Upload
elfriede-schnittker
View
106
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Existentialethik - Hinführung
Univ. Prof. Mag. pharm. Dr. med. Dr. theol. Matthias Beck
Institut für [email protected]
Worum geht es? Unterscheidung: Existentialethik Essenzethik
Existentielle Dimension Nicht nur Normen erfüllen Finden der Berufung der Identität des Glückes des Lebenssinnes Was ist Christentum?
Essenz - Existenz Essenz: Das Allgemeine, das Wesen, die
Norm, das Prinzip
Existenz: Das Einzelne, das Besondere, das Einmalige, der Imperativ
Existenz (Ek-sistere, das Herausstehen) Der Mensch erwacht zu sich selbst Kierkegaard: Sünde ist, vor Gott nicht
man selbst sein wollen, Ausweichen, Angst
Prinzipien - Imperative Prinzipien (Normenethik,
Essenzethik, Naturrecht, das Allgemeine)
Imperative (Existentialethik, das Einzelne, Unverwechselbare)
Imperativ: Vollkommenheit, Ihr sollt vollkommen sein, wie Euer Vater im Himmel.
Liebesgebot
Liebesgebot ist mehr als die Erfüllung von Normen
Vollkommenheitsstreben ist Pflicht (ihr sollt vollkommen sein…) auch wenn Normen es nicht gebieten.
Prinzipien - Imperative „Erst im komplementären Zusammenspiel von
Prinzip und Imperativ erwächst Sittlichkeit im dynamischen Sinn des Evangeliums. Christliche Ethik ist damit letztlich nicht mehr, aber auch nicht weniger als die reflektierende Klärung dieser Zusammenhänge mit dem einzigen Ziel der dadurch leichter möglichen sittlichen Entscheidung zu jenem verwirklichenden Lebensvollzug, der für den Menschen als dem von Gott angesprochenen Ebenbild Antwort auf dessen ihn unbedingt einfordernden An-Spruch ist.“ (Franz Furger, Einführung in die Moraltheologie, Darmstadt 1988, 196).
Sittliche Weisungen Geschichts- und Situationsgerecht „ Mit den Wahlregeln entwickelte Ignatius eine Logik
existentieller Entscheidung, die trotz der traditionellen Lehre von der Unterscheidung der Geister vorher in dieser Weise nicht bestand. In der Kirche wurde sie seither nie genügend theologisch auf ihren eigentlichen Sinn und ihre Voraussetzung hin bedacht; ihre Bedeutsamkeit dauert fort. Heute wäre sie aus dem Kontext der Wahl eines kirchlichen Berufes herauszulösen und in ihrer allgemeinen Bedeutung für die menschliche Existenz durchsichtig zu machen“ (Rahner XII, Einsiedeln 1954-1984,180 Anm. 11.)
Hintergrund der Existentialethik
Exerzitien des Ignatius (der wiederum seine mystischen Erfahrung mit aristotelischer Philosophie verbindet; Lit: Gertler u.a.
Zur größeren Ehre Gottes, Herder 2006) Subjektphilosophie seit Kant Heidegger
Programm III Worum geht es bei Existentialethik? Entscheidungen treffen: Emotionalität/Rationalität Alltag; Lebensentscheidungen, Beruf,
Lebensstand wie Ehe, Ehelosigkeit, Priestertum, Ordensleben)
Lebensvervollkommnung Gewissen Säkulare Vermittlung (Verallgemeinerbar?)
Hinführung – Programm I Ortsbestimmung Geschichtliche Entwicklung von: Theologie: Leib-Seele-Problem (Anthropologie) Moraltheologie (Ethik) Unterscheidung der Geister (Spiritualität) Philosophie: Aufkommen der Existenzphilosophie Existentialismus (Unterscheidung) Kierkegaard/Stirner/Nietzsche und
Jaspers/Heidegger/Sartre Psychologie: Entwicklung
Voraussetzungen Gottesbild I Gottesbild: Gott ist gut Nicht: Gott kann gut und böse sein
(Willkürgott) Nominalismus Luther: Wie bekomme ich einen gnädigen
Gott – Viel Beten Dann Umkehr (Turmerlebnis): Mit Werken
geht es nicht, Gott gnädig zu stimmen Daher: Sola sciptura, Sola gratia, Sola fide
Voraussetzungen Gottesbild II Katholische Position: Der Mensch kann
und soll mitmachen Gott will den Menschen groß machen
(Autorität) Mensch: Talente vermehren Aber: Endgericht (krank, arm,
Gefängnis Gottes Ruf an den Menschen ins Eigene, ins Andere, in die Freiheit
Mensch I Freiheit: Handlungsfreiheit, Willensfreiheit,
Wesensfreiheit existentiell: frei von falschen
Abhängigkeiten (äußerlich, innerlich) frei zu: eigene Berufung Frei von: z.B. Eltern Bsp.: Jesus als 12 jähriger Jesus mit 30: Hochzeit zu Kana (Mutter)
Mensch II Wozu soll das führen, dem Willen Gottes
zu folgen? Eigenstand Selbststand Selbsterkenntnis Verantwortung (für sich, für andere) Wachsen Orientierung finden Innerer Halt
These
Gott kann sich dem Menschen mitteilen
Indirekt , direkt? Zweitursachen Also auch im Leib Der Mensch ist ein leibhaftiges Wesen
(Geist in Leib) Unterschied: Leib - Körper
Konkretisierungen I Wenn Gott sich im Leib mitteilen kann,
muss das Leib-Seele-Problem betrachtet werden, das ursprünglich kein christliches Thema ist, sondern aus griichischer Philosophie stammt
Leib-Seele-Problem als anthropologische Fragestellung
Geschichtlicher Überblick (von Plato bis Gegenwart)
Hinführung – Programm I Ortsbestimmung Geschichtliche Entwicklung von: Theologie: Leib-Seele-Problem (Anthropologie) Moraltheologie (Ethik) Unterscheidung der Geister (Spiritualität) Philosophie: Aufkommen der Existenzphilosophie Existentialismus (Unterscheidung) Kierkegaard/Stirner/Nietzsche und
Jaspers/Heidegger/Sartre Psychologie: Entwicklung
Plato (428-348) - Unsterblichkeit der Seele
unsterbliche Seele: Ewigkeit – irdische Existenz - Ewigkeit
Körper (Leib) ist Gefängnis der Seele. Seele verlässt ihn im Tod
Dualismus von Seele und Leib „Leibfeindlichkeit“
Aristoteles (384-322) - Seele als Leben
Aufbau der Natur aus Form und Materie
Formprinzip des Lebendigen: Seele Seele als inneres Formprinzip,
Lebensprinzip und Ganzheitsprinzip Geist von außen hinzu (thyraten) Dualismus von Seele und Geist
Thomas von Aquin (1225-1274) - Synthese
Christlich-jüdisches Menschenbild Nephes: Hals-Kehle-Leben-Lebenskraft Ruach: Hauchen-Atem-Geist-Sinn
Thomas: Seele als Form des Leibes Anima intellectiva, sensitiva, vegetativa „Sukzessivbeseelung“
Thomas von Aquin
Anima forma corporis (ontologisch)
Verweis auf die aktuelle Situation der Genetik:
Genetik: In-forma-tion (empirisch)
Ganzheit
Descartes (1596-1650)
Trennung von Geist und Materie, res cogitans / res extensa
Ausgedehnte Dinge: messbar
Gedanken: keine Länge/Breite
Neuzeit nach Descartes Philosophie: Geist (deutscher
Idealismus) Hegel: Phänomenologie des Geistes
(Marx: dialektischer Materialismus)Medizin: Philosophikum-Physikum „Materialismus“: Krankheitsursache in
den Genen Materie Mensch: Embryonale
Stammzellen
Sigmund Freud (1856-1939)
„Wiederentdeckung“ der Seele Seele aber jetzt als Unbewußtes,
Trieb, Es, Ich, Überich, Konflikte. Seele nicht mehr als
Ganzheitsprinzip Psychosomatische Medizin Psychoonkologie Psychoneuroimmunologie
Das Innenleben
Emotionalität Mensch-Mensch
Gefühl
Intuition Mensch-Gott Gespür Stimmigkeit Gewissen
Paradigmenwechsel (um 1900)
Physik: Einstein, Bohr Heisenberg, Planck
Biologie: Gen-Protein-Funktion; Genetik-Epigenetik
Psychoneuroimmunologie
Verweis auf Biologie und Medizin: Gen – was ist das? Chemisch: Desoxyribonucleinsäure (Materie) Aber: Im lebenden Organismus: Information.
Diese Information liegt in Genen und Epigenetik, im Gesamten des Organismus: Gene müssen geschaltet werden
Gen: Umgebung - Innenleben Altes Paradigma: Ein Gen – ein Protein – eine
Funktion Neues Paradigma: Ein Gen – mehrere Proteine
(bis zu 8) – unterschiedliche Funktionen
Psychoneuroimmunologie „Auch das Gehirn ... nimmt
direkten Einfluß darauf, welche Gene einer Zelle aktiviert und welche Funktionen von der Zelle infolgedessen ausgeführt werden.“[1]
[1] G. Huether/St. Doering/U. Rüger/E. Rüther/G. Schüßler, Psychische Belastungen und neuronale Plastizität. Ein erweitertes Modell des Streßreaktionsprozesses für das Verhältnis zentralnervöser Anpassungsprozesse, in: U. Kropiunigg/A. Stacher, Ganzheitsmedizin und Psychoneuroimmunologie. Vierter Wiener Dialog, Wien 1997, 126-139, hier 126.
Psychoneuroimmunologie II
Wie beobachtet wurde, „stellt der seelische Stress der Depression mehrere Gene des Immunsystems ab, die für die Produktion von Immunbotenstoffen zuständig sind.“[1] [1] Bauer, Das Gedächtnis des Körpers, 136.
Where do ESC come from ?
Developmental Potential of Stem Cells
1- unipotent
2- multipotent
3- pluripotent
4- totipotent
O‘Connor and Crystal, 2006
Embryonic stem cells (ESC) Adult stem cells (ASC)
Developmental Potential of embryonic stem cells (in vitro)
Totipotent: every cell has the potential to built the whole organism (until 8-cell stage)
Reprogramming: controlling the development of the cygote through methylation
CH3
CH3
Reprogramming: activation of „embryonic“ genes
Cloning: defective reprogramming.
Gen – was ist das In-forma-tion ist Wechselwirkung (Dialog) Gen-Gen Gen-Protein Gen- Zelle Gen - jeap junk (Bereiche zwischen den Genen,
die bisher für sinnloses Zeug gehalten wurden und jetzt als zentrale Steuerbereiche identifiziert werden
Gen- neuronales Netzwerk (Nervensystem) Gen - Gehirn
Genetische Information
Gene Epigenetik Neuronales Netzwerk Gehirn
Information ist Interaktion, Dialog Gene - Umwelt - Innenwelt
Psychoneuroimmunologie Geist-Materie-Verhältnis in
empirischen Wissenschaften: „Auch das Gehirn ... nimmt direkten
Einfluß darauf, welche Gene einer Zelle aktiviert und welche Funktionen von der Zelle infolgedessen ausgeführt werden.“[1]
[1] G. Huether/St. Doering/U. Rüger/E. Rüther/G. Schüßler, Psychische Belastungen und neuronale Plastizität. Ein erweitertes Modell des Streßreaktionsprozesses für das Verhältnis zentralnervöser Anpassungsprozesse, in: U. Kropiunigg/A. Stacher, Ganzheitsmedizin und Psychoneuroimmunologie. Vierter Wiener Dialog, Wien 1997, 126-139, hier 126.
Psychoneuroimmunologie II
Wie beobachtet wurde, „stellt der seelische Stress der Depression mehrere Gene des Immunsystems ab, die für die Produktion von Immunbotenstoffen zuständig sind.“[1] [1] Bauer, Das Gedächtnis des Körpers, 136.
Buchtitel
Bauer: Das Gedächtnis des Körpers „Wie zwischenmenschliche
Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern“
England: Studie (500000 Probanden): Was ist genetisch bedingt, was ist Umwelt, was ist Lebensstil?
Krankheit – Gesundheit - Spiritualität Genetisch krank – Phänotypisch gesund Krankes Gen macht noch keine Krankheit Gene müssen an- und abgeschaltet werden
(auch Gehirn und Innenleben des Menschen beteiligt)
Gesundheit ist Gleichgewicht zwischen Angreifern (Viren-Bakterien) und Abwehrsystem (Immunsystem)
Verweis auf die Zusammenhänge zwischen Spiritualität und Krankheit
Heilung kommt von innen!!!
Bedeutung der Erkenntnisse der Genetik für: Krankheit (Gene müssen geschaltet werden):
Zusammenhang zum Innenleben des Menschen, Spiritualität
Embryonale Stammzellforschung (wenn Zellen aus 5 Tage altem Embryo transplantiert werden in erwachsenen Organismus: Krebs
Weil: Genetisch-epigenetische Verschaltung anders. Im Embryo: Geordnete Zelldifferenzierung, in anderem Organismus wegen anderer Umgebung (Epigenetik): ungeordnete Zelldifferenzierung=Krebs.
Zusammenfassung: Leib-Seele-Problem I Plato: Jenseitsvorstellungen, Leib-Seele-
Dualismus Aristoteles: Diesseitsvorstellung: Seele
als inneres Lebensprinzip, Ganzheitsprinzip
Thomas von Aquin: Synthese aus jüdisch-christlichem Denken (Der Mensch als ganzer vor Gott) und aristotelischer Philosophie
Zusammenfassung II
Descartes: Leib-Seele-Einheit zerbricht Res cogitans (Geist) Res extensa (Materie, Ausgedehntes)
Messbares (Naturwissenschaft) Nichtmessbares (Geisteswissenschaft)
Zusammenfassung III Auseinaderentwicklung der Wissenschaften: Geist : Philosophie, Geisteswissenschaften
(Nicht wiederholbar im Experiment, der Einzelne), dt. Idealismus, Hegel: Phänomenologie des Geistes
Materie: Naturwissenschaften (Galileo Galilei, naturwissenschaftliche Experimente, Natur wird gezwungen, sich zu zeigen, der Greiche betrachtete nur die Natur , den Kosmos und staunte. Ho Anthropos: der Mensch, der schaut und staunt
Psychologie (zwischen Natur- und Geisteswissenschaft: Einzelschicksal, aber verallgemeinerbar durch Statistik)
Zusammenfassung IV Naturwissenschaft/Materie: Analyse bis in die Gene
hinein Aber: Gene müssen geschaltet werden (Epigentik,
„Dialog“, Wechselwirkung Hier: Verbindung zur Hirnphysiologie, Psychologie,
aber auch zur Spiritualität. Das Innenleben wirkt ein auf die Verschaltung der Gene
Man wusste um Zusammenhänge zwischen Innenleben und Immunsystem aus der Psycho-neuro-immunologie, jetzt neu: Innenleben - Genetik
Information ist Interaktion im gesamten Organismus
Ergänzung: Das Innenleben Emotionalität Mensch - Mensch Gefühl
Intuition Mensch - Gott Gespür Stimmigkeit Innerer Friede Gewissen
Konkretisierung II
Wie kam es zur Entwicklung der Existentialethik?
Was waren die Entwicklungen in der Moraltheologie im Kontext der jeweiligen geschichtlichen Herausforderungen?
Was ist heute das zentrale Anliegen?
Einflüsse (griechisch) Griechische Philosophie, vor allem Stoa /stoa poikilae (bemalte
Säulenhalle, Agora Athen, Zenon von Kition 300 v. Chr.), kosmologische ganzheitliche Weltbetrachtung, Selbstbeherrschung, Einfügen ins Ganze
Aristoteles (384-322), Nikomachische Ethik (Glück, eu-daimonia, Gemeinschaft)
Einflüsse (römisch) Cicero (106-43 v. Chr.) De officiis (44 v. Chr.): Pflichten (eines Staatsmannes) - ehrenhaftes Verhalten - nützliche Pflichten - Konfliktlösungen Kardinaltugenden (Gerechtigkeit, Klugheit,
Tapferkeit, Maß [Plato 428-348], aber schon aus dem 6. Jh. v. Chr.)
Seneca, röm. Staatsmann (1- 65 n. Chr.), Stoa Marc Aurel (121-180), röm. Kaiser (letzter:
Stoa)
Jüdisch - christlich
AT: 10 Gebote (364 Alltagsgesetze) NT: personales Ethos Jesu - Liebe: Gottes-, Nächsten-, Selbst-,
Feindesliebe - goldene Regel - Barmherzigkeit - Bergpredigt
Junge Kirche
Justin (100-165), Apologet, Ethik: Im Herzen des Menschen: Liebe Gottes, sittliche Orientierung)
Clemens von Alexandrien (150-215) Origenes (185-254) ---- Gesamtdarstellung christlichen
sittlichen Lebens
Kirchenlehrer/Kirchenväter
Ambrosius von Mailand (339-397), Kirchenlehrer, de officiis ministorum: Über die Pflichten der Kirchendiener; Christliche Tugendlehre, Nachahmung von Ciceros Schrift de officiis. Erste christliche Tugendlehre. Geschrieben 388/389.
Kirchenväter Hieronymus (347-419): Vulgata Basilius d. Große (330 379):
Zusammenfassungen über das christliche Leben
Augustinus (354-430): Gnadenlehre, Ehezwecklehre, Sexualmoral, Leib-Seele-Dualismus Platons (Manichäismus)
Zwischen 5 Jh. bis 12. Jh.: Völkerwanderung: wenig neues
Bußbücher (iroschottische Mönche), Kasuistik
Thomas von Aquin (1225-1274) Biblische, patristische, aristotelische
Synthese (siehe auch Leib-Seele- Verhältnis)
Noch keine selbständige Moraltheologie Sondern: Lehre vom Weg des Menschen,
der als Ebenbild Gottes autonomes Prinzip seiner Handlungen ist, dazu bestimmt, auf dem von Christus eröffneten Weg durch freies und verantwortliches Handeln zu Gott zurückzukehren.
Thomas von Aquin 2. Teil seiner Summa theologiae II/I (erste Hälfte des zweiten Teils): Gründe,
Strukturen und Mittel des menschlichen Handelns allgemein
2. Hälfte (II/II): konkrete normative Inhalte in Form von 44 Tugenden, die auf die drei göttlichen Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe) und die 4 Kardinaltugenden (Gerechtigkeit, Klugheit, Tapferkeit, Maß) zurückgeführt werden
Zeit nach Thomas Bis Thomas: konsistente Anthropologie
(Leib-Seele-Problem) und daraus entfaltet Tugendlehre und Haltungsethik
Jetzt: Anthropologie zerbricht (Leib-Seele), Nominalismus schaut auf einzelne Akte
Nicht mehr umfassende Haltung (Tugend), sondern einzelne Akte: Gesetzesethik
Entgrenzung: siehe Umbruch Neuzeit
Neue Lehre
Spanisches Reich (Welteroberung, Kolumbus 1491, Mission)
Rechtsordnung Theologen der Spanischen
Spätscholastik Ausbau des Völkerrechts Da in der Offenbarung keine klaren
Regeln: Naturrecht
Neue Lehre
Noch Thomas: Sehr allgemeine oberste Prinzipien und Wesen des Menschseins (inclinationes naturales)
Jetzt: spanische Hochscholastik: unveränderliches Naturrecht
Gutachten: nur wenige Theologe bestimmen, was zur Natur des Menschen gehört und was nicht
Nach Thomas von Aquin Nachfolge: Spätscholastik: Reformation und Folgen der
Entdeckung der neuen Welt Scholastische Schulphilosophie des 18.
Jahrhunderts: Auseinandersetzung mit Aufklärung
Neuscholastik: Auseinandersetzung mit Säkularisation
Zusammenbruch der großen Systeme Moraltheologie: Öffnung auf Philosophie, z.B.
Transzendentalphilosophie hin (Marechal, Rahner, Lotz, Coreth)
Konzil von Trient (1545-1563) Bildungsplanung Beichte, Erneuerung der Moral Erstmals Begriff der Moraltheologie Beichtpriester müssen Sünden genau
unterscheiden Johannes Azor: erstes Handbuch der
Moraltheologie Darin: Kurze Prinzipienlehre, 10 Gebote,
Kirchengebote, Sakramente, Ablässe Kasuskonferenzen über Gewissensfälle
Gegenwart Gegenwart: statt deduktiv angelegter
Lehrbücher: problemorientierte Einzelforschung
Probleme: Naturrechtliche Normbegründung
Autonomiebegriff: Nachkantische Moralphilosophie
Normbegründung: Öffnung auf analytische Philosophie (Bruno Schüller, Begründung sittlicher Urteile)
Neuere Ansätze Nicht mehr nur naturrechtlich: allgemeine
Normen konkret umsetzen, sondern Personalistische Existenzphilosophische Hermeneutische Ansätze Damit nicht weniger Verbindlichkeit, sondern
mehr: Der Einzelne ist gefragt, kein verstecken hinter Normen, sondern:
Selbstverantwortung, Gestaltung von Normen (Korff: Verantwortung vor und für Normen)
Existenzphilosophie/Existentialismus Kierkegaard Stirner Nietzsche
Jaspers Heidegger Sartre
Lit.: Thomas Seibert, Existenzphilosophie, 1997
Kierkegaard I „Sünde ist: vor Gott
verzweifelt nicht man selbst sein wollen oder vor Gott man selbst sein wollen“[1]
[1] S. Kierkegaard, Die Krankheit zum Tode. Eine christliche psychologische Entwicklung zur Erbauung und Erweckung von Anti-Climacus, Kopenhagen 1849 (hrsg. v. L. Richter), Frankfurt a.M. 21986, 77.
Kierkegaard II „Diese Form von Verzweiflung ist:
verzweifelt nicht man selbst sein wollen, oder noch niedriger: verzweifelt nicht ein Selbst sein wollen, oder am allerniedrigsten: verzweifelt ein anderer sein wollen als man selbst, ein neues Selbst sich wünschen.“[1]
[1] Ebd. 51.
Kierkegaard III
„daß der Grund, warum der Mensch eigentlich am Christentum Ärgernis nimmt, darin liegt, daß es zu hoch ist, …, weil es den Menschen zu etwas Außerordentlichem machen will.“[1]
[1] Ebd. 79.
Nietzsche Der tolle Mensch, aus: Die fröhliche
Wissenschaft Wohin ist Gott? Wir haben ihn getötet
Zarathustra: Wen willst Du? Mich? Niemals!!
Geh … Davon !! - Nein komm zurück Mein letzter Schmerz, mein letztes Glück
Ignatius Zwei zentrale Begriffe zur Einordnung
der inneren Seeleregungen: Trost Trostlosigkeit (Exerzitien-Buch Nr.
316/317)
Fundament der Exerzitien „Der Mensch ist geschaffen dazu hin…
Dynamik
Das Dynamische in der Kirche Das Dynamische in der Moral
Charakteristischer Zug existentialethischen Denkens, der seine Relevanz auch im Kontext der Genese sittlicher Normen entfaltet.
Dynamisierung geschichtlicher Moral
Evolutive Entwicklung des Menschen Mensch als geschichtlich verfasst
(hat eigene Geschichte und lebt in einer Geschichte)
Wandelbare und unwandelbare Normen
Wandelbares und unwandelbares in den Normen
Entscheidungen
Vorentscheidungen Grundentscheidungen Einzelentscheidungen
Konkretisierung III
Entwicklung der Spiritualität (Unterscheidung der Geister)
Lit.: Marianne Schlosser, Die Gabe der Unterscheidung der Geister, Würzburg 2008
Konkretisierung IV
Rahners Existentialethik Texte lesen
Zusammenfassung: Der Wille Gottes, wozu das Ganze? Befreiung des Menschen aus falschen
Abhängigkeiten (auch Menschen) Erlösung von falschen Ängsten Frei von – Frei zu Berufung/Identität/eigene Wahrheit
finden Von Gott her: Wachsen lassen (Autorität,
augere), Raum schaffen Wozuhin? Fülle des Lebens - Glück
Sinn des Religiösen- Berufung finden- Talente vermehren!!!- „Unternehmertum“ – aber: Dienst am Nächsten,
der andere muss mit- Statt Selbstverwirklichung: Gottesverwirklichung - Ruf ins Eigene–Ruf ins Andere–Ruf in die Freiheit
(Lit.: Schneider, Unterscheidung der Geister)- Eigenstand- Selbsterkenntnis - Selbstwerdung- Integration statt Desintegration (Sym-bol, Dia-bol)- Glauben – Vertrauen - Gehorsam
Literatur Matthias Beck, Leben. Wie geht das? Wien 2012
Matthias Beck, Seele und Krankheit, Psychosomatische Medizin und theologische Anthropologie, Paderborn u.a., 3. Aufl. 2003.
Johannes Brantl, Entscheidung durch Unterscheidung. Existentialethik als inneres Moment einer medizinischen Ethik in christlicher Perspektive.
Ignatius von Loyola: Die Exerzitien. Übertragen von Hans Urs von Balthasar, Einsiedeln 61979.
Karl Rahner, Das Dynamische in der Kirche (QD 5), Freiburg i.Br. 1958.
Ders.: Die Logik der existentiellen Erkenntnis bei Ignatius von Loyola, in: ders., Das Dynamische in der Kirche (QD 5), Freiburg i.Br. 1958, 74-147.
Ludwig Sanhüter, Das Dynamische in der Moral. Zur Aktualität des Existentialethik Karl Rahners, St. Ottilien 1990.
Michael Schneider: Unterscheidung der Geister, Innsbruck-Wien 21987 Ders.: Das neue Leben, Herder Verlag