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No. 159 - November 2008 20 SEIN Durchstarten mit der richtigen Yoga-Ernährung B ereits in den ältesten Schriften indi- scher Tradition finden wir hinrei- chende Belege über die Bedeutsamkeit der richtigen Ernährung für den Yoga- praktizierenden. Die Upanishaden, eine wichtige Geheimlehre (800-200 v. Chr.), sagen, dass der physische Körper ein Geschenk Gottes ist und dement- sprechend behandelt werden sollte. Nur wenn wir gut für ihn sorgen, wird es uns „nie an den Annehmlichkeiten des Lebens fehlen“, die nötig sind, um Sad- hana zu machen, den spirituellen Weg zu gehen. Nahrung wird daher als sehr Neben den Körper- und Atemübungen spielt im Hatha Yoga auch die Ernährung eine große Rolle – mit einem gesunden Körper machen die Übungen schließlich noch mal so viel Freude und ihre Effektivität ist um vieles höher. Sabine Grohn be- schreibt die verschiedenen Schwerpunkte der Yoga-Ernährung. wichtig eingestuft und wir sollten sie ebenfalls als göttlich ansehen. Die relativ strenge Ern ä h rungslehre, nachzulesen in der Hatha-Yoga-Pratipi- ka, H-Y-P, (1000-1200 n. Ch.), dem Grundlagenwerk des Hatha Yoga, stellt dazu genaue Ern ä h rungsrichtlinien für den praktizierenden Yogi auf. Eine der wichtigsten Voraussetzungen in jeder spirituellen Disziplin, so jeden- falls steht es in der H-Y-P geschrieben, ist die Sorge um den Körper: „Ohne Gesundheit ist es schwierig, sich auf spirituelle Übungen zu konzentriere n . Krankheit erregt den Geist, ein Zu- stand, der vermieden werden sollte, da der Yogapraktizierende im Yoga völlige Kontrolle über den Geist be- kommen möchte. Über Nahru n g s m i t- tel und Ern ä h rung Bescheid zu wissen, steht für einen Yogapraktizierenden daher an oberster Stelle.“ Verschiedene Ernährungslehren Es gibt allerdings auch von der ur- sprünglichen Lehre abweichende Er- nährungsrichtlinien, wie zum Beispiel die von Swami Dr. med. Gitananda. Diese entspricht der bekannten Ernäh- rungslehre nach Dr. Hay (Haysche Trennkost). Der Fokus der Ern ä h rung nach Gitananda liegt in einer ausgewo- genen, überwiegend basischen Ern ä h- rungsweise. Da unser Körper zu 20 Pro- zent aus sauren Elementen und zu 80

Durchstarten mit der richtigen Yoga-Ernährung

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Page 1: Durchstarten mit der richtigen Yoga-Ernährung

No. 159 - November 200820 SEIN

Durchstarten mit der richtigen Yoga-Ernährung

Bereits in den ältesten Schriften indi-scher Tradition finden wir hinrei-

chende Belege über die Bedeutsamkeitder richtigen Ernährung für den Yoga-praktizierenden. Die Upanishaden, einewichtige Geheimlehre (800-200 v.Chr.), sagen, dass der physische Körperein Geschenk Gottes ist und dement-sprechend behandelt werden sollte. Nurwenn wir gut für ihn sorgen, wird esuns „nie an den Annehmlichkeiten desLebens fehlen“, die nötig sind, um Sad-hana zu machen, den spirituellen Wegzu gehen. Nahrung wird daher als sehr

Neben den Körper- und Atemübungen spielt im Hatha Yogaauch die Ernährung eine große Rolle – mit einem gesundenKörper machen die Übungen schließlich noch mal so viel Fre u d eund ihre Effektivität ist um vieles höher. Sabine Grohn be-schreibt die verschiedenen Schwerpunkte der Yoga-Ernährung.

wichtig eingestuft und wir sollten sieebenfalls als göttlich ansehen. Die relativ strenge Ern ä h ru n g s l e h re ,nachzulesen in der Hatha-Yoga-Pratipi-ka, H-Y- P, (1000-1200 n. Ch.), demGrundlagenwerk des Hatha Yoga, stelltdazu genaue Ern ä h rungsrichtlinien fürden praktizierenden Yogi auf. Eine der wichtigsten Vo r a u s s e t z u n g e nin jeder spirituellen Disziplin, so jeden-falls steht es in der H-Y-P geschrieben,ist die Sorge um den Körper: „OhneGesundheit ist es schwierig, sich aufspirituelle Übungen zu konzentriere n .

Krankheit erregt den Geist, ein Zu-stand, der vermieden werden sollte,da der Yo g a p r a k t i z i e rende im Yo g avöllige Kontrolle über den Geist be-kommen möchte. Über Nahru n g s m i t-tel und Ern ä h rung Bescheid zu wissen,steht für einen Yo g a p r a k t i z i e re n d e ndaher an oberster Stelle.“

Verschiedene ErnährungslehrenEs gibt allerdings auch von der ur-sprünglichen Lehre abweichende Er-n ä h rungsrichtlinien, wie zum Beispieldie von Swami Dr. med. Gitananda.Diese entspricht der bekannten Ernäh-ru n g s l e h re nach Dr. Hay (HayscheTrennkost). Der Fokus der Ern ä h ru n gnach Gitananda liegt in einer ausgewo-genen, überwiegend basischen Ern ä h-rungsweise. Da unser Körper zu 20 Pro-zent aus sauren Elementen und zu 80

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P rozent aus basischen besteht, solltendaher auch unsere täglichen Mahlzeitenzu 20 Prozent aus säurebildenden undzu 80 Prozent aus basenbildenden Le-bensmitteln zusammengesetzt sein. Dagegen unterteilt die H-Y-P die Yo g i-sche Ern ä h rung noch genauer in Eigen-schaften, die für einen Yogi schädlich undnützlich sind. Als schädlich werden ange-sehen: sauer, scharf, salzig, erh i t z e n d ;grüne schwer verdauliche Gemüse, grü-ner Haferschleim, Öl, Sesam, Senf, Alko-hol, Fisch, Fleisch, Joghurt, Butterm i l c h ,K i c h e rerbsen, Jujube-Früchte, Ölkuchen,Asafötida und Knoblauch. Wa rum? Siesind von „rajasiger“ und „tamasiger“N a t u r, erzeugen also Unreinheiten unde rregen Körper und Geist.Nutzbringend für einen Yogi sind: guteG e t reide, Weizen, Reis, Gerste, Milch,Ghee, Vo l l k o rn reis, Kandiszucker, Ho-nig, getrockneter Ingwer, Patola-Früch-te, Mungobohnen und ähnliche Hül-senfrüchte und reines Wasser.

Bio: aus Liebe und Respekt für die NaturEine allgemeine Regel, die in der H-Y- Paufgestellt wurde, ist die, biologischeN a h rungsmittel zu essen, die mit Lie-be und Respekt vor der Natur ange-baut worden sind. Die H-Y-P führt da-zu weiter aus, dass die Ern ä h rung andie eigene Konstitution angepasst seinsollte. Verschiedene Menschen habenunterschiedliche Konstitutionen undbrauchen daher eine unterschiedlicheE rn ä h rung. Diese Betrachtungsweisegründet sich auf die tausendjährige al-tindische Lehre des Ay u rv e d a .Ay u rveda ist eine Kombination ausWissenschaft und Philosophie, einLeitfaden für ein ganzheitliches Lebenim Einklang mit uns selbst und unsere ri n n e ren Natur. So lehrt uns der Ay u r-veda, dass es kein so genanntes Nor-malgewicht gibt. Jeder Mensch besitztgemäß seiner besonderen körperli-chen und geistigen Beschaffenheit einganz persönliches Ideal-Gewicht, ein

Gewicht, das zu ihm passt. Gru n d l a g efür die ayurvedische Philosophie istdie Annahme, dass wir aus drei Le-b e n s e n e rgien, den Doshas, bestehen.Jeder Mensch hat eine individuelleKonstitution, die durch das Gleichge-wicht der Lebensenergien, der dre iDoshas, bestimmt wird. Im Sanskritheißen sie Vata, Pitta und Kapha.

Die drei GunasW ä h rend sich die Prinzipien von Ay u r-veda auf die Konstitution des Körpersbeziehen, richten sich die drei Gunasauch an den Zustand des Geistes. Hierunterscheidet man die drei QualitätenSattva, Rajas und Tamas. Diese dre iPrinzipien lassen sich in allem wieder-finden: in der gesamten Natur, imGeist und in der Nahrung. Die geistigeKonstitution kann auch immer eineKombination aus allen dreien sein. Sattva ist der höchste und reinste Zu-stand, bei dem der Geist im Gleichge-wicht ruht. Ein Geist, dessen Konstituti-on tamasig ist, wird gewöhnlich undignorant bezeichnet. Tamasige Men-schen können negativ, ford e rnd undegoistisch sein und ihnen fehlt der An-trieb. Der rajasige-Geist ist leidenschaft-lich und oft wütend. Die Lebensmittel werden, wie auch derGeist, in diese drei Kategorien unter-teilt: sattvig (rein), rajasig (anre g e n d )und tamasig (bremsend, dunkel). Über-wiegend sollten sattvige Lebensmittelgegessen werden, da sie besonders ge-sundheitsfördernd sind. U n s e re Nahrung beeinflusst die Stim-mung. Je höher der Sattva-Anteil derN a h rung, umso mehr steigt das eige-ne Wohlbefinden. Es ist daher wichtig,die Eigenschaften von Nahru n g s m i t-teln kennen zu lernen. Vor allem aber sollte man sich an dieerste und wichtigste Ve rh a l t e n s regel imAy u rveda halten: „Essen Sie nur dann,wenn Sie hungrig sind – und wenn Sienicht hungrig sind, dann essen Sie ebennicht!“ Ist doch einfach, oder?

Sabine Grohn ist Ess-Coach, Fitnesstrainerinund Dipl.-Yo g a l e h re r i n .Sie versteht es, miti h rer offenen und moti-vierenden Lebensartihre Kunden immerwieder für deren per-sönlichen Ziele zu be-geistern. Die Einfach-heit der eingesetztenganzheitlichen Me-thoden und Te c h n i k e nermöglichen eine pra-xisnahe Umsetzungim Beruf und Alltag.Ihre Devise: „vomKopf zum Herzen,vom Herzen zum Be-wusstSein, vom Seinzum Wohlfühlge-wicht.“

Kontakt: Tel. 030 - 895 42 701oder 0163-878 45 [email protected]

Buchempfehlungen: - Kochen nach Ayur-veda, Dr. Karin Pirc,Wilhelm Kempe, Bassermann Verlag- Das große Ay u rv e d a -Heilbuch: Die umfas-sende Einführung indas Ayurveda, VasantLad, Wi n d p f e rd Ve r l a g

Lebensmittel-Einteilungnach dem AyurvedaSattvaDiese Lebensmittel sollten qualitativh o c h w e rtig sein. Es hande lt sich da-bei um frisches Obst und Gemüse,Trockenobst, Salate, Linsen, Natur-j o g h u rt, Milch, frische Butter, We i-zen, Roggen, Gerste, Haselnüsse,Mandeln, Vo l l k o rn reis und Honig.Sie förd e rn Gesundheit und Wo h l-befinden, was wiederum den Geistund die Seele beflügelt. Sie werd e nempfohlen, um uns lange unsereJugendlichkeit zu bewahre n .

RajaDiese Art von Lebensmitteln wirdals mittelmäßig angesehen, selbst,wenn die Inhaltsstoffe frisch undu n v e r ä n d e rt sind.Diese sind eiweissreich und spen-den Energie. Zu ihnen gehören: Zu-c k e r, Fleisch, Fisch, gebratene Spei-sen, Eier, Kart o ffeln und andere sWu rzelgemüse sowie Süßigkeiten.Da einige dieser Lebensmittel (bes-ser: Nahrungsmittel) mehrfach ver-arbeitet werden, sind sie für Körperund Geist nicht mehr so wertvoll.

TamasZu ihnen gehören: getro c k n e t e ,v e ru n reinigte oder verarbeitete Le-bensmittel (Ausnahme: Tro c k e n-obst), konserv i e rte Speisen sowieJunk Food jeder Art. Alkohol istebenso Tamasic wie Chips,Pommes, Hamburg e r, Fert i g g e r i c h-te und alle anderen Lebensmittel,die Konserv i e ru n g s s t o ffe und Ge-schmacksverstärker enthalten.Da sie ein Ungleichgewicht im Kör-per verursachen, schaden sie unse-rer Gesundheit in jedem Bere i c h .Das führt so weit, dass die geisti-gen und emotionalen Funktionenbis hin zur spirituellen geistigenGesundheit beeinträchtigt werd e n .