6
die einfachere Art der Behandlung, da das regelmäßige Putzen der Dochte und Zylinder wegfällt. Außerdem sind die selbst bei den besten Petroleumlampen auftretenden Übelstände des leichten Rußens und Blakens, des Ausschwitzen des Bassins und des unangenehmen Geruchs bei den Spiritusglühlichtlam- pen nicht vorhanden. Alle geschilderten Vorzüge rechtfertigen es, daß die Spiritus- beleuchtung schnell an Verbreitung zugenommen hat und noch ständig an Ausdehnung gewinnt. Das Spiritusglühlicht wird daher nicht nur den Wettbewerb mit dem Petroleum aufnehmen, sondern auch neben seinen stolzeren Schwestern, der Gasbeleuchtung und der Elektrizi- tät, sich seinen Platz zu erobern wissen. Wenn diese letzteren – als zentrale Anlagen – sich namentlich für die Lichtversor- gung großer und mittlerer Gemeinden und industrieller Groß- betriebe eignen, so ist die Spiritusbeleuchtung hauptsächlich dort am Platze, wo kleinere Ortschaften und vereinzelt liegen- de Gebäude, Fabriken und Gehöfte dem Bedürfnisse nach einer besseren und dabei wohlfeileren Beleuchtung gerecht werden wollen. Schon jetzt sind im Gebiete der Eisenbahnverwaltun- gen, in kleineren Städten und Dörfern und namentlich in land- wirtschaftlichen Betrieben viele Tausende von Spirituslampen in ständiger Benutzung. Dazu tritt noch die erheblich größere Anzahl von Lampen, die in Stadt und Land in Haushaltungen in Gebrauch sind. Aus: „Das Gasglühlicht“ von Dr. C. Richard Böhm, Leipzig 1905, S. 323–333 Kopiert und neu gesetzt mit L A T E X von Christian Hintz, Münster i /W, den 30. Januar 2008 12 Durch flüssige Brennstoffe erzeugtes Glühlicht Das Spiritusglühlicht 1 Mit der Erfindung des Auerschen Gasglühlichts war auch das Mittel gegeben, den Spiritus, welcher trotz seiner leichten, ruß- freien Verbrennung bisher zu Leuchtzwecken, wegen seiner kaum leuchtenden Flamme keine Anwendung finden konnte, in Spiri- tusglühlichtlampen zur Lichterzeugung zu benutzen. Die ersten Spiritusglühlichtlampen wurden im Jahre 1895 in den Verkehr gebracht und verfehlten nicht, wegen ihres strahlenden, dem Gasglühlichte ebenbürtigen Lichtes damals die lebhafteste Auf- merksamkeit zu erregen. Den anstrengenden Bemühungen der Erfinder und Fabrikanten ist es seitdem gelungen, eine Anzahl von Lampenformen zu schaffen, welche bezüglich Gleichmäßig- keit des Betriebes und Güte des erzeugten Lichtes die Behaup- tung rechtfertigen, daß das Spiritusglühlicht die Konkurrenz mit anderen Beleuchtungsarten aufnehmen kann. Der wesentliche Unterschied zwischen dem Spiritusglühlicht und denjenigen Beleuchtungsarten, welche auf der Anwendung anderer flüssiger Brennstoffe, wie z. B. Petroleum, beruhen, oder welche direkt ein gasförmiges Produkt, wie das Leucht- gas, verwenden, liegt darin, daß bei fast allen Lampensystemen der als Material dienende Spiritus, ehe er in dem eigentlichen Brenner zur Verbrennung gebracht wird, in der Lampe selbst in gasförmigen Zustand überführt werden muß. Darum bildet 1 Eine ausfühliche Beschreibung der einzelnen Lampenkonstruktionen be- findet sich in einem Vortrage Wittelshöfers, der im Jahrbuch des Vereins der Spiritusfabrikanten in Deutschland (1903, III) abgedruckt ist; ferner vergl. Sidersky 1

Durch üssige Brennsto e erzeugtes Glühlicht - napoleum.de · der als Material dienende Spiritus, ehe er in dem eigentlichen Brenner zur Verbrennung gebracht wird, in der Lampe selbst

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

die einfachere Art der Behandlung, da das regelmäßige Putzender Dochte und Zylinder wegfällt. Außerdem sind die selbstbei den besten Petroleumlampen auftretenden Übelstände desleichten Rußens und Blakens, des Ausschwitzen des Bassinsund des unangenehmen Geruchs bei den Spiritusglühlichtlam-pen nicht vorhanden.Alle geschilderten Vorzüge rechtfertigen es, daß die Spiritus-

beleuchtung schnell an Verbreitung zugenommen hat und nochständig an Ausdehnung gewinnt.Das Spiritusglühlicht wird daher nicht nur den Wettbewerb

mit dem Petroleum aufnehmen, sondern auch neben seinenstolzeren Schwestern, der Gasbeleuchtung und der Elektrizi-tät, sich seinen Platz zu erobern wissen. Wenn diese letzteren– als zentrale Anlagen – sich namentlich für die Lichtversor-gung großer und mittlerer Gemeinden und industrieller Groß-betriebe eignen, so ist die Spiritusbeleuchtung hauptsächlichdort am Platze, wo kleinere Ortschaften und vereinzelt liegen-de Gebäude, Fabriken und Gehöfte dem Bedürfnisse nach einerbesseren und dabei wohlfeileren Beleuchtung gerecht werdenwollen. Schon jetzt sind im Gebiete der Eisenbahnverwaltun-gen, in kleineren Städten und Dörfern und namentlich in land-wirtschaftlichen Betrieben viele Tausende von Spirituslampenin ständiger Benutzung. Dazu tritt noch die erheblich größereAnzahl von Lampen, die in Stadt und Land in Haushaltungenin Gebrauch sind.

Aus: „Das Gasglühlicht“ von Dr. C. Richard Böhm, Leipzig 1905, S. 323–333Kopiert und neu gesetzt mit LATEX von Christian Hintz, Münster i/W, den 30. Januar 2008

12

Durch flüssige Brennstoffe erzeugtesGlühlicht

Das Spiritusglühlicht1

Mit der Erfindung des Auerschen Gasglühlichts war auch dasMittel gegeben, den Spiritus, welcher trotz seiner leichten, ruß-freien Verbrennung bisher zu Leuchtzwecken, wegen seiner kaumleuchtenden Flamme keine Anwendung finden konnte, in Spiri-tusglühlichtlampen zur Lichterzeugung zu benutzen. Die erstenSpiritusglühlichtlampen wurden im Jahre 1895 in den Verkehrgebracht und verfehlten nicht, wegen ihres strahlenden, demGasglühlichte ebenbürtigen Lichtes damals die lebhafteste Auf-merksamkeit zu erregen. Den anstrengenden Bemühungen derErfinder und Fabrikanten ist es seitdem gelungen, eine Anzahlvon Lampenformen zu schaffen, welche bezüglich Gleichmäßig-keit des Betriebes und Güte des erzeugten Lichtes die Behaup-tung rechtfertigen, daß das Spiritusglühlicht die Konkurrenzmit anderen Beleuchtungsarten aufnehmen kann.Der wesentliche Unterschied zwischen dem Spiritusglühlicht

und denjenigen Beleuchtungsarten, welche auf der Anwendunganderer flüssiger Brennstoffe, wie z. B. Petroleum, beruhen,oder welche direkt ein gasförmiges Produkt, wie das Leucht-gas, verwenden, liegt darin, daß bei fast allen Lampensystemender als Material dienende Spiritus, ehe er in dem eigentlichenBrenner zur Verbrennung gebracht wird, in der Lampe selbstin gasförmigen Zustand überführt werden muß. Darum bildet

1Eine ausfühliche Beschreibung der einzelnen Lampenkonstruktionen be-findet sich in einem Vortrage Wittelshöfers, der im Jahrbuch desVereins der Spiritusfabrikanten in Deutschland (1903, III) abgedrucktist; ferner vergl. Sidersky

1

NichtminderwichtigalsdiesegeringeWärmeentwicklungistauchdiewesentlichgeringereLuftverschlechterung,welchebeiSpiritusglühlichtlampengegenüberdenPetroleumlampenentsteht.SowohlSpirituswiePetroleumsindkohlenstoffhalti-geKörper,unddiebeiderVerbrennungderselbenentstehen-denProduktesindbeibeidenKohlensäureundWasserdampf.DienachteiligenWirkungenderKohlensäureaufdieBeschaf-fenheitderLuftingeschlossenenRäumensindhinreichendbe-kannt,undallehygienischenMaßregelnwerdenangewandt,umeinemöglichstreine,kohlensäurearmeLuftindenWohnräu-menzuerhalten.DiechemischeZusammensetzungdesPetro-leumsergibtaber,daßdasselbeimMittel85%Kohlenstoffent-hält,währendimabsolutenSpiritusnur52,2%,insolchemvon90Vol-%nur44,6%Kohlenstoffvorhandensind.Hierausfolgt,daßbeimVerbrennenvon100gSpiritusvon90Vol-%nur163gKohlensäureentstehen,währendbeimVerbrennendergleichenMengePetroleum312gdiesesGasesentwickeltwerden.Rech-netmanhierzunochdenwesentlichengeringerenVerbrauchanSpiritus,welchergegenüberPetroleumzurErzeugungglei-cherLichtmengenerforderlichist,soergebensichnochwesent-lichgünstigereVerhältnisse.EineSpiritusglühlichtlampevon25KerzengibtproStunde86gKohlensäureandenRaumab,währendeinegleichstarkePetroleumlampe234gKohlensäu-reabgibt,sodaßalsodiebeiderSpiritusbeleuchtungeintre-tendeLuftverschlechterungwenigmehralseinDrittelderjeni-generreicht,welchedurchdasPetroleumlichtbewirktwird.EswirddiesauchdurchdieallgemeinbeobachteteTatsachebe-stätigt,daßsichdieLuftindemmitSpirituslampenbeleuchte-tenRaumewesentlichbessergestaltetalsbeiVerwendungvonPetroleumbeleuchtung.ZudiesenVorteilenderSpiritusbeleuchtunggeselltsichnoch

11

auchbeidenmeistenvorhandenenLampendieVergasungsvor-richtungdenwichtigstenBestandteil.MankanninderKonstruktiondieserVergaserlampendrei

Hauptgruppenunterscheiden.DieersteGruppe(s.Fig.1)um-faßtLampen,beiwelchenunterAnwendungeinerständigbren-nenden,kleinenHilfsflammederSpiritus,derausdemLampen-bassindurchinRöhrenbefindlichenDochteaufgesaugtwird,erhitztundinDampfübergeführtwird,umalsdannnachPas-siereneineskleinen,alsGasometerundDruckreglerdienen-denZwischenstückesindeneigentlichenBrennerauszuströ-men,welchletztererbeiallenLampenwesentlichgleichist,undauchdenfürdasGasglühlichtangewandtenBrennerformenäh-nelt.

Fig.1:Spiritus-Glühlichtbrenner„Auer“undVergaservorrichtungderSpiritus-Glühlichtlampe„Auer“

BeiderzweitenGruppe(Fig.2u.3)hatmanvonderUn-terhaltungeinerständigbrennendenHilfsflammeabgesehen

2

Stärke von 90Vol.-% beim Verbrennen etwa 5 500 Wärmeein-heiten entwickelt, während 1 kg Petroleum bei vollständigerVerbrennung deren 10 000 erzeugt. Es ist also die beim Ver-brennen von Spiritus entstehende Wärmemenge nur etwa halbso groß, wie diejenige, welche beim Verbrennen der gleichenMenge Petroleum entwickelt wird. Allerdings wird bei der Ver-wendung dieser Brennstoffe zur Lichterzeugung ein Teil derdurch die Verbrennung erzeugten Wärme in Licht umgewan-delt und kommt daher nicht als Wärme zum Ausdruck, undzwar ist die Wärmemenge, welche bei den Spiritusglühlicht-lampen in Licht umgewandelt wird, eine viel größere als beimPetroleum. Aber im Ganzen ist doch selbst bei den besten Spi-ritusglühlichtlampen die in Licht umgewandelte Wärmemengenur eine so geringe – sie erreicht noch nicht 1% –, daß manohne Schaden der Rechnung annehmen kann, daß die in denzu beleuchtenden Raum übergeführte Wärmemenge bei bei-den Leuchtstoffen fast vollständig deren Wärmewert, d. h. ih-rem Gehalt an Wärmeeinheiten entspricht. Eine Berechnungzeigt, daß eine Spiritusglühlampe von 25 Kerzen pro Stundebei mittlerem Verbrauche 288 Wärmeeinheiten in den Raumabstrahlt, während eine gleich große Petroleumlampe 750 Ka-lorien abgibt. Eine größere Spiritusglühlampe von 50 Kerzengibt an die Luft des Raumes 576 Wärmeeinheiten ab, wäh-rend zwei dieselbe ersetzende Petroleumlampen 1 500 Wärme-einheiten abgeben würden. Es ist also die Erwärmung, welchedurch Anwendung von Petroleumlampen in den Räumen ent-steht, fast dreimal so groß als diejenige, welche sich bei derBenutzung von Spiritusglühlicht ergibt, und tatsächlich wirdauch von allen Besitzern der Spiritusglühlichtlampen die ge-ringe Heizwirkung derselben als ein wesentlicher Vorteil hinge-stellt.

10

und sich darauf beschränkt, durch geeignete Mittel, also et-wa durch eine Anheizflamme oder durch in einer Anheizschalefrei verbrennenden Spiritus, den Zuführungsdochten die zur er-sten Vergasung notwendige Wärmemenge zuzuführen, währendman nachher die durch die Verbrennung selbst erzeugte Wär-me benutzt, um die weitere Vergasung zu unterhalten. Diesgeschieht, indem man durch starke Metallteile einen größerenTeil der Flammenwärme zu dem Dochte zurückleitet und hier-durch den in den Dochten aufgesaugten Spiritus zur Vergasungbringt.

Fig. 2: Spiritus-Glühlichtbrenner „Amor“: Ansicht und Längsschnitt

3

pengestattet,alsounabhängigvonfestenLeitungenist,undohnebesondereVorbereitungenanjederbeliebigenStellebe-nutztwerdenkann.DievielseitigeVerwendungsfähigkeittrans-portablerLampenistanerkanntermaßenauchdieHauptursa-chedafür,daßvielfachdort,woGasbilligerhältlichist,dochnochdiePetroleumbeleuchtungihreStellungbehauptethatundsichsogarnochbeständigausdehnt.DasBedürfnisnacheinertransportablenLampeistüber-

all,namentlichaberinkleinenHaushaltungen,inhohemMaßevorhanden,undwiesehrtrotzbilligsterStellungderGaspreisediePetroleumbeleuchtungdochnochimmerdiebeherrschen-deStellungeinnimmt,ergibtsichz.B.auchdaraus,daßnachdemletztenBerichtderStadtBerlinüberdieBetriebsverhält-nissederstädtischenGasanstaltenimJahre1900von470057vermietetenWohnungennur76479,alsonuretwasmehrals1/6,GasinBenutzunghatten;alsoselbstinderReichshaupt-stadtsindnoch393578Haushaltungen,indenenGasnichtbenutztwird,undmankannannehmen,daßinderbeiweitemüberwiegendenZahldieserHaushaltungendiePetroleumlampenochimGebrauchist.2

GegenüberderPetroleumlampehatdieSpirituslampenunaber,abgesehenvonderMöglichkeitderSteigerungundVer-billigungdererzeugtenLichtmenge,zweiwesentlicheVorteile,welchenamentlichingesundheitlicherBeziehungvonhöchsterBedeutungsind,undwelcheindererheblichgeringerenWär-meentwicklungundgeringerenLuftverschlechterungberuhen.SpiritusundPetroleumunterscheidensichinfolgeihrerchemi-schenZusammensetzungdarin,daß1kgdesersterenbeieiner

2DieöffentlicheBeleuchtungBerlinshatte1904fürPetroleum11000Mkerfordert(Berl.Lokal-Anzeigervom15.März1905,Nr.125)

9

BeidenvorhergehendenSystemenistdieallgemeineEinrich-tungderLampeneinesolche,daßdasBassinfürdenBrenn-stoff,ähnlichwiebeidenPetroleumlampen,unterhalbdesBren-nersangeordnetist,undderfürdieUnterhaltungderFlam-meerforderlicheSpiritusdurchdieDochtehochgesaugtunddemBrennerbezw.demVergaserzugeführtwird.Dagegenistbeieinerdritten,nuralsHängelampeverwendbarenForm(s.Fig.4u.5)diebesondersfürdieAußenbeleuchtungvielfachAnwendunggefundenhat,dieKonstruktionderartig,daßsichderSpiritusbehälterundderVergasungsapparatoberhalbderFlammebefinden,sodaßdasfürdieVergasungerforderlicheBrennmaterialderLampenichtdurchSaugwirkungvonDoch-ten,sonderndurchhydrostatischenDruckzugeführtwird.

Fig.3:Spiritus-Glühlichtbrenner„Rusticus“:AnsichtundLängsschnitt

4

der Petroleumbeleuchtung sich um 10% billiger stellt.Ein wesentlicher Vorzug der Spiritusbeleuchtung liegt aber

darin, daß es möglich ist, erheblich stärkere Lichtquellen zu er-zeugen, ohne dadurch den Verbrauch an Spiritus für die Licht-einheit zu steigern, vielmehr spricht die Erfahrung dafür, daßeine Anzahl lichtstärkerer Lampen mit einem wesentlich ge-ringeren Spiritusverbrauch auf die Lichteinheit berechnet aus-kommen, als im vorstehenden Beispiele angeführt ist. Es gibtallerdings auch eine Anzahl stark leuchtender Petroleumdocht-lampen. Dieselben haben aber den großen Nachteil, daß bei ih-nen der Materialverbrauch ein ungemein großer ist, und daß sievor allen Dingen diesem gesteigerten Materialverbrauch ent-sprechend eine ungemein große Heizwirkung entwickeln. BeiSpiritusglühlampen, welche in den gangbarsten Größen mitLichtstärken von 20–70HK hergestellt werden, demnach allenBedürfnissen der Industrie und der Haushaltungen genügen,schwankt für die Leistung von 10HK der Spiritusverbrauchzwischen 15-30 ccm pro Stunde, so daß bei dem Preise von30Pf. pro Liter Spiritus im Kleinverkauf die Erzeugung von 10Lichtkerzen sich zwischen 0,45 und 0,75Pf. bewegt. Bei denvorher erwähnten Starklichtbrennern sinkt für 10 Kerzen derSpiritusverbrauch sogar auf 12 ccm herunter, so daß sich hierdie Materialkosten für 10 Kerzen auf nur 0,36Pf. stellen.Aus vorstehendem ergibt sich, daß das Spiritusglühlicht in

erster Linie berufen ist, mit der Petroleumbeleuchtung in Kon-kurrenz zu treten; aber auch neben den anderen Beleuchtungs-arten wird es seinen Platz einnehmen. Im Bezug auf den Ko-stenpunkt steht es nur dem Gasglühlichte nach, während es dieelektrische Beleuchtung, namentlich diejenige mit elektrischemGlühlicht, an Billigkeit übertrifft. Dem Gasglühlicht gegenüberhat es den Vorzug, daß es die Verwendung transportabler Lam-

8

Diese Form der Lampe ermöglicht es, daß die einmal eingelei-tete Vergasung des Spiritus durch die Verbrennungsgase derunterhalb des Vergasers brennenden Flamme weiter unterhal-ten wird, und daß so die Leuchtflamme sich selbst das für ihreweitere Speisung erforderliche Spiritusgas erzeugt. Diese Artvon Lampen sind namentlich in der letzten Zeit dahin wei-ter entwickelt worden, daß man jetzt Starklichtlampen besitzt,welche bei niedrigem Verbrauche und sicherem Arbeiten Licht-stärken von 250 Kerzen und darüber geben.Eine besondere Art der Spirituslampen bilden die Dochtlam-

pen. Bei den vorher geschilderten Spiritusglühlichtlampen wirdes vielfach als eine Unbequemlichkeit empfunden, daß dieselbennicht sofort Licht geben, sondern daß immer erst ein Zeitraumvon 1–11/2 Minuten vergehen muß, ehe der Vergaser soweit er-wärmt ist, um das zur Einleitung der Lichtwirkung erforder-liche Gas zu erzeugen. Man hat daher versucht, Glühlampenzu erfinden, welche in der Handhabung ähnlich wie die Petro-leumlampen sind, welche also sofort nach dem Anzünden ei-ne Lichtwirkung geben. Das Prinzip dieser Lampen beruht imWesentlichen darauf, daß man der an dem oberen Dochtran-de brennenden Spiritusflamme durch geeignete Luftzuführungdie für die Anwendung eines Glühkörpers notwendige Formgibt, und ihr gleichzeitig, sowohl innen wie außen, genügen-de Luftmengen darbietet, um die immerhin schwach leuchten-de Flamme des brennenden Spiritus zu entleuchten und ihr soden für eine intensive Wärmeentwicklung erforderlichen Sauer-stoff zu beschaffen. Die Schwierigkeiten auf diesem Gebiete, ei-ne allen Anforderungen genügende Lampe herzustellen, dürfennicht unterschätzt werden. Die vielfachen, in dieser Richtungangestellten Versuche und ausgeführten Konstruktionen habenbisher zu dauernd befriedigenden Resultaten nicht geführt.

5

welchedasgleicheLichtgibt,nur50gSpiritus,entsprechendetwa60ccm,sodaßfürdieErzeugungdesgleichenLichteffektssichderMaterialverbrauch,inKubikzentimeternausgedrückt,etwawie6zu10zugunstendesSpiritusstellt.

Fig.5:Spiritus-Glühlichtlampen„Säkular“(links)und„Alba“(rechts)

LegtmanfürdasPetroleumeinenPreisvon20Pf.proLiterundfürSpirituseinenPreisvon30Pf.zugrunde,soergibtsich,daßfürdieErzeugungvon25KerzenbeiderPetroleumbe-leuchtung2Pf.,beiderSpiritusbeleuchtung1,8Pf.proStundeerforderlichsind,daßalsodieSpiritusbeleuchtunggegenüber

7

Fig.4:Spiritus-Glühlichtlampen„Monopol“(links)und„Phöbus“(rechts)

NebenderäußerstsorgfältigenBehandlung,namentlichbeiderEinstellungderFlammeundReinigungderDochte,undbeiderGefahrdesBerußensderGlühkörperhatsichbesondersderÜbelstandgezeigt,daßdieseLampeninihremBrennstoff-verbrauchsichhöherstellenalsdievorhergeschilderteneigent-lichenVergaserlampen.BeidemgroßenWettbewerbe,welcherheuteunterdenver-

schiedenenBeleuchtungsartenbesteht,wirdfürdieEntschei-dung,welcheArtvonBeleuchtungmanwählensoll,dieFra-gederKostenfürdaserzeugteLichtinersterLiniestehen.DieseFragewirddanachzubeantwortensein,welcheMen-genvonBrennstoffmanfürdieErzeugungeinerbestimmtenLichtmengeaufzuwendenhat.WährendieFlammeeinergutenPetroleum-Tischlampe24HKzeigtunddazuetwa75gPetro-leumstündlichverbrennt,verbrauchteineSpiritusglühlampe,

6