92
StiftungsWelt das magazin des bundesverbandes deutscher stiftungen 01-2012 ISSN 1863-138X · Preis 15,90 € Mehr Demokratie stiften Stiftungen für Demokratieentwicklung und politische Bildung »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale Dynamik zu erzeugen.« dr. Pia gerber » Neue Stiftungen: Jahresstatistik 2011 » Neue Studien: Think- tanks und Teilhabe für Kinder und Jugendliche » Neue Regelungen: Anwendungserlass zur Abgabenordnung veröffentlicht

»Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

StiftungsWeltdas magazin des bundesverbandes deutscher stiftungen

01-2012ISSN 1863-138X · Preis 15,90 €

Mehr Demokratie stiftenStiftungen für Demokratieentwicklung und politische Bildung

»Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale Dynamik zu erzeugen.« dr. Pia gerber

» Neue Stiftungen: Jahresstatistik 2011

» Neue Studien: Think-tanks und Teilhabe für Kinder und Jugendliche

» Neue Regelungen: Anwendungserlass zur Abgabenordnung veröffentlicht

Page 2: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

„Meine Stiftung ist engagiert. Genau wie meine Bank.“

Über 100 Stiftungen profitieren derzeit von unserer Expertise und können über unser breites Netzwerk ausgewiesener Spezialisten und Institutionen verfügen. Infos erhalten Sie unter (030) 897 98-588 oder unter www.weberbank.de

Carla M., Anwältin

110729_WB76_210x297_Weberbank_Sonder-AZ_Stiftung_RZ.indd 1 29.07.11 11:29

Page 3: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

EditorialLiebe Leserinnen und Leser,

» Stiftungen und die gesamte Zivilgesell-schaft bilden ein wichtiges Gegen-gewicht zum Staat.

„Ja, es gibt auch Mängel in unserer Demokratie und Marktwirtschaft. … Aber es ist ein lernfähiges System, das Vorbildcharakter hat“, schreibt Joachim Gauck in seinem Buch „Freiheit. Ein Plädoyer“. Im Juni 2012 wird er – aller Voraussicht nach – auf dem Deutschen StiftungsTag in Erfurt sprechen und Dr. Friede Springer die Medaille für Verdienste um das Stif-tungswesen überreichen. Sie hat zwei Stiftungen gegründet. Die Friede Springer Stiftung wurde mit 80 Millionen Euro aus ihrem Privatvermögen 2010 errichtet und soll vor allem Wissenschaft und Forschung fördern. Es ist die größte von einer Einzelperson betriebene Stiftung in der Haupt-stadt. Die Friede Springer Herz Stiftung, 2004 gegründet, widmet sich dem Thema Herz- und Kreislauferkrankungen. „Mit der Errichtung ihrer Stiftungen ist Friede Springer als vorbildgebendes Beispiel einer Unter-nehmerin Maßstab für gelebtes Engagement im deutschen Stiftungswesen. Zugleich gelingt es ihr dadurch, ein positi-ves Signal für Berlin als Stiftungsstandort, dessen Stiftungs-landschaft durch zwei Diktaturen gravierend geschädigt wur-de, zu setzen“, heißt es in der Entscheidung von Vorstand und Beirat des Bundesverbandes.

Es ist ein Wesensmerkmal freiheitlich-demokratischer Gesellschaften, dass ihre Agenda nicht nur von der Mehrheit bestimmt wird, sondern auch Minderheiten zu Wort kommen. Oftmals müssen Minderheiten aber um Gehör für ihre Posi-tionen bitten oder dafür kämpfen. Unterstützung erhalten sie dabei gerade auch von Stiftungen. Dies zeigt einmal mehr, dass Stiftun-gen nicht nur Ausdruck, sondern Garant demokratischer Vielfalt sind. Stif-tungen decken Nischen ab und nicht nur Mainstream. Stiftungen wirken aber auch in die Breite, indem sie Demokratielernen fördern. Stiftungen und die gesamte Zivilgesellschaft bilden im Rahmen der Gesetze zweifels-ohne ein wichtiges Gegengewicht zum Staat. Wie Stiftungen – von „An-schubser“ bis „Wertetreiber“ – Demokratie befördern, beleuchtet dieses Heft im Schwerpunkt. Es spannt den Bogen der modernen Beteiligungs-formen von Bürgerdialog bis zu Zukunftskonferenzen.

Die wichtigsten Änderungen des lang erwarteten Anwendungserlasses zur Abgabenordnung sind im Dokumentationsteil nachzulesen. Vorge-stellt werden zudem zwei neue Studien des Bundesverbandes.

In Vorfreude auf den Frühling und ein Wiedersehen in Erfurt wünsche ich Ihnen eine inspirierende Lektüre.

Ihre

Anke Pätsch� Mitglied der Geschäfts-leitung und Leiterin Medien & Kommunikation Bundesverband Deutscher Stiftungen

StiftungsWelt 01-2012 » » » StiftungEn 3

Page 4: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Das erwartet Sie ...» Vernetzung und Austausch zu stiftungsspezifischen Themen» Fachvorträge und Podien mit Stiftungsexpertinnen und -experten» Lunchmeetings, Exkursionen und Ausflugsfahrten» Festliches Abendessen „Dialog der Stiftungen“ auf dem Erfurter Wenigemarkt» Informelle Treffen der Arbeitskreise und anderer Stiftungsgruppen» Verleihung der Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen an Friede Springer» Festliche Abschlussdebatte und Empfang der Landeshauptstadt Erfurt» Expeditionsmobil der Baden-Württemberg Stiftung zum Thema Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitsinseln zu den vier Schwerpunktthemen:» Umwelt und Gesundheit, Forschung und Technik» Bildung und Kunst & Kultur» Sozialer Zusammenhalt, bürgerschaftliches Engagement

und internationale Verantwortung» Stiftungshandeln/-management/-ethik und Wirtschaft

Veranstaltungen u.a. mit Franziska van Almsick, Sabine Christiansen, Sissi Hajtma-nek, Prof. Dr. Claudia Kemfert, Christine Lieberknecht, Christoph Matschie, Klaus Milke, Ernst Prost, Prof. Dr. Gesine Schwan, Dr. h. c. Friede Springer, Marlehn Thieme, Christian Weirich alias Doppel-U, Prof. Dr. Harald Welzer

Teilnehmerbeitrag für Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen» Stiftungen und gemeinnützige Organisationen: 250 Euro» Gewerbliche Teilnehmer (außer Förderer): 395 Euro

Klimafreundlich anreisen: Nutzen Sie das Veranstaltungsticket der Deutschen Bahn!» Preise für Ihre Hin- und Rückfahrt von jedem DB-Bahnhof:

2. Klasse: 99,– Euro | 1. Klasse: 159,– Euro

20. bis 22. Juni 2012 in Erfurt

Mit langem AtemStiftungen entwickeln nachhaltige Lösungen

Europas größter Stiftungskongress ...

... über 1.500 Teilnehmer,

rund 90 Veranstaltungen

Siehe auch

Artikel S. 56–57

Programm und weitere Informationen: Heike Richter | Telefon (030) 89 79 47-53 | www.stiftungen.org/stiftungstag

Page 5: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

SchwErpunkt: MEhr dEMokratiE StiftEn

inhalt 01-2012

titElbild Die Fotos im Schwerpunkt hat der Berliner Foto-journalist Marc Darchinger im und rund um den Reichs-tag gemacht.

Kontakt [email protected]

11Problemlöser und Wertetreiber Zur Rolle von Stiftungen in einer kollaborativen Demokratie » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne

16Gesellschaft verändern Stiftungen als Ausdruck gelebter Vielfalt » » » Michael Kauch MdB

17Stiftungen auf politischem Parkett Ein Zwischenruf » » » Dr. Heiko Geue

18Gemeinsam gegen rechte Gewalt » » » Interview mit Dr. Pia Gerber und Timo Reinfrank

20 „… der Bürger braucht noch etwas mehr“ Politische Stiftungen » » » Ulrich Brömmling

23 Eine prägende Kraft Gesellschaftliches Engagement kirchlicher Stiftungen » » » Dr. Christoph Dahling-Sander

24 Anschubser, Aufgreifer, Netzwerker Stiftungen für die Bürgerstadt » » » Dr. Roland Kaehlbrandt

26 Beteiligung ohne Bürger Der lange Weg zu mehr Partizipation im Netz » » » Henrik Flor

28 Wie erreicht man politikferne Zielgruppen? Neue Wege der politischen Bildung » » » Melanie Schuster

30 Die eigene Stimme zählt! Junge Menschen wollen sich beteiligen. Die Körber-Stiftung eröffnet Zugänge. » » » Sven Tetzlaff

32 Demokratie lernen von Anfang an Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung fördert Beteiligung in Kitas und Schulen. » » » Susann Larraß

33 Demokratie braucht Bewegung Der Ansatz der Bewegungsstiftung » » » Jörg Rohwedder

34 Service: Literatur, Links im Internet und Infos zum Schwerpunktthema

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 5

Page 6: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Mehr als eine gute Lösung.

Stifter und Stiftungen müssen sich auf ihre inhaltlichen Ziele konzentrieren. Sie brauchen verlässliche Partner und Berater, die sich auskennen. Unser Beraterteam stellt Ihnen zu den Themen Philanthropie, Stiftungen und Fundraising seine umfangreiche Expertise zu den wichtigsten Stiftungsfragen zur Verfügung.

Sprechen Sie mit unserem Stiftungsexperten Andreas Schiemenz und überzeugen Sie sich: [email protected]. 040 3333-10175

Page 7: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

inhalt 01-2012

a Titelthema

4/56   » » »   auf nach erfurt: deutscher stiftungstag im Juni64   » » »   mitgLiedschafts-JubiLare des bundesverbandes

72   » » »   non-Profit-management – Lehrgänge im überbLick

bLickPunkte3 Editorial8 Panorama

43 Nachgefragt: Claudia Seidensticker-Fountis

45 Ausschreibung: KOMPASS84 Kulinarisches:

Kochen verbindet

85 Impressum In eigener Sache

dokumentation86 Faktenblatt: Änderungen des

Anwendungserlasses zur Abgabenordnung

StiftungEntrends und initiativen 36 Jahresstatistik: 817 neue Stiftungen

38 Neue Studie: Denken fördern! 41 Bildung und Teilhabe für Kinder und Jugendliche42 Soziale Horizonterweiterungen

internationaLes 44 Vorstoß für die Europäische Stiftung

neuigkeiten 46_Personalia 48Neuerrichtungen 52_Preisverleihungen 53Jubiläen 53Mosaik

intErnatermine und veranstaLtungen 56_Deutscher StiftungsTag in Erfurt

58_Verleihung Deutscher Engagementpreis

mitgLieder 60 Neue Mitglieder des Bundesverbandes und kooPerationsPartner 64 Mitgliedschafts-Jubilare

66 Die Unternehmenspartner des Bundesverbandes SErvicE

stiftungsmanagement 68 Mittelvergabe professionell gestalten

stiftungskommunikation 70 Wie Stiftungen ihr Jubiläum begehen (Teil 4)

fortbiLdung 72 Aus- und Weiterbildungen im Non-Profit-Bereich75 Neue DSA-Schulung: Stiftungen professionell leiten

stiftungsrecht 77 Neuer Anwendungserlass zur Abgabenordnung78 Aktuelle Verfügungen und Urteile

buchmarkt 81 Besprechungen

Mehr als eine gute Lösung.

Stifter und Stiftungen müssen sich auf ihre inhaltlichen Ziele konzentrieren. Sie brauchen verlässliche Partner und Berater, die sich auskennen. Unser Beraterteam stellt Ihnen zu den Themen Philanthropie, Stiftungen und Fundraising seine umfangreiche Expertise zu den wichtigsten Stiftungsfragen zur Verfügung.

Sprechen Sie mit unserem Stiftungsexperten Andreas Schiemenz und überzeugen Sie sich: [email protected]. 040 3333-10175

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 7

a

a

a

a

Page 8: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» Inzwischen kommt Bewegung in die Förderstrategien deutscher Stiftungen – weg von der klassischen Projekt-förderung hin zum Anschieben und zur längerfristigen Begleitung von Prozessen. Dr. Mark Speich Geschäftsführer der Vodafone Stiftung Deutschland, an-lässlich der Vorstellung der Studie „Denken fördern. Thinktanks als Instrumente wirkungsvoller Stiftungsarbeit“ am 19. Januar 2012 in Berlin (siehe auch S. 38f. in dieser StiftungsWelt)

centbeträge mit grosser WirkungGutes tun kann so einfach sein: Ab dem 1. März 2012 können Verbraucher mit zwei Worten Geld für gemeinnützi-ge Zwecke spenden. An über 30.000 Kassen wird der Einkaufsbetrag auf den nächsthöheren 10-Cent-Betrag aufgerundet, wenn der Kunde sich dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“ wünscht. Die Spende geht an die Stiftung DEUTSCHLAND RUNDET AUF und wird auf dem Kassenzettel aus-gewiesen. Nach Angaben der Stiftung

fließt das Geld zu 100 Prozent in ge-prüfte, nachhaltige soziale Projekte in Deutschland. Möglich macht dies die Kooperation mit aktuell 13 Einzelhan-delsunternehmen und insgesamt über 11.000 Filialen. Die Partnerunterneh-men (u. a. Netto, Penny, SportScheck, KiK, Görtz, RE-NO, Douglas, SinnLeffers und toom) zahlen zwischen 5.000 und 99.000 Euro Lizenzgebüh-ren, je nach Umsatz. Mit diesem Geld werden die Verwaltungskosten der Stif-tung gedeckt. Jahresthema 2012 ist die Zukunftssicherung von Kindern und Ju-gendlichen in Deutschland. „Bei der klassischen Plexiglasdose wissen Sie nicht, was mit dem Geld passiert. Hier laufen die Buchungen über die Kas-sensysteme. Und die werden von Wirt-schaftsprüfern gecheckt“, so der Stif-ter Christian Vater. Der ehemalige Mu-sikmanager hat 2009 die gemeinnüt-zige Stiftungs-GmbH mit Sitz in Berlin gegründet. Ein Expertengremium, dem auch Inge Kloep fer, Prof. Dr. Sebastian Braun und Prof. Dr. Roland Roth ange-hören, berät bei der Spendenvergabe.www.deutschland-rundet-auf.de rg

„Zuweilen, so sagt etwa Wilhelm Krull, Gene-ralsekretär der VolkswagenStiftung, sei eine Zustiftung in eine bestehende Stiftung oder in einen Stiftungsfonds ‚die bessere Alternative‘. Dahinter könnte der Rat stecken, dass man-cher Vermögende seine Wohltätigkeitsstrate-gie überdenken möge. Dass er lieber anderen sein Geld geben sollte, statt sich selbst ein Denkmal zu setzen. ‚Kleinststiftungen sind auf lange Sicht meist kaum lebensfähig.‘ “

„vieL euPhorie, wenig erträge“ | SüddEutSchE ZEitung, 3. fEbruar 2012

„Der Verband empfiehlt deshalb, dass sich kleine Stiftungen mit einem ähnlichen Stif-tungszweck zusammenschließen. Auch sei-en Zustiftungen in eine bestehende Einrich-tung im Zweifelsfall sinnvoller als die Grün-dung einer neuen Stiftung. Insgesamt wur-den in Deutschland im vergangenen Jahr 817 neue Stiftungen gegründet. Damit ging die Zahl der Neugründungen das vierte Jahr hin-tereinander zurück – was aber eben auch an dem Trend liegt, Geld in bestehende Stiftun-gen zu geben, statt selbst neue zu gründen.“

„vor aLLem kLeine stiftungen haben renditeProbLem“ | frankfurtEr allgEMEinE ZEitung, 3. fEbruar 2012

„‚Wegen des niedrigen Zinsniveaus hat die Hälfte aller knapp 19.000 Stiftungen Prob-leme‘, sagt Fleisch. Real, also inflations-bereinigt, verliere jede zweite Stiftung Ver-mögenswert. Einzelne Stiftungen mussten bereits ihre Zahlungen für gemeinnützige Zwecke einschränken. Fleisch empfiehlt, das Vermögen bevorzugt in ökologische und soziale Anlagen zu investieren. Denn dann könnten die Stifter nicht nur mit den eigenen Projekten Gutes tun, sondern auch mit der Geldanlage.“

„Jede zweite stiftung verLiert geLd“ | SpiEgEl onlinE, 2. fEbruar 2012

Panorama

8 StiftungsWelt 01-2012

Pressesch�Au

Anstifter

Page 9: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

»  »  » Die Versteigerung der Sammlung des 2005 verstorbenen Stifters Hubertus Wald bei Christie’s hat in den ersten beiden Run-den 27,2 Millionen Euro eingebracht. Der Er-lös geht an die Hubertus Wald Stiftung. +++ The Document Foundation hat am 17. Febru-ar in Berlin die Anerkennungsurkunde erhal-ten. Zweck ist die Förderung und Ent-wicklung von Office-Software auf Basis offe-ner Standards zur freien Nutzung durch je-dermann (www.documentfoundation.org). +++ Die Carl Friedrich von Siemens Stiftung spendet der Bayerischen Staatsbibliothek insgesamt 1,2 Millionen Euro für den Kauf an-tiquarischer Drucke. +++ Die Stadt Frankfurt am Main hat im Februar einen mit 15 Millio-nen Euro dotierten Fonds zugunsten der Jo-hann Wolfgang Goethe-Universität gestiftet. Mit der nach dem früheren Frankfurter Ober-bürgermeister benannten Adickes-Stiftung löst die Stadt ihr Versprechen ein, das sie im Zuge der Umwandlung in eine Stiftungs-universität gegeben hatte. +++ Die Stiftung Mercator und die European Climate Founda-tion haben am 13. Februar die Stiftungsinitia-tive „Agora Energiewende“ ins Leben gerufen, um die Energiewende in Deutschland voran-zubringen. Beide Stiftungen stellen hierfür über fünf Jahre einen zweistelligen Millionen-betrag bereit. Direktor der Initiative wird zum 1. April der frühere Staatssekretär und bishe-rige Geschäftsführer der Deutschen Umwelt-hilfe Rainer Baake. +++ Prof. Dr. Peter Herr-lich erhält am 4. Mai für sein Lebenswerk die Ernst-Jung-Medaille für Medizin in Gold 2012 von der Hamburger Jung-Stiftung für Wis-senschaft und Forschung. Der Jenaer Alters-forscher wird u. a. für bahnbrechende Arbei-ten zur Entstehung und zum Wachstum von Krebszellen geehrt. +++ Der Vorstandsvorsit-zende der Evonik Industries AG Dr. Klaus En-gel und der Vorsitzende des Konzernbetriebs-rates der ThyssenKrupp AG Thomas Schlenz haben im Februar den „Preis Soziale Markt-wirtschaft 2012“ der FASEL-Stiftung erhalten. Ph

Mit einem Vermögen von 11.300 Euro ist in der 900-Seelen-Gemeinde Kron-prinzenkoog (Kreis Dithmarschen) in Schleswig-Holstein am 12. Dezember 2011 die Bürgerstiftung Kronprinzen-koog als rechtsfähige Stiftung bür-gerlichen Rechts anerkannt worden. Sie ist damit die vermutlich kleinste Neugründung des  Jahres 2011. Zwar ist die Höhe des Vermögens rechtlich nicht vorgeschrieben. Die Stiftungs-behörden setzen jedoch in der Regel –

je nach Zweck – mindestens 50.000 Euro voraus, bisweilen sogar 100.000 Euro. Der kleinen Bürgerstiftung aus Norddeutschland steht als wohl größ-te Neugründung des  Jahres 2011 die Brost-Stiftung aus Essen gegenüber. Rund 230  Millionen Euro flossen aus dem Privatvermögen der verstorbe-nen Gesellschafterin der WAZ-Medien-gruppe Anneliese Brost in die am 1. Ju-ni 2011 anerkannte Stiftung (siehe Stif-tungsWelt 04-2011, S. 8). Ph

11.300

StiftungsWelt 01-2012 9

ticker

flutoPfer-stiftung von 196250 Jahre ist es her, dass in Hamburg in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 die Deiche brachen. Über 100.000 Menschen waren von der Sturmflut betroffen, 340 verloren ihr Leben. Das Kriegsende war noch keine 20 Jahre her, Deutschland steckte mitten im Wirtschaftswunder. Die Nachrichten lösten ei-ne weltweite Solidarität und Hilfsbereitschaft aus. Mehr als 44 Millionen DM gingen an Spenden ein, rund 10 Prozent davon flossen als Gründungskapital in die Flutopfer-Stiftung, die schon vor ihrer Errichtung am 4. Juli 1962 rasche und unbürokratische Hilfe leisten konnte.

Über die Jahre erhielten insgesamt 85 Hinterbliebe-ne regelmäßige Unterstützung. Seit ihrer Gründung

hat die Stiftung ihre Arbeit den sich wandelnden Aufgaben angepasst. Ging es zunächst um die Notversorgung und Unterstützung der von der Flutkatastro-phe betroffenen Menschen und die Bereitstellung neuen Wohnraums, vermie-tet sie heute betreute Wohnungen an Senioren mit geringem Einkommen, be-treibt einen ambulanten Pflegedienst und eine Pflegeeinrichtung. bvb

AusgefAllen

Page 10: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

10 StiftungsWelt 01-2012

Page 11: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

ProbLemLöser und WertetreiberZur Rolle von Stiftungen in einer kollaborativen Demokratie

von dr. knut bergmann und dr. maik bohne

Wir leben im Zeitalter der Krisen. Klimakrise, Finanzkrise, Schuldenkrise – sie alle dominieren die

tägliche Berichterstattung. Seit Kurzem wird nun auch die Krise der Demokratie ausgerufen.

Was zwei Jahrzehnte lang als Politikverdrossenheit daherkam – der Begriff avan-

cierte schon 1992 zum „Wort des Jahres“ –, scheint sich nunmehr auf die

Grundfesten unseres Gemeinwesens ausgedehnt zu haben. Die

Zukunft der Demokratie als solche wird diskutiert. » » »

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 11

Page 12: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Einige kritische Denker sehen das Modell der westlichen Demokratie in einer Existenzkrise, die – nach Jürgen Habermas – zum bloßen Spielball der Ökonomie und obskurer Märkte geworden ist. Ins-besondere in Deutschland populär wurde die These

des britischen Politologen Colin Crouch von der Postdemokratie, in der die poli-tischen Geschicke zu häufig von intrans-parent agierenden Eliten entschieden werden – ohne Sinn und Platz für gesell-schaftliche Rückkopplungen. Postdemo-kratie bedeutet eine Art Theaterdemokra-tie, in der den Bürgern zwar das Gefühl von Partizipation in Form von Wahlen gegeben wird, in der sie aber real keiner-lei konkreten Einfluss auf politische Ent-scheidungen haben.

Mehr Bürgerbeteiligung   » » »   Andere Beobachter wiederum denken die einge-übten Verfahren unserer repräsentativen Demokratie weiter und rücken dabei den Wunsch vieler Bürger nach mehr Betei-ligung in den Vordergrund. In der „multi-plen Demokratie“ (Paul Nolte) führt das

schwindende Vertrauen in staatliche Institutionen und seine Repräsentanten nicht dazu, dass breite Teile der Gesellschaft in politische Apathie verfallen. Ganz im Gegenteil bricht sich politisches Engagement in neuen Formen Bahn, außerhalb der etablierten Institutionen, Verfahren und politischen Programme. Zweifelsohne wächst der Wunsch nach direkter, unmittelbarer, kon-kreter und kontinuierlicher Teilhabe. Viele Engagierte haben erkannt, dass es in einer komplexen Welt keine vorgefertigten Lösungen für komplexe Probleme geben kann, sondern dass Politikformulierung zu einem ge-meinsamen Such- und Lernprozess geworden ist – zu einem Prozess, der Wissen in der Gesellschaft breiter und transparenter als bisher einbeziehen muss.

„Ihr seid die mit den Antworten“   » » »   „Wir sind die mit den Fragen, ihr seid die mit den Antworten“, war auf den Plakaten der Piratenpartei im Berliner Wahl-kampf zu lesen. Das mag so naiv wie provokant sein, war aber erfolgreich – und ist möglicherweise ein Vor-bote eines neuen Politikverständnisses. Allerdings ist die Frage noch nicht beantwortet, wie sich die „Weis-heit der vielen“ tatsächlich in der politischen Praxis umsetzen lässt. Denn die Absicht, em Willen nach breiter Beteiligung gerecht zu werden, darf nicht zu einer ineffizienten Debattier-Republik führen, die un-fähig zu politischem Handeln ist. Dass Beteiligung und Effizienz kein Gegensatzpaar bleiben müssen, sondern zwei Seiten einer Medaille sein können, das zeigt das Konzept der „kollaborativen Demokratie“. Und es ist ein Konzept, in dem Stiftungen in Zukunft eine wichtige Rolle als Problemlöser, Versuchslabor und Wertetreiber spielen können – kurzum: als Demokratiestifter.

Kollaborative Demokratie im postideologischen Ge-meinwesen   » » »   Das Konzept der kollaborativen Demokratie kommt aus dem angloamerikanischen Raum, entwickelt im Umfeld der Obama-Administrati-on, die eine neue Kultur des offenen Regierens etab-lieren möchte. Übersetzt in den deutschen Kontext gibt uns das Konzept neue interessante Ansätze, wie eine multiple Demokratie in Zukunft gestaltet werden kann. Ausgangspunkt ist die Analyse, dass wir in Deutsch-land in einem zunehmend postideologischen Gemein-wesen leben – und zugleich eine Art Re-Kommunalisie-rung, die Besinnung auf die Gestaltungsmacht des Ein-zelnen auf lokaler Ebene, zu verzeichnen ist. Im Vorder-grund steht nicht mehr der Kampf der Programme und

Stiftung MITARBEIT„Demokratieentwicklung von unten“ ist der Leitsatz der Bonner Stiftung MITARBEIT, die 1963 von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens mit unterschiedlichen politischen Überzeugungen gegründet wurde. Die bundesweit arbeitende und parteiunabhängi-ge politische Stiftung möchte die politische Teilhabe aller Menschen stärken. Als Infor-mations- und Arbeitsstelle für bürgerschaftliches Engagement berät sie Bürgerinitiati-ven, Vereine, Selbsthilfegruppen und Stiftungen. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Teilhaberechten von Schwächeren und der Stärkung der demokratischen Mitverant-wortung. Neben eigenen Projekten hat die Stiftung seit 1991 annähernd 2.000 lokalen Gruppen finanzielle Starthilfe gewährt, den meisten aus den neuen Bundesländern. Mit ihrem Internetportal „Wegweiser Bürgergesellschaft“ informiert sie über bürger-schaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung. Auch auf europäischer Ebene setzt sie sich für bürgernähere und transparentere Entscheidungsstrukturen ein. Zuletzt ist im September 2011 auf Initiative der Stiftung MITARBEIT das „Netzwerk Bürgerbeteili-gung“ entstanden. Das bundesweite Forum soll politische Partizipation und Bürgerbe-teiligung auf allen Ebenen stärken und demokratiepolitische Initiativen auf Bundes-ebene anstoßen. Für den Frühsommer 2012 ist ein erstes Treffen der Netzwerkerinnen und Netzwerker geplant. Ihre Arbeit finanziert die Stiftung MITARBEIT überwiegend aus öffentlichen Mitteln. Hinzu kommen Spenden und Einnahmen aus Tagungen, Projekten und Publikationen. Ph www.mitarbeit.de | www.buergergesellschaft.de | www.netzwerk-buergerbeteiligung.de

Dr. mAik boh�ne ist Fellow der stiftung neue verantwortung, wo er das Projekt „Kollaborative Demokra-tie 21“ leitet. Zudem ist er als Seniorberater bei der Strategie- und Dialogberatung IFOK für Open Governance und Bürgerbeteiligung tätig.

Weitere Informationen [email protected] www.stiftung-nv.de

12 StiftungsWelt 01-2012

Page 13: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Parteien, sondern Demokratie heißt immer mehr prag-matisches Problemlösen über Lagergrenzen hinweg.

Problemlösungswissen anzapfen   » » »   Es geht zu-nehmend darum, gesellschaftliche Fragen abseits des überkommenen Lagerdenkens zu diskutieren, in-dem Gespräche, Positionen und Akteure rund um ein Thema offener als bisher zusammengebracht werden. Denn in unserem Gemeinwesen existiert Problemlö-sungswissen an verschiedensten Orten; die Heraus-forderung besteht darin, es anzuzapfen. Die Idee der kollaborativen Demokratie will dabei das Modell der klassischen repräsentativen Demokratie, mit dem wir seit 1949 ausgesprochen gut gefahren sind, keines-falls ersetzen. Ziel ist nicht eine utopistische Art von „Räterepublik 2.0“. Vielmehr ergänzt das Konzept die bestehende Demokratie, versucht deren Verfahren zeitgemäß weiterzuentwickeln und zu ergänzen. Hier-zu geeignet sind neue Möglichkeiten der Deliberation, Beteiligung und Zusammenarbeit. Dabei ist kollabora-tive Demokratie mehr als nur direkte Demokratie mit-tels Referenden, also dem bloßen Abstimmen mit „Ja“ oder „Nein“. Volksbegehren können ein Teil einer be-teiligungsaffinen Demokratie sein. Bürgerbeteiligung ist jedoch weitaus diverser, differenzierter und bunter als es die verengte Debatte über direkte Demokratie suggeriert – zumal diese in der Praxis die ho-hen Erwartungen an sie nicht immer erfüllt. Zu den Methoden und Formaten der kollabora-tiven Demokratie zählen

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 13

Page 14: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

beispielsweise Bürgerdialoge, Online-Beteiligung, politische Media-

tion, Planungszellen, Zukunftskonferenzen und Bürgerjurys, die je nach Problem und Konstellation angewendet und eingesetzt werden können. Im Kern handelt es sich um strukturierte Dialoge über Problem-lösungen – mit einem klaren Rahmen, transparenten Verfahren und konkreten Ergebnissen.

Soweit die Pflicht. Die Kür besteht darin, den Ertrag dieser Beteiligungsinstrumente in die Praxis umzuset-zen. Pseudopartizipation ist die schlechteste aller Be-teiligungen. Dabei erwarten Bürger keinesfalls, dass

ihre Ideen und ihr Wissen eins zu eins in den politischen Prozess einfließen. So naiv ist kein Teilnehmer von Bürgerdia-logen. Was aber erwartet wird, ist eine Offenheit und ein transparent definierter Prozess, der aufzeigt, wie die Politik mit den erarbeiteten Ergebnissen weiter ver-fahren wird.

Die Rolle von Stiftungen   » » »   Wenn De-mokratie in Zukunft zuallererst pragmati-sches Problemlösen ist, indem relevantes Wissen systematischer zusammengeführt und genutzt wird, dann sind Stiftungen sehr gefragt. Denn Stiftungen sind Orte mit Problemlösungswissen. Sie fördern und fordern politisches Denken und Han-deln. Auch haben sie häufig die nötige Ruhe, Kontinuität und Distanz zum politi-schen Prozess, um Wissen zu sammeln, es zu systematisieren und für die Praxis auf-

zubereiten. Stiftungen sind als Innovationsmotoren, als

die sie sich oftmals verstehen, prädes-tiniert, neue Formen von politischer Partizipa-

tion zu befördern. Sie können den nötigen Schutzraum bieten, um neue Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung zu testen und gedeihen zu lassen. Beispielhaft ist hier die Arbeit der Stiftung Mitarbeit (siehe Kasten S. 12), die sich die Demokratieentwicklung von unten auf die Fahnen geschrieben hat. Die Bonner Stiftung gibt nicht nur mit dem Wegweiser Bürgergesellschaft einen wich-tigen Newsletter mit Wissen zum Thema Beteiligung heraus, sondern entwickelt auch konkrete Projekte wie das „Netzwerk Bürgerbeteiligung“. Ein neueres Bei-spiel, das moderne Methoden der Partizipation hilft in die Tat umzusetzen, ist das „Fördernetzwerk Commu-nity Organizing“. In diesem Verbund haben sich die Körber-Stiftung, die BMW Stiftung Herbert Quandt und der Generali Zukunftsfonds zusammengeschlossen, um die Idee der selbstverantwortlichen und selbstverant-worteten Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene zu stärken, insbesondere in benachteiligten Stadtteilen. Jüngste Gründung war die Bürgerplattform Neukölln, wo die örtliche Bürgerstiftung schon seit Jahren mit wenig Geld, aber umso größerem Engagement mit diversen Projekten viel für die Teilhabe von Menschen verschie-denster Herkunft in diesem multiethnischen Stadtteil tut. So fern vielen Bewohnern dort ein bildungsbürgerli-cher Schriftsteller wie Heinrich Mann sein mag, so sehr passt doch gerade auf solch schwierige Lebensumfelder dessen Satz, dass Demokratie nichts anderes bedeutet als die „Anerkennung, dass wir, sozial genommen, alle füreinander verantwortlich sind“.

Im Übrigen werden sich in Deutschland nur wenige Projekte zur Förderung demokratischen Handelns oder politischer Bildung finden lassen, an denen nicht zu-mindest mittelbar Stiftungen beteiligt sind. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang auch die vielfach ge-scholtenen politischen Stiftungen, die jedoch – ge-nauso wie ihre jeweiligen Mutterparteien – zu unse-rem demokratischen Gemeinwesen viel Gutes beitra-

Dr. knut bergmAnn arbeitet im Bereich Presse- und Kommunika-tion des Deutschen Bundestages und ist seit 2009 Fellow der stiftung neue verantwortung in Berlin, wo er die Projekte „Parteien mit Zu-kunft“ und „Neue Vermögenskultur“ geleitet hat. Zuvor war er fünf Jahre als Grundsatz-referent im Bundespräsidialamt mit dem Schwerpunkt Zivilgesellschaft tätig.

Weitere Informationen [email protected] www.stiftung-nv.de

14 StiftungsWelt 01-2012

Page 15: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

gen. Und nicht zuletzt gibt es hervorragende Beispie-le, in denen Stiftungsarbeit Menschen zu politischem Handeln befähigt – „Jugend debattiert“ sei hier als einer der größten und erfolgreichsten Schülerwett-bewerbe Deutschlands stellvertretend für viele andere Projekte genannt.

Obwohl schon viel passiert ist, bleiben noch unbe-ackerte Felder. Im Gegensatz zu den USA und teilweise auch Großbritannien steht die philanthropische För-derung von Qualitätsjournalismus etwa noch ganz am Anfang. Doch Qualitätsmedien gehören zum Tafelsilber der Demokratie – und haben Förderung bitter nötig.

Anreize für Stiftungen   » » »   Dass Stiftungen sich in Deutschland für die Demokratie engagieren, dafür gibt es viele gute Gründe, die nicht nur in der besonderen Historie unseres Landes zu suchen sind. Zweifelsohne gibt uns die Geschichte hier aber eine besondere Ver-antwortung auf. Doch es liegt in einem wohlverstan-denen Eigeninteresse, dass Stiftungen sich für ein de-mokratisches Gemeinwesen einsetzen, sind sie doch selbst auf eine solche Grundordnung existenziell an-gewiesen. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler hat diesen Gedanken 2005 in seiner Grundsatzrede auf der Jahrestagung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen hervorgehoben, indem er sagte, dass es „kein Zufall [ist], dass es in Diktaturen kein Stiftungs-wesen gibt. Diktatorische Systeme können sich nicht auf einen Wettstreit um die bessere Idee zum Wohle aller einlassen. Stiftungen sind ein Kennzeichen freier, demokratischer Gesellschaften.“ So sehr Stiftungen Freiräume eröffnen können, so stark sind sie selbst auf eine gesellschaftliche Ordnung angewiesen, in der sie so handeln können.

Ein weiteres Argument für stifterische Demokratie-förderung – insbesondere hinsichtlich moderner Be-teiligungsformen – ist die bislang verhalten geführte, aber noch mit Macht über den Sektor kommende De-batte über die Legitimation von Stiftungen. Noch mag diese Frage etwas für philanthropische Feinschmecker sein, doch je weiter sich der ausgelaugte Wohlfahrts-staat zurückzieht und je stärker versucht wird, Stiftun-gen als Sozialstaatssubstitut zu instrumentalisieren, umso lauter wird diese Diskussion werden. Die anhal-tende Wahrnehmung sozialer Ungerechtigkeit, kon-stitutionell verankert in unserem Steuersystem, wird die Debatte noch beflügeln. Hier vorzubauen, nicht im Sinne eines Feigenblattes, sondern als „ehrlicher

Makler“ zu fungieren, der zu Partizipation befähigt, demokratisches Handeln fördert und vielleicht auch – wo nötig – die Infrastruktur (wie etwa Bürgerplattfor-men) dafür bereitstellt, liegt im unmittelbaren Inte-resse des Stiftungssektors. Für seine Akteure wäre es klug, sich an der Suche nach Antworten auf die Frage der Zukunft unserer Demokratie zu beteiligen – Demo-kratie lebt nun einmal vom Mitmachen.

Demokratie lebt vom Mitmachen   » » »   Gerade in Zei-ten einer Krise lohnt es, zurückzuschauen – auch um die Geschehnisse einzuordnen und zu prüfen, ob sie – historisch gesehen – wirklich so krisenhaft sind. Mo-mentan ist es also angebracht, sich derer zu erinnern, die den europäischen Gemeinschaftsgeist politisch stifteten, wie etwa Robert Schuman. Ein bekanntes Zitat von ihm lautet, dass „die Demokratie […] so viel wert [ist] wie diejenigen, die in ihrem Namen spre-chen“. Ein kluger Satz. Und Stiftungen sind nun ein-mal vornehmster Ausdruck unserer freiheitlich-demo-kratischen Gesellschaften, gerade in Europa. Es gibt also viele Gründe, ihnen Gehör – oder vielmehr: ihren Taten Aufmerksamkeit – zu schenken.   « « «

Stiftungen für QualitätsjournalismusUnabhängiger Qualitätsjournalismus bildet den Kern der gesellschaftlichen und demo-kratischen Funktion der Medien. Gleichzeitig steht der klassische Journalismus in der digitalen Welt großen Herausforderungen gegenüber.Es kann nicht Aufgabe von Stiftungen sein, in Marktprozesse einzugreifen. Unbeab-sichtigte Nebenfolgen eines gemeinnützigen Engagements im Medienmarkt sollten daher vermieden werden. Eine unterstützende Tätigkeit bei der Einführung und Eva-luierung neuer Refinanzierungsmodelle und von Pilotprojekten zur Förderung neuer Organisationsformen einer medialen Öffentlichkeit durch Stiftungen erscheint jedoch wünschenswert. Eine solche systematische Förderung – im Sinne einer „Journalismus-Förderung“ anstelle einer „Journalisten-Förderung“ – hat sich bisher jedoch noch nicht auf der Gemeinnützigkeits-Agenda in Deutschland etablieren können.Die BMW Stiftung Herbert Quandt, die Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik so-wie die VolkswagenStiftung haben daher die Initiative zu einem Gesprächskreis „Stif-tungen und demokratische Öffentlichkeit“ ergriffen, um weitere Stiftungen für dieses Thema zu gewinnen und die Diskussion um die Förderung des Journalismus weiter zu vertiefen. Eine Reihe von Akademietagen ermöglicht den Gedankenaustausch mit Jour-nalisten, Medienwissenschaftlern und Medienunternehmern, aus dem heraus Koope-rationen und Initiativen entwickelt und gesteuert werden können, die das Thema „ge-meinnützig geförderter Journalismus“ weiterführen. Der nächste Akademietag findet im Rahmen der Berliner Stiftungswoche am 19. April 2012 in Berlin statt und steht allen Stiftungsvertretern offen. Kontakt: [email protected]

christian möLLer | Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 15

Page 16: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   In offenen Bürgergesellschaften gewinnen ver-änderte Formen demokratischer Selbststeuerung und kooperativer Beteiligung an Bedeutung. Stiftungen sind dabei nicht nur wichtige Impuls- und Ideengeber für die Lösung gesellschaftlicher Probleme, sondern in ihrer Vielfalt auch Ausdruck gelebter Demokratie. Sie haben mir in meiner Arbeit als Abgeordneter wichtige Anstöße für meine Arbeitsbereiche gegeben – seien es die Publikationen zum demografischen Wandel der Bertelsmann Stiftung für die Nachhaltigkeitspolitik, Studien der European Climate Foundation für die Ener-giepolitik oder die Kompetenz der Jürgen und Felicitas Grupe Stiftung zum Thema Organ-Lebendspende. Die FDP fördert aktiv die Stiftungsidee. Wir wollen auch seitens des Bundes Stiftungen für wichtige gesell-schaftliche Anliegen auf den Weg bringen. Neben der geplanten Stiftung Datenschutz zählt dazu vor allem die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld.

Es ist ein Merkmal freier Gesellschaften, dass sie Vielfalt schützen und achten – auch die Rech-te von Minderheiten. Die neue Bundesstiftung ist nach dem Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868 – 1935) benannt, der als Vorkämpfer der Homo-sexuellen-Bewegung von den Nationalsozialisten ver-folgt wurde. Sie soll durch Bildung, Forschung und Erinnerung der Diskriminierung von Lesben, Schwu-len und Transidenten entgegenwirken. Statt allein auf Antidiskriminierungsgesetze zu setzen, wollen wir mit der Arbeit der Stiftung die Köpfe der Menschen errei-

chen. Die Bundesstiftung

wurde Ende 2011 aufgrund des Einsatzes von Bundes-justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenber-ger errichtet. 10 Millionen Euro Startkapital stellte der Bundestag auf Initiative der FDP-Fraktion bereit. Der Rechtsrahmen der Stiftung ermöglicht nicht nur eine kontinuierliche Arbeit unabhängig von der Tagespolitik und dem jährlichen Kampf um Haushaltsmittel, son-dern gibt auch ein Signal der Wertschätzung des Bun-des für die Rechte von Minderheiten. Die Stiftungs-gründung signalisiert, dass der Einsatz für Toleranz ein zentrales gesellschaftspolitisches Anliegen ist, für das auch der Staat dauerhaften Einsatz zeigt.

Darüber hinaus ermöglicht es die Gründung einer Stiftung, zivilgesellschaftliche Akteure unmittelbar zu beteiligen. Bei der Ausgestaltung der Stiftungsstruktur waren wir dem Ideal einer aktiven Bürgergesellschaft ebenso verpflichtet wie der Verankerung im Parlament. Daher gehören dem Kuratorium Persönlichkeiten aus schwul-lesbischen Verbänden an. Ergänzt wird das Gremium durch einen Fachbeirat, der vielfältige Kom-petenzen aus Wissenschaft, Bildung und Arbeitswelt vereinen wird.

Die neue Bundesstiftung ist ein Beispiel dafür, wie die Politik Stiftungen nutzen kann, um gesellschaftli-che Ziele zu fördern. Entscheidend für die Zukunft der Stiftungslandschaft ist aber das tausendfache private Engagement für soziale, kulturelle oder gesellschaftli-che Anliegen – die breite Vielfalt des Stiftungswesens. Aufgrund der positiven Effekte, die von privaten Stif-tungen ausgehen, verwundert es kaum, dass der Stif-tungssektor in Deutschland in den vergangenen Jah-ren kontinuierlich gewachsen ist. Das ist eine gute

Entwicklung für unser Land.   « « «

mich�Ael kAuch� ist Mitglied des Deutschen Bundestags, des FDP-Bundesvorstands und des Kuratoriums der Bundes-stiftung Magnus Hirschfeld.

Kontakt [email protected] www.michael-kauch.de

GeseLLschaft verändern Stiftungen als Ausdruck gelebter Vielfalt

von michaeL kauch mdb

16 StiftungsWelt 01-2012

Page 17: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Es ist noch nicht lange her, da hat die Bertels-mann Stiftung zu einer Diskussionsveranstaltung „Open Government – Demokratie neu erleben“ einge-laden. Prompt bekam sie Dank aus der SPD-Bundes-tagsfraktion für diese „erstaunliche Einladung“. Ge-wünscht wurde gutes Gelingen für die Veranstaltung, die „von Anfang bis Ende auf allen Podien ohne Vertre-ter aus der Opposition auskommt!“. Nun darf man bei der Bertelsmann Stiftung durchaus den Verdacht he-gen, dass dies kein peinliches Versehen, sondern Aus-druck eines konservativ-liberalen Willens war. Aber es zeigt auch die Gefahren, mit denen Stiftungen umge-hen müssen, wenn sie sich auf das oftmals glatte poli-tische Parkett begeben. Da kann eine auf Unabhängig-keit bedachte Stiftung gehörigen Schaden nehmen.

Im Stiftungssektor ist eine interessante Debatte darüber in Gang gekommen, ob Stiftungen Thinktanks konsequenter als Wirkungshebel nutzen sollten, um ge-sellschaftliche Entwicklungen positiv zu beeinflussen. Gespeist werden diese Überlegungen aus einer weit-verbreiteten Unzufriedenheit über die in der Regel nur punktuell sehr positive Wirkung des projektorientierten Stiftungshandelns. Statt der „Projektitis“ rettungslos zu verfallen, will man sich als gemeinwohlorientierter Träger der gesellschaftlichen Erneuerung stärker einmi-schen, will abseits von Wahlrhythmen und Politikzwän-gen eingefahrene Rahmenbedingungen verändern.

Keine Frage, der Politik kann es nur gut tun, kluge Ideen und neue Anstöße aus der Zivilgesellschaft zu erhalten. Eines sollte aber klipp und klar sein: Wer sich aufmacht, den politischen Rahmen nicht nur durch

gute Beispiele, nachahmenswerte Vorbilder und be-wundernswertes Engagement zu verändern, begibt sich auf das politische Spielfeld. Und dort gelten eigene, oft-mals harte Regeln.

Dem greifbar großen Nutzen, politische Rahmen-bedingungen im Sinne der Zivilgesellschaft positiv zu verändern, stehen große Gefahren für den angese-henen Stiftungssektor gegenüber. Die größte Gefahr droht aus meiner Sicht für das wichtigste Kapital der Stiftungen: ihre Vertrauensbasis.

Wer sich in die politische Debatte einmischt, muss mit kritischen Fragen nach Motivation, Legitimation und Eigeninteresse rechnen. Wer versucht, solchen kritischen Fragen auszuweichen, kann sehr schnell Schaden nehmen. Nichts kann man so leicht verlieren wie Vertrauen (noch nicht einmal Geld). Es wieder zu-rückzugewinnen, ist ungleich schwerer. Es gibt jedoch Mittel und Wege, sich einzumischen und trotzdem die eigene Vertrauensbasis zu schützen. Am wichtigsten ist, sich und anderen wahrhaftig und ungeschminkt über die eigenen Ziele und Interessen Rechenschaft abzulegen – etwas, das vielen Politikern nicht zuletzt aus taktischen Gründen immer schwerfällt. Jene Stif-tungen, die offenlegen, was sie wissen und was sie glauben, können am besten verhindern, dass sie sich und andere über die eigenen Ziele und Motivationsla-gen täuschen. Anders kann es in dem lauten medialen Grundrauschen – das immer noch dadurch gekenn-zeichnet ist, dass sich nur negative Nachrichten gut verkaufen – kaum gelingen, die eigene Ver-trauensbasis zu erhalten.   « « «

Dr. h�eiko geue ist seit April 2011 Staats-sekretär im Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt. Davor arbeitete der Volkswirt und Politikwissenschaftler u. a. als persönlicher Referent des Chefs des Bundes-kanzleramtes und Leiter der politischen Planung (2002–2005) sowie als Leiter des Leitungsbereichs im Bundesministerium der Finanzen (2005–2009).

Kontakt [email protected]

Stiftungen auf PoLitischem ParkettEin Zwischenruf

von dr. heiko geue

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 17

Page 18: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   StiftungsWelt: Die Amadeu Antonio Stiftung engagiert sich seit 1998 gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Was hat das Be-kanntwerden der Mordserie der Zwickauer Terrorzelle bei Ihnen ausgelöst?Timo Reinfrank: Wir haben immer damit gerechnet, dass etwas passieren könnte, aber wir haben nicht im Ernst an das totale Versagen der Sicherheitsbehörden geglaubt. Wir haben uns gefragt: Was heißt das für un-sere Stiftungspraxis? Eine Antwort ist, die engagierten Bürgerinnen und Bürger vor Ort stärker zu unterstüt-zen. Wir haben Anrufe von anderen Stiftungen bekom-men, die uns gefragt haben, was man tun kann. Es ist erfreulich, dass der Wille da ist, sich zu engagieren.

Was haben Sie den Anrufern gesagt?TR: Wir haben ihnen empfohlen, in ihrem Umfeld ge-nauer hinzusehen und Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zum Thema zu machen, und wir haben ihnen ein dringendes Projekt ans Herz gelegt. Wir wissen, dass die Rechtsextremen im Moment mas-siv in den sozialen Netzwerken Jugendliche anwerben. Wir möchten auf die großen sozialen Netzwerke zu-gehen, um sie für gemeinsame Projekte zu gewinnen. Facebook z.B. ist interessiert. Dafür sind wir auf der Suche nach Partnern.

Was könnten gemeinsame Handlungsfelder für Stiftungen sein?Pia Gerber: Stiftungen können dazu beitragen, gu-te Modellansätze, die es schon gibt, zu verstetigen und zu verbreiten. Demokratieförderung ist ein Quer-schnittsthema, das zwischen die Ministerien fällt. Es könnte eine Rolle von Stiftungen sein, eine Plattform zu bieten für den Austausch von Programmverant-wortlichen aus verschiedenen Bundesministerien mit Stiftungsvertretungen, um das Nachdenken über ein

integriertes Vorgehen zu beflügeln. TR: Stiftungen müssen auch unbequeme Themen auf-greifen, die hinten runterfallen. Rechtsextremismus ist sichtbarer als es z.B. Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Islamfeindlichkeit und Islamismus sind. Die weniger sichtbaren Probleme werden nicht gerne angefasst. Wenn man die Probleme ganzheitlich bearbeiten will, muss man sich aber mit der Frem-denfeindlichkeit in der Mitte der Gesellschaft aus-einandersetzen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Menschenrechtsorientierung. Hier können wir viel von anderen Stiftungen, z.B. aus Großbritannien, lernen. Die Sichtweise, dass jeder rassistische Übergriff eine Menschenrechtsverletzung darstellt, ist in Deutsch-land noch relativ unterentwickelt. PG: Ich finde es wichtig, dass Stiftungen lokale Alli-anzen bilden, um Demokratielernen mit langfristiger Perspektive zum gemeinsamen Anliegen von Kom-mune und Zivilgesellschaft zu machen. Für die Freu-denberg Stiftung ist Demokratiestärkung auch damit verbunden, dass Kinder und Jugendliche früh Demo-kratiekompetenz ausbilden. Wir haben uns auf Ler-nen durch Engagement, Service Learning, konzentriert. Das bedeutet: Kinder und Jugendliche engagieren sich in ihrem Alltagsumfeld und lernen zugleich als Teil des Unterrichts, Probleme zu lösen. Das ermöglicht ihnen, Selbstwirksamkeit zu erfahren, Aushandeln zu üben und Werteorientierung auszubilden.TR: Wir erleben mittlerweile in Ostdeutschland: Schu-le ist häufig der einzige öffentliche Ort, der im ländli-chen Raum noch da ist. Wegen des Kooperationsver-bots durch die Föderalismusreform dürfen die Bun-desprogramme gegen Rechtsextremismus nichts an Schulen machen. Also bleibt im Prinzip nur, dass sich hier Stiftungen engagieren. Die Konzentration auf den Ort finde ich richtig. Ein gemeinsames Engagement mehrerer Stiftungen können z.B. Bürgerstiftungen gut koordinieren. Es gibt kaum ein Instrument, das vor Ort so gut funktioniert. PG: In Dänemark habe ich eine Verwaltungsvorschrift kennengelernt, in der es um die Förderung kleiner Ini-

Gemeinsam gegen rechte GewaLtEin Gespräch mit Dr. Pia Gerber und Timo Reinfrank

intErviEw benita v. behr

Dr. PiA gerber beschäftigte sich mit Rechtsextremismus schon in ihrem Erststudium der Sozialpädagogik. Nach Abschluss des Zweit-studiums der Politik- und Erziehungswissenschaft arbeitete sie als kommunale Frauenbeauftragte, in der Ausbildung von Sozial-arbeitern und schließlich als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Ge-schäftsführung der Freuden-berg Stiftung Weinheim. Sie promovierte über soziale Innovationen im Stiftungsbereich. Seit 2008 ist sie Geschäftsführerin der Freudenberg Stiftung. Sie ist außerdem stv. Vorstandsvorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Vorstandsmitglied des Stiftungsverbundes „Stiftung Ein Quadratkilometer Bildung“ und Sprecherin des Stiftungsverbundes „Lernen vor Ort“.

im interview

18 StiftungsWelt 01-2012

Page 19: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

tiativen ging, die lautete: „Lass die Feuerseele spre-chen.“ Das heißt: Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale Dynamik zu erzeugen. TR: Es braucht vor allem Leute vor Ort, die Anwälte des Themas sind. Die gilt es zu stärken. Nur da wo es diese Themenanwälte gibt, können wir sehen, dass ein Zu-rückdrängen des Rechtsextremismus dauerhaft erfolg-reich war.

Zum Beispiel?TR: In Pirna gibt es seit 1997 die Aktion Zivilcoura-ge e. V., die wir von Beginn an unterstützen. Pirna und die sächsische Schweiz sind bis heute eine Hochburg des Rechtsextremismus, aber die Stadt wehrt sich aktiv dagegen – dauerhaft. Ein weiteres Beispiel ist Ebers-walde. Zusammen mit der Freudenberg Stiftung haben wir hier eine Vielzahl an Projekten und Initiativen ge-fördert, von Demokratiebildung im Kindergarten über Schulpartnerschaften nach Angola bis zum Ausbau ei-nes ehemaligen Außenlagers vom KZ Ravensbrück als Gedenkort. Außerdem haben die beiden Stiftungen die Bürgerstiftung Barnim-Uckermark mitgegründet. Die wiederum hat es geschafft, mit dem Thema Kinderrech-te auf die ganze Kommune auszustrahlen. Man muss sich auf die Situationen vor Ort einlassen und den En-gagierten den Rücken stärken. Das können Stiftungen mit ihrem Renommee hervorragend tun und so das Kli-ma in einer Kommune verändern.

1.239 Stiftungen im Osten stehen 16.948 Stiftungen im Westen gegenüber. Wie kann man das Ost-West-Gefälle überbrücken?PG: Unsere Erfahrung ist, dass das Engagement in Westdeutschland verwurzelter Stiftungen in ostdeut-schen Kommunen, die von Abwanderung und Demo-kratiegefährdung bedroht sind, hochwillkommen ist. Eine Stiftung, die ihr Engagement im Sinn einer soli-darischen, langfristig angelegten Partnerschaft hier fo-kussiert, kann für die Gemeinde vor Ort eine entschei-dende Unterstützung von außen sein. TR: Ich finde, dass Stiftungen mehr gesamtdeutsch denken müssen. Wir haben schon mit westdeutschen Stiftungen zusammengearbeitet, die einen Realitäts-schock bekommen haben. Niemand hatte sich vorge-stellt, wie gravierend die Probleme in Ostdeutschland sind. Immer wieder fällt es auf, dass Stiftungsgremien komplett westdeutsch besetzt sind, von der Beteili-gung von Migranten ganz zu schweigen. Dabei gibt es

an Innovationen und unkomplizierten Projekten viel von Ostdeutschland zu lernen.

Regionale Zentren für demokratische Kultur, Opferbe-ratungsstellen und mobile Beratungsteams sind fast vollständig staatlich finanziert. Wie funktioniert die Zusammenarbeit von Staat und Zivilgesellschaft, wo gibt es Probleme?TR: Leider gibt es nur punktuell eine Zusammenarbeit, diese wäre deutlich ausbaufähig. Ich habe den Ein-druck, dass in anderen Bereichen die Kooperation mit staatlichen Stellen besser funktioniert. Eines der Pro-bleme ist, dass die staatlichen Programme mit Ab-stand am meisten Geld für die Rechtsextremismusprä-vention zur Verfügung stellen und damit auch stark die Form der Problemwahrnehmung und die Inhalte der Projekte bestimmen, jenseits der eigentlich not-wendigen Agenda von vor Ort. Stiftungen sind häufig nur als Mittelgeber für die fehlende Finanzierung zu den staatlichen Mitteln aktiv. Es wäre sehr gut, wenn Stiftungen sich stärker beteiligen – mit Geld für unab-hängige Projekte, aber auch mit einer eigenen Agenda. Eine zivilgesellschaftliche Unabhängigkeit, die eine Stiftungsförderung ermöglicht, ist ein kostbares Gut.

Wenn Sie eine Million Euro für die Amadeu Antonio Stiftung bekämen, was würden Sie damit machen?TR: Ich würde in die Aussteigerberatung Exit und den Fonds für Opfer rechter Gewalt investieren und die lokalen Initiativen stärken. Einen Teil würde ich außer-dem für eine Stifterkampagne einsetzen, um Zustifter zu gewinnen. Rechtsextremismus ist und bleibt leider ein Dauerproblem in Deutschland.PG: Ich fände es gut, eine Kommune zehn Jahre lang zu begleiten, die sich Demokratie als lokales Entwick-lungsthema gesetzt hat, als Kompetenzbildungs- und stadtgesellschaftliches Thema im Sinne von „Ein Qua-dratkilometer Bildung und Demokratie“.

Was ist Ihr Wunsch an den Bundesverband?PG: Ein Forum zum Thema Rechtsextremismusbe-kämpfung, bei dem sich Stiftungen austauschen – über Erfahrungen, Kooperationsmöglichkeiten und eine mögliche gemeinsame Stoßrichtung. Was gibt es an Evidenz über gelungene Handlungsmodelle, die es lohnt, gemeinsam verbreiten zu helfen?   « « «

timo reinfrAnk ist Stiftungskoordinator der Amadeu Antonio Stiftung, wo er Initiativen, Projekte und Bürgerstiftungen in ihrem Engagement für demokratische Kultur berät und unterstützt. Seit 2006 ist er auch Vorsitzender des Vereins für demokratische Kultur in Berlin e. V., dem Träger der „Mobilen Beratung gegen Rechts-extremismus“ (MBR).

Weitere Informationen www.amadeu-antonio-stiftung.de www.freudenbergstiftung.de

im interview

Eine ausführlichere Version dieses Interviews finden Sie im Mitgliederbereich unserer Internetseite: www.stiftungen.org/login oder können es bei Andrea Jarske [email protected] Telefon (030) 89 79 47-39 anfordern.

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 19

Page 20: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Eigentlich sind es vor allem zwei Arten Anlässe, mit denen es die parteinahen Stiftungen in die deut-schen Medien schaffen. Entweder ein verdienter alter Politiker löst einen noch älteren, ebenfalls verdienten Politiker an der Spitze der Stiftung ab: „Pöttering folgt auf Vogel“, „Struck übernimmt von Fuchs“, „Lambs-dorff übergibt Vorsitz an Gerhardt“. Das ist dann eine eher kleine Meldung wert. Oder eine Stiftung hat wie-der einmal richtig Ärger im Ausland bekommen. Da kann sich die Berichterstattung dann auch schon über Tage und Wochen hinziehen. Das musste die Friedrich-Naumann-Stiftung 2009 erleben, als sie Verständnis für den Putsch in Honduras äußerte. 30 Volontäre und Ex-Stipendiaten der Stiftung warfen ihr vor, sie stehe

unter dem Einfluss „kleiner Phantom-grüppchen und Organisationen der extre-men Rechten in Lateinamerika“ und habe den Kontakt zur Realität verloren. Die Stif-tung erklärte ihr Engagement damit, dass der bisherige Präsident Zelaya zu weit nach links gerückt sei. Zum Jahreswech-sel 2011/12 wurde das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kairo von der ägyp-tischen Polizei durchsucht – wie auch zeitgleich die Büros von 17 anderen Nicht-regierungsorganisationen in der Stadt.

Illegalität wurde der Arbeit der Stiftung vorgeworfen, und die rigiden Maßnahmen gingen bis zum Ausreise-verbot für den Leiter des Kairoer Stiftungsbüros.

Die politischen Stiftungen können aber mehr als

Skandale im Ausland auslösen und verdiente Altpoliti-ker mit Posten versehen. Sie spielen eine wichtige Rol-le für die politische Bildung. Hier sei Roman Herzog zi-tiert, der beschrieben hat, wie diese Stiftungen ihr Ziel verwirklichen und warum die Nähe zu Parteien einen Sinn ergibt: „Die Erziehung zur Demokratie, das heißt nicht nur belehren, sondern vormachen.“

Geschichte der politischen Stiftungen   » » »   Die politischen Stiftungen sind Kinder des Nachkriegs-deutschland – mit einer Ausnahme: Bereits 1925 nahm die Friedrich-Ebert-Stiftung die Arbeit als politi-sches Vermächtnis des SPD-Politikers Friedrich Ebert auf, des ersten demokratisch gewählten Reichstags-präsidenten. Die Sozialdemokraten gründeten ihre Stiftung 1947 neu, nachdem sie 1933 von den Natio-nalsozialisten verboten wurde.

1955 gründeten Christdemokraten dann die „Ge-sellschaft für christlich-demokratische Bildungsar-beit“, die 1967 den Namen Konrad-Adenauer-Stiftung erhielt. Ebenfalls 1967 ging die Stiftung der Schwester-partei CSU an den Start: Am 11. April 1967 begann die Hanns-Seidel-Stiftung, benannt nach dem bayerischen Ministerpräsidenten 1957 – 1960, mit ihrer politischen Bildungsarbeit.

Dazwischen, 1958, gründeten 16 Mitglieder der FDP die Friedrich-Naumann-Stiftung. Sie wussten in Theo-dor Heuss einen Verbündeten, der zwar als Bundes-präsident nicht Parteimitglied sein durfte, aber den Gründern der Institution die Villa Hammerschmidt für die Gründungsveranstaltung zur Verfügung stellte. Die Suche nach einem Namenspatron verlief glücklich. Der Pastor und Politiker Friedrich Naumann hatte mit der FDP nichts zu tun; er starb 1919. Doch er gründete

„… der Bürger braucht noch etwas mehr“Politische Stiftungen gehören zu den wichtigsten Institutionen der politischen Bildungsarbeit.

von uLrich brömmLing

» Der Untertan zahlt Steuern, gehorcht und spielt Klavier oder Skat, der Bürger braucht noch etwas mehr. Friedrich Naumann, Pastor und Politiker (1860–1919)

20 StiftungsWelt 01-2012

Page 21: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

ein Jahr vor seinem Tod die „Staatsbürgerschule“. Und somit gebührt wohl Naumann die Ehre für die Idee von politischen Institutionen, die aus gehorchenden Wählern mündige Bürger machen. Die Stiftung zitiert Naumann heute auf ihrer Internetseite: „Wenn wir Re-publikaner sein wollen, müssen wir ein anderes Bil-dungsideal haben als bisher. Vom Untertanen verlangt man keine Staatskenntnisse, aber vom Bürger. Der Un-tertan zahlt Steuern, gehorcht und spielt Klavier oder Skat, der Bürger braucht noch etwas mehr.“

In den 1980er-Jahren gründeten die Grünen meh-rere parteinahe Stiftungen, u. a. die Heinrich-Böll-Stiftung 1987 in Köln, „BUNTSTIFT e. V. – Föderation der grün-nahen Landesstiftungen und Bildungswerke“ 1988 in Göttingen und die Frauen-Anstiftung e. V. 1987 in Hamburg. 1988 formten sich die drei Institutionen zu der Dachorganisation „Stiftungsverband Regen-bogen e. V.“, der über viele Jahre als die parteinahe Stiftung der Grünen galt und aus der 1997 die heuti-ge Heinrich-Böll-Stiftung hervorging. Die Rosa-Luxem-burg-Stiftung der Linken ging 1990 aus dem Verein „Gesellschaftsanalyse und politische Bildung“ hervor.

Dem demokratischen Pluralismus verpflichtet   » » »   Heute arbeiten die politischen Stif-tungen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten, wenn auch die politische Bildung zentraler Punkt der Inhalte ist. Wo es aber um die Rechte und Möglich-keiten der parteinahen Stiftungen und um ein Selbst-verständnis geht, engagieren sie sich gemeinsam. In einem Positionspapier über die Bildungsarbeit der politischen Stiftungen in Deutschland haben die sechs Stiftungen der im Bundestag vertretenen Parteien im Sommer 2011 ihr Selbstverständnis zur politischen Bildungsarbeit aktuell formuliert. Hierin grenzen sich die sechs Institutionen gegenüber anderen Akteuren damit ab, dass sie nicht wertneutral, sondern dem de-mokratischen Pluralismus verpflichtet sind. Die Kon-kurrenz ihrer Bildungsangebote zeigt gleichzeitig das Wetteifern der Parteien um die jeweils besten Denkan-sätze und Lösungen für das Gemeinwohl. So erklären die Stiftungen durch ihre Bildungsarbeit, dass Demo-kratie und Parteien zusammengehören.

Geht es nicht nur um den Bildungsauftrag, sondern um das Verständnis der Arbeit allgemein, verweisen die Parteistiftungen auf eine Erklärung aus dem Jahr 1998. Damals formulierten die Stiftungen – noch ohne Rosa-Luxemburg-Stiftung –, sie wollten „zur Gestal-

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 21

Page 22: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

tung der Zukunft unseres Gemeinwesens beitragen“. Das klingt noch relativ allgemein, doch die Stiftungen nennen sehr konkrete Punkte ihrer Arbeit: Sie wollen politisches Engagement fördern und zur Beschäftigung mit politischen Fragen anregen. Sie stehen für Dia-log und Wissenstransfer zwischen Politik, Staat, Wirt-schaft und Wissenschaft. Sie stellen Begabtenstipen-dien bereit. Sie unterstützen Kunst und Kultur durch Veranstaltungen und den Erhalt von Kunstwerken. Sie stärken den europäischen Einigungsprozess durch in-ternationale Begegnungen. Schließlich leisten sie ent-wicklungspolitische Hilfestellung beim Aufbau von de-mokratischen Strukturen in anderen Ländern.

Abgrenzung und Schwerpunkte    » » »   Im Laufe der Zeit versuchten die Stiftungen, sich noch in besonde-rer Weise voneinander abzugrenzen und die Inhalte ihrer Arbeit deutlicher herauszustellen. So gab sich die FDP-nahe Stiftung den Zusatz „für die Freiheit“ und ließ diesen Zusatz den Namen dominieren. Die

Rosa-Luxemburg-Stiftung hat den Zusatz „Gesellschaftsanalyse und politische Bildung“ beibehalten – aus dem gleich-namigen Verein war sie hervorgegangen. Auch in den Schwerpunkten ihrer Arbeit grenzen sich die Stiftungen voneinander ab. So will die Friedrich-Ebert-Stiftung den Dialog zwischen Gewerkschaften und Politik stärken und „Globalisierung sozial gestalten“, während sich die Heinrich-Böll-Stiftung „für die Gleichberechtigung kultureller und ethnischer Minderheiten und für die soziale wie politische Partizi-pation von Immigranten“ einsetzt. Bei der Hanns-Seidel-Stiftung ist die demokrati-sche und staatsbürgerliche Bildung des deutschen Volkes noch um den Zusatz „auf christlicher Grundlage“ ergänzt.

Diese unterschiedlichen Schwerpunk-te kommen in der konkreten Arbeit mal mehr, mal weniger stark zum Tragen. Alle

parteinahen Stiftungen vergeben Stipendien. Eine Pflicht zur Parteizugehörigkeit besteht nicht, doch die Bewerber sollen in ihrer Grundhaltung nach Möglich-keit der politischen Grundlinie der Mutterpartei zu-mindest nicht ganz abgeneigt sein. Ebenfalls alle bie-ten Seminare an, zum Teil zu gleichen Themen. Wenn den Teilnehmern im Kloster Banz bei „Kommunikation im Konflikt – stressfrei argumentieren“ von der Hanns-Seidel-Stiftung geholfen wird, handelt es sich nicht um andere Kommunikation als bei ähnlichen Work-shops der Friedrich-Naumann-Stiftung. Aber die Stoß-richtung des Argumentierens, die inhaltlichen The-menbeispiele dürften andere sein – und nicht zuletzt natürlich auch das Personal, das hier jeweils schult. Zuweilen beweisen die Parteistiftungen bei der Förde-rung des politischen Nachwuchses übrigens auch eine besonders gute Nase: Zu den ersten Stipendiaten der in der Bundesrepublik wiedergegründeten Friedrich-Ebert-Stiftung gehörte z.B. auch ein gewisser Helmut Schmidt …

Rechtsform   » » »   Doch Stiftungen im eigentlichen Sinne sind die politiknahen Stiftungen nicht. Von den sechs parteinahen Bildungsinstitutionen ist lediglich die Friedrich-Naumann-Stiftung als rechtsfähige Stif-tung bürgerlichen Rechts organisiert. Die anderen ha-ben die Rechtsform „eingetragener Verein“. Sie haben Mitglieder – wenn auch in begrenzter Form. Bei der Konrad-Adenauer-Stiftung etwa ist der Mitgliederkreis auf 40 Personen beschränkt, eben um die Rechtsform Verein nicht ganz so deutlich zu machen. Den Namen „Stiftung“ tragen die parteinahen Organisationen also offensichtlich des schönen Klanges wegen und um zu verdeutlichen, dass sie nachhaltig etwas bewegen wollen.   « « «

ulrich� brömmling ist seit zwölf Jahren im Stiftungswesen aktiv und berät Stiftungen in Kommunikations- und Strategiefragen. Er hilft bei der Errich-tung von Stiftungen ebenso wie beim Entwurf von Förderkonzepten, bei Projektentwicklung und Alumni-Arbeit. Zugleich ist er als Autor für überregionale Medien tätig.

Weitere Informationen [email protected] www.broemmling.de

22 StiftungsWelt 01-2012

Page 23: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Zweifel an der Wirkungsmacht politischer Ent-scheidungen, Angst angesichts von Katastrophen wie in Fukushima, Entsetzen darüber, dass Extremismus einen Nährboden selbst in der gesellschaftlichen Mit-te findet – die Reihe der Beispiele, was die Gemüter der Bürger politisch erregt, lässt sich verlängern. Ne-ben unseren demokratischen Institutionen fordern sie ebenso die Kirchen heraus.

Gefragt sind nicht nur Mitbestimmungs- und Ent-scheidungsprozesse, die Mut machen, weil sie etwas bewegen. Viele suchen darüber hinaus einen Kompass, der Orientierung bieten kann. Solche Orientierungs-punkte sind, die Würde jedes Menschen und der Umwelt zu respektieren und bei aller Vielfalt den Zusammenhalt zu fördern. Kirchen bieten genau dazu den Kompass. Denn nur sie tragen eine Dimension in gesellschaftliche Debatten hinein, die der Staat nicht bieten kann und die viele Menschen zu couragiertem Handeln motiviert.

Kirchliche Stiftungen wie die Hanns-Lilje-Stiftung fördern dazu zivilgesellschaftliches Engagement, bei-spielsweise durch Theaterproduktionen für Schulen oder Ausstellungen in kirchlichen und kommunalen Räumen. Der mit 20.000 Euro dotierte Hanns-Lilje-Stiftungspreis z.B. nimmt die „Zukunft von Politik und Gesellschaft“ in den Fokus. Im Hanns-Lilje-Forum wer-den seit über 20 Jahren zentrale Fragen und Entwick-lungen der Zeit aufgegriffen und vorangetrieben. Gäste sind prominente Politiker, Wissenschaftler, Ökono-men, Künstler und Theologen. Die aktuelle Reihe be-fasst sich mit dem Thema „Engagement und Einfluss“: Welche Rolle kommt den Kirchen im gegenwärtigen

gesellschaftlichen Wandel zu – Lobbyisten, Mittler oder NGOs? Welche Bedeutung haben Mitwirkung und Verantwortung im gesellschaftlichen Engagement der Kirchen, aber auch innerhalb der Kirchen?

Das Engagement kirchlicher Stiftungen gründet in der Einsicht, dass Menschenrechte und Menschen-würde begründungsoffen und zugleich begründungs-bedürftig sind. Christen begründen die Achtung der Menschenwürde mit der biblischen Überlieferung zum Menschen als Geschöpf und Ebenbild Gottes und mit dem Gebot der Nächstenliebe. Damit sind sie eine prägende Kraft für die Gesellschaft. Doch auch Chris-ten und die Kirchen sind anfällig für Ideologien, Men-schenverachtung und Glorifizierung eines antidemo-kratischen Staates. Dies hat sich besonders im Na-tionalsozialismus gezeigt. Doch gerade der kirchliche Widerstand gegen den Nationalsozialismus wurde zur Quelle für die kirchliche Opposition in der DDR wie für aktuelle Herausforderungen.

Kirchen können sich heute nur wirksam einbrin-gen, wenn sie in zweifacher Hinsicht aufgestellt sind: als Partner des Staates, begründet durch staatliches Recht (z.B. Religionsunterricht), und als unabhängige zivilgesellschaftliche Akteure, zum Teil im Verbund mit anderen zivilgesellschaftlichen Partnern, z.B. beim En-gagement für eine humanere Flüchtlingspolitik und im Einsatz gegen Rechtsextremismus. Kirchlichen Stiftun-gen bietet sich dabei die Chance, in Affinität zur Kirche als weitere Kraft Projekte zu fördern und Entwicklun-gen voranzutreiben. „Suchet der Stadt Bestes“ (Jere-mia 29,7): Dem Gemeinwohl zu dienen und demokra-tische Strukturen weiter auszubauen, ist ihre genuine Aufgabe.   « « «

Eine Prägende KraftGesellschaftliches Engagement kirchlicher Stiftungen für Demokratie und Teilhabe

Dr. ch�ristoPh� DAh�ling-sAnDer ist seit 2008 Sekretär/Geschäftsführer der Hanns-Lilje-Stiftung in Hannover und Lehrbeauftragter an der Technischen Universität Braunschweig.

Weitere Informationen dahling-sander @lilje-stiftung.de www.hanns-lilje-stiftung.de

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 23

von dr. christoPh dahLing-sander

Page 24: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Der Ursprung der Bürgergesellschaft liegt in den Städten. In der antiken Polis verband sich die lokale Siedlungsform mit politischer Gestaltung des Gemein-wesens. Die Städte sind Kernpunkte des Fortschritts geblieben; in Deutschland denken wir an die Tradition der Hanse und der freien Reichsstädte. In den Städten liegt aber nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft. Hier bündeln sich Bildung, Forschung und

Entwicklung, konzentrieren sich Austausch und Ver-netzung. Längst gehören die Mitwirkungsmög-

lichkeiten der Bürger vor Ort zu den beachte-ten Standortfaktoren. Denn gerade bürger-

schaftliche Mitwirkung und Mitgestal-tung sind es, die selbst Motoren der

Entwicklung vor Ort sind, also kein Zubrot zur Lebensqualität, son-

dern deren Grundlage und An-triebskraft zugleich.

Im städtischen Raum lassen sich neue Entwick-

lungen (und verpasste Chancen) wie im Brenn-

glas erkennen – aber nicht nur erkennen, sondern gerade auch mitgestalten. Knut Bergmann, Fellow der stiftung neue verantwor-

Anschubser, Aufgreifer, NetzwerkerStiftungen arbeiten für die Bürgerstadt.

von dr. roLand kaehLbrandt

24 StiftungsWelt 01-2012

Page 25: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

tung, beschreibt das Motiv so: „Nirgendwo lässt sich Selbstwirksamkeit, eines der Hauptmotive jeden En-gagements, so direkt erfahren wie im unmittelbaren Umfeld.“ („Vermögen ist mehr als nur Geld.“ Beitrag in der Süddeutschen Zeitung, 12.12.2011). Die Selbst-wirksamkeit wird von den Handelnden allerdings auch aufmerksam überprüft. Aus den beiden letzten Shell-Jugendstudien und aus den Freiwilligensurveys ist be-kannt, dass engagierte Bürger, gerade auch der Eh-renamtsnachwuchs, genau hinsieht, was bei seinem Engagement an Wirkung herauskommt. Für Städte und Städteregionen bedeutet das, dass sie ein Augenmerk auf Formen und Formate wirkungsvoller Mitgestaltung der Bürger haben müssen. Wenn man erfolgreiche „Bürgerstädte“ als solche Gemeinwesen definiert, in denen die Mitwirkung der Bürger gewünscht, gefördert und bejaht wird, dann sind günstige Bedingungen für Bürgerengagement mehr als nur eine Kür.

Wenn es ums Gelingen geht, können Stiftungen eine wichtige Rolle spielen. Neben den Vereinen, den kommunalen Programmen wie z.B. Soziale Stadt, ne-ben Quartiersmanagement, Stadtteilarbeitskreisen und Nachbarschaften sind die Stiftungen durch ih-re gute Verankerung vor Ort und durch die Stetigkeit ihres Vorhandenseins (um ein anderes Wort als die „Ewigkeit“ zu bemühen) in der Lage, eigene Beiträge zum lokalen Gemeinwesen zu erbringen. Als Innovato-ren können gerade sie neue Wege zum Bürgerengage-ment beschreiten und dadurch zum sozialen Zusam-menhalt beitragen.

Stiftungen können dabei als „Anschubser“ fun-gieren. Der Begriff trifft die gemeinte Sache durchaus. Denn in der lokalen Demokratie sind Stiftungen nicht repräsentativ und hoheitlich, wohl aber steht ihnen von Rechts wegen die Initiative zu gemeinnützigen Projekten oder Maßnahmen zu. Die 2005 errichtete Stiftung Polytechnische Gesellschaft bietet mit dem Freiwilligen-Stipendium „StadtteilBotschafter“ nun in der dritten Stipendiaten-Generation ein Programm an, das auf die modernen Anforderungen des Bür-gerengagements antwortet und in enger Zusammen-arbeit mit der Ehrenamtsszene in Frankfurt betreut wird. Der Kerngedanke: Junge Leute lernen an ihrer eigenen Idee, wie sie gemeinnützige Projekte auch neben Schule, Studium oder Beruf planen und umset-zen können. Die jungen Stadtteilbotschafter – sie sind zwischen 17 und 27 Jahre alt – kommen aus Vereinen, viele bewerben sich aber auch ohne organisatorischen

Hintergrund. 70 junge Leute aus fast allen Frankfurter Stadtteilen haben das 18-monatige Programm inzwi-schen absolviert. Dabei entstehen fantasievolle Pro-jekte: eine Internetplattform für Spontanhelfer, die wenig Zeit, aber viel Energie haben; ein Generationen-dialog zwischen alteingesessenen Deutschstämmi-gen und jungen Zuwanderern; ein klassisches Konzert in der Alten Oper für Familien in schwieriger Lebens-lage; eine Ausstellung mit Hunderten von Porträts aus einem Stadtteil; ein Stadtteilpicknick; PC-Kurse für Senioren. Manche Projekte schaffen es bis zur Verste-tigung, unterstützt durch die Vereine. Die jungen Leute erfahren sehr viel Unterstützung aus der Stadtgesell-schaft, von Nachbarschaften, Ortsbei-räten, Vereinen, einzelnen hilfsbereiten Bürgern und von den Medien, die aus-führlich berichten. Das ermutigt die jun-gen Freiwilligen und macht sie stolz. In-zwischen gehören die StadtteilBotschaf-ter einfach zu den Stadtteilen dazu, so ist das Empfinden bei vielen. Die jungen Leute zeigen, dass man etwas vor der ei-genen Tür erreichen kann. Dabei ist es er-freulich, dass fast 40 Prozent der Freiwil-ligen Zuwanderer sind. Was sie lernen? Diplomatie, Ausdauer, Kommunikations-stärke, Überzeugungskraft, Umsicht und Entschlossenheit. Hier wächst im Kleinen eine aktive und anregungsreiche „Gene-ration Frankfurt“ heran. Dass die Evalua-tion zu dem Ergebnis kommt, das Projekt sei vorbildlich für moderne Formen der Freiwilligenarbeit, freut die Stiftung, die im Übrigen auch aktiv mithilft – durch Seminare, Netz-werktreffen, Begegnungen mit bedeutenden Frankfur-tern und durch eine begrenzte finanzielle Unterstüt-zung zu den Sachkosten. Inzwischen ist in Frankfurt ein ganzes Engagement-Curriculum aufgebaut worden, das zwei weitere Programme einschließt: die „Stadt-teilHistoriker“ und die „BürgerAkademie“, die sich an den Führungsnachwuchs der Freiwilligenorganisatio-nen wendet. Rund 200 Aktive mit jeweils großem Um-feld werden auf diese Weise gefördert und vernetzt – als Beitrag zur Mitwirkung in einer modernen Bürger-stadt.   « « «

Dr. rolAnD kAeh�lbrAnDt ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung Poly-technische Gesellschaft Frankfurt am Main und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.

Weitere Informationen [email protected] www.sptg.de

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 25

Page 26: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   10.000 repräsentativ ausgewählte Teilnehmer, 25 Regionalforen, 150 Online-Arbeitsgruppen, 100 Mode-ratoren, diverse Offline-Events – das BürgerForum der Bertelsmann Stiftung ließ 2011 kaum einen Superlativ aus. Bürgerbeteiligung im ganz großen Stil wurde in Gütersloh aufgesetzt. Am Ende stand ein vorrangig im Netz erarbeitetes „BürgerProgramm“ mit Vorschlägen, wie der Zusammenhalt im Land gestärkt werden kann. Sorgten die Auftaktveranstaltungen noch für Euphorie unter den Teilnehmern, machte sich in den virtuellen Diskussionsräumen mitunter Ernüchterung breit. Viele Teilnehmer klinkten sich gar nicht erst in den Netzdialog ein, die verbliebenen Onliner äußerten sich teils frus-triert. Der Bertelsmann Stiftung fehlte es sicher nicht an Know-how und noch weniger an Ressourcen – sie machte viel richtig mit der Verknüpfung von online und offline. Dennoch: Auch in diesem engmaschig betreu-ten Verfahren bleib die Beteiligung im Netz verhalten.

Ähnlich durchwachsen fällt die Bilanz anderer von oben organisierter Online-Dialoge aus. An Bür-

gerhaushalten etwa, bei denen Bürger vorschlagen können, an welcher Stelle Ausgaben gekürzt und an welcher Einnahmen gesteigert werden sollen, beteiligt sich ein halbes bis ein Prozent der Bevölkerung. Käm-merer und umsetzende Agenturen haben sich längst vom Anspruch verabschiedet, einen repräsentativen Teil der Bevölkerung zu erreichen. Man nimmt das Bürgerwissen der wenigen, oft aber gut informierten Hochleistungsengagierten mit. Breite Mobilisierung und Partizipation: Fehlanzeige.

Die bis dato einmalige DFG-Langzeitstudie „Po-litische Online-Kommunikation“ gibt Hinweise, wa-rum das Geschäft mit der Online-Beteiligung so zäh ist (Dokumentation der Studie: Gerhard Vowe u. a.: Bürger online, 346 Seiten, UVK Verlag). Die eindeuti-gen Befunde: Die Hälfte der Bevölkerung beteilige sich ohnehin nicht an politischer Kommunikation, weder im Netz noch offline. Aber auch für die andere Hälfte spiele das Internet eine eher geringe Rolle. Nicht mehr als 5 Prozent informiere sich auch im Netz über Poli-tik, klinke sich in Foren ein oder zeichne E-Petitionen, weniger als 1 Prozent tue dies ausschließlich online. Der Grund: Mediennutzung verlaufe in früh erlernten Bahnen. Das heißt, vor allem diejenigen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, nutzen es auch für politi-sche Kommunikation. Die gute Nachricht: Da der Um-gang mit dem Internet für alle nachwachsenden Gene-rationen selbstverständlich ist, kann sich langfristig eine breitere Online-Partizipation entwickeln.

Dass das Netz keine Wunderwaffe in Sachen Mo-bilisierung ist, zeigen auch die sozialen Medien. Auf zahllosen Facebook-Profilen und -Fanseiten versuchen Initiativen, Projekte oder Parteien Unterstützer zu ak-tivieren. Vielfach bleibt es bei einer unverbindlichen

BeteiLigung ohne BürgerDer lange Weg zu mehr Partizipation im Netz

von henrik fLor

Die Erwartungen, die mit dem „demokratischsten“ aller Medien verknüpft

sind, könnten kaum höher sein. Sind wir tatsächlich Zeugen eines „neuen

athenischen Zeitalters“ (Al Gore) im digitalen Raum? Auch wenn es neue,

vielversprechende Partizipationsangebote gibt – eine breite politische

Beteiligung von Bürgern im Netz findet nicht statt und wird sich auch so

schnell nicht einstellen. Eine neue Bewegung im Internet hingegen

verspricht Transparenz und jede Menge konkreten Nutzen für den Bürger.

26 StiftungsWelt 01-2012

Page 27: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Mikro-Beteiligung: Man informiert sich im Netzwerk oder klickt den „Gefällt mir“-Button. Eine diffe-renzierte Meinung hingegen wird selten eingeholt, verbindliches Engagement bleibt aus. Unabhängig davon entstehen hier täglich kleine Unternetzwer-ke und Gruppen, die virtuelle Arbeitsräume bilden. Facebook-Gruppen wie „Junge Menschen und Stiftun-gen“ oder „Stiftungen 3.0“ sind Beispiele für intelli-gente kollaborative Organisationen im kleinen Maß-stab.

Mobilisierung im Netz funktioniert immer dann be-sonders gut, wenn sie nicht verordnet, nicht geplant ist. Graswurzel-Aktionen wie im vergangenen Jahr „Guttenplag“ und die Unterschriftenaktion gegen die Relativierung akademischer Leistungen durch die Bundeskanzlerin sind Beispiele dafür. Das Wissen der vielen wird genutzt, um Transparenz zu schaffen und Dinge ans Licht zu bringen – überall dort, wo die klas-sischen Medien dies nicht leisten. Auch die Protest-Avantgarde formiert sich in schlagkräftigen, selbst organisierten, hyperlokalen Netzwerken wie MoveOn oder Campact, die in kürzester Zeit Hunderttausende Protestmails generieren oder für Demos und E-Petitio-nen mobilisieren können. Aber auch hier gilt: Es en-gagieren sich vor allem die Leute, die auch außerhalb des Internets aktiv sind, überdurchschnittlich gebil-det, häufig männlich. Diese bekommen im Netz wei-tere Möglichkeiten, für ihre Projekte zu mobilisieren. Das Internet entwickelt sich zur „weapon of the strong“ (Sidney Verba), die soziale Spaltung im Netz bleibt nicht nur bestehen, sie verschärft sich sogar.

Egal ob BürgerForum, Bürgerhaushalt oder trans-nationale Kampagne – es wird derzeit experimentiert und ausprobiert, aus Fehlern gelernt. Beteiligung im Netz steht noch ganz am Anfang und ist weit davon entfernt, repräsentativ zu sein. Legitimität wird nicht erzeugt, und ihr Fehlen wird zum wichtigsten Argument der Kritiker von Online-Verfahren. Die Etablierung einer echten Beteiligungskultur bleibt ein langer Weg, der aber inzwischen beschritten wurde und weitergegan-gen wird: Politische Institutionen öffnen sich langsam, Trendsetter zeigen, was technisch-konzeptionell mög-lich ist. Am fernen Horizont ist eine neue Offenheit und Transparenz erkennbar, die bislang eher Versprechen ist und sich – nach optimistischer Lesart – eines Tages als „Open Government“ etablieren wird. Das Konzept bezeichnet nicht weniger als die umfassende Öffnung von Politik und Verwaltung gegenüber Bürgern und

Wirt-schaft

und die endgültige

Abkehr von staatlichem

Paternalismus. In informierten

Kreisen macht bereits ein wichtiger Baustein

dieser Vision, „Open Data“, Furore. Statistiken,

Geodaten, Forschungsergeb-nisse werden verwaltungsseitig

zugänglich gemacht, jeder kann sie verbreiten und weiterverwenden. So werden bei-spielsweise Programmierer in die Lage versetzt, neue Anwendungen zu entwickeln, von denen alle pro-fitieren. Das kann eine App sein, die über die Ozon-belastung informiert, ebenso wie die Visualisierung des kommenden Bundeshaushaltes oder die Markie-rung von rollstuhlgerechten Orten auf einer digitalen Karte. Dies bedeutet maximale Transpa-renz mit einem konkreten Nutzen für den Bürger. Das Berliner Open-Data-Portal ist bereits online gegangen. Open Data ist dabei, Realität zu werden.

Fazit: Eine neue plebiszitäre Demo-kratie wird auch mittelfristig nicht im Netz entstehen. Die Mehrheit der Bür-ger hat nicht ausreichend Interesse, sich politisch zu beteiligen oder ist es nicht gewohnt, dies im Netz zu tun. Mit nach-wachsenden Generationen und Lernef-fekten bei der Ausgestaltung von Betei-ligungsangeboten wird das Netz ein wei-terer wichtiger Kanal für politische Kom-munikation werden. Transparenz und die Vernetzung der ohnehin Engagierten haben im Netz schon jetzt einen Quan-tensprung gemacht. Open Government ist die Herausforderung und das Verspre-chen für die kommenden Jahre.   « « «

h�enrik flor ist Politologe und arbeitet als Redaktionslei-ter in der Stiftung Bürgermut. Er verantwortet das digitale Engagement-Magazin Enter, schreibt als Autor zu Themen an der Schnitt-stelle von Politik und Internet und engagiert sich bei den Berliner Netzdemokraten.

Weitere Informationen [email protected] www.buergermut.de www.entermagazin.de

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 27

Page 28: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Die Notwendigkeit für neue Angebote an politik-ferne Zielgruppen steht außer Frage: Zahlreiche Studien belegen, dass sich bildungsferne Jugendliche seltener gesellschaftlich engagieren und sich deutlich weniger für Politik interessieren als Bildungsgewinner. Wie kann es gelingen, sie zu erreichen?

Politische Themen im eigenen Leben entde-cken   » » »   Die Robert Bosch Stiftung hat 2009 einen Schwerpunkt „Politische Bildung“ eingerichtet, mit dem vor allem junge Menschen erreicht werden sollen, die als „politikfern“ zu beschreiben sind. Die Problematik dieser Kategorisierung ist der Autorin bewusst. Im Schwerpunkt „Politische Bildung“ bei der Robert Bosch Stiftung wird der Begriff „politikfern“ für Jugendliche genutzt, die kein Interesse an Politik aufweisen, was in einzelnen Pro-jekten mit „bildungsfernen“ bzw. benachteiligten Ziel-gruppen korrespondiert, aber nicht zwingend der Fall sein muss. Die Robert Bosch Stiftung hat z.B. das Pro-jekt „Lernort Stadion“ ins Leben gerufen, bei dem Ju-gendliche im Fußballstadion für gesellschaftspolitische Themen sensibilisiert werden. Das Projekt „Du hast die

Wie erreicht man PoLitikferne ZieLgruPPen?Neue Wege der politischen Bildung: So können sich

Stiftungen sinnvoll engagieren.

von meLanie schuster

Traditionell spricht politische Bildung mit ihren Formaten wie Vortrag, Studienfahrt

oder Publikation vor allem ein ohnehin schon interessiertes Publikum an. Seit

einigen Jahren verstärkt sich in der politischen Bildung das Bewusstsein, dass neue

didaktische und thematische Wege beschritten werden müssen, um „politikferne

Zielgruppen“ zu erreichen – insbesondere Jugendliche.

28 StiftungsWelt 01-2012

Page 29: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Macht“ setzt ganz auf neue Medien: Ein jugendliches Redaktionsteam setzt politische Themen filmisch im Netz um und arbeitet dabei eng mit Jugendstars zu-sammen. Gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung unterstützen wir außerdem soge-nannte „Dialogmoderatoren“, die an multikulturellen Schulen politische Gespräche anregen. Unsere Pro-jekterfahrungen belegen die These, dass das Interes-se von Jugendlichen immer dann geweckt wird, wenn sie eine Beziehung zu ihrer eigenen Lebenswelt her-stellen können. Politische Bildung muss sich auf die Lebenswelten und Themen einlassen, die die Jugend-lichen direkt betreffen, und konkret aufzeigen, was Politik mit ihrem Leben zu tun hat. Die Interessen der Jugendlichen sollten daher den Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit politischen Themen bil-den. So kann z.B. die Leidenschaft für Fußball Anreiz geben, sich im Lernsetting „Fußballstadion“ mit poli-tischen Bildungsinhalten zu beschäftigen.

Wo reine Institutionenkunde Gegenstand ist, sind Jugendliche abgeschreckt. Es gibt jedoch eine Fülle von Themen, für die sich Jugendliche interessieren, die durchaus politisch sind oder eine politische Di-mension in sich tragen: Ausbildung, Arbeitslosigkeit, Hartz IV, (Un-)Gerechtigkeit, Krieg, Verhältnis der Ge-schlechter, Religion, Integration, Medien, Heimat, Dro-gen, Mobbing, Freundschaft und Liebe, Musik, Sport, Diskriminierung, Protest und Umwelt – das sind nur einige Ansatzpunkte, die einen unmittelbaren Bezug zwischen dem persönlichen Leben der Jugendlichen und politischen Fragen bieten.

Empowerment und persönlicher Nutzen   » » »   Wo sich Jugendliche mit ihren Themen, Fragestellungen und Meinungen in einer vertrauensvollen Atmosphäre einbringen können, ernst genommen und nicht bewer-tet werden, sind gute Voraussetzungen für gelingen-de politische Bildung geschaffen. Diese Erfahrungen machen gerade bildungsferne Jugendliche, deren All-tag häufig von Frustration und negativen Bewertungen geprägt ist, eher selten. Jugendlichen mit Wertschät-zung und Respekt zu begegnen, heißt auch, sie nicht als defizitär wahrzunehmen.

Eine spielerische, niedrigschwellige Herangehens-weise und die Verbindung mit praktischem Tun sind Faktoren, um politikferne Jugendliche zu erreichen. Hier kann es z.B. konkret um die Verknüpfung von po-litischer und kultureller Bildung gehen, an deren Ende

ein Produkt steht – etwa ein Rap, ein Graffiti, ein von den Jugendlichen organisierter Projekttag oder ein selbst gedrehter Film. Handlungsorientierung und das Erlebbarmachen von Selbstwirksamkeit haben sich durchgängig als erfolgreich erwiesen.

Wenn Jugendliche für politische Themen interes-siert werden sollen, muss sich der persönliche Nutzen für sie ganz unmittelbar erschließen. Der persönliche Nutzen kann z.B. Spaß sein, aber auch Anerkennung. Gute Erfahrungen machen wir auch mit der Einbindung von Jugendstars, mit denen die Jugendlichen über po-litische Themen diskutieren und die für sie spannende Gesprächspartner sind.

Attraktiv, verständlich, zielgruppengerecht: Komplexe Inhalte aufbereiten   » » »   Jugendliche verbringen täg-lich über zwei Stunden in und mit neuen Medien. Dies bietet für die politische Bildung neue Möglichkeiten, die noch lange nicht ausgeschöpft sind. Soziale Netz-werke bieten die Gelegenheit, die Nutzer nicht nur mit Informationen zu „versorgen“, sondern aktiv Impulse und Themen von Jugendlichen aufzugrei-fen, Meinungen sichtbar zu machen und ihnen ein Forum zu bieten.

Politische Bildung muss sich auch vor diesem Hintergrund weiterhin intensiv damit beschäftigen, wie komplexe Inhal-te adressatengerecht aufbereitet werden können. Dazu gehört die Frage, wie viel Text in der bislang eher textlastigen poli-tischen Bildung überhaupt sein darf, um auf das veränderte Mediennutzungsver-halten von Jugendlichen zu reagieren. In unseren Evaluationen wird deutlich, dass sich insbesondere Bewegtbildformate zur niedrigschwelligen und gleichzeitig an-gemessenen Vermittlung politischer The-men eignen.

Die Herausforderung besteht darin, die Faktoren des Gelingens mit Leben zu füllen, die Ergebnisse in den Fachdiskurs zurückzuspiegeln und die Akteure noch stärker zu vernetzen, um von Erfolgen und Misserfolgen zu lernen. Stiftungen kön-nen durch innovative Modellvorhaben, durch Studien und Evaluationen eine wichtige Unter-stützung für die Praxis und den Fachdiskurs innerhalb der politischen Bildung leisten.    « « «

melAnie sch�uster studierte Germanistik, Romanistik, Politik- und Rechtswissenschaften in Bonn und Florenz. Nach einer Hospitanz und freiberuflicher Tätigkeit für die Robert Bosch Stiftung wurde sie 2007 Koordinatorin eines Ausbildungsprojekts für benachteiligte Jugendliche im Sozial- und Gesundheits-wesen. Seit September 2009 ist sie dort Pro-jektleiterin im Bereich Bildung, Gesellschaft und Kultur mit den Schwerpunkten politische Bildung und Integration & Migration.

Weitere Informationen [email protected] www.bosch-stiftung.de/politische_bildung

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 29

Page 30: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Studien zeigen: Wer schon in jungen Jahren die Chance bekommt, seine Interessen in Ernstsituationen wirksam zu vertreten und Veränderungen herbeizufüh-ren, engagiert sich auch im Erwachsenenalter häufiger in demokratischen Prozessen. Wer gehört und als Ge-sprächspartner akzeptiert wird, wer mitgestalten und Verantwortung übernehmen kann, setzt sich für die De-mokratie auch persönlich stärker ein als andere.

Junge Menschen müssen zu Stakeholdern der Poli-tik werden, die auf ihr Leben und ihre Zukunft maßgeb-lichen Einfluss nimmt. Aber immer weniger wollen den langwierigen Weg einer Parteikarriere einschlagen, um Gehör zu finden und auf die Politik Einfluss zu nehmen. Damit sie ihre Interessen und Sichtweisen einbringen können, brauchen junge Leute jenseits der parteipoli-tischen Arenen geeignete Räume, um sich zu erproben, Gelegenheiten für Verantwortung und die Möglichkeit zum Dialog mit Entscheidern auf Augenhöhe.

In ihren nationalen und europäischen Bildungspro-jekten folgt die Körber-Stiftung diesem Ansatz, junge Menschen im demokratischen Sinne entscheidungs- und handlungsfähig zu machen und ihnen Chancen

zur Mitsprache zu eröffnen. Die Stiftung setzt dabei auf Formate, die herausfordern und aktivieren, die vernetzen und den Dialog mit Vordenkern und Verant-wortlichen aus Politik und Gesellschaft ermöglichen.

Eine solche Gelegenheit für alle Jugendlichen in Deutschland bietet beispielsweise seit fast 40 Jahren der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, der als Instrument der Demokratieerziehung 1973 von der Körber-Stiftung und dem Bundespräsidialamt ini-tiiert worden ist. Seither haben über 125.000 Kin-der und Jugendliche historische Studien zu aktuellen Prob lemstellungen an ihren Wohnorten und in ihrer Region durchgeführt. Mit ganz praktischen Folgen: Die Ergebnisse ihrer Recherchen sind vielerorts in Ausstel-lungen und öffentliche Diskussionsveranstaltungen eingeflossen, haben Umbenennungen von Straßen oder Gebäuden bewirkt, zur Aufstellung von Gedenk-steinen geführt und die lokale Erinnerungskultur be-lebt. Insbesondere zu zeitgeschichtlichen Themen wurden und werden immer wieder intensive Debatten um die eigene Geschichte und Identität geführt.

Das deutsche Erfolgsmodell wurde seit 2001 zum Vorbild für Geschichtswettbewerbe in 22 Ländern Europas, die sich unter der Koordination der Körber-Stiftung in „EUSTORY – History Network of Young Eu-ropeans“ zusammengeschlossen haben. Jedes Jahr gehen zwischen Russland und Belgien, Finnland und Italien rund 13.000 Kinder und Jugendliche politisch-historischen Problemen nach, recherchieren Origi-nalquellen und formulieren ihre eigenen Sichtweisen zur Geschichte. Unabhängig von den jeweiligen Wett-bewerbsthemen arbeiten die Jugendlichen dabei an

Die eigene Stimme zähLt!Junge Menschen wollen sich beteiligen. Die Körber-Stiftung eröffnet Zugänge.

von sven tetzLaff

Es lohnt, junge Menschen frühzeitig für die Demokratie zu begeistern.

Dies gelingt nicht durch abstrakte Ideen, moralische Appelle oder auf

dem Verordnungsweg. Demokratie muss erlebt werden: Es braucht die

Erfahrung, dass die eigene Stimme zählt.

30 StiftungsWelt 01-2012

Page 31: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

einer europäischen „Grammatik der Werte“, denn in ihren Studien verhandeln sie Fragen von Freiheit, Gerechtigkeit, Würde, Gleichheit, Friedfertigkeit oder Solidarität. Mit europäischen Ju-gendbegegnungen und Akademien bieten die Körber-Stiftung und ihre Netzwerkpartner den jungen Erwach-senen überdies die Gelegenheit, sich gegenseitig ken-nenzulernen und, ausgehend von ihren Nachforschun-gen, mit Experten europäische Gegenwartsfragen zu diskutieren. Über 600 von ihnen bilden mittlerweile das Alumni-Netzwerk von EUSTORY. Sie engagieren sich für Europa, arbeiten in Thinktanks, als Redakteu-re von Online- und Printmagazinen oder in internatio-nalen Unternehmen.

In diese Köpfe weiter zu investieren, sie zu Bot-schaftern der europäischen Idee zu machen und ih-nen eine Stimme in der Debatte über Europas Zukunft zu geben – dieses Motiv liegt einer weiteren Initia-tive zugrunde. Im vergangenen Jahr hat die Körber-Stiftung ein Bündnis von zehn Stiftungen aus sieben Ländern Europas geschmiedet, die European Alliance for Democratic Citizenship. In dem von allen Partnern gemeinsam getragenen Projekt „FutureLab Europe“ erhalten jedes Jahr mehrere Dutzend besonders enga-gierte junge Europäer zwischen 20 und 30 Jahren Ein-blicke in EU-Entscheidungsprozesse. Sie setzen sich mit Schlüsselfragen wie dem Umgang mit Minderhei-ten, dem Umwelt- und Energieverbrauch oder gemein-samen Sozialstandards auseinander und diskutie-ren ihre Thesen in „europe@debate“-Gesprächen mit hochrangigen EU-Vertretern. Operativer Partner des FutureLab ist das European Policy Center in Brüssel.

Das Anliegen, junge Menschen zu beteiligen, liegt auch der Initiative „DemokratieErleben. Gemeinsam für Beteiligung von Kindern und Jugendlichen“ zu-

grunde. Mit ihr will die Körber-Stiftung mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, dem Verein Demokratisch Handeln und weiteren Partnern Hemmnisse für De-mokratielernen in Deutschland abbauen. Wie können Staat und Zivilgesellschaft gemeinsam darauf hin-wirken, dass junge Menschen Verantwortung über-nehmen? Das Bündnis unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten setzt auf den Dialog zwischen Po-litik und Praxis. In Round-Table-Gesprä-chen werden Bedingungen erfolgreicher Beteiligungsmodelle ausgelotet und Per-spektiven für eine nachhaltige Demokra-tiebildung in Deutschland erarbeitet.

Der kommunale Raum ist der Ort, an dem Beteiligung für die Menschen greif-bar wird. Um die Beteiligungskultur zu vi-talisieren, haben die Körber-Stiftung, die BMW Stiftung Herbert Quandt und der Ge-nerali Zukunftsfonds deshalb ein Förder-netzwerk initiiert, mit dem die Idee des Community Organizing in Deutschland gefördert wird.

Soll Partizipation und Demokratie-lernen langfristig gelingen, braucht es Menschen, die durch ihr Tun die Praxis befruchten. Die Körber-Stiftung will an-stiften, die Veränderung der Praxis nach-haltig zu betreiben.   « « «

sven tetzlAff leitet bei der Körber-Stiftung den Bereich Bildung. Daneben ist er geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung und engagiert sich als Beirat in weiteren historisch-politischen Bildungsprojekten.

Weitere Informationen [email protected] www.koerber-stiftung.de

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 31

Page 32: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Mit den Programmen „Kitanetzwerk – Demo-kratie von Anfang an“ und „Mitwirkung mit Wirkung“ unterstützt die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) Kitas und Schulen in Sachsen dabei, Demo-kratie in ihrem Alltag zu leben. Denn hier verbringen Kinder und Jugendliche einen wichtigen Teil ihrer Lern- und Entwicklungszeit. Im 2011 gegründeten Kitanetz-werk engagieren sich 25 sächsische Kindertagesein-richtungen. Sie alle gehen eigene Wege, um schon die Kleinsten zu beteiligen – und profitieren vom gegen-seitigen Austausch bei regelmäßigen Treffen und Hos-pitationen. Fachliche Unterstützung erhalten sie auf Fortbildungen, durch Arbeitsmaterialien und von Pra-xisbegleitern, die die Erzieherinnen beraten.

Wie Demokratie in der Kita konkret aussehen kann? Zum Beispiel so: Mia möchte vier Kartoffeln essen, Juri nimmt sich nur zwei, aber dafür mehr Salat. Beide wol-len danach einen Mittagsschlaf machen und dürfen mit entscheiden, ob sie die lange oder nur die kurze

Schlafenszeit brauchen. Am Nachmittag hängen sie ih-re Fotos an die An- und Abmeldetafel: Mia zeigt damit an, dass sie ins Bauzimmer geht, Juri bringt sein Bild beim Theaterraum an. Und wenn einmal in der Woche die ganze Kita einen Ausflug macht, stimmen Juri, Mia und die anderen Kinder gemeinsam mit den Erziehe-rinnen darüber ab, wohin es gehen soll.

Das Programm „Mitwirkung mit Wirkung“ richtet sich an Jugendliche, die ihren Schulalltag mitgestalten wollen. Es bietet seit mehr als zehn Jahren Fortbildun-gen für Schülervertreter an, in denen es um ihre Rechte und Aufgaben, die Mitarbeit an schulischen Gremien oder die Umsetzung eigener Projekte geht. Das Beson-dere daran ist der Peer-to-Peer-Ansatz: Die Seminare werden von Jugendlichen geleitet, denn sie wissen am besten, was andere Jugendliche bewegt. Die jungen Seminarleiter qualifizieren sich in Workshops für diese Aufgabe und geben nicht nur ihr Wissen weiter, son-dern auch Motivation. „Ich fühle mich gut, weil ich weiß, ich kann etwas verändern oder andere zum Ver-ändern bewegen“, sagt ein Schülervertreter.

Dies sind nur zwei von insgesamt 48 Programmen, in denen die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung jun-ge Menschen bundesweit dabei unterstützt, ihr Leben selbstbewusst, couragiert und in eigener Initiative zu gestalten. Seit ihrer Gründung 1994 setzt sich die DKJS dafür ein, dass Kinder und Jugendliche in unserem Land gut aufwachsen und von Anfang an eine demokratische Kultur des Miteinanders erleben und erlernen.   « « «

Demokratie Lernen von Anfang anDie Deutsche Kinder- und Jugendstiftung fördert Beteiligung in Kitas und Schulen.

von susann Larrass

Demokratie lebt von Menschen, die Lust und Mut

haben, sich an Entscheidungen zu beteiligen, Ver-

antwortung zu übernehmen und ihre Umwelt mit-

zugestalten. Diese Kompetenzen stecken

keines wegs von Geburt an in uns. Demokratie muss

erlernt und gelebt werden – nicht nur zu Hause,

sondern auch in Kitas und Schulen.

susAnn lArrAss ist Diplom-Sozialwissen-schaftlerin und Mitarbeiterin im Programm „Kitanetzwerk – Demokratie von Anfang an“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), Regionalstelle Sachsen.

Weitere Informationen [email protected] www.dkjs.de

32 StiftungsWelt 01-2012

Page 33: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Als wir vor zehn Jahren die Bewegungsstiftung gründeten, waren wir uns der bewahrenden Tradition vieler Stiftungen noch nicht bewusst. Wir waren aber von Beginn an fasziniert von der Möglichkeit, eine Or-ganisation so gestalten zu können, wie wir es für un-ser Ziel für angemessen hielten. Was war unser Ziel? Wir wollten einen Ort schaffen, an dem gute Ideen für gesellschaftlichen Fortschritt mit Geld zusammen-kommen.

Fortschritt wird immer wieder auch von Menschen erkämpft, die für ihre Rechte auf die Straße gehen. Die Abschaffung der Sklaverei wurde z.B. von der ersten sozialen Bewegung erstritten, die Ende des 18. Jahr-hunderts in England entstand. Die Arbeiterbewegung erkämpfte später die Sozialversicherung und den Achtstundentag, die Frauenbewegung das Wahlrecht und die rechtliche Gleichstellung, die Friedensbewe-gung die Ächtung der Landminen und die Umwelt-bewegung das Verbot von FCKW und den Ausstieg aus der Atomkraft. Veränderung und gesellschaftlicher Fortschritt durch soziale Bewegungen sind ein Kernbe-standteil der Demokratie, und an diesem Punkt setzt die Bewegungsstiftung an. Über 80 Kampagnen und Initiativen hat die Stiftung seit ihrer Gründung geför-dert, allesamt Projekte, die für Frieden, Ökologie, Da-tenschutz und Gerechtigkeit einstehen.

Heute gibt es in der sogenannten „Generation der Erben“ viele Menschen, die sich so-zialen Bewegungen verbunden fühlen. Einige von ihnen stellen sich die Fra-ge: Was lässt sich mit den

Privilegien bewegen, die sich aus dem eigenen Ver-mögen ergeben? Und so haben wir die Bewegungsstif-tung als Gemeinschaftsstiftung angelegt, in der sich Menschen mit Vermögen austauschen können.

Dabei war immer klar, dass zu diesem Austausch auch diejenigen hinzukommen müssen, die den An-stoß für Veränderung geben. Beide Gruppen, die Stif-terinnen und Stifter und die Aktiven aus den geförder-ten Projekten, haben in unserer Satzung die gleichen Rechte. Beide Gruppen wählen eine Person in den Stiftungsrat, beide Gruppen beteiligen sich an der Vor-auswahl von Projektanträgen und evaluieren unse-re Fördertätigkeit. Anfänglich war die Skepsis groß: „Was, ihr wollt die Empfänger an der Entscheidung beteiligen? Das wird ein Hauen und Stechen!“ Längst können wir sagen: Die Angst hat sich nicht bewahrhei-tet. Im Gegenteil: Alle Beteiligten sind froh um die ver-schiedenen Perspektiven und Expertisen. Die Stiftung ist so auch ein Ort des gemeinsamen Lernens und demokratischer Entscheidungsprozesse geworden. Ein Grundsatz gilt dabei in jeder Hinsicht und in jedem Gremium der Stiftung: Wie viel Geld eine Person ein-gebracht hat, wird nicht thematisiert.

Stimmberechtigung erhält ein Stifter oder eine Stifterin bereits mit einer Zustiftung von 5.000 Euro. Viele stiften mehr, so dass wir inzwischen ein Vermö-gen von 5 Millionen Euro verwalten, das auf 131 Stif-ter zurückgeht. Heute sind wir uns der bewahrenden Tradition von Stiftungen sehr bewusst. Wir sind froh, dass unsere Stiftungszwecke uns überdauern werden.

Auch zukünftige Gesellschaften werden Impulse für Veränderung

brauchen.   « « «

Demokratie braucht BewegungDer Ansatz der Bewegungsstiftung

von Jörg rohwedder

Jörg roh�WeDDer ist Vorstand und Geschäfts-führer der Bewegungs-stiftung. Bevor er zur Bewegungsstiftung kam, war der Sparkassenkaufmann und Diplom-Sozial-Ökonom u.a. als Berater für Kriegs-dienstverweigerer und Trainer für gewaltfreies Handeln tätig.

Weitere Informationen rohwedder@ bewegungsstiftung.de www.bewegungsstiftung.de

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 33

Page 34: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Service

LiteraturtiPPs

» Bertelsmann Stiftung (Hg.): Politik nachhaltig gestalten. Wie man nach-haltige Politik macht, kommuniziert und durchsetzt. Gütersloh 2012.

ISBN 978-3-86793-412-1. Die neue Publikation der Bertelsmann Stiftung geht der Frage nach, wie wir

zu einer nachhaltigeren Politik gelangen. Hierzu braucht es drei „K“: Kom-petenz für sachgerechte Lösungen, glaubhafte Kommunikation nach

innen und nach außen sowie Kraft zur Durchsetzung.

» Bertelsmann Stiftung (Hg.): change – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung. Heft 2/2011: Bürgerbeteiligung. Wir

machen mit! Wie Bürger Entscheidungen aktiv mitgestalten. Gütersloh 2011. Kostenloser Download unter

www.bertelsmann-stiftung.deDie Ausgabe 2/2011 des Magazins der Bertelsmann Stiftung

stellt das Thema Bürgerbeteiligung in den Mittelpunkt. Die 74-seitige Publikation ist online als PDF-Datei verfügbar und kann kostenlos bestellt werden.

» Serge Embacher: Baustelle Demokratie. Die Bürgerge-sellschaft revolutioniert unser Land. edition Körber-Stif-

tung, Hamburg 2012. Druckfrisch aus der „edition Körber-Stiftung“: Der Poli-

tikwissenschaftler Serge Embacher ruft zum demokra-tischen Wandel auf. Die Gesellschaft kann sich erst

grundlegend erneuern, wenn die Politik Kontroll-macht abgibt, die Wirtschaft sich demokratisiert

und die Bürgergesellschaft transparent wird.

» Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.): Die Zukunft der Euro-päischen Demokratie. Berlin 2012. Kostenloser Down-

load unter www.boell.de/publikationenMehr demokratische Selbstbestimmung für Bürger fordert

die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung in ihrer am 10. Feb-ruar 2012 vorgestellten Studie zur Zukunft der europäi-

schen Demokratie. Der Schlüssel für eine lebendige De-mokratie liege dabei in einer stärkeren Einbindung

der Zivilgesellschaft in politische Entscheidungen.

» Birthe Kretschmer, Frederic Werner (Hg.): Die digitale Öffentlichkeit. Wie das Inter-

net unsere Demokratie verändert. Hamburg 2012. Kostenloser Download unter

www.fes.de/lnk/7u Der im Januar 2012 erschienene Sam-melband geht zurück auf die vom Juli-

us-Leber-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung initiierte gleichnamige Veranstaltungsreihe,

die die Auswirkungen des Kommunikationswan-dels auf die Demokratie untersucht.

» Claus Leggewie: Mut statt Wut. Aufbruch in eine neue Demokratie. edition Körber-Stiftung,

Hamburg 2011.Ob Stuttgart 21 oder Atomkraft – die Deut-

schen protestieren wieder. Aber wie kann dieses Engagement genutzt werden?

Claus Leggewie zeigt, wie im Zusam-menspiel von Zivilgesellschaft und po-

litischen Institutionen aus Politikver-drossenheit politische Mitarbeit er-

wächst.

34 StiftungsWelt 01-2012

Page 35: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

veranstaLtungstiPP

» Über 100 Stiftungen öffnen zur 3. Berliner Stiftungswoche vom 17. bis 27. April 2012 ihre Türen und laden zu Führungen, Vorträ-gen oder Workshops ein. Erstmals gibt es ein Schwerpunktthema: „Die Rolle von Stiftungen als Förderer, Akteure und Moderatoren gesellschaftlicher Beteiligungsprozesse“. Viele Stiftungen zeigen, wie sie bei ihrer Projektarbeit den Austausch mit Politik und Bür-gern suchen und politische Entscheidungsprozesse anstoßen. Zu den Höhepunkten zählt die „1. Berliner Stiftungsrede“ von Ex-Fi-nanzminister Peer Steinbrück am 24. April. Die Berliner Stiftungs-woche geht zurück auf die Berliner Stiftungsrunde, eine Initiati-ve des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und der Stiftung Zukunft Berlin. Das Programm ist online unter www.berlinerstif-tungswoche.eu zu finden.

zehn grundsätze für bürgerschaftLiche mitverantwortung

» Laut einer Umfrage für die Stiftung Zukunft Berlin und die Herbert Quandt-Stiftung fühlen sich knapp zwei Drittel der Wahlberechtig-ten über ihre Beteiligungsmöglichkeiten bei Planungsvorhaben zu wenig oder gar nicht informiert. Eine Arbeitsgruppe in der Stiftung Zukunft Berlin hat zehn Grundsätze für Bürgerschaftliche Mitver-antwortung formuliert, die sich an Bürger, Politik und öffentliche Verwaltung richten. Weitere Informationen: www.stiftungzukunftberlin.eu tExtE: Ph

» Otto Brenner Stiftung (Hg.): Marktordnung für Lobbyisten. Wie Politik den Lobbyeinfluss regulieren kann. Arbeitsheft 70. Frank-furt a.M. 2011. Kostenloser Download unter www.lobby-studie.de Die im November 2011 veröffentlichte Lobby-Studie der Otto Bren-ner Stiftung basiert auf einer umfangreichen Analyse von Presse-artikeln der letzten zehn Jahre, Regulierungsforderungen, Parla-mentsdebatten und 40 Experteninterviews. Mit ihrer Marktord-nung für Lobbyisten will die Stiftung eine öffentliche Debatte an-stoßen.

» Roland Roth: Bürgermacht. Eine Streitschrift für mehr Partizipati-on. edition Körber-Stiftung, Hamburg 2011. Der Sozialwissenschaftler Roland Roth plädiert für ein neues Ver-hältnis zwischen Staat und Bürgern. Bürger müssen selbstbe-wusst neue Wege der Mitgestaltung einfordern, die Politik muss die Kompetenzen der Bürger anerkennen und Macht teilen.

» Stiftung MITARBEIT (Hg.): Die Zukunft der Bürgerbeteiligung. He-rausforderungen, Trends, Projekte. Verlag Stiftung MITARBEIT, Bonn 2011.Wie können die mannigfaltigen Krisensymptome des demokrati-schen Systems in der Bundesrepublik überwunden werden? Wie kann es gelingen, demokratische Gestaltungsspielräume in al-len Lebensbereichen zu eröffnen und die Beschränkung demokra-tischer Beteiligung auf nachrangige Politikfelder aufzubrechen? Entlang dieser Leitfragen zeigen Autoren aus Bürgergesellschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft Wege auf, wie die Erfolgsgeschichte der bundesdeutschen Demokratie fortge-schrieben werden kann.

internettiPPs

» www.dialog-ueber-deutschland.deNoch bis zum 14. April 2012 können sich Interessierte online mit Vorschlägen am „Dialog über Deutschlands Zukunft“ beteiligen, zu dem Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgerufen hat. Im Mittel-punkt stehen drei große Themenfelder mit folgenden Fragen: Wie wollen wir zusammenleben? Wovon wollen wir leben? Wie wol-len wir lernen?

» www.buerger-beteiligung.orgDie Internetseite www.buerger-beteiligung.org ist eine Initiative der Bertelsmann Stiftung, die das Engagement von Bürgern sicht-barer machen und sie unterstützen soll. Das 2011 gestartete Por-tal dokumentiert Bürgerbeteiligung, bietet Service und Ratschläge und ermutigt die Bürger zur Einmischung in die Politik.

» www.meine-demokratie.de Was passiert in meiner Nähe? Die von den ehrenamtlichen Netz-demokraten gestartete Plattform will Demokratie mittels einer auf Geodaten basierenden Suchmaschine sichtbarer machen. Vom Bürgerbegehren bis zur Demonstration visualisiert eine Karte, wo und wie sich Interessierte konkret politisch beteiligen können.

StiftungsWelt 01-2012 » » » MEhr dEMokratiE StiftEn 35

Page 36: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Top50 – Stiftungsdichte in Großstädten*Rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts, Stand 31. Dezember 2011

*mit mehr als 100.000 EinwohnernStiftungen je 100.000 Einwohner

1614

12

13

15

11

10

98

6

7

4

53

21

24

23

22

21

20

19

18

17

37

36

35

34

33

32

31

30

29

28

2726

25

50

49

48

47

4645

44

43

42

41

4039

38

≥ 50

≥ 40

≥ 30

≥ 20

1 Würzburg 80,0 2 Frankfurt am Main 73,0 3 Hamburg 68,7 4 München 64,1 5 Oldenburg 64,1 6 Mainz 61,7 7 Bonn 60,3 8 Münster 59,0 9 Hannover 58,0 10 Stuttgart 56,9 11 Darmstadt 56,1 12 Augsburg 52,9 13 Bremen 52,6 14 Regensburg 52,4 15 Lübeck 50,9 16 Ulm 50,5 17 Kassel 49,1 18 Heidelberg 46,8 19 Freiburg im Breisgau 44,6 20 Trier 43,7 21 Braunschweig 42,6 22 Nürnberg 42,3 23 Osnabrück 42,0 24 Göttingen 40,5 25 Bielefeld 39,6

26 Düsseldorf 38,9 27 Essen 35,3 28 Saarbrücken 34,7 29 Köln 34,4 30 Kiel 33,8 31 Hildesheim 33,1 32 Karlsruhe 32,9 33 Reutlingen 32,0 34 Wiesbaden 31,9 35 Potsdam 31,2 36 Erlangen 30,3 37 Koblenz 30,1 38 Fürth 28,8 39 Jena 27,6 40 Aachen 26,7 41 Offenbach am Main 25,7 42 Krefeld 25,5 43 Siegen 25,1 44 Paderborn 24,6 45 Wuppertal 24,6 46 Solingen 24,4 47 Pforzheim 22,5 48 Mannheim 22,4 49 Berlin 21,9 50 Dresden 20,6

» » »   Im Jahr 2111 werden 817 rechtsfähige Stiftungen bürgerli-chen Rechts ihr 100. Jubiläum feiern können. Die thematische Breite der „Newcomer“ des vergangenen Jah-res ist breit: Sie reicht von der Stär-kung der angewandten Elektronen-mikroskopie (Heinz-Bethge-Stiftung, Halle) über die wissenschaftliche Aufarbeitung des künstlerischen Werkes von Günter Grass (Günter und Ute Grass Stiftung, Lübeck) bis

hin zur Forschungsförderung zum Recht der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz (Stiftung Umweltenergierecht, Würzburg). Die wahrscheinlich größte Stiftungs-gründung des vergangenen Jahres, die mit 230 Millionen dotierte Brost-Stiftung, hat ihren Sitz in Essen, Nordrhein-Westfalen. Sie fördert nach dem Wunsch der Stifterin, der 2010 verstorbenen Gesellschafterin der WAZ-Mediengruppe Anneliese

Brost, Altenhilfe, Kinder- und Ju-gendhilfe sowie Kunst und Kultur.

Weiterhin in Gründer-laune   » » »   Die Neugründungen haben den Bestand der Stiftun-gen auf 18.946 anwachsen las-sen. Damit hat die Stiftungszahl in Deutschland ein historisches Hoch erreicht. Bleibt diese Dynamik weiter bestehen, wird sich die Zahl der Stiftungen in Deutschland noch vor 2050 verdreifachen. „Die er-neut hohe Zahl an Neugründungen hat mich überrascht“, so Dr. Wil-helm Krull, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und Generalsekretär der VolkswagenStiftung, auf der Jahres-pressekonferenz des Bundesver-bandes am 2. Februar 2012. „Unge-achtet der Sorgen um den Euro und die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise zeigen sich Stifter in Gründerlaune. Die Rechts-form Stiftung bleibt weiter attrak-tiv für nachhaltiges, bürgerschaft-liches Engagement. Aber letztlich kommt es nicht auf die bloße Zahl der eigenständigen Stiftungen an. Zuweilen ist eine Zustiftung in eine bereits bestehende Stiftung oder ein Stiftungsfonds die bessere Al-ternative, auch wenn diese nicht in

StiftungEn neues aus der stiftungsszene

trEndS und initiativEn

817 neue StiftungenNeuerliches Wachstum in 2011: Bundesverband veröffentlicht Jahres-statistik des deutschen Stiftungswesens.

åQuelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen

36 StiftungsWelt 01-2012

Page 37: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

die Neugründungsstatistik einflie-ßen. Kleinststiftungen sind auf lan-ge Sicht meist kaum lebensfähig.“

Zunehmend prekär: die Vermö-gensbewirtschaftung   » » »   Die Mehrzahl der Stiftungen leidet unter dem aktuell niedrigen Zins-niveau. Dazu sagte Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bun-desverbandes: „Wohin mit dem wieder anzulegenden Geld? Die-se Frage ist für Stiftungen zuneh-mend schwieriger zu beantworten. Mit ihren bislang bewährten, auf Sicherheit ausgerichteten Anlage-strategien schaffen viele Stiftungen es nicht mehr, die Ziele Sicherheit, Vermögenserhalt und ausreichen-de Erträge für den gemeinnützigen Zweck unter einen Hut zu bringen. Wir empfehlen diesen Stiftungen auch, stärker in nachhaltige Wirt-schaft zu investieren.“

Zahlenmäßige Spitzen-reiter   » » »   Die meisten Stiftungs-neugründungen des Jahres 2011 in absoluten Zahlen entfallen auf die Flächenländer Nordrhein-Westfalen (167), Baden-Württemberg (146) und Bayern (141); die wenigsten Errichtungen gab es in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern (je-weils 6) und in Bremen (5).

Die Zahl der Gründungen im Ver-hältnis zur Einwohnerzahl ergibt ein abweichendes Bild: Danach rangiert Hamburg mit einer Errich-tungsdichte von 1,68 Stiftungen pro 100.000 Einwohner deutlich über dem Bundesdurchschnitt auf Platz 1. Den letzten Platz belegt Thüringen mit einer Errichtungs-dichte von 0,27 Stiftungen pro 100.000 Einwohner. In der thürin-gischen Landeshauptstadt Erfurt veranstaltet der Bundesverband

Deutscher Stiftungen vom 20. bis 22. Juni 2012 den Deutschen Stif-tungsTag, um den Stiftungsgedan-ken im Osten weiter zu popularisie-ren. Denn auf die fünf ostdeutschen Flächenländer entfallen nur 7,5 Pro-zent aller Neugründungen des ver-gangenen Jahres. Sachsen führt das ostdeutsche Ranking mit 23 verge-benen Anerkennungsurkunden an. Das stiftungskritische DDR-Regime hat im Bestand der ostdeutschen Stiftungen weitreichende Spuren hinterlassen: Lediglich 6,5 Prozent aller bundesdeutschen Stiftungen sind zwischen Stralsund und Plauen angesiedelt.

Das Bundesland mit den meis-ten Stiftungen bleibt Nordrhein-Westfalen mit 3.661 Stiftungen. Doch bezogen auf die Einwohner-zahl zeigt sich das bevölkerungs-reichste Flächenland nur unter-durchschnittlich: Pro 100.000 Ein-wohner haben dort 20,5 Stiftungen ihren Sitz. Im Mittel aller Bundes-länder sind es 23,2.

Städteranking   » » »   Die Trias der stiftungsreichsten Großstädte in Deutschland bleibt unverändert und wird wie in den Vorjahren von Würzburg angeführt (80 Stiftungen pro 100.000 Einwohner), gefolgt von Frankfurt am Main (73 Stiftungen pro 100.000 Einwohner) und Ham-burg (68,7 Stiftungen pro 100.000 Einwohner). Potsdam landet als ers-te ostdeutsche Stadt mit 31,2 Stif-tungen pro 100.000 Einwohner auf Platz 35. Berlin belegt mit 21,9 Stif-tungen Platz 49. In absoluten Zahlen bleibt Hamburg die Stadt mit den meisten Stiftungen (1.227).   « « «katrin kowark | Stv. prESSESprEchErin iM bundESvErband dEutSchEr StiftungEn

Stiftungen je 100.000 Einwohnerin Deutschland (Durchschnitt = 23)

18.946 Stiftungen(davon 817 neu in 2011)

Stiftungen in Zahlen 2011Rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts, Stand 31. Dezember 2011

20 – 29

≥ 30

680(20) 156

(6)

759(30)

1.227(30)

306(5)

1.999(99)

245(10)

414(23)

3.661(167)

251(6)1.712

(70)

886(40)

159(8)

2.847(146)

3.471(141)

173(16)

10 – 19

< 10Stiftungen je 100.000 Einwohnerin Deutschland (Durchschnitt = 23)

18.946 Stiftungen(davon 817 neu in 2011)

Stiftungen in Zahlen 2011Rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts, Stand 31. Dezember 2011

20 – 29

≥ 30

680(20) 156

(6)

759(30)

1.227(30)

306(5)

1.999(99)

245(10)

414(23)

3.661(167)

251(6)1.712

(70)

886(40)

159(8)

2.847(146)

3.471(141)

173(16)

10 – 19

< 10

» Wohin mit dem wieder anzulegenden Geld? Diese Frage ist für Stiftungen zunehmend schwieriger zu beantworten. Wir empfehlen Stiftungen auch, stärker in nachhaltige Wirtschaft zu investieren. Prof. Dr. Hans Fleisch

Weitere Informationen Mehr zu den Neugründungen des vergangenen Jahres finden Sie unter www.stiftungen.org/pressemappe

åQuelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen

StiftungsWelt 01-2012 » » » StiftungEn 37

Page 38: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Durch ihre in langjähriger Arbeit erworbene Sachkenntnis sind Stiftungen besonders prädes-tiniert, neuartige und praktikable Lösungsansätze zu entwickeln und – besonders wichtig – das Nach-denken über die Verbesserung gesellschaftspolitischer Rahmen-bedingungen zu fördern. Eines der zentralen Ergebnisse der Studie „Denken fördern. Thinktanks als In-strumente wirkungsvoller Stiftungs-

arbeit“ lautet, dass Stiftungen für ihre Ar-beit die enormen Po-tenziale, die eine nicht projektgebundene Förderung unabhän-giger privater Institute bietet, noch nicht aus-reichend ausschöpfen. Die Finanzierung der Thinktanks wird stark von staatlicher Sei-te dominiert, und es engagieren sich bisher nur wenige private Stiftungen als Geldge-ber auf diesem Feld.

Ergebnisse   » » »   Die Studie hat führende Köpfe deutscher Stiftun-gen nach ihrer Meinung zu Think-tanks befragt und sich dabei be-sonders dafür interessiert, welche Fördermaßnahmen im Zusammen-hang mit institutioneller Think-tank-Förderung für wirksam und machbar gehalten werden (siehe Grafik). Dabei stellte sich heraus, dass deutsche Stiftungen Think-tanks und der Förderung von Think-tanks gegenüber positiv eingestellt sind. Die Befragung ergab, dass die Experten das Engagement von Stiftungen auf dem Gebiet der Po-litikberatung und die Tätigkeit von Thinktanks als sehr wichtig ein-schätzen, wenngleich sie sich nicht einig sind, ob das Engagement von Stiftungen für Thinktanks zukünftig zunehmen wird. Thinktanks wer-den von einer deutlichen Mehrheit der Stiftungsexperten als Kataly-satoren für gesellschaftspolitische Entwicklungen wahrgenommen, mit deren Hilfe sich die Ziele in den Förderbereichen der Stiftungen besser erreichen lassen. Die Ent-

wicklung eigener Thinktank-Aktivi-täten, die Gründung neuer Think-tanks oder die Förderung bereits etablierter Institute können wir-kungsvolle Ansätze sein, sich auf diesem Feld zu betätigen.

Eines der überraschendsten Ergebnisse ist, dass die befragten Stiftungsakteure die langfristige Förderung von Thinktanks und die Förderung des entsprechenden Or-ganisationsaufbaus als wirksamer einstufen als eine reine projektge-bundene Förderung. Dies ist des-halb so bemerkenswert, da die Stif-tungen in ihrer alltäglichen Arbeits-praxis weiterhin die (individuelle) Projektförderung für eine der wirk-samsten und in ihrer Umsetzbarkeit praktikabelsten Stiftungsaktivitä-ten halten. Diese Erkenntnis zeigt, dass sich das bereits vorhandene Wissen um die großen Potenziale einer langfristigen, institutionellen Förderung für die eigene strategi-sche Arbeit noch in der Praxis etab-lieren und beweisen muss.

Zwei Beispiele für Stiftungen, die sich bereits der Förderung von Thinktanks angenommen haben oder sogar selbst als Thinktank agieren: Die Schader-Stiftung setzt sich schwerpunktmäßig mit dem Wohnen und Zusammenleben in Städten auseinander und hat sich von Beginn an selbst als Think-tank definiert. Im Fokus ihrer Arbeit steht das Bestreben, die Erkennt-nisse der Sozialforschung im Be-reich Wohnen und Gesellschaft in die Praxis zu übertragen. Sie unter-

trEndS und initiativEn

Denken fördern!Neue Studie: Thinktanks als Instrumente wirkungsvoller Stiftungsarbeit

Im Januar haben die Vodafone Stiftung Deutschland und der Bundesver-

band eine Studie vorgelegt. Sie beschreibt die wachsende Thinktank-

Landschaft in Deutschland und zeigt Entwicklungsmöglichkeiten und

Potenziale auf, die sich für Stiftungen durch die Förderung von Think-

tanks ergeben können. Anspruch ist es, Stiftungen Thinktanks als Betä-

tigungsfeld näherzubringen und auf die Hebelwirkung hinzuweisen, die

hier entfaltet werden kann. Die Studie bietet zudem Handlungsempfeh-

lungen für Stiftungen, die sich auf diesem Feld engagieren möchten.

susAnne sch�röDer ist Referentin im Programmbereich Thinktank, Bildungsforschung und Integration bei der Vodafone Stiftung Deutschland.

Kontakt [email protected]

38 StiftungsWelt 01-2012

Page 39: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

stützt Städteplaner, Wohnungs-baugesellschaften und Kommunen bei der Gestaltung von Städten mit ihren Nachbarschaften im Zuge des gesellschaftlichen und demogra-fischen Wandels. Der Stifter und Bauingenieur Alois M. Schader gründete die Stiftung im Jahr 1988, um sich für die Anpassung des Wohnungsbaus an die sich ändern-den gesellschaftlichen Bedürfnisse einzusetzen.

Ein weiteres gutes Beispiel für die Institutionalisierung eines

Thinktanks durch die Mitwirkung von Stiftungen ist der Sachverstän-digenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), der im Jahr 2008 von acht Stiftun-gen auf Initiative der Stiftung Mer-cator und der VolkswagenStiftung gegründet wurde, um das Fehlen einer unabhängigen und wissen-schaftlichen Beurteilungsinstanz im Bereich der Integrations- und Migrationsthematik zu kompensie-ren. Die acht Stiftungen unterstüt-

zen die SVR GmbH bereits in der zweiten dreijährigen Förderphase finanziell und stellen dadurch lang-fristig die Möglichkeit zum poli-tisch und institutionell unabhän-gigen Arbeiten des Sachverständi-genrats sicher. Diese neue Form der Stiftungskooperation kann als nachahmenswertes Beispiel für zu-künftiges Engagement von Stiftun-gen dienen.

Was die öffentlichkeitswirk-same Vermarktung der erarbei-

åQuelle: Experten-befragung des Bundes-verbandes Deutscher Stiftungen 2011 zum Thema Stiftungen und Thinktanks, Runde 2, n = 16

Wirkungsvolle FördermaßnahmenWelche Fördermaßnahmen halten Stiftungen bei der Förderung institutioneller Thinktanks für wirksam?

Quelle: BVDS 2011, Expertenbefragung zu Stiftungen und Thinktanks, Runde 2, n = 16

sehr gut gut/eher wenig gar nicht

Förderung von Fachtagungen und Konferenzen

Förderung der Medientauglichkeit von Wissenschaftlern

Die Stiftung stellt Netzwerk und Expertise als Ressourcen

Förderung einzelner PR-Maßnahmen

Förderung des Organisationsaufbaus durch Startkapital

Projektgebundene Förderung

Institutionelle Förderung (einmalige Zuwendung)

Förderung von öffentlichkeitswirksamen Kampagnen

Langfristige Förderung (regelmäßige Zuwendungen)

0 2 64 8 10 12 1814 16

uw

uw

uw

uw

uw

uw

uw

uw

uw

u = umsetzbar w = wirksam

Was ist ein Thinktank?

Der Begriff „Thinktank“ wur-de während des Zweiten Welt-krieges in den USA geprägt und für einen abhörsicheren Raum (tank) verwendet, der militäri-schen und zivilen Experten als Ort zur Entwicklung von Inva-sionsplänen und militärischen Strategien diente (think). Im Ver-lauf der 1960er- und 1970er-Jah-re ging man dazu über, den Be-griff auch als Bezeichnung für praxisorientierte Forschungsins-titute außerhalb der Außen- und Sicherheitspolitik zu benutzen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in den USA die ersten Thinktanks mit dem Ziel gegrün-det, wissenschaftliches Wissen für die Politik nutzbar zu machen und auf diesem Wege eine Ver-bindung zwischen Wissenschaft und politischer Praxis herzustel-len (vgl. Martin Thunert: Think Tanks in Deutschland – Berater der Politik?, in: Aus Politik und Zeitgeschehen, B51/2003, S. 30–38, hier S. 30).

StiftungsWelt 01-2012 » » » StiftungEn 39

Page 40: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

teten praxistauglichen Konzepte der Thinktanks betrifft, so liefern die angelsächsischen Länder gute Beispiele, etwa die Fokussierung auf kurz gehaltene Studien und Empfehlungen, sogenannte Policy Briefs, die es auch politischen Ent-scheidern in Zeitnot ermöglichen, sich über die Kernargumente eines Konzepts zu informieren. Aller-

dings bedienen sich die britischen und US-amerikanischen Think-tanks anderer Kommunikations-kanäle. In den USA wenden sich die Thinktanks mit ihren Expertisen durch gezielte Medienarbeit an die breite Öffentlichkeit und wirken so-mit auch als Motor für den öffent-lichen Diskurs. Der überwiegende Teil deutscher Denkfabriken rich-

tet seine Arbeitsergebnisse direkt an politische und wissenschaftli-che Fachkreise. Diese öffentliche Adressierung stellt sicherlich eine Möglichkeit dar, die die deutschen Stiftungen und Thinktanks im Rah-men ihres gesellschaftlichen Auf-trags auch für sich stärker in Erwä-gung ziehen könnten.   « « «

Nähere Informationen Karolina Merai; Juliane Metzner-Kläring; Susanne Schröder; Sabine Sütterlin: Denken fördern. Thinktanks als Instrumente wirkungs-voller Stiftungsarbeit. Hg. von der Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH und dem Bundesverband Deutscher Stiftungen e. V. Berlin 2011. Die Studie kann unter www.stiftungen.org/thinktank kostenlos heruntergeladen werden.

Fünf Fragen an Dr. Wilhelm KrullGeneralsekretär der VolkswagenStiftung und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

StiftungsWelt: Welche Rolle spielen Stiftungen in der Politikberatung – und welche sollten sie spielen? Dr. Wilhelm Krull: An Politikbera-tung gibt es in Deutschland keinen Mangel. Allenthalben schießen neue Beratergremien wie Pilze aus dem Boden. Dies hat bereits dazu ge-führt, dass vielfach von der „Bera-terrepublik“ die Rede ist. Stiftungen nehmen gleichwohl eine wichtige Aufgabe wahr, indem sie dafür sor-gen, dass wissenschaftliche Erkennt-nisse, die sonst nicht ohne Weiteres ihren Weg in die Politik fänden, an diese nachhaltig herangetragen wer-den. Wenn Stiftungen darauf ach-ten, dass ihre Politikberatung nicht parteipolitisch gefärbt ist, kann sie zusätzliche Impulse in Reformbe-wegungen bringen. Dies zeigt nicht zuletzt der gemeinsam von acht Stiftungen gegründete Sachverstän-digenrat für Integration und Migrati-on, der bereits mit seinen ersten bei-den Jahresgutachten erhebliche Auf-merksamkeit erzielt hat.Was spricht für, was gegen ein stär-keres Engagement von Förderstif-

tungen bei der institutionellen Förde-rung von Thinktanks?Förderstiftungen können die Unabhän-gigkeit und Autonomie eines Think-tanks entscheidend sichern, indem sie für eine Finanzierung jenseits der übli-chen Institutionen sorgen. Wichtig ist jedoch, dass sie stets darauf achten, die Überparteilichkeit auch langfris-tig zu sichern. Dies impliziert zugleich, dass man bereit sein muss, ein erheb-liches Stück an Ergebniskontrolle aus der Hand zu geben.Sehen Sie eine Tendenz, dass Förder-stiftungen vermehrt privat finanzierte Thinktanks unterstützen?Es gibt vielfach Überlegungen, weite-re Thinktanks zu gründen. Soweit ich es im Moment überblicke, sind diese Plä-ne jedoch noch nicht zu einer Institu-tionalisierungsreife gediehen. Insbe-sondere die Definition des Aufgaben-zuschnitts, aber auch die Frage einer angemessenen Zusammensetzung stel-len stets aufs Neue Herausforderungen für Stiftungen dar, wenn sie auf diesem Gebiet erfolgreich agieren wollen.Thinktanks stehen häufig im Verdacht, Lobbyarbeit für bestimmte Gruppierun-

gen zu leisten. Wie schätzen Sie vor diesem Hintergrund ein stärkeres Engagement von Stiftungen in die-sem Feld ein?Vor dem Hintergrund der bereits er-wähnten „Beraterrepublik“ ist es in der Tat entscheidend, jeden An-strich von „Lobbyarbeit“ zu vermei-den. Daher kommt auch kein Think-tank in eigener Sache – sei es für das Stiftungshandeln oder auch für die mit der Stiftung verknüpften Unternehmensinteressen – in Be-tracht. Nur ein durch entsprechend starke Governance-Strukturen abge-sichertes, unabhängig agieren kön-nendes Gremium kann nachhaltig Wirkung erzielen.Was sollten Stiftungen bei der För-derung von Thinktanks beachten?In erster Linie kommt es darauf an, loslassen zu können. Die Unab-hängigkeit und auch völlige Trans-parenz mit Blick auf die Zusammen-setzung sowie die Arbeitsweise sind entscheidende Erfolgsvoraus-setzungen.   « « «fragEn: JuLiane metzner-kLäring, wiSSEnSchaftlichE MitarbEitErin iM bundESvErband dEutSchEr StiftungEn

40 StiftungsWelt 01-2012

Page 41: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Wenn es um Bildung und Teilhabe von Kindern und Jugend-lichen geht, ist primär der Staat gefordert. Stiftungen wollen ihn bei dieser Aufgabe nur ergänzen, um so zusätzliche Chancen zu er-öffnen. Was fehlt, ist eine bes-sere Koordinierung dieses Zusatz-engagements mit den staatlichen Bemühungen, damit aus dem Ne-beneinander ein Miteinander wird. Dies ist das zentrale Ergebnis einer im Januar vom Bundesverband vor-gestellten Studie.

Vor einem Jahr ist das Bildungs- und Teilhabepaket für bedürftige Kinder in Kraft getreten. Es folg-te einem Urteil des Bundesverfas-sungsgerichts vom Februar 2010, nach dem Bildung und Teilhabe zum Existenzminimum gehören. 2,5 Millionen Kinder aus Geringver-dienerfamilien haben nun einen Rechtsanspruch aufs Mitmachen: ob Klassenausflüge oder Sportver-ein, ob Mittagessen oder Lernför-derung. Über die Umsetzung des Paketes und die Kooperation mit Stiftungen sprach die Bundesminis-terin für Arbeit und Soziales Ursula von der Leyen anlässlich der Vor-stellung der Studie „Stiftungen und Teilhabe von Kindern und Jugendli-chen“ am 17. Januar 2012 mit mehr als 40 Stiftungsvertretern im Haus Deutscher Stiftungen in Berlin.

Die Studie, die das Ministerium für Arbeit und Soziales in Auftrag gegeben hatte, beschäftigt sich mit den Fragen: Welche Rolle haben Stiftungen in diesem Bereich? Wie

sieht die Einstellung der Stiftun-gen zum Bildungs- und Teilhabe-paket der Bundesregierung aus? Welche Potenziale ergeben sich für die Kooperation von Staat und Stiftungen? Grundlagen waren eine Online-Umfrage, die der Bundes-verband im Herbst 2011 unter mehr als 550 Stiftungen durchgeführt hatte, und 22 leitfadengestützte Experteninterviews.

Was aus der Sicht von Stiftun-gen zum Gelingen des Pakets beiträgt   » » »   Gemäß der Stu-die wünschen sich die Stiftungen, umfassender über die Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets aufgeklärt zu werden. 75 Prozent der befragten Stiftungen fühlten sich bisher nicht ausreichend von staatlicher Seite informiert. Wei-tere Kritikpunkte sind der bürokra-tische Aufwand und die mangeln-de Verbindung mit bestehenden Angeboten. Immerhin jede zehnte Stiftung hat bereits Schritte in Be-zug auf das Bildungs- und Teilha-bepaket unternommen, z.B. Ko-operationen eingeleitet oder Pro-jekte in Gang gesetzt. Knapp drei Viertel (73,8 Prozent) der Stiftun-gen können sich vorstellen, ihr En-gagement auf den Themengebieten Musik, Theater und Kunst im Sinne der Teilhabe benachteiligter Kinder auszuweiten.

Bundesministerin von der Leyen sprach mit den geladenen Stif-tungsvertreterinnen und -vertre-tern auch über die Möglichkeiten

der weiteren Zusammenarbeit. Die offene und produktive Diskussion mündete in einer gegenseitigen Zu-sage: Die Beteiligten wollen auch zukünftig das Gespräch suchen, um die Förderung junger Menschen effektiver zu gestalten. Der Dialog soll auf Initiative des Bundesver-bandes Deutscher Stiftungen wei-ter ausgebaut werden.

Auf der Basis der Studienergebnisse formulierte der wis-senschaftliche Beirat des Bundesverban-des sechs Empfehlun-gen für eine gelunge-ne Teilhabeförderung und die Zusammen-arbeit von Stiftun-gen mit staatlichen Akteuren.   « « «miriam rummeL | wiSSEnSchaftlichE volontärin iM bundESvErband dEutSchEr StiftungEn

trEndS und initiativEn

Miteinander statt nebeneinander!Eine neue Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales untersucht Stiftungsengagement für Bildung und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen.

Weitere Informationen Antje Bischoff u.a.: Stiftungen und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. StiftungsStudie. Hg. vom Bundesverband Deutscher Stiftungen. Berlin 2012. ISBN 978-3-941368-19-4. Die Empfehlungen, die Studie und weitere Informationen finden Sie unter www.stiftungen.org/teilhabestudie. Ein kostenloses Printexemplar ist bestellbar unter [email protected].

StiftungsWelt 01-2012 » » » StiftungEn 41

Page 42: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Svenja hat in ihrem Herz einen festen Platz für behinderte Kinder wie die neunjährige Tamara reserviert. Anstatt Abrechnungen für die Kunden zu schreiben, küm-mert sie sich für eine Woche lie-bevoll um ein schwerbehindertes Mädchen in der Diakonie Stetten. – Noch etwas zögerlich nimmt Carlos die Hand der alten Dame, die im Seniorenheim lebt. Mit dem Rühr-löffel versuchen sie beide, dem Ku-chenteig eine cremige Konsistenz zu verleihen. – Noch zehn Minuten, bis sie die Tür aufschließen darf. Draußen wird die Schlange immer länger. Melanie kann kaum glau-

ben, dass es in ei-nem reichen Land so etwas gibt: Menschen stehen im „Tafelladen“ für Nahrungsmittel an, die aus dem Super-marktregal aussortiert wurden.

Dies sind drei Beispiele von rund 1.300 überwiegend jungen Men-schen, denen der Stifterverbund zur Förderung sozialen Lernens jährlich in Zusammenarbeit mit der Agentur „mehrwert“ prägende Erfahrungen in sozialen Einrichtungen ermög-licht. „mehrwert“ ist eine diakoni-sche Agentur, die sowohl für Schü-ler, Auszubildende und Hochschüler als auch für Führungskräfte nach-haltige Lernprogramme bietet und dabei Profit- und Non-Profit-Unter-nehmen vernetzt.

Wie gelingt es, dass sich junge Menschen engagieren und Verant-wortung für schwächere Menschen übernehmen? Was braucht es, da-mit Schüler, Azubis und Studieren-de teamfähig werden und zu ganz-heitlich gebildeten Persönlichkei-ten heranreifen? Das waren die Fra-gen im Vorfeld der Gründung des Stifterverbunds im Jahr 2000. Die Antwort lag auf der Hand: Wenn sich junge Menschen für kurze Zeit in eine soziale Einrichtung integ-rieren, können sie sich in einem neuen Umfeld bewähren und an Herausforderungen wachsen. Und damit möglichst viele Menschen solche Erfahrungen machen kön-nen, braucht es eine operativ täti-ge Agentur, die vermittelt, anleitet und begleitet.

Auf der Basis dieser Erkennt-nis beschlossen große diakonische Einrichtungen und die Evangelische Landeskirche in Württemberg, die Dr. Antonie Kraut Stiftung – Stiftung der Diakonie zur Förderung Sozialen

Lernens zu gründen. Wenig später kamen namhafte Unternehmen und Verbände aus Süddeutschland da-zu. Heute verfügt der Stifterverbund über ein Kapital von rund 2,7 Millio-nen Euro und kann mit seiner Aus-schüttung einen wichtigen Beitrag zur Existenzsicherung der Agentur „mehrwert“ leisten. Dem Stiftungs-rat gehören Vertreterinnen und Ver-treter von Diakonie, Arbeitgeberver-bänden sowie des Landes Baden-Württemberg an. „Soziale Kom-petenz wird in unserem beruflichen und privaten Leben immer wichti-ger“, begründet der Vorsitzende des Stifterverbunds Mathias Kammüller, Geschäftsführer der TRUMPF GmbH & Co. KG, das Engagement. „Wir brauchen junge Menschen, die gut und ganzheitlich ausgebildet sind. Wir brauchen Persönlichkeiten, die wissen, wie man mit anderen richtig umgeht, und in der Lage sind, mit Veränderungen Schritt zu halten.“ Auch für die sozialen Einrichtun-gen hat das Mitmachen vielfache Effekte: „Als Chef der Evangelischen Heimstiftung ist es mir wichtig, dass unsere Bewohner Zuwendung er-fahren“, so deren Hauptgeschäfts-führer Bernhard Schneider. „Die Projekte von „mehrwert“ motivieren junge Menschen, alten Menschen ein Stück ihrer Zeit zu schenken und sie mit ihrer Lebensfreude anzuste-cken.“ Weitere Förderer der Initiati-ve sind willkommen.   « « «woLfram kePPLer | ÖffEntlichkEitSarbEit/cSr, MEhrwErt – agEntur für SoZialES lErnEn ggMbh, Stuttgart

trEndS und initiativEn

Soziale HorizonterweiterungenSeit 12 Jahren ermöglicht der Stifterverbund zur Förderung sozialen Lernens nicht nur jungen Menschen prägende Erfahrungen in sozialen Einrichtungen.

Weitere Informationen Gabriele Bartsch, Geschäftsführerin mehrwert gGmbH Telefon (0711) 12 37 57 37 [email protected] www.stiftung-soziales-lernen.de www.agentur-mehrwert.de

42 StiftungsWelt 01-2012

Page 43: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

clAuDiA seiDensticker-fountis und ihr Mann Anastassios Fountis gründeten 2010 die Stiftung Kultur für Kinder. Zu seiner Hochzeit hatte das Paar anstelle von Geschenken um Geld für eine Treuhandstiftung gebeten. Die bildende Künstlerin schaffte es 2008 ins Guinness Buch der Rekorde, als sie Kinder und Jugendliche in Düsseldorf dazu aufrief, eine 60 Meter lange Leinwand zu bemalen. Aus der eintägigen Aktion erwuchs der Wunsch, benachteiligten Kindern auf der ganzen Welt die Kunst nahezubringen. 2009 gründete sie den Verein KRASS e. V.; 2010 folgte die Stiftung Kultur für Kinder, deren Vorstandsvorsitzende sie seitdem ist.

Weitere Informationen: [email protected]

www.stiftungkulturfuer-kinder.de

Das Motto Ihrer Stiftung lautet: „Wir machen Kinder stark!“ Wie machen Sie das?Wir stärken die Schlüsselkompe-tenzen und das Selbstvertrauen von Kindern aus sozial schwachen Familien, indem wir kostenlose Kunstklassen in Schulen anbieten. Außerdem steuern wir in Koope-ration mit dem Jugendamt der Stadt Düsseldorf mit einem Kunst-bus Spielplätze an. Begleitet von Künstlern können Kinder ihren Ideen freien Lauf lassen. Kinder öffnen beim Malen nicht nur Farb-töpfe, sondern auch ihre Herzen. Sie entdecken so ihre Kreativität, Experimentier- und Spielfreude, lernen aber auch Integration, Tole-ranz und Akzeptanz.

2008 haben Sie mit jungen Men-schen ein Projekt in Düsseldorf realisiert, mit dem Sie ins Guin-ness Buch der Rekorde gekommen sind. Wie haben Sie das geschafft?Für die Aktion „Kinder malen eine bessere Welt“ haben Kinder und Jugendliche eine 60 Meter lange Leinwand bemalt. Begleitet von Künstlern haben sie eine alte Stra-ßenbahnstation in ein Atelier ver-wandelt und konnten dem Spiel mit Farben freien Lauf lassen. Es ist fantastisch, wie viele Menschen einen unterstützen, wenn man

darum bittet! Ich schrieb meinen Netzwerkpartnern bei Xing, Linked-in und Facebook, dass ich 1.000 Leinwände brauche, und ich bekam sie. Nicht von einem einzelnen, aber von vielen, die helfen wollten. Aus dem eintägigen Event hat sich die Vision entwickelt, Kindern in allen Hauptstädten der Welt einen schwellenfreien Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen.

Wie soll die Verbreitung gelingen? Mithilfe von Social Franchising ist der Projekttransfer von Kinder-KunstHäusern nach Düsseldorf, Köln, Trier, Limburg und Athen gelungen. Weitere sind in Ber-lin, München, Frankfurt, Peking, Shanghai, Patras und Hamburg geplant. Wir arbeiten eng mit den Institutionen vor Ort zusammen. Neben Informationsveranstaltun-gen und Pressearbeit setzen wir auf Mundpropaganda, persönliche Beziehungen und sehr stark auf Social Media.

Sie hatten vor einigen Jahren ei-nen schweren Unfall und lagen mehrere Monate im Koma. Wie hat der Schicksalsschlag Ihr Leben be-einflusst?Nach meiner Zeit im Krankenhaus, zwei Nahtoderlebnissen und mit einer bleibenden Behinderung bin

ich einfach dankbar, dass ich über-lebt habe. Seitdem habe ich eine andere, positiv lösungsorientierte Art zu denken, durch die ich mich selbst gestärkt habe.

Was hilft Ihnen, etwas zu bewegen?Positives Denken! Normalerweise vergessen wir es im Alltag, dank-bar zu sein. Wir nehmen die posi-tiven Dinge selbstverständlich und übersehen das, was gut und schön ist. Wenn wir uns häufig auf schö-ne Dinge konzentrieren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir mehr davon erleben. Meine Devise: „Egal, was passiert, es wird seinen Sinn haben, und ich werde daraus etwas lernen.“

Wie finden und begeistern Sie an-dere – z.B. Kinder, Spender und Kooperationspartner?Die Kinder erreichen wir in den In-stitutionen und durch unsere Netz-werkpartner. Spender und Koope-rationspartner finden oft von sich aus den Weg zu uns. Wir sind ein wahnsinnig kommunikatives Team. Da wir bundesweit in Deutschland vertreten sind, entsteht durch die Kommunikation schon der erste Schritt. Gute Kommunikation war ein Weg, der zu unseren Erfolgen führte.

Wobei schöpfen Sie Kraft und In-spiration?Ich habe jederzeit ein, zwei oder drei kleine Ziele und laufe jeden Tag einen kleinen Schritt in diese Richtung. Wichtiger als die Größe der Schritte sind die Kontinuität und Stetigkeit. Es macht mich sehr glücklich, die positive Wirkung un-serer Arbeit auf Kinder und Jugend-liche zu sehen. intErviEw: bvb/Ph

Nachgefragt: Claudia Seidensticker-Fountis

Stiftung Kultur für KinderDie Stiftung Kultur für Kinder hat sich die nachhaltige Förderung des kreativen Potenzials von Kindern und Jugendlichen auf die Fahnen geschrieben. Operati-ver Arm der Stiftung ist der 2009 gegründete Verein KRASS e. V., dessen Projekt „Das größte Kinderatelier“ 2009 im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet wurde. Zu den rund 50 Kooperationspartnern von Stiftung und Verein zählen Bundes- und Landesministerien, Stiftungen, Schulen, karitative Einrichtungen und Unternehmen. Heute engagieren sich 50 Ehrenamtliche von Köln bis Athen für kulturelle Bildung. Ihre Philosophie: „Kinder stark machen!“

StiftungsWelt 01-2012 » » » StiftungEn 43

Page 44: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Am 8. Februar 2012 legte die Europäische Kommission den Vor-schlag für das Statut einer Europäi-schen Stiftung vor. Im Mittelpunkt des Vorschlages steht die einheit-liche Rechtsform der Europäischen Stiftung. „Eine europäische Stif-

tungsform kann die aktive europäi-sche Bürgergesellschaft beflügeln. Sie erleichtert das Wirken und Zu-sammenwirken über nationale Grenzen hinaus“, kommentierte der Generalsekretär des Bundes-verbandes Deutscher Stiftungen Prof. Dr. Hans Fleisch die Initiati-ve. Der Vorschlag zum Statut einer Europäischen Stiftung geht nun ins Europäische Parlament.

Das Statut ist auf gemeinnützige Stiftungen ausgerichtet. Vorausset-zung für die Erlangung der freiwil-ligen Rechtsform ist der Nachweis der Gemeinnützigkeit, der grenz-überschreitenden Tätigkeit und ein Stiftungskapital von mindestens 25.000 Euro. Die Europäische Stif-tung kann gegründet werden durch Umwandlung einer nationalen Stif-tung oder durch die Verschmelzung nationaler Stiftungen.

Bisher hatten Stiftungen, die grenzüberschreitend tätig sind, da-durch mehr Kosten und erhöhten

Aufwand in Kauf zu nehmen. Eine Anfang 2009 veröffentlichte Mach-barkeitsstudie der Europäischen Kommission hat die Kosten durch diverse gesetzliche Barrieren auf 90 bis 102 Millionen Euro pro Jahr beziffert.

Das European Foundation Cen-tre (EFC) schätzt die Zahl der ge-meinnützigen Stiftungen in Euro-pa auf über 110.000. Das europäi-sche Stiftungswesen ist insgesamt stark im Wachstum begriffen. In der Slowakei beispielsweise hat sich die Anzahl der gemeinnützi-gen Stiftungen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht, die Zahl der Stiftungen in Frank-reich im selben Zeitraum in etwa verdoppelt. In Deutschland gibt es aktuell knapp 19.000 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, 817 davon wurden im vergangenen Jahr gegründet. 11 Prozent der deut-schen Förderstiftungen sind auch im Ausland tätig.   « « « ko

intErnationalES

Vorstoß für die Europäische StiftungEuropäische Stiftungsform kann die aktive europäische Bürgergesellschaft beflügeln.

[email protected] · www.villalacollina.com

• exklusive Tagungs- und Urlaubsmöglichkeiten• Ex-Urlaubsresidenz Konrad Adenauers • Ambiente eines privaten Gästehauses • 34 Gästezimmer und 28.500 qm Park • köstliche italienische Küche

Rufen Sie uns an – wir freuen uns auf Sie !Telefon: 00390 34 444 111

44 StiftungsWelt 01-2012

Page 45: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Mit dem KOMPASS zeichnet der Bundesverband Deutscher Stiftungen am 15. November 2012 zum siebten Mal Beispiele erfolgreicher Kommunikation von Stiftungen aus. Wir laden Sie herzlich ein, sich mit Ihren Kommunikationsprojekten für den Preis zu bewerben.

Kategorien   » » »   Der Preis wird in drei Kategorien verliehen:» Gesamtauftritt: Kommunikation einer Stiftung insgesamt» Projektkommunikation: Kommunikation eines Stiftungsprojekts, Kampagnen» Einzelne Kommunikationsmaßnahme:

z.B. Veranstaltungen, Publikationen, Internetauftritt, NewsletterZusätzlich würdigt der KOMPASS-Sonderpreis 2012 den besten Jahresbericht einer Stiftung.

Teilnahme   » » »   Bewerben können sich Stiftungen » aller Rechtsformen mit Sitz in Deutschland,» mit eigenen, abgeschlossenen oder begonnenen Kommunikationsprojekten,

für die bereits messbare (Zwischen-)Ergebnisse vorliegen,» für eine oder mehrere Kategorien des Preises und für den Sonderpreis.Die Ausschreibungsunterlagen und weitere Informationen zur Bewerbung finden Sie im Internet unter www.stiftungen.org/kompass, oder Sie können sie beim Bundesverband Deutscher Stiftungen anfordern. Einsendeschluss ist der 20. August 2012 (Poststempel). Alle Bewerber erhalten die Möglichkeit, kostenlos an einem Seminar zur Stiftungskommunikation teilzunehmen.

Nominierung und Preisverleihung   » » »   Über die Vergabe entscheidet eine unabhängige Jury von Fachleuten aus dem Stiftungswesen und der Unternehmenskommunikation sowie namhaften Jour-nalisten und Medienwissenschaftlern. Im September nominiert die Jury zunächst drei Stiftungen in jeder Kategorie. Die Preisträger werden am 15. November 2012 im Rahmen eines Festabends im Museum für Kommunikation in Berlin mit dem KOMPASS ausgezeichnet. Als Gewinn erwartet die Siegerstiftungen ein viertelseitiges Advertorial in einer Ausgabe der Stiftungs-Sonderseiten der Wochenzeitung DIE ZEIT.

Ihre Ansprechpartnerin:    » » »   Juliane Metzner-Kläring, Bundesverband Deutscher Stiftungen Telefon (030) 89 79 47-82 | Fax -71, [email protected], www.stiftungen.org/kompass

Ausschreibung: KOMPASS 2012Der Kommunikationspreis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

Herzlichen Dank an die Förderer des KOMPASS 2012:

Bewerben Sie sich!

NEXIA DEUTSCHLAND GMBHWirtschaftsprüfungsgesellschaft

Kooperationspartner der Preisverleihung:

StiftungsWelt 01-2012 » » » StiftungEn 45

Page 46: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

PersonAliA

dr. veronica carstens

Am 25. Januar 2012 ist Dr. Veronica Carstens im Alter von 88 Jahren friedlich im Kreise ihrer engsten Weggefährten in Bonn verstorben. Die Grande Dame der Naturheil-

kunde und frühere Frau des Bundesprä-sidenten Karl Cars-tens legte mit der 1981 errich-

teten Karl und Veronica Carstens-Stiftung und der Patientenorgani-sation „Natur und Medizin e. V.“ den Grundstein für die wissen-schaftliche Aufarbeitung von Naturheilkunde und Homöopathie. Ihrem Engagement sei zu verdan-ken, dass die Arzneimittel der besonderen Therapierichtungen im Arzneimittelgesetz verankert sind und Naturheilverfahren in der Approbationsordnung für Ärzte stehen, so die Stiftung.

Prof. dr. werner otto

Der Hamburger Kaufmann, Unter-nehmer und Stifter Prof. Dr. h. c. Werner Otto, Gründer der Versand-

handels-gruppe OTTO und der Ein-kaufscen-ter-Entwick-lungsge-sellschaft ECE, ist am

21. Dezember 2011 im Alter von 102 Jahren im Kreise seiner Familie in Berlin gestorben. 1969 hatte er die Werner Otto Stiftung errichtet. Ein wichtiges Projekt der Stiftung ist das wissenschaftliche Behand-lungszentrum für Krebskrankheiten im Kindesalter an der Universitäts-kinderklinik in Hamburg-Eppen-dorf. Anlässlich seines 100. Ge-burtstags hatte Otto 2009 mit seiner Frau Maren zudem die Werner und Maren Otto Stiftung zur Förderung der Altenhilfe errichtet.

Jede menge auszeichnungen…

Die Stifterin Gisela Bohnenkamp (Friedel & Gisela Bohnenkamp Stif-tung) hat am 2. Dezember 2011 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Nie-dersächsischen Verdienstordens erhalten. Mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ist im Dezember der Schauspieler Jan Josef Liefers für sein Engage-ment für das Kinderhospiz Sonnen-hof der Björn Schulz Stiftung ge-ehrt worden. Für seine Verdienste für die Verbraucher ist am 9. De-zember der langjährige Vorstand der Stiftung Warentest, Dr. Werner Brinkmann, anlässlich seines Ab-schieds mit dem Bundesverdienst-kreuz gewürdigt worden. Zum Jah-resende erhielt auch die Unterneh-merin und Stifterin Eva Mayr-Stihl (Eva Mayr-Stihl Stiftung) das Ver-dienstkreuz 1. Klasse. Das Bundes-verdienstkreuz ging am 14. Dezem-ber an Michael Jacobi, der über 14 Jahre die Bürgerstiftung Güters-loh geprägt hat und Regionalkura-tor der Initiative Bürgerstiftungen im Bundesverband war. An die-sem Tag nahm außerdem Dr. Birgit Weihrauch von der Deutschen Hos-piz- und PalliativStiftung das Ver-

dienstkreuz am Bande entgegen. Aus den Händen des Niedersäch-sischen Ministerpräsidenten David McAllister empfing die Stifterin Eske Nannen (Kunsthalle Emden) das Große Verdienstkreuz des Ver-dienstordens der Bundesrepublik Deutschland am 4. Januar 2012.Am 12. Januar ehrte Hamburgs Justizsenatorin Jana Schiedek die Vorstandsvorsitzende der Bürger-Stiftung Hamburg, Johanna von Hammerstein, und ihren Vorgänger Klaus Rollin mit dem Bundesver-dienstkreuz. Der langjährige Weg-gefährte und Kooperationspartner der Karl Kübel Stiftung, Pater Heinz Kulüke SVD, erhielt das Bundesver-dienstkreuz am 17. Januar für sein Engagement für arme Menschen auf den Philippinen.

Prof. dr.-ing. werner J. bauer

Prof. Dr.-Ing. Werner J. Bauer (Foto), Generaldirektor der Nestlé AG, ist seit dem 15. November 2011 neuer

Vorsitzen-der des Kuratori-ums der Bertels-mann Stiftung. Er hat das Amt von

Prof. Dr. Dieter H. Vogel übernom-men, der das Aufsichts- und Kon-trollorgan der Bertelsmann Stiftung mit dem Erreichen der Altersgrenze verlassen hat. Bauer gehört dem Kuratorium seit März 2003 an und ist zudem seit 20 Jahren stv. Vorsit-zender des Stiftungsrats der Stif-tung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.

nEuigkEitEn

46 StiftungsWelt 01-2012

Page 47: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

nEuigkEitEnreinhard eLzer

Zum 1. Januar 2012 hat Landesrat Reinhard Elzer (Foto) den Vorsitz

des Verwal-tungsrates des Kölner Gymnasial- und Stif-tungsfonds übernom-men. Der Leiter des

Dezernates „Jugend“ im Land-schaftsverband Rheinland und Geschäftsführer der Rheinischen Versorgungskassen folgt auf Dr. Jürgen Baur, der den Verwal-tungsrat der traditionsreichen Stiftungsverwaltung nach 30-jäh-riger Mitgliedschaft (darunter 18 Jahre als Vorsitzender) verlassen hat.

Prof. Peter frankenberg

Minister a. D. Prof. Peter Franken-berg ist in den Aufsichtsrat der Gips-Schüle-Stiftung gewählt worden. Der ehemalige Landesmi-nister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, der vor seiner politi-schen Laufbahn selbst als Wissen-schaftler tätig war, wird die Stiftung künftig bei Förderentscheidungen beraten. Neben Ministerpräsident a. D. Dr. Erwin Teufel ist Franken-

berg der zweite ehemalige Spitzenpo-litiker im Aufsichtsrat der Gips-Schüle-Stif-tung.

regina körner

Zum 1. Januar 2012 hat Regina Körner (Foto) die Leitung des

Bereichs Kommuni-kation der Bertels-mann Stiftung übernom-men. Sie folgt auf

Karin Schlautmann, die bereits seit Mitte Oktober 2011 die zentrale Öffentlichkeitsarbeit der Bertels-mann AG verantwortet.

Joachim króL

Der Schauspieler Joachim Król ist seit dem 16. Januar 2012 neues Mitglied im Kuratorium der Bun-desliga-Stiftung. Der Frankfurter

Tatort-Kom-missar schaffte seinen Durchbruch 1993 in Detlev Bucks „Wir können

auch anders“. Mit der Komödie „Der bewegte Mann“ wurde er zum Star. Sein Fußballer-Herz schlage nach Angaben der Stiftung vor allem für Borussia Dortmund: Wann immer es seine Zeit zulasse, sei Król bei Spielen des BVB im Stadion anzutreffen.

dr. thomas Lessmann

Die Klassik Stiftung Weimar hat Dr. Thomas Leßmann im Dezember 2011 zum neuen Verwaltungsdirek-tor und Vizepräsidenten berufen.

Der promovierte Jurist leitete bereits seit Mai 2010 kommissa-risch die Verwaltung der Stiftung, für die er seit Oktober 2001 als Justiziar tätig ist. Leßmann beglei-tete in dieser Zeit u. a. die Fusion der Stiftung Weimarer Klassik mit

den Kunst-sammlun-gen zu Weimar und die Evalua-tion durch den Wis-senschafts-rat.

hubertus Primus

Als neuer Vorstand der Stiftung Warentest hat Hubertus Primus (Foto) am 2. Januar 2012 seine Tätigkeit aufgenommen. Der in Hessen geborene Jurist und Journa-

list arbeitet bereits seit 1990 bei der Stiftung Warentest, u. a. als Chefredak-teur der Zeit schrift

„Finanztest“ und des Schwester-blatts „test“ sowie als Leiter des Bereichs Publikationen. Er folgt auf Dr. Werner Brinkmann, der nach fast 20 Jahren als Vorstand in den Ruhestand gegangen ist.

Jean-dominique risch

Jean-Dominique Risch, Stifter und ehrenamtlicher Stiftungsvorsitzen-de der „Stiftung Zukunft schenken! Jean-Dominique Risch“, ist am 12. Dezember 2011 vom hessischen Sozialminister Stefan Grüttner mit

StiftungsWelt 01-2012 » » » StiftungEn 47

Page 48: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

nEuigkEitEn der Landesauszeichnung „Soziales Bürgerengagement 2011“ gewür-digt worden. Risch stelle sich mit seinem persönlichen Einsatz selbstlos in den Dienst für benach-

teiligte Kinder und sei ein hervorra-gender Netzwerker, dem es gelinge, Menschen

für das Thema „Kinderarmut“ zu gewinnen, so das Hessische Sozialministerium.

dr. ambros schindLer

Dr. Ambros Schindler (Foto oben), langjähriger Leiter und Geschäfts-

führer des Deutschen Stiftungs-zentrums (DSZ), ist zum 31. De-zember 2011 in den Ruhestand

gewechselt. Die Verantwortung für die Leitung und Geschäftsführung des DSZ ist mit Jahresbeginn auf Erich Steinsdörfer (Foto unten) übergegangen. Mitgeschäftsführer

und stv. Leiter ist Peter Anders. Als weitere Mitglieder der Ge-schäftslei-tung wur-

den Dr. Markus Heuel und Dr. Ste-fan Stolte berufen. Im Zuge seines Ausscheidens aus dem DSZ hat

Ambros Schindler auch seine Funktionen beim Fachmagazin Stiftung&Sponsoring niedergelegt. Barbara Meyn folgt ihm als Ge-schäftsführerin und Sprecherin der Geschäftsführung nach; im DSZ leitet sie den Bereich Steuern, Recht, Controlling. Die Redaktion wird seitens des DSZ durch Nicole Germeroth unterstützt, im DSZ Leiterin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.

Prof. dr. markus schwaiger und dr. michaeL mihatsch

In den Stiftungsrat der Wilhelm Sander-Stiftung sind zum 25. No-vember 2011 zwei neue Mitglieder berufen worden: Prof. Dr. Markus Schwaiger (Foto oben), Direktor der Nuklearmedizinischen Klinik

des Klini-kums rechts der Isar der TU München, besetzt die satzungs-gemäß vorgesehe-

ne Stelle des Vertreters eines medizinischen Fachbereichs einer bayerischen Universität. Neu im Stiftungsrat ist zudem Ministerial-dirigent Dr. Michael Mihatsch (Foto

unten), der im Bayeri-schen Staatsmi-nisterium für Wissen-schaft Forschung und Kunst

die Abteilung für Forschung, Pla-nung und Internationales leitet. Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert

medizinische Forschung, insbeson-dere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung.

voLkswagenstiftung

Beim turnusgemäßen Wechsel sind zum 1. März 2012 sieben Mitglie-der aus dem 14-köpfigen Gremium der VolkswagenStiftung ausge-schieden. Für eine zweite Amtszeit wiederberufen wurde Bildungs-ministerin Prof. Dr. Annette Scha-van, die zugleich stv. Vorsitzende des Kuratoriums ist. Von der Nie-dersächsischen Landesregierung neu berufen wurden Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, Salzgitter AG; Prof. Dr. Stefan Treue, Deut-sches Primatenzentrum in Göttin-gen sowie Prof. Dr. Johanna Wan-ka, Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur. Von der Bundesregierung neu berufen wurden Prof. Dr. Thomas Carell und Prof. Dietmar Harhoff, Ph.D. (bei-de Ludwig-Maximilians-Universität München), Prof. Dr. Jürgen Oster-hammel, Universität Konstanz, und Prof. Dr. Beate Söntgen, Leuphana Universität Lüneburg.

neuerrich�tungen

brinkhege-stiftung

Mit dem Verkaufserlös seines Ho-tels errichtete der Bremer Hotelier Anton Brinkhege am 15. Dezember 2011 die Brinkhege-Stiftung. Zweck der Stiftung, die über ein Grün-dungsvermögen von 500.000 Euro verfügt, ist die Jugend- und Alten-hilfe und die Förderung der Ent-wicklungszusammenarbeit. Die

48 StiftungsWelt 01-2012

Page 49: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Foto: fotolia.com

Pax-Bank Köln · Von-Werth-Straße 25-27 · 50670 KölnTel. 0221/1 60 15-0 · E-Mail [email protected]

Invest in Visions GmbH · Kennedyallee 119a · 60596 Frankfurt am MainTel. 069/69 76 72 31· E-Mail [email protected]

Mit Ihrer Anlage in den ersten Mikrofinanzfondsnach deutschem Recht ermöglichen Sie die Vergabe vonMikrokrediten an wirtschaftlich aktive Menschen inEntwicklungsländern, die sich hiermit eine wirtschaftlicheSelbstständigkeit erarbeiten.

Sie erhalten damit eine doppelte Rendite, da Sie – neben densozialen Zwecken – auch an der Wertentwicklung des Fondsteilnehmen.

Mit dieser Anlage ermöglichen auch Sie Hilfe zur Selbsthilfe.Wir beraten Sie gerne.

RENDITE MIT GUTEM GEWISSEN

MIKROFINANZFONDS

Anzeige_Pax:Anzeige_Pax 22.02.2012 11:52 Uhr Seite 1

Page 50: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

nEuigkEitEn Erträge kommen dabei in erster Linie dem 2001 gegründeten Verein Lebenschance e. V. zugute. In die-sem Verein engagieren sich rund 35 Bremer Bürgerinnen und Bürger für Projekte in Togo.

bürgerstiftung kronPrinzenkoog

Die kleine Gemeinde Kronprinzen-koog (knapp 900 Einwohner) im Kreis Dithmarschen hat seit 2011 eine Bürgerstiftung: Am 12. De-zember 2011 hat die Landesstif-tungsaufsicht die Bürgerstiftung Kronprinzen koog mit einem Grund-stockkapital von nur 11.300 Euro als rechtsfähig anerkannt. Der Bür-germeister von Kronprinzenkoog, Thomas Masekowitz, konnte als Initiator insgesamt 46 Gründungs-stifter für die Idee begeistern. Die Stiftung will sich der Jugend- und Altenhilfe, dem Sport, bedürftigen Personen und dem Feuerschutz widmen und will das bürgerschaft-liche Engagement in der Gemeinde fördern.

dauerwaLdstiftung in Pommern

In Mecklenburg-Vorpommern ist am 20. Dezember 2011 mit der Dauerwaldstiftung in Pommern die erste private deutsche Dauerwald-stiftung als rechtsfähig anerkannt worden. Der Forstwirt und NABU-Waldsprecher Eckhard Wenzlaff hat ihr aus seinem Besitz Wald mit einer Fläche von insgesamt 15 Fuß-ballfeldern übertragen und das Grundstockvermögen gestiftet. Die Stiftung mit Sitz in Buddenhagen/Wolgast soll die vor fast 100 Jah-ren entstandene Idee des Dauer-waldes verbreiten. Diese Form der Waldwirtschaft verzichtet u. a. auf

Kahlschläge, Monokulturen und Pestizide. Modellhaft sollen struk-turreiche, gemischte und wider-standsfähige Dauerwälder entwi-ckelt werden.

kinderschutzstiftung bremen

Am 6. Dezember 2011 hat der Lan-desverband Bremen im Deutschen Kinderschutzbund die Kinder-schutzstiftung Bremen ins Leben gerufen. Den Großteil des Grund-stockvermögens in Höhe von fast 80.000 Euro haben der Fernsehmo-derator Karl Dall und seine Schwes-ter Elisabeth Voss beigesteuert: Aus ihrem Gewinn in der ZDF-Sen-dung „Rette die Million“ flossen 70.000 Euro in die neue Stiftung, die sich der Kinder- und Jugend-hilfe und der Volks- und Berufsbil-dung verschrieben hat. Sie soll die Arbeit des Kinderschutzbundes für Bremer Kinder und Jugendliche ab-sichern und ausbauen.

Landesstiftung „miteinander in hessen“

Mit der am 21. November 2011 errichteten Landesstiftung „Mit-einander in Hessen“ will die hessische Regierung das bürger-schaftliche Engagement fördern.

Das Gründungsvermögen von 3,7 Millionen Euro soll noch in diesem Jahr um 5 Millionen Euro aufgestockt werden. Ziel ist ein Ver-

mögen von 20 Millionen Euro. Die Stiftung wird als Dienstleister für bestehende private Initiativen und Organisationen wirken, u. a. als Anlaufstelle bei der Gründung von Bürgerstiftungen.

PatriP-stiftung

Die KfW Entwicklungsbank und das Auswärtige Amt haben am 14. Dezember 2011 die Gründung der gemeinsamen PATRIP-Stiftung bekannt gegeben. PATRIP steht für das „Pakistan-Afghanistan-Tadschi-kistan Regional Integration Pro-gramme“. Die Stiftung wird die Mit-tel verschiedener Geber bündeln und übergreifende Infrastruktur-projekte in den Grenzregionen zwi-schen Afghanistan, Pakistan und Tadschikistan finanzieren, darunter Brücken, Märkte und Gesundheits-stationen für 1,5 Millionen Men-schen. Das Auswärtige Amt stellt neben dem Stiftungsvermögen in Höhe von 1,5 Millionen Euro weite-re Mittel in Höhe von 12,5 Millionen Euro für Projekte bereit.

stiftung PauLiner marsch

Die Pauliner Marsch ist ein Über-schwemmungsgebiet am Rande der Weser, das nicht nur als Naherho-lungsgebiet bekannt ist. Fußball-fans ist vor allem das Weserstadion des SV Werder Bremen ein Begriff, das inmitten der Pauliner Marsch liegt. Wenn über 40.000 Fans auf Erholung suchende Spaziergänger treffen und außerdem noch zwölf Sportvereine ihre Arbeit organisie-ren, bleiben Konflikte nicht aus. Um die Interessen in der Pauliner Marsch auszubalancieren, hat der SV Werder Bremen 100.000 Euro für die Stiftung Pauliner Marsch

50 StiftungsWelt 01-2012

Page 51: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Nachhaltiges Schweizer Private Banking seit 1841.

noch mehr

Brennstoffe.

Fossiles

als fossileschadet

Denken

Vor über 20 Jahren hat die Bank Sarasin mit der Einführung der Nachhaltigkeitsanalyse Pionierarbeit geleistet und in der

Folge ganze Industriezweige zu nachhaltigerer Produktion angeregt. Die Welt verändert sich vielleicht nicht von heute auf

morgen. Aber aus Erfahrung wissen wir, dass gezielte Investitionen neue Denk- und Produktionsprozesse auslösen und

zu Innovationen führen, die sich auszahlen werden. Für alle.Tel. 069 71 44 97 350, www.sarasin.de

Denken-210x297-D-D.indd 1 25.1.12 09:43

Page 52: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

bereitgestellt. Zweck der am 16. Dezember 2011 anerkannten Stiftung ist die Förderung von

Sport, Bildung, Landschaftspflege und Naherholung in der Pauliner Marsch.

stiftung „zukunft des kohLenstoffmarktes“

Das Bundesumweltministerium (BMU) stellt im Rahmen der Inter-nationalen Klimaschutzinitiative 10 Millionen Euro für die Gründung der Stiftung „Zukunft des Kohlen-stoffmarktes“ durch die KfW-Bank zur Verfügung. Die Stiftung gewährt Anschubfinanzierung für Klima-schutzinvestitionen in Entwick-lungsländern, wie das BMU Ende Januar 2012 mitteilte.

voeLkeL-stiftung

Anlässlich des 75-jährigen Jubilä-ums hat das Familienunternehmen Voelkel GmbH aus Höhbeck-Peves-torf im Jahr 2011 die Voelkel-Stif-tung ins Leben gerufen. Die Bio-Mosterei im Nordosten von Nieder-sachsen hat rund 150 Mitarbeiter und ist vor allem für ihre Naturkost-säfte bekannt. Getreu dem unter-nehmerischen Leitgedanken „Verantwortung für Mensch und Natur“ soll die Stiftung eine Wirt-schaftsweise und Unternehmens-führung fördern, die ökologische, ökonomische und soziale Nachhal-

tigkeit gleichermaßen verwirklicht. Stefan Voelkel, Geschäftsführer in der dritten Generation und Stif-

tungsvorstand, und seine Schwes-ter Christiane haben ihre Firmen-anteile in die Stiftung überführt. Die vierte Generation – die Söhne Boris (27), Jacob (25), David (23) und Jurek (21) – bildet das Kurato-rium der Voelkel-Stiftung.

Preisverleih�ungen

roman, marga und mareiLLe sobek-stiftung

Der Neurologe Prof. Dr. Ralf Gold von der Uniklinik Bochum hat am 9. Dezember 2011 den Sobek-For-

schungspreis der Roman, Marga und Mareille Sobek-Stiftung aus Renningen erhalten. Der mit 100.000 Euro dotierte Preis ist die europaweit höchstdotierte Aus-zeichnung für richtungsweisende Arbeiten auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose (MS).

Joachim siebeneicher-stiftung

Die Joachim Siebeneicher-Stiftung würdigte Dr. Dierk Thomas am 5. Dezember 2011 mit einem Forschungspreis in Höhe von 50.000 Euro. Der Kardiologe der Uniklinik Heidelberg erhielt den Preis für herausragende For-

schungsarbeiten zu Herzrhyth-musstörungen, insbesondere Arbeiten zur Gentherapie gegen Vorhofflimmern.

rudoLf-aLexander-schröder- stiftung

Der Bremer Literaturpreis 2012 der Rudolf-Alexander-Schröder-Stif-tung ist am 26. Januar an Marlene Streeruwitz gegangen. Die österrei-

chische Autorin hat den Preis für ihren Thriller „Die Schmerz-macherin“ erhalten, der den

Leser laut Jury mit in die Bedro-hung einer überkontrollierten Welt nimmt und dabei „alle Gesetze des Thrillers verletzt: nichts wird gut, nichts wird aufgeklärt“. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis ist einer der ältesten und bedeutendsten deutschsprachigen Literaturpreise. Er wurde erstmals 1954 vergeben.

nEuigkEitEn

52 StiftungsWelt 01-2012

Page 53: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

schader-stiftung

Der Rechtswissenschaftler und ehemalige Richter am Bundesver-fassungsgericht, Prof. Dr. Dres. h.c. Paul Kirchhof, erhält am 10. Mai den Schader-Preis 2012 in Höhe von 15.000 Euro. Mit seinen For-schungen und Arbeiten zu Fragen des öffentlichen Rechts, des Staats-, Verfassungs- und Steuer-rechts habe Kirchhof nach Angaben der Schader-Stiftung immer wieder

Fragen sozialer Freiheit und Gerechtig-keit im modernen Staatswe-sen ange-sprochen.

Mit konkreten Empfehlungen habe er zudem wesentliche Beiträge zur Entwicklung der pluralen Gesell-schaft und des modernen Wohl-fahrtstaates geleistet.

hector-stiftung ii

Prof. Axel Meyer, Ph.D., ist am 6. Februar 2012 mit dem Hector

Wissen-schafts-preis in Höhe von 150.000 Euro aus-gezeichnet worden. Der Kon-

stanzer Professor für Zoologie und Evolutionsbiologie erhielt die Auszeichnung für seine Pionierar-beit in der Verwendung genetischer Daten in der Evolutionsbiologie, so die Hector-Stiftung II.

PauL ehrLich-stiftung

Der Biochemiker Prof. Dr. Peter Wal-ter (University of California in San Francisco, USA) hat am 14. März 2012 den mit 100.000 Euro dotier-ten Paul Ehrlich- und Ludwig Darm-staedter-Preis für seine herausra-genden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Zellbiologie erhal-ten. Der mit 60.000 Euro dotierte Nachwuchspreis ging an die Bremer Pharmazeutin Prof. Dr. Kathrin Mäd-ler für ihre innovative Diabetes-For-schung. Die Paul Ehrlich-Stiftung, eine rechtlich unselbstständige Stif-tung der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, übergibt den Preis traditionell an Paul Ehrlichs Geburtstag in der Frankfurter Paulskirche.

Jubiläen

deutsche stiftung weLtbevöLkerung

20 Jahre „Aufklärung schafft Zu-kunft“: Am 12. Dezember 1991 gründeten die Unternehmer Dirk Roßmann (2. von links), Inhaber

der Rossmann-Drogeriekette, und Erhard Schreiber (rechts) in Hanno-ver die Deutsche Stiftung Weltbe-völkerung. Die Stiftungsgründer sind bis heute im Vorstand aktiv.

Ihre damalige Motivation, den Zugang zu Sexualaufklärung und freiwilliger Familienplanung für die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt zu ermöglichen, leitet die Arbeit der Stiftung bis heute. Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalse-kretär des Bundesverbandes, hatte die Stiftung seit der Gründung bis 2003 als Geschäftsführer aufge-baut und geleitet.

mosAik

deutsche zustände: Langzeitstudie zu vorurteiLen

Entsicherung, Richtungslosigkeit und Instabilität sind zur neuen Normalität geworden, die Nervosi-

tät scheint über alle sozialen Gruppen hinweg zu steigen, so der vorerst letzte Report „Deutsche Zustände“.

Zehn Jahren lang hat das weltweit größte Vorurteilsprojekt die Aus-maße, Entwicklungen und Ursa-chen von Vorurteilen untersucht. Die Entwicklungen im „entsicher-ten Jahrzehnt“ seien in allen zentralen Lebenssphären erfahrbar. Ein Stiftungskonsortium unter Federführung der VolkswagenStif-tung mit Beteiligung der Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Freudenberg Stiftung hat die Studie gefördert.

Folge 10Herausgegeben vonWilhelm Heitmeyer

edition suhrkampSV

Deutsche Zustände

nEuigkEitEn

StiftungsWelt 01-2012 » » » StiftungEn 53

Page 54: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

kLimaschutz: konstruktives engagement von stiftungen

Während Kanada mit dem Ausstieg aus dem Kyoto-Protokoll Schlagzei-len machte, beschäftigen sich die Stiftungen hierzulande konstruktiv mit dem Klimaschutz. So haben die Stiftung Mercator und das Pots-

dam-Institut für Klimafolgenfor-schung die Gründung des „Merca-tor Research Institute on Global Commons and Climate Change“ verkündet, das in den kommenden acht Jahren 17 Millionen Euro

erhält. Unter www.klimafakten.de räumt die European Climate Foun-dation nun mit Mythen rund um den Klimawandel auf. Die Heinrich-Böll-Stiftung stellt unter www.deutscheklimafinanzierung.de den deutschen Beitrag zur Klimafinan-zierung auf den Prüfstand. Außer-dem hat die Stiftung NaturSchutz-Fonds Brandenburg mit der Renaturierung des Quellmoores Beesenberg eines der größten Moor projekte in Brandenburg gestartet. Die Michael Succow Stiftung und der NABU kündigten zu Jahresbeginn an, in den kom-menden vier Jahren ein Biosphä-renreservat am größten See Äthio-piens aufzubauen.

Jürgen wesseL stiftung

Mit 500.000 Euro ermöglicht die Jürgen Wessel Stiftung eine fünf-jährige Stiftungsprofessur für Elek-trotechnik an der Universität zu Lübeck. Am künftigen Institut für Elektrotechnik werden u. a. Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaft-ler der Uni Lübeck, der Fachhoch-schule Lübeck, des Fraunhofer- Instituts für Marine Biotechnologie und des Leibniz-Instituts Borstel zusammenarbeiten. Die Stiftung geht zurück auf Jürgen Wessel, den verstorbenen Verleger und Heraus-geber der Lübecker Nachrichten.

aLLianz kuLturstiftung und aLLianz umweLtstiftung

Seit vielen Jahren mit Förderprojek-ten in Berlin vertreten, haben die Allianz Umweltstiftung und die Allianz Kulturstiftung im Januar 2012 ihren Sitz von München nach Berlin verlegt. Neues Zuhause der Stiftungen ist das Allianz Forum am

Pariser Platz in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor. „Für eine deutschlandweit tätige Stiftung ist es naheliegend, den Sitz in der

Bundeshauptstadt zu haben. Zudem bietet der neue Standort bessere Möglichkeiten, sich in das Stiftungsnetzwerk einzubringen“, kommentiert Dr. Lutz Spandau, Vorstand der Allianz Umweltstif-tung, den Umzug.

hansemuseum

Mit 17,6 Millionen Euro ermöglicht die Possehl-Stiftung das Europäi-sche Hansemuseum Lübeck: Am 10. Januar 2012 fiel der Startschuss für das 27 Millionen Euro teu-re Jahrhundertprojekt. Das Muse-

um soll einem breiten Publikum die Geschichte der einstigen Handelsmacht Hanse auf hohem wissenschaftlichen Niveau näher-bringen. Die Ausstellungsfläche des Neubaus und des in unmittel-barer Nähe gelegenen Burgklosters zu Lübeck wird mehr als 4.000 m² betragen. Die Eröffnung ist für den Herbst 2013 geplant.

nEuigkEitEn

Ihre News in den Medien des BundesverbandesHier sollte Ihre Neuigkeit stehen? Bitte senden Sie uns Pressemittei-lungen Ihrer Stiftung gern an die Sammeladresse [email protected]. Über diesen Newspool erreichen Sie gleichzeitig alle Me-dien des Bundesverbandes Deut-scher Stiftungen – vom Magazin StiftungsWelt über den Newsletter StiftungsNews bis hin zur Internet-seite, Facebook und Twitter. Übri-gens: News, Termine und Jobs kön-nen alle deutschen Stiftungen kos-tenlos selbstständig auf stiftungen.org, unserem Portal für Stiftungen und das Stiftungswesen, veröffent-lichen. Infos: www.stiftungen.org/stiftungen-online

54 StiftungsWelt 01-2012

Page 55: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

worLd giving index

Die britische Stiftung Charities Aid Foundation hat Ende Dezember 2012 den World Giving Index 2011 veröffentlicht. Dieser Index wurde

zum zweiten Mal berechnet und vergleicht wohltätiges Verhalten in 153 Ländern. Er misst wohltätiges Verhalten anhand von drei Indika-toren: Geld spenden, Zeit spenden und einem Fremden helfen. Ergeb-

nis: Die USA ist weltweit auf Platz eins, gefolgt von Irland und Austra-lien. Deutschland kommt nur auf Rang 26. Die Publikation ist kos-tenlos unter www.cafonline.org ab-zurufen. ph

nEuigkEitEn

Folgen Sie uns!

stiftungen.org @stiftungstweet bundesverband gplus.to/bundesverband

TAGUNGSRÄUME IN BERLIN-MITTE

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen vermietet im Haus Deutscher Stiftungen anspre-chende Räume für Bespre-chungen, Tagungen, Präsenta-tionen und Empfänge. Im Her-zen von Berlin bieten wir Platz für bis zu 70 Personen, hervor-ragende Verkehrsanbindung, einen umfassenden freundli-chen Service und kompetente Partner für das Catering.Kontakt: Elke KrügerTelefon (030) 89 79 [email protected]

StiftungsWelt 01-2012 » » » StiftungEn 55

Page 56: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Die wegweisende Konfe-renz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio

de Janeiro jährt sich in diesem Jahr zum 20. Mal. Zeitgleich zur Folgekonferenz Rio +20 findet vom 20. bis 22. Juni 2012 der Deutsche Stiftungs-

Tag in Erfurt statt. Obgleich man-che den Begriff der Nachhaltigkeit inzwischen stark strapaziert se-hen, möchten wir ihn als Anspruch an uns selbst mit dem Deutschen

StiftungsTag bewusst hervorheben und in seiner ethischen Bedeutung für das Stiftungswesen akzentu-ieren.

200 Jahre nach der ersten ur-kundlichen Erwähnung der Groß-siedlung Erfurt wurden in Deutsch-land vor rund eintausend Jahren einige der Stiftungen gegründet, die noch heute bestehen. Auch in Erfurt zeigt sich, dass Kommunen und Stiftungen die ältesten den Bürgern dienenden Institutionen in Deutschland sind, die Dauer und Verlässlichkeit bieten.

Stiftungen sind geborene Nach-haltigkeitsakteure: Sie können mit einem langen Zeithorizont arbei-ten, auf ihrem Weg unterschied-liche Ansätze erproben und neue Denkanstöße vermitteln. Auf die-se Weise sind sie besonders ge-eignet, den Herausforderungen Bevölkerungswachstum, Klima-wandel, Ressourcenverbrauch und Bildungsgefälle zu begegnen. Das Programm des Kongresses greift die vielfältigen Aspekte nachhalti-gen Stiftungshandelns auf, damit die Teilnehmerinnen und Teilneh-

tErMinE und vEranStaltungEn

Auf nach Erfurt!Unter dem Motto „Mit langem Atem – Stiftungen entwickeln nachhaltige Lösungen“ lädt der Bundesverband vom 20. bis 22. Juni 2012 zum Deutschen StiftungsTag in die Landeshauptstadt Thüringens.

intErna aus dem bundesverband deutscher stiftungen und mitgLiedernetzwerk

Weitere Informationen und Anmeldung Heike Richter Telefon (030) 89 79 47-53 [email protected] www.stiftungen.org/stiftungstag

56 StiftungsWelt 01-2012

Page 57: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

mer eine Fülle von Anregungen mit nach Hause nehmen.

Änderungen im gewohnten Pro-grammablauf   » » »   War die Fest-veranstaltung bisher der Schluss-akkord des Deutschen Stiftungs-Tages, wird die Medaille für Ver-dienste um das Stiftungswesen in diesem Jahr schon am Mittwoch, 20. Juni, in der feierlichen Eröff-nungsveranstaltung verliehen. Der Bundespräsident hat vor einem guten Jahr sein Kommen zugesagt und den Termin in seinem Amts-kalender reserviert. Die Laudatio hält voraussichtlich die Stifterin und Fernsehmoderatorin Sabine Christiansen. Den traditionellen „Dialog der Stiftungen“ am Don-nerstag, das festliche Abendessen des Deutschen StiftungsTages, ha-ben wir diesmal ins Freie verlegt: Mit einem Stiftungsfest auf dem Wenigermarkt haben die Teilneh-mer Gelegenheit, die schöne Jah-reszeit und die herrliche Erfurter Altstadt zu genießen.

Themenschwerpunkte   » » »   Aus-gehend vom Motto des Deutschen StiftungsTages 2012 spiegelt das Programm die Dimensionen der Nachhaltigkeit im Sinne des Rio-Folgeprozesses wider. Hierzu sind die über 70 Einzelveranstaltungen vier Themenschwerpunkten zu-geordnet:» Umwelt, Gesundheit, Forschung

und Technik » Bildung, Kunst und Kultur » Stiftungshandeln, Stiftungsma-

nagement, Stiftungsethik » Sozialer Zusammenhalt, bürger-

schaftliches Engagement und internationale Verantwortung.

In der Messehalle werden an den Vormittagen des 20. und 21. Ju-ni 2012 vier Themeninseln zu den vier Dimensionen der Nachhaltig-keit gestaltet. Für die Themeninseln haben wir ein lebendiges Programm mit abwechslungsreichen Impuls-beiträgen entwickelt. Eine attraktive räumliche Gestaltung setzt das The-ma auch sinnlich-fantasievoll um. So erhalten die Kongressteilnehmer in einem Rundgang durch die Mes-sehalle konkrete Anregungen und vielfältige Einblicke in das Thema.

Rendezvous in der Mitte Deutsch-lands   » » »   Mit Erfurt erwartet die Stiftungsfamilie eine Stadt voll Ge-schichte: Der Dom ist seit mehr als eintausend Jahren ein Stein gewor-denes Symbol der Beständigkeit; die mehr als 500 Jahre alte Krämer-brücke, mit ihrer Bebauung einzig-artig in Deutschland, ist ein Herz-stück der Altstadt; hier hat im Er-furter Haus der Stiftungen die Stif-tung Krämerbrücke ihren Sitz; ein lebendiges Denkmal ist auch das Augustinerkloster, einst Ausgangs-punkt Martin Luthers und heute Ort

der jungen Internationalen Martin Luther Stiftung.

Nach Dresden 2006 wird dies der zweite Deutsche StiftungsTag in einem der östlichen Bundeslän-der sein. Erfurt ist eine relativ klei-ne Landeshauptstadt. Die vielen Veranstaltungsstätten ermöglichen es, die Schönheit dieser sommer-lich-lebendigen Stadt zu erfahren und die Herzlichkeit der Thüringer kennenzulernen.   « « «   fa/gi

Klimaschutz konkretDie deutschen Stiftungen und ihr Bundesverband sorgen ge-meinsam für einen klimafreund-lichen Deutschen StiftungsTag: Der Bundesverband bemüht sich um Vermeidung von klima-schädlichen Gasen bei der Or-ganisation vor Ort, z.B. durch re-gionale Catering-Produkte. Die Anreise der Teilnehmer verur-sacht erfahrungsgemäß rund 80 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes einer Veranstaltung. Durch eine klimaneutrale Anrei-se mit dem besonderen Veran-staltungsticket der Deutschen Bahn kann jeder maßgeblich dazu beitragen, den CO2-Aus-stoß zu reduzieren. Neu: In Er-furt sind Busse und Straßen-bahnen für Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos. Zu-sätzlich verwendet der Bundes-verband von jedem Teilnehmer-beitrag 2,50 Euro für zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen in Thü-ringen. Geplant ist die Neuan-pflanzung von Bäumen, die zwar keine vollständige Men-genkompensation schaffen, je-doch ein bleibendes Zeichen setzen.

StiftungsWelt 01-2012 » » » intErna 57

Page 58: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Als es am Nachmittag des 2. Dezember 2011 langsam dunkel wurde, gingen im Allianz Forum am Pariser Platz die Lichter an. Im Ram-penlicht standen sechs Personen und Organisationen, deren heraus-ragendes Engagement vom Bünd-nis für Gemeinnützigkeit im Beisein von 400 Gästen ausgezeichnet wer-den sollte: die Gewinner des Deut-schen Engagementpreises 2011.

Mit einem schwungvollen Auf-takt stimmte die Berliner Band 17 Hippies die Zuschauer auf die Preisverleihung ein, die Modera-tor Stefan Rupp im Gespräch mit Bundesfamilienministerin Dr. Kris-tina Schröder und Dietmar Meis-ter, dem Vorstandsvorsitzenden der Generali Deutschland Holding AG, eröffnete. Schröder und Meis-ter waren sich einig: Engagement verdient Anerkennung und sollte öffentlich gewürdigt werden.

Dass es kompliziert und gleich-zeitig interessant ist, mit vielen Bällen zu jonglieren, zeigte der Ar-tist Felix Koch und bereitete damit die Laudatio auf den Preisträger der Kategorie Politik & Verwaltung vor. Die Stadt Augsburg wurde von

Laudator Prof. Dr. Stephan Jansen, Präsident der Zeppelin Universität, dafür geehrt, dass sie im Bündnis für Augsburg Menschen und Orga-nisationen verschiedenster Her-kunft und Interessenlagen zusam-menbringt und deren Engagement für die Stadt fördert.

In der Kategorie Dritter Sek-tor gewann die „Initiative Arbeit durch Management/Patenmodell“ des Diakonischen Werkes. Ober-kirchenrat Johannes Stockmeier würdigte in seiner Laudatio den herausragenden Erfolg der Initiati-ve, arbeitslose Menschen mit und ohne Behinderung mithilfe eines

professionell ausgebildeten Paten bei der (Re-)Integration in den Ar-beitsmarkt zu unterstützen.

„Das ist der Mann, auf den hab ich gewartet …“, sang danach die Künstlerin Daniela Ziegler: Gewar-tet haben sie und Laudatorin Sarah Wiener auf Heinz Frey, den Preis-träger der Kategorie Einzelperson. Die Starköchin und Stifterin Sarah Wiener ehrte Heinz Frey für sein En-gagement in dem von ihm gegrün-deten DORV-Zentrum („Dienstleis-tung und ortsnahe Rundum-Ver-sorgung“). Im ländlichen Barmen betreiben die Dorfbewohner selbst einen Laden für den täglichen

tErMinE und vEranStaltungEn

Engagement verdient LorbeerenDeutscher Engagementpreis 2011: Rückblick auf die Verleihung in Berlin

Deutscher Engagementpreis 2012: Nominieren Sie jetzt!Bis zum 31. Mai können Sie engagierte Personen, Organisatio-nen, Unternehmen und Stiftungen für den Deutschen Engage-mentpreis 2012 nominieren.

Weitere Informationen www.deutscher-engagementpreis.de

† Preisträger Heinz Frey mit Laudatorin Sarah Wiener und Prof. Dr.  Hans Fleisch

58 StiftungsWelt 01-2012

Page 59: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Bedarf, um die Nahversorgung in ihrem unmittelbaren Lebensraum zu erhalten. Die Idee findet bereits zahlreiche Nachahmer.

Der Komiker und Varieté-Künst-ler Gregor Mönter bereitete die Zu-schauer humorvoll auf die Schwer-punktkategorie 2011 vor: das En-gagement von Älteren. Dietmar Meister lobte die Leistungen des Bundesverbandes Seniorpartner in School e. V., der Senioren zu Schul-Mediatoren ausbildet. Die-se vermitteln bei Konflikten zwi-schen Schülern und stehen ihnen als Partner und Vorbilder zur Seite. Mit ihrem Engagement fördern die Gewinner gleichzeitig den Kontakt zwischen den Generationen.

Integration und ein positives Miteinander zu fördern, ist das Ziel des Türkischen Forums bei Bosch. Die Mitarbeiterinitiative in der Robert Bosch GmbH engagiert sich für den kulturellen Austausch zwischen Kollegen verschiedens-ter Herkunft und siegte dafür in der Kategorie Wirtschaft. Laudatorin Bilkay Öney, Integrationsministe-rin des Landes Baden-Württem-berg, würdigte die Preisträger für ihren innovativen Einsatz. Unter dem Motiv „Heimat und Fremdheit“

stand auch die Tanzperformance aus dem Stück „Berlin Elsewhere“ von Constanza Macras / DorkyPark, die dem Preisträger gewidmet war.

Zum krönenden Abschluss be-reiteten die 17 Hippies den Auftakt für die Laudatio von Schauspiele-rin Cosma Shiva Hagen. Diese ehr-te ein Projekt, das in 2011 für einen besonders spannenden Wahl-Herbst gesorgt hatte. Die Online-Plattform abgeordnetenwatch.de stand als einer von 20 Finalisten im Online-Voting zum Publikums-preis zur Wahl – und siegte mit mehr als 12.000 von insgesamt 45.000 abgegebenen Stimmen. Ziel der Initiative ist es, durch öf-fentliche Bürgerfragen an Abgeord-nete die Beteiligungsmöglichkei-ten und die Transparenz in der Po-litik zu fördern. Mit dem Preisgeld von 10.000 Euro möchten die Enga-gierten ihr Projekt auf kommunaler Ebene weiter ausdehnen.

Auch eine Stiftung und ein Stifter waren unter den Finalisten im Online-Voting. Nicole Schra-der, Referentin des Vorstands der Heinz Sielmann Stiftung, zeigte sich „sehr stolz“ darüber, bis in die letzte Runde gekommen zu sein. Für Thomas Sitte, Mitbegründer der

Deutschen PalliativStiftung, blieb die mediale Aufmerksamkeit wäh-rend des Online-Votings nicht fol-genlos: Ein Bürger nominierte ihn für die Wahl zum Arzt des Jahres. „Genau das, was man sich von ei-ner Nominierung erhoffen kann, ist eingetreten: Die gute Tat zieht wei-tere Kreise!“, so der erfreute Kom-mentar des Stifters.

Der Deutsche Engagementpreis wird vom Bündnis für Gemeinnüt-zigkeit vergeben, dem der Bundes-verband Deutscher Stiftungen an-gehört. Förderer sind das Bundes-ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Ge-nerali Zukunftsfonds. Die Organi-sation des Projektes ist in der Ge-schäftsstelle des Bundesverban-des Deutscher Stiftungen angesie-delt. Mit der Preisverleihung, die zugleich auch offizieller Abschluss des Europäischen Jahrs der Freiwil-ligentätigkeit 2011 in Deutschland war, erfüllte sich für die Engagier-ten das Motto des Deutschen En-gagementpreises: Geben gibt. anJa södLer | rEfErEntin dEutSchEr EngagEMEntprEiS   « « «

¢ Dr. Jutta Kleber (2. v. r.) und Herbert Schulte (r.) von der „Initiative Arbeit durch Management/Paten-modell“ mit Bundes-familienministerin Kristina Schröder und Laudator Oberkirchenrat Johannes Stockmeier

StiftungsWelt 01-2012 » » » intErna 59

Page 60: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

stiftungen unD stiftungsverWAltungen

KULTUR- UND SOZIALSTIFTUNG DER PROVINZIAL RHEINLAND VERSICHERUNGENProvinzial Rheinland VersicherungProvinzialplatz 140591 DüsseldorfTelefon (0211) 978-24 50 | Fax -426 50www.provinzial.com

Die Kultur- und Sozialstiftung der Pro-vinzial Rheinland Versicherung, gegrün-det 2002, ist eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Düssel-dorf. Das Stiftungsvermögen beläuft sich auf 6 Millionen Euro. Die Erträge des Ver-mögens dienen der Förderung von Kunst und Kultur und anderer gemeinnützi-ger Zwecke. Es werden die Förderverei-ne der rheinischen Schulen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen ge-fördert, um die Reittherapie zu ermögli-chen. Weiterhin werden soziale Projekte in Rheinland-Pfalz gefördert. Darüber hi-naus hat die Stiftung den „Rheinischen Provinzial Preis – Menschen füreinander. Menschen miteinander“ ins Leben geru-fen. Er wird jährlich ausgelobt und ist mit 25.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet wer-den Personen, die sich bei der Integrati-on von Menschen mit Migrationshinter-grund sowie bei der Inklusion von Men-schen mit Behinderungen engagieren.

KULTURFORUM, STIFTUNG DER STADTSPARKASSE LENGERICH Rathausplatz 5–7 49525 Lengerich Telefon (05481) 802-0 | Fax -222 [email protected] www.stadtsparkasse-lengerich.de

1993 anlässlich des 150-jährigen Jubilä-ums der Sparkasse gegründet, engagiert sich die Stiftung der Stadtsparkasse Len-gerich für die Förderung kultureller Zwe-cke im Gebiet der Stadt Lengerich. In je-dem Jahr wird ein umfangreiches, viel-fältiges Programm mit Autorenlesungen, Multivisionsshows, Kunst und Musik zu verhältnismäßig kleinen Preisen ange-boten. Besonders wichtig ist dem Kultur-forum, dass die Offerte eine bunte Mi-schung ist und damit die unterschied-lichsten Zielgruppen angesprochen wer-den. Kulturelle Projekte wie Lesungen oder kunsterzieherische Begleitprogram-me werden den Lengericher Schulen und Kindergärten geboten. In einigen Berei-chen gibt es Kooperationsveranstaltun-gen. Interessierte können sich kostenlos das Angebot zuschicken lassen.

PROFILIIS – STIFTUNG ZUR FöRDERUNG VON KINDERN UND JUGENDLICHENObernetter Straße 2944359 DortmundTelefon (0231) 334 56 33-8 | Fax [email protected]

Die ProFiliis Stiftung wurde Ende 2008 von Thomas und Cornelia Schieferstein ins Leben gerufen und hat sich als För-derstiftung die Unterstützung von Kin-dern und Jugendlichen zur Aufgabe ge-macht. ProFiliis soll einen Beitrag da-zu leisten, die Rahmenbedingungen von

Kindern für ein erfülltes und glückliches Leben zu verbessern und die Entfaltung ihrer Fähigkeiten zu fördern. Innerhalb dieses Rahmens wurde bisher eine Viel-zahl von Projekten in ganz unterschied-lichen Bereichen wie Sport, Freizeit, Mu-sikerziehung, Schule, Berufsvorberei-tung, Ernährung, humanitäre Hilfe finan-ziell unterstützt. Auch in geografischer Hinsicht ist ProFiliis grundsätzlich nicht gebunden, sieht aber ihren Wirkungs-schwerpunkt regional, also im Großraum Dortmund. Insbesondere im humani-tären Bereich wurden in den vergange-nen Jahren in Zusammenarbeit mit Hilfs-organisationen jedoch auch mehrere Pro-jekte im Ausland gefördert.

REINHARD FRANK-STIFTUNGc/o Petersen Kluth Polensky Dr. KothesMönckebergstraße 1120095 [email protected] Frank, Auschwitz-Überlebender und Philanthrop aus Cambridge in Mas-sachusetts (USA) mit deutschen Wurzeln, gründete 2001 die in Hamburg ansässi-ge, gemeinnützige Reinhard Frank-Stif-tung. Die Stiftung folgt dem Leitbild ei-ner Welt der internationalen Verständi-gung, in der junge Menschen gleichwer-tig an Bildungschancen teilhaben, in der Kindern und deren Familien in existen-ziell bedrohlichen Situationen geholfen wird und in der Forschung, Wissenschaft und Technik zum menschlichen Wohl-

ergehen beitragen. Die Reinhard Frank-Stiftung fördert in diesem Sinne Bildung und Erziehung, Wissenschaft und For-schung, Jugendhilfe sowie mildtätige Zwecke vorrangig durch Zuwendungen an gemeinnützige Organisationen. Sie ist in-ternational ausgerichtet mit Förderungs-schwerpunkten in Israel, den USA und Deutschland.

SPARKASSE KRAICHGAU-STIFTUNGFriedrichsplatz 276646 BruchsalTelefon (07251) 77-32 07 | Fax -90 32 [email protected]

Die Wahrnehmung ihrer gesellschaftli-chen Verantwortung für die Menschen in ihrer Region war für die Sparkasse Kraichgau die Triebfeder zur Gründung der Sparkasse Kraichgau-Stiftung im Jah-re 2009. Die Stiftung setzt ihre Mittel ausschließlich für gemeinnützige Zwe-cke im Geschäftsgebiet der Sparkas-se ein. Das Stiftungskapital von 750.000 Euro ermöglicht eine nachhaltige und zielgerichtete Förderung der Stiftungs-zwecke unabhängig von der wirtschaftli-chen Situation der Sparkasse. Vorstand und Stiftungsrat legen jährlich die Pro-jekte und Förderkriterien zur Vergabe der Mittel fest.

SPARKASSENSTIFTUNG FüR LIPPSTADTSpielplatzstraße 1059555 LippstadtTelefon (02941) 757-0 | Fax [email protected]

Die Sparkasse Lippstadt begleitet die Menschen in dieser Region seit über 169 Jahren. Seit Jahrzehnten übernimmt die Sparkasse Verantwortung für die ge-sellschaftliche Entwicklung in ihrem Ge-schäftsgebiet. Mit zahlreichen Initiati-ven und finanziellen Zuwendungen wur-den und werden auch zukünftig soziale Einrichtungen, die Kultur, die Bildungs-einrichtungen und der Sport gefördert. Die Sparkassenstiftung für Lippstadt ist eine der drei Stiftungen der Sparkas-se und wurde 2004 gegründet. Sie ent-

MitgliEdEr und koopErationSpartnEr

Neue Mitglieder des BundesverbandesHerzlich willkommen!

60 StiftungsWelt 01-2012

Page 61: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

stand aus der Zusammenlegung bereits bestehender Lippstädter Sparkassen-stiftungen. Die Stiftung verfolgt gemein-nützige Zwecke, insbesondere die Förde-rung des Sports, des Denkmalschutzes und der Jugendhilfe in und für Lippstadt. Das Stiftungskapital beträgt rund 1,3 Mil-lionen Euro.

SPARKASSENSTIFTUNG PASSAUDomplatz 1194032 Passauwww.landkreis-passau.de

Die Sparkassenstiftung Passau wurde 2005 von der Sparkasse Passau ins Le-ben gerufen, um gemeinnützige Zwe-cke zu fördern. Als Stiftungskapital stell-te die Sparkasse 1 Million Euro zur Verfü-gung. Die Stiftung widmet sich der Unter-stützung von Kunst und Kultur, vor allem der Musik. Im Bereich der Musik fördert sie die Zielsetzungen der Musikschu-len in der Region Passau. Die Stiftung er-füllt ihre Aufgaben aus den Erträgen des Stiftungsvermögens, aus Zuwendungen und Spenden. Ihre Gremien sind der Stif-tungsvorstand und ein Stiftungsrat. Die Tätigkeit erstreckt sich grundsätzlich auf die Region Passau (Stadt und Landkreis).

STIFTUNG „AUFMüPFIGE FRAUEN“C/O PROF. DR. SIGRID METZ-GöCKELMimosenweg 1844289 Dortmundwww.stiftung-aufmüpfige-frauen.deDie Stiftung „Aufmüpfige Frauen“ un-terstützt mutige Frauen, die den poli-tischen und wissenschaftlichen Main-stream kritisch betrachten, quer denken können und dem Feminismus einen gu-ten Klang verleihen. Sie wurde 2004 for-mell errichtet und verleiht alle zwei Jah-re einen Preis, der bisher mit 3.000 Euro ausgestattet ist. Die öffentliche Preis-verleihung findet in Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro der Stadt Dortmund statt. 2006 wurden Gudrun Koch und Prof. Dr. Aylâ Neusel, 2008 Dr. Slawomira Walczewska aus Krakau und 2010 Shai-ma Ghafury aus Afghanistan ausgezeich-net. Zivilcourage und Stärkung der Zivil-gesellschaft sind die Stichworte für die Auswahl der Preisträgerinnen. Der ge-meinnützige Verein Aufmüpfige Frau-en e. V. sammelt steuerabzugsfähige Spenden.

Im Stiftungsvorstand sind neben der Stifterin Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel Ka-rola Pohlhausen, Rechtsanwältin, Dort-mund, Prof. Dr. Felizitas Sagebiel, Sozial-wissenschaftlerin, Universität Wuppertal,

Dr. Ute Zimmermann, Stabsstelle Chan-cengleichheit, Familie und Vielfalt, Tech-nische Universität Dortmund, Sigrid Rah-mann-Peters, Sozialpädagogin, Stadt Dortmund und Dr. Ilse Kamski, Schulfor-scherin und Schulentwicklungsberaterin, TU-Dortmund.

STIFTUNG BranDenBurger Tor DER LANDESBANK BERLINMax Liebermann HausPariser Platz 710117 BerlinTelefon (030) 22 63 30-16 | Fax -14www.stiftungbrandenburgertor.de

Im Dezember 1997 wurde die Stiftung Brandenburger Tor von der damaligen Bankgesellschaft Berlin (heute Landes-bank Berlin AG) gegründet. Die Stiftung arbeitet operativ in den Bereichen Kul-tur, Bildung und Erziehung sowie Wis-senschaft und Forschung und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwe-cke. Dabei initiiert und konzipiert sie ih-re Förderprojekte eigenverantwortlich und begleitet diese bis hin zur prakti-

schen Umsetzung. Darüber hinaus ha-ben sich in den vergangenen Jahren Ko-operationen mit anderen Veranstaltern bei Einzelprojekten in allen Förderbe-reichen bewährt. Ihren Sitz hat die Stif-tung im Max Liebermann Haus am Bran-denburger Tor. Das Vermögen der Stif-tung beläuft sich auf 30 Millionen Euro. Die Stiftungsgremien sind Kuratorium und Vorstand.

STIFTUNG DER KREISSPARKASSE REUTLINGEN „DIENST AM ÄLTEREN MENSCHEN“Tübinger Straße 7472762 ReutlingenTelefon (07121) 331 12-12 | Fax [email protected]/seniorenstiftung

Danken, neue Ideen und Projekte för-dern, Impulse geben – dies sind die Zie-le der Seniorenstiftung der Kreissparkas-se Reutlingen. Die Stiftung unterstützt im Rahmen der Projektförderung Vorha-ben, die in vorbildlicher und Erfolg ver-sprechender Weise zum Ziel haben, für ältere Menschen angemessene Lebens-umstände zu schaffen, mit einmaligen fi-nanziellen Zuschüssen bis zu 2.500 Euro. Außerdem möchte die Stiftung das En-gagement von Frauen und Männern, die sich in vorbildlicher und bewundernswer-ter Weise der Fürsorge und Pflege älterer Mitmenschen im Landkreis Reutlingen widmen, mit einer finanziellen Zuwen-dung würdigen. Förderungen sind auf den Landkreis Reutlingen begrenzt.

STIFTUNG DER KREISSPARKASSE REUT-LINGEN ZUR FöRDERUNG DER JUGENDTübinger Straße 7472762 ReutlingenTelefon (07121) 331 12-12 | Fax [email protected]/jugendstiftungDie Jugendstiftung der Kreissparkasse Reutlingen fördert junge Menschen im Landkreis Reutlingen, vorrangig im Be-reich der Aus- und Weiterbildung sowie der Erziehung. Die Ausschreibung erfolgt für drei Förderbereiche:

Im Bereich Projektförderung unterstützt die Stiftung neue, fantasievolle, innova-tive Projekte im Bereich der Jugendarbeit, der Aus- und Weiterbildung sowie der Er-ziehung. Im Bereich Auszeichnung von ehrenamtlichem Engagement zeichnet

die Stiftung Jugendliche aus, die sich in beispielhafter Weise gesellschaftlich en-gagieren, z.B. im schulischen Bereich, in Vereinen oder anderen Einrichtungen des Gemeinwesens. Im Bereich Einzelförde-rung schließlich werden einzelne Jugend-liche unterstützt, die im Hinblick auf ih-re außergewöhnliche Begabung und Be-dürftigkeit besonders förderungswür-dig sind. Förderungen sind auf den Land-kreis Reutlingen begrenzt.

STIFTUNG DER KREISSPARKASSE REUT-LINGEN ZUR FöRDERUNG INNOVATIVER LEISTUNGEN IM HANDWERKTübinger Straße 7472762 ReutlingenTelefon (07121) 331 13-81 | Fax [email protected]/ handwerkerstiftungJedes Jahr werden Preise im Gesamtwert von 13.500 Euro ausgeschrieben, um die Handwerksbetriebe im Landkreis Reut-lingen anzuspornen, ihr Potenzial an in-novativer Kraft aufzudecken. Neben den ersten drei Preisen, dotiert mit 5.000, 2.500 und 1.500 Euro, werden drei Son-derpreise in Höhe von je 1.500 Euro ver-geben. Mit den Sonderpreisen sind spe-ziell junge Handwerker, kleine Hand-werksbetriebe mit bis zu zehn Beschäf-tigten sowie Handwerksbetriebe, die mit ihrer Einreichung hervorragende hand-werkliche und kreative Fertigkeiten unter Beweis stellen, angesprochen. Die Stiftung möchte außerdem eine brei-te Öffentlichkeit auf den Tüftler- und Er-findungsgeist des Handwerks aufmerk-sam machen. Hierzu werden alle Wettbe-werbsbeiträge in einer Ausstellung prä-sentiert.

StiftungsWelt 01-2012 » » » intErna 61

Page 62: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

STIFTUNGEN DER KREISSPARKASSE STEINFURTSPORTSTIFTUNG DER KREISSPARKASSE STEINFURTKULTURSTIFTUNG DER KREISSPARKASSE STEINFURTKreissparkasse SteinfurtBahnhofstraße 248565 Steinfurtwww.sparkassenstiftungen.de

Als starker Partner der Region tritt die Kreissparkasse Steinfurt im nördlichen Münsterland auf. Die Flächensparkasse fördert mit zwei Stiftungen – der Sport-stiftung und der Kulturstiftung – das En-gagement von Menschen unterschiedli-cher gesellschaftlicher Gruppierungen. Dabei unterstützen beide Stiftungen so-wohl herausragende Leistungen Einzel-ner als auch Projekte unter Beteiligung von Gruppen und Institutionen. Bei-de Stiftungen sind mit einem Vermögen von jeweils mehr als 510.000 Euro aus-gestattet.

1989 wurde die Kulturstiftung ins Leben gerufen. Sie fördert Schaffende und Pro-jekte in den Bereichen Bildende Kunst, Baukunst, Musik, Literatur, Theater und Medien sowie Heimat- und Denkmalpfle-ge. Bisher haben 105 Projekte Zuwen-dungen in Höhe von insgesamt mehr als 545.000 Euro aus der Kulturstiftung er-halten. Zwei Beispiele: Die Kulturwerk-statt Altenberge konnte dank der finan-ziellen Unterstützung 600 Menschen im Alter von 2 bis 92 Jahren zu einem Skulp-turen-Projekt einladen. Neben der krea-tiven Tätigkeit kam so in der Kommune ein bisher einmaliger Dialog zwischen Jung und Alt in Gang. In der Stadt Stein-furt förderte die Kulturstiftung an der ar-chäologischen Ausgrabungsstätte einer

1.000-jährigen bäuerlichen Siedlung die Einrichtung der Museumsstation „Stein-torfeldmark“.Seit 1991 verstärkt die Sportstiftung der Kreissparkasse Steinfurt das Engage-ment des Hauses auf dem Gebiet der Sportförderung. Seither stellte die Stif-tung in 71 Projekten einzelnen Leistungs-trägern, Vereinen und Organisatoren von Veranstaltungen insgesamt 436.000 Euro

zur Verfügung. Neben regional bedeutsa-men Sportveranstaltungen profitieren begabte Nachwuchssportler, Trainer und Betreuer sowie Projekte des Breiten-sports von dem finanziellen Engagement der Sportstiftung. Auch die Strukturför-derung von Sportvereinen im Bereich Fortbildung und Vereinsführung sowie Verbesserung der Angebotsstruktur ist ei-ne Aufgabe der Sportstiftung. Bei ihrem Engagement achten die Verantwortlichen auf eine langfristige und nachhaltige Wir-kung der geförderten Maßnahmen.

STIFTUNG DER SPARKASSE GLADBECK ZUR FöRDERUNG VON KUNST UND KULTURFriedrich-Ebert-Straße 245964 Gladbeck Telefon (02043) 271-321 | Fax [email protected]

Kunst und Kultur bereichern das Leben der Menschen und tragen wesentlich zur Attraktivität, Lebensqualität und sozia-len Balance der Region bei. Die im Jahre 2003 gegründete Stiftung will ein Zeichen setzen und Mitverantwortung für die Ge-staltung und Förderung des Gemeinwe-

sens übernehmen. Eine Vielfalt kulturel-ler Angebote steht im Vordergrund, z.B. das Kunstprojekt „Tausendfüßler“. Hier-bei haben viele Gladbeckerinnen und Gladbecker Hunderte Füße in akribi-scher Arbeit hergestellt und die Gemein-

schaftsplastik der Künstlerin Caroline Dumpe im Rathauspark damit bestückt.

STIFTUNG DER SPARKASSE LANDSBERG-DIESSEN Hauptplatz 1–786899 Landsberg am LechTelefon (08191) 124-0 | Fax -977 [email protected]

Ziel der 2003 gegründeten Sparkassen-stiftung ist es, den Erfolg der Sparkasse über die Spendentätigkeit der Stiftung an die Bevölkerung weiterzugeben und die heimische Region zu unterstützen. Das Stiftungsvermögen konnte kontinuier-lich gesteigert werden und beträgt aktu-ell 4 Millionen Euro. Die Stiftung verfolgt vielfältige Zwecke, z.B. die Jugend- und Altenpflege, das öffentliche Gesund-heitswesen, Sport, Kunst und Kultur so-wie mildtätige und kirchliche Zwecke. Um über die Stiftung das gesellschaftliche und soziale Engagement der Sparkas-se noch stärker zum Ausdruck zu brin-gen, wurde die erfolgreiche Spendenak-tion „1 € je Einwohner im Geschäftsge-biet“ ins Leben gerufen. Hierbei erhalten sämtliche Kommunen des Landkreises auf Vorschlag ihrer Bürgermeister Spen-den für gemeinnützige Zwecke in Höhe der jeweiligen Einwohnerzahl.

STIFTUNG DER STADTSPARKASSE FELSBERGSteinweg 434587 Felsberg (Hessen)Telefon (05662) 500 [email protected]

Die Stiftung der Stadtsparkasse Felsberg wurde in 1998, im 150. Jubiläumsjahr der Sparkasse, gegründet. Das Stiftungs-kapital beläuft sich zurzeit auf 150.000 Euro. Gefördert und unterstützt werden gemeinnützige oder mildtätige Organisa-tionen, Vereine und Verbände im Gebiet der Stadt Felsberg. Die Stiftung engagiert sich in den Bereichen Kunst und Kultur, Heimatpflege, Feuer- und Katastrophen-schutz, Jugend und Altenhilfe, Wohl-fahrtspflege und Sport.

STIFTUNG DEUTSCHER VEREIN FüR öFFENTLICHE UND PRIVATE FüRSORGEOberfeldstraße 1160439 Frankfurt a.M.info@stiftung-deutscher-verein.dewww.stiftung-deutscher-verein.de

Die Stiftung wurde 2010 vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsor-ge e. V. und vom Verein zur Förderung der öffentlichen und privaten Fürsorge e. V. mit Sitz in Frankfurt a.M. gegründet. Der Stiftungszweck besteht in der Förde-rung der sozialen Arbeit, insbesondere der nicht durch andere Mittel geförder-ten Aufgaben des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e. V. Vor diesem Hintergrund macht die Stiftung es sich u. a. zur Aufgabe, Analysen und Anregungen für die Sozialpolitik und die soziale Arbeit zu fördern sowie die He-rausgabe von entsprechenden Publika-tionen zu unterstützen.

STIFTUNG FüR KUNST, KULTUR UND DENKMALPFLEGE DER SPARKASSE HATTINGENc/o Sparkasse HattingenRoonstraße 145525 HattingenTelefon (02324) 20 31-10 | Fax -09Die Stiftung wurde im Jahre 1996 anläss-lich des 650-jährigen Stadtjubiläums der Stadt Hattingen errichtet. Stiftungszwe-cke sind die Förderung von Kunst, Kul-tur und Denkmalpflege im Geschäftsge-biet der Sparkasse. Ein Schwerpunkt in den letzten Jahren war die künstlerische Neugestaltung der Standorte der histori-schen Stadttore. Im Rahmen eines Künst-lerwettbewerbs wurden vier Projekte von renommierten Künstlern ausgezeich-

net. Hiervon konnten zwischenzeitlich die Entwürfe der Künstler Voré (Ettlingen/Deutschland) und Urs Dickerhof (Biel/Schweiz) unter Federführung der Stiftung umgesetzt werden. Im mittelalterlich ge-prägten Stadtgrundriss von Hattingen kann der Besucher nun erneut die histo-rischen Eingänge in die Altstadt erleben.

62 StiftungsWelt 01-2012

Page 63: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

E R F O L G A U F S O L I D E M F U N D A M E N T

Substanzvermögen gibt Sicherheit.

AACHENER GRUNDVERMÖGENKapitalanlagegesellschaft mbHOppenheimstraße 950668 Köln

Telefon (0221) 772 04-29Telefax (0221) 772 [email protected]

AACHENER SPAR- UND STIFTUNGS-FONDSEin Immobilien-Publikumsfonds nach dem Investmentgesetz

Die AACHENER GRUNDVERMÖGEN ist eine

Kapi talanlagegesellschaft nach dem Invest-

mentgesetz. Das Unternehmen wurde 1973

unter Beteiligung kirchlicher Stellen gegrün-

det, um zunächst ausschließlich katholischen

institutionellen Anlegern eine Alternative zum

eigenen Immobilienerwerb zu bieten. Seit

Gründung wird eine konservative, langfristige,

auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Anlagestrate-

gie verfolgt. Dabei steht die langfristige Quali-

tät der einzelnen Immobilien im Vordergrund.

In Umsetzung dieser Strategie investieren wir

seit über 35 Jahren in der traditionellen und

gewachsenen innerstädtischen 1a Einzelhan-

delslage an ausgewählten Standorten.

Die an den Bedürfnissen des Einzelhandels aus-

gerichteten Immobilien erweisen sich in ihrer

Stabilität und Wertentwicklung, beispielswei-

se den Büroimmobilien gegenüber, als überle-

gen. Denn erst klas sige Einzelhandelsimmobili-

en sind ein knap pes Gut. Dies führt dazu, dass

die Mieten hier langfristig und nachhaltig stei-

gen. Hinzu kommt, dass die hohe Produktivität

von Einzelhandelsflächen hohe Quadratmeter-

Mieten erlaubt. Dies erleichtert maßgeblich die

Bewirtschaftung und Pflege der Häuser.

Die Spezialisierung auf dieses sehr schmale

Marktsegment unterscheidet uns deutlich von

allen anderen Investmentgesellschaften.

Mit dem Aachener Spar- und Stiftungs-Fonds

wenden wir uns gleichermaßen an kirchliche

und bürgerliche Stiftungen, die wie wir eine

konservative und langfristige Anlagestrate-

gie verfolgen.

Gerne stellen wir Ihnen unser Unternehmen,

seine Anlagestrategie und die Möglichkeit

der Anlage in dem erfolgreich gestarteten

AACHENER SPAR- UND STIFTUNGS- FONDS in

einem persönlichen Gespräch vor.

Page 64: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   In jeder Ausgabe der StiftungsWelt stellen wir Ihnen Stiftungen vor, die neu im Kreis der Mitglieder sind. In Zukunft möchten wir zu Beginn eines jeden Jahres auch auf Mitglieder hinweisen, die dem Bundesverband schon sehr lange verbun-den sind – auf Mitgliedschaftsjubilare. Denn dass der Bundes-verband Deutscher Stiftungen seit seiner Gründung 1948 kon-tinuierlich gewachsen ist, verdanken wir nicht nur den vielen neuen Stiftungen, die sich dem Verband im Laufe der Jahre an-geschlossen haben, sondern ebenso den Stiftungen und den ihnen verbundenen Menschen, die ihrem Dachverband immer treu geblieben sind.

In der Festschrift zum 50. Jubiläum des Bundesverbandes schrieb Rolf Hauer: „Die professionelle Ausrichtung des Bundes-verbandes hat nichts daran geändert, daß alle, die in diesem Bundesverband zusammengeschlossen sind, immer noch eine große Familie darstellen und dies auch hoffentlich bleiben.“ Den wenigsten Ehepaaren ist es vergönnt, ihre diamantene Hochzeit zu erleben. Mit seinen 63 Jahren kommt der Bundes-verband nun in ein Alter, in dem die Entscheidung so manchen Familienmitglieds, den Bund mit dem Bundesverband einzuge-hen, schon länger zurückliegt als bei den glücklichsten Ehepaa-ren. Wir sagen Danke für Ihre Treue!   « « « bvb

STIFTUNG GUTES TUN – STIFTER-NETZWERK DER SPARKASSE KARLSRUHEKaiserstraße 22376133 KarlsruheTelefon (0721) 146 15 [email protected] www.stiftung-gutes-tun.de

Die von der Sparkasse Karlsruhe Ettlin-gen im Jahr 2009 gegründete Dachstif-tung wurde mit einem Gründungskapi-tal von 500.000 Euro ausgestattet. Da-mit sich Stifterinnen und Stifter mit ih-ren Wünschen und ihrem eigenen Stif-tungszweck unter dem Dach der Stifter-gemeinschaft wiederfinden, ist der Sat-zungszweck weit gefächert. Insgesamt stehen 13 verschiedene Förderungszwe-cke zur Auswahl, die unmittelbar oder mittelbar gefördert werden können. Ab 25.000 Euro ist es möglich, einen eige-nen Stiftungsfonds im Stifternetzwerk zu gründen.

WITTENER SPARKASSEN- UND BüRGERSTIFTUNGSparkasse WittenRuhrstraße 4558452 WittenTelefon (02302) 174-0 | Fax [email protected]

2003 gründete die Sparkasse Witten aus Anlass ihres 150-jährigen Jubiläums die gemeinnützige Wittener Sparkassen- und Bürgerstiftung. Das Stiftungskapital be-läuft sich inzwischen auf über 1,3 Millio-nen Euro. Die Stiftung hat es sich zur Auf-gabe gemacht, Initiativen und Institutio-nen zu unterstützen, deren Engagement den Bürgern in Witten zugutekommt. Da-neben bietet sie Privatpersonen und Un-ternehmen an, sich ohne bürokratischen Aufwand in der Stiftung als Zustifter zu engagieren. Die Stiftung ist überwie-gend fördernd tätig. Der Schwerpunkt der

Maßnahmen liegt im sozialen Bereich; aber auch der Sport und die Kultur wer-den regelmäßig unterstützt.

freunDe Des stiftungsWesens

Juristische Personen

DEUTSCHE GESELLSCHAFT FüR INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT (GIZ) GMBHDag-Hammarskjöld-Weg 1–565760 EschbornTelefon (06196) 79-10 73 | Fax -80 10 [email protected]

freunDe Des stiftungsWesens

Natürliche Personen

KOLJA BUBOLZKästorfer Straße 338448 [email protected]

ALExANDER HILKERLangfuhr 3a54338 [email protected]

SERENA UND PAUL LINDEMANDachsstraße 147800 [email protected]

CAREL CARLOWITZ MOHNGreifswalder Straße 3610405 [email protected]

ULRICH PELZInitiative JUNO 13Auf dem Grünen 1328197 [email protected]

KLAUS WAGNERAm Kreuzberg 127308 Kirchlinteln

MitgliEdEr und koopErationSpartnEr

Danke für die Treue!Mitgliedschafts-Jubilare in der Stiftungsfamilie

64 StiftungsWelt 01-2012

Page 65: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Gründungsmitglieder*Adeliges Damenstift Waizenbach  | Diözese Würzburg Bischöfliches Ordinariat  | Erzbischöfliches Ordinariat Bamberg  | Erzbischöfli-ches Ordinariat Freiburg im Breisgau  | Evangelische Landeskirche in Baden  | Evang.-Luth. Kirche in Bayern  | Evangelische Stiftung Pflege Schönau, Heidelberg  | Evangelische Wohltätigkeitsstiftung in Regensburg  | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürn-berg   | Fuggersche Stiftungen, Augsburg  | Georg und Franziska Speyer’sche-Hochschulstiftung   | Heiliggeistspital-Stiftung Frei-sing |  Klosterkammer Hannover  | Landeshauptstadt München  | Pfälzer Kath. Kirchenschaffnei Heidelberg  | Stadt Amberg  | Stadt Ansbach  | Stadt Aschaffenburg  | Stadt Augsburg  | Stadt Coburg  | Stadt Deggendorf  | Stadt Forchheim  | Stadt Hof  | Stadt Mem-mingen, Stiftungsverwaltung/Bürgerstift  | Stadt Nürnberg  | Stadt Ochsenfurt  | Stadt Regensburg  | Stadt Schwabach  | Stiftung Bür-gerspital zum Hl. Geist, Würzburg  | Stiftung Juliusspital Würzburg  | Stiftung Landheim Schondorf  | Stiftung Landerziehungsheim Neu-beuern  | Vereinigte Wohltätigkeitsstiftungen Nördlingen

*Gelistet sind Institutionen, die bzw. deren Vorgängerinstitutionen bei der 1. Tagung der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Wohltätigkeits- und Kultusstiftungen vertreten waren oder zu Beginn des Jahres 1949 eingetreten sind und heute noch oder wieder Mitglied sind. Die Aktenlage zu den Gründungsmitgliedern ist nicht immer klar zu deu-ten, z.B. da so manche Institution seit 1948 ihren Namen geändert hat. Sollten Sie ei-ner Institution angehören, von der Sie wissen, dass sie bzw. ihre Vorgängerinstitution zu den Gründungsmitgliedern gehörte, freuen wir uns sehr über Ihren Hinweis!

Seit über 60 bis 63 Jahren MitgliedBaron von Stein’sche Stiftung  | Stiftung Braunschweigischer Kul-turbesitz  | Schüchtermann-Schiller’sche Familienstiftung zu Dort-mund  | Fischer’s Wohltätigkeits-Stiftung Erding – Stiftung des öffentlichen Rechts  | Vereinigte Stiftungen der Stadt Ettlingen  | Geheimrat Dr. Fritz Hornschuch’sche Allgemeine Wohlfahrts-Stif-tung  | Cronstett- und Hynspergische Evangelische Stiftung Frank-furt a. M.  | Evangelische Kirche in Deutschland  | Ev.-luth. Landes-kirche Hannovers  | Stadt Heilbronn  | Stadt Kempten (Allgäu)  | Protestantische Alumneumsstiftung  | Bischöfliches Ordinariat Rot-tenburg am Neckar  | Bischöfliches Ordinariat Speyer am Rhein  | Vereinigte Hospitien

Seit 60 Jahren MitgliedBistum Augsburg  | A.B.v. Stettensche Stiftungen  | Heilig-Geist-Spitalstiftung  | Bischöfliches Ordinariat Eichstätt  | Stiftung Hospi-tal zum Hl. Geist  | Beilstein-Institut zur Förderung der Chemischen Wissenschaften  | Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst  | Stiftung Landschulheim am Solling  | Schulstiftung Baden-Württemberg  | Römisch-Germanisches Zen-tralmuseum Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte  | Stadt Passau  | Landeshauptstadt Stuttgart  | Blindeninstitutsstiftung Würzburg

Seit 50 Jahren MitgliedStiftung Ökologie & Landbau  | Carl-Zeiss-Stiftung  | Stiftung Re-gensburger Domspatzen  | Wilhelm Heinrich Riehl-Dr. Christian Frank-Gedächtnisstiftung

Seit 40 Jahren MitgliedKatholische Waisen- und Armenkinderhaus-Stiftung  | Fürst Don-nersmarck-Stiftung  | Stiftung Mitarbeit  | Alfried Krupp von Boh-len und Halbach-Stiftung  | Allgemeiner Almosenkasten  | Stiftung Liebenau  | Franz Grothe-Stiftung  | Erzbischöfliches Generalvika-riat Paderborn  | Heidehof Stiftung Gesellschaft mit beschränkter Haftung  | Dr. Johannes Heidenhain-Stiftung GmbH

Seit 25 Jahren MitgliedAdolf und Hildegard Isler-Stiftung  | Stiftung Öffentlichkeitsarbeit für die Wissenschaft e. V.  | Alois-Lauer-Stiftung  | TARGOBANK Stif-tung  | Breuninger Stiftung GmbH Stuttgart  | Peter Fuld Stiftung  | Hans und Elfriede Westphal Stiftung  | Schweisfurth-Stiftung  | Emmy Schuster-Holzammer Stiftung  | Johann Wolfgang Langguth-Stiftung  | Diakoniewerk Ruhr  | Dr. Kleeberg & Partner GmbH

StiftungsWelt 01-2012 » » » intErna 65

Page 66: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Premium-PArtnerDeutsch�e bAnk Agkontakt Arndt Funken Head Corporate & Philanthropical WealthTaunusanlage 12 | 60335 Frankfurt am MainTelefon (069) 91 04 50 [email protected]

» » » Bereits seit über 140 Jahren begleitet die Deutsche Bank ihre Kunden in Stiftungsfragen. Im Private Wealth Management betreuen der-zeit rund 36 Mitarbeiter über 1.200 Stiftungen mit einem Vermögen von rund 8 Milliarden Euro. Dabei reicht die Begleitung von der Stif-tungskonzeption und Auswahl des Stiftungs-zwecks über die Stiftungserrichtung, Struk-turierung und Verwaltung des Stiftungsver-mögens bis hin zum Rechnungswesen und zur Korrespondenz mit Behörden.Mehrere unabhängige Testinstitute haben die Qualität unseres Angebots bestätigt. Die Fuchsreports Stiftungsmanagement 2009 und 2010 haben das Prädikat „uneingeschränkt empfehlenswert“ bzw. „Top-Anbieter“ ver-liehen und der Elitereport vergab im Spezial-report „Die Elite der Stiftungsexperten“ die goldene Pyramide. Im Rahmen des diesjähri-gen „Private Banking and Wealth Management Surveys“ des Fachmagazins Euromoney erhielt PWM neben der Auszeichnung als „Best Priva-te Bank 2011“ in Deutschland u.a. auch den Ti-tel „Bester Stiftungsmanager in Deutschland“.

Premium-PArtnerDAtev egkontakt Ulrich LeisPaumgartnerstraße 6–14 | 90329 NürnbergTelefon (0800) 328 38 [email protected]

» » » Die DATEV eG, Nürnberg, ist das Soft-warehaus und der IT-Dienstleister für Steuer-berater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte sowie deren zumeist mittelständische Man-danten. Das Leistungsspektrum umfasst vor al-lem die Bereiche Rechnungswesen, Personal-wirtschaft, betriebswirtschaftliche Beratung, Steuern, Enterprise Resource Planning (ERP) sowie Organisation und Planung. Mit nahezu 40.000 Mitgliedern, mehr als 6.100 Mitarbei-tern und einem Umsatz von 730 Millionen Euro im Jahr 2011 zählt die 1966 gegründete DATEV zu den größten Informationsdienstleistern und Softwarehäusern in Europa. DATEV unterstützt Stiftungen mit einem Bran-chenpaket, das auf dem Standardkontenrah-men SKR 49 basiert. Mit der Kostenrechnung kann der benötigte Nachweis der Mittelher-kunft und -verwendung erbracht werden sowie die Abgrenzung einzelner Treuhandvermögen und geförderter Projekte. Mit dem Spenden-tool können die Spender verwaltet und Spen-denquittungen erzeugt werden. Sprechen Sie mit Ihrem steuerlichen Berater.

Premium-PArtnerkPmg Ag Wirtsch�AftsPrüfungsgesellsch�AftWirtschaftsprüfung, Steuerberatung und allgemeine Beratungkontakt Sascha Voigt de Oliveira Klingelhöferstr. 18 | 10785 BerlinTelefon (030) 20 68 -44 66 | Fax 0180 21 19 91-06 [email protected] | www.kpmg.de

» » » KPMG ist ein weltweites Netzwerk recht-lich selbstständiger, nationaler Firmen mit 138.000 Mitarbeitern in 150 Ländern. Auch in Deutschland gehört KPMG zu den führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunterneh-men und ist mit über 8.000 Mitarbeitern an mehr als 20 Standorten präsent. Unsere Leis-tungen sind in die Geschäftsbereiche Audit, Tax und Advisory gegliedert. Im Mittelpunkt von Audit steht die Prüfung von Konzern- und Jahresabschlüssen. Tax steht für die steuerbe-ratende Tätigkeit von KPMG. Der Bereich Ad-visory bündelt unser hohes fachliches Know-how zu betriebswirtschaftlichen, regulatori-schen und transaktionsorientierten Themen. Für wesentliche Sektoren unserer Wirtschaft haben wir eine geschäftsbereichsübergreifen-de Branchenspezialisierung vorgenommen. Hier laufen die Erfahrungen unserer Spezialis-ten weltweit zusammen und tragen zusätzlich zur Beratungsqualität bei.

Die Unternehmenspartner des Bundesverbandes

Die unterneh�mensPArtner

Auf dieser Seite stellen wir Ihnen ausge-wählte Unternehmenspartner des Bundes-verbandes Deutscher Stiftungen vor. Unse-re Unternehmenspartner gliedern sich, je nach Höhe der jährlichen Zuwendungen, in die Kategorien Premium-Partner, Projekt-Partner und Dialog-Partner. Wenn Sie sich als Unternehmen ebenfalls für eine Förder-partnerschaft interessieren, bitte kommen Sie auf uns zu. Gern informieren wir Sie über die vielfältigen Möglichkeiten der Zu-sammenarbeit.

ih�r AnsPrech�PArtnerDr. Hermann Falk Mitglied der Geschäftsleitung Leiter Administration & Corporate SectorTelefon (030) 89 79 47-88 [email protected] www.stiftungen.org/partner

AlliAnz Pension consult gmbh�Vermögensberatung und -verwaltungkontakt Dr. Klaus DaunerMarienstraße 50 | 70178 StuttgartTelefon (0711) 663-1432 | Fax [email protected] | www.apc.allianz.de

» » » Die Allianz: zuverlässiger Partner für Ihre Stiftung. Sturmerprobt seit 1890, steht die Alli-anz ihren Kunden in den entscheidenden Mo-menten zur Seite. Dass Sie sich auf die Allianz verlassen können, ist unser Anliegen. Wir bie-ten Ihrer Stiftung maßgeschneiderte Lösungen für eine krisenfeste, stabile und langfristige Vermögensvorsorge. In ruhigen wie in stürmischen Zeiten stellen sich viele Fragen rund um die Vermögensanla-ge von Stiftungen: Was bedeutet der Grundsatz der Vermögenserhaltung? Wie wirkt die Infla-tion? Was sind die Rechtsfolgen von Verlusten

im Vermögensmanagement? Wie kann ich als Stiftungsorgan meine persönliche Verantwor-tung bestmöglich erfüllen und Haftungsrisiken vermeiden? Profitieren Sie von unserem Wis-sen und unserer Erfahrung.In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen haben wir das Produkt

„StiftungsInvest“ entwickelt, für das Mitglieder Sonderkonditionen erhalten.Das Produkt zeichnet sich durch stetig plan-bare und im Vergleich mit Euro-Staatsanlei-hen oder Pfandbriefen attraktive Renditen aus, und zwar bei niedrigeren Wertschwankungen und höchster Ausfallsicherheit. Für weitere Informationen wenden Sie sich an die Allianz Pension Consult, eine Beratungsgesellschaft der Allianz Gruppe.

Premium-PArtner

66 StiftungsWelt 01-2012

Page 67: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Premium-PArtnernexiA Deutsch�lAnD gmbh�Wirtschaftsprüfungsgesellschaftkontakt Volkmar Heun Carmanstraße 48 | 53879 EuskirchenTelefon (02251) 70 09 [email protected] www.nexia.de

» » » NEXIA – eine weltweite Experten-Vereini-gung aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, steuerliche, anwaltliche und Unternehmensbe-ratung für national und international ausgerich-tete Mittelstandsunternehmen und Organisatio-nen. Im Verlauf von 40 Jahren Entwicklung ist in Deutschland eine dezentrale Unternehmenskul-tur und Kooperation entstanden, die es uns er-laubt, professionell und flexib el auf alle Anfor-derungen unserer Mandanten zu reagieren. Heute ist die NEXIA an 25 Standorten in Deutsch-land vertreten. Diese Kooperation von Fachleu-ten – auch im KOMPETENZ-ZENTRUM NPO – lässt keine Frage unbeantwortet. Das NEXIA KOM-PETENZ-ZENTRUM NPO betreut Sie im Stiftungs- und Gemeinnützigkeitsrecht. Mit Ihnen zusam-men als Team gründen, gestalten, beraten, con-trollen, verwalten oder prüfen wir Ihre Stiftung. Unsere Tochtergesellschaft NEXIA STIFTUNGS-TREUHAND GMBH ist Ihr kompetenter Partner für die Verwaltung von treuhänderischen Stiftungen. Wir begleiten Sie sicher auf Ihrem Weg, bei der Realisierung Ihrer Ziele und Visionen – gehen Sie also mit uns stiften!

Premium-PArtnersAl. oPPenh�eim Jr. & cie. Ag & co. kgAAOppenheim Vermögenstreuhand GmbHkontakt Dr. Cordula Haase-Theobald, Christine GuderOppenheimstraße 11 | 50668 KölnTelefon (0221) 145 24 [email protected]

» » » Sal. Oppenheim wurde im Jahr 1789 ge-gründet und ist heute eine der führenden Pri-vatbanken in Europa. Sie steht für Kontinuität in der Kundenbetreuung und folgt einem part-nerschaftlichen Geschäftsprinzip. In der Ver-mögensverwaltung werden Lösungen sowohl für vermögende Privatkunden und Familien als auch für institutionelle Anleger sowie Unter-nehmen angeboten. Mit einem Investmentprozess, der private und institutionelle Anforderungen gleichermaßen berücksichtigt und ergänzt, sowie produktun-abhängiger Beratung richtet sich Sal. Oppen-heim ganz an den besonderen Anforderungen ihrer Kunden aus. Werte, Identität und Kultur sind das höchstes Kapital des traditionsrei-chen Bankhauses. Sein Erhalt zum Wohle der Kunden genießt oberste Priorität.Die Oppenheim Vermögenstreuhand GmbH ist als Tochtergesellschaft in der Beratung und Betreuung von komplexen Vermögen und von Stiftungen und Stiftern tätig. Sal. Oppenheim betreut das Vermögen von mehr als 180 ge-meinnützigen Stiftungen mit einem Volumen von rund 2 Milliarden Euro.

Premium-PArtnerbAnk sArAsin AgVermögensanlagekontakt Christian MoselTaunusanlage 17 | 60325 Frankfurt am MainTelefon (069) 71 44 97-350 | Fax [email protected]

» » » Die Bank Sarasin ist eine 1841 gegrün-dete, unabhängige Schweizer Privatbank mit Standorten in Europa und Asien und beschäf-tigt über 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter. Sie wurde von der Welt/Welt am Sonntag im Rahmen der Untersuchung „Die Elite der Stiftungsexperten“ mit der goldenen Pyrami-de für besonders herausragende Beratungs-qualität im Stiftungswesen ausgezeichnet. In der Sarasin-Gruppe wird das Vermögen von über 100 Stiftungen verwaltet. Die Stiftungsbe-treuung wird von Christian Mosel geleitet. Die Bank Sarasin berät Stiftungen in der Gründung, in Fragen der Administration sowie in der Ver-mögensverwaltung. Die speziell für deutsche Stiftungen konzipierten Produkte, z.B. Fonds und andere banknahe Dienstleistungen, erhal-ten Mitglieder des Bundesverbandes Deut-scher Stiftungen zu Sonderkonditionen. Die deutschen Standorte der Bank befinden sich in Frankfurt, München und Nürnberg.

Deutsch�e stiftungsAkADemieAngebot: Fort-, Weiterbildung und Zertifizierung kontaktDr. Andrea RudolphHaus Deutscher StiftungenMauerstraße 93 | 10117 BerlinTelefon (030) 89 79 47-47 | Fax -81www.stiftungsakademie.de

Pictet & cie (euroPe) s.A.Angebot: Dienstleistungen im Rahmen der Vermögensverwaltung kontaktFrank BöhmerNeue Mainzer Straße 1 | 60311 Frankfurt a.M.Telefon (069) 79 50 09-24 | Fax -49

bAnque De luxembourgAngebot: Vermögensverwaltung, maßgeschnei-dertes Angebot in der Philanthropie-Beratung, Engagement im MäzenatentumkontaktDiane Wolter14, Boulevard Royal | L-2449 Luxembourg LuxemburgTelefon (00352) 499 24-31 52

invesco kAPitAlAnlAgegesellsch�Aft mbh�Angebot: Fonds für StiftungenkontaktStine PfeiferAn der Welle 5 | 60322 Frankfurt a.M.Telefon (069) 298 07-184 | Fax -352

trioDos bAnk nv, Deutsch�lAnDAngebot: Nachhaltiges Banking, Umsetzung sozialer, ökologischer und kultureller Ziele im täglichen Finanzgeschäft kontaktDr. Eike H. ZimbehlMainzer Landstraße 211 | 60326 Frankfurt a.M.Telefon (069) 717 19-192 | Fax -222

tPc/th�e Pension consultAncy gmbh�Angebot: Kostenlose Beratung zum Stiftungs-Versorgungswerk und weitergehende BeratungkontaktRolfdieter SollichMedienpark Kampagne Barmbeker Straße 6a | 22303 HamburgTelefon (040) 32 87 09-556 | Fax -556

ProJekt-PArtner [auswahL]

StiftungsWelt 01-2012 » » » intErna 67

Page 68: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Nach zwei Finanzkrisen in kurzem Abstand ist das Bewusst-sein für die Risiken der Stiftungs-arbeit bei deutschen Stiftungsvor-ständen erheblich gestiegen. Die Auseinandersetzung mit der Frage, wie man die Risiken der Geschäfts-tätigkeit einer Stiftung kontrollieren kann, bezieht sich dabei vor allem auf den Bereich der Vermögensanla-ge. Die Frage ist allerdings: Schlum-mern die größten Gefahren für eine Stiftung wirklich in der Verwaltung des Vermögens? Rechtlich gesehen mag das so sein. Im Hinblick auf das Gemeinwohl stellt sich die Sache al-lerdings anders dar. Denn Effizienz in der Vermögensanlage ist wenig wert, wenn die Effektivität in der Verwendung fehlt. Auch mit noch so viel Geld wird eine Stiftung, der es nicht gelingt, gute Projekte zu fin-den, ihrem Zweck nicht gerecht. Das größte Risiko für eine Stiftung liegt daher in der Vergabe der Mittel.

Es sind vor allem drei Risiken, die eine Stiftung bei der Vergabe ihrer Mittel ausschließen muss: » Zweckentfremdung der Mittel

durch nicht satzungskonforme Vergabe

» Veruntreuung und Verschwen-dung der Mittel durch den Destinatär

» mangelnde Qualität der Förder-projekte.

Die ersten beiden Fälle treten zweifellos selten auf, können aber schwerwiegende Konsequenzen für die Gemeinnützigkeit und die Reputation der Stiftung haben. Der dritte Fall wiederum ist schwer zu erfassen, dürfte aber vergleichs-weise häufig sein. Denn zu viele Stiftungen geben sich zu wenig Mühe bei der Suche ihrer Projekte. Sie könnten ihren Zweck mit einer professionelleren Auswahl deut-lich besser, nachhaltiger und/oder preiswerter erfüllen.

Risikokontrolle in der Mittelver-wendung   » » »   Jede Stiftung steht vor der Herausforderung, die Vorgaben der Satzung durch die Vergabe der Stiftungsmittel zu er-füllen – und zwar unabhängig da-von, ob sie die Mittel in eigene Projekte investiert (operativ) oder an Dritte vergibt (Förderstiftung). Alle Stiftungen durchlaufen bei der Mittelvergabe einen Auswahlpro-zess, der bei großen Stiftungen oft schriftlich fixiert ist, während viele kleine und mittlere Stiftungen die-sen Ablauf eher intuitiv handha-ben. Um die Risiken in der Vergabe zu minimieren, lohnt es sich, die

Etappen dieses Prozesses bewusst zu gestalten.

1. Festlegung von Förderrichtlini-en   » » »   Förderrichtlinien dienen dazu, die meist allgemeinen Vor-gaben der Satzung zu operationa-lisieren und auf bestimmte The-men, Regionen und/oder Zielgrup-pen herunterzubrechen. Sofern sich diese Schwerpunktbildung im Rahmen der Satzung bewegt, er-hält die Stiftung eine zusätzliche Gewähr dafür, dass sie ihre Mittel gemäß dem Stiftungszweck ver-gibt. Die Festlegung auf definierte Schwerpunkte hat darüber hinaus den großen Vorteil, dass die Stif-tung gezielt in einem Bereich Wis-sen, Netzwerke und Kontakte auf-bauen kann.

2. Entwicklung einer Suchstrate-gie   » » »   Es gibt – leider! – kei-nen „Fördermarkt“ in Deutschland, auf dem Angebot (Stiftungsmit-tel) und Nachfrage (Projekte/Emp-fänger) zusammenfinden könnten. Eine Stiftung, die gute Projekte sucht, ist daher selbst in der Ver-antwortung, einen Weg zu finden, durch den sie mit vertretbarem Aufwand möglichst gute Destinatä-re findet – sei es durch die Suche

StiftungSManagEMEnt

Mittelvergabe professionell gestaltenRisikokontrolle einmal anders

Dr. kArsten timmer ist Geschäftsführender Gesellschafter der panta rhei Stiftungsberatungs GmbH. Die Gesellschaft plant und realisiert Förderprogramme für Stiftungen.

Weitere Informationen [email protected] www.beratung-pantarhei.de www.methodische-reports.de

68 StiftungsWelt 01-2012

SErvicEtiPPs und beratung für stiftungen zu management, recht und finanzen

Page 69: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

im eigenen Netzwerk, durch ein System von Nominationen, durch eine Fachjury oder durch eine öf-fentliche Ausschreibung. Die Aus-wahl des passenden Suchweges ist der Dreh- und Angelpunkt des ge-samten Förderprozesses. Denn nur wenn es gelingt, geeignete Kandi-daten zielgenau anzusprechen und zu einer Bewerbung zu ermutigen, hat die Stiftung die Möglichkeit, gute Projekte auszuwählen.

3. Transparente und faire Auswahl der Förderprojekte   » » »   Bei der Entscheidung über die Mittelver-gabe stehen Stiftungen vor der Qual der Wahl. Ein übersichtliches Raster von Qualitätskriterien ist der beste Weg, Förderentscheidungen fair und transparent zu fassen (sie-he Mustertabelle). Diese Qualitäts-kriterien, die jede Stiftung für sich erarbeiten muss, können bei der Analyse der Projektanträge gezielt abgeprüft werden, sodass die Stif-tung nicht nur ihren Aufwand mi-nimiert, sondern auch das Risiko, schlechte Projekte zu fördern.

4. Konstruktive und kritische Be-gleitung der Projekte   » » »   Für viele Stiftungen endet der Förder-prozess mit der Anweisung der Mit-tel an den Empfänger. Da Stiftun-gen aber ein eigenes Interesse am Gelingen der von ihnen geförderten Projekte haben sollten, sind sie gut beraten, ihre Partner über den gesamten Zeitraum der Förderung zu begleiten. Nur so sind sie in der Lage, eventuelle Fehlentwicklun-gen rechtzeitig zu bemerken und zu korrigieren.

5. Abschluss der Förde-rung   » » »   Rechtlich gesehen ist der Berichtspflicht mit dem Erhalt

der Zuwendungsbestätigung Ge-nüge getan. Dieser Nachweis reicht aber sicherlich nicht aus, um zu beurteilen, ob die Mittel tatsäch-lich im Sinne der Stiftung und dem genehmigten Projektantrag gemäß verwendet worden sind. Die Stif-tung benötigt dazu nach Abschluss der Förderung eine angemessene Dokumentation über die Finanzen, Aktivitäten und Ergebnisse des Pro-jektes. Über Format, Umfang und Zeitpunkt der Berichte müssen sich Stiftung und Destinatär zu Beginn der Förderung einigen.

Entscheidungsraster der Projekt-auswahl    » » »   Bei der Etablie-rung eines professionellen Verga-beprozesses gilt grundsätzlich die alte Weisheit, dass der Weg wich-tiger ist als das Ziel. Bedeutsamer als die buchstabengetreue Umset-zung der verschiedenen Etappen ist eine bewusste Auseinander-

setzung des Stiftungsvorstandes mit der Frage, auf welche Weise die Stiftung welche Art von Projek-ten fördern möchte. Ein sehr hilf-reiches Instrument ist hierfür die Erstellung eines Rasters von Qua-litätskriterien, die die Stiftung an Projektanträge anlegen möchte.

Am Beispiel-Raster (s. u.) wird deutlich, dass die Erstellung eines solchen Rasters nicht notwendiger-weise besonders aufwendig sein muss. Im Gegenteil: Wenn die Stif-tung ihre Prioritäten und Ansprüche in einigen aussagekräftigen Krite-rien zusammenfasst, erhält sie ein Instrument, das sehr hilfreich ist, um die Auswahl der Förderprojek-te systematisch anzugehen. Noch dazu bekommt sie damit die Sicher-heit, die knappen Stiftungsmittel tatsächlich an förderungswürdige Projekte zu vergeben und ihren Stif-tungszweck verantwortungsvoll zu erfüllen.   « « «

Muster: Bewertungsraster für eine Förderausschreibung im Bereich Integrationsprojekte in Frankfurt a.M.

Kriterium Maximale Punktzahl

Projekt 1

Projekt 2

Vorgaben der Stiftung

Zielgruppe „Kinder bis 6 Jahre“ 15

Besondere Problemviertel in Frankfurt 10

Hohes Maß an ehrenamtlicher Arbeit im Projekt 10

Qualität des Projektes

Die Familien werden aktiv im Projekt eingebunden 15

Das Projekt erzeugt nachhaltige Wirkungen 15

Es gibt einen nachgewiesenen Bedarf für das Projekt 5

Das Projekt arbeitet mit Partnern zusammen 5

Qualität der Organisation/des Projektträgers

Die Organisation hat ein solides Berichtswesen 15

Die Organisation hat eine engagierte Geschäftsführung 10

Gesamtpunktzahl 100

Buchtipp Karsten Timmer: Genau hinsehen. Projektanträge prüfen und entscheiden. Hg. von der Bertelsmann Stiftung. Gütersloh 2011. Die Publikation kann bei der Bertelsmann Stiftung kostenlos bestellt oder online heruntergeladen werden: Telefon (05241) 81-813 38; www.methodische-reports.de.

StiftungsWelt 01-2012 » » » SErvicE 69

Page 70: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Für das Kommunikations-team der VolkswagenStiftung ist das Stiftungsjubiläum 2012 natur-gemäß ein Schwerpunkt der Me-dienarbeit – aber keineswegs der einzige. Denn es jährt sich auch zum 40. Mal die Publikation der Studie „Grenzen des Wachstums“;

mit neun Millionen verkauften Ex-emplaren und Übersetzungen in 35 Sprachen die populärste För-derung in der Stiftungsgeschichte. Auch deshalb wird mit dem The-ma „Grenzen des Wachstums“ vom 28. bis 29. November 2012 der wis-senschaftliche Tagungsbetrieb im dann wieder aufgebauten Schloss Herrenhausen eröffnet. Die Volks-wagenStiftung finanziert diesen Wiederaufbau im Rahmen ihrer Im-mobilienanlage. Und ist auf diese Weise an einer Baumaßnahme be-teiligt, die von den Regionalme-dien so aufmerksam beobachtet wird wie keine andere.

Dieser Artikel ist keine Nachle-se, sondern streng genommen eine Ankündigung der Kommunikations-aktivitäten im Jubiläumsjahr der VolkswagenStiftung. Eine Bilanz wird man erst im Dezember ziehen können. Wer die Aktivitäten wei-terverfolgen möchte, dem sei der Blick auf die Jubiläumsseite oder den kürzlich gestarteten Facebook Channel empfohlen.

Planung   » » »   Auch wegen der übrigen bedeutenden Kommuni-kationsanlässe veranstaltet die Stiftung nicht jene Aneinanderrei-hung von Glamourevents, die man von einer Einrichtung dieser Größe in einem Jubiläumsjahr vielleicht erwartet. Statt Party ist Reflexion angesagt: Alle Abteilungen in der Geschäftsstelle ziehen derzeit Bi-lanz, hinterfragen das Erreichte und richten den Blick in die Zu-kunft. Am 1. und 2. März haben sich Förderung und Kommunikati-on in Klausur zurückgezogen, um über ein Programm zu debattieren, das an das vor sechs Jahren publi-zierte Strategiepapier „Perspek-tiven 2012“ anknüpft und diese inhaltlich weiterentwickelt – auf Sicht von etwa zehn Jahren. Selbst die zentrale Jubiläumsveranstal-tung im März in Berlin kombiniert Amüsement in Form eines Festakts mit disziplinierter Gedankenarbeit im Rahmen eines Symposiums.

Print   » » »   Bereits zum 40. Jubi-läum erschien eine fundierte Ge-schichte der VolkswagenStiftung in zwei Bänden. Die Publikation adressiert allerdings eine schma-le, speziell interessierte Zielgrup-pe. Ein neues Printerzeugnis zum 50. Jubiläum sollte deshalb eine breitere Öffentlichkeit erreichen und sich zugleich für eine nachhal-tige Medienarbeit eignen. Ziel war nicht nur, wie zu erwarten, die För-derarbeit der Stiftung darzustellen. Auch das Wirken der Beschäftigten

StiftungSkoMMunikation

50 Jahre VolkswagenStiftungWie Stiftungen ihr Jubiläum begehen (Teil 4)

Ein Jubiläum ist immer ein guter Anlass für Stiftungen, um glücklich

und dankbar auf die Früchte der bisherigen Arbeit zurückzublicken,

aktuelle Positionen zu überdenken und Strategien für die Zukunft in

den Blick zu nehmen. Auch bietet jeder runde Geburtstag Gelegenheit,

sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Für die Stiftungskommunikation

birgt das viele Chancen und Herausforderungen. In dieser Serie stellen

wir Ihnen Stiftungen vor, die ihr Jubiläum kommunikativ besonders

erfolgreich begleitet haben.

Hintergrund Mit 2,4 Milliarden Euro Stiftungska-pital zählt die VolkswagenStiftung mit Sitz in Hannover zu den größ-ten Stiftungen in Europa und ist die größte private Wissenschafts-förderin in Deutschland. Ihr Stif-tungszweck ist die Förderung von Forschungsvorhaben in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften ebenso wie in den Natur- und Inge-nieurwissenschaften. Seit 1962 hat sie mit knapp vier Milliarden Euro fast 30.000 Projekte unterstützt. An-ders als ihr Name vermuten lässt, ist die VolkswagenStiftung keine Unternehmensstiftung, sondern ei-ne unabhängige, gemeinnützige Stiftung privaten Rechts.

70 StiftungsWelt 01-2012

Page 71: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

in der Geschäftsstelle selbst sollte in die Öffentlichkeit getragen wer-den. Die Stiftung möchte sich als transparente Institution präsentie-ren – und auf diese Weise auch für den Stiftungsgedanken allgemein werben.

So entstand die Idee zu einem Fotoband, der in einer Kooperation mit Studierenden des Studiengan-ges Fotojournalismus an der Hoch-schule Hannover realisiert wurde. 20 Nachwuchstalente reisten an 37 Orte auf vier Kontinenten, um von der Stiftung geförderte Forscherin-nen und Forscher bei der Arbeit zu begleiten, und ein Fotograf konnte wochenlang in der Geschäftsstel-le frei fotografieren. Vom Kick-off-Meeting bis zum fertigen Produkt vergingen 14 Monate.

Das Buch wurde am 6. Februar 2012 auf einer Pressekonferenz in der Stiftung vorgestellt. Alle rele-vanten Regionalmedien berich-teten ausführlich mit TV-Features, Artikeln und Wochenendbeilagen, darunter SAT1 Regional, RTL Nord, NDR Kultur, Hannoversche Allge-meine Zeitung, Neue Presse, dpa, das Stadtmagazin „Stadtkind“ und das E-Magazine „Sonntag“ . Aus der bisherigen überregionalen Be-richterstattung (Stand: Mitte Feb-ruar 2012) ist, neben einem Artikel in ZEIT WISSEN, vor allem das re-nommierte Reportagemagazin GEO zu erwähnen, das dem Fotobuch und dem Jubiläum 14 redaktionel-le Seiten widmete und der Stiftung 3,65 Millionen Leserkontakte be-scherte.

Die in dem Projekt entstandenen Fotos werden von der Kommunikati-on demnächst auch für die Produk-tion eigener Medien genutzt, etwa im grafischen Konzept der neuen Imagebroschüre und als Postkarten-

serie für studentische Zielgruppen.

Internet   » » »   Für die Präsenz im Internet wurde eine eigene, tech-nisch bewusst schlicht gehaltene Jubiläumshomepage konzipiert (www.volkswagenstiftung-50-jahre.de). Sie wird vom Referat Kommuni-kation im populären Format eines Blogs geführt und soll vor allem mit audiovisuellen Medien Interesse wecken. So haben vier Nachwuchs-fotografen aus dem Fotoprojekt ih-re Fotoserien zu Audio-Slideshows veredelt, die als Kurzfilme ablau-fen. (Video-Erfahrung hat die Kom-munikation bereits mit dem Blog „sciencemovies“ gesammelt, der 2011 mit dem international renom-mierten „iF communication design award“ ausgezeichnet und auch bei stern.de integriert wurde.)

Festveranstaltung   » » »   Auch bei der publizistischen Aufbereitung der Festveranstaltung in Berlin werden Print und Internet gleicher-maßen eingesetzt. Die zweitägige Veranstaltung vereint den Festakt am 15. März und das internationale Symposium „Wissen stiften für das 21. Jahrhundert“ am darauffolgen-den Tag. Entsprechend bündelt die

Dokumentation beide Events in einer Print-publikation, die vor allem die Teilnehme-rinnen und Teilnehmer adressiert, aber im Ju-biläumsjahr auch auf stiftungseigenen Ver-anstaltungen ausliegt.

Wie bei anderen Dokumentationen der Stiftung aus jüngster Zeit, etwa des großen internationalen Kon-gresses „Our Common Future“ im November 2010, wird das Print-produkt eine moderne Magazin-Ästhetik mit großflächiger Fotogra-fie und hochwertiger Grafik haben. Fach-beiträge werden gekürzt gedruckt, um auf möglichst engem Raum eine große thematische Vielfalt zu bieten. Ungekürzte Rede- und Vor-tragsmanuskripte können auf der Jubiläumswebsite hinterlegt wer-den. Hier wird man auch Fotoshows und ein Video, das die Highlights des Festaktes zusammenfasst, be-trachten können.   « « «

Jens reh�länDer leitet seit April 2010 die Kommunikation der VolkswagenStiftung. Er war zuvor leitender Redakteur im Hamburger Verlag Gruner + Jahr.

Weitere Informationen Interessierte können das Fotobuch zum 50. Jubiläum („Wir stiften Wissen. Eine lernende Stiftung in Porträts“) sowie die zum 40. Jubiläum erschienene zweibändige Stiftungsgeschichte über [email protected] kostenlos bestellen. www.volkswagenstiftung.de www.volkswagenstiftung-50-jahre.de

©Mit den Lichtenberg-Professuren fördert die VolkswagenStiftung herausragende Wissen-schaftler in innovativen Lehr- und Forschungs-feldern an verschiede-nen Universitäten. Seehund Malte und Lichtenberg-Professor Guido Dehnhardt sind ein eingespieltes Team. Der Robbenforscher möchte herausfinden, wie sich die Tiere orientieren, und diese Erkenntnisse für Menschen nutzbar machen.

StiftungsWelt 01-2012 » » » SErvicE 71

Page 72: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   „Wie, das kann man stu-dieren?!“ Diese Frage hören Ab-solventen des Fachs Non-Profit- Management nicht selten auch von Mitarbeitern in Non-Profit-Organi-sationen. Gemeinnützige Organi-sationen gelten bei vielen immer noch als eher wandlungsscheu und häufig in altbackenen, büro-

kratischen Strukturen verhaftet. Dass Ver-änderungen stattfin-den, ist den meisten bewusst. Aber reichen die für ganze Studien-gänge? Die Antwort ist: Ja. Warum, zeigt dieser Artikel.

Die Bedeutung des Dritten Sektors als Al-ternative zu Staat und Markt ist im letzten Viertel des 20. und im 21. Jahrhundert enorm gestiegen. Das Fun-dament für diese Ent-wicklung gossen die Studentenproteste

der 1960er-Jahre. Sie waren der Beginn dessen, was die Sozialwis-senschaften später „Neue sozia-le Bewegungen“ tauften. Occupy Wallstreet war ihr letztes Beispiel.

Aus diesen neuen sozialen Be-wegungen sind zahlreiche Non-Profit-Organisationen hervorge-gangen, deren Zahl in den letz-ten Jahrzehnten weltweit stetig wuchs. In Deutschland verdeut-licht allein die Gründungsrate von Stiftungen diesen Trend: In je-dem Jahrzehnt seit 1970 verdop-pelte sich die Zahl der neu gegrün-deten Stiftungen im Vergleich zum vorangegangenen Jahrzehnt, und seit dem Jahr 2000 wurde rund die Hälfte aller heute bestehenden fast 19.000 Stiftungen errichtet. Ein weiterer Indikator für die ge-stiegene Bedeutung von NPOs ist die Tatsache, dass internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen, die Weltbank oder die EU deren Mitsprache an politi-schen Entscheidungsprozessen in-zwischen formal geregelt haben.

Das Wachstum des Dritten Sektors hat den Wettbewerb um Spenden und öffentliche Gelder verschärft. Gleichzeitig haben Rückzug und Reformen der öffent-lichen Hand dafür gesorgt, dass professionelles Management auch in gemeinnützigen Organisationen Einzug hielt. Die angelsächsische Verwaltungsreformbewegung des sogenannten „New Public Manage-ment“ zu Anfang der 1980er-Jahre bediente sich erstmals privatwirt-schaftlicher Managementmetho-den. Ressourcen sparen, effizient und zielführend handeln, durch Eigenverantwortung und Wettbe-werb die Motivation der Mitarbei-ter steigern, Kundenorientierung – diese Management-Maximen schallen heute auch durch viele Verwaltungen und Non-Profit- Organisationen. Weltverbesse-rungsdrang allein reicht nicht mehr aus, um erfolgreich zu sein.

Und das nicht nur, weil knap-pe Gelder und hoher Konkurrenz-druck es fordern. Die besonde-re Abhängigkeit von wachsamen Spendern zwingt Organisationen die ihr anvertrauten finanziellen Mittel so wirkungsvoll wie möglich anzulegen. Skandale haben den öffentlichen Blick für organisatori-sche Hygiene geschärft; wie Ende 2007, als bekannt wurde, dass das UNICEF-Management einer Fund-raising-Agentur im Verhältnis zu den eingeworbenen Spenden viel zu hohe Honorare gezahlt hatte. Dieses Beispiel verdeutlicht an-

fortbildung

Lernen für das GemeinwohlAus- und Weiterbildungen im Non-Profit-Management (Teil 1)

Non-Profit-Organisationen haben in den vergangenen Jahrzehnten

weltweit stetig an Bedeutung gewonnen. In der Folge setzte sich immer

mehr die Erkenntnis durch, dass die Arbeit im gemeinnützigen Bereich

besonderes Know-how erfordert, damit, was gut gemeint ist, auch gut

gemacht werden kann. So sind in der jüngeren Vergangenheit zahl-

reiche neue Studiengänge und Fortbildungsangebote geschaffen

worden. In einer dreiteiligen Serie stellen wir Ihnen die Aus- und Wei-

terbildungslandschaft für Stiftungs- und Non-Profit-Management in

Deutschland vor.

stefAnie müller hat 2010 das Masterstudium „Management in Nonprofit-Organisationen“ an der Hochschule Osnabrück abgeschlossen. Sie arbeitet seit Sommer 2011 als Online-Redakteurin im Bundesverband Deutscher Stiftungen.

Kontakt [email protected]

72 StiftungsWelt 01-2012

Page 73: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Studiengänge und Weiterbildungen im überblick

Anbieter / Lehrgang Veranstaltungsform Kosten

Deutsche StiftungsAkademieZertifizierungslehr gänge Stiftungsmanager und Stiftungsberater

Modular aufgebaute 2-tägige Einheiten über mehrere Monate oder 10-tägiger Kompakt lehrgang, berufsbegleitend

Stiftungsmanager: 2.970 € * / 3.570 €Stiftungsberater: 2.475 €* / 2.975 €

*ermäßigter Preis für Mitglieder des Bundesver-bandes Deutscher Stiftungen und des Stifterver-bandes für die Deutsche Wissenschaft

EBS Universität für Wirtschaft und RechtStiftungsmanagement

13 Präsenztage, 100 Unterrichtseinheiten, organisiert in 4 Modulen, berufsbegleitend

3.900 € plus MwSt.

EUROFORUM Deutschland SEEuroforum-Akademie NPO-Manager

5-tägiger Kompaktlehrgang

2.899 €* plus MwSt.3.599 € plus MwSt.

*ermäßigter Preis für Vertreter gemeinnütziger Einrichtungen

Frankfurt School of Finance an ManagementStiftungsberater und Stiftungsmanager

4- bis 5-monatigeZertifikatsstudiengänge

Stiftungsberater: 3.350 € plus MwSt.Stiftungsmanager: 4.900 € plus MwSt.

Gruppenrabatte

Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Nonprofit-Management und Public Gover-nance

konsekutiver (d. h. Vollzeit-) Masterstudiengang über 4 Semester

238,70 € pro Semester

Hochschule OsnabrückManagement in Non-Profit-Organisationen

konsekutiver (d. h. Vollzeit-) Masterstudiengang über 4 Semester

500 € Studiengebühren pro Semester plus Verwaltungskosten und Studentenwerksbeitrag

NPO Akademie BerlinProzess- und Qualitätsmanagement in NPOs; Marketing in NPOs; Finanzen und Controlling in NPOs

Verschiedene Zertifikatslehrgänge (4 – 5 Tage)

ab 1.700 € plus MwSt.

TU KaiserslauternManagement von Kultur- und Non-Profit- Organisationen

berufsbegleitender Master-Fernstudien-gang über 4 Semester

850 € plus 90 € Sozialbeitrag pro Semester; einmalige Prüfungs gebühr von 500 €

Universität HeidelbergNonprofit Management und Governance

berufsbegleitender Masterstudiengang über 4 Semester

10.500 € plus Verwaltungskosten und Studentenwerksbeitrag

Universität MünsterNonprofit Management und Governance

berufsbegleitender Masterstudiengang über 4 Semester

9.650 €

StiftungsWelt 01-2012 » » » SErvicE 73

Page 74: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

dererseits auch die Grenzen der Übertragbarkeit von privatwirt-schaftlichen Methoden wie dem „Outsourcing“ auf gemeinnützige Organisationen.

Betrachtet man diese Entwick-lungen – die gestiegene Bedeutung und Zahl von NPOs, der daraus er-wachsende, stärkere Wettbewerb zwischen ihnen, die Professionali-sierung der Organisationsstruktu-ren insgesamt und die wachsame Öffentlichkeit –, ist es nur konse-quent, Expertise zu schaffen und Non-Profit-Management als eigen-ständiges Studienfach anzubieten. Der wachsende Bedarf an Fach- und Führungskräften im Dritten Sektor bestätigt dies.

2006 wurden die ersten Non-Profit-Management-Masterstudien-gänge in den Universitätsstädten Münster und Osnabrück eröffnet, in Münster berufsbegleitend, in Osnabrück konsekutiv, d. h. orts-gebunden und Vollzeit.

Berufsbegleitende Zertifizie-rungslehr- und Fernstudiengänge bieten zum Beispiel die NPO-Aka-demie Berlin und die Technische Universität Kaiserslautern an. Neben diesen inhaltlich sehr in-tensiven Bildungsangeboten gibt es auch Kurzzeit-Fortbildungen mit unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten wie z.B. zum Zu-wendungsrecht oder zur Öffent-lichkeitsarbeit.

Die meisten Angebote, ob Teil- oder Vollzeit, sind auf die gesam-te Bandbreite der gemeinnützi-gen Organisationen ausgerichtet. Einige spezialisieren sich jedoch explizit auf die Management-Erfor-dernisse des Stiftungswesens. In der Deutschen StiftungsAkademie, einer gemeinsamen Einrichtung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverban-des für die Deutsche Wissenschaft, kann man sich beispielsweise in zehn Tagen zum zertifizierten Stif-tungsmanager ausbilden lassen.

Gemessen an der Zahl der Lehr-stunden sind ortsgebundene Voll-zeit-Studiengänge zurzeit noch die günstigste Fortbildungsvariante. Berufsbegleitende Studiengän-ge liegen im Vergleich dazu eine Preisklasse höher. Am teuersten sind spezialisierte Weiterbildungs-angebote privater Bildungsträger, z.B. des Euroforums. Diese sind meist für berufserfahrene Arbeit-nehmer konzipiert.

Gemeinnützige Arbeitgeber profitieren in jedem Fall von der neuen Non-Profit-Expertise. Sie haben zukünftig die Wahl zwi-schen jungen, gut ausgebildeten und frisch motivierten Master-absolventen und bereits berufs-erfahrenen Mitarbeitern mit Zu-satzqualifikationen im Non-Profit-Management. „Karriere“ und „Ge-meinnützigkeit“ sind heute keine Gegensätze mehr.   « « «

74 StiftungsWelt 01-2012

Stiftung aus Überzeugung! Kompetenz für andere! Wir engagieren uns als Stiftung nachhaltig für Menschen und möchten diese Erfahrung und Kompetenz weiter geben. Zum Wohle der Menschen.

Das bedeutet • soziales Engagement und karitative

Aufgaben des Evangelischen Johannes-stifts gemeinsam zu gestalten.

• unsere Begleitung bei der Errichtung einer Stiftung oder einer Treuhandstiftung.

• Betreuung und Verwaltung der Stiftung in allen Belangen.

Das Stiftungszentrum Evangelisches Johannesstift ist in diesen Fragen für Sie da.

Weitere Information unter www.evangelisches-johannesstift.de (Suchbegriff: Stiftungszentrum) oder:

Evangelisches Johannesstift Schönwalder Allee 26 · 13587 Berlin Tel. 030 · 336 09 - 385 [email protected]

EJS_Az_Stiftungszentrum_135x118mm.indd 1 06.12.11 10:47

Page 75: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Der Bedarf an gezielter Wei-terbildung für Stiftungsorgane hat in letzter Zeit signifikant zugenom-men. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, hat die Deutsche Stif-tungsAkademie (DSA) erstmalig eine Schulung speziell für Organe und Geschäftsführer von Stiftun-

gen in ihr Programm aufgenom-men. Die Schulung geht insbeson-dere auf die Anforderungen ein, die in Führungspositionen von Stiftungen erwartet und gefordert werden.

Interessierte, die bereits in der Geschäftsführung oder in einem Aufsichtsorgan einer Stiftung tä-tig sind oder diese Position an-streben, können sich vom 22. bis 24. August auf Schloss Ziethen (www.schlossziethen.de) in der Nähe von Berlin zu unterschied-lichen Schwerpunkten fortbilden lassen. Auf dem Programm stehen Themen wie Personalmanagement von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, Führung und Kom-munikation, Qualitätsmanage-ment und Controlling. Welche Stel-lung, Rechte und Pflichten haben Führungsorgane von Stiftungen und welche Gestaltungsspiel-räume existieren? Welche Stell-schrauben der Bilanzgestaltung gibt es und wie können Bilanz und Jahresbericht Gremien und Öffentlichkeit verständlich kom-muniziert werden? Diese und wei-tere Fragen werden im Rahmen der Schulung behandelt.

Die dreitägige Fortbildung ist geprägt durch Interaktion der Teil-nehmer, Austausch und Diskus-sion. Die Schulung wird mit Voll-pension und Übernachtung an-geboten. An den beiden Abenden sind moderierte Gespräche mit Stiftungspraktikern und Experten vorgesehen. Teilnahmevorausset-

zung sind der erfolg-reiche Abschluss des Zertifizierungslehr-gangs zum Stiftungs-manager der DSA sowie mindestens drei Jahre Berufser-fahrung im Stiftungsbereich. Für alle, die nicht Alumni der DSA-Zer-tifizierungslehrgänge sind, wer-den fünf Jahre Praxiserfahrung in der Stiftungsleitung erwartet. Das Teilnahmeentgelt beträgt für Mitglieder des Bundesverban-des Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft 1.450 Euro, für sons-tige Interessierte 1.750 Euro. Um-satzsteuer wird gemäß § 4 Nr. 22a UStG nicht erhoben.   « « «Dr. AnDreA ruDolPh� | gESchäftSführEndE akadEMiElEitErin

fortbildung

Stiftungen professionell leitenNeue Schulung der Deutschen StiftungsAkademie auf Schloss Ziethen

Weitere Informationen Dr. Andrea Rudolph Geschäftsführende Akademieleiterin Deutsche StiftungsAkademie (DSA) Telefon (030) 89 79 47-47 [email protected] www.stiftungsakademie.de

StiftungsWelt 01-2012 » » » SErvicE 75

Page 76: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Gefördert vom

Brigitte Ott-Göbel stiftetfür den JugendCircusCalibastra in Stuttgart.

23 Millionen Menschen tun Gutesund sind dabei nicht zu sehen.Zeigt sie uns: deutscher-engagementpreis.deKennen Sie Menschen, Vereine, Unternehmen oder Stiftungen, die denDeutschen Engagementpreis verdient haben? Nennen Sie uns IhrenFavoriten. Informationen zum Wettbewerb fi nden Sie auf unserer Website.

Page 77: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

» » »   Schon lang wurde es er-wartet, nun ist es da: Mit einem Schreiben vom 17. Januar 2012 hat das Bundesministerium der Fi-nanzen den Anwendungserlass zur Abgabenordnung (AEAO) ge-ändert. In dem 30-seitigen Doku-ment werden zahlreiche Fragen des Gemeinnützigkeitsrechts neu geregelt. Rechtsanwalt Dr. Ste-phan Schauhoff, Vorstandsmit-glied des Bundesverbandes Deut-scher Stiftungen, erklärt die wich-tigsten Neuerungen für Stiftungen. Eine ausführliche Erläuterung und Empfehlungen finden Sie im Fak-tenblatt, das im Dokumentations-teil dieser Ausgabe ab S. 87 abge-druckt ist.

StiftungsWelt: Welche maßgeb-lichen Änderungen ergeben sich aus dem neuen Anwendungserlass zur Abgabenordnung und für wel-che Stiftungen gelten sie?Dr. Stephan Schauhoff: Stiftungen, die ihren Organen eine Vergütung, nicht nur Auslagenersatz, zahlen, dürfen dies nur, wenn in der Stif-tungssatzung dazu eine Ermächti-gung geregelt ist. Zudem muss bei jeder Änderung der Stiftungssat-zung der Text der Mustersatzung für gemeinnützige Stiftungen auf-genommen werden. Stiftungen, die Zuwendungen an Bedürftige geben, dürfen dies nur, wenn sie nach-weislich deren Vermögensverhält-nisse geprüft haben. Bei gelegent-licher Förderung ausländischer steuerbegünstigter Körperschaf-

ten, die in der EU ihren Sitz haben, bedarf es dazu keiner speziellen Satzungsermächtigung, bei För-derungen an andere Gemeinnützi-ge in Drittländern aber sehr wohl. Zudem dürfen Rücklagen für die Wiederbeschaffung gemeinnützig genutzter Wirtschaftsgüter allein nach Maßgabe konkreter Kosten für die Wiederbeschaffung, nicht nach den Abschreibungssätzen ge-bildet werden.

Hat der Anwendungserlass über-raschungen gebracht?Die größte Überraschung war die Abschaffung der sogenannten Ge-prägetheorie durch die Finanzver-waltung. Nach deren Auffassung war bislang nach quantitativen Maßstäben zu beurteilen, ob eine wirtschaftliche oder vermögens-verwaltende Tätigkeit einer Stif-

tung das Gepräge gibt, sodass sie bei Überwiegen schädli-cher Tätigkeiten die Gemeinnützigkeit verliert. Nunmehr ist allein entscheidend, ob durch diese Tätig-keiten die Beschaf-fung von Mitteln für das gemeinnützige Wirken nachweislich angestrebt wird, un-abhängig von finan-ziellen oder zeitlichen Relationen dieser Bemühungen im Ver-gleich zur eigentlich gemeinnützigen Tä-tigkeit.   « « « fragEn: bvb

StiftungSrEcht

Neuer Anwendungserlass zur Abgabenordnung

Welche Änderungen ergeben sich für gemeinnützige Stiftungen?

Dr. stePh�An sch�Auh�off ist Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht und Partner der Sozietät Flick Gocke Schaum-burg, Rechtsanwälte Wirtschaftsprüfer Steuerberater in Bonn mit Beratungsschwer-punkt „Recht und Steuern gemeinnütziger Organisationen“. Er ist Herausgeber des Handbuchs der Gemeinnützigkeit (Verlag C.H. Beck) und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.

im interview

Gefördert vom

Brigitte Ott-Göbel stiftetfür den JugendCircusCalibastra in Stuttgart.

23 Millionen Menschen tun Gutesund sind dabei nicht zu sehen.Zeigt sie uns: deutscher-engagementpreis.deKennen Sie Menschen, Vereine, Unternehmen oder Stiftungen, die denDeutschen Engagementpreis verdient haben? Nennen Sie uns IhrenFavoriten. Informationen zum Wettbewerb fi nden Sie auf unserer Website.

StiftungsWelt 01-2012 » » » SErvicE 77

Page 78: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Zeitpunkt der Schenkung bei unentgeltlicher Einräumung von Unterbeteiligungen (BGH, Urteil vom 29.11.2011 – II ZR 306/09)

auf EinEn blick Die Schenkung einer Unterbetei-ligung, bei der neben Gewinnbe-zugs- auch Mitwirkungsrechte ver-einbart wurden, vollzieht sich auch bei Vereinbarung einer aufschie-benden Bedingung bereits mit Ab-schluss des Vertrages.

Der Bundesgerichtshof entschied im zugrunde liegenden Verfah-ren, dass die unentgeltliche Ein-räumung einer Unterbeteiligung, auch bei einer aufschiebenden Bedingung auf den Zeitpunkt des Todes, bereits mit Abschluss des Gesellschaftsvertrages vollzogen ist, wenn dieser neben Gewinn-beteiligungen auch Mitwirkungs-rechte enthält. Es handelt sich in diesen Fällen um eine Schenkung unter Lebenden, sodass die Unter-beteiligungen nicht zum Nachlass gehören.

Hintergrund des Verfahrens war der Streit über den Nachlass des Suhrkamp-Verlegers Siegfried Un-seld. Dieser hatte ein Jahr vor sei-nem Tod der Siegfried-Unseld-Stif-tung eine Unterbeteiligung an zwei Verlagsgesellschaften eingeräumt. Eine Unterbeteiligung ist ein Ver-trag mit einem Gesellschafter über Gewinnbezug aus dessen Gesell-

schaftsanteil. Der Unterbeteiligte wird dabei aber nicht selbst Gesell-schafter der Hauptgesellschaft. Im vorliegenden Fall wurde der Ver-trag über die Untergesellschaft auf-schiebend auf den Zeitpunkt des Todes bedingt. Vereinbart wurde über eine typische Unterbeteili-gung mit reinen Gewinnbeteiligun-gen hinaus, dass der Unterbeteilig-te auch Mitwirkungsrechte haben sollte. Der Sohn des Verstorbenen machte nach dem Tod Pflichtteils-ansprüche geltend. Dabei ging es um die entscheidende Frage, ob die Unterbeteiligungen bei der Hö-he dieses Anspruchs berücksich-tigt werden müssen.

Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte also zu entscheiden, ob die aufschiebende Bedingung auf den Todeszeitpunkt dazu führt, dass die Unterbeteiligungen zum Nach-lass gehörten oder ob eine Schen-kung unter Lebenden vorlag, so-dass sich keine Auswirkungen auf die Höhe des Pflichtteils ergeben. Der BGH nahm eine Schenkung unter Lebenden an. Folglich wurde die Schenkung bereits ein Jahr vor dem Tod mit Vertragsschluss voll-zogen. Der BGH begründet dies im Wesentlichen mit der Atypik des vorliegenden Falles. Durch die Ver-einbarung von Mitwirkungsrechten liegt ein Vollzug bereits mit Ver-tragsschluss vor. In der Nachfol-geplanung ist diese Besonderheit bei der Bestellung von Unterbetei-ligungen in Zukunft zu beachten.

Steuerfreiheit von Stipendien(OFD Frankfurt, Rundverfügung vom 28.07.2011 – S 2121 A – 13 – St 213)

auf EinEn blick Stipendien deutscher und europäi-scher Stipendiengeber sind nach dem deutschen Steuerrecht grund-sätzlich beim Stipendiaten steuer-frei. Im Detail sind jedoch Fragen der Zuständigkeit und besondere Nachweispflichten zu beachten. Hierzu äußert sich die Oberfinanz-direktion Frankfurt.

Stipendien gemeinnütziger Körper-schaften mit Sitz in Deutschland sind beim Empfänger grundsätzlich steuerfrei. Voraussetzung für die Steuerfreiheit ist, dass das Stipen-dium der Höhe nach lediglich zur Deckung der erforderlichen Kosten für Lebensunterhalt und Ausbil-dungsbedarf oder für die konkrete Forschungsaufgabe dient. Darüber hinaus darf der Stipendiat zu kei-ner Gegenleistung verpflichtet sein, und das Stipendium muss nach den Richtlinien vergeben worden sein, die sich die gemeinnützige Organisation selbst gegeben hat. Um die Steuerfreiheit in Anspruch zu nehmen, muss der Stipendi-at das Vorliegen dieser Voraus-setzungen gegenüber seinem zu-ständigen Finanzamt nachweisen. Die gesetzlichen Voraussetzungen werden aber vom zuständigen Fi-nanzamt des Stipendiengebers ge-

StiftungSrEcht

Aktuelle Verfügungen und UrteileFür Sie zusammengestellt am Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen der Bucerius Law School, Hamburg

78 StiftungsWelt 01-2012

Page 79: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Peter stArk ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehr-stuhl für Steuerrecht sowie am Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen an der Bucerius Law School in Hamburg.

prüft. Um den Nachweis zu führen, muss sich der Stipendiat oder das für ihn zuständige Finanzamt an das Finanzamt der gemeinnützigen Organisation wenden. Dieses stellt dann eine Bescheinigung über das Vorliegen der Voraussetzungen aus.

Auch Stipendien gemeinnützi-ger Körperschaften mit Sitz in der Europäischen Union sind steuer-frei, wenn die genannten Vorausset-zungen erfüllt sind und der auslän-dische Stipendiengeber die deut-schen gemeinnützigkeitsrechtlichen Vorgaben erfüllt. Die Oberfinanz-direktion (OFD) Frankfurt schließt sich mit dieser Aussage ausdrück-lich der Auffassung des Bundes-finanzhofs an, der diesen Grundsatz in seinem Urteil vom 15.09.2010 (Az. X R 33/08) aufgestellt hat. Die Prüfung dieser Voraussetzungen ob-liegt dem zuständigen Finanzamt des Stipendiaten. Dieser ist in der Pflicht. Er muss gegenüber dem Fi-nanzamt nachweisen, dass die Vo-raussetzungen vorliegen. Dies soll durch Vorlage geeigneter Belege wie z.B. Satzung, Tätigkeitsbericht, Vor-standsprotokolle und Finanzüber-sichten erfolgen.

Die OFD Frankfurt geht dann auf bestimmte in Hessen gewährte Sti-pendien ein und gibt Einschätzun-gen über die Erfüllung der Voraus-setzungen für die Steuerfreiheit. Dabei lässt sich verallgemeinernd feststellen, dass insbesondere die Höchstbeträge genauer betrachtet werden. Einigen Stipendien wird dabei die Steuerfreiheit aberkannt, da sie den allgemeinen Bedarf für Lebenshaltung und Ausbildung weit übersteigen. Hierauf ist bei der Vergabe der Stipendien zu ach-ten oder auf die Steuerpflicht hin-zuweisen.

Grundstockvermögen einer Stiftung gehört nicht zu deren Mitteln(BFH, Beschluss vom 07.09.2011 – I B 36/11)

auf EinEn blick Das Stiftungs- oder Grundstock-vermögen soll den Bestand einer Stiftung sichern und gehört des-halb im Grundsatz nicht zu den verfügbaren Mitteln gemäß § 55 Abs. 1 Nr. 1 der Abgabenordnung (AO). Eine Ausnahme ist nur bei einer Satzungsbestimmung zur Er-füllung des Stiftungszwecks denk-bar.

Der Bundesfinanzhof (BFH) macht in seinem Beschluss sehr deutlich, dass das Grundstockvermögen einer Stiftung, das sich aus dem Gründungskapital und ggf. Zustif-tungen zusammensetzt, den Be-stand der Stiftung sichern soll. Es zählt deshalb grundsätzlich nicht zu den verfügbaren Mitteln der Stiftung gemäß § 55 Abs. 1 Nr. 1 AO. In der Regel sind davon nur Spen-den und die Erträge aus diesem Vermögen erfasst. Eine Ausnahme von diesem Grundsatz komme nur dann in Betracht, wenn und soweit das Grundstockvermögen nach den Satzungsbestimmungen zur Erfül-lung des Stiftungszwecks verwen-det werden darf.

Im vorliegenden Fall wurde die-se Frage relevant, da eine Stiftung deutlich überhöhte Verwaltungs-kosten hatte, die sie nicht mehr aus den Erträgen decken konnte und deshalb auf den Vermögens-stock zurückgriff. Das Finanzamt erkannte dementsprechend die Gemeinnützigkeit wegen Versto-ßes gegen das Gebot der Selbst-

losigkeit ab. Hiergegen wendete sich die Stiftung. Die Satzung der Stiftung enthielt auch Regelun-gen über die Nutzung des Grund-stockvermögens. „Bei dringendem Bedarf“ konnte auf das Grundver-mögen zugegriffen werden. Der Vorstand muss jedoch zuvor die Notwendigkeit hierzu durch beson-deren, einstimmig gefassten Be-schluss festgestellt haben.

Der BFH sieht eine Ausnahme vom Grundsatz vorliegend nicht erfüllt. Er lässt dabei offen, inwie-weit die konkrete Regelung eine Ausnahme begründen kann. Denn die Ausnahme der satzungsgemä-ßen Verwendung kann nur greifen, wenn die Stiftung die Vorausset-zungen ihrer eigenen Satzung er-füllt. Vorliegend hatte die Stiftung keinen besonderen Beschluss über den „dringenden Bedarf“ getroffen.

Die Entscheidung stellt damit klar, dass ein Rückgriff auf den Grundvermögensstock im Ausnah-mefall der Satzungsbestimmungen zur Erfüllung des Stiftungszwecks zwar möglich ist, die Stiftung aber in jedem Fall die Voraussetzungen ihrer eigenen Satzung einhalten muss.   « « «

StiftungsWelt 01-2012 » » » SErvicE 79

Page 80: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Wenn Sie das Magazin „Werte stif-ten“ abonnieren möchten, sendenSie uns bitte untenstehendesFormular ausgefüllt per Post an:Bühring und Weisner Verlagsgesell-schaft GbR, Bayreuther Straße 1,91054 Erlangen oder per Telefax:09131.5302089. Oder abonnie-ren Sie „Werte stiften“ überunsere Homepage unterwww.werte-stiften.de.

Hiermit bestelle ich „Wertestiften“ für ein Jahr im Abon-nement (vier Ausgaben proJahr) zum Jahrespreis von22 Euro inkl. Versandkosteninnerhalb Deutschlands. Wenn ich nicht bis späte-stens vier Wochen vor Ablauf eines Jahres kündige,verlängert sich mein Abonnement automatisch umein weiteres Jahr.

Empfänger:

___________________________________________________________________________________

Organisation / Firma

___________________________________________________________________________________

Titel, Vorname, Name

___________________________________________________________________________________

Straße

___________________________________________________________________________________

PLZ, Ort

_____________________________________ ________________________________________

Telefon E-Mail

___________________________________________________________________________________

Datum, Unterschrift

Zahlungsweise:

� per Bankeinzug � per Rechnung

___________________________________________________________________________________

Kontoinhaber

_____________________________________ ________________________________________

Kontonummer Bankleitzahl

___________________________________________________________________________________

Kreditinstitut

___________________________________________________________________________________

Datum, Unterschrift

Widerrufsrecht: Diese Bestellung kann ich innerhalb von zwei Wochen ohne Nennung vonGründen schriftlich widerrufen an „Werte stiften”, Bühring und Weisner VerlagsgesellschaftGbR, Bayreuther Straße 1, 91054 Erlangen

___________________________________________________________________________________

Datum, Unterschrift

� „Werte stiften“ ist endkundenorientiert

� „Werte stiften“ informiert über die deutscheStiftungslandschaft, motiviert und gibt Anregungen

� „Werte stiften“ richtet sich an Stifter, stiftungs- undspendenbereite Bürger, Stiftungen und Stifterge-meinschaften und Unternehmen/Verbände miteigenen Sponsoring- und Stiftungsaktivitäten

� „Werte stiften“ erreicht die Zielgruppe u. a. überdie Verteilung durch Kreditinstitute im Bereich desPrivate Bankings, durch Direktversand an Stiftungenund Stiftungsinteressierte und durch die Auslageauf Messen, bei Ärzten und bei Steuerberatern

� „Werte stiften“erscheint vier Malim Jahr und hat über 15.000 Leser

� „Werte stiften“steht im Internetzum kostenlosen Download bereit

Anzeigenkontakt:

Ellenor KuhnkeTelefon 0 91 31.5 30 [email protected]

Bühring & Weisner VerlagsgesellschaftBayreuther Straße 1 . 91054 Erlangenwww.werte-stiften.de . [email protected]

Werte stiftenim Abonnement

Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen

www.werte-stiften.de03.2011 . 3. Jahrgang

5,80 Euro

MädchenLeben – andersFotoausstellung des Kinder-hilfswerks Plan Deutschland

Ehrenpreis für KinderrechteUNICEF ehrt Harry Belafonte

Authentisch bleibenÜber das soziale Engagementvon Prominenten

Begleitung für Frühgeborene und ihre Eltern

Kleine Babys,große Wunder

Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen

www.werte-stiften.de06.2011 . 3. Jahrgang

5,80 Euro

Rolf Zuckowski engagiert sich für eine musikalische Kindheit

Kinderbrauchen Musik

Denkmalen neuesLeben einhauchenDeutsche Stiftung Denkmalschutzseit über 25 Jahren aktiv

Mädels vor, noch ein Tor!Abschluss der Aktion derDietmar Hopp Stiftung

Wir helfen gern!Individuelle Mitarbeiter-Spendenaktion der ERGO Direkt

Werte stiftenfür Anzeigen-kunden

22,-Euro

WERTE_anz_ABO_A4_0212_LY:- 07.02.2012 9:15 Uhr Seite 1

Page 81: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Landesstiftungsrecht

Rainer Hüttemann; Andreas Richter; Birgit Weitemeyer: Landesstiftungsrecht. Verlag Dr. Otto Schmidt, Köln 2011. ISBN: 978-3-504-49945-7. LXXI, 1.192 Seiten. 129,00 Euro.

» » »   Das umfangreiche Werk er-fasst alle Aspekte des Stiftungs-rechts mit Ausnahme der steuer-rechtlichen Normen unter beson-derer Berücksichtigung der landes-stiftungsrechtlichen Vorschriften. Genauso ist es auch aufgebaut. Die einzelnen relevanten Kompo-nenten des Stiftungsrechts wer-den erfasst und dann Spezifika der einzelnen Landesstiftungsrechts-normen ergänzt. Erfasst werden so u. a. Fragestellungen der Rech-nungslegung und Verwaltung der Stiftung als mehr ökonomische Themen wie auch solche des Aner-kennungsverfahrens, der Stiftungs-verzeichnisse und der Stiftungsauf-sicht als mehr dem Verhältnis zur öffentlichen Hand zugewiesenen Handlungsumfeld. Im sehr aus-führlichen Schlussabschnitt finden sich Erläuterungen zu besonderen Stiftungsformen, wie z.B. kom-

munalen, kirchlichen oder öffentli-chen Stiftungen. Der Band besticht neben seiner Vollständigkeit durch den Verzicht auf eine übermäßige Verwendung von Abkürzungen und eine angenehme Schreibweise und Darstellung, sodass das Buch sehr gut als Nachschlagewerk genutzt werden kann.   « « «sWen neumAnn, bremen | www.SwEn-nEuMann.dE

stiftungsstadt und bürgertum

Michael Werner: Stiftungsstadt und Bürgertum. Hamburgs Stiftungskultur vom Kaiserreich bis in den Nationalsozialismus. Oldenbourg Verlag, München 2011. ISBN: 978-3-486-70239-2. 500 Seiten. 54,80 Euro.

» » »   Die Stiftungslandschaft nur einer Stadt zu betrachten, wirkt zu-nächst sehr einschränkend. Be-trachtet man allerdings Monogra-fien zu mehreren Städten bezüg-lich Haltung und Entwicklung des Stiftungswesens über die Zeit, wird man schnell feststellen, dass die grundsätzlichen Haltungen und Entwicklungen eine große Ähnlich-keit aufweisen. Lediglich Spezifika bilden dann das Lokalkolorit.

In Hamburg nimmt, wie überall in Deutschland, die Gründung von Stiftungen mit steigendem Wohl-stand nach dem französischen Krieg an Fahrt auf. Besonders ge-trieben ist das Interesse an Stif-tungen vor allem von den Entschei-dungen der politisch handelnden Ratsmitglieder. Diese sehen die Aufgabe des Staates vorrangig in der Befassung mit der Erhaltung der Wirtschaftskraft der Stadt. Ha-fen, Infrastruktur und wirtschaftli-che Unterstützung sind die Prämis-sen des Handelns. Kultur, sozia-les Engagement und Wissenschaft sind zunächst Aufgabe der Bürger selbst. So bilden das Interesse an diesen Themen die Initialzündung zur Gründung von Stiftungen, die dann die Kunstmuseen und die Universität gründen. Dabei bleibt eine enge Verknüpfung zwischen den Stiftern und den Ratsherren.

Diese Haltung lebt im Wesent-lichen in der Zeit der Weimarer Re-publik fort. Lediglich die Neugrün-dungen für soziale Belange gehen aufgrund des hier neu auftreten-den Staates und des entsprechen-den gesellschaftlichen Wandels in der Wertung sozialen Handelns durch den Staat zurück. Massiv wirkt sich die Inflation von 1923 in den Folgejahren aus. Viele alte Stif-tungen verlieren große Teile ihres Vermögens und damit ihre Leis-tungsfähigkeit, was nicht selten zur Zusammenlegung von Stiftungen mit ähnlichem Zweck führt. Erst der Nationalsozialismus schafft dann

buchMarkt

Besprechungen

Wenn Sie das Magazin „Werte stif-ten“ abonnieren möchten, sendenSie uns bitte untenstehendesFormular ausgefüllt per Post an:Bühring und Weisner Verlagsgesell-schaft GbR, Bayreuther Straße 1,91054 Erlangen oder per Telefax:09131.5302089. Oder abonnie-ren Sie „Werte stiften“ überunsere Homepage unterwww.werte-stiften.de.

Hiermit bestelle ich „Wertestiften“ für ein Jahr im Abon-nement (vier Ausgaben proJahr) zum Jahrespreis von22 Euro inkl. Versandkosteninnerhalb Deutschlands. Wenn ich nicht bis späte-stens vier Wochen vor Ablauf eines Jahres kündige,verlängert sich mein Abonnement automatisch umein weiteres Jahr.

Empfänger:

___________________________________________________________________________________

Organisation / Firma

___________________________________________________________________________________

Titel, Vorname, Name

___________________________________________________________________________________

Straße

___________________________________________________________________________________

PLZ, Ort

_____________________________________ ________________________________________

Telefon E-Mail

___________________________________________________________________________________

Datum, Unterschrift

Zahlungsweise:

� per Bankeinzug � per Rechnung

___________________________________________________________________________________

Kontoinhaber

_____________________________________ ________________________________________

Kontonummer Bankleitzahl

___________________________________________________________________________________

Kreditinstitut

___________________________________________________________________________________

Datum, Unterschrift

Widerrufsrecht: Diese Bestellung kann ich innerhalb von zwei Wochen ohne Nennung vonGründen schriftlich widerrufen an „Werte stiften”, Bühring und Weisner VerlagsgesellschaftGbR, Bayreuther Straße 1, 91054 Erlangen

___________________________________________________________________________________

Datum, Unterschrift

� „Werte stiften“ ist endkundenorientiert

� „Werte stiften“ informiert über die deutscheStiftungslandschaft, motiviert und gibt Anregungen

� „Werte stiften“ richtet sich an Stifter, stiftungs- undspendenbereite Bürger, Stiftungen und Stifterge-meinschaften und Unternehmen/Verbände miteigenen Sponsoring- und Stiftungsaktivitäten

� „Werte stiften“ erreicht die Zielgruppe u. a. überdie Verteilung durch Kreditinstitute im Bereich desPrivate Bankings, durch Direktversand an Stiftungenund Stiftungsinteressierte und durch die Auslageauf Messen, bei Ärzten und bei Steuerberatern

� „Werte stiften“erscheint vier Malim Jahr und hat über 15.000 Leser

� „Werte stiften“steht im Internetzum kostenlosen Download bereit

Anzeigenkontakt:

Ellenor KuhnkeTelefon 0 91 31.5 30 [email protected]

Bühring & Weisner VerlagsgesellschaftBayreuther Straße 1 . 91054 Erlangenwww.werte-stiften.de . [email protected]

Werte stiftenim Abonnement

Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen

www.werte-stiften.de03.2011 . 3. Jahrgang

5,80 Euro

MädchenLeben – andersFotoausstellung des Kinder-hilfswerks Plan Deutschland

Ehrenpreis für KinderrechteUNICEF ehrt Harry Belafonte

Authentisch bleibenÜber das soziale Engagementvon Prominenten

Begleitung für Frühgeborene und ihre Eltern

Kleine Babys,große Wunder

Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen

www.werte-stiften.de06.2011 . 3. Jahrgang

5,80 Euro

Rolf Zuckowski engagiert sich für eine musikalische Kindheit

Kinderbrauchen Musik

Denkmalen neuesLeben einhauchenDeutsche Stiftung Denkmalschutzseit über 25 Jahren aktiv

Mädels vor, noch ein Tor!Abschluss der Aktion derDietmar Hopp Stiftung

Wir helfen gern!Individuelle Mitarbeiter-Spendenaktion der ERGO Direkt

Werte stiftenfür Anzeigen-kunden

22,-Euro

WERTE_anz_ABO_A4_0212_LY:- 07.02.2012 9:15 Uhr Seite 1

StiftungsWelt 01-2012 » » » SErvicE 81

Page 82: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

eine Zäsur und verändert die Stif-tungslandschaft gravierend. Die Bindung an das Bürgertum wird nicht nur durch die Vertreibung der jüdischen Stifter zumindest vorü-bergehend deutlich behindert.

Eine wunderbar geschriebene und hochinteressante Monografie, die über die schöne Stadt Hamburg hinaus interessant ist.   « « «sWen neumAnn, bremen | www.SwEn-nEuMann.dE

bürgergeseLLschaft und bürgerstädte

Herbert Beck; Roland Kaehlbrandt (Hg.): Bürgergesellschaft und Bürgerstädte. Wurzeln, Gegenwart, Zukunft. Polytechnik-Kolleg. Frankfurt Academic Press, Frankfurt a.M. 2011. ISBN: 978-3-86983-009-4. 336 Seiten. 28,00 Euro.

» » »   „Eine kleine Forschungsreise mitten in die Bürgergesellschaft“ – mit diesen Worten leiten die He-rausgeber Herbert Beck und Roland Kaehl brandt den Sammelband „Bür-gergesellschaft und Bürgerstädte“ ein. Grundlage bildete das erste Po-lytechnik-Kolleg, das als Veranstal-tungsreihe zwischen November 2010 und April 2011 von der Polytechni-schen Gesellschaft, der Universität Frankfurt a.M. und dem Kulturfonds Frankfurt a.M. abgehalten wurde.

Polytechnisch heißt: in Verbin-dung von Theorie und Praxis, unter Berücksichtigung der Nützlichkeit für die Gesellschaft. Die Vokabel

steht für den gelungenen Anspruch der Herausgeber, ein ebenso lehr-reiches wie unterhaltsames Buch zu erstellen. Dabei überzeugt vor allem die Vollständigkeit: In den Abschnit-ten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stellen die Autoren grund-legende Aspekte des urbanen Zu-sammenlebens in den Fokus. Der Rückblick spannt einen Bogen von der antiken Polis bis ins moderne Frankfurt, betont die Rolle des Ge-schichtsbewusstseins als prag-matisch-konstituierendes Element bürgerlicher Identität und stellt die Traditionen der bürgerlichen Verant-wortung in Kontext. Auf die aktuel-len Herausforderungen Wettbewerb, Bildung, Integration und Partizipati-on richtet der Abschnitt Gegenwart seinen Blick. Für die Erörterung der nahen Zukunft des Jahres 2030 wird schließlich im Podiumsgespräch, das die Veranstaltungsreihe ab-schloss, ein neues Selbstverständ-nis der Bürgergesellschaft gefordert. Zahlreiche Experten haben als Dis-kutanten und Referenten ihr Fach-wissen eingebracht. Im Ergebnis zeigt sich zweierlei ganz selbstver-ständlich: Welche besondere Rol-le Frankfurt als historische Bürger-stadt in Deutschland einnimmt und wie viel davon auf andere Städte übertragbar ist. Daher: Nicht nur für Frankfurter von Interesse!   « « «Axel h�Alling | projEktMitarbEitEr StiftungSinitiativE oSt und initiativE bürgErStiftungEn

fundraising interdisziPLinär

Claudia Andrews: Fundraising interdisziplinär. Ein Beitrag zur Erneuerung der Kultur gemeinwohlbezogenen Gebens. Logos Verlag Berlin, Berlin 2011. ISBN: 978-3-8325-2978-9. 298 Seiten. 40,00 Euro.

» » »   Über Fundraising gibt es un-zählige Ratgeber, aber die wissen-schaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik steht noch am Anfang. Das will Claudia Andrews mit ihrer Publikation „Fundraising interdis-ziplinär“ ändern, die sie 2011 an der Wirtschafts- und Sozialwissen-schaftlichen Fakultät der Univer-sität Potsdam als Dissertations-schrift eingereicht hat. Die Autorin, selbst Fundraiserin und Theologin, will einen „Beitrag zur Erneuerung der Kultur gemeinwohlbezoge-nen Gebens“ leisten. Hierfür be-trachtet sie das Thema Fundraising nicht aus der üblichen betriebswirt-schaftlichen Perspektive, sondern beleuchtet die Fundraising-Bezüge von sechs weiteren Wissenschaften: Die soziologische Perspektive etwa liefert Erkenntnisse zur Professio-nalisierung des Fundraisings. Aus der historischen Perspektive gera-ten antike, jüdisch-christliche und neuzeitliche Wurzeln freiwilliger Gemeinwohlverantwortung in den Blick. Und das politikwissenschaft-liche Kapitel steuert Betrachtungen über den Dritte-Sektor-Diskurs, den Zivilgesellschafts-Diskurs und den

82 StiftungsWelt 01-2012

Page 83: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Sozialkapital-Diskurs bei. Es folgen Abschnitte über wirtschaftswissen-schaftliche, philosophisch-ethische, psychologische und theologische Bezugsfelder für Fundraising.

Systematisch, knapp und ver-ständlich reflektiert die Studie eine Vielzahl von Begriffen und skiz-ziert Entwicklungslinien bis in die Gegenwart. Dank der interdiszip-linären Herangehensweise gelingt es der Autorin, vernachlässigte Zu-sammenhänge aufzuspüren und ein Forschungsprogramm zu ent-werfen. Hierfür soll insbesonde-re die Fundraising-Analyse- und Orientierungsmatrix dienen, die Fundraising auf der Verantwor-tungsebene als Managementauf-gabe, Beruf und kulturelle Praxis differenziert und in Bezug setzt zur Handlungsebene als Fundraising, Fundmediation und Fundgiving. Fa-zit: Ein material- und ideenreicher Überblick zu Fundraisingtheorie und -praxis, anregend für Praktiker und Dritter-Sektor-Interessierte. cArolin regler | volontärin MEdiEn & koMMunikation iM bundESvErband dEutSchEr StiftungEn

fundraising

Michael Urselmann: Fundraising – Professionelle Mittelbeschaffung für steuerbegünstigte Organisationen. 5., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage. Haupt Verlag, Bern/Stuttgart/Wien 2012. ISBN: 978-3-258-07670-6. 269 Seiten. 39,90 Euro.

» » »   Einer der Klassiker der deutschsprachigen Fundraising-literatur geht in die fünfte Run-de. Ausgehend von einer wissen-schaftlichen Analyse der seit 1993 kontinuierlich durchgeführten Befragung von spendensammeln-den Organisationen leitet der Au-tor Michael Urselmann, Professor für Sozialmanagement an der FH Köln, praxisnahe Handlungsemp-fehlungen für das Alltagsgeschäft des Fundraisers ab. Der einleiten-de Theorieteil ist knapp gehalten, um den praktischen Handlungsfel-dern mehr Raum zu geben, so die Gewinnung von Erstspendern und Verwandlung derselben in Mehr-fachspender oder der Umgang mit Groß- und Testamentspendern. Wichtige Kommunikationselemen-te wie Datenbanken, Öffentlich-keitsarbeit oder Onlinefundraising werden dargestellt und gewichtet. Besonders praxisnah und anschau-lich ist der Teil zum Fundraising-Management, in dem Schlagworte wie Controlling, Qualitätsmana-gement, Führung und Innovation heruntergebrochen und auf das berufliche Umfeld des Fundraisers bezogen werden. Mit vielen Praxis-beispielen, Abbildungen, Litera-tur- und Informationshinweisen und der Rubrik „Was ich in diesem Kapitel gelernt habe“ ermöglicht die Neuauflage einen leichten und konkreten Einstieg in das Thema Fundraising. Zu bedauern bleibt le-diglich, dass die vollständige Über-arbeitung nicht dem Adressteil zu-gute kam.   « « «corDulA beyer | frEiE MitarbEitErin iM vErlag dES bundESvErbandES dEutSchEr StiftungEn   « « «

» Anheier, Helmut K.; Schröer, An-dreas; Then, Volker (Hg.): Sozia-le Investitionen – Interdiszipli-näre Perspektiven. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wies-baden 2012. ISBN: 978-3-531-16546-2. 367 Seiten. 39,95 Euro.

» Fiala, Johannes (Hg.): Geldan-lagen für Stiftungen und Stif-ter. Grundlagen – Instrumente – Optimierung. 2., überarbeitete Auflage. Bundesanzeiger Verlag, Köln 2011. ISBN: 978-3-8462-0022-3. 200 Seiten. 34,80 Euro.

» Kolbe, Andreas; Hönigsber-ger, Herbert; Osterberg, Sven: Marktordnung für Lobbyisten. Wie Politik den Lobbyeinfluss regulieren kann. Ein Vorschlag der Otto Brenner Stiftung (zu bestellen und herunterzuladen bei der Otto Brenner Stiftung, Telefon (069) 66 93-28 10; www.otto-brenner-stiftung.de).

» Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung (Hg.): Stiftungen und Integration in Niedersachsen. Ein Wegweiser. Hannover 2011 (zu bestellen über www.lotto-sport-stiftung.de, Telefon (0511) 12 68-50 51; www.stiftungen-und-integration.de).

» Studienkompass; Vodafone Stiftung Deutschland (Hg.): Bildungsgerechtigkeit ermögli-chen! Argumente für eine recht-zeitige Studienorientierung von Jugendlichen. Murmann Verlag, Hamburg 2011. ISBN: 978-3-86774-176-7. 152 Seiten. 19,90 Euro.

buchMarkt

Aktuelle Literatur

StiftungsWelt 01-2012 » » » SErvicE 83

Page 84: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Kulinarisches

» » »   „Essen hält Leib und See-le zusammen“, weiß der Volks-mund. Aber auch ein leckeres Mahl zuzubereiten, hat integrierendes Potenzial. Kochen und Genießen bringt die Welt zusammen. Diese Erkenntnis macht sich die Stiftung Bürger für Leipzig zunutze. Unter dem Motto „Miteinander kochen, miteinander leben!“ bietet sie in Kooperation mit der Leipziger Volkshochschule eine Reihe von Kochabenden an, bei der in Leipzig lebende Flüchtlinge ihre Nachbarn, Kollegen und Mitschüler einladen, mit ihnen einen Teil ihrer Kultur zu teilen. So sollen die gemeinsamen Kochabende eine kulinarische Brü-cke zwischen Leipzigern und den in der Stadt lebenden Flüchtlingen schlagen.

Auf den Tisch kommen gemein-sam zubereitete Gerichte aus ver-schiedenen Ländern, und dabei gibt es „nebenbei“ rund um die Mahlzeit herum viel Wissenswertes zu lernen. Von besonderen Feier-tagsgerichten über die Zubereitung der Speisen und den Umgang mit Zutaten bis zum Ablauf einer Mahl-zeit: „In allem entdeckt man kul-turelle Eigenheiten“, so die Initia-toren.

Nach dem Auftakt am 7. De-zember 2011 treffen sich im Laufe des Jahres nun an fünf weiteren Abenden zwölf Gäste in der Lehr-küche der Volkshochschule Leip-zig, um dort gemeinsam zu kochen, zu reden und zu speisen. Einige Rezepte hat die Gruppe des Flücht-lingsrates Leipzig e.V. für einen Kalender für 2012 zusammengetra-gen. Die Stiftung Bürger für Leipzig hält ein Set von zwölf Rezeptkärt-chen mit arabischen Speisen be-

reit, darunter z.B. Hummus (siehe Rezept auf dieser Seite), Fattusch (ein Salat mit Gurke, Blattsalat, Ra-dieschen, Tomaten, Petersilie und Minze und eine klassische Vorspei-se besonders im Ramadan), Nisik (eine Suppe mit Möhren, Kartoffeln und Linsen), Tapsi (Lammfleisch-eintopf mit Auberginen, Zucchini, Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln und Paprika) und Al Muhalabia (ein Dessert aus Milch, Zucker, Rosen-wasser und Pistazien).

Für diese Idee zum Projekt wur-de die Stiftung Bürger für Leipzig im vergangenen August im Rah-men des Ideenwettbewerbs der Herbert Quandt-Stiftung und der Initiative Bürgerstiftungen ausge-zeichnet. Die 5.000 Euro Preisgeld kommen nun der Umsetzung zugu-te. Wir wünschen viel Spaß beim gemeinsamen Kochen und guten Appetit!   « « « bvb

Kochen verbindetDie Stiftung Bürger für Leipzig schlägt kulinarische Brücken zu den Heimatländern von Flüchtlingen, die in Leipzig leben.

Weitere Informationen www.buerger-fuer-leipzig.de

Rezept:Hummus bi-TahinaZutaten für 4 Personen 250 g getrocknete Kichererbsen4 Knoblauchzehen150 g Tahina (Sesammus aus dem Reformhaus)Saft von 3 Zitronen5 EL OlivenölSalzDie Kichererbsen ca. zwölf Stunden in 1 l Wasser einweichen. Die Kichererbsen im Einweichwasser 45 min. zugedeckt bei starker Hitze kochen, in einem Sieb abtropfen lassen und in eine hohe Schüssel geben. Den geschälten Knoblauch, das Sesammus, den Zitronensaft und das Olivenöl zugeben, mit Salz würzen. Die Zutaten mit einem Pürierstab zu einer cremi-gen Masse pürieren. Mit einer schwarzen Olive und Paprika-pulver garnieren. Warm oder kalt mit Fladenbrot servieren. Quelle: Stiftung Bürger für Leipzig

84 StiftungsWelt 01-2012

Page 85: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

In eigener Sache

stiftungsWelt-sch�WerPunkt- th�emen 2012

Anzeigen in Der stiftungsWelt

Mit vier Ausgaben im Jahr und einer Auflage von 5.000 Exemp-laren bietet die StiftungsWelt Informationen rund um das Stiftungswesen. Das Magazin richtet sich an die Mitglieder des Bundesverbandes Deut-scher Stiftungen, an Entschei-der und Führungskräfte in Stif-tungen, Stifter und Stiftungsbe-rater sowie an Abonnenten und Multiplikatoren aus Politik und Gesellschaft.

Möchten auch Sie mit einer Anzeige Menschen in Stiftungen

erreichen? Möchten Sie dem Magazin eine Beilage zufügen? Wir bieten Ihnen farbige An-zeigen in vielen Formaten und gewähren attraktive Rabatte auf Anzeigenserien. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte Mira Na-gel, Telefon (030) 89 79 47-73, [email protected].

Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe: 30. April 2012 (Auftragsschluss)

Die nächsten Ausgaben der StiftungsWelt widmen sich im Schwerpunktteil folgenden Themen:» 02-2012: Stiftungsethik

Erscheinen: 12. Juni» 03-2012: Inklusion

Erscheinen: 25. September» 04-2012: Wald

Erscheinen: 4. DezemberWenn Sie Ideen und Themen-vorschläge haben, freut sich das Redaktionsteam auf Ihre Anregungen. Dafür bitten wir Sie um ein kurzes Exposé. Nä-heres unter: www.stiftungen.org/stiftungswelt. Pressemit-teilungen senden Sie bitte an [email protected].

vorsch�Au stiftungsWelt 02-2012: stiftungseth�ik

StiftungsWelt. Das Magazin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Herausgeber © 2012Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V.Haus Deutscher StiftungenMauerstraße 93 | 10117 BerlinTelefon (030) 89 79 47-0 | Fax [email protected] · www.stiftungen.orgwww.stiftungen.org/verlagV. i. S. d. P.: Prof. Dr. Hans Fleisch, GeneralsekretärChefredaktion: Benita von Behr (BvB)[email protected]: Dr. Hermann Falk (FA), Ralf Gigerich (GI), Katrin Kowark (KO), Timon Pohl (PH), Carolin Regler (RG)Bildredaktion: Benita von Behr, Timon PohlKorrektorat: Nicole Woratz Verlag: Bundesverband Deutscher StiftungenErscheinungsweise: 4-mal jährlichAuflage dieser Ausgabe: 5.000 Exemplare Gestaltung, Satz: www.pacificografik.deE. Girardet, M. Lichtwarck, V. Eizenhöfer Druck: Oktoberdruck | 10245 BerlinGedruckt auf Munken Pure (FSC Mixed Sources Zertifikat). Sowohl der Papier-Lie-ferant „arctic paper“ als auch Oktoberdruck bemühen sich darum, die hohen Umwelt-belastungen des Druckvorgangs weitest-möglich zu reduzieren und haben das an-spruchsvolle EMAS-Zertifikat erhalten.Bildnachweis: Soweit nicht anders ange-geben, liegen die Bildrechte bei den im Beitrag genannten Stiftungen oder Autoren.Allianz Umweltstiftung/Wilde: 54 o.re.; AMSEL e.V.: 52 u.Mi.; birgitH/Pixelio.de: 7 Mi., 64; E. Blatt: 50; Bundesministerium der Finanzen/Hendel: 77 u.; Mahmoud Dabdoub: 84; Marc Darchinger: Cover, 4 (untere 4 Fotos), 5, 10-35, 41, 56 li., 58-59, 75 li.; DSZ/David Ausserhofer: 48 li.Mi.; DSZ/standout.de: 48 li.u.; ECE: 46 li.u.; Erfurt Tourismus und Marketing GmbH: 4 (2. Bild v.o.), 57, Europäische Kommission: 44; Fabian Fiechter: 71 u.; Bernardo Friese/Carl und Veronica Carstens-Stiftung: 46 li.o.; Andreas Greiner-Napp: 22 (Porträt Brömm-ling); Klinikum rechts der Isar: 48 Mi.; Messe Erfurt GmbH: 4 o.; Philipp Horak: 52 re.u.; Maßstab: 52 li.o.; Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg: 47 li.u.; Sanna Nübold: 47 li.o.; Frank Nürnberger: 46 re.; Schloss Ziethen: 75 o.; Shutterstock: 7 re., 56 re.; Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg/J. Thormann/J. Ruffer: 54 li.; Stiftung Welt-bevölkerung/Die Projektoren: 53 Mi.; Studio Andreas Heller: 54 re.u.; Universität Heidelberg: 53 li.o.; Universität Konstanz: 53 li.u.; Universitätsklinikum Heidelberg: 52 re.o.; Oliver Weber/Pixelio.de: S. 8-9 o.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasser, nicht unbedingt die des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wieder.

Mitgliedern des Bundesverbandes Deut-scher Stiftungen wird die StiftungsWelt im Rahmen der Mitgliedschaft ohne besondere Bezugsgebühr zugestellt.

Erscheinungstermin dieser Ausgabe: 20. März 2012

ISSN 1863-138X

h�inWeise

imPressum

Wo geht es lang im Stiftungsall-tag? Schon die erste gedruck-te Ausgabe unseres Mitglieder-magazins, damals unter dem Titel „Deutsche Stiftungen“, befasste sich im Frühjahr 1999 mit dem Schwerpunktthema Stiftungsethik. Zu dieser Zeit war bereits der Prozess in Gang, der 2006 in die Verabschiedung der Grundsätze Guter Stiftungs-praxis mündete. Was hat sich seitdem im Hinblick auf die Be-mühungen um gutes Stiftungs-handeln getan?Im Sommer wird der Bundesver-band Deutscher Stiftungen eine Publikation veröffentlichen, in der dokumentiert ist, wie deut-sche Stiftungen die Grundsätze Guter Stiftungspraxis in ihrem Alltag anwenden. Die nächste Ausgabe der StiftungsWelt wird

auch den Blick auf Stiftungen richten, die sich darüber hi-nausgehenden Standards, Leit-linien und Zielen verpflichtet haben – sei es im Hinblick auf Transparenz, Vermögensanlage, Umgang mit Geförderten, Förde-rern und Mitarbeitern, Umwelt-schutz, Wirkungskontrolle oder in anderen Bereichen. Das Heft stellt vor, was Stiftungsakteure und ihre Bezugsgruppen heute unter gutem Stiftungshandeln verstehen. Reflexionen und Pra-xisbeispiele sollen Anregungen bieten, weitere Verbesserungs-potenziale für das eigene Stif-tungshandeln zu erschließen.Kontakt:[email protected] (030) 89 79 47-76Die nächste Ausgabe erscheint am 12. Juni 2012.

StiftungsWelt 01-2012 » » » SErvicE 85

Page 86: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

dokuMEntationübersicht

Mit einem Schreiben vom 17. Januar 2012 hat das Bundesministerium der Finanzen (BMF) den Anwen-dungserlass zur Abgabenordnung geändert. Damit werden zahlreiche Fragen des Gemeinnützigkeits-rechts neu geregelt. Die letzte Anpassung hatte es vor vier Jahren gegeben.

Was ist wirklich neu? Die Justiziarin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Dr. Verena Staats hat die wichtigsten Änderungen in einem Faktenblatt für Sie zusammengestellt, das wir auf den folgen-den Seiten abdrucken. Für Fragen dazu stehen Ihnen die Justiziarinnen des Bundesverbandes Deut-scher Stiftungen gerne zur Verfügung:Dr. Verena Staats | Telefon (030) 89 79 47-63 | [email protected] Müller | Telefon (030) 89 79 47-67 | [email protected]

Siehe auch Kurzinterview mit dem Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Dr. Stephan Schauhoff auf S. 77

86 StiftungsWelt 01-2012

Page 87: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Bundesverband Deutscher Stiftungen | Telefon (030) 89 79 47-0 | [email protected] | www.stiftungen.org

Mit dem BMF-Schreiben vom 17. Januar 20121 zur Änderung des Anwendungserlasses zur Abgabenordnung (AEAO) vom 2. Januar 2008 (BStBl. I S. 26) werden zahlreiche Fragen des Gemeinnützigkeitsrechts geändert. Die nachfolgenden Ausführungen geben einen Überblick über die wichtigsten Änderungen2:

I. I. I. I. zu § 51zu § 51zu § 51zu § 51 AO AO AO AO ---- AuslandsaktivitätenAuslandsaktivitätenAuslandsaktivitätenAuslandsaktivitäten und Inlandsbezugund Inlandsbezugund Inlandsbezugund Inlandsbezug

Nach § 51 Abs. 2 AO ist für die Verwirklichung steuerbegünstigter Zwecke im Ausland erforderlich, dass die Tätigkeit zum Ansehen der Bundesrepublik Deutschland im Ausland beitragen kann (sog. struktureller Inlandsbezug).

In der Verwaltungspraxis hat das Merkmal „beitragen kann“ aufgrund seiner Unbestimmtheit immer wieder zu Unsicherheiten geführt. Im AEAO wird daher bestimmt, dass grundsätzlich alle im Inland gemeinnützigen Zwecke auch im Ausland verwirklicht werden können (vgl. AEAO Nr. 7 zu § 51 Abs. 2 AO).

Soweit es sich dabei um Auslandsaktivitäten einer inländischen Stiftung handelt, ist grundsätzlich im Sinne einer Indizwirkung von einem „Ansehensbeitrag“ auszugehen. Es bedarf daher keiner weiteren Überprüfung, ob die Auslandsaktivität zum Ansehen beiträgt. Fördert beispielsweise die Stiftung Karneval auch den Karneval in Venedig, so ist ohne weiteres von einer Ansehensförderung auszugehen. Davon unabhängig besteht aber – wie auch in der bisherigen Praxis – die Pflicht, bei Auslandssachverhalten die satzungsgemäße Mittelverwendung nachzuweisen. Dazu können z. B. entsprechende Belege ins Deutsche übersetzt werden.

Handelt es sich um ausländische Körperschaften, ist nach der Verwaltungsansicht der Ansehensbeitrag grundsätzlich zu bejahen, wenn sie in Deutschland lebende Personen fördern, auch wenn diese sich zeitweise im Ausland befinden. Bei anderen Aktivitäten ist dagegen eine konkrete Darlegung des Ansehensbeitrages erforderlich. Die Indizwirkung entfällt hier. Problematisch ist allerdings, dass auch weiterhin offen bleibt, wie die Darlegung des Ansehensbeitrages konkret erfolgen kann. Insoweit ist die Verwaltungspraxis weiter zu beobachten.

II. II. II. II. zzzzu § 53 AOu § 53 AOu § 53 AOu § 53 AO−−−− HilfsbedürftigkeitHilfsbedürftigkeitHilfsbedürftigkeitHilfsbedürftigkeit

Nach § 53 AO kann die Verfolgung mildtätiger Zwecke dadurch geschehen, dass Personen unterstützt werden, deren Bezüge grundsätzlich nicht höher sind als das Vierfache des Regelsatzes der Sozialhilfe. Diese Grenze gilt dann nicht, wenn das Vermögen der Personen zur nachhaltigen Verbes-serung des Unterhalts ausreicht und ihnen zugemutet werden kann, es dafür zu verwenden. Unklar war bislang, wie der Einsatz des Vermögens konkret ausgestaltet werden sollte. Nunmehr soll grundsätzlich jegliches Vermögen oberhalb von 15.500 Euro für den eigenen Lebensunterhalt eingesetzt werden. Außer Acht bleiben Vermögensgegenstände, deren Wert offensichtlich eine Verschleuderung bedeuten würde oder die einen besonderen Erinnerungswert haben. Auch ein

1 BMF v. 17.1.2012 IV A 3 – S 0062/08/1007 – 12IV C 4 – S 0171/07/0038-007

2 Vertiefend: Hüttemann, Der neue Anwendungserlass zum Abschnitt „Steuerbegünstigte Zwecke“, Der Betrieb 2012, 250-257; Schauhoff/Kirchhain, Was bringt der neue AO-Anwendungserlass für gemeinnützige Körperschaften?, DStR 2012, 261-267.

Faktenblatt: Änderungen des Anwendungserlasses

zur Abgabenordnung

StiftungsWelt 01-2012 » » » dokuMEntation 87

Page 88: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Änderung des Anwendungserlasses zur Abgabenordnung (AEAO) | Februar 2012 | Seite 2 von 4

Bundesverband Deutscher Stiftungen | Telefon (030) 89 79 47-0 | [email protected] | www.stiftungen.org

angemessenes Hausgrundstück im Sinne des § 90 Abs. 2 SGB XII, das die unterstützte Person allein oder zusammen mit Angehörigen bewohnt, bleibt unberücksichtigt (vgl. AEAO Nr. 9 zu § 53 AO).

Eine mildtätige Stiftung muss sich von der wirtschaftlichen Hilfsbedürftigkeit ihrer Leistungsempfänger überzeugen. Dazu hat sie eine Berechnung maßgeblicher Einkünfte und Bezüge sowie eine Berechnung des Vermögens stets vorzuhalten (vgl. AEAO Nr. 10 zu § 53 AO). Welche Unterlagen damit im Einzelfall erforderlich sind, wird damit auch im AEAO-neu weiterhin offen gelassen. So kann die geforderte Nachweispflicht vor allem für Bereiche problematisch werden, bei denen sich der konkrete Nachweis praktisch nicht bzw. nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand – wie z. B. bei den Tafeln – erbringen lässt.

Empfehlung: Empfehlung: Empfehlung: Empfehlung: Eine mildtätige Stiftung sollte sich daher vergewissern, dass sie keine Gemeinnützigkeitsverstöße aufgrund formeller Nachweispflichten begeht.

IIIIIIIIIIII. . . . zzzzu § 55 Abs. 1 Nr. 3 AOu § 55 Abs. 1 Nr. 3 AOu § 55 Abs. 1 Nr. 3 AOu § 55 Abs. 1 Nr. 3 AO −−−− Vergütung von OrganenVergütung von OrganenVergütung von OrganenVergütung von Organen

Nach den zivilrechtlichen Regelungen übt der Vorstand eines Vereins sein Amt grundsätzlich ehrenamtlich aus, womit von einer unentgeltlichen Tätigkeit auszugehen ist (§ 27 Abs. 3 i. V. m. § 662 BGB). Die Zahlung einer Vergütung ist als Ausnahme von dieser gesetzlichen Regelung nur dann möglich, wenn diese ausdrücklich in der Vereinssatzung zugelassen ist (vgl. § 40 BGB). Einem Vereinsvorstand steht daher ein Entgelt für die geleistete Arbeit – auch als sog. „Ehrenamtspauschale“ (§ 3 Nr. 26a EStG) – nur zu, wenn eine entsprechende Regelung in der Satzung existiert. Durch mehrere BMF-Schreiben hat das BMF in den letzten drei Jahren zu der oben genannten Problematik Stellung genommen und Vereinen bis zum 31.12.2010 eine Frist zur Durchführung der entsprechenden Satzungsänderungen eingeräumt. Der AEAO nimmt nun Bezug auf die entsprechenden BMF-Schreiben (vgl. AEAO Nr. 23 zu § 55 Abs. 1 Nr. 3 AO). Demnach sind Tätigkeitsvergütungen gemeinnützigkeitsrechtlich nur zulässig, wenn eine entsprechende Satzungsregelung besteht.

Ob diese Grundsätze auch für die Vergütung von Stiftungsvorständen gelten, kann mit guten Gründen bezweifelt werden, da § 40 BGB auf Stiftungen keine Anwendung findet. Die Finanzver-waltung geht allerdings in dem neuen AEAO (vgl. AEAO Nr. 23 zu § 55 Abs. 1 Nr. 3 AO) davon aus, dass das Erfordernis einer satzungsrechtlichen Grundlage für die finanzielle Entschädigung des Zeiteinsatzes von Stiftungsvorständen entsprechend gilt.

Empfehlung:Empfehlung:Empfehlung:Empfehlung: Soweit die Stiftung den Vorständen eine Vergütung zahlt, sollten die diesbezüglichen Satzungsregelungen überprüft und ggf. in Abstimmung mit dem Finanzamt angepasst werden.3

IIIIVVVV. . . . zzzzu §u §u §u § 55 und §55 und §55 und §55 und § 56565656 AOAOAOAO −−−− wirtschaftliche Tätigkeitwirtschaftliche Tätigkeitwirtschaftliche Tätigkeitwirtschaftliche Tätigkeit und Ausschließlichkeitund Ausschließlichkeitund Ausschließlichkeitund Ausschließlichkeit

Nach dem Grundsatz der Selbstlosigkeit darf eine Stiftung nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke verfolgen. Die Selbstlosigkeit, also „Uneigennützigkeit", entspricht der zum Ziel gesetzten Gemeinnützigkeit. Dies schließt aber die Verfolgung eigenwirtschaftlicher Zwecke der Stiftung nicht gänzlich aus. Der Eigennutz darf nur nicht „in erster Linie" gegeben sein, die Opferwilligkeit nicht im Hintergrund stehen.

Die Finanzverwaltung vertrat bislang die Auffassung, dass eine Körperschaft dann nicht mehr als selbstlos angesehen werden könne, wenn ihr eine wirtschaftliche Tätigkeit das „Gepräge“ gebe (vgl. AEAO Nr. 2 zu § 55 Abs. 1 Nr. 1 AO a. F.). Da die Maßstäbe für das Vorliegen eines „wirtschaftlichen Gepräges“ aber nicht weiter konkretisiert wurden, ergab sich daraus oftmals Anlass zum Streit. Im

3 Vgl. ausführlich das Faktenblatt zur Vergütung von Vorständen.

88 StiftungsWelt 01-2012

Page 89: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Änderung des Anwendungserlasses zur Abgabenordnung (AEAO) | Februar 2012 | Seite 3 von 4

Bundesverband Deutscher Stiftungen | Telefon (030) 89 79 47-0 | [email protected] | www.stiftungen.org

AEAO-neu löst sich die Finanzverwaltung nunmehr von den Grundsätzen der Geprägetheorie – AEAO Nr. 2 zu § 55 Abs. 1 Nr. 1 AO a. F. ist gestrichen – und schließt sich der BFH-Rechtsprechung an (vgl. AEAO Nr. 1 zu § 56 AO).

Die Mittelbeschaffung für den gemeinnützigen Bereich mit Gewinnerzielungsabsicht ist stets zulässig. Die Steuerbegünstigung scheitert nur daran, wenn die wirtschaftliche Tätigkeit Selbstzweck wird, weil tatsächlich durch einen steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb oder die Vermögensverwaltung sich das Tätigwerden der gemeinnützigen Körperschaft erschöpft, ohne dass daraus eine angemessene Rendite für die gemeinnützige Zweckerfüllung erwirtschaftet wird. Zugleich wird − vor allem für rein vermögensverwaltende Stiftungen erfreulich − klargestellt, dass insbesondere eine Mittelbeschaffungskörperschaft, die ihre Überschüsse an gemeinnützige Körperschaften weitergibt, auch dann gemeinnützig sein kann, wenn sie ausschließlich einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb unterhält oder Vermögensverwaltung betreibt.

V. V. V. V. zzzzu § 57 AOu § 57 AOu § 57 AOu § 57 AO −−−− Grundsatz der Unmittelbarkeit und Einsatz von HilfspersonenGrundsatz der Unmittelbarkeit und Einsatz von HilfspersonenGrundsatz der Unmittelbarkeit und Einsatz von HilfspersonenGrundsatz der Unmittelbarkeit und Einsatz von Hilfspersonen

In § 57 AO ist der Grundsatz der Unmittelbarkeit verankert.

Nach AEAO a. F. galt, dass das Handeln als Hilfsperson im Sinne des § 57 AO keine eigene steuerbegünstigte Tätigkeit der Hilfsperson darstellen kann. Der AEAO übernimmt nun die Auffassung der Rechtsprechung, so dass auch die eigene Steuerbegünstigung einer Hilfsperson nicht ausgeschlossen ist, wenn mit der Hilfspersonentätigkeit zugleich eigene steuerbegünstigte Zwecke erfüllt werden (vgl. AEAO Nr. 8 Satz 9 zu § 57 AO).

Des Weiteren wurde bislang die Tätigkeit eines Dritten als eigene Betätigung und somit als Hilfspersonentätigkeit anerkannt, wenn die Hilfsperson weisungsgebunden war und dies etwa durch einen Werk-, Arbeits- oder Dienstvertrag belegt werden konnte. Problematisch war diese Auffassung vor allem bezüglich des Vorliegens eines Werkvertrages, da dieser regelmäßig keine Weisungsbefugnis vermittelt. Demensprechend ist nunmehr entscheidend, dass die gemeinnützige Körperschaft durch Vorlage entsprechender Vereinbarungen nachweist, dass sie den Inhalt und den Umfang der Tätigkeit der Hilfsperson im Innenverhältnis bestimmen kann.

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung: : : : Beim Abschluss von Verträgen, durch die der Einsatz von Hilfspersonen geregelt wird, ist künftig genau darauf zu achten, dass die erforderliche Kontrollmöglichkeit im Innenverhältnis gewährleistet ist.

VVVVIIII. . . . zzzzu §u §u §u § 58 Nr.58 Nr.58 Nr.58 Nr. 6666 −−−− Bildung einer WiederbeschaffungsrücklageBildung einer WiederbeschaffungsrücklageBildung einer WiederbeschaffungsrücklageBildung einer Wiederbeschaffungsrücklage

§ 58 AO regelt die Möglichkeit, Rücklagen zu bilden. Da gemeinnützige Körperschaften regelmäßig über Wirtschaftsgüter verfügen, für die in ferner Zukunft auch die Möglichkeit der Ersatzbeschaffung bedacht werden muss, bilden sie regelmäßig die sog. Wiederbeschaffungsrücklage. In dieser werden Mittel pauschal in Höhe der Abschreibungen gesammelt, um nach Ende des Abschreibungszeitraums das genutzte Wirtschaftsgut, typischerweise eine Immobilie, entweder grundlegend zu sanieren oder neu zu beschaffen.

Nach dem AEAO-neu ist dies nicht mehr möglich. Die Bildung dieser Wiederbeschaffungsrücklage nach § 58 Nr. 6 AO ist nur noch dann zulässig, wenn tatsächlich eine Neuanschaffung geplant und finanziell in einem angemessenen Zeitraum möglich ist (vgl. AEAO Nr. 2 Satz 7 bis 12 zu § 58 AO). Damit ergeben sich für gemeinnützige Stiftungen, die eine Wiederbeschaffungsrücklage bilden wollen, zusätzliche Nachweispflichten, da die geplante Neuanschaffung und der zeitliche Rahmen konkretisiert werden müssen.

Der neue AEAO stellt insbesondere Stiftungen mit Immobilienbesitz vor bislang noch nicht gelöste Probleme. So besteht die Gefahr, dass z. B. die geplante Neuanschaffung einer Immobilie nach 40

StiftungsWelt 01-2012 » » » dokuMEntation 89

Page 90: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Änderung des Anwendungserlasses zur Abgabenordnung (AEAO) | Februar 2012 | Seite 4 von 4

Bundesverband Deutscher Stiftungen | Telefon (030) 89 79 47-0 | [email protected] | www.stiftungen.org

Jahren nicht als ausreichende Konkretisierung angesehen wird. Hier bleibt daher abzuwarten, wie sich die Verwaltungspraxis entwickelt. Dagegen spricht vieles dafür, dass bei Wirtschaftsgütern mit kürzeren Abschreibungszeiträumen, wie z. B. Rettungswagen, die Afa durchaus einen Anhaltspunkt zur Bildung der Wiederbeschaffungsrücklage bieten kann.

VIVIVIVIIIII. . . . zzzzu § 60 AOu § 60 AOu § 60 AOu § 60 AO ---- MustersatzungMustersatzungMustersatzungMustersatzung

Mit dem Jahressteuergesetz 2009 wurde § 60 Abs. 1 AO, in dem die Anforderungen an die Satzung für die Erlangung von Steuervergünstigungen geregelt sind, um einen Satz 2 ergänzt. Danach muss die Satzung gemeinnütziger Körperschaften die in der Anlage 1 bezeichneten Festlegungen enthalten.

Obwohl ein Teil der Finanzverwaltung die Mustersatzung dahingehend als verbindlich interpretiert, dass sich die in § 1 bis 5 der Mustersatzung enthaltenen steuerlichen Regelungen wortgleich in den Satzungen der steuerbegünstigten Körperschaften wiederfinden, trifft der AEAO-neu dazu keine Regelung. 4

Klargestellt wird nur, dass derselbe Aufbau und dieselbe Reihenfolge der Vorgaben der Mustersatzung nicht verlangt werden können und die Vorgaben nur verbindlich sind, soweit sie für die steuerbegünstigte Körperschaft überhaupt einschlägig sein können. Für Stiftungen gilt daher Folgendes: Wenn sie nur Mittelbeschaffungskörperschaften sind, müssen sie die Unmittelbarkeit nicht mehr ausdrücklich erwähnen. Außerdem können sie auf Aussagen zum Verbot der Mittelzuführung verzichten, weil sie keine Mitglieder haben (vgl. AEAO Nr. 2 zu § 60 AO).

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung: Die gesetzliche Mustersatzung findet zunächst nur auf alle neu – also nach dem 31.12.2008 – gegründeten gemeinnützigen Stiftungen Anwendung sowie auf bestehende Stiftungen, die ihre Satzung mit Wirkung nach dem 31.12.2008 ändern. Da eine generelle Frist zur Satzungsanpassung bestehender gemeinnütziger Stiftungen nicht besteht, muss eine Stiftung die Satzung nur überprüfen und ggf. anpassen, wenn aus anderen Gründen eine Satzungsänderung geplant ist. Die Satzungsänderung sollte in Abstimmung mit dem Finanzamt erfolgen.

VIIVIIVIIVIIIIII. . . . zzzzu § 68 u § 68 u § 68 u § 68 Nr. 2Nr. 2Nr. 2Nr. 2bbbb AO AO AO AO − − − − SelbstversorgungsbetriebeSelbstversorgungsbetriebeSelbstversorgungsbetriebeSelbstversorgungsbetriebe

In § 68 Nr. 2b AO sind Selbstversorgungsbetriebe (z.B. Krankenhauswäschereien) Zweckbetriebe, wenn Lieferungen und sonstige Leistungen dieser Einrichtungen an Außenstehende nicht mehr als 20 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen.

Entsprechend der (umstrittenen) Rechtsprechung des BFH legt der AEAO fest, dass auch dann kein Zweckbetrieb vorliegt, wenn der Selbstversorgungsbetrieb regelmäßig ausgelastet ist und planmäßig über Jahre in diesem Umfang Leistungen an Außenstehende erbringt (AEAO Nr. 4 Satz 2 zu § 68 AO).

4 Vgl. ausführlich Faktenblatt zur Mustersatzung.

90 StiftungsWelt 01-2012

Page 91: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Thema Ort Termin Preis

SeminareStiftungsmanagement: Die Grundlagen Berlin 30.08.2012 295 Euro* / 395 EuroBasiswissen Stiftung: Stiftungsorganisation und -administration Berlin 06.09.2012 295 Euro* / 395 EuroBasiswissen Stiftung: Vermögensmanagement Bonn 07.11.2012 295 Euro* / 395 EuroBasiswissen Stiftung: Rechnungslegung und Prüfung Bonn 08.11.2012 295 Euro* / 395 EuroStiftungen, Erbrecht und Testamentsvollstreckung Bonn 17.04.2012 295 Euro* / 395 EuroKapitalanlage nach der Krise – Kapitalanlage in der Krise? Bonn 26.04.2012 295 Euro* / 395 EuroStiftungs-ABC: Seminar im Rahmen der Berliner Stiftungswoche Berlin 24.04.2012 99 EuroRechnungslegung in der Praxis: Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung; Verbuchung von Fundraising-Vorgängen

Berlin 10.05.2012 295 Euro* / 395 Euro

Rechtsfragen von Internet, Social Media und Printmedien Bonn 24.05.2012 295 Euro* / 395 EuroDie rechtsfähige Stiftung und das Gemeinnützigkeitsrecht Berlin 30.05.2012 295 Euro* / 395 EuroVeranstaltung im Rahmen des Deutschen StiftungsTages Erfurt 20.06.2012 99 EuroGestaltungsmöglichkeiten bei Treuhandstiftungen Berlin 05.09.2012 295 Euro* / 395 EuroEventmanagement im Stiftungsumfeld Bonn 22.11.2012 295 Euro* / 395 Euro

WorkshopsTextwerkstatt – Die Kunst der Sprache (2 Tage Praxisworkshop) Berlin 28.-29.03.2012 295 Euro* / 395 EuroWirkungsorientierte Stiftungsprogramme & -projekte: Planung – Management – Evaluation (2 Tage Praxisworkshop)

Berlin 19.-20.09.2012 295 Euro* / 395 Euro

Fundraising für Stiftungen – Strategieentwicklung (2 Tage Praxisworkshop) Berlin 17.-18.10.1012 295 Euro* / 395 Euro

ForenUpdate für Alumni der Zertifizierungslehrgänge zu aktuellen Themen Bonn 27.09.2012 295 Euro* / 395 Euro

Deutsche StiftungsAkademie Aktuelle Termine 2012

Anmeldung und KontaktDr. Andrea RudolphGeschäftsführende Akademieleiterin Deutsche StiftungsAkademieHaus Deutscher Stiftungen | Mauerstr. 93 | 10117 BerlinTelefon (030) 89 79 47-47 | Fax (030) 89 79 [email protected] | www.stiftungsakademie.de

Die Deutsche StiftungsAkademie ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.

* Ermäßigter Preis für Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.Studierende, Erwerbslose und Referendare zahlen die Hälfte des Mitgliederpreises (ausgenommen Zertifizierungslehrgänge).

Zertifizierungslehrgang: Stiftungsberater 2.475 Euro* / 2.975 Euro

Modul 1: Stiftungsrecht Bonn 07.–08.09.2012Modul 2: Stiftungssteuerrecht Bonn 28.–29.09.2012Modul 3: Rechnungslegung und Vermögensanlage Bonn 19.–20.10.2012Modul 4: Stiftungsstrategien, Schriftliche Prüfung Berlin 02.–03.11.2012 Mündliche Prüfung Berlin 14.12.2012

Zertifizierungslehrgang: Stiftungsmanager 2.970 Euro* / 3.570 Euro

Modul 1: Stiftungsrecht Bonn 07.–08.09.2012Modul 2: Stiftungssteuerrecht Bonn 28.–29.09.2012Modul 3: Rechnungslegung und Vermögensanlage Bonn 19.–20.10.2012Modul 4: Stiftungsmanagement Berlin 09.–10.11.2012Modul 5: Öffentlichkeitsarbeit Berlin 23.–24.11.2012Mündliche Prüfung Berlin 14.12.2012

Blocklehrgang: Stiftungsmanager 4.450 Euro*/ 4.950 Euro

Sommerakademie Berlin 16.–27.07.2012

Schulung 1.450 Euro*/ 1.750 Euro

Führung von StiftungenKremmen bei Berlin

22.–24.08.2012

Page 92: »Ein Programm sollte die Menschen ermutigen, lokale ... · » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Maik Bohne ... 8 Panorama 43 Nachgefragt: ... dies mit den Worten „Aufrunden bit-te!“

Stifter wissen, wie es weitergeht.

In vielen Familien ist die Vermögensnachfolge ungeklärt – und in vielen Familienunternehmen

auch die Frage, wer es künftig führen wird. Stiftungen bieten vielfältige Möglichkeiten, um

die Zukunft Ihres Unternehmens zu sichern. Unsere Spezialisten helfen Ihnen,

die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sprechen Sie mit uns.

Ihre AnsprechpartnerProf. Dr. Wilfried Schulte

T +49 201 [email protected]

Sascha Voigt de OliveiraT +49 30 2068-4466

[email protected]

www.kpmg.de/stiftungen

© 2

012

KP

MG

AG

Wir

tsch

afts

prüf

ungs

gese

llsch

aft.

Alle

Rec

hte

vorb

ehal

ten.