Upload
truongthuan
View
213
Download
1
Embed Size (px)
Citation preview
VORSCHAU
Das nächste Kammerkonzert findet am Sonntag, den 8. Oktober 2017 im Funkhaus Wallrafplatz statt
und beginnt um 11.00 Uhr.
DICHTUNG UND WAHRHEIT
Eduard MörikePassagen aus »Mozart auf der Reise nach Prag«
Wolfgang Amadeus Mozart Adagio und Fuge c-moll KV 546
E. T. A. HoffmannPassagen aus »Kreisleriana« op. 16
Klaviertrio Nr. 1 E-dur»Grand Trio«
Thomas MannPassagen aus »Doktor Faustus«
Franz Schmidt Quintett Nr. 2 B-dur für Klarinette, Violine, Viola, Violoncello
und Klavier (linke Hand)
Brigitte Krömmelbein ViolinePierre-Alain Chamot Violine
Mischa Pfeiffer ViolaGudula Finkentey-Chamot Violoncello
Nicola Jürgensen KlarinetteNobuko Nishimura Klavier
Katja Ruppenthal SprecherinRalf Peters Sprecher
KONTRABASS KAMMERKONZERT
SO 25. Juni 201711.oo Uhr
Funkhaus Wallrafplatz, Köln
COLIN BRUMBY (*1933)
SUITE FÜR VIER KONTRABÄSSEI. PESANTE – ALLEGRO
II. LARGHETTO – ALLEGRO CON BRIOIII. LARGHETTO – ANDANTE TRANQUILLO
Der Australier Colin Brumby studierte zunächst Musikerziehung an der Universität seiner Heimatstadt Melbourne, trat aber bald auch als Komponist hervor. Dies brachte den jungen Studenten 1953 als Finalisten in den »Australien Youth Aria Competition«. Nach einigen Jahren im Schuldienst ging er nach Europa, um bei Philipp Jarnach und Alexander Goehr, später auch bei Franco Evangelisti vertiefend in Fragen gegenwärtigen Komponierens einzudringen. Nach seiner Rückkehr wurde er Professor an der Universität von Queensland und übernahm dort zwischenzeitlich auch die musikalische Leitung der Oper. Hier schrieb er eine Reihe von Kinderopern, mit denen er in über 400 Schulen gastierte.
Brumbys kompositorisches Gesamtschaffen ist weit gespannt und umfasst Opern, ein Ballett, Orchesterwerke und Solokonzerte, Orgel- und Chorkompositionen sowie zahlreiche Kammermusiken in unterschiedlicher Besetzung. Die »Suite für vier Kontrabässe« ent-stand im Auftrag des englischen Kontrabassisten Rodney Slatford, der 1975 eine Konzerttournee durch Australien unternahm. Die drei Sätze des Werkes verbindet ein entschieden dunkler Ton und ein eindringlich auf Repetition setzendes musikalisches Geschehen von bewegender innerer Geschlossenheit.
ANGEL PEÑA (1921 – 2014)
»UN PETIT RECUEIL«FÜR DREI KONTRABÄSSE
A MON AMI RESTIEBALLADE POUR ARISTON
ÉTUDE MONOTONE POUR JOHNNY
Als Kontrabassist, Komponist und Arrangeur war Angel Peña einer der herausragenden Musikerpersönlichkeiten philippinischer Her-kunft. Er stammte aus einem musiknahen Elternhaus in der Nähe von Manila. Nach früher professioneller Förderung entfaltete sich ins besondere seit den 1950er Jahren ein breit angelegtes Wirken und Schaffen, für das hier nur drei bezeichnende Ereignisse stehen
BILDNACHWEIS
Titel: Kontrabass © shutterstock/the palms;Silouette © WDR/OvermannInnenteil: Portraits © WDR/Overmann;Z. Artun-Kircher © Michael Krügerke
IMPRESSUM
Herausgeber Westdeutscher Rundfunk KölnAnstalt des öffentlichen RechtsMarketingAppellhofplatz 150667 Köln
RedaktionPatricia Just, Tilla Clüsserath
Redaktion und Produktion des KonzertsSiegwald Bütow
Mai 2017Änderungen vorbehalten
mögen: der Start einer bemerkenswerten Karriere als Kontrabassist im Manila Symphony Orchestra, die Aufsehen erregende Gründung einer Jazz-Bigband und die Uraufführung seiner klassischen Sinfoni-schen Dichtung »Igorot Rhapsody«, die beim Nationalen Kompositi-onswettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde. Über Hong-kong führte sein Weg schließlich nach Honolulu/Hawaii, das für 20 Jahre sein Lebens- und Schaffensmittelpunkt wurde.
Der Welt der Klassik und des Jazz, der sich gelegentlich auch volks-musikalische Elemente beifügten, blieb Peña ein Leben lang gleicher-maßen verbunden. So ist auch der »Kleinen Sammlung« von drei Stücken für Kontrabass-Trio bei aller klassischen Faktur durchaus auch ein gewisses Jazzfeeling eigen. Sie entstanden zwischen 1964 und 1966 und sind je einem Freund zugeeignet.
ASTOR PIAZZOLLA (1921 – 1992)
TANGO BASSOFÜNF TANGOS FÜR KONTRABASS-QUARTETT
J‘ATTENDSLA MISMA PENA
ST. LOUIS EN L‘ILEGUARDIA NUEVAADIÓS NONINO
In einem späten Interview hat Astor Piazzolla sein Schaffen einmal mit den Worten charakterisiert: »Meine Musik ist populäre Kammer-musik, die vom Tango herkommt.« In der Tat dürfte kaum eine Musik so von Geist und Seele des Tangos durchdrungen sein, wie die dieses bedeutenden argentinischen Bandoneonisten und Komponisten. Zwar verdankte er einem Rachmaninow-Schüler frühe, intensive Bach-Begegnungen am Klavier, studierte er auf Empfehlung von Anton Rubinstein bei dem argentinischen Meister Ginastera und komponierte unter dessen Aufsicht »wie ein Besessener« Orchester-werke, Kammermusiken und Sonaten. Doch fand er, von dieser Basis ausgehend, die letztlich entscheidende Prägung in der Welt des Tangos, dessen Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten er auf ganz neue Weise ausformen sollte.
Seine weit über 300 Tangokompositionen gingen in ihren Original-fassungen und zahlreichen Bearbeitungen um die Welt. Die Fassung von fünf dieser Tangos für Kontrabass-Quartett unter dem Titel »Tango Basso« stammt von Andreas Wiebecke-Gottstein.
Karl Kemper
KAMMERKONZERTmit Mitgliedern des WDR Sinfonieorchesters
BERNHARD ALTSuite für vier Kontrabässe
ERWIN SCHULHOFFConcertino für Flöte, Viola und Kontrabass
GIOVANNI BOTTESINIGrand Duo in A-dur op. posth.
für Klarinette, Kontrabass und Klavier
Pause
COLIN BRUMBYSuite für vier Kontrabässe
ANGEL PEÑA»Un petit recueil« für drei Kontrabässe
ASTOR PIAZZOLLA»Tango basso« für vier Kontrabässe
Stanislau Anishchanka KontrabassStefan Rauh Kontrabass
Michael Geismann KontrabassRaimund Adamsky Kontrabass
Leonie Brockmann FlöteMircea Mocanita Viola
Nicola Jürgensen KlarinetteZeynep Artun-Kircher Klavier
ERWIN SCHULHOFF (1894 – 1942)
CONCERTINO FÜR FLÖTE, VIOLA UND KONTRABASS
I. ANDANTE CON MOTOII. FURIANT
III. ANDANTEIV. RONDINO
Der deutsch-böhmische Komponist und Pianist Erwin Schulhoff erregte schon als Siebenjähriger die Aufmerksamkeit eines Antonín Dvořák, hatte mit zehn Jahren sein Studium am Konservatorium seiner Heimatstadt Prag begonnen und seine Ausbildung auf klas-sisch-romantischen Spuren in Wien, Leipzig und Köln u. a. bei Max Reger fortgesetzt. Die Schrecken des 1. Weltkrieges, die Schulhoff als Soldat durchlebte, führten zu einer entschiedenen Wende in seinem künstlerischen Denken. Mit Leidenschaft verfolgte er neue kulturelle Entwicklungen, fanden sie nun in der Dada-Bewegung, im Jazz oder der Wiener Schule Schönbergs statt, und machte sie für seine eigene Arbeit fruchtbar.
Das »Concertino« entstand 1925 in einer besonders kreativen Schaf-fensphase, die Schulhoff den internationalen Durchbruch brachte. Inspiriert ist das Werk in starkem Maße von der tschechisch-karpati-schen Volksmusik, wie sie auf seine Weise auch das große Vorbild Janáček einbezog. Erster und dritter Satz nehmen von einer liturgisch geprägten Melodie bzw. einem Liebeslied ihren Ausgang. In jeweils starkem Kontrast dazu stehen ein mitreißender böhmischer »Furiant« und ein turbulent ausgeformtes fröhliches Tanzlied. Wie hier aus alter Substanz neue Musik entsteht, fand nachweislich auch Bartóks Zu-stimmung.
BERNHARD ALT (1903 – 1945)
SUITE FÜR VIER KONTRABÄSSEI. PRÄLUDIUMII. MENUETTIII. ADAGIO
IV. HUMORESKE
Die herkömmliche Rolle des Kontrabasses ist es, einem Ensemble-satz das gewichtige klangliche Fundament zu geben und seine Harmonien gewissermaßen zu tragen. Seit der Mitte des 18. Jahr-hunderts entdeckte man aber zunehmend auch die individuellen solistischen Qualitäten dieses tiefsten Streichinstrumentes. Der Kontrabass kam vermehrt in Sinfonien zum Einsatz, Solokonzerte entstanden und das Instrument fand Eingang in die Kammermusik. Umfänglicher besetzte reine Kontrabass-Formationen entstanden schließlich im 20. Jahrhundert.
Die »Suite« von Bernhard Alt ist wohl eines der ersten Kontrabass- Quartette überhaupt. Der Komponist stammte aus dem schlesischen Raum, studierte in Berlin Violine und war von 1928 bis 1945 Mitglied der Berliner Philharmoniker. Parallel zu seiner Orchesterarbeit ent-standen hier auch einige Kammermusiken und Solokonzerte, die überwiegend Kollegen zugedacht waren. So komponierte er 1932 die »Suite« auf Anregung des dortigen Kontrabassisten Joachim Wilhelm. Sie wurde noch im selben Jahr in der Berliner Philharmonie uraufge-führt und erschien bald darauf im Druck. Das im Geiste eines Brahms gestaltete Werk trifft aufs Feinste den kammermusikalischen Ton in einer neuen Färbung.
GIOVANNI BOTTESINI (1821 – 1889)
GRAND DUO CONCERTANT A-DUR OP. POSTH.FÜR KLARINETTE, KONTRABASS UND
KLAVIER
Wohl kein anderer Kontrabassist hat es weltweit zu solchem Anse-hen gebracht wie der Italiener Bottesini. Nachdem er zunächst privat das Geigen- und Bratschenspiel erlernt hatte, dafür aber am Mailän-der Konservatorium kein Studienplatz frei war, wechselte der Vier-zehnjährige kurzentschlossen zum Kontrabass und bestand wenige Wochen danach die Aufnahmeprüfung für dieses Instrument. Nach nur vier Jahren schloss er das Studium einschließlich theoretischer und kompositorischer Unterweisung mit Auszeichnung ab. Für die Aufmerksamkeit, die er schon bald darauf als Solist erfuhr, mag die Stimme des Wiener Musikkritikers Eduard Hanslick stehen: »Ein widerspenstigeres Material für die Bravour kann es kaum geben als den Kontrabass und einen vollkommeneren Bändiger desselben auch nicht als Bottesini… Er verdient das ausdrückliche Lob, dass er auch in der Bravour mit Geschmack verfährt und jene bajazzoartigen Scharlatanerien verschmäht, mit denen auf derlei Ausnahme-instrumenten so gern geflunkert wird.«
Entsprechendes lässt sich auch über Bottesinis Kompositionen für Kontrabass sagen, seien es die Solowerke mit Orchester bzw. Klavier oder kombinierte Besetzungen wie im »Grand Duo« des heutigen Programms. Ihre ausgeprägten melodischen Qualitäten in Verbin-dung mit einer virtuos gehandhabten Rhythmik und höchst wirk-samer Tempogestaltung dürften auch einen Giuseppe Verdi beein-druckt haben, mit dem Bottesini eine lebenslange Freundschaft verband. Der vertraute ihm als Dirigent übrigens die Uraufführung seiner Oper »Aida« in Kairo an.