6
ÖAZ 23 I 68. Jg. I 10. November 2014 I www.apoverlag.at 14 Politik I Wirtschaft I Recht Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie startete im April 2013 in Wien und Niederösterreich das Pilotprojekt „De- menzfreundliche Apotheke“, an dem sich 9 Apotheken aus Wien und 9 Apotheken aus Niederösterreich beteiligen. Das Pro- jekt wird vom Institut für Palliative Care und Organisationsethik an der Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fort- bildung an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt geleitet und in enger Koope- ration mit den Landesgeschäftsstellen Wien und Niederösterreich der Öster- reichischen Apothekerkammer und mit der Selbsthilfegruppe Alzheimer Austria durchgeführt. Zielsetzungen der „Demenz- freundlichen Apotheke“ Im Rahmen des Projekts sollen nach den Prinzipien von Gesundheitsförderung und Palliative Care die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen mit De- menz und ihrer Angehörigen gefördert werden. Außerdem sollen Apotheken als Settings der Gesundheitsförderung für Menschen mit Demenz und ihre An- gehörigen bekannt gemacht werden. Das gesamte Projekt möchte auch zur Ent- stigmatisierung des Themas Demenz bei- tragen. Diese Ziele sollen durch eine bedürfnis- orientierte Versorgung in der Apotheke erreicht werden, die den Erhalt von Le- bensqualität und Würde aller Beteiligen – von Menschen mit Demenz und betreu- enden Angehörigen – fördert. Apotheken als Anlaufstelle vor Ort Gerade multimorbide, chronisch kranke und alte Menschen sehen die Apotheke als wichtige Anlaufstelle, nicht nur um Beratung zur Arzneimitteltherapie zu er- halten, sondern auch kompetente Infor- mation zum Umgang mit ihrer Erkran- kung und mit anderen Einschränkungen. Auch wenn Apotheker vorwiegend als Arzneimittelexperten gesehen werden, so nutzen doch viele, vor allem Ältere und Menschen mit chronischen Krankheiten den niederschwelligen Zugang zu Apo- theken, um ohne lange Wartezeit gesund- heitsbezogene Informationen zu bekom- men bzw. erwarten diese auch. Nicht zu- letzt ist die Apotheke auch ein Ort, um sich Unterstützung für den Alltag mit ei- ner chronischen Erkrankung zu holen – sei es als Betroffener oder als betreuender Angehöriger. Die Beratung und Betreu- ung in der Apotheke hat also Potenzial. Partnerapotheken und Umsetzung Das Interesse der Apotheken an der Pro- jektteilnahme war sehr groß – statt der ur- sprünglich geplanten 10 Apotheken neh- men nun insgesamt 18 Apotheken, je 9 in Wien und Niederösterreich, am Projekt teil. Erste Projektphase: April 2013 bis März 2014 Zu Projektbeginn wurden bei den be- treuenden Angehörigen in Wien und Niederösterreich die Bedürfnisse erho- ben. Die beteiligten Angehörigen schil- derten eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie Mitarbeiter in Apotheken sie in ihrem Betreuungsalltag unterstützen können, z.B. indem Informationsbro- schüren aufgelegt und Informationen zu Betreuungs- und Unterstützungsangebo- ten weitergegeben werden. Ein wichti- ges Anliegen war den betreuenden An- Ein Apotheken-Projekt für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen Die „Demenzfreundliche Apotheke“ Achtzehn Apotheken aus Wien und Niederösterreich beteiligen sich am Projekt „Demenzfreundliche Apothe- ke“. Das über drei Jahre laufende Projekt eruiert, was Apotheken als wohnortnahe Gesundheitsversorger – ne- ben der medikamentösen Versorgung – für Demenz-Betroffene und ihre Angehörigen tun können. Eine aus diesen Erfahrungen erstellte Toolbox soll auch andere Apotheken dazu befähigen, eine demenzfreundliche Apotheke zu werden, die den Bedürfnissen der Erkrankten und deren Angehörigen besser gerecht wird. Diese Apotheken arbeiten am Projekt „Demenzfreundliche Apotheke“ mit: In Wien: Fasanapotheke, 1030 Wien, Mag. pharm. Maria Ofner St. Anna Apotheke, 1140 Wien, Mag. pharm. Maria Hau Sonnenschein Apotheke, 1150 Wien, Mag. pharm. Eva Mester-Tonczar Lindenapotheke, 1170 Wien, Mag. pharm. Viktor Hafner Marienapotheke, 1180 Wien, Mag. pharm. Alexandra Mähr Humanitas Apotheke, 1210 Wien, Mag. pharm. Martin Mähr Apotheke zum Löwen von Aspern, 1220 Wien, Mag. pharm. Dr. Wilhelm Schlagintweit Apotheke im Donauzentrum, 1220 Wien, Mag. pharm. Brigitte Bittmann Apotheke Liesing Riverside, 1230 Wien, Mag. pharm. Elfriede Oswald In Niederösterreich: Marchfeldapotheke, Deutsch-Wagram, Mag. pharm. Gertrude Kölbl Apotheke Sankt Nikolaus, Leopoldsdorf, Mag. pharm. Johannes Burdis Apotheke Gmünd Neustadt, Gmünd, Mag. pharm. Isabella Kitzler Stadt-Apotheke, Klosterneuburg, Mag. pharm. Ulrike Rajki-Urban Landschafts-Apotheke, Baden, Mag. pharm. Heinz Haberfeld Salvator-Apotheke, Mödling, Mag. pharm. Wiltrud Steidl Sonnen-Apotheke, Tulln, Mag. pharm. Brigitte Knoblich Bahnhof Apotheke Bruckneudorf, Mag. pharm. Elisabeth Kirschbichler Rosenapotheke, St Pölten, Mag pharm. Susanne Maiwald

Ein Apotheken-Projekt für Menschen mit Demenz und ihre ... · • Sonnen-Apotheke, Tulln, Mag. pharm. Brigitte Knoblich • Bahnhof Apotheke Bruckneudorf, Mag. pharm. Elisabeth Kirschbichler

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • ÖAZ 23 I 68. Jg. I 10. November 2014 I www.apoverlag.at14

    Politik I Wirtschaft I Recht

    Im Rahmen einer wissenschaftlichenStudie startete im April 2013 in Wien undNiederösterreich das Pilotprojekt „De-menzfreundliche Apotheke“, an dem sich9 Apotheken aus Wien und 9 Apothekenaus Niederösterreich beteiligen. Das Pro-jekt wird vom Institut für Palliative Careund Organisationsethik an der Fakultätfür interdisziplinäre Forschung und Fort-bildung an der Alpen-Adria UniversitätKlagenfurt geleitet und in enger Koope-ration mit den LandesgeschäftsstellenWien und Niederösterreich der Öster-reichischen Apothekerkammer und mitder Selbsthilfegruppe Alzheimer Austriadurchgeführt.

    Zielsetzungen der „Demenz-freundlichen Apotheke“Im Rahmen des Projekts sollen nach denPrinzipien von Gesundheitsförderung

    und Palliative Care die Gesundheit undLebensqualität von Menschen mit De-menz und ihrer Angehörigen gefördertwerden. Außerdem sollen Apotheken alsSettings der Gesundheitsförderung fürMenschen mit Demenz und ihre An-gehörigen bekannt gemacht werden. Dasgesamte Projekt möchte auch zur Ent-stigmatisierung des Themas Demenz bei-tragen.Diese Ziele sollen durch eine bedürfnis-orientierte Versorgung in der Apothekeerreicht werden, die den Erhalt von Le-bensqualität und Würde aller Beteiligen –von Menschen mit Demenz und betreu-enden Angehörigen – fördert.

    Apotheken als Anlaufstelle vor OrtGerade multimorbide, chronisch krankeund alte Menschen sehen die Apotheke

    als wichtige Anlaufstelle, nicht nur umBeratung zur Arzneimitteltherapie zu er-halten, sondern auch kompetente Infor-mation zum Umgang mit ihrer Erkran-kung und mit anderen Einschränkungen.Auch wenn Apotheker vorwiegend alsArzneimittelexperten gesehen werden, sonutzen doch viele, vor allem Ältere undMenschen mit chronischen Krankheitenden niederschwelligen Zugang zu Apo-theken, um ohne lange Wartezeit gesund-heitsbezogene Informationen zu bekom-men bzw. erwarten diese auch. Nicht zu-letzt ist die Apotheke auch ein Ort, umsich Unterstützung für den Alltag mit ei-ner chronischen Erkrankung zu holen –sei es als Betroffener oder als betreuenderAngehöriger. Die Beratung und Betreu-ung in der Apotheke hat also Potenzial.

    Partnerapotheken und UmsetzungDas Interesse der Apotheken an der Pro-jektteilnahme war sehr groß – statt der ur-sprünglich geplanten 10 Apotheken neh-men nun insgesamt 18 Apotheken, je 9 inWien und Niederösterreich, am Projektteil.

    Erste Projektphase: April 2013bis März 2014Zu Projektbeginn wurden bei den be-treuenden Angehörigen in Wien undNiederösterreich die Bedürfnisse erho-ben. Die beteiligten Angehörigen schil-derten eine Vielzahl von Möglichkeiten,wie Mitarbeiter in Apotheken sie inihrem Betreuungsalltag unterstützenkönnen, z.B. indem Informationsbro-schüren aufgelegt und Informationen zuBetreuungs- und Unterstützungsangebo-ten weitergegeben werden. Ein wichti-ges Anliegen war den betreuenden An-

    Ein Apotheken-Projekt für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen

    Die „Demenzfreundliche Apotheke“Achtzehn Apotheken aus Wien und Niederösterreich beteiligen sich am Projekt „Demenzfreundliche Apothe-ke“. Das über drei Jahre laufende Projekt eruiert, was Apotheken als wohnortnahe Gesundheitsversorger – ne-ben der medikamentösen Versorgung – für Demenz-Betroffene und ihre Angehörigen tun können. Eine ausdiesen Erfahrungen erstellte Toolbox soll auch andere Apotheken dazu befähigen, eine demenzfreundlicheApotheke zu werden, die den Bedürfnissen der Erkrankten und deren Angehörigen besser gerecht wird.

    Diese Apotheken arbeiten am Projekt„Demenzfreundliche Apotheke“ mit:

    In Wien:• Fasanapotheke, 1030 Wien, Mag. pharm. Maria Ofner• St. Anna Apotheke, 1140 Wien, Mag. pharm. Maria Hau• Sonnenschein Apotheke, 1150 Wien, Mag. pharm. Eva Mester-Tonczar • Lindenapotheke, 1170 Wien, Mag. pharm. Viktor Hafner• Marienapotheke, 1180 Wien, Mag. pharm. Alexandra Mähr• Humanitas Apotheke, 1210 Wien, Mag. pharm. Martin Mähr• Apotheke zum Löwen von Aspern, 1220 Wien, Mag. pharm. Dr. Wilhelm Schlagintweit• Apotheke im Donauzentrum, 1220 Wien, Mag. pharm. Brigitte Bittmann• Apotheke Liesing Riverside, 1230 Wien, Mag. pharm. Elfriede Oswald

    In Niederösterreich:• Marchfeldapotheke, Deutsch-Wagram, Mag. pharm. Gertrude Kölbl• Apotheke Sankt Nikolaus, Leopoldsdorf, Mag. pharm. Johannes Burdis• Apotheke Gmünd Neustadt, Gmünd, Mag. pharm. Isabella Kitzler• Stadt-Apotheke, Klosterneuburg, Mag. pharm. Ulrike Rajki-Urban• Landschafts-Apotheke, Baden, Mag. pharm. Heinz Haberfeld• Salvator-Apotheke, Mödling, Mag. pharm. Wiltrud Steidl• Sonnen-Apotheke, Tulln, Mag. pharm. Brigitte Knoblich• Bahnhof Apotheke Bruckneudorf, Mag. pharm. Elisabeth Kirschbichler• Rosenapotheke, St Pölten, Mag pharm. Susanne Maiwald

  • gehörigen auch, dem Thema „Leben mitDemenz“ mehr Sichtbarkeit in der Öf-fentlichkeit zu verleihen. Ihrer Ansichtnach sind Apotheken ideale Orte nichtnur zur umfassenden Information überArzneimittel, sondern auch, um Entla-stung durch Vermittlung von professio-neller Unterstützung zu bieten und das„Sprechen über Demenz“ zu fördern:Apothekenmitarbeiter, das wünschensich betreuende Angehörige, sollen ganzallgemein ein offenes Ohr für ihre Be-dürfnisse haben. Im Rahmen des Startworkshops mit denPartnerapotheken im September 2013 hatsich gezeigt, dass Apothekenmitarbeiterdem Thema Demenz in der Apotheke ei-ne hohe Priorität zuweisen, weil sie häu-fig mit desorientierten Personen, mitMenschen mit Demenz oder ihren be-treuenden Angehörigen Kontakt haben.Es zeigten sich eindrücklich nicht nurHerausforderungen, sondern auch einesorgende Haltung der Mitarbeiter. DieseHaltung wird nicht zuletzt durch die teil-weise langjährigen, persönlichen Kon-takte der Mitarbeiter mit Angehörigen

    oder Menschen mit Demenz geprägt undzeigt das hohe Potential, das Apothekenbei allen strukturellen Herausforderun-gen in der Beratung und Betreuung vonMenschen mit Demenz wie auch An-gehörigen eröffnen. Gleichzeitig wünschten sich die befrag-ten Apothekenmitarbeiter Fortbildungenund Vernetzung mit regionalen/lokalenAkteuren wie Allgemeinmedizinern undPflegediensten.Die erste Umsetzungsphase war von 5 in-terventionsorientierten Workshops imHerbst 2013 und Frühjahr 2014 geprägt.Mit den Mitarbeitern der Partnerapothe-ken wurden die Themen Kommunikationmit Menschen mit Demenz in der Apo-theke, Vernetzung mit Beratungs- undUnterstützungsangeboten und Beratungvon betreuenden Angehörigen und Phar-mazeutische Betreuung bei Demenz be-arbeitet.

    Zweite Projektphase: April 2014bis Dezember 2015Im Rahmen von „Praxisprojekten“, diedie Partnerapotheken in Kooperation mit

    lokalen Organisationen planen und um-setzen, soll in der derzeit laufenden zwei-ten Projektphase das Thema Demenzauch in der Gemeinde bzw. im Stadtteilsichtbar gemacht werden und die Rolleder Apotheke als Vernetzungspartner inder Beratung und Betreuung von Men-schen mit Demenz und betreuenden An-gehörigen gestärkt werden. Die teilneh-menden Apotheken haben eine Vielzahlvon Projektideen entwickelt, die zur Zeitumgesetzt werden: Demenztage, ein De-menzmonat mit Vorträgen und allgemeinsichtbaren Informationen in der Apothe-ke, die Gestaltung einer Informations-ecke und Auslage in der Apotheke, dieGründung eines Angehörigenstammti-sches, Filmvorführungen und die Erpro-bung pharmazeutischer Betreuung, umnur einige zu nennen. In der Umsetzungder Praxisprojekte begleiten und unter-stützen die Wissenschaftler und weitereExperten die Apotheken. Ziel ist, bis En-de Mai 2015 evaluierte, übertragbare„Prototypen“ von Projekten zu ent-wickeln, die von weiteren Apothekenumgesetzt werden können.

    Politik I Wirtschaft I Recht

    BEI HARNWEGSINFEKTEN

    NEU!

    meinplusUtiproplus

    rezeptfrei

    www.montavit.com

    EU

    Utiprmein

    plusoUtiprplusmein

    ei

    plus

    eiezeptfrezeptfrrr

    plus

    I

    meinI HARNW

    plusBEI HARNWEGSINFEKTEN

    meinplusBEI HARNWEGSINFEKTEN

    www.montavit.comwFachkurzinformation siehe Seite 82.

  • plementierung in weiteren Apothekenbzw. weiteren Bundesländern entwickelt,die bewährte und evaluierte Maßnahmen,Schulungsunterlagen und Broschürenetc. zur Verfügung stellt. In diesem Zu-sammenhang ist auch geplant, ein Label„Demenzfreundliche Apotheke“ zu eta-blieren – jene Apotheken, die die Ent-wicklung zur „DemenzfreundlichenApotheke“ durchlaufen haben, sollenauch in Zukunft als „DemenzfreundlicheApotheke“ ausgezeichnet und sichtbargemacht werden.Die Abschlussveranstaltung im Herbst

    2015 wird die Erfahrungen aus dem Pro-jekt, sowie erfolgreiche Modelle und in-novative Ansätze der Betreuung vonMenschen mit Demenz und ihrer An-gehörigen in der Apotheke einer breiterenÖffentlichkeit vorstellen.

    Projektleiterin Mag. Dr. Petra Plunger MPHInstitut Palliative Care und

    Organisa tionsethikFakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung

    Alpen-Adria Universität [email protected]

    ÖAZ 23 I 68. Jg. I 10. November 2014 I www.apoverlag.at16

    Politik I Wirtschaft I Recht

    Das Logo „DemenzfreundlicheApotheke“Die beteiligten Apotheken wünschtensich mehr Sichtbarkeit ihrer Aktivitätenals „Demenzfreundliche Apotheke“ inForm eines Logos. Das Logo „Leben mitDemenz. Demenzfreundliche Apotheke“ist der sichtbare Nachweis dieser sehr er-folgreichen Zusammenarbeit. Besondershervorzuheben ist an dieser Stelle, dassdas Logo die Perspektive von Menschenmit Demenz und betreuenden Angehöri-gen einnimmt und sie somit einlädt, in dieApotheke zu kommen.

    Nachhaltige EntwicklungenDas Projekt „Demenzfreundliche Apo-theke“ ist als Pilotprojekt konzipiert, mitdem Ziel die entwickelten Maßnahmenauch weiteren interessierten Apothekenzugänglich zu machen und nachhaltig zuimplementieren. Aufbauend auf den Er-fahrungen im Gesamtprojekt wird eineToolbox für die Unterstützung der Im-

    eine homogene Verteilung zwischenGroßstadt, Kleinstadt und ländlichemRaum zu garantieren. Das ist durch dieTeilnahme von jeweils 9 Betrieben in bei-den Bundesländern gelungen.Die Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe-gruppe Alzheimer Austria, der Alpen-Ad-ria Universität Klagenfurt der Fakultät fürInterdisziplinäre Forschung und Fortbil-dung (IFF) Palliative Care und Organisa-tionsethik im Rahmen einer Projektsteue-rungsgruppe ist für den Erfolg dieses ge-meinsamen Projektes essenziell. Lokale Vernetzungsstrukturen aufbauen,ein Logo für die demenzfreundliche Apo-theke entwickeln, die intensive Koopera-tion mit der Selbsthilfegruppe AlzheimerAustria und anderen Institutionen wieHilfswerk, Caritas, Pflegeeinrichtungen,Ärzten, der richtige Umgang bzw. dasrichtige Verhalten gegenüber den Er-krankten und Angehörigen (StichwortValidation, siehe ÖAZ 24/14) sind Ziele,die im Rahmen dieses Projektes erarbei-tet und zum Teil schon umgesetzt wur-den. Die logistische Unterstützung in der

    Umsetzung dieser Ziele, die Organisationund Ausrichtung von Workshops derInput in der Steuerungsgruppe und dieKooperation mit allen Beteiligtengehören zum Aufgabenbereich der bei-den Landesorganisationen.Mein Dank gilt vor allem jenen Apothe-ken, deren Mitarbeitern, sowohl Pharma-zeuten als auch PKAs, die durch ihrenunentgeltlichen Einsatz, ihre Ideen undden Gedankenaustausch in den Work-shops dieses Projekt ermöglichen, dasimmerhin über 2 Jahre konzipiert ist. Be-danken möchte ich mich besonders auchbei der Selbsthilfegruppe Alzheimer Aus-tria, die den Kontakt zu den Patienten undderen Angehörigen hergestellt und da-durch uns Apotheker in die Lage versetzthat, zu verstehen, welche Bedürfnissediese Zielgruppe tatsächlich hat und wiedie Apotheke diese in Zukunft besser er-füllen kann.

    Mag. pharm. Heinz HaberfeldPräsident der Landesgeschäftsstelle

    Niederösterreich der Österreichischen Apothekerkammer

    Õ

    Die Rolle der Landes -geschäfts -stellen

    Der Vorschlag vonKollegin Mag. Dr. Pe-tra Plunger ein Pilot-projekt „Demenz-freundliche Apothe-ke“ im Rahmen einer

    wissenschaftlichen Studie in Niederö-sterreich und Wien zu starten, ist bei mei-nem Kollegen Mag. Viktor Hafner, Vize-präsident der Wiener Apothekerkammer,und mir auf fruchtbaren Boden gefallen.Aufgrund der demographischen Ent-wicklung wird die Anzahl der an Demenzerkrankten Personen weiter ansteigenund in der Apotheke für die Zukunft einesehr bedeutende Rolle spielen. Die Aufgabe der beiden Landesge-schäftsstellen war es, dieses Projekt denMitgliedern vorzustellen und 15 bis ma-ximal 20 Betriebe zu finden, die an die-sem Projekt teilnehmen. Unser Ziel war,

    Nationale und internationale Anerkennung für das Projekt

    Im September 2014 erhielt das Projekt von der Wiener Gesundheitsförderung denWiener Gesundheitspreis: 1. Preis in der Kategorie „Gesund im Grätzl und Bezirk“.Bereits im März 2014 wurde das Projekt von der „European Foundations‘ Initiativeon Dementia EFID“ im Rahmen der EFID Awards „Living well with Dementia inthe Community“ mit einer Anerkennung für den innovativen Ansatz ausgezeichnet. Diese beiden Auszeichnungen zeigen die Aufmerksamkeit, die das Projekt auf-grund seines innovativen Ansatzes und der Zusammenarbeit unterschiedlicherPartner aus Wissenschaft und Praxis auch über Österreich hinaus erhält. Sie wärennicht möglich gewesen ohne die engagierte, auch kritische, aber immer wert-schätzende Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten, die Ressourcen, die siein das Projekt einbringen, und die Bereitschaft, sich mit komplexen Fragestellun-gen im Austausch mit unterschiedlichen Partnern zu beschäftigen.

    Mag. pharm. HeinzHaberfeld

  • ÖAZ 23 I 68. Jg. I 10. November 2014 I www.apoverlag.at18

    Politik I Wirtschaft I Recht

    Die Selbsthilfegruppe „Alzheimer Austria“ stellt sich vor

    In der Selbsthilfegruppe „AlzheimerAustria“ helfen Angehörige den An-gehörigen. Da die ehrenamtlich tätigenMitarbeiter unseres Vereins alle selbstpflegende Angehörige sind oder waren,

    sind uns die enor-men Lebensverän-derungen und Be-lastungen in denlangen Jahren der

    Betreuung und Pflege bekannt und ver-traut. Unsere Gruppe hat sich aus demPrinzip der Selbsthilfe entwickelt, unddieser Gedanke steht immer noch im Vor-dergrund.Die Angebote des Vereins richten sichnach den Bedürfnissen der Mitglieder.Als hilfreich erwiesen haben sich:l Persönliche Beratung und Unterstüt-zung der direkt oder indirekt von der Alz-heimerkrankheit betroffenen Personenl Information über die Krankheit, Ver-lauf und Behandlungsmöglichkeitenl Alzheimer Cafés für Angehörige undBetroffene, mit vielen Aussprachemög-lichkeiten und Erfahrungsaustausch un-tereinanderl Trainingskurse für Angehörige, Fach-vorträge von Expertenl Öffentlichkeitsarbeit, um Verständnisund Verbesserungen für die problemati-sche Situation der betroffenen Familienzu erwirkenl Zusammenarbeit und der fachlichenAustausch mit anderen Alzheimerorga-nisationen und Interessenspartnern

    Die Selbsthilfegruppe beteiligt sich amProjekt „Demenzfreundliche Apothe-ken“ im gemeinsamen Bemühen um einbedürfnisorientiertes Angebot an Infor-mation und Begleitung von Menschenmit Demenz und ihrer Angehörigen.Wir sehen die wichtige Rolle der Apothe-ken in der Gesundheitsversorgung von äl-teren Menschen durch ihr niederschwelli-ges und flächendeckendes Angebot sowieihre kompetenten Mitarbeiter, die sensibi-lisiert sind für Menschen mit den unter-schiedlichsten Beeinträchtigungen.

    Antonia Croy und Monika NatlacenAlzheimer Austria

    Statements teilnehmender Apotheker

    Rosen Apotheke, St. Pölten-SpratzernMag. pharm. Susanne Maiwald undMag. pharm. Michael Maiwald

    Wir haben als Projekt einen monatlichenStammtisch für pflegende Angehörigedemenzkranker Patienten ins Leben ge-rufen, der immer am 2. Dienstag im Mo-nat bei uns im Vital Zentrum der Apothe-ke stattfindet. Dafür konnten wir DGKSLea Hofer-Wecer gewinnen. Sie leitet dieKompetenzstelle für Demenzkranke derCaritas Diözese St. Pölten.Rund 10 bis 15 Kunden haben jeweils anden ersten Terminen teilgenommen undfreuten sich sehr über den niederschwel-ligen Zugang zu Austausch und Informa-tionen über Entlastungsmöglichkeiten.

    Apotheke Gmünd NeustadtMag. pharm. Isabella Kitzler

    Zwischen dem 24. und 26. Oktober wur-den die „Gmünder Demenztage“ unterdem Motto „Leben mit dem Vergessen“abgehalten. Diese sollten die Bevölke-rung informieren und für ein teils stig-matisiertes Thema sensibilisieren, zurOptimierung der Versorgungsstrukturenbeitragen und die Lebensqualität der Be-troffenen und pflegenden Angehörigensteigern. Dabei wurde ein Bogen gespannt, dervon der Vorführung des Films „Vergiss

    mein nicht“ im Kino Gmünd über die ent-sprechende Messgestaltung am Sonntagin den drei Gmünder Pfarren zumSchwerpunkttag am 25. Oktober im Pal-menhaus in Gmünd reichte. Dort gab es Kurzvorträge, Kurzfilme,Diskussionen und eine Fotoausstellungvon Senioren, die – egal ob an Demenzerkrankt oder nicht – mitten im Lebenstehen. Zudem präsentierten sich auch di-verse Anlaufstellen.

    Fasan-Apotheke, Wien 1030Mag. pharm Maria Ofner und Mag. pharm. Renate Müller

    Wir sehen unsere Aufgabe darin, Betrof-fene und vor allem Angehörige daraufhinzuweisen, welche Möglichkeiten anHilfe es gibt. Dafür liegen Broschürenvon diversen Wohlfahrtsträgern auf undes gibt eine Zusammenfassung der An-laufstellen und Memory Kliniken. In un-serer Zeitung berichten wir jetzt laufendvom Projekt. Im Mai ist eine „Demenz-woche“ im dritten Bezirk geplant, an derwir als Apotheke dann aktiv mitmachen.Wir beteiligen uns auch an einer Klein-gruppe im Rahmen des Projekts „Land-straße wird demenzfreundlicher Bezirk“.Unsere Gruppe hat bereits einige Ideenfür eine Demenzwoche, die voraussicht-lich im Mai 2015 stattfindet, gesammelt.Es soll eine gemeinsame Präsentationmöglichst vieler Vernetzungspartner ausallen Gruppen geben und daneben möch-ten die Partner unserer Gruppe einen Tagin ihren Räumen gestalten. Wahrschein-

    Seminar der Landesgeschäftsstellen Wien und Niederösterreich

    Leben mit Demenz ein Seminar im Rahmen des Projektes „Demenzfreundliche Apotheke“Das Thema Demenz in der Apotheke wird umfassend aus unterschiedli-chen Perspektiven beleuchtet: medizinisch, pharmazeutisch, kommunika-tiv ergänzt um die Perspektive der Angehörigen und Betroffenen. Angesprochen sind alle interessierten Apotheker und PKAs in Wien undNiederösterreich, die mehr zum Thema Demenz in der Apotheke erfahrenwollen.

    Samstag, 22. November 2014 ab 13.30 Uhr bis ca. 18.00 Uhr im Festsaal des Apothekerhauses Spitalgasse 31, 1090 Wien Die Teilnehmerzahl ist limitiert! Anmeldung unter [email protected]

  • Politik I Wirtschaft I Recht

    Fachkurzinformation siehe Seite 54

    © x

    xx

    lich wird es noch ein Kulturprogrammzum Thema Demenz (Lesung, Theater)geben.Wir in der Fasan-Apotheke halten bereitsumfangreiches Informationsmaterial fürunsere Kunden bereit und versuchenfachlich gestärkt durch das Apotheken-projekt der Kammer unsere Beratungs-kompetenz zum Thema Demenz zu zeigen.

    Apotheke „Zum Löwen von Aspern“, Wien 1220Mag. pharm. Dr. Wilhelm Schlagintweitund Mag. pharm. Regina Schneider

    Die Apotheke zum Löwen von Aspernhat im September mit Informationsban-nern an jeder Tara und zwei gut besuch-ten Vorträgen einen „Themenschwer-punkt Demenz“ gesetzt: „Validation nachNaomi Feil“ mit Petra Fercher und „Alz-

    heimer Austria – die Selbsthilfegruppestellt ihr Angebot für Betroffene und de-ren Angehörige vor“ mit Mag. AntoniaCroy. Weiters ist auch angedacht, bei In-teresse unseren Seminarraum einmal mo-natlich für Angehörigentreffen derSelbsthilfegruppe zur Verfügung zu stel-len. Um den Bedarf zu ermitteln, werdennach Auswertung von Fragebögen, diebei den Vorträgen ausgegeben wurden,auch noch Sammelmails ausgeschickt.