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Pädagogische Hochschule St. Gallen PHSG Studiengang Kindergarten und Primarschule ________________________________________________________________ Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche BACHELORARBEIT IM RAHMEN DER AUSBILDUNG 2013-2016 IM STUDIENBEREICH GMBS Begleitung und Begutachtung Jacqueline Büchi Dozentin an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen PHSG, im Studienbereich GMBS Verfasserin Sandra Rimle Poststrasse 2, 9313 Muolen [email protected] +41 (O)79 840 16 22 Eingereicht am 22. Januar 2016

Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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Page 1: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Pädagogische Hochschule St. Gallen PHSG

Studiengang Kindergarten und Primarschule

________________________________________________________________

Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

BACHELORARBEIT

IM RAHMEN DER AUSBILDUNG 2013-2016 IM STUDIENBEREICH

GMBS

Begleitung und Begutachtung Jacqueline Büchi

Dozentin an der Pädagogischen

Hochschule St. Gallen PHSG, im

Studienbereich GMBS

Verfasserin Sandra Rimle

Poststrasse 2, 9313 Muolen

[email protected]

+41 (O)79 840 16 22

Eingereicht am 22. Januar 2016

Page 2: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

1 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

1 ABSTRACT

Kleidung und Mode sind allgegenwärtige Begleiter unserer Gesellschaft. Die Vermutung, dass

sich Jugendliche von der Mode beeinflussen lassen, führte zu dieser Auseinandersetzung. Die

vorliegende Arbeit geht daher der Frage nach, ob und weshalb die Mode einen Einfluss auf

das Kleidungs- und Sozialverhalten von Jugendlichen hat. Um das Grundwissen zu diesem

Thema zu erarbeiten, wurden Artikel und Bücher analysiert und die wichtigsten Erkenntnisse

in die Arbeit miteinbezogen. Die Literaturrecherche hat gezeigt, dass Kleidung und Mode

vielschichtige Bedeutungen haben und historisch geprägt wurden, was zum heutigen

Spannungsfeld zwischen Gruppenzugehörigkeit und Individualismus geführt hat.

Die Untersuchung dieser Fragestellung führte zu einer Projektwoche mit fünf Mädchen im

Alter von 11 – 14 Jahren. Der Kern dieses Projektes war das Upcycling1 von alten, beschädigten

oder nicht mehr getragenen Kleidungsstücken und Stoffen. Zudem stellten Diskussionen zu

den Themen Mode, Kleiderproduktion und Selbstwert wichtige Bestandteile dieser

Projektwoche dar. Ziel des Projektes war es, den Teilnehmerinnen einen nachhaltigen,

selbstbewussten und reflektierten Umgang mit Mode näher zu bringen. Es hat sich gezeigt,

dass die Jugendlichen nicht viel über dieses Themenfeld wussten, aber zahlreiche technische

und theoretische Erkenntnisse aus diesem Projekt mitnehmen konnten.

Keywords: Nachhaltigkeit, Upcycling, Mode, Kleidung, Kommunikation, Individualität,

Gruppenzugehörigkeit

1 Upcycling: Untergruppe des Recycling; nachhaltige Verarbeitung und Aufwertung

verschiedenster Materialien

Page 3: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

2 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

2 INHALTSVERZEICHNIS

1 Abstract ...................................................................................................................................... 1

3 Vorwort ...................................................................................................................................... 5

4 Einleitung .................................................................................................................................. 6

4.1 Einführung in die Thematik .................................................................................................. 6

4.2 Fragestellung ........................................................................................................................... 6

4.2.1 Unterfragen .............................................................................................................................. 6

4.3 Aufbau der Arbeit .................................................................................................................... 7

5 Theoretische Grundlagen .................................................................................................... 8

5.1 Die Geschichte der Kleidung .............................................................................................. 8

5.1.1 Von der Eiszeit bis zur Neuzeit ............................................................................................. 8

5.1.2 Das 20. Jahrhundert ............................................................................................................ 10

5.2 Kleidung und ihre Bedeutung ............................................................................................12

5.2.1 Die zweite Haut.......................................................................................................................12

5.2.2 Kleidung ist Kommunikation .............................................................................................. 13

5.3 Spannungsfeld: Individualität und Gruppenzugehörigkeit ..................................... 20

5.4 Wer bestimmt, was Mode ist? ........................................................................................... 22

5.4.1 Was ist ‹‹schön››?.................................................................................................................. 22

5.4.2 Wann ist schön? ...................................................................................................................23

5.4.3 Was ist Mode? .......................................................................................................................23

Page 4: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

3 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

5.4.4 Wie entsteht ein neuer Trend? ......................................................................................... 25

5.4.5 Wovon wird Mode kontrolliert? ......................................................................................... 26

5.5 Jugendliche und Mode ....................................................................................................... 29

5.6 Gefahren und Nutzen von Modetrends ......................................................................... 31

5.6.1 Ausgrenzung .......................................................................................................................... 31

5.6.2 Körperschädigung ................................................................................................................32

5.7 Ergebnisse: Theoretische Grundlagen .......................................................................... 35

6 Projektwoche .......................................................................................................................... 37

6.1 Abklärung der Grundlagen und Rahmenbedingungen ............................................ 37

6.2 Planung und Durchführung ............................................................................................. 39

6.2.1 Tag 1 ......................................................................................................................................... 40

6.2.2 Tag 2 ........................................................................................................................................ 40

6.2.3 Tag 3 ......................................................................................................................................... 41

6.2.4 Tag 4 ......................................................................................................................................... 42

6.3 Erkenntnisse und Beobachtungen .................................................................................. 43

7 Schlussteil .............................................................................................................................. 45

7.1 Resumee ................................................................................................................................. 45

7.2 Weiterführende Fragestellung und Projekte ................................................................ 47

7.3 Reflexion ................................................................................................................................. 48

8 Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 49

9 Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... 51

Page 5: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

4 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

10 Anhang ................................................................................................................................... 52

10.1 Danksagung .......................................................................................................................... 52

10.2 Vorbereitung: Projektwoche.............................................................................................. 53

10.3 Lehrplan 21: Kompetenzen ................................................................................................. 63

10.4 Einladung zum Mode-Workshop ..................................................................................... 65

10.5 Informationszettel ................................................................................................................ 66

10.6 Stundenplan ........................................................................................................................... 67

10.7 Diplom ..................................................................................................................................... 68

11 Eidesstattliche Erklärung ................................................................................................... 69

Page 6: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

5 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

3 VORWORT

Jeden Freitagmittag werden die Zeitungs-Kästen der Zeitschrift ‹‹20

Minuten›› mit der wöchentlichen Ausgabe von ‹‹20 Minuten Friday››

aufgefüllt. Die Zahl der Interessenten ist gross und auch ich zähle mich

zu den regelmässigen Lesern. Anders als in herkömmlichen Zeitungen

werden dort keine Neuigkeiten zu aktuellen Ereignissen in Politik, Sport

und Wirtschaft gedruckt. Viel eher sind Promis, Mode und aktuelle

Trends die Inhalte dieser Zeitschrift. Wenn ich jeweils eine Ausgabe in

den Händen halte und mit Interesse lese, wird meine Aufmerksamkeit oft

von einem kleinen, schwarzen Kasten mit weisser Schrift angezogen (vgl.

Abbildung 1). Laut dem Magazin sind die aufgelisteten Begriffe gerade

‹‹in›› oder ‹‹out›› und werden somit nach den aktuellen Trends bewertet

und kategorisiert.

Unterbewusst liess ich mich von diesem Artikel beeinflussen. Doch die

Tatsache, dass eine Person in jeder Ausgabe unbegründet bestimmen

kann was jeweils ‹‹in›› oder ‹‹out›› ist, stimmte mich nachdenklich.

Natürlich ist dieser Artikel nur ein Beispiel unter vielen. In der heutigen Gesellschaft wird man

von diversen Medien im Umgang mit Mode beeinflusst. Fernsehsendungen, Internetblogs von

selbsternannten Modeexperten und andere Modemagazine sind nur wenige Beispiele der

endlos scheinenden Flut an Beeinflussungen. Meine Besorgnis ist nun, dass sich besonders

Jugendliche in ihrem Eifer nach Zugehörigkeit, von solchen Aussagen stark beeinflussen

lassen. Diese allgemeine Feststellung brachte mich schliesslich auf die Idee, mich mit diesem

Themenbereich genauer auseinanderzusetzen und die Hintergründe der heutigen

Modetrends zu erforschen. Eine Projektwoche mit Jugendlichen sollte mir ermöglichen, einen

exemplarischen Einblick in den Wissensstand der Jugendlichen zu diesem Thema zu

bekommen. Zudem wollte ich erproben, welche nachhaltige Wirkung diese intensive

Auseinandersetzung mit der Mode auf die Jugendlichen haben kann.

Abbildung 1: Artikel aus

dem Magazin ‹20

Minuten Friday›. Foto:

Sandra Rimle

Abbildung 2: Artikel aus

‹20 Minuten Friday›.

Foto: Sandra Rimle

Page 7: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

6 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

4 EINLEITUNG

4.1 EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK

Mode, Trends und Kleidungsstile sind ein wichtiger Bestandteil im Leben von Teenagern und

sind dadurch auch im Schulalltag allgegenwärtig. Oft werden Menschen anhand ihrer

Kleidung stigmatisiert. Besonders in der Pubertät kann dies zu Folgen im sozialen Verhalten

führen. Diese Arbeit thematisiert die verschiedenen Bedeutungen von Kleidung, deren

Auswirkung auf den Menschen und im Spezifischen auch auf die Jugendlichen.

Die Fragestellung beschäftigt sich daher mit den sozialen Einflüssen von Mode und wie

Jugendliche damit umgehen. Sie wird durch weitere Unterfragen ergänzt, die der Problematik

eine Kontur geben sollen.

4.2 FRAGESTELLUNG

Welchen Einfluss hat die Mode auf das Kleidungs- und Sozialverhalten von Jugendlichen im

Sekundarschulalter?

4.2.1 Unterfragen

Welche historischen Hintergründe haben zur heutigen Modesituation geführt?

Welchen Einfluss hat der Kleidungsstil auf die soziale Stellung in der Gesellschaft?

Welche Faktoren sind von besonderer Bedeutung bei der Beeinflussung durch Mode?

Welches sind die kritischen Aspekte zum Thema Mode?

Wie kann man die theoretischen Erkenntnisse in der Praxis didaktisch weitergeben?

Wie kann Kleidung nachhaltig aufgewertet werden?

Page 8: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

7 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

4.3 AUFBAU DER ARBEIT

Der erste Teil der Arbeit beinhaltet eine theoretische Auseinandersetzung anhand einer

Literaturrecherche verschiedenster Themenbereiche. Diese stehen in direkter Verbindung zu

den Fragestellungen. So werden zu Beginn die historischen Veränderungen der Kleidung

aufgezeigt. Dabei spielen auch die unterschiedlichen Bedeutungen, die im Verlaufe der Zeit

der Kleidung zugeschrieben wurden, eine zentrale Rolle. Weitere wichtige Punkte, die sich

aus der Entwicklung der Kleidung erschliessen, sind die Modetrends und die Modebranche.

Es wird der Frage nachgegangen, was Mode ist und wer sie kontrolliert.

Sozialpsychologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte sind dabei

entscheidend. Zudem sind die Effekte von Mode Faktoren, die nicht ausser Acht gelassen

werden. Zu diesen Effekten gehörten beispielsweise der Drang nach Gruppenzugehörigkeit

und Individualität und die damit verbundenen Gefahren und Nutzen.

Im zweiten Teil ein Projekt vorgestellt, das die praktische Bearbeitung dieser Thematik mit

Jugendlichen veranschaulicht. Das Projekt beinhaltet die didaktische Auseinandersetzung

während vier Tagen mit dem Thema Mode und der nachhaltigen Umgestaltung von Kleidung.

Die Teilnehmenden dieser Projektwoche sind fünf jugendliche Mädchen, die sich für dieses

Projekt angemeldet haben. Aus den Erkenntnissen der Literaturrecherche und der

Projektwoche wird am Ende im Schlussteil die Beantwortung der Fragestellung

vorgenommen. Zudem werden weiterführende Fragestellungen und Projekte vorgestellt.

Page 9: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

8 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

5 THEORETISCHE GRUNDLAGEN

5.1 DIE GESCHICHTE DER KLEIDUNG

5.1.1 Von der Eiszeit bis zur Neuzeit

Alles, was im Verlauf der Zeit geschehen ist, hatte einen Einfluss auf die darauffolgenden

Veränderungen in der Geschichte. Durch diverse historische Ereignisse wurde natürlich auch

die Geschichte der Kleidung geprägt. Diese zeitabhängige Prägung der Geschichte führte

dazu, dass man heute beispielsweise Kunststile, Architektur, politische Ereignisse und auch

bestimmte Bekleidungen auf einem Zeitstrahl den verschiedenen Epochen zuordnen kann.

Die Geschichte der Kleidung ist durch die breite Spannweite und die unzähligen

Veränderungen ein kaum vollständig abdeckbares Gebiet. Dieses Kapitel beschränkt sich

deshalb auf bedeutsame Ereignisse und Wendungen in diesem historischen Bereich.

„Die Geschichte der Kleidung ist so alt

und vielschichtig wie die Geschichte

der menschlichen Kultur.“ (Rowland-

Warne, 1992, S. 6)

In erster Linie hat Bekleidung den

Nutzen den Körper vor

Umwelteinflüssen zu schützen. Daher

trugen bereits die Höhlenbewohner der

Eiszeit warme Tierfelle. Diese Art sich zu bekleiden sieht man heute vorwiegend bei den Inuit

(vgl. Rowland-Warne, 1992, S. 6).

Doch die Kleidung wurde seit der Eiszeit einigen funktionalen und ästhetischen

Veränderungen unterzogen. So wurde sie immer mehr an die menschliche Form angepasst

und in ihrer materiellen Zusammensetzung und Struktur verändert. Die Komplexität der

Kleidung schien über die Jahrhunderte immer mehr anzusteigen. Von den einfachen

Abbildung 2: Höhlenbewohner mit Tierfellen bekleidet.

Online unter:

https://en.wikipedia.org/wiki/Stone_Age#/media/File:%

D0%9A%D0%B0%D0%BC%D0%B5%D0%BD%D0%BD

%D1%8B%D0%B9_%D0%B2%D0%B5%D0%BA_(1).jpg

(13.1.2016).

Abbildung 3: Minirock in den 60er-Jahren. Kleidung &

Mode (1992). Hildesheim: Gerstenberg-Verlag, S. 58.

Abbildung 4: Höhlenbewohner mit Tierfellen bekleidet.

Online unter:

https://en.wikipedia.org/wiki/Stone_Age#/media/File:%

D0%9A%D0%B0%D0%BC%D0%B5%D0%BD%D0%BD

%D1%8B%D0%B9_%D0%B2%D0%B5%D0%BA_(1).jpg

(13.1.2016).

Page 10: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

9 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Tierfellen, über die, um den Körper gelegten, Tücher der Griechen und Tuniken der Römer, bis

hin zu den mehrteiligen, komplexen Gewändern des Mittelalters. Doch Kleidung verlief nicht

in einer linearen Entwicklung: „Zwischen dieser mittelalterlichen Kleidungswelt und der

heutigen Zeit liegen immense zeitliche Räume und Prozesse, die keineswegs, dies möchte ich

ausdrücklich betonen, geradlinig auf die heutige Zeit zulaufen.“ (Mentges, 2010, S. 21)

Immer wieder wurde diese Entwicklung von überraschenden Wendungen geprägt. Gemäss

Simon-Muscheid (2010, S. 99-100) gab es einen revolutionären Wandel der Bekleidung in der

Mitte des 14. Jahrhunderts. So wurden die langen Gewänder von einer körperbetonten,

enganliegenden Bekleidung abgelöst. Es zeigte sich, dass die junge Generation diese neue,

geschlechterbetonende Mode schnell übernahm, während konservativ Gesinnte die

traditionellen Gewänder bevorzugten. So wurde die neue Kleidung durch eine Kontroverse

der Moralisten mit Hilfe von Kleiderordnungen im 14. und 15. Jahrhundert angegriffen. Der

Kampf gegen diese revolutionäre Bekleidung prägte die Kleiderordnung in Europa bis ins 16.

Jahrhundert.

Eine mögliche Begründung für diese Wende, die auch die Schweiz erreichte, beschreibt

Simon-Muscheid (2010, S. 103) mit der Übernahme der welschen Lebensart. Laut Kritikern

wurde diese von den Söldnern nach den Kriegen und Feldzügen aus Italien und Frankreich

mitgebracht und hatte auch auf die Männer- und Frauenbekleidung unübersehbare

Auswirkungen.

Kleidung brachte nicht nur einen praktischen Nutzen mit sich, durch sie wurde auch der

gesellschaftliche Unterschied gekennzeichnet. Im 18. Jahrhundert erkannte man die adlige,

oberste soziale Schicht an ihrer kostbaren Bekleidung. Die Abhebung von anderen Schichten

wurde besonders durch die Art des Tragens der Kleidung massgeblich unterstützt (vgl.

Mentges, 2010, S. 19).

Diese Abhebung gewisser Gesellschaftsschichten gründete auf die von Simon-Muscheid

(2010, S. 111) beschriebene Konditionierung der Gesellschaften der frühen Neuzeit auf ein

Page 11: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

10 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

komplexes Zeichensystem der Kleidung. Sie wurde zur individuellen und kollektiven

Selbstdarstellung genutzt. Die Obrigkeit und die niedrigeren Schichten nutzten die Kleidung

als Medium mit unterschiedlichen Absichten. Die oberen Gesellschaftsschichten versuchten

dadurch die Gesellschaftsordnung aufrecht zu halten, währendem die niedrigeren Schichten

sich die Bedeutung von Kleidung zu Nutze machten, um damit den sozialen Aufstieg und die

Überwindung der gesetzten Standesschranken zu ermöglichen.

5.1.2 Das 20. Jahrhundert

Auf das 20. Jahrhundert zulaufend nahm die steigende Komplexität des Tragens von Kleidung

(vgl. Kapitel 5.1.1) wieder ab. Was aber nicht heisst, dass die Bedeutung von Kleidung

ebenfalls an Komplexität verloren hat.

Das 20. Jahrhundert hat zu vielen einschneidenden Ereignissen in der Geschichte der

Kleidung geführt. Dazu gehört, unter anderem, die Hose. Sie wurde ab dem Ersten Weltkrieg

zunehmend zu einer gesellschaftlich tolerierten Damenbekleidung. Dieses Ereignis

durchbrach die geschlechtergetrennte Kleiderordnung.

Rowland-Warne (1992, S. 58) zeigt zudem, dass im 20.

Jahrhundert die herkömmlichen Kleidungsstile mit neuen

Materialien und Kleidungsarten ergänzt wurden. So war

für ihn Mode nie vielfältiger und schnelllebiger als seit den

1960er-Jahren. Mit durchsichtigen Kunststoffen, Metallen

und Papier wurde die Herstellung von Kleidung

experimentell erweitert und die Jugend nutzte dies, um

neue, freche Modetrends durchzusetzen. Dazu gehörte

auch eine allgemein freizügigere Mode, die auch kürzere

Röcke beinhaltete. Protestbewegungen, wie beispielsweise

die ‹Hippies› Ende der 1960er-Jahre, haben sich mit

längeren Gewändern von diesem Stil distanziert. Abbildung 3: Minirock in den 60er-

Jahren. Kleidung & Mode (1992).

Hildesheim: Gerstenberg-Verlag, S. 58.

Abbildung 5: Feuerwehr-uniform mit

Atemschutz-ausrüstung. Online

Page 12: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

11 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Die Schnelllebigkeit der heutigen Mode steht in einem starken Kontrast zu den bisherigen

Strömungen in der Geschichte der Kleidung. Die Zeit, die ein neuer Trend früher benötigte bis

er sich verbreitet und etabliert hatte, dauerte weitaus länger als ab dem 20. Jahrhundert.

Dies nicht zuletzt wegen der fortgeschrittenen Industrialisierung. Durch diese schnellen

Wechsel der Mode wurde der Anspruch an neue Trends immer grösser. Dies zeigt auch die

Aussage von Holly Brubach in einem Interview: „Mode hat in den letzten zwanzig Jahren so

oft von Retrotrends gelebt, dass sie ihre Vergangenheit aufgebraucht hat. Es ist Zeit für etwas

wirklich Neues, es ist ein guter Moment für Mode.“ (Hämmerli, 2000, S. 46)

Es hat sich gezeigt, dass Kleidung bereits seit jeher ein komplexes Thema ist. Für die

historische Eingliederung der Kleidung folgert Mentges (2010, S. 36), dass der menschliche

Körper, die Umwelt und die Geschichte in einer engen Beziehung mit der Kleidung stehen. Die

Geschichte der Kleidung wurde durch die Faktoren des Geschlechts und des Körpers am

stärksten geprägt. Ergänzend zu dieser Feststellung beschreibt Mentges (2010, S. 21) den

Grund für die ständigen Stilwechsel, die ein grosser Teil der Weltpopulation mitmacht und

als gesellschaftliche Verpflichtung ansieht. Die geschichtsbedingte Beziehung zwischen

Körper und Bekleidung in Kombination mit dem kulturellen Prozess, währendem die Kleidung

immer genauer auf den Körper zugeschnitten wurde, führte schliesslich zu der industriellen

Massenproduktion. Diese Kleiderproduktion wird unterstützt durch standardisierte

Körpergrössen, die sich wiederum auf die Berechnungen der anatomischen Kenntnisse

stützten.

Im folgenden Kapitel wird auf die verschiedenen Bedeutungen von Bekleidung genauer

eingegangen. Sie tragen ebenfalls zur Begründung bei, weshalb Kleidung einen derart

grossen Einfluss auf den Menschen hat.

Page 13: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

12 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

5.2 KLEIDUNG UND IHRE BEDEUTUNG

Die Auseinandersetzung mit dem Thema hat gezeigt, dass die historischen Hintergründe der

Kleidung zahlreich und vielschichtig sind. Auch Mentges kam zum Schluss, dass die

Bekleidung diverse Aspekte mit sich bringt: „(…) nur im sekundären Sinne hat sie (die

Kleidung; S.R.) überhaupt etwas mit Schutz zu tun – weniger jedenfalls mit Schutz vor

klimatischen Bedingungen, als vielmehr mit der Einbindung des menschlichen Körpers in

Prozesse der Disziplinierung, Erziehung, Ästhetik, Kommunikation, Medialität und

Verbildlichung.“ (Mentges, 2010, S. 18)

Dieses Kapitel setzt sich mit diesen Bedeutungszuschreibungen auseinander und soll einen

Überblick verschaffen.

5.2.1 Die zweite Haut

Wie bereits erläutert wurde, hat die Kleidung seit jeher eine schützende Funktion vor

Umweltfaktoren (vgl. Kapitel 5.1.1). Da eine Funktion der Haut ebenfalls der Schutz des Körpers

und der inneren Organe ist, wird Kleidung oft auch als zweite Haut bezeichnet. Diesen

Ausdruck verwendet auch Sommer (2010, S. 241-242) als er die bedeutsame Nähe der

Kleidung zum menschlichen Körper, im Gegensatz zu anderen persönlichen Objekten,

beschreibt.

Mentges sieht den Nutzen der Kleidung, im übertragenen Sinne, auch

als Aufbesserung der Körperfunktionen: „Dahinter steht eine

Betrachtung des Körpers als eine isolierte thermodynamische Einheit,

die mittels einer entsprechenden Kleidung ihre Funktionstüchtigkeit

steigern kann.“ (Mentges, 2010, S. 33) Beispiele dafür könnten

Feuerwehruniformen, Taucherausrüstungen oder auch

Astronautenanzüge darstellen. Auch Sportbekleidung versucht durch

ihre Elastizität und Atmungsaktivität den Körper während der

sportlichen Leistung zu unterstützen. Abbildung 4: Feuerwehr-

uniform mit Atemschutz-

ausrüstung. Online unter:

Page 14: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

13 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

„Auch unsere zweite Haut – die Verhüllung unseres Körpers – ist nach innen und aussen

gerichtet. (…) Kleidung und Mode sind symbolische und kulturelle Bedeutungsträger und

dienen als normierende und ästhetische Ausdrucksmittel. Sie konstituieren persönliche

Identität und kommunizieren gesellschaftliche Zugehörigkeit.“ (Holenstein et al., 2010, S. 7)

Diese Aussage zeigt das weite Spektrum der Bedeutungen von Kleidung auf. Im folgenden

Kapitel wird näher darauf eingegangen.

5.2.2 Kleidung ist Kommunikation

Die Bedeutung der Kleidung beinhaltet zahlreiche Funktionen. Dazu gehört auch der

kommunikative Aspekt. Dies wird beispielsweise von Poschmann sehr deutlich formuliert: „Wie

alles Sekundäre zeigt Kleidung nach aussen hin Veränderungen im Inneren an. Kleidung ist

Äusserung. Sie hat vermittelnde Funktion. (…). Die Kleidung ist zwar ‹‹nur›› etwas Äusserliches,

aber sie ist die Aussenseite eines Menschen. Die Kleidung drückt etwas über den aus, der sie

trägt, der sich bekleidet oder verkleidet. Und zumindest ertappen wir uns dabei, dass wir

Menschen nicht zuletzt aufgrund ihres ‹‹outfits›› beurteilen.“ (Poschmann, 2010, S. 135)

Diese Aussage wird auch von der folgenden Textstelle unterstützt, die die kommunikative

Funktion von Kleidung genauer beschreibt: „Als Membran zwischen dem Körper und seiner

Umwelt können Kleider als soziale Kommunikationsmittel gelesen werden, durch welche die

Identität eines Individuums oder einer Gruppe geformt und ausgedrückt wird.“ (Holenstein et

al., 2010, S. 8)

Sommer (2010, S. 242) beschreibt diese nonverbale Art zu kommunizieren mit ‹vestimentären2

Codes›. Diese Codes werden von der Sender- Empfängerseite meistens mit der gleichen

Bedeutung angewandt und wahrgenommen. Der Bereich, in dem Kleidung seine Signale

sendet, beschränkt sich auf die Materialität, Farbgebung und den Zuschnitt. Wenn man nun

2 vestimentär: mit Kleidung etwas ausdrückend oder mitteilend

Page 15: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

14 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

verschiedene Kleidungsstücke kombiniert, können verschiedene Bedeutungen entstehen: „Die

jeweiligen Bedeutungen solcher Kombinationen sind in aller Regel arbiträr3-konventionell, das

heisst Ergebnis soziokultureller Übereinkunft. Schwarz bedeutet eben nicht notwendigerweise

‹‹Trauer››, ein Rock bedeutet nicht in allen Kulturen ‹‹weiblich››.“ (Sommer, 2010, S. 242-243)

Es gibt jedoch gewisse Kleidungsmerkmale, die gemäss Sommer zu einer Bedeutung besser

passen als andere. So lässt sich die Kleidung grob kategorisieren. Dazu beschreibt er

folgendes Beispiel: „So eignen sich Lederhosen für die Bedeutungswelt ‹‹Motorrad-Rocker››

‹‹objektiv›› deutlich besser als lange, enge Röcke.“ (Sommer, 2010, S. 243)

Sommer (2010, S. 243) fügt dieser Textstelle noch hinzu, dass durch die stetig wachsende

Menge an neuen Kleidungsstücken, in Kombination mit historisch bedingten Merkmalen, die

Signalbedeutungen sehr kompliziert geworden sind. Altes wird mit Neuem kombiniert und

führt zu gänzlich neuen Aussagen.

Simon-Muscheid (2010, S. 91) zeigt, dass diese Funktion der Kommunikation keine

Neuerscheinung aus der Moderne ist, sondern bereits im Mittelalter eine zentrale Rolle

übernahm. Auch sie beschreibt, dass Kleidung über die schützende, ästhetische Funktion

hinausging und als wichtigstes nonverbales Mittel zur Kommunikation gebraucht wurde. Mit

Kleidung wurden die sozialen Gesellschaftsschichten deutlich gemacht und strafrechtlich bei

einer Übertretung verfolgt.

Womit ein Themenfeld angeschnitten wird, das sich mit dem Status und der

Zusammengehörigkeit beschäftigt, die durch Kleidung kommuniziert werden.

Auch der Herrenanzug ist ein gängiges Ausdrucksmittel, wie dies Mentges beschreibt: „Solide

männliche Bürgerlichkeit z.B. wird bis heute durch den seit dem 19. Jahrhundert in Gebrauch

gekommenen Herrenanzug zum Ausdruck gebracht, in dem sich der ebenso würdevolle wie

3 Arbiträr: willkürlich

Page 16: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

15 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

seriöse Habitus spiegelt; er ist nicht umsonst bevorzugtes Habit der Banker.“ (Mentges, 2010,

S. 19)

Egal, wie man sich kleidet, man sendet damit Signale. Somit senden sogar Menschen Signale,

die sich nicht für den kommunikativen Aspekt der Kleidung interessieren, auch wenn sich ihre

Aussage darauf beschränkt, dass es ihnen nicht wichtig ist, wie sie auf andere wirken.

5.2.2.1 Status und Zusammengehörigkeit

Diese kommunikative Funktion der Kleidung spiegelt sich, wie sich bereits wiederholt in der

Geschichte gezeigt hat, in den Gesellschaftsschichten wider.

„Kleidung (…) lieferte den Gesellschaften des Mittelalters (…) alle nötigen Aufschlüsse:

Informationen über Geschlecht, Stand, Sozialstatus, ‹‹Zivilstand›› (heiratsfähiges Mädchen,

verheiratete Frau, Witwe), Altersgruppe.“ (Simon- Muscheid, 2010, S. 91)

Kurz formuliert führt die gleiche Kleidungsart zu einer Zusammengehörigkeit mit einer

Gruppe, zeigt aber auch die Differenz der Gesellschaftsschichten durch den Status an (vgl.

Hackspiel-Mikosch, 2010, S. 69).

Im Verlauf der Zeit hat sich die Kommunikation der Kleidung jedoch leicht verändert. Auch in

der Moderne kann man anhand der Kleidung die sozialen Schichten grob ablesen. Die

Kleidung als Indikator zu nutzen ist jedoch nicht mehr so zuverlässig, weil man in der heutigen

Gesellschaft weitestgehend die Freiheit hat, sich so zu kleiden wie man möchte. Kleidung wird

daher auch zum persönlichen Ausdruck

genutzt. So haben laut Rowland-Warne (1992,

S. 58) die Punks in den 70er-Jahren versucht

ihre Perspektivlosigkeit mit ihrer dunklen

abgenutzten Bekleidung zu vermitteln. Mit

diesem kollektiven Bekleidungsstil, haben sie

zudem ihre Zusammengehörigkeit

kommuniziert.

Abbildung 5: Punks mit dunkler, auffälliger Kleidung.

Page 17: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

16 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Loschek (2010, S. 59) beschrieb zudem das Streben nach Provokation der Punks. So nutzten

sie Gegensätze zu der Vorstellung von Schönem, da es für sie langweilig schien. Ähnlich

gingen die Gothics mit der Abgrenzung zum Schönheitsideal um. Sie fanden Gefallen an dem

Tod und damit auch an einem düsteren Kleidungsstil. Diese Kleidung sollte aber auch das

schön geredete Leben kritisch hinterfragen.

Zusammengehörigkeit, in Kombination mit dem Status der Träger, zeigt sich auch bei einer

Uniformierung. Sie ist ein sehr weitreichender Themenbereich in diversen Ausführungen und

mit unterschiedlichen historischen Hintergründen. So stellt Rowland-Warne (1992, S. 6)

allgemein fest, dass Uniformen ein Beispiel dafür sind, wie Kleidung den Status und die

Zusammengehörigkeit der Träger in der

Gesellschaft kennzeichnen. Dies zeigt

sich besonders in verschiedenen

Berufsbereichen, wie beispielsweise bei

der Polizei, im Militär und in

Krankenhäusern.

Hackspiel-Mikosch fügt zur Bedeutung der Uniform noch hinzu: „Die Uniformen, und hier vor

allem die Ziviluniformen, sind Zeichenträger par excellence und bieten ein sehr anschauliches

Beispiel dafür, wie vielschichtig und wandelbar Bedeutungszuschreibungen von Kleidung

sein können.“ (Hackspiel-Mikosch, 2010, S.68)

Auch Binzegger (2000, S. 51) beschreibt die Uniform als Merkmal zu Vereinszugehörigkeit und

im militärischen Sinn als Zeichen, ob jemand ein Verbündeter oder Gegner ist. Um diese

Kennzeichnung zu nutzen, muss das Militär oder auch die Polizei mit Hilfe einer Uniformierung

einheitlich auftreten.

Abbildung 6: Schweizer Militäruniform aus den 1930er-Jahren.

Page 18: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

17 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

5.2.2.2 Identitätsvermittlung

Wenn man nun genauer hinschaut und von der allgemeinen Gruppe zum Individuum

weitergeht, zeigen sich wiederum weitere Merkmale von Kleidung. Der kommunikative Aspekt

der Kleidung beinhaltet anhand des Zitats von Sommer auch die Identitätsvermittlung. Jeder

Mensch, der etwas anzieht, möchte damit etwas ausdrücken.

„So geht es bei der Kleidung und Identität unmittelbar um die Beziehung von Körper und

Kleid, die sich zu einem Kleiderkörperbild fügen oder durch das Tragen zusammenwachsen.“

(Mentges, 2010, S. 19)

Die Kommunikation mit Kleidung ist im Gegensatz zur verbalen Kommunikation bedeutend

langsamer, weil sie nicht beliebig angepasst werden kann. Die vom Träger bestimmte

Botschaft wird bei der Kleiderauswahl getroffen und bleibt bis zum nächsten

Kleidungswechsel gleich. Dies führt zu einer stabilen, bedeutsamen Präsentation der Identität

(vgl. Sommer, 2010, S. 242-243).

Um die enge Beziehung zwischen dem Individuum und der Kleidung aufzuzeigen, verdeutlicht

Sommer (2010, S. 241-242), dass alles Materielle, das der Mensch persönlich herstellt oder

auswählt, seine Identität widerspiegelt und die Objekte wiederum auf seine Identität wirken.

Zu diesen Objekten gehört auch die Kleidung. Durch sie bekommt der Körper eine soziale

Bedeutung. Dies führt zu einer Vergegenwärtigung des Trägers für sich selbst, wie auch für

seine Umwelt.

Zudem stellt Sommer (2010, S. 243) fest, dass hauptsächlich die Identität mit der Kleidung

kommuniziert wird. Untersuchungen sollen ergeben haben, dass die Träger einer Kleidung

einen bestimmten Eindruck präsentieren wollen, den sie mit ihrem optimalen Selbstbild

verbinden.

Diese Feststellung erscheint plausibel, da der Mensch danach strebt, prinzipiell seine beste

Seite der Öffentlichkeit zu präsentieren. Natürlich ist auch diese ‹beste Seite› sehr subjektiv

Page 19: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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18 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

und kann von den Empfängern der Kleiderbotschaft ganz unterschiedlich wahrgenommen

werden und verschiedene Effekte auslösen.

Diese Effekte bringt Sommer (2010, S. 244) damit zum Ausdruck, dass der Mensch eine andere

Person ganzheitlich anhand der Kleidung, und somit nur durch die offensichtlichen

Merkmale, beurteilt und durch diese Handlung automatisch auf die nicht sichtbaren

Eigenschaften dieser Person schliesst.

Als Begründung dieses Verhaltens stützt er sich auf wissenschaftlich belegte Studien: „Wir

halten einen Menschen aufgrund seiner Kleidung für wohlhabend, für alternativ, für

vertrauenswürdig oder für aufgeschlossen. Dieser auch aus der Alltagserfahrung vertraute

(‹‹Kleider machen Leute››) ‹‹Halo-Effekt›› wurde schon früh empirisch gesichert: Studien

(Hoult, 1954; Hamid, 1968; 1969; Gibbins, 1969), in denen Versuchspersonen Fotos mit

verschiedenen Kleidungsstilen vorgelegt wurden, zeigten einen recht hohen Konsens darüber,

welche Eigenheiten den Trägern bestimmter Kleidungsstile zuzuordnen sind.“ (Sommer, 2010,

S. 244)

Von Arx beschreibt, wie Identitätsvermittlung auch ein Spiel mit Identitäten sein kann: „Endlich

kann man mit sich und den anderen spielen, ohne dass einer die Spielregeln kennt. Der Bäcker

sieht aus wie der Banker oder der Banker wie der Bäcker. Kleider sind heute weniger

Erkennungszeichen als Möglichkeiten zur Verwandlung. „(von Arx, 2000, S. 3)

So kann Kleidung auch zu einer Maskierung werden, um die Identitätsvermittlung durch eine

Maskerade zu verdecken und andere Signale auszusenden. So wird die Identitätsvermittlung

in gewissen Fällen zu einer Vermittlung, wie man gerne wäre oder wirken würde. Dies bestätigt

auch Holly Brubach in einem Interview: „Ja, die Leute spielen mit Identitäten, wenn sie ihre

Kleider wechseln. Kleider erweitern unsere Möglichkeiten.“ (Hämmerli, 2000, S. 46)

Abschliessend muss jedoch noch erwähnt werden, dass Kleidung, wie es Mentges (2010, S.

18) formuliert, die Identität des Individuums nicht nur sichtbar macht, sondern dass die

Identität auch von Objekten, wie Kleidung, beeinflusst und definiert werden kann.

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Sandra Rimle

19 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Somit hat sich gezeigt, dass die Symbiose zwischen Kleidung und Identität in gegenseitiger

Weise wirkt und sich stetig durch neue Kleidungsstücke weiterentwickelt, da sich die

Persönlichkeit der äusseren Hülle ein wenig anpasst, währendem die ‹zweite Haut› wiederum

die Identität zum Ausdruck bringt.

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20 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

5.3 SPANNUNGSFELD: INDIVIDUALITÄT UND GRUPPENZUGEHÖRIGKEIT

Wie im vorherigen Abschnitt erwähnt wurde, hat die Kleidung zahlreiche Bedeutungen für

den Menschen bekommen. Unter den genannten Punkten ist auch die Zusammengehörigkeit.

Aber auch der Individualismus ist in der heutigen Zeit ein grosses Bedürfnis, um nicht in der

Menge unterzugehen. Diese Gegensätze führen zu einem Spannungsfeld.

Schuluniformen sind ein mögliches Beispiel für dieses Spannungsfeld. Hackspiel-Mikosch

erläutert, wie Goethe über Schuluniformen des frühen 19. Jahrhunderts geschrieben hat:

„Wenn Johann Wolfgang von Goethe von dem Nutzen der Schuluniform schreibt, so scheint

er selber gefangen zu sein in dem Spannungsfeld zwischen Individualisierung und

Vermassung – zwei für die moderne Gesellschaft typische, immanent 4 gegensätzliche

Eigenschaften.“ (Hackspiel-Mikosch, 2010, S. 75-76)

Zuerst sah Goethe laut Hackspiel-Mikosch (2010, S. 76) die Schuluniform als erzieherisches

notwendiges Mittel, um Zusammengehörigkeit zu erleben. In einem weiteren literarischen

Werk beschrieb Goethe jedoch, wie die freie Kleiderwahl den Charakter individuell und

persönlich formen soll.

Dieses Dilemma hat laut Hackspiel-Mikosch auch den Philosophen Georg Simmel in der

industrialisierten Massengesellschaft beschäftigt. Das Streben nach abgrenzender

Individualität in Kombination mit der nachahmenden „freiwillige(n) Uniformierung“ (vgl.

Hackspiel-Mikosch, 2010, S. 77) führen zu einem Gegensatz: „Die Uniform an sich sei

grundsätzlich geprägt von diesem der modernen Gesellschaft inhärenten (innewohnendem;

S.R.) Widerspruch. Widersprüche, die gleichzeitig existieren und sich gegenseitig bedingen,

sieht Simmel als wichtigste Eigenschaft der Moderne.“ (Hackspiel-Mikosch, 2010, S. 77)

4 Immanent: innewohnend

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21 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Der Volkswirtschaftler und Soziologe Werner Sombart beschrieb, gemäss Hackspiel-Mikosch

(2010, S. 77), die ansteigende Uniformierung im Jahr 1902 sehr kritisch als ‹Schablonisierung

des Gehirns›, wobei die Bedürfnisse des Individuums verloren gingen.

In 100 Jahren hat sich die Kleidung jedoch wieder unzähligen Wendungen unterzogen,

weshalb Poschmann (2010, S. 135) Kleidung zu dieser Zeit als Ausdruck höchster Individualität

beschreibt. Doch auch er musste anmerken, dass sie nicht frei vom Zwang der Moden und

Marken, und somit der Gruppenzugehörigkeit und Nachahmung ist.

Sommer beschreibt, wie das Individuum mit diesem Spannungsfeld umgeht: „Das Individuum

trägt seine Identitätsvorstellung seinen Mitmenschen vor. Es versucht dabei, die kontextuell

angemessene Balance zwischen Anpassung und Abgrenzung zu finden und den Eindruck,

den die anderen von ihm gewinnen, entsprechend zu steuern (vgl. hierzu etwa Goffman, 1983;

Krappmann, 1971; Stone, 1981a; 1981b).“ (Sommer, 2010, S.242)

Um mit diesem Spannungsfeld umzugehen, muss man daher auf einem schmalen Grat

zwischen Individualismus und Zugehörigkeit seinen Weg finden. Doch diesem Dilemma zu

entkommen, scheint unmöglich zu sein.

Auch Loschek, die sich mit der Massenmode beschäftigt hat, nahm Bezug auf Georg Simmel,

der zu folgender Feststellung gekommen war: „‚Nachahmung gibt dem Individuum die

Sicherheit, bei seinem Handeln nicht allein zu stehen (…)‘ (Simmel, 1911, S.31).“ (Loschek, 2010,

S.61)

So erläutert Sommer (2010, S. 245), dass es keine völlig individualisierte Art gibt, sich zu

kleiden. Es sei lediglich eine Abwandlung des Gruppenstils. Daher beschreibt er zwei

Möglichkeiten, wie Individualität ansatzweise hergestellt werden kann. Zum einen, indem man

die vorherrschenden Stile in die Extreme setzt und zum anderen, durch das Mischen von

verschiedenen Kleidungsstilen.

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22 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

5.4 WER BESTIMMT, WAS MODE IST?

Bis jetzt war stets die Rede von Kleidung und ihrer Bedeutung für den Menschen. Es stellen

sich nun jedoch die Fragen, wie aus diesem komplexen Themenbereich Begriffe, wie Mode,

Trend und Stil hervorgekommen sind, was sie bedeuten und welche Einflüsse sie mit sich

bringen.

5.4.1 Was ist ‹‹schön››?

Zuerst soll der Frage nachgegangen werden, was überhaupt schön ist? Denn diese Frage

steht in einem engen Zusammenhang mit der Mode und deren Ästhetik. Um eine mögliche

Antwort auf diese Frage zu geben, wird die Aussage von Loschek betrachtet: „Schönheit oder

Hässlichkeit wohnen nicht den Dingen selbst inne, (…), sondern sie werden von aussen, vom

Beobachter an die Dinge herangetragen. Das heisst: Schönheit und Hässlichkeit sind

Projektionen des Beobachters. (…). Indem wir Dinge wahrnehmen und evaluieren, holen wir

sie aus ihrer unscheinbaren Existenz heraus, machen sie bedeutsam und lassen ihnen eine

Ästhetik zuteil werden.“ (Loschek, 2010, S.43)

Dies lässt darauf schliessen, dass die Bestimmung von Schönem und Hässlichem eine rein

subjektive Wahrnehmung des Betrachters ist. Doch dazu wird von Loschek (2010, S. 45)

angemerkt, dass trotz der subjektiven Wahrnehmung auch eine Zustimmung Anderer zu

diesem Urteil erwartet wird. Dies führt dazu, dass Schönes von einer subjektiven Allgemeinheit

bestimmt wird.

Das Schöne hat auch direkt mit dem Bedeutsamen zu tun. Daher beschreibt Loschek (2010,

S. 43) verschiedene Kriterien, um etwas als bedeutsam zu beurteilen. Zum einen sind es

humanbiologische Vorteile in der Evolution, die bis heute als Schönheitsideal betrachtet

werden. Ein weiterer Punkt ist die Umwelt, in der die Kleidung getragen wird, mit ihrem Klima,

ihrer Ernährung und ihrer Kultur, die das Schönheitsbild beeinflussen. Ein letztes Kriterium ist

der Kontrast zum animalischen, da sich der Mensch vom Tier abgrenzen möchte.

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23 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Schon in früheren Zeiten hatte Schönheit einen grossen Stellenwert, wie das Beispiel von

Ingrid Loschek zeigt. „Dem jeweils gängigen Schönheitsideal nicht zu entsprechen, löste eine

soziale Scham über den eigenen unzureichenden Körper aus, die seit dem Altertum

Korrekturmittel ersinnen liess, wie Wadenpolster für Männerstrümpfe oder Brüste aus

Wachs.“ (Loschek, 2010, S.44)

Auch heute wird versucht, dem Schönheitsideal mit allen möglichen Mitteln zu entsprechen.

Beispiele aus der heutigen Zeit sind Silikon und Botox.

5.4.2 Wann ist schön?

Das Wortspiel dieses Kapitels ist zugleich der Titel von Loscheks (2010, S. 43) Gedanken und

Analysen zum Thema Ästhetik.

Nachdem geklärt ist, weshalb gewisse Objekte als schön oder hässlich eingestuft werden, soll

nun noch ein zeitlicher Aspekt in diesen Themenbereich integriert werden. Loschek erklärt,

dass im Prinzip alles schön sein kann. Es spielt jedoch eine entscheidende Rolle, wann man

danach fragt. So entsteht die Frage: „,Wann ist schön?‘. Darauf bezieht sich die Antwort:

Schön ist, worauf sich eine Gemeinschaft bzw. eine Gruppe der Gesellschaft verständigt hat.

Daraus erklärt sich, dass auch das angeblich Hässliche schön bzw. Mode sein kann;

angeblich, weil auch dies gesellschaftlich verhandelbar ist.“ (Loschek, 2010, S. 55)

Schönheit, und damit einhergehend auch der Begriff Mode, ist daher stark an die Zeit

gebunden. Ein Kleidungsstil, der im einen Jahr noch verschmäht wurde, kann schon im

nächsten Jahr als neuer Trend über die Laufstege getragen werden.

5.4.3 Was ist Mode?

In der heutigen Gesellschaft ist der Begriff Mode allgegenwärtig. In Zeitschriften, Fernseh-

Sendungen und auch beim Gang durch die Gassen einer Stadt begegnet man diesem Thema

ständig. Man wird regelmässig über die aktuellsten Modetrends durch die Medien informiert

und dazu angeworben, diese zu kaufen. Doch was ist Mode?

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24 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Hein (2009) stützt sich bei der Begriffserklärung der Mode auf Ebner. So stammt das Wort

Mode ursprünglich vom lateinischen Wort ‹modus› ab. Dieses bedeutet wiederum: „ ‚Art und

Weise‘ und zugleich ‚Regel‘ und ,Maßstab‘ (Ebner 2007: 13). (…) Der Begriff ‚mode‘ hatte sich

im ‚15.Jahrhundert‘ in Frankreich etabliert.“ (Hein, 2009)

Ein erster Ansatz, um die Bedeutung von Mode zu erklären, bietet Sommer. Er sieht Mode als:

„komplexe sozialpsychologische Reaktion auf gesellschaftlichen Wandel (…).“ (Sommer,

2010, S.247)

Diese Erklärung ist noch sehr oberflächlich und bedarf weiteren Erläuterungen. Diese bietet

Loschek: „Die Wertzuweisung von „schön“ oder „hässlich“ findet sich (…) auch in der

Kleidung. Und unabhängig von schön oder hässlich, von praktisch oder unpraktisch wird

Kleidung dann Mode, wenn sich eine Gruppe der Gesellschaft darauf geeinigt hat. Dann ist

auch gänzlich Unpraktisches Mode, wie Reifrock, Ballonärmel oder High Heels. Der

Zusatznutzen bzw. der Wert dieser Moden liegt dann nicht im Bereich des Praktischen,

sondern auf einer sozialen Ebene.“ (Loschek, 2010, S.59)

Bei den vielen Bedeutungen von Kleidung, beschränkt sich Mode also grösstenteils auf die

soziale Komponente und lebt von der Akzeptanz der Gesellschaft.

Loschek bietet zudem einen Überblick, in welchen Formen sich die Mode seit dem 20.

Jahrhundert zeigt: „ Als Ist-Zustand sowohl der Mode, als auch ihrer Ästhetik ist festzustellen,

dass sich seit Ende des 20. Jahrhunderts die Mode in Extremen darstellt:

als angewandte Kunst

als überindividualisierte Designermode

als spektakelhafte Haute Couture

als zuweilen charakterlose Markenmode, bei der Kostenkalkulation und Marketing im

Vordergrund stehen.

als kulturarme Massenmode.“ (Loschek, 2010, S. 61-62)

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25 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

5.4.4 Wie entsteht ein neuer Trend?

Grundlage für einen neuen Trend ist, dass Mode ständig nach Abwechslung verlangt, um

weiterleben zu können (vgl. Philippi, 2000, S. 14).

Sommer sieht den modischen Wandel als komplexe Reaktion auf gesellschaftliche

Veränderungen und zeigt auf, was die möglichen Gründe für einen Wechsel sein können:

„Grundlegende Motive modischen Wandels sind: Sättigung mit Altem, Neugier und Spieltrieb.

Dazu kommen soziale Motive wie etwa das Streben nach Differenzierung und Zugehörigkeit.“

(Sommer, 2010, S. 247-248)

Die Gesellschaft braucht demzufolge nach einer Sättigung der aktuellen Mode einen neuen

Trend. Doch wie entsteht dieser neue Trend?

Sommer geht zuerst der Frage nach, wer in der Lage ist eine neue Mode zu bestimmen und

sie anschliessend in Umlauf zu bringen. Er geht davon aus, dass Mode ein Abbild von

Gruppenidentitäten ist und somit ein neuer Trend auch von ebendiesen Gruppen erschaffen

wird. Diese wollen mit Kleidung ihre Identität darstellen. Rowland-Warne beschreibt einige

Beispielgruppen, die ihre Identität in ihrem Kleidungsstil zeigen: „Besonders auffällige

Kleidung, z.B. die der (…) Hippies und Punks (S.58-59), spiegelt Lebensstil und Einstellungen

der Träger wider. Schliesslich hat Kleidung auch etwas mit Schamgefühl zu tun. In vielen

Kulturen gilt Nacktheit als unzivilisiert.“ (Rowland-Warne, 1992, S. 6)

Das Bedürfnis einer Gruppe, sich neu zu kleiden, reicht jedoch noch nicht aus, um einen

neuen, von der Gesellschaft akzeptierten, Trend zu schaffen: „Die Stile solcher

Gruppierungen können (…) nur dann die Massenmode beeinflussen, wenn die betreffende

Gruppe aufgrund ihrer Lebensbedingungen die aktuellen zentralen Konflikte und

Identitätsprobleme der gesamten Gesellschaft besonders intensiv erlebt und entsprechend

in ihrem Lebens- und Kleidungsstil zum Ausdruck bringt.“ (Sommer, 2010, S. 248)

Damit der neue Trend Anklang in der Gesellschaft findet und nicht durch seine provokante

Art abgelehnt wird, gibt es laut Sommer zwei Faktoren, die die Übernahme begünstigen. Dazu

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26 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

gehört einerseits die Relevanz der Werte für die Mehrheit der Gesellschaft, die mit der

Kleidung wiedergegeben werden. (Sommer, 2010, S. 249)

Der zweite Faktor gemäss Sommer (2010, S. 249) besagt, dass es gewisse Mittler-Instanzen

gibt, die den neuen Trend aus dem Untergrund hervorheben und zu einer bedeutsamen Mode

werden lassen. Dazu können Personen mit Status und Ansehen gehören, die die Macht haben,

einem bedeutungslosen Trend Prestige zu verschaffen, indem sie ihn tragen. Diese Trends

werden von der Gesellschaft in ähnlicher Form übernommen und werden so zur aktuellen

Mode.

„So wird aus dem Allerletzten der letzte Schrei und schliesslich unauffälliger Durchschnitt, der

die Subkulturen wiederum zu neuen Gegenkreationen stimuliert.“ (Sommer, 2010, S. 250)

Damit ist der Kreislauf geschlossen, und beginnt von Vorn. Die trendbildenden Gruppen sind

nur eine Möglichkeit einen Modestil entstehen zu lassen. Ob er übernommen wird, untersteht

aber nicht ihrer Macht. Diese höhere Kontrolle, die wie ein Marionettenspieler die Fäden in

der Welt der Mode zieht, wird im nächsten Kapitel untersucht.

5.4.5 Wovon wird Mode kontrolliert?

Wer oder was bewegt uns dazu, ständig mit dem modischen Wandel zu gehen?

Auch Sommer hat sich mit dieser und ähnlichen Fragen beschäftigt: „Warum haben wir mehr

als nur das Nötigste im Schrank? Weshalb würden wir bestimmte Kleidungsstile nie tragen?

Warum beurteilen wir Mitmenschen nach ihrem „Outfit“? Weshalb machen wir mehr oder

minder alle den modischen Wandel mit?“ (Sommer, 2010, S. 241)

Um diese Fragen zu beantworten erklärt Sommer (2010, S. 241), dass Mode bedeutsame

sozialpsychologische Aufgaben mit sich bringt. Daher ist Mode im privaten Leben, wie auch

in der Öffentlichkeit äusserst wichtig für den Menschen. Diese Bedeutung zeigt sich auch

weltweit in der Wirtschaft.

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27 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Somit lässt sich der Kleidermarkt in drei Ebenen unterteilen: die psychische, die soziale und

auch die wirtschaftliche Ebene.

Zu den eben erwähnten psychischen und sozialen Funktionen gehört das von Loschek (2010,

S. 45) genannte Streben des Menschen nach Gemeinsamkeit.

Zudem haben die verschiedenen Aspekte der Mode laut Loschek unterschiedliche Ursachen

und Aufgabenverantwortliche: „Sie (die Menschen; S.R.) haben ein motivierendes Interesse

daran, dass sich andere ihrem Urteil anschliessen, das Beurteilte – zum Beispiel Kleidung als

gut, schön oder erotisch einschätzen (Aufgabe der Medien und der Werbung), sie kaufen

(Aufgabe des Marktes) und sie schliesslich tragen (System des sozialen Wettbewerbs). (…).

Der Soziologe Georg Simmel kam 1911 zu der Schlussfolgerung: ‚Nachahmung gibt dem

Individuum die Sicherheit, bei seinem Handeln nicht allein zu stehen (…)‘ (1911, S. 31).“

(Loschek, 2010, S.45)

So spielen im Kreislauf des Modewandels die Medien, der Markt und der soziale Wettbewerb

eine entscheidende Rolle. Dieser Kombination der Ästhetik und der Wirtschaft steht Loschek

(2010, S. 61) kritisch gegenüber und bezeichnet dies als eine Tragödie, denn das verbissene

Streben nach Macht und Umsatz wäre die Folge.

Zudem hat Sommer festgestellt, dass dieser rasche Modewandel nicht überall auftritt. So trifft

man diesen Wandel besonders in den Gesellschaften der Moderne seit dem 19. Jahrhundert

an, wo Veränderungen in der Gesellschaft und ihren Werten unüberschaubar geschehen. Die

Mode wird hierbei als Hilfe angesehen, für jene, die mit diesem Wandel mitgehen, denn in

dieser sich ständig verändernden und unvorhersehbaren Zeit, stellt sie einen Leuchtturm dar,

an dem man sich orientieren kann. Diese Sicherheit der Orientierung führt zu einer

Erleichterung und man kann sich somit besser auf die neuen Veränderungen einlassen.

Auch Experten sind laut von Arx (2000, S. 3) durch diese Verwirrung und unüberschaubare

Vielfalt, die in verschiedensten Medien vorherrscht, oft überfordert.

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28 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Die Faszination, wie auch die Funktion von Mode liegt gemäss Sommer (2010, S. 250) in ihrer

Vergänglichkeit. Wenn also eine Mode an Bedeutung verloren hat, ist das die Grundlage

dafür, dass ein anderer Trend wieder an Bedeutung gewinnt. Diese Modeentwicklung scheint

heutzutage durch die schnellen Produktionsmechanismen rasant zu wechseln. Auch die

Reaktionszeit der Modeindustrie auf einen neuen Trend ist sehr schnell geworden. Durch

diesen fliessenden Übergang scheinen mehrere Trends gleichzeitig zu bestehen.

Auch Heller beschreibt die Macht der wirtschaftlichen Komponente im Modebusiness wie

folgt: „Als Grosseinkäufer erhalten die Global players5 die besten Konditionen, und da sie

ihre Kleidungsstücke ohne Zwischenhändler vertreiben, können sie die Margen tief halten. Sie

bestimmen, was produziert werden soll, und geben der anonymen Ware ein Label. (…).

Oberste Maxime dabei: der schnelle Warenumschlag. Nicht länger als vier Wochen bleibt ein

Kleidungsstück in einer H-&-M-Filiale liegen, dann wird es im Sonderverkauf losgeschlagen,

der Jupe für Fr. 12.90, der Pullover für FR. 19.90. Dann kommt wieder neue Ware, die die

Kundschaft erneut in den Laden locken soll.“ (Heller, 2000, S. 27)

Dies führt gemäss Heller (2000, S. 27) zu einem Kreislauf, indem die Konsumenten die Filialen

finanziell durch den Einkauf unterstützen und somit die weitere Produktion und das Marketing

finanzieren, das wiederum zu neuen Einkäufen verführt.

Daraus zieht der Designer Wolfgang Joop folgende Erkenntnis: „ ‚Mode ist heute reines

Marketing‘.“ (Heller, 2000, S. 27)

5 Global player: Unternehmen, das am internationalen Wettbewerb mitmacht und eine

weltweite Vormachtstellung einnimmt

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29 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

5.5 JUGENDLICHE UND MODE

„Das Jugendalter stellt eine eigene, selbstständige Phase dar, weil die Jugendlichen nicht

mehr zu den Kindern zählen, jedoch auch noch nicht als Erwachsene bezeichnet werden

können. Diese Lebensphase bietet den jungen Menschen ‚Entwicklungs- und Reifezeit‘.“ (Hein,

2009, S. 21)

Hein (2009) bezieht sich auf die Autoren König und Mann, die beschreiben weshalb der

Körper für den persönlichen Ausdruck eine besondere Bedeutung für die Jugendlichen hat.

Dadurch, dass sie noch nicht erwachsen sind, haben sie nicht die gleichen Möglichkeiten, um

ihrer Persönlichkeit den gewünschten Ausdruck gegen aussen zu verleihen. Weil der Körper

in einer engen Beziehung mit der Kleidung steht (vgl. Kapitel 5.1.2 und Kapitel 5.2.2.2), wird

die Kleidung zur Darstellung der Identität.

Hein nimmt in ihrer Erörterung der Identitätsbildung Bezug auf weitere Autoren, die sich damit

beschäftigt haben: „König A. (2007) und Loschek (2007) zitieren in diesem Zusammenhang

Georg Herbert Mead. Mead zufolge führen die ‚gesellschaftlichen Interaktionssituationen‘ mit

anderen Individuen zur Entstehung von ‚Geist und Identität‘ (Loschek 2007: 192). Wenn das

Individuum sich bewusst wird, dass es von anderen Individuen wahrgenommen wird, dann

kann es sich selbst aus der Sicht der anderen als ‚Objekt‘ betrachten (König, A., 2007: 97). Auf

diese Weise gelingt es dem Individuum, ‚Selbst-Bewusstsein‘ zu entwickeln.“ (Hein, 2009, S.

97)

„Auf der Suche nach der Identität treten ‚Unsicherheit‘ und ‚Orientierungslosigkeit‘ auf

(Gaugele/Reiss 2003: 21). Altershomogene Gruppen können Jugendlichen in diesem

Zusammenhang helfen.“ (Hein, 2009, S. 2)

Wegen den eben genannten Unsicherheiten und dem, von Hein (2009, S. 26) beschriebenen,

bedeutsamen anatomischen, physiologischen und hormonalen Wandel, brauchen die

Jugendlichen Sicherheit. Diese Sicherheit finden sie in der Nachahmung (vgl. Kapitel 5.4.5).

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30 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Jugendliche kopieren im Normalfall den Kleidungsstil Gleichaltriger. Ein Grund dafür könnte

die wachsende Selbständigkeit sein, die durch das Ablösen von den Eltern und die

Zuwendung zu Personen in derselben Situation, die normalerweise auch das gleiche Alter

haben, vorausgesetzt wird (vgl. Hein, 2009, S. 21f.).

Somit bilden sich Gruppen desselben Alters, die Ihre Identität unter anderem mit ihrem

Kleidungsstil darstellen. Das führt wiederum zu einem Zugehörigkeitsgefühl und zu einer

Gruppenidentität. (vgl. Hein, 2009, S. 16/23)

„Ihre Stabilität bietet den Mitgliedern Vertrauen in einer Zeit, in der ‚Kategorien‘ wie

,das Geschlecht‘ sich nicht eindeutig einordnen lassen und keine Verlässlichkeit garantieren.“

(Hein, 2009, S. 17)

Mit zunehmendem Alter lässt dieses Wir-Gefühl jedoch nach und der Wunsch nach

Individualität wird immer wichtiger. Dies unterstützt auch die Textstelle von Sommer: „Nach

einer qualitativen Studie von Sommer (dargestellt in Ernst, 2003) stabilisieren sich solche

persönlichen Kleidungs- und Lebensstile in unserer Kultur typischerweise um das dreissigste

Lebensjahr mit dem Eintritt in ein etabliertes Berufs- und Familienleben.“ (Sommer, 2010, S.

245)

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31 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

5.6 GEFAHREN UND NUTZEN VON MODETRENDS

5.6.1 Ausgrenzung

Dass der Mensch, ob er es will oder nicht, einen Menschen anhand seiner Kleidung einem

ersten Urteil unterzieht, wurde bereits im Kapitel 5.2.2. erläutert. Diese Stigmatisierung kann

jedoch in gewissen Fällen zu einer Ausgrenzung anhand der Kleidung führen.

Simon-Muscheid nimmt zuerst den Bezug zur Geschichte der Kleidung auf, denn auch damals

wurde Kleidung zur Ausgrenzung genutzt: „Kleiderordnungen dienten auch zur

Sichtbarmachung und Ausgrenzung bestimmter Gruppen, die gezwungen wurden,

bestimmte vestimentäre Stigmasymbole zu tragen.“ (Simon-Muscheid, 2010, S. 108)

Diese historische Sichtbarmachung von ausgegrenzten Gruppen zeigt sich auch am Beispiel

des Judensterns im 2. Weltkrieg.

Ein Interview mit Holly Brubach zeigt, dass sich Ausgrenzung durch Kleidung auch heute zeigt:

„Da (in der Highscool; S.R.) ist es schrecklich wichtig, was jeder trägt. Und wenn das

populärste Mädchen seinen Schal in einer bestimmten Art trägt, machen das alle. Was der

Aussenseiter trägt, ist dagegen dermassen out, dass es niemand eines Blickes würdigt.“

(Hämmerli, 2000, S.44)

Dieses Zitat zeigt, dass Ausgrenzung nicht durch Kleidung ausgelöst werden muss, sie ist aber

ein Faktor, der diesen Ausschluss verstärken kann.

Ausgrenzung durch Kleidung ist daher auch einer der Gründe, die viele Schulen zu einer

einheitlichen Schuluniform geleitet hat. Die Gefahren und Nutzen von Schuluniformen

wurden bereits erläutert (vgl. Kapitel 5.3).

In einigen Schulen wird eine Schuluniform getragen,

um der Kleidung die Macht zu nehmen, sich damit

profilieren zu können aber auch, um ein

Zusammengehörigkeitsgefühl zu bekommen. Abbildung 7: Schuluniformen an einer Schule

in Mexiko.

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32 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Eine einheitliche Kleidung kann jedoch nicht verhindern, dass der individuelle Körperbau die

Wirkung der Kleidung beeinflusst.

Der Designer John Galliano hat im Jahr 2006 eine Kollektion kreiert, die zum Nachdenken

einlädt. Er organisierte eine Modenschau und designte Kleidung für Personen, die keine

Modelproportionen vorzuweisen hatten. Im Gegenteil: „extrem Dicke, Dünne, Alte und

Hässliche, Kleinwüchsige und Riesen beiderlei Geschlechts. Es war weder ein Karikieren, noch

– bei aller Ironie – ein Spass an körperlicher Andersartigkeit, als vielmehr eine Aufforderung

zum Nachdenken sowohl über Schönheitswahn, Model-Verehrung und Laufsteg-Voyeurismus

wie auch über den Anspruch auf Designerkleidung ungeachtet der Figur des Körpers.“

(Loschek, 2010, S. 56)

5.6.2 Körperschädigung

Der ursprüngliche Nutzen von Kleidung war das Bilden einer zweiten Hülle, um den Körper vor

Umwelteinwirkungen zu schützen. Im Wandel der Zeit hat sich der Zweck von Kleidung aber

gewandelt und vervielfältigt. So wurde der Grundgedanken, die Kleidung an den

menschlichen Körper sinnvoll anzupassen im folgenden Beispiel von Mentges vernachlässigt

und der weibliche Körper musste sich der Kleidung beugen.

Im Kapitel 5.4.3 wurde bereits erläutert, dass auch gänzlich

Unpraktisches zu Mode werden kann, wenn nur die Akzeptanz der

Gesellschaft es erlaubt. Dies führte dazu, dass auch das Korsett und

andere unpraktische Bekleidungen zu einem Trend werden konnte, wie es

Mentges beschreibt: „Um 1870 ist das weibliche Kleidungsbild

folgendermassen gekennzeichnet: durch eine Fülle an schweren Stoffen

aus Samt, Brokat, Damast bis zu mehreren Kilogrammen, dunkle Farben

und der extremen Hervorhebung der Taille durch das Schnürkorsett. Die

eng geschnürte Taille – Schönheitsideal ist die sogenannte Wespentaille

– wird erreicht durch das Korsett, das den Körper visuell in zwei Teile zerschneidet.“ (Mentges,

2010, S. 26)

Abbildung 8: Damen-

korsett im Jahr 1911.

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33 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Dieser Eingriff in die natürliche Körperform hatte, trotz damaligem Schönheitsideal, auch

seine Gegner: „An dieser fast gewaltsam anmutenden vestimentären Gestaltung des Körpers

entzündete sich die Kritik der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einsetzenden

Reformkleidungsbewegung. Sie forderte die Abschaffung des Korsetts und die Einführung

einer neuen, der Bewegungsfreiheit förderlichen Kleidung mit weniger Gewicht und von

geringerer Länge. Von allen Seiten der Mediziner, der Hygieniker, der Frauenbewegung und

der Künstler wird mit Vehemenz das Korsett angeprangert (…).“(Mentges, 2010, S. 26)

Natürlich hinterliess diese Veränderung des optischen Körperbildes auch seine Spuren am

menschlichen Körper. Es gab zahlreiche gesundheitsschädigende Folgen, die gemäss

Mentges (2010, S. 26) von Ärzten belegt wurden. Dazu gehörte, um nur ein paar wenige zu

nennen: „ (…) Verödung der Lungenflügel, Magenkrämpfe, (…), Wanderniere, Verstopfung,

(…), Ausbleiben der Monatsblutung, Entzündung und Lageveränderung der Gebärmutter,

(…), Rückenschmerzen, (…), Atemnot, Herzbeschwerden, Krampfadern, (…), Gallensteine

und Gallenkrebs.>>“ (Mentges, 2010, S. 26)

Auch heute gibt es zahlreiche Beispiele für Modetrends,

die keineswegs gesund sind für den menschlichen Körper.

Schuhe mit einem hohen Absatz führen wohl zu einer

aufrechten Körperhaltung, doch auch sie hinterlassen bei

längerem Tragen gesundheitsschädigende Spuren.

Ein weiteres Beispiel sind grosse Handtaschen, die zu übermässigem Befüllen einladen und

durch ihr Gewicht zu einer einseitigen Belastung und zu Rückenschmerzen führen können.

Natürlich sollte das gewählte Outfit dem jeweils herrschenden Wetter angepasst sein. In einer

Dezember-Ausgabe des Magazins ‹20Minuten Friday› aus dem Jahr 2015 wurden die auf

Abbildung 10 sichtbaren Punkte aufgelistet, die laut dem Magazin gerade ‹In› waren. Den

ersten und dritten Trend im Dezember tatsächlich zu tragen, erscheint nicht sehr sinnvoll, da

zu dieser Jahreszeit mit Temperaturen um den Nullpunkt zu rechnen ist.

Abbildung 9: Schuhe mit hohen

Absätzen, auch ‹‹High Heels›› genannt.

Page 35: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

34 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Abbildung 10: Artikel aus dem Magazin ‹20 Minuten Friday›.

Ironischerweise hat dasselbe Magazin ein Jahr zuvor, im Dezember 2014, folgenden Artikel

veröffentlicht.

Abbildung 11: Artikel aus dem Magazin ‹20 Minuten Friday›.

Der dritte Punkt dieses Beispiels zeigt, dass es natürlich auch immer wieder Trends gibt, die

als Gegenbewegung zu den ungesunden und unpraktischen Modetrends wirken. So kamen

zeitweise auch sportliche bequeme Schuhe, modische Rucksäcke und Hosen mit

hochgeschnittenem Bund in Mode.

Page 36: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

35 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

5.7 ERGEBNISSE: THEORETISCHE GRUNDLAGEN

Durch die Komplexität der Mode sind die Ergebnisse aus den verschiedenen Kapiteln

ineinander vernetzt und bedingen sich gegenseitig. Wenn bestimmte historische

Veränderungen nicht eingetreten wären, würde unsere Bekleidung heute wahrscheinlich

anders aussehen. So ist es notwendig, die heutige Beeinflussung der Gesellschaft durch

Mode mit einem weit geöffneten Fokus zu betrachten, um ein Verständnis dafür zu

bekommen.

Es hat sich gezeigt, dass Kleidung, so banal sie auf den ersten Blick auch scheint, einen

ausserordentlich komplexen historisch, ästhetisch, psychologisch und physiologischen

belegten Hintergrund mit sich bringt. Auch Mentges beschreibt die Komplexität von Kleidung:

„Kleidungsforschung also stellt ein interdisziplinäres Forschungsfeld par excellence dar: Und

wie der menschliche Körper selbst lässt sie sich nicht einem einzigen Blickwinkel unterordnen,

im Gegenteil, sie verknüpft und verschränkt kulturelle und historische Räume und

Blickordnungen und last but not least liegt sie quer zu allen Disziplinen.“ (Mentges, 2010, S.

37)

Es lässt sich jedoch mit Sicherheit sagen, dass die ästhetische Komponente der Kleidung, die

zur Einordnung in verschiedene Gesellschaftsschichten geführt hat, in Kombination mit dem

menschlichen Streben nach Individualität und Gruppenzugehörigkeit und den technischen

Produktionsmöglichkeiten der machthungrigen Produzenten, zu der heutigen Modesituation

ihren Beitrag geleistet haben. Natürlich sind auch Kultur, Politik und Umweltfaktoren bei der

Beeinflussung der Kleidung von Bedeutung.

Mode zu beeinflussen ist Wenigen vorbehalten. Jedoch hat man selbst die Entscheidung, ob

man sich von der Mode beeinflussen lassen möchte oder wie weit man mit ihr ‹mitschwimmt›.

Jugendliche stehen in ihrem Leben jedoch an einem Wendepunkt, der vielen Unsicherheiten

ausgesetzt ist. Daher ist die Wahl, mit der Mode mitzugehen, mit Sicherheit und dem Gefühl

der Zugehörigkeit verbunden.

Page 37: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

36 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Jugendliche sind in ihrem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Status von der Mode gefangen

und lassen sich leicht beeinflussen. Dazu kommt die Komplexität der Mode, die es schwierig

macht, sie zu verstehen. Daher ist es sinnvoll, das Thema Mode aufzugreifen, wenn sich die

Jugendlichen dafür zu interessieren beginnen.

Auch die ökologische Komponente wird in der Modebrache immer aktueller. Die

Wertvorstellungen, die mit der ökologischen Nachhaltigkeit einhergehen, sollten den

Jugendlichen früh aufgezeigt und weitergegeben werden. Sie sind die Zukunft der

Gesellschaft und sollten diese Werte weitertragen und später selbst weitergeben. Daher ist

es naheliegend, die Mode in Kombination mit der Nachhaltigkeit den Jugendlichen in einem

geschützten Rahmen und mit einem didaktischen Aufbau näher zu bringen.

Page 38: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

37 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

6 PROJEKTWOCHE

Die verschiedenen theoretischen Grundlagen zu den Themen Mode und Kleidung haben sich

mit diversen Facetten dieses Themenbereichs beschäftigt und auch kritische Aspekte

hervorgebracht. Während der anfänglichen Auseinandersetzung entstand die Idee für eine

Projektwoche, die sich mit ebendiesen verschiedenen Aspekten von Kleidung und Mode

beschäftigen sollte. Mit einer theoretischen und praktischen Auseinandersetzung sollte dies

mit Jugendlichen im Oberstufenalter umgesetzt werden. Der praktische Kern des Projektes

war die nachhaltige Aufwertung von nicht mehr getragener, aber qualitativ guter Kleidung

und somit das eigenständige Upcycling. Um auch die theoretischen Hintergründe zu

erforschen, waren Diskussionen zwischen den Teilnehmenden, die Reflexion des Selbstwertes

und die Erarbeitung neuen Wissens Teil der Projektwoche.

6.1 ABKLÄRUNG DER GRUNDLAGEN UND RAHMENBEDINGUNGEN

Als die Idee für dieses Projekt entstanden war, wurde sie zuerst genau ausgearbeitet. Dazu

gehörte die Klärung diverser Fragen als Grundlage für ein gefestigtes Fundament und somit

auch für ein gelingendes Projekt. Zuerst mussten die Rahmenbedingungen festgelegt und

abgeklärt werden. Die Planung ergab, dass es am geeignetsten war, die Projektwoche in den

Herbstferien 2015 mit Mädchen im Oberstufenalter aus der Region der Gemeinde Muolen

durchzuführen. Der passende Durchführungsort war daher das Handarbeitszimmer der

Primarschule Muolen, dessen Schulleiter und Handarbeitslehrerin angefragt wurden. Nach

Abklärungen des genauen Durchführungszeitpunktes mit den verantwortlichen Personen des

Schulhauses wurde ein Hospitationstermin vereinbart, um die zur Verfügung stehenden

Materialien und andere Rahmenbedingungen abzuklären. Die Personen des Schulhauses, die

von dem Projekt tangiert wurden, waren sehr grosszügig, unkompliziert und brachten dem

Page 39: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

38 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Vorhaben grosses Vertrauen entgegen. Das

führte zu einer optimalen Grundlage für

einen reibungslosen Ablauf der

Projektwoche.

Der Entschluss, das Projekt nur mit Mädchen

im Oberstufenalter durchzuführen, hatte

verschiedene Ursachen. Um die Eingrenzung

auf das Oberstufenalter zu begründen,

wurden die Nähmaschinen-Kenntnisse der Mittelstufe betrachtet. Diese wurden als nicht

ausreichend eingestuft, um selbständig arbeiten zu können, ohne theoretische

Nähmaschinenfunktionen auffrischen zu müssen. Bei einer ersten mündlichen Anfrage

bestand lediglich ein Interesse von Mädchen für das Projekt, was dazu führte, das Projekt

und die Inhalte auf Mädchen auszulegen und zu spezifizieren. Andererseits war die Anzahl

der Teilnehmerplätze begrenzt, da es nur eine geringe Anzahl von Nähmaschinen zur

Verfügung hatte und jede Teilnehmerin genügend Platz brauchte. Dazu kommt noch, dass

die Kleidung während der Umgestaltung regelmässig anprobiert werden musste. Bei einer

geschlechterdurchmischten Gruppe wäre die Anprobe komplizierter geworden, da für beide

Geschlechter eine Umziehkabine bereitgestellt hätte werden müssen.

Nach der Ausarbeitung einer groben Wochenplanung wurde ein erster Anmelde-Zettel (siehe

Anhang 10.4) an alle Mädchen im Oberstufenalter aus Muolen und der Umgebung verteilt.

Kurz vor dem Anmeldeschluss waren erst wenige Anmeldungen eingegangen, was dazu

geführt hat, dass der Radius der Anfragen auf Mädchen aus der 6. Klasse ausgeweitet wurde.

Nach dem Anmeldeschluss hatten sich schliesslich insgesamt fünf motivierte Mädchen im

Alter von 11 bis 14 Jahren angemeldet. Ein weiterer Informationszettel (siehe Anhang 10.5), mit

zusätzlichem Wochenplan (siehe Anhang 10.6) und genaueren Angaben, wurde den Mädchen

überbracht.

Abbildung 12: Von der Lehrperson bereitgestelltes

Material.

Page 40: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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Sandra Rimle

39 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

6.2 PLANUNG UND DURCHFÜHRUNG

Eine detaillierte Vorbereitung der Woche wurde erstellt (siehe Anhang 10.2). Während der

Planung des Theorie- und Praxisteils wurde auf einen stetig komplexer werdenden Aufbau

geachtet. So sollte zu Beginn das Vorwissen der Teilnehmenden abgefragt und anschliessend

darauf aufgebaut werden. Mit jedem Tag wurden daher persönlichere Themen in der Theorie

und komplexere Techniken für die Praxis aufgegriffen. Dies sollte zu einem Aufbau von

gegenseitiger Vertrautheit und Offenheit führen. Aber auch das Verständnis sollte durch den

Aufbau stets gewährleistet sein. Als Grundlage für den Aufbau technischer Fähigkeiten

diente der Grundgedanke hinter den Phasen zum methodischen Problemlösen für die

Mittelstufe.

„In diesem etwas komplexeren Handlungsmodell geht es darum, dass die Kinder allmählich

auch lernen das eigene Produkt zu entwickeln. Das erhöht die intrinsische Motivation und

auch den emotionalen Bezug zum Produkt. Ebenso lernen sie in diesem problemorientierten

Ansatz weitere Fähigkeiten, die beim Vormachen-Nachmachen nicht oder weniger gefördert

werden wie z.B. dreidimensionales Vorstellungsvermögen, eigene Lösung innerhalb eines

Aufgabenrahmens finden, experimentieren, Spannungen aushalten.“ (Stuber et al., 2001,

S.18)

Der Lehrplan 21 wurde nicht als Grundlage für den Aufbau der Projektwoche benutzt.

Dennoch hat sich im Nachhinein gezeigt, dass zahlreiche Kompetenzen aus den Bereichen

Gestalten und NMG6 in diesem Projekt abgedeckt wurden (vgl. Anhang 10.3).

Als Tageseinstieg und zur Einstimmung in ein Thema dienten jeweils die Theorieblöcke. Die

restliche Zeit stand den Teilnehmenden zur freien Verfügung, um ihre Ideen kreativ

umzusetzen. Nur für kurze Pausen und Auflockerungen durch Spiele oder ‹Inputs› sollte die

Arbeit unterbrochen werden.

6 NMG: Abkürzung für Natur, Mensch und Gesellschaft

Page 41: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

40 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

6.2.1 Tag 1

Zu Beginn der Woche durften die Teilnehmerinnen spielerisch ihre Erwartungen, Ziele und

Befürchtungen zu der Projektwoche mitteilen, damit noch allfällige Anpassungen für die

folgenden Tage

vorgenommen werden

konnten. Anschliessend wurde

der praktische Teil, die

Umgestaltung von nicht mehr

getragener Kleidung,

vorgestellt und mit Beispielen

aus dem Internet (vgl.

Abbildung 13) oder anhand

von Prototypen beschrieben.

Nach einer Abklärung der Nähmaschinenkenntnisse konnten die Teilnehmenden mit der

persönlichen Ausarbeitung ihrer Projekte beginnen. Das beinhaltete das Skizzieren ihres

Produktes, wie auch das Einrichten ihres Arbeitsplatzes mit dem nötigen Material. Nach

kleinen Anfangsschwierigkeiten ging es schnell in eine motivierte Arbeitsatmosphäre über.

Den Mädchen wurde, wenn nötig, beratend zur Seite gestanden. Am Ende des Tages

reflektierten und diskutierten die Teilnehmerinnen ihre Arbeiten anhand der erlebten

Schwierigkeiten und Erfolgen.

6.2.2 Tag 2

Das Tagesmotto lautete: was ist Mode?

Dazu wurden Ideen und Erfahrungen ausgetauscht

und anschliessend in einem Mind-Map

festgehalten und mögliche Untergruppen wurden

farblich gekennzeichnet (vgl. Abbildung 14).

Abbildung 13: Upcycling-Ideen auf der Internetseite ‹Pinterest›.

Abbildung 14: Ausschnitt aus dem farblich

geordneten Mind-Map.

Page 42: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

41 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Auch ungesunde und gesunde Kleidungsbeispiele wurden analysiert, auf ihren Nutzen

untersucht und kategorisiert.

Weil die Teilnehmerinnen kein zusätzliches Material benötigten, das Brockenhaus, das am

Nachmittag hätte besucht werden sollen, bereits kannten und den Wunsch geäussert haben,

die Zeit lieber zu nutzen, um an ihren Projekten weiterzuarbeiten, wurde der Ausflug am

Nachmittag nach reiflicher Überlegung abgesagt.

6.2.3 Tag 3

An diesem Tag standen die Teilnehmerinnen im Mittelpunkt. Es ging darum, herauszufinden,

wann sie sich in ihrem Köper wohl oder unwohl fühlten und diese Gefühle zu ergründen. Das

Ziel war aufzuzeigen, dass sie es in den meisten Fällen selbst in der Hand haben, sich wohl

zu fühlen. Sie bekamen den Auftrag zuerst drei negative Adjektive und danach drei positive

Adjektive aufzuschreiben, wie sie sich selbst beschreiben würden. Dies wurde gemacht, um

ihnen aufzuzeigen, dass es einem meistens leichter fällt, selbstkritisch zu sein, die positiven

Eigenschaften jedoch viel wichtiger sind und man sich darauf fokussieren sollte, um

zufriedener mit sich selbst zu sein.

Um eine Zwischenbilanz zu ziehen, wurden alle bereits vollendeten Produkte im Zimmer

ausgestellt.

Abbildung 15: Ausstellung im Schulzimmer von einigen Upcycling-Produkten.

Page 43: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

42 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

6.2.4 Tag 4

Die Kleiderproduktion war das Thema am

letzten Tag der Projektwoche. Dazu mussten

sie herausfinden, wo ihre Kleidung herkommt.

Zudem wurden zwei kurze Reportagen

gezeigt um der Thematik die nötigen

Hintergrundinformationen zu liefern. Die

Teilnehmerinnen haben die Filmausschnitte

anschliessend besprochen.

Der Rest des Tages wurde zur Fertigstellung, Präsentation und Reflexion der Produkte

genutzt. Auch die Abschlussreinigung nahm viel Zeit in Anspruch. Abschliessend wurde die

Woche mit einigen Fragen reflektiert. Alle Teilnehmerinnen bekamen vor dem Verlassen des

Schulzimmers noch ein Diplom zur erfolgreichen Absolvierung dieser Woche (siehe Anhang

10.7).

Die Prozesse und Produkte sind bildlich in einer gesonderten Anlage festgehalten (siehe

Dossier: Produktsammlung Projektwoche).

Abbildung 16: Zwei Teilnehmerinnen und die

Projektleiterin S. Rimle während der Diskussion über die

Filmausschnitte.

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Sandra Rimle

43 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

6.3 ERKENNTNISSE UND BEOBACHTUNGEN

Aus der Projektwoche sind einige Erkenntnisse gewonnen worden, die durch Beobachtungen

und Interaktionen mit den Teilnehmerinnen entstanden sind.

Die Gründe für die Teilnahme an diesem Projekt waren sowohl naheliegend als auch

überraschend. Zum einen wurde der Grund genannt, alte Kleider wieder anziehen zu können.

Andererseits war das Interesse am Nähen mit der Nähmaschine ein Beweggrund, aber auch

die Ferien sinnvoll zu nutzen, war einer der genannten Gründe. Die Erwartungen

beschränkten sich darauf, Spass zu haben und die alten Kleider wieder anziehen zu können.

Ansonsten waren sie frei von Erwartungen und wollten sich überraschen lassen. Die Angst vor

einer theoriereichen Woche war zu Beginn vorhanden, wurde aber im Verlauf der Woche

widerlegt. Auch Versagensängste bestimmten den Anfang der Woche, da gewisse

Teilnehmerinnen befürchteten, Fehler zu machen oder keine Ideen zu haben.

Zu Beginn waren tatsächlich einige Hemmungen und Ideenmängel vorhanden, die jedoch

durch die gegenseitige Unterstützung in der Gruppe behoben wurden. Die vertraute

Stimmung war Grundlage für eine harmonische und wohlwollende Zusammenarbeit.

Es hat sich im Austausch mit den Teilnehmerinnen gezeigt, dass sie nach kurzer Zeit

Fortschritte am Produkt sehen wollten. Eine Gefahr dabei war jedoch, die zunehmend

ungenaue Arbeit. Diesem Effekt musste, mit dem Anspruch an genauem Arbeiten,

entgegengewirkt werden. Die positiven Auswirkungen waren jedoch die Motivation und das

produktive Arbeiten.

Ein Nebeneffekt dieser Arbeit war der lockere

Umgang mit Fehlern und Produkten, die nicht so

herauskamen, wie es geplant war. Dadurch, dass die

Kleider ohnehin nicht mehr getragen wurden, war

der Druck, etwas falsch zu machen, viel geringer. Die

Freude jedoch, etwas Neues, Tragbares hergestellt Abbildung 17: Mehrere falsch eingezeichnete

Linien zur Kürzung einer Hose.

Page 45: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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44 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

zu haben, war enorm. Die meist unvorhersehbaren Probleme führten zu offenen

Lernaufgaben, bei denen jede Teilnehmerin ihrem Niveau entsprechend eine eigene Lösung

finden konnte. Jede Lösung war richtig, so lange das Produkt dem Kriterium entsprach,

wieder getragen zu werden. Diese Freiheiten haben zu einer Förderung ihrer Kreativität und

zu einem vielfältigen Problemlöseverhalten geführt.

Im theoretischen Teil hat sich gezeigt, dass das einzige Mädchen, das noch in die 6. Klasse

ging, einen anderen Wissensstand zu diesem Thema aufwies. Trotz ihrer sehr aufgeschlossen

und gesprächigen Art, war sie in den Diskussionen eher zurückhaltend und hatte viele

Verständnisfragen über die angesprochenen Themen. Auch ihr Interesse an aktuellen

Modetrends war, laut ihrer Aussage, sehr gering. Bei dem abschliessenden Fragebogen

waren ihre Antworten daher auch nicht sehr aussagekräftig.

Die Erkenntnisse aus dem Fragebogen haben gezeigt, dass der Theorieteil für die

Teilnehmerinnen eher zu lange dauerte, aber dennoch als notwendig erachtet wurde. Die

aktiven, spielerischen Aufgaben während der theoretischen Auseinandersetzung fanden am

meisten Anklang. Die praktische Arbeit wurde der theoretischen Auseinandersetzung jedoch

deutlich vorgezogen.

Um das Projekt zu verbessern, sollten gemäss den Teilnehmerinnen vermehrt Spiele

eingesetzt werden.

Die wichtigste Erkenntnis war jedoch, dass die Teilnehmerinnen ein motiviertes Interesse

zeigten, die gelernten technischen Möglichkeiten auch in Zukunft anzuwenden.

Page 46: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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Sandra Rimle

45 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

7 SCHLUSSTEIL

7.1 RESUMEE

Welche historischen Hintergründe haben zur heutigen Modesituation geführt?

Dass sich die Bekleidung von ihrer ursprünglichen Schutzfunktion zur heutigen Modesituation

entwickeln konnte, wird zum einen durch die gestiegene ästhetische Bedeutung von Kleidung

und die damit einhergehende Differenzierung der Gesellschaft in unterschiedliche Schichten

begründet. Die Entwicklungen der Moderne sprengten jedoch gewisse historische Strukturen

und führten zu einer liberaleren Kleiderwahl, die auch geschlechterübergreifend mehr

gesellschaftlich anerkannte Freiheiten zuliess. Durch die Industrialisierung wurden die

wechselnden Trends durch den flexibleren Produktionsmarkt beschleunigt, was zur heutigen

Situation führte, in der die ständig wechselnden Modetrends den aktuellen Kleidungsstil

bestimmen, mit dem Ziel der Zusammengehörigkeit aber auch mit dem Wunsch nach einer

gewissen Individualisierung.

Welchen Einfluss hat der Kleidungsstil auf die soziale Stellung in der Gesellschaft?

Es hat sich gezeigt, dass in der Geschichte die Kleidung dazu gebraucht wurde, um soziale

Schichten optisch zu differenzieren. Auch heute kann Kleidung noch zum Zweck der

Ausgrenzung genutzt werden. Dies kann sich an Schulen zeigen, wenn ein Kind oder

Jugendlicher wegen seiner unmodischen Kleidung nicht sonderlich beliebt ist oder gar

ausgeschlossen wird.

Welche Faktoren sind von besonderer Bedeutung bei der Beeinflussung durch Mode?

Das Streben nach Zusammengehörigkeit und Status sind Faktoren, die der Mode die Macht

zur Beeinflussung geben. Diese Beeinflussung wird durch das Marketing in den

verschiedensten Medien unterstützt. Die Werbung sorgt dafür, dass die Modebotschaften in

der Gesellschaft ankommen und übernommen werden. Durch die schnellen

Page 47: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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Sandra Rimle

46 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Produktionsverfahren wechseln auch die Trends zunehmend rasanter. Weil die aktuellen

Trends zum Schönheitsideal werden, locken sie die Gesellschaft, ihnen zu folgen.

Welches sind die kritischen Aspekte zum Thema Mode?

Durch den meist sehr oberflächlichen, ästhetischen Aspekt von Mode gibt es auch Kleidung

die unpraktisch zu tragen ist und ungesund für den Körper sein kann. Durch diese

Oberflächlichkeit verleitet Mode zu einer voreiligen Beurteilung von Menschen anhand ihrer

Kleidung. Zudem führt Mode in einigen Fällen sogar zur Ausgrenzung von Personen, die sich

nicht nach den aktuellen Trends kleiden.

Wie kann man die theoretischen Erkenntnisse in der Praxis didaktisch weitergeben?

Zuerst sollten die Vorkenntnisse abgeklärt werde, damit man darauf aufbauen kann. Das

Thema eignet sich, um sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Diskussionen und Spiele sind

motivierende Möglichkeiten, wie man mit dem Thema aufbauend arbeiten kann. Durch die

Aktualität bieten sich auch diverse Medien an. Filmdokumente, Zeitschriften und das Internet

bieten ein grosses Repertoire an, die Mode aus verschiedenen Blickwinkeln zu durchleuchten.

Weil Mode auch ein sehr subjektiver Themenbereich darstellt, sollte man den

selbstreflektierten Umgang mit Trends fördern.

Wie kann Kleidung nachhaltig aufgewertet werden?

Kleidung und Stoffe die nicht mehr gebraucht werden, können dennoch sinnvoll eingesetzt

werden. Man kann daraus diverse weitere Produkte herstellen. Upcycling ist der Begriff für

die Aufwertung von Materialien. Auch die Weitergabe von Wissen über Techniken und

Möglichkeiten des Upcyclings ist eine Art, wie die Nachhaltigkeit der Kleideraufwertung auch

auf andere Menschen übertragen werden kann. Grundlage dafür ist die persönliche

Einstellung, nicht mehr so viel einzukaufen und Vorhandenes umzugestalten.

Welchen Einfluss hat die Mode auf das Kleidungs- und Sozialverhalten von

Jugendlichen im Sekundarschulalter?

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Sandra Rimle

47 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Junge Heranwachsende sind auf dem Weg ihre Identität zu formen. Kleidung gibt den

Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Identität zu entwickeln und nach aussen darzustellen.

Durch die anatomischen und hormonalen Veränderungen ist die Welt der Jugendlichen

einigen Unsicherheiten ausgesetzt. Die Nachahmung von beobachtetem Kleidungsverhalten

gibt ihnen die nötige Sicherheit und führt zu einer Gruppenzugehörigkeit. Diese

Gruppenbildungen sind daher wichtige Prozesse im Jugendalter. Überall wo es Gruppen

gibt, gibt es auch Menschen die nicht zu dieser Gruppe gehören. Ausgrenzung kann daher

ein sozialer Effekt von Mode sein.

7.2 WEITERFÜHRENDE FRAGESTELLUNG UND PROJEKTE

Das Projekt wurde mit Mädchen durchgeführt, die in einer ländlichen Region aufgewachsen

sind. Ihr Umgang mit Mode war sehr eigenständig und nur minim von der aktuellen Mode

beeinflusst. Aus diesem Grund wäre es spannend, einer Fragestellung nachzugehen, die sich

mit den Unterschieden zwischen ländlicher und städtischer Modebeeinflussung von

Jugendlichen auseinandersetzen würde. Dazu wäre eine Hypothesenüberprüfung durch

einen empirischen Fragebogen, der von Jugendlichen aus der Stadt und vom Land ausgefüllt

würde, eine Möglichkeit dieser Fragestellung nachzugehen.

Ein weiterführendes Projekt wäre, den Workshop so zu gestalten, dass er auch für Jungen

ansprechender ist. In dieser angepassten, überarbeiteten Form könnte das Projekt als

Sonderwoche an einer Oberstufe angeboten werden. Dazu wäre es geeignet, wenn das

Thema Nachhaltigkeit an der Schule fächerübergreifend thematisiert werden würde, um die

Thematik umfassender zu erfahren. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Projektwoche auch in

den Schulferien beim offiziellen Ferienspass als Workshop anzubieten.

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Sandra Rimle

48 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

7.3 REFLEXION

Für die intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema waren meine intrinsische Motivation

und mein Interesse, mehr darüber zu erfahren, sehr hilfreich. Besonders um auch während

der theoretischen, zeitaufwändigen Ausarbeitung mit Elan bei der Sache zu bleiben.

Die Literaturrecherche bot einige Schwierigkeiten. Dadurch, dass Mode ein unberechenbares

und sich ständig wandelndes Thema ist, war es schwierig aktuelle und wissenschaftlich

belegte Literatur zu finden. Die schier endlose Vielfalt an weit vernetzten Zusammenhängen

und historischen Hintergründen der Mode lud dazu ein, sich in der Literatur zu verlieren. Ich

musste mich daher stets daran erinnern, wirklich nur das Wichtigste in meine Arbeit zu

übernehmen und das Gelesene einzugrenzen, um nicht zu weit vom Kern der Arbeit

abzuweichen.

Die grösste Herausforderung war die Beantwortung der Hauptfrage, nämlich die

Beeinflussung von Jugendlichen durch Mode. Es gab eine Fülle an Artikeln aus

Modemagazinen, die sehr oberflächlich die neusten Trends für Jugendliche anpriesen, doch

selten fand ich zwischen diesen Artikeln wissenschaftlich belegte Literatur.

Meine ohnehin schon grosse Motivation, erreichte in der Projektwoche ihren Höhepunkt. Die

Freude darüber, dass fünf Mädchen bereit waren in ihrer Freizeit an meinem Projekt

teilzunehmen, war überwältigend. Die überraschend unkomplizierte Organisation der

Räumlichkeiten und Materialen in Kombination mit der harmonischen, hilfsbereiten

Zusammenarbeit mit den Mädchen führte zu einer gelungenen Projektwoche, die meine

Erwartungen übertraf. Sicher ist der Funke meiner Freude auf die Teilnehmerinnen

gesprungen und sie haben mich wiederum mit ihrer Motivation beflügelt.

Abschliessend kann ich sagen, dass diese Arbeit meinen theoretischen und praktischen

Umgang mit Mode stark geprägt und meinen Horizont erweitert hat. Ich hoffe, dass sich mein

Interesse und meine Begeisterung in der Arbeit widerspiegeln.

Page 50: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

49 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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Sandra Rimle

51 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

9 ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1, 10, 11: Artikel aus dem Magazin ‹20 Minuten Friday›. Foto: Sandra Rimle.

Abbildung 2: Höhlenbewohner mit Tierfellen bekleidet. Online unter:

https://en.wikipedia.org/wiki/Stone_Age#/media/File:%D0%9A%D0%B0%D0%BC%D0%B5%

D0%BD%D0%BD%D1%8B%D0%B9_%D0%B2%D0%B5%D0%BA_(1).jpg (13.1.2016).

Abbildung 3: Minirock in den 60er-Jahren. Kleidung & Mode (1992). Hildesheim: Gerstenberg-Verlag, S.

58.

Abbildung 4: Feuerwehr-uniform mit Atemschutz-ausrüstung. Online unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Pers%C3%B6nliche_Ausr%C3%BCstung_von_Feuerwehrangeh

%C3%B6rigen#/media/File:Feuerwehr-atemschutz.jpg (13.1.2016).

Abbildung 5: Punks mit dunkler, auffälliger Kleidung. Online unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Punk#/media/File:Punk_Red_Mohawk_Morecambe_2003.jpeg

(13.1.2016).

Abbildung 6: Schweizer Militäruniform aus den 1930er-Jahren. Online unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer_Armee#/media/File:1930er_Jahre_Schweizer_Armee_

Uniformen.jpg (13.1.2016).

Abbildung 7: Schuluniformen an einer Schule in Mexiko. Online unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schuluniform#/media/File:SchuluniformMexiko.jpg (13.1.2016).

Abbildung 8: Damen-korsett aus dem Jahr 1911. Online unter:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Teufel%27s_Umstands%3DKorsett_,,Dorothea.%27%

27_Vorderansicht.jpg (13.1.2016).

Abbildung 9: Schuhe mit hohen Absätzen, auch ‹‹High Heels›› genannt. Online unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/High_Heels#/media/File:Rote_Peeptoe-Highheels.jpg (13.1.2016).

Abbildung 12, 14, 15, 17: Bilder aus der Projektwoche. Foto: Sandra Rimle.

Abbildung 13: Upcycling-Ideen auf der Internetseite ‹Pinterest›. Online unter:

https://www.pinterest.com/sandrarimle/upcycling-projekt/ (19.1.2016).

Abbildung 16: Zwei Teilnehmerinnen und die Projektleiterin S. Rimle während der Diskussion über die

Filmausschnitte. Foto: Delia Bless.

Page 53: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

52 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

10 ANHANG

10.1 DANKSAGUNG

Eine produktorientierte Arbeit wie diese braucht die Unterstützung Vieler, um zum Abschluss

zu kommen. Mein Dank gilt daher allen Wegbegleitern, die mir jederzeit mit Rat und viel

Geduld zur Seite standen. Mein grösster Dank gilt Frau J. Büchi für ihre Bereitschaft, das

Bachelorvorhaben zu betreuen und zu unterstützen. An dieser Stelle möchte ich mich für die

gute Zusammenarbeit und ihre Geduld bei den konstruktiven Gesprächen bedanken.

Herrn S. Noger und Frau I. Wüst danke ich für die grosszügige Bereitstellung der

Räumlichkeiten und Materialien in der Primarschule Muolen. Dieses Vertrauen, mir das

Handarbeitszimmer für eine Woche zu überlassen, hat das Projekt erst ermöglicht.

An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei den motivierten Teilnehmerinnen der

Projektwoche bedanken. Ihre Freude und Motivation hat zu diesem gelungenen Projekt

massgeblich beigetragen.

Page 54: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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53 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

10.2 VORBEREITUNG: PROJEKTWOCHE

Situation

Wer: 5 Mädchen im Alter von 11 – 14 Jahren

Wo: Handarbeitszimmer im Schulhaus Muolen

Datum: 29.09.2015 – 02.10.2015

Rahmenbedingungen

Alle Verbrauchsmaterialien müssen sinngemäss ersetzt werden. Der Kostenbeitrag der

Teilnehmenden beträgt 5 Fr., womit der ungefähre Materialverbrauch während der Arbeit

gedeckt wird. Dabei muss stets auf den Materialverbrauch geachtet werden.

Entwicklungs- und Lernvoraussetzungen

Teilnehmerinnen:

Die Teilnehmenden haben Vorkenntnisse mit den Grundlagen im Umgang mit der

Nähmaschine. Sie können weitgehend selbständig mit der Nähmaschine arbeiten und diese

funktionsfähig einrichten. Zudem haben sie Erfahrungen mit dem Umgang diverser

unterschiedlicher Stoffe und haben bereits mit verschiedenen Nähfüssen gearbeitet. Die

Kenntnisse zum Themenbereich Mode und Nachhaltigkeit müssen zu Beginn der Woche

abgeklärt werden.

Einige Teilnehmerinnen kennen sich bereits gut und können harmonisch kooperieren. Sie

kommen freiwillig in ihren Ferien zu diesem Projekt und sollen daher nicht das Gefühl

bekommen, in die Schule zu gehen.

Projektleiterin:

Verschiedene Prototypen wurden ausprobiert, um die eigene Sachkompetenz aufzubauen.

Eigene Kleider wurden umgenäht. Ideen dazu wurden mit Hilfe des Internets und

Sachbüchern aufgebaut.

Page 55: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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54 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bildungsgehaltsanalyse

Werthaltung: Nachhaltigkeit, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, sinnvoller Umgang

mit Kleidung (gesund/ungesund) und reflektierter Umgang mit Mode.

Gegenwartsbedeutung/Aktualität: Die Mädchen im Oberstufenalter werden täglich

mit Kleidung konfrontiert. Mode und Trends bekommen in diesem Alter eine zentrale

Alltagsbedeutung. Der richtige Umgang damit soll den Teilnehmerinnen in diesem

Alter bewusst gemacht werden.

Zukunftsbedeutung: Ein nachhaltiger Umgang mit Kleidung hat eine grosse

Bedeutung für die Zukunft, da der Verbrauch von Kleidungsmaterialien dezimiert wird.

Zudem sind die technischen Fähigkeiten, die angeeignet werden auch später von

grossem Nutzen und können jederzeit angewendet werden.

Zugänglichkeit: die Zugänglichkeit ist durch das Interesse der Teilnehmenden und die

zahlreichen Möglichkeiten, bei denen man dem Thema Mode begegnet, gewährleistet.

Mode trifft man auf verschiedene Arten im Alltag an. Zum einen in den Medien, wie

Fernsehen, Zeitschriften und Internet aber auch auf der Strasse in den Schaufenstern.

Sogar im eigenen Kleiderschrank wird man damit konfrontiert.

Verknüpfungen mit anderen Themen: Die Themen, die mit der Mode verbunden sind,

sind zahlreich. Einige Beispiele: Herstellung – Arbeitsbedingungen in

Entwicklungsländern, kulturelle und religiöse Unterschiede von verschiedenen

Ländern anhand der Kleidung, verschiedene Berufe mit spezieller Kleidung,

Wirtschaft, Stoffherstellung/Weben, Nachhaltigkeit in anderen Lebensbereichen

(Energie, Abfall), der eigene Körper und seine Funktionen, Tiere und ihre Bekleidung

(Fell, Schuppen, Federn,…).

Kulturell historische Perspektive: Kleidung durchlebt einen ständigen Wandel im

Verlauf der Zeit. Anhand der Kleidung lassen sich auch kulturelle und historische

Merkmale ablesen und zuordnen.

Page 56: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

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55 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Technische Perspektive: Technische Fertigkeiten und Fähigkeiten werden durch

Ausprobieren von den Teilnehmerinnen selber aufgebaut oder von der Projektleiterin

durch Beispiele gezeigt und wahlweise auch umgesetzt.

Ökonomisch ökologische Perspektive: Die Aufwertung von nicht mehr getragener

Kleidung wirkt dem übermässigen Kauf von Kleidung entgegen und verhindert, dass

qualitativ gute Kleidung weggeworfen wird.

Gestalterische Perspektive: Die Teilnehmenden können durch die offene

Gestaltungsaufgabe sehr kreativ werden.

Funktionale Perspektive: Die Funktionen der Produkte haben einerseits einen

ästhetischen Wert. Andererseits wird durch das Aufwerten oder Reparieren der

Kleidung ermöglicht, dass die Kleider wieder getragen werden und somit ihrer

Funktion als Körperhülle wieder nachkommen.

Zielanalyse

Die Teilnehmenden müssen Motivation und einen persönlichen Qualitätsanspruch für das

Vorhaben mitbringen, weil das Produkt nicht bewertet wird, sondern für ihren eigenen Bedarf

später genutzt werden soll. Zudem sollten sie die Grundfähigkeiten für den Umgang mit der

Nähmaschine mitbringen. Sie sollten zudem offen für Gesprächsrunden sein, in denen sie ihre

eigene Meinung präsentieren und mit andere Meinungen respektvoll umgehen.

Zielsetzungen

Die Teilnehmerinnen sollen ein Verständnis für den sinnvollen Umgang mit Mode bekommen.

Das beinhaltet das Erkennen von gesunden und ungesunden Kleidungsstücken und den

nachhaltigen Umgang mit Stoffen und Kleidungsstücken (Sachkompetenz). Zudem sollen sie

ein reflektiertes Selbstbild von ihrem persönlichen Umgang mit Mode aufbauen

(Selbstkompetenz). In Diskussionsrunden soll ein respektvoller und kooperativer Umgang

herrschen (Sozialkompetenz).

Page 57: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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56 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Offene Aufgabenstellung

Wähle ein Kleidungsstück oder einen Stoff aus. Skizziere auf einem Blatt Papier, wie das

Produkt aussehen soll, das du aus dem vorhandenen Material und deinem ausgewählten

Kleidungsstück oder Stoff kreierst. Um bei Problemen eine Idee zu finden, kannst du auf der

Internet-Seite www.pinterest.com unter den Suchbegriffen ‹Kleidung› und ‹Upcycling› oder im

Buch ‹schneiden tauschen nähen› (Graziano, 2015) Inspirationen suchen. Benutze das

Werkzeug sinnvoll um deine Skizze in ein Produkt umzusetzen. Behalte dabei den Sinn der

Nachhaltigkeit im Hinterkopf und gehe nicht verschwenderisch mit den Materialien um.

Materialien

Im Schulzimmer vorhanden: Reissverschlüsse, Reisverschlussschlitten, Nähfäden,

Textilscheren, Nähmaschinen, Stoffkreide, Stecknadeln, Nähnadeln,

Nähmaschinenersatznadeln, Massband, Stofffarben, Schablonenfolie, Korrekturmesser,

Papier, Stifte, Pinsel, Zeitung, Wollfaden

Selber mitbringen: Kamera, Spiegel, Bügelbrett, Bügeleisen, Laptop, Bildschirm, Stoffe,

Kleidung, Dekorationsmaterial, Upcycling-Buch, Diplom, Ausgedruckte Bilder, Kleiderbügel

Teilnehmerinnen mitbringen: Stoffe, Kleidung, Dekorationsmaterial, 5 Fr.

Arbeitsplätze

Die Arbeitsplätze sind so eingerichtet, dass jede Teilnehmerin einen Tisch für sich hat. Auf

jedem Arbeitsplatz hat es Skizzenpapier, einen Stift, ein Massband, Stecknadeln, eine

Stoffkreide und einen Lineal. Das restliche Material ist auf einem grossen Tisch.

Page 58: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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57 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Unterrichtsreihe

Tag 1: Dienstag 29.9.2015

Zeit Vorhaben Material

09:00

09:15

09:25

Besammlung vor dem Schulhaus und Begrüssung der Teilnehmerinnen.

Kurzes Einstiegs-Kennenlernspiel: Wollfaden-Netz, jeder sagt etwas zu der

kommenden Woche: Erwartungen/persönliche Ziele, Ängste,

Befürchtungen und Gründe für die Teilnahme (drinnen/draussen

Wetterabhängig). Wünsche und Erwartungen der Teilnehmerinnen

können in die flexible Wochenplanung eingebaut werden.

Projekt kurz vorstellen, damit sie wissen, worum es genau geht.

Wochenüberblick präsentieren und die Tagesabläufe erläutern.

Regeln/Erwartungen (auf Wandtafel) bekanntgeben und mit den

Teilnehmerinnen besprechen und allenfalls anpassen (es wird eine

intensive Woche, aber auch viele freie Entscheidungen):

- Keine Handys (hat genug Pausen)

- Sorgfältig mit den Maschinen umgehen

- Stoffe nur am Rand benutzen (nicht in der Mitte)

- Ein Projekt nach dem Anderen angehen

- Jeder hat ein individuelles Projekt (lasst euch nicht zu sehr von

anderen beeinflussen)

- Jeder hört jedem zu

- Jeder hat seine eigene Meinung Akzeptanz

Fragen der Teilnehmerinnen klären.

Der konkrete Arbeitsauftrag wird erklärt. Es geht darum, Problemlösungen

zu finden für jedes Kleidungsstück, das man umgestalten möchte. Ideen

und Lösungsvorschläge der Teilnehmerinnen besprechen. Falls noch nicht

so viele Ideen vorhanden sind Powerpoint Ideensammlung zeigen:

Möglichkeiten aufzeigen von Beispielen aus dem Internet, Kleidung

erweitern, verengen, dekorieren, vereinfachen und andere Gegenstände

daraus herstellen. Aber auch reale Beispiele zeigen und untersuchen: wie

wurde vorgegangen? (An Kleiderbügeln im Zimmer aufhängen)

Nähmaschinen-Kenntnisse abklären und notwendiges Wissen ergänzen.

(Saum, elastische/starre Stiche, vor- und rückwärts nähen, Nahtzugabe

einberechnen, überlegen bevor man beginnt) Nähmaschinen Übung,

selbstgezeichneten Linien nachnähen.) vielleicht auch erst am

Nachmittag.

Wollfaden

Wochenplan,

Wandtafel

Laptop,

Bildschirm,

Prototypen,

Kleiderbügel

Nähmaschine,

liniertes

Übungsblatt,

Nähfäden

Page 59: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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Sandra Rimle

58 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

10:10

10:30

10:45

11:30

11:45

13:30

14:30

14:45

15:15

Pause

Arbeitsplätze aussuchen und einrichten.

Sich für ein erstes Projekt (Kleidungsstück) entscheiden und

mögliche Umsetzungsskizzen zeichnen. Das nötige Material

suchen. Vor Beginn der Arbeit kurz bei mir vorbeikommen und

Vorgehen besprechen. Vorher-Foto von Kleidungstück machen!

Freie Arbeit (Ich helfe wo nötig, gebe Inputs,…)

Erste Erkenntnisse? Was hat geklappt, was nicht? Grob

Aufräumen..

Mittag

Allfällige Fragen klären Spiel: Falt-Mode Freie Arbeit

Pause

Freie Arbeit

Gemeinsamer Abschluss, Fortschritte aufzeigen, Schwierigkeiten

besprechen, Aufräumen

Stoffe, Kleidung,

Dekorationsmaterial,

Stecknadeln,

Massband, Lineal,

Papier, Stift

Papier, Stifte

Page 60: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

Sandra Rimle

59 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Tag 2: Mittwoch 30.9.2015

Zeit Vorhaben Material

09:00

09:30

11:00

11:30

11:45

13:30

13:37

13:40

13:47

14:00

15:00

15:11

15:21

Was ist Mode? Was bedeutet Mode für euch? Mind-Map auf

Wandtafel (Styles: Hipster, Punk, … ). Anschliessend

Diskussionsrunde mit Bildern zuordnen: Gesunde Mode,

ungesunde Mode. Habt ihr Beispiele von Mode im Alltag?

Arbeitsplatz einrichten, freie Arbeit mit selbständiger Pause

Input: Teilnehmerinnen sollen aufschreiben, was sie alles an

Material benötigen.

Info für Nachmittag: P. und C. um 13:37 mit Zug nach Wittenbach

(Zug-Abo). Überlegen, was man suchen möchte/was man

braucht. Zugabonnement nicht vergessen! Diejenigen, die mit

dem Auto mitfahren, um 13:30 beim Schulhaus. Kurz Aufräumen.

(Wir gehen nach dem Brockenhaus noch einmal zum Schulhaus)

Mittag

Abfahrt nach Wittenbach

Zug nach Wittenbach

Auto Ankunft in Wittenbach (Parkplatz bei Brockenhaus)

Zug Ankunft in Wittenbach zum Brockenhaus laufen

Ankunft Brockenhaus

Aufbruch zum Bahnhof/Abfahrt mit Auto

Zug nach Muolen

Ankunft in Muolen zum Schulhaus laufen und Material abladen

und ordnen oder bei mir zu Hause Material deponieren

Wandtafel, Laptop,

Bildschirm,

ausgedruckte Bilder

Geld

Page 61: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Bachelorarbeit

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60 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Tag 3: Donnerstag 1.10.2015

Zeit Vorhaben Material

09:00

09:30

11:30

11:40

Wann fühlt ihr euch wohl, wann nicht? Auf Plakat schreiben (oder

Wandtafel) Diskussionsrunde, warum fühlen wir uns in

gewissen Situationen wohl und in anderen nicht?

Gibt es etwas, was dich an dir selbst stört? Bist du zufrieden mit

dir? Was würdest du an dir ändern, wenn du könntest? Was

gefällt dir an dir selbst? Worauf bist du stolz? Beschreibe dich mit

3 negativen Adjektiven. Beschreibe dich selbst mit 3 positiven

Adjektiven.

Freie Arbeit mit selbstbestimmter Pause.

Fertige Produkte ausstellen.

Aufräumen

Nachmittag: Frei

Plakat, Stifte

Kleiderbügel

Page 62: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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61 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Tag 4: Freitag 2.10.2015

Zeit Vorhaben Material

09:00

09:30

11:30

11:45

13:30

14:00

14:30

14:50

15:00

Kleider machen Leute – und wer macht die Kleider? Nachhaltigkeit

der Kleiderproduktion. Sucht auf den Kleideretiketten, in welchem

Land das Kleidungsstück produziert wurde. 2 Berichte über

Kleiderproduktion schauen. Klar machen, warum wir Kleider

wiederverwerten.

Diashow mit den bereits umgestalteten Kleidern. Fragen, welche

Kleider noch fotografiert werden müssen.

Freie Arbeit

Kleider nach Hause nehmen die man nicht mehr braucht, Beginn:

Schlussreinigung. Abklären, wer am Nachmittag noch etwas fertig

machen muss?

Mittag

Projekte abschliessen und Fotos von den Produkten machen.

Aufräumen: Nähmaschinen reinigen, Material zurücklegen,

eigene Stoffe und Kleider (übriggeblieben) zusammenpacken,

Wandtafel putzen, Wischen, Fertige Kleider aufhängen, Tische für

Modeschau richtig hinstellen.

Modeschau

Welche Kleider wirst du wirklich tragen?

Fragebogen

1. Was ist dir von den Einstiegen geblieben?

2. Welcher Einstieg hat dir am besten gefallen? Ideen,

Mode, Was ist normal?, Kleiderproduktion

3. Was hat dir allgemein am besten gefallen?

4. Was hätte anders sein können?

5. Was hast du alles dazugelernt? Technisch,

nachhaltig,…

6. Wirst du das zu Hause wieder machen?

7. Bemerkungen:

Abschluss und Übergabe der Diplome.

Laptop, Bildschirm,

Kamera

Kamera

Papier, Stifte

Diplome

Page 63: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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62 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

Evaluation Reflexion

Für die Reflexion der Umsetzung wird regelmässig im Plenum besprochen, welche Probleme

oder Erfolgserlebnisse aufgetreten sind. Zudem wird reflektiert, wie die Teilnehmenden in den

verschiedenen Situationen vorgegangen sind und welche allfälligen Hilfsmittel sie gebraucht

haben oder auf welche Lösungen sie gestossen sind.

Weiterführung

Eine mögliche Weiterführung dieses Projekts wäre die Wiederholung in einem ähnlichen

Ausmass. Dazu könnte man beispielsweise ein Angebot für den Ferienspass ausschreiben.

Das persönliche Ziel wäre, diese Projektwoche für Jugendliche ab dem Oberstufenalter in

Schulen anbieten zu können. Dafür würde sich eine Sonderwoche zum Thema Nachhaltigkeit

eignen.

Page 64: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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63 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

10.3 LEHRPLAN 21: KOMPETENZEN

TTG.1.B.1c:

können Designprozesse analysieren und daraus Konsequenzen für nächste Prozesse

formulieren.

TTG.2.A.1c:

können unter Berücksichtigung formaler, funktionaler und konstruktiver Bedingungen

Produkte planen (z.B. Konstruktionsplan, mehrteilige Schnittmuster, Schaltschema).

können das geplante Produkt herstellen.

TTG.2.B.2e:

können einfache textile Konstruktionen ableiten und komplexere Konstruktionen

verstehen und unter Anleitung ausführen (Schnittmuster).

können Trends und Formen von Kleidungsstücken und Accessoires erkennen und für

eigene Produkte nutzen.

TTG.2.B.2f:

können geeignete textile Konstruktionen auswählen und auf individuelle Vorhaben

anpassen.

TTG.2.C.1c:

können Wirkungen von Materialien und Oberflächen beurteilen und gezielt in der

eigenen Produktgestaltung einsetzen.

TTG.2.C.2c:

können Formen und Motive entwerfen und auf der Fläche bewusst anordnen (z.B.

Logo, Ornamentik).

TTG.2.D.3c:

können die Verfahren zunehmend selbstständig und gezielt einsetzen und anwenden:

nähen (innovative textile Materialien, Maschenstoffe)

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64 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

TTG.2.D.5c:

können die Verfahren zunehmend selbstständig und gezielt einsetzen und anwenden:

sticken (z.B. Nähmaschine, Stickcomputer), applizieren, schichten, ausschneiden (z.B.

Quilt), drucken (z.B. Transferdruck, Siebdruck).

TTG.2.E.2b: Zyklus 2

können Werkzeuge und Maschinen verantwortungsbewusst und der feinmotorischen

Entwicklung entsprechend korrekt einsetzen (Nähmaschine, Webgeräte,

Decoupiersäge, Akku- und Ständerbohrmaschine).

TTG.3.A.1c:

können den symbolischen Gehalt von Objekten aus Design und Technik erkennen und

deren Wirkung im Alltag deuten (z.B. Jugendkultur, Markenemblem, Logo).

TTG.3.B.1b:

können Rohstoffgewinnung und Produktion im Sinne der Nachhaltigkeit einschätzen

(Textilien, Möbel, Elektronik).

NT.3.3.d:

können selbstständig in Medien nach Informationen zum Recycling von Stoffen

suchen und das eigene Recyclingverhalten reflektieren. (Wertstoffkreislauf, PET)

können Ideen zur Abfallverminderung, zur Verbesserung des Recyclingverhaltens

sowie Visionen für weitere Recyclingkreisläufe entwickeln und deren

Realisierungsmöglichkeiten einschätzen.

Page 66: Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

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65 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

10.4 EINLADUNG ZUM MODE-WORKSHOP

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66 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

10.5 INFORMATIONSZETTEL

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67 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

10.6 STUNDENPLAN

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68 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

10.7 DIPLOM

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69 Effekte von Mode und ihre Bedeutung für Jugendliche

11 EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG