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„Ein Haus für die Ewigkeit“ – Der jüdische Friedhof in Münster – eine Dokumentation | 1 „Ein Haus für die Ewigkeit“ Der jüdische Friedhof in Münster – eine Dokumentation Projektvorstellung Seminar für Exegese des Alten Testaments

Ein Haus für die Ewigkeit - Universität Münster · „Ein Haus für die Ewigkeit“ – Der jüdische Friedhof in Münster – eine Dokumentation | 1 „Ein Haus für die Ewigkeit“

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„Ein Haus für die Ewigkeit“ – Der jüdische Friedhof in Münster – eine Dokumentation | 1

„Ein Haus für die Ewigkeit“ Der jüdische Friedhof in Münster – eine Dokumentation Projektvorstellung

Seminar für Exegese des Alten Testaments

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„Ein Haus für die Ewigkeit“ – Der jüdische Friedhof in Münster – eine Dokumentation | 1 An dieser Stelle steht Blindtext, der späte

1. Das Projekt Der jüdische Friedhof an der Einsteinstraße in Münster ist ein zentraler Ort jüdischer Geschichte und

jüdischer Präsenz in der Stadt Münster sowie für die Region des Münsterlandes und weit darüber hinaus.

Hier ruhen Persönlichkeiten, die das Gesicht der Stadt mitgeprägt haben; hier ist die Blütezeit der Gemeinde

im Kaiserreich und der Weimarer Zeit, ihr Abbruch durch die Deportationen 1941-43 und der Wiederbeginn

ab 1945 an steinernen Zeugnissen ablesbar. Die Grabsteine, Inschriften und Gestaltungen dokumentieren

aber auch die allmähliche Diffusion des Landjudentums in die ihm zuvor gesperrten Städte am Beispiel

Münster. In den Denkmälern des nach 1810 angelegten jüdischen Friedhofs spiegelt sich der Zuzug aus den

Gemeinden im westfälischen Bereich seit dem zweiten Drittel des 19. Jh.s.

In Münster gibt es, im auffallenden Unterschied zu zahllosen Gemeinden und Städten in Deutschland, bisher

keine vollständige Dokumentation dieses Friedhofs. Ziel des Projektes ist es, diese Lücke zu schließen und

damit dieses bedeutende Kulturdenkmal des Münsterlandes einer breiteren Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu

heben. Die Aufnahme der hebräischen und deutschen Inschriften der rund 400 Grabdenkmäler ist dabei

fundamental, um die historisch wertvollen Angaben zu sichern.

Abbildung 1: Plan des jüdischen Friedhofs an der Einsteinstraße in Münster. 1995 erstellt von Schülern und Lehrern der Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Schule

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2. Geplanter Verlauf

1. Schritt – eine Homepage In einem ersten Schritt wird eine elektronische Dokumentation erstellt, die über eine Homepage zugänglich gemacht wird. Über einen Friedhofsplan können Gräber gezielt angewählt werden. Bei entsprechender Auswahl werden Fotografien der Grabsteine, die Grabinschriften und ihre Übersetzung erscheinen (vgl. das beigefügte Beispiel). Neben der Aus- und Anwahl über den Plan werden auch weitere komfortable Suchfunktionen zur Verfügung stehen. Diese elektronische Dokumentation könnte nach ihrer öffentlichen Zugänglichmachung eine zeitlang weiter vervollständigt, verfeinert und auch, wo nötig, korrigiert werden. Im Rahmen dieser Arbeitsphase wird zudem eine Verknüpfung mit der Geschichte der jüdischen Familien in Münster erfolgen, die von Gisela MÖLLENHOFF und Rita SCHLAUTMANN-OVERMEYER in drei Bänden vorgelegt wurde und den Zeitraum von 1918-1945 betrachtet (vgl. dazu die zwei weiteren Beispiele). Wie die beiden Autorinnen gezeigt haben, sind die in Münster ansässigen Familien ihrerseits vielfach verwandtschaftlich mit dem Umland vernetzt. Eine Verknüpfung mit den an der Einsteinstraße Begrabenen erweitert die Einsicht in Austauschbewegungen zwischen Land und Stadt.

2. Schritt – Ergänzt und verbunden mit der Geschichte des Friedhofs In einem weiteren Schritt soll die Geschichte des Friedhofs aufgearbeitet werden. Während der mittelalterlicher Friedhof von Münster schon vielfach bearbeitet worden ist, gibt es für den Friedhof an der Einsteinstr. seit seiner Belegung im 19. Jh. noch keine Aufarbeitung seiner Geschichte.

3. Schritt – eine Publikation in Buchform Eine Publikation in Buchform (Bildband) könnte einen weiteren Schritt darstellen, ist aber unabhängig von der homepage-Präsentation zu denken. Ein solcher Bildband sollte einerseits – ähnlich wie die Homepage – Fotografien der Grabsteine, die Inschriften und ihre Übersetzung und andererseits historische Hintergrundinformationen über jüdisches Leben in Münster und im Münsterland bieten.

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3. Ein Beispiel für die geplante Dokumentation:

Abraham und Thirza Steinberg (Grab R106+R105)

Hier ruhen in kurzer Zeit vereint Abraham Steinberg

geb. am 17. Januar 1824 gest. am 29. März 1864

und sein einziges Kind

Bella Steinberg geb. am 12. May 1863

gest. am 13. April 1864.

Hier ruht Frau

Thirza Steinberg geb. Feibes

geb. am 14. Mai 1829 gest. am 24. Sept. 1881.

Sie ruhe in Frieden!

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נ״פ

ב]ר[ ם[שר אברהאיש הי]

ערג נול]ד[]מ[שה שטיינב

שבט תקפ]ד[ "יז "ק"ש"יב

אדר "כא "ג "פטר בינו 1"ל

ק׃"לפ 'כד'ר'שני שנת ת

'ה'ב'צ'נ'ת

אבר בת בילה הילד 'ט'פ

נולדה ׃"ל'ערג הנשטיינב

'ק'ג לפ"כ"אייר תר "כג "ג םוי

"כד"ניסן[ תר "ז "דום ]יונפטרה

נ״פ

האשה החשובה

ה בת יעקב2תרע

אשר הלכה לעולמה

ב'ראש השנה תרמ'א ' םיוב

"ה"ב"צ"נ"ת

Hier ruht

ein aufrechter Mann, Abraham Sohn des Mose Steinberg, geboren

am heiligen Schabbat, dem 17. Schewat 584 nach kleiner Zählung. Und begraben am dritten Tag, dem 21. Adar,

dem zweiten [Adar]3 624 nach kleiner Zählung. Möge seine Seele eingebunden sein in das Bündel des Lebens.

Hier ist begraben das Kind Bella, die Tochter des Abraham

Steinberg, des oben genannten: geboren am dritten Tag, dem 23 des Ijar 623 nach kleiner Zählung,

begraben am [vierten] Tag, [dem siebten Nisan] 624.

Hier ruht die bedeutende Frau

Thirza, Tochter des Jakob, welche in ihre Ewigkeit gegangen ist

am ersten Tag von Rosch Haschana 642 (nach kleiner Zählung). Möge ihre Seele eingebunden sein in das Bündel des Lebens.

1 .eingeschrieben פק sind die Buchstaben ל geschrieben. In das לפק ist hier als Abkürzung geschrieben für ל

2 Hier liegt ein Schreibfehler durch den Steinmetz vor, der צ mit ע verwechselt. Es muss תרצה heißen. 3 Da der jüdische Kalender ein Lunisolarkalender ist, wird in bestimmten Jahren ein weiterer Monat eingefügt. Vor dem Adar wird ein weiterer Adar eingeschoben. Der erste Adar heißt adar rischon, der zweite – ursprüngliche Adar – wird zum adar scheni.

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4. Zwei Beispiele für die Verknüpfung mit der Geschichte:

Anna und Eli Marcus (Grab L13)

Anna Marcus geb. Dinkelspiel geb. 9.5.1868 gest. 24.7.1936 Eli Marcus geb. 26.1.1854 gest. 13.9.1935

Neben den Geburts- und Sterbedaten, die der Grabstein (L13) bietet, ist u.a. Folgendes bekannt:

Eltern von Anna Marcus: - Max Dinkelspiel, gest. 1915 Mannheim

- Betty Dinkelspiel, geb. Kahn, gest. 1900 Mannheim

Geschwister: - Nanny verh. Jacobsohn, geb. 1860 Mannheim,

gest. 1941 Göttingen - Cilly, geb. 1865, gest. 1942, Freitod

Eltern von Eli Marcus: - Samuel Marcus, geb. 1810 Burgsteinfurt, gest. 1890

Münster ( Grab R 39) - Betty Marcus, geb. Weingarten, geb. 4.03.1818 Bruchhausen, gest. 1893 Münster ( Grab R 39)

Geschwister:

- Emilie, geb. 1853 Münster, gest. 1923 - Julius, geb. 1855 Münster, gest. 1910 Berlin ( Grab L131)

- Henriette, geb. 1856 Münster, gest. Berlin

Kinder: - Käthe, Dr. phil., geb. 1892 Münster, gest. 1979 USA

- Ernst, geb. 1893 Münster, gefallen 1917 in Swidniki/Russland ( Grab L99) - Elsbeth verh. Palm, geb. 1896 Münster, gest. 1977 Chile - Julius Arthur (Uli), geb. 1911 Münster, gest. 1984 England

Eli (Elias) Marcus war Kaufmann, Schuh- und Antiquitätenhändler und Mundartdichter. Sein Vater betrieb in Münster an der Rothenburg einen Lederhandel. Eli lebte 3 Jahre in der „Privatpensions-anstalt für israelitische Knaben und Jünglinge“ und besuchte dort eine höhere Lehranstalt. Er absolvierte eine Lehre in Bochum und kam 1872 nach Münster zurück. Seine 1. Frau Ida (geb. Ems Grab R91) starb 1889 nach einer Totgeburt im Alter von 26 Jahren. Er übernahm mit seinem Bruder Julius nach dem Tod des Vaters 1890 das väterliche Geschäft, das er nach dem Tod des Brudes ab 1912 bis zum Verkauf 1917 allein führte. 1891 heiratete er dann Anna geb. Dinkelspiel. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor. Eli war seit 1913 Mitglied im „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“. Er war bekannt und befreundet mit dem Bildhauer August Schmiemann, dem Musikdirektor Julius Otto Grimm sowie den Schriftstellern Augustin Wibbelt und Hermann Löns. Er fungierte als Beisitzer im Kaufmannsgericht, unterstützte die freie Künstlergemeinschaft „Schanze“ und gehörte zur Jury zur Auswahl von Kunstobjekten für die in den 1920er Jahren stattfindende Ausstellung „Das schöne Münster“. Er war Vorsitzender im „Verein für jüd. Geschichte und Literatur“, sowie eines der bekanntetsen Mitglieder in der „Abendgesellschaft des Zoologischen Gartens“.

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„Ein Haus für die Ewigkeit“ – Der jüdische Friedhof in Münster – eine Dokumentation | 6 Er war Mit- oder Alleinverfasser der Karnevalsspiele in Münster, die bis zum Beginn des 1. Weltkrieg fast jährlich stattfanden. Nach dem 1. Weltkrieg verlor er sein Vermögen aufgrund der Inflation und musste wirtschaftlich von vorn beginnen. Von 1920 bis 1936 führte er dann ein Geschäft für „Ankauf und Verkauf wertvoller Altertümer und neuer Kunst“. Seine Bühnenstücke und seine plattdeutsche Lyrik waren bedeutend für die Entwicklung der westfälischen Mundart. Sein letztes Rundfunk-interview gab er 1933. Während des Dritten Reiches wurde er totgeschwiegen und seine Stücke wurden nicht mehr gespielt. Anlässlich seines 140. Geburtstages würdigte 1994 die „Gesellschaft für Christl.-Jüd. Zusam-menarbeit Münster“ in Anwesenheit seines Enkels Ernst Palm seine dichterische Leistung mit einer Rezitation aus seinen Werken. Zu seinen bekanntesten Gedichtbänden zählen „Schnippsel vom Wege des Lebens“, „Düörgemös“ und „Sunnenblomen“.4

4 Vgl. MÖLLENHOFF, Gisela / SCHLAUTMANN-OVERMEYER, Rita: Biografisches Lexikon. In: Diess.: Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Bd.

1, Münster 1995, S. 285-287.

Um 1920: Familie Eli Marcus Oben: Dr. Käte Marcus; 2./3. Manfred und Elsbeth Palm; 4./5 Eli und Anna Marcus; Unten: Julius (Uli) Quelle: MÖLLENHOFF, Gisela / SCHLAUTMANN-OVERMEYER, Rita: Biografisches Lexikon. In: Diess.: Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Bd. 1, Münster 1995, S. 285.

Deckblatt von „Schnippsel vom Wege des Lebens“, Essen 1902 mit Bild von Eli Marcus als Natzohme (Pseudonym) – Exemplar der ULB Münster (Sign. 3E 3535)

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Siegfried und Else Goldenberg (Grab L155)

פ''נHier ruhen

שים לריגארשני ניצולי השואה שהיו מגו

Zwei Gerettete des Holocaust die nach Riga vertrieben waren

בת דוד הלוי אסתר הקהלה ואשתו סף פרנ סר' שלמה ב''ר יו

]Ü: Herr Salomon, Sohn des Herrn Joseph, Vorsteher der Gemeinde und seine Frau Ester, Tochter des

David Halevi.[

Siegfried Goldenberg Vorsteher der Gemeinde 1945-1975

geb. 12.8.1900 in Oberhausen gest. 21.3.1980 in Münster

Else Goldenberg geb. Wertheim

geb. 30.8.1903 in Nottuln gest. 15.10.1979 in Münster

לזכר בתם הילדה

Zur Erinnerung an ihre Tochter מרים ה''יד

[Ü: Miriam, Gott möge ihr Blut rächen]

Miriam

geb 11.4.1937 in Münster

umgekommen 1944 in Riga

תנצב''ה

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Oben: Siegfried Goldenberg, um 1975 Unten: Else Goldenberg mit Tochter Miriam, 1938 Quelle: MÖLLENHOFF, Gisela / SCHLAUTMANN-OVERMEYER, Rita: Biografisches Lexikon. In: Diess.: Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Bd. 1, Münster 1995, S. 138.

Neben den biografischen Daten, die der Grabstein (L155) selbst liefert, sind weitere Details aus dem Leben der Familie Goldenberg bekannt:

Eltern von Siegfried Goldenberg:

- Joseph (Julius)Goldenberg - Julie Goldenberg, geb. Herrmanns, verst. 1938

Geschwister: - Hermann, geb. 1902 Oberhausen

- Mali, geb. 1903 Oberhausen; - Alfred (?), geb. 1906 Oberhausen, gest. 1970

Eltern von Else Goldenberg:

- David Wertheim, geb. 1864 Borken, gest. 1908 Nottuln - Rosalie Wertheim, geb. Rose, geb. 1870 Haaren/Büren,

gest. 1935 Münster

Geschwister: - Margarethe verh. Marcus, geb. 1900 Nottuln, ermordet KZ

Auschwitz - Hans, geb. 1902 Nottuln, emigrierte nach Palästina

- Friederike verh. Jaeckel, geb. 1905 Nottuln, lebte 1995 in Deutschland;

- Anna verh. Levy, geb. 1907 Nottuln, emigrierte nach Palästina

Kinder: Kinder: Miriam, geb. 1937, ermordet 1944 KZ Auschwitz (vermutlich)

Siegfried Goldenberg, der zuvor in Bochum ein Fleisch- und Wurst-geschäft betrieben hatte, zog 1933 auf die Schulstr. 19 in Münster, wo auch Else Wertheim, seine spätere Ehefrau, wohnte. Else arbeitete als Geschäftsleiterin im Korsettgeschäft „Helene Davids & Co“ auf dem Prinzipalmarkt 37. Am 13.12.1941 wurde die gesamte Familie, Siegfried, Else und Miriam, nach Riga deportiert. Von dort aus wurden sie in verschiedene Konzentrationslager verbracht und getrennt. Siegfried wurde am 8.5.1945 von sowjetischen Truppen aus dem Ghetto Theresienstadt und Else ebenfalls durch sowjetische Truppen aus dem KZ Stutthof befreit. Miriam wurde laut Kindersuchakte am 21.4.1944 von einem Außenlager Rigas vermutlich nach Auschwitz deportiert und dort ermordert. Nach der NS-Zeit wohnten Else und Siegfried zuerst in der Prinz-Eugen-Str. 39, wo sie einen Raum in ihrer Wohnung für die ersten Gottesdienste zur Verfügung stellten. Mit Wiedereinrichtung der Marks-Haindorf-Stiftung wohnte das Ehepaar dann Am Kanonengraben 4. Für ihre Verdienste um den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde in Münster wurden Siegfried und Else 1975 die Paulus-Plakette der Stadt Münster verliehen.5

5 Vgl. MÖLLENHOFF, Gisela / SCHLAUTMANN-OVERMEYER, Rita: Biografisches Lexikon. In: Diess.: Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Bd.

1, Münster 1995, S. 137-138.

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Am Projekt beteiligt

Prof. Dr. Marie-Theres Wacker – Leitung Seminar für Exegese des Alten Testaments Katholisch-Theologische Fakultät der WWU Johannisstraße 8-10 D-48143 Münster Telefon: +49 251 83-25068 E-Mail: [email protected] Dipl. Theol. Ludger Hiepel – Koordination Telefon: +49 251 83-25057 E-Mail: [email protected] Simone Bomholt – Sekretariat des Seminars Telefon: +49 251 83 22625 E-Mail: [email protected]