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Bilder und Text von Jan Bleil Ein Morgen in Vorpommern © Bilder und Texte Jan Bleil, www.janbleil.de, Nachdruck und Verfielfältigung verboten.

Ein Morgen in Vorpommern

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EIn Vormittag an der vorpommerschen Boddenküste gemeinsam mit dem NDR.

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Bilder und Text von Jan Bleil

Ein Morgen in Vorpommern

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Kraniche sind Vögel, die eine unglaubliche Wirkung auf ihre Beobachter haben. Seit jeher wird über sie berichtet, geschrieben, gemalt, fotografiert und gefilmt. Nur wenige Tierarten vereinen derart viel Aufmerksamkeit auf sich. Wo-ran mag das nur liegen? An ihrer Eleganz und Anmut beim Tanzen? An ihrem Stolz? An ihrer Aufgewecktheit und Intel-ligenz? Ist es ihr jährlicher Zug , der uns in ihren Bann zieht? Ich glaube ja, es ist von allem etwas.

Kraniche beobachten und fotografieren ist seit einigen Jah-ren nicht mehr so schwierig, wenn man sich an einige Spiel-regeln hält. Die zunehmende Verbindung von Tourismus und Naturbeobachtung trägt dazu ebenso bei, wie die Erholung der Bestände. Kraniche haben sich in vielen Teilen mit den Menschen arrangiert. Leider kann man dies anders herum nicht unbedingt behaupten. Das fehlende Verständnis vie-ler Naturschützer für die Arbeit der Landwirte ist einer der Gründe.

Der Besuch der Kranichrast im Frühjahr lohnt sich. Auch oder gerade weil alles etwas leiser und unauffälliger abläuft. Kommen Sie mit auf eine kleine Reise.

Wenn ein neuer Tag erwacht!

Geheimnisvoll mutet die Stimmung an der Boddenküste an, der Nebel hängt tief über dem Land.Links: Futter ausbringen auf der Ablenkfütterungs-fläche

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Der NDR - ein Vormittag

Es ist kurz vor 05:00 Uhr, als wir am vereinbarten Treffpunkt in Bisdorf aus dem Auto steigen. Hier woll-ten wir uns mit einem Kamera-team des ndr für einen Beitrag im Nordmagazin treffen.

Vom ndr ist noch ist niemand da. Wir wollen gemeinsam Kraniche be-obachten. Während im Auto sitzen hören wir sie. Die lauten, aufgereg-ten Rufe der Kraniche schallen weit aufs Land zu uns hinüber. So um die 3.000 Vögel stehen auf ihrem Schlaf-platz vor dem Großen Werder im fla-chen Boddengewässer. Einige Minuten später sind wir voll-ständig und gehen gemeinsam, leise und mit Taschenlampe be-waffnet zum Aussichtsturm.

Passend zu den drei Buchstaben des Senders besteht das Team des NDR aus drei Mitarbeitern. Das kann doch kein Zufall sein, oder? Eine Reporte-rin wird begleitet von einem Kamera-mann und einem Tontechniker.

So bleibt die Menge der Anwesen-den überschaubar und wir haben alle ausreichend Platz auf der kleinen Aussichtsplattform. Während Kerstin

und ich auf die Kraniche warten, die Landschaft beobachten und unsere Ausrüstung in Stellung brin-gen, werden wir in Bewegtbildern festgehalten und unsere Gespräche aufgenommen. Ok, Fragen dürfen wir auch beantworten. Alles in al-lem war es sehr angenehm, über-haupt nicht aufdringlich und hat eine Menge Spaß gemacht.

Der Morgen erwacht

Langsam wird es hell. Nebel über Land und Wasser lassen den Bodden am Horizont mit dem Himmel ver-schmelzen. Die Kraniche sind nicht zu sehen, nur hören können wir sie deutlich. Ganz langsam schickt sich die Sonne an den Himmel zu erklim-men. Zuerst färbt sich dieser zart rosa. Später wechselt er dann in das typi-sche blau der hiesigen Region. Aber dann ist es für Aufnahmen mit Mor-genstimmung bereits zu spät.

Als wäre dies das Zeichen zum Start, erheben sich die ersten Kraniche in die Luft und ziehen Land einwärts. Nun gibt es kein Halten mehr! Kranich an Kranich ziehen sie in langen und kurzen Ketten an uns vorbei. Welch ein wundervoller Anblick!

Wir machen einige Aufnahmen

und sprechen über unsere Mo-tivation, so früh am Morgen in die Natur hinaus zu gehen.

Auf zu den Günzer Vogelwiesen

Das Wetter spielt mit, der Nebel hält sich und wir folgen den Kra-nichen zu ihren Nahrungsflächen. Eine dieser Flächen stellen die Gün-zer Vogelwiesen mit einem kleinen Feld da. Hier erfolgt eine Ablenk-fütterung im Auftrag von Kranich-schutz Deutschland. Unseren Weg unterbricht ein wunderbar stim-mungsvolles Motiv mit Bäumen und Nebel vor der aufsteigenden Sonne. Schnell halten wir die Sze-ne im Bild fest, dann geht es auch schon weiter nach Günz.

Waschküche mal anders

Als wir in dort eintreffen, bestätigt sich, was uns bereits während der Fahrt begleitete. Der Nebel wur-de zusehends dichter. Wie in der Waschküche kommen wir uns vor. Wir hören die Kraniche, welche scheinbar nur wenige Meter von uns entfernt stehen. Sehen können wir sie nicht. Somit ist es an der Zeit eine der wesentlichen Tugenden in der Naturfotografie an den Tag zu legen, Warten! Warten, bis etwas passiert.

Vor uns stehen die Kraniche an ihrem Schlafplatz vor dem Großen Werder. Der Nebel verschlingt sie und lässt den Himmel mit dem Bodden fast nahtlos verschmelzen.

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Der Zug von Schlafplätzen zu den Nahrungsflächen beginnt.

Kraniche im Nebel vor dem zartrosa gefärbten Himmel der aufgehenden Sonne, gibt es stimmungsvollere Bilder?

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Ein Gruppe Höckerschwäne wurde vom Landwirt von seinen Feldern mit der frischen Aussaat vertrieben. Im Morgennebel fliegen sie am Günzer See ein.

Kranichballett hinter einem weißen Schleier.

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Warten, dass der Nebel sich lichtet. Warten, dass die Sonne all ihre Kraft zu uns hinunter und den dicken, wei-ßen Schleier hinfort schickt.

Nach gut einer Stunde kämpft der Nebel zwar noch immer ganz tap-fer gegen die zunehmende Kraft der Sonne an, zusehends jedoch muss er weichen. Ganz langsam hebt sich der Schleier vor uns und gibt die Kraniche gleichsam einer Bühne mit Vorhang preis.

Ein guter Moment um noch einige Aufnahmen zu machen von Kranich-gruppen auf dem Stoppelfeld, von einfliegenden Höckerschwänen, so-wie von einem Kranichpaar, welches langsam und etwas zurückhaltend zum Balztanz ansetzt. Ganz vorsich-tig und fast schon zögerlich ob der Beobachter breitet er seine Schwin-gen aus, ruft kräftig und springt in die Luft. Nur etwas, bloß nicht zu viel Aufsehen erregen scheint das Motto dabei zu sein. Neben uns stehen einige weitere Fotografen und Kranichfreunde. Mit-

tendrin ein Kamerateam vom Sender für das zweite Auge auf der Suche nach dem rechten Moment.

Während unserer Beobachtungen sprechen wir über die Unterstüt-zung, welche ich mit unendlichem Verständnis für mein Hobby von meiner Kerstin erfahre und darü-ber, wie wichtig diese ist.

Auf zum Boddenpanorama

Dann ist es Zeit einen weiteren, sehr schönen Beobachtungspunkt anzu-fahren. Wieder packen wir Kamera und Stativ ins Auto (Ab- und Aufbau von Stativ und Kamera scheinen ein elementarer Bestandteil einer Reportage zu sein, gemessen an der Intensität der filmischen Beglei-tung dieser Situationen).

Unsere Fahrt führt uns durch Günz hindurch, vorbei an großen und weiten Feldern. Wir passieren das Kranich-Informationszentrum in Groß Mohrdorf, um schließlich unser Ziel in Hohendorf zu erreichen. Hier steht er, der Kranich-Utkiek. Eine für die

Beobachtung dieser Vögel ertüch-tigte Scheune. Sie bietet eine klei-ne Ausstellung und einen fantasti-schen Blick über die Felder hinaus auf den Bodden und die Ostsee. Betrieben vom Verein zum Schut-ze und Erhalt des Kranichrasplatzes Rügen Bock Region e.V. (ich habe den vollen Namen ohne mich zu versprechen artig in die Kamera gesagt), werden hier alle Arbei-ten im Ehrenamt geleistet.

Ein Besuch lohnt sich. Hier erfährt man viele interessante Dinge über die Kraniche und das eigentliche Motto des Vereins. Lebensraum-schutz ist Artenschutz, so lässt es sich wohl am besten beschreiben.

Zurück zu unseren Beobachtungen. An diesem Vormittag haben wir den Kranich-Utkiek für uns ganz al-leine. Auf dem Stoppelfeld vor der Scheune stehen ausreichend Krani-che. Immer mal wieder fliegen eini-ge Gruppen auf, gesellen sich neue Kraniche hinzu. Mit der Boddenland-schaft im Hintergrund bietet sich so ein wunderbares Motiv. Ein Motiv,

Eine Gruppe Kraniche auf der Ablenkfütterungsfläche. Die Vögel mit den einem Auge auf jeder Feder, so sagt man, beobachten ihre Umgebung ganz genau.

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Bild oben: Ein Paar Höckerschwäne in schöner Flugformation über dem Günzer SeeBild rechte Seite: Anmutig im Nebel

Auf dem Nest

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Nicht Bewegen! Auf Holzbohlenboden hat auch das beste Stativ mit Erschütterungen zu kämpfen. Nicht so unser Mann an der Kamera - er hat stets alles fest im Blick, ähh Griff.

Passt der Ton? - Immer die Audiolevel im Blick hat der Tontechniker.

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welches den für die Region typi-schen Rast- und Brutvogel mit der urigen Landschaft der vorpommer-schen Boddenküste vereint.

Hier ist alles in einem Moment im Bild gemeinsam festzuhalten. Der Kranich, welcher für die gelunge-ne Bestandserholung einer einst bedrohten Art steht. Die Landwirt-schaft, welche durch ihre Arbeit ei-nen wesentlichen Beitrag zur Nah-rung der Vögel leistet - wenn auch meist unfreiwillig. Der Bodden und die Ostsee, mit ihren die Küste stän-dig neu formenden Kräften. Und die regenerative Energiegewinnung. Ja , Sie lesen richtig. Am Horizont ist die Offshore Windkraftanlage Baltic 1 zu sehen. Gibt es Bilder mit höherem symbolischen Charakter?

Noch ein, zwei Einstellungen, dann trennen sich die Wege von NDR-Team und uns schon wieder. Wir freuen uns auf ein ausgiebiges Frühstück, frischen Kaffee und eine Mütze voll Schlaf. Das Team muss auf zum nächsten Einsatz und dann ab ins Studio. Es gilt die Auf-nahmen des Tages mit dem rich-tigen Schnitt zu versehen, sie be-reit zu machen für die Sendung.

Uns hat dieser Vormittag sehr viel Spaß bereitet. Wir vertrauen auf die Profis und darauf, dass sie uns in halbwegs gutem Licht erschei-nen lassen. Für uns heißt es nun auf den Sendetag warten.

Auf Sendung!

Am 27. März 2012 ist es dann soweit. Im Nordmagazin dieses Abends wird der Beitrag ausgestrahlt. Wir haben uns sehr darüber gefreut und über die eigene Wirkung auf der Mattscheibe hier und da herzlich gelacht.

Auf diesem Wege Vielen Dank an Michaele Böhmer-Rüting (Reporta-ge), Jan Oberländer (Kamera), An-dreas Goldenbogen (Schnitt) und den netten Mann vom Ton, dessen Namen wir leider nicht kennen. Was für Euch tägliche Arbeit, ist für uns ein kleines Highlight unseres Urlau-bes an der Boddenküste.

Und was sonst?

Wieder einmal hat sich das frü-he Aufstehen gelohnt. Die Natur hat uns belohnt mit ihren wunder-baren Farben, ihren Klängen und Düften. Es gibt Dinge, die kann man kaum Beschreiben. Die Foto-

grafie ist einer der unzähligen Ver-suche, diese Augenblicke für die eigenen Erinnerungen und für an-dere im Bild festzuhalten.

Den richtigen oder falschen Weg gibt es dabei nicht. Wenn die Mög-lichkeit besteht, andere Menschen und vor allem die jungen Genera-tionen mit der Schönheit der Na-tur, der Verantwortung der Land-wirtschaft und Energiegewinnung, der Vereinbarung von Naturschutz und Tourismus vertraut zu machen, dann ist die Fotografie der Weg, wel-chen ich gewählt habe. Die Zukunft liegt in unseren Händen!

Kranich-Utkiek am Abend, Baltic 1 im Hintergrund.

Jan Bleil ist Angestellter eines deut-schen Traditionsunternehmens. Ge-boren 1971 in Rostock, verschlug ihn die Arbeit nach Dortmund. Er liebt die Naturfotografie und widmet sei-ne Bilder dem Schutz der Natur. www.janbleil.de

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