24
# 3 MAGAZIN FEBRUAR – APRIL 2014 MAGAZIN Hereinspaziert! Vorhang auf: Konzerte und Musiktheater für junge Ohren Seite 6: Klassik in der Domstadt MOZARTFEST SPEYER Seite 8: Metropolregion INTERVIEW MIT ALBRECHT HORNBACH Seite 22: Kolumne DIE UNVERMUTETE BEGEGNUNG

Dsrp magazin 32014

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: Dsrp magazin 32014

#3MAgAzin FeBruAr – APril 2014

MAGAZin

hereinspaziert!Vorhang auf: Konzerte und Musiktheater für junge ohren

Seite 6: Klassik in der Domstadt

MOZARtFESt SPEYERSeite 8: Metropolregion

intERViEW Mit AlbREcHt HORnbAcHSeite 22: Kolumne

DiE unVERMutEtE bEGEGnunG

Page 2: Dsrp magazin 32014

2

Vorhang auf für das Jahr 2014 – Vorhang auf für das vor uns liegende Frühjahr mit einem bunten Konzertreigen für jüngere und ältere, kleinere und größere Menschen, die die Musik und die das Geschichtenerzählen mit Musik reizvoll und erlebenswert finden!

Vorhang auf für großartige Kinder- und Familienkonzerte und für die großen Meister-werke der Musik! Ich freue mich, Sie wieder einladen zu dürfen zu wunderbaren Kon-zerten mit Ihrer Staatsphilharmonie: Zwi-schen Joseph Haydn und Olivier Messiaen und zwischen Wolfgang Amadeus Mozart und Kurt Schwertsik spannt sich diesmal der Bogen, finden auch mehr Kinder- und Fami-lienkonzerte ihren Platz, als man dies ge-meinhin bei einem Sinfonieorchester vom Rang der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz erwarten würde.

Sicher ist Ihnen das ohnehin schon beim ersten Blick auf unser MAGAZIN aufgefallen, dass mit „Vorhang auf“ in den kommenden Wochen in ganz besonderer Weise das Publi-kum der Zukunft angesprochen werden soll. Ob es Ihnen beim Lesen so geht, wie mir beim Schreiben: Ganz selbstverständlich sprechen wir vom Publikum von morgen, dabei ist es schon heute bei uns zu Gast und bereichert und beeinflusst die Arbeit des Or-chesters in recht elementarer und unmittel-barer Art und Weise. Und inspiriert uns dazu, immer wieder auch neue Angebote mit dem ganzen sinfonischen Orchester zu machen, wie dies bei „Hereinspaziert! Zirkusmusik-konzert für Kinder“, einem Karnevals-Kon-zert zur Fastnacht für Feen und Cowboys, Hexen und Piraten und all die Prinzessinnen und Helden unserer Träume der Fall ist.

Es kann nicht schaden, wenn Sie sich rechtzeitig Ihre Karten dafür sichern und die Tage zwischen Weiberfastnacht und Rosen-montag zu einem Familienmusikfest für alle Sinne machen!

Aber natürlich präsentieren die Musikerinnen und Musiker der Staatsphilharmonie ihr Or-chester auch als einen hervorragenden Vertre-ter und Interpreten der bedeutenden Werke sinfonischer Musik! Und sie zeigen, dass es viel mehr als „nur“ das romantische oder spätromantische Repertoire für einen Klang-körper wie den unseren gibt.

Bedürfte es dafür eines Beweises, so emp-fehle ich Ihnen sehr gern die Konzerte mit dem jungen argentinischen Dirigenten Alejo Pérez in Landau, Mainz und Mannheim oder unser Sonderkonzert zur Kar- und Osterzeit: „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ von Joseph Haydn und die Zwi-schentexte von Luise Rinser haben mich bei einem Konzert vor einigen Jahren mehr be-wegt und bis heute begleitet, als so manches spektakuläre „Highlight“, das letztlich rasch verglühte. Dieses Konzert mit unserem inspi-rierenden Chefdirigenten Karl-Heinz Steffens und der innig rezitierenden Schauspielerin Anja Schiffel zählt für mich zu den wenn auch stillen, so doch großen Höhepunkten der Spielzeit!

So lade ich Sie gern wieder ein, Ihre per-sönlichen Favoriten in unserem Programm zu finden. Ich bin ganz sicher, dass Sie bei vielen der Konzerte auch spannende Neuent-deckung machen können. Oder, um es mit Matthias Henke zu sagen: Machen Sie die eine oder andere „unvermutete Begegnung“ mit Ihrer Staatsphilharmonie am besten noch in diesem Frühjahr!

Prof. Michael KaufmannIntendant der Deutschen StaatsphilharmonieRheinland-Pfalz

Editorial

liEbE FREunDE DERStAAtSPHilHARMOniE,

Impressum

Herausgeber V.i.S.d.P:Deutsche StaatsphilharmonieRheinland-PfalzHeinigstr. 40, 67059 Ludwigshafen

Telefon (0621) 599090Telefax (0621) [email protected]

Intendant: Prof. Michael Kaufmann

Generalmusikdirektor:Karl-Heinz Steffens

Redaktion:Petra Singer

Originalbeiträge:Guido Fischer, Prof. Dr. Matthias Henke, Reiner Henn, Stefan Keim, Katja Knaak, Jürgen Ostmann, Markus Pacher, Elisabeth Seibold, Petra Singer

Fotos: Corbis (S. 1), Marco Borggreve (S. 3), Jeanne Degraa (S. 15), Fliegende Volksbühne (S. 17), Rosa Frank (S. 10), Fotolia (S. 8), Karl Hoffman (S. 7), Klaus Landry (S. 6), Hardy Müller (S. 2, S. 3), Ben Pakalski (S. 9, S. 16), Javier del Real (S. 14), Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern (S. 18, S. 19), Klaus Rudolph (S. 12), Juanjo Sánchez (S. 15), Frank Vinken (S. 4, S. 19)

Gestaltung: DesignKultur, WiesbadenDruck: Druckerei Schwörer GmbH & Co. KG, Mannheim

Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten

Page 3: Dsrp magazin 32014

3

Inhalt

inHAltSVERZEicHniS

Seite 4 Titelgeschichte: Vorhang auf! Konzerte und Musiktheater für junge Ohren

Seite 6 Mozartfest Speyer 22. Juni – 6. Juli 2014Sommerfestival bringt Klassik in die Domstadt

Seite 8 Metropolregion: Albrecht Hornbach„Für mich ist der Rhein kein trennender Fluss“

Seite 10 Interview: Reinhold Friedrich über KurtSchwertsiks Trompetenkonzert „Divertimento Macchiato“

Seite 11 Was macht eigentlich ein Orchesterinspizient?

Seite 12 KOnZERtKAlEnDER: FEbRuAR biS APRil 2014

Seite 14 Das besondere Konzert: Alejo PérezBienvenido!

Seite 15 Sonderkonzert zur KarwocheVom heiligen Dunkel ins strahlende Licht

Seite 16 Neuigkeiten und Meldungen

Seite 18 Kaiserslautern: Sinfonische Vermächtnisse, zeitgenössische Kompositionen und Raritäten

Seite 20 Staatsphilharmonie auf Tour: Standing Ovations in Bahrain undKonzertreise nach Spanien

Seite 21 Schule & Familie: Konzerte für die Kleinen und Patenschaft mit der Erich Kästner-Schule

Seite 22 Kolumne: Die unvermutete Begegnung Prof. Dr. Matthias Henke

Der besondere KOnZERttiPP Katja Knaak

S. 21

S. 20S. 15

S. 14

S. 6

S. 10

S. 8S. 4

Mein persönlicher Konzerttipp ist das 3. Philharmonische Konzert am 22. Februar 2014 im Pfalzbau mit Mahlers berühmter Sinfonie nr. 1. Kennen Sie nicht? – Kennen Sie doch! Das werden Sie spätestens zu Beginn des 3. Satzes merken, wenn der Solo-kontrabassist den Kanon „Bruder Jakob, schläfst Du noch“ anstimmt. Genau die richtige Sinfonie, um dem grauen Wintertrott Lebewohl zu sagen und sich auf den nahenden Frühling zu freuen! Sehr gespannt bin ich auch auf Michael Sanderling und unseren jungen

Klaviersolisten Da Sol Kim. Das frische und dynamische Dirigat von Michael Sanderling durfte ich schon selbst als Cellistin im Orchester erleben und war begeistert! Auch Da Sol Kim verspricht als Preis-träger des ARD-Musikwettbewerbs einen qualitativ hochwertigen Abend. Mit dem Konzert in Es-Dur, KV 271 von Mozart ist der Besuch des Konzerts für Klavierliebhaber sowieso ein absolutes Muss! Ich werde mir das Konzert nicht entgehen lassen und hoffe, auch Sie dort zu treffen.

Verwaltung

22. Februar 2014Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau3. PhilhArMoniScheS KonzertMichael Sanderling, dirigentda Sol Kim, KlavierW. A. Mozart Klavierkonzert Es-Dur, KV 271, „Jeunehomme“ G. Mahler Sinfonie Nr. 1 D-Dur

Page 4: Dsrp magazin 32014

4

sich für das Publikum von morgen zu en-gagieren, ist eine der vordringlichsten Aufga-ben von Kultureinrichtungen. Nicht nur im Hinblick auf die eigene Daseinsberechti-gung, sondern als ernstzunehmende gesell-schaftliche Aufgabe. „Keine kleine Kultur, sondern Kultur für Kleine“, so formulierte es Intendant Prof. Michael Kaufmann jüngst in einem Interview mit der RHEINPFALZ. Man dürfe keinen Unterschied machen zwi-schen „dem Angebot für Familien hier“ und „dem Eliteorchester da“. Denn: „Kinder sind grundsätzlich kritisch und hinterfragen alles.“ Das weiß auch Eric Trümpler, Cellist bei der Staatsphilharmonie, der die „Kikos“ als festen Bestandteil des Programmange-bots der Staatsphilharmonie etabliert hat. Die Veranstaltungen eignen sich für Schul-klassen oder Kindergartengruppen an Wo-chentagen oder Sonntagvormittags für Fa-milien mit Kindern. Die klassische Musik wird Kindern auf spielerische, interaktive Art vermittelt – wobei auch gerne einmal andere musikalische Schubladen – Jazz, Klezmer oder Country Western – geöffnet werden.

Bei der Konzeption der Programme für die Kinder- und Familienkonzerte ist Eric Trümpler wichtig, dass die Musik durch Geschichten oder (Puppen-)Theater auch bildhaft dargestellt wird. Als Vater von sechs Kindern weiß er, wovon er spricht: „Die Botschaft soll sich unterschwellig mitteilen und bei den Kindern nachwirken.“ Die ge-lungensten Projekte seien die, bei denen es gelingt, die Kinder voll dabei zu haben, wie beim „Karneval der Tiere“ – inzwischen schon einem „Klassiker“ im Repertoire.

Aber wie entsteht so ein Kinderkonzertpro-jekt? „Wir haben einen Ideenkeim im Kopf und suchen dann Leute, um diese Idee mit

uns zu entwickeln und zu verwirklichen, das sind unsere ‚Eigengewächse‘“, erzählt Trümpler. „Der Vogel Glück“ wurde mit Waldorf-Pädagogin Annelie Kröninger-Trümpler gemeinsam entwickelt. Ein Mär-chenpuppenspiel, das vor allem für Kinder-gartenkinder gedacht ist.

Es werden auch fertige Konzepte an die Staatsphilharmonie herangetragen, wie das Stück „Es begab sich aber zu der Zeit“, eine Kooperation mit der KiTZ Theaterkumpanei in Ludwigshafen. Trümpler und sein Kollege Frieder Funk haben dafür die Musikarrange-ments gemacht. Weitere Kiko-Mitaktivisten, die Eric Trümpler regelmäßig unterstützen, sind zum Beispiel Sängerin und Schauspie-lerin Ilona Christina Schulz, die bereits bei Peter und der Wolf, das Gespenst von Canterville und Pinocchio mitgewirkt hat. Orchesterkollege Jefferson Schoepflin zeich-nete bei Huckleberry Finn verantwortlich für die amerikanische Square Dance Music. Ein großer Erfolg waren auch die Stücke „Die Trommel sucht einen Freund“ mit Lars Lauer und seiner Gruppe Pulse Percussion oder „Märchenstunde mit Robert Schu-mann“, in dem Cellist Martin Voigt als

Matthias Folz, Leiter des Kinder- und Jugendtheaters Speyer

(links) mit Eric Trümpler, Cellist bei der Staats-

philharmonie und Hauptorganisator der

Kinderkonzerte

Begeisterte Zuhörer des Stücks

„Die Trommel sucht einen Freund“

Konzerte und Musiktheater für junge OhrenVORHAnG AuF!

Titelgeschichte

Page 5: Dsrp magazin 32014

5

Märchen erzählender Komponist auftritt (mit Martin Straakholder, Gerhard Krass-nitzer und Markus Ecseghy).

Eine besondere Zusammenarbeit verbin-det die Staatsphilharmonie mit dem Kin-der- und Jugendtheater Speyer und dessen Leiter Matthias Folz. Oft entsteht daraus ein gemeinsames Projekt, wie z. B. „Der Rattenfänger von Hameln“ oder „Euer Die-ner Johann Sebastian Bach“. Auch „Die Geschichte vom Soldaten“ ist in dieser Saison zu erleben: Es handelt sich um ein Musiktheater-Werk für kleines Ensemble, das der russische Komponist Igor Stra-winsky in Zusammenarbeit mit dem Waadtländer Dichter Charles-Ferdinand Ramuz schuf.

Das Stück „Ein Wunderkind auf Rei-sen“, das im Juli 2014 während des Mo-zartfestes in Speyer zu erleben sein wird, ist eine Kooperation mit den Speyerern. Der Kutscher der Familie Mozart (Erzähler: Matthias Folz) erzählt aus seiner Sicht von den ersten zehn Jahren des Wunderkindes „Wolferl“. Dessen Rolle übernimmt Leo-nard Holler, ein Geige und Klavier spie-lendes Speyerer „Wunderkind“.

Titelgeschichte

15. Februar 2014Ludwigshafen, BASF-FeierabendhausKinderkonzert der BASF SEAlice im WunderlandMusikalisches Märchen von Martin Bärenz Hannes Krämer, DirigentMalte Arkona, Moderator

28. Februar 20141. und 2. März 2014Ludwigshafen, Philharmonie2. Kiko KinderkonzertHereinspaziert!Zirkusmusikkonzert für KinderMarkus Huber, DirigentMusik von R. Schumann, N. Rimsky-Korsakow, G. Peter, G. Rossini, P. Burckhard u.a.Kostüm-Konzert zur Fastnacht

16., 17. und 18. März 2014Ludwigshafen, Philharmonie3. Kiko KinderkonzertDie Geschichte vom SoldatenMatthias Folz, RegieKinder- und Jugendtheater SpeyerI. Strawinsky „L’Histoire du Soldat“ (Die Geschichte vom Soldaten)

12., 13. und 15. Juni 2014Ludwigshafen, Philharmonie4. Kiko KinderkonzertDer Vogel Glück – ein MärchenpuppenspielMaja und Annelie Kröninger-Trümpler, PuppenspielClemens Häusser, Musik

4. Juli 2014 (Schulaufführung)5. und 6. Juli 2014Mozartfest Speyer „Ein Wunderkind auf Reisen“Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer | Leonard Holler, Geige und Klavier | Matthias Folz, Erzähler und Regie

BASF: Tickets unter 0621 6099911.KiKoS: Einzelkarten unter 0621 504 2558, Gruppenanmeldungen unter 0621 59909-0.WunderKind: Karten unter www.reservix.de. KArten Für die SchulAuFFührung unter 06232 2890750 (Montag – Freitag 9.00 Uhr -12.00 Uhr).

Hereinspaziert! Der Zirkus übt seit jeher eine magische Anziehungskraft auf Kinder aus – sie lieben ihn! Diese bunte, fantastische Welt mit atemberaubender Akrobatik, grazilen Seiltänzerinnen, kraft-strotzenden Muskelprotzen und wilden Tieren beschwört das Zirkusmusik- konzert zur Faschingszeit herauf, wenn der Philharmonische Staatszirkus seine Pforten für alle kleinen Clowns, Raubtier-wächter und Dompteure, für Trapez-künstlerinnen und Prinzessinnen der Manege öffnet! Bei herrlicher Musik entführt „Zirkusdirektor“ und Dirigent Markus Huber große und kleine Kinder dorthin, wo es nach Schminke und Span-nung riecht!

Alle sind eingeladen, in Verkleidung zu kommen und mitzuerleben, was der Clown auf seiner musikalischen Reise erlebt. Vom Hummelflug von Rimsky-Korsakow, über Pudel, die im Takt zu Mendelssohns Sommernachtstraum das Bein heben, bis hin zum „Drahtseilakt“ auf dem Xylophon mit G. Peters be-rühmten „Erinnerungen an Zirkus Renz“. Und: Vielleicht ist der Clown ja gar nicht so traurig, wie es immer den Anschein hat. Aber mehr wird hier nicht verraten.

Page 6: Dsrp magazin 32014

6

V on einem Ausflug in die Welt der Oper über Mozarts instrumentales Opus magnum in Gestalt seiner

letzten drei Sinfonien bis hin zu den belieb-testen Kammermusiken reicht das Programm des Mozartfestes 2014. Abwechslungsreich wie das Repertoire sind die „Locations”: Wie es sich für ein Sommerfestival gehört, wird es zwei Open-Air-Konzerte geben, zu erleben im Rathaus-Innenhof. Weitere Ver-anstaltungsorte sind die Stadthalle, die herr-liche barocke Dreifaltigkeitskirche mit ihrer fantastischen Akustik, das Kinder- und Ju-gendtheater Speyer sowie der Alte Stadtsaal.

Von einem „eigenen kleinen Festival“ spricht Chefdirigent Karl-Heinz Steffens, eines „mit Kammermusik, Sinfonischem und viel Kontakt zu den Menschen in Speyer“. Klassik Menschen aller Genera-tionen näher bringen, Hemmschwellen im Umgang mit dem traditionellen Konzert-betrieb abbauen – in Amerika ist man da schon einen Schritt weiter, wie zum Bei-spiel das Festival „Tanglewood” ein-drucksvoll beweist. Tanglewood dient seit 1937 als Sommerresidenz des Boston Sym-phony Orchestras und lockt alljährlich 350.000 Zuschauer an. So viele werden beim Mozartfest in Speyer nicht erwartet, aber dass Karl-Heinz Steffens und Intendant Prof. Michael Kaufmann die Stadt am Rhein als „Sommerresidenz” der Staatsphilhar-

monie ausgewählt haben, ist kein Zufall: Nirgendwo sonst in der Pfalz treffen Gast-freundschaft, bedeutende Baudenkmäler und ein so vielfältiges kulturelles Angebot auf eine so charmante Weise aufeinander.

highlights des ProgrammsZum Eröffnungskonzert serviert die Staats-philharmonie Mozarts drei letzte Sinfonien – Meilensteine der Musikgeschichte – da-runter die berühmte „Jupiter-Sinfonie”

Mit dem Programm „Ein Wunderkind auf Reisen“ begeben sich die Musiker zusam-men mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer und dem aus Speyer stammenden Pianisten und Geiger Leonard Holler auf die Spuren von Wolfgang Amadeus Mozart durch Europa.

Ganz den Bläsern widmet sich das Open-Air-Konzert am 4. Juli. Unter Leitung von Karl-Heinz Steffens laden Mitglieder der Staatsphilharmonie zur romantischen Se-renade unterm Himmelszelt ein, ähnliches unternehmen die Kollegen von der strei-chenden Zunft am 5. Juli, diesmal gelei-tet von Konzertmeister Nikolaus Boewer.

So groß wie die Salzburger Festspiele

wird das Mozartfest nicht, aber

wenn sich im Juli 2014 die Klassik-

freunde in Speyer begegnen, werden sie

hier das genie aus Salzburg in all

seinen Facetten erleben.

Beide Konzerte zeigen Mozart nicht von seiner ernsten, sondern vor allem von seiner fröhlich-unterhaltsamen Seite. Auch die ku-linarische Seite kommt dabei nicht zu kurz: Ratskeller-Chef Gunter Braun verwöhnt die Konzertbesucher mit sommerlichen Ge-tränken und Speisen.

Der Ruf als „wandelndes Rezitativ“ eilt dem aus Heidelberg stammenden Schauspieler,Kabarettisten und Regisseur Michael Quast voraus. Am 6. Juli wird er bei einer Matinee im Alten Stadtsaal an der Seite der Kammer-solisten der Deutschen Staatsphilharmonie unter dem Motto „Das Rezitativ und die Liebe“ in Mozarts faszinierende Opernwelt entführen und „Don Giovanni“ eindrücklich zum Leben erwecken.

Das Abschlusskonzert am 6. Juli ist eben-falls solistisch hochkarätig besetzt, wenn Anne-Katrin Steffens (Sopran), Martha Luise Jordan (Mezzosopran) und Semjon Bulin-sky (Tenor) an der Seite der Holzbläser der Staatsphilharmonie und dem Speyerer Dom-chor mit Begleitmusiken zum Drama „Tha-mos, König in Ägypten“ Opern-Atmosphäre in die Dreifaltigkeitskirche zaubern.

Sommerfestival bringt Klassik in die Domstadt

Speyer, Dom und Maximilianstraße

Page 7: Dsrp magazin 32014

7

Gemeinsam mit Dirigent Karl-Heinz Steffens und Intendant Prof. Michael Kaufmann hat die Stadt Speyer das Mozartfest ins Leben gerufen. Wie und wann entstand die Idee für das Projekt und wie haben Sie auf die Vorschläge der Staats-philharmonie reagiert?Hansjörg Eger: Die Idee ist beim Antrittsbesuch des Intendanten in Speyer entstanden. Im Febru-ar 2013 haben wir dann bei einem ausführlichen Ortstermin verschiedene Spielorte besucht und schließlich darüber entschieden. Die Stadt Speyer freut sich über das Angebot der Staats-philharmonie zur Ausrichtung eines Sommer-musikfestivals.

Ist man als Oberbürgermeister nicht ein wenig stolz, wenn das Vorzeigeorchester von Rheinland-Pfalz Speyer als „Sommerresidenz“ auserwählt?Eger: Ich begrüße es sehr, dass die Staatsphilhar-monie die Attraktivität Speyers erkennt und die Domstadt zur „Sommerresidenz“ macht. Ich denke, dass beide Partner, Staatsphilharmonie und Stadt, von dieser Kooperation profitieren werden – zum Wohle der Musikliebhaber.

Ein pädagogisches Anliegen der Staatsphil-harmonie ist es, junge Menschen für klassische Musik zu begeistern. Wie finden Sie die Idee, die Städtische Musikschule und das Kinder- und Jugendtheater Speyer in das Projekt zu integrieren?Eger: Beide Einrichtungen gehören zu unseren Leuchttürmen – jede auf ihre Art. Diese Aktivi-täten werden gerne unterstützt. Die Staatsphil-

harmonie und das Kinder- und Jugendtheater kooperieren schon seit über zehn Jahren sehr erfolgreich. Viele Projekte konnten in dieser Zeit realisiert werden. Für alle jungen Musiker un-serer Musikschule ist der Austausch mit den Profis der Staatsphilharmonie motivierend. Die Dommusiktage, die Gastspiele der Schwetzinger Festspiele und jetzt das Mozart-fest: Inwieweit versprechen Sie sich positive Auswirkungen für die Bedeutung von Speyer als Kultur- und Musikstadt?Eger: Das Konzertangebot wird einmal mehr den Kulturstandort Speyer bestärken, ohne vorhan-dene Strukturen zu beeinträchtigen. Die vorgese-henen Kooperationen mit Speyerer Institutionen sind ein gutes Beispiel für diese gegenseitige Unterstützung. Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was verbindet Sie mit der klassischen Musik und insbesondere mit den Werken Mozarts? Spielen Sie selbst ein Instrument?Eger: Musik ist für mich die beste Art der Ent-spannung. Musik ist ja auch immer eine sehr direkte Erfahrung. Stimmung und Atmosphäre eines Konzertes, aber auch die individuelle In-terpretation der Künstler sorgen für das im wahrsten Sinne des Wortes einmalige musika-lische Erlebnis. Darin liegt für mich der beson-dere Reiz. Gelegentlich sitze ich selbst am Kla-vier oder versuche mich am Saxophon. Ich will aber hier nicht behaupten, dass ich diese Instru-mente wirklich beherrsche.

Text und Interview: Markus Pacher

intERViEW

Der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger zum Mozartfest 2014

„leidenschaft für die Musik beim

orchester wie auch beim Publikum

aus allen generationen entfachen“ –

Bildungsministerin doris Ahnen ist

sich sicher, dass sich das musikalische

Flaggschiff von rheinland-Pfalz mit

seinem Aufbruch zu neuen ufern

weiterhin auf gutem Kurs befi ndet.22. Juni 2014 Ä 17:00 uhrSpeyer, StadthalleVorkonzert zum MozartfestKooperation mit der Musikschule Speyer 3. Juli 2014 Ä 19:30 uhrSpeyer, Dreifaltigkeitskirche eröffnungskonzertMozart – drei letzte SinfonienW. A. Mozart Sinfonie Nr. 39 Es-Dur, KV 543 | Sinfonie Nr. 40 g-Moll, KV 550 | Sinfonie Nr. 41 C-Dur, KV 551 „Jupiter“ 4. Ä 5. Ä 6. Juli 2014Speyer, Kinder- und Jugendtheater Mozart auf reisen Aufführungen des Kinder- und Jugendtheaters Speyer mit musikalischer Begleitung 4. Juli 2014 Ä 19:30 uhrSpeyer, Open Air RathausinnenhofMozart – Bläserserenaden Karl-heinz Steffens, leitung 5. Juli 2014 Ä 19:30 uhrSpeyer, Open Air RathausinnenhofMozart – Streicherserenaden nikolaus Boewer, leitung 6. Juli 2014 Ä 11:00 uhrSpeyer, Alter StadtsaalMozart – Kammermusik-Matinee Michael Quast, rezitationAuszüge aus W. A. Mozart „Don Giovanni“ KV 527 6. Juli 2014 Ä 18:00 uhrSpeyer, DreifaltigkeitskircheAbschlusskonzertW. A. Mozart Sinfonia concertante Es-Dur für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester, KV 297b | „Thamos, König in Ägypten“, KV 345

KArten unter Telefon: 06232 - 14 23 92, im Internet: www.reservix.de und bei allen ReserviX-Vorverkaufsstellen.

Gerne schicken wir Ihnen auch unser MozArtFeSt-FAltBlAtt zu, das Sie per E-Mail unter [email protected] oder unter Tel. 0621- 599 09 51bestellen können. Es lässt sich auch als pdf herunterladen unter staatsphilharmonie.de/service/downloads.

Speyer, Dreifaltigkeitskirche

Hansjörg Eger

deutsche Staatsphilharmonie rheinland-Pfalz

domchor Speyer

Karl-heinz Steffens,dirigent

Page 8: Dsrp magazin 32014

8

Metropolregion

Michael Kaufmann: Herr Hornbach, Sie sind schon seit Jahren einer der wichtigen Promotoren für die Metropolregion Rhein-Neckar. Was ist Ihre Motivation, sich so stark für die Metropolregion zu engagieren?Albrecht Hornbach: Für mich ist der Begriff „Promoter“ zu klein geschrieben für das, was die Akteure des Vereins Zukunft Metro-polregion Rhein-Neckar und der anderen Institutionen in den letzten Jahren geschaf-fen haben. Gerade weil ich seit Anbeginn hinter den Zielen der Metropolregion stehe, habe ich mich bereit erklärt, auch das Amt eines Vorsitzenden zu übernehmen. Wir haben hier eine hochattraktive Region, die sich hinter den Stadtmetropolen nicht zu verstecken braucht. Mit denen befinden wir uns jedoch im Wettbewerb um die besten und kreativsten Köpfe. Mich motiviert mein Ziel, die Attraktivität unserer Region bun-desweit so zu platzieren, dass Menschen uns auf Augenhöhe mit Metropolen wie Ham-burg, München oder Köln betrachten. Davon werden alle hiesigen Unternehmen profitieren, uns eingeschlossen. Ich will nicht leugnen, dass wir hierbei auch un-seren eigenen Nutzen verfolgen.

MK: Sie sind in Landau geboren und schaffen auch durch Ihren Firmensitz in Neustadt/Weinstraße und dem Sitz des Ver-eins in Mannheim eine regionale Klammer. Spielt die Verwurzelung in der Pfalz eine besondere Rolle für Ihr Engagement – oder würden Sie sich in gleicher Weise

engagieren, wenn Sie von Heidelberg oder Mannheim aus agieren würden?AH: Gerade weil ich die Region als Ganzheit empfinde und ich mir mit Kirchturmden-ken schwertue, ist das für mich überhaupt keine Frage. Für mich ist der Rhein kein trennender Fluss. Unsere Begrenzung sind der Odenwald und der Pfälzer Wald. Dazwi-schen eingebettet liegen alle Städte und Orte mit ihren individuellen Besonder-heiten, die aber historisch Gemeinsam-keiten haben.

MK: Sie sind ein erfolgreicher Unternehmer und müssen mit Ihrer Zeit und Ihren Res-sourcen haushalten. Darf da die Entwicklung der Metropolregion überhaupt viel Energie verschlingen? Lassen sich die Prioritäten- setzungen im eigenen Unternehmen über-haupt mit den Zielen eines kooperativen Miteinanders verbinden?AH: Die Struktur unseres Unternehmens mit einer Muttergesellschaft, der ich vorstehe, und der HORNBACH-Baumarkt-AG als größ-ter operativer Tochtergesellschaft, der mein Bruder vorsteht, hat eine klare Arbeitstei-lung zur Folge. Da ich nicht tagtäglich un-mittelbar im operativen Geschäft eingebun-den bin, bleibt mir ein gewisser Spielraum. Davon profitiert derzeit die Metropolregion. Selbstverständlich müssen Prioritäten ge-setzt werden, die liegen im Zweifelsfall

natürlich bei unserem Unternehmen. Doch ich musste mich noch nie entscheiden.

MK: Die Region hat viele starke Einzelkom-petenzen, die nicht auf Kooperation ange-wiesen sind, um erfolgreich zu sein. Pfälzer Spitzenwinzer sind international erfolgreich, das Hambacher Schloss oder den Dom in Speyer kennt man auch außerhalb Europas, viele Unternehmen agieren international. Trotzdem lässt sich eine starke Bewegung erkennen, die auf Zusammenarbeit abzielt. Gab es diesen „Common Sense“ für die Re-gion schon bei der Gründung des Vereins Zukunft Metropolregion?AH: Das Bewusstsein für die Stärken im Einzelnen, sei es im Weinbau, dem Frem-denverkehr, den Baudenkmälern, kulturellen Einrichtungen wie Orchester, Theater, Mu-seen, Universitäten mit Exzellenzcharakter, weltweit erfolgreich agierenden Unterneh-men, Spitzenforschung mit Tradition – die-ses Bewusstsein mit einem Gefühl des Stolzes hat es mit Sicherheit gegeben. Dass sich daraus aber etwas großes Ganzes, Über-geordnetes zum Nutzen aller schaffen lässt, ich glaube, diese Einsicht musste erst mit der Zeit wachsen. Wie Umfragen belegen, sind wir hier schon sehr weit gekommen.

„FüR MicH iSt DER RHEin KEin tREnnEnDER FluSS“Albrecht Hornbach ist nicht nur erfolgreicher unternehmer, sondern seit 2011 Vorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-neckar. Prof. Michael Kaufmann spricht mit ihm über die Stärken der Region, über die Staatsphilharmonie und die Optionen für die Zukunft.

Page 9: Dsrp magazin 32014

9

Metropolregion

MK: Sehen Sie denn in der Staatsphilharmo-nie auch einen strategischen Partner für die Entwicklung einer attraktiven Region? Nach-dem wir traditionell zwischen Zweibrücken und Heidelberg und zwischen Mainz und Karlsruhe aktiv sind, schaffen wir durch das Metropolregion-Musikfest MODERN TIMES ein weithin wahrnehmbares Bekenntnis zur Region und engagieren uns mit sehr großem wirtschaftlichen Aufwand. Werden solche Maßnahmen überhaupt als Investiti-onen für die Region wahrgenommen?AH: Die Staatsphilharmonie hat gegenüber den anderen großen Orchestern der Region das Alleinstellungsmerkmal, d a s Konzert-orchester schlechthin zu sein, denn die an-deren sind ja an ein Theater mit Opernbe-trieb angebunden. Durch ihre Tradition als Tourneeorchester hat die Staatsphilharmo-nie mehr als jedes andere Orchester das Kulturleben der bespielten Städte geprägt. Auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal. Wenn dies jetzt noch durch eine Marke „Musikfest MODERN TIMES“ ergänzt würde, sehe ich darin eine weitere Attrakti-vität der Region mit dem Stempel Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Ob Aufwand und öffentliche Wahrnehmung dann auch im rechten Verhältnis zueinan-der sind, hängt sicher entscheidend davon ab, ob auf Dauer ein Programm angeboten wird, das für sich alleine steht. Der Auftakt in diesem Jahr war großartig – so bin ich zuversichtlich.

MK: So groß unser Ehrgeiz auch ist: Solche Angebote können wir dauerhaft nicht aus uns selbst finanzieren. Sehen Sie eine

Chance, durch Aktivitäten in der Metropol-region auch den Kreis der Förderer und Sponsoren zu erweitern?AH: Hier sind kreative Köpfe im Bereich Fundraising gefragt! Ich sehe durchaus Chancen, den Kreis der Förderer zu erwei-tern, zumal wenn Sie mit außergewöhn-lichen Projekten wie dem Auftaktkonzert mit Katharina Thalbach kommen. Dieser Auftakt hat die Messlatte hochgelegt, ent-sprechend hoch war auch die Aufmerksam-keit. In der Metropolregion gibt es, laut den aktuellen Zahlen der Industrie- und Han-delskammern, 146.000 Unternehmen. Wenn Sie diese direkt, kreativ und überzeu-gend ansprechen, dann müsste sich der eine oder andere Förderer gewinnen lassen.

MK: Unser Gespräch zur Metropolregion steht in einem für die Staatsphilharmonie aktuellen Kontext: Sie sind schon lange ein wichtiger Freund und Förderer des Orches-ters, wurden aber jetzt gerade zum Vorsit-zenden der Stiftung der Staatsphilharmonie gewählt, weil der Mitbegründer und große Motivator für die Stiftung, Gerhard Wolf nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb. AH: Gerhard Wolf, der lange Jahre Auf-sichtsratsvorsitzender unseres Unterneh-mens war und für mich ein Freund wurde, hat mich seinerzeit mit dem Orchester zu-sammengebracht. Wieviel Großartiges er als Stiftungsvorsitzender der Staatsphilharmo-nie über die Jahre geleistet und bewirkt hat, ist bekannt. Hier sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet. Ich fühle mich geehrt, dass er mir seine Nachfolge zugetraut und dafür bei mir geworben hat. Als sein Nach-

folger sehe ich mich aber schon in großen Fußstapfen. Ich werde den eingeschlagenen Weg der Stiftung weiter verfolgen und meine Kraft besonders für den Ausbau der Kinder- und Jugendarbeit einsetzen. Sie wissen ja, wer zu spät kommt, den bestrafen leere Konzertsäle.

MK: Für uns sind lebendige Partnerschaften mit Unternehmern und Unternehmen von großer Bedeutung – gilt das auch umge-kehrt? Im Grunde sind wir beide von einer sich möglichst vorteilhaft entwickelnden Gesellschaft abhängig und engagieren uns – wenn auch sicher in unterschiedlicher Weise – dafür. Gäbe es noch mehr Möglichkeiten, miteinander zu wirken?AH: Vielleicht könnte ein Ansatz so ausse-hen, dass sich die Mitarbeiter beider Institu-tionen – Orchester hier – Unternehmen dort – einander annähern. Das könnte auf unserer Seite die verstärkte Werbung für die Philharmonie, einschließlich vielleicht Mitarbeiterkonzerten sein. Andererseits könnten die Orchestermusiker erkennen, dass es auch bei uns sehr kreative Kolle-ginnen und Kollegen gibt, etwa in unserer firmeneigenen „Herzblut“-Band. Hier könnte man sich doch einmal mit einem Ensemble aus Reihen des Orchesters zu einer „JamSession“ zusammentun, die dann vielleicht sogar am Tag der offenen Tür der Philharmonie zu einem gemeinsamen Auf-tritt führt? Hier ließe sich so manches an Ideen spinnen.

Albrecht Hornbach (rechts), seit 1998 Vorstandsvorsitzender der Hornbach Baumarkt AG, seit 2001 führt er die übergeordnete Holding. Links: Prof. Michael Kaufmann, Intendant der Staatsphilharmonie

links: Albrecht Hornbachs Lieblingsplatz am Rand der Metropolregion: die Burg Trifels

Page 10: Dsrp magazin 32014

10

Auf Reinhold Friedrichs Notenständer liegen gerade drei Werke, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das

Zweite Brandenburgische Konzert von Johann Sebastian Bach, ein vor kurzem wieder entdecktes Trompetenkonzert

Karl Amadeus Hartmanns – und das Stück mit dem seltsamen Titel „Divertimento Macchiato“. Eine – wörtlich

übersetzt – „befleckte Unterhaltungsmusik“ des österreichischen Komponisten Kurt Schwertsik, die Friedrich mit der

Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz aufführen wird. Ein Gespräch mit Stefan Keim.

Alte Musik und zeitgenössische Stücke scheinen in ihrem Schaffen eine gleichberechtigte rolle zu spielen. Stimmt der eindruck?reinhold Friedrich: Ja, das ergibt sich schon aus meiner Tätigkeit als Solist. Zwischen Beethoven und dem späten Brahms klafft ein hundertjähriges Loch. Da hat kaum ein Komponist Stücke für die Anfang des 19. Jahrhunderts neu entwickelte Trompe-te geschrieben. Zuvor hatte die Trompete große Privilegien. Die Trompete galt als Symbol der Aristokratie, weil die Herolde sie spielten, um ihre Herren anzukündigen. Oder als Kriegsinstrument. Und nun bra-chen demokratischere Zeiten an.

Sie haben gerade ein Stück von Matthias Pintscher gespielt, üben gerade Karl Ama-deus hartmann, spielen dann Schwertsik. Was für eine rolle spielt dieser tonal arbeitende, an das Schöne glaubende Komponist für Sie in der gegenwarts- musik. eine skurrile Fußnote?Friedrich: Skurrile Fußnoten haben oft ein besonderes Niveau. Vor einigen Jahren hätte man auch Charles Ives oder Erik Satie so bezeichnet. Heute haben wir erkannt, dass sie neue Türen geöffnet haben. Als Satie unserer Tage hätte Kurt Schwertsik doch keinen schlechten Platz.

Wie anspruchsvoll ist sein „divertimento Macchiato“ denn rein technisch?Friedrich: Wahnsinnig schwer und wahn-sinnig schön! Intervallwechsel in dieser Ge-

Interview

Der Wiener Kurt Schwertsik komponiert tonal und mit abgründigem Witz.

schwindigkeit musste ich auch noch nie so spielen. Da lerne ich wieder was. Und nach dem fünften Satz, wenn man schon total ausgebrannt ist, schweigt das Orchester. Dann kommt noch ein vierminütiger Epilog für Trompete solo. Ich habe die Partitur schon mal in die Ecke geschmissen. Aber das ist die Herausforderung: arbeiten und arbei-ten und nochmals arbeiten! Das überträgt sich auch auf das Publikum. Die leiden mit, wenn der Solist Taten zu vollbringen hat.

und wie steht es mit dem berühmten humor Kurt Schwertsiks?Friedrich: Den hat er ja ohnehin. Und dop-pelbödig und hintersinnig ist seine Musik auch immer. Im ersten Satz gibt es Takt-wechsel wie bei Strawinsky. Alles wird durch die Gegend geschüttelt. Dadurch entsteht ein seltsamer ungerader Tanz. Dann wird es choralartig und ich habe den Eindruck, der

Komponist sucht nach Schönheit. Schwert-sik kann auch ganz anders. Aber er steht eben zu dieser Suche nach dem Wohlklang. Wie arm waren dagegen die 1970er und 1980er Jahre, wo ein Wolfgang Rihm, Wolf-gang von Schweinitz oder Hans-Jürgen von Bose fast von der Neue-Musik-Gilde gekillt worden wären, ob ihrer Frechheit, einen Schubertakkord zu zitieren.

Wie erkennen Sie eigentlich bei der Formenvielfalt in der neuen Musik, welches Stück richtig gut ist?Friedrich: Ich bin weit davon entfernt, irgen-detwas allgemein gültig zu erkennen. Es gibt einfach unüberschaubar viel Neues und auch solch eine stilistische Multipluralität, dass es vermessen wäre zu wissen und zu entschei-den, was gut und schlecht ist. Das muss jeder für sich selbst machen und da fängt die Ar-beit an. Ein sehr gutes Stück teilt sich einem mit. Das merkt man beim gemeinsamen Mu-sizieren. Wenn man sich nach einer Probe oder eine Aufführung in die Augen schaut und da liegt ein Ausdruck von „Wow“ im Blick, dann ist das gute Musik.

Reinhold Friedrich über Kurt Schwertsiks Trompetenkonzert

DiVERtiMEntO MAccHiAtO

9. Februar 2014Karlsruhe, Konzerthaus 10. und 11. Februar 2014BASF-FeierabendhausKarl-heinz Steffens, dirigent reinhold Friedrich, trompeteB. Bartók Divertimento für Streicher, Sz 113K. Schwertsik Divertimento Macchiato für Trompete und Orchester, op. 99W. A. Mozart Sinfonie Nr. 41 C-Dur, KV 551 ,,Jupitersinfonie‘‘

Foto

: Ost

rava

Cen

ter

of N

ew M

usik

Page 11: Dsrp magazin 32014

11

Porträt

Hier kommen die Orchesterinspizi-enten, Orchesterwarte oder -techniker ins Spiel. Bei der Staatsphilharmonie sind in diesen Bereichen äußerst erfahrene Mitar-beiter am Werk. „Gelassenheit und gute Nerven braucht man für diese Aufgabe“, ist sich Michael Löffler, seit 24 Jahren Orcheste-rinspizient in Ludwigshafen, sicher. Der ge-lernte Autoschlosser und leidenschaftliche Hobbybariton aus Dresden vereint in perso-na die Qualifikationen, die für die Aufgaben eines Orchesterinspizienten vonnöten sind: praktisches Geschick, Improvisationstalent, aber auch ein solides musikalisches Grund-verständnis. Zum Beispiel beim Bühnenauf-bau: Jeder Musiker bekommt einen Stuhl und ein Notenpult; die Streicher teilen sich ein Pult. Welcher Musiker benötigt einen hohen Stuhl, wer einen niedrigen? Wie viele Instrumente spielen heute mit? In welcher Höhe wird das Notenpult eingestellt? Ste-hen die richtigen Noten auf dem richtigen Pult? Ist der Dirigent von jedem Platz aus gut zu sehen? Braucht der Dirigent ein Pult und eine Partitur oder nicht?

Löffler und sein Kollege, Orchesterwart Diet-mar Büchel, müssen bei ihrer Arbeit die Wünsche und Eigenheiten von Musikern und Dirigenten genau kennen. Auch der Transport der Ausstattung und der Instru-mente im LKW zu den zahlreichen Spielstät-ten der Staatsphilharmonie gehört zu ihren Aufgaben.

Die Musiker be-treten die Bühne. Applaus brandet auf. Wie wissen die Musiker ei-gentlich, wann sie auf die Bühne können? Der Or-chesterinspizient hat ein Zeichen gegeben. Ähnlich wie sein Pendant am Theater sagt er, wann was ge-schieht und wer wann wo zu sein hat. Natürlich nicht nach eigenem Gusto, aber mit einem gewissen Ermessensspielraum. Nach dem ersten Stück kommt ein Solist hinzu. Für ihn wird der Orchesteraufbau modifiziert, ein Kon-zertflügel wird platziert oder es wird einfach nur ein wenig Platz gemacht – meist neben dem Dirigenten.

Der Leiter des Orchesterbüros und der Stu-dio- und Betriebstechnik, Albert Ries, ist froh, dass er sich auf seine Mitarbeiter verlassen kann. Er selbst ist mit 28 Jahren Betriebszugehörigkeit ein „Urgestein“ bei der Staatsphilharmonie (schon Vater und Großvater arbeiteten dort als Orchester-inspizienten). Ihm obliegt die technische Beratung der Konzertveranstalter, die Be-leuchtungs- und Tontechnik, aber auch das gesamte Gebäudemanagement in der Phil-harmonie.

Ries besorgt sich Pläne der jeweiligen Gast-bühne, erarbeitet technische Anweisungen für den Transport der Instrumente, für den Bühnen Auf- und Abbau. Er bestellt seltener benötigte Instrumente, wie zum Beispiel Cembalo, Truhenorgel oder – wie einst für Leif Segerstam – auch mal gestimmte Kuh-glocken für die Alpensinfonie von Richard Strauss. Und er erarbeitet gemeinsam mit dem Intendanten die Dienstpläne, das heißt, er erstellt den Arbeitsplan für die Musiker für Proben, Konzerte und Konzert-reisen. Bei Konzertreisen ins Ausland küm-mert sich Ries nicht nur um die komplette Ablaufplanung, sondern auch um Zoll- und Frachtabwicklung.

im nächsten heft gehen wir der Frage nach: Was macht eigentlich ein orchestervorstand?

Für einen erfolgreichen Konzertabend braucht es natürlich zuallererst ein

gutes Orchester. Aber was geschieht „hinter den Kulissen“, welche

Arbeiten müssen erledigt werden, bevor der Dirigent den Taktstock hebt

oder nachdem die letzte Note verklungen ist?

Oben: Der Leiter des Orchesterbüros, Albert Ries, kontrolliert, ob alles stimmt. Links: Dietmar Büchel, Orchesterwart, platziert einen Kontrabass.

WAS MAcHt EiGEntlicH Ein …? ORcHEStERinSPiZiEnt!

Seit 24 Jahren „im Geschäft“: Michael Löffler,Orchesterinspizient, braucht gute Nerven

Page 12: Dsrp magazin 32014

12

Di Ä 18. FEbRuAR 2014 Ä 20:00 Pirmasens, Festhalle

Markus huber, dirigentAnna theresa Steckel, Violine

Ludwig van Beethoven Ouvertüre Nr. 3 zu „Leonore“, op. 72Peter Tschaikowsky Violinkonzert D-Dur, op. 35Johannes Brahms Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 73

SA Ä 22. FEbRuAR 2014 Ä 19:30 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau

3. PhilhArMoniScheS Konzert

Michael Sanderling, dirigent da Sol Kim, Klavier

W. A. Mozart Klavierkonzert Es-Dur, KV 271, „Jeunehomme“G. Mahler Sinfonie Nr. 1 D-Dur

SO Ä 23. FEbRuAR 2014 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie

So uM 5 – Kammermusik sonntags um fünf„das rezitativ und die liebe …“

Kammersolisten der deutschen Staatsphilharmonie Michael Quast – wandelndes rezitativ Auszüge aus W. A. Mozart „Don Giovanni“ KV 527

SO Ä 9. FEbRuAR 2014 Ä 19:30 Karlsruhe, Konzerthaus Karl-heinz Steffens, dirigent reinhold Friedrich, trompete

B. Bartók Divertimento für Streicher, Sz 113K. Schwertsik Divertimento Macchiato für Trompete und Orchester, op. 99W. A. Mozart Sinfonie Nr. 41 C-Dur, KV 551,,Jupitersinfonie‘‘

MO Ä 10. FEbRuAR 2014 Ä 20:00Di Ä 11. FEbRuAR 2014 Ä 20:00 Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus

Konzertreihe der StAdt ludWigShAFen und der BASF Se

Karl-heinz Steffens, dirigent reinhold Friedrich, trompete

B. Bartók Divertimento für Streicher, Sz 113K. Schwertsik Divertimento Macchiato für Trompete und Orchester, op. 99W. A. Mozart Sinfonie Nr. 41 C-Dur, KV 551,,Jupitersinfonie‘‘‘

Das Konzert wird von SWR2, dem Kulturkanal des Südwestrundfunks, aufgezeichnet.

SA Ä 15. FEbRuAR 2014 Ä 15:00 Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus

KinderKonzert der BASF Se Alice im WunderlandMusikalisches Märchen von Martin Bärenz

hannes Krämer, dirigent Malte Arkona, Moderator

Rei

nhol

d Fr

iedr

ich

Mic

hael

Bar

enbo

im

SA Ä 1. FEbRuAR 2014 Ä 20:00 Mannheim, Rosengarten, Musensaal

MAnnheiMer MeiSterKonzerte, 3. SinFonieKonzert

Karl-heinz Steffens, dirigent Michael Barenboim, Violine

R. Schumann Ouvertüre zu „Die Braut von Messina“ von Friedrich Schiller für großes Orchester c-Moll, op. 100P. Tschaikowsky Violinkonzert D-Dur, op. 35J. Brahms Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 73

Konzertkalender

AllE tERMinE: FEbRuAR biS APRil 2014

FR Ä 28. FEbRuAR 2014 Ä 9:30 Ä 11:00SA Ä 1. MäRZ 2014 Ä 9:30 Ä 11:00SO Ä 2. MäRZ 2014 Ä 11:00 Ludwigshafen, Philharmonie

2. KiKo KinderKonzerthereinspaziert!zirkusmusikkonzert für Kinder Markus huber, dirigentJens Peter, Schauspieler

Musik von R. Schumann, N. Rimsky-Korsakow, G. Peter, G. Rossini, P. Burckhard u.a.Kostüm-Konzert zur Fastnacht

Kar

l-H

einz

Ste

ffen

s

Ann

a Th

eres

a St

ecke

l

Di Ä 4. FEbRuAR 2014 Ä 20:00 Neustadt an der Weinstraße, Saalbau

Karl-heinz Steffens, dirigent Michael Barenboim, Violine

R. Schumann Ouvertüre zu „Die Braut von Messina“ von Friedrich Schiller für großes Orchester c-Moll, op. 100P. Tschaikowsky Violinkonzert D-Dur, op. 35J. Brahms Sinfonie Nr. 2 in D-Dur, op. 73

Page 13: Dsrp magazin 32014

13

Konzertkalender

Bai

ba S

krid

e

FR Ä 7. MäRZ 2014 Ä 20:00SA Ä 8. MäRZ 2014 Ä 20:00 Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus

Bunte reihe leben im rampenlicht „diVen – Je ne regrette rien“ Porträts von Judy garland, Marlene dietrich, edith Piaf und lotte lenya James holmes, dirigent & Arrangements ute gfrerer, Sopran Alexander Kuchinka, Moderation

Das Konzert wird von SWR2, dem Kulturkanal des Südwestrundfunks, aufgezeichnet.

SO Ä 16. MäRZ 2014 Ä 18:00 Trier, Ehemalige Reichsabtei Sankt Maximin

50 JAhre trierer Konzert- und KAMMerchorJuBiläuMSKonzert eliAS

Manfred May, dirigentAdréana Kraschewski, Sopraneva Maria günschmann, Altclemens Bieber, tenorFranz grundheber, Baritontrierer Konzertchor

Felix Mendelssohn Bartholdy Elias, op. 70

SO Ä 16. MäRZ 2014 Ä 11:00MO Ä 17. MäRZ 2014 Ä 9:30 Ä 11:00Di Ä 18. MäRZ 2014 Ä 9:30 Ä 11:00 Ludwigshafen, Philharmonie

3. KiKo KinderKonzertdie geschichte vom SoldatenMatthias Folz, regieKinder- und Jugendtheater Speyer I. Strawinsky „L’Histoire du Soldat“ (Die Geschichte vom Soldaten)

Eine Kooperation der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer

SO Ä 6. APRil 2014 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie

So uM 5 – Kammermusik sonntags um fünf „Von hellen und dunklen Farben“ Anne Scheffel, KlarinetteJohanna lastein, Violine Felicitas Villalón, Violine Stella Sykora-nawri, Viola rut Bàntay, Violoncello

J. Françaix Klarinettenquintett J. Brahms Klarinettenquintett h-Moll, op. 115

SA Ä 22. MäRZ 2014 Ä 17:00 Ludwigshafen, BASF-FeierabendhausJugendKonzert „harry Potter in concert“ Adrian Prabava, dirigentBen Blümel, Moderator

Ute

Gfr

erer

Jose

ph H

aydn

SO Ä 13. APRil 2014 Ä 19:30 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau

SonderKonzert zur KArWoche Karl-heinz Steffens, dirigent Anja Schiffel, Sprecherin

J. Haydn „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ Hob. XX/1:A (Texte: Luise Rinser)O. Messiaen L’Ascension

MO Ä 28. APRil 2014 Ä 20:00Di Ä 29. APRil 2014 Ä 20:00 Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus

Konzertreihe der StAdt ludWigShAFen und der BASF Se Karl-heinz Steffens, dirigent Andreas Schmidt, Bariton

R. Strauss Tanz der Sieben Schleier aus der Oper „Salome“, op. 54F. Martin Sechs Monologe aus „Jedermann“ für Bariton und OrchesterA. v. Zemlinsky „Die Seejungfrau“, Fantasie für Orchester

SO Ä 27. APRil 2014 Ä 19:00 Ludwigshafen, Philharmonie

Ad.Agio, FreiStil-Konzert „MozArt AllA turcA“ leitung: Andrea Apostoli

Karten unter Telefon 0621 504 2558.

DO Ä 3. APRil 2014 Ä 20:00 Landau, Jugendstil-Festhalle Alejo Pérez, dirigent Baiba Skride, Violine

J. Haydn Sinfonie Nr. 22 Es-Dur, Hob 1:22 „Der Philosoph“ I. Strawinsky Violinkonzert D-DurJ. Sibelius Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 43

FR Ä 4. APRil 2014 Ä 19:30 Mainz, Rheingoldhalle

MAinzer MeiSterKonzerte

Alejo Pérez, dirigent Baiba Skride, Violine

J. Haydn Sinfonie Nr. 22 Es-Dur, Hob 1:22 „Der Philosoph“ I. Strawinsky Violinkonzert D-DurJ. Sibelius Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 43

SA Ä 5. APRil 2014 Ä 20:00 Mannheim, Rosengarten, Musensaal

MAnnheiMer MeiSterKonzerte, 4. SinFonieKonzert Alejo Pérez, dirigent Baiba Skride, Violine

J. Haydn Sinfonie Nr. 22 Es-Dur, Hob 1:22 „Der Philosoph“ I. Strawinsky Violinkonzert D-DurJ. Sibelius Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 43

Page 14: Dsrp magazin 32014

14

3. April 2014Landau, Jugendstil-Festhalle

4. April 2014Mainz, RheingoldhalleMainzer Meisterkonzerte

5. April 2014Mannheim, Rosengarten, MusensaalMannheimer Meisterkonzerte 4. Sinfoniekonzert

Alejo Pérez, dirigentBaiba Skride, ViolineJ. Haydn Sinfonie Nr. 22 Es-Dur, Hob 1:22 „Der Philosoph“ I. Strawinsky Violinkonzert D-DurJ. Sibelius Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 43

Alejo Pérez

biEnVEniDO!

Ob Oper oder Sinfonisches, ob Barock oder Neue Musik - der Argentinier

Alejo Pérez ist am Dirigentenpult ein phänomenaler Allrounder. Nun gibt der

Shootingstar sein Debüt bei der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.

Welcher Opern-Aficionado bis vor kurzem sogar bis nach Argentinien reiste, der machte nicht etwa in Buenos Aires Station. Das eigentliche Operneldorado lag für ihn vielmehr fünfzig Kilometer von der Metropo-le entfernt, in La Plata. Denn seit 2009 machte hier ein neues Regie- und Musiker-team international von sich reden. Und be-sonders Alejo Pérez war es, der als Chefdiri-gent seinen untrüglichen Musiktheater-Instinkt sowie seine ungemeine Vielseitigkeit unter Beweis stellte. Immerhin dirigierte er Verdis „Nabucco“ und die Rossini-Rarität „Die Reise nach Reims“, Wagners „Tristan“ sowie Scho-stakowitschs „Die Nase“. Als Pérez sich 2012 vom Teatro wieder verabschiedete, hatte er es so zur ersten Opernadresse in Südamerika gemacht.

Solche Erfolgsgeschichten hat der Argentinier mittlerweile zuhauf geschrieben. Ob aktuell als fester Gastdirigent an der Madrider Oper oder als Konzertdirigent, der regelmäßig nach Amsterdam, Paris, London, Wien und Berlin eingeladen wird. Und das vielleicht Erstaun-lichste ist, dass sein Erfolg nicht nur auf den Interpretationen des klassischen Standard-Re-pertoires basiert. Pérez kennt sich in allen Stilen, Jahrhunderten und damit auch in der zeitgenössischen Musik glänzend aus. „Ich bin der Meinung, dass Musik eine ganz starke Zeit-diagonale besitzt und es daher Beziehungen etwa zwischen Carlo Gesualdo und Luciano Berio oder zwischen Josquin Deprez und Györ-gy Ligeti gibt. Wenn man die Werke von Zeitge-nossen nicht aufführt, fehlt einem musikalisch einfach etwas.“ Und tatsächlich gehört Pérez zu den enzyklopädisch gebildetsten Musikern

Das besondere Konzert

unserer Zeit. Bach und Boulez, Haydn und Henze, Mozart, Mahler und Murail – sein Spektrum kennt keine Grenzen und Moden.

Pérez´ Interesse für die zeitgenössische Musik hatte sich bereits in Argentinien entwickelt, wo er Komposition, Dirigieren und Klavier stu-dierte. Doch den wichtigsten Grundstein für seine Karriere legte er in Deutschland. An der Karlsruher Musikhochschule wurde er von dem berühmten Komponisten Peter Eötvös unterrichtet. Zudem förderten Dirigenten wie Colin Davis und Christoph von Dohnányi dieses Riesentalent. Heute gehört Pérez zusam-men mit seinen fast gleichaltrigen Kollegen Pablo Heras-Casado und Andrés Orozco-Estra-da zu den absoluten Shootingstars am Diri-gentenpult.

Nun debütiert dieser Ausnahmekünstler also bei der Staatsphilharmonie. Und bei den drei Konzerten wird Alejo Pérez auch zum ersten Mal mit der lettischen Violinistin Baiba Skride auftreten. Auf ihrer „Huggins“-Stradivari spielt sie dann das Violinkonzert von Igor Strawins-ky, mit dem sie schon 2012 auf CD verblüffen konnte. Dieser neoklassische Strawinsky passt für Pérez mit der Rhetorik der frühen, 22. Sin-fonie von Haydn besonders gut zusammen. Die 2. Sinfonie des Finnen Jean Sibelius, mit der das Programm abgerundet wird, kommt hingegen aus einer anderen Klangwelt. Pérez: „Das Werk entwickelt sich so natürlich wie ein lebender Organismus. Aus jedem Ton, aus jedem Akkord, jedem Rhythmus entsteht ein-fach der nächste. Diese Sinfonie hat sehr breite, tief emotionale Facetten.“

Text: Guido Fischer

Page 15: Dsrp magazin 32014

15

Cádiz, Semana Santa 1786. Die Menschen drängen sich in die mit schwarzem Tuch ausgekleidete Höhlenkirche in der andalusischen Hafenstadt; nur ein großer Kandelaber leuchtet im heiligen Dunkel. Und dann erklingt zum ersten Mal Joseph Haydns Musik zu den „Sieben letzten Worten unseres Erlösers am Kreuze“.

Der Komponist berichtet später nüchtern über diese einzigartige Aufführungssituati-on: „Nach einem zweckmäßigen Vorspiele bestieg der Bischof die Kanzel, sprach eines der sieben Worte aus, und stellte eine Be-trachtung darüber an. Sowie sie geendigt war, stieg er von der Kanzel herab und fiel kniend vor dem Altare nieder. Diese Pause wurde von der Musik ausgefüllt. Der Bischof betrat und verließ zum zweiten, dritten Male usw. die Kanzel, und jedes Mal fiel das Orchester nach dem Schlusse der

saal wiederzugeben ist, dafür gibt es keine Patentlösung. In der Aufführung mit der Staatsphilharmonie wird zwischen Haydns Sätzen die Schauspielerin Anja Schiffel – wie seinerzeit der Bischof von Cádiz – Betrach-tungen zu den in der Bibel überlieferten letzten Worten Jesu lesen. Die Zwischen-texte stammen von der Schriftstellerin Luise Rinser. Es sind Texte, die das Geschehen um die Kreuzigung in wunderbar schlichter Sprache ins Heute holen, ganz irdisch und doch in den Himmel weisend.

Den lichten Gegenpol zu Haydns Karfrei-tags-Düsternis bilden die vier „sinfonischen Meditationen“ Olivier Messiaens zum Thema „L’Ascension“ (Christi Himmel-fahrt). Der französische Komponist schrieb zwar nie liturgische Musik im eigentlichen Sinn, dafür aber religiöse Musik, durch die er die Mysterien des katholischen Glaubens vergegenwärtigen, spürbar machen wollte. Fast alle seine Kompositionen haben einen theologischen Hintergrund – in dem groß-artigen Frühwerk aus dem Jahr 1933 ergibt er sich schon aus den Satzüberschriften.

Der Titel der ersten Meditation lautet in deutscher Übersetzung „Majestät Christi, der seine Verherrlichung vom Vater erbittet“. Messiaen schrieb dazu einen strahlenden Bläserchoral mit Solotrompete. „Fröhliches Hallelujah einer Seele, die nach dem Him-mel verlangt“ ist der zweite Satz überschrie-ben. Die Musik knüpft an gregorianische Choräle an und bringt die vielfarbig leucht-enden Holzbläser zur Geltung. Es folgt „Hallelujah auf der Trompete, Hallelujah

auf der Zimbel“; Messiaen nannte diesen Satz „kraftvoll und sonnig“ und ließ ihn in „einer Art Tanz vor der Arche“ ausklin-gen. Die letzte Meditation ist das „Gebet Christi, der zum Vater aufsteigt“. Dazu noch einmal der Komponist: „Der vierte Satz ist nun der emotionale Höhepunkt. Er baut auf einer heiter-empfindsamen und eksta-tischen Streicherphrase auf, die sich immer höher schraubt und schließlich in einem ganz einfachen Sextakkord hängen bleibt, der fast kein Ende zu haben scheint.“

Das besondere Konzert

Anja Schiffel

Jose

ph H

aydn

13. April 2014Ludwigshafen, Konzertsaal im PfalzbauSonderkonzert zur KarwocheKarl-Heinz Steffens, DirigentAnja Schiffel, SprecherinJ. Haydn „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ Hob. XX/1: A (Texte: Luise Rinser)O. Messiaen L’Ascension

Zweierlei Meditationen

Sonderkonzert zur KarwocheSonderkonzert zur Karwoche

VOM HEiliGEn DunKEl inS StRAHlEnDE licHt

Semana Santa in der Provinz Cádiz, wo die Kar- woche auch heute noch mit einer Vielzahl von einzigartigen Events, unterschiedlichen Prozessionen und dramatischen Szenen gefeiert wird.

MitMAchen und geWinnen!Für das Sonderkonzert am 13. April 2014 verlosen wir 5 x 2 eintrittskarten.Bitte schicken Sie uns eine E-Mail an [email protected] mit dem Betreff „das besondere Konzert“ und Ihren Kontaktdaten. Sie können uns auch gerne eine Postkarte schicken an:

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-PfalzStichwort SonderkonzertHeinigstraße 4067059 Ludwigshafen

Einsendeschluss ist der 28. März 2014Viel Glück!

Rede wieder ein. Dieser Darstellung musste meine Komposition angemessen sein. Die Aufgabe, sieben Adagios [...] aufeinander folgen zu lassen, ohne den Zuhörer zu ermüden, war keine von den leichtesten.“ Haydn löste sie jedoch mit solchem Erfolg, dass er die Stücke Jahre später noch einmal mit unterlegtem Text, als Oratorium, veröf-fentlichen konnte.

Wie die originale Orchesterfassung sei-ner Meditationsmusik heute im Konzert-

Page 16: Dsrp magazin 32014

16

Neuigkeiten und Meldungen

KAtJA KnAAK unterstützt die Verwaltung seit Oktober 2013. Sie studierte Violoncello in Den Haag und Lübeck und spielte als Orchestermusikerin u.a. beim NDR-Sinfonieor-chester, der Jenaer Philharmo-nie und als stellvertretende Solocellistin bei den Lünebur-ger Sinfonikern. Seit 2011 studiert sie Wirt-schaftswissenschaften und wird ihr Studium 2014 mit dem Bachelor of Science ab-schließen.

nAcHRuF DES ORcHEStERVORStAnDS AuF GERHARD R. WOlF

Gerhard Wolf, einer der treuesten Freunde der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, ist am 24. Oktober 2013 plötzlich und unerwartet verstorben.

Die Stiftung Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, bis heute die größte ihrer Art in der Metropolregion, ist eng mit seinem Namenverbunden. Er war einer der Gründerväter dieser im Februar 2002 ins Leben gerufenen Stiftung, ohne die unsere Kinder- und Jugendarbeit nicht so er-folgreich und nachhaltig möglich gewesen wäre; durch seine Initiative und Unterstützung gelang es uns, die Nachwuchsförderung fest im Profil des Orchesters zu verankern. Darüber hinaus entstand mit den Jahren ein privates, freundschaftliches Verhältnis zu den Musikerinnen und Musikern des Orchesters: Es war uns eine Freude, ihn als Ehrenmitglied in unseren Reihen aufzunehmen. Wir werden sein Andenken in Ehren halten.

Friedhelm Bießecker, Marcus Diehl und Friedrich-Martin VoigtGerhard R. Wolf

FRiScH GEPRESSt: ScHuMAnn Mit KARl-HEinZ StEFFEnS

Im Februar 2014 erscheint bei Coviello

Classics eine CD mit Einspielungen der vier

Sinfonien von Robert Schumann (Sinfonie

Nr. 1 B-Dur, op. 38 „Frühlingssinfonie“,

Sinfonie Nr. 2 C-Dur, op. 61, Sinfonie

Nr. 3 Es-Dur, op. 67 und Sinfonie Nr. 4 d-Moll,

op. 120) mit der Deutschen Staatsphilhar-

monie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von

Karl-Heinz Steffens. Die CD wird erhältlich

sein unter der Bestellnummer COV91403 bei

www.covielloclassics.de.

cD-REiHE MODERn tiMES Mit cAPRicciO unD DEutScHlAnDRADiODie Staatsphilharmonie startet mit Beginn des neuen Jahres eine mehrjährige und zukunfts-

weisende Zusammenarbeit mit dem renommierten und weltweit erfolgreichen Wiener

CD-Label Capriccio. In Kooperation mit Deutschlandradio werden das Orchester und

Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens unter dem Reihentitel „Modern Times“ vor allem

Werke des 20. Jahrhunderts aufnehmen. Im Januar 2014 wurden zunächst Werke von Bernd

Alois Zimmermann (1918-1970) – einem herausragenden deutschen Komponisten der

musikalischen Avantgarde – eingespielt: „Sinfonie in einem Satz“ (1953), die Ballettsuite

„Alagoana“ (Caprichos brasileiros, 1955), die Prélude für großes Orchester „Photoptosis“

(1968) und die Orchesterskizzen „Stille und Umkehr“ (1970).

Page 17: Dsrp magazin 32014

17

Mic

hael

Qua

st

Neuigkeiten und Meldungen

SO UM 5:KAMMERMuSiK SOnntAGS uM FünF SO Ä 23. FEbRuAR 2014 Ä 17:00

Ludwigshafen, Philharmonie

Kammersolisten der deutschen StaatsphilharmonieMichael Quast – wandelndes rezitativ

Wolfgang Amadeus Mozart

Auszüge aus „Don Giovanni“ KV 527

„das rezitativ und die liebe …“

Die Musiker der Deutschen Staatsphilhar-monie tauchen an diesem Nachmittag wie-der einmal in die faszinierende Welt der Oper ein. In Arien wie „Ah, chi mi dice mai“, „Madamina, il catalogo è questo“, „Giovi-nette, che fate all’amore“, „La ci darem la mano“, „Non ti fidar, o misera“, „Fin ch’han dal vino“, „Mi tradì quell’alma ingrata“ und anderen mehr erzählt das „Rezita-tiv“ Michael Quast in seiner unnachahm-lichen, witzigen und doch charmanten Art von den lebens- und liebeslustigen Ge-schichten des „Don Giovanni“.

Mot

iv: „

The

Shar

p Fa

mily

“ vo

n Jo

han

Jose

ph Z

offa

ny,

17

79 –

178

1 (

Nat

iona

l Por

trai

t G

alle

ry L

ondo

n)M

otiv

: „Th

e Sh

arp

Fam

ily“

von

Joha

n Jo

seph

Zof

fany

,

1779

– 1

781

(N

atio

nal P

ortr

ait

Gal

lery

Lon

don)

Mit Sonntagskaffee, Konzert-

einführung und kostenloser

Kinderbetreuung

HAnnA MAnGOlD Die neue stellvertretende Solo-Flötistin der Staatsphilharmonie stu-dierte an den Hochschulen für Musik und Theater in Hanno-ver und München. Nach Stati-onen bei der Jungen Deut-schen Philharmonie, beim Schleswig-Holstein Festival-Orchester sowie dem Gürze-nich-Orchester in Köln spielte sie als Akademistin beim Sin-fonieorchester des Bayeri-schen Rundfunks und als stellvertretende Solo-Flötistin an der Staatsoper Stuttgart. Hanna Mangold erhielt meh-rere Preise, u.a. den 2. Preis der Nicolet International Flute Competition in Peking und den 3. Preis beim internatio-nalen Flöten-Wettbewerb „Friedrich Kuhlau“.

SO Ä 6. APRil 2014 Ä 17:00

Ludwigshafen, Philharmonie

Anne Scheffel, KlarinetteJohanna lastein, ViolineFelicitas Villalón, ViolineStella Sykora-nawri, Violarut Bàntay, Violoncello

J. Françaix KlarinettenquintettJ. Brahms Klarinettenquintett h-Moll, op. 115

„Von hellen und dunklen Farben“

Es war der Klang der Klarinette, der es Johannes Brahms in seiner letzten Le-bens- und Schaffensperiode angetan hatte: Gleich in mehreren Werken widmete sich der Komponist in seinem Spätwerk diesem Instrument. Das bedeutendste unter diesen

Stücken ist wohl das Klarinettenquintett h-Moll, op. 115, das im 4. „SO um 5“-Kon-zert auf dem Programm steht. Zum Konzert-auftakt erklingt das Klarinettenquintett des französischen Komponisten Jean Françaix. Diese mit viel Geist und Witz ausgestattete Komposition, die im April 1977 als Auf-tragswerk des Klarinettisten Eduard Brunner vollendet wurde, orientiert sich an der tief-gründigen Leichtigkeit des Klarinettenquin-tetts von Wolfgang Amadeus Mozart.

DAniEl KROH unterstützt seit August 2013 die zweiten Violinen. Er studierte bei Prof. Ingolf Turban an der Musik-hochschule Stuttgart, bei dem er das Studium „Künstlerische Ausbildung“ 2007 mit Auszeichnung abschloss. Nach einem ERASMUS-Studienauf-enthalt im Jahr 2005 an der Guildhall School of Music and Drama in London absolvierte er dort 2007 ein Aufbau-

studium „Master of Music“ in der Klas-se von David Takeno.

Orchestererfahrung sammelte Daniel Kroh im Württembergischen Kammer-orchester Heilbronn, in den Staats-theatern Stuttgart, Nürnberg und Darmstadt, als Stipendiat im hr-Sinfo-nieorchester sowie im Opern- und Museumsorchester Frankfurt.

Page 18: Dsrp magazin 32014

18

nie statt. Ein Kernbestandteil – so Edel – sei die Reihe der Filmmusik-Konzerte mit Projektionen historischer Stummfilme: Seit 2002 wurde mindestens eine Veranstaltung pro Saison mit diesen Synergieeffekten aus Film und Konzert präsentiert. In Kooperati-on mit der Europäischen Film-Philharmo-nie wurden dabei in Zusammenarbeit mit „arte“ und der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung legendäre Meisterwerke wie „Ni-belungen“ oder „Metropolis“ und Charly Chaplin-Filme mit ihrer historischen oder nachkomponierten konzertanten Filmmu-sik gezeigt. Mit Frank Strobel stand und steht ein Spezialist für dieses Genre am Pult.

Auch in der aktu-ellen Saison wird am 13. Juni 2014 ein weiteres Filmmusik-konzert zu erleben sein: Anlässlich der Restaurierung des Filmes „Die Passion der Jungfrau von Orléans“ von Carl Theodor Dreyer hat Frank Strobel die Musik von Ole Schmidt für die aktuelle Fassung bearbeitet. Die Musik führt – teils in filigraner Besetzung stimmungsvoll und dramatisch mit viel Schlagwerk operierend – geschmeidig durch die suggestive Bilderflut.

Edel sieht in der Aufführung zeitgenös-sischer Kompositionen einen weiteren programmatisch erfolgreichen Schwerpunkt, z. B. das ´Dies Irae´ für Posaune und Orche-ster von Christian Jost oder die deutsche Erstaufführung des Gitarrenkonzerts des spanischen Komponisten Manuel More-no-Buendia. Kaiserslautern verdanke der Deutschen Staatsphilharmonie aber auch

Eine Kulturstadt scheint Kaiserslautern

auf den ersten Blick nicht zu sein. Die

Metropole in der Westpfalz ist

zunächst als traditionsreiche Fußball-

stadt bekannt, die mit dem FCK

Deutsche Meisterschaften und Pokal-

siege feiern durfte und sich 2006 im

Glanz von WM-Spielen als einer der

Austragungsorte sonnte. Darüber

hinaus hat sich die Technische Univer-

sität mit dem angeschlossenen

Fraunhofer-Institut einen hervorragen-

den Ruf erworben. Doch schon diese

Technische Universität schlägt mit

ihrem Sinfonieorchester, zwei Konzert-

chören und der Bigband die verbin-

dende Brücke zur Innenstadt, die mit

ihren ambitionierten kulturellen

Einrichtungen durchaus punkten kann.

Fruchthalle, Außen- und Innenaufnahme

Spielort

Ob das Kulturzentrum Kammgarn mit internationalen Jazzfestivals, das Pfalzthe-ater mit 150-jährigem Jubiläum oder zwei Bezirkskantoreien beider Konfessionen und zwei Musikschulen (Städtische und Kreis-musikschule), sie alle fungieren als Veran-stalter von überregional beachteten Kon-zerten. Schließlich hat die Deutsche Radio Philharmonie einen ihrer beiden Standorte hier und die Pfalzgalerie bietet mit einer großen graphischen Sammlung der Arbei-ten von Picasso und einem Slevogt-Bestand von zwanzig Bildern sowie einem hochran-gigen Bild des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner höchstes Niveau. Mit dem in An-lehnung an die Münchner Pinakothek im klassizistischen Stil entstandenen Bau der Pfalzgalerie bildet diese eine Kulturachse mit Theater und Fruchthalle.

Dieses im Stil der italienischen Frühre-naissance gebaute und zur Weltmeister-schaft aufwändig von einem Förderverein restaurierte Gebäude beherbergt einen Kon-zertsaal, Spielstätte der Deutschen Staats-philharmonie Rheinland-Pfalz bei den be-liebten Sinfoniekonzerten. Die Befragung der Direktorin des Städtischen Referats für Kultur, Dr. Andrea Edel, führt zu einer Laudatio des Partnerorchesters der Stadt Kaiserslautern der allerersten Stunde. Seit seiner Gründung im Jahre 1919 gastiere das Orchester regelmäßig im historischen Konzertsaal. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Konzertleben nach Edels Recher-chen neu organisiert. Die Staatsphilharmo-nie sei von Anfang an in die Städtischen Konzertreihen eingebunden gewesen: „Eine Kontinuität, die bis heute erhalten blieb“, sagt Andrea Edel. Derzeit finden pro Saison drei Sinfoniekonzerte der Staatsphilharmo-

Sinfoniekonzerte in Kaiserslautern

SinFOniScHE VERMäcHtniSSE, ZEitGEnÖSSiScHE KOMPOSiti-OnEn unD RARitätEn

Dr. Andrea Edel, Direktorin des Städtischen Referats für Kultur in Kaiserslautern

Page 19: Dsrp magazin 32014

19

zahlreiche unvergessliche Gastspiele mit international renommierten Solisten: Deren Liste ist lang und führt vor allem Geiger, Pia-nisten und Cellisten von Weltrang auf – z. B. Patricia Kopatchinskaja, Frank Peter Zim-mermann, Nikolai Tokarew, Herbert Schuch oder Maximilian Hornung. Bewegende und herausragende Eindrücke gelangen nach Edels Einschätzung dem Orchester, als der damalige Chefdirigent Ari Rasilainen selbst zum Mikrofon griff und zu finnischer Tan-gomusik als Sänger in Erscheinung trat. Für das gelungene Zusammenwirken der Staatsphilharmonie mit regionalen Kräften nennt Edel das denkwürdige Konzert 2011, in dem der Konzertchor des Musikvereins Kaiserslautern die Chorpartie von Beetho-vens Fantasie für Klavier, Chor und Orche-ster gestaltete.

In den letzten Jahren fiel das Programm mit der Staatsphilharmonie vor allem da-durch auf, dass es programmatisch Ni-schen besetzte: So fand im Dezember 2007 ein Crossover-Projekt mit dem Rascher Saxophon-Quartett statt. Diese Offenheit und der Gedanke origineller Kooperation prägte auch das Weihnachtskonzert, das die Staatsphilharmonie im Dezember 2011 zu-sammen mit dem Humoristen Chako Ha-bekost gestaltete. Der machte den überlie-ferten Briefwechsel Mozarts in Kostproben zu einem komödiantischen Spaß, während sich das Orchester einmal mehr als Mozart-Experte von Rang empfehlen konnte. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglich-keiten war das Orchester auch im Dezember 2012 durch die Aufführung des gelungenen Versuchs des Komponisten Saint-Saëns, in dessen dritter Sinfonie (Orgelsinfonie) eine elektronische Orgel zu integrieren.

Auch in dieser Spielzeit setzt sich diese span-nende Entdeckungsreise durch die Schatz-kammer mit Raritäten und Kuriositäten fort: Doppelkonzerte haben Seltenheitswert und die Staatsphilharmonie wartete im Novem-ber 2013 gleich mit zweien auf: Mozarts

Pfalztheater Japanischer Garten

Spielort

17. Januar 2014Kaiserslautern, FruchthalleSinfoniekonzertKarl-Heinz Steffens, Dirigent Michael Barenboim, Violine R. Schumann Ouvertüre zu „Die Braut von Messina“ von Friedrich Schiller für großes Orchester c-Moll, op. 100P. Tschaikowsky Violinkonzert D-Dur, op. 35R. Schumann Sinfonie Nr. 1 B-Dur, op. 38 „Frühlingssinfonie“

13. Juni 2014 Kaiserslautern, Fruchthalle die Passion der Jungfrau von orléans – Filmmusikkonzert Ole Schmidt, Komposition Frank Strobel, Dirigent

Anlässlich der Restaurierung des Films „La Passion de Jeanne d’Arc“ (Die Passion der Jungfrau von Orléans“), 1928 unter der Regie von Carl Theodor Dreyer in Frankreich entstanden, hat Frank Strobel die Musik von Ole Schmidt (1983) für die aktuelle Fassung bearbeitet. Konzert mit Vorführung dieses frühen filmischen Meisterwerks.

traktive Sinfoniekonzertprogramme mit der Staatsphilharmonie geschmiedet“, freut sich Edel. So sind Wiederaufführungen von klas-sischer Musik der Mannheimer Schule – nicht nur von Wolfgang Amadeus Mozart – geplant: „Neben dieser bedeutenden Epo-che der deutschen Kulturgeschichte widmen wir weitere Konzertprogramme für Kaisers-lautern auch Gegenwartsmusik der Karls-ruher Schule, in deren Zentrum der Kom-ponist Wolfgang Rihm und seine Schüler stehen.“

Text: Reiner Henn

und Poulencs Konzerte – jeweils für zwei Klaviere – hatten zudem durch die beiden Interpretinnen und Schwestern Mona und Rica Bard aus Ludwigshafen einen regi-onalen Bezug. Dennoch sind die großen sinfonischen Vermächtnisse seit Mozart und bis Richard Strauss der klassisch-roman-tischen Epoche die eigentliche historische Stärke: Darauf besinnt sich das Orchester beim nächsten Sinfoniekonzert am 17. Ja-nuar 2014 mit einer Ouvertüre von Robert Schumann, seiner „Frühlingssinfonie“ und dem Violinkonzert von Tschaikowsky, das mit dem herausragenden Solisten Michael Barenboim, Sohn von Klavierlegende Dani-el Barenboim und der Pianistin Elena Bash-kirova, besetzt ist. Der junge Barenboim gilt als einer der vielseitigsten und begabtesten Interpreten seiner Generation.

„Für die Zukunft haben wir für Kaisers-lautern großartige Pläne für weitere at-

Die Musiker der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz

Page 20: Dsrp magazin 32014

20

Die Operngala mit dem weltberühmten Tenor am 3. November 2013 im Königreich Bahrain war für die Musiker ein besonderes Erlebnis. Minutenlange Standing Ovations, nicht endender Beifall: Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, der welt-berühmte Tenor Plácido Domingo sowie die Sängerinnen Aylin Pérez und Julia Novikova begeisterten das Publikum am National Theatre der Hauptstadt Manama.

Passend zum Wagner- und Verdi-Jahr stand zunächst die Ouvertüre von Richard Wagners Meistersingern auf dem Programm. Es folgten Arien aus Wagners Walküre, den Verdi-Opern Troubadour, La Traviata und Rigoletto. Der zweite Teil des Galapro-gramms stand mit Werken von Franz von Suppé, Johann Strauß und Franz Lehár ganz im Zeichen der Romantik und der Operette. Auch spanische Klänge aus beliebten Zar-zuelas hatten Domingo und die Staatsphil-harmonie für Bahrain im Gepäck.

zwei Tage gebraucht, um hier in Deutsch-land wieder anzukommen“, berichtet Olga Pogorelova, erste Konzertmeisterin, über ihre erste gemeinsame Reise mit ihren neuen Kollegen. Die Konzertreise nach Bahrain war dank der guten internationalen Kontakte des Intendanten Prof. Michael Kaufmann kurzfristig zustande gekommen.

Die Spanien-tournee führt nach Zaragoza, Alicante, castellón und VicBald schon werden wieder die Koffer ge-packt, denn die nächste Konzertreise steht

bereits vor der Tür: Am 19. Januar 2014 geht es nach Spanien. Vier Konzerte stehen in den Städten Zaragoza, Alicante, Castellón de la Plana und Vic auf dem Programm. Dies wird die erste Tournee mit Generalmu-sikdirektor Karl-Heinz Steffens werden. Der Chefdirigent freut sich schon auf die Reise: „Nachdem wir ja bei nahezu allen unseren Konzerten „auf Tour“ sind, weil wir keinen eigenen Konzertsaal haben, freut mich die Aussicht auf unsere Spanien-Tournee in mehrfacher Hinsicht. Dabei ist es für das Orchester und für mich besonders schön, dass wir uns als Botschafter von Rheinland-Pfalz im Ausland mit dem sinfonischen Kernrepertoire präsentieren.“

Begleitet wird die Staatsphilharmonie von Mikhail Ovrutsky an der Violine. „Ein Geiger auf dem Weg zur Weltspitze“ so bezeichnete ihn die Neue Luzerner Zei-tung. Mit seiner von zahlreichen Kritikern bestätigten außerordentlichen Begabung, seiner stupenden Technik und Tiefgründig-keit sowie seinem „glutvollen Geigenton“ (KULTURSpiegel) zählt Mikhail Ovrutsky zu den derzeit herausragenden Geigern. Er wird mit dem Konzert für Violine und Orchester D-Dur, op. 61 von Ludwig van Beethoven zu hören sein. Beethoven kompo-nierte das Werk für den befreundeten Gei-genvirtuosen Franz Clement (1780–1842), der es am 23. Dezember 1806 in einem seiner Konzerte im Theater an der Wien zur Uraufführung brachte. Es ist sein einziges vollendetes Werk dieser Gattung.

Staatsphilharmonie auf Tour

Mikhail Ovrutsky: „Ein Geiger auf dem Weg zur Weltspitze“

Das Orchester unterwegs

StAnDinG OVAtiOnS in bAHRAin unD KOnZERtREiSE nAcH SPAniEn

links: mit Plácido Domingo in Bahrain | rechts: Das futuristische Teatre L’Atlantida des katalani-schen Architekten Josep Llinàs

Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, der weltberühmte Tenor Plácido Domingo sowie die Sängerinnen Aylin Pérez und Julia Novikova

„Es war eine eindrucksvolle Reise und sehr befruchtend für das Orchester. Es ist ein-fach ein Erlebnis, mit Plácido Domingo zu konzertieren“, sind sich 1. Konzertmeister Nikolaus Boewer und Orchestervorstand Friedhelm Bießecker einig. „Es war eine sehr intensive Zeit und ich habe erst einmal

Page 21: Dsrp magazin 32014

21

Schule & Familie

Partnerschaft mit der Erich Kästner-Schule:

Die zweite Dezemberwoche 2013 stand ganz im Zeichen der Education-Arbeit der Deutschen Staatsphilharmonie. Im Rahmen der Partnerschaft mit der Erich Kästner-Schule erlebten die Schülerinnen und Schüler einen Audio-Guide-Probenbesuch in der Philharmonie und kurz darauf stellten Blechbläser des Orchesters in der Schule ihre Instrumente vor.

Die zweite Dezemberwoche 2013 stand ganz im Zeichen der Education-Arbeit der Deutschen Staatsphilharmonie. Im Rahmen der Partnerschaft mit der Erich Kästner-Schule erlebten die Schülerinnen und Schü-ler einen Audio-Guide-Probenbesuch in der Philharmonie und kurz darauf stellten Blechbläser des Orchesters in der Schule ihre Instrumente vor.

Mozart, Vivaldi und Bach: Am 9. Dezember 2013 standen die Musiker mit Gastdiri-gent Matthias Foremny in der Philharmonie unter genauer Beobachtung! Nach der Be-grüßung durch Tuba-Spieler Ralf Rudolph wurden die 2. Klassen der Erich Kästner-Schule mit Audio-Guides ausgestattet und verfolgten die Probenarbeit des Orchesters. Rudolph gab den Kindern über ihre Kopfhö-rer Erklärungen zu der gespielten Musik, den Zeichen und Anweisungen des Dirigenten sowie zu den Instrumenten. Nach einer klei-nen Stärkung mit Getränken und Brezeln zeigte der musikbegeisterte Nachwuchs auf einem großen Orchesterplakat, welche In-strumente bei der Probe zum Einsatz kamen und übte das Dirigieren vor der Klasse.

Nur ein paar Tage später kam es zu einem Wiedersehen in der Erich Kästner-Schule. Ein Blechbläserquartett besuchte die zwei-ten Klassen. Sjön Scott am Horn, Klaus Wendt an der Trompete, Jürgen Schaal an der Posaune und Ralf Rudolph mit seiner Tuba erklärten den Kindern, wie Blech-blasinstrumente funktionieren und gaben kleine musikalische Beispiele. „Die Kinder

inStRuMEntEnVORStEllunGEn, ADVEntSbASAR unD GEFüHRtE PRObEnbESucHE

waren sehr interessiert und haben tolle Fragen gestellt“, freute sich Hornist Scott. Im Anschluss begleiteten die philharmo-nischen Blechbläser im Schulhof mit Weih-nachtsliedern die Eröffnung des Adventsba-sars der Schule, der jedes Jahr von Schülern, Lehrern und Eltern aus allen Klassenstufen gemeinsam gestaltet wird.

In den kommenden Monaten gibt es wieder Einiges zu erleben: Die zweiten und vierten Klassen bekommen Besuch eines Cello-Quar-tetts und werden das Orchester bei einer Probe zum Kinderkonzert „Die Geschichte vom Soldaten“ begleiten dürfen.

KRAbbElKOnZERtE unD WORKSHOP Mit AnDREA APOStOli

Für die Spielzeit 2013/2014 konnte die Staatsphilhar-monie Andrea Apostoli für die Education-Arbeit gewin-nen. Apostoli ist nicht nur Präsident des AIGAM (Italie-nischer Verband der Gordon Musikerziehung), sondern auch Musiker, Musikvermittler und Konzertpädagoge bei der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom. Unter seiner Leitung fanden am 19. und 20. November 2013 Education-Workshops für Orchestermusiker und Lehrkräfte der Erich Kästner-Schule sowie zwei Krabbel-konzerte statt. Eltern und Babys hatten wieder großen Spaß an der Musik und fühlten sich wohl auf dem (Klang-)Teppich in der Philharmonie.

der termin für das nächste Krabbelkonzert steht fest: Sonntag, 27. April 2014, 11.00 uhr in der Philharmonie. Vormerkungen unter [email protected] oder Telefon 0621 59909-0.

Page 22: Dsrp magazin 32014

Kolumne

Prof. Dr. Matthias Henke

Die unvermutete begegnung

22

Ernst Ludwig Kirchner „Negertanz“, 1911

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen,

Düsseldorf

Page 23: Dsrp magazin 32014

Die unvermutete begegnung

ten hat? Oder war es einer jener berühmten Häutungen, denen der Mensch angeblich alle sieben Jahre unterliegt?

Angeregt durch diesen musikalischen „Ur-knall“ begann ich mich weiter mit Milhaud zu beschäftigen. Mir imponiert nun an sei-ner Künstlerpersönlichkeit, dass er wohl der erste europäische Komponist war, der im New Yorker Harlem Jazzlokale aufsuchte, um die aufwühlende Musik der Afroame-rikaner aus erster Hand kennen zu lernen. Das wiederum war für Milhaud eine Art Urknall. Denn er realisierte sofort, dass er bislang (in Europa) nur das Abziehbild des Jazz kennen gelernt hatte, etwa in Form der perfekten, aber sterilen Arrangements des Bandleaders Paul Whiteman. Und er be-schloss, vom authentischen Jazz zu lernen, und dessen „dirty notes“ und Freiheitsge-fühl in seine eigene Musik zu integrieren. So entstand ein weiteres Ballett: Milhauds „Schöpfung der Welt“ („La création du monde“) nach afrikanischen Mythen.

„Die unvermutete Begegnung“ – so hieß auch ein Opernstoff, der im 18. Jahrhundert vielfach vertont wurde, etwa von Gluck oder Haydn. Er behandelt indes die elektrisieren-de Begegnung zwischen Abendland und Orient, Christentum und Islam. Die unver-mutete Begegnung hat also nicht nur eine musikalische, sondern auch eine humane Dimension. Demnach ist sie ein Akt kultu-rellen Lernens.

23

Ob Musikliebhaber oder -profi, ob Klassikhörer oder Popfan: Es ist erstaun-

lich, welche Mengen an Musik wir im Lauf unseres Lebens konsumieren.

Relativ schnell aber, in der Regel gegen Ende der Kindheit, ist der Mensch

auf ziemlich begrenzte Vorlieben festgelegt. Er wird zum Ausschlusshörer,

obwohl er meistens glaubt, einen offenen Musikbegriff zu haben.

Der eine mag keine Rockmusik, wegen der hämmernden Rhythmen,

die andere kann Mozart (weil zu soft!) nicht leiden. Dann gibt es einige,

die den Belcanto-Gesang als unnatürlich empfinden. Andere wiederum

fühlen sich von dem Riesenorchester und den Längen Richard Wagners

bedrängt. Dritte fremdeln mit dem Sound von Streichquartetten. Vierte

mögen kein Blech. Und ... und ... und ...

Manchmal kommt es jedoch zu Verwerfungen: Das, was man zuvor strikt ablehnte, er-scheint von einem Moment

zum nächsten – oft mit jäher Vehemenz und ohne Ankündigung – in neuem Licht. Herauskatapultiert aus eingefahrenen Ge-hörgängen, spürt man dabei oftmals eine Weitung der eigenen Wahrnehmung, ja, ein Glücksempfinden, als sei man wieder in Kinderland, im Reich der unverstellten Erfahrungen. War es nicht Picasso, der einmal gesagt hat, er habe ein Leben lang gebraucht, um mit den Augen eines Kindes zu malen?

Mir ist das Geschenk einer unvermuteten Begegnung erst vor kurzem wieder einmal zuteil geworden – bezüglich des franzö-sischen Komponisten Darius Milhaud. Ich hörte eine frühe Komposition von ihm, eine Ballettmusik aus den 1920er Jahren, die den ulkigen (surrealistischen) Namen „Le bœuf sur le toît“ trägt, zu deutsch: „Der Ochse auf dem Dach“, und auf einem brasilianischen Volkslied basiert. Plötzlich entdeckte ich die Leichtigkeit dieser Musik, die wie Champagner im Glas aufsteigt, mit schlaksigen Rhythmen und Klängen, die niemals schwitzen – Qualitäten, die ich zuvor, während der vielen Jahre, seit denen ich Werke Milhauds kenne, nicht wirklich wahrgenommen hatte. Weil ich anders unterwegs war, mein Hauptohrenmerk bis dahin komplexeren Musiksprachen gegol-

Matthias Henke, Univ.-Prof. Dr., seit 2008 Professor für Musikwissenschaft an der Universität Siegen, seit 2013 Gastprofessor an der Donau-Universität Krems, Wissenschaft-licher Beirat der Ernst Krenek Institut Privatstiftung, Wis-senschaftlicher Beirat der Kurt-Weill-Gesell-schaft Dessau, Vor-standsmitglied der Eduard-Erdmann-Gesellschaft.Prof. Dr. Matthias Henke ist Autor zahl-reicher Bücher und Aufsätze zur Musik des 20. Jahrhunderts (Schwerpunkt Öster-reich); aktuelle Ver-öffentlichung: Schön-heit und Verfall –Thomas Mann und Ernst Krenek (i.V.)

Page 24: Dsrp magazin 32014

FR Ä 16. MAi 2014 Ä 19:30 Ä LudwigshafenSA Ä 17. MAi 2014 Ä 19:30 Ä Ludwigshafen

BAllett „Julia und romeo“Alexander Polianichko, dirigentMats ek, choreographieroyal Swedish Ballet

P. Tschaikowsky Ausschnitte aus Sinfonien und Suiten

SA Ä 31. MAi 2014 Ä 20:00 Ä Weilburg, SchlossSO Ä 1. Juni 2014 Ä 20:00 Ä Weilburg, Schloss

domingo hindoyan, dirigentreinhold Friedrich, trompete

Werke von F. Mendelssohn Bartholdy, J. Haydn, L. van Beethoven und W. A. Mozart

MO Ä 2. Juni 2014 Ä 19:30 Ä Ludwigshafen

4. PhilhArMoniScheS Konzert domingo hindoyan, dirigentreinhold Friedrich, trompete

F. Mendelssohn Bartholdy Konzert-Ouvertüre zu „Das Märchen von der schönen Melusine“ F-Dur, op. 32J. Haydn Trompetenkonzert Es-Dur, Hob.VIIe:1L. van Beethoven Fidelio, 2. Akt, Finale (Bearbeitung für Trompete von Reinhold Friedrich)L. van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll, op. 67

FR Ä 13. Juni 2014 Ä 20:00 Ä Kaiserslautern

die Passion der Jungfrau von orléansole Schmidt, KompositionFrank Strobel, dirigent

Filmmusikkonzert anlässlich der Restaurierung des Films „La Passion de Jeanne d’Arc“ von1928

SO Ä 22. Juni 2014 Ä SpeyerunD 3. – 5. Juli 2014 Ä Speyer

Mozartfest Speyer

hÖhePunKteMAi – Juli 2014

deutsche Staatsphilharmonie

rheinland-PfalzHeinigstraße 40

67059 Ludwigshafen

Telefon 0621 - 59 90 90

Telefax 0621 - 59 90 950

[email protected]

www.staatsphilharmonie.de

In der Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz

ihr nächstes MAGAZin erscheint

im April 2014

Dom

ingo

Hin

doya

n

3

#4Magazin Mai 2014 –Juli 2014

Mozartfest Speyerliebenswürdige Heiterkeit bei leicht flüchtiger Musik

Seite 8: Interview mit Minister Blindtext

TexTGreNZeN SpIeleN BlINdTexT

Seite 14: Blindtext Blindtext

BlINdTexTOffeNSIve AM BlINdTexT

Seite 10: Stiftung Blindtext

BeST prAcTIce für deN BlINdTexT

#4Magazin Mai 2014 –Juli 2014

Mozartfest Speyerliebenswürdige Heiterkeit bei leicht flüchtiger Musik

Seite 8: Interview mit Minister Blindtext

TexTGreNZeN SpIeleN BlINdTexT

Seite 14: Blindtext Blindtext

BlINdTexTOffeNSIve AM BlINdTexT

Seite 10: Stiftung Blindtext

BeST prAcTIce für deN BlINdTexT

MAGAZIN