5
[ Zeitschr. f. Un~ersuchung 33¢ P. B u t t e n b e r g, PflanzenS1. kd. Nahr.- u. Genn§mittel. Wenn ich die haupts~chlichsten Ergebnisse der Versuche kurz zusammenfasse, so geht aus denselben folgendes hervor: I. Die andauernde Ffitterung der Kaninchen mit baumwollsamen51haltlgen FuttermitLeln hat, obgleich die hierbei tfiglich verabreichten Mengen Baumwolrsamen51 nnd-mehl verhiiltnism~igig geringe waren, auf den Fettansatz derselben nachhaltig hemmend eingewirkt. 2. Der ~bergang yon Bestandteilen des BaumwollsamenSles in das K6rperfett der Kaninchen war auch bei andauernder Fiitterung mit baumwollsamenSlhaltigem Futter, in bezug auf die Fettsiiuren ein begrenzter. 3. Von den in das K6rperfett der Kaninchen fibergegangenen Bestandteilen des BaumwollsamenSls scheinen, bei sp~iter vorgenommener normaler Ffitterung der Ver- suchstiere, die Fettsguren in dem K5rperfett zu verbleiben, wiihrend der die Halphen'- sche Reaktion bedingende Stoff aus demselben verschwindet. 4. Die bei Fet~en verschiedener Kaninchen der Gruppen II und III gefm~denen hohen Schmelzpunkte fiir das Cholesterinacetat kSnnen, nach dem Gesamtergebnis der unverseifbaren Substanzen bei diesen Gruppen und insbesondere nach dem ab- normen Befunde bei dem Kontro]ltiere No. 1, auf einen Ubergang yon Phytosterin aus dem baumwollsamenSlhaltigen Futter in das K6rperfett der Versuchstiere nicht zuriiekgeftihrt werden und bediirfen noch der Aufkliirung. 5. Das in die BauchhShle der Kaninchen geimpfte BaumwollsamenS1 erfahrt eine sehndle Resorption, die sicb nieht nur auf den Hauptbestandteil des Baum- wollsamenSles, die Fetts~ureester, sondern auch auf die Nebenbestandteile desselben, das Phytosterin und den die Hal ph en'sche Reaktion bedingenden KSrper erstreekt. 6. Die in der BauehhShle der Kaninchen resorbierten Nebenbestandteile des BaumwollsamenSles treten alsbald im Unterhautfett derselben auf, wi~hrend die resor- bierten Fetts~uren erheblich sp~iter und dann gleichmiigig im ganzen KSrperfett nach- zuweisen sind. Ein eigenartiges Pflanzeniil. Von P. Buttenberg'. Mi~eilung aus dem staatlichen ttygienischen Institut~ zu Fiamburg. Im Herbst des vergangenen Jahres, gelegentlich einer Studienreise dureh Hol- land, machte reich K nu d E rlev in Nijmegen auf ein neues PflanzenS1 aufmerksam, das sleh durch einen hohen Gehalt an flfichtigen wasserlSslichen Fetts~uren aus- zeiehnen sollte. Der Liebenswiirdigkeit des genannte~ Herren habe ich eine kleine Probe des betreffenden 01es, das mir unter der Bezeichnung ,,ButterS]" zugesandt ist, zu verdanken. Leider war es mir nlcht mSglich, gleichzeitig von dort genauere Angab~n fiber die Iterkunft und Gewinnung des fraglichen Materiales zu erhalten. Das 01 soil auf dem Wege der Extraktlon aus kleinen Samenk6rnern, die i~hnlieh denjenigen yon Linum aussehen, gewonnen sein. Die Samen selbst, yon denen ieh eine Probe nieht in H~nden gehabt babe, sollen yon einer in China beheimateten Pflanze stammen.

Ein eigenartiges Pflanzenöl

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ein eigenartiges Pflanzenöl

[ Zeitschr. f. Un~ersuchung 33¢ P. B u t t e n b e r g, PflanzenS1. kd. Nahr.- u. Genn§mittel.

Wenn ich die haupts~chlichsten Ergebnisse der Versuche kurz zusammenfasse, so geht aus denselben folgendes hervor:

I. Die andauernde Ffitterung der Kaninchen mit baumwollsamen51haltlgen FuttermitLeln hat, obgleich die hierbei tfiglich verabreichten Mengen Baumwolrsamen51 nnd-mehl verhiiltnism~igig geringe waren, auf den Fettansatz derselben nachhaltig hemmend eingewirkt.

2. Der ~bergang yon Bestandteilen des BaumwollsamenSles in das K6rperfett der Kaninchen war auch bei andauernder Fiitterung mit baumwollsamenSlhaltigem Futter, in bezug auf die Fettsiiuren ein begrenzter.

3. Von den in das K6rperfett der Kaninchen fibergegangenen Bestandteilen des BaumwollsamenSls scheinen, bei sp~iter vorgenommener normaler Ffitterung der Ver- suchstiere, die Fettsguren in dem K5rperfett zu verbleiben, wiihrend der die H a l p h e n ' - sche Reaktion bedingende Stoff aus demselben verschwindet.

4. Die bei Fet~en verschiedener Kaninchen der Gruppen I I und I I I gefm~denen hohen Schmelzpunkte fiir das Cholesterinacetat kSnnen, nach dem Gesamtergebnis der unverseifbaren Substanzen bei diesen Gruppen und insbesondere nach dem ab- normen Befunde bei dem Kontro]ltiere No. 1, auf einen Ubergang yon Phytosterin aus dem baumwollsamenSlhaltigen Futter in das K6rperfett der Versuchstiere nicht zuriiekgeftihrt werden und bediirfen noch der Aufkliirung.

5. Das in die BauchhShle der Kaninchen geimpfte BaumwollsamenS1 erfahrt eine sehndle Resorption, die sicb nieht nur auf den Hauptbestandteil des Baum- wollsamenSles, die Fetts~ureester, sondern auch auf die Nebenbestandteile desselben, das Phytosterin und den die H a l ph en'sche Reaktion bedingenden KSrper erstreekt.

6. Die in der BauehhShle der Kaninchen resorbierten Nebenbestandteile des BaumwollsamenSles treten alsbald im Unterhautfett derselben auf, wi~hrend die resor- bierten Fetts~uren erheblich sp~iter und dann gleichmiigig im ganzen KSrperfett nach- zuweisen sind.

Ein eigenartiges Pflanzeniil. V o n

P. Buttenberg'.

M i ~ e i l u n g aus dem s t a a t l i c h e n t t y g i e n i s c h e n Institut~ zu Fiamburg.

Im Herbst des vergangenen Jahres, gelegentlich einer Studienreise dureh Hol- land, machte reich K nu d E r l e v in Nijmegen auf ein neues PflanzenS1 aufmerksam, das sleh durch einen hohen Gehalt an flfichtigen wasserlSslichen Fetts~uren aus- zeiehnen sollte. Der Liebenswiirdigkeit des genannte~ Herren habe ich eine kleine Probe des betreffenden 01es, das mir unter der Bezeichnung , , B u t t e r S ] " zugesandt ist, zu verdanken. Leider war es mir nlcht mSglich, gleichzeitig von dort genauere Angab~n fiber die Iterkunft und Gewinnung des fraglichen Materiales zu erhalten. Das 01 soil auf dem Wege der Extraktlon aus kleinen Samenk6rnern, die i~hnlieh denjenigen yon Linum aussehen, gewonnen sein. Die Samen selbst, yon denen ieh eine Probe nieht in H~nden gehabt babe, sollen yon einer in China beheimateten Pflanze stammen.

Page 2: Ein eigenartiges Pflanzenöl

15. Band. ] P. B u t t e n b e r g , Pflanzen(il. 335 15. ~iirz 1908.J

Bei 200 war das O1 etwas dickfliissig, zum Tell erstarrt. Erwgtrmt und filtriert bildete es ein gelb]iches klares O1, das einen eigenartigen, etwas stechenden, abet nicht unangenehmen Geruch und einen milden, an OlivenS1 erinnernden Geschmack besa13. Bei der weiterea Untersuchung ergaben sich folgende Wer te :

Refraktion bei 400 . . . . . . . . . . . . . . . 47,0 Sgurezahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9,4 R e i c h e r t - M e i f l ' s c h e Zahl . . . . . . . . . . . 34,85 Po lenske ' s che Zahl . . . . . . . . . . . . . . 0,55 Verseifungszahl . . . . . . . . . . . . . . . . 234,7 F a r n s t e i n e r ' s c h e Zahl [VZ--(RMZ × 1,I2)] . . . . . 195,7 Jodz~hl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64,6 Gehal~ an unverseifbarer Subs~anz . . . . . . . . . 0,381% Ha l t )he n'sche Reaktion . . . . . . . . . . . . . negaiiv

a) mi~ Furfm'ol . . . . . . . . . ~ sehwach SesamSlreaktion b) mit Zinnchlorfir . . . . . . . . ~ positiv Phytosterinace'at (VIII. Krystallisation korr.) . . . . . !79,6---180,60 Phytosterin (gewonnen aus dem zurfickverseiften Acetat) 163,7--166,20

A u f f a l l e n d a m u n t e r s u c h t e n O l e s i n d d e r a u 1 3 e r o r d e n t l i c h h o h e G e h a l t a n w a s s e r l S s l i c h e n f l i i c h t i g e n F e t t s i i u r e n ( R e i c h e r t - M e i 1 3 1 ' - s c h e Z a h l ) u n d d i e e i g e n a r t i g e n W e r t e f i i r d a s P h y t o s t e r i n .

Die hohe R e i e h e r t - M e i 1 3 1 ' s c h e Zahl ist ein unterscheidendes Merkmal ffir das Butterfctt; sie spielt eine gro13e Rolle bei der Erkennung uad Unterscheidung des genannten ~ahrungsmittels yon anderen Fetten. Kein bei uns a]s Speisefett in Betraeht kommender KSrper besitzt eine derartig hohe R ei e h e r t- M e i 13 l'sehe Zahh

Bei den tierischen Fetten liegen die R e i c h e r t - M e i 1 3 1 ' s c h e n Zah]en meist unter 1,0. Eine Ausnahme hiervon bilden Meerschwein- und Delphintrane, die sich durch einen anl~erordentlich hohen Gehalt an Glyceriden der flfichtigen, wasserlSs- lichen Fettsiiuren auszeiehnen. In dem Werke yon B e n e d i k t - U l z e r 1) werden fiir Meerschweintran (KinnbackenS1) d~e Reicher t -Mei f~ l~sehen Zahlen 95,5--131,6 und ffir Delphintran (KinnbackenS1) sogar die R e i c h e r t - M e i f i l ' s c h e n Zahlen 110,0--184,0 angegeben.

Von Pflanzenfetten, die slch dutch betriichtliche Reicher t -Mei13I~sche Zahlen hervortun, nennt J . L e w k o w i t s c h e) als hSchste Werte das stark glftlge CrotonS1 (12,0--13,6) und das MacassarSl (9,0). Diesen ist das yon P. S c u r r y und F. Per - c i a b o s c o 3) untersuchte MyrtensamenS1 mit der Reichcr t -Mei131 ' schen Zahl yon 9,65 beizuffigen.

Die bei der Bestimmung der P ol en sk e'schen Zahl von unserem 01e erhaltenen flfichtigen, wasserunl6slichen Fettsiiuren stellten kleine wei13e, bei 15 o feste Flocken dar, die yon dlesen abfiltrierte LSsung der wasserlSslichen Fettsiiuren war voll- standig klar.

Die St~irke der SesamSlreaktion betrug etwa 1/4o des reinen SesamSles. Die Frage, ob etwa bei der Gewinnung des gepriiften Oles eine Verunreinigung mit SesamSl stattgefunden hat, mu13 offen geIassen werden.

1) B e n e d i k t - U l z e r , Analyse der Fette. 1903, 539. ~) J. L e w k o w i t s e h, Chemische Technologie und Analyse der 01e, Fette and Wachse.

1905, 1, 286. 3) Gaz. chim. Ital. 1906, 87. 483; Chem. Rev. Fett- u. I-]arzind. 1907, 14, 282.

Page 3: Ein eigenartiges Pflanzenöl

J Zeitschr. fi Unte r suchung 336 P. B u t t e n b e rg, PflanzenSI. [d. l~ahr.- U. Genufimit~eL

Als Gehalt an unverseifbarer Substanz ist das Gewicht des nach der amtlichen Vorschri~ bei viermaliger Atheraussehtittelung erhaltenen nicht umkrystaltisierten Rohphytosterins angegeben worden. Das Acetat tier unverseifbaren Subs~anz, die in dieser Mitteilung als Phytosterin bezeiehnet wird, liefl sich beim Reinigen ziemlich schwierig mit absolutem Alkohol in LSsung bringen. Daher erfolgte beim Umkry- stallisieren ein klelner Zusatz yon Ather, der naeh dem LSsen der Substanz wieder vorsichtig vertrleben wurde. Der Schmelzpunkt des gewonnenen Phytosterlnacetates (VIII. Krystallisation) lag unerwartet hoch bei 179,6--180,6 0 (kerr.). Diese letzte Krystallisation, zuriickverseift und einmal aus Phytosterin veto Schmelzpunkte 163,7--166,2 o nochmals in das Acetat fibergeffihrt und einmal

Fig. 1.

Alkohol umkrystallisiert, lieferte ein (kerr.). Das so erhaltene Phytosterin aus Alkohol umkrystallisiert, schmolz bei 177,3--178,3 o (kerr.). Das zuriick- verseifte Phytosterin ist mikroskopisch und dureh Anstellung yon Farbreak- tionen weiter geprfift. Unter dem Mikro- skop bet sich dem Auge das Bild der charakteristischen Phytosterinkrystalle (Fig. 1) dar. Eine Spur der Substanz, mit konzentrierter Salpetersiiure vor- sichtig eingedampft, f~irbte sieh gelb and nach dem darauffo]genden Befeuchten mit Ammoniak gelbrot (apfelsinenrot). Eine andere Heine Menge des Phyto- sterins, in 2 ccm Chloroform gelSst und mit 20 Tropfen Essigs~ureanhydrid sowie einem Tropfen konzentrlerter Schwefelsaure versetzt, wurde sofort indigoblau, spi~ter mehr grfinllch, dann rein grfin.

Naeh unseren Untersuchungen stimmten das mikroskopische Bild

Winkelmessungen sind vorlaufig noeh nicht ausgef f ih r t - und die Farbreaktlonen des gefundenen K5rpers mit denen des Phytosterins fiberein. Ganz abweiehend davon waren die Schme]zpunkte. A. B S m e r i) gibt fiir die aus versehiedenen Fetten tierischer und pflanzlieher Herkunft gewonnenen Cholesterine und Phytosterine fo]gende Schmelz- punkte an :

AlkohoI Aceta~ C h o 1 e s t e r i n 148,4--150,80 114,3--114,8 o P h y t o s ~ e r i n 138,0--143,80 125,6--I 37,0 ~

Bekannt sind mlt den Phytosterinen verwandte KSrper, die hShere Schmelz- punkte besitzen. Das in den Samenschalen yon Pbaseolus vulgaris vorkommende Paraphytosterin unterscheidet slch ebenso wie die hierher gehSrenden KSrper Phaso l , das yon A. L i k i e r n i k ~) neben Paraphytosterin in den Samen yon Phaseolus vul- garis gefunden wurde, und L u p e o l , das naeh E. S c h u l z e e) an Stelle des Phyto-

J) Diese Zeitschrift 1901, 4, 1073. ~) J. Ksnig , Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genufimitte]. 1904, 2, 105--107.

Page 4: Ein eigenartiges Pflanzenöl

15. Band. "] 15.:garz 190S.j P. B u t t e n b e r g, Pflanzen~l. 337

sterlns in den Samensehalen der Lupine vorhanden ist, dureh die HShe der Schmelz- punkte; diese sind fiir Paraphytosterin 1 4 9 - - 1 5 0 °, fiir Phasol 189--1900 und ffir Lupeol 204 °.

A. W i n d a u s und A. H a u t h I) haben durch Untersuehung der Bromaddltions- produkte festgestellt, dag das Phytosterin der Calabarbohnen kein einheitlicher K6rper ist, sondern dag darin neben dem gewShnliehen Phytosterin etwa 20 °/o eines anderen Alkoholes, der bei 1700 schmilzt, enthalten sind. Letzterer - - yon obigen Autoren Stigmasterin benannt - - ist mikroskopisch nur sehr sehwer yon gewShnlichem Phyto- sterin zu unterseheiden und gibt die gleiehen Farbenreaktionen.

Bei dem augerordentlieh hohen Schmelzpunkte des in unserem 01e angetroffenen Phytosterins durfte man annehmen, dag sehr kleine Mengen des ,ButterSles" genfigen wfirden, um in Butter bezw. Buttersehmalz den Sehmelzpunkt des Cholesterinaeetates wesentlieh zu veriindern. W a r es doeh mSglieh gewesen, auf diesem Wege bei iihn- lichen Versuchen s) sehon 1°/o BaumwollsamenS1 in Sehwelnefett naehzuweisen; hierbei wurde gefunden :

S c h w e i n e s c h m a l z m i t B a u m w o l l s a m e n 6 1 z u s a t z . Baumwolls~menSlzusatz . . . . . . . 1 2 3 4 5 10 °/o Schme]zpunktderV. grys~allisation(kon'.) 117,3 118,2 118,3 118,4 120,0~: 126,29 °

Wider Erwarten erfolgte bei dem mlt ,,Butter51" versetzten Butterschmalz nur eine auffallend geringe ErhShung des Cholesterinacetatschmelzpunktes. Die bei diesen Versuchen erhaltenen Zahlen fiir den Schmelzpunkt des Acetates und des mit alkoholiseher Kalilauge zuriiekverseiften und einmaI aus Alkohol umkrystallisierten Phytosterins bezw. Cholesterins waren folgende:

R e i n e s , B u t t e r S l " und G e m i s c h e y o n B u t t e r s c h m a l z m i t ,But ter ( i [" . Z u r i t c k v e r s e i f t e s Phy to -

A e e t a t bezw. Choles~er in Reines ,ButterSV . . . • 179,6--180,6 o 163,7--166,2 °

[VIII. Krystallisation (kerr.)] [ mit 5 °/o ~Butter(il" 115,50 146,90

Butter- ~ [VII. u. YiII. Krystallisation (korr.)] i , 116,50 144,80

schmalz , 10 , [VI. u. VII. Krystallisation (korr.)]

Unter dem Mikroskop fanden sich bei der Butterschmalzprobe mit 50/o ,,Butter- 51" nur wenige verdiichtige Krystalle, bei 10°/o Zusatz" dagegen waren Phytosterin- krystalle bezw. l~bergangsformen zweifellos zu erkennen. Dieses nicht erwartete Er- gebnis i~igt sieh vielleieht dadurch erkl~iren, dag der wirkliehe Gehalt an Phytosterin in der unverseifbaren Substanz nut" ein sehr geringer gewesen sein mu~. Dsa Roh- phytosterin war allerdings eine ziemlich 51ige, wenig zur Krystallisation neigende Masse.

Inwieweit das untersuchte ,ButterSl" geeignet ist, Butter zu verf~lsehen bezw. mit Fremdfetteu versetzte oder nachgemaehte Butter, die fiberhaupt keine Butter ent- hMt, analysenfest zu machen, dariiber sollen keine ErSrterungen angestellt werden. I n gewisse Schwierigkeiten wird die Nahrungsmittelkontrolle geraten, wenn das frag- liche 01 - - vorlaufig sollen nur kleine Mengen des betreffenden Samens nach Europa gelangt sein - - zur Fabrikation der Margarine verwendet werden sollte. Der

~) Ber. Deuisch. Chem. Gesellsch..1906, 89, 4378--4384 u. 1907, 40, 3681--%86. • z) ¥. Berich~ der :Nahmngsmittelkontrolle in Hamburg 1903--190t, 31.

~. o8 22

Page 5: Ein eigenartiges Pflanzenöl

rZeitschr, f. Untersuehung 338 h ~. P. M arasue ff, Bleige]lalt yon Tong]asuren. td. l~ahr.- u. Genuamit~ol.

amtllche Weg, den zu hohen Zusatz yon Milchfett zur Margarine analytisch ~estzu- stellen ~ die Bestimmung der R e i c h e r t - M e i l ~ l ' s e h e n Z a h l - wird vo]lst~ndig versagen.

Der vorl~ufige l~Iangel an Material gestattete nieht, weitere wiinschenswerte Untersuchungen vorzunehmen. ~Vir herren jedoch, spiiter in der Lage zu sein, das O1 selbst aus den Samen zu gewinnen und an diesem Materiale die obigen Augabea naehzupriifen und zu vervollst~indigen.

Ein Beitrag zur Kenntnis des Bleigehaltes der GlasureIl yon Tongef~fien des St. Petersburger )Iarktes.

Vcn

N. P. Marasueff.

M i t t e i l u n g aus dem St. P e t e r s b u r g e r s t '~dt isehen Un~er suchungsamte . (Direktor: Prof. Dr. S. A. P r sch iby teck . )

Die vielseitige Anwendung, welehe glasicrte Tongefiil~e nicht nur bel der armen BevSlkerung sondern auch bei den bemittelten Sehiehten Ru~lands sowohl zur Auf- bewahrung als auch zur Herstelhmg yon Speisen linden, haben das Interesse mancher Hygieniker hinsiehtlich des Bleigehaltes der Glasuren dieser Tongefai~e auf sich ge- lenkt, Vor allem sind hier d~e Arbeiten G. W. C h l o p i n ' s 1) und seines Schiilers J. M. B r i i c k m a n n ~) zu nennen, welche die traurigen Verh~Itnisse, in denen sich d~eser Industriezweig in Rul~land befindet, schilderten und auf die Sehadigungen, die der- artige irdene Geschirre infolge ihrer sch]eehten B]eiglasur verursachen kSnnen, hinwiesen. Die Untersuchungen genannt~r Autoren betrafen Gef~l~e, die in der Stadt Perm uncl Umgegend und in verschiedeuen Gegenden Liv- und Kurlands und Kownos feilgeboten wurden. Der besonderen Lage zufolge, welche St. Petersburg durch seinen Handels- verkehr und seine BevSlkerurrg einnimmt, erschien es uns der Miihe wert, die Verhiilt- nisse der hier zum Verkauf angebotenen glasierten Tongesehirre zu untersuchen, urn, soweit es die allgemeine russische Gesetzgebung ermSglieht, Abhilfe zu schaffen.

Mit der Herstetlung irdener glasierter Tongef~l~e befal~t sich das bi~uerliehe Kleingewerbe, welches die Stoffe zur Herstellung der Glasur nach Gutdiinken zu- sammenmischt und, um Brennmaterial zu sparcn und sehnell zum Zie]e zu kommen, d. h. viel zu fabrizieren, auf Leichtflfissigkeit der Glasur hinarbeitet. ~atfirlich ist dieses nur dureh einen Bleizusatz, der bier in Form yon Bleiglanz oder Bleioxyd gemacht wird, mSglich. Selbstverst~indlich bringt das Arbeiten mit einem derartigen Erzeugnis nicht geringe Gefahr fiir diejenigen Arbeiter, die mit dem Putzen, d. h. dem Glattschleifen der glasierten Gesehirre, beschi~fligt sind, mit sich. Doch das vSIlige Aufsichselbstange- wiesensein und der Mange1 jeglicher Aufsicht lassen auch hier zu wfinsehen iibrig.

Die Sch~dlichkeit, die mit derartig hergestellter Glasur bedeckte Tongeschirre durch das Hineingelangen yon Blei in die Speisen verursaehen kSnnen, wenn in ihnen saure

1) ~iitteilungen fiir gerlehi;liche Medizin und allgemeine Hygiene 1886; krbeiten der sani- ~ren Station zu Per re. I887, B d. I.

~) Diese Zeitsehrift 1905, 9, 1--11.