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608 bildeg st~ither die Zeutralstelle for die wissenseha[tliehe Bearbeitung aller Ziichtungsfragen. D~s wiehtigste Ar- beitsgebiet der Gesellschaft erstreckt sieh naeh dem Aus- spruch eines der 2¢iitbegrfinder ~uf die biologischen For- sehungsarbeiten, r~ssegeschichtliehe Studien und Saturn- lung praktischer Erfahrungen zur experimentellen Be- leuehtung ersterer. Die noeh verh~tltnismSt.~ig junge Ge- sellschaft hat bereits eine anBerordentlich riihrige nnd eriolgreiche T~ttigkeit entialtet, wenngleich dos Itanpt- ziel, die Errichtung einer Versuchsanstalt iiir Ziieh- tangs- und Vererbungskunde, mangets hinreichender Mittel noeh nieht zu verwirkliehen ist. Besonders hat sich die Gesellsehaft der Erforsehung der Inzueht und der Abstammungsverhaltnisse der landwirtsehaftliehen Nutz- tiere in Deutschland ~ngenommen, daneben aber natiirlieh Vererbungsstudien und sonstige zooteehnisehe Probleme geitirdert. Als Publikationsorgan dient der Gesellsehaft die in ~Iannover erseheinende ,,Deutsche ~andwirtsehaft- llche Tierzueht"; ierner wurden grSBere VerSifent- tichungen ~ls ,Arbeiten" herausgegeben (bisher 16), augerdem erseheinen Arbeiten kleineren Umfanges als ,,Flugsehriften", die allen Mitgliedern kostenlos zur Ver- ftigung stehen. Dog dureh die Grtindung einem wirk- lichen Notstand abgeholfen wurde, beweist die ~uger- ordenttich giinstige 5iitgliederbewegung: die Zahl betrug naeh dem Ausweis vom 19. Februar 1913 an KSrper- sehaften und Einzehnitgliedern 2532, worunter sich auch sehr viele Nichtlandwirte befinden. Aueh yon behSrd- lieher Seite wird den Bestrebungen ernste Beachtung ge- scheakt; neben Zuschiissen der Einzelstaaten erh~lt die Gesellschaft einen dauernden I{eichszusehug yon 10 000 Mark. Die Gesellschaft for Ztichtungskunde steht seit ihrer Begriindung unter der Leitung des 0konomierats Hoesch; H~mptgesch~tftsfiihrer ist Dr. G. Wilsdorf. Die Gesch'Xitsstelle der Gesellschaft befindet sich in Berlin- ]?[alensee, Halberst~dter Strage 3, woselbst ouch die Sammlungel~ untergebraeht sind. F, Wiederbelebung der Riiekenmarkreflexe. ]Die symp- tonlatischen Erscheinungen, welehe nach Querdurch- trennung des Riiekenmarks bei niederen Wirbel- tieren, S~iugetieren und sehlieglich beim Menschen zu beobachten sind, erweisen sich ~ls voneinander sehr ver- schieden. SO ist beim l~rosch nicht allein die Reflex- t~tigkeit vollst~indig erhalten, sondern die Beflexerreg- barkeit ist sogar gegenfiber der des normalen Tieres ziemlich erh~ht. Bei hSheren S~iugetieren (Itund) er- seheint die Reflext~tigkeit unmittelbar nach der Dureh- schneidung vollkommen erloschen zu sein and erst nach Wochen und 5Ionaten kehrt sic allm!ihlicb wieder zu- riick. Beim Menschen sind die Reflexe nach Querdurch- trennung des I4iickemnarks vollst~indig und dauernd ver- nichtet. JedenIalls steht dies im Zusammenhunge mit dem viel grSlteren EinfluB, den beim 2¢[enschen die I-Iirnzentren auf dos ihnen untergeordnete Riickenmark haben. Welcher Art dieser Einflug ist, dus wissen wir freilich bis jetzt nicht. M. Lewandowsl~y und Neuho[ habea nun kiirzlich Beobaehtungen verSffentlicht, die vom klinischen, abet noch mehr vom theoretischen St~nd- punkte dos h~chste Interesse verdienen (t)ber die Wie- derbvlebung der Riickenmarksreflexe. Zeitschr. f. d. ges. Neurologie und Psychiatric Bd. 13, Heft 3/4 1912) und die geeignet sind, einiges Licht auf die Beziehungen zwischen Gehirn und I~fickenmark sowie auf die Vorbe- dingungen fiir dos Zustandekommen der t~eflext~ttigkeit zu werfen. Es handelte sich bei ihnen urn eine Fr~u, die durch eine Yerletzung elne vollst~ndige Querdurch- trennung des Rfickenmarks erlitten hatte. Wie in allen Kleine Mitt, eilungen. Die Naha'- L wissensehat ~en soleheu Fiillen, watch nile Re[lexe total geschwuuden. Die ¥erfasser ffihrten nun denl Riiekenmurk dureh elek- trisc!m Ileizung des einen Beines eine B eihe kr~ftiger Erregungen zu. Kurze Zeit nach Aufh~ren der Reizung konnten sie nun in beiden ExtremitY, itch eine !Reihe ver- sehiedener Haut- und Sehnenreflexe ausl6sen. Die 1Re- flexe zeigteu rasche ErsehSpfung and konnten einige Zeit naeh der Reizung nieht mehr ausgelSst werden. Wurde aber dann uuf kurze Zeit mit furudisehen SirS- men gereizt, so erwiesen sieh die ~eflexe als wieder her- gestellt. Die Versuche begannen erst 14 Tage nach der Verletzung and wurden mit gleiehbleibendem Erfolge bis zu dem naeh weiteren 14 T~gen erfolgtem Tode der Patientin wiederholt. Diese Beobachtungen weisen jedenfalls darau[ bin, dog ouch im isotierten Riicken- mark des Menschen eine Reflextlttigkeit mSglich ist, and dug durch starke Reize im R~ickenmark ein diese Reize oft ziemlich betr~chtliche Zeit (eine Stunde und noch l~nger) iiberdauernder Zustand geschaffen wird, der dem zu entsprechen scheint, weleher bei normater Verbin- dung mit dem Gehirn dauernd daselbst herrscht. J.M. Ein bisher unbekannter Fall einer Reizbeweguag ciner Blumenkrone nach Beriihrung soil Imch R. Seeger (Sitzungsber. Wiener Akad. d. Wiss., math.-nat. Kl., Bd. CXXI, Abt. I, Dezember 1912) bei Gentiana ~rostrata Haenke vorkommem Diese Pflanze kommt in Europa nur in den 6sterreichisehen A lpei~ vor. Ihre Blfiten schlieBen sich, wie die anderer Arten dieser Gattung, wenn die Temperatur der Luft unter einen bestimmten Punkt herabsinkt. So erfolgt ouch dos SchlieSen der Bl~iten gegen Abend. II~ gleieher Weise schliet~en sieh diese Blfitea ouch d~nn, wenrt bestimmte Stellen der Blumenkrone mit einem festen Gegenstand berfibrt werden. R. Seege'r hat diese Eigentiimliehkeit dadureh entdeekt, daft er beobaehtete, wie an dem natfir- lichen Standorte unter einer Anzahl geSffneter Blfiten eine yon diesen sieh sehloS, als ein kleines Insekt in ihren Sehlund hineinkroeh. Dieses Insekt wurde dadureh fiir einige Zeit in tier Bliite festgehalten. Seeger nimmt till, dag diese Eigensehaft der Kronbl~tter beim Zu- standekommen der Bestiiubung yon Bedeutung sei. Aller- dings fehlen noeh siehere Beweise d~fiir, dab es sieh bier nieht um eine rein meehanisehe Wirkung (Ausgleieh vor- handener Spannungen bei Beriihrung geSffneter Bliiten), sondern um eine :Reizwirkung handelt. Der Verfasser stellt weitere Untersuehungen fiber diese Sehliegbewe- gung der Blumenkrone in Aussieht. K. ]Der Verein deutscher Eisenh[ittenleute in Diisseldorf ist ~ls gesch~tftsfiihrende Stelle fiir einen AusschuB ein- gesetzt worded, der Einheitsfarben zur Kennzeichnung von Rohrleitungen in industrietlen Betrieben festgelegt hat. ]Der AussehuB hat als kennzeichnende Farben aus- gew~flflt: Grfia fiir Wasser, Gelb ffir Gas, Blau fiir Lull, Wei~ fiir ]Damp/, Grau ffir Vakuum, Rosa for S~iure, Violett ftir Gauge, Braun fiir Oel, Sehwarz fiir Teer. ]Die rote Farbe, welche bisher zur Bezeiehnung der elek- trisehen Ifoehspannung diente, soll allgemein zur An- deutung yon Gefahr dienen, also hohe Spannung, hohe Temperatur oder K0nzentration bezeiehnen; es wird zu diesem Zweek auf der Grundf~rbe der Leitung ein rotes Band angebraeht. Wasserstoff soil dureh eine gelbe Grundfarbe mit weiger Punktierung und Sauerstoff dureh eine braune Grundfarbe mit weil~er Punktierung bezeiehnet werden, (Z. d. Ver. d. Ing. 57, 462, 1913.) MI¢. Fiiq: die Redaktion verantwortlieh: Dr. Arnold Berllner. |berlin W.9.

Ein bisher unbekannter Fall einer Reizbewegung einer Blumenkrone nach Berührung

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bildeg st~ither die Zeutralstelle for die wissenseha[tliehe Bearbeitung aller Ziichtungsfragen. D~s wiehtigste Ar- beitsgebiet der Gesellschaft erstreckt sieh naeh dem Aus- spruch eines der 2¢iitbegrfinder ~uf die biologischen For- sehungsarbeiten, r~ssegeschichtliehe Studien und Saturn- lung praktischer Erfahrungen zur experimentellen Be- leuehtung ersterer. Die noeh verh~tltnismSt.~ig junge Ge- sellschaft ha t bereits eine anBerordentlich riihrige nnd eriolgreiche T~ttigkeit entialtet, wenngleich dos Itanpt- ziel, die Err ichtung einer Versuchsanstalt iiir Ziieh- tangs- und Vererbungskunde, mangets hinreichender Mittel noeh nieht zu verwirkliehen ist. Besonders hat sich die Gesellsehaft der Erforsehung der Inzueht und der Abstammungsverhaltnisse der landwirtsehaftliehen Nutz- tiere in Deutschland ~ngenommen, daneben aber natiirlieh Vererbungsstudien und sonstige zooteehnisehe Probleme geitirdert. Als Publikationsorgan d ien t der Gesellsehaft die in ~Iannover erseheinende ,,Deutsche ~andwirtsehaft- llche Tierzueht"; ierner wurden grSBere VerSifent- tichungen ~ls ,Arbei ten" herausgegeben (bisher 16), augerdem erseheinen Arbeiten kleineren Umfanges als , ,Flugsehriften", die allen Mitgliedern kostenlos zur Ver- ftigung stehen. Dog dureh die Grtindung einem wirk- lichen Notstand abgeholfen wurde, beweist die ~uger- ordenttich giinstige 5iitgliederbewegung: die Zahl betrug naeh dem Ausweis vom 19. Februar 1913 an KSrper- sehaften und Einzehnitgliedern 2532, worunter sich auch sehr viele Nichtlandwirte befinden. Aueh yon behSrd- lieher Seite wird den Bestrebungen ernste Beachtung ge- scheakt; neben Zuschiissen der Einzelstaaten erh~lt die Gesellschaft einen dauernden I{eichszusehug yon 10 000 Mark. Die Gesellschaft for Ztichtungskunde steht seit ihrer Begriindung unter der Leitung des 0konomierats Hoesch; H~mptgesch~tftsfiihrer ist Dr. G. Wilsdorf. Die Gesch'Xitsstelle der Gesellschaft befindet sich in Berlin- ]?[alensee, Halberst~dter Strage 3, woselbst ouch die Sammlungel~ untergebraeht sind. F,

Wiederbelebung der Riiekenmarkreflexe. ]Die symp- tonlatischen Erscheinungen, welehe nach Querdurch- t rennung des Riiekenmarks bei niederen Wirbel- tieren, S~iugetieren und sehlieglich beim Menschen zu beobachten sind, erweisen sich ~ls voneinander sehr ver- schieden. SO ist beim l~rosch nicht allein die Reflex- t~tigkeit vollst~indig erhalten, sondern die Beflexerreg- barkeit ist sogar gegenfiber der des normalen Tieres ziemlich erh~ht. Bei hSheren S~iugetieren (Itund) er- seheint die Reflext~tigkeit unmittelbar nach der Dureh- schneidung vollkommen erloschen zu sein and erst nach Wochen und 5Ionaten kehrt sic allm!ihlicb wieder zu- riick. Beim Menschen sind die Reflexe nach Querdurch- t rennung des I4iickemnarks vollst~indig und dauernd ver- nichtet. JedenIalls s teht dies im Zusammenhunge mit dem viel grSlteren EinfluB, den beim 2¢[enschen die I-Iirnzentren auf dos ihnen untergeordnete Riickenmark haben. Welcher Ar t dieser Einflug ist, dus wissen wir freilich bis jetzt nicht. M. Lewandowsl~y und Neuho[ habea nun kiirzlich Beobaehtungen verSffentlicht, die vom klinischen, abet noch mehr vom theoretischen St~nd- punkte dos h~chste Interesse verdienen (t)ber die Wie- derbvlebung der Riickenmarksreflexe. Zeitschr. f. d. ges. Neurologie und Psychiatric Bd. 13, Heft 3/4 1912) und die geeignet sind, einiges Licht auf die Beziehungen zwischen Gehirn und I~fickenmark sowie auf die Vorbe- dingungen fiir dos Zustandekommen der t~eflext~ttigkeit zu werfen. Es handelte sich bei ihnen urn eine Fr~u, die durch eine Yerletzung elne vollst~ndige Querdurch- t rennung des Rfickenmarks erlitten hatte. Wie in allen

Kle ine Mitt, e i lungen. Die Naha'- L wissensehat ~en

soleheu Fiillen, watch nile Re[lexe total geschwuuden. Die ¥erfasser ffihrten nun denl Riiekenmurk dureh elek- trisc!m Ileizung des einen Beines eine B eihe kr~ftiger Erregungen zu. Kurze Zeit nach Aufh~ren der Reizung konnten sie nun in beiden ExtremitY, itch eine !Reihe ver- sehiedener Haut- und Sehnenreflexe ausl6sen. Die 1Re- flexe zeigteu rasche ErsehSpfung and konnten einige Zeit naeh der Reizung nieht mehr ausgelSst werden. Wurde aber dann uuf kurze Zeit mit furudisehen SirS- men gereizt, so erwiesen sieh die ~eflexe als wieder her- gestellt. Die Versuche begannen erst 14 Tage nach der Verletzung and wurden mit gleiehbleibendem Erfolge bis zu dem naeh weiteren 14 T~gen erfolgtem Tode der Pat ient in wiederholt. Diese Beobachtungen weisen jedenfalls darau[ bin, dog ouch im isotierten Riicken- mark des Menschen eine Reflextlttigkeit mSglich ist, and dug durch starke Reize im R~ickenmark ein diese Reize oft ziemlich betr~chtliche Zeit (eine Stunde und noch l~nger) iiberdauernder Zustand geschaffen wird, der dem zu entsprechen scheint, weleher bei normater Verbin- dung mit dem Gehirn dauernd daselbst herrscht.

J . M .

Ein bisher unbekannter Fal l einer Reizbeweguag ciner Blumenkrone nach Beriihrung soil Imch R . Seeger (Sitzungsber. Wiener Akad. d. Wiss., math.-nat. Kl., Bd. CXXI, Abt. I, Dezember 1912) bei Gentiana ~rostrata Haenke vorkommem Diese Pflanze kommt in Europa nur in den 6sterreichisehen A lpei~ vor. Ihre Blfiten schlieBen sich, wie die anderer Arten dieser Gattung, wenn die Temperatur der Luft unter einen bestimmten Punkt herabsinkt. So erfolgt ouch dos SchlieSen der Bl~iten gegen Abend. II~ gleieher Weise schliet~en sieh diese Blfitea ouch d~nn, wenrt bestimmte Stellen der Blumenkrone mit einem festen Gegenstand berfibrt werden. R. Seege'r hat diese Eigentiimliehkeit dadureh entdeekt, daft er beobaehtete, wie an dem natfir- lichen Standorte unter einer Anzahl geSffneter Blfiten eine yon diesen sieh sehloS, als ein kleines Insekt in ihren Sehlund hineinkroeh. Dieses Insekt wurde dadureh fiir einige Zeit in tier Bliite festgehalten. Seeger nimmt till, dag diese Eigensehaft der Kronbl~tter beim Zu- standekommen der Bestiiubung yon Bedeutung sei. Aller- dings fehlen noeh siehere Beweise d~fiir, dab es sieh bier nieht um eine rein meehanisehe Wirkung (Ausgleieh vor- handener Spannungen bei Beriihrung geSffneter Bliiten), sondern um eine :Reizwirkung handelt. Der Verfasser stellt weitere Untersuehungen fiber diese Sehliegbewe- gung der Blumenkrone in Aussieht. K.

]Der Verein deutscher Eisenh[ittenleute in Diisseldorf ist ~ls gesch~tftsfiihrende Stelle fiir einen AusschuB ein- gesetzt worded, der Einheitsfarben zur Kennzeichnung von Rohrleitungen in industrietlen Betrieben festgelegt hat. ]Der AussehuB hat als kennzeichnende Farben aus- gew~flflt: Grfia fiir Wasser, Gelb ffir Gas, Blau fiir Lull, Wei~ fiir ]Damp/, Grau ffir Vakuum, Rosa for S~iure, Violett ftir Gauge, Braun fiir Oel, Sehwarz fiir Teer. ]Die rote Farbe, welche bisher zur Bezeiehnung der elek- trisehen Ifoehspannung diente, soll allgemein zur An- deutung yon Gefahr dienen, also hohe Spannung, hohe Temperatur oder K0nzentration bezeiehnen; es wird zu diesem Zweek auf der Grundf~rbe der Leitung ein rotes Band angebraeht. Wasserstoff soil dureh eine gelbe Grundfarbe mit weiger Punkt ierung und Sauerstoff dureh eine braune Grundfarbe mi t weil~er Punkt ierung bezeiehnet werden, (Z. d. Ver. d. Ing. 57, 462, 1913.)

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Fiiq: die Redaktion verantwortlieh: Dr. Arnold Berllner. |berlin W.9.