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Soba 38453 / p. 3 / 21.1.2019
Ein Gartenvoll GlückWorte der Inspiration
Soba 38453 / p. 4 / 21.1.2019
Sonderband 2019Herausgegeben von German Neundorfer
Mit Beiträgen von:
Bettina von ArnimStefan BaubergerPhil BosmansClemens von BrentanoGernot CandoliniPapst FranziskusGotthard FuchsMahatma GandhiDorothee GriesbeckAnselm GrünHildegard von BingenBernd LohseLorenz MartiAnthony de MelloSusanne NiemeyerYarito NiimuraRainer Maria RilkeJohann RothAndrea SchwarzChrista SpannbauerChrista Spilling-NökerDavid Steindl-RastPierre StutzMichael TischingerGeorg ToporowskyTeresa Zukic
Soba 38453 / p. 5 / 21.1.2019
Vorwort
„Der Mensch ist ein blühender Garten“, schreibt diegroße Mystikerin und Pflanzenkennerin Hildegardvon Bingen, und sie ergänzt: „DerMensch, der Guteswirkt, gleicht einem Obstgarten, der voll von guterFrucht ist.“ Blüte und Frucht gehören zu den wesent-lichen Momenten im menschlichen Leben.Wir allekennen jene beglückenden und befreienden Augen-blicke des Aufbruchs, des Aufblühens und der Ver-wandlung, aus denen heraus eine Frucht entsteht –sei es nun im Kleinen unseres Alltags, sei es imGroßen, wenn wir den Blick auf den Lauf unseresLebens richten.
Gerade im Frühjahr können wir im Garten dasWunder des erwachenden Lebens bestaunen. EinStaunen, dem wir übrigens schon in alten Textenbegegnen. Der im 9. Jahrhundert lebende Abt desKlosters Reichenau Walahfrid Strabo beginnt denHortulus, sein berühmtes Gartenbuch, mit einer hin-reißenden Schilderung des wiedererwachenden Le-bens. Der Winter, „der gierig die reichen Früchteder Arbeit verzehrt“ hat, wird vom Kommen desFrühlings vertrieben, der Gärtner nimmt nun seineArbeit auf, ist besorgt um die schüchternen Triebe,die die Pflanzen aus ihren Wurzeln heraus auf denWeg zum Licht senden.
Den Frühling, den „Anfang des kreisenden Jahrs“im Garten zu erleben, ist ein Erlebnis der ganz
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besonderen Art. Diesem Erwachen, dem Aufbrechenund Aufblühen, dem Hineinschreiten ins Leben istauch der neue Frühjahrssonderband gewidmet.„Frühlingszeit ist Verwandlungszeit“, weiß PierreStutz, und so begeben wir uns in hinein in ein Lebenund Lesen voller Verwandlungen. Wir wollen dieerste Frühlingssonne genießen und die Blüten be-wundern, die im Garten sprießen. Wir beobachtenden Mückentanz, verlieren uns im Gelb des Löwen-zahns, spüren die Vorfreude auf den Sommer undentdecken die Lust am Leben neu. Vielleicht gelingtes diesem Buch, uns dazu zu ermuntern, Neuanfängezu wagen, kleine und große Glücksmomente bewusstwahrzunehmen und uns am Reichtum des Lebens zuerfreuen. Dazu möchte ich Sie, liebe Leserin undlieber Leser, herzlich einladen.
German Neundorfer
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Inhalt
Vorwort 5
Aufbruch ins LebenEs ist Zeit 15
Dorothee Griesbeck
Die Kraft der Verwandlung 16Pierre Stutz
Das Herz weitet sich 18Christa Spilling-Nöker
Wie es ist, etwas zu wagen 19Susanne Niemeyer
Frühlingserwachen 21Christa Spannbauer
Den ersten Schritt machen 21Papst Franziskus
Aufbruch des Herzens 23Andrea Schwarz
Knospen 24Pierre Stutz
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Soba 38453 / p. 8 / 21.1.2019
Im Garten des LebensIn einem Garten voller Seligkeit 29
Phil Bosmans
Hoffnung pflanzen 30Christa Spannbauer
Schönheit, die in uns aufblühen möchte 31Anselm Grün
»So muss es sein« 36Yarito Niimura
Mückentanz 37GeorgToporowsky
Löwenzahn 39Anthony de Mello
Die Chrysanthemen 40Yarito Niimura
Glück ist jeder neue MorgenUnbezahlbar 45
Phil Bosmans
Der glückliche Mann 45Johann Roth
Perspektivwechsel! 49Dorothee Griesbeck
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Verzaubert vom Augenblick 50Christa Spannbauer
Bedingungsloses Glück 51Stefan Bauberger
Vollkommen unvollkommen 53Pierre Stutz
Heute 55Phil Bosmans
Schnell erzählt 56Johann Roth
Die Himmelsgabe LiebeDer Engel der Liebe 59
Anselm Grün
Alle Liebe dieser Welt 60Christa Spannbauer
Die Kraft der Liebe 63Christa Spilling-Nöker
Etwas werden 64Rainer Maria Rilke
Selbstmitgefühl 65Michael Tischinger
Das Gesetz der Liebe 67Mahatma Gandhi
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Harmonie 68Dorothee Griesbeck
Sehnsucht nach Liebe 69Teresa Zukic
Ich lebe mein LebenDer Apfel 75
Yarito Niimura
Dankbarkeit 76Christa Spannbauer
Die göttliche Spur 80Pierre Stutz
Den Alltag durchbrechen 81Gotthard Fuchs
Was man auf einer Reise lernen kann 84Johann Roth
Der verlorene Sohn 86Michael Tischinger
Loblied des Ungehorsams 89Christa Spilling-Nöker
Das Feuer der Menschlichkeit 91Christa Spannbauer
Ein heiliges Ja 92Lorenz Marti
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Soba 38453 / p. 11 / 21.1.2019
So ruht meine Seele in mirDer Engel der Stille 97
Anselm Grün
In Berührung mit dem Wesentlichen 98Christa Spannbauer
Segensmoment 99Gernot Candolini
In die Tiefe lauschen 99Bernd Lohse
Stille heilt 101Michael Tischinger
Suche nach dem Sinn 104David Steindl-Rast
Oasen der Ruhe entdecken 108Anselm Grün
Anhang
Quellenverzeichnis 114
Textnachweise 116
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 118
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Aufbruchins
Leben
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Wende dein Gesicht der Sonne zu,dann fallen die Schatten hinter dich!
Chinesisches Sprichwort
Soba 38453 / p. 15 / 21.1.2019
Es ist Zeit
Dorothee Griesbeck
»Wenn ich einmal groß bin …«, habe ich als Kind oftgesagt. Dann wollte ich all die Dinge tun, die mirdamals noch verboten oder unmöglich waren. Ichkonnte kaum erwarten, groß zu sein und selbst be-stimmen zu können,was gut und richtig für mich ist.
»Das mache ich später!« Diesen Satz soll es fürmich nicht mehr geben! Jetzt möchte ich mein Lebenleben, nicht später. Ich habe lange genug gewartet.Der richtige Augenblick ist heute.Was morgen seinwird, wird sich finden.
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Soba 38453 / p. 16 / 21.1.2019
Die Kraft der Verwandlung
Pierre Stutz
Frühlingszeit ist Verwandlungszeit: Erstarrtes, Ein-gefrorenes erwacht zu neuem Leben. Alle Früh-lingsfeste in allen Religionen erzählen von diesemÜbergang von Totgesagtem zu neuem Leben. VieleMärchenwissen von derVerwandlungskraft, die ganztief in der Schöpfung und in uns Menschen angelegtist. In der christlichen Tradition ist es das Oster-geschehen, das von dieser Lebenskraft erzählt, vonder Fähigkeit, an Krisen wachsen und reifen zu kön-nen. Diese Verwandlung ist allerdings nur möglich,wenn ich wage anzuschauen, was meine Lebens-energie blockiert und erstarren lässt. Indem ichmeine durchkreuzten Hoffnungen wahrnehme, imKlagen und Mitschreien, geschieht Verwandlung zuneuem Leben. Ich bin herausgefordert, durchmeinenSchmerz hindurchzugehen. Als kleiner Junge hatteich im kalten Winter oft eingefrorene Finger. DerProzess des Einfrierens geschah zunächst fast un-merklich, meine Bewegungsfreiheit war zwar einge-schränkt, doch sogar damit ließ es sich gut spielenim Freien. Unglaublich schmerzvoll war dann die Er-fahrung des Auftauens. Die heilendeWärme, die imgeheizten Zimmer meine Fingerspitzen wieder beleb-te, ließ mich laut aufschreien – so weh tat es, so großwar der Schmerz. Diese wiederkehrende Erfahrunghat sich mir bis in die Fingerspitzen eingeprägt und
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mir einen Zugang zum Schweren im Leben eröffnet.Schmerz und Leiden müssen nicht gesucht und dür-fen auf keinen Fall verherrlicht werden. Zugleich gibtes oft keine echte Heilung, keine Verwandlung ohneSchmerz, ohne den Übergang vom Dunklen zumLicht. C. G. Jung spricht davon, wenn er den Selbst-werdungsweg als andauerndeVerwandlung sieht. DerÜbergang vom Leiden zu neuem Leben wird imchristlichen Deutungsversuch mit dem Bild des Hi-nabsteigens in die eigenen Abgründe, in das »Reichdes Todes« verdeutlicht. Verwandlung geschieht inmir, wenn ich meine Gefühle nicht mehr bewerte,sondern sie wahrnehme, um sie dann gestalten, inte-grieren und verwandeln zu können. Auch in meinenSchattenseiten verbirgt sich eine tiefe Lebenskraft,die erlöst werden möchte. Erlösung und Verwand-lung geschieht, wenn ich mich von der Vorstellunglöse, vollkommen sein zu müssen. Ein spirituellerMensch ist eine Frau, ein Mann, die oder der sichwie jedemMenschenVerwandlung zugesteht. Es liegtihr die Erkenntnis zugrunde, dass ichmeineMitmen-schen nicht ändern kann: Das ist keine fatalistischeAussage, sondern eine realistische Hoffnungsper-spektive.Meine Beziehung zu den andern verwandeltsich,wenn ich in mir einen anderen Zugang zu ihnenfinde. DieVerwandlungskraft des Frühlings verstärktin mir dieses Vertrauen in das Gute in allen Men-schen. Im Frühling spüre ich deutlicher als in ande-ren Jahreszeiten diese unbändige Lebenskraft, diemir hilft zu glauben, dass alles gut wird.
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Soba 38453 / p. 18 / 21.1.2019
Das Herz weitet sich
Christa Spilling-Nöker
Sonnenstrahlendurchfunkeln denTag,trocknenTränen;staunend öffnen sichenge Räumezu Sälen des Glücks,das Herz weitet sichund in zartem Blumenduftblüht die Liebevoll auf.
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