the “revenue situation” are complex and hard to identify, as the ingenious can be successful, but does not have to be. Very little haschanged in this respect since the days of Mozart. Sometimes, only that which is banalyet given a high-gloss finish is triumphant, and that which is better is rejected as “con-fusing” and “incomprehensible” or as a provocation. This is something, however, thatall artists, not just theatre-makers, have to live with.

Drive: Is opera – leaving aside contemporary works – an antiquated genre?

Sergio Morabito: It is not the genre that is antiquated, but a certain attitude towardsit. Indeed, music theatre as contemporary art attains no relevance as mere reproduc-tion, no matter how “perfected” it may be. In the 17th, 18th and even still in the first

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Operahalf of the 19th century, the compositionof an opera was always created as part andin the framework of a mis-en-scène pro-cess. Its aim was the translation into therespective contemporary context of a“classical” text or subject in the mediumof music. Today, these contemporary-con-textual relevant musical interpretations ofa subject or libretto, which are documentedin musical scores, have themselves con-gealed into “classical texts”.

Drive: What does this mean in concreteterms for a production? And what can ope-ra offer to the young audience?

Sergio Morabito: This means that theycan no longer ensure theatre’s contempor-ary relevance by themselves, but rely onscenic interpretation. In this respect, in themanagement teams of today’s opera pro-ductions it is by no means the conductorwho is to be viewed as the representative ofthe composer. In today’s music theatre, thecomposer’s vital function as a producing ar-tist, as a theatre creator, has been trans-ferred to the director. The director is res-ponsible for interrupting the automatismsof the reproduction of a score that is ritu-alised in bourgeois theatre and commer-cialised by the classical market with thepurpose of giving that score renewed con-temporaneousness. Paradoxically, opera,which formerly ranked as the realm of the“appearance of the beautiful”, has trans-

formed in the age of the virtual and of si-mulation into a space in which the realphysical act of singing and performing canbe experienced. This makes it particularlyinteresting for young people.

Drive: Incomprehensible, not true to the ori-ginal, confusing production or dusty. Howdo you try to make the audience happy?

Sergio Morabito: I regard the presence ofthe singing person as the heart of operatheatre – a view that I definitely share withmany opera-goers! The rehearsal process isa shared journey, which must lead all per-sons involved to a frontier and also beyondthat frontier in order to enable the singer, inhis or her voice, body and presence, to em-body the great experiences and the adven-tures of the being of the person portrayed bythe character performed. I wish to sharewith the audience the happiness of observ-ing the singer in this process.

Drive: In an opera production, there is also,alongside the director, the conductor whosays what has to be done. How is the con-ductor integrated into the directing work?

Sergio Morabito: To a great an extent ashis or her appointments book allows. Toput it clearly: in most cases, far too su-perficially. Unfortunately, a conductor of-ten thinks that it suffices to conduct thescore. No, a conductor should conduct the

performance – and that is something com-pletely different, something for which notcoming until the final piano rehearsalmeans coming too late.

Drive: More and more theatre or film di-rectors are having a try at opera produc-tions. How much does an opera directorneed to understand about music?

Sergio Morabito: He or she does notneed to “understand” anything about it –the person must be musical!

Drive: You have already produced so manyoperas and received awards for doing so.Which of your works are you particularlyproud of?

Sergio Morabito: Of the fact that I havebeen able to jointly do opera with my di-recting partner Jossi Wieler for 16 yearsnow and that we are still unable to let goof one another.

Drive: And finally, a personal question.What music does the opera director Morabi-to like to listen to in private?

Sergio Morabito: Anything but classicmusic radio! q

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„Keine Bedrohung für die Kultur.“ So tönte nochim Oktober letzten Jahres der deutsche Kulturstaatsminister. Bis Jahresende schien er auch Recht zu behalten, denn es hatte keinegrößeren Einsparungen – weder seitens des Staates noch der Wirtschaft- gegeben.

Die Deutsche Bank beispielsweise hatte 2008 wie im Vorjahr rund82 Millionen Euro in die Kulturförderung gesteckt. Eine ähnliche Summe sollte auch in 2009 fließen. Das Institut fördert unter anderemdie Berliner Philharmoniker und unterstützt auch kleinere regionaleProjekte mit fünfstelligen Summen. Doch schon Anfang 2009 räumtedie Nr. 19 auf der Weltrangliste der finanzstärksten Banken ein, dassjetzt alle Kulturengagements auf den Prüfstand kämen. „Wenn ein Mu-seum vorher mit 130 Prozent gefahren ist, muss es jetzt mit 100 Prozentauskommen“, erklärt Michael Münch, der das gesellschaftliche Enga-gement der Deutschen Bank verantwortet. Konkret bedeutet das, die re-nommierte Kölner Kunstmesse Art Cologne und der Deutsche Pavillonder Kunstbiennale Venedig müssen auf Zuschüsse verzichten.

KulturDie Wirtschaftskrise hat die US-Kulturszene voll erwischt. Opernhäuser, Theater, Museen und Galerien müssen schließen, hochklassige Kunstsammlungen werden an den Meistbietenden verramscht.

im Würgegriff

DriveFinanzen

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Auch andere Großsponsoren rudern zurück: Der EnergiekonzernEnBW wird sich 2010 vom Berliner Theatertreffen zurückziehen.Die Deutsche Oper in Berlin verliert ihren größten Partner Volks-wagen – und damit eine Million Euro. Mit dem geschrumpftenEtat „geht uns ein großes Stück künstlerischer Freiheit verlo-ren“, klagt Axel Baisch, geschäftsführender Direktor der Oper.

Jährlich acht Milliarden Euro geben Bund, Länder und Kom-munen für die Kultur aus. Dennoch, viele Kultureinrichtungensind von den 550 Millionen Euro aus privater Hand abhängig.

Neue Bescheidenheit

Auch aus Imagegründen wird an Fördergeldern gespart. SelbstUnternehmen, die sich Sponsoring noch leisten können, verkneifen sich dies, wenn Kurzarbeit angemeldet ist oder Mitarbeiter entlassen werden.

Wer Fördergelder will, muss natürlich ebenfalls Imagepfle-ge betreiben – erst recht, wenn es sich um staatliche Mittel handelt. Beim prächtigen Wiener Opernball ließen sich deutlichweniger Bankenchefs und Wirtschaftsbosse im Scheinwerfer-licht der TV-Kameras sehen als sonst. „Wenn man mit der Regierung über eine Kapitalspritze verhandelt, macht es keinen

guten Eindruck, beim Opernball beim Champagnertrinken gesehen zu werden“, so ein Banker.

Ausverkauft war das Fest dennoch. Eine verschwiegene Loge kostet 17.000 Euro, und dort lässt sich dann auch derChampagner ungeniert genießen.

Die Museen sind besonders hart dran: Die Wiener Albertinamusste eine Immendorff-Schau ersatzlos streichen, die Hambur-ger Kunsthalle muss Dauerleihgaben aus Privatbesitz zurückge-ben. Die Geber verlangen ihre Werke zurück, um Schulden zu tilgen „Das geht manchmal von heute auf morgen“, erklärt Hubertus Gaßner, Direktor der Hamburger Kunsthalle, „dannkommt ein Anruf: Bitte einpacken. Morgen muss alles zurücksein.“ Der Staat bezahlt zwar Personal und Heizung, jedoch nichtWechselausstellungen oder gar Kunstankäufe. Wenigstens musste eine Kunsthalle hierzulande noch keines ihrer Exponateverkaufen, um sich zu finanzieren. Da sieht es in den USA weitaus schlimmer aus.

Ausverkauf der Kunst

„Wir wissen, dass ein Sturm über das Meer zieht und dass er aufLand treffen wird. Wir wissen nur noch nicht, wie schlimm es

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Großartige Kultur wie in der Arenavon Verona braucht Begeisterung

und viel Geld.

In Deutschland, wo Kultur zu über 90 Prozent vom Staat finanziert wird, sieht es nicht ganz so trüb aus. Aber auch hier geht ohne Sponsoren nichts,und die drehen den Euro jetzt zweimal um.

DriveFinanzen

sein wird und wann er kommt“, orakelt düster Glenn Lowry, Direktor des New Yorker Museum of Modern Art. Die gesamteKulturbranche steht vor dem Abgrund. Jim Nicola, künstleri-scher Leiter des gefeierten New York Theatre Workshop, hatAngst, dass er schon sehr bald schließen muss. „Ich habe jedeNacht Albträume“, klagt er.

Opernhäuser wie die Opera Pacific in Santa Ana, Kalifor-nien haben den Spielbetrieb bereits endgültig eingestellt. Nunsteht auch New Yorks City Opera, Nachbarin der Met, vor demAus. Gerard Mortier, der Superintendant aus Europa, hatte dasHaus im Herbst übernommen, um zu retten, was noch zu rettenist. Doch kaum hatte er den Spielplan vorgelegt, riss ihm die Finanzkrise fast die Hälfte der zugesagten 46,8 Millionen Euroaus dem Budget. Die Verträge mit den Künstlern aber waren be-reits abgeschlossen. Da schmiss er hin. „Ich sagte ihnen, dass ichdas beim besten Willen nicht machen kann. Ich kann kein Hausführen, das ein geringeres Budget hat als das kleinste Haus inFrankreich“, erklärte Mortier später.

Auf Staates Hilfe ist dabei nicht zu zählen. Er finanziert gerade mal ein Prozent des Kulturbedarfs – der Rest kommt ausprivaten Quellen, wie aus denen der Lehman Bank. Doch nichtnur die ist nun pleite. Weitere Opernhäuser, ganze Orchesterkönnten verschwinden. Und nicht nur das. Zahllose Kranken-häuser und Universitäten sind ebenso von der privaten Hand abhängig.

Damit wenigstens die Bildung gewährleistet bleibt, hat sichdie Brandeis University in Boston dazu entschlossen, ihre inter-

national renommierte Kunstsammlung an den Meistbietenden zuverscherbeln. Der Bestand umfasst insgesamt etwa 8.000 Werke,darunter amerikanische Nachkriegskunst von Willem de Kooning, Jasper Johns, Roy Lichtenstein oder Andy Warhol. Zuletzt war die ehrwürdige National Acadamy in New York scharfkritisiert worden, als sie zwei bedeutende Landschaftsgemäldeveräußerte, um die notwendigsten Zahlungen tätigen zu können.Und nun muss der gesamte Bestand der Brandeis-Universitätdran glauben. Die Empörung ist groß. Im Sommer 2009 wird dasMuseum in Boston geschlossen werden, damit die Brandeis-Uni-versität weiter existieren kann. Die University of Pennsylvania inPhiladelphia hat keinen Rettungsanker – allen dort angestelltenWissenschaftlern ist bereits gekündigt worden.

So werden Bildung und Kultur systematisch demontiert,eingeschmolzen oder wegrationalisiert, weil die fast ausschließ-lich privat finanzierte Kultur angesichts der gegenwärtigen Finanzlage nicht mehr bezahlt werden kann oder will.

Eine verheerende Situation, da sind die Kulturschaffendenin Deutschland trotz allem in einer viel besseren Situation. Dasmeint auch Pamela Rosenberg, US-amerikanische Intendantinder Berliner Philharmoniker. Bis 2006 leitete sie die San Fran-cisco Opera und ist mit dem amerikanischen System, das jahre-lang viele Kulturmanager in Europa faszinierte, bestens vertraut.„Das deutsche Modell“, sagt Pamela Rosenberg, „ist absolut dasbeste. Man muss es unbedingt verteidigen.“ q

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Prädikat: KanzlertauglichWomöglich ist die deutsche Bundeskanzlerin genau diesem be-sonderen Retro-Charme erlegen, den das Waldhotel-Stein hochdroben in Seubitz über Bayreuth ausstrahlt. Vielleicht war es beiihrem ersten Besuch hier während der Bayreuther Festspieleauch um sie geschehen, als sich ihr von einem Bergplateau ausdieser beeindruckend majestätische Blick auf die Stadt RichardWagners bot. Umgeben von der hauseigenen Parkanlage mitWasserfall, Ruhewiesen und Wald entführt die von Christa Steinso familiär und charmant geführte Herberge in eine vergangeneZeit des individiuellen Reisens. Für den Komfort von heute sorgenso gastfreundliche Attribute wie hoteleigene Sauna mit Massa-gen zum Entspannen, Allergiker-Zimmer und Schlemmer-Früh-stück im Panorama-Restaurant. Kein Hotel wie jedes andere, soviel steht fest. Eine aus dem Rahmen fallende Adresse mit in-dividuel eingerichteten Zimmern, mal asiatisch oder schottisch,mal verträumt oder luxuriös. Und immer etwas retro.

Waldhotel SteinSeubitzer Straße 7995448 Bayreuth-SeubitzTelefon +49-(0)921-9001Telefax +49-(0)921-94725www.waldhotel-stein.de

Wer zwischen den Opernbesuchen mal ein bisschenschmökern will, der Buchtipp für die Leser von Drive:

Richard Wagners erste LiebeWer würde heute von Minna Wagner, geborene Planer, sprechen,wenn sie nicht das Glück (oder das Pech) gehabt hätte, die ersteEhefrau Richard Wagners gewesenzu sein?

30 Jahre lebte das Ehepaar ge-meinsam. Minna teilte sein Elend,seine ständigen Aufbrüche undUmzüge, seine finanziellen undkünstlerischen Sorgen. Unter ihrerObhut komponierte oder zumindestkonzipierte er alle wichtigen Werkevon „Rienzi“ bis zum „Parsifal“. Siewar eine für die damalige Zeit er-staunlich selbständige Frau, eineanerkannte Schauspielerin mit Er-folgen von Berlin bis Riga.

Die deutsche Autorin Sibylle Zehle ist den Spuren MinnaWagners, die in diesem Jahr ihren 200. Geburtstag feiert, gefolgt,hat zahlreiche Dokumente entdeckt, neue Fakten ermittelt underinnert an ihre außergewöhnliche Rolle an der Seite eines dergrößten Genies der Musikgeschichte.

Sybille Zehle: Minna Wagner. Eine SpurensucheHoffmann und Campe Verlagwww.hoffmann-und-campe.de

Ab geht die PostAls Moderator der „Küchenschlacht“ im Deutschen Fernsehen ist er einMann der Moderne. Aber Fernsehkoch Alexander Herrmann steht auch miteinem Bein in der Geschichte. Als Küchenmeister von Herrmanns Postho-tel in Wirsberg vertritt er eine seit 1869 bestehende Familientradition – undeine Kochkultur, die bei aller Kreativität auf bodenständiges, gewachsenesGenießen setzt.

Auf dem historischen Marktplatz von Wirsberg stand mal eine könig-lich-bayrische Poststation. Bis sie die Familie Herrmann 1869 zum Gasthauszur Post machte. Seither haben die Herrmanns dort die Herrschaft überKüche und Weinkeller. Mit besonderem Augenmerk auf regionale Zutatenund fränkische Weine. Und seit langem stark beachtet von Guide Michelinund Gault Millau. Bereits in den 1970er Jahren gab’s den ersten Michelin-Stern, 2008 erneut einen, dazu 17 von 20 Punkten von Millau.

Den Vollblut-Koch, hineingewachsen in eine Welt aus Genuss und Le-bensart, zog es schon früh in die Patisserie seines Onkels. Es folgten Hotel-fachschule, Kochlehre, Praktika bei so renommierten Köchen wie AlfonsSchuhbeck und Karl Eder, schließlich 1994 die Küchenmeisterprüfung mitdem Meisterpreis der bayrischen Staatsregierung.

1995 übernahm Alexander Herrmann die Verantwortung über die Post-hotel-Küche, seit 1998 unterstützt ihn Ehefrau Eva als Restaurantleiterinund Sommelière.

Im Posthotel genießen die Gäste zweierlei: spannende, kreative Gour-metküche sowie, in der „Fränkischen Stube“, zeitgemäß aufgepeppte Re-zepte aus „Omas Küche“. Beides mit Zutaten aus der Region, nach dem Motto „Schmecken, wo man isst und trinkt“. Dazu gehören natürlich die vorallem fränkische Weine – in Eva Herrmanns Keller lagern 450 davon!

Heute präsentiert sich die ehemalige Poststation als modernes Vier-Sterne-Hotel mit 16 Suiten, zwei High-Tech-Seminarräumen und 47 Zim-mern von traditionell gemütlich bis klassisch modern. Im Gourmetrestaurantverbindet sich das angenehm zurückhaltende Mobiliar mit der bodenständi-gen Atmosphäre einer alten Poststation. Damit das Gasthaus zum Koch passt, einem Küchenmeister, der die Reize alter Zeiten zu schätzen weiß.

Herrmann’s RomantikPosthotel & RestaurantMarktplatz 1195339 WirsbergTelefon +49-(0)9227-2080Telefax +49-(0)9227-5860www.herrmanns-posthotel.de

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Der „Fürst des Grauens“ kommt am 28. August in die Händel-Stadt Halle. Das Edgar-Allan-Poe-Musical von Eric Woolfson feiert Weltpremiere im Opernhaus. Eine von vielen Gründen,um im nahen Dorint Hotel „Charlottenhof“ mit seinem Jugendstil-Interieur und vorbildlichenService zu logieren. Eine besondere Empfehlung des Europa-Kompetenznetzwerkes „signum-kulturkommunikation“ von Grit Gröbel und Steffen Wendt, den Kulturspezialisten nicht nurfür Halle.

Edgar Allan Poe, Weltpremiere am 28. August 2009, Oper Halle (Saale) www.edgar-allan-poe-musical.comwww.signumkultur.comwww.dorint.com/halle

Der Rheingau in Festivallaune

Edgar Allan Poe in der Händel-Stadt Halle

Musikalische Naturgewalt in Luzern

Highlights des internationalen Musiklebens mit einem ausgeprägten regionalen Bezug: Das Rhein-gau Musik Festival lädt ein. Martha Agerich, Anne Sofie von Otter, Magdalena Kozená, Daniel Barenboim, Sir Colin Davis, die Liste der klangvollen Namen ist lang. Jeden Sommer verwandelt sichder Rheingau zwischen Frankfurt, Wiebaden, Rüdesheim und Lorch in eine riesige Konzertbühne mitSinfoniekonzerten, Kammermusik, Chören, Jazz und Kabarett. Die Orte, wo sich jährlich bis zu120.000 Kulturliebhaber treffen, könnten nicht stimmungsvoller sein - vom prunkvollen WiesbadenerKurhaus über den klassisch-schlichten Fürst-von-Metternich-Saal auf Schloss Johannisberg bis zumhistorischen Kreuzgang von Kloster Eberbach.

Rheingau Musik Festival bis 29. August 2009www.rheingau-musik-festival.de

IMPRESSUMDRIVEThe International Business Magazine

Herausgeber:GeKo GmbH Publishing HouseGeschäftsführung:Antoinette Pospischil Projektleitung/Koordination:Doris M. PospischilRedaktion (Ltg.):Cornelia KloidtRedaktionelle Mitarbeit:Alexandra Felts, Bela Hoche, Cornelia Kloidt, Doris M. Pospischil, Michael Riediger Art Director:Janusz Ledwoch

40 Musiker aus 20 verschiedener Nationen und am Pult Italiens StardirigentClaudio Abbado. Eine musikalische Symbiose, unabhängig und eigenwillig.Und seit über zehn Jahren erfolgreich. Das Mahler Chamber Orchestra (MCO)spielt Opern und Konzerte überall auf der Welt, in den Metropolen ebenso wiebei exklusiven Festivals vom Nordkap bis zum Roten Meer. Das diesjährige Musikfestival in Luzern eröffnet das MCO als Herzstück des Lucerne FestivalOrchestras unter Claudio Abbado mit Stücken von Sergeji Prokofjew und Gustav Mahler.

Lucerne Festival, 12. August bis 19. September 2009www.lucernefestival.chwww.mahler-chamber.eu

Fotografen: Stephan Herbert Fuchs, Stephan MüllerKorrespondenten:Roland Jung, Margit Parchomenko, Hans-Joachim Scholz, Alexander von SeydlitzAnzeigenverkauf:Cross Market GmbHVertrieb (Ltg.):Karl Wolf

Anschrift der Redaktion: International Business Magazine Drive, c/o GeKo Publishing HouseKornbeckstr. 2D-71364 WinnendenGermany. Phone +49-(0)7195-9128-0 Fax +49-(0)[email protected] RIGHTS RESERVED © 2009 by GeKo GmbH

Titel: Rheingold 2008

Photo: BayreutherFestspiele GmbH

Jörg Schulze

DriveINFO

€ 6,80The international Business Magazine

SPECIALDie Meistersängerin. Anja Silja über moderne Oper und„ihr“ Bayreuth • Wilhelmine, Wagner, Wissenschaft. Best ofBayreuth • Benefiz in Wahnfried. Große Kunst für Kinder Der Mythos lebt: Open-Air für Royals im Maybach Zeppelin

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Wo h n s t o f f e u n d Te p p i c h e | E r h ä l t l i c h b e i g u t e n R a u m a u s s t a t t e r n u n d I n n e n e i n r i c h t e r n | w w w. j a b . d e

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